Idyllisches Inferno von Varlet (Das Ende der schwarzen Organisation) ================================================================================ Kapitel 5: Nur Fragen in meinem Kopf ------------------------------------ Wie ein verängstigtes Kind saß Conan auf seinem Bett. Die Decke drückte er weiterhin an sich und sah auf Ai. Das Mädchen machte ihm Angst. Sie lächelte nicht und blickte immer grimmig drein. Und dann beobachtete sie ihn auch noch so komisch. Viel über Ai wusste er nicht, nur dass sie in die gleiche Klasse gingen. Aber waren sie auch wirklich Freunde? Das konnte der Grundschüler nicht glauben. Nur der Professor schien nett zu sein, zumindest sah er so aus. Und er lächelte häufig. „Du musst wirklich keine Angst vor Ai haben, sie ist im Grunde ein sehr lieber Mensch“, entgegnete der Professor. Conan nickte langsam. „Das bringt doch nichts“, gab Ai von sich. „Solange er sich nicht an uns erinnert, können wir nichts machen“, fügte sie an. Ai schien leicht genervt zu sein. „Sag das nicht, Ai“, meinte Agasa ruhig. Das Mädchen seufzte auf. „Von mir aus…wenigstens ist er sonst gesund.“ „Tut mir leid“, wisperte Conan. „Ich wünschte…ich wünschte…“, schluchzte er leise. Agasa schüttelte den Kopf und setzte sich auf das Bett des Geschrumpften. „Du musst nicht weinen. Es ist alles in Ordnung“, fing er an. „Ai ist einfach nur traurig und hat Angst, dass sie ihren besten Freund verliert.“ „Das wollte ich nicht“, sagte Conan leise und blickte auf die Decke. „Oh man“, murmelte Ai. „Der Professor hat es doch schon gesagt. Es ist nicht deine Schuld. Und wir warten einfach ab, bis du dich wieder an alles erinnerst. In Ordnung?“ Der Junge nickte langsam, als dann die Tür aufging und Ran mit einem Becher und einem Strohhalm wieder kam. Lächelnd ging sie zu Conan und reichte ihm die Sachen. „Danke“, sprach er leise und trank von dem Wasser. „Habt ihr euch nett unterhalten?“, wollte sie dann wissen. „Das kann man so sagen“, murmelte Haibara. „Alles in Ordnung, Ai?“ Das Mädchen nickte. „Conan erinnert sich auch nicht an uns.“ „Leider“, murmelte Ran. „Wir können nur warten. Es wird mit der Zeit bestimmt besser“, gab Agasa von sich. „Darauf können wir nur hoffen“, entgegnete Ran. „Wir sollten jetzt gehen“, sprach Ai. „Jetzt schon?“, wollte Ran wissen. „Soweit ich weiß, sollte sich Conan lieber ausruhen. Außerdem hat er Angst vor mir, also bringt das Reden erstmals nichts. Wenn du willst, kannst du ihm ein wenig über seine Freundschaften erzählen, das sollte eigentlich nicht viel ins Rollen bringen.“ Ran nickte. „Ich werd’s machen“, meinte sie leise und sah wieder zu Conan. „Außer du möchtest gleich noch einmal schlafen.“ Conan schüttelte den Kopf. „Ich bin wach“, gab er von sich. „In Ordnung. Dann kannst du auch wach bleiben.“ „Danke, Ran.“ „Also dann…wir gehen dann mal“, meinte Ai und trat an die Tür. Sie drehte sich um. „Gute Besserung“, sprach sie dann. Agasa folgte ihr und lächelte. „Wir kommen dich bald wieder besuchen.“ Conan ließ seine Decke los. Sein Körper entspannte sich und die Anspannung entwich. Er wusste nicht warum, doch Ai verursachte ein ungutes Gefühl bei ihm. Woran das lag, war ihm unklar. Es war die Aura, die sie ausströmte. Sie war so untypisch für ein Kind. Er verstand auch nicht, wie er sich mit dem Mädchen anfreunden konnte. Alles, was sie ihm sagten, hörte sich so unrealistisch an. Conan konnte es einfach nicht glauben. Der Junge blickte zu Ran. „Was meinte Ai damit, dass du nicht viel ins Rollen bringen sollst?