Idyllisches Inferno von Varlet (Das Ende der schwarzen Organisation) ================================================================================ Kapitel 1: Ausflugspläne ------------------------ Hallöchen, herzlich Willkommen bei meiner neuen FF ‚Idyllisches Inferno‘. Die Idee dazu kam mir recht spontan und ich wollte etwas Schreiben, dass den weiteren Verlauf von Detective Conan erzählt. Außerdem wollte ich mich an ein mögliches Ende hinein versetzen und habe nun eine meiner Ideen hier eingebaut. Ich hoffe, euch gefällt die Idee und die FF. Viel Spaß beim Lesen __________________________________________ Kapitel 1: Ausflugspläne „Das müssen wir feiern!“ Die Stimme des Grundschülers klang fröhlich und übermütig. Er blickte er seine kleinen Freunde an, die gerade dabei waren, ihre Sachen zu packen. Conan hob die Augenbraue und blickte aus dem Augenwinkel zu Ai, die wie immer ruhig und gelangweilt auf ihrem Platz saß. „Von mir aus nicht“, gab Haibara von sich. „Aber warum nicht?“, wollte Ayumi von ihrer besten Freundin wissen. „Das versteh ich auch nicht“, entgegnete Genta. „Immerhin kennen wir uns jetzt schon ein halbes Jahr.“ Ai zuckte mit den Schultern. „Ach komm schon, Ai“, warf Mitsuhiko ein. Das Mädchen seufzte leise. „Gut…von mir aus.“ „Jaaa!“, freuten sich die drei Kinder. Conan hingegen blickte Ai weiter an. „Bist du dir sicher?“ Haibara nickte. Hatte sie überhaupt eine andere Wahl? Die Kinder würden doch eh keine Ruhe geben. „Ein Tag wird wohl gehen“, antwortete sie auf die Frage. „Sehr gut“, lächelte Mitsuhiko. „Dann schlage ich vor, dass wir Samstag in der Frühe ins Tropical Land fahren. Ich hab in der Zeitung gelesen, dass es eine neue Attraktion gibt, die auch für uns erlaubt ist.“ „Ja, davon hab ich auch gelesen“, nickte Ayumi. „Und ich wollte schon immer mit der Wasserbahn fahren.“ „Tropical Land?“, murmelte Conan leise. Die alten Erinnerungen kamen hoch. Für über einem Jahr war er mit Ran dort. Es war ein Tag, wie jeder Andere. Das Wetter spielte gut mit und außer dem Mord, war eigentlich nichts passiert…bis er auf die Organisation traf. Vor Shinichis innerem Auge lief alles noch einmal von vorne ab. Bereits während des Falles zogen Gin und Wodka die Aufmerksamkeit von Shinichi auf sich. Es war merkwürdig, dass diese nichts mit der Sache zu tun hatten. Aber dann lief Wodka an ihm vorbei. Und diesmal wollte er wissen, was los war. Allein die Tatsache, dass die zwei Männer im Anzug den Freizeitpark aufsuchten, zeigte, dass etwas Faul war. Shinichi lief Wodka hinterher. Das Einzige, was er beobachten konnte, war der Anfang einer Geldübergabe. Aber dann wurde alles schwarz und nachdem der Oberschüler wieder aufwachte, befand er sich im Körper eines Grundschülers. Jetzt noch einmal ins Tropical Land zurück zu kehren, riss diese alte Wunde auf. Der Ort, an dem er seinen Peinigern über den Weg lief. Ayumi riss Conan wieder aus seinen Gedanken. „Du kommst doch auch mit, Conan?“ Der geschrumpfte Schüler blickte zu dem Mädchen. „Ich weiß noch nicht“, murmelte dieser. „Nicht du auch noch“, seufzte Genta. „Selbst Ai kommt mit.“ „Ich überleg es mir ja noch“, sprach Conan. „Ich muss erst einmal Ran fragen“, fügte der Kleine an. „Wenn du Angst hast, dass sie es nicht erlaubt, können wir auch mit ihr reden. Sie erlaubt es ganz bestimmt, wenn sie weiß, dass wir auch mit gehen.“ „Schon gut. Ich frag sie selber“, entgegnete Conan. „Ich kann auch den Professor fragen, ob er mit uns fährt“, sprach Ai dann. Irritiert blickte Conan zu dem Mädchen. Seit wann schien sie denn so euphorisch zu sein? Das passte nicht zu ihr, aber wahrscheinlich war das auch einfach nur ein Schutzmechanismus. Conan ließ den Kopf hängen. „Oh ja. Dann kann er uns wieder ein paar Rätsel stellen“, nickte Mitsuhiko. „Und wenn wir sie gelöst haben, gehen wir Aal auf Reis essen“, schmunzelte Genta. „Genta! Du Vielfraß“, kicherte Ayumi. „Ist doch gar nicht wahr.“ „Natürlich.“ Ai lachte leise, ehe sie dann wieder zu Conan schaute. „Was ist?“ „Gar nichts“, gab der Gefragte von sich. „Dann ist ja gut. Ich dachte schon, dein Kopf würde vom Grübeln explodieren.“ Ai stand auf und nahm ihre Schultasche. „Ich geb euch dann morgen Bescheid, ob der Professor mitfährt.“ „Du willst schon nach Hause?“, wollte Ayumi wissen. „Wir dachten, wir könnten noch im Park Fußball spielen“, entgegnete Mitsuhiko. „Ich hab versprochen, dass ich dem Professor beim Aufräumen helfe.“ „Ach so…Schade…“, murmelte Genta. „Wenn du willst, können wir mit kommen. Wenn wir mehr sind, geht es bestimmt schneller“, schlug Ayumi vor. Ai schüttelte den Kopf. „Das wird wohl nicht gehen. So unordentlich ist es nicht bei uns und das meiste sind defekte Experimente…“ „Das ist ja noch besser“, warf Mitsuhiko ein. „Dann können wir uns die Mal anschauen.“ „Das ist keine gute Idee“, sprach Conan, der sich dann neben Ai stellte. „Professor Agasa ist mit alten Erfindungen immer ein wenig eigen, besonders dann, wenn er sie ausmisten muss. Und soweit ich weiß, sind die auch ziemlich schwer.“ Damit blickte er zu Ai. Das Mädchen nickte. „Groß und schwer. Da würden zu viele Kinder nur im Weg herum stehen.“ „Schade“, murmelte Ayumi. „Beim nächsten Mal vielleicht“, gab Ai von sich. Die kleine Gruppe nickte. „Dann sagst du uns aber rechtzeitig Bescheid.“ Ai nickte. „Kommst du wenigstens mit uns mit, Conan?“, fragte Genta nach. Der Geschrumpfte schüttelte den Kopf. „Ich muss nach Hause. Ich hab euch doch erzählt, dass Onkel Kogoro jetzt so eine Art Praktikanten hat, der sehr zuverlässig ist. Ich darf mit dem immer die alten Akten sortieren“, log Conan. „Oh. Verstehe…wie langweilig“, gab Mitsuhiko von sich. „Wie mans nimmt…“, murmelte Conan. „Aber beim nächsten Mal seid ihr dabei“, forderte Ayumi. Sowohl Conan wie auch Ai nickten, auch wenn sie wussten, dass es nicht so einfach werden würde. Stillschweigend ging Ai neben Conan die Straße entlang. Ihr Blick war die ganze Zeit starr geradeaus gerichtet. „Bist du immer noch sauer auf mich? Langsam müsste man doch meinen, dass du es verkraftet hast, solange wie es schon her ist.“ Ai schwieg. „Haibara“, seufzte Conan leise. „Wie oft soll ich mich denn noch für die Sache im Bell Tree Express entschuldigen?“ Das Mädchen zuckte mit den Schultern, ehe sie dann zu ihm blickte. „Du hättest von Anfang an sagen können, was los ist.“ „Und was dann? Hätte ich es dir vor der Fahrt gesagt, wärst du sicher nicht eingestiegen. Und wenn ich es dir während der Fahrt gesagt hätte, wärst du wahrscheinlich panischer und hättest Angst. Ich hab dich schon mehrmals im Angstzustand erlebt“, warf Conan ein. „Einmal wolltest du sogar bei einer Explosion sterben. Und ich hab dir schon einmal gesagt, ich hab es nur zu 50% erahnen können. Es hätte auch sein können, dass sie gar nicht im Zug sind. Dann hätte ich dir umsonst Angst gemacht.“ Ai blieb kurz stehen und hielt inne. Dann machte sie wieder einige Schritte nach vorne. „Du weißt genau, was sie mit mir machen werden“, wisperte sie leise. „Und schließlich wusstest du auch ab einem bestimmten Zeitpunkt, dass sie da sind.“ „Ja, aber nur, weil meine Mutter Vermouth erkannt hat. Die Organisation wird dich bestimmt nicht so einfach in Ruhe lassen…und genau deswegen will ich dich davor beschützen. Aus dem Grund ist es auch wichtig, dass du keine unüberlegten Handlungen durchführst“, sprach er. „Unüberlegte Handlungen? Du denkst also, dass alles was ich tu, unüberlegt ist?“, wollte sie wissen. „Das hab ich nicht gesagt. Es ist nur…wenn es um die Organisation geht, handelst du manchmal irrational“, warf er ein. „Und du bist dir zu siegessicher. Das könnte dir irgendwann das Genick brechen.“ „Ich pass schon auf“, entgegnete Conan ruhig. „Ja…deswegen weiß auch Vermouth von deiner wahren Identität.“ Conan seufzte. „Wirst du mir das immer noch vorwerfen?“, wollte der Oberschüler wissen. „Vor Vermouth musst du keine Angst haben. Sie selber wird dir nichts tun.“ „Na toll. Von Vermouth geht für mich keine Gefahr aus, aber sobald sie jemanden anderen auf mich ansetzt, sieht die Situation anders aus. Und was ist das mit diesem Bourbon?“ „Wir wissen, dass er Touru Amuro ist. Er selber scheint nicht zu ahnen, dass ich Shinichi bin. Wir wissen allerdings nicht, ob er deine Identität nicht durchschaut hat. Solange er sich aber nicht in der Detektei blicken lässt, mach ich mir auch keine Sorgen.“ „Ich glaub nicht, dass das so einfach sein wird. Hattest du dem Professor nicht erzählt, dass er freie Tage hatte? Und dann hast du ihn auch gleich als Tennislehrer getroffen, nicht wahr?“ Der Oberschüler blickte sie mit großen Augen an. „Wenn du mit dem Professor darüber redest, solltest du dir sicher sein, dass keiner zu hören kann.“ „Hör zu, Ai, wegen Bourbon musst du dir keine Sorgen machen“, sprach er. „Ich hab alles unter Kontrolle.“ Das Mädchen ging weiter, dabei seufzte sie leise auf. „Er hat doch sowieso die ganze Zeit über nach mir gesucht…“ „Mach dir keine Sorgen, wir haben deine Fährte verschwinden lassen. Er denkt, du bist bei der Explosion im letzten Wagen umgekommen. Wenn du dich also nicht zu oft auf der Straße blicken lässt, hat er keinen Grund zum Zweifeln.“ „Und solange ich mich nicht zurückverwandel, richtig?“ Conan nickte. „Du darfst ihnen auch keine Anhaltspunkte liefern. Erinnerst du dich noch an deine Rückverwandlung beim Campingausflug?“ „Aber natürlich“, nickte Ai. „Denkst du wirklich, ich würde das vergessen? Ich hatte damals keine andere Wahl gehabt. Ich musste das Gegenmittel nehmen, sonst wären sie gestorben“, murmelte Haibara. „Ich wollte dir keine Vorwürfe machen“, warf der Geschrumpfte ein. „Es ist nur…der Ring…meine Intuition hat mir gesagt, dass er auch der Organisation auffiel. Deswegen musste ich handeln und dich irgendwie retten.“ „Es wundert mich trotzdem, dass du alles so weit planen konntest….“ „Ach du kennst mich doch“, sprach er. „Ich hab einfach überlegt, was die Organisation tun könnte. Dann war es nur eine Frage der Zeit.“ „Aha. Und warum sollten sie mich gerade jetzt in Ruhe lassen? Vermouth weiß, dass ich eine Grundschülerin bin“, warf sie ein. „Schon. Aber sie mag mich irgendwie und weiß, wenn sie der Organisation verrät, dass du eine Grundschülerin bist, könnten sie mich finden. Das will sie verhindern. Ich glaube, es liegt daran, weil sie meine Mutter kennt. Wer hätte gedacht, dass die alte Freundschaft zu meiner Mutter noch positiv für uns ist“, erklärte der Detektiv. „Das muss nichts heißen“, entgegnete Ai leise. „Wenn jemand anderes dahinter kommt, könnte sich alles ändern.“ „Ja, darauf spekulier ich. Vermouth gab mir zwar ihr Versprechen, dich nicht mehr zu jagen. Aber das heißt nicht, dass kein anderes Organisationsmitglied nach dir suchen wird. Und wenn sich ein anderes Mitglied einschaltet, kommen wir wieder auf ihre Spur.“ „Du hast sie nicht mehr alle!“ „Komm, Haibara, du weißt ganz genau, dass ich sie schnappen will. Ich würde dich nie in Gefahr bringen, aber realistisch betrachtet, musste es irgendwann passieren.“ „Na toll…“, murmelte sie. „Wieso denkst du eigentlich, dass sie mich nun in Ruhe lassen werden?“ „Ach…das…“, Conan kratzte sich an der Wange. „Die Organisation ist noch hinter jemand anderem her.“ „Hmm…“, murmelte Ai nachdenklich. „Du meinst den FBI Agenten von dem du mir erzählt hast?“ Conan nickte. „Dadurch werden sie sicher erst einmal die Aufmerksamkeit von dir abziehen, also kannst du dich wieder frei bewegen“, sprach er. „Bei der Organisation kann man sich nie sicher sein“, warf das Mädchen ein. „Ich weiß, aber mach dir keine Sorgen. Ich hab alles unter Kontrolle.“ Ai seufzte leise auf. „Wie du meinst…“, gab sie leise von sich. „Lass mich raten, jetzt kommst du mit zum Professor…“ Der Oberschüler nickte. „Keine Sorge, du kannst weiter an dem Gegenmittel arbeiten…“ „Was für eine Aussicht“, entgegnete Ai mit einem verzogenen Gesicht. Dann blieb sie stehen. „Was hast du?“, wollte Conan wissen. Ai blickte an der Fassade des Hauses nach oben. Immer wenn sie hier vorbei kam, breitete sich ein ungutes Gefühl in ihrem Inneren aus. „Dieses Haus…“ Conan hob die Augenbraue. „Das ist meine Villa…“ „Das mein ich nicht“, sprach sie. „Dieser Okiya ist…“, murmelte sie leise. „Du musst dir bei ihm wirklich keine Sorgen machen“, warf der Geschrumpfte ein. Er blickte nach oben an das Fenster. „Das sagst du immer…aber du weißt nicht, wer er ist.“ „Du könntet mir da auch einfach mal vertrauen“, sprach der Oberschüler. „Subaru ist kein schlechter Kerl.“ Ai unterbrach ihn. „Weil er Holmes-Fan ist. Jaja, ich weiß schon“, meinte das Mädchen. „Aber das ist keine gute Begründung.“ „Hat er dir bisher irgendwas getan?“, wollte Conan wissen. „Nein, aber das muss er ja noch nicht tun…“ „Schätzt du die Organisation wirklich so ein? Du warst oft genug mit Subaru alleine. Hat er dir jemals irgendwas getan?“ „Das hat nichts damit zu tun. Es kann auch ein Trick sein.“ Conan seufzte. „Gut, dann denk das weiter…“ „Außer es gibt da eine Sache, die du mir bisher noch nicht erzählt hast.“ „Wie kommst du denn darauf?“, wollte Conan von ihr wissen. „Also hab ich Recht“, entgegnete sie anschließend. „Es ist besser, wenn du nichts weiß“, antwortete er dann. „Und jetzt komm, gehen wir rein.“ Subaru lugte aus dem Fenster empor. Er grinste und beobachtete, wie die Kinder in das Haus des Professors gingen. Der junge Mann entfernte sich langsam vom Fenster und setzte sich an seinen Arbeitsplatz, auf welchem drei Computer um ihn herum standen. Mit der Maus fuhr er über ein Foto, welches Shiho zeigte. Dabei hielt sie Ayumi im Arm. Subaru schmunzelte leicht. „Mal sehen, was du jetzt tun wirst, Bourbon.“ Subaru vergrößerte das Foto und blickte weiterhin auf dieses. „Interessant“, murmelte er dann ruhig, ehe er das Bild wieder schloss. „Ich bin wieder da“, rief Ai, als sie durch die Tür trat. „Und Conan ist mit gekommen“, fügte sie dann an. „Danke, dass du mich gleich ankündigst“, gab der Geschrumpfte von sich. Ai zuckte mit den Schultern, während sie die Schuhe und die Jacke auszog. „Da du mich bestimmt bei eurem Gespräch nicht dabei haben willst, werd ich jetzt rüber ins Labor gehen.“ „Mach das“, nickte Conan lächelnd. Haibara kannte ihn wirklich sehr gut. Darüber war er auch froh. Conan blickte ihr mehrere Minuten nach. Sie war jetzt seine letzte Hoffnung um jemals wieder seine normale Gestalt annehmen zu können, aber sie war auch eine seiner besten Freunde. Conan suchte nach Agasa und nachdem er ihn in seinem Abstellzimmer unter einem Tisch fand, schmunzelte er. „Was machen Sie da?“ Agasa stieß sich den Kopf an und rieb sich diesen. „Aua…“ „Uh…das muss weh getan haben“, murmelte Conan. Professor Agasa kam hoch und rieb sich weiterhin den Kopf. Dann blickte er zu Conan. „Hat es, geht aber schon“, sprach er. „Was kann ich für dich tun, Shinichi?“ „Ich wollte mal sehen, ob alles in Ordnung ist“, sprach er. „Es ist alles in Ordnung. Aber wenn es dir nur darum ginge, hättest du Ai ganz einfach fragen können.“ „Sie kennen mich wirklich gut“, nickte Conan. Er überlegte. „Machst du dir immer noch Sorgen wegen diesem Bourbon?“ Ein weiteres Mal nickte Conan. „Sie werden es wieder versuchen und ich weiß nicht, ob ich ihnen vorher auf die Spur kommen kann. Bourbon verhielt sich offensichtlich genug. Aber wenn er dahinter kommen sollte, dass Ai noch am Leben ist, könnten wir uns weitere Probleme einhandeln.“ „Wäre es dann nicht besser, wenn du das FBI einschalten würdest?“ Conan schüttelte den Kopf. „Noch nicht. Es wäre zu gefährlich für Ai. Wenn sich das FBI an sie hängt, könnte die Organisation erst Recht auf den Plan gerufen werden. Momentan handeln sie nicht so oft gegen uns, aber sobald sie bemerken, dass Ai für das FBI wichtig ist, werden sie sicherlich anhand der Kinderfotos erkennen, wer sie ist. Momentan ist es eine zu groß Gefahr für uns.“ „Ich verstehe“, murmelte Agasa. „Und was denkst du, wird Bourbon weiter machen? Du meintest doch, dass er wahrscheinlich die Wahrheit über Ai kennt.“ „Ich bin mir nicht sicher. Es wäre schon möglich, aber dann hätte er auch eher handeln können.“ „Findest du das nicht merkwürdig? Wenn er weiß, dass Ai Sherry ist, könnte er sich doch einfach an sie heran machen und sie entführen“, entgegnete der Professor. „Könnte er. Aber er tut es nicht. Ich glaube, dass er ganz eng mit Vermouth zusammen arbeitet und sie ist nicht scharf darauf, dass die Organisation von dem Schrumpfmittel erfährt. Wenn dann ist sie es, die Bourbon davon abhält mit der Organisation darüber zu sprechen.“ Conan musste leicht grinsen. „Wahrscheinlich ist das auch so eine Art Rivalitätsspiel zwischen den Mitgliedern der Organisation. Jeder von ihnen will Ai bekommen, weswegen sie sich nichts untereinander erzählen.“ „Dann hätten wir also noch eine Weile Zeit, ehe sie ein weiteres Mal versuchen Ai zu bekommen.“ „Wäre natürlich möglich. Aber bei der Organisation weiß man nie. Momentan weiß ich nur, dass wir eine kleine Verschnaufpause haben. Es würde auffallen, wenn Ai nun verschwinden würde.“ Agasa nickte. „Aber da wäre noch eine andere Sache, Professor.“ Agasa sah ihn skeptisch an, ehe er sich an den Schrank im Abstellzimmer lehnte. „Um was geht es? Brauchst du wieder eine neue Erfindung?“ „Nein“, schüttelte Conan den Kopf. „Es geht…irgendwie um die Organisation…irgendwie aber auch nicht…“, murmelte er. „Okay…dann sag es einfach frei heraus.“ „Ayumi, Mitsuhiko und Genta wollen am Samstag in das Tropical Land fahren.“ Agasa nickte. „Wenn ich eure Aufsichtsperson sein soll, dann komme ich gerne mit.“ „Nein…ja…ich mein…“ Conan seufzte dabei. „Im Tropical Land traf ich doch das erste Mal auf Gin und Wodka. Und dann wurde ich zu Conan.“ „Ja…daran erinnere ich mich noch sehr gut. Du kamst am Abend zu mir“, sprach der Professor. „Jetzt befürchtest du, dass die Organisation am Samstag auch dort ist?“ „Nein, das ist es nicht. Es ist irgendwie komisch, wenn ich wieder an den Ort gehe, an dem alles anfing. Verstehen Sie? Wäre ich damals Wodka nicht hinterher gelaufen, wäre alles mit der Organisation anders gekommen. Wahrscheinlich wüsste ich immer noch nicht, dass es sie gibt und einige Ereignisse wären anders gekommen. Vielleicht hätte das FBI die Organisation auch schon längst schnappen können. Wahrscheinlich hätte Ai noch weiter für sie gearbeitet und sie wären viel mächtiger geworden. Im Tropical Land fing alles an…“, erklärte der geschrumpfte Oberschüler. Agasa wirkte nachdenklich. „Vielleicht kann das aber auch eine Chance sein, wenn du wieder ins Tropical Land gehst.“ „Denken Sie?“ Agasa zuckte mit den Schultern. „Es wäre zumindest denkbar.“ „Hmm…Sie haben Recht“, nickte Conan. „Die Beiden waren in Anzügen im Tropical Land. Es wäre doch möglich, dass sie dort arbeiten. Und wenn sie es tatsächlich dort machen, könnte ich sie finden. Und selbst wenn sie dort nicht offiziell arbeiten, könnte es sein, dass sie wieder irgendeine Übergabe ablaufen lassen“, entgegnete er ruhig. „Das werden sie nicht tun.“ Conan blickte sich um. „Ha…Haibara?“ „Ihr wart ja nicht zu überhören“, meinte das Mädchen. „Du wirst die Organisation nicht noch einmal im Tropical Land finden und wenn, dann werden es nicht Gin und Wodka sein. Höchstens ein paar niedere Handlanger. Mehr auch nicht“, sprach sie. „Und warum sagst du das erst jetzt?“, wollte Conan wissen. „Du hast mich ja nicht eher gefragt. Außerdem wusste ich nicht, dass du an solche Sachen denkst“, meinte Ai ruhig. „Und woher willst du wissen, dass sie nicht noch einmal ins Tropical Land kommen oder dort richtig arbeiten?“ „Ich kenn die Organisation länger. Ich weiß, wie Gin tickt. Er würde niemals in einem Freizeitpark arbeiten. Oder könntest du ihn dir lächelnd vorstellen?“, fragte sie nach. „Außerdem ist es so eine Regel in der Organisation. Sie wickeln ihre Geschäfte meistens nur einmal an einem Ort ab und meiden diesen dann. Würden sie ihre Geschäfte öfters dort abwickeln, wären sie wahrscheinlich schon längst vor der Polizei aufgeflogen oder vom FBI hoch genommen. Alles andere, also kleine Treffen und Besprechungen, lassen sie von Mittelsmännern, die keine Ahnung über die wahren Pläne haben, abklären.“ Ai zuckte mit den Schultern. „Wobei es natürlich möglich ist, dass sie doch noch einmal ins Tropical Land gehen. Aber wenn sie das machen würden, würde es nur wegen dir sein.“ „Wegen…mir?“ „Ich hab dir schon erzählt, dass wir mehrfach deiner Villa einen Besuch abstatteten, um zu schauen, ob du wirklich durch das APTX-4869 dein Leben verlorst. Glaubst du wirklich, dass deine Adresse die einzige war, die auf dem Zettel stand? Natürlich stand auch das Tropical Land drauf. Wahrscheinlich wurde es auch schon überprüft. Hin und wieder, meistens wenn die Organisation einen begründeten Verdacht hat, wird alles noch einmal überprüft. Bestimmt haben sie das schon getan, nachdem du schon öfters durch die Stadt liefst.“ Conan schluckte. „Wenn sie alles noch einmal überprüfen…“, murmelte er. „Mach dir keine Sorgen darüber. Bisher hast du doch alles ganz gut geregelt. Dein Freund Heiji nahm ja deine Identität an. Wenn, dann haben sie das mitbekommen und lassen dich in Ruhe. Sie könnten höchstens die Villa noch einmal überprüfen, aber wahrscheinlich hat das Vermouth schon geregelt. Ansonsten wären sie hier schon lange aufgetaucht.“ „Seit wann gehst du so locker damit um?“, fragte der Geschrumpfte. Ai zuckte mit den Schultern. „Passt es dir nicht? Ich bin doch schon lange nirgends mehr sicher. Und egal wo ich bin, ich spüre die Organisation…und wenn unser neuer Nachbar zur Organisation gehört, dann wird es nicht mehr lange dauern. Und du sagst doch selber, dass ich sicher bin. Jetzt glaube ich einfach nur daran.“ „In Ordnung“, murmelte Conan. „Wer bist du und wo ist Ai?“ „Natürlich habe ich so schnell meine Meinung nicht geändert. Ich hab euch gehört. Diese Machtspiele würden zu vielen Mitgliedern der Organisation passen. Vor allem Vermouth ist so jemand. Die Frau würde nie zulassen, dass Gin vor ihr triumphiert. Deswegen kann ich momentan ruhig bleiben.“ „Ich habs geahnt“, entgegnete Conan leise. „Bist du jetzt beruhigt?“ „Ich war nie unruhig.“ „Das glaub ich dir nicht. Du hast so komisch verhalten, als du vom Tropical Land erfahren hast. Und so wie du gerade mit dem Professor darüber gesprochen hast, muss es dir ja auf dem Herzen gelegen haben“, warf sie ein. „Du hättest mich auch ganz einfach fragen können.“ Conan seufzte leise auf. „Du willst doch ungern etwas über die Organisation hören…Außerdem dachte ich wirklich, dass ich die Chance hätte, sie dort zu finden.“ Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Und du glaubst, der Professor kann dir das alles sagen, was ich weiß? Ich kenn sie besser.“ „Da hat Ai recht“, nickte Agasa. „Oder wolltest du noch etwas mit dem Professor besprechen?“, kam es von Ai. „Nein, hatte ich nicht vor“, gab Conan von sich. „Ich wollte nur wissen, was der Professor von dem Ausflug hält.“ „Gut, dann kann ich ja wieder zurück an die Arbeit gehen. Außer du willst nicht, dass ich ein Gegenmittel finde.“ „Haibara!“ „Ist ja schon gut. Ich scherze eben auch hin und wieder.“ „Nur sind deine Scherze meistens nicht lustig.“ Ai zuckte mit den Schultern. „Gewöhn dich daran.“ Conan seufzte auf. „Was ist?“, wollte das Mädchen wissen. „Wünscht du dir jetzt, dass ich wieder wie immer bin?“ „Irgendwie schon“, gab der Kleine zu. „Aber im Moment sollte ich das noch genießen.“ „Wie du meinst. Ich geh jetzt weiter arbeiten. Und bevor du mich fragst, Conan, nein, ich bin immer noch nicht weiter gekommen. Das Mittel hört irgendwann auf zu wirken, wobei es ein Wunder ist, dass dein Körper davon nicht zu sehr belastet wurde.“ Conan grübelte. „Ich dachte, es freut dich, wenn ich als Versuchskaninchen fungiere.“ „Natürlich. Aber wenn dein Körper irgendwann streikt und ein Gegenmittel gar nicht mehr wirkt, können wir es auch vergessen“, warf sie ein. „Wenn du dir darüber Sorgen machst, kannst du auch das potentielle Gegenmittel einnehmen.“ Ai schüttelte den Kopf. „Keine gute Idee. Außerdem möchte ich es auch nicht.“ Conan seufzte. „Du hast Angst, dass dich die Organisation findet, wenn du wieder deine normale Gestalt hast…“ „Nicht nur das. Wie würdest du es finden, wenn ich als Ai auf einmal verschwinde? Wie bringst du das den Kindern bei? Und was passiert wohl, wenn eine Frau, die so ähnlich wie Ai aussieht, auf einmal beim Professor ist? Auf deine Erklärungen bin ich da schon einmal gespannt. Und du solltest nicht vergessen, dass sie mich nach meiner Rückverwandlung sahen. Das würde Fragen aufwerfen. Ich glaube sowieso, dass sie irgendwas ahnten.“ „Mach dir darum keine Sorgen“, grinste Conan. „Wieso?“ „Sollte es dazu kommen, werde ich meine Mutter zu Hilfe rufen. Sie könnte sich verkleiden und eine erwachsene Ai spielen.“ Ai hob die Augenbraue. „Und was soll das bringen?“ „Naja…wir sagen einfach, dass meine Mutter mal zeigen wollte, wie du als erwachsene Frau aussiehst.“ „Und das sollen dir die Kinder abkaufen? Das würde zwar für den Moment Sinn machen, aber warum sollte deine Mutter die Kinder in meiner Gestalt retten?“ „Das kriegen wir hin. Du vergisst, dass ich noch jemanden kenne, der sich sehr gut verkleiden kann und die Identitäten von anderen Personen annimmt“, grinste Conan. „KID.“ „Genau“, nickte der Kleine. „Wenn du meinst, dass er dir helfen würde…und du jemanden in die Geschichte der Organisation rein ziehen willst…“ „Sieh doch nicht alles so schwarz“, warf Conan ein. „Ist eine Angewohnheit von mir“, entgegnete die Angesprochene. Nachdenklich ging Conan die Straße entlang. Immer noch waren seine Gedanken bei der Organisation. Er ging alles durch, was sie ihm über die Handlungen der Organisation erzählte. Er ahnte bereits, dass sie ihre Treffen immer an anderen Orten stattfinden ließen. Trotzdem hoffte ein Teil von ihm, sie damit zu finden. Conan lugte durch die Glasscheibe vom Café Poirot. Weder Mori noch Amuro waren dort, was eigentlich nur heißen konnte, dass Kogoro in der Detektei war. Amuro selber sah er nach den Ereignissen im Bell Tree Express nicht mehr. Aber das musste nichts bedeuten. Langsam ging der geschrumpfte Oberschüler die Treppen nach oben. Er kam an der Detektei vorbei und stellte sich an die Tür. Dann horchte er, doch er vernahm nur die Stille. Eigentlich konnte das nur wenige Szenarien bedeuten. Entweder Kogoro war in der Detektei eingeschlafen oder er war bei einem Klienten. Für Conan stand aber fest, dass Mori sicherlich frühzeitig Feierabend machte, oben war oder einen Trinken ging. Conan schüttelte den Kopf. Wie konnte man sich als Detektiv nur so gehen lassen? Zum Glück gab es andere Detektive, die das anders handhabten. Langsam schleifte sich Conan die nächsten Treppenstufen hoch und öffnete die Tür zu seinem zu Hause. „Bin wieder da“, rief der Geschrumpfte. „In der Küche.“ Conan lächelte. Er legte seine Schultasche im Flur ab und ging in die Küche. „Was machst du da, Ran?“, wollte er mit seiner kindlichen Stimme wissen. „Ich mach uns Essen“, antwortete sie. „Wenn du möchtest, kannst du schon den Tisch decken.“ Conan nickte. „Wo ist eigentlich Onkelchen?“ „Der sollte noch zu Sonokos Großvater. Irgendwas wegen KID.“ „Wegen KID?“ „Ja, es war merkwürdig. KID kündigte einen Raubzug an und nachdem wir im Bell Tree Express ausstiegen, zog er es zurück. Sonokos Großvater ist nun der Meinung, dass KID damals dabei war. Deswegen denkt er, dass Paps etwas gesehen haben könnte“, erklärte sie. „Ach so. Ich hab keinen gesehen, der KID sein könnte“, gab Conan von sich. „So geht’s mir auch“, lächelte das Mädchen. Conan lächelte ebenfalls. Dann zog er einen Stuhl näher und kletterte an diesem hoch, ehe er die Schranktür öffnete und die Teller heraus nahm. Langsam kletterte er nach unten und nahm die Teller, die er auf dem Tisch verteilte. „Du? Ran?“ „Ja? Was ist denn?“, wollte sie von ihm wissen und nahm sich einen der Teller vom Tisch. Sie widmete sich wieder ihrem Essen und tat langsam etwas auf den ersten Teller. Dann nahm sie sich den zweiten Teller. „Am Samstag wollen Genta, Mitsuhiko, Ayumi, Ai und der Professor ins Tropical Land fahren. Darf ich auch mit?“ Es klirrte. Der Teller fiel zu Boden und Ran erstarrte. „Ran?“, fragte Conan nach. Das Mädchen schluckte. Langsam kniete sie sich auf den Boden und sammelte die Scherben aus. Dabei unterdrückte sie Tränen, die sich mühsam ihren Weg suchten. Ran erinnerte sich an damals. Es war ein schöner Tag. Zusammen mit Shinichi besuchte sie das Tropical Land, am Anfang hatten sie Spaß. Shinichi erzählte über Sherlock Holmes, was sie damals nicht mochte. Doch hätte sie gewusst, dass er ihr nicht mehr so viel über ihn erzählen würde, hätte sie diesen einen Tag noch genossen. Nur der Mord an dem Mann in der Achterbahn trübte ihre Stimmung. Doch Shinichi munterte sie sehr schnell auf…bis er dann los lief. Bereits zu Beginn bekam sie ein schlechtes Gefühl. Sie wollte ihm hinterher, doch durch das Reißen ihres Schnürsenkels, verlor sie ihn aus den Augen. Und dann war er weg. Er war einfach so weg. Das Mädchen wartete eine lange Zeit im Tropical Land und stand sich die Beine in den Bauch. Langsam verließen die Besucher das Gelände und sie blieb alleine zurück. Er ließ sie alleine zurück. Ran bekam Angst. Was wenn ihm was passierte? Langsam ging sie los und versuchte den gleichen Weg, wie ihr Freund, zu nehmen. Doch sie fand ihn nicht. Ran ging und ging, bis sie irgendwann am anderen Ende des Parks war. Sie schluckte und zog ihr Handy heraus. Es gab keine Nachricht vom ihm, sodass sie wieder zurück ging. Aber auch als sie ankam, gab es keine Spur von Shinichi. Langsam tippte Ran eine Nachricht in ihr Handy. Shinichi, wo bist du? Ich warte auf dich. Bitte melde dich. Ran. Sie wartete mehrere Minuten und beobachtete das Displays ihres Telefons. Es kam keine Nachricht, kein Anruf, nur der Bildschirmschoner tauchte auf. „Shinichi“, wisperte sie leise. Erneut vergingen Minuten, die das Mädchen wartete, ehe sie sich entschied, zu gehen. Ran kam wütend zu Hause an und fing an den Oberschüler zu verfluchen. Hätte sie gewusst, was auf sie zu kam, hätte sie anders gehandelt. Denn er verschwand. „Ran?“ „…“ „Ran?“, sprach Conan ein weiteres Mal. Besorgt kniete er sich zu ihr und rüttelte sie an der Schulter. „Ran?“ Conan riss sie aus ihren Gedanken und Ran schüttelte den Kopf. „Ist schon gut“, murmelte sie leise. Der Geschrumpfte blickte traurig auf seine Freundin. „Tut mir leid, Ran.“ „Das ist doch nicht deine Schuld“, wisperte das Mädchen leise. Sie zog Conan zu sich und umarmte ihn. Noch immer hing das damalige Wiedersehen von Shinichi an ihr. Und auch wenn er sich hin und wieder meldete, war alles anders. Sie hatte sich verändert und konnte nicht sagen, woran das lag. „Es ist alles gut.“ Conan nickte. „Wenn du nicht willst, dass ich ins Tropical Land gehe, dann bleib ich zu Hause“, entgegnete er. Ran schüttelte den Kopf. „Nein, geh ruhig“, lächelte sie. Sie ließ den Jungen los. „Bist du dir sicher?“, wollte Conan von ihr wissen. „Ja“, sprach sie. „Würde es euch etwas ausmachen, wenn ich am Samstag mit euch komme?“ „Du willst mit?“, fragte der geschrumpfte Oberschüler. „Wenn ihr das nicht wollt…“ Conan unterbrach sie. „Kein Problem. Du kannst bestimmt mit. Die anderen werden sicher nichts dagegen haben.“ „Danke, Conan“, lächelte sie und drückte den Kleinen wieder an sich. „Das bedeutet mir viel.“ ____________________________________ So…das war auch schon das erste Kapitel. Ich weiß, es ist lang geworden, aber ich wollte auch mal wieder etwas längeres Schreiben. Ich versuche die ganzen bisherigen Ereignisse in die FF einzubauen, es kann aber gut sein, dass mir das nicht gelingt, weil ich nach der Sache im Bell Tree Express die Handlungen ein wenig abwandel (das zur Spoilerwarnung). Da ich die FF bereits abgeschlossen habe und normalerweise immer einmal die Woche am Sonntag hochlade, wollte ich nur mal wissen, ob ich das auch weiter so handhaben soll, oder ob euch nicht ein anderer Wochentag lieber wäre. Wie immer freue ich mich über Kommentare und eure Eindrücke. Danke. Eure Varlet Kapitel 2: Zurück ins Tropical Land ----------------------------------- Hallöchen, herzlich Willkommen zum zweiten Kapitel von ‚Idyllisches Inferno‘. Ich hoffe, dass euch das erste Kapitel nicht abgeschreckt hat und freue mich, dass ihr euch nun auch das zweite Kapitel durchlest. Diesmal geht’s ab ins Tropical Land und dort wird etwas Passieren, dass für den gesamten weiteren Verlauf wichtig ist. Was? Das verrate ich natürlich nicht. Ich sag nur, dass es mit einem Fall von Conan zu tun hat. _______________ Kapitel 2: Zurück ins Tropical Land Die Klingel zum Ende der Schulstunde läutete und die Kinder packten ihre Sachen ein. Ayumi nahm ihre Tasche und ging zu Ai. „Weißt du schon, ob der Professor mit kommt?“, wollte sie wissen. Ai nickte. „Der Professor würde gerne mitkommen“, sprach das Mädchen ruhig. „Das ist toll“, sprach Genta. „Und ein Glück“, fügte Mistuhiko an. Conan verdrehte die Augen. „Ihr habt euren Eltern bereits gesagt, dass der Professor mitkommt. Nur deswegen haben sie es erlaubt, hab ich Recht?“ „Du hast ins Schwarze getroffen“, entgegnete Mitsuhiko. „Wir hatten doch keine andere Wahl. Unsere Eltern wissen, dass wir beim Professor sicher sind. Und wenn sie wissen, dass er mit kommt, erlauben sie es uns auch.“ „Aja…und warum habt ihr nicht zuerst den Professor und Ai gefragt, ehe ihr eure Eltern gefragt habt?“, wollte Conan wissen. „Wir dachten, wenn wir Ai zuerst fragen, dass sie nein sagt“, antwortete Ayumi. „Immerhin wissen wir, dass Ai nicht so gern große Ausflüge macht“, fügte Mitsuhiko an. „Das war ja eine glorreiche Idee...“, murmelte Conan. „Ihr solltet eure Eltern nicht anlügen“, fing Ai an. „Sagt ihnen beim nächsten Mal die Wahrheit und fragt mich dann. In Ordnung?“ Die Drei nickten. „Ich komme trotzdem mit“, gab Ai dann noch von sich. „Puh“, murmelte Genta erleichtert. „Für einen Moment habe ich gedacht, du würdest es dir doch noch anders überlegen.“ „Apropos mitkommen, Ran würde auch gerne mit.“ „Ran will auch mit?“, fragte Mitsuhiko wiederholend. „Von mir aus.“ „Ich bin auch dafür“, nickte Ayumi. „Ich hab auch nichts dagegen“, sprach Genta. „Du doch auch nicht, oder Ai?“ „Von mir aus“, gab die geschrumpfte Wissenschaftlerin von sich. „Gut, dann ist das ja abgesprochen. Wir starten am Samstag um 9 Uhr.“ „So früh wollen wir los?“, fragte Genta. Mitsuhiko nickte. „Das Tropical Land macht um 10 Uhr auf. Wenn wir ein wenig früher da sind, können wir gemeinsam Frühstücken gehen.“ „Oh ja und zum Mittag essen wir Aal auf Reis.“ „Genta!“, tadelte Ayumi ihren Mitschüler. „Ich glaube nicht, dass es dort Aal auf Reis gibt“, meinte Ai. „Och nö…“ Conan streckte sich und blickte in das warme Licht der Sonne. „Morgen geht’s also zurück ins Tropical Land“, murmelte er dann leise und blickte zu Ai. Das Mädchen sah weiter auf die Straße. „Sag mir nicht, dass du dir weiter Sorgen machst.“ „Doch, das sage ich dir“, sprach der Kleine. „Es ist aber nicht wegen der Organisation.“ „Hmm…“ „Als ich es Ran gestern erzählt hab, war sie alles andere als begeistert“, gestand er. „Immerhin bin ich im Tropical Land verschwunden.“ „Aber wieder aufgetaucht.“ „Ja, geschrumpft und erst Wochen später sah sie mich erst wieder“, gab er von sich. „Aber immer noch am Leben.“ „Du hast wirklich viel fein Gefühl“, seufzte Conan darauf. „So bin ich eben“, murmelte Haibara. „Du solltest ihr sagen, dass sie sich das Tropical Land nicht so sehr zu Herzen nehmen soll“, fügte sie an. „Wenn es nur das wäre. Ran hat Angst, dass ich am Ende auch noch verschwinde.“ „Die Angst muss sie besiegen. Es kann immer irgendwas passieren. Wenn sie zu sehr nach der Angst handelt, kann sie ihr Leben nicht weiter leben.“ Conan sah zu Ai. „Und das ausgerechnet von dir.“ „Ich hab die Lebenserfahrung dazu“, gab Ai von sich. „Aber wahrscheinlich wird es gut sein, wenn Ran ins Tropical Land mitkommt. Vielleicht solltest du dich dort entführen lassen“, schlug sie vor. „Warum war mir klar, dass du so etwas in der Art vorschlagen würdest“, seufzte Conan. Ai zuckte mit den Schultern. „Weil du weißt, dass es vielleicht die beste Idee ist. Ran wäre mit ihrer Angst konfrontiert und könnte sie überwinden.“ „Nein“, Conan schüttelte den Kopf. „Das wird nicht passieren.“ „Gut, von mir aus.“ „Was für ein schöner Tag um ins Tropical Land zu fahren“, lächelte Ran am Samstagmorgen. Das Mädchen trug einen Rucksack bei sich, in dem sie Trinken und Essen für sich und die Kinder machte. Heute war ihre Laune viel besser und sie konnte sich entspannen. „Schön, dass du mitgekommen bist, Ran“, meinte Ayumi. „Ich freu mich auch“, nickte die Angesprochene. „Wo wollt ihr zuerst hin?“, wollte die Ältere wissen. „Da wir schon zu Hause frühstücken mussten, könnten wir uns doch die ersten Attraktionen anschauen“, schlug Mitsuhiko vor. „Ich will in die Geisterbahn“, rief Genta. Wie langweilig, dachte sich Conan und sah die Gruppe an. „Na gut, dann gehen wir zuerst in die Geisterbahn“, nickte Ayumi. „Also gut“, sagte Ran lächelnd und begab sich zur Geisterbahn. Kurz vor der Schlange stieß sie mit einer Frau zusammen. „Entschuldigung.“ Die Frau, die gegen ihren Freund fiel, drehte sich um. „Schon in Ordnung“, lächelte sie. „Es ist ja nichts passiert“, fügte sie an. „Vielen Dank“, meinte Ran darauf. Noch einmal verbeugte sie sich entschuldigend. Die Frau trug eine schwarze Dreiviertelhose und ein blaues, nicht gemustertes Oberteil. Ihre Haare trug sie offen, doch mit einem Haargummi konnte sie diese immer festbinden. Besonders für die Achterbahnen war dies von Vorteil, da keiner der Personen, die hinter ihr saßen, ihre Haare essen konnte. Auch die Männer waren freizeitlich angezogen, trugen beide eine Jeanshose. Der Ältere von Beiden – Shigeru - trug ein weißes Hemd, bei welchem die ersten beiden Knöpfe offen waren, sodass ein Teil der Brust zu sehen war. Der andere Mann – Souta - trug ein rotes Sportshirt, welches seine Muskeln betonte. „Pass beim nächsten Mal einfach auf“, gab die Frau von sich. „Es ist wirklich interessant zu sehen, dass um diese Uhrzeit noch andere ältere Personen hier sind.“ „Sind Sie denn öfters im Tropical Land?“, wollte Agasa wissen. „Das kann man so sagen“, nickte Souta. „Wir treffen uns meistens jeden zweiten Monat hier und fahren mit den Attraktionen.“ „So lange schon?“ Der Mann nickte. „Wir kennen uns schon seit der Schulzeit und später haben wir alle an der gleichen Universität studiert.“ „Und was ist dann passiert?“, kam es von Conan. „Wir haben alle Betriebswirtschaft studiert und während des Studiums in verschiedenen Firmen arbeiten müssen. Am Ende ging jeder von uns in einen anderen Betrieb. Damit wir uns aber weiterhin regelmäßig sehen, entschieden wir uns, dass wir jeden zweiten Monat hier her kommen“, erklärte Souta. „Das müssen wir auch machen“, meinte Mitsuhiko. „Wir sind doch erst Grundschüler“, warf Genta ein. „Genau, das dauert noch“, nickte Ayumi und sah zu den drei Personen. „Es ist schön, dass Ihre Freundschaft so lange hielt.“ „Danke“, lächelte die Frau. „Ich bin im Übrigens Sakura Mitsumotu, der Mann zu meiner Rechten ist Souta Kibayashi und der Ruhige ist Shigeru Akita.“ „Ihre Vornamen fangen ja alle mit einem ‚S‘ an.“ Sakura nickte. „So haben wir uns auch angefreundet“, schmunzelte sie. „Und wie sind eure Namen?“, kam von dem grummeligen Shigeru. „Oh! Verzeihung. Ich bin Hiroshi Agasa, das Mädchen neben mir ist Ran Mori und die Kinder sind Conan, Ai, Ayumi, Mitsuhiko und Genta.“ „Mori? Bist du etwa mit dem Detektiv verwandt?“ „Hmm?“, Souta musterte Ran. „Mori – der Detektiv, der seine Fälle im Schlaf löst…“ „Ja, das ist mein Vater“, nickte das Mädchen. „Wow. Wie ist das denn als Tochter eines so bekannten Mannes?“, wollte Sakura wissen. „Es ist ganz normal. Mein Vater benimmt sich wie immer, falls Sie das meinen.“ „Conan wohnt auch bei den Moris“, entgegnete Genta dann. Sakuru beugte sich runter zu dem Brillenträger. „Bist du auch mit dem großen Detektiv verwandt?“ Conan schüttelte den Kopf. „Nein, ich wohn nur dort.“ „Oh…ist das nicht schlimm für ein kleines Kind?“ Erneut schüttelte er den Kopf. „Conan hat keine Angst“, meinte Ayumi schließlich. „Er ist immer dabei wenn Rans Vater die Fälle löst. Conan ist mindestens genau so intelligent wie er.“ „Hehe…Ayumi…lass das doch…“ „Ist doch schon gut. Freunde wissen eben mehr von einem, als man selbst“, sprach die junge Frau. Dann wandte sie sich zu Ai. „Und du? Du bist genau so ruhig wie Shigeru“, schmunzelte sie. „Ich wohn beim Professor.“ „Professor?“ „Ja, Professor Agasa. Er ist Erfinder und stellt uns immer wieder knifflige Rätsel oder unternimmt verschiedene Ausflüge mit uns“, erzählte Mitsuhiko. „Ach so“, sprach Sakura ruhig. „Ich hätte jetzt gedacht, er wäre euer Opa.“ „Nein“, schüttelte Genta den Kopf. „Er ist mit keinem von uns verwandt.“ „Naja…irgendwie schon“, murmelte Ran und sah Agasa an. „Ja…genau“, nickte Agasa. „Aber das sind weite Verwandtschaften, sodass es eigentlich gar nicht der Rede wert ist.“ „Dann ist es aber nett von Ihnen, wenn Sie mit den Kindern immer Ausflüge machen“, entgegnete Sakura. „Die Kinder halten mich ja auch jung“, lächelte Agasa. „Das ist schön. Ich wünsche mir auch Kinder“, meinte die junge Frau darauf und schielte aus dem Augenwinkel zu Shigeru. Dieser wandte seinen Blick ab. „Sind Sie zusammen?“, wollte Mitsuhiko dann wissen. „Sind Sie nicht“, entgegnete Souta. „Sie waren es Mal, haben sich aber wegen Differenzen getrennt.“ „Souta!“, raunte Sakura. Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. „Aber es ist doch so.“ „Ja, aber das müssen die Anderen doch nicht wissen.“ „Machen Sie sich keine Sorgen. Wir werden es vergessen“, meinte Ran. „Danke…es gibt nichts Schlimmeres, wenn fremde Menschen etwas über dich wissen.“ Ran nickte. „Das glaub ich Ihnen.“ „Und Sie sind trotz Trennung immer noch beste Freunde?“, wollte Ai wissen. „Eh? Ja.“ „Hmm…“ „Was hast du?“, fragte Sakura nach. „Ich war nur verwundert. Die meisten Menschen, die sich trennen, versuchen keinen Kontakt zu dem Expartner zu haben, aber Sie machen genau das Gegenteil und verbringen noch genau so viel Zeit wie zuvor. Wahrscheinlich haben Sie das eingeschränkt, aber nicht ganz beendet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass damit die Gefühle vorbei gehen.“ „Eh?“ „Woher weißt du denn so was, Ai?“, kam es von Ayumi. Die Geschrumpfte fühlte sich ertappt. „Das hab ich mal in einer Zeitung gelesen. Da stand, dass Männer und Frauen nach einer Trennung den Abstand suchen und sich nicht mehr sehen wollen“, sprach sie kindlich. „Ach…ach so…“, murmelte Sakura. „Ihr seid wirklich eine interessante Gruppe.“ „Entschuldigen Sie bitte, aber so sind Kinder eben“, entschuldigte sich der Professor. „Das macht doch nichts“, lächelte die Frau. „Kommt! Wir gehen“, wies Shigeru die Gruppe an. „Also dann…vielleicht sehen wir uns noch einmal“, nickte Souta und folgte seinem besten Freund. „Die waren ja merkwürdig“, gab Conan von sich. „Wieso?“, wollte Ran wissen und beugte sich zu Conan runter. „Ich weiß auch nicht. Es ist einfach so ein Gefühl.“ Ran seufzte auf. „Komm, denk nicht daran“, bat sie ihn dann. „Aber…Ran…“ „Sie hat Recht, Conan“, sprach Ai darauf. „Ja, gut. Ich geb gegen euch auf.“ „Dann können wir doch jetzt in die Geisterbahn gehen“, entgegnete Genta. „Los geht’s“, nickte Ayumi und zog Ai mit. An der Schlange mussten sie nicht lange anstehen. Da um diese Uhrzeit nur die wenigstens Menschen rein wollten, konnten sie direkt rein. Zuerst fuhr der erste Wagen durch die Bahn, in welchem sich Conan, Ayumi, Ai und Ran befanden. Im zweiten Wagen, der erst zehn Minuten später startete saßen Mitsuhiko, Genta und Professor Agasa. Die beiden Jungen waren alles andere als zufrieden, aber die Lose hatten entschieden. Gelangweilt sah sich an die Figuren in der Geisterbahn an. Sie seufzte leise auf, da keine der Figuren sie erschrecken konnte. Wäre nun das Gesicht von Gin da, hätte sie einen spitzen Schrei ausgestoßen, aber so waren keine Emotionen da. Bei Conan sah es so ähnlich aus. Der geschrumpfte Oberschüler beobachtete einfach nur die Umgebung. Ayumi hingegen klammerte sich am Arm ihres kleinen Freundes und ängstigte sich, ebenso Ran. „Das sind alles fictionale Gestalten“, entgegnete Ai leise und blickte zu Ran. Das Mädchen nickte, musste aber trotzdem schlucken. Ran war erleichtert als der Wagen ins Licht fuhr und zum Stehen kam. Am Ausgang wartete die kleine Gruppe auf die anderen Drei. „Und wohin wollen wir jetzt?“, wollte Genta wissen. „Was haltet ihr von der Wasserbahn? Und danach gehen wir etwas essen“, meinte Ayumi. „Da bin ich dabei“, nickte Mitsuhiko. „Und was ist mit euch anderen?“ „Wir sind auch einverstanden“, sprach Ai. „Gut, dann gehen wir los“, entgegnete der Junge und ging los. „Nicht so schnell, Mitsuhiko“, rief ihm Ayumi nach. Ran war erleichtert. Solange es nicht zur Achterbahn ging, ging es ihr noch gut. „Ihr kennt euch ja wirklich gut hier aus.“ „Wir waren hier schon mehrfach. Nur leider konnten wir nie mit der Achterbahn fahren, weil wir zu klein sind“, meinte Ayumi. „Meistens haben wir uns trotzdem rein geschlichen“, kicherte Genta. „Genau. Das war am Abend, da haben wir uns in die Achterbahn rein geschlichen“, fügte Mitsuhiko an. „Ihr könnt euch ja noch wirklich gut daran erinnern.“ Die drei Kinder nickten. „Wir waren damals sogar bei einem Mordfall dabei“, entgegnete Ayumi. Ran blieb stehen und schluckte. „In der Achterbahn…“, murmelte sie leise. „Ja“, sprach Mitsuhiko. „Wir konnten von unserem Platz sehen, wie Shinichi Kudo den Fall löste.“ „Was hast du, Ran?“, wollte Ayumi von ihr wissen, während Conan auf den Boden blickte. „Ich war an dem Tag auch im Tropical Land…zusammen mit Shinichi…“, wisperte sie leise. „Echt? Das ist ja cool. War er so, wie er immer beschrieben wird?“ „Eh? Er war ganz normal“, entgegnete Ran. „Lasst uns nicht darüber reden. Wir wollten doch zu der Wasserbahn.“ „Ran hat Recht“, sprach Conan. Er nahm Rans Hand und zog sie weiter. Das Mädchen lächelte und blickte zu Conan herunter. „Danke, Conan.“ „Tut mir leid, Ran.“ „Hmm?“ „Dass die anderen von Shinichi anfingen.“ „Das ist nicht deine Schuld.“ „Ich weiß, aber es macht dich traurig…ich wünschte, ich könnte das ändern.“ „Aber das kannst du doch“, lächelte sie. „Bleib einfach wie du bist und sei genau so fröhlich wie immer.“ „Ran…“, murmelte Conan leise. „Ich…ich…“ Ai blickte nach vorne zu Conan und Ran. Sie schüttelte nur den Kopf. Conan knickte in ihren Augen wieder ein und das musste sie verhindern. Die Wissenschaftlerin schnellte nach vorne und zog Ran an der Hand weiter nach vorne. „Fahren wir zusammen in einem Boot?“, wollte sie dann von Ran wissen. Ran war erstaunt. Sonst handelte Ai nicht so…kindlich. Doch sie nickte. „Natürlich, Ai“, sprach sie ruhig. „Gut, danke“, lächelte das Mädchen und warf Conan einen finsteren Blick zurück. „Oh man…“, murmelte der Oberschüler und ließ sich nach hinten zu Professor Agasa fallen. „Was ist los, Shi-, Conan“, korrigierte er sich selber schnell. „Ran wirkt so traurig“, sprach er flüsternd. „Das kannst du leider nicht ändern. Auch wenn es dir schwer fällt, du musst dadurch.“ Conan nickte. „Da sind wir“, rief Genta. Agasa blickte zu der Wasserbahn. Dann kratzte er sich an der Wange. „Ich werde hier draußen bleiben. So große Höhen sind nicht gerade meins“, sprach er dann. „Haben Sie etwa Angst, Professor?“, wollte Mitsuhiko wissen. „…“ „Mitsuhiko“, mahnte Ayumi den Jungen. „Lass den Professor doch.“ „Danke, Ayumi“, lächelte der Ältere. „Ihr solltet euch schnell anstellen“, schlug er dann vor. „Der Professor hat Recht, hier ist die Schlange relativ voll“, entgegnete Conan darauf und überlegte. „Wahrscheinlich müssen wir eine halbe Stunde anstehen, wenn nicht sogar länger.“ „Dabei kommt es darauf an, wie viele Menschen zusammen in einem Boot fahren wollen. Die Boote sind für maximal vier Personen ausgelegt. Außerdem muss man beim Einsteigen schnell sein, weil die Boote nicht anhalten. Hinzu kommt noch der Fakt, dass wahrscheinlich nur die wenigstens in einer großen Gruppe unterwegs sind. Somit ist bei der Schlange, wie sie jetzt ist, die Annahme, dass es eine halbe Stunde dauert, falsch. Es dauert mindestens eine halbe Stunde, die maximale Zeit beträgt in etwa eine Stunde und fünfzehn Minuten“, erläuterte Ai. „Das hast du dir doch gestern auf der Internetseite durchgelesen“, konterte Conan. „Und wenn schon“, gab sie von sich. „Wir sind jetzt sechs Personen, also haben wir verschiedene Möglichkeiten zu fahren; drei zu drei, vier zu zwei, oder zwei zu zwei zu zwei und das in verschiedenen Kombinationen.“ „Wow…“, kam es von Ayumi, die staunte, wie schnell Ai die Lage erfasste. „Dann fahr ich mit Ayumi…oder Ai…oder Ayumi…“, Mitsuhiko sah zwischen den beiden Mädchen hin und her. Er konnte sich einfach nicht entschieden. „Oder wir fahren zu dritt.“ „Ich hab Ran schon gefragt“, gab Ai von sich. „Und ich werd mit Conan fahren, oder?“ Conan nickte, woraufhin sich Mitsuhiko und Genta ansahen. Sie hatten wieder einmal das falsche Los gezogen. „Jetzt schaut nicht so traurig. Wir müssen ja nicht nur einmal mit der Wasserbahn fahren. Wenn ihr wollt, können wir danach noch einmal rein gehen“, schlug Ran vor. Dann blickte sie zu Agasa. „Es sei denn, Sie wollen, dass wir nach der ersten Runde wieder raus kommen.“ Der Professor schüttelte den Kopf. „Nein, nein, nicht wegen mir“, sagte er. „Ich suche mir ein gemütliches Plätzchen im Schatten und werde auf euch warten.“ „Sind Sie sich sicher?“, wollte Haibara von ihm wissen. Agasa nickte. „Lasst mir einfach eure Taschen hier. Und wenn ihr aus den Booten aussteigt, vergesst nicht, dass der Boden rutschig ist.“ „Stimmt, daran sollten wir denken“, entgegnete Mitsuhiko. „Also los, stellen wir uns an, sonst lassen wir den Professor noch zu lange warten“, kam es von Ayumi. „Komm mit, Conan“, sprach sie dann und zog den geschrumpften Oberschüler mit sich. Professor Agasa nahm die Rucksäcke der Kinder und ging mit diesen ein wenig Abseits. Aufgrund der vielen Besucher im Tropical Land, fand er schon bald ein schattiges Plätzchen, wo er warten konnte. Agasa beobachtete die Gegend. Durch Conan und Ai wusste er, wie die Organisationsmitglieder aussahen und was sie trugen. Schon bald musste Agasa feststellen, dass Ai mit ihrem Wissen recht hatte. Die Mitglieder suchten den Ort kein zweites Mal auf. Der Professor blickte immer wieder auf die Uhr, während sich die Schlange schnell vergrößerte und immer wieder Menschen aus der Wasserbahn kamen. Sie waren klitschnass, hatte aber ihren Spaß. Allein bei dem Gedanken, Ai so fröhlich zu sehen, schlug das Herz des Professors höher. Ob das Mädchen wohl irgendwann ein normales Leben führen würde? Das war ungewiss. Agasa hörte lautes Gelächter. „Deswegen zog ich kein weißes Oberteil an“, schmunzelte Sakura und machte sich über ihren Freund lustig. Shigeru grummelte. Von den drei Freunden saß er vorne und bekam, als das Boot nach unten fuhr, die ganze Ladung Wasser ab. Er war durchnässt und zog sein Hemd aus. Wenigstes das gute Wetter bot einen Vorteil. Die Kleidung konnte schnell trocknen. „Kann ich Ihnen helfen? Brauchen Sie vielleicht ein Handtuch?“, wollte Agasa wissen, als er zu der Gruppe blickte. „Ah! Professor Agasa, richtig?“, wollte Souta wissen. Der Angesprochene nickte. „Es wäre wirklich nett, wenn Sie uns ein Handtuch leihen würden.“ „Gerne doch“, meinte der Ältere. Er öffnete seinen Rucksack und zog dann eines heraus. Dieses gab er an Souta, der es weiter trug. Sofort zog Souta aus seinem Rucksack ein Desinfektionsspray heraus und sprühte es sich auf die Hände. Durch die warmen Sonnenstrahlen ließ er es so trocknen. „Verzeihen Sie, Souta hat einen kleinen Sauberkeitstick“, entgegnete Sakura. „He! Ich kann euch hören.“ „Sie müssen sich nicht vor mir rechtfertigen“, gab Agasa von sich. „Darf ich fragen, warum Sie ein Handtuch dabei hatten?“, wollte Souta wissen. „Ich reise mit Kindern. Und wenn ich mit ihnen in einen Freizeitpark gehe, will ich wenigstens für die großen Situationen gewappnet sein.“ „Dann sind die Kinder wohl auch gerade in der Wasserbahn…“, murmelte die Frau. „Sie stellten sich vor 45 Minuten an. Bald müssten sie heraus kommen.“ „Danke für das Handtuch“, sprach Shigeru. Er hatte sich nur die Haare ein wenig trocken gerubbelt, ehe er das Handtuch wieder an seinen Besitzer übergab. „Das war toll!“ „Ich will noch mal.“ „Ja, ich auch.“ „Was ist mit euch?“ „Ich setz erst einmal aus. Ich bin klitschnass“, entgegnete Ran und versuchte sich das Haar irgendwie trocken zu rubbeln. „Ich will zuerst nach dem Professor sehen“, sprach Ai, was Conan nickend bestätigte. „Gut…dann lass uns erst zu ihm gehen.“ „Professor Agasa“, rief Ayumi dem Älteren entgegen. „Sie haben wirklich was verpasst.