Idyllisches Inferno von Varlet (Das Ende der schwarzen Organisation) ================================================================================ Kapitel 28: Yanotsu Shimia -------------------------- Hallo meine lieben Leser, wir nähern uns nun langsam dem Ende der Geschichte. Nächsten Sonntag bekommt ihr das finale Kapitel zu lesen. __________________________ Kapitel 28: Yanotsu Shimia Shuichi keuchte auf. Es war ein Glück, dass sie den Flammen im Bürogebäude entgangen waren. Und trotzdem verloren sie erneut ihr Ziel aus den Augen. Sie waren wieder am Anfang, ohne Hinweis und ohne Spur. Jetzt ging alles wieder von vorne los, dabei waren sie bereits so weit gekommen. Aber was war passiert? Sie zögerten. Wären sie sofort in das nebenstehende Gebäude einmarschiert, hätten sie mit Glück noch einige von ihnen schnappen können. Die Chance war gering, aber man konnte nie wissen, was passierte, wenn man einen anderen Weg ging. „Wie sehen die Verluste aus?“, wollte der Agent von seinem Vorgesetzten wissen. James, der sich die Informationen seiner Männer besorgte, trat an Akai heran. „Viele Männer haben es nicht geschafft…“, seufzte James. Er sah sich um, immer wieder zu den Verletzten und dann zu denen, die ihren Partner bei der Explosion verloren hatten. Akai schnaubte. „Das war Absicht“, stellte er dann fest. „Sie wussten, dass wir kommen würden und legten sich einen Plan zurecht, falls Gin mich nicht ausschaltet.“ „Damit war zu rechnen.“ Shuichi nickte. „Ich wünschte, wir hätten trotzdem einen Anhaltspunkt bekommen…“ Akai blickte sich um. „Was ist mit Bourbon? Ist er schon aufgewacht?“ James seufzte. Heute ging alles schief. Sie konnten Ai nicht finden, konnten die Organisation nicht besiegen, liefen genau in ihre Falle und kaum war einer ihrer Leute in ihren Fängen, verloren sie diesen auch schon. Die ganze Welt schien sich gegen sie verschworen zu haben. Black schüttelte den Kopf. „Hm…“ Shuichi zog sich eine Zigarette aus der Jackentasche heraus und zündete sie sich an. Genüßlich blies er den Rauch aus. „Ich werd mich in der Gegend umschauen, wenn Bourbon wach wird, will ich informiert werden.“ „Ich gehe mit Ihnen“, fügte Conan an und sah an Akai hoch. „Von mir aus.“ Shuichi steckte die Hände in seine Jackentasche und sah noch einmal zu James, der ziemlich unbehaglich dastand. „Das wird nicht möglich sein“, fing James an. Akai blickte hellhörig zu ihm. Er verengte seine Augen und fixierte James mit diesen. „Was soll das heißen?“ „Bourbon ist entkommen“, antwortete der Gefragte. „Wie konnte das passieren?“, zischte Akai wütend. „Ein Agent ist mit dem Wagen los gefahren“, sprach James. „Agent? Wer?“ „Agent Pearce.“ „Hmm…sicher, dass er das getan hat?“ James sah ihn an. „Die anderen Agenten haben ihn eindeutig erkannt.“ „Sie glauben, dass es…“, fing Conan dann an. Shuichi nickte. „In einer solchen Situation werden sie keinen ihrer Leute hier her schicken, um Bourbon zu befreien. Sie fürchten um ihre Existenz…eine logische Konsequenz wäre es, Bourbon umzubringen, da sie nicht wissen können ob und wie viel er uns erzählte. Der Boss würde definitiv kein Mitglied hier her schicken, um ihn zu retten. Die einzige Möglichkeit besteht darin, dass es Vermouth ist, die eigenmächtig handelt.“ „Oder im Auftrag der Organisation“, fügte Conan an. „Oder das. Bei ihr würde mich nichts mehr wundern.“ „Auch wenn Sie gerade sagten, dass die Organisation keinen hier her schicken würde?“, wollte James wissen. „Ja, auch dann. Ein einzelnes Mitglied würden sie nicht dafür rekrutieren. Sie werden versuchen, so wenig Mitglieder auffliegen zu lassen, daher kann es nur unsere Schauspielerin sein.