Idyllisches Inferno von Varlet (Das Ende der schwarzen Organisation) ================================================================================ Kapitel 26: Hass ---------------- Kir blickte ebenfalls nach hinten. „Das kann doch nicht sein.“ Jodie stimmte dem zu. Dann erst bemerkte sie, dass in den beiden Autos noch mehr Menschen saßen, die sie kannte. Nicht nur, dass Camel kam und sie nun rettete, Ran, Heiji und Masumi saßen bei ihm in Wagen, während im zweiten Wagen, einem roten Mazda, Miwako und Takagi saßen. „Das glaub ich nicht“, gab Jodie von sich. Sie öffnete die Tür und stieg aus dem Wagen aus. Camel folgte ihrem Beispiel und kam ihr entgegen. „Können Sie mir mal sagen, was Sie hier machen?“, wollte die FBI Agentin wissen. „Der Boss hat mich informiert.“ „James?“ Jodie hob die Augenbraue. Der Angesprochene nickte. „Kurz nachdem Sie los fuhren, rief er mich an. Agent Akai hatte ihm mitgeteilt, dass die Organisation eine Falle für Sie vorbereitet hat. Ich sollte mich auf den Weg machen, da er sich sicher war, dass sich kein Mitglied in Tokyo aufhielt.“ „Hmm…verstehe…“, murmelte sie leise. „Wie ich sehe, kamen wir auch im letzten Moment.“ Sie nickte. „Was haben Sie eigentlich getan?“ Jodie sah zu dem Feuer, welches das Motorrad entfachte, als Chianti mit diesem gegen die Leitplanke stürzte. Camel senkte den Blick. „Ich bin nicht gerade stolz darauf“, sprach er leise. „Ich musste ihr in den Nacken schießen…“ „Machen Sie sich keine Vorwürfe“, entgegnete sie. „Sie mussten das tun.“ „Ich weiß“, murmelte er. „Ich wünschte, es gebe einen anderen Weg…unser Ziel ist schließlich das Verhaften der Organisationsmitglieder und nicht ihre Auslöschung.“ „Das packen Sie schon“, gab sie von sich. Sie blickte zu dem Wagen. „Der reifen ist hin. Wir können erst weiter fahren, wenn der gewechselt ist“, entgegnete Kir. „Besser der Reifen als der ganze Wagen.“ Die junge Frau nickte. „Wir hatten wirklich viel Glück. Bei Korn und Chianti kommt man nicht so leicht mit dem Leben davon.“ „Das können Sie laut sagen.“ Jodie hielt sich ihren Bauch. Die Rippe tat immer noch weh. Obwohl sie schon Schmerzmittel nahm, hatte sie das Gefühl, dass die Schmerzen größer wurden, als sie ans Schiebedach kletterten. „Wir sollten so schnell wie möglich den Reifen wechseln“, entgegnete Kir. „Haben wir hinten einen Ersatzreifen?“, wollte Jodie wissen. Kir schüttelte den Kopf. „Im Kofferraum ist keiner“, seufzte sie. „Mist…dann können wir ihn nicht wechseln“, murmelte Jodie. „Sie können ja bei mir mitfahren“, schlug Camel vor. „Sagen Sie mal…warum sind die Kinder da? Und die Polizei?“, kam es dann von Jodie. „Ja…wissen Sie…“, Camel kratzte sich am Hinterkopf. „Als der Anruf kam, wollte ich schnell sein. Die Frage war, was ich mit ihnen mache…Unglücklicherweise sind Heiji und Masumi sehr schnell darauf gekommen, dass ich Ihnen hinterherfahren werde.“ „Okay…und deswegen nahmen Sie sie mit?“ Er schüttelte den Kopf. „Sie haben mir buchstäblich die Pistole auf die Brust gesetzt. Entweder sie kommen mit und wir könnten sofort aufbrechen, oder wir diskutieren das aus und ich verliere Zeit. Aus dem Grund hielt ich es für einfacher, wenn ich sie mitnehm.“ Jodie nickte leicht. „Hmm..gut, das ist verständlich“, murmelte sie leise. „Aber wir können uns wohl nicht zu sechst in Ihr Auto setzen.“ „Das nicht, aber wir könnten einen von ihnen in den anderen Wagen setzen.“ „Machen wir das“, entgegnete die FBI Agentin. Sie ging zu Camels Wagen. „Möchten Sie und verraten, was Sie jetzt vor haben?“, kam es von Miwako. „Eigentlich wollten wir nur Jemanden aus Camels Wagen in Ihren rein setzen, damit wir weiter fahren können.“ „Das geht so nicht. Wir müssen uns zuerst um die Brücke und die Toten kümmern“, warf Miwako an. „Wie Sie meinen“, murmelte Jodie. Sie öffnete die Tür des Wagens. „Einer von euch muss aussteigen und im anderen Wagen mitfahren.