Idyllisches Inferno von Varlet (Das Ende der schwarzen Organisation) ================================================================================ Kapitel 10: Neue Suche ---------------------- Der Mann in Schwarz schnaubte, während er den Rauch der Zigarette in seinen Wagen blies. Wie immer saß er auf dem Beifahrersitz und gab seinem Partner die Anweisungen. Wodka nahm diese immer wieder gerne an. Er wusste selber, dass er nicht gerade ein brillanter Kopf war. Eigentlich konnte er nur Anweisungen befolgen, aber das machte ihm nichts aus. So war es manchmal einfacher. Einmal hatte er die Möglichkeit für einen eigenen Auftrag. Aber da ging so einiges schief und zum Ende hin, wäre er fast in eine Falle gelaufen. Dabei war es nicht gerade das erste Mal, dass er einen Fehler machte. Es fing vor einem halben Jahr an, als Wodka eine Geldübergabe durchführte. Nur mit Glück konnte der Schnüffler, der sie beobachtete, aus dem Weg geräumt werden. Auch wenn Wodka ihn lieber mit seiner Browning erledigen wollte, so war Gin anderer Meinung und er hatte Recht. Es wäre viel zu auffällig, aber das hatte das Organisationsmitglied nicht bedacht. Wenigstens konnte Gin die Situation retten und den Schnüffler beseitigen. Doch das war nicht das erste Mal wo er fast einen fatalen Fehler beging. Einmal hatte er die Möglichkeit Sherry zu kriegen, aber was machte er? Er beging den nächsten Fehler und verlor nicht nur die Wissenschaftlerin, sondern auch ihren Helfer. Und trotzdem hatte er Glück, dass er noch weiter für die Organisation arbeiten durfte. Trotz allem bekam er noch einmal die Chance für einen eigenen Auftrag. Es hörte sich alles einfach an. Er brauchte nur das Computer-Programm von Itakura zu holen und dann würde alles gut werden. Aber so einfach war es nicht. Zuerst änderte er eigenmächtig die Uhrzeit des Treffens und dann hinterließ er noch Fingerabdrücke. Wäre Gin damals nicht aufgetaucht, hätte es das Ende der Organisation bedeuten können. Wodka hatte ziemliches Glück. Normalerweise bestrafte die Organisation jeden, dem ein Fehler unterlief und da ihm bereits mehrere unterlaufen waren, rechnete er schon mit dem Schlimmsten. Glücklicherweise durfte er noch an der Seite seines Partners verweilen und wurde schließlich für andere Aufträge im Außendienst eingesetzt. So beschattete er für Vermouth das Halloween-Schiff oder verfolgte den Van des FBI Agenten, in dem sich Kir befinden musste. Wenigstens dabei unterliefen ihm keine Fehler. Und trotzdem fragte sich das Organisationsmitglied immer wieder, ob sein nächster Auftrag der letzte sein würde. Vor allem konnte man sich bei Gin nicht sicher sein. Während Wodka die Straße weiter fuhr, blickte er aus dem Augenwinkel immer mal wieder zu Gin, der den Rauch der Zigarette gegen die Fensterscheibe blies. Wodka blieb still und fuhr einfach weiter. Gin hatte kein richtiges Ziel angegeben. Er wollte einfach nur die Straße entlang fahren. Aber wahrscheinlich war das auch ein Plan, den er hatte. Ohne einen richtigen Ort konnte man sie nicht verfolgen, zumindest dann nicht, wenn man sie wieder verlor. An einer Ampel hielt Wodka an und wartete. Wodka blickte erneut zu Gin. Sollte er nun etwas Sagen, oder lieber schweigen? Bei Gin wusste man nie. Manchmal sah er so aus, als würde er einen in der Luft zerreißen wollen. Aber daran war Wodka gewöhnt. Ein anderes Verhalten kannte er auch nicht von seinem Partner. So war er schon immer. Gin blies den Rauch der Zigarette weiter aus. „Was guckst du so?