Fishing for the Sun von Mitternachtsblick ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- So, sorry für die Verspätung, aber hier ist endlich das neue Kapitel. *Kopf kratz* @: Vielen, vielen Dank für dein Review Es tut mir im Herzen gut zu hören, dass die Darstellung der Charaktere so weit passt! Ja, Tony IST eben erst fünfzehn, aber keine Sorge- der mausert sich schon. Sache ist nur, er wird sicher nicht so---ich weiß nicht, zynisch und weltgewandt sein wie der Canon!Tony, einfach weil er einen Steve hat, der ihn schützt und ihm Liebe gibt, verstehst du was ich meine? Hoffe aber, ich mache das im Folgenden noch gut! n__n Viel Spaß beim Lesen! ******************** Das ist das erste Mal, dass Tony die Presse überschnappen lässt vor Freude darüber, im Leben des einzigen Kindes von Howard Stark endlich einmal nach Herzenslust herumwühlen zu können. Nachdem irgendein Idiot Fotos von Tony und dem unbekannten P-Perry, er hat Perry geheißen-geschossen und ins Internet gestellt hat, ist die Presse förmlich durch die Decke geschossen. Genau wie Howard. Um ehrlich zu sein ist Tony mehr als erstaunt darüber, dass es so lange gebraucht hat, bis seinem Vater die Hand ausgerutscht ist. Manchmal, wenn er besonders selbstmitleidig ist, fragt er sich, was für ein Mann Howard geworden wäre, wenn Steve nicht da gewesen wäre, wenn er nicht ein Faktor wäre, der das Verlangen in Menschen weckt, gut zu sein, besser als sie in Wahrheit sind. Diesmal jedoch ist Steve auf einer Mission, Howard betrunken, seine Mutter weinend durch das Haus laufend, weil Tony überall in den Medien ist und die Hand ihres Mannes gegen das Gesicht seines Sohnes donnert. Tony fühlt die Verletzung mehr als dass er sie wirklich aktiv wahrnimmt, fühlt ein schwellendes, dumpfes Pochen in seiner heißen und immer heißer werdenden Wange, das im Einklang mit seinem Herzschlag steht. "Howard!", schreit Maria und umklammert mit weißen Knöcheln die Lehne des Lehnsessels aus braunem Leder im Arbeitszimmer, im selben Moment, in dem Howard Tony am Kragen packt und brüllt: "Du---du Nichtsnutz, du Kind, machst alles, was ich aufgebaut habe, kaputt mit deinen Eskapaden, deinen Perversitäten, du--" Tony holt tief Luft, um zurück zu brüllen, denn wenn Steve ihm etwas beigebracht hat, dann ist es, sich nicht unterkriegen zu lassen, aber dann lässt Howard ihn los, ganz plötzlich, lässt ihn fallen, als wäre er einfach nicht mehr da und irgendwie ist das noch schlimmer als der leise Stich in seiner Wange. "Ich muss das in Ordnung bringen, ich lasse nicht zu, dass schlechte Presse meine Aktien zu Fall bringt nur wegen einem dummen Jungen, der nicht weiß, wie man sich in der Öffentlichkeit benimmt", sagt er zu Maria, rauscht hinaus und hält dabei die Flasche fester als er jemals seinen Sohn gehalten hat. "Tony", sagt Maria und streckt eine bebende Hand nach ihm aus, "Tony, komm her, lass mich das ansehen... Ach, Liebling--" "Nicht", sagt Tony und drückt eine Hand gegen die Wärme in seiner Wange, drückt, bis er unter der ganzen Wärme Knochen spüren kann. Da steckt ein schreckliches Beben in seinem Körper, ein Zittern der Übelkeit, das sich seinen Weg seine Kehle hinauf kämpft. "Ich bin nicht dein Liebling und ihr seid nicht meine Eltern und ich habe sowas von die Schnauze voll von euch." Er dreht auf dem Absatz um und verlässt das Arbeitszimmer und das Haus, geht nicht zu Steve, weil