“ „Ran“, kam es sofort von Masumi und Heiji. „Eh? Ich?“ „Mein Bruder ist schließlich dort, also muss ich auch hin“, entgegnete Masumi. „Und ich fahr hier mit, weil ich ein guter Detektiv bin und sicher helfen kann, wenn auf dem Weg was passiert.“ „Aber Shinichi ist mein…bester Freund“, warf Ran ein. „Du kommst ja auch zu ihm“, sprach Heiji. „Du fährst nur im Wagen hinter uns.“ Das Mädchen seufzte. Sie schnallte sich ab. „Wenn es sein muss…“ Sie stieg aus dem Wagen. Jodie schmunzelte leicht. Dann sah sie zu Heiji nach vorne. „Du steigst hinten ein.“ „Muss das sein?“ „Ja, das muss.“ Seufzend stieg auch Heiji aus und stieg hinten wieder aus. Jodie setzte sich auf den Sitz daneben, während Kir vorne einstieg, „Wir können.“ Camel stieg auf der Fahrerseite ein. Er schnallte sich an und startete den Motor. „He? Was haben Sie vor?“, wollte Miwako wissen. Sie stellte sich vor den Wagen. „Tut mir leid“, wisperte der FBI Agent. Er setzte zurück und fuhr um sie herum. „Verdammt…“, murmelte Miwako. Sie hatte sich austricksen lassen und sah zu Ran. „Was ist los?“, wollte das Mädchen wissen. „Wir müssen hier warten…“ „Was? Nein…“, Ran schüttelte den Kopf. Sie konnten doch nicht so viel Zeit hier verbringen. Sie mussten doch zu Shinichi. Das Mädchen schluckte. „Tut mir leid, die Vorschriften besagen, dass wir uns zuerst um das Chaos hier kümmern und dann erst weiter fahren.“ „Wie lange wird das dauern?“, fragte das Mädchen nach. „Aus Erfahrung wissen wir, dass es so ungefähr 2-3 Stunden sein kann“, antwortete Wataru. Miwako blickte zu Ran. „Weißt du, wohin es gehen sollte?“ Ran schüttelte den Kopf. „Wir haben nicht gefragt. Wir waren so froh, dass wir mitfahren konnten…“ „Das bringt alles nichts“, entgegnete Miwako. Sie zog ihr Handy heraus. „Was hast du vor?“ „Ich lasse nach dem Auto von Agent Camel suchen.“ „Du hast dir das Kennzeichen gemerkt?“ Sie nickte. „Damit sollten wir wenigstens herausfinden können, wo sie sich aufhalten, auch wenn wir weit weg sind.“ Shuichi hielt in der Nähe des Bürokomplexes an. Er blickte zu Conan. „Du solltest nicht mit gehen“, sprach er. Er schnallte sich ab und öffnete die Tür seines Wagens. „Sie glauben doch nicht, dass ich Sie alleine gehen lassen“, warf er ein. „Du hast keine andere Wahl.“ Conan schüttelte den Kopf. Jetzt, wo er hier war, würde er sich nicht so einfach abschütteln lassen. Conan schnallte sich ab. Er wollte kämpfen. Der Junge wandte sich der Tür zu und wollte sie öffnen, als er einen Stich spürte. Überrascht sah Conan nach hinten. „Was…?“ Er wurde müde. Shuichi zog die Spritze aus Conans Hals heraus und legte sie neben den Schaltknüppel. „Schlaf gut.“ „Ne…ei…n…“, murmelte Conan leise. Er konnte seine Augen kaum wach halten und musste sie schließen. Kurz darauf schlief er ein. Akai wartete einen Moment. Er musste sich sicher sein. Nach wenigen Minuten stieg er aus seinem Wagen und schloss die Tür. Das FBI brachte keine Zivilisten in Gefahr. Und auch wenn Conan viel über die Organisation wusste, so war es unnötig ihn in Gefahr zu bringen. Vor allem, da das Treffen nur dem FBI Agenten galt. Shuichi zog eine Zigarette aus der Schachtel heraus und zündete sie an. Es war bereits Abend geworden, wodurch man das Leuchten der Zigarette sehr gut vernehmen konnte. Jetzt wäre also das ultimative Treffen. Akai war schon gespannt, wer ihm aus der Organisation gegenüber stehen würde. Gin oder Bourbon. Beide Mitglieder hassten ihn und wollten ihn tot sehen. Beide hielten sich für den Messias, der Akai zu Fall bringen durfte. Gin hasste ihn, weil er ein Verräter war und weil er selber nichts davon mitbekam. Bourbon hasste ihn, weil Akemi ihm vertraute und keiner seinen Worten glauben schenkte. Wahrscheinlich waren beide Motive genug. Aber das mussten die feindseligen Organisationsmitglieder unter sich klären. Er hätte gerne gesehen, wie sich die beiden Männer selber zerfleischen, nur damit einer von ihnen kämpfen konnte. Shuichi ging weiter. Er ging solange, bis er zu dem Gebäude kam. Der FBI Agent sah an der Fassade hoch. Alles sah normal aus. Aber es war wohl kein Zufall, dass sich die Organisation gerade dieses Gebäude für ihre Zwecke aussuchte. James näherte sich dem Agenten. „Wie sieht die Lage aus?