“, wollte er dann mürrisch wissen. Er mochte es gar nicht, wenn man ihn einfach so anstarrte und nichts dabei sagte. Wodka schluckte und sah wieder auf die Straße. Er fuhr schließlich wieder los. Er wusste nicht wie er es anfangen sollte. „Bourbon…“, sprach er dann leise. Gin knurrte und ballte dabei die Faust. „Bourbon“, wiederholte er den Namen. Wie sehr er dieses Organisationsmitglied doch verachtete. Bourbon war wie Vermouth, er arbeitete meistens alleine und man konnte nie vorhersehen, was sein nächster Schachzug sein würde. „Weißt du schon, ob er irgendwas gefunden hat?“ „Gar nichts.“ Dabei legte sich ein grinsen auf Gins Lippen. Es war eine Genugtuung, dass er auch keinen Hinweis auf Sherry oder Akai fand. „Das ist schlecht, oder?“, fragte er nach. Er war irritiert von dem Blick, den sein Partner gerade hatte. „Ja, aber geschieht ihm auch recht. Dann sieht er einmal, dass er nicht immer Glück hat.“ „Glück?“ „Als ob es Können ist mit dem er seine Aufträge durchführt.“ „Aber…“, murmelte Wodka leise. „Ich dachte, er wäre so ein bedrohliches Mitglied.“ Gin zuckte mit den Schultern. „Und wenn schon. Soll er doch machen, was er will“, entgegnete Gin darauf. Wodka nickte. „Weißt du, woher er wusste, dass Sherry im Bell Tree Express mit fahren würde?“ „Das ist nicht mein Problem. Er muss den Konsequenzen leben“, Gin grinste. „Du hast ihm gar nicht zu getraut, dass er Sherry findet?“ „Natürlich nicht. Du glaubst doch nicht wirklich, dass sich Sherry so einfach finden lässt?“ „Ich…ich weiß es nicht“, murmelte Wodka. Wahrscheinlich wäre es wirklich nicht so einfach, immerhin hatten sie selber lange genug gesucht und keinen Anhaltspunkt gefunden. Außer damals durch Pisco. Aber das war schon eine Weile her. „Ich dachte, Sherry wäre nicht mehr in Tokyo“, fügte er dann an. „Wäre durchaus möglich“, nickte Gin und warf seine Zigarette aus dem Fenster. „Allerdings wissen wir nicht, wie sie aus der Stadt kam. Wir haben Bahnhöfe und Flughäfen überprüft. Selbst auf den Straßen standen unsere Leute und sahen sich um…“ Wodka seufzte. Sherry war immer noch wie vom Erdboden verschwunden. „Glaubst du wirklich, dass sie so leicht gefunden wird? Sherry arbeitet nicht alleine“, sprach er dann. Wodka nickte. „Den Typen haben wir auch nicht identifizieren können…“ „Wie denn auch? Wir haben ihn ja nicht einmal gesehen“, zischte Gin wütend. Er ballte die Faust. Es wäre wirklich einfacher, hätten sie ihn gesehen, aber da dies nicht der Fall war, mussten sie eben anders an die Sache heran gehen. „Selbst wenn Bourbon sie im Zug fand…dann muss sie ihm entkommen sein.“ „Wieso bist du dir sicher, dass sie dort war?“, wollte der Fahrer dann wissen. Gin verdrehte die Augen. „Denkst du wirklich, dass Vermouth sonst bei der Aktion mitgemacht hätte?“ Wodka zuckte mit den Schultern. „Kann ich dir nicht sagen. Sie hatte auf ihrer Suche nach Sherry auch keinen Erfolg…“ „Ja, es wäre wirklich passend für sie, wenn sie versuchen würde, sich mit seinem Ruhm zu schmücken und ihn für die Niederlage verantwortlich zu machen.“ „Aber du denkst das nicht?“, fragte Wodka nach. „Vermouth und Bourbon haben schon mehrmals zusammen gearbeitet. Er lässt sich nicht so einfach von ihr austricksen.“ Daraufhin nickte Wodka. „Soll er machen, was er will. Momentan kümmert er sich wieder um die Suche nach Akai.“ „Akai…“, murmelte Wodka. „Er sollte ihn bald wieder heraus locken. Das letzte Mal konnte Chianti ihn nicht erschießen.“ „Idiot.“ Irritiert blickte Wodka zu seinem Partner. „Eh? Aber…“ „Chianti wollte Bourbon erschießen.“ „Bourbon?“ Wodka weitete seine Augen. „Warum sollte er das machen?“ Gin schüttelte nur den Kopf. Was für einen Partner hatte er da nur abbekommen? „Denk darüber nach.