“ „Ja, Genta wurde total nass“, kicherte Mitsuhiko. „Dabei saß ich nicht einmal vorne“, grummelte der Junge. „Tut mir ja leid, aber als ich das Wasser sah, musste ich mich einfach ducken.“ „Das war doch bestimmt Absicht, Mitsuhiko.“ „Beweis das doch!“ „Hey, streitet euch nicht“, warf Ran ein und blickte zum Professor sowie den drei Fremden. „Hallo.“ „Da seid ihr ja auch schon wieder“, lächelte Sakura. „Und? Hat euch die Wasserbahn Spaß gemacht?“, wollte Souta wissen. Ayumi nickte. „Es war toll. Ich hab geschrien, als wir nach unten gefahren sind.“ „Das ist ganz normal“, nickte die ältere Frau. Dabei lugte Ran aus dem Augenwinkel zu Ai, die sich beobachtet fühlte. „Mir war nicht nach schreien“, gab sie von sich. Was für ein merkwürdiges Kind, dachte sich Sakura, versuchte aber weiterhin zu lächeln. Conan stieß Ai an. „Du bist ein Kind, verhalte dich auch wie eines“, flüsterte er. „Bei der nächsten Fahrt werde ich bestimmt Schreien“, meinte Ai kindlich. „Dann müsst ihr euch beeilen. Die Schlange wird immer länger“, warf Souta ein. „Wir haben noch Zeit. Wir bleiben den ganzen Tag hier“, entgegnete Mitsuhiko. „Wir könnten doch jetzt Essen gehen“, schlug Genta vor. „Am besten Aal auf Reis.“ Sakura musste lachen. „Ihr seid wirklich eine lustige Truppe.“ „Was haltet ihr davon, wenn wir gemeinsam Essen gehen?“, schlug Souta vor. „Oder habt ihr was dagegen? Sakura? Shigeru?“ „Das ist eine gute Idee“, nickte die Angesprochene. „Wenn wir mehr sind, kriegen wir bestimmt viel schneller einen Sitzplatz. Ich kenn hier ein gutes Restaurant, in das wir uns setzen könnten.“ „Und was sagst du dazu, Shigeru?“ „Hmm…von mir aus.“ „Gut, dann ist das abgemacht“, nickte Souta. Erst dann wandte er sich wieder zum Professor. „Es sei denn, Sie haben irgendwas dagegen.“ „Da fragen sie besser die Kinder. Wenn die einverstanden sind, dann spricht nichts dagegen.“ „Ich bin einverstanden“, kam es sofort von Genta. „Du bist ja auch ein Vielfraß, Genta“, entgegnete Mitsuhiko. „Von mir aus, können wir mit Ihnen gehen.“ „Gar nicht wahr.“ „Ich hab auch nichts dagegen.“ „Dann ist es ja entschieden“, gab Ai von sich. „Gibt es in dem Restaurant auch Aal auf Reis?“, wollte Genta von Sakura wissen. „Eh…“, die Gefragte kratzte sich an der Wange und überlegte. „Ich weiß nicht. Tut mir leid“, sprach sie dann und sah zu Souta. „Ich weiß es auch nicht“, murmelte Souta und legte seine Hand an Gentas Schulter. „Aber wenn wir dort sind, können wir ja nachfragen.“ Sobald Souta wieder los ließ, zog er erneut sein Spray heraus und desinfizierte sich seine Hände. Conan sah dem ganzen mit hochgezogener Augenbraue zu. „Machen Sie das immer?“, wollte er wissen. „Ja“, nickte der Gefragte. „Das ist so ein kleiner Fimmel von mir. Ich weiß, es ist nicht gerade berauschend, aber es ist nicht einfach abzustellen. Ich bin froh, dass mich Sakura heute Morgen noch daran erinnert hat. Wer weiß, was ich jetzt getan hätte, wenn es zu Hause wäre.“ „Wahrscheinlich wärst du alle fünf Minuten zur nächsten Toilette gelaufen und hättest dir die Hände gewaschen“, schmunzelte sie. „Wollt ihr noch lange hier herum stehen?“, kam es von Shigeru, der sich mittlerweile wieder das Hemd anzog. „Ist ja schon gut. Sei doch nicht immer so“, seufzte Sakura und zog ihn am Arm mit. „Dieser Shigeru ist irgendwie merkwürdig“, flüsterte Mitsuhiko. Genta nickte. „Ja, total unfreundlich.“ „Er passt irgendwie nicht zu den anderen Beiden“, fügte Ayumi leise hinzu. „Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, wie sie sich anfreundeten.“ „Aber vielleicht war er damals noch nicht so…schlecht gelaunt“, entgegnete Genta. „Und was hat ihn dann so verändert?“ „Vielleicht die Trennung von dieser Sakura“, meinte Ayumi. „Aber sie sind doch immer noch miteinander befreundet“, sprach Mitsuiko. Dabei schielte Conan zu Ai. „Wenn es nach der Logik geht, passt du auch nicht zu uns.“ „Da bin ich nicht die Einzige“, gab das Mädchen von sich. „So da wären wir“, lächelte Sakura. „Erwartet bitte nicht zu viel. Es ist wirklich nur ein kleines Lokal“, fügte sie an, sobald sie durch die Türe trat. „Wir essen hier jedes Mal. Schade ist nur, dass wenn wir das Essen auch an anderen Tagen wollen, wir immer ins Tropical Land kommen müssen.“ „Liefern die hier nicht?“, fragte Mitsuhiko nach. „Leider nicht“, antwortete Souta. „Sie sind hier ja nur, wegen den ganzen Besuchern.“ „Hallo. Wir hätten gerne einen Tisch für zehn Personen.“ „Kommen Sie bitte mit.“ Die Gruppe folgte der jungen Kellnerin und setzte sich anschließend an einen runden Tisch mit drehbarer Platte. „Sie?“, fing Ayumi an und blickte Souta mit großen Augen an. „Was ist denn, Kleine?“ „Könnte ich etwas von Ihrem Desinfektionsmittel bekommen?“, fragte sie und streckte ihre Hände aus. „Ähm…natürlich“, nickte der Gefragte. Sakura schmunzelte dabei. „Lass nur Souta. Am besten gehen wir Mädchen auf die Toilette und machen uns frisch und ihr könnt schon einmal die Getränke für uns bestellen“, schlug sie vor. „In Ordnung“, stimmte Ayumi dem zu und stand von ihrem Platz auf. „Für mich bitte ein Wasser. Was wollt ihr anderen?“ „Ich nehm auch ein Wasser“, entgegnete Ran. „Was ist mit dir Ai? Möchtest du einen Orangensaft?“ Das Mädchen nickte. „Von mir aus…“ „Ich nehm auch den Saft“, kam es von Ayumi. „Gut. Ihr wisst Bescheid. Zweimal Wasser und zweimal Orangensaft. Ich verlass mich auf euch“, zwinkerte sie den beiden Männern zu. „Hier geht’s lang“, sprach Sakura. Sie mussten durch die Treppe nach unten in den Keller gehen und kamen dort zu den Toiletten. Die junge Frau blickte zu Ayumi und Ai. „Soll ich euch beim Hände waschen helfen?“ „Nein, Danke“, entgegnete Haibara ruhig und trat an das Waschbecken. „Ich brauch auch keine Hilfe.“ „Kinder sind schon was Gutes.“ Ran nickte. „Sie haben immer so viel Spaß und können selbst fröhlich sein, wenn die Zeiten nicht gerade so gut sind.“ „Hmm?“ „Ach vergessen Sie es, das war nur so gesagt“, antwortete sie darauf. „Glauben Sie, dass Sie mit ihrem Exfreund jemals wieder zusammen kommen?“ „Ich weiß es nicht“, sprach Sakura ruhig. „Manchmal wünsche ich es mir…und manchmal glaube ich, dass es besser so war.“ „Tut mir leid, ich wollte Ihnen nicht zu Nahe treten.“ Sakura schüttelte den Kopf. „Das macht nichts. Es tut gut, wenn man mit einer außenstehenden Person darüber reden kann.“ „Warum haben Sie sich getrennt?“, wollte Ai wissen. „Was?“, Sakura blickte runter zu dem Mädchen. „Ai!“, tadelte Ran. „So etwas fragt man doch nicht.“ „Ist schon gut“, lächelte die Frau. Sie kniete sich herunter und strich Ai durchs Haar. „Weißt du, manchmal kennt man sich schon so lange und teilt alles Mögliche miteinander und irgendwann wacht man am Morgen auf und erkennt, dass sich alles geändert hat und man sich von seinem Partner entfernt hat. Man hat auf einmal nicht mehr die gleichen Wünsche wie vorher und möchte sein Leben ändern. Das war bei uns der Fall…ich glaube, unsere Freundschaft hat alles kaputt gemacht.“ Ran schluckte. „Wie…wie meinen Sie das?“ „Weißt du, wir kennen uns seit so langer Zeit. Irgendwann hat man keine Geheimnisse vor dem Anderen und weiß genau, wie jemand handelt. Mich hat nichts mehr überrascht. Alles war…vorhersehbar und wir fühlten uns nicht mehr wohl damit.“ „Oh…“, murmelte sie. „Hab ich was Falsches gesagt?“ Ran schüttelte den Kopf. „Nein, alles in bester Ordnung“, entgegnete sie. „Ich hab nur an meinen besten Freund gedacht. Wir kennen uns seit wir klein waren…“ „Ich verstehe. Entschuldige, ich hätte das nicht sagen sollen. Natürlich muss das nicht bei jedem Paar so laufen, wie bei mir und Shigeru.“ „Was? Nein nein“, rief Ran gleich vehement und wurde rot. „Er ist nicht…wir sind nicht…“ „Ran will damit sagen, dass er nur ihr bester Freund ist“, mischte sich Ai ein. „Ach so. Entschuldige“, schmunzelte Sakura. „Sagen Sie, Professor, was erfinden Sie so?“ „Das sind verschiedene Sachen. Meistens kümmere ich mich um Alltagsgegenstände“, erzählte er. „Ich verbessere sie oder gebe Ihnen eine andere Funktion.“ Mitsuhiko zog sein Detective Boys-Abzeichen heraus. „Das hier hat der Professor für uns gemacht. Es ist ein Abzeichen, aber damit können wir auch miteinander kommunizieren.“ „Interessant“, lächelte Souta. Sofort war er Feuer und Flamme dafür. Kurz nahm er das Abzeichen in die Hand und musterte es. „Es ist wirklich klein.“ „Ja, und sehr praktisch“, nickte Genta. „Irgendwie wünschte ich mir, dass wir das auch als Kinder gehabt hätten, du nicht auch, Shigeru?“ Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. „Vielleicht.“ Souta zog erneut sein Desinfektionsmittel heraus und sprühte es sich auf die Hände. „Deswegen solltest du einen Arzt aufsuchen. Du übertreibst es.“ Souta kicherte. „Noch ist es nicht so schlimm geworden.“ Shigeru verdrehte die Augen. „Wie du meinst, dann mach weiter damit.“ „Das hab ich vor.“ Und sogleich – diesmal absichtlich – desinfizierte er sich die Hände erneut. „Zufrieden?“ Shigeru grummelte nur, als Souta von Atemnot gepackt wurde. Der junge Mann röchelte nur und hielt sich die Hände an den Hals. Er hustete und spürte das Drücken auf seiner Brust. „Hör auf mit den Spielchen, Souta“, zischte der Freund. Souta fiel auf den Boden. „Das sind keine Spielchen“, rief Conan. Er sprang von seinem Platz, stieß dabei den Stuhl um, und versuchte sofort erste Hilfe zu leisten. „Wir brauchen Wasser. Schnell. Und rufen Sie einen Krankenwagen.“ __________________ Na? Wie fandet ihr das Kapitel? Ich weiß, mit den drei neuen Charas muss man erst zurechtkommen. Und dann ereignet sich auch schon ein neuer Fall für Conan. Aber keine Sorge, er wird nicht zu sehr in die Länge gezogen. Im nächsten Kapitel gibt es schon die Auflösung. Und ahnt ihr schon, wer der Täter ist? Ich verrate nur so viel, einer der drei Charaktere ist es gewesen. Aber das habt ihr bestimmt schon selber geahnt. Ich bin gespannt, wer es richtig errät ^^ Wie immer freue ich mich über Kommentare. Wir sehen uns im dritten Kapitel. Kapitel 3: Fall auf Fall ------------------------ Hallöchen, da sind wir schon beim dritten Kapitel von ‚Idyllischem Inferno‘. Jetzt kommt die Fallauflösung und ich bin gespannt, wie ihr sie finden werdet. Und vor allem, wer auf den richtigen Täter kam. Aber dafür war die Chance ja relativ hoch, vor allem weil es bereits im zweiten Kapitel einen kleinen Hinweis auf den Täter gab. Nun ja, ich will nicht zu viel sagen. Ich wünsch euch viel Spaß bei dem Kapitel und hoffe, dass es euch gefällt. ______________________ Kapitel 3: Fall auf Fall „Wollen wir wieder nach oben?“, wollte Sakura von den anderen Mädchen wissen. „Oh ja“, nickte Ayumi lächelnd. „Ich wüsste nicht, warum wir noch weiter hier unten stehen sollten“, kam es von Ai. „Also gut“, meinte Sakura und blickte zu Ran. „Bist du auch soweit?“ Das Mädchen nickte. „Du solltest dir nicht so viele Sorgen machen“, entgegnete die Frau ruhig. „Jeder Mensch ist anderes und bei dir und deinem Freund könnte es komplett anders laufen. Manchmal ist es auch gut, wenn man sich so gut kennt, dass man nicht mehr überrascht ist“, erzählte sie. Ran nickte erneut. „Ich mach mir keine Sorgen.“ „Gut, ich wollte dir nämlich wirklich keine Angst machen. Dein bester Freund ist die wichtigste Person in deinem Leben. Und wenn sie zu deiner großen Liebe wird, dann kannst du dich nur freuen. Denn es ist ein Mensch, der dir sehr viel bedeutet, und dem du so viel Vertrauen entgegen bringst. So jemanden findet man nicht noch einmal in dieser Welt. Mit dem besten Freund zusammen zu sein…was kann man sich mehr wünschen…“ Ran nickte. „Es muss ein großartiges Gefühl sein.“ „Das ist es. Zuerst erkennst du es nicht und glaubst, dass eure Freundschaft stärker wurde, aber dann weißt du, dass es Liebe ist. Vor allem wenn er sich mit einer anderen Frau unterhält und du eifersüchtig wirst.“ Das Mädchen lächelte. „Sie hatten wirklich Glück.“ „Das hatte ich“, nickte Sakura. „Und ich bin froh, dass ich diese Erfahrungen mit Shigeru machen durfte. Aber nun genug der Worte.“ „In Ordnung“, sprach Ran. „Wahrscheinlich haben Sie schon zu oft darüber geredet. Wollen wir wieder nach oben gehen?“, wollte Ran wissen. „Gerne doch“, sprach Sakura ruhig und ging nach oben. Sie streckte sich. „Es tat wirklich gut darüber zu reden.“ „Das freut mich.“ Die kleine Gruppe ging zurück an ihren Tisch, wo sie schon sahen, dass etwas nicht in Ordnung war. „Was ist denn da los?“, wollte Ran wissen. Um den Tisch herum standen viele Kellner und langsam kamen die Schaulustigen Gäste hinzu. Ran musste schlucken. Sie kannte sie. Oft war es schon passiert. Immer, wenn sie mit ihrem Vater und Conan unterwegs war, begann es. Und nun passierte es erneut. Ein Mensch schien angegriffen worden zu sein oder starb. Es ging immer nach dem gleichen Muster. Jedes Mal lernten sie Menschen kennen und entpuppte sich einer als Täter. Es war schrecklich. Und immer wieder hoffte Ran, dass es sich nicht wiederholte. Aber damit schien sie wohl Falsch zu liegen. Die Fälle schienen sie magisch anzuziehen. Aber nicht nur sie. Ran blickte auf Conan, der zusammen mit Shigeru die erste Hilfe-Maßnahmen einleitete und sich dann von der Person weg bewegt. Auch er wurde immer wieder in solche Fälle hineingezogen. Shigeru kümmerte sich um die Herzdruckmassage. Immer wieder drückte er auf den Brustkorb seines Freundes und versuchte ihn zurück zu holen. Er tat alles, was in seiner Macht lag. Der Schweiß tropfte von seiner Stirn auf das Gesicht seines besten Freundes. Nur langsam ließ er von der Massage ab. „Was machst du denn da, Shigeru“, rief ihm Sakura zu. Die junge Frau stand unter Schock und ging zunächst mit langsamen Schritten zu der kleinen Gruppe. Dann lief sie los und ließ sich auf den Boden fallen. Sie begann die, von Shigeru aufgehörte, Herzdruckmassage von Neuem. „Komm schon…Souta…halt durch…“, wisperte sie leise. Conan schüttelte den Kopf. „Es bringt nichts mehr.“ Shigeru und Sakura blickten zu dem Grundschüler. „Er ist tot.“ Sakura hörte auf und lehnte sich an Shigeru. Sie schluchzte laut auf. „Souta…Souta…“ Der junge Mann legte seinen Arm um seine Freundin und drückte sie an sich. Er blickte auf die Leiche und schluckte. „Ich dachte…er spielt es nur…“, murmelte Shigeru leise. „Wie konnte das nur passieren“, murmelte Sakura leise. Sie blickte auf Souta. „Ich weiß nicht…“ „Wir haben nicht viel gemacht…es muss also am Desinfektionsspray liegen“, sprach Conan nachdenklich. „Ich wusste nicht, dass er gegen sein Desinfektionsmittel allergisch ist. Souta ist nur gegen Nüsse allergisch“, entgegnete sie leise. „Das war keine allergische Reaktion“, sprach Conan ruhig. „Ansonsten wäre die Reaktion bereits früher aufgetreten. Und wir haben alle gesehen, dass er das Desinfektionsmittel mehrfach verwendet hat.“ „Was willst du damit sagen, Conan?“, wollte Ran von ihm wissen. Conan atmete tief durch. „Es war Mord…Ran ruf am besten Inspektor Megure an.“ Das Mädchen nickte. „Sofort.“ „Sekunde Mal“, warf Sakura ein. „Du willst sagen, dass es Mord war? Aber wer sollte das machen? Souta hatte keine Feinde.“ „Manchmal sind die Feinde näher als man denkt und manchmal sind die besten Freunde in Wahrheit Feinde.“ „Willst du damit sagen, dass es einer von uns war?“, wollte Shigeru grummelnd wissen. „Jetzt hör mal auf damit! Wir sind…waren seine besten Freunde, warum sollten ausgerechnet wir so etwas machen? Wir haben keinen Grund dafür.“ „Den Grund müssen wir noch heraus finden. Aber solange Sie zu den Tatverdächtigen gehören, sollten Sie sich nicht vom Tatort fort bewegen“, sprach Conan leise. Mitsuhiko nickte. „Eigentlich können wir doch sicher sein, dass Sie es sind“, mischte er sich ein und blickte auf Shigeru. „Sie waren die ganze Zeit über ruhig und selbst als ihr Freund keine Luft bekam, saßen sie nur da.“ „Was? Nein, das kann nicht sein…Shigeru würde nie so etwas machen. Wir sind doch Freunde. Hört auf mit euren Anschuldigungen. Auch wenn ihr Kinder seid, so etwas geht zu weit. Wir könnten euch dafür anklagen.“ „Noch ist überhaupt nicht gesagt, wer es war“, warf Ai ein. „Es könnte durchaus möglich sein, dass er es nicht wahr.“ „Aber das hieße dann ja, dass Fräulein Sakura die Täterin wäre“, meinte Ayumi. „Wie sollte sie das gemacht haben? Sie war doch die ganze Zeit über mit uns in der Toilette und hat gar nicht mitbekommen, was hier oben vor sich ging.“ „Es war aber keiner von uns“, entgegnete Sakura. „Was, wenn es der Kellner war? Wir sind hier jedes Mal, irgendjemand könnte ihn nicht gemocht haben.“ „Das wäre auch möglich“, nickte Conan. „Deswegen darf auch keiner diesen Ort verlassen.“ „Das ist doch schwachsinnig. Ich warte jetzt auf die Polizei, die wird schon wissen, was zu tun ist“, sprach Sakura ruhig. „Das können Sie gerne machen. Aber wir sind auch nicht schlecht“, meinte Genta. „Genau. Wir sind nämlich Detektive und haben schon den einen oder anderen Fall gelöst“, fügte Mitsuhiko an. „Detektive?“ Shigeru hob skeptisch die Augenbraue. „Ja, wir sind die Detective Boys“, nickte Ayumi. „Noch nie davon gehört.“ „Das macht nichts. Sie werden uns nun bei der Arbeit erleben“, sprach Mitsuhiko. „Also was haben? Einen Toten, zwei Verdächtige. Die Mordwaffe könnte das Desinfektionsmittel sein.“ Conan nickte. „Inspektor Megure muss das lediglich bestätigen.“ Ran wartete draußen. Das Mädchen wurde unruhig. So fing es damals auch an. Und dann war Shinichi weg. Sie war besorgt. Würde nun das gleiche auch mit Conan passieren? Aber wenigstens verhielt sich der Grundschüler nicht paranoid und redete über andere mögliche Verdächtige. Die Sirenen der Polizei kamen immer näher, bis sie erloschen. Ran wartete immer noch und dann erblickte sie Inspektor Megure und Takagi von Weitem. Ein kleines Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. „Danke, dass Sie so schnell gekommen sind.“ „Bei einem Mord sind wir immer so schnell wie es geht vor Ort“, nickte Takagi. „Da drinnen?“ Ran nickte und ging vor. „Conan? Der Inspektor ist da.“ „Hallo, Inspektor Megure.“ „Hallo. Inspektor“, kam es dann auch von den anderen Kindern. „Na sowas…ihr seid ja auch wieder da“, lächelte Takagi. „Man könnte ja schon fast meinen, dass ihr das alles immer magisch anzieht.“ „Was soll denn das heißen?“, wollte Genta wissen. „Wir sind doch nicht daran schuld, dass so etwas Passiert“, fügte Mitsuhiko an. „So war das ja auch nicht gemeint.“ „Wir sind so eine Art Unglücksboten“, entgegnete Ai gelassen. „Wahrscheinlich fragen Sie schon am Telefon ob wir auch vor Ort sind.“ „Bisher noch nicht“, murmelte Takagi und kratzte sich die Wange. „Was ist bisher passiert?“, wollte Megure von Conan wissen. „Wir haben die drei Personen im Tropical Land kennen gelernt. Nachdem wir schon mit einigen Attraktionen fuhren, trafen wir uns erneut wieder und kamen zusammen zum Essen hier her. Kurz nachdem wir uns setzten, gingen die Frau, Ran, Ayumi und Ai auf die Toilette. In der Zwischenzeit begann das Opfer zu schwitzen und bekam keine Luft mehr. Er fiel von seinem Stuhl. Wir begannen sofort mit den Erste Hilfe-Maßnahmen, doch es war vergebens“, erzählte Conan. „Haben Sie das notiert, Takagi?“ Der Angesprochene nickte. „Können wir schon ahnen, was die Todesursache war?“ „Ich glaube, dass es dieses Desinfektionsmittel war“, sprach Conan und wies auf den Tisch. „Wie kommst du ausgerechnet darauf?“ „Das Opfer hatte einen Reinlichkeitstick. Wir haben es mehrfach mitbekommen. Sobald er eine andere Person oder einen Gegenstand berührte, reinigte er sich damit die Hände“, antwortete Conan. „Verstehe“, murmelte Takagi. „Können das alle bestätigen?“ Die Gruppe nickte. „Souta hatte diesen Tick schon seit dem Studium“, sprach Sakura. „Und Sie sind?“ „Sakura Mitsumotu, ich bin die beste Freundin von Souta.“ Takagi nickte. „Ich verstehe.“ Dann wandte er sich an den anderen Mann. „Und Sie sind?“ „Shigeru Akita.“ „Gut, wir schicken das Mittel sofort zur Gerichtsmedizin“, entgegnete Megure und wies einen Polizisten dafür an. Conan blickte sich nachdenklich um. Dann ging er einige Schritte und stellte sich den Tathergang noch einmal genauestens vor. „Er war es“, entgegnete Mitsuhiko und zeigte mit dem Zeigefinger auf Shigeru. „Was? Wie kommst du darauf?“ Der Mann grummelte. „Mitsuhiko…du kannst doch nicht einfach so Behauptungen aufstellen“, warf Megure ein. „Hast du irgendwelche Beweise dafür?“ „Er hat sich schon die ganze Zeit über so komisch verhalten“, fing der Junge an. „In wie fern komisch?“ „Die ganze Zeit über war er ruhig und kaum, dass er etwas sagte, fing er an mürrisch zu sein und schaute uns böse an. Als wir dann hier her kamen, waren er, das Opfer und wir die einzigen, die am Tisch saßen. Er sagte kein Wort und saß einfach nur schweigend da. Außerdem blieb er seelenruhig sitzen, als es dem Opfer schlecht ging.“ „Ist das wahr?“, wollte der Inspektor wissen. Shigeru nickte. „Das ist aber nicht so, wie Sie denken. Souta ist schon immer ein kleiner Spaßvogel gewesen. Als er anfing zu husten und keine Luft mehr bekam, nahm ich an, er würde wieder einen seiner Scherze mit uns treiben. Deswegen habe ich nichts gemacht. Erst als er auf dem Boden lag und sich windete, bin ich von meinem Stuhl aufgesprungen und hab versucht ihm zu helfen“, erklärte dieser. „Das kann ich bezeugen, Herr Inspektor“, nickte Conan. „Er hat die ganze Zeit über eine Herzdruckmassage versucht. Doch es war schon zu spät“, seufzte er anschließend. „Und was war mit der Frau?“ „Ich war zusammen mit Ran, Ayumi und Ai unten in der Toilette.“ „Sie alle zusammen?“ Sakura nickte. „Sie wissen doch, Frauen verlassen immer zusammen den Tisch um sich frisch zu machen. Wir alle fuhren vorher mit der Wasserbahn, daher habe ich mir auch nichts dabei gedacht, nach unten zu gehen.“ „Das kann ich bestätigen“, sprach Ran. „Wir haben uns unten auch ein wenig unterhalten. Sie kann es nicht gewesen sein“, fügte Ran an. „Und als wir nach oben kamen und sie entdeckte, was los ist, lief sie sofort auf Souta zu und wollte ebenfalls Erste-Hilfe leisten“, meinte Ayumi. „Verstehe…“, murmelte Takagi und machte sich weitere Notizen. „Kommen sonst noch Verdächtige in Frage?“ „Natürlich“, entgegnete Sakura. „Hören Sie auf, immer nur uns zu sehen. Es könnte auch der Kellner gewesen sein.“ „Wie kommen Sie auf den Kellner?“, wollte Megure von ihr wissen. „Shigeru, Souta und ich, wir kommen alle zwei Monate hier her und meistens essen wir in diesem Restaurant.“ „Hmm…verstehe. Dann müssen die Kellner bitte auch bleiben. Wer war für diesen Tisch zuständig?“ „Das war ich.“ Kenji Wikarashi trat nach vorne. „Ich wies den Personen den Tisch zu. Danach holte ich die Karten. Als ich zurück kam, waren die weiblichen Personen nicht mehr am Tisch, also gab ich den Herren die Karten und nahm die Getränkebestellungen auf.“ „Und was ist dann passiert?“ „Ich war gerade an der Bar und gab die Bestellungen heraus. Da wir nicht viele Gäste hatten, wartete ich dort. Ich hörte nur noch wie Stühle zu Boden fielen…“ „Dann waren Sie also gar nicht vor Ort, als der Mann starb?“ „Nein“, schüttelte er den Kopf. „Ich lief nach hinten an unseren Erste-Hilfe-Kasten und wollte die Sachen holen. Ich wusste ja nicht, was der Mann hatte.“ „Haben Sie die Leute schon öfters hier her kommen gesehen?“ Kenji nickte. „Ja, sie sind hin und wieder hier.“ „Bedienen Sie sie dann immer?“ „Nein“, schüttelte er den Kopf. „Es ist immer der Kellner, der gerade keine anderen Gäste bewirtschaftet.“ „Haben Sie das Opfer irgendwie berührt?“, wollte Conan wissen. „Eh? Was?“ „Haben Sie das Opfer an der Hand berührt, als Sie ihm die Karte gaben?“ „Nein.“ „Verstehe“, murmelte der Geschrumpfte. „Wieso wolltest du das wissen?“ „Das Opfer hat einen Reinlichtkeitstick, aber als er die Karte bekam, desinfizierte er sich nicht die Hände“, sprach der Kleine. „Weil er die Karte noch durchsehen musste“, warf Shigeru ein. „Hmm?“ „Das macht er immer so. Er desinfiziert sich die Hände nur dann, wenn er den Fremdkörper nicht mehr anfassen muss.“ „Das stimmt. Da er die Karte noch durchsehen musste, hat er sich die Hände nicht desinfiziert. Sie sollten sich die Karte vielleicht näher angucken“, meinte Sakura. „Wollen Sie damit sagen, dass ich die Karte manipuliert habe?“, wollte Kenji wissen. „Woher soll ich das wissen? Ich will nur, dass Souta in Frieden Ruhen kann.“ Conan blickte sich erneut um. Er ging noch einmal an den Tisch und setzte sich auf seinen Platz. Erneut ging er noch einmal alles durch, was sich abspielte. „Conan?“ Der geschrumpfte Oberschüler blickte nach oben. „Ja, Ran?“ „Woran denkst du gerade?“, wollte sie von ihm wissen. „Ich überlege einfach nur.“ „Hast du schon eine Idee?“, fragte sie nach. Der Grundschüler schüttelte den Kopf. „Ich brauch noch ein paar Ideen.“ Ran lächelte und strich ihm über die Haare. „Vielleicht gibt es hier auch nichts, was du lösen könntest. Es könnte doch auch wirklich ein Unfall gewesen sein oder eine allergische Reaktion.“ Conan schüttelte den Kopf. „Seine Freunde wissen, worauf er allergisch ist. Sie hätten sicher dafür gesorgt, dass er mit nichts davon in Kontakt kommt, deswegen muss es Mord gewesen sein. Und einer von Beiden war es“, murmelte der Kleine nachdenklich. „Ich kann mir das nicht vorstellen. Sakura ist richtig nett. Unten hat sie mir über ihre Beziehung mit Shigeru erzählt. Und guck doch wie sie und Souta sich verstanden. Sie sind Freunde, deswegen denke ich nicht, dass sie es war. Außerdem wie sollte sie es gemacht haben? Sie war kein einziges Mal alleine mit ihm. Und als es passierte, war sie unten mit uns.“ Der Junge nickte. „Und für Shigeru wäre es viel zu offensichtlich. Das meiste spricht gegen ihn…zu auffällig“, murmelte Conan und sah sie an. „Du sag mal, Ran, als ihr unten wart, hat sie sich irgendwie merkwürdig verhalten oder war kurz weg?“ Ran schüttelte den Kopf. „Nein, sie war wie immer und die ganze Zeit bei uns. Hätte sie uns die Toiletten nicht gezeigt, hätten wir es bis nach unten sicher nicht geschafft“, sprach Ran. „So viele Gänge und auch noch keine Beleuchtung.“ Conan schmunzelte dabei. „Ich verstehe…danke, Ran“, sprach er. Der Kleine stand von seinem Platz auf und ging zurück zum Inspektor. „Wie lange müssen wir hier denn noch rum sitzen, Herr Inspektor?“, wollte Sakura wissen. Souta wurde bereits mitgenommen und seine Obduktion durchgeführt. „Bitte gedulden Sie sich noch einen Moment“, sprach Megure. Shigeru seufzte leise auf. „Von mir aus.“ „Aber Sie können uns doch nicht die ganze Zeit über festhalten“, warf die junge Frau ein. „Doch das können wir“, entgegnete Takagi. „Momentan ist noch nicht die genaue Todesursache geklärt. Sie müssen verstehen, dass wir Sie solange hier behalten dürfen.“ „Lass sein, Sakura und warte“, wies Shigeru sie an. „Aber…“, die junge Frau seufzte und setzte sich wieder auf ihren Platz. „Inspektor Megure?“ Der Polizist blickte nach unten. „Was gibt es, Conan? Hast du einen Hinweis für uns oder ist dir irgendwas eingefallen?“ Der Grundschüler schüttelte den Kopf. Noch wollte er seine Ergebnisse nicht präsentieren. „Wissen Sie schon, was die Todesursache war?“ „Noch nicht“, sprach Megure. „Inspektor!“ „Was gibt es, Takagi?“ „Wir wissen nun, was die Todesursache war.“ „Sprechen Sie“, wies Megure den Jüngeren an. „Im Körper des Opfers wurde eine hohe Dosis an Chlorphacinon gefunden.“ „Chlor…phaci…non?“ Takagi nickte. „Das Desinfektionsmittel bestand ebenfalls daraus. Es wurde mit Ethanol verdünnt.“ „Dann war das Opfer gegen Chlorphacinon allergisch?“, wollte Megure wissen. Takagi schüttelte den Kopf. „Chlorphacinon wird nicht als Desinfektionsmittel verwendet. Eigentlich ist es gar nicht für den Kontakt am Menschen zugelassen“, sprach er. „Inspektor?“, fragte Ayumi. „Was ist Chlorphacinon?“ „Eh? Gute Frage. Takagi!?“ „Das ist ein Rodentizid.“ Sofort blickte die Gruppe zu Shigeru. „Aha! Dann waren Sie es also doch“, sprach Mitsuhiko. „Wartet mal. Was ist ein Rodentizid?“, wollte Genta wissen. „Rodentizide sind chemische Mittel, die zur Bekämpfung von Nagetieren verwendet werden. Meistens werden sie zur Herstellung von Fraßködern oder zur Begasung von Lagerräumen, Kellerräumen oder leer stehenden Gebäude verwendet. Soweit ich weiß, werden Fraßköder nicht mehr so oft verwendet, da die Ratten dieses nicht mehr Fressen, wenn eines ihrer Artgenossen danebenliegt“, erzählte Ai. „Rodentizide wirken hauptsächlich als Gerinnungshemmer. Der Wirkstoff heftet sich an ein Enzym im Körper der Ratte oder in dem Fall des Menschen. Dabei blockieren sie eine Anlaufstelle für das Vitamin K. Vitamin K ist wie A, E und D ein fettlösliches Vitamin. Über einen gesonderten Mechanismus werden Gerinnungsfaktoren und gerinnungshemmende Faktoren aktiviert. Dies führt dazu, dass die Blutgerinnung reguliert wird. Da nun durch das Rodentizid diese Wirkung ausgesetzt wird, ist natürlich auch die Struktur gestört. Zur Blutgerinnung wird Calcium benötigt, welches dann nicht mehr an die Struktur gebunden werden kann. Dann ist es aus mit der Maus“, fügte Ai hinzu. „Wow, Ai, dass du das weißt…“, murmelte Ayumi. „Eh? Das hab ich irgendwann mal gelesen“, entgegnete das Mädchen. „Das bedeutet also, dass jemand das Desinfektionsmittel mit einem Rattengift ausgetauscht hat“, sprach Megure. „Ja“, nickte Conan. „Und dafür gibt es nur drei Menschen.“ „Drei?“ Der Grundschüler nickte erneut. „Das Opfer selber, oder seine beide Freunde.“ „Moment!“, warf Sakura ein. „Wir waren es nicht. Du kannst nicht solche Behauptungen aufstellen, wenn du sie nicht beweisen kannst.“ Sie wandte sich an Shigeru. „Shigeru! Jetzt sag doch auch Mal was.“ Der Angesprochene blickte zur Seite. „Shigeru!“ „Ha!“, gab Mitsuhiko von sich. „Ich wusste doch, dass er das war.“ „Wenn das so ist…“, fing Inspektor Megure an. Sakura schluckte und sah ihren Freund an. „Ich glaube, es war Selbstmord.“ „Wie kommen Sie darauf?“, wollte Takagi wissen. „Es würde doch zusammen passen“, warf sie ein. „Er…er kann das Rattengift selber gekauft haben und…“ „Und sich damit umbringen“, murmelte Conan. Sakura nickte. „Du glaubst mir doch, oder?“ „Es wäre durchaus möglich. Die Frage wäre, wieso ausgerechnet Rattengift.“ „Vor einigen Tagen haben wir die kleine Gartenanlage von Shigerus Eltern ausgemistet“, fing Sakura an. „Dabei fanden wir mehrere Ratten und holten uns das Rattengift in der Apotheke. Wer weiß, vielleicht hat sich Souta im Nachhinein noch welches geholt.“ „Hmm…“ „Kommen Sie, wir sind unschuldig“, entgegnete die Frau. „Nun ja…da wir das nicht wirklich beweisen können“, fing Megure an. „Fragen Sie doch in der Apotheke nach. Die werden Ihnen schon sagen, dass Souta das Mittel kaufte.“ „Nicht so schnell“, kam es von Conan ruhig. „Das war definitiv kein Selbstmord“, fügte er an. „Hmm?“, Megure wandte sich an Conan. „Dann war es doch der Mann“, entgegnete Mitsuhiko. „Nein, er war es nicht.“ „Aber dann bleibt ja nur Sakura übrig“, warf Ran ein. Der Grundschüler nickte. „Sie hat ihn umgebracht.“ „Aber sie hat ein Alibi“, warf Genta ein. „Da ist sie nicht die Einzige. Unter den Umständen hat jeder ein Alibi“, meinte Conan. „Und wie soll sie das nun gemacht haben?“, wollte Takagi wissen. „Und warum half sie bei den Rettungsmaßnahmen?“ „Wahrscheinlich war sein Tod nicht geplant und sie wollte ihn nur erschrecken, doch dann geriet alles aus dem Ruder. Ich werde es Ihnen von Anfang an erklären. Souta, Sakura und Shigeru sind bereits miteinander befreundet, seit sie zusammen in die Schule gingen. Sie kennen sich sehr gut, so wissen sie bestimmt einige Geheimnisse, die sonst keiner weiß“, sprach er ruhig. „Ich versteh nicht, was das damit zu tun haben soll“, entgegnete Sakura. „Wolltest du nicht erzählen, warum ich es angeblich gewesen sein soll?“ „Dazu komme ich noch“, sprach Conan. „Sie wussten ganz genau, dass er sich mehrmals die Hände mit dem Desinfektionsmittel desinfiziert. Sie hatten bei der Aufräumaktion genügend Möglichkeit um sich das Rattengift unter den Nagel zu reißen, oder gar Neues zu kaufen. Zum Glück gibt es in jeder Apotheke. Dann mussten sie es nur noch verdünnen und sein Spray auswechseln. Glauben Sie mir, das geht einfach, wenn man bei seinem Freund ein- und ausgehen kann, ohne dass er Verdacht schöpft. Bevor ein Rodentizid wirken kann, dauert es eine Weile. Meistens setzt die erste Wirkung nach sechs Stunden ein und erreicht ihr Maximum bei 48 Stunden. Demnach muss das Desinfektionsmittel schon länger vertauscht worden sein. Ein weiterer Punkt ist natürlich die Tatsache, dass er dauerhaft eine dermale Aufnahme, die Toxizität erhöht. Und wenn wir uns einmal erinnern, dann ist dieser Ort am besten dafür geeignet. Hier käme er mit mehreren Keimen in Berührung.“ „Ja und?“ „Natürlich ist das kein Beweis, aber wissen Sie, was ich merkwürdig fand? Als Ayumi nachfragte, ob sie auch etwas von dem Mittel bekommen kann, hatte ihr Freund nicht darauf reagiert. Ihm war es egal. Und ich glaube nicht, dass er ein Kind mit so viel Gift in Kontakt kommen lassen würde. Sie hingegen haben sofort gehandelt und schlugen vor, dass man die Toilette aufsuchen kann. Ich frage mich, warum?“, wollte Conan wissen. „Ist das wahr?“, fragte Megure nach. „Ich wollte nur nett sein…“ „Aber es wäre doch viel schneller, wenn sie kurz das Desinfektionsmittel bekäme. Bei dem guten Wetter konnte sie es an der Luft einwirken lassen, aber das wollten Sie bestimmt nicht. Aus dem Grund mussten Sie es verhindern. Natürlich gab Ihnen das ein Alibi, da Sie dann mit den Anderen unten waren. Und weil Sie sowieso nicht wussten, wann die komplette Wirkung eintrat, waren Sie überrascht. Hab ich Recht?“ Sakura schluckte. „Ich bin mir sicher, Ihr Freund hat das auch geschlussfolgert und deswegen bei den Vorwürfen nichts gesagt. Er wollte die Schuld auf sich nehmen, nur um Sie zu retten.“ „Stimmt das?“, wollte Takagi wissen. Shigeru schwieg erneut. „Wirklich?“ Sofort legte Sakura ihre Hände über den Mund und wollte so tun, als hätte sie überhaupt nichts gesagt. „Welches Motiv hatten Sie?“, fragte Conan nach. Sakura blickte auf den Boden. „Es fing an…als ich mit Shigeru zusammen kam. Es war mitten in dem Semester. Am Anfang hatten wir Angst, dass unsere Freundschaft darunter leiden würde, also hielten wir es in den ersten zwei Wochen noch geheim. Dann aber entschieden wir uns dafür, offen damit umzugehen. Souta freute sich für uns und unsere ganzen Sorgen waren vorbei“, erzählte sie. „Es ging drei Jahre gut und dann…“ „Was ist dann passiert?“ „Wir lebten uns auseinander und hatten andere Pläne für die Zukunft. Ich wollte Reisen, Sakura wollte Kinder, Heiraten und das ganze langweilige Eheleben…“ Die junge Frau nickte. „Ich wusste aber, dass ich warten könnte…zumindest noch ein paar Jahre. Das war für mich nicht das Problem“, murmelte sie. „Aber meins. Ich wollte nicht nur Reisen. Ich wollte ins Ausland gehen, da dort die Chancen besser sind. Sakura wollte wegen ihrer Familie, ihrer Freunde und ihres Jobs in Japan bleiben.“ „Ich versteh nicht, was das mit Ihrem Motiv zu tun hat“, warf Takagi ein. „Nachdem Shigeru und ich getrennt waren, versuchten wir die Freundschaft weiter laufen zu lassen. Wir verbrachten immer noch viel Zeit miteinander und irgendwann klappte es auch. Sehen Sie uns doch mal an, wir verstehen uns sehr gut und dass, ohne eine Beziehung zu haben. Aber dann…es war nach einer Firmenfeier, zu der ich die Beiden einlud. Shigeru musste früh nach Hause gehen, aber Souta feierte mit mir. Ich genoss die Zeit mit ihm. Er war immer so fröhlich und konnte sich selbst über Kleinigkeiten freuen. Irgendwann fühlte ich mich zu ihm hingezogen und wir…küssten uns“, murmelte sie leise. „Aber dann war er so betrunken, dass er mir erzählte…was damals passiert war.“ „Er hat Sie und Ihren Freund auseinander gebracht, hab ich Recht?“, kam es von Conan. Sakura nickte. „Was? Das stimmt doch nicht“, entgegnete Shigeru. „Doch…du weißt es nur nicht. Ich hab dir nicht erzählt“, murmelte sie. „Souta hat uns ganz gezielt auseinander gebracht. Er fing an mit Shigeru über seine Ziele zu reden und schlug ihm dann vor, nicht zu reisen.“ „Aber das war doch selber mein Wunsch.“ „Nein, das verstehst du nicht. Er hat dich so bearbeitet, dass du das toll fandest. Die ganzen Geschichten über seine Arbeitskollegen, die ihr Glück im Ausland fanden, waren gelogen. Alle Bilder, die er dir zeigte, waren gefälscht“, entgegnete sie. „Die ganzen Angebote, die du aus dem Ausland erhalten hast, die hat er eingefädelt. Wäre er nicht gewesen, wäre alles anders gelaufen. Das hat er mir ins Gesicht gesagt. Er wollte dich los werden, weil er genau wusste, dass ich nicht mit kommen würde.“ „Aber…wieso sollte er das machen?“, wollte Shigeru wissen. „Das passt doch nicht zu ihm.“ „Zur gleichen Zeit fing er an mich zu fragen, ob ich schon über Nachwuchs nachgedacht hab. Dadurch fing es überhaupt erst an, dass ich mich dafür interessierte. Und als wir dann getrennt waren, konnte er versuchen meine Gunst zu gewinnen. Er hat für mich mehr empfunden und kam nicht damit klar, dass er nur mein bester Freund“, schluchzte sie. „Oh.“ „Keiner weiß, wie es für mich war, als er mir das betrunken gestand. Er lachte sogar, weil wir so berechenbar waren und es einfach gewesen ist. Ich konnte ihm das nicht verzeihen.“ „Und da fassten Sie den Plan…Sie wollten es ihm heimzahlen“, sprach Conan. Sakura nickte. „Er sollte doch nicht sterben. Ich wollte nur, dass er Atemnot hat und merkt, wie es ist, wenn sich die Brust zu schnürt und er nicht mehr atmen kann. So ging es mir damals auch. Ich wollte dann, wenn er im Krankenhaus wäre, mit der Wahrheit heraus rücken. Ich wollte ihn wirklich nicht umbringen. Es sollte nur eine Warnung sein.“ Ran musste schlucken. Die junge Frau, die sogar zu einem Vorbild wurde, war nun die Täterin. Und das wegen der Liebe. Sie konnte den Schmerz nicht überwinden und wollte Rachen, dabei gab es eine Möglichkeit, um die Sache ohne einen Toten zu beenden. Sie hätte doch nur reden müssen. Das Mädchen blickte auf die Seite. Sie wurde traurig und es war nicht einmal das erste Mal, dass ihr ein Fall so Nahe ging. Auch Conan war von dem Fall berührt. „Ich glaube es Ihnen sogar. Nur leider führte es zu einem Mord und dieser kann und darf nicht unbestraft bleiben. So ist unser Rechtssystem.“ Megure nickte. „Da hat der Kleine recht“, sprach dieser und blickte zu Takagi. „Führen Sie sie ab.“ „Sie haben das Recht einen Anwalt zu kontaktieren“, entgegnete Takagi und nahm die Handschellen heraus. Sakura sprang auf. „Nein…“, meinte sie. Sie schüttelte den Kopf. „Ich…Sie dürfen mich nicht verhaften.“ „Ich weiß, es ist schwer für Sie, aber Sie haben keine andere Wahl, Sakura“, sprach Conan ruhig. „Wenn Sie mit der Polizei kooperieren, könnten Sie mildernde Umstände erwirken.“ Sakura schüttelte den Kopf. „Ich geh nicht ins Gefängnis“, sagte sie und lief los. „Tun Sie das nicht“, rief ihr Conan entgegen. Es würde alles verschlimmern. Conan stellte sich ihr in den Weg. Obwohl sie einen Mord beging, schätzte er sie als eine gute Person ein. Sie würde nicht wollen, dass ein Kind verletzt wurde, weswegen sie auch Ayumi vor dem Gift schützte. Doch Conan irrte sich. In ihrer Angst lief Sakura ihn um, wurde aber kurz darauf von den Polizisten festgehalten. Sie schluchzte und weinte. „Oh man…“, murmelte Mitsuhiko. „Was für eine Geschichte“, kam es von Genta. Ayumi schluchzte. „Das ist gemein…“, wisperte sie leise. „Ach Ayumi. Sei nicht traurig…“, versuchte Mitsuhiko sie zu beruhigen. „Nicht schlecht gelöst, Conan“, gab Ai von sich. Sie verengte die Augen und sah sich um. „Ran!“ Das Mädchen reagierte sofort. Sie lief zu Conan hin, der am Boden lag und sich nicht rührte. Sofort kniete sie sich hin und überprüfte seine Atmung, indem sie ihr Gesicht an seinen Mund hielt. „Conan?“, sprach sie ihn dann an. Von Conan kam keine Reaktion. Professor Agasa blickte zu den Polizisten. „Wir brauchen einen Arzt.“ „Natürlich“, nickte Takagi und wies einen Polizisten an. „Conan“, wisperte Ran ein weiteres Mal. Sie rüttelte ihn. „Mach die Augen auf…Conan bitte…“ Ai schüttelte den Kopf. „Du darfst ihn nicht bewegen!“ ________________________ So, nun wisst ihr, wer der Täter bzw. die Täterin war. Und hättet ihr es gedacht? Wahrscheinlich. Es war ja auch nicht so schwer. Shigeru war als Täter viel zu offensichtlich, deswegen konnte es ja niemand anderes sein. So damit sind wir auch schon am Ende des dritten Kapitels und wie ihr seht, geht es immer weiter. Jetzt ist sogar Conan verletzt. Und was denkt ihr, was könnte noch passieren? Als kleinen Hinweis kann ich nur sagen, dass es »noch« nichts mit der Organisation zu tun hat. Natürlich kommen sie vor, aber nicht im nächsten Kapitel. Also dann…wir sehen uns in Kapitel 4. Kapitel 4: Amnesie ------------------ Hallöchen, nun sind wir schon bei Kapitel vier und das wird erst der Auftakt der Geschichte sein. Wahrscheinlich könnt ihr, anhand des Titels und der Kapitelbeschreibung, erahnen, was nun passiert. Nun ja, ich möchte euch ja nicht weiter warten lassen. Viel Spaß beim lesen ____________________ Kapitel 4: Amnesie Conan lag auf dem kalten Boden. Er rührte sich nicht mehr – atmete aber noch. Ran kniete über ihm und versuchte alles damit er aufwachte. Sie rüttelte ihn sogar, doch das wurde ihr von Ai verboten. Ran blickte zu dem Mädchen. „Wir wissen nicht, was mit ihm passiert ist. Wenn er schwerer verletzt ist, könnte jede kleine Bewegung schädigend sein. Es ist besser, wenn du auf den Arzt wartest.“ Ran schluckte hart, nickte dann aber. Sie ließ von Conan ab, beobachtete ihn aber immer noch. „Conan…“, murmelte Ran leise. „Ran?“ Ran blickte nach oben zu Ai. „Du solltest nun lieber zur Seite gehen. Der Arzt ist da.“ Das Mädchen nickte und robbte langsam zur Seite. Immer noch blickte sie auf Conan. Zusammen mit seiner Tasche ging der Arzt auf die Knie. Er nahm eine kleine Taschenlampe heraus und öffnete die Augenlider. Mit dem Licht der Taschenlampe überprüfte er die Pupillenreaktion. „Kann mir einer von Ihnen den genauen Tathergang beschreiben?“, wollte der Arzt wissen. „Conan hat sich…der Täterin in den Weg gestellt...als sie fliehen wollte“, schluchzte Ran. „Dann stieß sie ihn zur Seite…und er lag auf dem Boden.“ „Ich verstehe“, nickte der Arzt. Langsam hob er Conans Oberkörper hoch. „Der Junge muss dringend ins Krankenhaus.“ Ran schluckte. „Ist es so schlimm?“, wollte sie wissen. „Das kann ich noch nicht genau sagen. Der Junge ist bereits seit einer Weile bewusstlos und besitzt eine blutende Wunde am Hinterkopf. Ich möchte das im Krankenhaus lieber überprüfen lassen.“ „Kann ich mit ihm fahren?“, fragte das Mädchen leise. Der Arzt nickte. „Legen Sie den Jungen auf die Trage und melden Sie uns im Krankenhaus an.“ Agasa stand mit den Kindern draußen und wartete. Mitsuhiko ging ein wenig umher, während sich Ayumi an Ais Arm festhielt. „Armer Conan“, wisperte sie leise. „Er wird wieder gesund“, entgegnete Ai ruhig. „Aber er sah so…leblos aus…“, warf sie ein. „Ayumi, mach dir keine Sorgen um ihn. Conan ist zäh“, meinte Mitsuhiko. „Conan steht das schon durch. Es war nur ein unglücklicher Sturz“, meinte Haibara darauf. Sie klang gleichgültig, doch in Wahrheit machte auch sie sich Sorgen. Ran lief neben der Trage entlang. Immer wieder blickte sie auf den Jungen. Noch immer lag er regungslos da. Das Mädchen schluckte. Wieder verlor sie jemanden im Tropical Land. Natürlich legte er noch, doch sie hatte das Gefühl, als wäre ein Teil von ihm verschwunden. „Ran!“ Sie blickte sich kurz zum Professor um. „Was ist mit ihm?“, wollte dieser wissen. „Er hat eine Platzwunde am Hinterkopf…er wird jetzt ins Krankenhaus gebracht.“ „Wir kommen mit“, sagte Ayumi sofort. „Nein“, fing Ai an. „Professor Agasa fährt uns nach Hause. Wenn sich Conans Zustand verändert, ruf uns bitte an, Ran.“ „Aber Ai…“ „Glaubt mir, es ist besser so. Sie werden am Anfang sowieso keinen außer Ran und ihren Vater zu ihm lassen. Wir müssen solange warten, bis sein Zustand stabil ist.“ „Ai hat Recht“, nickte der Professor. „Ich fahr euch nach Hause und wenn sich Ran bei mir meldet, ruf ich euch an.“ „Machen Sie das wirklich, Professor?“ Der Gefragte nickte. „Versprochen.“ „Gut…bis dann…“, murmelte Ran und stieg in den Krankenwagen. Im Wohnzimmer des Professors ging Ai auf und ab. „Ai, jetzt setz dich doch“, bat der Professor. Im Vergleich zu ihr war er viel ruhiger und saß auf dem Sofa, wo er eine Zeitschrift über die neusten Erfindungen las. „Ich kann mich nicht konzentrieren…“ Ai seufzte leise auf. „Nach dem Tod meiner Schwester wollte ich nicht mehr so verletzlich sein. Und jetzt wo er im Krankenhaus ist und wir nicht wissen, was los ist, kann ich meine Gedanken nicht mehr abstellen.“ „Ich kann dich verstehen. Ich kann meine Sorgen um ihn auch nicht so einfach abstellen“, sprach Agasa. „Aber wir haben keine andere Wahl.“ „Das weiß ich“, nickte sie. „Wenn Conan wieder aufwacht, wird uns Ran anrufen. Wissen Sie, ich hab über das nachgedacht, was die Polizei sagte.“ „Was meinst du?“, wollte der Professor wissen und legte die Zeitschrift zur Seite. Ai setzte sich zu ihm und nahm diese in die Hand. Sie blätterte in dieser herum. „Conan zieht Unglück an wie Licht die Fliegen. Egal wann man mit ihm unterwegs ist, es passiert ein Mord. Eigentlich sollte ich es besser wissen und mich von ihm fernhalten.“ „Das kannst du nicht machen, Ai. Du hockst schon sonst den ganzen Tag zu Hause rum. Du musst wenigstens hin und wieder nach draußen gehen. Und wenn du es schon nicht für dich tust, dann tu das bitte für mich.“ Ai seufzte leise auf. „Sie wissen, dass ich Ihnen nichts abschlagen kann.“ „Das hab ich gehofft“, schmunzelte der Professor. Ran ging im Krankenhaus hin und her. Mindestens zwanzig Mal blieb sie am gleichen Ende stehen, ehe sie wieder vor das Untersuchungszimmer ging. Sie wurde nervös, da sie bereits über einer Stunde hier war und keiner irgendwas Sagen wollte. Am liebsten hätte sie nun mit Shinichi gesprochen, aber immer wenn sie es auf seinem Handy versuchte, nahm keiner ab. Das Mädchen war fertig. „Paps! Da bist du ja endlich“, raunte sie ihn an. „Wieso hast du so lange hier her gebraucht?“, wollte sie dann wissen. „Eh…Du hast mich doch erst vorhin angerufen“, gab er von sich. „Außerdem hatte ich einen Klienten und der ist doch wohl wichtiger…“ „Ein Klient? Dir ist ein Klient wichtiger als das Leben von Conan?“, unterbrach sie ihn. „Ran, jetzt beruhige dich doch einmal“, begann der Meisterdetektiv und hob beschwichtigend die Hände. „Paps!“ Die Tür des Untersuchungszimmers wurde geöffnet. Sofort trat der Arzt heraus. „Wie geht es ihm? Kann ich zu ihm?“, wollte Ran sofort wissen. „Bitte beruhigen Sie sich“, fing der Arzt an. „Dem Jungen geht es soweit den Umständen entsprechend. Bislang ist er noch nicht zu Bewusstsein gekommen, aber darum kümmert sich gleich eine Schwester. Was seine Verletzung angeht. Er ist womöglich mit dem Kopf gegen eine Tischkante gestoßen und hat sich nur eine leichte Blutung zugezogen. Wir haben die Wunde bereits vernäht. Ich schaue mir gleich die Ergebnisse des MRT’s an.“ „MRT?“ „MRT steht für Magnetresonanztomographie. Es ist ein bildgebendes Verfahren mit dem wir die Strukturen und Funktionen von Gewebe und Organen im Körper sehen können. Dabei erhalten wir Bilder und können daran Veränderungen erkennen. Machen Sie sich keine Sorgen. Eine MRT ist kein großer Eingriff. Der Junge bekam lediglich ein Kontrastmittel injiziert und wurde dann in eine sogenannte Röhre gebracht. Der Rest geschah mit einem Mausklick“, erklärte er. Ran nickte. „Hoffentlich sieht es gut aus.“ „Machen Sie sich keine Sorgen. Aus unseren Erfahrungen wissen wir, dass außer Kopfschmerzen nicht viel übrig bleibt.“ „Danke, Doktor. Können wir ihn nach Hause nehmen?“, fragte das Mädchen lassen. „Das kann ich Ihnen erst dann sagen, wenn ich mir das MRT angesehen habe. Prinzipiell würde ich ihn gerne noch heute hier behalten.“ „Muss das sein?“, wollte das Mädchen wissen. Der Arzt nickte. „Durch den Sturz hat er sich höchstwahrscheinlich eine Gehirnerschütterung zugezogen, wir müssen die Symptome abwarten und beobachten. Bei einem Erwachsenen würde ich sagen, dass es reicht, wenn Sie ihn zu Hause beobachten, aber bei einem Kind ist es mir lieber, wenn er wenigstens eine Nacht bleibt.“ „Ich verstehe. Natürlich bleibt er dann hier“, nickte Ran. „Dürfen wir wenigstens bei ihm bleiben?“ „Natürlich. Das sollte kein Problem sein. Kinder, die nach einem solchen Sturz aufwachen, sind immer für eine Weile orientierungslos. Wenn es Eltern und Geschwister sieht, geht es einem immer besser.“ „Vielen Dank. Sie wissen ja nicht, wie viel uns das bedeutet. Nicht wahr Paps?“ Der Angesprochene nickte und ging an die Tür. „Dann sehen wir mal nach dem Lümmel.“ „Paps!“, mahnte ihn Ran. „Sprich nicht so über Conan, er ist ernsthaft verletzt.“ „Tut mir leid, Ran“, murmelte dieser und trat in das Zimmer ein. Ran folgte ihm. Sie sah Conan, der ruhig im Bett lag und langsam seine Augen öffnete. Das Mädchen war erleichtert. Es ging ihm gut. Und der Arzt stellte auch eine gute Prognose. Sie lächelte leicht und blickte auf die Krankenschwester. „Wie geht es ihm?“, wollte sie leise wissen. Die junge Frau legte Conans Kopf langsam auf das Kissen. „Ganz ruhig“, sprach sie zu ihm, ehe sie zu Ran sah. „Er ist gerade erst zu Bewusstsein gekommen. Zu Beginn wird er noch orientierungslos sein, aber das legt sich mit der Zeit“, erzählte sie. Ran nickte. „Das hatte uns der Arzt bereits gesagt.“ „Verstehe“, lächelte die Schwester. „Dann wissen Sie auch, dass wir mit einer Gehirnerschütterung rechnen.“ Erneut nickte das Mädchen. „Gut“, sprach sie ruhig. Sie nahm eine Taschenlampe und überprüfte die Pupillenreaktion von Conan. Es war nichts Auffälliges. „Die meisten Symptome bei einer Gehirnerschütterung sind Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Sehprobleme, Bewusstseinsstörungen, Schwindel und Reaktionsschwäche. Natürlich tritt Müdigkeit auch dann auf, wenn es keine Gehirnerschütterung ist, ebenso wie leichter Schwindel. Deswegen müssen wir auch die Symptome überwachen. Sollte Ihnen irgendwas auffallen…“ „Dann werden wir sofort nach einem Arzt rufen“, gab Ran von sich. „Wir werden Conan nicht aus den Augen lassen.“ „Sehr schön“, lächelte sie. „Der Arzt wird bestimmt in einer Stunde noch einmal vorbei schauen, ansonsten klingeln Sie einfach“, fügte sie an. Ran lächelte und setzte sich zu Conan, der nach oben an die Decke blickte. „Du bist im Krankenhaus“, sprach sie behutsam. „Ich will nach Hause“, wisperte der Kleine leise. „Das geht leider nicht. Der Arzt hat gesagt, dass du heute noch hier bleiben musst. Aber wenn alles gut geht, können wir dich morgen mitnehmen“, lächelte sie. Langsam drehte Conan seinen Kopf zu Ran. „Bist du meine Schwester?“ „Eh…“ Verdutzt blickte Ran auf ihn, anschließend zu ihrem Vater, der die Schulter zuckte. „Nein…ich bin Ran…“ „Ach so“, murmelte Conan. Ran wandte sich an ihren Vater. „Paps, geh doch bitte den Arzt holen.“ Kogoro nickte und trat aus dem Zimmer heraus. „Du?“, fragte er mit kindlicher Stimme. „Ja? Was ist denn?“ „Warum bin ich im Krankenhaus?“ „Du hattest einen kleinen Unfall und bist gegen einen Tisch gefallen. Da du bewusstlos wurdest, hab ich dich ins Krankenhaus gebracht.“ „Das versteh ich“, gab der Junge von sich. Der Arzt betrat das Zimmer und ging auf Conan zu. Er lächelte. „Schön, dass du wieder wach bist“, sprach er. Conan drehte sich um. „Ich bin müde“, murmelte er. „Ich weiß. Das ist ganz normal. Aber ich muss dich noch einmal kurz untersuchen. Meinst du, das könnten wir schnell machen?“ Conan nickte. „Muss ich die Zunge rausstrecken?“, fragte er dann. „Nein, das ist nicht nötig“, sprach er. „Kannst du dich aufsetzen?“ „Ja“, sagte der Kleine. Langsam stützte er sich mit den Armen ab und saß dann. „Sehr gut. Und jetzt folge meinem Finger.“ Conans Kopf bewegte ich nach links und dann nach rechts. „Gut gemacht“, lächelte der Arzt. „Ist dir schwindelig?“ „Nein.“ „Weißt du, wer diese beiden Personen hier sind?“ Conan schüttelte den Kopf. Dann hielt er inne. „Doch, das ist Ran“, meinte er. „Du erinnerst dich an sie?“ Erneut schüttelte der Geschrumpfte den Kopf. „Sie hat mir vorhin ihren Namen gesagt. Krieg ich deswegen jetzt Ärger.“ „Aber nicht doch“, meinte der Arzt. „Gut, du kannst dich wieder hinlegen.“ Conan nickte. „Könnte ich Sie draußen sprechen?“ „Natürlich“, gab Ran von sich und ging heraus. Sie war nervös und ihre rechte Hand zitterte. Kogoro schloss die Tür und lehnte sich gegen diese. „Der Kleine Rotzlöffel hat also wirklich alles vergessen?“ Der Arzt nickte. „So etwas ist nicht ungewöhnlich und kommt bei größeren Unfällen oft vor. Bei kleinen Kinder haben wir es selten erlebt.“ „Sie haben nicht gesagt, dass es möglich ist, dass er alles vergisst“, warf Ran ein. „Es war ein geringes Risiko. Nicht einmal 1%, deswegen schlossen wir es aus.“ „Und was…was geschieht jetzt?