Idyllisches Inferno von Varlet (Das Ende der schwarzen Organisation) ================================================================================ Kapitel 14: In Gefangenschaft ----------------------------- Bourbon sah nach hinten zu Shiho. „Du solltest nicht versuchen zu fliehen“, sprach er. „Die Türen sind automatisch verschlossen. Und wenn du mich zu einem Unfall zwingst, werden wir Beide sterben. Ich denke aber nicht, dass das in deinem Interesse sein wird“, fügte er an. „Dir kann das doch egal sein, Rye.“ Bourbon musste lachen. Natürlich hielt sie ihn für Rye. Kaum einer konnte hinter diese Maske blicken. Nicht nur, dass er damit dem FBI Rätsel aufgab, auch Sherry konnte er leicht austricksen. „Auch wenn du es nicht glaubst, mir ist mein Leben noch lieb.“ „Pff…“, schnaubte sie. „Du solltest es dir lieber noch einmal überlegen. Momentan stehen ein paar nette Kollegen von mir vor dem Haus deines geliebten Professors“, meinte er dann. „Das wagst du nicht.“ „Bist du dir sicher? Wir können es ja darauf ankommen lassen. Wenn ich sie bis morgen Abend nicht von dort abziehe, haben sie die Erlaubnis sein nettes Häuschen in die Luft zu jagen. Natürlich mit ihm drin“, drohte er. „Ich hasse dich!“ Bourbon schüttelte den Kopf. „Die Zeit in einem normalen Leben hat dich deine Manieren gekostet. Was für eine unschöne Veränderung. Aber bald hast du genügend Zeit um über deine Vergehen nachzudenken.“ „Warum bringt ihr mich nicht gleich um?“, kam es dann von ihr. „Befehl vom Boss.“ Bourbon hielt an und öffnete die hinteren Türen. Shiho sah sofort dorthin und als sie sich auch nur einen Millimeter von ihrem Platz bewegte, wurde die Tür aufgerissen und Vermouth stieg ein. „Sherry.“ Shiho schluckte und blickte nach vorne. „Bist du gekommen um mich zu töten?“ „Schön wäre es“, entgegnete sie. Vermouth zog den Elektroschocker aus ihrer linken Jackentasche heraus und hielt ihn Shiho entgegen, die sofort zusammen sackte. „Viel besser.“ „Musste das sein? Ich wollte mich eigentlich noch nett mit ihr unterhalten“, entgegnete Bourbon. „Du meinst, du wolltest ihren Hass auf Akai steigern.“ Der Angesprochene musste grinsen. „Sie wird ihm nie verzeihen, dass er ihre Schwester einfach so abservierte und dann nichts gegen ihren Tod tun konnte.“ „Das kann sie gerne mit ihm selber ausdiskutieren.“ „Hmm?“, Bourbon blickte sie durch den Rückspiegel an. „Er hat es überlebt.“ Vermouth verschränkte die Arme. „Die Entführung gehörte zu seinem Plan.“ „Na endlich ist er heraus gekommen“, entgegnete Bourbon. „Ich wusste doch, dass ihn das Mädchen heraus lockt.“ „Hast du mir eigentlich zugehört? Es gehörte zu seinem Plan, dass sie uns in die Hände fällt.“ „Und wenn schon“, fing Bourbon an. „Er wird sie nicht orten können. Das Handy liegt im Untersuchungszimmer. Durchsuch sie nach weiteren Sendern. Ich trau Kir nicht.“ Vermouth nickte. „Langsam glaube ich, dass Kir mit der Sache nur gering etwas zu tun hat“, meinte sie. „Das liegt auf der Hand. Hätte er sie eingeweiht, bestünde die Möglichkeit, dass sie sich verplappert oder es uns erzählen muss. Nein, er ist da schlauer. Er hat alles ohne ihr Wissen gemacht. Damit ist sie in viel weniger Gefahr. Zeitweise.“ „Das würde zu ihm passen“, murmelte sie. „Überprüf Kir trotzdem“, gab er von sich. „Was sollte das noch bringen?“ „Ich will alles über sie wissen. Fang mit ihrem Einstieg bei der Organisation ein. Ich hab gehört, sie hatte damals einen CIA-Agenten entlarven können.“ Vermouth nickte. „Sie soll ihn ziemlich übel zugerichtet haben und er sie, bevor sie ihn erschießen konnte.“ „Das ist mir egal. Ich will alles Wissenswerte darüber haben.“ „Besorg ich dir. Was hast du jetzt mit der Kleinen vor?“ „Ich hab den direkten Befehl, sie Gin auszuliefern.“ „Hmm…Interessant.“ „Nicht wirklich. Ich würde mich lieber selber um sie kümmern.