“ Wodka nickte. Er fuhr weiter und sah dabei aus dem Fenster. Den Ort kannte er schon, hier waren sie schon einmal und fielen auf einen Trick des FBI Agentens rein. „Vielleicht wollte er den richtigen Akai raus locken“, schlug er vor. „Du bist ja doch nicht so dumm, wie ich dachte“, sprach Gin kühl. „Das war nur ein Grund. Ein paar FBI Agenten waren ebenfalls vor Ort.“ „Dann wollte er ihre Reaktion testen?“ „Das nehme ich zumindest an.“ „Und reagierten sie so, wie sie sollten?“ „Wie ich gehört habe, ja.“ „Und trotzdem denkt er, dass Akai noch am Leben ist?“ „Er lässt sich nicht so einfach umbringen und schon gar nicht durch Kirs Hand“, zischte Gin. Er selber glaubte auch nicht daran. Nur konnte er es nicht beweisen. Aber Gin war klar, dass sich irgendwann der FBI Agent wieder blicken lassen würde. Es war nur eine Frage der Zeit. „Und wenn sie es doch geschafft hat?“, wollte er wissen. „Dann hatte sie nur Glück und muss sich keine Vorwürfe machen oder Angst haben“, grinste er. „Kir verheimlich uns irgendwas…“ „Dann sollten wir sie zur Rede stellen“, warf Wodka ein. „Nein. Noch nicht.“ „Aber warum?“ Gin verdrehte wieder die Augen. Zum Glück war er dabei, ansonsten hätte Wodka sicherlich alles kaputt gemacht. „Solange sie sich noch sicher fühlt, nutzen wir sie für unsere Zwecke.“ Der Mann in Schwarz nickte. „Halt hier an!“ „Sofort“, nickte Wodka und drosselte die Geschwindigkeit seines Wagens. Er sah sich um und suchte nach einem passenden Parkplatz. Als er diesen fand, parkte er ein. „Was machen wir hier?“, wollte Wodka wissen. „Bourbon.“ „Bourbon?“, fragte der Dickere und sah aus dem Fenster. „Er arbeitet hier schon seit einer ganzen Weile“, sprach Gin darauf. „Oh“, murmelte Wodka leise. „Warum macht er das?“, wollte er dann wissen. „Informationsbeschaffung“, entgegnete Gin. „Infor…mations..beschaffung“, wisperte der Fahrer des Wagens. „In einem Café?“ Gin rollte mit den Augen und zog seine nächste Zigarette aus der Schachtel heraus. „Er arbeitet bei dem Detektiv.“ Wodka sah an dem Café nach oben und entdeckte dann die Detektei. Jetzt erinnerte er sich auch an den damaligen Tag, wo sie den Mann fast erschossen hätten, ehe heraus kam, dass dieser nur von Akai benutzt wurde. „Den wollten wir doch erschießen“, murmelte Wodka. Gin nickte. „Wir haben es aber gelassen“, sprach er. „Langsam glaube ich, dass es die richtige Entscheidung war.“ „Hmm? Wieso? Ich dachte, du hast ihn nur am Leben gelassen, weil das alles ein Trick von Akai war“, meinte Wodka darauf. „Denk doch mal nach. Auch wenn beide Wanzen von der gleichen Art waren, führte uns die zweite zu diesem Schnüffler, was uns schließlich zum FBI führte. Und nun hat sich Bourbon an seine Seite geheftet.“ „Könnte es also doch sein, dass Mori mit dem FBI zusammen arbeitet?“, fragte Wodka nach. „Nein. Wenn das tatsächlich der Fall wäre, hätte er Bourbon schon längst erkannt“, entgegnete Gin. „Und das FBI wäre bereits mehrfach hier gewesen.“ „Das waren sie aber nicht.“ „Und deswegen werden sie wohl nicht miteinander arbeiten“, murmelte Wodka leise. „Aber was, wenn das nur ein Trick ist und sie doch miteinander arbeiten?“ „Das kann ich mir nicht vorstellen“, fing Gin an. Er lehnte sich in seinen Sitz nach hinten und sah aus dem Fenster. „Das FBI hätte sofort gehandelt. Du glaubst doch nicht wirklich, dass sie Bourbon so einfach in Ruhe lassen würden.“ „Wahrscheinlich nicht“, murmelte Wodka „Eben“, meinte Gin darauf. „Aber trotzdem schadet es nicht, wenn wir Akais Tod überprüfen. Vielleicht konnte er ja doch irgendwie entkommen“, fügte Gin daraufhin an. „Verstanden“, nickte er, als das Handy von Gin klingelte. Wodka blickte ihn an. „Was ist?“, raunte Gin in sein Telefon. „Macht es dir Spaß mich zu beobachten?“ Gin grinste leicht. „Schon möglich.“ „Und? Hast du irgendwas Interessantes entdeckt?“ „Sollte ich das denn?