er nicht will, dass Steve von dieser Sache erfährt, aber geht zurück ins MIT und bleibt dort. Er ignoriert alle Anrufe seiner Mutter und war nie zuvor so froh über eine Mission, die Steve nicht erlaubt, mit jemandem von außerhalb zu kommunizieren. In gewisser Weise profitiert er davon; er baut Dinge, die andere beeindrucken und doch nur dazu dienen, die Tatsache zu verschleiern, dass er wütend und frustriert ist und nicht schlafen kann. Er lernt nicht, wie man sich laut Howard in der Öffentlichkeit benehmen sollte, aber andererseits will er das auch gar nicht; er küsst Jungen und Mädchen, die er schön und klug findet, probiert sich durch alles Illegale durch, das Einstein ihm anbieten kann und trinkt mehr als seine Leber will. Da sind Abende, an die er sich kaum noch erinnern kann, Stunden seines Lebens, die im Farbrausch vergehen, in den Armen eines oder einer Fremden. Seinen sechzehnten Geburtstag verbringt er damit, vollkommen betrunken-und ist es nicht eine Ironie, seine Liebe zum Alkohol?-seine Unschuld an eine schwedische Austauschstudentin zu verlieren, an der nichts echt ist außer ihren Augäpfeln, aber sie ist geduldig und eine gute Lehrerin. Nicht jeder ist umsichtig im Umgang mit Tony, besonders Männer, die denken, dass sie etwas beweisen müssen, und er kümmert sich nicht darum; was ihn nicht umbringt, macht ihn härter und was er übersteht, kann ihn nicht mehr verletzen. Er küsst (teilweise viel ältere) Männer und lernt, seinen Mund zu benutzen, küsst (teilweise viel ältere) Frauen und lernt noch mehr, seinen Mund zu benutzen, lernt Körper kennen und Sex als eine Droge, die fähig ist, ihn dermaßen auszupowern, dass er manchmal sogar schlafen kann. Manchmal denkt er an Steve und seinen Mund und daran, wie es wohl wäre, ihn zu küssen und zu berühren und diese Gedanken sind seine verborgene, verbotene Freude in der dunkelsten Stunde der Nacht, wenn sein ganzer Körper sich heiß an- und er selbst sich wie verwundet fühlt; es sind fast tröstende Gedanken und irgendwann fühlt er sich nicht einmal mehr schlecht dabei, den Kopf im Kissen zu vergraben und mit diesen Fantasien und leisen Lauten in seine Hand zu kommen. Manchmal glaubt er, er hat herausgefunden, wie es funktioniert, hat herausgefunden, wie man durch Sex andere Leute erreicht, aber dann ist letzten Endes die Wärme eines menschlichen Körpers alles, was er bekommt. Es lässt ihn jedes Mal ein wenig kälter zurück, aber geborgte Wärme ist besser als gar keine. Alle seine Erfahrungen, alle seine Eskapaden, sind Dinge, die seinen Schutzschild stärken, sein schnelles Mundwerk und seine Arroganz bestärken und seine Unsicherheit maskieren. Die Presse ist begeistert; Tony avanciert zur Skandalnudel und weiß nicht, was es ist, wonach er sucht. Ein halbes Jahr später kommt Steve zu ihm. Er sieht müde und zerschlagen aus, aber er lächelt bei Tonys Anblick mit aufrichtiger Freude, klopft ihm auf die Schultern und teilt ihm mit, wie groß er geworden ist, obwohl Tony weiß, dass er für sein Alter immer noch zu klein ist. Es tut gut, Steve um sich zu haben, auch wenn Steve Howard kennt und schätzt und er den Teufel tun und ihm erzählen wird, was passiert ist. Es ist sowieso lächerlich. Steve nimmt ihn mit nach Hause, nicht sofort, aber irgendwann und Tony folgt ihm, weil seine Lehrer bereits Fragen stellen, die er nicht gewillt ist zu beantworten und ist es nicht