“, wollte das Mädchen wissen. „Heute bleibt er noch im Krankenhaus. Wenn er sich morgen gut fühlt, dann können wir ihn entlassen. Es gab keine Auffälligkeiten auf dem MRT.“ „Und was wird aus seinen Erinnerungen?“ „Die meisten Formen von Amnesie lösen sich nach einer bestimmten Zeit wieder auf. Deswegen sollten Sie sich nicht zu große Sorgen machen. Nehmen Sie ihn mit nach Hause und zeigen Sie ihm sein Leben. Natürlich sollten Sie alles ganz langsam machen. Lassen Sie ihn nicht gleich auf all seine Freunde treffen und erzählen Sie ihm nichts aus seiner Vergangenheit“, erzählte er. „Wir sollen ihm gar nichts erzählen?“, wollte Kogoro wissen und hob die Augenbraue. „Ist das nicht gerade kontraproduktiv?“ „Nein, nicht bei einem Kind. Kinder glauben das, was wir erwachsene Ihnen erzählen. Sprechen Sie mit ihm zu viel über seine Vergangenheit, glaubt er es irgendwann selber und hat das Gefühl seine Erinnerungen zurück zu haben. Doch in Wirklichkeit kam nichts“, antwortete der Arzt. „Wir werden darauf achten. Aber was machen wir, wenn seine Freunde mit ihm darüber reden wollen?“ „Sprechen Sie mit denen. Jeder wird es verstehen. Und behandeln Sie den Jungen wie sonst auch. Sie dürfen Ihn auch ruhig für etwas Bestrafen. Mit der Routine kommen irgendwann die Erinnerungen zurück.“ Ran nickte. „Danke, Doktor.“ Sie seufzte leise auf und blickte zu ihrem Vater. „Das ist schrecklich“, wisperte sie leise. „Er wird das schon durchstehen“, entgegnete Mori. „Der Kleine ist zäh.“ „Das hat Ai auch gesagt“, murmelte Ran leise. „Aber wenn er nicht einmal mehr weiß, wer er ist…“ „Denk nicht daran“, sprach ihr Vater. „Wir gehen jetzt da rein und du unterhältst du mit ihm.“ Ran nickte, doch bevor sie einen Schritt nach vorne wagte, hielt sie Inne. „Ich muss den Professor anrufen.“ Ai war beruhigt. Die junge Wissenschaftlerin blätterte in einer Zeitung, als das Telefon klingelte. Sie horchte auf und beobachtete den Professor aus dem Augenwinkel. „Ran?“ Agasa lächelte erleichtert. „Gibt es Neuigkeiten?“ Er wartete ab und ging dann mit dem Hörer in der Hand, durch das Wohnzimmer. „Conan hat keine Erinnerungen mehr“, sprach das Mädchen. „Conan hat…“, murmelte Agasa leise. „Das ist ja…“ Ran schluckte. „Der Arzt meinte, dass wir uns keine Sorgen machen sollten, aber…ich kann nicht glauben, dass er alles vergessen hat.“ „Ich hätte nie gedacht, dass so etwas Passieren könnte…er ist doch nur auf den Boden gefallen.“ „Nein“, schüttelte Ran den Kopf, auch wenn der Professor diese Handlung nicht sehen konnte. „Er stieß sich den Kopf am Tisch an. Deswegen hat er auch eine Wunde am Hinterkopf.“ „Oh.“ „Wir können nur noch abwarten. Conan soll heute noch im Krankenhaus bleiben.“ „Aber wenn er morgen schon nach Hause kann, ist das eine gute Wendung.“ „Ja…Professor? Können Sie vielleicht die Anderen anrufen und es ihnen erzählen? Ich würde jetzt gerne wieder zurück zu Conan.“ „Natürlich. Du kannst dich auf mich verlassen“, sprach der Ältere. „Ran? Das wird schon wieder. Halt die Ohren steif“, fügte er an, bevor er den Hörer weglegte. Ai legte ihre Zeitschrift auf den Tisch. Sie blickte weiterhin zu ihm. „Was hat Ran gesagt?“, wollte sie dann wissen. „Conan hat keine Erinnerungen mehr“, seufzte der Professor. „Amnesie?“ Agasa nickte. „Hmm…das ist nicht gut…“, murmelte sie leise und nachdenklich. „Ran ist auch verzweifelt, sie versuchte am Telefon stark zu sein, aber man merkte ihr an, dass es ihr nicht gut damit geht.“ Ai stand auf. „Das ändert alles“, sprach sie und ging im Wohnzimmer herum. „Sollte die Organisation das mitbekommen…sollte Vermouth das mitbekommen, dann ist alles aus.“ Agasa schluckte. „Du glaubst…“ Ai nickte. „Vermouth würde sofort handeln und versuchen mich zu bekommen. Conan würde nichts tun können. Wer weiß, wie er sich als kleiner Junge benimmt. Daran will ich gar nicht denken“, seufzte sie. „Aber wir können nichts machen“, warf Agasa sein. „Hmm…“ „Ai?“ „Ich überlege, ob ich nicht doch etwas machen kann.“ „Woran denkst du? Bei Amnesie kann man nur abwarten.“ „Man kann alles umgehen. Jedes Gift, jeder Anschlag kann im menschlichen Körper nachgewiesen werden und trotzdem habe ich es geschafft und ein Mittel entwickelt, dass keine Spuren hinterlässt. Ich bin mir sicher, dass man ebenso ein Mittel für und gegen die Erinnerungen herstellen könnte…“ „Du willst doch nicht…Ai das kannst du nicht machen“, entgegnete Agasa. Ai schüttelte den Kopf. „Dafür hätte ich hier nicht die Kapazitäten. Außerdem müsste ich erst noch testen und Untersuchungen wegen der Wirkung anstellen. Es wäre Unsinn, wenn ich damit anfangen würde, wo ich doch noch nicht einmal ein richtiges Gegenmittel für das Schrumpfgift entwickeln konnte. Ich habe lediglich nachgedacht“, gab sie von sich. „Da bin ich irgendwie erleichtert.“ „Glauben Sie, dass die Möglichkeit besteht, dass er die Amnesie nur vorspielt?“ „Wie kommst du darauf?“, wollte er wissen. „Falls jemand von der Organisation dort ist. Sie könnten ihn für keine Gefahr halten und in seine Falle laufen.“ „Das glaub ich nicht“, entgegnete der Professor. „Das würde Conan Ran nie antun.“ „Hmm…auch wahr…“, murmelte das Mädchen. „Trotzdem ist er leicht zu kriegen.“ „Wenn du willst, können wir auch kurz ins Krankenhaus fahren. Conan wird sich bestimmt freuen, wenn er ein bekanntes Gesicht sieht.“ „Ich glaub, ich bin ihm eher unbekannt“, warf Ai ein. Dabei musste sie schmunzeln. Ran setzte ein fröhliches Gesicht auf, als sie das Krankenzimmer betrat. Ruhig ging sie zu ihm und setzte sich. „Bist du müde, Conan?“ „Ein wenig“, murmelte der Junge. „Ist Conan mein Name?“, fragte er nach. Die Angesprochene nickte. „Dein kompletter Name ist Conan Edogawa.“ „Conan Edogawa“, wiederholte er leise. „Sagt dir der Name vielleicht etwas?“ Conan schüttelte den Kopf. Er seufzte traurig auf. „Ich weiß gar nichts mehr.“ Ran rückte näher zu ihm. Sie legte ihre Hand auf seine. „Das ist nicht schlimm. Wir helfen dir damit du deine Erinnerungen wieder bekommt.“ „Sch…lafen…“, gab Conan von sich. Er schloss die Augen und fiel in einen friedlichen Schlaf. Ran sah zu ihrem Vater, der stillschweigend an der Tür stand. „Jetzt kann ich doch wieder gehen, Ran“, meinte er. „Du willst schon gehen, Paps?“, fragte das Mädchen nach. „Ja…Yoko kommt in zwei Stunden im Fernsehen.“ Ran ballte die Faust. Das Mädchen wurde wütend. „Wegen einer Fernsehaufzeichnung willst du Conan hier alleine lassen?“, wollte sie wissen. Auch wenn sie leise sprach, konnte man ihr die Wut anmerken. Ran stand auf und ging auf ihren Vater zu. „Ich…ich dachte ja nur. Wir können hier bei ihm doch nichts machen.“ „Weißt du was, Paps?“, fing sie an und ging aus der Tür heraus, wo sie auf ihn wartete. „Du kannst ruhig gehen. Ich werde bei Conan bleiben.“ „Was willst du denn den ganzen Tag bei dem Bengel machen?“ „Ich werde warten. Irgendwann wird er aufwachen und dann kann ich ihm alles in Ruhe erzählen.“ Kogoro schüttelte den Kopf. „Mach das, Mausebeinchen. Wenn irgendwas passieren sollte, kannst du mich jederzeit anrufen und ich reiße mich sofort von Yoko fort.“ „Danke, Paps“, wisperte sie leise. Ai hatte kein gutes Gefühl als sie mit dem Professor das Haus verließ. Kaum war sie an der Kudo-Villa vorbei gegangen, beschlich sie eine böse Vorahnung und sie bekam eine Gänsehaut. „Können wir bitte schnell gehen?“, fragte sie leise. Agasa nickte. „Wenn du wegen unserem Nachbarn Angst hast, die ist unbegründet. Conan sagte, dass er in Ordnung ist.“ „Conan sagte viel…aber jetzt kann er mir nichts mehr sagen, weil er das alles nicht mehr weiß“, entgegnete das Mädchen. Sie lief die letzten Schritte zu dem Auto und stieg auf dem Beifahrersitz ein. Ai wartete bis der Professor auf der Fahrerseite Platz nahm und beobachtete seine Handlungen. „Ich weiß gar nicht, was alle mit diesem Okiya haben. Er hat so eine bösartige Aura.“ „Hmm“, murmelte Agasa. „Aber sagtest du nicht, dass er diese nicht immer hat?“ „Leider. Ich weiß auch nicht, wie er das macht. Manchmal wenn ich ihn sehe, spüre ich nichts. Und dann kommt der Moment, wo ich vor Angst gelähmt bin. Es gibt keine andere Erklärung. Er muss zu ihnen gehören.“ „Du solltest nicht vergessen, dass er dich schon aus der einen oder anderen Situation rettete“, warf der Professor ein. „Das werde ich nicht vergessen. Ich frage mich nur, welche Absichten dahinter stecken. Dieser Typ ist undurchschaubar. Und genau das macht ihn so gefährlich“, sprach sie. „Wenn du mich fragst, solltest du nicht so viel über die Organisation grübeln. Sie sind gefährlich, aber Shinichi hatte es bisher auch immer geschafft. Vielleicht hören sie irgendwann auf damit“, meinte er. Ai schüttelte den Kopf. Sie blickte aus dem Fenster, während sie die Straße entlang fuhren. „Sie werden nie aufhören. Die Organisation existiert nicht erst seit einigen Monaten, sie waren schon Jahre aktiv. Meine Eltern waren selber Mitglieder und nachdem, was ich auf den Bändern meiner Mutter höre, waren sie schon damals Monster, die ihre Beute nie losließen. Man kann sich nicht vor ihnen verstecken. Der einzige Weg um aus der Organisation raus zu kommen, ist der Tod.“ „Das werden wir nicht zu lassen, Ai.“ „Wenn es hart auf hart kommen sollte, müssen Sie mich zurück lassen. Das müssen Sie mir Versprechen, Professor.“ Nun schüttelte er den Kopf. „Professor!“ „Nein, Ai. Wir lassen dich nicht bei ihnen. „Danke“, sprach sie hauchzart. Agasa lächelte. „Und nun kümmern wir uns um Shinichi“, fing er an und fuhr auf den Parkplatz des Zentralkrankenhauses. „Moment ist keiner aus der Organisation vor Ort.“ „Gut“, nickte der Ältere und parkte schließlich. „Dann komm.“ Ai ging neben dem Professor. Bei jedem Schritt den sie machte, sah sie sich gründlich um. Noch immer war dieses Gefühl, das Unbehangen, da. Keine Organisation in der Nähe. Doch Ai wusste, wie schnell sich das ändern konnte. Meistens dauerte es nur wenige Sekunden und sie vernahm diese starke Aura. Noch konnte sie die Situation nicht komplett einschätzen. Am Empfang erfuhr der Professor in welchem Zimmer sein kleiner Freund lag. Er blickte zu Ai herunter. „Und?“ Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Sie sind nicht hier.“ „Ein Glück.“ „Lassen Sie uns weiter gehen, Professor.“ Ai atmete tief durch und beschleunigte ihre Schritte. Auch wenn sie wusste, dass die Organisation nur in seltenen Fällen in einem Krankenhaus handeln würde, wollte sie es nicht herauf beschwören. Sie lief an den Menschen, die im Gang standen vorbei und kam schließlich an das Zimmer. Ran stand vor diesem und wartete. „Ran? Hallo“, lächelte der Professor. „Wie geht es ihm?“ „Er schläft. Ich wollte ihn nicht stören“, antwortete sie leise. „Conan ist zäh. Er wird das schon schaffen. Und wahrscheinlich bekommt er morgen seine Erinnerungen wieder“, versuchte er sie aufzumuntern. „Das hoffe ich wirklich…aber er ist doch noch ein Kind. Ich weiß nicht, wie ich ihm das alles erklären soll. Conan ist immer so intelligent und kennt vieles schon, aber jetzt ist das alles weg.“ „Du solltest dir nicht so viele Sorgen machen.“ Ran blickte nach unten zu Ran. Sie versuchte wieder zu lächeln und stark zu sein, doch es gelang ihr nicht. „Conan ist kein gewöhnlicher Junge. Er wird bestimmt bald wieder gesund und dann wünscht du dir, dass er Amnesie hat“, meinte sie ruhig. „Am…nesie…“ „Das ist der Fachausdruck für seine fehlenden Erinnerungen.“ Das Mädchen nickte. „Das weiß ich…ich hab es nur noch nicht als solche ausgesprochen“, erklärte sie. „Verstehe.“ „Konnte der Arzt denn mehr sagen?“, wollte Agasa wissen. „Nein, nicht wirklich. Er meinte nur, dass es bei Kindern wirklich sehr selten vorkommt, dass sie nach einem so leichten Unfall an Gedächtnisverlust leiden. Er hat aber gute Hoffnung, dass es Conan bald wieder besser geht. Aber wir dürfen vieles nicht mehr machen“, erzählte sie. „Was zum Beispiel?“, fragte Ai nach. „Wir dürfen ihn nicht an frühere Ereignisse erinnern. Das könnte schädlich für seine Erinnerungen sein. Conan ist noch ein kleiner Junge und je mehr wir ihm erzählen, desto mehr wird er es glauben und für richtig halten…“ „Und das Gefühl haben, als wären seine Erinnerungen zurück gekehrt“, murmelte Ai. Ran nickte. „Das sollte nicht so schwer sein“, entgegnete sie dann. „Ich glaube, ich werd ihn, wenn er wieder in die Schule gehen darf, erst einmal zu Hause lassen.“ „Das solltest du nicht tun“, sprach Ai. „Wie soll er seine Erinnerungen wieder bekommen, wenn er dazu keine Gelegenheit bekommt?“, wollte sie dann wissen. „Aber ich dachte…“ „Es wäre nett von dir, aber Conan muss wieder ein normales Leben führen. Er muss selber sehen, welches Leben er vor der Amnesie führte.“ „In Ordnung“, stimmte Ran dann zu. „Hat der Arzt gesagt, welche Form von Amnesie er hat?“, fragte Haibara. „Form?“ „Es gibt verschiedene Formen. Die Amnesie die jeder kennt ist die retrograde Amnesie. Dabei tritt der Gedächtnisverlust für den Zeitraum vor dem Eintreten eines Ereignissees ein. Dagegen steht die anterograde Amnesie. Dabei geschieht das Vergessen anders herum. Du vergisst alles, was nach dem Ereignis passiert. Es ist als hättest du ein sehr schlechtes Gedächtnis und wird am Anfang nicht so schnell festgestellt, da die Benommenheit auch ein Symptom vom Unfall sein könnte. Daneben gibt es noch ein paar kleinere Unterarten, wie die transiente globale Amnesie, bei dem zu dem Gedächtnisverlust auch noch Verwirrung und Orientierungslosigkeit hinzu kommt. Diese soll, laut Angaben der Ärzte, nach spätestens einem Tag verschwunden sein. Wenn er die hätte, dann kann er froh sein.“ Erstaunt sah Ran auf das Mädchen. „Du weißt ja viel über Amnesie. „So vieles auch nicht…ich hab das in einem Artikel im Internet gelesen. Nachdem mir der Professor erzählte, was Conan hat, wollte ich mich ein wenig schlau machen“, log sie. „Ai wollte nicht los fahren, ehe sie sich nicht wenigstens einen Artikel durchlesen wollte. Du kennst sie ja, sie will genau so viel wissen wie Conan“, fügte Agasa hinzu. „Ja…da sind sie wirklich gleich. Ihr Beiden seid so wissbegierig.“ Ai wusste nicht mehr, was sie dazu sagen sollte, also versuchte sie das Thema zu wechseln. „Können wir zu Conan?“ „Eigentlich schläft er“, sprach das Mädchen. „Aber wenn ihr wollt, könnt ihr mit mir drinnen warten“, schlug sie schließlich vor. „Gut, das wollen wir“, nickte Ai. Gelangweilt lehnte sich Ai an ihren Stuhl. Conan schlief seit zwei Stunden und außer herum sitzen und hin und wieder reden, taten sie nichts. Nicht einmal eine Zeitschrift nahm sich das Mädchen mit. Ai gähnte und blickte zum Professor, der gemeinsam mit Ran Conan anschaute. Wenn das nur ein Trick von dir ist, Kudo, dann wirst du mich kennen lernen, sagte sie sich. Haibara streckte sich und rutschte auf ihrem Stuhl hin und her. „Ran…“ Das Mädchen wurde hellhörig und blickte zu Conan. Sie stand auf und trat an sein Bett. Langsam beugte sie sich nach unten und strich ihm über die Haare. „Ich bin da“, lächelte sie. Conan schmatzte und drehte sich auf seinen Rücken. „Ich kann nicht mehr schlafen.“ „Ja, das seh ich“, sprach sie. „Darf ich jetzt wach bleiben?“, wollte er dann von ihr wissen. „Natürlich darfst du das“, nickte die Oberschülerin. „Möchtest du etwas Trinken?“, wollte sie dann wissen. „Gerne.“ „Dann hol ich dir was“, sprach Ran ruhig. „Schau mal, du hast Besuch bekommen.“ Conan setzte sich langsam auf und sah den Professor sowie Ai an. „Sind das meine Freunde?“, fragte er Ran. „Ja, das sind sie“, nickte diese. „Das sind Professor Agasa und Ai Haibara. Du gehst mit Ai in eine Klasse.“ „Ach so“, murmelte Conan und sah die Beiden weiterhin an. Er war unbeholfen und wusste nicht, was er ihnen sagen sollte. Ai sprang von ihrem Stuhl auf und ging einige Schritte nach vorne. „Ai!“ „Ich weiß“, nickte das Mädchen und setzte sich an das Bett. Sie blickte Conan mehrere Sekunden an und sagte nichts. Nur seine Reaktion war wichtig, mehr zählte nicht. Conan schluckte. Er zog die Decke näher zu sich heran und machte ein verängstigtes Gesicht. „Hab…hab ich dir irgendwas getan?“, wollte er leise wissen. „Nein“, gab das Mädchen von sich. Sie sah zum Professor. „Er kann sich tatsächlich an gar nichts mehr erinnern.“ Agasa seufzte. „Irgendwann wird er sich wieder daran erinnern können.“ „Hoffentlich dauert es nicht zu lange“, murmelte Ai. Conan schluckte ein weiteres Mal. „Hab…hab ich irgendwas falsch gemacht?“ Ai schüttelte den Kopf. „Nein. Werd schnell wieder gesund“, antwortete sie ihm. „Danach können wir weiter reden. Gut?“ Der Geschrumpfte nickte mit dem Kopf. „Ich werd es versuchen“, sagte er leise und krabbelte ein wenig nach hinten. Ai hob die Augenbraue. „Hast du vor mir Angst?“, wollte sie dann wissen. Sofort schüttelte Conan den Kopf, aber sein Gesicht sagte etwas Anderes. „Oh man…“, seufzte Ai leise auf und legte ihre Hand auf ihr Gesicht. Das durfte nicht wahr sein. Nicht nur, dass Conan alles vergaß, was er je wusste, er wurde auch noch zu einem weinerlichen Kleinkind. Die ganze Zeit über fürchtete sie sich vor diesem Verhalten. Nur weil das APTX 4869 ihren Körper schrumpfte, aber alle Nervenbahnen noch intakt waren, hieß es nicht, dass sie sich nicht komplett zu Kindern entwickeln würden. Die weiteren Nebenwirkungen waren noch unerforscht und Ai rechnete immer mit dem Schlimmsten. Und nun schien dieser Fall einzutreten. Vor ihr saß nicht mehr der mutige Detektiv, der er einmal war. Er war nur noch ein kleiner Junge, der sich gleich vor Angst in die Hosen machte und am liebsten nach seiner Mutter rufen würde. _______________ Conan hat tatsächlich seine Erinnerungen verloren. Irgendwie tut er mir schon leid, jetzt ist er wirklich der kleine Junge, für den er gehalten wird. Und das bringt noch so einige Probleme, vor allem, wenn die Organisation bald mitmischt *zwinker* Aber so viel möchte ich auch nicht verraten. Eins muss ich noch sagen, es hat mir großen Spaß gemacht Conan als kleinen, verängstigten Jungen zu schreiben. Wahrscheinlich hört es sich auch einfacher an, als man denkt, aber es ging mir nicht so leicht von der Hand und ich musste immer wieder überlegen, ob die Handlung für einen kleinen Jungen auch gerechtfertigt ist. Nun ja, ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen. Wie immer freue ich mich über Kommentare. Kapitel 5: Nur Fragen in meinem Kopf ------------------------------------ Wie ein verängstigtes Kind saß Conan auf seinem Bett. Die Decke drückte er weiterhin an sich und sah auf Ai. Das Mädchen machte ihm Angst. Sie lächelte nicht und blickte immer grimmig drein. Und dann beobachtete sie ihn auch noch so komisch. Viel über Ai wusste er nicht, nur dass sie in die gleiche Klasse gingen. Aber waren sie auch wirklich Freunde? Das konnte der Grundschüler nicht glauben. Nur der Professor schien nett zu sein, zumindest sah er so aus. Und er lächelte häufig. „Du musst wirklich keine Angst vor Ai haben, sie ist im Grunde ein sehr lieber Mensch“, entgegnete der Professor. Conan nickte langsam. „Das bringt doch nichts“, gab Ai von sich. „Solange er sich nicht an uns erinnert, können wir nichts machen“, fügte sie an. Ai schien leicht genervt zu sein. „Sag das nicht, Ai“, meinte Agasa ruhig. Das Mädchen seufzte auf. „Von mir aus…wenigstens ist er sonst gesund.“ „Tut mir leid“, wisperte Conan. „Ich wünschte…ich wünschte…“, schluchzte er leise. Agasa schüttelte den Kopf und setzte sich auf das Bett des Geschrumpften. „Du musst nicht weinen. Es ist alles in Ordnung“, fing er an. „Ai ist einfach nur traurig und hat Angst, dass sie ihren besten Freund verliert.“ „Das wollte ich nicht“, sagte Conan leise und blickte auf die Decke. „Oh man“, murmelte Ai. „Der Professor hat es doch schon gesagt. Es ist nicht deine Schuld. Und wir warten einfach ab, bis du dich wieder an alles erinnerst. In Ordnung?“ Der Junge nickte langsam, als dann die Tür aufging und Ran mit einem Becher und einem Strohhalm wieder kam. Lächelnd ging sie zu Conan und reichte ihm die Sachen. „Danke“, sprach er leise und trank von dem Wasser. „Habt ihr euch nett unterhalten?“, wollte sie dann wissen. „Das kann man so sagen“, murmelte Haibara. „Alles in Ordnung, Ai?“ Das Mädchen nickte. „Conan erinnert sich auch nicht an uns.“ „Leider“, murmelte Ran. „Wir können nur warten. Es wird mit der Zeit bestimmt besser“, gab Agasa von sich. „Darauf können wir nur hoffen“, entgegnete Ran. „Wir sollten jetzt gehen“, sprach Ai. „Jetzt schon?“, wollte Ran wissen. „Soweit ich weiß, sollte sich Conan lieber ausruhen. Außerdem hat er Angst vor mir, also bringt das Reden erstmals nichts. Wenn du willst, kannst du ihm ein wenig über seine Freundschaften erzählen, das sollte eigentlich nicht viel ins Rollen bringen.“ Ran nickte. „Ich werd’s machen“, meinte sie leise und sah wieder zu Conan. „Außer du möchtest gleich noch einmal schlafen.“ Conan schüttelte den Kopf. „Ich bin wach“, gab er von sich. „In Ordnung. Dann kannst du auch wach bleiben.“ „Danke, Ran.“ „Also dann…wir gehen dann mal“, meinte Ai und trat an die Tür. Sie drehte sich um. „Gute Besserung“, sprach sie dann. Agasa folgte ihr und lächelte. „Wir kommen dich bald wieder besuchen.“ Conan ließ seine Decke los. Sein Körper entspannte sich und die Anspannung entwich. Er wusste nicht warum, doch Ai verursachte ein ungutes Gefühl bei ihm. Woran das lag, war ihm unklar. Es war die Aura, die sie ausströmte. Sie war so untypisch für ein Kind. Er verstand auch nicht, wie er sich mit dem Mädchen anfreunden konnte. Alles, was sie ihm sagten, hörte sich so unrealistisch an. Conan konnte es einfach nicht glauben. Der Junge blickte zu Ran. „Was meinte Ai damit, dass du nicht viel ins Rollen bringen sollst?“, wollte er wissen. Ran sah auf den Jungen und atmete tief durch. Jetzt musste sie das alles einem Kind erklären, welches alles wahrscheinlich verstand, wäre die Amnesie nicht da. Conan war schlau und Ran war sich sicher, dass er immer noch diese Intelligenz besaß. „Weißt du, Conan, durch den Sturz hast du deine Erinnerungen verloren“, erzählte sie. Der Junge nickte. „Aber das weiß ich doch schon“, meinte er. „Ja…ich weiß, dass du das weißt“, entgegnete Ran. „Es ist nur so…dass man Erwachsenen oft erzählt, was in ihrer Vergangenheit passiert ist, damit sie sich schneller erinnern. Du bist aber ein Kind. Aus dem Grund dürfen wir dir nicht so viel über deine Vergangenheit erzählen, weil wir dich damit zu sehr beeinflussen würden.“ „Das versteh ich nicht.“ „Du bist noch sehr jung und für Kinder ist die Kindheit eine sehr wichtige Zeit. Wenn wir dir jetzt erzählen, was vor einigen Wochen passiert ist und du weiter darüber nachfragst und wir es dir wieder erzählen werden, dann fängst du an, es zu glauben. Und damit hättest du das Gefühl, als wären es deine Erinnerungen, obwohl du alles nur aus Erzählungen weißt. Das wäre nicht gut für dich. Und du würdest nicht wissen, wann du deine Erinnerungen zurück bekommen hättest“, versuchte sie es einfacher zu erklären. „Hast du das verstanden?“ Der Junge nickte. „Ich glaube schon“, meinte er. „Je mehr ihr mir erzählt, desto mehr werde ich es glauben.“ „Genau“, sprach das Mädchen. „Natürlich erzählen wir dir gerne etwas. Aber wir werden das nicht zu sehr vertiefen. In Ordnung?“ Conan nickte erneut. „Hast du denn irgendwelche Fragen?“, wollte Ran von ihm wissen. „Viele.“ „Dann raus damit“, lächelte sie. „Der Mann vorhin war dein Vater…aber wo…wo sind meine Eltern?“ Ran hielt inne. Sie wusste nicht, wie sie es ihm genau erklären sollte. Wie sagte man einem kleinen Jungen, dass die Eltern im Ausland lebten und ihn hier ließen? Sie schluckte leicht. Conan bekam ihren Zwiespalt mit. Er schluckte dabei. „Sie sind…sie sind…tot…“, wisperte er leise und eine Träne kullerte ihm über die Wange. „Was? Nein, nein“, schüttelte Ran sofort heftig ihren Kopf. „Deine Eltern sind nicht tot“, fügte sie an. Conan schniefte. „Sie leben im Ausland und weil du nicht weg wolltest, ließen sie dich erst einmal bei Professor Agasa“, erzählte sie. „Da der Professor damals aber wenig Zeit hatte, bat er uns, dich aufzunehmen.“ „Dann…wollten sie mich nicht haben?“, wollte er wissen. Ran schüttelte den Kopf. „Sie haben dich sehr lieb und wollen nur das Beste für dich“, entgegnete sie. „Sie wussten, wie schlimm es für ein Kind sein kann im Ausland zu leben. Die andere Sprache, Kultur und die ganzen neuen Menschen. Deswegen entschieden sie sich schweren Herzens dafür, dass du hier bleiben darfst.“ Ran legte ihre rechte Hand an seine Wange und wischte ihm die Tränen weg. „Sie haben dich wirklich sehr lieb, genau so, wie wir anderen.“ „Warum sind sie…nicht da?“ Das war wirklich eine sehr gute Frage. Das musste Ran zugeben. „Ich bin mir sicher, dass sie bereits Bescheid wissen. Professor Agasa hat sie bestimmt schon informiert. Und sie sind sicherlich auch schon auf dem Weg hier her“, lächelte Ran. „Hoffentlich“, murmelte Conan leise. „Sei nicht traurig darüber. Wenn du möchtest, ruf ich nachher den Professor an und frag ihn, ob er schon Neuigkeiten von deinen Eltern hat.“ „Das wäre wirklich lieb“, nickte der Grundschüler. „Wieso ließen mich meine Eltern ausgerechnet bei dem Professor, wenn er keinen Platz für mich hatte?“ „Eh? Weißt du, das ist ein wenig komplizierter“, fing Ran an. „Deine Eltern sind über zig Ecken mit dem Professor verwandt. Aber frag mich bitte nicht, über wie viele Ecken das geht. Ich hab das auch noch nicht so ganz verschwanden. Jedenfalls war er die einzige Person, die sie hier kannten und der sie dich anvertrauen würden“, erzählte sie. „Und als er ihnen sagte, dass es nicht geht, wie kam das, dass ich bei dir und deinem Vater sein durfte?“ „Das war eigentlich nur ein Zufall. Ich ging damals in das Haus meines besten Freundes, zu dem der Professor auch einen Schlüssel für Notfälle hat. Ich glaube, er wollte dich dort einquartieren, aber das ging dann leider nicht mehr, weil mein Freund wegen einem Detektivfall weg musste. Und so stimmte ich dann zu, dich erst einmal zu mir mitzunehmen. Paps wollte eigentlich nicht“, erzählte sie. „Aber dann meinte er, dass du ein Glücksbringer bist und stimmte deinem Einzug zu. Danach lernten wir deine Eltern kennen. Sie waren wirklich sympathisch und baten uns, noch eine Weile auf dich aufzupassen.“ „Ach so“, murmelte der Grundschüler. Ai blickte aus dem Fenster und überlegte. „Das war kontraproduktiv.“ Immer mal wieder blickte Agasa aus dem Augenwinkel zu seiner Ziehtochter. „Was hast du dir denn von dem Treffen mit Conan versprochen? Wir wussten, dass er keine Erinnerungen hat.“ „Wissen Sie, Professor, ich habe immer noch gehofft, dass Conan einfach nur simuliert um die Organisation aus ihrem Versteck zu holen. Aber so wie er sich verhalten hat…“ Ai seufzte auf. „Er ist wieder ein kleiner Junge und damit kann ich wirklich nichts anfangen.“ „Irgendwann lässt die Amnesie nach“, entgegnete der Professor. „Die Frage ist nur, wann und ob die Organisation vorher handelt oder nicht“, warf das Mädchen ein. „Wenn wir Pech haben, werden sie sich schon sehr bald an unsere Fersen heften. „Mach dir nicht so viele Sorgen“, fing der Ältere an. „Wenn sie auch nur versuchen werden an dich ran zu kommen, hast du noch mich und mit meinen Erfindungen kann ich sie bestimmt für eine Weile in Schach halten.“ „Sie lassen sich nicht von einer Alarmanlage überrumpeln“, seufzte das Mädchen. „Glauben Sie mir, Professor, bevor Ihre Alarmanlage auch nur einen Mucks von sich gibt, waren sie schon im ganzen Haus.“ Das Mädchen blickte weiter aus dem Fenster. „Man kann sie nicht aufhalten.“ Agasa schüttelte den Kopf. „Shinichi konnte sie auch immer von ihren Aufträgen abhalten.“ „Er hatte Glück. Hätte seine Mutter Vermouth nicht gekannt, hätte diese nie Kinderbilder von Shinichi gesehen. Und damit hätte sie Conan auch nie als Shinichi erkannt. Und wäre das nicht passiert, dann wäre ich wahrscheinlich schon wieder in der Organisation oder tot. Und Conan wäre auch schon tot.“ „Aber diese Tatsachen treffen nicht ein“, meinte der Professor ruhig. Ai nickte. „Ich weiß trotzdem nicht, wie ich mich jetzt Conan gegenüber verhalten sollte“, seufzte sie auf. „Am liebsten würde ich ihm an die Gurgel gehen“, gestand sie dann. „Aber Ai.“ „Tut mir ja leid, aber in dieser Situation nützt er uns gar nichts. Und wenn er nicht sehr bald seine Erinnerungen wieder bekommt…“ Nun seufzte Agasa auf. „Du kannst seine Erinnerungen nicht erzwingen.“ „Hmm…da bringen Sie mich auf eine Idee“, sprach das Mädchen leise. „Wir könnten ihm eins überziehen. Die meisten Menschen erhalten durch neuere Unfälle, die so ähnlich sind, ihre Erinnerungen wieder zurück.“ Agasa schüttelte den Kopf. „Das können wir nicht machen. Er muss seine Erinnerungen selber zurück bekommen.“ „Das hab ich geahnt…aber es wäre eine Idee, die wir uns für den Notfall aufheben sollten.“ Der Professor blickte zu seiner Ziehtochter. „Ich glaube nicht, dass uns Conan das jemals danken wird.“ „Jetzt bestimmt nicht, aber irgendwann später…“, gab das Mädchen von sich. „Sagen Sie, Professor, denken Sie, wir müssen seine Eltern informieren?“ „Das müssen wir auf jeden Fall tun. Sie müssen Bescheid wissen“, nickte er. „Dachte ich mir schon. Conan hat mir einmal erzählt, dass seine Eltern verkleidet hier her kamen.“ Der Professor nickte. „Das waren sie wirklich“, dabei kicherte er. „Wir haben Conan mächtig Angst gemacht, da er dachte, wir würden zur Organisation gehören.“ „Das hab ich auch gehört. Conan fand das aber nicht so lustig“, schmunzelte sie. „Ich hätte gerne sein Gesicht gesehen.“ „Glaub mir, er fand das nicht so witzig.“ „Wenigstens hat er damit mal gesehen, was passieren könnte, wenn er von der Organisation gefunden wird. Aber scheinbar hat es ihm nicht viel gebracht, da er einfach so weiter gemacht hat.“ „So würde ich das nicht sehen“, entgegnete Agasa ruhig. „Conan hat seine Lektion gelernt und weiß, was im schlimmsten Fall passieren kann. Er ist bringt sich bei Weitem nicht mehr so schnell in missliche Lagen.“ „Kann sein“, sagte das Mädchen. Sie wandte ihren Blick von der Landschaft und sah zu dem Professor. „Ich hoffe, Sie wissen noch, wie die vermeintlichen Eltern von Conan aussahen.“ Agasa nickte. „Wir haben noch ein paar Bilder gemacht.“ „Gut“, entgegnete das Mädchen. Als der Wagen zum Stehen kam, schnallte sie sich ab und öffnete ihren Gurt. Langsam stieg sie aus. „Wir müssen uns auch um seine Freunde kümmern.“ „Hmm?“ Ai blickte erneut den Professor an. „Ach so, Sie meinen diesen Typen aus Osaka.“ Agasa nickte. „Und wir sollten uns um Conans zweites Handy kümmern. Wenn Ran auf diesem anruft und es bei Conan anfängt zu klingeln…Daran will ich gar nicht denken.“ „Um das Handy müssen Sie sich keine Sorgen machen. Über dem Stuhl hing seine Jacke und weil wir in den zwei Stunden nicht viel machen konnten, hab ich das Handy einfach mitgenommen“, antwortete sie. „Du erstaunst mich immer wieder“, lächelte der Professor. „Danke“, entgegnete Haibara ruhig. „Ich glaube, wir sollten Jodie darüber informieren. Stellen Sie sich nur, was passiert, wenn sie mit Conan über die Organisation reden will und er überhaupt keine Ahnung hat. Das könnte ziemlich unschön Enden.“ Agasa nickte. „Professor Agasa?“, fing Ai an. „Was ist denn?“, wollte der Ältere wissen sobald er durch die Tür seines Hauses trat. „Denken Sie, dass es wirklich so gut ist, wenn Conan bei Ran bleibt?“, wollte sie wissen. „Hmm“, Agasa überlegte. Normalerweise hätte er ‚Ja‘ gesagt, immerhin kannten sich die Beiden schon so lange und hatten einen Draht zueinander. Conan vertraute ihr und wollte wahrscheinlich gar nicht weg. Und trotzdem konnte er jetzt keine richtige Antwort auf die Frage geben. Es konnte sein, dass sich Conan nie wieder erinnerte und durch Rans Bemühungen seine Vergangenheit für immer Verschwand. Andererseits war es ebenso möglich, dass durch den weiteren Kontakt zu Ran sämtliche Erinnerungen wieder kamen. Eigentlich saßen sie in der Zwickmühle und mussten nun abwägen, welche Handlung am besten war. „Ich weiß es nicht“, antwortete er dann ehrlich. „Verstehe“, kam es von Ai. „Ich glaube nicht, dass er bei Ran die Erinnerungen wieder bekommt. Sie wird versuchen, dass er sein Leben als normales Kind fortführen kann. Aber Conan ist kein normales Kind. Er ist ein Oberschüler, der die kindlichen Erinnerungen, wie Ran denkt, nicht besitzt. Er erinnert sich an andere Sachen und sobald er mit Ran darüber reden will, könnte er auffliegen. Und was meinen Sie, wird Ran tun, wenn Conans Kindererinnerungen die gleichen sind, die sie hat?“ „Ich verstehe deinen Einwand“, nickte der Professor. „Aber genauso gut wäre es möglich, dass er durch die Anwesenheit von Ran seine Erinnerungen wieder bekommt. Wenn sie in Gefahr gerät, wird er handeln. Oder wenn Kogoro einen Auftrag kriegt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Zustand lange bei ihm anhält.“ Ai seufzte auf. „Das weiß ich eben nicht“, gestand sie leise. „Wir haben großes Glück, dass wir nur körperlich zu Kindern wurden. Allerdings habe ich mich oft gefragt, ob nicht irgendwann weitere Nebenwirkungen auftreten.“ „Nebenwirkungen können immer auftreten, Ai. Du solltest dir deswegen nicht allzu viele Gedanken machen.“ „So einfach ist das nicht, Professor“, entgegnete das Mädchen. „Natürlich, bisher sind nur unsere Körper jünger geworden. Aber stellten Sie sich vor, was passieren würde, wenn sich auch unser Nervensystem zurück entwickelt.“ „Das wäre für uns nicht gut“, sprach er. „Aber der Organisation würde es sehr gut in den Kram kommen.“ Ai nickte. „So sieht es aus. Allerdings habe ich bisher auch noch nicht die ganzen Nebenwirkungen des APTX-4869 erforscht. Aber nicht nur das. Das Mittel, was ich entwickel, damit wir wieder groß werden, könnte ebenfalls seine Nebenwirkungen haben.“ „Du willst damit sagen, dass das wieder Zurückschrumpfen nicht die einzige Nebenwirkung sein könnte?“, fragte er nach. Das Mädchen nickte ein weiteres Mal. „Ich hab das bislang noch nicht in Betracht gezogen. Aber was wäre, wenn sein Gedächtnisverlust eine Nebenwirkung ist, die irgendwann auftreten musste? Shinichis Körper musste viele Strapazen überstehen. Er wurde immer wieder groß, dann wieder klein und irgendwann bekam er das nächste Gegenmittel verabreicht. Dabei wäre es durchaus möglich, dass irgendwann sein Nervensystem in Mitleidenschaft gezogen wird. Vielleicht musste das einfach geschehen, damit ich mit der Forschung aufhöre. Ich kann nicht einmal das neue Gegenmittel an ihm ausprobieren, weil das eine komplette Katastrophe wäre.“ „Daran darfst du nicht denken, Ai. Wir vertrauen dir und wir können nur hoffen, dass die Amnesie nicht durch das Gegenmittel kommt. Ich bin mir sicher, du hast bei deinen Forschungen sämtliche Einflüsse bedacht hast.“ „Bisher…aber man kann sich immer irren“, warf sie ein. „Natürlich. Aber wenn das passiert, dann tut man alles um seinen Fehler wieder rückgängig zu machen. Und ich bin mir sicher, dass du das bei deiner Forschung berücksichtigst.“ „Sie wissen wirklich, wie man jemanden wieder aufmuntert, Professor.“ „Das hat das Alter so an sich“, schmunzelte er. „Aber wenn du dir immer noch Sorgen wegen Conan machst, dann kann ich auch Ran anrufen und ihr vorschlagen, dass er in der Zwischenzeit bei uns unterkommt.“ „Das wäre keine schlechte Idee. Ich könnte ihm Blut abnehmen und ein paar andere Untersuchungen durchführen um sicher zu sein, dass die Amnesie nichts mit dem Gegenmittel oder dem Schrumpfgift zu tun hat. Wenn ich ihn irgendwie dazu bekomme, dass er sich untersuchen lässt…“ „Jaja…Kinder haben normalerweise Angst vor Ärzten oder Spritzen. Aber wenn du ihn das nächste Mal sehen solltest, versuch ein wenig zu lächeln.“ „Lassen Sie das mal…ich bin kein Mensch der oft lächelt und wenn ich jetzt damit anfange, würde es erst recht nicht zu mir passen“, sprach das Mädchen. „Wahrscheinlich hast du sogar recht und er würde sich nur noch mehr vor dir ängstigen.“ „Danke, Professor. Das ist wirklich aufbauend“, schmunzelte sie leicht. „Vielleicht sollten Sie jetzt Ran anrufen und sie wegen Conan fragen.“ Agasa nickte. „Aber versprich dir nicht so viel davon.“ „Keine Sorge.“ Der Professor ging an das Telefon und wählte die Handynummer von Ran. Er musste eine Weile warten, ehe das Mädchen ran ging. „Mori“, sprach sie in den Hörer. „Hier ist Professor Agasa“, entgegnete der Ältere. „Ach Professor“, lächelte sie. „Haben Sie irgendwelche Neuigkeiten?“, wollte sie dann wissen. „Bisher nicht. Ich werd nachher noch Conans Eltern anrufen, dann geb ich dir wieder Bescheid.“ „Oh sehr gut“, nickte das Mädchen. „Deswegen wollte ich sie auch noch anrufen. Conan hat nach seinen Eltern gefragt und ich wusste nicht so genau, was ich ihm sagen sollte, weswegen ich ihm erzählte, dass seine Eltern sicher bald hier her kommen.“ „Das war das Beste, was du ihm sagen konntest“, stimmte der Professor zu. „Wenn ich mit ihnen sprechen werde, bin ich mir sicher, dass sie ziemlich bald hier her kommen werden.“ „Manchmal fällt es mir nicht leicht mit ihm darüber zu sprechen. Eigentlich weiß ich gar nicht so viel über seine Eltern. Ich hab nicht einmal ihre Nummer oder ihre Adresse. Professor Agasa…ich bin eine schlechte große Schwester für ihn“, murmelte sie leise. „Nein, das bist du nicht“, entgegnete er. „Du bist die beste große Schwester, die er nur haben kann. Ran, du tust alles für ihn. Er kann sich keine bessere Freundin wünschen.“ „Danke, Professor. Trotzdem hab ich Angst irgendwas Falsches zu sagen. Ich möchte nicht, dass ich seine Erinnerungen damit verändere“, seufzte Ran leise. „Das wirst du schon nicht machen, Ran“, sprach er ruhig. „Wenn du das nächste Mal Angst hast, dass du ihm zu viel erzählst, atme einfach tief durch. Das beruhigt dich du und du hast das Gefühl als würde sich die Welt langsamer drehen.“ „Meinen Sie?“, fragte Ran nachdenklich. „Hmm…das werde ich das nächste Mal machen“, fügte sie anschließend an. „Mach das. Aber ich rufe wegen etwas Anderem an“, meinte der Professor. „Um was geht es?“ „Ai und ich, wir haben überlegt. Wir wollten dir vorschlagen, dass Conan für die nächste Zeit auch bei uns unterkommen kann“, sprach er. „Wir haben mehr Platz und vielleicht tut es ihm gut, wenn er hier ist, immerhin verbringt er sonst auch viel Zeit bei mir zu Hause und unternimmt oft was mit Ai. Ich denke, ihr würde es auch gut tun, wenn Conan hier wäre. Ich wollte es eigentlich nicht sagen, aber ich mach mir Sorgen um Ai. Conan konnte sie immer so gut aufmuntern, aber jetzt wo er nicht mehr er selber ist, wirkt sie wieder so traurig.“ „Es tut mir Leid, Professor“, entgegnete Ran. „Aber ich möchte nicht, dass Conan in der Zeit zu Ihnen zieht. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, es ist nichts gegen Sie, aber ich…ich fühl mich nicht gut dabei. Ich konnte Conan nicht beschützen, weswegen er so schwer verletzt wurde. Es ist meine Schuld. Hätte ich mich rechtzeitig dazwischen stellen können, hätte er noch seine Erinnerungen. Und jetzt möchte ich ihn nicht abschieben, nur weil es ihm nicht so gut geht. Ich bin doch momentan die einzige Person, die sich um ihn kümmern kann.“ „Du darfst dir keine Schuld daran geben, Ran. Es war einfach nur ein Unfall, der immer wieder passieren könnte. Du weißt nicht, was passiert wäre, hättest du dich ihr in den Weg gestellt. Conan hätte auch zu Hause aus dem Bett fallen können und sich den Kopf anstoßen. Es hätte immer geschehen können“, warf Agasa ein. „Wir sind nur Menschen.“ „Wahrscheinlich haben Sie recht. Aber der Gedanke geht mir nicht aus dem Kopf und ich glaube nicht, dass das so schnell geschieht. Ich möchte mich einfach nur noch um Conan kümmern, mehr nicht.“ „Das kann verstehen. Falls du trotzdem Hilfe brauchst, kannst du dich immer an mich oder Ai wenden. Ich weiß, Conan hat Angst vor ihr, aber du weißt ja, wie Ai sein kann.“ Ran schmunzelte leicht. „Wir wissen alle wie Ai ist. Es ist nicht verwunderlich, dass er ein wenig Angst vor ihr hat. Aber ich denke, das wird sich mit der Zeit legen. Ich hab ihm erzählt, dass er und Ai sehr gute Freunde sind.“ „Das könnte ihm helfen.“ „Und ich hab nicht zu viel erzählt. Oder denken Sie, dass es schon zu viel ist, wenn ich ihm sage, mit wem er vor dem Unfall befreundet war und mit wem nicht?“ „Ich glaube, das ist eine der Sachen, die du ihm sagen kannst.“ „Sehr gut, danke. Ich weiß manchmal wirklich nicht, ob ich es ihm sagen durfte oder nicht. Einerseits rede ich ihm dadurch ein, wenn er mochte.“ „Aber du erzählst ihm nicht komplett wie die Freundschaft anfing oder was die Beiden immer gemacht haben. Und wenn du ihm gar nichts darüber erzählst, wird er sich nur noch einigeln und warten, bis irgendwann seine Erinnerungen wieder da sind. Du musst einfach nur abwarten.“ „Sie können einen wirklich gut beruhigen, Professor“, lächelte das Mädchen. „Ich fühl mich schon viel besser. Ich bin froh, dass wenigstens Sie, in einer solchen Lage, ruhig bleiben können.“ „Das macht das Alter aus. Wenn du irgendwann mal so alt bist, wie ich, dann wirst du auch so viel Lebenserfahrung mitbringen.“ „Das hoffe ich. Ich habe schon so viel gelernt“, meinte sie. „Professor? Können Sie mir vielleicht einen Gefallen tun?“ „Natürlich. Um was geht es?“ „Könnten Sie vielleicht Shinichi informieren? Ich hab schon die ganze Zeit versucht ihn anzurufen, aber er geht einfach nicht an sein Handy und ich weiß nicht, ob ich ihn demnächst noch einmal erreichen könnte“, bat sie ihn. „Das mach ich gerne für dich.“ „Danke. Können Sie ihm dann sagen, dass er mich anrufen soll? Ich weiß ja nicht, wann ich es bei ihm versuchen soll.“ „Natürlich“, entgegnete Agasa. „Ich werde es ihm ausrichten.“ „Vielen Dank, Professor.“ „Kann ich sonst noch etwas für euch tun?“ „Nein Danke. Danke, dass Sie sich meine Probleme anhörten.“ „Das hab ich wirklich gern gemacht“, lächelte der Professor. „Wir kommen euch morgen auf jeden Fall besuchen.“ „Wir freuen uns“, entgegnete das Mädchen. „Machen Sie es gut.“ Agasa legte den Hörer auf und blickte zu Ai, die ihn die ganze Zeit über ansah. „Das hat sich nicht so angehört, als würde Conan zu uns kommen.“ „Ran möchte das auch nicht“, sprach er. „Sie gibt sich die Schuld für den Unfall.“ „Das war nicht zu überhören“, meinte das Mädchen. „Und bei Ran war es mir irgendwie klar. Bei solchen Sachen ist sie relativ sensibel. Wenn ich an ihrer Stelle wäre, hätte ich Conan auch nicht weg gelassen.“ „Es war aber ein Versuch wert und wir hätten aber auch Glück haben können.“ Ai schüttelte den Kopf. „Das glaub ich nicht. Wir kennen doch Ran, die Chancen, dass Conan hier bleiben dürfte, waren sehr gering. Es würde nur gehen, wenn sie zusammen mit ihrem Vater weg fahren würde. Aber da dies nicht der Fall ist, konnte es ja nicht klappen. Aber wenigstens haben sie ihr ein wenig die Schuldgefühle nehmen können.“ „Das war das mindeste, was ich tun konnte“, nickte der Ältere. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Ran jedes Szenario durchgegangen ist und hoffte, einen Weg zu finden, damit Conan unverletzt aus der Sache heraus kommt“, fügte er an. „So etwas geht nicht. Was geschehen ist, kann man nicht mehr ändern. Sie kann nur versuchen ihm zu helfen“, gab das Mädchen von sich. „Und irgendwann verschwinden ihre Schuldgefühle.“ Agasa nickte. „Das hab ich ihr auch versucht klar zu machen. Aber ich glaube, sie wird noch eine ganze Weile brauchen, bevor sie das alles verarbeitet hat.“ „Das seh ich auch so. Wahrscheinlich kann er ihr nur dann helfen, wenn er seine Erinnerungen wieder bekommt. Ansonsten wird sich Ran immer Vorwürfe machen“, entgegnete Haibara ruhig. „Ich kenn so was…“ „Ran ist eben wirklich ein sehr sensibles Mädchen. So war sie schon immer. Auch als kleines Mädchen dachte sie immer, sie wäre an den verschiedensten Sachen schuld. Als sich ihre Eltern trennten, machte sie sich Vorwürfe. Nur Shinichi konnte sie aufmuntern und ihr neuen Mut machen.“ „Shinichi können wir jetzt ja vergessen. Ich glaube nicht, dass er ihr wieder Mut machen kann, wenn er gar nicht mehr weiß, was los war…wobei…wir haben ja noch den Stimmentransposer. Eigentlich könnten wir ihn bei Ran anrufen lassen. Das Handy hab ich da…“, murmelte Ai. Der Professor nickte. „Wir könnten das machen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich Shinichi richtig darstellen kann. Ran kennt ihn schon so lange und wenn ich nur ein falsches Wort sage, könnte sie Verdacht schöpfen.“ Ai seufzte auf. „Genau das gleiche Problem seh ich auch. Ich würde es aber gerne versuchen. Wenn sie das Gefühl hat, ich würde ihn nicht richtig spielen, gebe ich einfach einen Fall vor und würge sie so schnell wie möglich ab“, schlug sie vor. „Wir haben keine andere Wahl. Du musst das machen“, stimmte der Professor zu. „Aber nicht jetzt und auch nicht heute. Wir müssen noch abwarten. Wenn es zu früh kommt, dann könnte sie Fragen stellen und ihn sehen wollen. Und das kriegen wir nicht hin.“ „Es würde Ran weh tun, wenn er nicht her kommen könnte“, gab der Professor zu. „Ran ist eben zu weich. Obwohl sie die Arbeit ihres Vaters kennt, müsste man meinen, dass sie sich mittlerweile ein dickeres Fell zugelegt hat. Aber dem ist nicht so. Für die Organisation würde sie damit nicht in Frage kommen. Es sei denn, sie würde ihren Charakter grundlegend ändern und das kann ich mir nicht bei ihr vorstellen.“ „Das hat auch keiner behauptet“, entgegnete der Professor. „Ich weiß, aber ich wollte eigentlich nur damit sagen, dass sie sich immer zu viel Sorgen macht. Manchmal glaubt sie, sie wäre an allem schuld.“ „Da ist sie dir nicht unähnlich“, warf der Professor ein. „Wie meinen Sie das?“ „Ich kenn dich mittlerweile recht gut, Ai. Ich weiß, dass du dir die Schuld für das Schrumpfgift gibst und wenn die Organisation agiert, dann wirst du auch von Schuldgefühlen geplagt. Du glaubst, wie Ran, dass alles nur deswegen passiert ist, weil du einen Fehler begingst.“ Ai seufzte leise auf. „Sie kennen mich zu gut“, murmelte sie leise. Der Professor nickte. „Wir leben ja auch schon eine ganze Weile zusammen“, sprach er. „Ich wüsste nicht, was ich ohne Sie machen sollte. Wahrscheinlich wäre ich schon längst von der Organisation geschnappt worden.“ „Das bist du aber nicht. Also mach dir darüber bitte keine Gedanken. Solange Shinichi nicht wieder er selbst ist, werde ich nicht zulassen, dass dich die Organisation bekommt.“ „Danke, Professor“, murmelte Haibara. Sie merkte, wie sie langsam melancholisch und traurig wurde. Die ganze Geschichte mit der Organisation nagte immer noch an ihr und je mehr sie über die Männer in Schwarz sprach, desto schwerer wurde es, ihre wahren Gefühle zu verstecken. Conan konnte sie immer piesacken, aber bei dem Professor war das nicht möglich. Dieser wollte immer darüber reden, also gab es für Ai nur noch eine Möglichkeit. Sie musste das Thema wechseln. „Vielleicht sollten Sie jetzt seine Eltern anrufen“, schlug sie vor. Agasa nickte. „In Ordnung.“ „Ich bleibe hier sitzen und werde die Zeitschrift weiterlesen“, fügte sie noch an. „Gut“, sprach der Professor und ging erneut zum Telefon. Das Gespräch mit Yukiko dauerte nicht allzu lange. Agasa erklärte die momentane Lage und erzählte, was passiert war, aber auch, wie die Aussichten lagen. Yukiko war schockiert. Da ließ sie ihren kleinen Sohn in Japan und nach der Schrumpfattacke passierte noch ein weiterer Unfall. Manchmal fragte sich Yukiko, ob sie nicht doch die falsche Entscheidung trafen, aber dann kam Shinichi und redete über seine positiven Erfahrungen, die er in Japan machte. Immer wieder schaffte er es, dass sie sich besser fühlten und keine Sorgen machten. Nachdem der Professor das Gespräch beendete, trat er wieder an das Sofa heran und setzte sich zu. „Und was sagen seine Eltern?“ „Yusaku ist momentan auf Recherche und hat dabei sein Telefon ausgestellt. So kann man ihn so gut wie gar nicht erreichen“, erzählte er. „Oh man…das ist das Leben eines Autors. Wenn er nicht erreicht werden will, taucht er einfach ab“, murmelte Ai. „Yukiko wollte eigentlich eine Werbekampagne drehen, macht sich aber so schnell wie es geht, auf den Weg hier her.“ „Gut“, nickte das Mädchen. „Dann hat er wenigstens eine Person, die er vielleicht kennen könnte. Wobei ich es irgendwie witzig fände, wenn sie sich verkleidet und versucht als Conans Mutter seine Erinnerungen zu wecken. Da es keine gibt, ist diese Idee nichts wert“, meinte sie ruhig. „Eigentlich wäre es besser, wenn sie gar nicht hier her kommt.“ Das kann sie aber nicht machen“, warf Agasa ein. „Ran würde sich fragen, warum ihn seine Eltern nicht besuchen kommen.“ „Unglücklicherweise besteht dabei dieses Problem“, seufzte Ai. „Wenigstens weiß Conans Mutter dass er geschrumpft wurde.“ Agasa nickte. „Jetzt bist du dran.“ „Ich weiß. Es ist besser, wenn ich bei Jodie anrufe“, sprach das Mädchen. Ai stand auf und ging an das Telefon. „Ich bin gespannt, wie sie auf die Nachricht reagiert.“ „Wahrscheinlich genauso wie wir.“ „Das glaube ich auch“, murmelte sie leise. Kapitel 6: Erneute Suche ------------------------ Hallöchen, Conan hat tatsächlich Amnesie und die wird er wohl nicht so schnell los, zumindest ist das nicht geplant. Wir arbeiten uns langsam in der Geschichte vor und kommen nun zu neuen Charakteren, die dem ganzen eine ganz bestimmte Wendung geben werden. Ich wünsch euch viel Spaß beim Lesen. ______________________________ Kapitel 6: Erneute Suche Langsam wählte Ai die Nummer der FBI Agentin, die sie auswendig kannte und in einer Notsituation herauf beten konnte. Es war immer besser, wenn man sich Nummern merkte, da diese einem keiner wegnehmen konnte. Wahrscheinlich war es schlecht, wenn man gegen die Organisation kämpfte, aber eine Nummer im Handy einzuspeichern, war ebenso gefährlich. Ai hielt sich den Hörer an das Ohr und wartete ab. „Starling.“ „Hier ist Ai“, sprach das Mädchen leise in den Hörer. „Oh, hey, little girl. What’s up?“, wollte sie von dem Mädchen wissen. „Gibt es irgendwelche Neuigkeiten?“ „Das kann man so sagen“, fing Ai an. „Wir waren im Tropical Land.“ „Okay…und was ist dort passiert?“, fragte die FBI Agentin. „Conan hat sich einer Täterin, die fliehen wollte, in den Weg gestellt und hat sich dabei den Kopf angestoßen. Er weiß gar nichts mehr. Alle Erinnerungen sind weg…keine Organisation…kein FBI…keine Fälle…“ Ai seufzte leise auf. „Außerdem verhält er sich nun wie ein normaler, kleiner Junge in seinem Alter. Er ist ziemlich kindlich geworden.“ Jodie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Die FBI Agentin hielt sich die Hand vor den Mund und musste leicht schlucken. Conan gehörte schon lange dazu. Der Kleine war intelligent und die Ähnlichkeit zu ihrem Kollegen – Shuichi Akai - war ziemlich hoch. Conan handelte genauso wie ihr Kollege und wusste, was in den Situationen zu tun war. Der Grundschüler blieb ruhig und überlegte. Er schaffte es sogar ihnen einen Schritt voraus zu sein. „Mach dir keine Sorgen. Wir halten uns im Hintergrund“, sprach sie in den Hörer. „Danke.“ „Wie sehen seine Aussichten aus?“, wollte die FBI Agentin wissen. „Das wissen wir noch nicht. Amnesie bei Kindern kommt wohl nicht so oft vor, weswegen man einfach abwarten muss. Wir hoffen natürlich alle, dass seine Erinnerungen bald zurück kommen“, antwortete Haibara leise. „Das hoffe ich auch.“ „Könnte ich Sie noch um einen Gefallen bitten?“, fragte das Mädchen nach. „Natürlich. Was möchtest du?“ „Könnten Sie mich anrufen, sobald Sie neue Informationen über die Organisation haben?“, bat Ai leise. „Aber natürlich. Das ist kein Problem“, lächelte Jodie. „Danke. Wiederhören.“ Ai legte den Hörer auf. Dann seufzte sie und ging zurück zum Sofa. „Sie hat nicht so reagiert, wie ich gedacht habe“, meinte sie. „Nicht? Hmm…“, murmelte Agasa nachdenklich. „Sie meinte nur, dass ich mir keine Sorgen machen sollte, da sie sich im Hintergrund halten werden.“ „Vielleicht kennt Jodie solche Fälle zu genüge und kann sie von den privaten Sachen fernhalten“, entgegnete der Professor. „Das wäre möglich“, sprach Ai. „Jedenfalls wird sie mich anrufen, wenn sich die Organisation mal wieder irgendwie meldet.“ „Das ist gut. Dann können wir rechtzeitig handeln.“ Der Professor stand von seinem Platz auf. „Wir sollten jetzt zu unseren normalen Tätigkeiten zurück kehren. Wenn wir hier die ganze Zeit nur rumsitzen, können wir Conan auch nicht helfen.“ Ai nickte. „Ich kümmer mich jetzt um die Alarmanlage für das Haus. Du solltest weiter an einem Gegenmittel arbeiten“, schlug er vor. „Sie haben Recht, Professor“, gab Ai von sich. Obwohl das Gespräch bereits mehrere Minuten zu Ende war, hielt Jodie immer noch ihr Handy in der Hand und blickte auf den Bildschirmhintergrund. Es war ein Foto von Shuichi zu sehen. Es gehörte noch zu der guten Zeit, wo sie mit ihm zusammen war und jeden Tag Schmetterlinge im Bauch hatte. Sie konnte ihn sogar überreden, für ein Foto zu posieren. Jodie schmunzelte immer wieder, wenn sie an das Foto dachte und daran, wie es zustande kam. „Ach komm schon, Shu“, bat sie den FBI Agenten. „Nur ein Foto und das auch nur für mein Handy“, bettelte sie. Der Agent seufzte. Damals war er noch nicht so in sich gekehrt. Damals lebte er noch. Natürlich war er kühl, ruhig und hart, aber er zeigte auch weiche Seiten. Seiten, die es nun kaum noch gab. „Wenn’s unbedingt sein muss.