“, wollte Akai wissen. „Bisher alles still.“ „Sind Sie alle da drin?“ James nickte. „Zumindest sind sie nicht heraus gekommen.“ „Sehr gut“, entgegnete Shuichi. Aus seiner Jackentasche zog er eine Beretta und überprüfte ob sie geladen war. Shuichi grinste. Jetzt käme die Abrechnung und auch er hatte seine Rache. „Wo ist Conan?“ „Der schläft“, antwortete Akai. James hob die Augenbraue. „Hmm…“ „Keine Sorge. Er wird erst aufwachen, wenn alles vorbei ist.“ Der Einsatzleiter nickte. „Wir müssen noch auf die Verstärkung warten.“ „Müssen wir nicht“, gab Akai kühl von sich. Er warf die Zigarette auf den Boden. „Ich gehe rein.“ „Das tun Sie nicht. Das ist ein Befehl“, sprach James. „Dann feuern Sie mich.“ Shuichi trat nach vorne. Langsam ging er auf das Gebäude zu. Die Glastür öffnete sich und er trat ein. Akai blickte sich um. Er beäugte sie junge Dame, die am Empfang saß. Sie schien überrascht zu sein, dass jemand das Gebäude betrat. „Guten Abend“, gab sie von sich. „Haben Sie einen Termin?“ Schweigend ging der FBI Agent zum Aufzug. Er drückte den Knopf. „Hey…Sie können doch nicht so einfach gehen“, sprach sie. Die Frau lief um ihren Tresen herum und auf ihn zu. „Mischen Sie sich nicht ein“, raunte er. Sie blieb stehen und schluckte. Als er sie mit seinen kalten, giftgrünen Augen ansah, erstarrte sie noch mehr. Sie konnte sich nicht bewegen und sah hilflos mit zu, wie der Agent in den Aufzug stieg. „Akai“, rief James, als er in das Gebäude gelaufen kam. Er ballte die Faust. Es war gefährlich herzukommen. Die Aufzugtüren schlossen sich. Der Agent lehnte sich nach hinten und wartete nun ab. „Oh nein“, wisperte die junge Frau. Sie lief zu ihrem Telefon. „Herr Migawara! Ein unbefugter Mann ist gerade in den Aufzug gestiegen“, sprach sie in den Hörer. James trat an diesen und drückte den Aufzugknopf. Es passierte nichts. Und trotzdem sah man, dass sich Akai immer noch in der Etage befand. „Was geht da vor…“, wisperte er leise. Der Einsatzleiter blickte zu der Frau. „Sofort die Tür aufmachen.“ „Die geht automatisch auf“, meinte sie. Sie kam wieder hervor und als sie am Fahrstuhl war, drückte sie auf den Knopf. Auch bei ihr ging die Tür nicht auf. „Das ist ja merkwürdig…“ Akai schloss die Augen. Er wartete. Und dann bewegte sich der Fahrstuhl nach unten. „Wo sind die Treppen?“, wollte James wissen. „Dort drüben“, erzählte die Frau. „Merkwürdig.“ „Hmm?“ „Der Aufzug fährt nach unten…“ „Was soll daran merkwürdig sein?“, fragte James an. „Nach unten kommt man nur mit den Treppen.“ „Verdammt…“ James nahm sein Handy hervor. „Wir stürmen das Gebäude.“ Shuichi öffnete seine Augen und wartete, bis die Tür aufging. Anstatt, dass sie auf der Site aufging, auf der er einstieg, öffnete sie sich auf der anderen Seite. „Interessant…“, meinte Akai ruhig. Er trat nach vorne in die Dunkelheit. Sobald er einen Schritt weiter machte, wurde der Gang beleuchtet. Mit jedem Schritt ein Teil mehr, während hinter ihm die Lichter wieder ausgingen. Noch immer waren seine Schritte mit Bedacht gewählt, aber weder langsam noch zu schnell. Er ging, wie er immer ging und kam schon bald in einen größeren Raum. Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht. „Hallo, Bourbon.“ „Du bist ja ziemlich mutig, dass du hier her gekommen bist“, gab dieser von sich. Er trat auf den FBI Agenten zu und zog sich die falsche Maske vom Gesicht. „Es war wirklich interessant, als ich dich gespielt hab.