“, wollte er wissen. Ran sah auf den Jungen und atmete tief durch. Jetzt musste sie das alles einem Kind erklären, welches alles wahrscheinlich verstand, wäre die Amnesie nicht da. Conan war schlau und Ran war sich sicher, dass er immer noch diese Intelligenz besaß. „Weißt du, Conan, durch den Sturz hast du deine Erinnerungen verloren“, erzählte sie. Der Junge nickte. „Aber das weiß ich doch schon“, meinte er. „Ja…ich weiß, dass du das weißt“, entgegnete Ran. „Es ist nur so…dass man Erwachsenen oft erzählt, was in ihrer Vergangenheit passiert ist, damit sie sich schneller erinnern. Du bist aber ein Kind. Aus dem Grund dürfen wir dir nicht so viel über deine Vergangenheit erzählen, weil wir dich damit zu sehr beeinflussen würden.“ „Das versteh ich nicht.“ „Du bist noch sehr jung und für Kinder ist die Kindheit eine sehr wichtige Zeit. Wenn wir dir jetzt erzählen, was vor einigen Wochen passiert ist und du weiter darüber nachfragst und wir es dir wieder erzählen werden, dann fängst du an, es zu glauben. Und damit hättest du das Gefühl, als wären es deine Erinnerungen, obwohl du alles nur aus Erzählungen weißt. Das wäre nicht gut für dich. Und du würdest nicht wissen, wann du deine Erinnerungen zurück bekommen hättest“, versuchte sie es einfacher zu erklären. „Hast du das verstanden?“ Der Junge nickte. „Ich glaube schon“, meinte er. „Je mehr ihr mir erzählt, desto mehr werde ich es glauben.“ „Genau“, sprach das Mädchen. „Natürlich erzählen wir dir gerne etwas. Aber wir werden das nicht zu sehr vertiefen. In Ordnung?“ Conan nickte erneut. „Hast du denn irgendwelche Fragen?“, wollte Ran von ihm wissen. „Viele.“ „Dann raus damit“, lächelte sie. „Der Mann vorhin war dein Vater…aber wo…wo sind meine Eltern?“ Ran hielt inne. Sie wusste nicht, wie sie es ihm genau erklären sollte. Wie sagte man einem kleinen Jungen, dass die Eltern im Ausland lebten und ihn hier ließen? Sie schluckte leicht. Conan bekam ihren Zwiespalt mit. Er schluckte dabei. „Sie sind…sie sind…tot…“, wisperte er leise und eine Träne kullerte ihm über die Wange. „Was? Nein, nein“, schüttelte Ran sofort heftig ihren Kopf. „Deine Eltern sind nicht tot“, fügte sie an. Conan schniefte. „Sie leben im Ausland und weil du nicht weg wolltest, ließen sie dich erst einmal bei Professor Agasa“, erzählte sie. „Da der Professor damals aber wenig Zeit hatte, bat er uns, dich aufzunehmen.“ „Dann…wollten sie mich nicht haben?“, wollte er wissen. Ran schüttelte den Kopf. „Sie haben dich sehr lieb und wollen nur das Beste für dich“, entgegnete sie. „Sie wussten, wie schlimm es für ein Kind sein kann im Ausland zu leben. Die andere Sprache, Kultur und die ganzen neuen Menschen. Deswegen entschieden sie sich schweren Herzens dafür, dass du hier bleiben darfst.“ Ran legte ihre rechte Hand an seine Wange und wischte ihm die Tränen weg. „Sie haben dich wirklich sehr lieb, genau so, wie wir anderen.“ „Warum sind sie…nicht da?“ Das war wirklich eine sehr gute Frage. Das musste Ran zugeben. „Ich bin mir sicher, dass sie bereits Bescheid wissen. Professor Agasa hat sie bestimmt schon informiert. Und sie sind sicherlich auch schon auf dem Weg hier her“, lächelte Ran. „Hoffentlich“, murmelte Conan leise. „Sei nicht traurig darüber. Wenn du möchtest, ruf ich nachher den Professor an und frag ihn, ob er schon Neuigkeiten von deinen Eltern hat.“ „Das wäre wirklich lieb“, nickte der Grundschüler. „Wieso ließen mich meine Eltern ausgerechnet bei dem Professor, wenn er keinen Platz für mich hatte?“ „Eh? Weißt du, das ist ein wenig komplizierter“, fing Ran an. „Deine Eltern sind über zig Ecken mit dem Professor verwandt. Aber frag mich bitte nicht, über wie viele Ecken das geht. Ich hab das auch noch nicht so ganz verschwanden. Jedenfalls war er die einzige Person, die sie hier kannten und der sie dich anvertrauen würden“, erzählte sie. „Und als er ihnen sagte, dass es nicht geht, wie kam das, dass ich bei dir und deinem Vater sein durfte?