“ Jodie nickte. „Muss es“, schmunzelte sie und gab ihrem Freund einen Kuss auf die Wange. „Bitte lächeln“, sprach sie dann und hielt ihm das Handy vors Gesicht. Shuichi reagierte kaum darauf. Nicht einmal ein Lächeln umspielte sein Gesicht. „Jetzt lächel doch mal. Nur einmal kurz, dann ist es auch schon vorbei.“ Genervt versuchte der FBI Agent zu lächeln, was ihm dann auch gelang, aber nicht von Dauer war. „Perfekt“, lächelte Jodie und drückte auf den Auslöser. Sie sah sich das Bild an und schmunzelte. „Es ist perfekt“, sprach sie und richtete sich als Bildschirmhintergrund ein. Und es war immer noch perfekt. Generell war die Zeit damals perfekt. Jodie schwebte ihm siebten Himmel, auch wenn sie Probleme mit der Organisation hatte. Das erste Mal in ihrem Leben fühlte sie sich wieder wohl. Doch schon bald zerbrach ihr junges Glück. Noch immer blickte die FBI Agentin auf ihr Handy und versuchte mit dem, was in der Vergangenheit passierte, abzuschließen. Es fiel ihr schwer und je mehr sie es versuchte, desto schwerer wurde es. Vor allem jetzt, wo er nicht mehr hier war. Er konnte sie nicht mehr an die Hand nehmen und ihr bei der Aufklärung eines Falles helfen und auch nicht für sie da sein, wenn sie ihn brauchte. Nicht einmal seine Stimme konnte sie hören. Selbst wenn sie versuchte ihn anzurufen, kam nur eine allgemeine Ansage darüber, dass die Nummer zurzeit nicht vergeben sei. Manchmal wusste Jodie nicht, was sie denken sollte. Vor allem an Tagen, wo sie ihn in der Stadt sah. Zuerst glaubte sie, ihre Augen würden ihr einen Streich spielen, doch je mehr sie in seiner Nähe war, desto mehr glaubte sie, dass er es tatsächlich war. Wenn er sich doch nur meldete. Aber die FBI Agentin hatte bereits eine Theorie aufgestellt. Nur diese war möglich. Der Unfall war noch nicht vor allzu langer Zeit geschehen und seine Verletzungen mussten erheblich gewesen sein, vor allem wenn man bedachte, dass er ein seinem brennenden Wagen lag. Jodie wollte gar nicht daran denken, klammerte sich aber an die Hoffnung, dass er irgendwie aus dem Wrack heraus konnte und nun, wie Conan, an Amnesie litt. Es würde alles erklären; warum er sich nicht mehr meldete, warum er sie nicht erkannte und auch nicht mit ihr sprach. Damals sah er so traurig aus, als würde er sich erinnern wollen, könnte aber nicht. Und genau das machte die Sache noch viel gefährlicher. Er war ein gefundenes Fressen für die Organisation und in Gefahr. Und nun passierte das gleiche auch noch mit Conan. Wenigstens den Jungen musste sie schützen. Schnell wählte Jodie die Nummer ihres Bosses – James Black – und wartete, bis dieser abnahm. „Wir müssen uns treffen“, sprach sie. „Ich hole Sie in einer halben Stunde ab“, entgegnete ihr Gesprächspartner. „Gut, ich bin zu Hause“, fügte sie an, ehe sie auch wieder auflegte. Wieder beobachtete Jodie das Bild von Shuichi, der sie leicht anlächelte. Aber daran durfte sie nun nicht denken. Jetzt stand Conan im Mittelpunkt. Die FBI Agentin griff sich ihre Jacke und ihre Tasche, die im Hausflur standen und ging aus der Tür. Sie schloss sie ab und lief mit schnellen Schritten an einer Nachbarin vorbei, die neugierig schaute. Jodie wünschte ihr nur einen angenehmen Tag und ging anschließend die Treppen nach unten. Nach reden war ihr nicht zu Mute. Unten hielt Jodie Ausschau nach dem weißen Mercedes und als sie glaubte ihn zu sehen, trat sie näher an die Straße heran. Der Wagen hielt direkt neben ihr, sodass sie nur die Tür auf zu machen brauchte. Jodie lächelte, als sie einstieg und sich anschnallte. „Sie hörten sich dringend an“, fing James an. „Deswegen bat ich Agent Camel uns zu begleiten.“ Der junge Mann hob lächelnd seine Hand. „Hallo.“ Jodie nickte. „Hallo“, sprach sie leise und blickte nachdenklich auf die Straße. „Ich wurde von Ai angerufen.“ „Ai? Das ist doch das Mädchen, das immer mit Conan zusammen ist und damals in die gefährliche Situation mit Vermouth verstrickt wurde“, entgegnete Camel. Sie nickte. „Conan hatte gestern einen Unfall“, sprach sie daraufhin. „Ist er schwer verletzt?“, wollte James wissen. „Es geht ihm wohl soweit gut. Allerdings…“, sie stockte. „Allerdings?“ „Er hat keine Erinnerungen mehr.“ „Oh“, murmelte James. „Das ist nicht gut…“ „Ich weiß“, entgegnete die Agentin. „Ich bin auch froh, dass uns Ai rechtzeitig darüber informierte. Stellen Sie sich nur vor, wir hätten ihm irgendwas erzählt und er hätte überhaupt nichts mehr gewusst.“ „Wir könnten damit ziemlich in die Bredouille kommen, vor allem, wenn er es dann weiter erzählen würde“, gab Camel von sich. „Wie sieht die Prognose der Ärzte aus?“, wollte Black wissen. „Das hat mir Ai nicht gesagt“, antwortete Jodie. „Soweit ich weiß, gibt es verschiedene Arten der Amnesie, die auftreten können. Conans Amnesie gehört wohl zu der Sorte, bei der man nicht voraussagen kann, wann sich eine Besserung einstellte“, erzählte sie. „Dann können wir nur abwarten.“ Jodie nickte. „Das ist nicht gut“, murmelte James ein weiteres Mal. „Wenn die Organisation auf ihn aufmerksam wird, könnte das unser aller Ende bedeuten.“ „Ich mach mir auch Sorgen deswegen.“ „Vielleicht sollten wir sein zu Hause überwachen?“, schlug Camel vor. „Meinen Sie?“, wollte Jodie wissen. „Ich weiß nicht. Wenn er unsere Leute dort sieht, könnte er Angst bekommen und nicht wissen, was zu tun ist. Wenn er dann den anderen von unseren Observierungen erzählt, möchte ich Sie nicht wieder vor der Polizei retten müssen.“ „Nicht zu vergessen, dass die Organisation ihre Leute auf uns angesetzt hat. Ich möchte euch nur einmal an Bourbon erinnern“, entgegnete James. „Wenn er irgendwo in unserer Nähe ist und mitbekommt, dass wir die Mori-Detektei überwachen, könnte er die falschen Schlussfolgerungen ziehen.“ „Verstehe“, nickte Camel. „Entschuldigen Sie meinen Vorschlag.“ „Dafür müssen Sie sich nicht entschuldigen“, meinte James. „Soweit ich weiß, hat Shu die Detektei auch hin und wieder überwacht. Ich weiß aber nicht, was er sich von dort versprach. Immer wenn ich ihn darauf ansprach, meinte er, es sei, weil die Akten der Mori-Fälle verschwunden waren. Aber ich glaube, dass da mehr dahinter steckte. Sonst hätte er nicht so ein Geheimnis darum gemacht.“ „Wir können ihn leider nicht mehr fragen“, gab James leise von sich. „Das ist jetzt auch unwichtig. Wir müssen uns um Bourbon kümmern.“ Jodie nickte. „Bisher haben wir keine Informationen wer Bourbon sein könnte, nicht wahr?“ „Leider nicht. Unsere Bemühungen verlaufen im Sande.“ „Ich konnte auch nichts heraus finden“, seufzte Camel. „Dabei hab ich versucht, Agent Akais Informanten ausfindig zu machen.“ „Das schaffen Sie nicht. Shu hat nie Preisgegeben, welche Informanten er hatte und wenn er Ihnen einen Namen genannt haben sollte, dann war es sicherlich ein Falscher. Er ist…war immer darauf bedacht, dass man die Spuren nicht zurück verfolgen kann“, entgegnete Jodie. „Und deswegen war er so gefährlich für die Organisation“, murmelte Black. Jodie blickte auf den Boden des Wagens. „Ich kann das immer noch nicht glauben.“ „Das geht uns allen so“, sprach James. „Sein Tod war für uns alle ein großer Schock, aber genau deswegen dürfen wir nichts unversucht lassen und müssen weiter gegen die Organisation arbeiten. Er hätte das so gewollt.“ Camel nickte. „Sein Tod soll nicht umsonst gewesen sein. Ich hoffe nur, dass sie Kir genügend Vertrauen entgegen bringen.“ „Das kann ich Ihnen nicht sagen“, murmelte die Agentin. „Seit Kir mich wegen Bourbon warnte, hatte ich kein einziges Mal Kontakt zu ihr.“ „Das ist nicht ungewöhnlich. Sie war eine lange Zeit in der Obhut des FBI’s. Die Organisation fürchtet, dass sie ihre Geheimnisse verriet und testet sie nun mehrfach.“ „Aber das macht doch keinen Sinn“, warf Jodie ein. „Wenn sie wirklich denken würden, sie würde sie an der Nase herum führen, dann wäre es doch viel besser, sie gleich umzubringen.“ Camel schüttelte den Kopf. „Das ist wohl nicht ihre Art“, sprach er. „Agent Camel hat Recht“, nickte James. „Die Organisation wird sie solange für ihre Zwecke benutzen bis sie sich sicher sind, dass sie entweder für oder gegen sie arbeitet. Finden sie heraus, dass Kir in Wahrheit mit uns kooperiert, werden sie ihr Wissen verwenden und sie umbringen.“ „Wahrscheinlich lassen sie sie vorher noch einen irrsinnigen Auftrag durchführen, bei dem sie ihr Leben verliert“, fügte Camel an. „Das würde ich ihnen sogar zutrauen“, sprach Jodie. „Deswegen ist es wichtig, dass unsere Verbindung zu ihr auch weiterhin geheim gehalten wird. Sie bekommt keinen anderen Kontakt bei uns.“ Jodie nickte. „Wenn sie sich meldet, werde ich Sie sofort informieren.“ „Sehr gut.“ „Dann werde ich sie auch fragen, ob sie mir mehr zu Bourbon erzählen kann. Wenigstens eine Personenbeschreibung wäre ausreichend.“ „Es ist nicht sicher, dass sie Bourbon persönlich traf“, warf Camel ein. „Damals noch nicht. Aber vielleicht ist es mittlerweile der Fall gewesen?“ „Das glaube ich eher weniger“, entgegnete James. „Wir haben einen guten Kontakt zu Kir, hätte sie Bourbon schon getroffen oder wüsste sie über seine Pläne Bescheid, hätte sie wohl angerufen.“ „Wahrscheinlich“, murmelte Jodie. „Außer sie konnte nicht. Man sieht sie ja nicht einmal mehr im Fernsehen.“ „Das könnte von der Organisation so beabsichtigt sein.“ „Denken Sie? Ich dachte, der Organisation ist es wichtig, wenn ihre Leute im Fernsehen bekannt sind und leichter an Prominente kommen.“ „Unter normalen Umständen schon“, nickte James. „Aber wenn sie sie für einen Spitzel halten, könnte es kontraproduktiv für sie sein.“ „Ah, ich verstehe. Sie könnte versuchen die Anschläge vor der Kamera zu verhindern und wenn das gesendet wird, fliegt ihre Tarnung auf“, murmelte Jodie. „Die Organisation ist wirklich paranoid.“ „Wie kommen Sie darauf?“, fragte Camel nach. Jodie blickte nach hinten. „Kir ist jetzt schon so lange in der Organisation. Sie hat sich sogar soweit hochgearbeitet, dass sie einen Codenamen bekam. Und kaum baut sie einen Unfall, liegt im Krankenhaus und schafft dann die Flucht zurück in die Organisation, wird sie umgehend überwacht und wieder auf die Probe gestellt. Das ist doch Irrsinn.“ „Nur leider ist ihr Verdacht begründet“, warf der Agent ein. „Ja, aber das wissen sie ja nicht.“ „Aber sie ahnen es. Und sie wissen, dass sie im Krankenhaus Kontakt zu Agent Akai gehabt haben könnte. Die Organisation will nichts unversucht lassen. Wahrscheinlich halten sie seinen Tod auch für nicht echt.“ „Und wenn…wenn Shu tatsächlich entkommen ist?“, wollte Jodie wissen. James blickte aus dem Augenwinkel zu ihr. Er hasste es, wenn er ihre Hoffnungen zerschlagen musste, aber in dem Fall, hatte er keine andere Wahl. „Die Chancen dafür sind sehr gering“, fing er an. „Ich weiß, aber es wäre doch möglich…“ James schüttelte den Kopf. „Wir haben uns den Bericht der Polizei geholt und alles überprüfen lassen. Die Überreste…alles was gefunden wurde, konnte Agent Akai zugeordnet werden. Es gibt keinen Fehler.“ „Aber…“, Jodie brach ab. „Tut mir leid, ich werde nicht noch einmal damit anfangen.“ „Sie müssen sich nicht entschuldigen. Es ist Ihr gutes Recht zu hoffen“, sprach der Einsatzleiter. „Aber wir müssen realistisch bleiben.“ Die junge Frau nickte. „Gibt es sonst noch etwas, dass wir besprechen müssen?“, wollte sie dann wissen. „Das wichtigste haben wir besprochen“, entgegnete James. „Gut, dann mache ich mich weiter an meine Arbeit und suche nach Hinweisen, die zur Organisation führen“, sprach sie. „Erhoffen Sie sich nicht zu viel“, warf Black ein. „Keine Sorge, wir suchen sie schon so lange, dass ich nach ein paar Tagen nicht übermütig werde“, gab sie von sich. Jodie öffnete die Wagentür. Der Wagen stand die ganze Zeit über auf dem gleichen Platz, aber das war ihnen egal. Wenn sie reden mussten, dann redeten sie. „Gut. Seien Sie vorsichtig.“ Jodie nickte und stieg aus. Sie blickte zu Camel. „Kommen Sie mit?“ „Wenn Sie wollen…“, der Angesprochene schaute zu Black, der nickte. Nachdem der weiße Mercedes losfuhr, sah Camel zu Jodie. „Hatte es einen bestimmten Grund, warum Sie wollten, dass ich mit komme?“, wollte er wissen. „Ich will Shu suchen“, sprach sie. „Sie wollen…Akai…suchen?“, wiederholte er. Die FBI Agentin nickte. „Sie haben ihn doch auch gesehen, dass kann kein Zufall gewesen sein.“ „Aber wenn…wenn er es nicht wahr?“ „Glauben Sie wirklich, dass es noch einen Menschen gibt, der wie Shu aussieht und wie dieser herum läuft?“, kam es von ihr. Jodie wurde wütend und stemmte ihre Hände in die Seiten. „Shu hat keinen Bruder und wenn Sie mir gleich was von einem verschollenen Zwillingsbruder erzählen wollen, dann werd ich sauer.“ „Ich meinte doch nur…“, murmelte Camel. „Und woher sollte er wohl sonst die Narbe auf der rechten Gesichtshälfte haben? Es kann nur unser Shu sein“, sprach sie. „Sie haben ihn doch auch gesehen. Ich dachte, Sie würden daran glauben, dass er überlebt hat.“ „Das…ich bin mir nicht mehr sicher“, antwortete André. „Sie sagten doch, er habe auf Sie gar nicht reagiert. Warum sollte er das machen, wenn er schon in der Stadt umher geht?“ „Das ist doch logisch. Shu muss wie Conan unter Amnesie leiden. Und wahrscheinlich kam der Unfall am Reiha-Pass so unerwartet für ihn, dass er durch den Schock seine Stimme verlor. Sie hätten ihn mal sehen sollen. Er sah so unendlich traurig aus. So als wolle er mit mir reden, könnte das aber nicht“, erzählte sie. „Hmm…als ich ihn damals sah, wirkte er auf mich nicht traurig. Aber ich muss zugeben, ich habe nicht wirklich viel gesehen. Es war durch den Spiegel“, murmelte Camel. „Aber überlegen Sie doch mal. Wenn er seine Erinnerungen hätte, würde er nicht so durch die Straßen laufen. Die Gefahr, dass ihn die Organisation erwischen könnte, wäre viel zu groß. Nur wenn er gar nichts mehr weiß, wäre es für ihn möglich. Also? Helfen Sie mir?“ Camel nickte. „Sie wissen doch, ich kann bei Ihnen nicht so schnell ‚Nein‘ sagen.“ „In Ordnung“, lächelte sie. „Wir sollten durchgehen, was wir bisher alles wissen.“ Der FBI Agent nickte ein weiteres Mal. „Unsere letzte, offizielle Begegnung mit Shu war am 13. Januar. Damals wollte er, dass ich vorsichtig bin, weil es ein Freitag war“, sprach sie. „An dem Tag wurde ich verdächtigt einen Mord begangen zu haben.“ „Und die Polizei befand sich in dem Gebäude in dem wir auch waren. Shu blieb mit den anderen Agenten im Stützpunkt zurück. Wie ich Shu einschätze, hat er sich von den anderen Agenten abgeseilt und sich auf seine eigenen Recherchen konzentriert“, meinte Jodie und ging einige Schritte nach vorne. „Kommen Sie? Oder wollen Sie hier stehen bleiben?“ „Ich bin schon da“, nickte der Agent und folgte ihr. „James erzählte, dass er dabei war, als Shu einen Anruf von Kir bekam. Sie wollte sich mit ihm Treffen.“ „Richtig“, entgegnete Camel. „Ich frage mich, warum Shu dem Treffen zustimmte. Er brachte Kir erst kürzlich wieder in die Organisation…“ „Ich glaube, er wusste, dass es sich um eine Falle handelte und wollte trotzdem gehen, damit wir unseren einzigen Kontakt zur Organisation nicht wieder verlieren“, sprach der Agent. „Wäre er nicht gekommen, hätte die Organisation Kir umgebracht und wir hätten wieder von vorne anfangen müssen.“ „Ja…aber es ist doch merkwürdig. Die Organisation weiß selber, dass sie Shu nicht mit so kleinen Ködern kriegen können. Warum wollten sie unbedingt, dass er darauf reinfällt?“ Camel zuckte mit den Schultern. „Der Boss sagte, dass sich Akai bewusst war, dass es sich um eine Falle handelte und auf seinen Instinkt hören wollte.“ „Nur leider brachte ihn sein Instinkt nicht weiter“, murmelte Jodie. „Zumindest wurde er schwer verletzt.“ „Das war das letzte Mal, dass wir von ihm hörten.“ „Bis ich ihn auf der Straße sah. Ich folgte ihm, verlor ihn aber relativ schnell. Erst als ich in die Teito-Bank ging und dort Opfer einer Geiselnahme wurde, erblickte ich ihn neben mir“, sprach sie. „Er sagte nichts. Zuerst dachte ich, er täte so, als würde er mich nicht kennen. Aber dann begriff ich, dass das kein Spiel war. Er hatte wirklich keine Ahnung. Und als einer der Bankräuber ihn ansprach, reagierte er so gut wie gar nicht auf diesen. Ich musste das Gespräch übernehmen, während er mir zu hörte. Es war, als hätte er gerade das erste Mal seine Geschichte über den Unfall gehört.“ „Verstehe“, entgegnete Camel. „Und was ist danach passiert?“ „Wir sollten alle mit verbundenen Augen da sitzen und warten. Nachdem ich meine Augenbinde abnahm, war er verschwunden.“ „Hmm…“, murmelte der Agent. „Würde ein Mensch mit Amnesie das machen?“, wollte Camel dann wissen. „Das habe ich mich auch gefragt. Normalerweise würden wir warten und mit der Person, die uns kennt, reden wollen. Zumindest hätte ich das so gemacht.“ „Ich hätte das auch so gemacht“, nickte er. „Aber nicht Shu. Nun ja, Shu ist schon immer ein wenig eigen gewesen. Damals habe ich zum Thema Amnesie einige interessante Artikel gelesen. In einem ging es um den Schock, den ein Patient hatte. Sie müssen sich das so vorstellen, die ganze Zeit über fühlen sie sich alleine und es ist keiner für sie da, der Ihnen helfen kann. Sie wachen alleine in einem Krankenhaus auf, wissen nichts über sich und ihre Papiere sind verbrannt. Sie werden nach Ihrem Namen gefragt und können nicht antworten. Irgendwann kümmert sich die Polizei darum und versucht Ihre Identität heraus zu finden, aber es klappt nicht und dann dürfen Sie aus dem Krankenhaus gehen. Sie wissen nicht wohin und mieten sich irgendwo eine Wohnung. Sie lernen mit der Amnesie zu leben und beginnen langsam ein neues Leben. Und dann, plötzlich, erkennt sie eine Person aus Ihrer Vergangenheit. Sie wissen nichts darüber, stehen nur da und wissen, dass dort eine Person ist, die vielleicht alles über sie weiß. Da ist es sehr gut möglich, dass die erste Reaktion, die Sie zeigen, die Flucht ist. Sie werden von Angst an Ihre Vergangenheit, der Sie keine Beachtung zeigen wollten, überrollt. Und dann verschwinden Sie. Und kaum, dass Sie weg sind, Fragen Sie sich, was passiert wäre, wenn Sie geblieben wären und schämen sich für Ihr Verhalten“, erklärte die Agentin. „Ich glaube, so ähnlich war es auch bei Shu. Eine Amnesie kann die Persönlichkeit verändern. Ai sagte mir, dass sich Conan – unser Conan – wie ein normaler Grundschüler verhält. Sie kennen ihn doch, er ließ sich nie beirren, hatte gute Ideen und keine Angst. Und jetzt hat er sich verändert und wir wissen nicht, in wie fern sich diese auf sein weiteres Leben auswirken.“ Camel sah sie an. Sie hatte sich wirklich viel mit dem Thema beschäftigt und trotzdem hatten sie James immer noch nichts erzählt. Sie wollten erst sicher gehen. „Das ist wahr“, nickte er. „Aber wäre dann nicht die Chance groß, dass Akai irgendwann wieder in der Nähe der Teito-Bank ist?“ „Das liegt sehr nahe. Das stand auch im Artikel. Man versucht die andere Person wieder zu finden und tut das an dem Ort, wo man sie das erste Mal traf. Deswegen bin ich jeden Tag mindestens dreimal dort gewesen. Immer zu verschiedenen Uhrzeiten. Ich hab gehofft, er würde irgendwann wieder dorthin kommen. Am Anfang dachte ich auch, er hätte bei der Bank ein Konto und hab alle Angestellten nach ihm befragt. Aber keiner erinnerte sich an ihn“, seufzte sie. „Vielleicht wollte er an dem Tag auch einfach ein neues Konto eröffnen?“ Jodie nickte. „Das wird es gewesen sein. Deswegen erinnerte sich keiner an ihn.“ „Aber was ist mit der Polizei? Nach der Geiselnahme müssten Sie alle doch befragt worden sein“, warf der FBI Agent ein. „Eigentlich schon. Aber zum einen waren wir genügend Zeugen und zum anderen hatten wir alle eine Augenbinde und konnten nichts sehen. Die wichtigsten Zeugen wurden befragt, aber Shu war nicht darunter. Er war auch gar nicht mehr da. Ich könnte mir gut vorstellen, dass er sowieso nicht wissen würde, welche Angaben er machen konnte und welche nicht. Ohne Erinnerungen an seine Identität…“ „Seine Handlungen sind ziemlich einleuchtend“, murmelte Camel. „Finde ich auch. Es passt zu einem Mann, der unter Amnesie leidet. Deswegen haben wir ihn auch danach nicht mehr gesehen.“ „Naja…bis zum Tag im Baker-Kaufhaus.“ Jodie nickte. „Erzählen Sie mir bitte noch einmal, was passiert ist. Und bitte lassen Sie kein Detail aus.“ Camel seufzte leise auf. Er hatte das schon so oft erzählt und immer noch wollte sie genau wissen, was dort passierte. „Es gibt nicht so viel zu erzählen. Ich war gerade in der Herrentoilette und wusch mir die Hände, als er an mir vorbei ging. Ich sah gerade in den Spiegel und erblickte dann das Gesicht.“ „Auf der rechten Seite hatte er die Narbe, richtig?“ Camel nickte. „Ja, die, die vom Brand kommen kann“, sprach er. „Und Sie sind sich sicher, dass es Shu war?“ „Sehr sicher“, antwortete er. „Ich hab ihn sofort erkannt. Und bevor Sie fragen, nein es war nicht, weil Sie mir vorher von der Person erzählten. Ich habe ihn eindeutig gesehen.“ „In Ordnung. Was ist dann passiert?“, wollte sie wissen. „Ich war schockiert, da ich nicht mit ihm rechnete. Ich muss ehrlich zugeben, ich war mir sehr sicher, dass Sie sich ihn nur einbildeten. Aber sobald er an mir vorbei lief, hatte ich das Gefühl seine Aura zu spüren. Ich war noch einige Sekunden in der Schockstarre, ehe ich realisierte, dass er es war. Sofort habe ich versucht ihm zu folgen. Aber wie sie wissen, ist er mir nicht gelungen.“ „An dem Tag waren ziemlich viele Menschen im Kaufhaus“, meinte sie. „Kurz nachdem ich mir sicher war, dass ich ihn nicht mehr erreichen konnte, schickte ich ihnen die SMS, sodass Sie selber nach ihm suchen konnte.“ „Und das war das letzte Mal, wo wir ihn sahen.“ Camel nickte. „Seitdem sind einige Wochen vergangen, aber er ließ sich nicht mehr bei uns blicken. Wahrscheinlich waren alle Treffen nur Zufälle.“ „Ich erkenne zumindest kein Muster dahinter. Verdammt…es hätte alles leichter gemacht, wenn es ein Muster gebe. Wenn wir wüssten, wo er jeden Tag einkaufen geht, oder wo er eine Abende verbringt“, entgegnete sie leise. „Glauben Sie wirklich, er wäre nun jemand, der Abend gerne weg geht?“ So schätzte er den FBI Agenten wirklich nicht ein und er konnte sich auch nicht vorstellen, dass dieser das jetzt tat. „Ich weiß es nicht“, murmelte sie. „Ich versuche mich an jeden Strohhalm zu klammern.“ „Vielleicht sollten wir den Boss einschalten. Er könnte in einem größeren Bereich nach Akai suchen lassen“, schlug Camel vor. Sofort schüttelte Jodie den Kopf. „Zum einen hätten wir dann die gleiche Situation wie mit Conan. Die Organisation würde irgendwann bemerken, dass wir nach jemanden suchen und wenn sie heraus finden, dass es sich dabei um Shu handelt, könnte er verloren sein. Vor allem ohne Erinnerungen. Und zum anderen…Sie haben doch gesehen, wie James darauf reagierte, dass ich von Shu sprach. Er würde mir nicht glauben. Und wenn Sie ihm erzählen, dass Sie ihn auch sahen, wird er glauben, ich hätte Sie dazu angestiftet. Ich kann bei so was sehr überzeugend sein“, erklärte sie. „Ich denke nicht, dass es wie bei Conan wäre. Akai läuft in der Gegend herum. Wahrscheinlich ist er schon jetzt einem Organisationsmitglied begegnet und weiß es nicht einmal. Können Sie sich vorstellen, dass er vorsichtiger ist, wenn er gar nicht weiß, vor was er aufpassen muss?“ Sie schüttelte den Kopf. „Es könnte aber trotzdem sein, dass er bislang Glück hatte.“ „Es kann vieles sein, Jodie, aber ich denke, es wäre trotzdem besser, wenn wir den Boss einschalten. Jodie, ich möchte Ihnen wirklich nicht in den Rücken fallen, aber ich sehe einfach keine andere Möglichkeit.“ Jodie blieb stehen. Tränen zogen sich über ihr Gesicht, die sie sofort versuchte weg zu wischen. Sie mochte es nicht, wenn sie schwach war und Hilfe brauchte, aber in diesem Moment war es genau das, was sie wollte. Eine starke Schulter, an die sie sich lehnen konnte. „Jodie…“, wisperte Camel leise und zupfte in der Jackentasche herum, ehe er ein Taschentuch heraus zog und es ihr reichte. „Ich wollte Sie nicht zum Weinen bringen…“, murmelte er. Die Angesprochene schüttelte den Kopf. „Ist schon gut“, wisperte sie leise und wischte sich mit dem Tuch ihre Tränen fort. „Bei Shu werd ich immer so sentimental…“ „Das ist doch auch Ihr gutes Recht. Sie haben Jahrelang mit ihm zusammen gearbeitet und wahrscheinlich sind Sie seine engste Vertraute.“ „Nicht nur das“, gab sie zu. „Bevor Shu mit Akemi zusammen kam, hatte er eine feste Freundin beim FBI. Diese fand es am Anfang nicht so toll, dass er sich an Akemi ran machen musste, nur um in die Organisation zu kommen.“ Camel blickte sie an. „Wollen Sie sagen, dass Sie…“ Jodie nickte. „Bevor er sich in Akemi verliebte, waren wir zusammen.“ „Ich…das wusste ich nicht…“ Der FBI Agent blickte beschämt auf den Boden. Nun riss er eine alte Wunde auf und konnte nichts tun, um sie zu verschließen. „Damals sagte er, dass er weder mich noch Akemi hintergehen wollte. Und weil sie sein Auftrag sei, wollte er sich komplett auf sie konzentrieren…und dann machte er Schluss“, erzählte sie leise. „Ich habe immer wieder gedacht, er täte es wirklich nur, um viel näher an die Organisation zu kommen, doch nach seiner Rückkehr in die Staaten bemerkte ich, dass er sich veränderte. Seine Gefühle für mich waren nur freundschaftlich…Akemi hingegen…ja, sie liebte er und wollte immer noch alles für ihre Sicherheit tun. Und als sie starb, konnte ich sehen, wie ein Teil von ihm starb. Er veränderte sich. Ich glaube nicht, dass er sich so verändert hätte, wenn ich an ihrer Stelle gewesen wäre. Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, er wäre nur noch eine Maschine, die die Organisation aufhalten will.“ „Das tut mir leid“, sprach der FBI Agent. „Sie sind eine tolle Frau, die es nicht verdient hat, so behandelt zu werden. Ich bin mir sicher, dass Akai Ihnen nie weh tun wollte.“ „Wissen Sie, das glaube ich auch. Shu hat von Anfang an mit offenen Karten gespielt, deswegen konnte ich ihm auch nie Böse sein. Er weiß eben was er will…“ Noch einmal wischte sich Jodie ihre Tränen weg und warf das Taschentuch in einen Mülleimer. „Das alles ist Vergangenheit. Ich konzentriere mich jetzt auf die Gegenwart und zuerst müssen wir ihn finden und die Organisation festnehmen.“ ___________________ So, das war auch das sechste Kapitel. Und wie fandet ihr das? Zu der Sache mit Jodie und Camel: Es ist vollkommen normal, dass Jodie noch einmal alle Fakten durchgehen will, obwohl sie diese kennt. Das machen die meisten Menschen, wenn sie eine liebende Person plötzlich verloren haben und nicht verstehen, warum. Ich hoffe trotzdem, dass euch das Kapitel nicht gelangweilt hat. Wie immer freue ich mich über Kommentare. Kapitel 7: Wieder zu Hause -------------------------- Hallöchen, es freut mich, dass ihr nun das siebte Kapitel der FF gefunden habt. Und nachdem es ja in Kapitel 6 mit dem FBI anfing, kommen wir nun noch einmal zu den Moris. Aber keine Sorge, das hat alles seine Richtigkeit. In dem Kapitel taucht nun auch das erste mal Amuro auf. Und ich muss ja sagen, dass ich ein wenig Angst gehabt hab, ihn zu schreiben. So oft kam er ja bisher nicht vor und aus dem, was ich über ihn wusste, hoffe ich, dass ich nicht allzu sehr Out of character geworden bin. Nun ja…dann will ich auch nicht zu viel erzählen. Lest einfach selber. _________________________ Kapitel 7: Wieder zu Hause Conan wurde am nächsten Morgen direkt noch einmal von den Ärzten untersucht, die sichergehen wollten, dass sie nichts übersahen. Schon bei älteren Menschen gaben sie sich Mühe, aber bei Kindern waren sie noch gründlicher und musste erst recht auf Nummer sicher gehen. Ran ging vor dem Krankenzimmer auf und ab. Das Mädchen hoffte früh zu Hause zu ein und rechnete mit einer Untersuchung ab acht Uhr. Doch der Arzt ließ auf sich warten und erschien erst gegen zehn Uhr im Zimmer des geschrumpften Oberschülers. Ran hasste das warten. Am lieben hätte sie Conan gepackt und wäre mit ihm gegangen. Doch das hätte einige Fragen aufgeworfen. Nachdem Conan am Morgen – das erste Mal schlief er relativ lange – wach wurde, tat sie alles, damit er sich wohlfühlte. Immer wieder erzählte sie, dass es bald vorbei wäre und er in seine normale Umgebung durfte. Der Kleine freute sich, aber als sie erwähnte, dass auch der Professor seine Hilfe anbot und ihn mit zu sich nehmen wollte, wurde sein Gesichtsausdruck ernst und er musste schlucken. Sofort erwähnte er, dass er das nicht wolle, was Ran verstand und weswegen sie ihm versprach, dass dies nicht eintreffen würde, außer es wäre sein Wunsch. Das Mädchen konnte immer noch nicht glauben, dass er den Professor – wahrscheinlich lag es an Ai – als Bedrohung an sah. Ran hoffte, dass die Ärzte bei ihrer Untersuchung nichts fanden. Und auch wenn sie eine gute Freundin des Jungen war, musste sie den Raum verlassen. Das Mädchen seufzte auf. Wie gerne wäre sie doch bei ihm gewesen und hätte ihm die Hand gehalten. Aber stattdessen konnte sie nichts tun, nur warten. Nicht einmal ihr Vater war vor Ort. Viel lieber vergnügte sich dieser in der Detektei mit einem Fernsehgucken und Yoko anhimmeln. Natürlich konnte sie ihm das nicht beweisen, aber sie kannte ihren Vater zu gut. Zwar erzählte er ihr beim morgendlichen Telefonat von einem neuen Klienten, auf den er sich zusammen mit seinem neuen Schüler – Touru Amuro – vorbereiten musste, aber irgendwie klangt es nur nach einer billigen Ausrede. Momentan konnte Ran nicht nachprüfen, ob ihr Vater log oder nicht. Jetzt ging Conan vor und der kleine Junge brauchte all ihre Aufmerksamkeit. Die Minuten verstrichen und Ran wurde immer nervöser. Es kam ihr so vor, als wären sämtliche Abläufe nur noch in Zeitlupe. Sie tat sich mit dem Warten schwer und wollte am liebsten wieder in das Zimmer hinein stürmen. Mehrere Minuten verstrichen erneut. Und noch immer kam niemand aus dem Zimmer heraus. Erst das Klingeln ihres Handys holte sie aus ihren Gedanken. Zaghaft holte Ran das Handy aus ihrer Tasche heraus. Ohne auf das Display zu sehen, nahm sie den Anruf entgegen. „Ran Mori“, sprach sie in den Hörer und versuchte dabei fröhlich zu sein. So wie immer. „Ich bin’s, Shinichi.“ „Shinichi!“ „Freust du dich, dass ich anrufe?“ Ran nickte, ehe sie realisierte, dass er diese Handlung gar nicht wahrnehmen konnte. „Natürlich freu ich mich. Ich hab dich gestern die ganze Zeit über versucht zu erreichen“, meinte sie. „Das hab ich erst heute Morgen gesehen“, gestand der Oberschüler. „Gestern kam noch ein Fall rein. Ich muss die Zeit vergessen haben und mein Handy stand die ganze Zeit auf lautlos. Als ich am Abend fertig war, wollte ich dich nicht mehr wecken. Tut mir Leid, Ran.“ „Ich bin so froh, dass du anrufst.“ „Was ist denn passiert?“, wollte er von ihr wissen. „Conan hatte einen Unfall“, schluchzte sie leise. „Hätte ich besser aufgepasst, wäre er nicht umgestoßen worden und hätte nicht seine Erinnerungen verloren.“ „Conan hat Gedächtnisverlust?“, murmelte der Oberschüler. „Ran, egal was du denkst, dich trifft keine Schuld daran. Du hast getan, was du tun konntest, für alles Weitere ist das Schicksal zuständig“, fügte er an. „Was ist das für ein Schicksal, dass einem kleinen Jungen seine Erinnerungen nimmt?“, wollte sie wissen. „Wir können nicht alles verstehen, was in unserem Universum vor sich geht. Aber wir können darauf vertrauen, dass ein Plan dahinter steckt. Ich bin mir sicher, dass er auch seine Erinnerungen verloren hätte, wenn du aufgepasst hättest. Wenn es passieren soll, dann passiert es auch. Du bist nicht in der Lage alles und jeden zu retten. Irgendwann passieren Dinge, die wir uns nicht erklären können. Wenn du zu viel darüber nachdenkst, macht es dich nur kaputt.“ „Shinichi“, wisperte das Mädchen. Er hatte Recht, mit allem was er sagte, hatte der Oberschüler ins Schwarze getroffen. Er wusste genau, was er sagen musste, damit auch sie das sah. „Danke.“ „Geht es Conan soweit gut?“ „Ja, sonst ist alles in Ordnung. Wir müssen nur abwarten, was die Ärzte sagen. Wahrscheinlich kann er gleich auch mit nach Hause“, erzählte sie. „Dann wird es bestimmt nicht so schlimm sein. Wenn ihn die Ärzte bereits entlassen, solltest du dir nicht so viele Sorgen machen. Soweit ich weiß, verschwindet eine Amnesie nach einiger Zeit wieder.“ „Das hab ich auch schon gehört“, lächelte sie. „Ich hoffe wirklich, dass es ihm besser geht. Er wirkt so…zerbrechlich und er hat Angst vor Ai“, schmunzelte sie. „Ai…“, er überlegte. „Ah, das Mädchen, dass bei Professor Agasa lebt. Sie schaut aber auch manchmal grimmig drein.“ „Aber so ist sie nun mal“, entgegnete Ran. „Das macht sie als Person aus“, sprach er anschließend. „Da hast du Recht“, lächelte das Mädchen und blickte auf, als die Tür des Krankenzimmers aufging. „Shinichi? Sei mir bitte nicht böse, aber der Arzt kam gerade aus Conans Zimmer…“ „Ich versteh schon. Geh ruhig zu ihm und grüß ihn von mir“, meinte der Oberschüler. „Wenn sich irgendwas Neues ergeben hat oder du einfach nur mit mir reden möchtest, kannst du jederzeit anrufen.“ „Danke, das werd ich machen. Ich hoffe nur, dass du das nächste Mal auch ans Telefon gehst.“ „Ich kann es nicht versprechen, aber ich werd es versuchen“, entgegnete der Oberschüler. „Und wenn es nicht klappt, rufe ich zurück.“ „Gut“, nickte Ran. „So machen wir es. Shinichi…Danke“, fügte sie an und legte anschließend auf. Ran sah zu dem Arzt und trat an ihn heran. Sie war nervös und nicht sicher, was ihr dieser sagen würde. „Es geht ihm gut“, sprach der Mann ruhig. „Er zeigt keinerlei Symptome einer Gehirnerschütterung und hat auch sonst keine Spätfolgen des Unfalls.“ „Das ist gut, richtig?“, lächelte das Mädchen. Der Arzt nickte. „Seiner Entlassung steht nichts entgegen. Es könnte aber noch sein, dass er in den nächsten Tagen hin und wieder über Kopfschmerzen klagt. Das ist vollkommen normal. Ich möchte ihn aber trotzdem zum Ende der Woche hin, sehen.“ „In Ordnung“, sprach Ran. „Dann können Sie nun mit ihm gehen.“ „Danke“, gab sie von sich. Ran lief an dem Arzt vorbei und direkt in das Zimmer herein. „Gute Nachrichten, Conan“, sagte sie. Der kleine Junge blickte auf. „Du kannst mit nach Hause. Der Arzt sieht darin keine Probleme.“ Ein leichtes Lächeln, vermischt mit Traurigkeit, legte sich auf Conans Gesicht. „Was hast du denn?“, wollte Ran wissen. Conan seufzte auf. „Ich weiß nicht, wo ich zu Hause bin“, murmelte er leise. „Wahrscheinlich werde ich dort überhaupt nichts erkennen.“ Ran ging auf ihn zu und setzte sich an sein Bett. Behutsam strich sie ihm über den Kopf. „Mach dir nicht zu viele Gedanken darüber“, fing das Mädchen an. „Am Anfang wird es ein wenig ungewohnt für dich sein, aber ich bin mir sicher, dass du dich sehr bald wieder bei uns einleben wirst“, fügte sie an. „Ich hoffe, du hast Recht“, nuschelte er. „Ganz bestimmt“, entgegnete sie. „Na komm…Paps wartet sicher schon.“ Conan nickte. Langsam stand er aus seinem Bett auf und zog sich die Sachen an, die auf der Kommode lagen. Dort blickte er auch seine Brille und sah sie skeptisch ich. „Muss ich wirklich eine Brille tragen?“ Ran nickte. „Ohne sie siehst du nicht ganz so gut“, antwortete das Mädchen. „Ach so“, murmelte Conan und nahm die Brille. Er sah sie an und setzte sie sich dann auf die Nase. Seine Sicht war immer noch die gleiche. Er merkte keine Veränderung. „Du…? Ran?“ „Was ist denn?“, wollte das Mädchen von ihm wissen. „Bist du sicher, dass ich eine Brille tragen muss? Ich bemerke keine Veränderung in der Sicht.“ „Gar keine?“, wollte sie wissen. Conan legte die Brille ab und legte sie dann wieder an. Erneut sah er keine Veränderung. „Ich weiß nicht“, murmelte er. „Vielleicht ist es eine minimale Veränderung.“ „Wir gucken erst einmal, wie das mit deiner Brille weiter läuft. Vielleicht musst du dich auch einfach nur an sie gewöhnen. In Ordnung?“ Conan nickte. Er setzte sich wieder auf das Bett und streifte sich die Schuhe über. „Ich bin fertig.“ „Schön“, sprach Ran. „Wollen wir dann?“ Conan nickte ein weiteres Mal. „Ja…ich will deinen Vater nicht warten lassen“, meinte er dann. „Keine Sorge. Mein Vater hat sowieso scheinbar einen Auftrag“, murmelte sie. „Einen Auftrag? Sagtest du nicht, er wartet auf uns?“ „Ja, er wartet zu Hause auf uns. Paps konnte leider nicht hier her kommen. Ihm kam ein Klient dazwischen. Wenn wir Glück haben, treffen wir diesen bei uns in der Detektei an“, erzählte Ran. „Möchtest du, dass ich uns ein Taxi rufe oder willst du lieber zu Fuß gehen?“ „Ein Taxi bitte“, antwortete Conan leise. Während der gesamten Fahrt blickte Conan aus dem Fenster heraus. Er erinnerte sich immer noch an nichts. Kein Ort, keine Straße kam ihm bekannt vor. Es war, als wäre er das erste Mal in diesem Stadtteil. Selbst als sie an der Villa und dem Haus von Professor Agasa vorbei fuhren, erkannte er nichts. Dabei war genau dies der Ort, an dem er Jahre lebte. „Hier wohnt Professor Agasa“, erzählte Ran. „Hmm…in dem großen Haus?“ Ran schüttelte den Kopf. „Nein, direkt daneben. In der Villa lebt Shinichi“, sprach sie. „Shinichi…?“ Der Name kam ihm tatsächlich bekannt vor, aber er konnte ihn nicht zu ordnen. „Shinichi ist wie mein Vater Detektiv und mein bester Freund. Wir kennen uns bereits seit wir kleine Kinder waren. Aber dazu muss ich sagen, dass unsere Eltern schon zusammen in die Teitan-Oberschule gingen. Vielleicht lernst du ihn kennen, wenn er wieder nach Hause kommt.“ „Lebt er nicht mehr hier?“, wollte der Kleine wissen. „Das ist ein wenig komplizierter. Shinichi arbeitet momentan an einem größeren Fall und ist deswegen meistens unterwegs“, sie seufzte. „Aber wir stehen im Telefonkontakt und ab und an, kommt er doch hier her.“ „Du scheinst nicht glücklich damit zu sein“, entgegnete Conan. „Ich hab mich daran gewöhnt. Am Anfang war es ziemlich schlimm für mich. Ich konnte nicht mehr mit meinem besten Freund reden, wenn ich ihn brauchte, aber mittlerweile komme ich ganz gut mit der Situation klar“, lächelte sie. „Das tut mir leid, Ran.“ Sie schüttelte den Kopf. „Das muss es doch nicht. Du kannst doch gar nichts dafür.“ „Trotzdem…kann ich irgendwas für dich tun?“ „Eigentlich sollte ich doch die Person sein, die was für dich tut“, warf sie ein. Ran konnte nicht anders, als zu lächeln. Selbst jetzt, ohne Erinnerungen, wollte Conan für sie da sein. „Außerdem hast du schon so viel für mich getan. Wenn es dich nicht gäbe, hätte ich Shinichi bestimmt viel zu sehr vermisst. Aber durch dich, konnte ich auch wieder an andere Sachen denken.“ „Dann war es ja gut, dass ich bei euch einzog.“ „Das war es“, nickte sie. „Selbst wenn ich es rückgängig machen könnte, würde ich das nicht wollen.“ Conan blickte auch noch die letzte Strecke des Weges nach draußen. Nicht einmal das Café Poirot, an dem er täglich vorbei kam, weckte Erinnerungen in ihm. Sobald das Taxi stehen blieb, stieg der Grundschüler aus und wartete auf Ran. Er blickte nach oben und sah die Glasscheibe mit der Aufschrift ‚Detektei Mori‘. „Hier wären wir“, entgegnete Ran, als auch sie draußen stand. „Kommt dir der Ort bekannt vor?“ Conan schüttelte den Kopf. „Ich wünschte es wäre so…aber das alles hier ist so fremd“, murmelte der Junge leise. „Hallo, Leute.“ Conan blickte sich um. Eine junge Frau, eher ein junges Mädchen, stand dort und sah die zwei an. Ihre schwarzen Haare waren von ihrem schwarzen Fedora-Hut bedeckt. Der Grundschüler sah zu Ran hoch. „Hallo Masumi“, lächelte Ran. „Ich glaub, der Zeitpunkt ist nicht gerade gut“, fing sie an. „Wieso denn?“, wollte das Mädchen blicken und sah zu Conan. Heute schien er merkwürdig zu sein. Er war so ruhig und schien ebenso verschüchtert zu sein. „Conan hatte gestern einen kleinen Unfall und erinnert sich an nichts mehr“, erzählte das Mädchen. „Oh nein. Das ist ja furchtbar“, gab Masumi von sich. Das Mädchen kniete sich hin und drückte den kleinen Jungen an sich. „Du armer.“ „Masumi, ich glaub, es wäre besser, wenn du ihn los lässt. Conan ist ein wenig…schreckhaft und er sieht ein wenig…erstaunt aus“, warf sie ein. „Oh“, sprach das Mädchen und ließ Conan wieder los. „Tut mir leid, ich war nur so froh, dass es dir nach deinem Unfall gut geht.“ „Schon gut“, murmelte Conan. „Kann ich irgendwas für euch tun?“, wollte das Masumi dann wissen. Rann schüttelte den Kopf. „Das ist nicht nötig. Conan soll sich erst einmal zu Hause ausruhen und an die Umgebung gewöhnen“, erzählte sie. „Wir versuchen alles, damit sein Leben ganz normal weiter geht. Vielleicht kommen die Erinnerungen irgendwann wieder.“ „Das wäre möglich. Ich hatte noch nicht viel mit Menschen mit Amnesie zu tun, ich kann dir da nicht wirklich helfen. Aber wenn du möchtest, lese ich mich mal in das Thema hinein“, schlug Masumi vor. „Nicht nötig. Ai hat sich auch schon rein gelesen und mir einiges dazu erzählt.“ „Ai…das Mädchen, dass ich im Bell Tree Express getroffen habe…“, murmelte sie. Ran nickte. „Conan hat ein wenig Angst vor ihr“, schmunzelte Ran. „Wieso denn das?“ „Ai schaut nicht immer freundlich und scheinbar hat sie ihn ein wenig anders angeschaut.“ „Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Ich hab sie zwar nur kurz gesehen, aber so richtig erfreut sah sie auch nicht aus“, entgegnete das Mädchen. „Ai ist bei neuen Menschen immer ein wenig skeptisch, aber im Grunde ist sie ein ganz liebes Mädchen“, warf Ran ein. „Du? Ran?“ Sie blickte nach unten. „Was ist denn, Conan?“ „Können wir rein gehen?“, bat der Junge. „Natürlich“, nickte Ran. Sie wandte sich dann an Masumi. „Es tut mir leid, aber ich denke, das ist ein wenig viel für ihn.“ „Das ist verständlich“, sprach das Mädchen und blickte zu Conan herunter. „Ich hoffe, wir sehen uns mal wieder.“ Der Junge nickte nun auch. „Bis bald, Masumi.“ Ran nahm Conan an die Hand und ging die Treppen zur Detektei nach oben. Sie machte es langsam, damit Conan alle Eindrücke mitnehmen konnte, die er fand. „Findest du Masumi nett?“, wollte sie dann von ihm wissen. Der Grundschüler nickte. „Ich habe irgendwie das Gefühl, als würde ich sie kennen. Ihre Aura kommt mir so bekannt vor.“ Ran hob skeptisch die Augenbraue. „Ihre Aura?“, sie überlegte und dachte nach, was sie bei Masumi spürte. Aber da war nichts. „Es hört sich bestimmt komisch an“, murmelte Conan. „Nein, es ist schon gut. Wenn du so etwas spürst, dann solltest du dich auch darauf verlassen“, entgegnete sie. Conan nickte ein weiteres Mal. „Diese raue und kühle Art hat mich an etwas erinnert.“ „Hmm?“, Ran sah ihn weiter an. „Meinst du Masumi?“ „Ja“, sprach er. „Wieso schaust du so komisch?“ „Es ist nur…naja Masumi ist eigentlich ein recht fröhlicher Mensch“, antwortete sie. „Oh…Dann weiß ich nicht, warum ich mich bei ihr an eine kühle Aura erinnere“, sagte er leise. „Vielleicht ist es ja irgendwas, was du irgendwann erlebt hast und projizierst das jetzt auf sie. Mach dir nicht allzu viele Sorgen. Das alles klärt sich von ganz alleine auf“, entgegnete Ran. „Möchtest du jetzt die Detektei sehen?“, wechselte Ran das Thema. Sofort stimmte Conan zu. Auch wenn er lieber noch über Masumi nachdenken wollte, doch Ran gab sich so viel Mühe, da konnte er nicht einfach nein sagen. Deswegen entschied er sich, mit in die Detektei zu kommen. „Wohnen wir auch hier drin?“, wollte Conan wissen, als sie vor der Tür standen. „Fast. Um zu unserer Wohnung zu kommen, müssen wir noch einmal die Treppen nach oben gehen. Dann sind wir da“, erzählte sie. „Das ist ziemlich praktisch.“ „Ist es. Vor allem kann Paps so lange schlafen wie er will und ist dann immer noch in kurzer Zeit an seinem Arbeitsplatz. Aber manchmal ist es auch nervig, wenn er mitten drin Pause macht und hoch kommt. Du musst wissen, man weiß nie, wann die Klienten kommen. Und wenn er dann nicht da ist, macht er sich nicht gerade beliebt.“ „Kann ich mir vorstellen. Aber laufen dann nicht die meisten Klienten wieder weg und suchen sich einen anderen?“, fragte er. „Das machen nur die wenigen. Paps ist…naja er ist ein Meisterdetektiv“, sprach sie. Bisher hatte sie das noch nicht so offen zugegeben und es klang komisch. „In den Zeitungen wird er als schlafender Kogoro bezeichnet, da er seine Fälle nahezu im Schlaf löst.“ „Wow“, stieß Conan begeistert aus. „Er muss wirklich intelligent sein.“ „Naja…“, murmelte Ran, während sie die Tür öffnete. Kogoro saß auf dem Sofa, während Touru Amuro die warmen Getränke servierte und ihm der Klient gegenüber saß. „Dein Vater hat auch einen Bediensteten?“, wollte Conan leise wissen. „Nein“, schüttelte Ran den Kopf. „Das ist Touru Amuro, er arbeitet unten im Café Poirot und ist so eine Art Schüler meines Vaters. Er hilft ihm bei einigen Fällen und ist auch ziemlich gut mit Schlussfolgerungen“, erzählte sie. Conan beobachtete die drei Männer. Der Klient schob Kogoro ein Foto herüber und wartete, auf eine Reaktion. Auch Amuro blickte auf das Bild herab und runzelte die Stirn. „In Ordnung“, nickte Kogoro. „Ich werde den Fall annehmen“, sprach er. „Wirklich? Vielen Dank…was die Bezahlung angeht…“ Kogoro stoppte den Mann. „Machen Sie sich keine Sorgen, wir schicken Ihnen die Rechnung mit der Post.“ „Gut“, nickte der Mann. „Dann erwarte ich sie am nächsten Samstag in meiner Hütte.“ „Sie können sich auf mich verlassen“, entgegnete der Meisterdetektiv. Kogoro reichte ihm die Hand. „Mein junger Schüler wird Sie nach draußen begleiten“, sprach er und blickte zu Amuro. „Natürlich“, meinte dieser sofort. „Folgen Sie mir bitte“, lächelte er und verwies mit der Hand in Richtung der Tür. Amuro ging vor, lächelte dabei Ran und Conan an und öffnete die Tür. „Oh, das sind aber reizende Kinder“, erwähnte der Klient. „Wenn Sie wollen, können Sie die Beiden am Samstag mitbringen.“ „Sehr gerne“, gab der Detektiv von sich. Nachdem der Klient ging, schloss Amuro die Tür. „Das haben Sie wirklich sehr gut gemacht“, sprach er. Kogoro nickte. „Gekonnt ist eben gekonnt.“ Erneut sah er auf das Foto, stand dann von seinem Platz auf und legte das Bild auf seinem Schreibtisch ab. „Um was für einen Auftrag geht es?“, wollte Ran wissen. Kogoro drehte sich um. „Da seid ihr ja auch schon wieder.“ „Schon wieder?“, fragte das Mädchen. „Wir sind eben erst hier her gekommen. Du hättest das Klientengespräch auch um eine Stunde verschieben können.“ „Wenn ich mich da einmal einmischen dürfte, es war meine Schuld. Ich traf ihn vor dem Café, wo er auf der Suche nach einem Detektiv war. Wir hatten keine Zeit zu verlieren, deswegen musste es schnell gehen“, erklärte Amuro. „Hätte ich gewusst, dass Conan im Krankenhaus ist und unter Amnesie leidet, hätte ich Herrn Mori nicht darum gebeten, dass Gespräch anzunehmen.“ Ran blickte zu Amuro, dann zu ihrem Vater. „Stimmt das, Paps?“ Kogoro nickte. „Und was ist nun mit dem Rotzlöffel?“ Ran seufzte leise auf. „Er weiß immer noch nichts über seine Vergangenheit.“ „Das wird schon mit der Zeit“, meinte Amuro. „Das hat euch der Arzt bestimmt auch gesagt.“ „Hat er. Es ist nur…“, sie sah runter zu Conan. „…ich würde mir wünschen, die Amnesie würde bald vorbei gehen. Du wünscht dir das auch, nicht wahr?“ Conan nickte. „Aber ist schon gut“, murmelte er leise. „Langsam gewöhn ich mich an alles.“ Amuro kniete sich hin und hielt Conan dann die Hand hin. „Dann kennst du mich ja nicht mehr. Touru Amuro“, sprach er. „Conan Edogawa“, murmelte der Kleine und nahm seine Hand, die er dann schüttelte. „Freut mich wirklich sehr“, meinte er. Amuro stand auf und blickte zu Ran. „Wie ist das überhaupt passiert?“ „Ich dachte, Sie wüssten das.“ Der Angesprochene schüttelte den Kopf. „Ich hab nur mitbekommen, wie dir dein Vater absagte. Auf meine Frage, was los sei, antwortete er nur, dass Conan unter Gedächtnisverlust leide. Da wir uns dann aber um den Klienten kümmern mussten, konnte ich nicht weiter nachfragen“, erklärte er. „Das versteh ich“, nickte das Mädchen. „Wir waren am Samstag im Tropical Land“, fing sie dann an. Dabei seufzte sie. „Gegen Mittag wollten wir etwas Essen gehen. Eigentlich war alles in Ordnung, bis wir zwei Männer und eine Frau kennen lernten. Wir verstanden uns eigentlich ganz und um bei der Platzvergabe bessere Chancen zu haben, wollten wir uns zusammen setzen“, erzählte sie, während Conan zu hörte. „Dann fiel Conan unglücklich hin…“ „Er fiel einfach so hin?“, murmelte Amuro fragend. Aber kaum sah er den Blick, den Ran dem Jungen zu warf, verstand er schon, dass sie nicht vor ihm, darüber sprechen wollte. „Ich hab schon verstanden“, nickte er dann. „Ich erzähl es Ihnen später“, flüsterte das Mädchen. „Darf ich mich hier mal umschauen, Herr Mori?“, wollte Conan dann von Kogoro wissen. Dieser war erstaunt. Ohne Gedächtnis war der Kleine relativ annehmbar und er hatte sogar mehr Manieren. Zumindest sah es danach aus. „Natürlich. Schau dir alles in Ruhe an“, fing er an. „Das hier ist mein Schreibtisch.“ Conan trat an diesen heran und schaute neugierig herauf. Ran war skeptisch. Ihr Vater war doch bisher noch nie so nett – und vor allem nicht zu Conan. Ran kam aber nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, da wurde sie auch schon von Amuro auf die Seite gezogen. Sie sah ihn mit großen Augen an und bemerkte dann, dass er nun wissen wollte, wie die Amnesie zustande kam. „Es gab einen Mordfall. Die Polizei tappte lange im Dunkeln wegen dem Täter und irgendwann schlossen sie sogar Selbstmord nicht aus. Conan konnte ihnen aber erläutern, warum es Mord war…und überführte den Täter“, murmelte Ran leise. Amuro sah zu Conan. Natürlich war der Junge schlau, weswegen es gar nicht verwunderlich war, dass er einen Mord löste. „Was ist dann passiert?“ „Die Täterin wollte nicht ins Gefängnis gehen, weil es nicht mit Absicht passierte. Bei ihrer Flucht stieß sie Conan um, der mit dem Kopf gegen die Tischkante fiel und bewusstlos wurde.“ „Das hört sich schmerzhaft an“, entgegnete er. „Das war es bestimmt auch. Aber ich glaube, Conan ist gleich bewusstlos geworden, weswegen er dann den Schmerz nicht mehr wahrnehmen konnte“, antwortete Ran. „Wenigstens konnte die Täterin von der Polizei aufgehalten werden und sein Opfer war nicht umsonst“, fügte sie an. „Da sagst du was. Nichts ist schlimmer, als wenn ein Opfer umsonst getan wird. Und vielleicht hat es ja auch etwas Gutes, wenn er seine Erinnerung verlor.“ „Was soll daran bitte gut sein?“, kam es von dem Mädchen. „Ich denke, dass muss furchtbar sein, wenn man nicht mehr weiß, wer man ist und keiner einem helfen kann.“ „So meinte ich das doch nicht. Ich meine, man kann dadurch in sein tiefstes Inneres blicken und wieder zu sich selbst finden. Außerdem ist das doch eine gute Erfahrung die man machen kann, vor allem als Detektiv, wenn ein Opfer oder Täter selber unter Gedächtnisverlust leidet. Man kann sich viel besser in eine Situation hinein versetzen“, sprach er. Ran schüttelte den Kopf. „Das kann und will ich nicht so sehen.“ „Entschuldige, dass sollte nicht so böse klingen. Ich dachte, ich munter dich damit ein wenig auf.“ „Das hat eher den gegenteiligen Effekt gehabt, aber ich bin nicht nachtragend.“ „Kriegen Sie viele Aufträge?“, wollte Conan neugierig wissen. „Das ist unterschiedlich. Manchmal kommt nur ein Klient pro Woche und ich arbeite die ganze Zeit über an dem Fall, oder ich habe mehrere Klienten in der Woche und es sind nur kleinere Fälle“, erzählte er. „Wow. Sie müssen ja richtig berühmt sein.“ Kogoro lachte. „Natürlich bin ich das. Ich bin Kogoro Mori – Meisterdetektiv.“ Conan klatschte fröhlich in die Hände. „Und was sind das für Fälle, die Sie bearbeiten?“ „Unterschiedlich. Manchmal suche ich nur nach Kleinigkeiten, ab und an auch nach verschwunden Menschen und wenn es hart auf hart kommt, löse ich Mordfälle.“ Conan erschauerte, eine Gänsehaut legte sich auf seinen kindlichen Körper. „Aber die sind nichts für meinen brillanten Verstand. Die Falllösungen fliegen mir zu, wie im Schlafe“, erzählte er grinsend. „Arbeiten Sie auch mit der Polizei zusammen?“ „Aber natürlich“, nickte Mori. „Wenn sie nicht weiter wissen, rufen sie mich an und schon bin ich bei ihnen und zeige ihnen mein können.“ Conan war beeindruckt. Seine Augen begannen zu leuchten. „Ich würde wirklich gerne einmal dabei sein, wenn Sie einen Fall lösen“, sprach Conan. „Das kannst du. Nächsten Samstag sind wir bei einem Klienten eingeladen. Es ist zwar nur eine Kleinigkeit, aber ich nehm dich und Ran mit“, meinte er. „Wirklich? Das ist toll“, lächelte der Grundschüler fröhlich. Kogoro nickte. „Du musst mich nicht so höflich mit ‚Sie‘ ansprechen. Früher hast du mich auch immer ‚Onkel Kogoro‘ genannt, das sollten wir weiter führen“, entgegnete er. „In Ordnung, Herr…Onkel Kogoro“, sagte der kleine Junge. Er war froh, dass er sich wenigstens mit Rans Vater gut verstand, wenn es schon bei ihren ganzen Freunden anders aussah. „Wir hatten schon immer einen guten Draht zueinander“, nickte der Detektiv. „Da ist es doch verständlich, dass ich der Jugend helfe.