“ „Hast du wirklich geglaubt, du könntest mich heraus locken, nur wenn du meine Identität annimmst?“ „Vielleicht. Aber du musst zugeben, es war spaßig“, antwortete Bourbon. „Armer Irrer. Hast du wirklich gedacht, dass ich mit einem von ihnen dabei zusammen arbeitete?“ „Natürlich nicht. Das wäre zu offensichtlich und genau deswegen hätte es dein Plan sein können.“ „Wie du meinst.“ „Aber es war egal. Du bist wieder da“, sprach Bourbon. „Ich hab sowieso nie geglaubt, dass dich Kir wirklich getötet hat.“ „Diese Option käme aber in Betracht“, warf er ein. „Du hättest dich nie so einfach erledigen lassen. Nicht einmal, um Kirs Sicherheit zu garantieren. Dafür hast du zu viele Rechnungen mit uns offen.“ „Mit dir hab ich keine offen“, entgegnete der FBI Agent ruhig. Bourbon ballte die Faust. „Du bist immer noch überheblich wie damals.“ „Und du so naiv.“ Shuichi grinste. „Du hättest bei der Polizei bleiben sollen, anstatt dich dieser Organisation zu zu wenden.“ „Das geht dich nichts an.“ Bourbon richtete seine Waffe auf den Agenten. „Verstehe…deswegen bist du also kein Polizist mehr. Sobald man deinen wunden Punkt trifft, nimmst du deine Waffe und erledigst es auf diese Art und Weise.“ Bourbon schoss direkt neben Akais Gesicht. Der FBI Agent rührte sich nicht und blickte aus dem Augenwinkel zum Schussloch. „Du weißt gar nichts von mir“, sprach das Organisationsmitglied. Ohne das Gesicht zu verziehen, blickte Shuichi seinen Gegenüber an. „Aus dir hätte mehr werden können.“ „Du meinst wie du? Ein verschrobener FBI Agent, der in seinem Leben nichts erreicht hat? Du hast es nicht einmal geschafft, eine Organisation wie unsere hochzunehmen.“ „Solltest du nicht wissen, dass mir Worte egal sind? Vor allem wenn sie von dir kommen?“ „Wie du willst“, entgegnete Bourbon. „Dann erledige ich dich eben sofort und koste den Moment nicht noch weiter aus.“ „Was sagt Gin dazu?“ Akai schnaubte verächtlich. „Gin“, wiederholte Bourbon den Namen. „Mir ist egal, was Gin macht. Wenn er dich unbedingt erledigen will, dann sollte er auch hier sein, findest du nicht auch?“ Bourbon grinste, ehe er einige Schritte nach vorne trat und hielt dann an. Schmerzverzerrt blickte er nach hinten, während einige Tropfen Blut an seinem Rücken herunter tropften, ehe es langsam herabfloss. „Gin“, zischte er. „Du wirst es überleben“, sprach dieser und kam näher. Da Bourbon bisher nicht in Ungnade fiel und auch keine großen Fehler machte, durfte er ihn nicht töten. Allerdings hieß es nicht, dass er ihn nicht verletzen durfte, wenn es nötig wurde. In dem Fall war es für Gin nötig. Er schwor sich, der Einzige zu sein, der das Recht hatte, den FBI Agenten umzubringen. Selbst als Kir diesen Auftrag bekam und er nur in der zweiten Reihe zusehen durfte, wusste er, dass Rot und Schwarz für einander bestimmt waren. Nur er durfte seinen Erzfeind aus der Welt reißen. Gin wusste, dass es dem FBI Agenten genauso ging. Bereits damals, nachdem er die Nachricht von Akemis Tod bekam, konnte sich der FBI Agent denken, wer dafür verantwortlich war. Und Gin sorgte für die weitere Sicherheit. Über einen Mittelsmann – ein niederes Organisationsmitglied – ließ er ihm die Nachricht zu kommen. Gin wollte von ihm gehasst und gejagt werden. Nur dadurch wurde seine Rache bitte. Gin blickte zu Bourbon. „Hast du wirklich gedacht, ich würde ihn dir überlassen?“ Aus seiner Manteltasche zog er eine zweite Waffe und schoss blitzschnell. Während sich Shuichi keinen Schritt bewegte, steckte ein Pfeil in Bourbons Hals. Das Organisationsmitglied blickte aus dem Augenwinkel an die Stelle und nahm sie kaum wahr. Seine Hand bewegte sich zu dem Pfeil, den er wenige Sekunden später heraus zog. Bourbon führte seine Waffe an seine Schulter. Mit einer Wunde an der Stelle konnte er noch leben. In der momentanen Situation waren Arm und Beine schlimmer. Auf halber Höhe gab sein Körper nach und Bourbon fiel nach vorne. Gin schnaubte verächtlich. Er selber konnte damals die Wirkung des Betäubungspfeils mit einem gezielten Schuss in die Schulter stoppen. „Du darfst gern weiter arbeiten und meinen Job machen“, sprach er mit einem Grinsen auf den Lippen. „Bilde dir nicht zu viel ein“, gab Gin von sich. „Aber danke, dass du auf mich gewartet hast.