“ „Das war eigentlich nur ein Zufall. Ich ging damals in das Haus meines besten Freundes, zu dem der Professor auch einen Schlüssel für Notfälle hat. Ich glaube, er wollte dich dort einquartieren, aber das ging dann leider nicht mehr, weil mein Freund wegen einem Detektivfall weg musste. Und so stimmte ich dann zu, dich erst einmal zu mir mitzunehmen. Paps wollte eigentlich nicht“, erzählte sie. „Aber dann meinte er, dass du ein Glücksbringer bist und stimmte deinem Einzug zu. Danach lernten wir deine Eltern kennen. Sie waren wirklich sympathisch und baten uns, noch eine Weile auf dich aufzupassen.“ „Ach so“, murmelte der Grundschüler. Ai blickte aus dem Fenster und überlegte. „Das war kontraproduktiv.“ Immer mal wieder blickte Agasa aus dem Augenwinkel zu seiner Ziehtochter. „Was hast du dir denn von dem Treffen mit Conan versprochen? Wir wussten, dass er keine Erinnerungen hat.“ „Wissen Sie, Professor, ich habe immer noch gehofft, dass Conan einfach nur simuliert um die Organisation aus ihrem Versteck zu holen. Aber so wie er sich verhalten hat…“ Ai seufzte auf. „Er ist wieder ein kleiner Junge und damit kann ich wirklich nichts anfangen.“ „Irgendwann lässt die Amnesie nach“, entgegnete der Professor. „Die Frage ist nur, wann und ob die Organisation vorher handelt oder nicht“, warf das Mädchen ein. „Wenn wir Pech haben, werden sie sich schon sehr bald an unsere Fersen heften. „Mach dir nicht so viele Sorgen“, fing der Ältere an. „Wenn sie auch nur versuchen werden an dich ran zu kommen, hast du noch mich und mit meinen Erfindungen kann ich sie bestimmt für eine Weile in Schach halten.“ „Sie lassen sich nicht von einer Alarmanlage überrumpeln“, seufzte das Mädchen. „Glauben Sie mir, Professor, bevor Ihre Alarmanlage auch nur einen Mucks von sich gibt, waren sie schon im ganzen Haus.“ Das Mädchen blickte weiter aus dem Fenster. „Man kann sie nicht aufhalten.“ Agasa schüttelte den Kopf. „Shinichi konnte sie auch immer von ihren Aufträgen abhalten.“ „Er hatte Glück. Hätte seine Mutter Vermouth nicht gekannt, hätte diese nie Kinderbilder von Shinichi gesehen. Und damit hätte sie Conan auch nie als Shinichi erkannt. Und wäre das nicht passiert, dann wäre ich wahrscheinlich schon wieder in der Organisation oder tot. Und Conan wäre auch schon tot.“ „Aber diese Tatsachen treffen nicht ein“, meinte der Professor ruhig. Ai nickte. „Ich weiß trotzdem nicht, wie ich mich jetzt Conan gegenüber verhalten sollte“, seufzte sie auf. „Am liebsten würde ich ihm an die Gurgel gehen“, gestand sie dann. „Aber Ai.“ „Tut mir ja leid, aber in dieser Situation nützt er uns gar nichts. Und wenn er nicht sehr bald seine Erinnerungen wieder bekommt…“ Nun seufzte Agasa auf. „Du kannst seine Erinnerungen nicht erzwingen.“ „Hmm…da bringen Sie mich auf eine Idee“, sprach das Mädchen leise. „Wir könnten ihm eins überziehen. Die meisten Menschen erhalten durch neuere Unfälle, die so ähnlich sind, ihre Erinnerungen wieder zurück.“ Agasa schüttelte den Kopf. „Das können wir nicht machen. Er muss seine Erinnerungen selber zurück bekommen.“ „Das hab ich geahnt…aber es wäre eine Idee, die wir uns für den Notfall aufheben sollten.“ Der Professor blickte zu seiner Ziehtochter. „Ich glaube nicht, dass uns Conan das jemals danken wird.“ „Jetzt bestimmt nicht, aber irgendwann später…“, gab das Mädchen von sich. „Sagen Sie, Professor, denken Sie, wir müssen seine Eltern informieren?“ „Das müssen wir auf jeden Fall tun. Sie müssen Bescheid wissen“, nickte er. „Dachte ich mir schon. Conan hat mir einmal erzählt, dass seine Eltern verkleidet hier her kamen.“ Der Professor nickte. „Das waren sie wirklich“, dabei kicherte er. „Wir haben Conan mächtig Angst gemacht, da er dachte, wir würden zur Organisation gehören.“ „Das hab ich auch gehört. Conan fand das aber nicht so lustig“, schmunzelte sie. „Ich hätte gerne sein Gesicht gesehen.“ „Glaub mir, er fand das nicht so witzig.“ „Wenigstens hat er damit mal gesehen, was passieren könnte, wenn er von der Organisation gefunden wird. Aber scheinbar hat es ihm nicht viel gebracht, da er einfach so weiter gemacht hat.