“ Ach wirklich, Paps?, fragte sich Ran. Skeptisch sah sie auf ihren Vater. War das gerade wirklich sein ernst? Irgendwie war es sogar komisch. Die beiden verstanden sich noch nie so 100%-ig gut und nun schienen sie ihren Spaß miteinander zu haben. „Paps?“ „Was gibt es denn, Mausebeinchen?“ „Was soll das werden?“, wollte sie von ihm wissen. „Gar nichts. Ich unterhalte mich nur ein wenig mit dem Rotz…Conan“, sprach er. „Aha…“, Ran hob die Augenbraue und blickte ihren Vater an. „Du machst das doch nicht, weil Conan nicht mehr weiß, wer er ist, oder?“ „Wie kommst du darauf, Mausebeinchen?“ „Weil ich dich kenne“, entgegnete sie seufzend. „Und wenn schon. Du wolltest doch immer, dass wir uns gut verstehen“, warf er ein. „Natürlich, aber doch nicht unter diesen Umständen“, gab sie von sich. Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. „So find ich ihn wenigstens in Ordnung und er mischt sich nicht in meine Fälle ein.“ „Ja, weil du ihn zu deinem Fan machst“, murmelte das Mädchen. „Tut mir leid, so ist mein Vater nicht immer und so geht es auch nicht immer bei uns zu“, wandte sie sich zu Amuro. „Das ist nicht schlimm“, lächelte der Angesprochene. „Ich hör euch einfach nicht zu und versuche mich auf die Arbeit zu konzentrieren.“ „Müssen Sie denn noch nach unten ins Café?“, fragte das Mädchen. „Zum Glück nicht mehr. Meine Schicht ist bereits zu Ende und ich kann Herrn Mori voll und ganz assistieren“, gab er von sich. „Sie können für heute nach Hause gehen. Ich schließe die Detektei. Es ist sowieso nichts mehr los.“ „Kommen am Sonntag so wenig Klienten?“, wollte Conan wissen. „Es kommen eigentlich gar keine. Die meisten Detektive machen am Wochenende frei, ich normalerweise auch, aber wenn ich einen guten Fall erkenne, nehme ich ihn auch an“, sprach er. Ran seufzte. „Paps…jetzt lass ihn doch mal damit in Ruhe“, entgegnete sie und sah zu Conan. „Wollen wir jetzt nach oben gehen und ich zeige dir die Wohnung?“ „In Ordnung“, nickte der Grundschüler und ging zu ihr. „Auf Wiedersehen“, sprach er dann. Amuro blickte ihm nach und sah anschließend zu Kogoro. „Der Kleine hat sich ziemlich verändert.“ Mori nickte. „Ich hätte nicht gedacht, dass eine Amnesie so heilsam ist“, gab dieser von sich. „Was?“ „Vergessen Sie das, machen Sie lieber Feierabend.“ „In Ordnung. Wir sehen uns dann morgen“, meinte Touru. „Dein Vater ist wirklich nett“, sprach Conan leise und blickte zu Ran. „Irgendwie hatte ich Angst, dass ich keinen Draht zu ihm aufbauen könnte“, gab er zu. „Paps ist…Paps. Tut mir leid, ich kann dir nicht sagen, wie er so ist, er ist einfach…unbeschreiblich“, entgegnete das Mädchen. Conan nickte. „Ich bin schon auf seine Arbeit gespannt. Das alles was er macht, muss ihm bestimmt Spaß machen, vor allem, da er noch was Gutes tut.“ „Das kann man so sagen“, murmelte Ran. „Du mochtest auch schon immer seine Detektivarbeit, aber so begeistert wie heute, habe ich dich bisher noch nicht gesehen“, warf sie ein. „Oh. Weißt du auch warum?“ Sie schüttelte den Kopf. „Es hat dir immer unglaublich viel Spaß gemacht selber deine Schlussfolgerungen zu ziehen und dich an den Orten umzusehen. Paps mochte das nie.“ „Dann sollte ich mich vielleicht ein wenig zurück halten“, murmelte er. „Nein, nicht doch“, sprach sie schnell. „Es ist schön, wenn ihr euch so gut versteht und ein Thema habt, über das ihr reden könnt. Das macht mich irgendwie…glücklich“, lächelte sie. Obwohl Conan die ganze Woche zur Schule ging, blieben seine Erinnerungen fort. Er sammelte verschiedene Eindrücke, lernte seine alten Freunde erneut kennen und versuchte so zu sein wie immer. Doch die Amnesie veränderte ihn. Er benahm sich wie ein kleiner Junge und brauchte sogar viel länger bei den Hausaufgaben. Generell brauchte er dabei Hilfe von Ran, da er einige Aufgaben einfach nicht lösen konnte. Mit Ayumi, Genta und Mitsuhiko freundete er sich ebenfalls wieder an, nur Ai machte ihm Bauchschmerzen. Sie sah immer schlecht gelaunt aus und schien eigentlich gar kein Interesse an der Freundschaft zu haben, und trotzdem befand sie sich immer bei der Gruppe. Trotz der Ermahnung ihrer Eltern und sogar der von Ai, verplapperten sich die Kinder hin und wieder und erzähltem dem geschrumpften Oberschüler von alten, spannenden Fällen. Doch anstatt, dass Erinnerungen wieder kamen, machten sie ihm die Detektivarbeit schmackhafter. ______________________ Na? Wie ist die Wendung, dass sich Conan und Kogoro zum ersten Mal richtig gut verstehen und der Kleine richtig von der Detektivarbeit fasziniert ist? Irgendwie macht es Spaß Conan so kindlich zu schreiben. Das ist wirklich was Neues für mich. Im nächsten Kapitel nähern wir uns dem ersten Fall, bei dem der kleine Detektiv dabei sein wird. Wie er sich anstellen wird, erfahrt ihr dann. Natürlich wird unser guter Amuro auch nicht fehlen. Apropos Amuro, wie fandet ihr ihn? War er in Ordnung oder bin ich zu sehr aus seinem Charakter raus gekommen? Wie immer freue ich mich über Kommentare. Bis zum nächsten Kapitel. Kapitel 8: Der Fall in der Hütte -------------------------------- Frohe Weihnachten euch allen. ____________________________ Und das Lamm fiel um. Der Sohn des Auftraggebers – Raidon Hachirou - fiel ohne Vorwarnung zu Boden. Er war sofort tot. Ein Schrei erhellte den Raum und alle Anwesenden sahen zum Kamin, vor welchem Raidon lag. Kogoro stand in der Detektei und ließ sich von Ran seine Krawatte binden. Der Detektiv mochte dieses förmliche Auftreten nicht gerne, viel eher ging er in lockeren Sachen und machte es sich gemütlich. Aber die Feier, zu der er eingeladen war, verlangte es von ihm. „Paps! Jetzt halt doch still“, gab das Mädchen von sich. Sie selber trug einfache Sachen. Eine Hose und einen Pullover. Darüber eine braune Jacke. Kogoro seufzte. „Jetzt hab dich nicht so. Conan ist auch schon fertig“, warf sie ein. „Conan trägt auch keine Krawatte“, gab er von sich. „Aber dafür eine Fliege.“ „Na und?“ „Ach Paps“, raunte Ran, als sie die letzten Griffe tätigte. „Hast du wenigstens daran gedacht einen Wagen zu mieten?“, wollte das Mädchen von ihm wissen. „Einen Wagen?“ „Paps! Jetzt sag mir nicht, du hast nicht daran gedacht.“ „Kogoro lachte auf. „Für solche belanglosen Dinge habe ich meinen Schüler.“ „Oh man…“, murmelte Ran. „Du kannst den Armen doch nicht andauernd für solche Sachen missbrauchen.“ „Warum nicht? Es bot sich an und r will schließlich auch von mir lernen“, entgegnete der Detektiv. Es klopfte an der Tür und sogleich war Amuro eingetreten. „Guten Morgen. Sind Sie bereit?“ „Morgen“, fing Kogoro an. „Ich schon, aber Ran nicht.“ „Paps!“ Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. „Na los! Gehen wir“, wies er dann das kleine Grüppchen an. Während Kogoro den Wagen fuhr, saß Amuro auf dem Beifahrersitz. Ran und Conan saßen hinten und sahen sich die Landschaft an. Die Fahrt war nicht weit, nach über zwei Stunde erreichten sie – genau zum Mittagessen - ihr Ziel am Stadtrand. Eine wunderschöne Landschaft erwartete sie. Überall waren Bäume und Grün, ein Ort, der scheinbar von der Außenwelt abgeschottet wurde. Ran staunte nicht schlecht, als sie die große Wiese und inmitten dieser eine Hütte erblickte. Die Personen, die sich das leisten konnten, mussten wahrlich Geld besitzen. Den Wagen mussten sie ein Stückchen vorher abstellen, da kein Weg, zumindest keiner mit dem Auto, vorhanden war. Ran stieg aus und atmete die frische Landluft ein. „Sag mal, Paps“, fing sie an. „Um was geht es in deinem Fall?“ „Eine stinknormale Observation“, antwortet dieser. Ran hob die Augenbraue. „Eine Observation?“ Kogoro nickte. „Es geht um den Sohn des Klienten. Dieser bekam seit einigen Wochen ein paar merkwürdige Geschenke.“ „Merkwürdige Geschenke?“ „Einmal befand sich in dem Paket eine schwarze Rose“, erzählte Amuro. „An einem anderen Tag war es eine Rattenfalle und dann Sand und am Ende noch eine Stecknadel. Totaler Wirrwarr wenn ihr mich fragt“, fügte er an. „Wer sollte ihm denn solche Geschenke machen?“ „Das weiß der Auftraggeber nicht. Deswegen soll ich ermitteln“, entgegnete Kogoro. „Hast du denn schon viele Verdächtige, Onkelchen?“, wollte Conan wissen. Kogoro blickte zu ihm herunter. „Kann man so sagen. Es kommen drei Frauen in Frage. Der Sohn des Klienten soll wohl mit jeder eine Beziehung eingegangen sein und hat sie anschließend verlassen. Rache könnte ein Motiv sein.“ Amuro nickte. „Wir sollten nicht vergessen, dass die Familie Geld hat, weswegen es besonders wichtig ist, dass der Fall gelöst wird.“ „So sieht es aus“, stimmte Kogoro zu. „Es wird ein Kinderspiel werden. Spätestens wenn sie ihm gegenüber sitzen, wird sich eine schon verplappern.“ „Und warum sollten alle Frauen heute hier her kommen?“, fragte Ran nach. „Der Sohn hat heute Geburtstag und will sich scheinbar mit seinen Verflossenen versöhnen“, antwortete Kogoro. „Das ist schon was…mit 25 kriegt man noch eine Geburtstagsparty vom eigenen Vater ausgerichtet, mit allem drum und dran“, murmelte Amuro. „So sind die Reichen und Schönen eben“, gab Kogoro von sich. „Na kommt, wir haben noch einen Weg vor uns, ehe wir in der Hütte angekommen sind.“ Amuro und Kogoro gingen vor und unterhielten sich die ganze Zeit über die verschiedenen Geschenke, die dem Sohn gemacht wurden, während Conan aufgeregt noch einmal das erzählte, was er vorher von Kogoro erfuhr. Er erinnerte sie an Shinichi. Shinichi erzählte auch immer wieder von Sherlock Holmes und konnte nicht genug von diesem kriegen. Conan machte es gerade auf die gleiche Art und Weise. Der Kleine ließ sich sehr schnell begeistern und zog einen auch direkt mit. „Wir sind da“, sprach Kogoro und blickte nach hinten zu Ran. Er ging auf die Tür zu, wo ihn sein Auftraggeber – Akeno Hachirou - bereits begrüßte „Es freut mich, dass Sie kommen konnten.“ „Sie hatten schließlich mein Wort“, sprach der Detektiv. „Meinen Schüler Touru Amuro haben Sie ja bereits kennen gelernt.“ Akeno nickte. „Ich erinnere mich. Und dahinter sind Ihre bezaubernden Kinder. Sie hätten Ihre Frau auch ruhig mitbringen können“, meinte er. „Meine Frau ist nicht wichtig. Wir leben getrennt“, sprach er. „Das ist meine Tochter, Ran Mori und der Junge daneben ist Conan Edogawa. Er wohnt bei uns und ist ein Fan meiner Arbeit“, erzählte er. „Herrlich, herrlich“, nickte der Mann. „Kommen Sie rein, ich stelle Ihnen gleich unsere Gäste vor. Hat die vorab Recherche irgendwelche Erkenntnisse gebracht?“ „Unglücklicherweise nicht“, gestand der Detektiv. „Allerdings sind wir uns sicher, dass wir heute den Schuldigen finden.“ „Sehr gut. Ich verlasse mich auf Sie.“ Akeno hielt den anderen die Tür auf und trat selber hinein. Er führte sie bis zum Wohnzimmer, wo die Anwesenden bereits saßen. Der Tisch war gedeckt, aber der Stimmung konnte besser sein. Keiner sprach mit dem anderen. Die drei Frauen, die mit am Tisch saßen, schwiegen. Die Mutter sagte auch kein Wort, nur der Sohn grinste und trank aus seinem Weinglas. „Unsere letzten Gäste sind da“, sprach Akeno. Die Menschen im Raum blickten hoch. „Darf ich vorstellen, dass ist Kogoro Mori zusammen mit seiner Familie sowie seinem Schüler Herr Amuro.“ „Oh! Der berühmte Detektiv. Was für eine Ehre“, sprach eine der Frauen. Ihr langes, schwarzes Haar fiel ihr über die Schulter, was sie oft für kleine Spielereien nutzte. „Du liest also ab und an die Zeitung, oder war das nur geraten?“, kam es von der anderen Frau. „Das musst gerade du sagen. Du glaubst doch nur das, was im Fernseher läuft.“ „Was für eine nette Überraschung, Vater.“ „Meine Damen, bitte beruhigen Sie sich“, entgegnete Akeno. „Es hat einen Grund, warum ich den Detektiv hier her gebeten habe.“ „Den würde ich zu gern erfahren, Vater, ich dachte, er sei heute ein Geschenk für mich“, sprach Raidon. „Raidon!“, mahnte ihn Hitomi, die Frau des Auftraggebers, wobei sie ihre Hand auf seine legte. „Was ist? Du bist nicht meine Mutter. Von dir lass ich mir gar nichts sagen“, zischte er. „Raidon! Es reicht. Ich habe Herrn Mori aus einem bestimmten Grund hier her gebeten.“ „Der da wäre“, fragte Hitomi nach. „Seit geraumer Zeit bekommt Raidon immer wieder Post mit sehr merkwürdigen Inhalten“, fing er an. Raidon rollte mit den Augen und unterbrach seinen Vater. „Das ist doch nur eine Kleinigkeit…deswegen so ein Fass aufzumachen…“ „Weißt du das? Beim nächsten Mal wird ein Messer drinnen sein oder du wirst direkt bedroht. Du bist mein einziger Sohn“, warf Akeno ein. „Davon kann ich mir aber auch nichts kaufen.“ „Raidon! Ich hab dir immer alles gegeben, was ich konnte.“ Der Sohn seufzte. „Und wenn schon…“ Akeno schüttelte den Kopf. „Wenn das nur deine arme Mutter sehen könnte…“ „Jaja…sie würde sich dann im Grabe umdrehen. Das kenn ich schon“, entgegnete Raidon und stand auf. „Du entschuldigst mich, mir ist das zu viel Kindergarten.“ „Was für eine Familie“, murmelte Kogoro. Ran nickte. Sie war erstaunt und glaubte gar nicht, dass solche Menschen doch tatsächlich existierten. Natürlich kannte sie die ganzen Unterschiede, die kleinen Streitereien, aber ahnte nicht, dass es irgendwann einmal ausufern konnte. „Bitte entschuldigen Sie“, sprach Akeno zu den Moris. „Ich möchte Ihnen jetzt alle vorstellen. Das eben war mein Sohn, Raidon. Neben ihm sitzt meine zweite Ehefrau, Hitomi Shima. Und die jungen Damen hier sind: Akiko Chinatsu, Mizuki Taiki und Akiza Goru.“ „Sehr erfreut“, entgegneten Kogoro und Amuro zeitgleich. „Wenn Sie nun möchten, können Sie mit Ihrer Befragung beginnen.“ Kogoro nickte. „Dann machen wir es einfach und schnell. Sie wissen ja, dass Post im Umlauf war, die merkwürdige Gegenstände beinhaltete. Sagen Sie uns freiwillig, wer es war, oder sollen wir noch tiefer bohren?“ Die drei Frauen schwiegen und blickten zur Seite. „Entschuldigen Sie mich bitte“, kam es dann von Hitmo, die aufstand. „Was hast du vor?“, wollte Akeno von seiner Frau wissen. „Ich werd noch einmal mit Raidon reden. Vielleicht kann ich ihn ja zur Vernunft bringen.“ Er nickte. „Versuch dein Glück.“ „Hmm…“, murmelte Amuro. Er sah zu Mori und dann zu dem Auftraggeber. „Entschuldigen Sie bitte, aber dürfte ich einmal Ihre Toilette aufsuchen?“ „Natürlich. Gehen Sie zurück in den Gang aus dem wir kamen, dann nach links und die zweite Tür.“ „Danke.“ „Anfängerfehler“, gab Kogoro von sich. Ein Detektiv musste immer vorbereitet sein und sollte seine Arbeit nicht wegen einer Lappalie wie den Stuhlgang unterbrechen. „Also gut“, meinte er dann und setzte sich auf den Stuhl, der ihm angeboten wurde. „Das ist so aufregend“, wisperte Conan leise zu Ran. Das Mädchen nickte und ging mit dem Grundschüler ein wenig zur Seite. Sie kniete sich zu ihm herunter. „Und hast du eine spontane Idee, wer es gewesen sein kann?“ Conan schüttelte den Kopf. „Da bin ich überfragt. Aber ich freue mich schon darauf, wenn ich sehen darf, wie Onkelchen den Fall löst.“ „Meine erste Frage, wer von Ihnen war als letztes mit dem jungen Mann zusammen?“ „Ich.“ Kogoro sah alle drei Frauen an. „Wer war wann mit ihm zusammen?“ „Vom 02. bis zum 19.“, antwortete Akiza. „Was? Das kann nicht sein“, entgegnete Akiko. „Ich war mit ihm aber dem 05. Zusammen. Die Beziehung beendete er am 25. mit mir.“ „Moment Mal. Mit mir war er vom 01. zusammen und machte zwei Wochen später mit mir Schluss, weil ich zu sehr klammerte“, warf Mizuki ein. „Es kann gar nicht sein, dass ihr auch was mit ihm hattet.“ „Ach nein?“, wollte Akiko wissen. „Mit mir machte er auch wegen dem Klammern Schluss.“ „Und wie war das bei Ihnen?“, fragte Mori nach. „Gleicher Grund“, nickte die dritte Frau. „Wie überraschend“, murmelte Kogoro. „Entschuldigung, es hat ein wenig länger gedauert“, sprach Amuro, als er in den Raum kam. „Hab ich bereits viel verpasst?“ „Ihr Mentor fing mit der Befragung an. Und wir wissen, dass alle drei im gleichen Zeitraum mit meinem Sohn zusammen waren“, seufzte Akeno leise. Wieso hatte er nicht bemerkt, wie sehr ihm sein Sohn entglitt und was er nun mit den Frauen machte. Vielleicht waren es sogar mehr wie drei und hier saßen nur die, denen er es zutraute. „Was für eine interessante Wendung“, gab er von sich. „Hast du schon eine Idee, Onkelchen?“, wollte Conan wissen. „Nein“, entgegnete der Gefragte und überlegte. „Raidon! Raidon, komm sofort hier her“, rief Akeno seinen Sohn. Erst nach mehreren Minuten, die verstrichen, kam er wieder in das Zimmer. „Was ist denn…?“ „Stimmt das? Du warst mit allen Frauen gleichzeitig zusammen?“ „Und wenn schon. Was ist da groß dabei?“, zuckte er mit den Schultern. „Wieso machst du so etwas?“ „Es hat mir Spaß gemacht und irgendwie waren damals alle drei ganz niedlich…bis sie mir mit ihrer ‚Lass uns fest zusammen sein‘-Nummer den Spaß nahmen. Da musste ich sie doch abschießen“, erzählte er. Akeno schüttelte den Kopf. „Willst du uns zum Gespött der Leute machen?“ „Dir geht es wieder einmal darum, was die Leute sagen. Ist doch egal, was die denken. Sollen Sie doch…“ „Nicht mit diesen Worten, Raidon. Vergiss nicht, ich habe dich erschaffen und nur wegen mir, hast du den ganzen Luxus.“ „Oh ja…du hast mich erschaffen. Du hast mich nur gezeugt und anschließend ins Ausland gebracht, damit ich dir ja nicht im Weg herum stehe. Du bist der Beste und der Größte. Ist es das, was du hören willst, Vater?“ „Raidon!“ „Dein Vater hat Recht, Raidon“, nun kam auch Hitomi zurück. „Er schickte dich nicht einfach so fort. Er wollte dir eine gute Ausbildung gewährleisten und die ist im Ausland nun eben besser.“ „Was weißt du denn schon“, knurrte er und ging zu der Weinflasche. Er nahm sie hoch und trank direkt ohne Glas aus dieser. „Ich weiß viel mehr, als du glaubst. Dein Vater hat es mir erzählt.“ „Pff…und wenn schon. Erzählst du ihm auch alles?“ „Raidon. Jetzt ist langsam mal Schluss.“ „Du siehst es einfach nicht, oder? Anstatt die Dinge selber mit mir oder den Frauen zu klären, ziehst du lieber weitere Personen mit in die Sache rein. Das ist wirklich traurig. Ich wünsche mir, ich werde nie ein Ebenbild von dir werden“, sprach er. Erneut nahm er einen Schluck aus der Weinflasche und trat an den Kamin. „Das ist doch nicht wahr“, regte sich Akiko auf. „Dein Vater tut alles für dich und du dankst es ihm nicht einmal. Stattdessen machst du alles, damit er sich Sorgen um dich machen muss.“ Conan schrie. Sein Schrei war der einzige, den man nun noch hörte. „Ran!“, rief ihr Kogoro zu. Sofort kniete sich das Mädchen zu dem Jungen und drückte ihn an sich. Sie versuchte den Schmerz zu betäuben. „Sch…sch…ist ja gut…ich bin bei dir“, wisperte sie leise und schloss ihre Augen. Kogoro war sofort zu dem Toten gelaufen und legte die Hand an die Schlagader am Hals. Er spürte keinen einzigen Schlag. „Verflucht…er ist tot...“ „Was?“, die Gäste sowie der Auftraggeber waren schockiert. „Aber wie…wer…?“, murmelte Akeno leise und sah seinen Sohn an. Hitomi legte die Hand auf ihren Mund, sie versuchte das Gefühl des Würgens zu verdrängen und wollte für ihren Mann da sein. „Keiner verlässt das Zimmer“, entgegnete Kogoro anschließend. „Es war definitiv Mord“, dann wandte er sich an seinen Schüler. „Rufen Sie die Polizei.“ „Sofort“, nickte dieser und zog sein Handy heraus. Die Inspektoren Takagi und Sato betraten den Ort des Geschehens. Sie sahen sich um, worauf Takagi schon bald Conan entdeckte. Er lächelte. „Hey, hallo, Conan“, rief er dem Jungen zu. Dieser hielt sich noch immer an Ran fest und schluchzte. „Hö?“ Takagi sah zu Miwako, die auch nur mit der Schulter zuckte. „Schauen wir uns den Fall an“, meinte sie und ging zu Mori. Ran sah zu Conan, sie hielt ihn immer noch fest in den Armen und sah zu Inspektor Takagi. „Tut mir leid, der Fall nimmt ihn zu sehr mit“, sprach sie leise. Miwako ging derweil zu dem Opfer. Sie kniete sich hin, fühlte noch einmal den Puls und sah sich die Weinflasche an. „Diese geben Sie sofort zur Untersuchung“, wies sie einen Polizisten an. Sie blickte zu Kogoro. Jetzt war es das erste Mal, wo sie richtig mit dem Meisterdetektiv zusammen arbeiten durfte. Und sie war schon gespannt, wie er den Fall lösen wollte. „Herr Mori? Könnten Sie uns bitte über die wichtigsten Details aufklären?“ „Natürlich“, nickte Kogoro. „Wir wurden von Herrn Akeno Hachirou eingeladen, da sein Sohn, das Opfer Raidon Hachirou seit einiger Zeit unerklärliche Post bekam. Am Anfang war es eine schwarze Rose, danach eine Rattenfalle, Sand und eine Stecknadel“, erzählte er. „Als Täter dafür kamen drei Frauen in Frage, Akiko Chinatsu, Mizuki Taiki und Akiza Goru. Es stellte sich heraus, dass alle drei Frauen zum fast gleichen Zeitpunkt mit dem Opfer zusammen waren. Ebenso hatten alle drei Frauen ein Motiv für den Mord“, fügte er an. „Das Opfer riecht aus dem Mund nach Bittermandeln, wenn Sie mich fragen, wurde er mit Zyankali getötet.“ „Verstehe“, murmelte Miwako. „Und wer ist dieser junge Mann?“ „Das ist mein Schüler, Touru Amuro.“ „In Ordnung“, nickte Miwako und wandte sich an Takagi. „Hast du alles aufgeschrieben?“ Der Angesprochene nickte. „Was ist mit Conan los?“, wollte er dann neugierig wissen. „Conan hat sich vom Unfall im Tropical Land noch nicht erholt“, entgegnete Ran. „Er hat Amnesie“, fügte sie dann leise an. „Oh!“, stieß Takagi aus. „Der Arme“, murmelte Miwako. Aber sie hatten keine Zeit gehabt, um sich nun darüber Gedanken zu machen. „Herr Mori, wissen Sie schon, wer der Täter war?“ Er schüttelte den Kopf. „Noch nicht, aber ich denke, es wird nicht lange dauern, bis wir den Täter haben. Momentan kommen nur die drei Frauen in Betracht und ich bin mir sicher, dass wir bei einer von ihnen, einen Hinweis finden werden“, sprach er. „Sind Sie sich sicher? Könnten nicht auch andere Personen dafür in Frage kommen?“, fragte sie nach. „Wenn Sie die Stiefmutter oder den Vater meinen…das glaube ich weniger. Trotz der vielen Streitigkeiten, würde keiner von ihnen den Sohn umbringen wollen. Unserem Auftraggeber ging es schließlich um den Schutz“, warf Mori ein. Kogoro wandte sich an die drei Frauen. „Möchten Sie nicht den Mord zugeben? Ich weiß, dass es eine von Ihnen war.“ „Ich war es aber nicht.“ „Ich doch auch nicht.“ „Schauen Sie mich nicht an. Ich hab mit dem Mord nichts zu tun.“ „Haben Sie sich nicht stärker wegen dem Opfer und seinem Verhältnis zu seinem Vater aufgeregt?“, wollte der Detektiv von Akiko wissen. „Ja und? Das muss doch nicht heißen, dass ich ihn umbringen wollte“, warf sie ein. „Sie haben doch selber gesehen, wie er sich seinem Vater gegenüber verhalten hat. So war er schon immer“, knurrte sie. „Schon immer? Kennen Sie ihn etwa schon seit längerem?“ Akiko seufzte auf. „Wir waren schon zweimal zusammen, bevor er mich auch ein drittes Mal abservierte.“ „Und trotzdem bist du noch ein drittes Mal auf ihn reingefallen“, lachte Akiza. „Na und? Das geht dich doch nichts an. Dann hab ich ihm eben die verschiedenen Gegenstände geschickt. Er sollte eben sehen, dass er mich nicht so einfach abservieren kann.“ „Dann geben Sie also zu, dass Sie das mit der Post waren!“ „Verflucht“, murmelte Akiko und legte sich die Hände auf den Mund. Jetzt war es aber draußen. Die junge Frau seufzte ein weiteres Mal. „Ja, ich war es. Er hat es verdient. Wissen Sie eigentlich, wie es ist, wenn er Sie abserviert und einige Wochen später noch einmal ihre Nummer anruft und sich treffen will? Ich dachte, er hätte sich bemerkt, wie wichtig ich ihm bin, doch als wir uns gegenüber standen, wusste er nicht einmal mehr, wer ich bin. Das war so demütigend. Und dann wollte ich es sein, die mit ihm Schluss macht, aber dieser Mistkerl kam mir zuvor.“ „Und deswegen kamen Sie auch heute hier her und vergifteten seinen Wein“, entgegnete Kogoro. Er strich sich durch sein Haar. „Sie können es ruhig zugeben, ich habe Sie bereits durchschaut.“ „Ich war es aber nicht“, sprach Akiko. „Inspektor Takagi? Verhaften Sie die Frau, Sie ist eindeutig schuldig.“ „Nein. Ich war es nicht“, entgegnete diese erneut. „Ich hatte überhaupt keine Möglichkeit.“ „Wie meinen Sie das?“, wollte Kogoro wissen. „Ich habe den Wein nicht angerührt“, sprach sie. „Das bedeutet nicht, dass Sie die Flasche nicht schon vorher präparieren konnten.“ „Das stimmt nicht“, meinte Akiko. „Als ich hier ankam, stand die Weinflasche bereits auf dem Tisch.“ „Entschuldigen Sie, wenn ich mich einmische, Herr Mori“, fing Amuro an. „Hmm?“ „Ich glaube nicht, dass sie es war.“ „Wie kommen Sie darauf?“ „Ich denke die Indizieren sprechen dagegen. Die Weinflasche stand schon auf dem Tisch, als sie hier ankam. Das sollten wir nicht vergessen“, erzählte er. „Das bedeutet nicht, dass es keine Möglichkeit gab um die Flasche nicht doch auszutauschen“, wandte Mori an. „Herr Hachirou, Sie haben doch sicherlich die ganzen Frauen hier rein gelassen. Hatte eine von diesen irgendwas mit dabei?“ Der Auftraggeber schüttelte den Kopf. „Sie trugen nichts bei sich. Anschließend bat ich sie um die Jacken und brachte diese in das Zimmer nebenan.“ „Während Sie hier waren, ging eine der Frauen zu den Jacken?“, fragte Amuro nach. Erneut schüttelte der Auftraggeber den Kopf. „Sie saßen die ganze Zeit über im Wohnzimmer.“ „Und wie sah das aus, als Sie uns die Tür öffneten?“ Akeno blickte zu seiner zweiten Frau. „Keiner stand auf“, meinte Hitomi. „In Ordnung“, nickte Amuro. „Dann schlage ich vor, dass sich die Polizei die Jacken einmal ansieht.“ „Mach das, Takagi“, stimmte Miwako zu. Kogoro blickte zu Amuro. „Sie können mir doch nicht so einfach in den Rücken fallen“, warf der Detektiv ein. Er versuchte so leise wie möglich zu sprechen. „Es tut mir leid, ich glaube einfach nur nicht, dass es so einfach ist“, sprach der junge Mann. „Deswegen möchte ich alle anderen Tatverdächtigen ausschließen.“ „Sie wissen was Sie tun?“, wollte Mori wissen. Amuro nickte. Kogoro fühlte sich in die Ecke gedrängt. Es fing an wie immer. Er erzählte, wer der Täter war und nannte das Motiv. Danach erinnerte er sich nicht mehr an den Fall. Er hatte einen narkoleptischen Anfall und erzählte währenddessen, wer der wahre Täter war. Jedes Mal ging es nach demselben Prinzip, doch heute fehlte etwas. Er nannte einen Täter und dann ging seine wahre Arbeit los. Nur heute passierte es nicht. Stattdessen fing Amuro mit seinen eigenen Schlussfolgerungen an. Takagi kam zurück. „In den Jacken befand sich nichts, was auf ein Behältnis für das Gift zählen könnte“, sprach er. Miwako nickte. „Gut“, murmelte sie und sah zu Kogoro. „Möchten Sie nun weiter den Fall aufklären?“, wollte sie wissen. „Natürlich. Nur diesmal wird sich mein Schüler darum kümmern. Ich bin mir sicher, dass er den Fall nach meinen Hinweisen lösen kann.“ „Aber Paps“, murmelte Ran. „Ist schon gut, Ran. Als Mentor muss man auch wissen, wann man seinen Schülern etwas zutraut und wann nicht. Und ich bin mir sicher, dass er, genauso wie ich, bereits weiß, wer der wahre Täter ist“, entgegnete der Detektiv. In Wahrheit wusste er nichts. Aber genau das, konnte er nicht sagen. Kogoro sah zu Amuro. „Machen Sie ruhig weiter.“ „In Ordnung. Vielen Dank für Ihr Vertrauen“, nickte Amuro. „Wenn Sie nun die jungen Damen noch einmal abtasten würden, erkennen Sie bestimmt, dass diese nichts bei sich haben, um das Gift zu lagern.“ Amuro wandte sich an den Auftraggeber. „Sagen Sie uns bitte, warum Ihr Sohn zur Mittagszeit bereits so viel Wein trank. Man müsste doch meinen, dass es viel zu früh dafür ist.“ „Falls Sie darauf hinaus wollen, dass mein Sohn ein Alkoholproblem hat, dann muss ich Ihnen da widersprechen“, entgegnete Akeno. „Raidon trinkt hin und wieder ganz wenig. So viel wie heute trinkt er nur dann, wenn er sich wieder einmal mit seinem Vater stritt“, fügte Hitomi an. „Ich verstehe. Da die Weinflasche aus diesem Haus stammt, können wir mit guter Wahrscheinlichkeit sagen, dass es dafür nur zwei Personen gibt, denen es möglich wäre, das Gift darin zu verteilen.“ „Wollen Sie jetzt sagen, dass meine Frau oder ich für seinen Tod verantwortlich sein sollen? Was nehmen Sie sich da heraus“, zischte Akeno. „Entschuldigen Sie, so wollte ich das nicht ausdrücken. Aber es ist nun einmal eine Tatsache. Die Weinflasche stammt aus ihrem Haus, die Gäste hatten keine Möglichkeit sie zu vergiften. Sie oder Ihre Frau schon“, sprach Amuro. Akeno verschränkte die Arme. „Wenn Sie nun darauf hinaus wollen, dass ich es war, nur weil wir uns wieder so heftig gestritten haben, dann irren Sie sich. Herr Mori, nun sagen Sie auch mal was!“ „Ich möchte zu der Sache nichts sagen. Lassen Sie meinen Schüler ruhig aussprechen“, sprach Kogoro. Akeno knurrte. „Ich verdächtige Sie nicht für den Mord“, sprach Amuro. „Sie sind unschuldig. Ihre Frau hingegen…“ „Moment…jetzt ist es meine Frau?“, wollte der Auftraggeber wissen. „Wie können Sie das wagen? Hitomi, jetzt sag doch auch mal etwas.“ Die Frau blickte zu ihrem Mann. „Ich bin unschuldig.“ „Sind Sie sich sicher? Sie wussten doch, dass Ihr Stiefsohn gerne trinkt, wenn er sich mit seinem Vater streitet. Ebenso wussten Sie, dass ein Streit sicher bald folgen würde, spätestens dann, wenn er heraus käme, dass er mit allen drei Frauen gleichzeitig eine Beziehung anfing“, erklärte Amuro. „Na und? Daraus können Sie nicht schließen, dass es meine Frau war“, warf er ein. „Nein, damit nicht. Aber ich habe eine andere Kleinigkeit bemerkt“, entgegnete der Detektiv. „Ihr Sohn hatte nicht nur mit Ihnen Streit. Wie Sie wahrscheinlich schon länger bemerkten, war er auch nicht gut auf Ihre Frau zu sprechen.“ „Das ist doch normal. Er konnte Hitomi noch nie so richtig leiden. Und wenn schon“, zuckte er mit den Schultern. „Das mag sein. Sobald wir rein kamen, war der kleine Streit ja in Gange. Und obwohl Ihr Sohn Ihre Frau ziemlich nieder machte, lag ihre Hand die ganze Zeit über auf seiner. Als sie dann schließlich beide aus dem Zimmer gingen, bin ich Ihnen gefolgt“, erzählte er. „Sie haben was?“, kam es nun von Hitomi. „Ich habe Sie in der Küche belauscht. Sie sagten zu ihrem Sohn, dass er Stillschweigen bewahren sollte, während er Sie nur auslachte und meinte, dass er Sie nun in der Hand hätte…“, erklärte er. „Raidon! Du musst damit aufhören.“ „Und wenn ich nicht will? Was willst du dann machen?“, wollte er von ihr wissen. „Glaubst du wirklich, dass ich mir von dir sagen lasse, was ich zu tun und zu lassen habe?“ „Du weißt, was für mich auf dem Spiel steht. Lass es sein“, entgegnete Hitomi. „Jaja…du bist mal wieder das Opfer. Arme kleine Hitomi“, meinte er. „Was willst du von mir? Kümmer dich lieber um meinen Vater.“ „Du weißt genau, was ich von dir will. Sei ruhig und erzählt keinem, was da zwischen uns passiert ist. Haben wir uns verstanden? Es war nur eine einmalige Sache“, gab sie von sich. „Pff…jetzt machst du dir Sorgen darüber, vorher war es dir doch auch egal.“ Raidon ging auf die Tür zu, ehe er sich umdrehte. „Mal sehn, wie lange ich dein kleines Geheimnis noch für mich behalten kann.“ „Hitomi? Um welches Geheimnis geht es?“, wollte Akeno wissen. „Natürlich hatten Sie vorher das Gift in die Weinflasche getan, da Sie wussten, wie er zum Trinken stand“, entgegnete Amuro mit einem leichten Grinsen auf den Lippen. „Und nach Ihrem Gespräch mit Ihrem Stiefsohn beschlossen Sie, dass Sie die Weinflasche nicht verschwinden lassen. Sie hatten Angst, dass er ihr Geheimnis ausplaudern würde. Hab ich Recht?“ „Ich will jetzt mit meinem Anwalt sprechen…“, murmelte Hitomi. „Hitomi…sag mir nicht, dass er Recht hat“, entgegnete Akeno. „Und woher hast du das Gift?“ „Ich bin mir sicher, dass Ihre Frau einen guten Freund hat, der ihr etwas mitgebracht hat. Wenn Sie mich fragen, sie versteckt es an Ihrem Körper. Es hier im Haus zu verstecken, wäre viel zu offensichtlich. So hätte man Sie sehr schnell als Täterin entlarvt“, fügte Amuro an. „Und? Ich war es. Und ich bereue es nicht. Ich gab ihm noch eine Chance, die er nicht genutzt hat. Ich konnte ja nicht wissen, dass mein Mann einen Detektiv mitbringt“, murrte Hitomi. „Aber wieso? Hitomi wieso?“, wollte der Auftraggeber wissen. „Ich glaube, Ihre Frau hatte eine Affäre mit Ihrem Sohn.“ „Was? Nein…das kann ich nicht sein“, schüttelte Akeno den Kopf und blickte zu seiner Frau. „Hitomi, sag ihnen, dass das nicht wahr ist.“ „Das…das kann ich nicht…“, murmelte sie leise. „Du hast was?“ „Es war nur einmal. Ich hab…ich hab das eigentlich nicht gewollt. Raidon hat…er hat mich einfach so verführt und sich dann am Ende darüber kaputt gelacht“, sprach sie. „Du musst mir glauben, ich wollte das nicht.“ Akeno schüttelte den Kopf. „Nein…du hast ihn deswegen umgebracht. Anstatt mit mir zu reden, bringst du meinen Sohn um. Verdammt nochmal…ich will dich nicht mehr sehen.“ „Ich hab das alles doch nicht gewollt“, entgegnete Hitomi. „Ich musste es tun und es wäre auch alles gut gegangen, wenn du nicht diesen Detektiv angeschleppt hättest.“ „Das reicht jetzt!“ Miwako blickte zu Takagi. „Verhafte sie.“ Der Angesprochene nickte und zog Handschellen heraus. „Sie sind verhaftet. Sie haben das Recht zu Schweigen und einen Anwalt anzurufen“, sprach er. „Ich wollte das nicht…ich wollte das wirklich nicht…“, wisperte die junge Frau. „Dafür ist es jetzt zu spät“, entgegnete Amuro. ________________ Damit sind wir nun auch beim Ende des Kapitels. Ich weiß, der Fall war nicht gerade spannend, aber darum ging es mir nicht. Es hat Spaß gemacht, Amuro den Fall lösen zu lassen, während sich Conan einfach nur an Ran festhielt und panisch wurde. Oder hättet ihr gedacht, dass ich ihn gleich zum kleinen Überflieger machen werde? Also ich kann euch eines sagen, Conan wird noch eine ganze Weile ohne Erinnerungen herum laufen. Kapitel 9: Alte Fälle --------------------- Hallöchen zum 9. Kapitel meiner FF. Nun wurde der Fall zum Glück von Amuro gelöst und eigentlich könnten alle aufatmen. Leider stimmt das nur so halbwegs, denn die Polizei bleibt ja nicht untätig und vor allem Miwako bekommt langsam Zweifel. ____________________ Kapitel 9: Alte Fälle Ran sah zu Conan. Der Junge hatte seine Augen geschlossen und hielt sich an ihrem Pullover fest. Er hatte sich wirklich verändert. Früher wäre er sofort zu dem Toten gelaufen und hätte versucht irgendwas über den Fall heraus zu finden. Jetzt war es anders. Conan hatte sofort angefangen zu schreien, als er den Toten sah. Er war ein richtiges kleines Kind. Das Mädchen strich ihm über den Rücken. „Alles wieder gut?“, fragte sie leise nach. Der Kleine nickte. Langsam ließ er Rans Pullover los und blickte zu den Polizisten, die das Opfer auf ihre Trage hoben und weg brachten. „Gut“, lächelte Ran. Sie strich mit der Hand über die Wange des geschrumpften Oberschülers. „Ich wusste nicht, wie schwer es für dich werden würde, wenn du mitten im Fall dabei bist.“ „Ich wusste das auch nicht“, entgegnete Conan leise. „Bei deinem Vater hörte sich das so interessant an…aber als der Mann dann auf dem Boden lag und sein Gesicht schmerzverzerrt war…“, schluckte Conan. „…bekam ich Angst.“ „Ist schon gut“, nickte Ran. „Ich wusste ja auch nicht, dass du so reagieren würdest. Ansonsten hätten wir dich nicht mitgenommen“, wisperte sie leise. Conan schüttelte den Kopf. „Du hast nur das gemacht…was wir immer gemacht haben“, sprach er leise. „Leider…ich hätte es besser wissen müssen.“ Takagi ging zu den Beiden. „Conan hat wirklich Amnesie?“, fragte er nach. Ran nickte. „Hmm…dann kommt das noch dazu“, murmelte er dann. „Was meinen Sie?“, wollte das Mädchen wissen. „Wegen der Flucht der Täterin kommt nun Körperverletzung dazu und da Conan noch weitere Konsequenzen davon trug, wird die Strafe sicherlich nicht milder werden“, erklärte er. „Hmm…verstehe…“, meinte Ran darauf. Sie seufzte und sah Conan an. „Ich denke, wir sollten jetzt langsam nach Hause.“ „In Ordnung“, nickte Takagi und ging zurück zu Sato. „Wir können.“ „Vergessen Sie bitte nicht heute oder spätestens morgen für Ihre Aussage aufs Präsidium zu kommen“, sprach die Inspektorin. „Das haben Sie gut gemacht“, entgegnete Kogoro. „Natürlich wusste ich schon, dass die Ehefrau die Täterin ist“, sprach er lachend. „Wirklich?“, wollte Amuro wissen. „Natürlich“, nickte Kogoro. „Ich wollte Sie nur testen. Hätten Sie die richtigen Schlussfolgerungen nicht getroffen, hätte ich Sie darum geben, als mein Schüler zurück zu treten“, fügte er an. „Und damit es noch ein wenig schwerer wird, habe ich die junge Dame beschuldigt.“ „Ach wirklich, Paps?“, fragte Ran nach. „Glaubst du, ich würde das sonst sagen?“ „Ist ja schon gut“, murmelte Ran. „Das hast du toll gemacht, Onkel“, meinte Conan daraufhin. Auch wenn er nicht viel von dem ganzen Fall mitbekam, seine Ohren funktionierten noch. Und so glaubte Conan auch, dass Kogoro die Fallaufklärung durch Amuro von Anfang an plante. „Danke“, sprach Kogoro. „Wenigstens einer weiß, was ich getan habe.“ Danach blickte er wieder zu Amuro. „Wie fühlt es sich an, wenn man einen Fall erfolgreich löst?“ „Sehr gut“, antwortete Amuro. Immer mal wieder blickte er aus dem Augenwinkel zu Conan. Nun war er sich sicher: der Kleine simulierte nicht. Es war eine interessante Wendung eingetroffen. „Danke, dass Sie mir diese Erfahrung an Ihrer Seite gaben“, fügte er an. „Ich tu alles für Jungdetektive, vor allem, wenn ich Ihnen zeigen kann, wie ein Fall richtig gelöst wird. Bevor Sie das nämlich tun können, müssen Sie zunächst einmal auf die falsche Lösung kommen“, erzählte Kogoro. „Anhand der Reaktionen der übrigen Tatverdächtigen können Sie meistens erkennen, wer erleichtert ist und wer diese Erleichterung nur spielt und dann wissen Sie, wer es war. Damit können Sie dann Ihre weiteren Schlussfolgerungen ziehen“, fügte er an. Kogoro sog sich irgendwas aus den Fingern, nur damit es sich gut anhörte und sein heutiges Versagen und seine Handlungen erklärten. „Arbeiten Sie immer so?“, kam es von Amuro. „So gut wie“, nickte der Detektiv. Miwako saß über der Akte des Falles. Immer wieder las sie sich den Tathergang durch und überlegte. Es war merkwürdig, als sie den Meisterdetektiv bei der Arbeit beobachtete. Er schien gar nichts zu wissen und einfach nur jemanden zu beschuldigen. Es war auch nicht gerade einfach unter den drei Gästen einen Täter ausfindig zu machen. Miwako wäre wahrscheinlich so ähnlich an die Sache heran getreten, doch nie hätte sie so schnell jemanden beschuldigt. Miwako überlegte. Kogoro schien wirklich keine Ahnung zu haben, was er da gerade tat. Es verwunderte sie natürlich, da er als brillanter Detektiv galt. Die junge Frau sah sich noch einmal die Worte an, die sie selber in die Akte schrieb. Zum Glück war Touro Amuro vor Ort und konnte den Fall erfolgreich aufklären. Und auch wenn Kogoro angab, dass er dies absichtlich wegen Amuro machte, kam es ihr spanisch vor. Warum sollte er so handeln? Zumal der Schüler des Detektivs ziemlich überrascht war. „Miwako?“ Die Angesprochene blickte nach oben. „Hmm?“ „Feierabend“, entgegnete Takagi. „Ich brauch noch eine Weile“, gab sie von sich. „Du kannst ja schon gehen. Ich bleib noch.“ „Hmm“, murmelte Takagi und blickte ihr über die Schulter. „Ist das der Bericht vom heutigen Fall? Ich dachte, Inspektor Megure hätte den bereits als abgeschlossen abgesegnet.“ „Hat er auch“, nickte sie. „Aber?“ „Kommt es dir nicht auch merkwürdig vor, dass Herr Mori den Fall überhaupt nicht lösen konnte?“, wollte sie wissen. Takagi schüttelte den Kopf. „Du kennst ihn noch nicht so gut, wie ich“, sprach der Inspektor. „Das ist ganz normal bei ihm.“ „Wirklich?“, skeptisch sah Miwako wieder auf den Bericht. Der Inspektor nickte. „Das war an meinem ersten Fall, bei dem ich mit Herrn Mori arbeiten musste. Das damalige Opfer wurde durch einen Schlag auf den Kopf ermordet und anschließend aus dem Fenster geworfen. Es dauerte eine Weile ehe Herr Mori den Fall lösen konnte und soweit ich weiß, hat er am Anfang auch einen falschen Schluss gezogen“, erzählte er. „Hmm…“ „Bei den nächsten Fällen ging es auch so. Zuerst erläuterte er eine falsche Falllösung und direkt danach kam die Richtige.“ „Du warst mehrfach dabei, wenn er das machte, oder?“ Takagi nickte. „Irgendwie bin ich ein Fan von seinen Fallaufklärungen. Vor allem, wenn er kurz vor der Lösung in einen Stuhl zurück fällt und dann total seriös alles erklärt.“ „Er lässt sich immer in einen Stuhl zurück fallen?“, wollte sie wissen. „Meistens, oder auf den Boden. Je nachdem, wo er gerade ist. Aber du weißt doch, so ist er. Es stand auch viel in der Zeitung darüber. Am Anfang denkt man, er würde einfach so umfallen oder schlafen. Aber dann kommt er mit seiner brillanten Aufklärung.“ „Ich verstehe“, murmelte Miwako und schloss die Akte. „Bist du nun beruhigt?“ „Ein wenig…“ „Was ist denn noch los?“, wollte er wissen. „Die Sache mit seinem Schüler finde ich ein wenig merkwürdig…dieser Touru Amuro. Hast du schon einmal was von ihm gehört?“ „Amuro…“, murmelte Takagi leise. Dann schüttelte er den Kopf. „Verstehe…dann wird das wohl wirklich ein Schüler sein.“ Miwako blickte wieder nach unten, ehe sie den Kopf schüttelte. „Na komm, lass uns gehen.“ Trotz allem konnte Miwako nicht schlafen. Die ganze Zeit über musste sie über den Fall nachdenken und die Aufklärung. Irgendwas passte nicht zusammen. Doch sie konnte nicht sagen, was es war. Erst gegen drei Uhr nachts schlief sie ein, war aber auch schon wieder am nächsten Morgen wach. Miwako wollte auf jeden Fall, vor ihrer eigentlichen Arbeitszeit, ins Präsidium. Die junge Frau zog sich ihre Sachen an und machte sich, mit dem Frühstück in der Hand, auf den Weg. Im Präsidium angekommen, wurde sie sofort von den Polizisten angesehen. Stillschweigend ging sie zu ihrem Platz und setzte sich. Sie suchte nach der Akte, die sie gestern Abend da gelassen hatte. Doch es war keine auf ihrem Schreibtisch. Miwako durchsuchte sogar die einzelnen Schubladen. Aber auch dort war nichts zu finden. „Miwako? Was machst du denn hier? Hast du nicht noch frei?“, wollte Takagi von ihr wissen. Miwako reagierte nicht darauf. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, sich zu fragen wo der Bericht war. „He! Miwako“, Takagi legte die Hand auf ihre Schulter. Die junge Frau schrak leicht hoch und blickte dann zu ihm. „Takagi…musst du mich so erschrecken?“ „Entschuldige, ich wusste nicht, dass du gerade in Gedanken warst.“ „Ist nicht so schlimm“, entgegnete sie. „Sag mal, weißt du wo die Akte von gestern abgeblieben ist?“ „Du meinst den Hachirou-Fall?“ Sie nickte. „Die hab ich heute Morgen runter ins Archiv gebracht.“ „Zum Glück, ich dachte schon, die Akte wäre abhanden gekommen“, sprach sie. „Ich dachte, du hast das gestern vergessen, deswegen hab ichs runter gebracht“, meinte er dann. „Ist schon gut.“ „Warum bist du jetzt schon da?“, fragte Takagi nach. „Ich konnte nicht mehr schlafen. Und ich finde immer noch, dass es ein paar Ungereimtheiten gibt.“ „In wie fern?“ „Mit Mori meine ich. Ich hatte gestern das Gefühl, als wüsste er nicht, womit er bei dem Fall anfangen sollte“, erzählte sie. „Ach Miwako…ich hab dir doch gesagt, dass er das immer so macht. Darüber solltest du dir nicht zu viele Gedanken machen“, entgegnete Takagi. „Das sagt sich leicht“, murmelte Sato. Takagi zuckte mit den Schultern. „Lass die Sache auf sich beruhen. Spätestens, wenn du ihn das nächste Mal in Aktion siehst, wirst du sehen, dass das ganz normal ist.“ „Vielleicht“, sprach die Inspektorin leise. „Meinst du, es wäre möglich, dass ich unten die Akten von früheren Fällen einsehen könnte?“ „Natürlich wäre das möglich. Ich versteh nur nicht, warum du das machen willst“, meinte er. „Das ist einfach etwas, das ich machen muss“, antwortete sie. Takagi nickte. „Wenn du willst, dann begleite ich dich nach unten.“ Miwako schüttelte den Kopf. „Ich geh alleine. Ich weiß ja nicht einmal, nach was ich so wirklich suche. Außerdem hast du ja noch Dienst“, antwortete sie darauf. Miwako schmunzelte leicht, da sie ihren Kollegen wieder einmal ziemlich leicht austrickste. Langsam stolzierte Miwako aus dem Raum heraus, ging zum Fahrstuhl und fuhr anschließend nach unten ins Archiv. Miwako suchte und suchte. Aber dann fand sie alles was sie brauchte. Es war schon ein wenig merkwürdig, dass die Akten alle zusammen in einem Karton lagen und auf die Seite gestellt wurden. Es war fast so, als hätte man sie extra für sie bereit gestellt. Langsam kniete sich Miwako nach unten zu der Kiste und öffnete ihren Deckel. Mehrere Akten kamen zum Vorschein, sodass sich Miwako neben die Kiste setzte und die erste Akte heraus nahm. Sie blätterte in dieser herum und las sich alle Einzelheiten genauestens durch. Aber auch dort stand nicht wirklich etwas, dass ihr Hinweise auf das gab, was sie suchte. Miwako wusste nicht einmal, nach was sie suchte. Es war vielmehr ein schlechtes Gefühl, welches sie hatte. Die Akte kannte sie bereits in und auswendig, sie hatte sie schließlich selber geschrieben. Dennoch wollte sie sie zur Sicherheit noch einmal durchsehen. Miwako legte die Akte weg und nahm die nächste in die Hand. Es war der vorletzte Fall des Detektivs. Wieder las sie sich diesen genau durch. Aber erneut fand sie nichts, was auf irgendwas Verdächtiges hinwies. Die Stunden vergingen und irgendwann bemerkte Miwako, dass sich nichts veränderte. Jede Akte war gleich. Und genau das fiel ihr dann auch auf. Es ging immer nach dem selben Mechanismus. Miwako zog noch einmal ein paar Akten heraus. Sie verglich sie miteinander. Die Berichte gaben wenig Aufschluss darüber, was noch passierte, aber die Bilder, die vom Tatort und während der Fallaufklärung geschossen wurden, zeigten einen Teil der Wahrheit. „Interessant“, murmelte sie leise. Miwako nahm ein paar der Akten in die Hand und stand auf. Den Rest legte sie fein säuberlich in den Karton und legte diesen auf seinen Platz. Danach verließ sie das Archiv und ging wieder nach oben. Miwako stellte sich vor den Schreibtisch von Takagi. Dieser blickte hoch. „Hmm? Da bist du ja wieder“, lächelte er. Die junge Frau nickte. „Und ich hab etwas gefunden“, sprach sie. Sie legte ihm die einzelnen Akten auf den Tisch. „Eh? Und was hast du da gefunden?“, fragte er nach. „Sieh es dir selber an.“ „In Ordnung“, nickte der Inspektor und nahm die erste Akte. Er las sich den Bericht durch und legte ihn dann zur Seite. Anschließend nahm er die zweite Akte und den Bericht, der sich darin befand. Das gleiche machte er mit den restlichen Akten, aber er selber erkannte nichts. „Und?“, wollte sie von ihm wissen. Takagi zuckte mit den Schultern. „Ich erkenn daran nichts. Es sind alte Fälle von Herrn Mori.“ Sato seufzte auf. „Siehst du es wirklich nicht?“, fragte sie. „Ich weiß nicht, was du meinst“, entgegnete er. „In Ordnung“, sprach sie dann. „Dann fangen wir von Vorne an.“ „Gut…“ „Aber vorher hab ich noch eine Frage an dich“, fing Miwako an. „Die da wäre?“ „Warum sind die Akten der ganzen Fälle bei denen Herr Mori ermittelte in einem Karton im Archiv?“ „Ach das…das war doch damals die Sache mit den verschwundenen Akten. Erinnerst du dich noch daran?“ Miwako dachte nach. Dann erinnerte sie sich an die Sache. „Ja, doch. Ich weiß, was du meinst. Die Akten tauchten dann wider auf, hab ich gehört. Takagi nickte. „Genau so war das. Allerdings kamen die in dem Karton. Wahrscheinlich dachten sich die im Archiv, dass man die Ordnung so beibehalten kann. Immerhin sind alle Mori-Fälle in einem Karton gesammelt gewesen.“ „Verstehe…so war das also…dann hat sich also jemand für die Fälle interessiert“, murmelte sie nachdenklich. „Das wissen wir nicht. Wir konnten das auch nicht ganz nachvollziehen“, gestand er anschließend. „Wir dachten sogar an einen Trittbrettfahrer, der uns auf eine falsche Fährte locken wollte.“ „Aber ist es nicht merkwürdig, dass nur die Akten dieser Fälle gestohlen wurden?“, wollte sie wissen. „Du glaubst, jemand wollte einfach nur Informationen über Kogoro Mori haben?“ Miwako nickte. „Hmm…es ist gut denkbar.“ „Wir haben das untersucht. Aber kurz nach der Sache gab es keine Auffälligkeiten bei ihm“, warf er ein. „Verstehe…“ „Gut…kommen wir jetzt zu den Akten zurück. Was sollte ich daran erkennen?“, fragte Takagi nicht. „Ach ja, stimmt“, nickte sie. „Das sind Fälle, die Kogoro Mori löste“, fing sie an. Der Angesprochene stimmte dem zu. „Es ging immer nach dem gleichen Mechanismus. Zunächst führte er den falschen Täter auf, kurz darauf fiel er auf einen Stuhl und direkt danach erläuterte er die richtige Lösung“, entgegnete sie. „Das weiß ich. Das ist seine ‚Masche‘“, sprach Wataru. „Aber jetzt schau dir doch einmal die Personen an, die immer vor Ort waren“, meinte Miwako. „Die Personen?“, murmelte er und warf einen Blick auf die Liste. „Hmm…unsere Polizei…Ran…Conan…“ „Stop!“ Takagi blickte hoch. „Du meinst, nur weil Conan und Ran die gemeinsamen Nenner sind, wäre das irgendwas Besonderes?“ „Nein, aber wenn du dir diese Akte anschaust“, fing sie dann an und reichte ihm eine weitere Akte. „…dann siehst du hier, dass er bei den Fällen sehr wenig Erfolg hatte.“ Takagi nickte, während er sich den Bericht der Akte durchlas. „Und?“ „Conan ist nicht dabei. Nur Ran“, sprach sie. Takagi zuckte mit den Schultern. „Conan kam erst später zu den Moris und war deswegen erst dann bei den Fällen dabei“, warf der Inspektor ein. „Erkennst du das nicht?“, wollte sie wissen. „Hmm?“ „Bevor Conan zu ihm kam, war Mori nicht erfolgreich. Erst nachdem der kleine Junge da war, trumpfte Mori auf. Und dann der gestrige Fall…da ließ er die Schlussfolgerungen von seinem Schüler machen und schien mir sehr unwissend zu sein.“ „Du siehst schon Gespenster, Miwako“, entgegnete Takagi. „Ich habe gelernt, dass ich auf meinen Instinkt vertrauen muss“, warf sie ein. „Aber selbst wenn du Recht hast, und es hat irgendwas mit Conan zu tun…was sollte das sein? Oder glaubst du, dass Conan die ganzen Fälle löst und Herr Mori den Ruhm einfach nur einstreicht? Das ist doch lächerlich“, sprach der Inspektor. Das hörte sich mehr als lächerlich an, es war unrealistisch. Ein Kind konnte doch nicht solche Kriminalfälle lösen und wenn doch, warum sollte Mori den Ruhm einstreichen? Der Detektiv war niemand, der seinen Ruhm teilte. Außerdem wenn es so war, warum hatte Conan nicht mit ihnen gesprochen? „Ich weiß nicht…jetzt wo du das so sagst…was wäre denn, wenn es wirklich so wäre“, sprach sie. Takagi sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. „Ja, ich weiß, es ist unrealistisch. Aber guck dir doch einmal die Bilder an, auf keinem ist Conan zu sehen.“ Takagi nahm die einzelnen Bilder aus den Akten und sah sie sich an. „Nur weil er auf keinem Bild zu sehen ist, heißt das doch gar nichts“, warf er ein. „Das vielleicht nicht, aber wenn du zu Herrn Mori schaust, dann erkennst du vielleicht hinter ihm einen blauen Stoff.“ „Hmm“, murmelt e Takagi und sah sich das Bild genauer an. „Das seh ich.“ „Conan trägt doch immer eine blaue Jacke.“ „Das wäre möglich. Aber er hilft ihm auch oft bei seinen Schlussfolgerungen“, entgegnete Wataru. „Manchmal bittet Herr Mori den Kleinen, dass er uns was zeigt oder etwas vorführt.“ „Hmm…aber wie oft kam das schon vor?“ „Hin und wieder eben“, murmelte er. Dann schüttelte er den Kopf. „Das sind keine Beweise.“ „Ich weiß“, seufzte sie. „Aber glaubst du mir wenigstens, dass irgendwas bei den Moris und Conan nicht stimmt?“, wollte sie von ihm wissen. Takagi nickte. „Gut…ich geh jetzt nach weiteren Beweisen suchen.“ „Was hast du vor?“ „Na, was wohl? Ich schau mich ein wenig im Archiv um. Du hattest doch mal gesagt, dass es da diesen Polizisten gibt, der gerne Herrn Mori nachmacht und Rans Freundin. Das werd ich jetzt überprüfen.“ „Oh man“, murmelte Takagi, nachdem Miwako wieder aus dem Raum lief. Es war einfach gewesen sich die Akten zu besorgen. Nicht nur, dass diese in schriftlicher Form gelagert wurden, es gab sie auch im Computerarchiv. Auf einer bestimmten Software konnte der Name von Tätern, Opfern, Verdächtigen und Zeugen eingegeben werden und das Programm suchte sofort alle Fälle, bei denen die gesuchte Person anwesend war. Miwako musste nur Conans Namen eingeben und dann suchen. Es waren viele Dateien, die sie durchklicken musste, ehe sie zu denen kam, wo Kogoro Mori nicht anwesend war. Mit den Aktenkürzeln konnte sie damit die richtigen Akten aus dem Archiv zusammen suchen und sie sich anschauen. Miwako setzte sich auf den kalten Fußboden und blätterte die Berichte durch. In fast jedem löste jemand einen Mord auf – und zwar nach dem selben Muster, welches bei Kogoro Mori festgestellt wurde. Daneben stand, dass sie einfach nur den Meisterdetektiv nach ahmten, aber so wirklich konnte und wollte Miwako das nicht glauben. Zuerst war da Sonoko, die beste Freundin von Ran, die damit auch sehr viel mit Conan zu tun hatte. Sie übernahm an vielen Orten die Aufklärung eines Falls, wenn der Privatdetektiv nicht da war. Auf der anderen Seite war da noch Kommissar Yamamura. Auch er ahmte Mori nach. Nur gab dieser in den Berichten immer seine Verehrung für den Detektiv zu. Das war keine große Spur. Miwako hatte weitere Fälle. In einigen löste sogar Professor Agasa einen Mord auf, in anderen war Conan mit seinen Freunden unterwegs und löste dort – zusammen mit Takagi – einige Fälle. Der gemeinsame Nenner war Conan. Auch wenn sie das noch nicht ganz beweisen konnte, Miwako war sich bewusst, dass Conan kein gewöhnliches Kind war. Die Inspektorin stand vom Fußboden auf und nahm die Akten hoch. Sie blickte auf die Uhr. Eigentlich hatte sie schon seit über zwei Stunden Dienst. Sie war ja auch da, nur eben nicht oben bei den anderen Kollegen. Miwako ging wieder zum Fahrstuhl und fuhr nach oben. Sie dachte sich nichts dabei und stellte sich erneut vor Takagi. Dieser blickte von seinem Schreibtisch auf. „Schon zurück?