Überraschungen... von HadesEye (...und ein Kind?) ================================================================================ Kapitel 7: Kapitel VII - Vertragsbruch -------------------------------------- Als ich erwachte schien es später Nachmittag zu sein, die Sonne schien mit leicht rötlichen Strahlen durch das Fenster auf mein Bett. Und damit direkt in mein Gesicht. Ich wollte mich umdrehen, ihr aus dem Weg gehen und weiterschlafen, war es doch gerade so gemütlich, aber zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass ich das nicht konnte. Perplex öffnete ich die Augen einen Spalt, blinzelte angestrengt gegen das helle Sonnenlicht und konnte schließlich einen schwarzen Schopf erkennen, der sich gegen meine Brust drückte und murrte, als ich mich bewegte. Seit wann ließ ich andere Leute in meinem Bett schlafen?, fragte ich mich verschlafen. Das tat ich doch sonst nicht. Und Mittagschlaf machte ich doch eigentlich auch schon lange nicht mehr. Von der Statur her (und von dem Gewicht auf meiner Brust) war es ein Fünf- oder vielleicht Sechsjähriger, dabei kannte ich doch garkeine Kinder in dem Alter. Ich würde einfach Sebastian rufen und ihn das regeln lassen. Die weiße Augenklappe, die ich zum schlafen trug und am Morgen nicht abgesetzt hatte hochschiebend murmelte ich leise: "Sebastian." Ich wusste er würde mich hören, egal wie laut ich sprach. Als es jedoch nicht an der Tür klopfte und auch kein höflich lächelnder Butler den Kopf ins Zimmer steckte, versuchte ich es noch einmal: "Sebastian, wo bist du, komm endlich!" Plötzlich hatte ich das Gefühl eines deja vus. Langsam fanden sich meine Erinnerungen der letzten Stunden wieder an ihrem rechtmäßigen Platz ein und ich sah davon ab den kleinen Körper aus dem Bett schmeißen zu wollen. Wie kam ich nur auf solche Ideen? Nie im Leben würde ich meinem neuen Freund das antun wollen. Immerhin war der Boden hart und kalt, ich musste es ja wissen, hatte ich doch vor ein paar Monaten selbst ungewollter Weise unelegant die weiche Liegestatt verlassen. Sebastian hatte sich prächtig amüsiert. Und ich hatte blaue Flecken. Unfair! Das brachte mich jedoch zu der Frage zurück warum mein Butler die Frechheit besaß nicht zu erscheinen wenn ich ihn rief. Ich hatte sogar mein Vertragssiegel im Auge offengelegt. Der Vertrag war bindend, für beide Vertragspartner. Sebastian konnte nicht einfach so verschwinden. Seine Dienste und die Erfüllung meines Wunsches im Tausch gegen meine Seele. Vorsichtig schälte ich mich aus der Umklammerung Noirs und tapste mit geschlossenen Augen leise zum Kleiderschrank, an dessen Innenseite ein großer Spiegel hing. Da stand ich nun, siebzehn Jahre alt, Besitzer eines der größten Unternehmen der Welt aber zu ängstlich die Augen aufzumachen. Wirklich erbärmlich. Aber ich musste mich vergewissern. Langsam, fast wie in Zeitlupe öffenete ich die Augen. Enttäuschung schlich sich in mein Herz schon als ich die Lieder nur ein ganz kleines Stück angehoben hatte. Das vertraute violette Glitzern, es war weg! Dafür füllten sich meine Augen mit Tränen. All die Trauer der letzten fünf Jahre brach aus mir heraus, der Verlust meiner Tante wog schwer, doch Sebastian hatte mich immer abgelenkt, mir geholfen. Er war meine Stütze gewesen. Ich konnte mich immer auf ihn verlassen, bis jetzt. Mein Blickfeld verschwamm und damit auch meine Konturen im Glas. Dieser verdammte Teufel, er war an mich gebunden, so wie ich an ihn. Ein Schluchzen kratzte in meiner Kehle und ich presste beide Hände auf meine zitternden Lippen um