“ Der FBI Agent verengte die Augen. Alle Erinnerungen an damals kamen hoch. Außerdem konnte er sich nun, wo er Gin direkt gegenüber stand, genau vorstellen, wie er Akemi erschoss. Zuerst gab er ihr Hoffnung, eine Hoffnung, die er dann zerstörte und sie mit einem einzelnen Schuss aus dem Leben riss. Aus der Zeitung wusste er, dass Akemi noch am Leben war und erst Minuten später qualvoll starb. Gin quälte sie absichtlich. Wahrscheinlich war er auch noch vor Ort und sah ihr zu. Allein bei dem Gedanken, bekam Akai schlechte Laune. „Ich mach es kurz und schmerzlos“, gab der FBI Agent von sich. Der Satz hörte sich so falsch an. Gin einen schnellen Tod zu beschaffen, hätte wenig Sinn gehabt. Eigentlich gehörte er gequält, doch das hätte zwei Nachteile: Gin könnte entkommen und Akemi hätte nie gewollt, dass er einen Menschen quälte, auch wenn es sich um den Feind handelte. Akemi hatte selbst mit dem Feind Mitleid. Und selbst wenn er einen Auftrag bekam und Akemi davon erfuhr, sah sie ihn immer mit einem Blick an, der ihm sagte, dass ihr die Menschen leidtaten. Sie hatte immer so eine Art an sich, welche auch ohne Worte viel aussagte. Es war überhaupt ein Wunder, dass die Organisation sie überhaupt als Mitglied aufnahm. Akemi passte nicht zu ihnen. Sie sorgte sich um andere Menschen und konnte eigentlich keiner Fliege etwas Tun, was auch der Grund war, warum sie für die Beschaffung des Geldes zuständig war. Eigentlich wäre es nun sogar besser, Gin zu verhaften und für seine Taten dauerhaft im Gefängnis schmoren zu lassen. Der Tod wäre für eine Person wie Gin, aber auch für andere Mitglieder der Organisation nur eine Erlösung. Und trotzdem wäre es besser, wenn Gin nicht mehr leben würde. Denn selbst, wenn dieser festgenommen würde, so gäbe es erneut zwei Möglichkeiten: entweder er starb im Gefängnis oder ihm wäre die Flucht gelungen und er wäre anschließend durch Akais Hand gestorben. „Glaubst du immer noch, du könntest mich erledigen?“ „Wenn du denkst, dass ich dich so einfach gehen lasse, dann hast du dich geirrt.“ „Armer Irrer“, entgegnete Gin darauf. „Wenn es für dich einfach wäre mich zu töten, dann hättest du es schon längst getan. Ich kenn dich, genauso gut, wie du dich selbst. Und ich weiß, dass du, wenn es um mich geht, keine Befehle deines Bosses akzeptieren wirst.“ Shuichi grinste selbstsicher. „Du musst es ja wissen“, fing er an. „Deswegen sollte sich wohl auch Kir um mich kümmern. Das hat dir bestimmt nicht gefallen.“ „Es war mir sogar egal. Als ob Kir dazu in der Lage wäre…Ich wusste, dass du warten würdest, bis wir uns endlich gegenüberstehen.“ „Dann hoffe ich, dass du dich auch gut vorbereitet hast. Es wäre eine Schande, wenn ich dich einfach erledigen könnte“, entgegnete der FBI Agent ruhig. So lange hatte er schon auf diese Gegenüberstellung gewartet. Und auch wenn James nun auftauchen würde und ihn abziehen wollte, er hätte es nicht zugelassen. Jetzt und nur jetzt war Gins Ende. Gin schnaubte leicht. „Grüß deine Freundin von mir, wenn du sie siehst.“ Er schoss. Akai wich zur Seite. Es wäre kein leichtes Spiel, was die beiden Männer miteinander haben würden. Keiner würde aufgeben und nur einer oder keiner konnte überleben. Sowohl Shuichi wie auch Gin waren Männer, die in einer solchen Situation weder aufgaben noch die Nerven verloren. Auch wenn es schwer werden würde, sie wussten, worauf sie sich einließen und es gab keine Gnade. „Glaubst du wirklich, du könntest mich so leicht erwischen?