“, schmunzelte er. Schon war ein guter Ausdruck, wenn man bedachte, dass sie die letzten zwei Stunden nicht da war. „Kann man so sehen“, nickte die junge Frau und legte ein paar Akten auf den Tisch. „Beweise?“ „So ähnlich“, schmunzelte sie. „Dann bin ich ja gespannt“, gab Takagi von sich. „Schau dir die Akten an. Das sind Fälle in denen Kommissar Yamamura, der Gunma Präfektur, die Fälle wie der schlafende Detektiv löste.“ „Wir haben die Fälle der Gunma Präfektur in unserem Archiv?“ „Ja, aber es sind nur Kopien. Die Orginale befinden sich im dortigen Präsidium. Aber wenn du da rein schaust, kannst du erkennen, dass der Kommissar genau wie Mori jedes Mal zusammen sackte und dann einen Mord löste“, sagte sie. „Du glaubst, dass das ein Beweis sein könnte? In der Akte gab er sogar noch an, dass er den Detektiv verehrt und ihn gerne nachmacht.“ „Mag sein. Aber rate doch mal, wer an den Tagen, wo er die Fälle auf diese Art und Weise löste, vor Ort war“, entgegnete Miwako. „Conan?“ Die junge Frau nickte. „Hmmm…“ „Und hier, die nächste Akte. Rans Freundin Sonoko löst schwere Kriminalfälle, dabei hatte sie vorher nichts damit zu tun. Und wenn du mir gleich sagst, dass das wohl daran liegt, dass sie Mori kennt, schrei ich“, sprach sie. Takagi überflog die Akte kurz. „Da war Conan auch vor Ort“, murmelte er. „Genau“, stimmte sie zu. „Aber wenn wir uns einmal bei beiden Akten ein paar Tatfotos ansehen, kannst du erkennen, dass sein Schatten noch zu sehen ist. Er muss sich also Opfer und Tatgegenstand angesehen haben. Ein paar Fotos, die zufällig geschossen wurden, als Sonoko oder Kommissar Yamamura die Fälle lösten, zeigen wieder ein blaues Stück Stoff.“ „Conans Jacke…“ Miwako nickte. „Es wäre zumindest sehr gut möglich, dass sie das ist.“ „Aber wenn Conan den dreien immer die Lösung der Morde erzählt, wieso steht er dann immer hinter ihnen?“ „Das weiß ich auch nicht. Aber es gibt noch interessante Sachen. Ich habe noch eine Akte, in der Professor Agasa einen Mordfall an einem Universitätsprofessor löst. An dem Tag waren Conan und Ai vor Ort.“ „Professor Agasa löst aber sonst eigentlich keine Morde. Ich wusste gar nicht, dass er das kann“, warf Takagi ein. „Ich auch nicht. Ich hab es durch Zufall in dem Programm gefunden und mir auch noch einmal angesehen. Aber weißt du was dabei merkwürdig ist?“ „Schieß los!“ „Sonoko, Herr Mori und Kommissar Yamamura saßen alle irgendwo, während sie den Fall lösten und wenn sie irgendetwas brauchten oder demonstrieren wollten, dann durfte Conan das immer machen. Als Professor Agasa den Fall löste, war Conan zwar da, aber der Professor demonstrierte etwas“, erklärte sie. „Hmm…merkwürdig“, murmelte er leise. „Es gibt auch Fälle, die er mit dem Detektiv aus Osaka löste. Da übernahm Conan aber einen aktiveren Part.“ „Das weiß ich. Da hilft er auch nur“, gab Takagi von sich. „Er ist ziemlich intelligent.“ „Seh ich genau so. Und wir sehen allein an den Fällen, die die Kinder oder besser gesagt, die die Conan mit dir löste, dass er ziemlich intelligent ist.“ Takagi nickte. „Aber trotzdem verstehe ich nicht, wie so etwas gehen sollte.“ Miwako hob die Augenbraue. Dann seufzte sie. „Du hoffst, dass ich Unrecht habe.“ „Nein…ja…nein…also, ich weiß nicht, was ich denken soll.“ „Keine Sorge, ich werd es dir nicht vorwerfen“, sprach sie. Dann sah sie wieder in die Akte. „Ich mein, wir haben schon so oft mit Herrn Mori zusammen gearbeitet und auch mit Conan, aber keiner von uns hatte bemerkt, dass Conan ihm irgendwie die Lösung zu flüsterte“, meinte er dann. „Ich weiß auch nicht, wie er das macht. Laut den Akten fängt Mori zuerst mit einem falschen Täter an und schlussfolgert dann den Richtigen…“ „Vielleicht ist das ja trotzdem sein Muster? Conan verrät ihm wer der Täter war und erzählt ihm den Tathergang, Herr Mori benennt einen falschen Täter und kommt dann zu seinem großen Auftritt“, versuchte er zu erklären. „Denkst du, er hat das immer noch nötig?“ „Ich hab keine Ahnung. Er könnte es ja auch nur deswegen machen, weil er irgendwann damit anfing. Und weil es ihm mehr Ruhm bringt.“ „Hmm…“ „Hab ich was Falsches gesagt?“ „Nein“, schüttelte sie den Kopf. „Ich hab das Gefühl, wir würden irgendwas übersehen. Eine Kleinigkeit…aber ich komm nicht drauf.“ „Was gibt es da denn zu übersehen?“ Miwako zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es wirklich nicht“, seufzte sie. „Vielleicht hat es etwas mit der neuen Detektivin zutun?“, fragte er nach. „Neue Detektivin?“ „Ja, dieses Mädchen“, murmelte er. „Wie hieß sie noch…ah…Masumi…Masumi Sera.“ „Was weißt du über sie?“, wollte Miwako dann wissen. „Sie ist recht neu in Japan und geht zusammen mit Ran in die gleiche Schule. Soweit ich weiß, soll sie auch überdurchschnittlich intelligent sein.“ „Kennt sie Conan?“ Takagi nickte. „Haben wir über sie einige Akten?“, wollte Miwako dann wissen. „Ich glaub nicht wirklich. Das müsstest du nachgucken“, sprach er. „Hmm…“ „Das ist trotzdem irgendwie nichts handfestes.“ „Ich weiß“, murmelte Miwako. „Normalerweise würde ich an dieser Stelle zu Conan gehen und ihm die Indizien vorlegen. Aber das wird wohl wenig bringen.“ Takagi nickte. „So wie er sich bei dem Mord verhalten hat…er wollte weder die Leiche noch die Indizieren sehen.“ „Das kann man ihm nicht verübeln.“ „Durch die Amnesie wird er wahrscheinlich gar nicht mehr wissen, dass er sich gerne in die Untersuchungen eingemischt hat“, entgegnete Wataru. „Das ist leider unser Problem.“ Der junge Mann nickte. „Du kannst ja abwarten, bis Conan wieder weiß, wer er ist.“ „Falls er sich bald erinnert“, stimmte sie zu. „Und wenn nicht, müssen wir warten. Außer du gehst direkt zu Herrn Mori und stellst ihn zur Rede.“ „Ich glaube nicht, dass er mir irgendwas sagen wird. Du weißt doch wie er ist. Wenn es um seinen Ruf und den Ruhm geht, versteht er gar nichts“, warf sie ein. „Ich halte ihn nach wie vor für jemanden, der sich einfach nur aufspielt und bisher immer nur Glück hatte.“ „Glück ist gut“, schmunzelte Wataru. „Ohne Glück wäre er nie so weit gekommen. Wusstest du, dass er früher einmal mit Inspektor Megure zusammen gearbeitet hat? Also so richtig bei der Polizei? Soweit ich weiß, war der Inspektor sein Vorgesetzter.“ „Hmm? Interessant…“ „Der Inspektor erzählte mir, er hätte in der Abteilung für Brandstiftung gearbeitet und in jeder Schlussfolgerung immer an Brandstiftung gedacht, dann arbeitete er in unserer Abteilung, bis er irgendwann den Dienst quittierte.“ „Das hätte ich ihm irgendwie nicht zu getraut“, gab sie von sich. „Das machen auch die wenigsten Detektive. Viele mieten sich einfach ein Büro und hoffen darauf, dass sie irgendwann Aufträge bekommen.“ „Mori war nach seinem polizeilichen Dienst sicher auch so jemand.“ „Das glaub ich“, nickte Wataru. „Soweit ich weiß, hatte er es damals auch schwer gehabt über die Runden zu kommen und hatte einige Fälle ziemlich in den Sand gesetzt. Was auch nicht verwunderlich war. Damals machte ihm noch Shinichi große Konkurrenz, vor allem, weil sie im gleichen Stadtteil von Beika ihren Wohnsitz hatten“, erzählte er. „Shinichi…ja, ich weiß, von wem du redest“, sprach sie. „Ich frag mich manchmal wirklich, ob Mori so bekannt wäre, wenn der Junge noch hier wäre. Was ist eigentlich aus ihm geworden?“ „Ran hatte mir mal erzählt, dass Shinichi an einem größeren Fall arbeiten würde und deswegen überhaupt keine Zeit hätte. Und überhaupt soll er sich momentan gar nicht mehr in Tokyo aufhalten“, erklärte Takagi. „Bist du dir sicher?“, wollte sie wissen. „Sein Haus steht leer. Dort wohnt zur Zeit ein Untermieter. Wahrscheinlich ist er auch momentan bei seinen Eltern in den Vereinigten Staaten. Nur manchmal kommt er hier her und hilft uns bei einigen Fällen.“ „Ich glaube“, fing Miwako an. „…es wurde darüber gesprochen, dass Shinichi Kudo verstorben sei.“ „Das hab ich auch gehört. Aber ich glaub dieses Gerücht nicht.“ „Und warum?“ Wataru blickte sich um. Dann kam er näher an den Tisch heran. „Ich hab ein paar Mal mit ihm telefoniert und bei kniffligen Fällen war er selber am Tatort und hat sie gelöst“, flüsterte er. „Warum flüstern wir?“, wollte Miwako dann ebenso leise von ihm wissen. Erneut blickte sich der Inspektor um. „Shinichi bat uns, dass sein Name in den Akten nicht erwähnt wird. Deswegen gibt es auch keine, die belegen, dass er vor Ort war.“ „Weiß Inspektor Megure davon?“ „Natürlich“, nickte Takagi. „Er hat das selber in Auftrag gegeben und sich um die Akten eigenhändig gekümmert.“ „Und du bist dir sicher, dass du mit ihm telefoniert hast?“ „Ja“, gab er von sich. „Conan tut das auch hin und wieder mit ihm. Er ruft ihn auch bei wichtigen Fällen an und bittet ihn um Hilfe. Es ist manchmal wirklich merkwürdig. Conan erzählt ihm nur am Telefon was passiert ist und beschreibt die Lage und Shinichi hat sofort einen Verdacht.“ „Wirklich?“, Miwako hob die Augenbraue. „Wenn ich es dir doch sage. Ich hab manchmal wirklich das Gefühl gehabt, er wäre vor Ort und würde uns von irgendeinem Punkt beobachten.“ „Aber das ist nie passiert?“ „Nein, bislang hab ich ihn nirgends gesehen, nachdem seine Anrufe uns erreichten.“ „Die Sache wird mir langsam immer merkwürdiger“, murmelte Miwako. „Nur wegen Shinichi?“ „Es ist nicht nur das. Shinichi verlässt das Land, daraufhin bekommt Mori mehr Klienten und wird schließlich ziemlich bekannt. Zur gleichen Zeit wie er bekannt wird, taucht Conan auf…“ ___________ Yay ^^ damit sind wir auch schon beim Ende des Kapitels. Ich wollte schon lange Mal eine Szene schreiben, in der die Polizei wieder richtig mit mischt und da ich mir auch nicht vorstellen kann, dass Conans Treiben lange unentdeckt bleibt, hab ich mich dafür entschieden, dass Miwako ihm langsam auf die Schliche kommt. Zumindest arbeitet sie schon in die richtige Richtung hin und hat bemerkt, dass der gemeinsame Nenner der Kriminalfälle Conan ist. Und leider leidet der Arme immer noch unter Amnesie und wird wohl keinem die Wahrheit sagen können. Also wird in diese Richtung nicht weiter ermittelt – noch nicht. Im nächsten Kapitel wird es um die Schwarze Organisation gehen und ich muss sagen, dass ich mich darauf freue. Es wird eine interessante Konfrontation geben. Aber dafür sehen wir uns das nächste Mal. Wie immer freue ich mich über Kommentare. Kapitel 10: Neue Suche ---------------------- Der Mann in Schwarz schnaubte, während er den Rauch der Zigarette in seinen Wagen blies. Wie immer saß er auf dem Beifahrersitz und gab seinem Partner die Anweisungen. Wodka nahm diese immer wieder gerne an. Er wusste selber, dass er nicht gerade ein brillanter Kopf war. Eigentlich konnte er nur Anweisungen befolgen, aber das machte ihm nichts aus. So war es manchmal einfacher. Einmal hatte er die Möglichkeit für einen eigenen Auftrag. Aber da ging so einiges schief und zum Ende hin, wäre er fast in eine Falle gelaufen. Dabei war es nicht gerade das erste Mal, dass er einen Fehler machte. Es fing vor einem halben Jahr an, als Wodka eine Geldübergabe durchführte. Nur mit Glück konnte der Schnüffler, der sie beobachtete, aus dem Weg geräumt werden. Auch wenn Wodka ihn lieber mit seiner Browning erledigen wollte, so war Gin anderer Meinung und er hatte Recht. Es wäre viel zu auffällig, aber das hatte das Organisationsmitglied nicht bedacht. Wenigstens konnte Gin die Situation retten und den Schnüffler beseitigen. Doch das war nicht das erste Mal wo er fast einen fatalen Fehler beging. Einmal hatte er die Möglichkeit Sherry zu kriegen, aber was machte er? Er beging den nächsten Fehler und verlor nicht nur die Wissenschaftlerin, sondern auch ihren Helfer. Und trotzdem hatte er Glück, dass er noch weiter für die Organisation arbeiten durfte. Trotz allem bekam er noch einmal die Chance für einen eigenen Auftrag. Es hörte sich alles einfach an. Er brauchte nur das Computer-Programm von Itakura zu holen und dann würde alles gut werden. Aber so einfach war es nicht. Zuerst änderte er eigenmächtig die Uhrzeit des Treffens und dann hinterließ er noch Fingerabdrücke. Wäre Gin damals nicht aufgetaucht, hätte es das Ende der Organisation bedeuten können. Wodka hatte ziemliches Glück. Normalerweise bestrafte die Organisation jeden, dem ein Fehler unterlief und da ihm bereits mehrere unterlaufen waren, rechnete er schon mit dem Schlimmsten. Glücklicherweise durfte er noch an der Seite seines Partners verweilen und wurde schließlich für andere Aufträge im Außendienst eingesetzt. So beschattete er für Vermouth das Halloween-Schiff oder verfolgte den Van des FBI Agenten, in dem sich Kir befinden musste. Wenigstens dabei unterliefen ihm keine Fehler. Und trotzdem fragte sich das Organisationsmitglied immer wieder, ob sein nächster Auftrag der letzte sein würde. Vor allem konnte man sich bei Gin nicht sicher sein. Während Wodka die Straße weiter fuhr, blickte er aus dem Augenwinkel immer mal wieder zu Gin, der den Rauch der Zigarette gegen die Fensterscheibe blies. Wodka blieb still und fuhr einfach weiter. Gin hatte kein richtiges Ziel angegeben. Er wollte einfach nur die Straße entlang fahren. Aber wahrscheinlich war das auch ein Plan, den er hatte. Ohne einen richtigen Ort konnte man sie nicht verfolgen, zumindest dann nicht, wenn man sie wieder verlor. An einer Ampel hielt Wodka an und wartete. Wodka blickte erneut zu Gin. Sollte er nun etwas Sagen, oder lieber schweigen? Bei Gin wusste man nie. Manchmal sah er so aus, als würde er einen in der Luft zerreißen wollen. Aber daran war Wodka gewöhnt. Ein anderes Verhalten kannte er auch nicht von seinem Partner. So war er schon immer. Gin blies den Rauch der Zigarette weiter aus. „Was guckst du so?“, wollte er dann mürrisch wissen. Er mochte es gar nicht, wenn man ihn einfach so anstarrte und nichts dabei sagte. Wodka schluckte und sah wieder auf die Straße. Er fuhr schließlich wieder los. Er wusste nicht wie er es anfangen sollte. „Bourbon…“, sprach er dann leise. Gin knurrte und ballte dabei die Faust. „Bourbon“, wiederholte er den Namen. Wie sehr er dieses Organisationsmitglied doch verachtete. Bourbon war wie Vermouth, er arbeitete meistens alleine und man konnte nie vorhersehen, was sein nächster Schachzug sein würde. „Weißt du schon, ob er irgendwas gefunden hat?“ „Gar nichts.“ Dabei legte sich ein grinsen auf Gins Lippen. Es war eine Genugtuung, dass er auch keinen Hinweis auf Sherry oder Akai fand. „Das ist schlecht, oder?“, fragte er nach. Er war irritiert von dem Blick, den sein Partner gerade hatte. „Ja, aber geschieht ihm auch recht. Dann sieht er einmal, dass er nicht immer Glück hat.“ „Glück?“ „Als ob es Können ist mit dem er seine Aufträge durchführt.“ „Aber…“, murmelte Wodka leise. „Ich dachte, er wäre so ein bedrohliches Mitglied.“ Gin zuckte mit den Schultern. „Und wenn schon. Soll er doch machen, was er will“, entgegnete Gin darauf. Wodka nickte. „Weißt du, woher er wusste, dass Sherry im Bell Tree Express mit fahren würde?“ „Das ist nicht mein Problem. Er muss den Konsequenzen leben“, Gin grinste. „Du hast ihm gar nicht zu getraut, dass er Sherry findet?“ „Natürlich nicht. Du glaubst doch nicht wirklich, dass sich Sherry so einfach finden lässt?“ „Ich…ich weiß es nicht“, murmelte Wodka. Wahrscheinlich wäre es wirklich nicht so einfach, immerhin hatten sie selber lange genug gesucht und keinen Anhaltspunkt gefunden. Außer damals durch Pisco. Aber das war schon eine Weile her. „Ich dachte, Sherry wäre nicht mehr in Tokyo“, fügte er dann an. „Wäre durchaus möglich“, nickte Gin und warf seine Zigarette aus dem Fenster. „Allerdings wissen wir nicht, wie sie aus der Stadt kam. Wir haben Bahnhöfe und Flughäfen überprüft. Selbst auf den Straßen standen unsere Leute und sahen sich um…“ Wodka seufzte. Sherry war immer noch wie vom Erdboden verschwunden. „Glaubst du wirklich, dass sie so leicht gefunden wird? Sherry arbeitet nicht alleine“, sprach er dann. Wodka nickte. „Den Typen haben wir auch nicht identifizieren können…“ „Wie denn auch? Wir haben ihn ja nicht einmal gesehen“, zischte Gin wütend. Er ballte die Faust. Es wäre wirklich einfacher, hätten sie ihn gesehen, aber da dies nicht der Fall war, mussten sie eben anders an die Sache heran gehen. „Selbst wenn Bourbon sie im Zug fand…dann muss sie ihm entkommen sein.“ „Wieso bist du dir sicher, dass sie dort war?“, wollte der Fahrer dann wissen. Gin verdrehte die Augen. „Denkst du wirklich, dass Vermouth sonst bei der Aktion mitgemacht hätte?“ Wodka zuckte mit den Schultern. „Kann ich dir nicht sagen. Sie hatte auf ihrer Suche nach Sherry auch keinen Erfolg…“ „Ja, es wäre wirklich passend für sie, wenn sie versuchen würde, sich mit seinem Ruhm zu schmücken und ihn für die Niederlage verantwortlich zu machen.“ „Aber du denkst das nicht?“, fragte Wodka nach. „Vermouth und Bourbon haben schon mehrmals zusammen gearbeitet. Er lässt sich nicht so einfach von ihr austricksen.“ Daraufhin nickte Wodka. „Soll er machen, was er will. Momentan kümmert er sich wieder um die Suche nach Akai.“ „Akai…“, murmelte Wodka. „Er sollte ihn bald wieder heraus locken. Das letzte Mal konnte Chianti ihn nicht erschießen.“ „Idiot.“ Irritiert blickte Wodka zu seinem Partner. „Eh? Aber…“ „Chianti wollte Bourbon erschießen.“ „Bourbon?“ Wodka weitete seine Augen. „Warum sollte er das machen?“ Gin schüttelte nur den Kopf. Was für einen Partner hatte er da nur abbekommen? „Denk darüber nach.“ Wodka nickte. Er fuhr weiter und sah dabei aus dem Fenster. Den Ort kannte er schon, hier waren sie schon einmal und fielen auf einen Trick des FBI Agentens rein. „Vielleicht wollte er den richtigen Akai raus locken“, schlug er vor. „Du bist ja doch nicht so dumm, wie ich dachte“, sprach Gin kühl. „Das war nur ein Grund. Ein paar FBI Agenten waren ebenfalls vor Ort.“ „Dann wollte er ihre Reaktion testen?“ „Das nehme ich zumindest an.“ „Und reagierten sie so, wie sie sollten?“ „Wie ich gehört habe, ja.“ „Und trotzdem denkt er, dass Akai noch am Leben ist?“ „Er lässt sich nicht so einfach umbringen und schon gar nicht durch Kirs Hand“, zischte Gin. Er selber glaubte auch nicht daran. Nur konnte er es nicht beweisen. Aber Gin war klar, dass sich irgendwann der FBI Agent wieder blicken lassen würde. Es war nur eine Frage der Zeit. „Und wenn sie es doch geschafft hat?“, wollte er wissen. „Dann hatte sie nur Glück und muss sich keine Vorwürfe machen oder Angst haben“, grinste er. „Kir verheimlich uns irgendwas…“ „Dann sollten wir sie zur Rede stellen“, warf Wodka ein. „Nein. Noch nicht.“ „Aber warum?“ Gin verdrehte wieder die Augen. Zum Glück war er dabei, ansonsten hätte Wodka sicherlich alles kaputt gemacht. „Solange sie sich noch sicher fühlt, nutzen wir sie für unsere Zwecke.“ Der Mann in Schwarz nickte. „Halt hier an!“ „Sofort“, nickte Wodka und drosselte die Geschwindigkeit seines Wagens. Er sah sich um und suchte nach einem passenden Parkplatz. Als er diesen fand, parkte er ein. „Was machen wir hier?“, wollte Wodka wissen. „Bourbon.“ „Bourbon?“, fragte der Dickere und sah aus dem Fenster. „Er arbeitet hier schon seit einer ganzen Weile“, sprach Gin darauf. „Oh“, murmelte Wodka leise. „Warum macht er das?“, wollte er dann wissen. „Informationsbeschaffung“, entgegnete Gin. „Infor…mations..beschaffung“, wisperte der Fahrer des Wagens. „In einem Café?“ Gin rollte mit den Augen und zog seine nächste Zigarette aus der Schachtel heraus. „Er arbeitet bei dem Detektiv.“ Wodka sah an dem Café nach oben und entdeckte dann die Detektei. Jetzt erinnerte er sich auch an den damaligen Tag, wo sie den Mann fast erschossen hätten, ehe heraus kam, dass dieser nur von Akai benutzt wurde. „Den wollten wir doch erschießen“, murmelte Wodka. Gin nickte. „Wir haben es aber gelassen“, sprach er. „Langsam glaube ich, dass es die richtige Entscheidung war.“ „Hmm? Wieso? Ich dachte, du hast ihn nur am Leben gelassen, weil das alles ein Trick von Akai war“, meinte Wodka darauf. „Denk doch mal nach. Auch wenn beide Wanzen von der gleichen Art waren, führte uns die zweite zu diesem Schnüffler, was uns schließlich zum FBI führte. Und nun hat sich Bourbon an seine Seite geheftet.“ „Könnte es also doch sein, dass Mori mit dem FBI zusammen arbeitet?“, fragte Wodka nach. „Nein. Wenn das tatsächlich der Fall wäre, hätte er Bourbon schon längst erkannt“, entgegnete Gin. „Und das FBI wäre bereits mehrfach hier gewesen.“ „Das waren sie aber nicht.“ „Und deswegen werden sie wohl nicht miteinander arbeiten“, murmelte Wodka leise. „Aber was, wenn das nur ein Trick ist und sie doch miteinander arbeiten?“ „Das kann ich mir nicht vorstellen“, fing Gin an. Er lehnte sich in seinen Sitz nach hinten und sah aus dem Fenster. „Das FBI hätte sofort gehandelt. Du glaubst doch nicht wirklich, dass sie Bourbon so einfach in Ruhe lassen würden.“ „Wahrscheinlich nicht“, murmelte Wodka „Eben“, meinte Gin darauf. „Aber trotzdem schadet es nicht, wenn wir Akais Tod überprüfen. Vielleicht konnte er ja doch irgendwie entkommen“, fügte Gin daraufhin an. „Verstanden“, nickte er, als das Handy von Gin klingelte. Wodka blickte ihn an. „Was ist?“, raunte Gin in sein Telefon. „Macht es dir Spaß mich zu beobachten?“ Gin grinste leicht. „Schon möglich.“ „Und? Hast du irgendwas Interessantes entdeckt?“ „Sollte ich das denn?“, wollte Gin von ihm wissen. „Du solltest den Typen in Ruhe lassen und dich endlich einem ordentlichen Auftrag widmen.“ „Das tu ich doch“, gab Bourbon von sich. „Oder glaubst du wirklich, dass Rye tot ist?“ „Natürlich nicht. Aber im Vergleich zu dir suche ich nicht jemanden, der sich nicht finden lassen will“, entgegnete Gin. „Stimmt…du suchst Sherry. Und ja stimmt…du hast sie ja schon so oft gefunden.“ Gin knurrte. „Dafür habe ich nicht behauptet, dass Sherry in diesem komischen Zug sitzen wird.“ „Pff…und wenn schon, ich hatte wenigstens eine Spur. Nicht so wie du. Seit wann suchst du nach ihr? Einem Monat? Zwei Monate? Ach nein…es ist ja schon fast ein halbes Jahr.“ „Glaubst du wirklich, du könntest mich damit reizen?“ „Vielleicht“, schmunzelte Bourbon daraufhin. „Was macht deine Suche nach Akai?“ Bourbon knurrte leicht. „Das geht dich nichts an. Wenn ich ihn gefunden habe, wirst du das schon früh genug mitbekommen.“ „Mach doch was du willst.“ „Das hatte ich vor. Möchtest du mich dabei weiter beobachten oder traust du mir endlich mal?“ „Du solltest wissen, dass ich keinem traue und erst recht keinem, der mit Vermouth zusammen arbeitet.“ „Kein Grund zur Eifersucht mein Guter. Ich brauche sie lediglich für ein paar Kleinigkeiten“, entgegnete Bourbon. „Ich hab schon davon gehört.“ Gin war darüber gar nicht erfreut gewesen. „Wenn du das nächste Mal eine solche Aktion planst, sorge dafür, dass wir dich nicht erschießen“, knurrte Gin. „Als ob es Chianti gelungen wäre“, grinste Bourbon. Aber es machte Spaß ihr in den Lauf zu sehen. „Du kannst froh sein, dass ich das Attentat abgebrochen hab.“ „Aber natürlich. Es war nur dein Verdienst…“ „Genug der Spielchen, Bourbon“, fing er an. „Warum hast du dich bei diesem Schnüffler eingeschlichen?“ „Was geht es dich an?“, wollte der Gefragte wissen. „Vieles. Der Boss hat langsam Zweifel an deinen Handlungen.“ „Mach dir keine Sorgen. Ich bin weiter auf der Suche nach Beweisen, dass Rye noch am Leben ist“, antwortete Bourbon. Gin verdrehte die Augen. Er hasste diese Geheimniskrämerei, vor allem bei Personen, mit denen er eigentlich irgendwie zusammen arbeiten sollte. „Glaub ja nicht, dass du genug Zeit dafür hast“, sprach er. „Mach dir um meine Probleme keine Gedanken“, meinte der Andere dann. „Ich weiß genau was ich tue. Und jetzt musst du mich entschuldigen, ich habe noch zu arbeiten“, fügte er an. Ehe Gin auch nur ein Wort sagen konnte, legte er auch schon auf. Bourbon knurrte und steckte sein Handy weg. Der junge Mann ging die Straße weiter entlang. Für einen anderen Arbeitgeber als die Organisation musste er nicht mehr arbeiten. Aber das hieß nicht, dass sein Tag wirklich zu Ende war. Da er neben der Arbeit im Café Poirot, dem Schülersein bei Mori auch noch für die Organisation tätig war, musste er hin und wieder früher Feierabend machen und seine Suche weiter voran treiben. Mittlerweile war er sich bereits bewusst, dass Akai noch lebte. Nur musste er ihn vollkommen heraus locken und nicht nur seine Silhouette sehen. Nur mit einem Beweis in der Hand, konnte er weiter arbeiten. Außerdem so schnell, wie er ihn erblickte, so schnell war er auch schon wieder verschwunden. Es würde nicht einfach werden, aber mit der Unterstützung von Vermouth konnte er schon neue Pläne schmieden. Bourbon zog wieder sein Handy heraus und wählte eine Telefonnummer. Er wartete ab, bis sich die Person meldete. „Ich bin’s“, sprach er dann. „Wir müssen uns unterhalten.“ „Was gibt es?“, wollte Vermouth von ihm wissen. Sie saß gerade auf ihrer Maschine und düste durch die Stadt, dabei hatte sie im Helm eine Freisprechanlage für ihr Handy eingebaut und musste einfach nur das Gespräch entgegen nehmen. „Gin hat langsam keine Lust mehr zu warten.“ „Na super“, gab Vermouth von sich. So war er, aber man konnte ihn eben nicht aufhalten. Wenn Gin was wollte, verbiss er sich wie ein Pitbull darin. „Du solltest was dagegen tun. Ich mag es gar nicht, wenn man mir bei der Arbeit über den Rücken guckt“, meinte er wütend. „Du weißt ganz genau, dass man dabei nichts mehr machen kann. Wenn ich mich jetzt bei Gin melde und versuche ihn davon abzubringen, würde es nur den gegenteiligen Effekt haben. Komm damit klar, dass er dir nicht vertraut und dich beobachten lässt“, sprach sie. „Es kommt dir nu zu Gute, wenn du ihn einfach ignorierst. Gin verschwindet schon von alleine, spätestens dann, wenn er nichts findet.“ „Wenn du das so siehst…“, entgegnete er ruhig. „Aber du solltest wissen, dass Gin in der Nähe der Detektei seinen Posten bezogen hat.“ „Gin hat was?“ „Ich dachte mir schon, dass es dich interessieren würde. Gin hat mich beobachtet…“ „Und was hast du gemacht?“, wollte sie von ihm wissen und erhöhte ihre Geschwindigkeit. „Na was denkst du wohl? Ich hab ihn angerufen und mich ganz nett mit ihm unterhalten“, erzählte er. „Wie ich Gin kenne, war es ihm egal, was du gesagt hast.“ „Das war es. Aber jetzt weiß er, dass es mir egal ist, was er macht.“ Bourbon ging weiter die Straße entlang und sah sich um. „Ich denke, du hast jetzt vor, dich darum zu kümmern.“ „Mach dir keine Gedanken. Er wird schon sehr bald von dir ablassen“, sprach sie. „Das will ich hoffen.“ „Tz…“, kam es von Gin. Er steckte sein Handy wieder zurück in die Jackentasche. „Wer war das?“ „Bourbon.“ „Hmm…“, murmelte der Fahrer. „Mach dir um den keine Gedanken.“ Gin grinste leicht. „Hast du irgendwas Neues von ihm gehört?“ „Nein. Der Kerl hat keine neuen Informationen, spielt sich aber immer noch auf“, entgegnete Gin darauf. „Und er glaubt tatsächlich, dass sich Akai einfach so zeigt.“ „Was dieser bestimmt nicht tun wird“, murmelte Wodka. „Warum sollte er? Nur weil sich die Beiden kennen, wird Akai sicher nicht einfach so ‚Hallo‘ sagen.“ Wodka nickte. „Wieso hasst Bourbon Akai so sehr?“, fragte er dann nach. Gin seufzte auf. Wodka war wirklich nicht gut informiert. Man konnte sich manchmal wirklich fragen, ob er überhaupt etwas im Kopf hatte, oder ob er die anderen Menschen für sich denken ließ. „Bourbon kennt Sherrys Familie und hatte schon einiges mit ihrer Schwester zu tun“, sprach Gin darauf. „Akai konnte er noch nie leiden.“ Gin knurrte nun ein weiteres Mal. „Akai…Bourbon hat Akai persönlich kennen gelernt? Ich dachte, sie würden sich als FBI Agent und Organisationsmitglied kennen“, warf Wodka ein. „Du weißt auch gar nichts. Akai war selber Mitglied in unserer Organisation“, zischte Gin darauf. „Jetzt versteh ich. Dadurch hat er Bourbon kennen gelernt.“ „So ist es. Bourbon hat von Anfang an darüber spekuliert, dass Rye ein Spitzel sei. Wir haben ihn dafür ausgelacht.“ „Rye?“, überlegte. „War das nicht der Name deines vorherigen Partners? Ich dachte, er sei tot.“ „Für mich ist er gestorben. Nur lebt dieser Agent immer noch“, entgegnete Gin mürrisch. Wodka nickte. Trotzdem musste er schlucken. Natürlich hörte er viel über den vorherigen Partner von Gin, nur begriff er bislang nicht, dass Rye und Akai die gleiche Person war. Aber jetzt war ihm auch klar, warum der FBI Agent der Organisation so verhasst war, aber auch, warum dieser viele Handlungen vorher sehen konnte und warum Gin immer eine schlechte Laune bekam, sobald es um ihn ging. „Aber was machst du, wenn Bourbon Akai umbringen will?“, wollte Wodka wissen. Die ganze Zeit über war er sich sicher, dass sein Partner der Einzige sein wollte, der ihn umbringen würde. „Er soll es versuchen“, meinte der Mann in Schwarz. „Ich bezweifel, dass sich Akai ihm zeigt. Er ist nicht dumm und wenn er tatsächlich noch lebt, wird er sicherlich nicht in eine von Bourbons Fallen laufen. Ich werde der Einzige sein, der ihn umbringt.“ Wodka nickte. Er hoffte, dass es tatsächlich so einfach sein würde. „Erst einmal müssen wir sehen, ob Akai überhaupt noch lebt“, warf er ein. „Keine Sorge, dafür wird Bourbon sorgen. Und wenn Akai nicht mehr lebt, dann kriegt Bourbon schon eine Abreibung.“ Gin musste grinsen. Es würde ihn freuen, würde Bourbon versagen. „Und was ist, wenn er vor uns Sherry findet?“, wollte der Mann in Schwarz wissen. „Das soll er nur versuchen“, gab er von sich. „Sein letzter Plan ist schließlich auch gescheitert.“ Dem musste Wodka zustimmen. „Und selbst wenn er sie vor uns finden sollte, ist es mir egal.“ „Ich dachte, du wolltest sie erledigen?“ „Ich hab nicht gesagt, dass ich sie dann nicht erledigen werde. Soll sich doch Bourbon mit der Suche beschäftigen. Wenn er sie gefunden hat, krieg ich schon meine Rache an ihr.“ Erneut nickte Wodka. „Soll ich jetzt weiterfahren?“, fragte er nach. „Nein.“ „Nicht? Ich dachte, wir wollten nur Bourbon beobachten“, sprach er darauf. „Falsch gedacht.“ Wodka blickte seinen Partner an. Er sah fragend drein und wusste nicht, was er nun darauf antworten sollte. Eigentlich war es immer falsch, wenn er etwas vorschlug. „Steig aus“, wies ihn Gin an. Der Mann in Schwarz öffnete die Beifahrertür und stieg aus. Er sah nach oben zur Detektei. Dann grinste er und griff in das Handschuhfach. Er zog ein paar alte Fotos heraus. Wodka nickte und stieg ebenfalls aus. Er schloss die Wagentüre und sah zu Gin. „Du sagst kein Wort.“ „Verstanden“, kam es von Wodka, der anschließen Gin folgte. Kogoro saß an seinem Schreibtisch und sah sich das Video an, welches ihm von Mitsuhiko gegeben wurde. Es war ein kleiner Auftrag und er konnte dafür auch kein Geld nehmen, aber trotzdem nahm er ihn an. Es war nur eine kleine Suche nach einer jungen Frau, die die Kinder nach einem Camping-Ausflug rettete und dann vom Erdboden verschwunden war. Bisher hatte er sich nicht viele Gedanken zu der Frau gemacht - er hatte keinen Namen und auch sonst keinen Anhaltspunkt. Kogoro schloss die Datei und lehnte sich in seinen Stuhl zurück. Es klopfte an der Tür und Kogoro blickte auf. „Herein“, rief er. Die Tür ging auf und zwei Männer traten hinein. Sofort musste Kogoro schlucken. Das Aussehen der Beiden war merkwürdig. Sie trugen Anzüge und hatten einen finsteren Gesichtsausdruck. Es dauerte mehrere Sekunden, ehe der Detektiv realisierte, dass es sich dabei um neue Klienten handelte. Er stand auf und ging auf die Beiden zu. Dann reichte er zuerst dem Langhaarigen die Hand und anschließend seinem Partner. „Kommen Sie doch rein“, sprach er und wies auf das Sofa. Gin trat sofort an das Sofa und setzte sich. „Wir machen das kurz“, fing er dann an. „Ich möchte, dass sie meine Schwester suchen.“ Kogoro setzte sich ebenfalls und nickte. „Natürlich. Wie heißt ihre Schwester denn?“ wollte er wissen. „Shino Miyano.“ „Wie lange ist Ihre Schwester schon verschwunden?“ „Ungefähr ein halbes Jahr.“ Kogoro hob die Augenbraue. „Ihre Schwester ist bereits seit einem halben Jahr verschwunden und Sie suchen erst jetzt nach ihr?“ „Ich hab erst kürzlich von ihrem Verschwinden erfahren“, erzählte Gin. „Paps! Wir sind wieder zu Hause“, sagte Ran, als sie die Tür aufriss und rein kam. Dann erst sah sie, dass ihr Vater einen Klienten hatte. „Oh…Entschuldigung.“ Conan war auch hinein getreten und blickte hinüber zu den Klienten. Dann fing er an zu schreien und sich hinter Ran zu verstecken. Wodka rutschte auf seinem Platz herum. Am liebsten würde er aufstehen und den Jungen zum Schweigen bringen. „Ran, bring ihn raus“, wies Kogoro seine Tochter an. „Sofort“, nickte sie und schob ihn nach draußen. Sie machte die Tür wieder zu und versuchte Conan auf den Treppen zu beruhigen. „Entschuldigen Sie, der Junge hat erst vor einigen Tagen seinen ersten Toten gesehen und ist seitdem durch den Wind“, versuchte Kogoro das Verhalten zu erklären. „Wahrscheinlich denkt er nun bei jedem meiner Klienten an einen Mord.“ „Aha.“ „Eh? Wo waren wir…“, murmelte Kogoro und überlegte. „Sie haben erzählt, Sie hätten erst kürzlich von dem Verschwinden Ihrer Tochter gehört.“ Gin nickte. „So war es.“ „Können Sie mir dazu etwas Genaueres erzählen?“ „Sie kam vor einem halben Jahr in die Stadt und wollte ihre Ausbildung in einem chemischen Labor zu Ende machen. Vorher lebte sie bei ihrer Mutter in England und ich nahm an, dass sie noch dort ist. Erst bei einem kürzlichen Gespräch mit ihrer Mutter erfuhr ich, dass sie seit sechs Monaten hier sein sollte. Ihre Handynummer ist nicht vergeben und ein Labor in dem sie arbeiten sollte, gibt es auch nicht. Sie verstehen also, dass es mir wichtig ist, Sie schnell zu finden. Deswegen habe ich auch nicht die Polizei eingeschaltet. Die sind mir zu langsam“, am es von Gin relativ kühl. „Das kann ich verstehen“, nickte Kogoro. „Haben Sie eine Adresse von ihr?“ „Nein.“ „Hmm…aber Sie haben ein Foto dabei?“ „Natürlich“, nickte Gin und schob diese zu Kogoro. „So sah sie das letzte Mal aus.“ Kogoro nahm das Bild und sah es sich an. Dann nickte er. „Ich werde sehen, was ich machen kann.“ „Gut.“ „Dann bräuchte ich noch Ihren Namen und eine Kontaktadresse oder Telefonnummer“, sprach Kogoro. „Suguru Miyano, Telefonnummer und Adresse finden Sie auf der Rückseite des Fotos.“ „Sehr gut“, nickte Kogoro. „Dann werde ich Sie informieren, sobald ich etwas über Ihre Schwester finden konnte.“ „Wie lange wird das dauern?“, wollte er dann wissen. „Das ist unterschiedlich. Ich handhabe es normalerweise so, dass ich meine Klienten einmal täglich über meine Recherche informiere. Wenn Sie wollen, kann ich es bei Ihnen auch so machen.“ „Gut, aber machen Sie schnell“, entgegnete Gin und stand wieder auf. „Wenn Sie sie schnell finden, kriegen Sie noch einen Extrabonus.“ „Machen Sie sich keine Sorgen. Ich bin sicher, ich werde Ihre Schwester finden“, sprach er. „Gut.“ Wodka blickte Gin an. „Meinst du, dass das eine gute Idee war?“ „Es war der Befehl vom Boss“, entgegnete Gin. Wodka öffnete die Türen des Wagens und stieg ein. „Glaubst du, er kann Sherry finden?“ „Das werden wir sehen. Wenn Mori tatsächlich mit Sherry zusammen arbeiten sollte, dann hat er es vorhin ziemlich gut verschleiert. Wir warten ab, ob er sie aufsuchen wird. Wenn ja, haben wir sie. Und wenn er wirklich nichts damit zu tun hat, dann soll er sie ruhig weiter suchen.“ „Ich verstehe“, nickte Wodka. „Das mit dem Jungen war doch merkwürdig. Findest du nicht?“ Gin stieg auf dem Beifahrersitz ein und zuckte dann mit den Schultern. „Und wenn schon.“ „Meinst du, er hat uns schon einmal gesehen?“, wollte Wodka dann wissen. „Woher soll ich das wissen? Ich merk mir keine Gesichter.“ „An das Mädchen erinnere ich mich noch“, entgegnete der Dickere. „Hmm…“ „Ich glaube, sie ist die Freundin von diesem Oberschüler. Weißt du noch?“ „Ich merke mir die Gesichter von meinen Opfern nicht“, gab Gin von sich. „Shinichi Kudo war sein Name“, entgegnete Wodka darauf. „Shinichi Kudo“, wiederholte Gin. Der Name sagte ihm dann doch etwas. So langsam erinnerte er sich auch daran, dass er Vermouth nach dem Jungen fragte. „Seine Freundin also…“ „Ich hab sie damals auch in dem Park gesehen.“ „Dieser Kudo ist tot.“ Wodka nickte. „Dann sollten wir uns deswegen nicht weiter kümmern“, sprach Gin. „Und was hast du nun vor?“ „Abwarten. Oder siehst du das anders, Vermouth?“ „Nein. Das hört sich soweit gut an“, sprach die Schauspielerin, die mittlerweile auf dem Rücksitz des Wagens saß. „Aber wann…“, murmelte Wodka. „Wann ich eingestiegen bin, muss dich nicht interessieren“, entgegnete Vermouth. Sie blickte nach vorne zu Gin. „Du glaubst also wirklich, dass dieser Mori Sherry finden wird?“ „Das werden wir sehen.“ „Du solltest dir nicht zu viele Hoffnungen machen“, warf sie ein. „Wie du weißt, ist es mir auch nicht gelungen sie zu finden“, fügte sie an. „Und Bourbon hatte auch seine Schwierigkeiten dabei.“ „Na und? Das interessiert mich nicht“, kam es kühl von Gin. „Außerdem will der Boss, dass Mori sich darum kümmert.“ „Das weiß ich auch“, gab diese von sich. „Ich versteh immer noch nicht, was du an diesem Typen findest.“ „Das ist auch nicht dein Problem“, fing Vermouth an. „Im Vergleich zu dir, wollte ich ihn mir noch für die Zukunft warm halten.“ „Das kannst du nun ja vergessen“, gab Gin von sich. „Sei froh, dass wir ihn nicht gleich erledigen.“ „Trotzdem würde mich mal interessieren, was du ihm wegen Sherry erzählt hast.“ „Keine Sorge. Der Kerl weiß nicht zu viel. Sherry ist jetzt meine kleine Schwester, die nach Japan kam um ihre Ausbildung zu Ende zu machen und die dabei verschwunden ist.“ „Interessant“, grinste sie. „Und du glaubst wirklich, dass er sie mit den wenigen Angaben finden kann?“ „Wir werden sehen. Wenn er wirklich so ein großartiger Detektiv ist, dann wird es für ihn ein Klacks werden.“ „Außerdem hab ihm Gin einen Bonus versprochen, wenn es schnell geht“, fügte Wodka an. „Ah, der Geldbonus. Dann sollte Mori schnell arbeiten und sie finden“, sprach Vermouth. „Warten wir es ab.“ Vermouth verschränkte die Arme. „Du hättest auch Bourbon bitten können, das Anliegen vor Mori vorzutragen. Selber hier her zu kommen, verursacht doch nur unnötige Benzinkosten.“ „Lass das mal meine Sorgen sein“, entgegnete Gin darauf. „Wie du meinst. Aber sag mir nicht, du würdest dich vor Bourbon fürchten“, stachelte sie ihn an. „Warum sollte ich? Er ist doch genau so unfähig wie…“, Gin blickte nach hinten. „…wie ich“, fügte Vermouth an. „Soweit ich weiß, ist es dir aber auch nicht gelungen, Sherry zu finden.“ „Wenigstens behaupte ich nicht, dass ich ihr Nahe bin und komme dann mit leeren Händen zurück.“ „Noch nicht. Das kann dir genauso schnell passieren“, sprach sie daraufhin. „Das wollen wir noch einmal sehen. Und du willst jetzt hier solange warten, bis sich Mori auf die Suche nach Sherry macht und dich zu ihr führt?“ „Vielleicht.“ „Wie langweilig“, entgegnete Vermouth und gähnte dabei. „Dich zwingt keiner dazu hier zu bleiben und zu warten“, meinte Gin daraufhin. „Das weiß ich.“ „Wenn du langweilig ist, nerv Bourbon“, zischte der Langhaarige. „Vielleicht sollte ich das ja wirklich tun. Er weiß meine Anwesenheit wenigstens noch zu schätzen, nicht so wie du.“ „Erwarte bloß nicht, dass ich dir jetzt nach trauere. Es ist mir egal, was du tust.“ „Wie schön für dich.“ Vermouth öffnete die Tür des Wagens und stieg dann aus. Sie beugte sich noch einmal rein. „Viel Spaß beim Nichtstun.“ ___________________ Huhu, damit endet auch schon das zehnte Kapitel. Und ja, man glaubt es kaum, aber Gin gab tatsächlich die Suche nach Sherry in Auftrag und das ausgerechnet an Kogoro Mori. Da hat Conan doch ein wenig Pech, dass er sich nicht erinnert, sonst hätte er sicher schon gehandelt und sich an die Fersen der Beiden geheftet. Aber unter den Umständen könnte die Organisation vielleicht doch Glück haben. Bis zum nächsten Kapitel. Kapitel 11: Daseinsberechtigung ------------------------------- Ran hatte ihre Mühe mit Conan. Eigentlich dachte sie, er wäre nach dem letzten Fall über die Leiche hinweg gekommen. Zumindest schien es ihm in den Tagen danach wieder gut zu gehen. Er hatte nicht einmal Albträume. Eigentlich war dies ein gutes Zeichen. Aus diesem Grund ließ sie ihn auch direkt am Montag in die Schule gehen. Wie die ganze Woche zuvor zog sie es vor den kleinen Jungen nun täglich von der Schule abzuholen. Die Kinder fanden es zwar nicht so toll, doch sie hatten keine andere Wahl. Außerdem schien Conan genau so wenig mit ihnen spielen gehen zu wollen, wie sonst. Vielleicht war das bereits ein Fortschritt, wobei es auch daran liegen konnte, dass Ai immer dabei war. Mit dem Mädchen wurde er immer noch nicht so richtig warm. Immer noch machte sie ihm Angst, wenn sie ihn auch nur komisch von der Seite anblickte. Ran hatte zwar versucht mit Ai darüber zu reden, doch das Mädchen hatte ihr sofort klar gemacht, dass sie sich nicht so leicht ändern konnte. Als Begründung gab sie an, noch ein Kind zu sein und sich all die Zeit über immer gleich zu verhalten. Eine Änderung ihres Charakters wäre schwer durchzuführen. Dennoch versprach sie Ran, sich in Zukunft ein wenig zurück zu nehmen und mehr auf Conans Bedürfnisse zu achten. Auch wollte sie ihn nicht mehr so oft ansehen. Für Ai aber war das schwerer als gedacht. Immer wieder musste sie den Tag fürchten, an dem seine Erinnerungen langsam zurück kämen und er überfordert wäre. Sie wollte nicht wissen, was er dann täte. Am liebsten wäre sie rund um die Uhr bei ihm und würde ihn beobachten. Aber das war alles andere als durchführbar. Vor allem aber auch, weil Ran nicht wollte, das Conan bei ihnen wohnte. Dabei wäre es so das Beste für alle. Wahrscheinlich hätte Ran es nicht einmal erlaubt, wenn sie die Wahrheit über seine Existenz gesagt hätten, weswegen sie weiter hin schwiegen. Ai hoffte inständig, dass die Erinnerungen, die tief in Conan verschlossen waren, bald wieder an die Oberfläche kamen. Irgendwann musste er sich schließlich daran erinnern. Täglich, wenn sie in dem Labor war und den Prototypen des Gegenmittels weiter verbesserte, hoffte sie auf einen Anruf auf ihrem Handy. Sie malte sich schon seinen Anruf aus. Am Anfang würde er noch die Rolle des kleinen Kindes spielen und sie anschließend damit aufziehen. Und es würde ihr gar nichts ausmachen, solange er seine Erinnerungen wieder hatte. Ai wartete Tag für Tag. Und selbst nach über einer Woche änderte sich der Zustand des Jungen nicht. Noch sagten die Ärzte, dass es normal sei. Erst nach über einem Monat musste man sich Sorgen machen. Trotzdem dauerte es schon zu lange für sie. Lächelnd war Ran mit Conan in die Detektei eingetreten. Normalerweise störten sie nicht, aber heute fing der Kleine schon an zu schreien, als er nur einen Klienten sah. Wahrscheinlich lag das immer noch an dem Wochenende in der Hütte des Klienten, wo der Mord geschah. Ebenso möglich war es, dass Conan mit den neuen Klienten einen weiteren Mord assoziierte und einfach nur raus wollte. Es machte das Mädchen traurig, da der geschrumpfte Oberschüler früher anders war. Er stürzte sich schon fast in jeden Mord und wollte ihrem Vater helfen. Jetzt aber verkroch er sich lieber. Vor der Tür der Detektei kniete sich Ran nach unten zu ihm. Sie umarmte ihn. „Ist ja gut“, sprach sie leise und strich ihm darüber über den Rücken. Conan nickte zaghaft und blickte sie an. „Tut mir leid“, wisperte er dann. Ran schüttelte den Kopf. „Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen musst“, fing sie an. Nun strich sie ihm über die Haare. „Wenn du nicht mehr willst, musst du nicht in die Detektei“, fügte sie dann an. Conan sah sie mit großen Augen an, sagte aber nichts. Er traute sich nicht wirklich. „Na komm, lass uns nach oben gehen und ich helfe dir mit den Hausaufgaben“, schlug sie vor. „Muss…muss ich mich nicht bei den Klienten und Onkel Kogoro entschuldigen?“, wollte er dann von ihr wissen. Ran schüttelte den Kopf. „Das ist nicht so wichtig. Ich bin mir sicher, dass Paps ihnen erklärt, was mit dir los ist“, erklärte Ran anschließend. „Wenn du dich trotzdem bei Paps entschuldigen willst, dann kannst du das machen, wenn er nach oben kommt.“ „Glaubst du, wir würden stören, wenn wir auf ihn und die Klienten warten?“ „Vielleicht. Ich weiß es nicht“, antwortete sie. „Manchmal geht er mit einem Klienten mit oder macht sich sofort an die Lösung des Falls.“ „Dann sollten wir vielleicht doch nach oben gehen.“ Ran nickte und richtete sich wieder komplett auf. „Dann komm.“ Bourbon saß in einem Hotelzimmer. Er wartete und lehnte sich in das Sofa zurück. Dann schloss er die Augen für einen kurzen Moment, in dem er noch einmal alles Revue passieren ließ. Er war sich sicher, Sherry musste jemanden haben, der ihr half. Sie war viel zu gut auf das Treffen vorbereitet, was nur bedeuten konnte, dass sie mit ihm rechnete. Keine gute Eigenschaft für ein Organisationsmitglied. Dazu kam noch die Handgranate, die genau im richtigen Moment auf den Boden geworfen wurde. Er musste das ‚Treffen‘ mit Sherry beenden, da es sonst sein Leben kosten würde und das wollte er nun wirklich nicht. Und dann war da noch die Silhouette eines Mannes, die ihm so bekannt vor kam. So schnell wie er kam, war er auch wieder verschwunden. Vermouth konnte er ausschließen, da er mit dieser noch vor kurzem in Kontakt stand und es auch keinen Sinn ergab, warum sie sich darum kümmern sollte. Es konnte nur einer sein. Und dafür musste er erneut alle Indizien durchgehen. Egal wie lange es dauerte, diesmal musste er mehr Zeit darin investieren und jeden möglichen Schlupfwinkel genauestens analysieren. „Ich weiß, dass du hier bist“, sprach er dann. Die Augen ließ er weiterhin geschlossen. „Und?“ „Gin wird sich dir erst einmal nicht in den Weg stellen. Er wartet lieber, bis du Sherry zu ihm bringst“, sprach die Schauspielerin und setzte sich in den Sessel. Sie schlug die Beine übereinander und blickte ihren jetzigen Partner an. „Ich habe nichts anderes von ihm erwartet.“ „Ich weiß. Eigentlich war es nicht notwendig, dass ich mit Gin über dich spreche“, gab sie dann von sich. „Hätte ich es nicht getan, hätte er Verdacht geschöpft.“ „Das musst du mir nicht sagen. Mach dir keine Sorgen, deinem kleinen Detektiv wird er schon nichts tun.“ „Werden wir sehen. Gin hat dich nicht nur beobachtet“, fing sie dann an. „Hmm…“, Bourbon öffnete die Augen und blickte sie an. „Was willst du damit sagen?“ „Er war bei deinem neuen Mentor und sah sich ein wenig um.“ Bourbon verdrehte die Augen. Irgendwie war es klar gewesen. Gin war keiner, der nur tatenlos zusah. „Und was hat es ihm gebracht?“ „Ihr habt jetzt den offiziellen Auftrag Sherry zu suchen.“ „Interessant. Das hätte ich Gin gar nicht zu getraut“, murmelte Bourbon. „Es war auch nicht seine Idee.“ „Der Boss?“ Vermouth nickte. „Verstehe…“, entgegnete Bourbon. „Dann würde ich an deiner Stelle hoffen, dass Mori sie nicht findet.“ „Das ist gerade mein kleinstes Problem.“ „Wenn du den Kleinen meinst, dann sollte er für uns kein Problem sein.“ Bourbon verschränkte die Hände hinter dem Kopf. „Falls du es noch nicht mitbekommen hast, er hat keine Erinnerungen mehr.“ „Was?“ Ungläubig blickte sie ihn an. „Ich hab mir schon gedacht, dass du das noch nicht gehört hast. Der Kleine hatte einen Unfall und dabei seine Erinnerungen verloren.“ „Wie lange schon?“, wollte sie dann wissen. „Über eine Woche.“ „Solange? Und du sagst es mir erst jetzt?“, zischte sie. Bourbon zuckte mit der Schulter. „Ich musste erst einmal überprüfen, ob das kein Trick ist.“ „Hmm…“, gab sie dann von sich. Vermouth dachte nach. Die Möglichkeit, dass er nur simulierte, bestand natürlich auch. Vor allem dann, wenn er ahnte oder wusste, wer sich hinter Bourbon verbarg. Wahrscheinlich war es sogar die einzige Möglichkeit um die Wahrheit heraus zu finden. „Und was hat deine Überprüfung ergeben?“ „Er hat tatsächlich alle Erinnerungen verloren.“ „Bist du dir sicher? Manchmal kann er ein guter Schauspieler sein.“ Zumindest hatte er sie schon einmal am Telefon rein gelegt und das wollte sie nicht noch ein zweites Mal erleben. „Ganz sicher. Oder hättest du gedacht, dass er bei einer Leiche anfängt zu schreien und sich an Ran festzuhalten?“, fragte er nach. „Wahrscheinlich eher weniger.“ „Er sah sich nicht einmal den Tatort an und als Mori falsch schlussfolgerte, blieb er ruhig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er dabei untätig herum sitzt.“ „Das wäre wirklich nicht seine Art“, gab Vermouth von sich. „Ich hätte nicht gedacht, dass es jemals dazu kommen könnte.“ „Wenn du mich fragst, ist das eine direkte Einladung für uns.“ „Das hab ich auch gerade gedacht. Jetzt wo er sich nicht einmischen kann, können wir uns in Ruhe um Sherry kümmern.“ „Wir sollten trotzdem nicht zu optimistisch an die Sache heran gehen.“ „Was ist im Bell Tree Express passiert?“, wollte sie dann wissen. Damals erwähnte er nur, dass er noch einmal die Aufzeichnungen über Akais Tod wollte und verschwand wieder von der Bildfläche. „Warst du die ganze Zeit über in dem anderen Waggon?“, fragte er vorher. Sie nickte. „Natürlich. Ich musste schließlich Yukiko in Schach halten, auch wenn das alles nur ein Trick war“, zischte sie. „Dann kann ich mich eigentlich nicht geirrt haben…Bevor ich mich weiter um Sherry kümmern konnte, sah ich einen Mann und kurz darauf eine Handgranate. Ich hatte wirklich Glück, dass ich heil aus der Situation heraus kam.“ Vermouth hob die Augenbraue. „Du hast also einen Mann gesehen…wie nett…“ „Ich bin mir sicher, dass ich seine Silhouette erkannt habe. Er muss es gewesen sein…diese Aura…“ „Wenn er tatsächlich noch am Leben sein sollte, müssten wir es auf dem Videoband erkennen“, warf sie ein. „Bist du das Band nicht bereits mehrere Male durchgegangen?“ „Natürlich. Aber irgendwas muss ich übersehen haben“, knurrte er. „Das muss Absicht sein…er musste es so anstellen, dass sogar jede Ungereimtheit logisch aussah.“ Vermouth wollte noch immer nicht daran glauben, dass er sogar seinen Tod vorausplante. Er konnte doch nicht einmal wissen, dass Gin alles aufzeichnen würde. Und bei seinen Kollegen bekamen sie nur die Reaktionen, die normal waren, wenn jemand starb, außer sie besaßen schauspielerisches Geschick. Aber das traute sie nur Einer zu. Trotzdem war an ihrer ersten Reaktion zu erkennen, dass ihr der Tod ehr Nahe ging und deswegen eher weniger gespielt war. „Was ist mit dem FBI? Haben die irgendwelche komischen Handlungen gezeigt?“ „Nein. Bisher nicht. Sie waren jedes Mal schockiert, wenn ich als Akai durch die Straßen lief. Vor allem die Blonde nervt.“ „Das ist mir nichts Neues. Als ich Dr. Araide spielte, hing sie die ganze Zeit über an mir dran“, sie rollte mit den Augen. „Du warst schließlich ihr Job.“ „Das weiß ich auch und ich hab sie schließlich auch ziemlich auflassen lassen“, grinste die Schauspielerin. „Fast hätte ich sie gehabt“, murmelte sie darauf. „Aber dann musste sich Akai einmischen.“ „Du hättest aber auch mit ihm rechnen können“, entgegnete Bourbon. „Wohl wahr. Ich hab ihn unterschätzt. Ich hätte nicht gedacht, dass er selbst durch die Maske als die FBI Agentin hindurch sehen kann.“ „Dafür weißt du es ja für das nächste Mal, falls es überhaupt eines geben sollte.“ „Warten wir es ab“, sprach Vermouth daraufhin. „Wie du meinst. Hast du das Band?“ Sie nickte. „Natürlich“, meinte sie und zog dieses aus ihrer Handtasche. „Viel Spaß beim ansehen.“ „Du bleibst auch hier“, entgegnete das Organisationsmitglied. „Ach? Tu ich das?“, grinste sie leicht. „Ich glaube, es würde dich auch interessieren, die Wahrheit zu kennen. Und wie sagt man so schön, vier Augen sehen mehr als zwei Augen.“ „Von mir aus“, meinte sie dann. „Dann leg das Band ein.“ Vermouth hatte eigentlich kein Interesse daran gehabt, sich das Band wieder anzuschauen. Das hatte sie schon oft genug getan, als er sich noch nicht damit beschäftigte. Aber scheinbar musste sie sich wieder die Szenen ansehen, die sie schon auswendig kannte. Sie seufzte leise auf, sah aber zum Fernseher, während Bourbon das Band einlegte. Erneut sahen sie die gleichen Szenen. Akai kam am Raiha-Pass an. Er fuhr von einer anderen Richtung rein, was Kir ein wenig verwunderte. „Hmm…“, murmelte Vermouth leise. „Seh ich auch so. Er war schon vorher die Strecke abgefahren und hat scheinbar Gins Wagen nicht einmal bemerkt.