“ Die junge Schauspielerin schüttelte nur den Kopf. „Du wirst wehleidig, mein Lieber.“ Es fing vor Jahren an und gehörte mit zu Bourbons ersten Aufträgen. Damals hatte er noch keinen Codenamen und gehörte auch nicht zu den besten Agenten der Organisation. Er war neu und sollte eine Routineaufgabe übernehmen. Oftmals setzte die Organisation neue Mitglieder ein um Ihresgleichen zu beobachten. Dabei waren sie besonders gründlich. Jeder verriet jeden um sich eine bessere Stellung zu erarbeiten. Im Laufe der Zeit hörte er – von seinem Mentor – vieles über die Organisation. Und wenn die Zeit reif sein würde, sollte auch er für sie arbeiten. Und dann war es soweit. Der Auftrag war alles andere, als für ihn perfekt. Er sollte nur jemanden observieren. Als ob er das nicht schon vorher oft genug getan hätte. Seine Ausbildung absolvierte Bourbon bei der hiesigen Polizei, weswegen solche Aufgaben ein Kinderspiel waren. Anhand seiner überdurchschnittlichen Intelligenz und seiner Kombinationsgabe, war er der perfekte Beschatter. Tag für Tag verfolgte er die junge Frau, die in die Organisation einstieg. Er und sein damaliger Partner machten das sogar öffentlich, sodass sie immer wusste, wann sie da waren und wann nicht. Eigentlich war das keine Beschattung, das war einfach nur Stalking. Und sie wusste es. Sie ging damit um, als wäre es ganz normal. Erst Tage später erfuhr er, dass die junge Frau bereits in ihrer Jugend unter ständiger Beobachtung stand. Eigentlich wussten sie, dass sie sie nicht betrog, aber trotzdem wollten sie auf Nummer sicher gehen, ehe sie ihr die ersten Aufträge alleine gaben. Am späten Abend oder am frühen Morgen kam sie immer mit einem Tablett, zwei Tassen und einer Kaffeekanne nach unten und reichte sie ihren Beobachtern. Sie war viel zu freundlich für die Organisation, was der Jüngling nicht verstehen konnte. Jeder andere hätte sich von der Organisation ferngehalten und versucht sein Leben ganz normal weiter zu führen. Sie nicht. „Warum tust du das, Akemi?“, hatte er sie an einem Tag gefragt. Sie lächelte leicht. „Ich tue das für meine Schwester und nur für sie.“ „Du willst sie rausholen.“ Akemi schüttelte den Kopf. „Ich will ihr Nahe sein“, sprach sie. „Du wirst das nicht verstehen…Meine Schwester ist meine einzige Familie und solange ich hier mitarbeite, kann ich sie sehen und mit ihr reden.“ „Du weißt nicht, worauf du dich einlässt.“ „Doch, das weiß ich“, entgegnete sie. „Ich habe diesen Entschluss nicht willkürlich getroffen. Ich weiß, was ich tue“, fügte sie an. „Akemi…“ „Es ist in Ordnung“, lächelte die junge Frau. Seitdem wusste er, was für eine starke Frau Akemi doch war und wie sehr sie für ihr Glück und das Leben ihrer Schwester kämpfte. Sie hätte alles getan, nur um bei ihrer Familie sein zu dürfen. Er bewunderte sie für diesen Lebenswillen und für den Kampf, den sie im Inneren mit sich selber ausfechten musste, nur um in die Organisation einzusteigen. Bourbon nahm sein Handy hervor und wählte Gins Nummer. Er wartete ab. „Was ist?“, kam es sogleich gereizt. „Ich hab Sherry.“ „Hmm…“ Gin grummelte. Er war sich sicher, dass er derjenige sein würde, dem das Mädchen in die Falle lief. „Wenn du mir das unter die Nase reiben willst, dann solltest du wissen, dass es mich nicht interessiert.“ „Keine Sorge. Das einzige, was ich dir unter die Nase reiben werde, ist die Tatsache, dass ich Rye erledigt habe.“ „Davon kannst du nur träumen“, gab Gin zurück. „Wir werden sehen.“ „Was willst du?“ „Mein Befehl ist klar. Ich soll dir Sherry übergeben. Wir treffen uns in einer Stunde im Beika-Park.“ „Von mir aus“, grummelte der Mann in Schwarz. Er legte auf und sah zu seinem Partner. „Beika-Park.