“ „So würde ich das nicht sehen“, entgegnete Agasa ruhig. „Conan hat seine Lektion gelernt und weiß, was im schlimmsten Fall passieren kann. Er ist bringt sich bei Weitem nicht mehr so schnell in missliche Lagen.“ „Kann sein“, sagte das Mädchen. Sie wandte ihren Blick von der Landschaft und sah zu dem Professor. „Ich hoffe, Sie wissen noch, wie die vermeintlichen Eltern von Conan aussahen.“ Agasa nickte. „Wir haben noch ein paar Bilder gemacht.“ „Gut“, entgegnete das Mädchen. Als der Wagen zum Stehen kam, schnallte sie sich ab und öffnete ihren Gurt. Langsam stieg sie aus. „Wir müssen uns auch um seine Freunde kümmern.“ „Hmm?“ Ai blickte erneut den Professor an. „Ach so, Sie meinen diesen Typen aus Osaka.“ Agasa nickte. „Und wir sollten uns um Conans zweites Handy kümmern. Wenn Ran auf diesem anruft und es bei Conan anfängt zu klingeln…Daran will ich gar nicht denken.“ „Um das Handy müssen Sie sich keine Sorgen machen. Über dem Stuhl hing seine Jacke und weil wir in den zwei Stunden nicht viel machen konnten, hab ich das Handy einfach mitgenommen“, antwortete sie. „Du erstaunst mich immer wieder“, lächelte der Professor. „Danke“, entgegnete Haibara ruhig. „Ich glaube, wir sollten Jodie darüber informieren. Stellen Sie sich nur, was passiert, wenn sie mit Conan über die Organisation reden will und er überhaupt keine Ahnung hat. Das könnte ziemlich unschön Enden.“ Agasa nickte. „Professor Agasa?“, fing Ai an. „Was ist denn?“, wollte der Ältere wissen sobald er durch die Tür seines Hauses trat. „Denken Sie, dass es wirklich so gut ist, wenn Conan bei Ran bleibt?“, wollte sie wissen. „Hmm“, Agasa überlegte. Normalerweise hätte er ‚Ja‘ gesagt, immerhin kannten sich die Beiden schon so lange und hatten einen Draht zueinander. Conan vertraute ihr und wollte wahrscheinlich gar nicht weg. Und trotzdem konnte er jetzt keine richtige Antwort auf die Frage geben. Es konnte sein, dass sich Conan nie wieder erinnerte und durch Rans Bemühungen seine Vergangenheit für immer Verschwand. Andererseits war es ebenso möglich, dass durch den weiteren Kontakt zu Ran sämtliche Erinnerungen wieder kamen. Eigentlich saßen sie in der Zwickmühle und mussten nun abwägen, welche Handlung am besten war. „Ich weiß es nicht“, antwortete er dann ehrlich. „Verstehe“, kam es von Ai. „Ich glaube nicht, dass er bei Ran die Erinnerungen wieder bekommt. Sie wird versuchen, dass er sein Leben als normales Kind fortführen kann. Aber Conan ist kein normales Kind. Er ist ein Oberschüler, der die kindlichen Erinnerungen, wie Ran denkt, nicht besitzt. Er erinnert sich an andere Sachen und sobald er mit Ran darüber reden will, könnte er auffliegen. Und was meinen Sie, wird Ran tun, wenn Conans Kindererinnerungen die gleichen sind, die sie hat?“ „Ich verstehe deinen Einwand“, nickte der Professor. „Aber genauso gut wäre es möglich, dass er durch die Anwesenheit von Ran seine Erinnerungen wieder bekommt. Wenn sie in Gefahr gerät, wird er handeln. Oder wenn Kogoro einen Auftrag kriegt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Zustand lange bei ihm anhält.“ Ai seufzte auf. „Das weiß ich eben nicht“, gestand sie leise. „Wir haben großes Glück, dass wir nur körperlich zu Kindern wurden. Allerdings habe ich mich oft gefragt, ob nicht irgendwann weitere Nebenwirkungen auftreten.“ „Nebenwirkungen können immer auftreten, Ai. Du solltest dir deswegen nicht allzu viele Gedanken machen.“ „So einfach ist das nicht, Professor“, entgegnete das Mädchen. „Natürlich, bisher sind nur unsere Körper jünger geworden. Aber stellten Sie sich vor, was passieren würde, wenn sich auch unser Nervensystem zurück entwickelt.“ „Das wäre für uns nicht gut“, sprach er. „Aber der Organisation würde es sehr gut in den Kram kommen.