“, sprach Shuichi. Auch er schoss. Die Beiden lieferten sich einen bitteren Kampf. Immer wieder fielen Schüsse und obwohl sie einander gegenüberstanden, konnte man nicht vorher sehen, wer als Sieger und wer als Verlierer heraus ging. Sie hatten einen starken Willen und ein Ziel vor Augen. „Wie ich sehe, hast du diesmal auf deine schusssichere Weste verzichtet.“ Seine Stimme zeigte Verachtung für das Organisationsmitglied. Es war egal, ob sich Gin schützte oder nicht, er war immer noch die gleiche Person. „Ich habe nichts zu befürchten“, gab der Angesprochene von sich. Bis auf ein paar Kratzer im Gesicht und eine Kugel in seinem rechten Arm, wurde er bislang noch nicht schwer verletzt. Akai wusste genau wo er zielen musste. Doch es wurde schwer, wenn sich eine Person bewegte. Mit seiner Erfahrung konnte er diesen Fehler korrigieren, aber Gin war nicht irgendeine Person. Er war niemand, der das erste Mal vor dem Kugelfeuer belagert wurde und um sein Leben kämpfen musste. Shuichi allerdings war auch nicht irgendjemand. Obwohl Gin mehrfach auf seine Beine feuerte und den FBI Agenten bewegungsunfähig machten wollte, gab Akai nicht nach. Der Schmerz in seinem, nun blutenden Oberschenkel, war nicht stark, das Adrenalin in seinem Blut hingegen kochte und sorgte dafür, dass er immer weiter machte. „Dein Plan war wirklich gut, nur zu dumm, dass Kir die Schwachstelle war. Nur Idioten, wie Wodka, hätten geglaubt, dass sie dich tatsächlich umbrachte.“ „Und doch warst du nicht in der Lage mich zu finden.“ „Das musste ich nicht einmal“, entgegnete Gin. „Ich wusste, dass du früher oder später wieder auftauchen würdest. Es war nur eine Frage der Zeit.“ Gin blickte auf den, am Boden liegenden Bourbon. „Was für ein Narr. Er hätte wissen müssen, dass du keinen deiner Kollegen einweihst. Irgendwie ist es schade. Das hier und heute, wird dein Ende sein. Aber du kannst dich glücklich schätzen. Ich schicke dich zu deiner kleinen Freundin.“ Shuichi verengte die Augen. Sein Griff um die Waffe verfestigte sich und schon bald, visierte er mit dieser seinen Erzfeind an. Der Kampf der Giganten ging in die nächste Runde. Keiner würde weglaufen oder klein Beigeben. Es gab nur zwei Optionen für den Ausgang: einer von ihnen starb und der andere überlebte oder beide starben. Und heute war der Zeitpunkt gekommen, um das Schicksal entscheiden zu lassen. „Gin, komm sofort zurück. Sie haben uns gefunden“, zischte die raue Stimme. Das Organisationsmitglied reagierte nicht auf die Worte, die er durch den kleinen Kopfhörer in seinem Ohr bekam. „Was ist?“, fing Akai an. „bist du schon aus der Puste?“ Shuichi war gewiss kein Engel. Wann immer es ging, stachelte er Gin an, besonders in einer Situation wie dieser. Menschen, die sich konzentrierten und dann aus dem Konzept gebracht oder wütend gemacht wurden, neigten zu Fehlern. Und wenn sich Gin konzentrierte, sein Augenmerk nur auf sein Ziel richtete, war er eine brutale Bestie. Sticheleien konnten es nur schlimmer machen. Gin wäre unberechenbar. Aber es war genau das, was der FBI Agent wollte. Gin sollte nur wütender werden und die ersten Fehler machen. Shuichi kannte seinen Gegenüber genau. Lange Zeit arbeitete er mit diesem zusammen, folgte ihm auf Schritt und Tritt und auch, als seine Tarnung aufflog, ermittelte er weiter. Ihm blieb nichts verborgen. Gin fixierte seinen Gegenüber. Trotz dieser, bei weitem angespannten Situation, zählte er mit. Zählen war zu viel gesagt. Er war erfahren genug, um zu wissen, wann es Zeit war das Magazin seiner Waffe zu wechseln. Und er wusste auch, wann es bei seinem Feind soweit war. Bei Akai sah es nicht anders aus. Auch dieser wusste, wann es Zeit war zu handeln. Das Gefecht ging weiter. Die Atmosphäre roch stinkig und der Tod lag in der Luft. Keiner wollt jetzt aufgeben, nicht nachdem sie bereits so nah an ihrem Ziel warn. Mit schnellen Bewegungen lud Gin seine Waffe. Das neue, wie auch andere Magazine verharrten in seiner Manteltasche. Auch Akai nutzte den Moment und bereitete seine Waffe für die erneute Auseinandersetzung vor. Dann schoss er zuerst. Er musste Gin erwischen, egal wie. Die Zeit ran ihm weg. Auch wenn sie nun alleine hier unten waren, die Möglichkeit, dass irgendwas schief ging, war immer noch da. Er hatte sich James widersetzt, was Folgen haben würde. Wahrscheinlich war James bereits auf den Weg hier her. „Das war ein Befehl, Gin!