“ Wodka nickte und startete den Motor. Er fuhr los. Jodie wartete und wartete. Langsam wurde sie nervös. Eigentlich dachte sie, dass Ai her kommen würde. Aber bislang war von dem Mädchen nichts zu sehen. Die Computertomographie hatte die FBI Agentin auch schon hinter sich. Dass der Befund unauffällig sein würde, konnte sie den Ärzten auch sagen, immerhin hatte sie den kleinen Unfall gezielt verursacht und nur mit minimaler Geschwindigkeit gegen den Baum gefahren. Trotzdem wollten sie sie da behalten. Auch wenn sich Jodie dem beugen musste, konnte sie keiner davon abhalten, nach ihrer Beifahrerin zu sehen. Die junge FBI Agentin stieg aus dem Bett und zog sich die Schuhe an. Langsam trat sie aus dem Zimmer und sah sich um. Erst als sie einer Krankenschwester begegnete, konnte man ihr sagen, was mit Ai war. Eigentlich sollte das Mädchen bereits auf der Kinderstation liegen, doch nachdem Jodie dort war und sie nicht fand, wollte sie noch einmal in das Untersuchungszimmer gehen, wo Ai angeblich behandelt wurde. Aber auch dort fand sie nichts von dem Mädchen. Jodie seufzte auf und nahm ihr Handy hervor. Sie wählte die Nummer und bemerkte schon bald das Klingeln des Telefons. Sie nähert sich diesem. Jodie nahm das Handy in die Hand und sah es mehrere Sekunden stillschweigend an. Dann drückte sie ihren eigenen Anruf weg und steckte beide Telefone ein. Ihres musste sie wieder heraus ziehen, nachdem es anfing zu klingeln. Jodie nahm ab. „Starling.“ „Wo sind Sie? Ich steh in Ihrem Zimmer“, entgegnete James. „Ich komm gleich zurück“, murmelte sie leise und legte wieder auf. Dann lief sie los. Jodie riss die Tür zu ihrem Zimmer auf und blickte James an. „Sie ist weg.“ „Wer? Ai?“, wollte der Mann wissen. Die junge Frau nickte. „Sie sollte auf die Kinderstation gebracht werden, dort war sie aber nicht. Dann war ich in dem Untersuchungszimmer. Dort war sie auch nicht“, entgegnete Jodie darauf. „Die Organisation hat sie.“ „Das ist nicht gut“, murmelte James. „Könnte sie nicht auch zu sich nach Hause gelaufen sein?“ Jodie schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht. Sie hat mir erzählt, dass sie die Organisation suchen lässt. Sie würde wohl nicht einfach so wieder zurück gehen. Außerdem…hab ich ihr Handy gefunden.“ Jodie seufzte auf. „Haben Sie schon etwas über diesen Subaru Okiya heraus gefunden?“ James nickte. „Aber es wird Sie nicht erfreuen.“ „Was haben Sie heraus gefunden?“ „Subaru Okiya ist zur Hälfte japanischer Abstammung und zur Hälfte Engländer. Momentan lebt er in England und arbeitet dort an seinem Studium.“ „Hmm…dann kann er trotzdem hier her gekommen sein.“ James schüttelte den Kopf. „Wir haben die Flughäfen kontrolliert. Unsere Kontaktmänner können bestätigen, dass er in den letzten Tagen nicht hier eingetroffen ist.“ „Es muss nicht in den letzten Tagen gewesen sein“, warf sie ein. „Ich hab ihn bereits damals bei der Geiselnahme im Beika-Einkaufszentrum kurz gesehen.“ „Einer unser Undercover Agenten in England hat bestätigt, dass Okiya heute pünktlich in der Universität war.“ „Das kann nicht sein“, murmelte Jodie. „Dann ist das eine falsche Identität.“ James nickte. „Höchst wahrscheinlich.“ „Und Ai nimmt den Geruch der Organisation bei ihm wahr…Verdammt.“ „Es ist nicht Ihre Schuld“, entgegnete James. „Doch, das ist es. Ich sah keine andere Möglichkeit als auf die SMS zu hören.“ „SMS?“ „Ja, während ich versuchte vor der Organisation zu fliehen, die mir im Nacken saß, bekam ich eine Nachricht, dass ich einen Unfall in der Nähe der Polizeistation bauen soll. Ich sah keine andere Möglichkeit als das zu machen“, seufzte sie. „Das hat Ihnen das Leben gerettet.“ „Und Ai in die Organisation gebracht.“ „Machen Sie sich keine Vorwürfe“, warf er ein. „Ich werde jetzt meinen Bekannten um das Video der Überwachungskamera bitten.“ „Ach ja, Sie kennen den Leiter des Krankenhauses“, murmelte Jodie. „Ich glaube aber, dass es Kir war.