“ „Ich frage mich, was sie vor hat“, murmelte Conan nachdenklich. „Soll sie nur machen was sie will, wir haben gerade andere Probleme“, meinte Shuichi. Er blickte sich um. Es war niemand vor Ort, dem er die Mitarbeit in der Organisation zutraute. Conan seufzte auf. Die ganze Zeit über dachte er an Ai und jetzt, wo sie sogar so weit waren, verlor sich wieder ihre Spur. Sie hatten keinen Hinweise und die Zeit ran ihnen weg. Keiner konnte sagen, wie lange Ai noch überleben konnte, wenn sie sich in Gefangenschaft befand. „Ich hoffe, Ai hält noch ein wenig durch“, wisperte er leise. „Das muss sie.“ „Was machen wir jetzt?“, wollte Conan wissen. Er sah zwischen Akai und James hin und her. Sie hatten extra Tokyo verlassen um hier die Organisation zu finden. Aber was war? Sie waren wieder entkommen und ließen keinen Anhaltspunkt zurück. „Wir haben eine Adresse.“ „Was?“, kam es erstaunt von dem Kleinen. „Aber wie…“ „Wir konnten in Erfahrung bringen, wem diese Bürogebäude gehören“, erzählte James ruhig. Conan nickte daraufhin. „Verstehe“, sagte er schließlich doch wissend. „Sie haben sich einfach darüber informiert, wem die beiden Gebäude gehören und konnten so eine Adresse ermitteln…“ „Das ist noch ein wenig komplizierter. Der Besitzer dieser Firma existiert nicht.“ „Wie bitte?“, fragte Conan mit weit aufgerissenen Augen. „Wir ließen den Besitzer überprüfen. Namentlich gesehen, befindet sich dieser in Hokkaido. Nachdem wir ein Bild von ihm auftrieben, stellte die Rezeptionistin fest, dass es sich nicht um den Besitzer handelt, zumindest nicht um den, den sie kennenlernte.“ „Konnten Sie denn auch ein Bild von dem richtigen Besitzer bekommen?“ Leicht beklommen blickte der geschrumpfte Oberschüler zu dem FBI Agenten. Es sah wirklich nicht gut aus. Wer konnte schon sagen, wie die ganze Sache noch ausging? Zu viele Pläne gegen die Organisation konnten nie Früchte tragen. „Natürlich“, nickte James. „Hat die Gesichtserkennungssoftware irgendwas ergeben?“, fing nun Akai an. Er hatte genug gehört um sich nun wieder selber ins Gespräch zu bringen. „Bei dem Bild handelt es sich um Makoto Migawara.“ „Soll mir der Name jetzt was sagen?“ „Er ist vollkommen unbekannt. Ich hab ein paar Männer zu seiner Adresse geschickt.“ „Das heißt, er lebt hier in der Nähe“, murmelte Conan leise. „So ist es“, gab James von sich. „Ich halte es für das Beste, wenn wir auch hinfahren.“ „Nein!“, kam es zeitgleich von dem FBI Agenten und Conan. „Das alles war…“ „…zu einfach.“ „Hmm…dann stehen wir vor dem Nichts“, gab James von sich. Und schon wieder sollten sie warten. So langsam hatte er das Gefühl, als würden sie die meiste Zeit nur warten. „Rufen Sie die Agenten an“, entgegnete Shuichi ruhig. „Und sagen Sie ihnen, dass sie Magiwara unter Druck setzen sollen. Lassen Sie ihn wissen, dass wir die ganze Wahrheit kennen.“ „Falls das was bringt“, murmelte James. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass unser Magiwara ein Mitglied der Organisation ist. Er wird nur ein Strohmann sein, damit sie die Firma halten können.“ „Das könnte uns helfen“, stimmte Conan zu. „Er wird sicher wissen, wer in Wahrheit hinter der Firma steht.“ „Da können wir nur hoffen, dass er uns nicht belügt.“ „Das glaub ich weniger. Wenn er von Ihren Agenten unter Druck gesetzt wird, wird er sicher reden. Haibara hat mir mal von einem Artikel erzählt. Neurobiologen führten verschiedene Studien zum menschlichen Gehirn durch. Dabei erwähnten sie, dass Lügen eine kognitive Schwerstarbeit ist. Tragen wir eine große Lüge mit uns und das für einen längeren Zeitraum, desto größer ist die Belastung für unser Gehirn. Genauergesagt bedeutet das, dass die neuronale Belastung so groß ist, dass es keine anderen Kapazitäten für andere Gedanken gibt. Das hat wiederrum zur Folge, dass sich die Nervenzentren aus einem Klammergriff befreien wollen, was zu einem kleinen Krieg zwischen dem Willen die Lüge aufrechtzuerhalten und dem Unterbewusstsein, die Lüge zu beichten. In den meisten Fällen geht das Unterbewusstsein als Sieger hervor und eine Person beichtet die Lüge. Vor allem in psychischen Ausnahmesituationen neigt unser Gehirn dazu, die Wahrheit zu sagen. Das könnten wir bei diesem Magiwara nutzen.