“ „Das traut man ihm gar nicht zu“, warf sie ein. „Und schau hier“, entgegnete Bourbon. „Sie reden nicht miteinander, dann fällt der Schuss und erst dann realisiert er, dass Gins Wagen da steht.“ Vermouth nickte. „Allerdings ist uns das schon aufgefallen.“ „Deswegen glaube ich auch nicht, dass er wirklich gestorben ist“, meinte Bourbon daraufhin. „Wenn er sich vorher die Gegend anschaute, hätte er den Wagen irgendwann sehen müssen und hätte darauf reagiert. Und ich denke nicht, dass er so dumm ist und absichtlich in eine Fälle läuft, nur um jemanden aus der Organisation zu bekommen.“ „Wäre aber seine Art. Er ist so selbstsicher, dass er meint, aus solchen Situationen heraus zu kommen.“ Bourbon nickte. „Hmm…interessant“, murmelte er dann. „Kir tut gar nichts.“ „Sie wollte ihn ja auch so sterben lassen.“ „Womit er noch 30 Minuten Zeit hätte um sein Leben zu retten“, warf Bourbon ein. „Kein Wunder, dass Gin das nicht riskieren wollte“, nickte die Schauspielerin. „Er hätte sich sicher irgendwie retten können.“ Bourbon nickte. „Schade, dass wir nicht auch noch Kirs Gesichtsausdruck sehen können.“ „Daran hat Gin nicht gedacht. Er wollte einfach nur Akais Abtreten auf Videoband haben.“ „Was ist mit seinem Gesichtsausdruck? Sieht es gespielt aus oder ist es echt? Du bist diejenige, die das beurteilen kann.“ „Ach, deswegen wolltest du also, dass ich mir das Band mit dir ansehe“, gab sie von sich. Bourbon zuckte mit den Schultern. „Und wenn schon.“ Vermouth musste grinsen. „Bei Akai kann ich dir nicht sagen, ob er nur spielt oder nicht. Es wirkt zumindest sehr echt. Er hält sich die Schusswunde, wie es jeder machen würde. Vom Gesichtsausdruck ist es halbwegs schmerzverzerrt. Aber das ist bei ihm verständlich. Es ist klar, dass er sich zusammen reißt und durchhalten will“, erzählte sie. „Das einzige, was mir auffällt ist das Blut am Mund. Es kam relativ schnell.“ „Hmm…“ „Wobei es auch sein kann, dass Kir einfach eine gute Stelle traf.“ „Also ist es nicht unmöglich?“, wollte er wissen. „Genau“, entgegnete sie ruhig. „Zu glauben, dass du so weit gehen würdest…“ „Ich bin ebenfalls überrascht, dass ich so weit gehe.“ Vermouth blickte auf den Bildschirm. Kir ging auf den FBI Agenten zu und hielt ihre Waffe auf ihn gerichtet. „Er bewegt sich keinen Millimeter…“ „Manchmal kann man sich bei solchen Schusswunden nicht bewegen. Außer du trägst eine schusssichere Weste, und selbst damit tut es noch weh.“ „Da hast du ja mehr Erfahrungen drin.“ Vermouth blickte zu ihm. „Akai trägt keine Weste. Das ist nicht sein Stil.“ „Hätte er das nur mal gemacht…pff…er hält sich für unbesiegbar.“ „Kir schießt ihm aus nächster Nähe in den Kopf.“ „Das seh ich auch“, gab Vermouth von sich. Sie hasste es, wenn jemand genau das kommentierte, was sie auch mit ihren eigenen Augen sehen konnte. „Und er fällt um, wie ein nasser Sack.“ „Ich hab auch nicht erwartet, dass er danach noch stehen kann“, meinte Bourbon. „Es sieht aber nicht danach aus, als wäre das gefälscht.“ „Wahrscheinlich ist es auch echt. Aber dann besteht kaum eine Möglichkeit, dass er es überleben könnte.“ „Bei ihm weiß man nie. Es muss einen Trick bei der Sache geben“, entgegnete das Organisationsmitglied. Bourbon ließ das Videoband weiter laufen. „Hmm…“, murmelte er. „Wissen wir, weswegen die Polizei vor Ort war?“, wollte er dann von ihr wissen. „Es soll in der Nähe einen Unfall gegeben haben. Ich hab nicht weiter geschaut.“ „Solltest du vielleicht noch einmal machen. Die Polizei kam viel zu schnell.“ „Und wie soll das gewesen sein? Kir konnte ja schlecht telefonieren und er auch nicht.“ „Allerdings hat er die Hand die ganze Zeit über in der Hosentasche. Das ist schon merkwürdig. Wenn ich angeschossen werde, würde ich meine Hand nie in der Hosentasche behalten.“ „Das gilt für jeden. Wir alle hätten versucht uns zu verteidigen und wenn wir die Möglichkeit gehabt hätten eine Waffe zu ziehen, hätten wir es getan. Akai ist da anders. Er lässt alles auf sich zu kommen und vertraut seiner Intuition.“ „Ich weiß schon wieder, warum ich ihn nie leiden konnte“, murmelte Bourbon. „Er glaubt immer nur, dass er es auch ohne einen Plan schaffen kann und sich nur auf seine Erfahrungen verlassen kann.“ „Manchmal bringt es ihn weiter“, sprach Vermouth. „Jaja…von mir aus. Kümmer dich um die Informationen zu diesem Unfall.“ „Ist ja schon gut.“ „An der Stelle hätte er handeln können“, warf Bourbon ein und wies auf den Bildschirm. „Kir schaute demonstrativ in die Richtung wo die Sirenen waren und anschließend zu dem Wagen von Gin.“ Vermouth nickte. „Das waren aber höchstens zwei bis drei Minuten. In der Zeit könnte keiner Verschwinden. Außerdem hätte Gin das bemerkt.“ „Wohl wahr…“, nickte die Schauspielerin. „Auch wenn Gin kein richtiges Bild mehr von ihm hätte, er blickte bestimmt auf die Straße. Und ich denke nicht, dass Akai so einfach über diese spazieren würde, ohne bemerkt zu werden.“ „Wahrscheinlich. Aber in der Zeit hätte er trotzdem eine Chance gehabt.“ „Wie du meinst. Solange du nicht paranoid bist.“ „Das bin ich nicht“, entgegnete er darauf. „Hmm…“ „Was ist?“, wollte sie dann von ihm wissen. Bourbon spulte das Band ein wenig zurück und ließ es dann weiter laufen. Dann stoppte er es. „Hast du das gesehen?“ Die Schauspielerin nickte. „Sein Kopf war auf die Seite gedreht.“ „Und nachdem Kir wieder hin schaute, lag er gerade. Und vom Blick her konnte man nur bis zu der Nase gucken.“ „Dann wäre es tatsächlich möglich, dass er es überlebte“, murmelte sie. Bourbon grinste. Er hatte nun also einen Schlupfwinkel gefunden. Vorher sah er sich das Band lediglich immer wieder komplett an. Jetzt mit Vermouth stoppte er immer nach jeder Szene und konnte neue Eindrücke sammeln. „Allerdings frage ich mich, wo er in der Zwischenzeit gewesen sein kann. Gin hätte ihn sehen müssen…“ „Nicht wenn er sich in einem toten Winkel befand oder sich versteckte“, warf Bourbon ein. „Aber selbst wenn, Kir hatte den Zünder auf wenige Sekunden eingestellt und ist dann abgehauen. Er muss einen guten Schutzengel gehabt haben, wenn er aus der Explosion kam.“ Bourbon zuckte mit den Schultern. „Das wird er wohl irgendwie geschafft haben. In der dunklen Nacht muss er nicht unbedingt gesehen werden.“ „Du glaubst also er ist auf der Straße gewesen und hat sich die Dunkelheit zu Nutze gemacht?“, wollte sie von ihm wissen. Vermouth hob die Augenbraue und legte den Kopf schief. Diese Möglichkeit bestand tatsächlich, aber sie war unrealistisch. „Egal wie er es getan hat, ich bin mir sicher, er ist noch am Leben“, entgegnete Bourbon. „Wahrscheinlich“, nickte sie. Vermouth erinnerte sich noch daran, wie sie am gleichen Abend an dem Wagen der FBI Agentin vorbei fuhr und an ihrer Reaktion seinen Tod bestätigen konnte. Auch wenn Bourbon nicht daran glaubte, war sie doch davon überzeugt, dass es keine Überlebensmöglichkeit gab. Jetzt aber änderte sich ihre Einstellung. „Allerdings kennen die Wahrheit nur zwei Personen.“ „Akai und Kir“, sprach die Schauspielerin. „Da uns Akai nichts sagen wird, könnte Kir kooperativer sein.“ „Ich glaub nicht, dass dir Kir irgendwas sagen wird“, warf Vermouth ein. Es gab nicht einmal einen Grund, warum Kir irgendwas sagen sollte. „Das werden wir noch sehen.“ „Und wenn sie wirklich nichts weiß?“, kam es dann von ihr. „Dann hat sie trotzdem Pech gehabt. Wird sie immer noch von unseren Leuten beobachtet?“, wollte er dann wissen. „Nicht mehr so stark wie am Anfang. Das ist aber auch dein Verdienst“, grinste sie. „Nachdem du als Akai aufgetreten bist, fingen sie wieder an, an ihr zu zweifeln. Und bisher konnte sie diese Zweifel nicht komplett los werden.“ „Da kann sie einem leidtun“, sprach Bourbon. „Soll sie froh sein, dass die Organisation sie wieder aufnahm und nicht gleich umbrachte.“ „Frag mich nicht, warum der Boss das machte. Er scheint sie wohl noch für seine Zwecke benutzen zu wollen.“ „Mir soll es nur Recht sein. Solange Kir noch zu gebrauchen ist, wird sie ihre Aufträge weiter machen. Und wenn sie anfängt Ärger zu machen, dann wars das für sie.“ „Und was hast du jetzt wegen ihr vor?“ Bourbon grinste. „Wie ich schon sagte, wir nutzen sie für unsere Zwecke. Lass Sherry mitbekommen, dass wir sie gefunden haben.“ „Du willst sie also heraus locken…“ „Natürlich. Und diesmal wird es wohl nicht nach deinen Plänen laufen. Sherry wird so von mir gefangen genommen, wie sie ist.“ Vermouth musste leicht schlucken. „Was weißt du?“ Bourbon grinste daraufhin. „Ich weiß viel. Glaubst du wirklich, ich hätte sie nicht schon längst erkannt? Vergiss nicht, ich kenne ihre Familie und weiß, wie sie als Kind aussah.“ „Warum hast du es dann nicht dem Boss oder den Anderen berichtet?“, wollte sie dann von ihm wissen. „Momentan ist das noch nicht nötig. Ich will erst sehen, was sich sonst noch ergibt. Mach dir keine Gedanken darüber, dein kleines Geheimnis plaudere ich auch nicht aus.“ „…“ „Und jetzt kümmern wir uns um Kir und Sherry.“ „Verstehe!“, gab Vermouth von sich. „Vielleicht kannst du ja etwas aus ihr heraus locken.“ „Das ist nicht mein Ziel“, entgegnete er dabei. „Kir wird mir helfen um Sherry zu kriegen.“ „Hmmm…“, murmelte die Schauspielerin. „Wenn du nicht Informationen von Kir haben willst, warum soll sie dir helfen? Glaubst du, sie sei besser wie ich?“ „Natürlich nicht“, sprach er. „Dich werd ich auch noch dafür brauchen. Aber Kir kann sich ja auch nützlich machen“, schmunzelte er. „Wie du meinst…Und was darf ich bei deinem Plan machen?“ „Du darfst dafür sorgen, dass sich keiner in meinen Plan einmischt. Vor allem Gin nicht.“ „Um Gin mach dir mal keine Sorgen. Er wird dir schon nicht in die Quere kommen.“ „Sehr schön. Er könnte meinen ganzen Plan gefährden“, entgegnete. „Aber beeil wegen Gin. Ich bauch noch an einer anderen Stelle.“ „Schieß los.“ „Wenn ich mir Sherry hole, könnte es sein, dass sich ein paar FBI Agenten einmischen, vielleicht sogar Rye selber“, grinste er dann. „Du musst dich auf jeden Fall um die kümmern.“ „Nichts leichter als das“, gab sie von sich. „Ich lenk sie einfach auf eine falsche Fährte.“ „Stell es dir nicht zu einfach vor. Das FBI wirst du wohl linken können, wenn er sich aber einmischt, dann muss ich schon mehr auffahren.“ „Das wirst du schon hinbekommen.“ Sie nickte. Natürlich würde sie es hinbekommen. Wenn es anders wäre, dann wäre der ganze Job nichts für sie. Und sie war nicht so weit gekommen um nun aufzugeben. „Gut, dann sorge ich jetzt dafür, dass Kir bei der Sache mitmacht.“ Kir saß in ihrer Wohnung und blickte auf den Computer. Zwar musste sie nicht mehr für ihren ehemaligen TV-Sender arbeiten, trotzdem hatte sie genug zu tun. Meistens musste sie Recherche über die neuesten Opfer der Organisation betreiben und den anderen mitteilen. Momentan arbeitete sie im Hintergrund und konnte damit nicht einmal Hinweise an das FBI geben. Sie selber wusste nie, wo eine Aktion stattfand und konnte nur hoffen, dass es nicht zu viele Tote gab. Erst das Klingeln ihres Handys ließ sie wieder aufhorchen. Langsam nahm die junge Frau dieses in die Hand und blickte auf die Nummer. Unbekannte Rufnummer. Kir wusste nicht, was es damit auf sich hatte. Das FBI konnte es nicht sein, außer sie waren irgendwie an die Nummer gekommen. Meistens war ihre eigene Nummer unterdrückt, wenn sie bei ihnen anrief und Informationen durchgab. Selbst die Nummer von Gin oder einem anderen Organisationsmitglied, mit dem sie in Kontakt stand, hatte sie. Nur langsam nahm die junge Frau den Anruf entgegen. „Hallo.“ „Das hat aber lange gedauert, Kir.“ Sie schluckte leicht. „Musste erst das Handy finden“, log sie. „Von mir aus“, gab er kühl von sich. „Du hast einen Auftrag.“ „In Ordnung. Was soll ich tun?“, wollte sie dann wissen. „Du darfst diesmal mit mir arbeiten“, sprach er dann. „Verstanden“, nickte sie. Und trotzdem wusste sie weder, wer sie anrief, noch was genau ihr Auftrag war. „Gut. Wir treffen uns in drei Stunden. Ich hol dich ab.“ „Ich werde warten.“ „Zieh dir etwas Schwarzes an. Du wirst nicht lange anbehalten, also mach dich bereit, dich im Wagen umzuziehen. Und wenn dich jemand fragt, was du heute noch tust, dann sag dem guten Gin, dass du mit Bourbon arbeitest.“ „Bour…bon…“, nuschelte Kir in den Hörer. „Ich richte es ihm aus, wenn er anruft.“ „Bis dann.“ Kir schluckte. Langsam ließ sie das Handy auf den Tisch gleiten und starrte auf den Bildschirm. Bourbon…der Mann, den die Organisation nun auf das FBI ansetzte. Bourbon, die Person, die nicht zimperlich sein sollte. Und jetzt sollte sie mit ihm arbeiten. Die junge Frau wusste nicht, was sie davon halten sollte. Es gab nicht viele Möglichkeiten. Entweder er wollte wirklich mit ihr arbeiten, oder er wollt sie heraus locken. Egal was es war, es konnte nicht gut gehen. Sie ging alles in ihrem Kopf durch, was sie über dieses Mitglied wusste…doch sie wusste so gut wie gar nichts. Bourbon war lange nicht mehr aktiv und wurde nun wieder dazu gezogen. Er sollte genau so wie Gin sein, wenn nicht sogar schlimmer. Kir wusste, dass es für sie fatal sein konnte, auch wenn sie es bisher schaffte, ihre wahre Identität geheim zu halten. Sie nahm ein zweites Handy hervor. Es war eines für den Notfall und auch welches, bei dem kaum einer die Nummer hatte. Egal was sie machte, sie musste vorsichtig sein und wusste auch nicht, wann sie die Organisation wieder bespitzelte. Kir konnte nicht mehr. Auch wenn sie große Opfer begehen musste, irgendwann konnte es nicht mehr weiter gehen. Wahrscheinlich wollte Bourbon sie auch teste, genau wie die anderen Mitglieder. Einen anderen Grund konnte es nicht geben, sonst hätte er ihr mehr über den Auftrag erzählt. Langsam wählte Kir die Nummer, die sie lange Zeit auswendig lernte. Es war viel zu unsicher sie in ihrem Handy eingespeichert zu lassen, auch wenn es ein zweites Handy war. Kir kannte die Organisation und alles hätte sie verdächtig gemacht, egal was sie tun würde. Kir wartete. „Starling.“ „Ich bin’s, Kir.“ „Was gibt es?“, wollte die FBI Agentin wissen. „Ich arbeite heute Abend mit Bourbon zusammen.“ „Bourbon?“, fragte Jodie nach. Sofort schluckte sie und erinnerte sich an die letzte Warnung, die ihr das Organisationsmitglied gab. „Er holt mich in drei Stunden ab“, fing sie an. „Ich weiß nichts über den Auftrag. Das werd ich wohl erst erfahren, wenn er mich abholt“, fügte sie an. „Ich verstehe“, murmelte Jodie. „Da Bourbon auf euch angesetzt wurde, müsst ihr aufpassen. Ich kann nicht sagen, was er tun wird, oder was ich tun muss. Ich wollte das FBI nur warmen“, entgegnete die junge Frau. „In Ordnung. Wir werden vorsichtig sein und ein Auge offen halten.“ „Sehr gut. Außerdem werde ich nach dem Auftrag aussteigen.“ „Was?“, wollte die Agentin wissen. „Das können Sie nicht machen. Sie müssen weiter in der Organisation bleiben.“ „Das geht nicht mehr. Sie vertrauen mir nicht und tun alles, damit ich kaum Aufträge bekommen kann. Wenn ich jetzt mit Bourbon zusammen arbeite, dann reicht es auch. Ihm kann ich nicht so einfach irgendwas vorspielen. Es wundert mich sowieso, dass die Organisation bisher nicht erkannt hat, dass ich mit euch zusammen arbeite. Deswegen habe ich mich entschieden, dass das heute mein letzter Auftrag wird.“ „Aber…was wird dann aus Shu? Er wäre dann umsonst gestorben.“ „Dem bin ich mir bewusst“, sprach sie ruhig. „Ich habe mehr als dieses Opfer begangen. Aber ich kann nicht damit weiter machen. Es tut mir wirklich leid, aber Sie müssen sich einen anderen Weg in die Organisation suchen“, fügte sie an. Dann legte Kir auf. „Warten S…“, Jodie seufzte auf, als sie das Tuten hörte. „Verflucht“, gab sie dann von sich. „Es tut mir leid“, wisperte Kir leise. Sie legte das Handy weg. Jetzt konnte sie nicht mehr weiter machen. Außerdem musste sie noch an den Rest ihrer Familie denken. Wenn ihr irgendwas passieren würde, wer würde sich dann um Eisuke kümmern? Momentan stand der Junge wohl noch unter FBI Schutz, aber bei der Organisation konnte man sich nie sicher sein. Kir schloss die Anwendungen auf dem Computer und fuhr diesen herunter. Sie stand auf und ging ins Badezimmer. Dort machte sie sich soweit fertig und lauschte immer wieder den Geräuschen, die sie von draußen wahrnahm. __________________ Na? Seid ihr schon gespannt darauf, was die Organisation bzw. Bourbon nun plant? Das werdet ihr aber erst im weiteren Verlauf erfahren. Ich glaub aber, es wird noch spannend werden ;) Kapitel 12: Zeugenschutzprogramm -------------------------------- Jodie nahm das Handy von ihrem Ohr. Sie starrte auf das Display, auf welchem keine Nummer vermerkt war. Sie hasste es, wenn sie nicht die Möglichkeit bekam, ihren Gesprächspartner zurück zu rufen. Aber in dem Fall konnte sie nichts machen. Die FBI Agentin blieb teilweise ruhig. Eine andere Wahl hatte sie in der Situation nicht. Trotzdem ballte sie die Faust. Kir wollte aussteigen und Shuichis Tod war damit umsonst gewesen. Es war eine Schande, schließlich hatte der FBI Agent alles getan, um die junge Frau zurück in die Organisation zu bringen. Natürlich war es ab da nicht mehr einfach für sie, aber trotzdem hatte sie von Anfang an gewusst, worauf sie sich einließ. Aber jetzt war es zu spät. Jodie würde den Ausstieg nicht verhindern können, egal was sie vor hatte. Nicht einmal anrufen konnte sie. Das Einzige, was nun möglich war, war es sich auf den Schlag von Bourbon vorzubereiten und Kir bei ihrem Ausstieg zu helfen. Wahrscheinlich hätte Shu das auch getan. Jodie war sich sicher, dass ihr Partner das gemacht hätte. Wobei er bestimmt auch nicht erfreut über ihre Handlung wäre, doch am Ende, hätte er versucht zu helfen. Jodie musste sich schnellsten etwas Einfallen lassen. Aber ohne einen Ort, an dem der Schlag stattfinden sollte, konnten sie sich nicht wirklich vorbereiten. Und aus dem, was ihr Kir erzählte, konnte sie keine Schlüsse ziehen. Sie wusste nur, dass es in drei Stunden stattfinden sollte. Jodie blickte weiterhin auf ihr Handy. Am liebsten hätte sie nun mit Shuichi telefoniert. Er hätte wahrscheinlich eine Idee für die Aktion der Organisation oder zumindest einen Plan, wie man Kir da unbeschadet heraus holen konnte. Nur leider würde sie wohl nicht so einfach mit ihm kommunizieren können. Ihre ganzen Versuche ihn in der Öffentlichkeit zu finden, waren alle fehlgeschlagen. Er tauchte einfach nicht mehr auf und das machte der FBI Agentin zu schaffen. Täglich wünschte sie sich seine Anwesenheit, aber was sie bekam, war nichts. Camel hatte nicht bessere Nachrichten. Wahrscheinlich hofften sie viel zu schnell, ihn wieder finden zu können und das Schicksal machte ihnen nun einen Strich durch die Rechnung. So hatten sie keine andere Möglichkeit, als weiter nach ihm zu suchen. Natürlich nur dann, wenn es die Arbeit zu ließ. Jetzt stand diese wieder im Mittelpunkt. Jodie wählte in dem Telefonbuch die Nummer von James Black und wartete ab. „Black.“ „Ich bins“, fing sie an. „Kir rief an.“ „Gibt es Neuigkeiten?“, fragte James nach. „Das kann man so sagen. Kir wird von drei Stunden von Bourbon abgeholt“, entgegnete sie. „Bourbon…das Organisationsmitglied, welches so gefährlich für uns sein sollte…“ „Genau der. Kir konnte mir nicht sagen, was für einen Auftrag sie hat, da sie es selber nicht weiß.“ „Verstehe. Dann konnte sie Ihnen auch keinen Ort nennen.“ „Leider nicht“, gab die FBI Agentin von sich. „Die Organisation scheint ihr immer noch nicht richtig zu vertrauen, weswegen sie ihr wenig Informationen geben“, fügte sie anschließend an. James nickte. „Sie konnte sich immer noch nicht in der Organisation etablieren, obwohl es schon eine Weile her ist, seitdem sie wieder zurück in dieser ist.“ „Unglücklicherweise ja. Das war bestimmt nichts, was Shu wollte“, murmelte sie. „Ich glaube, er hat damit gerechnet, dass sie ihr nicht vertrauen werden.“ „Wahrscheinlich. Er kannte die Organisation gut genug“, entgegnete sie leise. „Denken Sie, Kir kann sich noch einmal bei uns melden?“, kam es dann fragend von James. „Das glaub ich eher weniger. Wenn Bourbon wirklich so gefährlich sein soll, wie sie damals sagte, dann wird sie wohl kaum die Möglichkeit bekommen, sich bei uns zu melden“, warf Jodie ein. „Ich verstehe…unter den Umständen können wir auch nicht sagen, was sie vor haben…“ „Wir wissen nichts. Kein Ort und kein Ziel. Nur, dass sie in drei Stunden abgeholt wird.“ James überlegte. „Wir könnten sie natürlich überwachen lassen, allerdings bräuchten wir dafür ihre neue Adresse…aber ich bezweifel, dass es irgendwas bringen wird. Mit größter Wahrscheinlichkeit wird die Organisation darauf warten und sich dann von Kir entledigen wollen.“ Auch wenn James es nicht sehen konnte, schüttelte er den Kopf. „Das wäre gewiss nicht in unserem Interesse.“ „Ja…da Sie bereits davon anfangen…“, fing Jodie dann an. „Da gibt es noch eine Kleinigkeit, die Sie wissen sollten. Kir will nach dem Auftrag aus der Organisation aussteigen.“ „Sie will was?“, fragte er schockiert. „Das hat sie mir vorhin mitgeteilt.“ „Das wäre katastrophal“, murmelte James. „Wir können es nicht ändern. Wenn sie aussteigen will, wird sie bestimmt ihre Möglichkeiten haben“, seufzte die Agentin. „Wahrscheinlich wird Kir einfach untertauchen.“ „Sehr gut möglich. Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als ihr beim Ausstieg zu helfen“, sprach sie dann. „Shu hätte nicht gewollt, dass sie von der Organisation gefasst wird, nicht nach allem, was er für sie getan hat.“ „Seh ich genau so“, nickte James darauf. „Da wir nicht wissen, wer von uns das Ziel sein wird, sollten Sie vorsichtig sein.“ „Keine Sorge. Ich kann schon auf mich aufpassen. Im Notfall improvisier ich einfach.“ Jodie beendete das Gespräch und legte auf. Sie machte sich Sorgen über alles. Bei der Organisation konnte man nie vorsichtig genug sein und so wie es aussah, waren sie alle in Gefahr. Wenn von Kir kein weiterer Anruf oder eine Nachricht kommen würde, wussten sie auch nicht, wann der Auftrag vorbei war und wann sie wieder aufatmen konnten. Natürlich gab es aber auch die Möglichkeit, dass nicht das FBI das Ziel wäre, sondern eine ganz andere Person. Aber selbst da konnten sie ohne Informationen nichts machen. Ran blickte zu Conan. Sie lächelte leicht, als er seine Hausaufgaben fertig hatte. Dann nahm sie das Heft an sich und überprüfte die Lösungen. Seit einer Woche handhabte sie dies so. Es war merkwürdig. Normalerweise war Conan immer recht schnell fertig mit den Hausaufgaben, die auch nicht kontrolliert werden mussten. Jetzt war alles anders. Mit großen Augen blickte Conan zu Ran. „Alles richtig“, sprach das Mädchen lächelnd. „Toll“, freute sich der Kleine. Ran nickte. „Das hast du wirklich gut gemacht.“ Sachte strich sie ihm durch die Haare. „Geht es dir wieder besser?“, wollte sie dann wissen. „Ich hab mich beruhigt, falls du das meinst.“ „Das ist gut“, lächelte sie daraufhin. „Bist du mit deinen Hausaufgaben auch schon fertig?“ Das Mädchen nickte. „Ich hatte gar nicht so viele aufbekommen“, erzählt sie. „Ach so.“ Conan sah auf das Heft, welches er zurück bekam und dachte nach. „Ist Onkelchen schon zu Hause?“, fragte er dann. „Der kommt sicher gleich noch. Wenn er da ist, geh ich noch einmal kurz zu Professor Agasa. Möchtest du mitkommen?“, wollte Ran von ihm wissen. Conan sah wieder hoch zu ihr. „Ai wohnt doch bei ihm, oder?“ Ran nickte. „Ich denke, ich bleibe hier. Ich möchte mich noch entschuldigen“, sprach er. „Das ist doch in Ordnung, oder?“ „Aber natürlich. Wenn du nicht mit gehen willst, musst du das natürlich nicht“, sagte das Mädchen. Kogoro brauchte noch zwei Stunden ehe er nach Hause kam. Und als er da war, war er nicht gerade gut gelaunt. Die Person, die er suchen sollte – Shiho Miyano – brachte ihm keinen Anhaltspunkt. Er telefonierte einige Labore ab, aber keiner hatte jemals irgendwas von dem Mädchen gehört. Obwohl es erst der erste Tag war, war die Suche aussichtslos. Kogoro wusste nicht, was er dem Klienten sagen sollte und wo er sich weiter umsehen konnte. Die Polizei würde wahrscheinlich genau so wenig machen können, wie er, wobei er sich diese als seine letzte Option frei hielt. Der Detektiv kam in die Wohnung und setzte sich sofort auf das Sofa. „Ran?“, rief er nach ihr. „Ich will was zu Essen.“ Seufzend kam Ran aus dem Kinderzimmer heraus. „Gleich, Paps“, meinte sie und ging in die Küche. Das Essen war bereits vorbereitet, weswegen sie dieses einfach nur noch warm machen musste. Ran wartete mehrere Minuten und holte schon einmal einen Teller heraus. Anschließend gab sie das Essen auf diesen, holte Gabel und Messer und brachte diese ihrem Vater. „Und wie ist dein neuer Auftrag?“, fragte sie dann nach. „Geht so…“, gab Kogoro von sich. „Ich muss nur eine verschwundene Person finden.“ „Das schaffst du schon“, lächelte Ran. „Die letzten Male, wo du jemanden finden musstest, hast du es auch immer geschafft“, fügte sie an. „Diesmal wird es nicht so einfach. Ich hab nur wenig Anhaltspunkte.“ „Kann ich dir irgendwie helfen?“, wollte Ran dann wissen. „Wenn du eine junge Japanerin mit dem Namen Shiho Miyano kennst, die seit ungefähr sechs Monaten hier ist und eigentlich eine Ausbildung in einem Labor machen wollte, dann würdest du mir sehr helfen.“ Ran schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, Paps.“ „Dacht ich mir schon. Muss ich sie eben noch weiter suchen.“ „Hast du denn schon die ganzen Labore abgesucht?“, fragte sie nach. „Nicht ganz. Ich hab alle raus geschrieben und die ersten bereits angerufen. Den Rest mach ich morgen.“ Das Mädchen nickte. „Gut, Paps“, sprach sie ruhig. „Wenn du fertig bist, räum die Sachen bitte in die Küche. Ich werd sie nachher abwaschen.“ „Willst du noch weg?“, wollte Kogoro wissen. „Ich geh kurz rüber zu Professor Agasa. Das wird nicht lange dauern.“ „Von mir aus. Nimmst du den Rotzbengel mit?“ „Paps! Du sollst ihn doch nicht immer so nennen“, wies sie ihren Vater an. „Aber nein, ich nehme ihn nicht mit. Er bleibt bei dir.“ „Ist ja schon gut“, gab dieser von sich. „Gut. Wenn irgendwas ist, dann ruf mich an.“ „Wir kommen schon die paar Stunden miteinander aus“, entgegnete er darauf. „Das hoffe ich“, murmelte Ran leise. Nachdenklich ging Ran die Straße in Beika entlang. Noch war es nicht dunkel, weswegen sie sich auch eigentlich keine Sorgen machen musste. Außerdem konnte sie sich auch im Notfall verteidigen. Trotzdem machte sich an Sorgen, die hauptsächlich wegen Conan waren. Ran ging weiter, bis sie vor dem Haus des Professors ankam. Sie blickte zu der Villa, die nebenan stand und wünschte sich ihren Shinichi her. Er hätte ihr Mut gemacht, mit ihr gesprochen und ihr versichert, dass bald alles gut werden würde. Sie wusste es genau. Shinichi wäre für sie da gewesen. Als sie eine Silhouette am Fenster sah, wollte das Mädchen in die Villa laufen. Nach zwei Schritten ließ sie es dann doch sein und erinnerte sich an den Untermieter im Haus. Wahrscheinlich waren das seine Umrisse. Ran schüttelte den Kopf und machte sich auf den Weg zur Haustür. Sie klingelte. Mit leisen Schritten ging Professor Agasa in das kleine Labor, in welchem Ai an einem Gegengift für das APTX 4869 arbeitete. Als er das Mädchen sah, musste er lächeln. Sie war ihm ans Herz gewachsen und er konnte sich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen. „Du solltest einmal eine Pause machen“, fing er an. „Geh doch nach draußen und genieß das schöne Wetter.“ Ai schüttelte den Kopf. „Wenn Conan keine Erinnerungen hat, kann ich auch weiter arbeiten. Vielleicht schaff ich es in dem Zeitraum und wenn er seine Erinnerung wieder bekommt, hätte ich ein Mittel fertig“, entgegnete das Mädchen. Der Professor seufzte leise auf. „Ich denke nicht, dass Shinichi es dir übel nehmen wird, wenn du nicht mit dem Gegenmittel fertig wirst. Du hast einen guten Prototypen und noch ein wenig Zeit.“ Erneut schüttelte Ai den Kopf. „Ein Tag könnte alles verändern. Deswegen will ich ihn vollständig nutzen. Wir sind schon viel zu lange Grundschüler und irgendwann wäre es möglich, dass wir uns zu sehr an diese Gestalt gewöhnen und die Rückverwandlung nicht mehr möglich ist. Ebenso darf ich nicht die Tatsache aus den Augen verlieren, dass die ständige Einnahme des Gegenmittels unsere Körper schwächt und resistent gegen eine geringere Dosis wird.“ Der Professor wusste nicht, was er dazu noch sagen sollte. Ai hatte ihren eigenen Kopf und sie war stur. Wenn sie es so wollte, dann tat sie alles, um es durch zu setzen. Er konnte gar nichts machen, außer versuchen, sie von der Arbeit abzulenken. „Vergessen Sie es, Professor“, meinte Ai darauf. „Ich weiß, dass Sie nur versuchen mich abzulenken“, fügte sie an. „Du kennst mich wirklich gut.“ „Das ist ja auch kein Wunder. Ich leb schließlich schon eine ganze Weile bei Ihnen“, antwortete sie darauf. „Aber wenn Sie wirklich wollen, dann geh ich morgen nach draußen.“ „Versprochen?“ „Ja, versprochen“, nickte Ai. Ran musste eine Weile warten, ehe der Professor aufmachte. „Oh, hallo, Ran“, lächelte er. „Was führt dich zu mir?“ „Hallo, Professor Agasa“, entgegnete sie grüßend. „Es tut mir leid, dass ich mich nicht mehr so oft bei ihnen melden konnte“, fing sie dann an. „Die Sache mit Conan ist doch nicht so einfach, wie ich es dachte. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich hab so viel mit Conan um die Ohren, dass ich kaum noch zu etwas Anderem komme.“ „Ist es so schlimm?“, wollte Agasa wissen. „Ai hat mir einige Kleinigkeiten erzählt, aber da er sie scheinbar nicht wirklich leiden kann, bekommt sie auch ziemlich wenig mit.“ Ran nickte. „Das mit Ai hab ich auch schon mitbekommen. Ich kann Ihnen auch nicht sagen, warum es so ist.“ „Komm doch rein“, sprach er dann. „Drinnen können wir uns dann ganz ruhig unterhalten.“ „Gerne“, stimmte das Mädchen zu und trat ein. Zusammen mit Agasa ging sie in das Wohnzimmer, wo sie sich auf das Sofa setzte. „Was bedrückt dich denn?“, wollte Agasa von ihr wissen. „Ich…also…ich…wollte Ihnen etwas über Conan erzählen“, fing sie an. Agasa nickte und lächelte. „Ich bin ganz Ohr.“ „Er hat sich soweit bei uns zu Hause eingelebt“, entgegnete Ran. „Mit Paps versteht er sich recht gut, was ich nie gedacht hätte. Sie wissen ja, dass Paps nicht wirklich mit ihm warm wurde.“ „Daran erinnere ich mich“, sprach Professor Agasa ruhig. „Wenn es jetzt anders ist, könnte das für die Zukunft von Vorteil sein.“ „Daran hab ich auch gedacht.“ „Aber? Dir macht doch irgendwas Sorgen.“ Ran nickte. Der Professor kannte sie wirklich gut, wahrscheinlich viel besser als sie sich selber. „Naja Conan ist…er ist so wie er als Kind sein sollte…aber ich kenn ihn ja anders“, murmelte sie leise. „Also normalerweise ist er nach einer halben Stunde mit den Hausaufgaben fertig und kommt dann hier her oder mischt sich in Paps Fälle ein“, fügte sie an. „Und wie ist das jetzt?“ „Die Aufgaben mach ich mit ihm jeden Tag über mehrere Stunden. Es ist nicht so, als würde mir das was ausmachen, es ist nur…so ungewohnt. Verstehen Sie? Früher war er ganz anders und jetzt ist er so…hilfsbedürftig. Ich weiß, ich sollte das nicht so negativ sehen, aber wenn man Conan kennt, weiß man, dass es nicht seine Art ist“, erzählte sie daraufhin. Der Professor nickte. „Am Anfang ist es immer schwer damit klar zu kommen“, sprach er. „Ich weiß. Aber es ist nicht nur das. Wissen Sie, wir waren am Samstag bei einem Klienten von Paps. Eigentlich lief alles ganz gut. Conan schien sich wirklich für die ganze Detektivarbeit zu interessieren…“ „Aber? Was ist passiert?“ „Der Sohn des Klienten starb. Als Conan die Leiche sah, hat er sofort geschrien und sich an meinem Pullover festgehalten“, erzählte sie. „Ich dachte, er hätte sich dann später wieder beruhigt, nachdem wir zu Hause waren, aber dann hat er heute die zwei neuen Klienten von Paps gesehen und angefangen zu schreien.“ „Oh“, gab er nachdenklich von sich. „Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich hab ihn dann einfach nach draußen gebracht und versucht zu beruhigen. Am Anfang dachte ich sogar, er würde diese beiden Männer kennen.“ „Wieso sollte er?“, kam es von dem Professor. „Ich weiß es auch nicht“, antwortete sie. „Es war nur ein Gefühl. Vielleicht hatte er sich aber auch gleich vorgestellt, dass es bei dem Fall auch wieder eine Leiche geben könnte und hat deswegen geschrien.“ „Ich denke, das wird es sein“, nickte Agasa. „Wahrscheinlich haben Sie recht“, murmelte Ran. „Ich hab mir bestimmt einfach nur etwas eingebildet. Momentan würde ich mir wünschen, dass Conan seine Erinnerungen wieder bekommt. Sie wissen doch, wie sehr er Paps immer geholfen hat und vielleicht hätte er auch geholfen, um das Mädchen zu finden.“ „Das wäre natürlich möglich.“ „Sagen Sie…Sie kennen doch viele Menschen, nicht wahr? Und auch welche, die in Laboren arbeiten könnten?“, wollte das Mädchen wissen. Agasa nickte. „Da gibt es schon den einen oder anderen.“ „Könnten Sie vielleicht Nachfragen, ob einer von ihnen eine Auszubildende namens Shiho Miyano kennt?“ Agasa hielt inne. „Shiho…Miyano…“, wiederholt er dann leise. Ran nickte. „Das ist das Mädchen, nachdem Paps suchen soll“, erzählte sie. „Und bisher hat er keinen Anhaltspunkt.“ „Ich werd mich ein wenig umschauen“, nickte er. „Könnten Sie vielleicht Nachfragen, ob einer von ihnen eine Auszubildende namens Shiho Miyano kennt?“ Ai blieb erstarrt an der Wand hinter dem Wohnzimmer stehen. Ihr Herz fing an so schnell zu schlagen, wie es das nur selten tat. Sofort wusste sie, wer nach ihr suchen ließ. Es konnte nur die Organisation Ai. Ai machte langsame Schritte nach hinten. Sie suchte ihr Zimmer auf. Das Mädchen wurde langsam panisch, doch sie wusste, dass die Organisation nur auf eine solche Reaktion wartete. Langsam zog sie ihr Handy heraus und wählte eine Nummer. Ai wartete ab. „Starling.“ „Ai hier“, murmelt sie leise. „Vor einer langen Zeit schlugen Sie mir vor, mich in ein Zeugenschutzprogramm zu bringen…steht das Angebot noch?“ Jodie war erstaunt über die Frage. Sie brauchte einige Sekunden, ehe ihr bewusst war, was das Mädchen wollte. „Natürlich. Das ist kein Problem.“ „Gut, könnten Sie mich dann gleich abholen?“ „Eh? Natürlich, aber was ist denn überhaupt passiert, dass du dich noch um entschieden hast?“ „Das erzähl ich Ihnen, wenn Sie mich abholen“, meinte sie ruhig. „Bitte machen Sie schnell.“ „Ich bin gleich da“, nickte sie und legte auf. Jodie dachte nicht weiter darüber nach. Sie nahm ihre Jacke und die Wagenschlüssel von der Kommode und machte sich auf den Weg. Von unterwegs rief sie bei ihrem Boss an. Jodie wartete eine Weile, ehe er an den Hörer ging. „Black.“ „Jodie hier“, fing sie an. „Ich hab einen dringenden Anruf von Ai bekommen. Sie will ins Zeugenschutzprogramm. Ich hol sie jetzt ab“, sprach sie. „Jodie!“, fing James an. „Sie wissen doch, worüber wir vor zwei Stunden sprachen.“ „Ja, aber ich kann das Mädchen nicht einfach so warten lassen“, warf sie ein. „Und wenn Bourbon auftaucht?“, wollte er dann wissen. „Dann lass ich mir etwas einfallen. Ich bin mir relativ sicher, dass ich nicht sein Ziel sein werde“, entgegnete Jodie dann. „Wie kommen Sie darauf?“ „Bourbon kann nicht wissen, dass ich sie abhole. Egal wo er mich erwartet, es wird nicht dort sein“, erklärt sie. „Und wenn es eine Falle von Vermouth ist und man Sie einfach nur heraus locken möchte?“, wollte der Einsatzleiter wissen. „Das Risiko muss ich eingehen. Außerdem kann sie nicht gewusst haben, dass ich Ai das Zeugenschutzprogramm vorschlug.“ Jodie schüttelte den Kopf. „Sie war es wirklich und sie hatte Angst, große Angst.“ „Hat sie genaueres gesagt?“, fragte James dann. „Leider nicht. Sie wollte mir alles erklären, wenn ich sie abhole. Ich nehme an, sie hat Angst, dass ihr Telefon überwacht wird“, erzählte die FBI Agentin. Sie öffnete ihre Wagentür und stieg ein. „Sie machen das auf eigene Verantwortung, Jodie. Ich möchte Sie noch einmal darauf hinweisen, dass ich nicht damit einverstanden bin, dass Sie nach Kirs Ankündigung noch raus gehen.“ „Das weiß ich, Boss“, lächelte sie leicht. „Ich hätte es auch getan, wenn Sie es mir verboten hätten. Es tut mir leid, ich kann sie nicht so einfach warten lassen. Ich weiß, wie sie sich fühlt und wenn ich jetzt nicht für sie da sein kann, dann kann es kein anderer. Conan leidet immer noch unter Amnesie. Er kann sie nicht beruhigen oder vor dem schützen, wovor sie Angst hat. Das kann momentan nur ich.“ James seufzte leise auf. „Wo sind Sie?“ In meinem Wagen. Ich fahr jetzt los, ich werde Ai zuerst zu mir nach Hause bringen“, sprach sie dann. „Wenn Sie also für unseren Schutz sorgen wollen, kümmern Sie sich darum, dass in einer halben Stunde ein paar FBI Agenten meine Wohnung im Auge behalten“, fügte sie an. „Das hatte ich bereits vor. Momentan könnte man meinen, Sie würden meinen Job machen.“ „Tut mir leid, Boss. Das war keine Absicht. Ich möchte nur nicht, dass wir wieder jemanden verlieren.“ „Es ist wegen Akai…er wollte das Mädchen auch beschützen“, sprach Black ruhig. Jodie hielt kurz inne. „Das wollte er…und sie hat irgendwas mit der Organisation zu tun, was wir nicht wissen. Ich lass nicht zu, dass sie sie bekommen.“ „In Ordnung. Beeilen Sie sich, und holen Sie sie ab.“ „Verstanden. Danke, Boss“, lächelte die Blonde. Sie steckte ihr Handy wieder weg und trat auf das Gaspedal. Ai steckte das Handy weg. Sie ging an ihre Sachen und nahm einen Zettel heraus, auf welchem sie dem Professor eine Nachricht schrieb. Es tat ihr leid, aber sie wusste, sie hatte keine andere Wahl mehr. Langsam schlich sich Ai wieder nach unten und an dem Labor vorbei zur Haustür. Sie zog ihre Schuhe an und öffnete leise die Haustür. Kurz blickte sie nach hinten, ging nach draußen und schloss die Tür wieder. Auf ihrem Weg zur Straße, wo sie den baldigen Wagen von Jodie vermutete, blickte sie noch einmal an der Kudo-Villa herauf. Erneut legte sich eine Gänsehaut auf ihren kindlichen Körper. Aber das war jetzt das kleinste Problem. Ai stellte sich auf die Seite, versuchte sich hinter einer Mülltonne, die am Straßenrand stand, zu verstecken und wartete ab. Sie wartete ab. Jodie fuhr mit dem Wagen vor. Sie stellte ihn vor dem Haus des Professors ab und stieg dann aus. „Ich steig gleich ein.“ Jodie blickte sich um und entdeckte dann das Mädchen, welches nur langsam hervor kam. Sie nickte und stieg auf dem Fahrersitz ein. „Ich bin so weit“, sprach Ai leise und schnallte sich an. Die FBI Agentin nickte und startete den Motor. „Was ist passiert?“, wollte sie dann wissen. Ai schluckte und blickte aus dem Fenster. „Die Organisation lässt mich von Rans Vater suchen“, antwortete sie. „Oh…das ist nicht gut.“ „Deswegen möchte ich lieber verschwinden. Wenn Mori darauf kommt, dass ich das Mädchen bin, das er sucht, könnten alle in große Gefahr geraten. Das möchte ich nicht. Also bringen Sie mich bitte weg.“ Jodie nickte. „Kein Problem“, sprach sie dann. „Wir müssen nur einen kleinen Umweg fahren.“ „Wieso?“ „Wir haben die Information bekommen, dass zwei Organisationsmitglieder einen Auftrag durchführen. Wahrscheinlich wird das ein Schlag gegen das FBI.“ „Oh…“, murmelte Ai. „Unter den Umständen hätte ich Sie nicht gebeten, mich abzuholen.“ „Schon gut“, sprach sie. „Sie können ja nicht vorhersehen, dass ich um dich los bin. Deswegen denke ich eher weniger, dass sie sich hier aufhalten werden.“ „Hoffentlich haben Sie recht“, entgegnete Ai leise. Jodie nickte und fuhr weiter. Erst nachdem sie auf die Hauptstraße abbog, bemerkte sie einen Wagen und ein Motorrad hinter sich. Immer mal wieder sah sie in den Rückspiegel, konnte aber nicht wirklich erkennen, um wenn es sich handelte. Ai erschrak. Je näher der Wagen hinter ihnen näher kam, desto mehr spürte sie die Aura der Organisation. Das Mädchen schluckte, blieb aber auf ihrem Platz sitzen. „Organisation…“, wisperte sie. „Was?“, Jodie blickte erneut in den Rückspiegel. Das Motorrad kam nun näher. „Dann haben sie es tatsächlich auf mich abgesehen.“ „Oder eher auf mich“, murmelte Ai. „Werden Sie abgehört?“ Jodie schüttelte den Kopf. „Dann müssen Sie es anders heraus gefunden haben…“, Ai überlegte. „Der Nachbar…“, sprach sie leise. „Nachbar? Was ist mit ihm?“, wollte sie dann wissen. „Es ist vor einer längeren Zeit in der Villa eingezogen“, fing sie an. „Hin und wieder, wenn ich ihn sehe, breitet sich das Gefühl aus…“ „Was für ein Gefühl?“ „Das er zur Organisation gehört.“ „Bist du dir sicher?“ Sie nickte. „Sie haben alle den Geruch nach Organisation…allerdings hört das Gefühl auch irgendwann wieder auf und tritt dann wieder auf.“ „Hmm…warum hat Conan nichts davon erwähnt?“ „Er vertraut ihm...weil er Holmes-Fan ist?“ Skeptisch blickte Jodie zu Ai. „Das ist…seine Erklärung dafür?“ „Ja…ich hab auch so geschaut, wie Sie gerade“, nickte das Mädchen. Wieder blickte Jodie in den Rückspiegel. Der Wagen bog auf die Nebenspur ab und nahm an Geschwindigkeit zu. Im ersten Moment war sie erleichtert, da es danach aussah, als wäre es doch kein Verfolger. Aber schon bald drosselte er die Geschwindigkeit. Es war genau da, wo er mit dem Motorrad auf Augenhöhe war. Die Fahrerin blickte auf die Seite, fuhr dann aber schneller und schon bald tauchte hinter dem Motorrad noch ein weiteres Auto auf. „Es werden immer mehr“, murmelte Jodie leise. „Halt dich gut fest.“ Ai nickte. „Was haben Sie vor?“ „Ich werd jetzt ordentlich auf das Gaspedal treten und hoffen, dass ich sie damit abschütteln kann“, antwortete sie. „Hmm…die Organisation hat bestimmt gute Fahrer.“ „Sollen sie doch. Dann werd ich ihnen jetzt mal zeigen, was ich kann“, entgegnete sie daraufhin. Jodie drückte mit dem Fuß so stark auf das Gaspedal, wie sie nur konnte. Der Fahrer des weißen Wagens trat langsam auf die Bremse und verringerte seine Geschwindigkeit. „Das habt ihr also vor“, meinte er dann zu sich selber. Der Trick war so einfach und wahrscheinlich auch so oft durchgeführt worden. Sofort Begriff der junge Mann, dass der neu dazugekommene Wagen immer weiter beschleunigen musste, bis er den Wagen der FBI Agentin rammte. Dann konnten sie in Ruhe zu schlagen, weswegen Vermouth auf ihrem Motorrad saß. Er musste leicht Grinsen, aber dann verstummte dieses. Jodie hatte es noch nicht bemerkt, was nicht gerade positiv war. Handelte sie nicht schnell genug, konnte bald alles vorbei sein. Doch da sie immer weiter beschleunigte, bemerkte er schon bald, dass ihr Ziel das Entkommen war. Natürlich würde sie das nicht so einfach schaffen. Die Organisation hatte nicht nur die Mitglieder, die hinter ihr fuhren. Sie hatten mehr Möglichkeiten und diese würden sie bald nutzen. Er zog sein Handy hervor und tippte während der Fahrt eine Nachricht. „Verdammt…“, murmelte Jodie leise. Ihre Verfolger gewannen an Geschwindigkeit, obwohl auch sie nicht gerade langsam fuhr. „Ich öffne die Tür und spring raus“, entgegnete Ai. „Nein! Das lässt du schön bleiben. Wir sind mit zu großer Geschwindigkeit unterwegs. Du könntest dabei sterben.“ „Sie wollen aber mich. Wenn ich draußen bin, haben Sie genug Möglichkeiten um Hilfe zu holen“, warf das Mädchen ein. „Ich hab nein gesagt. Du wirst dich hier nicht opfern. Haben wir uns verstanden, little girl?“ „Das ist doch Irrsinn“, murmelte Haibara. Es war doch die beste Lösung für alle. „Dann musst du eben mit dem Irrsinn leben.“ Dann klingelte das Handy. Mit der rechten Hand kramte Jodie danach und hielt es sich, nachdem sie den Annehmen-Knopf drückte, an das Ohr. „Ja?“ Sie hörte nichts und rümpfte die Nase. Es war also kein Anruf bei ihr eingegangen. „Ai? Nimm das Handy und lies mir die Nachricht vor“, wies sie das Mädchen an. Sie konnte unmöglich gleichzeitig den Wagen steuern und eine Kurzmitteilung lesen. Ai nickte und nahm das Mobiltelefon an sich. Sie suchte die letzte eingehende Nachricht heraus. „In zwei Straßen links in Richtung Polizeihauptquartier einbiegen. Scharf abbremsen und einen Baum ansteuern.“, las das Mädchen vor. „Was?“, fragte sie nach. „Das steht in der SMS, die Sie erhalten haben.“ „Wer ist der Absender?“ „Steht nicht dabei“, antwortete Ai. „Hmm…die Nummer hat auch keinen Namen“, fügte sie an und las diese vor. „Sagt mir nichts“, murmelte die FBI Agentin. „Na großartig…“ „Wir haben sowieso nichts zu verlieren“, fing sie dann an. „Was? Sie wollen doch nicht wirklich das machen, was Ihnen irgendjemand zu kommen ließ“, entgegnete Ai. „Oh doch, das will ich. Es ist auch keine schlechte Idee. In der Nähe der Polizei einen Unfall zu bauen, könnte uns Zeit kosten“, sprach sie. Jodie bog in die zweite Straße ein und drosselte langsam die Geschwindigkeit. „Auch wenn ich alles unter Kontrolle habe, möchte ich, dass du dich für den Aufprall bereit machst.“ Das Mädchen nickte. „Hoffentlich klappt es“, murmelte sie leise. Jodie schloss für wenige Sekunden die Augen und atmete tief durch. Als sie ihre Augen wieder öffnete, erblickte sie auch schon einen Baum, der sich Bestens für den Unfall eignete. Sie verringert erneut ihre Geschwindigkeit und es sah so aus, als wolle sie gleich stehen bleiben. „Was hast du nur vor“, sprach Vermouth in ihren Helm. Auch sie verringerte die Geschwindigkeit ihres Motorrads und blickte zu dem Wagen, mit dem niederen Organisationsmitglied. Egal was nun passierte, er würde es tun. Sie sollte sich nur im Hintergrund halten und Sherry heraus locken. Das FBI war nur ein Zusatzgewinn, mit dem man an diesem Abend nicht rechnen konnte. „Bereit?“ Ai nickte. „Gut“, entgegnete die Agentin. Sie hielt nun komplett auf den Baum zu und fuhr über den Fußgängerstreifen direkt darauf zu. Vermouth drehte ab. Sie bog in eine Seitenstraße ein und fuhr anschließend weiter. Erst eine ganze Weile später, blieb sie stehen, während das Organisationsmitglied in dem Wagen, den von Jodie gerade noch schnitt und selber die Kontrolle über seinen verlor. Er blieb auf der Straße stehen und brauchte mehrere Minuten, ehe er wieder zu sich kam und wusste, was passiert war. Der Plan war schief gelaufen und jetzt half nur eine Sache: Flucht. Sofort trat er auf das Gaspedal und entfernte sich vom Unfallgebiet. Er kam nicht weit. Einige Polizisten, die schon im Dienst waren, hielten den Wagen auf. Dann sahen sie auf den Wagen, der mitten in den Baum gefahren war und zu einem zweiten Wagen, der dahinter anhielt. Kapitel 13: Entführung ---------------------- Langsam traute sich Conan aus dem Zimmer heraus. Er schlich halbwegs in das Wohnzimmer, in welchem Kogoro saß und sich die Notizen seiner bisherigen Arbeit ansah. Er hatte am Nachmittag wirklich kaum etwas geschafft. Und gegen 17 Uhr noch weiter daran zu sitzen, fand er nicht gerade sinnvoll. Die meisten Menschen hatten da bereits Feierabend gemacht und erreicht hätte er sowieso niemanden, der ihm hätte weiterhelfen können. Dann ging es eben am nächsten Tag mit der Suche weiter. Irgendwann würde er schon eine Spur finden. Er musste nur weiter daran arbeiten und positiv denken. Ran hatte Recht, bisher fand er immer die Personen, die verschwunden waren. Warum sollte es nun nicht auch klappen? Mori sah wieder auf das Bild. Es konnte nicht schwer sein, eine junge Frau zu finden, die von der Haarfarbe nicht typisch japanisch aussah. Conan kam langsam zu dem Detektiv und blickte ihn einige Minuten lang einfach nur an. Dann erst traute er sich, mit ihm zu sprechen. „Onkel?“ Kogoro blickte auf. „Hmm?“ „Tut mir leid, dass ich vorhin geschrien habe“, sprach er leise. „Ich hab mich einfach nur erschrocken“, fügte er dann hinzu. „Schon gut“, murmelte Kogoro darauf. Eigentlich hatte er das schon vergessen und verdrängt, zumal es dem Klienten nichts ausmachte. „Wirklich?“, fragte er dann nach. Mori nickte. „Du hast mir damit nicht den Auftrag versaut, falls du das wissen willst.“ „Gott sei Dank“, murmelte der Kleine darauf. „Damit hat Gott nichts zu tun. Die Männer wissen eben, dass ich der Beste für den Auftrag bin.“ Conan nickte. „Um was geht es denn? Musst du wieder einen Mord lösen?“, fragte er nach. „Diesmal nicht“, antwortete Mori. „Ich such nach einer vermissten Person.“ „Hast du schon einen Anhaltspunkt nach der Person?“ „Nicht wirklich“, seufzte Kogoro. Dann erinnerte er sich wieder daran, dass er meistens mit seinen Fällen weiter kam, wenn Conan einen intelligenten Spruch dazu heraus brachte. Vielleicht konnte es nun auch helfen. „Sie kam vor ungefähr sechs Monaten nach Tokyo und wollte hier ihre Ausbildung in einem Labor weiter machen. Da sie vorher in England lebt, wusste ihr Bruder nichts davon und hat erst jetzt davon erfahren. Da sie nirgends zu erreichen ist, hab ich nun den Auftrag zu finden.“ Conan blickte ihn erstaunt an. „Außer einem Foto und einem Namen hab ich nichts. Die ganzen Labore, in denen ich nachgefragt habe, haben auch nichts von ihr gehört“, fügte er dann an. „Das tut mir leid, Onkel.“ „Du kannst nichts dafür“, er blickte ihn an. „Spontan eine Idee?“ Conan überlegte. „Hast du schon im Telefonbuch nachgeschaut?“, wollte er dann wissen. „Natürlich“, entgegnete Kogoro. „Da gibt es nur eine Miyano, die nicht an ihr Telefon geht. Ich werd morgen früh dort vorbei gehen.“ „Gut“, sprach Conan lächelnd. „Hast du das Foto von dem Mädchen dabei?“ „Natürlich“, meinte Mori darauf und zog es heraus. „Hmmm…“, Conan sah auf das Bild und legte dabei den Kopf schief. „Die sind ja aus wie Ai.“ „Ai?“, Kogoro blickte noch einmal auf das Bild. „Findest du nicht? Die Haare sind spiegelverkehrt, aber sonst…vielleicht ist Ai ihre Mutter.“ „Hmm…“, entgegnete der Detektiv darauf. Auf die Idee, dass es Ai sein konnte, wäre er selber nicht gekommen. „Gut, du bleibst hier. Ran kommt gleich nach Hause. Ich geh rüber zu Ai.“ „Aber Ran sagte…“, fing er an. Kogoro seufzte auf. „Also gut…zieh dich an und komm mit.“ Conan nickte. „Danke, Onkel Kogoro“, meinte er darauf. Er lächelte, strahlte sogar richtig dabei. „Schon gut“, gab dieser von sich. „Du musst es ja nicht übertreiben“, fügte er dann an. „Ich versuchs“, gab der Kleine von sich. „Nicht versuchen. Machen“, sagte Kogoro daraufhin. „Und nun mach schnell, oder ich geh ohne dich.“ „Ja“, nickte der Kleine und lief in sein Zimmer, wo er sich schnell die Sachen anzog. Kogoro wartete. Er stand auf und sah auf das Geschirr. Dann erinnerte er sich an Rans Worte und zog die Augenbraue hoch. Dabei seufzte er. Wenn er die Sachen nicht in die Küche brachte, würde Ran sicherlich erbost sein. Er kannte seine Tochter und wenn sie wirklich wütend war, legte man sich nicht gerne mit ihr an. Kogoro nahm den Teller und das Besteck und brachte dieses in die Küche. „Ich bin fertig“, rief Conan. Er sah sich um, doch das Wohnzimmer war leer. „Onkel Kogoro?“ Conan sah sich weiter um. Dann seufzte er. Hatte ihn Kogoro absichtlich zu Hause gelassen? „Küche.“ Conan lief in diese. „Kann ich dir helfen, Onkel?“ „Nein. Bist du fertig?“ Der kleine Junge nickte. Jodie öffnete langsam ihre Augen. Ihr Kopf schmerzte, da sie mit diesem direkt auf das Lenkrad fiel und für mehrere Minuten so dalag. „Hng…“, murmelte die junge Frau und setzte sich langsam auf. Sie lehnte sich mit dem Kopf nach hinten und schloss für einen weiteren Moment die Augen. „Ai?“ Jodie wartete. „Ai? Alles in Ordnung?“, wollte sie dann erneut wissen. „Es geht…mir gut“, gab das Mädchen von sich. Sie hatte Glück, war angeschnallt und nicht weit nach vorne gedrückt worden. Ihr fehlte nichts. „Gott sei Dank“, murmelte sie leise. „Sind sie noch hinter uns her?“ „Ich weiß es nicht…einer von ihnen hat mich geschnitten, deswegen war der Aufprall stärker als gedacht“, erzählte sie leise und machte die Augen wieder auf. Sie sah sich um. „Verdammt…“ „Sofort einen Krankenwagen“, rief einer der Polizisten, während der andere einen bestellte. Der Mann parkte seinen weißen Wagen neben der Fahrbahn und stieg dann aus. Er blickte sich um, fühlte sich aber sicher genug. Mit schnellen Schritten ging er auf den Wagen der FBI Agentin zu. „Was ist?“ „Von hinten…kommt jemand auf uns zu“, sprach sie leise. Sie erblickte Subaru im Rückspiegel. „Und von vorne…Polizei.“ „Wenn sie zur Organisation gehören, haben wir nichts zu lachen“, entgegnete Ai leise. Sie schnallte sich ab und richtete sich so auf, dass sie auf dem Sitz stand. Dann blickte sie nach hinten. Durch das Licht der Straßenlaterne konnte sie sehen, wer auf sie zu kam. „Okiya.“ „Okiya?“ „Mein Nachbar…mit der Aura der Organisation…Subaru Okiya“, wisperte sie leise. Ai setzte sich wieder zurück und fing an zu zittern. Nun war sie in der Falle. „Keine Angst, ich werd dich beschützen“, meinte Jodie und fuhr mit der Hand in ihre Jackentasche, wo ihre Waffe war. Kurz darauf wich sie hoch, als es an dem Fenster klopfte. Jodie sah zur Seite und erblickte den jungen Mann. Langsam kurbelte sie das Fenster herunter. „Ist alles in Ordnung? Sind Sie verletzt?