“, kam es erneut von der Stimme. Gin zischte. Auch er gab Schüsse ab und versuchte alles, um den FBI Agenten aus der Reserve zu locken und zu verwunden. Wie sich herausstellte, war es gar nicht so einfach. Gin knurrte. Noch immer konnte er Akai nicht erledigen. Egal, wie oft er auf diesen schoss, immer konnte der FBI Agent ausweichen. Das war der Nachteil, wenn man bewegliche Ziele hatte. Man konnte sich nicht sicher sein, diese zu treffen. Außerdem war Akai, wie er selber, eine harte Nuss. Man konnte auf ihn schießen, ihn mit voller Wucht treffen und trotzdem hielt sich der FBI Agent weiterhin auf den Beinen. Ein anderer würde bereits mit der Schussverletzung auf dem Boden liegen und um sein Leben flehen, nicht so Shuichi Akai. Gin biss sich auf die Unterlippe. Sollte er nun den Befehl des Bosses ausführen und verschwinden oder sollte er sich auf Akai stürzen und diesen erledigen? Wie konnte ihm der Boss diese Genugtuung nur wegnehmen? Zwar verstand das Organisationsmitglied den Ernst der Lage, trotzdem wollte er seinen Gegenüber erledigen. „Fahr zur Hölle.“ „Hab ich nicht vor“, kam es von Akai. Heute würde nicht sein Todestag sein, nicht solange er ein Ziel vor Augen hatte. James tastete die Wand ab. Der ältere Mann klopfte an mehrere Stellen und versuchte einen anderen Weg in den Keller zu finden. Er stand schon im Fahrstuhl, ohne dass sich dieser in Bewegung setzte. Nach oben kam er locker, nach unten jedoch nicht. Dabei weckte der Weg nach unten sein größtes Interesse. James beobachtete die Empfangsdame. Auch wenn sie immer wieder beteuerte, nichts über den Weg nach unten zu wissen, konnte es doch sein, dass sie mit falschen Karten spielte. Nach dem Fahrstuhl begutachtete James mit seinen Männern die Treppen, die in das Untergeschoss führten. Sie waren unauffällig und auch der Kellerraum zeigte keine Indizien. Aber irgendwo mussten sie sein. „Akai muss irgendwo da unten sein“, gab James von sich. Er mochte es nicht, wenn sich sein Untergebener so viele Freiheiten heraus nahm. Natürlich, Akai war ein guter Agent, der wusste, was er tat, aber manchmal achtete er nicht auf das Risiko, welches er einging. Sein eigenmächtiges Handeln war eigentlich kein positiver Aspekt für einen FBI Agenten und jeder andere Vorgesetzte hätte ihn bereits mehrfach verwarnt. Aber Jams war da anders. Er wusste, was sein bester Mann konnte und welche Erfahrungen dieser nutzte. Trotzdem war es in einer Situation wie dieser nicht vorteilhaft. „Wir haben eine Stelle“, rief ein Beamter James zu. Der Angesprochene eilte dorthin. „Ein Fluchtweg?“ Der FBI Agent nickte. „Sie befand sich hinter dem Heizungssystem.“ „Verstehe…sie sind schlau“, gab James leise von sich. „Könnt ihr die Tür öffnen?“ Der Agent nickte und gab seinen Männern den Befehl dazu. „Wir müssen vorsichtig sein. Dort hinten könnte uns alles erwarten“, fing James an. „Agent Akai befindet sich auch irgendwo.“ „Das ist uns bewusst.