“, wollte Gin von ihm wissen. „Du solltest den Typen in Ruhe lassen und dich endlich einem ordentlichen Auftrag widmen.“ „Das tu ich doch“, gab Bourbon von sich. „Oder glaubst du wirklich, dass Rye tot ist?“ „Natürlich nicht. Aber im Vergleich zu dir suche ich nicht jemanden, der sich nicht finden lassen will“, entgegnete Gin. „Stimmt…du suchst Sherry. Und ja stimmt…du hast sie ja schon so oft gefunden.“ Gin knurrte. „Dafür habe ich nicht behauptet, dass Sherry in diesem komischen Zug sitzen wird.“ „Pff…und wenn schon, ich hatte wenigstens eine Spur. Nicht so wie du. Seit wann suchst du nach ihr? Einem Monat? Zwei Monate? Ach nein…es ist ja schon fast ein halbes Jahr.“ „Glaubst du wirklich, du könntest mich damit reizen?“ „Vielleicht“, schmunzelte Bourbon daraufhin. „Was macht deine Suche nach Akai?“ Bourbon knurrte leicht. „Das geht dich nichts an. Wenn ich ihn gefunden habe, wirst du das schon früh genug mitbekommen.“ „Mach doch was du willst.“ „Das hatte ich vor. Möchtest du mich dabei weiter beobachten oder traust du mir endlich mal?“ „Du solltest wissen, dass ich keinem traue und erst recht keinem, der mit Vermouth zusammen arbeitet.“ „Kein Grund zur Eifersucht mein Guter. Ich brauche sie lediglich für ein paar Kleinigkeiten“, entgegnete Bourbon. „Ich hab schon davon gehört.“ Gin war darüber gar nicht erfreut gewesen. „Wenn du das nächste Mal eine solche Aktion planst, sorge dafür, dass wir dich nicht erschießen“, knurrte Gin. „Als ob es Chianti gelungen wäre“, grinste Bourbon. Aber es machte Spaß ihr in den Lauf zu sehen. „Du kannst froh sein, dass ich das Attentat abgebrochen hab.“ „Aber natürlich. Es war nur dein Verdienst…“ „Genug der Spielchen, Bourbon“, fing er an. „Warum hast du dich bei diesem Schnüffler eingeschlichen?“ „Was geht es dich an?“, wollte der Gefragte wissen. „Vieles. Der Boss hat langsam Zweifel an deinen Handlungen.“ „Mach dir keine Sorgen. Ich bin weiter auf der Suche nach Beweisen, dass Rye noch am Leben ist“, antwortete Bourbon. Gin verdrehte die Augen. Er hasste diese Geheimniskrämerei, vor allem bei Personen, mit denen er eigentlich irgendwie zusammen arbeiten sollte. „Glaub ja nicht, dass du genug Zeit dafür hast“, sprach er. „Mach dir um meine Probleme keine Gedanken“, meinte der Andere dann. „Ich weiß genau was ich tue. Und jetzt musst du mich entschuldigen, ich habe noch zu arbeiten“, fügte er an. Ehe Gin auch nur ein Wort sagen konnte, legte er auch schon auf. Bourbon knurrte und steckte sein Handy weg. Der junge Mann ging die Straße weiter entlang. Für einen anderen Arbeitgeber als die Organisation musste er nicht mehr arbeiten. Aber das hieß nicht, dass sein Tag wirklich zu Ende war. Da er neben der Arbeit im Café Poirot, dem Schülersein bei Mori auch noch für die Organisation tätig war, musste er hin und wieder früher Feierabend machen und seine Suche weiter voran treiben. Mittlerweile war er sich bereits bewusst, dass Akai noch lebte. Nur musste er ihn vollkommen heraus locken und nicht nur seine Silhouette sehen. Nur mit einem Beweis in der Hand, konnte er weiter arbeiten. Außerdem so schnell, wie er ihn erblickte, so schnell war er auch schon wieder verschwunden. Es würde nicht einfach werden, aber mit der Unterstützung von Vermouth konnte er schon neue Pläne schmieden. Bourbon zog wieder sein Handy heraus und wählte eine Telefonnummer. Er wartete ab, bis sich die Person meldete. „Ich bin’s“, sprach er dann. „Wir müssen uns unterhalten.“ „Was gibt es?“, wollte Vermouth von ihm wissen. Sie saß gerade auf ihrer Maschine und düste durch die Stadt, dabei hatte sie im Helm eine Freisprechanlage für ihr Handy eingebaut und musste einfach nur das Gespräch entgegen nehmen. „Gin hat langsam keine Lust mehr zu warten.