“ „Das denke ich auch“, nickte der Einsatzleiter. Und trotzdem wollte er es noch einmal bestätigt haben. „Dürfen Sie das Krankenhaus verlassen?“ „Ja“, log die Blonde. „Gut. Draußen steht mein Wagen. Agent Camel wartet schon auf Sie.“ Jodie nickte. Die FBI Agentin entließ sich auf eigene Gefahr aus dem Krankenhaus. Nachdenklich ging sie nach draußen und blickte sich um. Sie wollte nur noch Ai finden, aber dies gestaltete sich nun schwerer als gedacht. Jodie ging weiter, bis sie das Rufen ihres Kollegen vernahm. Sofort blickte sie zu dem weißen Mercedes und stolzierte auf diesen zu. Sie stieg hinten ein und seufzte. „Bitte sagen Sie mir, dass Sie gute Nachrichten haben und irgendwas zu Shu heraus finden konnten.“ Camel schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, er ist wie vom Erdboden verschwunden.“ „Das hab ich geahnt“, murmelte sie. „Machen Sie sich wegen dem Mädchen keine Vorwürfe“, sprach er dann. „Sie haben leicht reden. Shu wäre dieser Fehler nie passiert“, entgegnete sie und sah nach vorne. „Sagen Sie, haben Sie mir vor einer Stunde eine Nachricht geschrieben?“ „Was meinen Sie?“ „Schon gut. Dann können Sie es nicht gewesen sein“, gab sie leise von sich. „Hoffentlich bringt uns das Überwachungsvideo etwas.“ James nickte. „Das erwarte ich mir von dem Band.“ Nach einer halben Stunde warten, kam James zum Wagen zurück. In seiner Hand hielt er das Überwachungsvideo, welches nicht so einfach zu bekommen war. Aber mit einer kleinen List und einem Gefallen, dem er dem Leiter schulden würde, bekam er es doch. James stieg auf dem Beifahrersitz ein. Er öffnete das Handschuhfach und nahm den tragbaren DVD-Spieler heraus. Diesen stellte er dann in die Mitte des Wagens zwischen dem Radio und der Kupplung. Dann legte er die DVD ein und spielte sie ab. Sie warteten ab und sahen einige verschiedene Szenen, aber es war keine, die sie interessierte, bis sie eine Person sahen, die wie Ai aussah. „Ist das möglich?“, murmelte James. Jodie kam ein wenig weiter nach vorne. „Es sieht sehr danach aus, als wäre sie es“, sprach sie. „Aber wie kann das sein? Eine junge Frau, die aussieht wie Ai.“ „Nicht nur das. Schauen Sie!“ „Shu.“ Camel schluckte. Das konnte doch nicht sein. „Daneben ist Kir.“ „Das kann doch nicht sein“, murmelte Jodie. Aber dann kam sie auf eine Idee. „Shu muss Kir befreit haben“, meinte er dann. James blickte nach hinten. „Natürlich, es kann nur so sein“, fügte sie an. „Shu muss gewusst haben, dass sie mit Kir einen Auftrag planen. Er hat sie heraus geholt. Vielleicht hat er gewusst, dass sie aussteigen wollte. Und bevor das Mädchen in die Gewalt der Organisation kommt, hat er sie selber heraus geholt. Shu muss sich wieder an alles erinnern.“ James hob die Augenbraue. „Erinnern? Kann es sein, dass Sie mehr wissen?“ „Eh?“, Jodie sah ihn entschuldigend an. „Ich hab ihn schon zweimal gesehen“, erzählte sie dann. „Und warum sagen Sie mir das erst jetzt?“ „Ich war mir nicht sicher“, sprach sie darauf. „Ich hab ihn damals zufällig auf der Straße gesehen und bin ihm hinterher. Er reagierte nicht auf mich. Erst als wir Geiseln in der Bank waren, sahen wir uns wieder. Erneut reagierte er nicht auf mich. Ich glaube, er hat sein Gedächtnis verloren. Er konnte auch nicht reden“, erzählte sie. „Ich dachte…wenn ich es sage, würden Sie mich zum einen für verrückt halten und zum anderen…wäre es für ihn nicht gut, wenn er damit wieder in den Vordergrund der Organisation gerückt wäre.“ „Wussten Sie etwas davon?“, fragte James dann und sah Camel an. Der junge FBI Agent nickte. „Jodie hatte es mir erzählt…aber ich hab es nicht glauben können. Im Beika-Einkaufszentrum lief er an mir vorbei. Ich konnte ihn nicht lange beobachten, da er dann verschwunden war.“ „Dafür fand ich ihn dann. Allerdings konnte ich ihm nicht lange folgen. Shu lief nach draußen“, murmelte sie leise. „Und seitdem haben wir nichts mehr von ihm gehört.