“ Ai nickte. „So sieht es aus. Allerdings habe ich bisher auch noch nicht die ganzen Nebenwirkungen des APTX-4869 erforscht. Aber nicht nur das. Das Mittel, was ich entwickel, damit wir wieder groß werden, könnte ebenfalls seine Nebenwirkungen haben.“ „Du willst damit sagen, dass das wieder Zurückschrumpfen nicht die einzige Nebenwirkung sein könnte?“, fragte er nach. Das Mädchen nickte ein weiteres Mal. „Ich hab das bislang noch nicht in Betracht gezogen. Aber was wäre, wenn sein Gedächtnisverlust eine Nebenwirkung ist, die irgendwann auftreten musste? Shinichis Körper musste viele Strapazen überstehen. Er wurde immer wieder groß, dann wieder klein und irgendwann bekam er das nächste Gegenmittel verabreicht. Dabei wäre es durchaus möglich, dass irgendwann sein Nervensystem in Mitleidenschaft gezogen wird. Vielleicht musste das einfach geschehen, damit ich mit der Forschung aufhöre. Ich kann nicht einmal das neue Gegenmittel an ihm ausprobieren, weil das eine komplette Katastrophe wäre.“ „Daran darfst du nicht denken, Ai. Wir vertrauen dir und wir können nur hoffen, dass die Amnesie nicht durch das Gegenmittel kommt. Ich bin mir sicher, du hast bei deinen Forschungen sämtliche Einflüsse bedacht hast.“ „Bisher…aber man kann sich immer irren“, warf sie ein. „Natürlich. Aber wenn das passiert, dann tut man alles um seinen Fehler wieder rückgängig zu machen. Und ich bin mir sicher, dass du das bei deiner Forschung berücksichtigst.“ „Sie wissen wirklich, wie man jemanden wieder aufmuntert, Professor.“ „Das hat das Alter so an sich“, schmunzelte er. „Aber wenn du dir immer noch Sorgen wegen Conan machst, dann kann ich auch Ran anrufen und ihr vorschlagen, dass er in der Zwischenzeit bei uns unterkommt.“ „Das wäre keine schlechte Idee. Ich könnte ihm Blut abnehmen und ein paar andere Untersuchungen durchführen um sicher zu sein, dass die Amnesie nichts mit dem Gegenmittel oder dem Schrumpfgift zu tun hat. Wenn ich ihn irgendwie dazu bekomme, dass er sich untersuchen lässt…“ „Jaja…Kinder haben normalerweise Angst vor Ärzten oder Spritzen. Aber wenn du ihn das nächste Mal sehen solltest, versuch ein wenig zu lächeln.“ „Lassen Sie das mal…ich bin kein Mensch der oft lächelt und wenn ich jetzt damit anfange, würde es erst recht nicht zu mir passen“, sprach das Mädchen. „Wahrscheinlich hast du sogar recht und er würde sich nur noch mehr vor dir ängstigen.“ „Danke, Professor. Das ist wirklich aufbauend“, schmunzelte sie leicht. „Vielleicht sollten Sie jetzt Ran anrufen und sie wegen Conan fragen.“ Agasa nickte. „Aber versprich dir nicht so viel davon.“ „Keine Sorge.“ Der Professor ging an das Telefon und wählte die Handynummer von Ran. Er musste eine Weile warten, ehe das Mädchen ran ging. „Mori“, sprach sie in den Hörer. „Hier ist Professor Agasa“, entgegnete der Ältere. „Ach Professor“, lächelte sie. „Haben Sie irgendwelche Neuigkeiten?“, wollte sie dann wissen. „Bisher nicht. Ich werd nachher noch Conans Eltern anrufen, dann geb ich dir wieder Bescheid.“ „Oh sehr gut“, nickte das Mädchen. „Deswegen wollte ich sie auch noch anrufen. Conan hat nach seinen Eltern gefragt und ich wusste nicht so genau, was ich ihm sagen sollte, weswegen ich ihm erzählte, dass seine Eltern sicher bald hier her kommen.“ „Das war das Beste, was du ihm sagen konntest“, stimmte der Professor zu. „Wenn ich mit ihnen sprechen werde, bin ich mir sicher, dass sie ziemlich bald hier her kommen werden.“ „Manchmal fällt es mir nicht leicht mit ihm darüber zu sprechen. Eigentlich weiß ich gar nicht so viel über seine Eltern. Ich hab nicht einmal ihre Nummer oder ihre Adresse. Professor Agasa…ich bin eine schlechte große Schwester für ihn“, murmelte sie leise. „Nein, das bist du nicht“, entgegnete er. „Du bist die beste große Schwester, die er nur haben kann. Ran, du tust alles für ihn. Er kann sich keine bessere Freundin wünschen.