“ Akai nickte. „Das glaub ich auch. Er wird singen wie ein Vogel, wenn er denkt, dass wir die Wahrheit kennen.“ „Wollen wir es hoffen“, gab James von sich und zog sein Handy aus der Hosentasche heraus. Sofort wählte er die Nummer des FBI Agenten, der die Mission ‚Magiwara sprechen‘ anführte. Conan sah nach oben. Er musterte den FBI Agenten. „Was ist?“ Conan schüttelte kurz den Kopf. „Ich hab nur nachgedacht…“ „Du weißt nicht, ob wir die Organisation wirklich hoch nehmen und Ai retten können“, gab er dann von sich. „Es wird nicht einfach sein…Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sie von Anfang an damit rechneten und uns wieder in eine Falle locken wollen.“ „Ich weiß. Mach dir deswegen keine Gedanken: Alles was heute vor sich ging, war eine Falle. Sie haben nur nicht damit gerechnet, dass wir ihre Leute ausschalten können.“ „Was auch eher ungeplant war“, murmelte Conan leise. Akai zuckte mit den Schultern. „Wenn Gin meint, in meine Kugeln zu laufen, kann ich das auch nicht ändern.“ „Sie machen es sich ziemlich einfach“, seufzte der Kleine. „Das ist auch der Grund, warum du wohl nicht beim FBI arbeiten wirst.“ „Hmmm?“ Conan hob die Augenbraue. „Das hatte ich bislang auch nicht vor? Wie kommen Sie überhaupt darauf?“ „Einige unserer Agenten waren in ihrer ‚Jugend‘ auch Detektive, nicht gerade erfolgreich, aber immerhin wussten sie, was sie taten. Einige können das Detektiv-Dasein vom FBI Agenten trennen, andere nicht. Als Detektiv kannst du dir Gefühle wie Mitleid erlauben..als FBI Agent musst du alles ausschalten und nur an das höhere Ziel denken und entsprechend handeln. Pläne ändern sich von einer Sekunde auf die Nächste.“ „Wollen Sie mich damit nun abschrecken oder anwerben?“, wollte Conan wissen. „Machen Sie sich um meine Konstitution keine Gedanken. Wir haben von Anfang an gesagt, dass der Kampf gegen die Organisation nicht einfach wird. Mit Opfern hatten wir gerechnet…auch ich“, gab der Kleine zu. „Gut, dann weißt du ja, worauf du dich eingelassen hast.“ „Das weiß ich schon seit dem ersten Tag….“ „Es wird noch mehr Opfer geben.“ Conan nickte stumm. „Wann werden Jodie und die Anderen eintreffen?“ „Wir haben noch ein paar Stunden. Wenn Camel die Anweisungen befolgt, sind sie nicht vor morgen früh hier.“ „Hoffen wir, dass wir bis dahin die ganze Geschichte zu Ende bringen konnten.“ Der geschrumpfte Oberschüler wusste genau, dass sich Ran nicht abhalten ließ, mit zu fahren. Auch wenn es nur Stunde her war, als er sie das letzte Mal zu Gesicht bekam, es fühlte sich wie mehrere Wochen an. Und daran, dass Ran wütend war, gab es keinen Zweifel. Sie würde in die Luft gehen, wenn sie ihn hier sah. Sie hatte auch Recht, aber wie hätte Conan ihr das alles erklären sollen? Ran wäre in Gefahr, mit ihrem Wissen über die Wahrheit wäre sie das perfekte Opfer und seine Tarnung wäre gefährdet. Eventuell wäre er auch nie auf die Spur der Organisation gekommen oder diese hätte ihn bereits erledigt. Es war alles möglich. Tag für Tag sah Conan, wie schlecht es seiner Freundin ging, aber er hatte keine andere Wahl. Schon viel zu lange war er in die Sache verstrickt und es schien, als würde sie kein Ende nehmen, bis auf jetzt. Aber was würde passieren, wenn es nicht das Ende war? Conan musste schlucken. Konnten sie auch zu spät kommen? Ais Leben lag in ihren Händen und ohne die Wissenschaftlerin war der Erfolg auf ein normales Leben nicht gerade hoch. Nur sie war in der Lage ein Gegenmittel zu entwickeln. Aber das war nicht alles. Conan schätzte sie auch als Freundin. Sie war ihm ans Herz gewachsen, ohne dass sie es überhaupt wollte. Wie konnte er sie dann in Stich lassen? Sein Gefühl sagte ihm, dass sie noch am Leben war und darauf wartete, gerettet zu werden. „Wir haben ihn“, riss James, Conan aus seinen Gedanken. „Wo?“, wollte Akai wissen. „Ganz in der Nähe. Wie ihr vermutet habt, die Firma lief über einen Strohmann, der bei der Befragung einknickte.