“ „Sie hätten von Anfang an ehrlich mit mir sein müssen.“ „Entschuldigung.“ „Hoffen wir nur, dass es wirklich Akai war.“ „Natürlich war er das. Shu würde niemals gegen uns arbeiten“, warf Jodie ein. „Außer wenn er einen guten Grund hat.“ „Ich hoffe, Sie haben recht. Wenn er tatsächlich an Amnesie leidet, könnte er für die Organisation von großem Nutzen sein.“ „Aber die Organisation würde ihn doch nie zurück nehmen, auch wenn er an Amnesie leidet. Das gehört alles bestimmt zu seinem Plan“, entgegnete die Agentin. James sah wieder auf den Bildschirm. „Können Sie sich sicher sein, dass dieser Mann nicht Bourbon ist?“ Jodie schluckte. „Shu kann nicht Bourbon sein. Außerdem hat Shu keinen Zwillingsbruder.“ „Hmm…eine Maske?“ „Ich weiß es nicht“, murmelte die junge Agentin. Jetzt war sie sich nicht mehr sicher. „Das behalten wir im Hinterkopf.“ Jodie nickte. Noch immer sah sie auf das Videoband, welches die ganze Zeit überlief. „Halt!“ „Hmm?“ James stoppte das Band. „Das ist er. Das ist dieser Subaru Okiya.“ „Nach einem Student sieht er auf jeden Fall aus“, entgegnete Camel. Jodie nickte. „Ich traf ihn damals im Kaufhaus. Ich lief Shu nach, bin aber gegen ihn gestoßen und hab Shu dann für einen Moment aus den Augen gelassen“, sprach sie. „Glauben Sie wirklich, dass er zu der Organisation gehört?“, wollte Black wissen. Jodie nickte daraufhin. „Ai hat mir erzählt, dass sie die Mitglieder der Organisation riechen kann“, sprach sie darauf. „Und bei ihm riecht sie ziemlich viel…wobei es auch Zeiten gibt, wo sie gar nichts wahrnimmt.“ „Wenn das so ist, sollten wir schleunigst seinen Wohnort herausfinden.“ „Das müssen wir nicht. Ich weiß, wo er wohnt.“ James hob die Augenbraue und blickte sie an. „Woher wissen Sie das nun wieder?“ „Ai hat mir erzählt, dass er in der Villa nebenan wohnt. Wenn Sie mich fragen, sollten wir so schnell wie möglich dorthin.“ Der Einsatzleiter nickte und sah zu Camel. „Fahren Sie.“ Professor Agasa brachte Ran, Conan und Kogoro nach draußen. Noch gerade so konnte er sich heraus reden. Es war nicht einfach, aber irgendwann schienen sie ihm zu glauben. Vor allem Conan war nun leichtgläubig. Kogoro brauchte ein wenig. Nur Ran machte ihm Sorgen, doch er hoffte, dass das Mädchen schon bald keine Fragen mehr stellte. Wenn nur Conan seine Erinnerungen wieder hätte, würde er handeln können. Conan würde wissen, was zu tun war und wie sie der Organisation entgehen konnten. „Kommt gut nach Hause“, sprach er. Ran nickte. „Vielen Dank“, lächelte Ran und sah ihn an. „Tut mir leid, dass wir Sie alle am Abend noch störten. Agasa schüttelte den Kopf. „Das ist nicht schlimm“, meinte er. „Ich bin mir sicher, dass Ai auch demnächst nach Hause kommt. Sobald ich etwas von ich weiß, melde ich mich.“ „Danke, Professor“, nickte Kogoro. „Vergessen Sie nicht, es ist wichtig.“ „Keine Sorge. Das haben Sie mir ja zu genüge erzählt.“ „Schönen Abend noch“, entgegnete Ran lächelnd. „Euch auch“, nickte er und ging zurück in sein Haus. Agasa seufzte. Er zog den Zettel, welchen Ai schrieb, aus der Hosentasche heraus und blickte noch einmal auf diesen. Ich möchte Sie nicht in Gefahr bringen und deswegen kann ich nicht länger hier bleiben. Es tut mir leid, hoffentlich können Sie mir irgendwann verzeihen. Sie müssen sich um mich keine Sorgen machen, ich werde mich vom FBI beschützen lassen. Wahrscheinlich werden wir uns nicht mehr sehen, daher möchte ich Ihnen für alles danken, was Sie für mich getan haben. In liebe, Ai.. Agasa blickte weiterhin auf den Zettel und seufzte ein weiteres Mal auf. Ai musste verzweifelt sein, wenn sie schon so einen Schritt wagte und ihn nicht mit ihm absprach. Der Professor ging an das Telefon und wählte die Nummer der FBI Agentin, die eingespeichert war. „Starling.