“ „Na super“, gab Vermouth von sich. So war er, aber man konnte ihn eben nicht aufhalten. Wenn Gin was wollte, verbiss er sich wie ein Pitbull darin. „Du solltest was dagegen tun. Ich mag es gar nicht, wenn man mir bei der Arbeit über den Rücken guckt“, meinte er wütend. „Du weißt ganz genau, dass man dabei nichts mehr machen kann. Wenn ich mich jetzt bei Gin melde und versuche ihn davon abzubringen, würde es nur den gegenteiligen Effekt haben. Komm damit klar, dass er dir nicht vertraut und dich beobachten lässt“, sprach sie. „Es kommt dir nu zu Gute, wenn du ihn einfach ignorierst. Gin verschwindet schon von alleine, spätestens dann, wenn er nichts findet.“ „Wenn du das so siehst…“, entgegnete er ruhig. „Aber du solltest wissen, dass Gin in der Nähe der Detektei seinen Posten bezogen hat.“ „Gin hat was?“ „Ich dachte mir schon, dass es dich interessieren würde. Gin hat mich beobachtet…“ „Und was hast du gemacht?“, wollte sie von ihm wissen und erhöhte ihre Geschwindigkeit. „Na was denkst du wohl? Ich hab ihn angerufen und mich ganz nett mit ihm unterhalten“, erzählte er. „Wie ich Gin kenne, war es ihm egal, was du gesagt hast.“ „Das war es. Aber jetzt weiß er, dass es mir egal ist, was er macht.“ Bourbon ging weiter die Straße entlang und sah sich um. „Ich denke, du hast jetzt vor, dich darum zu kümmern.“ „Mach dir keine Gedanken. Er wird schon sehr bald von dir ablassen“, sprach sie. „Das will ich hoffen.“ „Tz…“, kam es von Gin. Er steckte sein Handy wieder zurück in die Jackentasche. „Wer war das?“ „Bourbon.“ „Hmm…“, murmelte der Fahrer. „Mach dir um den keine Gedanken.“ Gin grinste leicht. „Hast du irgendwas Neues von ihm gehört?“ „Nein. Der Kerl hat keine neuen Informationen, spielt sich aber immer noch auf“, entgegnete Gin darauf. „Und er glaubt tatsächlich, dass sich Akai einfach so zeigt.“ „Was dieser bestimmt nicht tun wird“, murmelte Wodka. „Warum sollte er? Nur weil sich die Beiden kennen, wird Akai sicher nicht einfach so ‚Hallo‘ sagen.“ Wodka nickte. „Wieso hasst Bourbon Akai so sehr?“, fragte er dann nach. Gin seufzte auf. Wodka war wirklich nicht gut informiert. Man konnte sich manchmal wirklich fragen, ob er überhaupt etwas im Kopf hatte, oder ob er die anderen Menschen für sich denken ließ. „Bourbon kennt Sherrys Familie und hatte schon einiges mit ihrer Schwester zu tun“, sprach Gin darauf. „Akai konnte er noch nie leiden.“ Gin knurrte nun ein weiteres Mal. „Akai…Bourbon hat Akai persönlich kennen gelernt? Ich dachte, sie würden sich als FBI Agent und Organisationsmitglied kennen“, warf Wodka ein. „Du weißt auch gar nichts. Akai war selber Mitglied in unserer Organisation“, zischte Gin darauf. „Jetzt versteh ich. Dadurch hat er Bourbon kennen gelernt.“ „So ist es. Bourbon hat von Anfang an darüber spekuliert, dass Rye ein Spitzel sei. Wir haben ihn dafür ausgelacht.“ „Rye?“, überlegte. „War das nicht der Name deines vorherigen Partners? Ich dachte, er sei tot.“ „Für mich ist er gestorben. Nur lebt dieser Agent immer noch“, entgegnete Gin mürrisch. Wodka nickte. Trotzdem musste er schlucken. Natürlich hörte er viel über den vorherigen Partner von Gin, nur begriff er bislang nicht, dass Rye und Akai die gleiche Person war. Aber jetzt war ihm auch klar, warum der FBI Agent der Organisation so verhasst war, aber auch, warum dieser viele Handlungen vorher sehen konnte und warum Gin immer eine schlechte Laune bekam, sobald es um ihn ging. „Aber was machst du, wenn Bourbon Akai umbringen will?