“ „Wurde er in Sicherheitsverwahrung genommen?“ „Natürlich.“ „Sehr gut“, grinste Shu. „Und wie heißt der Mann, dem wir nun einen Besuch abstatten?“ „Yanotsu Shimia.“ „Ist irgendwas über ihn bekannt?“ James schüttelte nur den Kopf. „Gibt es ein Bild?“ Erneutes Kopfschütteln. „Der Kerl hält sich also im Untergrund auf…kein Wunder, dass wir ihn bislang nicht mit der Organisation in Verbindung bringen konnten. Was wissen wir über seine Vergangenheit?“ „Nicht wirklich viel“, seufzte James. „Er hat ein abgeschlossenes Studium in Kriminalistik und Neurobiologie.“ Shuichi unterbrach ihn. „Also haben wir es mit jemanden zu tun, der weiß, was er mit seinem Leben anfangen wollte und nach der Kriminalistik wissen wollte, wie das menschliche Gehirn reagiert, wenn es bestimmten Einflüssen ausgesetzt wird.“ „Das wäre möglich. Allerdings war er nur ein Jahr berufstätig. Seit dem wurde keine weitere Arbeitsstelle gemeldet.“ „Wissen Sie warum?“ „Seine Frau und seine drei Jahre alte Tochter kamen ihn an seinem Arbeitsplatz besuchen und wurden Opfer eines Arbeitsunfalles…“ „Er will der Welt glauben machen, dass er immer noch der trauernde Mann und Vater ist“, entgegnete Akai. „Gut. Geben Sie mir die Adresse. Ich will sehen, ob wir es wirklich mit dem Boss zu tun haben.“ „Keine Alleingänge!“ „Manchmal sind Alleingänge notwendig. In Anbetracht an die Organisation würden wir nicht weiter kommen, hätte ich keine Alleingänge durchgeführt. Und nun hätte ich gerne die Adresse.“ James nannte sie ihm. Er seufzte und ahnte schon, worauf die ganze Geschichte hinauslief. „Das Nachbargrundstück gehört auch dazu“, erzählte er, wissend, dass er diese wichtige Information nicht zurück halten durfte. „Muss ja ein reicher Mann sein, unser Yanotsu.“ „Das Nachbargrundstück hat aber nicht er gekauft. Es läuft auf den Namen Akemi Shimia.“ „Akemi?“, stieß Shuichi aus. „Wie lange befinden sich beide Grundstücke im Besitz der Familie?“ „Er hat beide Grundstücke vor Rund 25 Jahre gekauft. Erst vor drei Jahren wurde das Haus auf Akemi Shimia umgeschrieben.“ „Wissen Sie schon, in welchem Verhältnis die zwei standen?“ James schüttelte den Kopf. „Daran arbeiten wir noch. Eigentlich schließen wir eine Vater-Tochter-Beziehung aus.“ „Eigentlich“, murmelte Shuichi. „Keiner sagt, dass er damals nur eine Tochter hatte.“ „Das wissen wir“, nickte James. „Aus dem Grund werden wir das alles noch überprüfen. Mitten in der Nacht ist es schwer einen Japaner zu finden, der uns die Informationen zu kommen lässt. Leider haben wir nur begrenzte Möglichkeiten.“ „Das hätte ich Ihnen auch sagen können. Ich brauch nicht mehr Informationen“, sprach Shu ruhig. Die Sache war eindeutig und nun mussten sie endlich handeln. „Ich werd da rein gehen.“ „Und diesmal komme ich mit.“ Akai blickte zu Conan herunter. Ob es noch eine Möglichkeit gab, ihn vom Gegenteil zu überzeugen? „Diesmal können Sie das Schlafmittel nicht wieder einsetzen und das Wissen Sie auch. Zu häufiger Gebrauch kann schädlich sein und ich denke nicht, dass Sie das bei einem Grundschüler riskieren werden.“ „Es gibt mehr als nur eine Methode um jemanden für eine bestimmte Dauer außer Gefecht zu setzen.“ „Möchten Sie mir jetzt Angst machen? Das sollten Sie lieber lassen. Sparen Sie sich das für die Organisation.“ „Für die ist noch genug übrig. Und jetzt komm! Aber sobald du meinst, mir im Weg stehen zu müssen, mach dich darauf gefasst, dass ich keine Rücksicht auf dich nehmen werde.“ Auf dem Weg zum Wagen zündete der FBI Agent eine Zigarette an. Schweigend folgte Conan dem Mann, wohlwissend, dass dieser nur eine harte Schale, aber einen weichen Kern besaß. Nie würde Akai aufhören Rücksicht auf ihn zu nehmen. Conan hatte so einiges über den FBI Agenten gehört. Dazu gehörte auch, dass dieser damals das Feuer einstellte, als Vermouth ihn als lebendigen Schild benutzte. Mit schnellen Schritten ging Yanotsu in den Keller des Gebäudes. Er öffnete die Tür. „Hast du deine Meinung geändert?