風の記憶 (Kaze no kioku) von tarantye-no (Die Erinnerung des Windes) ================================================================================ Kapitel 8: Mondnacht -------------------- Hallo allerseits! Ich bin . Um ein wenig zu unterstützen, habe ich mich entschieden auch ein Kapitel zu schreiben. Da ich besonders impressionistische Darstellungen in der Literatur mag, bekommt ihr hier genau das hier. Ich hoffe euch wird dabei nicht langweilig. Ich mag die Anmut und Zerbrechlichkeit, durch die man Frauen im alten Japan darstellen kann und mache es mir hiermit zur Aufgabe diese Zerbrechlichkeit im Zwiespalt mit Hikos wahrem Geschlecht darzulegen. Aber nun genug zu mir.... ________________________________________________________________________ Hiko betrat mit schlurfenden Schritten sein Zimmer, schob die Tür hinter sich zu und lehnte sich leicht dagegen. Der Himmel war sternenklar und ließ so zu, dass der Mond am Firmament durch das dünne Papier des Shoji*, welches das Zimmer zum Engawa** abtrennte, schien und den Raum in einen silbrigen Schein tauchte. Er machte ein paar Schritte vorwärts, sodass gerade noch seine Zehen vom Licht des Mondes berührt wurden, ehe er noch ein paar Schritte weiter machte. Seine Beine fühlten sich so schwach an. Was tat er hier...? Er ließ sich vor dem Shoji zum Engawa auf die Knie sinken, lehnte seine Stirn gegen den Rahmen. Der fließende Stoff des farbenprächtigen Kimono umschlang seinen Körper, wie das Wasser den Fels in einem Bach. Tief atmete er durch, ehe er das Shoji vorsichtig einen Spalt aufschob. Frische, klare Nachtluft strömte in den Raum, kühlte den Raum ein wenig ab. Die letzten Blätter eines Kirschbaumes, der nicht weit entfernt stand, wehten auf den Engawa und bis auf den Tatami, blieben dort liegen wie frisch gefallener Schnee im Frühling. Er atmete tief ein, öffnete die Schiebetür noch ein Stück weiter. Langsam sah er zum silbrig glänzenden Vollmond auf. Ein paar kleine Wolkenfetzen trieben am Himmel, doch vermochten sie es nicht, den Anblick zu stören. Die Sterne leuchteten so klar wie nie. Hiko fühlte sich, als würde diese Schönheit langsam seinen Hals umgreifen und zudrücken. Er bemerkte nicht einmal, wie eine Träne langsam über seine Wange rollte und auf seinen Schoß tropfte. Ruckartig schob er das shoji wieder zu und seine Hände begannen zu zittern. Was sollte das hier alles? Er zog die Arme mehr in die Ärmel des Kimonos, hob sie an und tupfte damit die Tränen von seinem Gesicht. Sie versickerten in der Seide, hinterließen dunkle Flecken. Ein Geräusch entkam keiner Kehle, durchbrach die Ruhe in dem Raum. Er krallte seine Finger in den Ärmelsaum, ehe er sich erhob. Eine Frau. Hiko war nun eine Frau. Ein Blütenblatt, dass sich auf seinen Schoß verirrt hatte, fiel zu Boden. Warum konnte er nicht bleiben was er war? Er hatte sich nie wie eine Frau bewegt, sich so gegeben oder so gesprochen. Das nun alles lernen zu müssen... Er seufzte tief, sank wieder auf die Knie. Die Emotionen in sich zu halten... war das nicht weiblich? Er musste sich zurückhalten. Erneut tupfte er sich das Gesicht trocken, setzte sich dann anständig hin, legte die Hände in seinen Schoß. Seine Füße schmerzen schon nach kurzer Zeit. Wie sollte er so länger sitzen bleiben? Wütend schlug Hiko auf den Boden. So konnte das nichts werden. Er öffnete den Obi und den Kimono, ließ beides sinken. Langsam strich er sich den Körper entlang. Seine Haut war weiß wie Porzellan, leuchtete schon fast im Schein des Mondes. Dennoch fühlte er sich nicht besonders. Was