“, wollte Wodka wissen. Die ganze Zeit über war er sich sicher, dass sein Partner der Einzige sein wollte, der ihn umbringen würde. „Er soll es versuchen“, meinte der Mann in Schwarz. „Ich bezweifel, dass sich Akai ihm zeigt. Er ist nicht dumm und wenn er tatsächlich noch lebt, wird er sicherlich nicht in eine von Bourbons Fallen laufen. Ich werde der Einzige sein, der ihn umbringt.“ Wodka nickte. Er hoffte, dass es tatsächlich so einfach sein würde. „Erst einmal müssen wir sehen, ob Akai überhaupt noch lebt“, warf er ein. „Keine Sorge, dafür wird Bourbon sorgen. Und wenn Akai nicht mehr lebt, dann kriegt Bourbon schon eine Abreibung.“ Gin musste grinsen. Es würde ihn freuen, würde Bourbon versagen. „Und was ist, wenn er vor uns Sherry findet?“, wollte der Mann in Schwarz wissen. „Das soll er nur versuchen“, gab er von sich. „Sein letzter Plan ist schließlich auch gescheitert.“ Dem musste Wodka zustimmen. „Und selbst wenn er sie vor uns finden sollte, ist es mir egal.“ „Ich dachte, du wolltest sie erledigen?“ „Ich hab nicht gesagt, dass ich sie dann nicht erledigen werde. Soll sich doch Bourbon mit der Suche beschäftigen. Wenn er sie gefunden hat, krieg ich schon meine Rache an ihr.“ Erneut nickte Wodka. „Soll ich jetzt weiterfahren?“, fragte er nach. „Nein.“ „Nicht? Ich dachte, wir wollten nur Bourbon beobachten“, sprach er darauf. „Falsch gedacht.“ Wodka blickte seinen Partner an. Er sah fragend drein und wusste nicht, was er nun darauf antworten sollte. Eigentlich war es immer falsch, wenn er etwas vorschlug. „Steig aus“, wies ihn Gin an. Der Mann in Schwarz öffnete die Beifahrertür und stieg aus. Er sah nach oben zur Detektei. Dann grinste er und griff in das Handschuhfach. Er zog ein paar alte Fotos heraus. Wodka nickte und stieg ebenfalls aus. Er schloss die Wagentüre und sah zu Gin. „Du sagst kein Wort.“ „Verstanden“, kam es von Wodka, der anschließen Gin folgte. Kogoro saß an seinem Schreibtisch und sah sich das Video an, welches ihm von Mitsuhiko gegeben wurde. Es war ein kleiner Auftrag und er konnte dafür auch kein Geld nehmen, aber trotzdem nahm er ihn an. Es war nur eine kleine Suche nach einer jungen Frau, die die Kinder nach einem Camping-Ausflug rettete und dann vom Erdboden verschwunden war. Bisher hatte er sich nicht viele Gedanken zu der Frau gemacht - er hatte keinen Namen und auch sonst keinen Anhaltspunkt. Kogoro schloss die Datei und lehnte sich in seinen Stuhl zurück. Es klopfte an der Tür und Kogoro blickte auf. „Herein“, rief er. Die Tür ging auf und zwei Männer traten hinein. Sofort musste Kogoro schlucken. Das Aussehen der Beiden war merkwürdig. Sie trugen Anzüge und hatten einen finsteren Gesichtsausdruck. Es dauerte mehrere Sekunden, ehe der Detektiv realisierte, dass es sich dabei um neue Klienten handelte. Er stand auf und ging auf die Beiden zu. Dann reichte er zuerst dem Langhaarigen die Hand und anschließend seinem Partner. „Kommen Sie doch rein“, sprach er und wies auf das Sofa. Gin trat sofort an das Sofa und setzte sich. „Wir machen das kurz“, fing er dann an. „Ich möchte, dass sie meine Schwester suchen.“ Kogoro setzte sich ebenfalls und nickte. „Natürlich. Wie heißt ihre Schwester denn?“ wollte er wissen. „Shino Miyano.“ „Wie lange ist Ihre Schwester schon verschwunden?“ „Ungefähr ein halbes Jahr.“ Kogoro hob die Augenbraue. „Ihre Schwester ist bereits seit einem halben Jahr verschwunden und Sie suchen erst jetzt nach ihr?“ „Ich hab erst kürzlich von ihrem Verschwinden erfahren“, erzählte Gin. „Paps! Wir sind wieder zu Hause“, sagte Ran, als sie die Tür aufriss und rein kam. Dann erst sah sie, dass ihr Vater einen Klienten hatte. „Oh…Entschuldigung.