“ Stumm blickte Ai an die Wand und schüttelte den Kopf. Nie wieder…wirklich nie mehr wollte sie für die Organisation arbeiten. Ihre Schwester kostete es das Leben, auch wenn nun die Möglichkeit bestand, diese wieder zurück in ihr altes Leben zu holen. Aber würde Akemi das wollen? Was hätte sie hier? Sie war Monate tot. Man hätte es ihren alten Freunden erklären müssen oder sie hätte eine neue Identität annehmen sollen. Aber was brachte das? Wäre Akemi glücklich? Shiho erinnerte sich an ein altes Gespräch mit ihrer Schwester. Egal was war, Akemi zeigte selten wie sie sich fühlte. Immer wieder sprach sie davon, dass Shiho ihr Glück finden sollte. Aber sie selber…sie hatte ihr Glück verloren und hörte auf danach zu suchen. Etwas in Akemis Augen zeigte ihr, dass die große Schwester nicht glücklich mit dem Verlauf ihres Lebens war. Eigentlich hätte sie es sich damals denken können, doch Shiho war blind und erkannte die Anzeichen nicht. Hätte es ein anderes Ende genommen, hätte Shiho darauf beharrt, dass Akemi ihr sagte, was los war? Hätte sie vielleicht ihre Schwester von ihrem gefährlichen Plan abhalten können? Wahrscheinlich nicht. Dazu hätte sie schon viel eher mit Akemi über die Organisation sprechen müssen und zwar zu jener Zeit, wo sie sich ihren Plan erst überlegte. Und was hätte sie getan? Sie hätte nur mit Akemi darüber sprechen können, aber was wäre, wenn diese es trotzdem versucht hätte? Die Sache war wirklich kompliziert. Warum spielte ihnen das Schicksal so übel mit? „Gut. Dann verabschiede dich vom Leben.“ Ai zuckte mit den Schultern. Egal welche Entscheidung sie auch traf, es würde immer damit Enden, dass man sie umbrachte. Selbst wenn sie nun in der Organisation blieb, kaum hätten sie ihr Ziel erreicht, wäre sie Geschichte. Wenig Spuren hinterlassen und wenig Mitwissende. Sie wäre nicht lange am Leben geblieben und eine Gefahr für die Organisation. Bereits einmal war sie geflohen und zeigte der Organisation, was sie von ihnen hielt. Sie würden sie nicht leben lassen, das widerspräche ihren Prinzipien. Yanotsu blickte sie an. „Es hätte nicht so enden müssen“, entgegnete er. „Es hätte immer so geendet, aber wenn ich die Chance hätte ohne die Organisation zu leben, ich hätte sie genutzt.“ „Du glaubst also immer noch an eine Rettung. Aber da muss ich dich enttäuschen. Er wird nicht rechtzeitig hier sein. Er konnte nicht einmal deine Schwester retten und stürzte sie in den Tod.“ Ai schluckte. Der Fremde hatte natürlich recht. Keiner konnte Akemi retten. Warum nahm sie dann an, dass es bei ihr anders aussehen konnte? Conan kam zu spät. Es musste nicht heißen, dass er nun rechtzeitig kam. Er wusste ja nicht einmal, wo sie war und wahrscheinlich hatte er immer noch keine Erinnerungen an sein früheres Leben. „Das passiert, wenn man sich die Organisation zum Feind macht. Das musste auch deine Schwester am eigenen Leib erfahren.“ Ai verengte die Augen. „Reden Sie nicht so über Akemi…“ Aber was sollte sie schon groß dagegen machen? Sie war in Gefangenschaft. „Du hast Glück, dass ich nicht so viel Zeit für dich habe“, meinte er und entfernte sich von ihr. Ai wunderte sich. Eigentlich war er doch hier her gekommen, um sie zu bestrafen, sie zu töten und jetzt meinte er, dass er keine Zeit hätte. Das war merkwürdig. Die Organisation kostete ihre Siege immerzu aus, egal wie. „Es tut mir wirklich leid. So hätte es nie enden sollen. Das war nicht der Plan.“ An der Tür blieb er stehen und kniete sich hin. Er legte ein schwarzes Kästchen auf den Boden und stand wieder auf. Ein kurzer Blick ging zu Ai, ehe Yanotsu ihr einen Schlüssel zuwarf und durch die Tür raus ging. Ai blickte wieder auf die Wand, als sie das Klirren es Schlüssels am Boden bemerkte. Sie verstand nicht, warum er das nun machte. Wollte er, dass sie einen Fluchtversuch unternahm und sich ihr Tod damit legitimierte? Nur langsam griff das Mädchen nach dem Schlüssel. Sie schluckte. „Verzeih mir, Akemi.