“ Heute wurde Jodie wirklich von vielen Personen angerufen. Sie saß im Wagen und war nach Beika unterwegs. „Guten Abend. Hier ist Professor Agasa“, fing er an. „Ich habe gerade den Zettel von Ai gefunden. Sie wollte sich vom FBI schützen lassen, aber ich würde noch einmal gerne mit ihr sprechen.“ „Professor Agasa…“, murmelte Jodie und blickte aus dem Fenster raus. „Es tut mir leid, aber Sie können nicht mit ihr sprechen.“ „Oh“, gab er von sich. „Haben Sie sie bereits weggebracht?“ „Nein. Wir…wir haben die Befürchtung, dass Ai oder zumindest eine Frau, die ihr sehr ähnlich sieht, nun in der Gewalt der Organisation ist.“ „Eine Frau?“ „Ja, genau. Sie sieht Ai sehr ähnlich, so um die 18 Jahre alt“, erzählte sie. „Hmm…“, murmelte Agasa. „Wissen Sie etwas darüber?“ Agasa schwieg. Wie sollte er es nun erklären? Und was war mit Conan? Eigentlich durfte er ja kein Wort darüber sagen – er hatte es versprochen. Aber nun war das FBI seine einzige Hoffnung. „Professor?“ „Ja, entschuldigen Sie. Das war Ai.“ „Hmm…“, entgegnete Jodie. „Wie kann das angehen? Ai ist eine Grundschülerin…“ „Das ist…Ai hat für die Organisation gearbeitet“, fing er an. „Und dort ein Gift entwickelt. Normalerweise sollte es die Personen umbringen, die es einnahmen. Aber es gab auch Ausnahme. In den Fällen entwickelte sich die Person zurück ins Kindesalter. Das war bei Ai der Fall.“ „Ich verstehe“, murmelte Jodie leise. „Dann ist sie es tatsächlich“, wisperte sie. „Sie müssen alles tun, um sie da heraus zu holen.“ „Versprochen. Wir kümmern uns um alles“, sprach Jodie ruhig. „Danke.“ Agasa legte auf. War es richtig ihr die Wahrheit darüber zu erzählen? Wahrscheinlich hatte er auch einfach keine andere Möglichkeit. Nur so konnten sie Ai retten. Und außerdem war es jetzt auch schon zu spät davor. Jodie steckte ihr Handy raus und blickte nach vorne. „Die junge Frau ist Ai gewesen.“ „Sind Sie sich sicher?“ „Ja, Professor Agasa hat es gerade eben bestätigt. Es gibt wohl ein Gift in der Organisation. Ai ist deswegen ein Kind. Glauben Sie mir, ich versteh den ganzen Zusammenhang auch noch nicht so ganz. Aber es ist sicher, die Frau war Ai.“ James nickte und wies Camel an, schneller zu fahren. „Dann sollten wir so schnell wie möglich die Organisation finden.“ „Shuichi Akai, der Agent, der die Organisation ausspionieren sollte, stellte sich ihren Untersuchungen und Tests. Er bestand sie alle. Durch Akemi bekam er den ersten Kontakt zur Organisation. Schon bei ihren ersten Treffen mit ihr, wurde er von diversen Mitgliedern der Organisation beobachtet. Er lokalisierte sie sofort, was er natürlich nicht sagen konnte. Er musste es langsam angehen lassen. Zu schnell und sie konnten ihn für einen Spitzel halten. Mit Akemi verbrachte er einige nette Tage, ehe er sie dann auf ihre Arbeit ansprach. Zuerst tat sie so, als wüsste sie nicht, wovon er sprach, doch dann merkte sie, wie ernst es ihm damit war. Akemi konnte nicht anders, als ihm den Kontakt zur Organisation zu ermöglichen. Bourbon, der damals noch keinen Codenamen hatte, war nicht glücklich damit. Er hatte Zweifel und ziemlich gute Menschenkenntnisse. Rye, der damals noch als Dai bekannt war, konnte er von Anfang an nicht leiden. Ihre Unterhaltungen betrugen sich nur auf das nötigste. Nur für Akemi versuchten sie sich gut zu verstehen. Zu Anfang sah es auch so aus, als würde sich Akai schon sehr bald von Akemi fernhalten, da er sein Ziel erreichte. Doch über die Zeit änderte sich nichts. Akai traf sich immer noch mit ihr und irgendwann musste er sich auch mit Amuro treffen, der ihn immer skeptisch beäugte. „Was ist?“ „Gar nichts.“ Akemi seufzte und blickte zwischen den Beiden hin und her. „Könnt ihr euch nicht einfach vertragen?“, wollte sie von beiden wissen. „Tun wir doch“, entgegnete Amuro darauf. „Ich muss los. Wir sehen uns“, gab Akai dann von sich. Amuro grummelte, er blickte dem anderen Mann hinterher und überlegte. „Ich weiß gar nicht, warum ihr euch nicht versteht“, seufzte Akemi. „Ich kann ihn nicht leiden“, sprach Amuro darauf. „Er ist komisch.