Überraschungen... von HadesEye (...und ein Kind?) ================================================================================ Kapitel 8: Kapitel VIII - Veränderung ------------------------------------- Gut gelaunt schlenderte ich zum Bett zurück um mich neben meinem kichernden Gast auf die Matratze zu werfen. Noirs Gesichtsfarbe wurde immer dunkler, die anfangs leicht roten Wangen gewannen an Farbe und als ich ihn gerade fragen wollte, ob es ihm nicht gut ginge, platzte er heraus und füllte das Zimmer mit melodischem Lachen. Abermals musste ich feststellen, dass sein Lachen ansteckend war und so lachte ich meine Freude ebenfalls laut heraus. Als von dem Jungen ein weiteres Magenknurren ausging, überschlug sich das Lachen und wir kicherten sogar noch nachdem wir mein Zimmer verlassen hatten und uns Hand in Hand auf den Weg in die Küche machten. Dass ich einfach an der Schnur in meinem Zimmer ziehen und somit Tanaka hätte rufen können war mir für den Moment total entfallen. Die Angestellten staunten nicht schlecht, als ich mit dem kleinen Schwarzhaarigen Händchen haltend und laut lachend in die Küche spazierte, immerhin hielt ich mich dort eigentlich eher selten bis nie auf. Eine weitere Merkwürdigkeit fiel Maylene erst beim zweiten Hinsehen auf: "Junger Herr, Ihr tragt ja gar keine Augenklappe." Im ersten Moment erschrocken, dann aber schmerzlich an das verschwundene Vertragssiegel denkend erwiderte ich: "Das ist nicht schlimm, ich denke die Verletzung von dem Brand damals dürfte nun so gut wie verheilt sein. Immerhin ist es schon Jahre her." Dabei klang meine Stimme fröhlicher als ich erwartet hatte, aber Noirs kleine Hand in meiner und der Druck den sie ausübte trugen dazu bei, dass ich ruhig blieb. "Ist noch etwas von dem Essen da? Wir würden dann gern speisen.", erklärte ich und wandte zu dem Hausvorstand und Butler um. "Servieren Sie bitte im Wintergarten. Von dort können wir uns während des Abendessens den Sonnenuntergang ansehen." Tanaka sagte zu und machte sich daran einen kleinen Braten in den Ofen zu schieben, Noir und ich gingen schon mal in den gewählten Raum. Als die Küchentür hinter uns zuschlug, konnte ich die Angestellten aufgeregt durcheinander rufen hören. Finny merkte laut an wie "außergewöhnlich fröhlich" ich heute gewesen wäre, Maylene schwärmte von Noir "dem süßen, kleinen Sonnenschein des Herren" und Bard bestätigte ununterbrochen was die anderen zwei Chaosstifter sagten, stellte eigene Theorien an - lautstark. Noirs Wangen färbten sich wieder rötlich und er sah unsicher zu mir auf. Wenn ich schon mindestens die Hälfte von dem verstehen konnte, was in der Küche gesprochen wurde, überlegte ich, musste Noir - Dämon der er war - so ziemlich alles verstehen. Und wie ich mir denken können sollte waren Finny, Maylene und Bard nicht gerade diskret im äußern ihrer Fantasien und Vorstellungen. Mein Liebesleben ging die drei nun wirklich nichts an! Auch wenn ich so tat als würde ich nichts hören, konnte ich fühlen wie mein Blut stellen erreichte, an denen ich es nur ungern sah. Meistens in der Gegenwart Sebastians. Meine Wangen mussten schon glühen und meine Ohren fühlten sich so heiß an, dass der Braten der momentan im Ofen brutzelte auch darauf hätte schmoren können. Wahrscheinlich wäre er sogar schneller gar gewesen. Ich hasste es wenn mein Gesicht rot wurde, deshalb sah ich lieber stur geradeaus. Die Glastür zur Seite schiebend betraten wir den Wintergarten und machten es uns in den sich dort befindlichen Sesseln gemütlich. Noir sah so verloren in dem Seinen aus, dass ich kurzerhand aufstand und ihn auf meinen Schoß beförderte, an seiner kuscheligen Reaktion erkannte ich, dass es ihm sicher nicht missfiel. Wir brauchten nicht lange warten, da erschien Maylene, ein wackelig aussehendes Tablett in den Händen und hin und wieder stolpernd. Hilfsbereit sprang der Schwarzhaarige auf und lief los um ihr beim Tischdecken behilflich zu sein und nebenbei auch noch unser gutes Essen zu retten. Dann schnappte er sich einen Teller, sah in jeden Topf und belud ihn mit allen Sorten die auf dem Tisch standen. Kurz wunderte ich mich über die Mengen die er auftat, aber sein zaghaftes Lächeln in meine Richtung und sein wieder-platz-nehmen auf meinem Schoß, diesmal breitbeinig und mit dem Gesicht zu mir sagten genug. Den Teller stellte er