“ „Und wie sieht der Plan aus?“, wollte James von Akai wissen. Ihre Autos standen abseits vom Wohnviertel und die letzten Meter würden sie zu Fuß gehen. „Ich werde auf keinen Fall klingeln und warten, bis er zuerst handelt.“ „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er die Tür öffnen wird“, entgegnete Conan. „Er wird es uns nicht einfach machen.“ „Das hätte ich auch nicht gedacht. Wenn der Kerl wirklich was mit der Organisation zu tun hat oder gar ihr Boss ist, dann wird er uns mit Sicherheit erwarten, vor allem jetzt, wo Gin tot ist.“ „Wir sollten aber Bourbon und Vermouth nicht vergessen“, warf Conan ein. Shuichi nickte und sah kurz zu James. „Lassen Sie den Flughafen überwachen, ebenso die amerikanischen und die japanischen Nachrichten“, wies er ihn an. Es war schon so, als wäre er der Boss und nicht James. „Dara habe ich auch schon gedacht und im Wagen alles Nötige in die Wege geleitet.“ „Gut“, nickte Akai. „Und lassen Sie mich raten, bisher hat sich nichts interessantes ergeben?“ „Rein gar nichts. Vermouth wird sich wahrscheinlich nicht so schnell absetzen, wie du denkst.“ „Natürlich nicht. Die Gute wird sich bestimmt denken können, dass wir sie suchen werden. Es wird wohl auch nicht im Interesse ihres Bosses sein, wenn sie dorthin zurück kehrt“, gab Conan von sich. „Wir sollten nicht vergessen, dass sie ein Händchen für verschiedene Rollen hat und sich wieder eine falsche Identität zulegen kann“, warf der FBI Agent ein. „Wir lassen jeden am Flughafen überprüfen und können dadurch hoffentlich erkennen, ob es sich um Vermouth handelt oder nicht.“ „Das FBI wird wohl in Japan keine Fluggesellschaft lahm legen können“, entgegnete Shuichi ruhig. „Unsere Leute stehen der Flughafenpolizei nur bei und helfen ihnen bei einem möglichen Bombenalarm.“ Ein leichtes Grinsen umspielte Akais Lippen. „Ich verstehe.“ Sie kamen an dem Haus an. „Das ist es?“ James nickte. „Und direkt daneben ist das Nachbargrundstück.“ „Verstehe“, murmelte Akai. „Lassen Sie die Männer auch dort Wache halten.“ „Schon geschehen.“ Shuichi blickte an die Haustür. „Wie viele Ausgänge gibt es?“ „Drei. Die Vordertür, die Hintertür und noch eine zum Keller hin.“ „Werden unsere Männer überall positioniert?“ „Natürlich“, gab Black von sich. „Wir gehen jetzt da rein und sichern die Räume. Unser Ziel ist es, Shimia lebendig in Gewahrsam zu nehmen.“ „Ich geb mir Mühe.“ Natürlich spielte James auf Akai an. Er war der einzige FBI Agent, bei dem Black die Sorge hatte, dass er die Sache übertreiben konnte und Shimia umbrachte. Doch Akai dachte nicht im Traum daran. War Shimia tatsächlich der Boss der Organisation, dann sollte er auch für seine grauenvollen Taten leiden. Es war wie bei Gin - keiner sollte durch den Tod erlöst werden. Aber wenn er keine andere Wahl hatte, dann würde er es tun. Shuichi schritt nach vorne an die Tür, dichtgefolgt von Conan, der sich akribisch umsah. Jeder Fehler konnte ihnen nun zum Verhängnis werden. „Sie vertrauen Ihrem Boss wohl nicht sehr“, sprach der Kleine leise. „Hmm?“ Akai warf einen Blick nach hinten. James und die anderen FBI Agenten standen am Eingangstor und sicherten die Lage, während er zuerst das Gebäude betreten sollte. „Ich vertraue ihm. Aber ich arbeite nach der Prämisse: Was du selbst in die Hand nehmen kannst, das nimm auch in die Hand.“ „Solange er es zulässt“, murmelte Conan. „Black kennt mich lange genug. Selbst wenn er es verbieten würde, würde ich mich darüber hinweg setzen.“ So war es auch, bevor er Gin gegenüber stand. James wollte unter keinen Umständen, dass Akai ging. Und was tat der FBI Agent? Er spielte mit dem Feuer. Aber jetzt sollte er nicht daran denken. Shuichi trat an die Tür heran. „Vielleicht doch die Klingel?