“ „Er ist ganz normal.“ Amuro schüttelte den Kopf. „Nicht für mich. Du solltest bei dem Typen aufpassen.“ „Ach was“, lächelte die junge Frau. „Du kennst ihn nur nicht so gut wie ich. Er ist wirklich…anders…einzigartig“, erzählte sie. „So wie du das sagst, müsste man meinen, du wärst in ihn verliebt.“ Akemi wurde schlagartig rot im Gesicht. „Du bist wirklich in ihn verliebt.“ „Es ist einfach so passiert“, gab Akemi leise von sich. Sie konnte nichts dagegen tun, und sich dagegen wehren wollte sie sich auch nicht. Es waren eben Gefühle da. „Verstehe“, murmelte Amuro. „Solange er dir nicht weh tut.“ „Das wird er nicht“, schmunzelte sie. „Er mag mich schließlich auch.“ „Bist du sicher?“ Amuro hob fragend die Augenbraue. Er hatte da eher das gegenteilige Gefühl. Akemi nickte. „Wir haben morgen unsere erste Verabredung“, schmunzelte sie dann. „Du solltest wirklich bei ihm aufpassen.“ „Jetzt lass doch immer diese negativen Gedanken“, entgegnete Akemi. „Ich weiß, dass du ihn nicht leiden kannst. Aber er ist kein Spitzel.“ „Du bist viel zu verblendet um das zu erkennen“, warf Amuro ein und stupste ihr mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. „Haha…du hörst dich schon fast so an, wie meine Schwester. Als ich ihr das erste Mal von Dai erzählt hab, war sie auch skeptisch.“ „Nur ist das was anderes“, meinte der junge Mann. „Deiner Schwester gefällt es einfach nur nicht, dass du mit jemanden aus der Organisation ausgehst.“ „Vielleicht solltest du dich mit ihr zusammen tun“, witzelte sie. „Warum eigentlich nicht.“ „Untersteh dich.“ „Aber nur, weil du es bist“, entgegnete Amuro. Erst eine lange Zeit später erfuhr das Organisationsmitglied die Wahrheit. Dai Moroboshi – Rye – Shuichi Akai war ein Spitzel des FBIs und hatte sich die ganze Zeit über verdeckt gehalten. Bis zu dem Tag, an dem seine Identität aufflog. Amuro hasste ihn. Sein Verdacht bestätigte sich und dafür wollte er ihn am liebsten umbringen. Dass er es überhaupt schaffte, so lange in der Organisation zu verweilen, grenzte schon an ein Wunder. Die Männer und Frauen der Organisation arbeiteten gründlich und durchleuchteten jedes neue Mitglied. Nicht nur, dass Dai ein Verräter war, auch alle, die je mit ihm zusammen arbeiten mussten, befanden sich unter Verdacht. So auch Amuro, der unter dem Codenamen Bourbon bekannt war. Wieder musste er sich der Beobachtung der Organisation unterziehen. Und er hasste es, obwohl es noch bei ihm ging. Bei Akemi war es anders. Sie hatte ihn in die Organisation rein gebracht und sie war es, die sich dann ihren Fragen stellen musste. Amuro wollte es ihr persönlich sagen, doch Gin kam ihm zuvor und quälte sie mit seinen Fragen. Erst als das Organisationsmitglied Akemi in Ruhe ließ, konnte Amuro zu ihr. „Du weißt es, richtig?“, wollte er von ihr wissen. Akemi nickte. „Er hat es sich nicht nehmen lassen es mir zu erzählen. Und mich dann mit Fragen zu löchern…“ „Das war klar“, murmelte Bourbon. „Jetzt suchen sie Schuld nicht mehr bei sich, sondern bei anderen. Dabei trägt er einzig und allein die Schuld.“ „Das ist jetzt egal“, sprach Akemi darauf. „Ich sag es ja nur ungern. Aber ich habs dir ja gesagt.“ Akemi hob die Augenbraue. „Das musste jetzt sein, oder?“ „Aber natürlich“, nickte er. „Und irgendwann in der Zukunft kannst du darüber lachen.“ „Aha“, murmelte Akemi. „Hältst du mich jetzt auch für einen Spitzel?“ „Dich? Ach quatsch. Wieso? Denken die anderen das?“ „Unglücklicherweise ja“, entgegnete sie. „Deswegen werd ich jetzt auch wieder rund um die Uhr überwacht“, seufzte sie. „Dabei dachte ich, ich hätte es schon hinter mich gebracht.