es zu dämpfen. Ein Sturm von Gefühlen wütete in mir als ich mein Auge betrachtete in dem sonst das Vertragssiegel glitzerte, meinen Gast war längst in den Hintergrund gerückt. Das einzige was nun glitzerte waren meine Tränen und das Violett wurde durch verschwommene rote Äderchen ersetzt, welche von den verzweifelten Tränen zeugen, deren Spuren auf meinen Wangen feucht glänzten. Ich schrak heftig zusammen, als ich plötzlich eine kleine Hand an meiner spürte. Noir. Er war hier, bei mir. Ich war nicht allein. Langsam zog er mich rückwärts gehend zum Bett zurück, wo wir uns setzten, dann drückte er mich nach hinten und ich rutschte so weit auf die weiche Matratze bis ich mit dem Rücken halb-liegend, halb-sitzend an das große Kissen angelehnt am Kopfende saß. Er selbst kam mir nach und kuschelte sich wieder einmal seitlich auf meinem Schoß sitzend an meinen Oberkörper und strich mir sanft die Tränen aus dem Gesicht. Ich bin für dich da, sagte die Geste und ich fühlte mich überraschenderweise geschützt. Ich drückte schloss ihn fest in meine Arme und drückte ihn an mich, während ich mein tränennasses Gesicht in seinem wilden schwarzen Schopf vergrub und wie in Trance "Bleib bei mir, lass mich nicht alleine" murmelte, auch wenn es eigentlich nicht meinem Charakter entsprach. Aber mit Sebastian war nicht nur mein loyaler Butler verschwunden, sondern auch meine einzige Stütze. Warum war er gegangen? War es meine Schuld? War meine Seele ihm plötzlich nichts mehr wert? Ich wusste nicht wie lange wir dort saßen, aber irgendwann hatte ich mich beruhigt, genoss nur noch die warme Umarmung und als Noirs Magen ein vernehmbares Grummeln von sich gab lachten wir sogar verhalten. "Was gibt es zu essen?", waren seine ersten Worte nach dem Mittagschlaf und sein schiefes Lächeln dabei reizte mich zu einem leisen Kichern. Gut dass uns keiner sah, niemand hätte geglaubt dass wir uns erst seit ein paar Stunden kannten oder dass ich der immerzu erste Geschäftsmann war, der im Besitz des Unternehmens Funtom war. Aber andererseits waren mir andere Menschen sowieso vollkommen egal. Sollten sie doch denken was sie wollten. Ein Klopfen am Fenster riss uns aus unserer Zweisamkeit und die langen roten Haare verrieten auch sofort wer sich dort draußen befand. Natürlich war es kein Mensch. Die kommen nämlich normalerweise durch die Tür. Trotzdem war es nur Sebastian je erlaubt gewesen durch mein Fenster zu kommen. Den Stich der Traurigkeit und Enttäuschung in meinem Herzen ignorierend stand ich auf und tat so als hätte ich Grell nicht wahrgenommen. Mein Weg führte mich zur Tür des angrenzenden Badezimmers, welche vom Fenster aus nicht einsehbar war. Von dort schummelte ich mich zum Vorhang neben dem Fenster und wurde dabei unauffällig von einem neugierigen Paar roter Augen beobachtet.. Als ich erneut das Klopfen vernahm, sprang ich vor die Scheibe und riss im gleichen Moment die Fensterflügel auf. Glück für mich, dass sie nach außen aufgingen. Grell hatte jedoch das Pech direkt davor zu hängen, sodass er nun laut aufschrie und unelegant den Halt verlor. Sein Fluchen als er im Garten aufkam konnte man bis zu mir in den ersten Stock vernehmen. Es übertönte sogar Noirs leises Lachen und ich grinste stolz. So leicht würde ich es Grell nicht machen. Um meinen Noir zu entführen musste er sich schon mehr einfallen lassen. So zwinkerte ich meinem niedlichen Gast schelmisch zu und ignorierte Grells lautes: "Wie kannst du es wagen einer Lady soetwas anzutun?!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)