“ Obwohl es unangebracht war, musste der FBI Agent grinsen. Das konnte er sich nicht vorstellen. Sie wollten in das Haus rein und er würde die Klingel dafür benutzen. So tief war er nicht gesunken. „Die krieg ich auch anders auf“, gab er dann von sich. „Irgendwie hab ich geahnt, dass Sie das sagen würden“, murmelte Conan. Er sah zur Haustür. „Wollen Sie sie eintreten?“ Shuichi schmunzelte leicht. Es war auch eine Möglichkeit, aber aus langer Erfahrung wusste er, dass man sich zuerst die Tür ansehen sollte Die meisten Menschen verschlossen diese nicht, da sie sich zu Hause sicher fühlten. Andere ließen sie schon fast offen stehen. Und wenn er sie erwartete, war die Frage, zu welcher Art er gehörte. Akai griff an den Türknauf. Es war, als würde die Zeit still stehen. Die FBI Agenten weiter abseits hielten die Luft an und sahen gespannt auf das, was sich ihnen bot. Shuichi drückte die Tür ein wenig nach vorne, doch es passierte nichts. „Dann eben eintreten“, gab er von sich. Nun kam James zu den Beiden. „Die Tür einzutreten, würde unseren Feind alarmieren.“ „Klingeln wir, wird er auch Bescheid wissen. Bevor er die Tür aufmacht, blickt er durch das Fenster und hatte ein paar Sekunden Zeit um seine Flucht voranzutreiben. Viel zu riskant.“ Akai überlegte. „Schicken Sie einen der Männer zum Nachbargrundstück. Er soll unter der Türschwelle und an sonstigen Orten nachsehen, wo ein Zweitschlüssel versteckt sein konnte. Bevor sie ihn ausprobieren, bringen sie ihn zu mir.“ Conan sah sich um und ging auf die Blumenvasen zu. „Hier muss man ja leibhaftig im Dreck wühlen“, gab der Kleine von sich. Doch er fand keinen Schlüssel. Nachdenklich sah er sich jede Ecke an, ehe er zu dem FBI Agenten sah. „Könnten Sie mal runter gehen?“ Shuichi zuckte mit den Schultern und trat einen Schritt zur Seite, damit sich Conan die Fußmatte ansehen konnte. „Da haben wir auch schon was“, murmelte der Kleine. Ein Schlüssel war an der Rückseite der Matte befestigt. „Abwarten“, entgegnete Shu und blickte zu dem Agenten am Nachbargrundstück, welcher nun auch mit einem Schlüssel in der Hand auf sie zulief. „Den habe ich unter der Matte gefunden“, fing der Agent an. „Gut“, nickte Akai und nahm den Schlüssel. „Schauen wir doch mal, ob er in die Tür passt.“ „Was macht Sie so sicher, dass es ausgerechnet dieser Schlüssel ist?“, wollte James wissen. „Ihm beziehungsweise seiner Familie gehören zwei Grundstücke, weswegen man davon ausgehen kann, dass die Familie relativ viel Geld hat. Natürlich werden sie versuchen Einbrüchen entgegen zu wirken. Viele Einbrecher versuchen es auch Tagsüber, weil sie der Meinung sind, dass sie dann die Rolle der Hausbewohner einnehmen können. Wenn man den richtigen Schlüssel benutzt, würde das nicht auffallen, benutzt der Einbrecher aber den falschen Schlüssel, weil er ihn für den richtigen hält, ist der Bewohner gewarnt und kann fliehen oder die Polizei einschalten. Im Fall von Shimia nehme ich an, dass er somit gewarnt wurde, wenn ein Außenstehender versucht hat, in sein Haus zu kommen und konnte handeln. Wahrscheinlich sind auch keinerlei Einbrüche hier gemeldet worden und er warb jeden Kriminellen für die Organisation an“, erklärte der FBI Agent. „Aber eines ist doch merkwürdig“, murmelte Conan. „Wenn er von Anfang an weiß, dass das FBI hier her kommt, warum hat er die Fußmatten nicht reingeholt oder anders gefragt, warum ließ er die Schlüssel darunter befestigt?“ „Die Zeit könnte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Wir wissen nicht, wann und ob er informiert wurde, dass in seiner Firma FBI Agent sind. Ebenso kann er sich sicher gewesen sein, dass das FBI sein Haus bereits beobachtet. Wäre er raus gegangen und hätte sich um die Fußmatte gekümmert, wüssten wir bereits wie er aussieht und nach welchem Mann wir Ausschau halten müssen. Außerdem wäre es schon ein halbes Eingeständnis, dass er in irgendwas verwickelt ist.“ Conan nickte daraufhin. „Natürlich. Und er hätte ein paar Minuten gebraucht um den Schlüssel vom Nachbargrundstück zu holen. Ihre Leute hätten die Zeit nutzen können und ihn verhaftet.