seltsam- er hatte noch nie eine besonders innige Beziehung zu seinen Eltern, aber er hat dennoch nicht gedacht, dass es sich so schnell in negative Gefühle wandeln könnte. Tony stellt fest, dass seine Eltern ihm über die Monate fremd geworden sind, Maria blasser und Howard öfter betrunken denn je, und er lernt, keine Dinge mehr entgegen zu nehmen von Leuten, die er liebt, lernt, sich selbst zu schützen so gut er kann. Die Sache ist: Steve ist kein Dummkopf, was ihn umso wertvoller für Tony macht. Er spürt und sieht augenblicklich, dass Howard Pfade betritt, die er zuvor nie betreten hat und stur und loyal wie er ist, versucht er ihn herauszureden und herauszuhelfen, aber Howard tanzt schon zu sehr mit dem Teufel, um ihn zu hören. Selbst Obie, der immer öfter bei ihnen zu Gast ist und Tony väterlich unter seine Fittiche nimmt, gibt die Sache auf. Steve, in seiner unerklärlichen Abneigung gegen Obie und allem, was er tut, packt eines Tages entschieden Tonys Sachen und nimmt ihn mit sich, nachdem Howard Tony das erste Mal in Steves Gegenwart auf eine Weise maßregelt, die kaum noch im Bereich des Tolerierbaren liegt. Tony steht hinter Steve und sieht ihm zu, als er seine Sachen in einen Koffer packt an einem Tag, an dem seine Eltern sowieso nicht da sind, all die Hemden und Shirts und Hosen und Socken und Unterwäsche, die im Koffer verschwindet, seine Bücher und Füller und diverse mechanische Werkzeuge und Teile, von denen Steve nichts versteht, auch wenn er sich bemüht. Tony steht hinter Steve und sieht ihm zu, wie er ihm das Gästezimmer zu einen eigenen Zimmer einrichtet, in dem er die meiste Zeit außerhalb der Zeiten des MIT verbringt; nachts ist es manchmal, als säße Peggys Geist an seinem Bett und hielte seine Hand und irgendwie ist es tröstlich, nicht immer, aber meistens. Steve versucht immer wieder, seine Beziehung zu seinen Eltern zu kitten und ermuntert ihn immer wieder, nach Hause zu gehen. Dann entdeckt er eines Abends bei spielerischem Gerangel fünf blaue Flecken in Form von männlichen Fingern auf Tonys Handgelenk, zählt eins und eins zusammen und Tony wird Zeuge davon, wie Captain America die Sicherungen durchbrennen. Es ist fast bemerkenswert zuzusehen, wie Steve in die Stark Mansion stürmt, Howard in seinem Arbeitsbüro findet, ihn hinter dem wuchtigen Schreibtisch hervorzieht wie eine Stoffpuppe und ihn am Kragen packt, ehe er ihn einen guten halben Meter in die Luft hebt, um mit ungewöhnlich harten Augen zuzusehen, wie er nach Luft ringt. „Fühlt sich das gut an?“, fragt er dabei und seine Stimme donnert durch das ganze Haus, dessen Schutzhülle der Stille zerplatzt wie ein angestochener Luftballon. „Fühlt es sich gut an, von jemandem misshandelt zu werden, der dir deutlich mehr Schaden zufügen kann als du ihm? Was ist nur aus dir geworden, Howard, ich schäme mich, dich meinen Freund genannt zu haben, nicht wegen der Sache mit dem Alkohol, aber dass du deine Emotionen an deinem einzigen Sohn auslässt, deinem Kind, das du lieben und beschützen solltest, macht mich krank. Du bist nicht mehr der Mann, den ich einmal gekannt habe. Du bist nicht einmal mehr ein Mann, den ich kennen will.