“ Conan war auch hinein getreten und blickte hinüber zu den Klienten. Dann fing er an zu schreien und sich hinter Ran zu verstecken. Wodka rutschte auf seinem Platz herum. Am liebsten würde er aufstehen und den Jungen zum Schweigen bringen. „Ran, bring ihn raus“, wies Kogoro seine Tochter an. „Sofort“, nickte sie und schob ihn nach draußen. Sie machte die Tür wieder zu und versuchte Conan auf den Treppen zu beruhigen. „Entschuldigen Sie, der Junge hat erst vor einigen Tagen seinen ersten Toten gesehen und ist seitdem durch den Wind“, versuchte Kogoro das Verhalten zu erklären. „Wahrscheinlich denkt er nun bei jedem meiner Klienten an einen Mord.“ „Aha.“ „Eh? Wo waren wir…“, murmelte Kogoro und überlegte. „Sie haben erzählt, Sie hätten erst kürzlich von dem Verschwinden Ihrer Tochter gehört.“ Gin nickte. „So war es.“ „Können Sie mir dazu etwas Genaueres erzählen?“ „Sie kam vor einem halben Jahr in die Stadt und wollte ihre Ausbildung in einem chemischen Labor zu Ende machen. Vorher lebte sie bei ihrer Mutter in England und ich nahm an, dass sie noch dort ist. Erst bei einem kürzlichen Gespräch mit ihrer Mutter erfuhr ich, dass sie seit sechs Monaten hier sein sollte. Ihre Handynummer ist nicht vergeben und ein Labor in dem sie arbeiten sollte, gibt es auch nicht. Sie verstehen also, dass es mir wichtig ist, Sie schnell zu finden. Deswegen habe ich auch nicht die Polizei eingeschaltet. Die sind mir zu langsam“, am es von Gin relativ kühl. „Das kann ich verstehen“, nickte Kogoro. „Haben Sie eine Adresse von ihr?“ „Nein.“ „Hmm…aber Sie haben ein Foto dabei?“ „Natürlich“, nickte Gin und schob diese zu Kogoro. „So sah sie das letzte Mal aus.“ Kogoro nahm das Bild und sah es sich an. Dann nickte er. „Ich werde sehen, was ich machen kann.“ „Gut.“ „Dann bräuchte ich noch Ihren Namen und eine Kontaktadresse oder Telefonnummer“, sprach Kogoro. „Suguru Miyano, Telefonnummer und Adresse finden Sie auf der Rückseite des Fotos.“ „Sehr gut“, nickte Kogoro. „Dann werde ich Sie informieren, sobald ich etwas über Ihre Schwester finden konnte.“ „Wie lange wird das dauern?“, wollte er dann wissen. „Das ist unterschiedlich. Ich handhabe es normalerweise so, dass ich meine Klienten einmal täglich über meine Recherche informiere. Wenn Sie wollen, kann ich es bei Ihnen auch so machen.“ „Gut, aber machen Sie schnell“, entgegnete Gin und stand wieder auf. „Wenn Sie sie schnell finden, kriegen Sie noch einen Extrabonus.“ „Machen Sie sich keine Sorgen. Ich bin sicher, ich werde Ihre Schwester finden“, sprach er. „Gut.“ Wodka blickte Gin an. „Meinst du, dass das eine gute Idee war?“ „Es war der Befehl vom Boss“, entgegnete Gin. Wodka öffnete die Türen des Wagens und stieg ein. „Glaubst du, er kann Sherry finden?“ „Das werden wir sehen. Wenn Mori tatsächlich mit Sherry zusammen arbeiten sollte, dann hat er es vorhin ziemlich gut verschleiert. Wir warten ab, ob er sie aufsuchen wird. Wenn ja, haben wir sie. Und wenn er wirklich nichts damit zu tun hat, dann soll er sie ruhig weiter suchen.“ „Ich verstehe“, nickte Wodka. „Das mit dem Jungen war doch merkwürdig. Findest du nicht?“ Gin stieg auf dem Beifahrersitz ein und zuckte dann mit den Schultern. „Und wenn schon.“ „Meinst du, er hat uns schon einmal gesehen?“, wollte Wodka dann wissen. „Woher soll ich das wissen? Ich merk mir keine Gesichter.“ „An das Mädchen erinnere ich mich noch“, entgegnete der Dickere. „Hmm…“ „Ich glaube, sie ist die Freundin von diesem Oberschüler. Weißt du noch?“ „Ich merke mir die Gesichter von meinen Opfern nicht“, gab Gin von sich. „Shinichi Kudo war sein Name“, entgegnete Wodka darauf. „Shinichi Kudo“, wiederholte Gin. Der Name sagte ihm dann doch etwas. So langsam erinnerte er sich auch daran, dass er Vermouth nach dem Jungen fragte. „Seine Freundin also…“ „Ich hab sie damals auch in dem Park gesehen.“ „Dieser Kudo ist tot.