“ „Danke, Professor. Trotzdem hab ich Angst irgendwas Falsches zu sagen. Ich möchte nicht, dass ich seine Erinnerungen damit verändere“, seufzte Ran leise. „Das wirst du schon nicht machen, Ran“, sprach er ruhig. „Wenn du das nächste Mal Angst hast, dass du ihm zu viel erzählst, atme einfach tief durch. Das beruhigt dich du und du hast das Gefühl als würde sich die Welt langsamer drehen.“ „Meinen Sie?“, fragte Ran nachdenklich. „Hmm…das werde ich das nächste Mal machen“, fügte sie anschließend an. „Mach das. Aber ich rufe wegen etwas Anderem an“, meinte der Professor. „Um was geht es?“ „Ai und ich, wir haben überlegt. Wir wollten dir vorschlagen, dass Conan für die nächste Zeit auch bei uns unterkommen kann“, sprach er. „Wir haben mehr Platz und vielleicht tut es ihm gut, wenn er hier ist, immerhin verbringt er sonst auch viel Zeit bei mir zu Hause und unternimmt oft was mit Ai. Ich denke, ihr würde es auch gut tun, wenn Conan hier wäre. Ich wollte es eigentlich nicht sagen, aber ich mach mir Sorgen um Ai. Conan konnte sie immer so gut aufmuntern, aber jetzt wo er nicht mehr er selber ist, wirkt sie wieder so traurig.“ „Es tut mir Leid, Professor“, entgegnete Ran. „Aber ich möchte nicht, dass Conan in der Zeit zu Ihnen zieht. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, es ist nichts gegen Sie, aber ich…ich fühl mich nicht gut dabei. Ich konnte Conan nicht beschützen, weswegen er so schwer verletzt wurde. Es ist meine Schuld. Hätte ich mich rechtzeitig dazwischen stellen können, hätte er noch seine Erinnerungen. Und jetzt möchte ich ihn nicht abschieben, nur weil es ihm nicht so gut geht. Ich bin doch momentan die einzige Person, die sich um ihn kümmern kann.“ „Du darfst dir keine Schuld daran geben, Ran. Es war einfach nur ein Unfall, der immer wieder passieren könnte. Du weißt nicht, was passiert wäre, hättest du dich ihr in den Weg gestellt. Conan hätte auch zu Hause aus dem Bett fallen können und sich den Kopf anstoßen. Es hätte immer geschehen können“, warf Agasa ein. „Wir sind nur Menschen.“ „Wahrscheinlich haben Sie recht. Aber der Gedanke geht mir nicht aus dem Kopf und ich glaube nicht, dass das so schnell geschieht. Ich möchte mich einfach nur noch um Conan kümmern, mehr nicht.“ „Das kann verstehen. Falls du trotzdem Hilfe brauchst, kannst du dich immer an mich oder Ai wenden. Ich weiß, Conan hat Angst vor ihr, aber du weißt ja, wie Ai sein kann.“ Ran schmunzelte leicht. „Wir wissen alle wie Ai ist. Es ist nicht verwunderlich, dass er ein wenig Angst vor ihr hat. Aber ich denke, das wird sich mit der Zeit legen. Ich hab ihm erzählt, dass er und Ai sehr gute Freunde sind.“ „Das könnte ihm helfen.“ „Und ich hab nicht zu viel erzählt. Oder denken Sie, dass es schon zu viel ist, wenn ich ihm sage, mit wem er vor dem Unfall befreundet war und mit wem nicht?“ „Ich glaube, das ist eine der Sachen, die du ihm sagen kannst.“ „Sehr gut, danke. Ich weiß manchmal wirklich nicht, ob ich es ihm sagen durfte oder nicht. Einerseits rede ich ihm dadurch ein, wenn er mochte.“ „Aber du erzählst ihm nicht komplett wie die Freundschaft anfing oder was die Beiden immer gemacht haben. Und wenn du ihm gar nichts darüber erzählst, wird er sich nur noch einigeln und warten, bis irgendwann seine Erinnerungen wieder da sind. Du musst einfach nur abwarten.“ „Sie können einen wirklich gut beruhigen, Professor“, lächelte das Mädchen. „Ich fühl mich schon viel besser. Ich bin froh, dass wenigstens Sie, in einer solchen Lage, ruhig bleiben können.“ „Das macht das Alter aus. Wenn du irgendwann mal so alt bist, wie ich, dann wirst du auch so viel Lebenserfahrung mitbringen.“ „Das hoffe ich. Ich habe schon so viel gelernt“, meinte sie. „Professor? Können Sie mir vielleicht einen Gefallen tun?“ „Natürlich. Um was geht es?