“ „Shimia weiß was er tut…“ Akai sah auf den Schlüssel und steckte ihn in das Schloss. Ein leises Klicken ertönte und die Tür ging auf. „Abgeschlossen.“ Conan hob die Augenbraue. „Es war abgeschlossen?“, fragte er. Das war merkwürdig. Warum schloss jemand die Tür ab, wenn er die Agenten erwartete. „Darüber können wir uns noch später genug Gedanken machen. Jetzt haben wir wichtigeres zu tun.“ Shuichi drückte die Tür auf und versuchte sich in der aufkeimenden Dunkelheit des Hauses zurecht zu finden. Das Licht war die ganze Zeit aus gewesen, was ihnen zeigen sollte, dass keiner da war oder das die Personen schliefen. Der FBI Agent blickte nach hinten. „Ich will, dass alles gesichert wird.“ Langsam trat er ein, dicht gefolgt von Conan, der nun seine Uhr zu Hilfe nahm. Die eingebaute Taschenlampe gab ihnen wenig Licht, aber es war besser, als wenn das gesamte Haus beleuchtet wäre. Entschlossen schritt der Agent weiter nach vorne, entschied sich dann aber doch dafür, das Licht einzuschalten. Sie kamen an der Treppe an, die zu den oberen Zimmern führte. Shuichi blickte wieder zu James. „Schicken Sie die Männer nach oben. Wir sehen uns hier unten um.“ Conan nickte. Er würde nicht mit nach oben gehen, wo es doch näher lag, dass sich unten alles abspielte. Ai kauerte am Boden. Da sie die ganze Zeit über nur sitze konnte, gaben ihre Beine nach einigen Schritten schon nach und sie robbte zur Tür. Sie hatte sich hochgezogen und versucht die Türklinke herunter zu drücken. Die Tür ging auf – doch es war nur ein kleiner Spalt, ehe sie erkannte, dass eine Kette mit einem Schloss sie von der Freiheit trennte. Langsam glitt sie zurück auf den Boden und sah zu dem schwarzen Kästchen, welches von Yanotsu zurück gelassen wurde. Sie nahm es und öffnete den Deckel. Die geschrumpfte Wissenschaftlerin schluckte, als sie die Zahlen erkannte. Eine Bombe. Aber natürlich. Er hätte ihr nie die Möglichkeit auf die Freiheit geschenkt. Sie sollte weiterleiden, hoffen, dass es doch noch einen Weg gab. „In fünfzehn Minuten bin ich bei dir, Akemi“, wisperte sie leise. Akai ging die Treppen behutsam nach unten. „Der Kerl versucht sich doppelt abzusichern“, murmelte er. „Mal sehen, was wir hier unten noch finden werden.“ Conan nickte, sein Blick blieb auf der zweiten Tür haften. Warum war sie da? Zuerst eine Tür und eine Treppe mit der man zu einer weiteren Tür kam. „Kriegen Sie sie auf?“ „Wir werden sehen.“ Der FBI Agent legte seine Hand an die Türklinke und drückte sie nach unten. Die Tür ging auf. „Bleib zurück“, sprach er. Es konnte immer noch eine Falle sein und ein Kind sollte nicht in diese laufen. Conan nickte und sah in die erneute Dunkelheit, während Shuichi die Flucht nach vorne antrat und in die Kellerräume trat. Auch hier gab es den gleichen Mechanismus wie im Bürokomplex. Ein Sensor reagierte auf ihre Bewegungen und das Licht schaltete sich an. „Hmm…hier sind ziemlich viele Türen…“, murmelte Conan leise. „Wenn er sich hinter einer versteckt, wird es nicht einfach werden. Er könnte uns jederzeit überraschen“, entgegnete Akai darauf. Jetzt mussten sie vorsichtig sein. Shimia konnte in jedem Raum sein und wenn er das Überraschungsmoment nutzte, konnte ihm die Flucht gelingen. Shuichi sah zur ersten Tür. „Du bleibst draußen und wenn du ihn siehst, rufst du.“ Conan nickte. „Passen Sie auf sich auf.“ „Keine Sorge“, gab der FBI Agent mit einem Grinsen von sich, als er auch schon die Tür zum Nebenraum betrat. Er schaltete das Licht an und sicherte den Raum. Von Shimia war nichts zu sehen. Shuichi verengte die Augen. Vor ihm stand eine Bahre, die mit einem weißen Tuch bedeckt war. Er ging hin und richtete die Waffe auf das leblose Laken. Vielleicht war Yanotsu darunter und hielt sich versteckt. Auch wenn es einfach war, die Möglichkeit bestand. Hastig griff Akai nach dem Tuch und zog es weg. Was er aber dann sah, ließ seinen Atem stocken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)