“ Wodka nickte. „Dann sollten wir uns deswegen nicht weiter kümmern“, sprach Gin. „Und was hast du nun vor?“ „Abwarten. Oder siehst du das anders, Vermouth?“ „Nein. Das hört sich soweit gut an“, sprach die Schauspielerin, die mittlerweile auf dem Rücksitz des Wagens saß. „Aber wann…“, murmelte Wodka. „Wann ich eingestiegen bin, muss dich nicht interessieren“, entgegnete Vermouth. Sie blickte nach vorne zu Gin. „Du glaubst also wirklich, dass dieser Mori Sherry finden wird?“ „Das werden wir sehen.“ „Du solltest dir nicht zu viele Hoffnungen machen“, warf sie ein. „Wie du weißt, ist es mir auch nicht gelungen sie zu finden“, fügte sie an. „Und Bourbon hatte auch seine Schwierigkeiten dabei.“ „Na und? Das interessiert mich nicht“, kam es kühl von Gin. „Außerdem will der Boss, dass Mori sich darum kümmert.“ „Das weiß ich auch“, gab diese von sich. „Ich versteh immer noch nicht, was du an diesem Typen findest.“ „Das ist auch nicht dein Problem“, fing Vermouth an. „Im Vergleich zu dir, wollte ich ihn mir noch für die Zukunft warm halten.“ „Das kannst du nun ja vergessen“, gab Gin von sich. „Sei froh, dass wir ihn nicht gleich erledigen.“ „Trotzdem würde mich mal interessieren, was du ihm wegen Sherry erzählt hast.“ „Keine Sorge. Der Kerl weiß nicht zu viel. Sherry ist jetzt meine kleine Schwester, die nach Japan kam um ihre Ausbildung zu Ende zu machen und die dabei verschwunden ist.“ „Interessant“, grinste sie. „Und du glaubst wirklich, dass er sie mit den wenigen Angaben finden kann?“ „Wir werden sehen. Wenn er wirklich so ein großartiger Detektiv ist, dann wird es für ihn ein Klacks werden.“ „Außerdem hab ihm Gin einen Bonus versprochen, wenn es schnell geht“, fügte Wodka an. „Ah, der Geldbonus. Dann sollte Mori schnell arbeiten und sie finden“, sprach Vermouth. „Warten wir es ab.“ Vermouth verschränkte die Arme. „Du hättest auch Bourbon bitten können, das Anliegen vor Mori vorzutragen. Selber hier her zu kommen, verursacht doch nur unnötige Benzinkosten.“ „Lass das mal meine Sorgen sein“, entgegnete Gin darauf. „Wie du meinst. Aber sag mir nicht, du würdest dich vor Bourbon fürchten“, stachelte sie ihn an. „Warum sollte ich? Er ist doch genau so unfähig wie…“, Gin blickte nach hinten. „…wie ich“, fügte Vermouth an. „Soweit ich weiß, ist es dir aber auch nicht gelungen, Sherry zu finden.“ „Wenigstens behaupte ich nicht, dass ich ihr Nahe bin und komme dann mit leeren Händen zurück.“ „Noch nicht. Das kann dir genauso schnell passieren“, sprach sie daraufhin. „Das wollen wir noch einmal sehen. Und du willst jetzt hier solange warten, bis sich Mori auf die Suche nach Sherry macht und dich zu ihr führt?“ „Vielleicht.“ „Wie langweilig“, entgegnete Vermouth und gähnte dabei. „Dich zwingt keiner dazu hier zu bleiben und zu warten“, meinte Gin daraufhin. „Das weiß ich.“ „Wenn du langweilig ist, nerv Bourbon“, zischte der Langhaarige. „Vielleicht sollte ich das ja wirklich tun. Er weiß meine Anwesenheit wenigstens noch zu schätzen, nicht so wie du.“ „Erwarte bloß nicht, dass ich dir jetzt nach trauere. Es ist mir egal, was du tust.“ „Wie schön für dich.“ Vermouth öffnete die Tür des Wagens und stieg dann aus. Sie beugte sich noch einmal rein. „Viel Spaß beim Nichtstun.“ ___________________ Huhu, damit endet auch schon das zehnte Kapitel. Und ja, man glaubt es kaum, aber Gin gab tatsächlich die Suche nach Sherry in Auftrag und das ausgerechnet an Kogoro Mori. Da hat Conan doch ein wenig Pech, dass er sich nicht erinnert, sonst hätte er sicher schon gehandelt und sich an die Fersen der Beiden geheftet. Aber unter den Umständen könnte die Organisation vielleicht doch Glück haben. Bis zum nächsten Kapitel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)