“ „Könnten Sie vielleicht Shinichi informieren? Ich hab schon die ganze Zeit versucht ihn anzurufen, aber er geht einfach nicht an sein Handy und ich weiß nicht, ob ich ihn demnächst noch einmal erreichen könnte“, bat sie ihn. „Das mach ich gerne für dich.“ „Danke. Können Sie ihm dann sagen, dass er mich anrufen soll? Ich weiß ja nicht, wann ich es bei ihm versuchen soll.“ „Natürlich“, entgegnete Agasa. „Ich werde es ihm ausrichten.“ „Vielen Dank, Professor.“ „Kann ich sonst noch etwas für euch tun?“ „Nein Danke. Danke, dass Sie sich meine Probleme anhörten.“ „Das hab ich wirklich gern gemacht“, lächelte der Professor. „Wir kommen euch morgen auf jeden Fall besuchen.“ „Wir freuen uns“, entgegnete das Mädchen. „Machen Sie es gut.“ Agasa legte den Hörer auf und blickte zu Ai, die ihn die ganze Zeit über ansah. „Das hat sich nicht so angehört, als würde Conan zu uns kommen.“ „Ran möchte das auch nicht“, sprach er. „Sie gibt sich die Schuld für den Unfall.“ „Das war nicht zu überhören“, meinte das Mädchen. „Und bei Ran war es mir irgendwie klar. Bei solchen Sachen ist sie relativ sensibel. Wenn ich an ihrer Stelle wäre, hätte ich Conan auch nicht weg gelassen.“ „Es war aber ein Versuch wert und wir hätten aber auch Glück haben können.“ Ai schüttelte den Kopf. „Das glaub ich nicht. Wir kennen doch Ran, die Chancen, dass Conan hier bleiben dürfte, waren sehr gering. Es würde nur gehen, wenn sie zusammen mit ihrem Vater weg fahren würde. Aber da dies nicht der Fall ist, konnte es ja nicht klappen. Aber wenigstens haben sie ihr ein wenig die Schuldgefühle nehmen können.“ „Das war das mindeste, was ich tun konnte“, nickte der Ältere. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Ran jedes Szenario durchgegangen ist und hoffte, einen Weg zu finden, damit Conan unverletzt aus der Sache heraus kommt“, fügte er an. „So etwas geht nicht. Was geschehen ist, kann man nicht mehr ändern. Sie kann nur versuchen ihm zu helfen“, gab das Mädchen von sich. „Und irgendwann verschwinden ihre Schuldgefühle.“ Agasa nickte. „Das hab ich ihr auch versucht klar zu machen. Aber ich glaube, sie wird noch eine ganze Weile brauchen, bevor sie das alles verarbeitet hat.“ „Das seh ich auch so. Wahrscheinlich kann er ihr nur dann helfen, wenn er seine Erinnerungen wieder bekommt. Ansonsten wird sich Ran immer Vorwürfe machen“, entgegnete Haibara ruhig. „Ich kenn so was…“ „Ran ist eben wirklich ein sehr sensibles Mädchen. So war sie schon immer. Auch als kleines Mädchen dachte sie immer, sie wäre an den verschiedensten Sachen schuld. Als sich ihre Eltern trennten, machte sie sich Vorwürfe. Nur Shinichi konnte sie aufmuntern und ihr neuen Mut machen.“ „Shinichi können wir jetzt ja vergessen. Ich glaube nicht, dass er ihr wieder Mut machen kann, wenn er gar nicht mehr weiß, was los war…wobei…wir haben ja noch den Stimmentransposer. Eigentlich könnten wir ihn bei Ran anrufen lassen. Das Handy hab ich da…“, murmelte Ai. Der Professor nickte. „Wir könnten das machen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich Shinichi richtig darstellen kann. Ran kennt ihn schon so lange und wenn ich nur ein falsches Wort sage, könnte sie Verdacht schöpfen.“ Ai seufzte auf. „Genau das gleiche Problem seh ich auch. Ich würde es aber gerne versuchen. Wenn sie das Gefühl hat, ich würde ihn nicht richtig spielen, gebe ich einfach einen Fall vor und würge sie so schnell wie möglich ab“, schlug sie vor. „Wir haben keine andere Wahl. Du musst das machen“, stimmte der Professor zu. „Aber nicht jetzt und auch nicht heute. Wir müssen noch abwarten. Wenn es zu früh kommt, dann könnte sie Fragen stellen und ihn sehen wollen. Und das kriegen wir nicht hin.“ „Es würde Ran weh tun, wenn er nicht her kommen könnte“, gab der Professor zu. „Ran ist eben zu weich. Obwohl sie die Arbeit ihres Vaters kennt, müsste man meinen, dass sie sich mittlerweile ein dickeres Fell zugelegt hat. Aber dem ist nicht so. Für die Organisation würde sie damit nicht in Frage kommen. Es sei denn, sie würde ihren Charakter grundlegend ändern und das kann ich mir nicht bei ihr vorstellen.