während seiner Kletteraktion neben uns auf einem kleinen Beistelltisch ab, nahm ihn aber sobald er gemütlich saß wieder in die Hand. Ich grinste ermutigend, schüttelte aber gleichzeitig den Kopf. Ich hatte ihn wohl sehr verwöhnt, als ich noch so klein war durfte ich nie auf dem Schoß meiner Mutter essen. Das musste ich mir schon mit fast vier Jahren abgewöhnen. Trotzdem öffnete ich brav den Mund, als er mir einen Löffel Gemüse hinhielt. Kichernd fütterte er mich, stahl zwischendurch selbst etwas und hatte insgesamt viel Spaß an der Sache. Während kleiner Pausen genossen wir die Abenddämmerung, die wundervolle Atmosphäre des Sonnenuntergangs und unser Beisammensein. Aber wie alle schönen Dinge hatte auch das Abendessen einmal ein Ende und wir waren satt und zufrieden, aber wie das so ist kam mit der Sättigung auch das Gefühl von Müdigkeit und Noir kuschelte sich gähnend in meine Arme. Maylene kam herein und räumte das Geschirr zum abwaschen wieder in die Küche, dabei hatte sie ein scheinbar unlöschliches Lächeln im Gesicht. Sie verursachte mir damit eine Gänsehaut denn es war so wissend dass ich mich fühlte wie ein offenes Buch. Unwillkürlich schloss ich meine Arme fester um die schlafende Gestalt auf meinen Beinen, dann hob ich sie hoch und machte mich auf den Weg zurück in mein Zimmer. Dort legte ich meinen Gast auf das breite Bett und begann ihn zu entkleiden um ihm eines von meinen Hemden anzuziehen, das der Kleinere als Nachthemd tragen konnte. Zufrieden mit meiner Arbeit kleidete auch ich mich um und legte mich neben ihn. Einen Arm um seine Taille geschlungen, den Anderen angewinkelt unter meinem Kopf betrachtete ich seine schlafende Form und wieder einmal fiel mir auf wie ähnlich er meinem scheinbar ehemaligen Butler war. Ob Sebastian wohl auch so friedlich aussah wenn er schlief? So niedlich? Schlief er überhaupt? Und wenn ja, wann? Am Tag war er mit mir beschäftigt und in der Nacht tat er alles für den Haushalt relevante und die Aufgaben die ich ihm sonst noch so gestellt hatte. Eng an den Schwarzhaarigen geschmiegt versuchte ich einzuschlafen, doch Sebastian ging mir nicht aus dem Kopf. Sein Verschwinden hatte mich tief verletzt und ich meinte zu fühlen wie mein Herz zerbrach. Jetzt stachen all die kleinen Splitter zu, meine Herzgegend fühlte sich schmerzlich wund an. Vielleicht war ich damals zu jung, aber ich kann mich nicht daran erinnern dass der Verlust meiner Eltern so weh getan hatte. Warum litt ich nun so, wenn ich doch damals kaum einmal geweint hatte? Sebastian hatte mich zu der Zeit gerettet, mich aufgefangen und wieder aufgerichtet. Aber jetzt war Noir da. Ich hatte meine Eltern geliebt als ich jung war und ich tat es immer noch. Warum tat es dann mehr weh als ich entdeckte dass das Vertragssiegel verschwunden war? Was fühlte ich für meinen Butler? Es musste mehr sein als ich mir je hatte eingestehen wollen. Mochte ich Sebastian? War das der Grund warum ich Noir sofort akzeptiert hatte? Der Wunsch, die Sehnsucht nach meinem Butler? Liebte ich den Dämonen? Nein, das konnte nicht sein. Oder? Doch die Erkenntnis war da, sie nahm keine Rücksicht auf andere Gefühle und schlug ein wie eine Bombe. "Ich habe Sebastian geliebt.", murmelte ich erschüttert. "Ich liebe diesen hinterhältigen Teufel immer noch!" Vollkommen überwältigt von der Einsicht schaute ich auf den Jungen in meinen Armen hinab. Er war ihm so ähnlich. Ich schämte mich dafür aber ich konnte nicht anders. Ich küsste ihn auf das schwarze unordentliche Haar, wanderte weiter über seine gatte Stirn, die Schläfe und eine weiche Wange um dann an seinem Mundwinkel zu stoppen. Er war nicht Sebastian. War er sein Sohn? Es machte mich traurig dass Noir seinen Vater scheinbar nicht kannte obwohl er schon 500 Jahre alt war, wahrscheinlich hatte seine Mutter den Kontakt zu Sebastian abgebrochen. Aber warum hatte dieser mich verlassen? Schock weil er von seinem Sohn erfuhr? Ich grübelte noch lange, aber irgendwann glitt auch ich sanft in Morpheus Arme, eingekuschelt in samtene Laken und einen kleinen Jungen fest im Arm. Was ich nicht mehr mitbekam war der hellblaue Schmetterling und das silberne Licht, welches den schlafenden Körper Noirs einhüllte. Dessen wachsenden Körper sanft schweben ließ, ohne ihn aus meinem Griff zu lösen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)