war er schon? Er seufzte leise, ballte seine Hände. Er wollte sich ihm hingeben. Er wollte Seiimei zufrieden mit sich sehen. Seine Anerkennung war ihm wichtig. Zögerlich wandte sich Hiko um, setzte sich an den niedrigen Tisch in der Mitte des Raumes. Wieder faltete er die Hände im Schoß. Es tat weh... Er konnte knien, doch nicht wie eine Frau***. Es war anders, anstrengender. Aber er hatte es zu lernen. Er wollte es lernen. Eine fast endlose Zeit war vergangen und seine Beine pochten, taten unglaublich weh. Er wollte aufstehen, doch fühlte sich alles taub an. Enttäuscht von sich selbst spürte er schon wieder Tränen in den Augen. Noch am Boden sitzend rutschte er auf dem Tatami zu seinem Kimono zurück, wickelte ihn um sich und schloss ihn locker um seine Hüfte, ehe er sich an einem Shojirahmen festhielt, sich daran hochzog. „Ah...“ Ein leises Wimmern verließ seinen Mund und seine tauben Beine zitterten etwas, doch er schaffte es zu stehen. Vorsichtig machte er ein paar Schritte, versuchte dabei den Kimono weiter einigermaßen elegant um sich zu halten. Er wusste die Beine durften nicht hervorschauen, er musste die richtigen Schritte machen. Tatsächlich war er einigermaßen zufrieden mit sich. Es sah nicht zu schlecht aus, oder? Wenn er sich Mühe gab und weiter an sich arbeitete, konnte er es schaffen. Doch kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende gedacht, kamen die Zweifel. Warum tat er das alles überhaupt? Warum ließ er sich zu einer Frau machen? Dieser Mann... Er bedeutete ihm etwas... Doch wie stand es um die Gefühle Seiimeis ihm gegenüber? Würde sich die Arbeit an sich lohnen? Konnte er dies alles einfach so zulassen? Er wollte diese Unsicherheit abwerfen, doch es war schwer für ihn. Das hier war er einfach nicht. Er war ein Mann, egal wie man es drehte. Unter dem edlen Seidenstoff befand sich noch immer der Körper eines Mannes. Seine Stimme war ebenso die eines Mannes. Außerdem müsste er wie eine Frau sprechen lernen... Er beherrschte Frauensprache noch nicht richtig. Es gab so vieles, was er an sich selbst ändern musste. Er hatte nicht mehr diese Freiheit, die er als Mann hatte. Er musste demütig und zurückhaltend sein. Er würde immer nur „Ja“ sagen dürfen. Es wäre seine Aufgabe Seiimei bei allem einfach zuzustimmen. Seine Füße trugen ihn zum Futon. Er ließ sich darauf fallen, setzte sich jedoch gleich wieder auf. Selbst das konnte er nicht so tun. Es wurde doch von ihm erwartet dort wie eine Frau zu liegen, oder nicht? Unsicher legte er sich anders hin, starrte an die Decke. Es war schrecklich ungemütlich, mit dem Brett im Nacken, die Arme am Körper, die Beine eng beieinander und den Körper gerade auf dem Rücken liegend halten. Nein, das ließ er sich nun erst einmal nicht nehmen. Das hatte noch Zeit. Er streckte Arme und Beine von sich, drehte sich etwas zur Seite und seufzte entspannt. Schon besser. Ja, so konnte er liegen bleiben... Langsam schloss er die Augen, gähnte nochmal ausgiebig, ehe er einschlief. Der nächste Morgen würde sicher früh beginnen und er musste zumindest einigermaßen ausgeschlafen sein, wenn die Bediensteten zum Bekleiden ihn wecken würden. ________________________________________________________________________ Tara: Damit wäre das 8. Kapitel auch beendet :) Ich hoffe, es hat euch gefallen. Mit dem 9. Kapitel werde ich bald anfangen, allerdings weiß ich nicht, obs mir möglich ist, es im September hochzuladen, da ich vom 30.8. bis 20.9. in Japan bin. Ich gebe mir aber Mühe! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)