“ „Das hat auch keiner behauptet“, entgegnete der Professor. „Ich weiß, aber ich wollte eigentlich nur damit sagen, dass sie sich immer zu viel Sorgen macht. Manchmal glaubt sie, sie wäre an allem schuld.“ „Da ist sie dir nicht unähnlich“, warf der Professor ein. „Wie meinen Sie das?“ „Ich kenn dich mittlerweile recht gut, Ai. Ich weiß, dass du dir die Schuld für das Schrumpfgift gibst und wenn die Organisation agiert, dann wirst du auch von Schuldgefühlen geplagt. Du glaubst, wie Ran, dass alles nur deswegen passiert ist, weil du einen Fehler begingst.“ Ai seufzte leise auf. „Sie kennen mich zu gut“, murmelte sie leise. Der Professor nickte. „Wir leben ja auch schon eine ganze Weile zusammen“, sprach er. „Ich wüsste nicht, was ich ohne Sie machen sollte. Wahrscheinlich wäre ich schon längst von der Organisation geschnappt worden.“ „Das bist du aber nicht. Also mach dir darüber bitte keine Gedanken. Solange Shinichi nicht wieder er selbst ist, werde ich nicht zulassen, dass dich die Organisation bekommt.“ „Danke, Professor“, murmelte Haibara. Sie merkte, wie sie langsam melancholisch und traurig wurde. Die ganze Geschichte mit der Organisation nagte immer noch an ihr und je mehr sie über die Männer in Schwarz sprach, desto schwerer wurde es, ihre wahren Gefühle zu verstecken. Conan konnte sie immer piesacken, aber bei dem Professor war das nicht möglich. Dieser wollte immer darüber reden, also gab es für Ai nur noch eine Möglichkeit. Sie musste das Thema wechseln. „Vielleicht sollten Sie jetzt seine Eltern anrufen“, schlug sie vor. Agasa nickte. „In Ordnung.“ „Ich bleibe hier sitzen und werde die Zeitschrift weiterlesen“, fügte sie noch an. „Gut“, sprach der Professor und ging erneut zum Telefon. Das Gespräch mit Yukiko dauerte nicht allzu lange. Agasa erklärte die momentane Lage und erzählte, was passiert war, aber auch, wie die Aussichten lagen. Yukiko war schockiert. Da ließ sie ihren kleinen Sohn in Japan und nach der Schrumpfattacke passierte noch ein weiterer Unfall. Manchmal fragte sich Yukiko, ob sie nicht doch die falsche Entscheidung trafen, aber dann kam Shinichi und redete über seine positiven Erfahrungen, die er in Japan machte. Immer wieder schaffte er es, dass sie sich besser fühlten und keine Sorgen machten. Nachdem der Professor das Gespräch beendete, trat er wieder an das Sofa heran und setzte sich zu. „Und was sagen seine Eltern?“ „Yusaku ist momentan auf Recherche und hat dabei sein Telefon ausgestellt. So kann man ihn so gut wie gar nicht erreichen“, erzählte er. „Oh man…das ist das Leben eines Autors. Wenn er nicht erreicht werden will, taucht er einfach ab“, murmelte Ai. „Yukiko wollte eigentlich eine Werbekampagne drehen, macht sich aber so schnell wie es geht, auf den Weg hier her.“ „Gut“, nickte das Mädchen. „Dann hat er wenigstens eine Person, die er vielleicht kennen könnte. Wobei ich es irgendwie witzig fände, wenn sie sich verkleidet und versucht als Conans Mutter seine Erinnerungen zu wecken. Da es keine gibt, ist diese Idee nichts wert“, meinte sie ruhig. „Eigentlich wäre es besser, wenn sie gar nicht hier her kommt.“ Das kann sie aber nicht machen“, warf Agasa ein. „Ran würde sich fragen, warum ihn seine Eltern nicht besuchen kommen.“ „Unglücklicherweise besteht dabei dieses Problem“, seufzte Ai. „Wenigstens weiß Conans Mutter dass er geschrumpft wurde.“ Agasa nickte. „Jetzt bist du dran.“ „Ich weiß. Es ist besser, wenn ich bei Jodie anrufe“, sprach das Mädchen. Ai stand auf und ging an das Telefon. „Ich bin gespannt, wie sie auf die Nachricht reagiert.“ „Wahrscheinlich genauso wie wir.“ „Das glaube ich auch“, murmelte sie leise. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)