“ Er schüttelt den Kopf und lässt ihn los, zweifellos ein Akt der Gnade, denn Tony, der immer noch mit heftig klopfendem Herzen im Türrahmen kauert, kann genau sehen, dass Howard dem Erstickungstod sehr nahe gekommen wäre, wenn Steve nicht losgelassen hätte. „Ich nehme Tony mit mir. Ich lasse ihn nicht in diesem Haus und es ist mir recht egal, was du dazu sagst; ich werde der Presse gegenüber kein Wort erwähnen, solange du ihn in Ruhe lässt, aber das ist alles, was du jetzt noch von mir erwarten kannst und eigentlich hast du es nicht verdient, dass man deinen Ruf aufrecht erhält.“ Da brennt Schmerz in Steves Augen, vielschichtiger Schmerz, den Tony nicht ganz benennen kann, aber unbeugsam wie immer und mit unbekannten, harten Linien um den Mund gibt er das Schlusswort: „Schäm dich, Howard, schäm dich für deine zahllosen Fehler deiner Familie gegenüber, der Leute, die dich am meisten gebraucht hätten. Wie kannst du nur? Wie kannst du nur?“ „Du verstehst das nicht“, donnert Howard, aber seine Stimme ist undeutlich, wie verwischt von einem lebenslangen Vorrat an Alkohol, und er lässt sich in seinen Lehnstuhl fallen, schwer, die weißen, dicken Strähnen in seinem Haar und seinem Schnurrbart noch leuchtender als sonst und Tony sieht den Moment, in dem er bricht, sieht es und weiß nicht, was er denken oder fühlen soll, denn dieser Mann ist immer noch sein Vater und auch wenn er meistens kein besonders guter Vater war- vieles, was er weiß, hat er von ihm und viele der Möglichkeiten, die er hat, hat er wegen ihm. „Du verstehst das nicht“, wiederholt Howard mit gebrochener Stimme und reibt sich über die Stirn; seine Hände zittern und Tony sieht es genau und er fragt sich warum, fragt sich, was er getan hat, dass sein Vater nicht mit ihm leben und nicht einmal jetzt einen vernünftigen Grund nennen kann, warum er nicht mit ihm leben kann. „Und Gott möge verhüten, dass ich es jemals verstehen werde“, sagt Steve mit kaum verhohlenem Zorn und bebender Stimme, rauscht ohne einen weiteren Blick zu Howard aus dem Arbeitszimmer als ob es ihn erdrücken würde, nimmt Tonys Hand, als wäre er ein kleines Kind, und zieht ihn mit sich hinaus. „Es ist okay“, murmelt er ihm zu, als sie wieder in Steves unheimlich gemütlichem, perfekt in Schuss gehaltenem, etwas älterem Auto sitzen, und lehnt sich über die Gangschaltung, um ihn fest an sich zu drücken. „Es ist okay, Tony. Ich kann es nicht fassen, dass du mir das nicht erzählt hast. Hast du etwa gedacht, ich würde dir nicht glauben?“ „Ich weiß nicht“, sagt Tony mit geschlossenen Augen, eine Hand in Steves Hemd vergraben, auch wenn die Position, in der sie sich befinden, nicht wirklich angenehm ist und er nichts lieber will, als vom Grundstück zu verschwinden, bevor seine Mutter sich aus ihren Depressionen fängt, aus dem Bett kriecht und versteht, was passiert ist. Steve gibt ein brummendes Geräusch von sich, das an Tonys Wange, die auf seiner Brust liegt, vibriert. „Ich kann es nicht glauben, dass er es gewagt hat-er war mein Freund. Aber vielleicht hätte ich nicht so überrascht sein sollen. Der Krieg macht aus den besten Menschen Monster, vor allem wenn sie sich ihm so verschrieben haben wie Howard.“ Steve seufzt schwer und streicht ihm über die Haare, ehe er ihm einen sanften Kuss auf den Scheitel drückt. „Keine Sorge, Tony, ich passe schon auf dich auf. Versprochen.“ „Ich weiß“, sagt Tony und fühlt sich trotz allem so warm wie schon lange nicht mehr. Drei Monate später sind seine Eltern tot. Er geht nicht zum Begräbnis. Steve zwingt ihn nicht. ******************* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)