“ „Ich weiß, wie du dich fühlst. Weil ich auch mit ihm arbeiten durfte, werd ich jetzt auch wieder überwacht“, knurrte Bourbon. „Solange sie damit wieder aufhören werden, werd ich es überleben.“ „Ich auch“, nickte die junge Frau. Akemi überlegte es. Doch musste die junge Frau einen hohen Preis dafür zahlen. Bei jedem Auftrag wurde sie überwacht und das nicht nur von einem Organisationsmitglied. Selbst nach einem Jahr trauten sie ihr noch immer nicht ganz über den Weg und gaben ihr immer kleinere Aufgaben, bis sie mehr machen durfte. Auch wenn sie das Gefühl hatte, alleine arbeiten zu dürfen, so hatte die Organisation immer einen kleinen Spitzel auf sie angesetzt. Manchmal musste sich Bourbon selber darum kümmern. Aber das war auch in Ordnung so. Er konnte immer mal wieder einen netten Tag mit ihr verbringen, während er sie beobachtete. Und wenn sie einen Auftrag hatte, konnte er dabei sein und für ihre Sicherheit sorgen. Akemi war nicht gerade eine gute Kämpferin. Zwar konnte sie mit ihren Waffen umgehen, aber wenn die Situation brenzlig wurde, konnte es für sie kein gutes Ende nehmen. Doch irgendwann wurde sein Dienst bei der Organisation beendet. Sie fanden Akai in den Staaten und hatten schon oft versucht, ihm das Leben zu nehmen. Bisher kam er immer aus allen Situationen heraus, schaffte es sogar Vermouth zu verwunden. Deswegen durfte er sich darum kümmern. Bourbon arbeitete im Verborgenen und wollte Akai dadurch empor locken. Doch egal was er tat, der FBI Agent war immer einen Schritt voraus. Man merkte, dass er eine ganze Weile in der Organisation war und dass er sie kannte. Er wusste, wie er handeln musste und versuchte seinerseits wiederum auch die Mitglieder der Organisation heraus zu locken. Doch es war immer ein Katz und Maus Spiel. Er überlebte jedes Mal, woran man schon erkannte, wie groß der Wille sein musste. Trotzdem wollte sich Bourbon nicht austricksen lassen und recherchierte im Untergrund über seine Fähigkeiten. Er wollte besser vorbereitet sein. Doch kurz bevor er seinen Anschlag auf den FBI Agenten durchführen wollte, wurde er wieder zurück nach Japan beordert. Nur widerwillig kehrte er zurück und musste dort feststellen, dass sich vieles veränderte. Akemi war nicht mehr die, die sie einst war. Sie hatte sich zurück gezogen und arbeitete aktiver für die Organisation. Ihren wahren Plan kannte er nicht, weswegen ihn die Nachricht von ihrem Tod unvorbereitet traf. Nicht die Organisation war schuld daran. Es war einzig und allein der FBI Agent, der ihr Herz brach. Jodie blickte an der Fassade der Villa hoch. „Das ist es“, sprach sie leise. „Haben Sie einen Plan?“, wollte Camel wissen. „Natürlich. Ich mach es auf Shus Art. Aussteigen, reingehen und verhaften“, meinte sie darauf. Jodie öffnete die Tür und stieg aus. „Jodie! Warten Sie, das können Sie doch nicht wirklich machen“, warf Camel ein. Doch es war zu spät. Jodie lief bereits an die Haustür. Sie klingelte und wartete ab. Als der junge Hausbewohner die Tür öffnete, stürmte sie rein. „Kann ich Ihnen helfen?“, kam es von diesem kühl. Jodie stemmte die Hände in die Seiten. „Keine Spielchen. Ich weiß genau, wer Sie sind. Und deswegen sind Sie nun verhaftet.“ Jodie zog ihren Ausweis heraus und hielt ihm diesen vor die Nase. James und Camel folgten ihr rein und blickte zu dem Mann. „Du weißt doch gar nichts, Jodie!“ Sie erstarrte. _________________ Und wie fandet ihr es? Jetzt hab ich Shu wieder auftauchen lassen. Die, die mich kennen wissen ja, dass ich selten eine FF schreib, wo er nicht auftaucht. Und ich freu mich, dass es hier quasi bis Kapitel 14 dauerte, ehe er offiziell in Erscheinung trat. Bitte drückt mir die Daumen, ja? Ich hab am Mittwoch meine erste Klausur in meinem Mastersemester und irgendwie bin ich schon nervös, dass ich es nicht schaffe, obwohl ich recht viel gelernt hab. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)