Bärentatze von Pumpkin_Queen (Totemtier) ================================================================================ Prolog: Die erste Geschichte ---------------------------- „Es begab sich zu einer längst vergangenen Zeit, da herrschten noch die Tiere über die Welt und ihre Geschicke. Die Menschheit nahm damals gerade erst ihren Anfang. Schnell merkten die anderen Tiere, dass in den Menschen ein genauso großes, wie beängstigendes Potential steckte. Die Menschen hatten die Gabe, dass Schicksal in ihre eigenen Hände zu nehmen und die Welt zu formen. Ob zum Guten oder zum Schlechten – dazu hatte jedes Tier seine eigene Meinung. Doch hatten leider viele der Tiere Angst vor dem, was der Mensch mit seiner Gabe tun könnte. Die Otter und Wale fürchteten, dass der Mensch irgendwann die Herrschaft über das Meer an sich reißen würde. Und während die Rehe und Bären darüber diskutierten, ob der Mensch sie irgendwann aus ihren Wäldern vertreiben könnte, schlugen die Adler und Raben vor, den Menschen aus der Gemeinschaft der Tiere auszuschließen und ihnen bei jeder Begegnung zu zeigen, dass die Tiere die Herrscher der Welt waren. Also entschieden sie sich dazu, dem Menschen argwöhnisch entgegen zu treten und ihn in die unbewohnten Regionen der Welt zu schicken, wo kein Bach floss und kein Baum wuchs. Dieses Verhalten führte schnell dazu, dass ein erbitterter Kampf zwischen Urmensch und Tier entbrannte. Dieser Kampf um die Herrschaft der Welt forderte viele Opfer. Die Menschen konnten es nicht akzeptieren, dass sie für etwas bestraft wurden, was sie noch gar nicht getan hatten.“ „Und wie kam es dazu, dass die Tiere und die Menschen wieder Frieden schlossen?“ „Nun mein lieber Honig, hier kommen wir – die Totemtiere – ins Spiel.“ Gedanken verloren beobachtete Honon die vielen hellen Sterne die über der Geisterwelt schwebten. Er spürte, wie Honig ihn aufmerksam ansah. Honig war ein junger Grizzlybärgeist, der erst vor sehr kurzer Zeit in die Welt der Totemtiere gekommen war und in Honon, den Braunbärgeist, schnell eine Art großen Bruder gesehen hatte. Honon hatte sich seiner angenommen und Honig mit zu seinem Lieblingsort in der Geisterwelt gebracht: Einer kleinen Lichtung in der Nähe des Bärenfelsens. Von dort aus, so fand Honon, hatte man den besten Ausblick auf den Sternen übersäten Himmel und es war der beste Platz, an dem Honon dem jungen Bärengeist 'die erste Geschichte' erzählen konnte. Honon schloss seine Augen und horchte in der Stille der Nacht, dem wortlosen Gesang der Sterne. Die Geisterwelt war anders, als die Welt der Menschen. Sie war nicht rund, aber auch nicht flach. Sie drehte sich nicht und doch war sie immer in Bewegung. Und alles hatte ein Stimme, man musste nur wissen, wie man den stummen Worten zu lauschen hatte. „Honig, weißt du noch, was ich dir erzählt habe? Wie ein Tier zu einem Totem wird?“ Still wartete Honon auf Honigs Antwort. „Ein Tier, dass sich ein reines Herz bewahren konnte, wird zu einem Totem.“ Kurz dachte Honig nach. Hatte Honon ihm nicht noch etwas anderes gesagt? Eine besondere Ausnahmeregelung? Honon gab ein leises Schnauben von sich. Honig hatte zwar Recht, aber das wichtigste hatte er wohl doch vergessen. „Wenn ein Tier sein Leben aufgibt, um das eines anderen Wesens zu beschützen, wird er zu einem Totemtier. Damals, während des Krieges, gab es viele Menschen, die ihr Leben für ein Tier opferten, weil sie die Sinnlosigkeit der Kämpfe erkannt hatten. Und diese Tiere wollten sich dafür bei ihnen Bedanken, indem sie die Kinder dieser Menschen wiederum mit ihrem Leben beschützten. Doch an dieser Stelle endete es meist nicht. Die Seelen der Tiere, die ihren Fehler erkannten – das ihr unbedachtes handeln nur Probleme gebracht hatte – wollten die Zukunft wieder in eine positive bahn lenken. So wurden sie zu den Seelenpartnern der Menschen und berieten sie in Zeiten der Not.“ Honig saugte jedes Wort auf, dass Honon aussprach. Er bewunderte den älteren Bären, der auf jede seiner Fragen eine Antwort zu haben schien und sie immer geduldig beantwortete. Egal wie kindisch Honigs Fragen auch waren. „Noch heute begleiten wir Totemtiere unseren Menschen, von seiner Geburt bis zu seinem Tod. Stehen ihm bei, beraten ihn und trösten ihn. Auch wenn die Menschen, je älter sie werden, uns immer mehr vergessen und als Kindheitsfantasie abtun, so liegt es an uns, wie sich ihre Charakter entwickeln. Wenn du deinen ersten Schützling hast, wirst du schnell lernen, wie wichtig es ist, das wir unser bestes geben, sie vor den Gefahren des Bösen zu beschützen. Es wird uns nicht immer gelingen, aber manchmal – manchmal schaffen wir es, dass ein Mensch die ganze Welt ändern kann.“ Brummend rappelte Honon sich auf und schüttelte sein hellbraunes Fell. „Jetzt lass uns zurück zum Tal gehen. Rattatat wartet sicher schon ungeduldig darauf, dass sein neuster Schüler endlich erscheint.“ „Aber warum soll mich ein Krokodil unterrichten? Kannst du das nicht machen, Bruder? Du bist doch auch ein Bär, wie ich!“ Honon schwenkte seinen Kopf leicht hin und her. „Ob Krokodil, Bär oder Ameise – es kommt nur darauf an, dass man dir die Gesetzte und Aufgaben eines Totem bei bring. Rattatat ist ein guter Lehrmeister, mich hatte er immerhin auch unterrichtet! Ich muss zurück in die Welt der Menschen. Mein Schützling wird mich sehr bald brauchen. Und das Wohl unseres Schützlings-“ „-ist wichtiger als unser Wohl...“ beendete Honig leise den Satz seines Quasi-Bruders. Langsam trottete er dem älteren Bären hinterher. So ganz verstand Honig noch nicht, wie seine Zukunft aussah und ob er es überhaupt schaffen würde, ein gutes Totemtier zu sein. Aber eines war ihm klar, so wenig er Veränderungen auch mochte, er würde alles tun, um Honon stolz zu machen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)