“ James Black lief den Gang entlang. Immer wieder sah er das Licht, welches in einen größeren Raum führte und je näher er diesem kam, desto lauter wurden die Schüsse. Er schluckte. Die Auseinandersetzung war mitten im Gange und wenn er und sein weiteres Team noch mehr Zeit verstreichen ließen, konnte das unausweichliche passieren. Hoffentlich kommen wir nicht zu spät, dachte sich James. Erleichterung stieg in ihm auf, als er den erhellten Raum betrat. Shuichi glitt an der Wand zu Boden. Der Schmerz in seinem Oberschenkel pochte und nun war auch noch seine Schulter in Mitleidenschaft gezogen. Kleinigkeiten von denen er sich nicht aufhalten wollte. Akai blickte auf seinen Gegenüber. Auch Gins Kräfte schwanden nach dem langen, nie enden wollenden Kampf und er sank zu Boden. Shuichi atmete tief ein. Die Verletzungen waren nur eine Kleinigkeit, im Vergleich zu dem, was gerade passierte. „Akai?“ Immer wieder hörte er seinen Namen. Mit einem Lächeln auf den Lippen blickte der FBI Agent zu seinem Vorgesetzten. „Was ist passiert?“ James betrachtete die blutenden Wunden. „Wir brauchen hier sofort ein Ärzteteam.“ „Das hat Gin nötiger.“ James blickte nach hinten, wo andere Agenten bereits um Gin herum standen. Einer sah nach oben und schüttelte den Kopf. „Nein. Gin ist tot.“ „Sehr gut.“ Akai lehnte seinen Kopf nach hinten. Er hatte Akemis Tod gerächt. Und trotzdem war da noch der Mann, der hinter all dem steckte: Der Boss. Langsam hievte sich der Agent nach oben. „Wenn wir dort weiter gehen, kommen wir zu ihrem Boss.“ „Das ist in Ihrem Zustand nicht möglich…“ „Es waren zwei Durchschüsse. Legen Sie mir meinetwegen einen Verband an und lassen Sie mich dann gehen“, raunte Shuichi. „Und passt auf Bourbon auf. Ich will nicht hören, dass er entkommen ist.“ „Akai.“ Der Angesprochene bewegte sich auf die andere Seite des Raumes zu. „Bleiben Sie stehen, Akai.“ „Wir dürfen Sie nicht entkommen lassen.“ „Das werden wir auch nicht“, fing Jams an. „Aber zuerst müssen Sie sich behandeln lassen. Selbst bei Durschüssen besteht immer ein Risiko.“ „Ich kenne das Risiko“, entgegnete Shuichi mürrisch. „Dann sollten Sie wissen, dass es nun das Beste wäre, wenn sich unser Team Ihre Wunden ansieht.“ Shuichi knurrte. Er war nicht schwach und wollte weiter kämpfen, egal um welchen Preis. Aber er wusste auch, wann es notwendig war, sich auszuruhen und zu verschnaufen. Akai stützte sich an der Wand ab. „Wenn wir jetzt nicht handeln, könnten wir sie wieder verlieren.“ „Wir haben das Gebäude umstellt“, sprach Black. „Das bringt nichts. Sie sind nicht hier“, warf Shu ein. „Wenn ich mich nicht irre, müssten wir mittlerweile im Nebengebäude sein.“ Shuichi blickte auf das tote Organisationsmitglied. „Gin war nicht dumm. Er muss mit seinem Boss vernetzt gewesen sein. Je länger wir hier herum stehen, desto größer ist die Gefahr, dass der Boss handelt.“ „Das weiß ich“, kam es von James. „Trotzdem dürfen wir nichts riskieren. Ich möchte, dass Ihre Wunden erst einmal versorgt werden.“ Streng blickte er seinen Untergebenen an. „Das war ein Befehl.“ Erneut gab Shuichi einen murrenden Ton von sich. „Machen Sie schnell.“ James blickte nach hinten zu dem Rest des Teams und nickte dann. Eine junge Frau kam nach vorne. Sie fixierte Shuichi mit seinem Blick. „Halten Sie bitte still“, bat sie. Sie nahm seinen Arm nach vorne und sah sich die Wunde an. Er hatte Glück, dass es ein Durchschuss war und die Kugel nicht eine Arterie durchtrennte. „Bourbon ist nur bewusstlos. Er könnte jeden Moment aufwachen.“ „Ich verstehe“, gab die Ärztin von sich, während sie die Wunde desinfizierte und den ersten Verband anlegte. „Wenigstens haben wir jetzt endlich eines ihrer Mitglieder in unseren Händen.“ Sein Blick blieb auf Bourbon haften, der von den Männern aus dem Gebäude gebracht wurde. „Er wird es uns nicht leicht machen, wenn er wieder aufwacht.“ „Wir sind darauf vorbereitet“, sprach James. „Wo ist Conan?“ Akai schmunzelte. „Der Kleine schläft in meinem Wagen.“ „Freiwillig?“ James hob die Augenbraue. „Natürlich nicht. Ich musste ihn außer Gefecht setzen. Egal wer er ist, er ist und bleibt ein Kind, welches ich nicht der Gefahr aussetzen werde.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)