“ Jodie sah ihn an. Sie erkannte ihn wieder. Es war der gleiche Mann, in den sie im Beika-Einkaufszentrum lief. Wäre sie damals nicht mit ihm zusammen gestoßen, hätte sie Shuichi wahrscheinlich gefunden. „Soweit alles in Ordnung.“ Der junge Mann nickte. „Ich ruf Ihnen einen Krankenwagen“, entgegnete er dann. Jodie schüttelt sofort den Kopf, doch dieser begann deswegen zu schmerzen. „Nicht nötig.“ „Sind Sie sich sicher? Sie haben da eine ziemlich große Wunde“, meinte er darauf. Mit der Hand fuhr sie sich an den Kopf und bemerkte dann die rötliche Flüssigkeit. „Der Krankenwagen ist schon unterwegs“, sprach der Polizist, der zu dem Wagen gelaufen kam. „Bleiben Sie ganz ruhig.“ Jodie blickte zu Ai. „Bleib sitzen“, wies sie sie an. „Wissen Sie, was passiert ist?“, wollte der Polizist von Jodie wissen. „Wir…wir fuhren durch die Straße…irgendwann wurden wir von einem Wagen geschnitten…“, erzählte sie leise. Der Polizist nickte. „Wir haben den möglichen Fahrer. Erinnern Sie sich noch an seinen Wagen?“, fragte er nach. Dann blickte er zu Subaru. „Und Sie sind ein Zeuge?“ Der Angesprochene nickte. „Der rote Wagen fuhr zu dicht auf. Ich wollte nur sehen, ob alles in Ordnung ist.“ Jodie wartete in ihrem Wagen. Sie blickte zu Ai. „Spürst du was?“, wollte sie leise von ihr wissen. Das Mädchen seufzte leise auf. „Seine Aura ist immer noch da“, sagte sie leise. „Keine Sorge. Der Krankenwagen ist schon da, im Krankenhaus sorg ich für weiteren Schutz.“ „Warum ist…er überhaupt noch da?“ „Er ist ein wichtiger Zeuge für die Polizei“, fing sie an. „Deswegen lassen Sie ihn nicht so schnell gehen.“ „Hmm…“, murmelte Ai. „Solange er nicht mit ins Krankenhaus kommt.“ „Ich lass ihn nachher von meinem Boss durchleuchten“, gab Jodie dann von sich. Kurz darauf ging die Tür auf und die Sanitäter blickten sie an. Obwohl Ai nicht wollte, wurde sie in ein Behandlungszimmer gebracht und sollte in diesem warten. Das Mädchen war nervös und wollte nicht. Momentan spürte sie glücklicherweise noch nicht die Aura der Organisation. Trotzdem hatte sie Angst, zumal sie nun von Jodie getrennt war, dessen Wunde in einem anderen Raum genäht werden musste. Jodie saß auf einem Bett. Sie sollte noch über Nacht hier bleiben, da man nicht ausschließen konnte, dass noch andere Verletzungen vorlagen. Die junge Frau seufzte, zog ihr Handy heraus und rief ihren Vorgesetzten an. „Aua“, gab sie dann von sich. „Das tut nicht weh. Ihre Stirn ist betäubt“, gab der Assistenzarzt von sich. „Ich weiß“, murmelte die Blonde. „Ich bins, Jodie“, fing sie dann an, als James heran ging. „Wo sind Sie?“, wollte dieser dann von ihr wissen. „Im Krankenhaus. Uns ist jemand hinten rein gefahren und jetzt werden wir komplett durchgecheckt“, erzählte sie. „Ich soll heute Nacht noch hier bleiben“, seufzte sie. „War das die Organisation?“ „Ja.“ „Ich werde ein paar Leute zu Ihrem Schutz ins Krankenhaus bringen. Haido-Zentralkrankenhaus?“ „Ja“, nickte Jodie. „Den Kopf nicht bewegen.“ „Entschuldigung.“ „Hmm?“ „Ich muss genäht werden. Nur eine kleine Wunde“, antwortete Jodie darauf. „Aber da gibt es noch eine andere Sache. Ich brauchte Informationen über einen gewissen Subaru Okiya. Ai schätzt, dass er dazu gehört.“ „Ich kümmere mich darum.“ „Machen Sie bitte schnell. Er war heute bei dem kleinen Unfall dabei. Er sagte zwar als Zeuge, gegen einen von ihnen aus, aber ich hab ein ungutes Gefühl bei der Sache. Außerdem…“, murmelte sie leise. „Außerdem?“, fragte ihr Gesprächspartner. „Conan vertraut ihm…mit der Begründung, dass er Sherlock Holmes Fan sei“, antwortete Jodie. „Das ist aber keine aussagekräftige Begründung“, warf James ein. „Ich weiß“, seufzte die FBI Agentin. „Deswegen glaube ich, dass das für einen Code steht. Ich weiß nur nicht für welchen. Und da Conan immer noch unter Amnesie leidet, können wir ihn auch nicht fragen.“ „Das sind jetzt Ihre kleinsten Sorgen. Ich kümmer mich um alles. Jodie? Ich werde in spätestens einer Stunde bei Ihnen sein.“ „In Ordnung, Boss“, nickte sie. Kogoro ging auf die Haustür des Professors zu. Sofort klingelte er. Kogoro wartete kurz, da aber niemand sofort aufmachte, schellte er erneut. Mori war ein wenig angespannt. Als die Tür aufging, sah er den Professor an und ging an ihm vorbei. „Ist Ai da?“ „Ja…“, sprach dieser und sah dann auf Conan. „Ist irgendwas passiert?“ Conan schüttelte den Kopf. Mori sah sich um. „Könnten Sie Ai runter holen? Ich habe wichtige Fragen.“ „Einen Moment“, sprach dieser und ging dann los. „Paps?“, Ran kam aus dem Wohnzimmer heraus und blickte ihren Vater und Conan an. „Was macht ihr hier?“ „Conan ist aufgefallen, dass das Mädchen, nach dem ich suche, große Ähnlichkeit zu Ai hat. Deswegen will ich sie befragen.“ „Wirklich?“ Conan nickte. „Sie sieht ihr wirklich ähnlich“, sprach der Junge. „Darf ich das Bild sehen?“ „Wenn es sein muss“, gab der Detektiv von sich und zog das Foto aus der Tasche. Er reichte es Ran. „Hmm…ihr habt recht“, murmelte sie. „Vielleicht sind die Beiden miteinander verwandt“, entgegnete der Kleine. „Könnte möglich sein“, sprach das Mädchen. „Es tut mir leid, aber Ai trifft sich momentan mit ihren Freunden“, meinte er. „Vielleicht kann ich Ihnen helfen.“ „Haben Sie diese junge Frau schon einmal gesehen?“, wollte Kogoro wissen und hielt ihm das Bild vor das Gesicht. „Nein“, schüttelte Agasa den Kopf. „Tut mir leid, ich weiß nicht, wer das ist.“ „Sind Sie sich sicher?“, fragte Mori nach. „Finden Sie nicht auch, dass die junge Frau Ähnlichkeiten mit dem Mädchen hat, welches bei Ihnen wohnt?“ „Ai?“, murmelte Agasa und sah noch einmal auf das Bild. „Jetzt wo Sie das sagen.“ „Könnte es sein, dass sie mit Ai verwandt ist?“ Agasa zuckte mit den Schultern. „Ich hab sie bisher noch nicht gesehen. Ais Mutter sieht anders aus“, sprach er anschließend.“ „Hmm…“ „Aber wenn Sie wollen, kann ich Ai darauf ansprechen sobald sie wieder zu Hause ist.“ „Tun Sie das bitt. Das könnt mir bi meinen Recherchen sehr gut weiterhelfen.“ „Warum stehen wir hier?“, wollte Wodka wissen. Er blickte zu seinem Partner und seufzte dann leise auf. Den ganzen Tag über hatte er nicht wirklich viel gemacht, außer hin und herfahren. Gin verdrehte die Augen. „Sherry. Irgendwann wird er sie schon finden und bevor er sie vor uns warnt, schlagen wir zu.“ Wodka nickte. „Aber bisher hatte er doch keine Anhaltspunkte“, warf er ein. „Wenn es so einfach wäre sie zu finden, hätten unsere Leute sie schon gefunden“, sprach der Mann in Schwarz. „Sherry hat ein gutes Versteck gefunden, aber in dem wird sie nicht lange bleiben können. Mori ist ein bekannter Detektiv, mit der Zeit wird sie von der Suche nach sich erfahren und kommt heraus. Dann fassen wir sie.“ „Und solange bis es soweit ist, verfolgen wir ihn“, murmelte Wodka darauf. „Jetzt weißt du, warum wir das machen“, sprach Gin und sah weiter aus dem Wagen. Natürlich war die Suche nach Sherry langweilig, aber es war der Befehl des Bosses. Und solange dieser nun sein Augenmerk wieder auf Sherry lenkte, konnten sie nichts anderes machen, als warten. „Hoffentlich findet er sie bald“, gab Wodka von sich. „Die Möglichkeit besteht tatsächlich. So wie er vorhin aus seiner Wohnung gelaufen kam, könnte es sein, dass er eine heiße Spur hat.“ „Und was machen wir, wenn er ohne sie rauskommt?“, wollte Wodka wissen. „Das kann uns nur recht sein.“ „Hmm? Wieso?“ „Wenn er weg ist, gehen wir rein. Sherry wird denken, dass wir erst später kommen und falls sie mit uns rechnet, wirst du hinter dem Haus stehen und sie schnappen. Und wehe sie entkommt dir“, entgegnete Gin. Wodka nickte. „Das wird mir nicht passieren“, meinte er. „Wenn Sherry wirklich raus kommt, werde ich sie gefangen nehmen.“ „Das will ich dir auch geraten haben.“ Gin zog eine Zigarette aus der Schachetel heraus und zündete sie an. „Jetzt müssen wir nur noch warten.“ Nervös saß Ai in dem Krankenzimmer und wartete darauf, dass ein Arzt herkam. Sie wusste, dass es Probleme geben konnte. Sie hatte keine richtige Identität und es wäre auf Dauer schwer diese im Krankenhaus weiter zu verschleiern. Ai rieb ihre Beine aneinander und sah sich um. Ein Arzt kam rein und vollzog die erste Untersuchung. „Und?“, wollte das Mädchen von ihm wissen. „Es sieht nicht danach aus, als hättest du dich bei dem Unfall verletzt.“ „Das hab ich doch gesagt“, entgegnete sie ruhig. „Das kann man nie wissen. Du bist noch ein Kind, du könntest unter Schock stehen“, entgegnete der Arzt darauf. „Momentan sieht alles soweit ganz gut aus“, murmelte er. „Aber?“ „Bei Kindern gehen wir gerne auf Nummer sicher, weswegen wir dich heute Nacht gerne hier behalten würden. Deine Begleiterin wird ebenfalls über Nacht hier bleiben“, sprach er. „Kann ich dann in ihr Zimmer?“, wollte Ai wissen. Der Arzt schüttelte den Kopf. „Wir behalten dich in der Pädiatrie.“ Ai seufzte. „Muss das sein?“ „Das muss sein“, meinte er darauf. „Eine Krankenschwester richtet dir ein Zimmer ein und wird dich dann abholen. Am besten ist es, wenn du erstmals noch hier wartest.“ Ai nickte. „Ich komm heute Abend noch einmal und seh nach dir.“ Das Mädchen nickte erneut und sah dem Arzt dann nach. Sie wartete und bekam ein mulmiges Gefühl dabei. Das Mädchen griff in ihre Tasche und zog eine Pille heraus. Sie atmete tief durch und schluckte ihr eigenes Mittel. „Sie sind im Haido-Zentralkrankenhaus“, sprach Vermouth in ihr Handy. „Sehr gut“, entgegnete ihr Gesprächspartner. „Die FBI Agentin ist ein wenig fehl am Platz.“ „Die wird uns keine Probleme machen. Dafür werd ich schon sorgen.“ „Sehr gut. Ich mach mich gleich mit Kir auf.“ „Sitzt deine Verkleidung?“ „Oh ja…Das FBI wird mit für Akai halten“, grinste Bourbon und sah zu seinem Wagen, in welchem sich Kir umzog. „Wunderbar.“ Vermouth legte ihren Helm ab und strich sich über die Haare. Die junge Frau blickte sich um. Sie wusste, dass sie jetzt schnell handeln mussten, da das FBI sicherlich nicht weit war. Kir sah zu Bourbon. Seit er sie abholte, hatte er die Maske von Akai auf dem Gesicht, weswegen sie nicht sagen konnte, wie sein wahres Gesicht war. Das Organisationsmitglied hatte alles sehr gut geplant. Wahrscheinlich wollte er sie auch noch aus der Reserve locken, aber das brachte ihm nichts, da sie bei seinem Anblick erschrak und die Waffe auf ihn richtete. Bourbon klopfte an die Fensterscheibe. „Komm jetzt!“, wies er sie an. Kir nickte und stieg aus. Sie trug eine weißes Oberteil, sowie einen weißen Rock und sah aus, wie eine gewöhnliche Krankenschwester. „Was hast du…“ „Sei still“, gab er von sich. „Und jetzt komm mit.“ Kir nickte erneut und folgte ihm dann. Durch den Hintereingang gingen sie in das Gebäude hinein. Kir sah sich um, aber Bourbon schien genau zu wissen, wo er hin musste. Sie standen vor einem Zimmer. Bourbon grinste und öffnete dann die Tür. Er trat ein. „Hallo, Sherry.“ Das Mädchen sprang von der Sitzgelegenheit auf und wich nach hinten. Nun war sie in der Falle und sie spürte ganz deutlich die Aura der Organisation. „Das bringt dir nichts, Sherry“, entgegnete Bourbon darauf. „Du hast jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder du kommst freiwillig mit oder wir müssen dich mitnehmen. Also? Was wählst du? Bedenke bei deiner Entscheidung, dass einige Menschen hier leiden werden, wenn du die falsche Wahl triffst.“ „Bastard.“ „Glaub ja nicht, dass du damit weiter kommst“, meinte er. „Entscheide dich schnell. Die Zeit läuft. Tick tack, tick tack.“ Ai schluckte. Sie wusste genau, was die Organisation tun würde, wenn sie nicht mit ging. „Also gut…aber ihr lasst die Menschen in Ruhe“, meinte sie dann darauf. „Natürlich. Diese haben uns ja nichts getan. Du bist wirklich ein braves Mädchen“, entgegnete er. Dann streckte er die Hand aus. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dir meine Hand geb.“ „Das nicht, aber dein Handy hätte ich gerne.“ Ai knurrte und zog dieses langsam aus ihrer Jackentasche heraus. Dann legte sie es in seine Hand. „Du bist wirklich gut erzogen. Hell Angel hat gute Arbeit geleistet“, meinte er zu ihr. Das Handy warf er dann auf den Tisch und sah zu Kir. „Na los, bring sie raus, Kir.“ Die junge Frau nickte und sah zu Shiho. Sie packte sie am Arm und brachte sie nach draußen. Leider konnte sie ihr nicht helfen. Kir blickte zu Shiho. Es tat ihr wirklich leid, aber sie hatte keine andere Wahl. Sie versuchte leicht zu lächeln, was ihr allerdings nur wenig gelang. Bourbon ging neben den Beiden entlang. Er beobachtete die Umgebung, doch keiner wunderte sich, dass sie nach draußen gingen. Es war schon fast normal. Und das FBI war bisher auch nicht eingetroffen. Das war ein cleverer Schachzug. Bourbon wusste genau, dass es eine Weile dauerte, ehe sie hier eintrafen. Und genau diesen Zeitpunkt machte er sich zu nutzen. Da das Krankenhaus am Eingang eine Kamera hatte, blickte Bourbon zu dieser und lächelte. Er war sich sicher, dass das FBI nun sein Gesicht erkannte. Er wollte auch gesehen werden. Das FBI sollte ihren Kollegen für den Verursacher halten. Subaru parkte in der Nähe des Krankenhauses. Er stieg aus seinem weißen Wagen aus und ging auf den Eingang zu. Dabei hatte er ein ungutes Gefühl, trotzdem war er bereit, egal wie hart es werden würde. Er war sich sicher, dass die Organisation nicht so einfach locker ließ. Es war nicht ihr Stil und nur, weil Jodie sie mit ihrem kleinen Trick abhalten konnte, hieß es nicht, dass sie es nicht noch ein weiteres Mal versuchen würden. „Hmm…“, murmelte Vermouth. Sie erinnerte sich an diesem Mann. Auf der Straße war er so schnell, dass er schon neben ihr fuhr. Sie konnte sein Gesicht erkennen. Es gab nicht viele Männer, die ihren Wagen so sehr unter Kontrolle hatten, dass sie hohe Geschwindigkeiten fahren konnten. Vermouth stolzierte vor dem Eingang des Krankenhauses herum und warf ihm einen Blick zu. Sie ging weiter, bis sie in eine Nebenstraße des Krankenhauses kam. Dort wartete sie einen Moment. Sobald Vermouth Schritte hinter sich hörte, drehte sie sich um. Und da stand er nun; der Mann, auf den sie wartete. Er hatte sie also tatsächlich verfolgt. Das konnte eigentlich nur eines bedeuten. Sie blickte ihn mehrere Minuten stumm an. „Du lebst also.“ Subaru entwich ein Grinsen. „Aber das bringt dir jetzt auch nichts mehr.“ „Findest du? Ich finde, dass es mir schon was gebracht hat“, gab er von sich. Bourbon sah sich draußen um. Sie nahmen den normalen Ausgang, da für sie keine Gefahr bestand. Er hatte das im Gefühl und wenn es anders wäre, hätte sich Vermouth schon lange gemeldet. Das Organisationsmitglied blickte zu Kir, dann zu Sherry. „Wie es sieht, wird keiner kommen und dich retten“, meinte er darauf. Shiho knurrte leicht. Sie sah sich um, merkte aber auch schnell, dass die Rettung nicht in der Nähe war. „Jetzt bleib mal locker“, meinte er. „Es reichte doch, dass du mir im Bell Tree Express abhanden gekommen bist. Diesmal rettet dich keiner.“ „Ich hab nicht behauptet, dass ich das wollen würde.“ „Stur wie immer“, grinste Bourbon. „Der kleine Detektiv wird dir diesmal nicht helfen können.“ Shiho sah sofort auf ihn. „Glaubst du wirklich, ich hab dich nicht erkannt? Ich kenn deine Familie, deine Mutter, deine Schwester und natürlich hab ich auch Bilder von dir gesehen. Und ich kombiniere schnell, schneller als dieser Kogoro Mori.“ „Was willst du damit sagen?“, wollte sie wissen. „Kir, steig ein.“ Das Organisationsmitglied nickte. Sie öffnete hinten die Tür und sorgte dafür, dass Shiho einstieg, ehe sie dieser dann folgte. Auch Bourbon stieg ein. Allerdings vorne. Sofort startete er den Wagen und fuhr los, wobei er darauf achtete, dass ihn keiner verfolgte. „Wusstest du das etwa nicht? Als du deinen kleinen Freunden geholfen hast, wurde ein Video von dir gemacht“, meinte Bourbon darauf. „Was meinst du?“ „Hast du das nicht mit bekommen? Nach deiner glorreichen Rettung hat einer deiner Freunde ein Video von dir gedreht und Mori nach dir Suchen lassen. Du hast aber Glück, Mori hat bisher noch keine Verbindung zu dir gefunden.“ „Aber er sucht mich“, warf Shiho ein. „Das weiß ich. Mal sehen, wie lange er braucht um die Parallelen zu finden“, schmunzelte Bourbon. „Und dein kleiner Freund kann dich diesmal nicht retten, ebenso wenig wie eine andere Person.“ „Was hast du jetzt mit ihr vor?“, wollte Kir wissen. Er grinste leicht. „Das ist nichts, was du wissen musst“, gab er von sich. „Meinst du nicht, dass du mir mehr erzählen müsstest, wenn ich weiter arbeiten soll?“, fragte sie dann nach. „Wer hat dir gesagt, dass du weiter mit mir arbeiten wirst? Für heute kann ich dich nicht mehr gebrauchen. Ich setz dich ein paar Straßen weiter ab. Du weißt ja, wie du nach Hause kommst“, entgegnete er. „Wäre es nicht besser mich nach Hause zu bringen?“ „Das liegt nicht auf meinem Weg“, gab Bourbon von sich. Außerdem wollte er es vermeiden dem FBI direkt in eine Falle zu laufen. „Wie nett von dir.“ „Warum sollte ich nett sein?“, sprach der junge Mann. „Du kannst froh sein, dass du überhaupt einen Auftrag ohne Überwachung machen durftest. Das kann sich sehr bald wieder ändern.“ Kir sah einfach nur nach vorne. Sie ballte die Faust und hatte momentan keine andere Möglichkeit, als ruhig zu bleiben. „Deinen nächsten Auftrag kannst du auch alleine machen. Naja fast…halte dich bereit“, fügte er dann an. „Ach und übrigens, bleib in der Zeit zu Hause, du könntest hin und wieder Besuch bekommen. Und wahrscheinlich kriegst du die Einsatzberichte oder die Informationen, die du brauchst.“ „Verstanden“, nickte sie. Damit war ihrer Flucht erst einmal ein Riegel vor geschoben. Sie konnte nicht weg, da die Beobachtungen immer noch anhielten. Egal was Kir machte, die Organisation behielt ein Auge auf sie. Und so würde sie bei der Flucht nicht weit kommen. Wahrscheinlich hätte sie nur die Wohnung verlassen müssen und die nächsten Mitglieder hätten sie am Bahnhof oder Flughafen aufgespürt, vielleicht sogar im Ausland. Was das anging, wurden alle Mitglieder aktiv und selbst nieder Mitglieder versuchten zu triumphieren. Vermouth sah ihn an. „Ich hätte nicht gedacht, dass du dich zu einer solch drastischen Veränderung entscheiden würdest.“ „Man tut was man kann“, antwortete er ruhig. „Wenn es sogar dich überrascht, kann ich sicher sein, dass die Anderen noch nichts davon wissen.“ „Vielleicht…vielleicht aber auch nicht“, sprach sie. „Keiner nimmt dir deinen Tod ab.“ „Aber sie können nicht das Gegenteil beweisen.“ „Meinst du? Bourbon zweifelt so ziemlich daran. Und nicht nur er.“ „Bourbon denkt auch, dass nur er allein das Recht hat, mich umzubringen. Nur weil sein Ego immer noch angeschlagen ist“, entgegnete der junge Mann. Er zog seine Waffe und richtete sie auf die Schauspielerin. „Verrate mir doch einen Grund, warum ich dich nicht erschießen sollte.“ „Da gibt es mehrere“, fing sie an und blickte in den Lauf. Sie war nicht zimperlich, wenn es darum geht. Angst hatte sie schon lange nicht mehr. „Wenn du mich jetzt tötest, würdest du der anderen FBI Agentin die Genugtuung weg nehmen, mich für den Mord an ihrem Vater zu bestrafen. Außerdem…“ „Außerdem?“, grinste er leicht. „Außerdem ist es eh schon zu spät. Das Mädchen, das du die ganze Zeit über beschützen wolltest, befindet sich jetzt in unserer Gewalt. Du siehst…wir kriegen immer das, was wir wollen. Da konnte dir nicht einmal Kir helfen.“ „Ist eure Angst so groß, dass Kir mit mir zusammen arbeiten könnte? Eine ziemlich paranoide Organisation, aber sie passt zu einem verfaulten Apfel.“ Vermouth ballte die Faust. Sie hasste es, wenn er sie so bezeichnete. Sie war vieles, aber gewiss kein verfaulter Apfel. „Tu dir keinen Zwang an.“ Sie hasste ihn. Sie hasste ihn wirklich. „Du…“ „Ich seh doch, dass du am liebsten deine Waffe ziehen willst. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass sie sich in deiner rechten Jackentasche befindet. Tu dir keinen Zwang an und schieß. Wenn du dich traust.“ Vermouth biss sich auf die Unterlippe. Er war so überheblich und dabei war das nicht einmal eine schlechte Eigenschaft, wenn man zur Organisation gehörte. Anders überlebte man nicht in dieser. „Was ist? Hat es dir die Sprache verschlagen?“ Vermouth schnaubte verächtlich. „Dein Tod ist noch nicht mein Ziel. Ich finde es interessant, dass du überlebt hast“, entgegnete sie darauf. „Es wird mir eine Freude sein dich fallen zu sehen.“ „Wie ich es erwartet habe“, fing er an. „Du zögerst und lässt mich lieber von einem anderen Mitglied erledigen. Soll mir recht sein. Dann kannst du wenigstens noch sehen, wozu wir noch fähig sind.“ „Fahr doch zur Hölle.“ „Hab ich nicht vor.“ Vermouth öffnete ihre Faust wieder. „Glaub nicht, dass du gegen uns gewinnen könntest. Das haben schon viele versucht. Und außerdem…befindet sich Sherry nicht mehr im Krankenhaus“, lachte sie dann. „Sehr schön.“ Ihre Gesichtszüge entglitten ihr für einen kurzen Moment. Und dann bemerkte sie die Selbstsicherheit in seinen Augen. „Du hast das alles geplant“, zischte sie. Shuichi drehte sich um. „Du solltest Bourbon anrufen, vielleicht kann er noch irgendwas retten“, sprach er und ging aus der Seitenstraße heraus. „Bastard…“ Akai ging ins Krankenhaus. Als Subaru Okiya besorgte er sich die Informationen die er brauchte. Außerdem hatte er die passenden Utensilien bei sich. Aus seiner Jacke zog er einen kleinen Empfänger heraus und blickte auf den blinkenden Punkt. Ein unzufriedener Gesichtsausdruck legte sich auf sein Gesicht, während er immer näher auf den Punkt zu ging. Er öffnete die Tür des Untersuchungsraumes und erblickte dann das Handy auf dem Tisch. Dann war Bourbon also auf die Idee gekommen es zu entsorgen. Damit musste man rechnen. Er nahm es an sich, öffnete hinten das Gehäuse und nahm einen kleinen Chip heraus. Das Telefon warf er zurück auf den Tisch, ehe er den Raum verließ. Doch es war ein Teilsieg für die Organisation. Und auch wenn sie nun wussten, dass er immer noch am Leben war, gehörte es zu seinem Plan. Er hatte Vermouth verunsichert, sobald sie bald ihren nächsten Plan in die Tat umsetzen würden. Und dann konnte er handeln. Er schnaubte leicht, als er das Krankenhaus verließ und machte sich zurück auf den Weg zu seinem Wagen. Shiho war nun in der Gewalt von Bourbon, aber das machte ihm keine Sorgen. Er kannte ihn und wusste, dass er ihr nichts tun würde, alleine weil sie ihre Schwester war. __________________ So, wir sind nun an der Stelle, an der Shiho von Bourbon entführt wird. Und ja, Akai lebt und mischt sich natürlich auch mit ein. Wie ihr bereits erkannt habt, gehört das alles sogar teilweise zu seinem Plan. Aber wer weiß, was er sonst noch machen wird. Und wie Jodie darauf reagieren wird, erfahrt ihr dann im nächsten Kapitel. Aber ich kann euch verraten, sie wird nicht gerade erfreut sein, vor allem, da sie Subaru für einen Feind hält. Kapitel 14: In Gefangenschaft ----------------------------- Bourbon sah nach hinten zu Shiho. „Du solltest nicht versuchen zu fliehen“, sprach er. „Die Türen sind automatisch verschlossen. Und wenn du mich zu einem Unfall zwingst, werden wir Beide sterben. Ich denke aber nicht, dass das in deinem Interesse sein wird“, fügte er an. „Dir kann das doch egal sein, Rye.“ Bourbon musste lachen. Natürlich hielt sie ihn für Rye. Kaum einer konnte hinter diese Maske blicken. Nicht nur, dass er damit dem FBI Rätsel aufgab, auch Sherry konnte er leicht austricksen. „Auch wenn du es nicht glaubst, mir ist mein Leben noch lieb.“ „Pff…“, schnaubte sie. „Du solltest es dir lieber noch einmal überlegen. Momentan stehen ein paar nette Kollegen von mir vor dem Haus deines geliebten Professors“, meinte er dann. „Das wagst du nicht.“ „Bist du dir sicher? Wir können es ja darauf ankommen lassen. Wenn ich sie bis morgen Abend nicht von dort abziehe, haben sie die Erlaubnis sein nettes Häuschen in die Luft zu jagen. Natürlich mit ihm drin“, drohte er. „Ich hasse dich!“ Bourbon schüttelte den Kopf. „Die Zeit in einem normalen Leben hat dich deine Manieren gekostet. Was für eine unschöne Veränderung. Aber bald hast du genügend Zeit um über deine Vergehen nachzudenken.“ „Warum bringt ihr mich nicht gleich um?“, kam es dann von ihr. „Befehl vom Boss.“ Bourbon hielt an und öffnete die hinteren Türen. Shiho sah sofort dorthin und als sie sich auch nur einen Millimeter von ihrem Platz bewegte, wurde die Tür aufgerissen und Vermouth stieg ein. „Sherry.“ Shiho schluckte und blickte nach vorne. „Bist du gekommen um mich zu töten?“ „Schön wäre es“, entgegnete sie. Vermouth zog den Elektroschocker aus ihrer linken Jackentasche heraus und hielt ihn Shiho entgegen, die sofort zusammen sackte. „Viel besser.“ „Musste das sein? Ich wollte mich eigentlich noch nett mit ihr unterhalten“, entgegnete Bourbon. „Du meinst, du wolltest ihren Hass auf Akai steigern.“ Der Angesprochene musste grinsen. „Sie wird ihm nie verzeihen, dass er ihre Schwester einfach so abservierte und dann nichts gegen ihren Tod tun konnte.“ „Das kann sie gerne mit ihm selber ausdiskutieren.“ „Hmm?“, Bourbon blickte sie durch den Rückspiegel an. „Er hat es überlebt.“ Vermouth verschränkte die Arme. „Die Entführung gehörte zu seinem Plan.“ „Na endlich ist er heraus gekommen“, entgegnete Bourbon. „Ich wusste doch, dass ihn das Mädchen heraus lockt.“ „Hast du mir eigentlich zugehört? Es gehörte zu seinem Plan, dass sie uns in die Hände fällt.“ „Und wenn schon“, fing Bourbon an. „Er wird sie nicht orten können. Das Handy liegt im Untersuchungszimmer. Durchsuch sie nach weiteren Sendern. Ich trau Kir nicht.“ Vermouth nickte. „Langsam glaube ich, dass Kir mit der Sache nur gering etwas zu tun hat“, meinte sie. „Das liegt auf der Hand. Hätte er sie eingeweiht, bestünde die Möglichkeit, dass sie sich verplappert oder es uns erzählen muss. Nein, er ist da schlauer. Er hat alles ohne ihr Wissen gemacht. Damit ist sie in viel weniger Gefahr. Zeitweise.“ „Das würde zu ihm passen“, murmelte sie. „Überprüf Kir trotzdem“, gab er von sich. „Was sollte das noch bringen?“ „Ich will alles über sie wissen. Fang mit ihrem Einstieg bei der Organisation ein. Ich hab gehört, sie hatte damals einen CIA-Agenten entlarven können.“ Vermouth nickte. „Sie soll ihn ziemlich übel zugerichtet haben und er sie, bevor sie ihn erschießen konnte.“ „Das ist mir egal. Ich will alles Wissenswerte darüber haben.“ „Besorg ich dir. Was hast du jetzt mit der Kleinen vor?“ „Ich hab den direkten Befehl, sie Gin auszuliefern.“ „Hmm…Interessant.“ „Nicht wirklich. Ich würde mich lieber selber um sie kümmern.“ Die junge Schauspielerin schüttelte nur den Kopf. „Du wirst wehleidig, mein Lieber.“ Es fing vor Jahren an und gehörte mit zu Bourbons ersten Aufträgen. Damals hatte er noch keinen Codenamen und gehörte auch nicht zu den besten Agenten der Organisation. Er war neu und sollte eine Routineaufgabe übernehmen. Oftmals setzte die Organisation neue Mitglieder ein um Ihresgleichen zu beobachten. Dabei waren sie besonders gründlich. Jeder verriet jeden um sich eine bessere Stellung zu erarbeiten. Im Laufe der Zeit hörte er – von seinem Mentor – vieles über die Organisation. Und wenn die Zeit reif sein würde, sollte auch er für sie arbeiten. Und dann war es soweit. Der Auftrag war alles andere, als für ihn perfekt. Er sollte nur jemanden observieren. Als ob er das nicht schon vorher oft genug getan hätte. Seine Ausbildung absolvierte Bourbon bei der hiesigen Polizei, weswegen solche Aufgaben ein Kinderspiel waren. Anhand seiner überdurchschnittlichen Intelligenz und seiner Kombinationsgabe, war er der perfekte Beschatter. Tag für Tag verfolgte er die junge Frau, die in die Organisation einstieg. Er und sein damaliger Partner machten das sogar öffentlich, sodass sie immer wusste, wann sie da waren und wann nicht. Eigentlich war das keine Beschattung, das war einfach nur Stalking. Und sie wusste es. Sie ging damit um, als wäre es ganz normal. Erst Tage später erfuhr er, dass die junge Frau bereits in ihrer Jugend unter ständiger Beobachtung stand. Eigentlich wussten sie, dass sie sie nicht betrog, aber trotzdem wollten sie auf Nummer sicher gehen, ehe sie ihr die ersten Aufträge alleine gaben. Am späten Abend oder am frühen Morgen kam sie immer mit einem Tablett, zwei Tassen und einer Kaffeekanne nach unten und reichte sie ihren Beobachtern. Sie war viel zu freundlich für die Organisation, was der Jüngling nicht verstehen konnte. Jeder andere hätte sich von der Organisation ferngehalten und versucht sein Leben ganz normal weiter zu führen. Sie nicht. „Warum tust du das, Akemi?“, hatte er sie an einem Tag gefragt. Sie lächelte leicht. „Ich tue das für meine Schwester und nur für sie.“ „Du willst sie rausholen.“ Akemi schüttelte den Kopf. „Ich will ihr Nahe sein“, sprach sie. „Du wirst das nicht verstehen…Meine Schwester ist meine einzige Familie und solange ich hier mitarbeite, kann ich sie sehen und mit ihr reden.“ „Du weißt nicht, worauf du dich einlässt.“ „Doch, das weiß ich“, entgegnete sie. „Ich habe diesen Entschluss nicht willkürlich getroffen. Ich weiß, was ich tue“, fügte sie an. „Akemi…“ „Es ist in Ordnung“, lächelte die junge Frau. Seitdem wusste er, was für eine starke Frau Akemi doch war und wie sehr sie für ihr Glück und das Leben ihrer Schwester kämpfte. Sie hätte alles getan, nur um bei ihrer Familie sein zu dürfen. Er bewunderte sie für diesen Lebenswillen und für den Kampf, den sie im Inneren mit sich selber ausfechten musste, nur um in die Organisation einzusteigen. Bourbon nahm sein Handy hervor und wählte Gins Nummer. Er wartete ab. „Was ist?“, kam es sogleich gereizt. „Ich hab Sherry.“ „Hmm…“ Gin grummelte. Er war sich sicher, dass er derjenige sein würde, dem das Mädchen in die Falle lief. „Wenn du mir das unter die Nase reiben willst, dann solltest du wissen, dass es mich nicht interessiert.“ „Keine Sorge. Das einzige, was ich dir unter die Nase reiben werde, ist die Tatsache, dass ich Rye erledigt habe.“ „Davon kannst du nur träumen“, gab Gin zurück. „Wir werden sehen.“ „Was willst du?“ „Mein Befehl ist klar. Ich soll dir Sherry übergeben. Wir treffen uns in einer Stunde im Beika-Park.“ „Von mir aus“, grummelte der Mann in Schwarz. Er legte auf und sah zu seinem Partner. „Beika-Park.“ Wodka nickte und startete den Motor. Er fuhr los. Jodie wartete und wartete. Langsam wurde sie nervös. Eigentlich dachte sie, dass Ai her kommen würde. Aber bislang war von dem Mädchen nichts zu sehen. Die Computertomographie hatte die FBI Agentin auch schon hinter sich. Dass der Befund unauffällig sein würde, konnte sie den Ärzten auch sagen, immerhin hatte sie den kleinen Unfall gezielt verursacht und nur mit minimaler Geschwindigkeit gegen den Baum gefahren. Trotzdem wollten sie sie da behalten. Auch wenn sich Jodie dem beugen musste, konnte sie keiner davon abhalten, nach ihrer Beifahrerin zu sehen. Die junge FBI Agentin stieg aus dem Bett und zog sich die Schuhe an. Langsam trat sie aus dem Zimmer und sah sich um. Erst als sie einer Krankenschwester begegnete, konnte man ihr sagen, was mit Ai war. Eigentlich sollte das Mädchen bereits auf der Kinderstation liegen, doch nachdem Jodie dort war und sie nicht fand, wollte sie noch einmal in das Untersuchungszimmer gehen, wo Ai angeblich behandelt wurde. Aber auch dort fand sie nichts von dem Mädchen. Jodie seufzte auf und nahm ihr Handy hervor. Sie wählte die Nummer und bemerkte schon bald das Klingeln des Telefons. Sie nähert sich diesem. Jodie nahm das Handy in die Hand und sah es mehrere Sekunden stillschweigend an. Dann drückte sie ihren eigenen Anruf weg und steckte beide Telefone ein. Ihres musste sie wieder heraus ziehen, nachdem es anfing zu klingeln. Jodie nahm ab. „Starling.“ „Wo sind Sie? Ich steh in Ihrem Zimmer“, entgegnete James. „Ich komm gleich zurück“, murmelte sie leise und legte wieder auf. Dann lief sie los. Jodie riss die Tür zu ihrem Zimmer auf und blickte James an. „Sie ist weg.“ „Wer? Ai?“, wollte der Mann wissen. Die junge Frau nickte. „Sie sollte auf die Kinderstation gebracht werden, dort war sie aber nicht. Dann war ich in dem Untersuchungszimmer. Dort war sie auch nicht“, entgegnete Jodie darauf. „Die Organisation hat sie.“ „Das ist nicht gut“, murmelte James. „Könnte sie nicht auch zu sich nach Hause gelaufen sein?“ Jodie schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht. Sie hat mir erzählt, dass sie die Organisation suchen lässt. Sie würde wohl nicht einfach so wieder zurück gehen. Außerdem…hab ich ihr Handy gefunden.“ Jodie seufzte auf. „Haben Sie schon etwas über diesen Subaru Okiya heraus gefunden?“ James nickte. „Aber es wird Sie nicht erfreuen.“ „Was haben Sie heraus gefunden?“ „Subaru Okiya ist zur Hälfte japanischer Abstammung und zur Hälfte Engländer. Momentan lebt er in England und arbeitet dort an seinem Studium.“ „Hmm…dann kann er trotzdem hier her gekommen sein.“ James schüttelte den Kopf. „Wir haben die Flughäfen kontrolliert. Unsere Kontaktmänner können bestätigen, dass er in den letzten Tagen nicht hier eingetroffen ist.“ „Es muss nicht in den letzten Tagen gewesen sein“, warf sie ein. „Ich hab ihn bereits damals bei der Geiselnahme im Beika-Einkaufszentrum kurz gesehen.“ „Einer unser Undercover Agenten in England hat bestätigt, dass Okiya heute pünktlich in der Universität war.“ „Das kann nicht sein“, murmelte Jodie. „Dann ist das eine falsche Identität.“ James nickte. „Höchst wahrscheinlich.“ „Und Ai nimmt den Geruch der Organisation bei ihm wahr…Verdammt.“ „Es ist nicht Ihre Schuld“, entgegnete James. „Doch, das ist es. Ich sah keine andere Möglichkeit als auf die SMS zu hören.“ „SMS?“ „Ja, während ich versuchte vor der Organisation zu fliehen, die mir im Nacken saß, bekam ich eine Nachricht, dass ich einen Unfall in der Nähe der Polizeistation bauen soll. Ich sah keine andere Möglichkeit als das zu machen“, seufzte sie. „Das hat Ihnen das Leben gerettet.“ „Und Ai in die Organisation gebracht.“ „Machen Sie sich keine Vorwürfe“, warf er ein. „Ich werde jetzt meinen Bekannten um das Video der Überwachungskamera bitten.“ „Ach ja, Sie kennen den Leiter des Krankenhauses“, murmelte Jodie. „Ich glaube aber, dass es Kir war.“ „Das denke ich auch“, nickte der Einsatzleiter. Und trotzdem wollte er es noch einmal bestätigt haben. „Dürfen Sie das Krankenhaus verlassen?“ „Ja“, log die Blonde. „Gut. Draußen steht mein Wagen. Agent Camel wartet schon auf Sie.“ Jodie nickte. Die FBI Agentin entließ sich auf eigene Gefahr aus dem Krankenhaus. Nachdenklich ging sie nach draußen und blickte sich um. Sie wollte nur noch Ai finden, aber dies gestaltete sich nun schwerer als gedacht. Jodie ging weiter, bis sie das Rufen ihres Kollegen vernahm. Sofort blickte sie zu dem weißen Mercedes und stolzierte auf diesen zu. Sie stieg hinten ein und seufzte. „Bitte sagen Sie mir, dass Sie gute Nachrichten haben und irgendwas zu Shu heraus finden konnten.“ Camel schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, er ist wie vom Erdboden verschwunden.“ „Das hab ich geahnt“, murmelte sie. „Machen Sie sich wegen dem Mädchen keine Vorwürfe“, sprach er dann. „Sie haben leicht reden. Shu wäre dieser Fehler nie passiert“, entgegnete sie und sah nach vorne. „Sagen Sie, haben Sie mir vor einer Stunde eine Nachricht geschrieben?“ „Was meinen Sie?“ „Schon gut. Dann können Sie es nicht gewesen sein“, gab sie leise von sich. „Hoffentlich bringt uns das Überwachungsvideo etwas.“ James nickte. „Das erwarte ich mir von dem Band.“ Nach einer halben Stunde warten, kam James zum Wagen zurück. In seiner Hand hielt er das Überwachungsvideo, welches nicht so einfach zu bekommen war. Aber mit einer kleinen List und einem Gefallen, dem er dem Leiter schulden würde, bekam er es doch. James stieg auf dem Beifahrersitz ein. Er öffnete das Handschuhfach und nahm den tragbaren DVD-Spieler heraus. Diesen stellte er dann in die Mitte des Wagens zwischen dem Radio und der Kupplung. Dann legte er die DVD ein und spielte sie ab. Sie warteten ab und sahen einige verschiedene Szenen, aber es war keine, die sie interessierte, bis sie eine Person sahen, die wie Ai aussah. „Ist das möglich?“, murmelte James. Jodie kam ein wenig weiter nach vorne. „Es sieht sehr danach aus, als wäre sie es“, sprach sie. „Aber wie kann das sein? Eine junge Frau, die aussieht wie Ai.“ „Nicht nur das. Schauen Sie!“ „Shu.“ Camel schluckte. Das konnte doch nicht sein. „Daneben ist Kir.“ „Das kann doch nicht sein“, murmelte Jodie. Aber dann kam sie auf eine Idee. „Shu muss Kir befreit haben“, meinte er dann. James blickte nach hinten. „Natürlich, es kann nur so sein“, fügte sie an. „Shu muss gewusst haben, dass sie mit Kir einen Auftrag planen. Er hat sie heraus geholt. Vielleicht hat er gewusst, dass sie aussteigen wollte. Und bevor das Mädchen in die Gewalt der Organisation kommt, hat er sie selber heraus geholt. Shu muss sich wieder an alles erinnern.“ James hob die Augenbraue. „Erinnern? Kann es sein, dass Sie mehr wissen?“ „Eh?“, Jodie sah ihn entschuldigend an. „Ich hab ihn schon zweimal gesehen“, erzählte sie dann. „Und warum sagen Sie mir das erst jetzt?“ „Ich war mir nicht sicher“, sprach sie darauf. „Ich hab ihn damals zufällig auf der Straße gesehen und bin ihm hinterher. Er reagierte nicht auf mich. Erst als wir Geiseln in der Bank waren, sahen wir uns wieder. Erneut reagierte er nicht auf mich. Ich glaube, er hat sein Gedächtnis verloren. Er konnte auch nicht reden“, erzählte sie. „Ich dachte…wenn ich es sage, würden Sie mich zum einen für verrückt halten und zum anderen…wäre es für ihn nicht gut, wenn er damit wieder in den Vordergrund der Organisation gerückt wäre.“ „Wussten Sie etwas davon?“, fragte James dann und sah Camel an. Der junge FBI Agent nickte. „Jodie hatte es mir erzählt…aber ich hab es nicht glauben können. Im Beika-Einkaufszentrum lief er an mir vorbei. Ich konnte ihn nicht lange beobachten, da er dann verschwunden war.“ „Dafür fand ich ihn dann. Allerdings konnte ich ihm nicht lange folgen. Shu lief nach draußen“, murmelte sie leise. „Und seitdem haben wir nichts mehr von ihm gehört.“ „Sie hätten von Anfang an ehrlich mit mir sein müssen.“ „Entschuldigung.“ „Hoffen wir nur, dass es wirklich Akai war.“ „Natürlich war er das. Shu würde niemals gegen uns arbeiten“, warf Jodie ein. „Außer wenn er einen guten Grund hat.“ „Ich hoffe, Sie haben recht. Wenn er tatsächlich an Amnesie leidet, könnte er für die Organisation von großem Nutzen sein.“ „Aber die Organisation würde ihn doch nie zurück nehmen, auch wenn er an Amnesie leidet. Das gehört alles bestimmt zu seinem Plan“, entgegnete die Agentin. James sah wieder auf den Bildschirm. „Können Sie sich sicher sein, dass dieser Mann nicht Bourbon ist?“ Jodie schluckte. „Shu kann nicht Bourbon sein. Außerdem hat Shu keinen Zwillingsbruder.“ „Hmm…eine Maske?“ „Ich weiß es nicht“, murmelte die junge Agentin. Jetzt war sie sich nicht mehr sicher. „Das behalten wir im Hinterkopf.“ Jodie nickte. Noch immer sah sie auf das Videoband, welches die ganze Zeit überlief. „Halt!“ „Hmm?“ James stoppte das Band. „Das ist er. Das ist dieser Subaru Okiya.“ „Nach einem Student sieht er auf jeden Fall aus“, entgegnete Camel. Jodie nickte. „Ich traf ihn damals im Kaufhaus. Ich lief Shu nach, bin aber gegen ihn gestoßen und hab Shu dann für einen Moment aus den Augen gelassen“, sprach sie. „Glauben Sie wirklich, dass er zu der Organisation gehört?“, wollte Black wissen. Jodie nickte daraufhin. „Ai hat mir erzählt, dass sie die Mitglieder der Organisation riechen kann“, sprach sie darauf. „Und bei ihm riecht sie ziemlich viel…wobei es auch Zeiten gibt, wo sie gar nichts wahrnimmt.“ „Wenn das so ist, sollten wir schleunigst seinen Wohnort herausfinden.“ „Das müssen wir nicht. Ich weiß, wo er wohnt.“ James hob die Augenbraue und blickte sie an. „Woher wissen Sie das nun wieder?“ „Ai hat mir erzählt, dass er in der Villa nebenan wohnt. Wenn Sie mich fragen, sollten wir so schnell wie möglich dorthin.“ Der Einsatzleiter nickte und sah zu Camel. „Fahren Sie.“ Professor Agasa brachte Ran, Conan und Kogoro nach draußen. Noch gerade so konnte er sich heraus reden. Es war nicht einfach, aber irgendwann schienen sie ihm zu glauben. Vor allem Conan war nun leichtgläubig. Kogoro brauchte ein wenig. Nur Ran machte ihm Sorgen, doch er hoffte, dass das Mädchen schon bald keine Fragen mehr stellte. Wenn nur Conan seine Erinnerungen wieder hätte, würde er handeln können. Conan würde wissen, was zu tun war und wie sie der Organisation entgehen konnten. „Kommt gut nach Hause“, sprach er. Ran nickte. „Vielen Dank“, lächelte Ran und sah ihn an. „Tut mir leid, dass wir Sie alle am Abend noch störten. Agasa schüttelte den Kopf. „Das ist nicht schlimm“, meinte er. „Ich bin mir sicher, dass Ai auch demnächst nach Hause kommt. Sobald ich etwas von ich weiß, melde ich mich.“ „Danke, Professor“, nickte Kogoro. „Vergessen Sie nicht, es ist wichtig.“ „Keine Sorge. Das haben Sie mir ja zu genüge erzählt.“ „Schönen Abend noch“, entgegnete Ran lächelnd. „Euch auch“, nickte er und ging zurück in sein Haus. Agasa seufzte. Er zog den Zettel, welchen Ai schrieb, aus der Hosentasche heraus und blickte noch einmal auf diesen. Ich möchte Sie nicht in Gefahr bringen und deswegen kann ich nicht länger hier bleiben. Es tut mir leid, hoffentlich können Sie mir irgendwann verzeihen. Sie müssen sich um mich keine Sorgen machen, ich werde mich vom FBI beschützen lassen. Wahrscheinlich werden wir uns nicht mehr sehen, daher möchte ich Ihnen für alles danken, was Sie für mich getan haben. In liebe, Ai.. Agasa blickte weiterhin auf den Zettel und seufzte ein weiteres Mal auf. Ai musste verzweifelt sein, wenn sie schon so einen Schritt wagte und ihn nicht mit ihm absprach. Der Professor ging an das Telefon und wählte die Nummer der FBI Agentin, die eingespeichert war. „Starling.“ Heute wurde Jodie wirklich von vielen Personen angerufen. Sie saß im Wagen und war nach Beika unterwegs. „Guten Abend. Hier ist Professor Agasa“, fing er an. „Ich habe gerade den Zettel von Ai gefunden. Sie wollte sich vom FBI schützen lassen, aber ich würde noch einmal gerne mit ihr sprechen.“ „Professor Agasa…“, murmelte Jodie und blickte aus dem Fenster raus. „Es tut mir leid, aber Sie können nicht mit ihr sprechen.“ „Oh“, gab er von sich. „Haben Sie sie bereits weggebracht?“ „Nein. Wir…wir haben die Befürchtung, dass Ai oder zumindest eine Frau, die ihr sehr ähnlich sieht, nun in der Gewalt der Organisation ist.“ „Eine Frau?“ „Ja, genau. Sie sieht Ai sehr ähnlich, so um die 18 Jahre alt“, erzählte sie. „Hmm…“, murmelte Agasa. „Wissen Sie etwas darüber?“ Agasa schwieg. Wie sollte er es nun erklären? Und was war mit Conan? Eigentlich durfte er ja kein Wort darüber sagen – er hatte es versprochen. Aber nun war das FBI seine einzige Hoffnung. „Professor?“ „Ja, entschuldigen Sie. Das war Ai.“ „Hmm…“, entgegnete Jodie. „Wie kann das angehen? Ai ist eine Grundschülerin…“ „Das ist…Ai hat für die Organisation gearbeitet“, fing er an. „Und dort ein Gift entwickelt. Normalerweise sollte es die Personen umbringen, die es einnahmen. Aber es gab auch Ausnahme. In den Fällen entwickelte sich die Person zurück ins Kindesalter. Das war bei Ai der Fall.“ „Ich verstehe“, murmelte Jodie leise. „Dann ist sie es tatsächlich“, wisperte sie. „Sie müssen alles tun, um sie da heraus zu holen.“ „Versprochen. Wir kümmern uns um alles“, sprach Jodie ruhig. „Danke.“ Agasa legte auf. War es richtig ihr die Wahrheit darüber zu erzählen? Wahrscheinlich hatte er auch einfach keine andere Möglichkeit. Nur so konnten sie Ai retten. Und außerdem war es jetzt auch schon zu spät davor. Jodie steckte ihr Handy raus und blickte nach vorne. „Die junge Frau ist Ai gewesen.“ „Sind Sie sich sicher?“ „Ja, Professor Agasa hat es gerade eben bestätigt. Es gibt wohl ein Gift in der Organisation. Ai ist deswegen ein Kind. Glauben Sie mir, ich versteh den ganzen Zusammenhang auch noch nicht so ganz. Aber es ist sicher, die Frau war Ai.“ James nickte und wies Camel an, schneller zu fahren. „Dann sollten wir so schnell wie möglich die Organisation finden.“ „Shuichi Akai, der Agent, der die Organisation ausspionieren sollte, stellte sich ihren Untersuchungen und Tests. Er bestand sie alle. Durch Akemi bekam er den ersten Kontakt zur Organisation. Schon bei ihren ersten Treffen mit ihr, wurde er von diversen Mitgliedern der Organisation beobachtet. Er lokalisierte sie sofort, was er natürlich nicht sagen konnte. Er musste es langsam angehen lassen. Zu schnell und sie konnten ihn für einen Spitzel halten. Mit Akemi verbrachte er einige nette Tage, ehe er sie dann auf ihre Arbeit ansprach. Zuerst tat sie so, als wüsste sie nicht, wovon er sprach, doch dann merkte sie, wie ernst es ihm damit war. Akemi konnte nicht anders, als ihm den Kontakt zur Organisation zu ermöglichen. Bourbon, der damals noch keinen Codenamen hatte, war nicht glücklich damit. Er hatte Zweifel und ziemlich gute Menschenkenntnisse. Rye, der damals noch als Dai bekannt war, konnte er von Anfang an nicht leiden. Ihre Unterhaltungen betrugen sich nur auf das nötigste. Nur für Akemi versuchten sie sich gut zu verstehen. Zu Anfang sah es auch so aus, als würde sich Akai schon sehr bald von Akemi fernhalten, da er sein Ziel erreichte. Doch über die Zeit änderte sich nichts. Akai traf sich immer noch mit ihr und irgendwann musste er sich auch mit Amuro treffen, der ihn immer skeptisch beäugte. „Was ist?“ „Gar nichts.“ Akemi seufzte und blickte zwischen den Beiden hin und her. „Könnt ihr euch nicht einfach vertragen?“, wollte sie von beiden wissen. „Tun wir doch“, entgegnete Amuro darauf. „Ich muss los. Wir sehen uns“, gab Akai dann von sich. Amuro grummelte, er blickte dem anderen Mann hinterher und überlegte. „Ich weiß gar nicht, warum ihr euch nicht versteht“, seufzte Akemi. „Ich kann ihn nicht leiden“, sprach Amuro darauf. „Er ist komisch.“ „Er ist ganz normal.“ Amuro schüttelte den Kopf. „Nicht für mich. Du solltest bei dem Typen aufpassen.“ „Ach was“, lächelte die junge Frau. „Du kennst ihn nur nicht so gut wie ich. Er ist wirklich…anders…einzigartig“, erzählte sie. „So wie du das sagst, müsste man meinen, du wärst in ihn verliebt.“ Akemi wurde schlagartig rot im Gesicht. „Du bist wirklich in ihn verliebt.“ „Es ist einfach so passiert“, gab Akemi leise von sich. Sie konnte nichts dagegen tun, und sich dagegen wehren wollte sie sich auch nicht. Es waren eben Gefühle da. „Verstehe“, murmelte Amuro. „Solange er dir nicht weh tut.“ „Das wird er nicht“, schmunzelte sie. „Er mag mich schließlich auch.“ „Bist du sicher?“ Amuro hob fragend die Augenbraue. Er hatte da eher das gegenteilige Gefühl. Akemi nickte. „Wir haben morgen unsere erste Verabredung“, schmunzelte sie dann. „Du solltest wirklich bei ihm aufpassen.“ „Jetzt lass doch immer diese negativen Gedanken“, entgegnete Akemi. „Ich weiß, dass du ihn nicht leiden kannst. Aber er ist kein Spitzel.“ „Du bist viel zu verblendet um das zu erkennen“, warf Amuro ein und stupste ihr mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. „Haha…du hörst dich schon fast so an, wie meine Schwester. Als ich ihr das erste Mal von Dai erzählt hab, war sie auch skeptisch.“ „Nur ist das was anderes“, meinte der junge Mann. „Deiner Schwester gefällt es einfach nur nicht, dass du mit jemanden aus der Organisation ausgehst.“ „Vielleicht solltest du dich mit ihr zusammen tun“, witzelte sie. „Warum eigentlich nicht.“ „Untersteh dich.“ „Aber nur, weil du es bist“, entgegnete Amuro. Erst eine lange Zeit später erfuhr das Organisationsmitglied die Wahrheit. Dai Moroboshi – Rye – Shuichi Akai war ein Spitzel des FBIs und hatte sich die ganze Zeit über verdeckt gehalten. Bis zu dem Tag, an dem seine Identität aufflog. Amuro hasste ihn. Sein Verdacht bestätigte sich und dafür wollte er ihn am liebsten umbringen. Dass er es überhaupt schaffte, so lange in der Organisation zu verweilen, grenzte schon an ein Wunder. Die Männer und Frauen der Organisation arbeiteten gründlich und durchleuchteten jedes neue Mitglied. Nicht nur, dass Dai ein Verräter war, auch alle, die je mit ihm zusammen arbeiten mussten, befanden sich unter Verdacht. So auch Amuro, der unter dem Codenamen Bourbon bekannt war. Wieder musste er sich der Beobachtung der Organisation unterziehen. Und er hasste es, obwohl es noch bei ihm ging. Bei Akemi war es anders. Sie hatte ihn in die Organisation rein gebracht und sie war es, die sich dann ihren Fragen stellen musste. Amuro wollte es ihr persönlich sagen, doch Gin kam ihm zuvor und quälte sie mit seinen Fragen. Erst als das Organisationsmitglied Akemi in Ruhe ließ, konnte Amuro zu ihr. „Du weißt es, richtig?“, wollte er von ihr wissen. Akemi nickte. „Er hat es sich nicht nehmen lassen es mir zu erzählen. Und mich dann mit Fragen zu löchern…“ „Das war klar“, murmelte Bourbon. „Jetzt suchen sie Schuld nicht mehr bei sich, sondern bei anderen. Dabei trägt er einzig und allein die Schuld.“ „Das ist jetzt egal“, sprach Akemi darauf. „Ich sag es ja nur ungern. Aber ich habs dir ja gesagt.“ Akemi hob die Augenbraue. „Das musste jetzt sein, oder?“ „Aber natürlich“, nickte er. „Und irgendwann in der Zukunft kannst du darüber lachen.“ „Aha“, murmelte Akemi. „Hältst du mich jetzt auch für einen Spitzel?“ „Dich? Ach quatsch. Wieso? Denken die anderen das?“ „Unglücklicherweise ja“, entgegnete sie. „Deswegen werd ich jetzt auch wieder rund um die Uhr überwacht“, seufzte sie. „Dabei dachte ich, ich hätte es schon hinter mich gebracht.“ „Ich weiß, wie du dich fühlst. Weil ich auch mit ihm arbeiten durfte, werd ich jetzt auch wieder überwacht“, knurrte Bourbon. „Solange sie damit wieder aufhören werden, werd ich es überleben.“ „Ich auch“, nickte die junge Frau. Akemi überlegte es. Doch musste die junge Frau einen hohen Preis dafür zahlen. Bei jedem Auftrag wurde sie überwacht und das nicht nur von einem Organisationsmitglied. Selbst nach einem Jahr trauten sie ihr noch immer nicht ganz über den Weg und gaben ihr immer kleinere Aufgaben, bis sie mehr machen durfte. Auch wenn sie das Gefühl hatte, alleine arbeiten zu dürfen, so hatte die Organisation immer einen kleinen Spitzel auf sie angesetzt. Manchmal musste sich Bourbon selber darum kümmern. Aber das war auch in Ordnung so. Er konnte immer mal wieder einen netten Tag mit ihr verbringen, während er sie beobachtete. Und wenn sie einen Auftrag hatte, konnte er dabei sein und für ihre Sicherheit sorgen. Akemi war nicht gerade eine gute Kämpferin. Zwar konnte sie mit ihren Waffen umgehen, aber wenn die Situation brenzlig wurde, konnte es für sie kein gutes Ende nehmen. Doch irgendwann wurde sein Dienst bei der Organisation beendet. Sie fanden Akai in den Staaten und hatten schon oft versucht, ihm das Leben zu nehmen. Bisher kam er immer aus allen Situationen heraus, schaffte es sogar Vermouth zu verwunden. Deswegen durfte er sich darum kümmern. Bourbon arbeitete im Verborgenen und wollte Akai dadurch empor locken. Doch egal was er tat, der FBI Agent war immer einen Schritt voraus. Man merkte, dass er eine ganze Weile in der Organisation war und dass er sie kannte. Er wusste, wie er handeln musste und versuchte seinerseits wiederum auch die Mitglieder der Organisation heraus zu locken. Doch es war immer ein Katz und Maus Spiel. Er überlebte jedes Mal, woran man schon erkannte, wie groß der Wille sein musste. Trotzdem wollte sich Bourbon nicht austricksen lassen und recherchierte im Untergrund über seine Fähigkeiten. Er wollte besser vorbereitet sein. Doch kurz bevor er seinen Anschlag auf den FBI Agenten durchführen wollte, wurde er wieder zurück nach Japan beordert. Nur widerwillig kehrte er zurück und musste dort feststellen, dass sich vieles veränderte. Akemi war nicht mehr die, die sie einst war. Sie hatte sich zurück gezogen und arbeitete aktiver für die Organisation. Ihren wahren Plan kannte er nicht, weswegen ihn die Nachricht von ihrem Tod unvorbereitet traf. Nicht die Organisation war schuld daran. Es war einzig und allein der FBI Agent, der ihr Herz brach. Jodie blickte an der Fassade der Villa hoch. „Das ist es“, sprach sie leise. „Haben Sie einen Plan?“, wollte Camel wissen. „Natürlich. Ich mach es auf Shus Art. Aussteigen, reingehen und verhaften“, meinte sie darauf. Jodie öffnete die Tür und stieg aus. „Jodie! Warten Sie, das können Sie doch nicht wirklich machen“, warf Camel ein. Doch es war zu spät. Jodie lief bereits an die Haustür. Sie klingelte und wartete ab. Als der junge Hausbewohner die Tür öffnete, stürmte sie rein. „Kann ich Ihnen helfen?“, kam es von diesem kühl. Jodie stemmte die Hände in die Seiten. „Keine Spielchen. Ich weiß genau, wer Sie sind. Und deswegen sind Sie nun verhaftet.“ Jodie zog ihren Ausweis heraus und hielt ihm diesen vor die Nase. James und Camel folgten ihr rein und blickte zu dem Mann. „Du weißt doch gar nichts, Jodie!“ Sie erstarrte. _________________ Und wie fandet ihr es? Jetzt hab ich Shu wieder auftauchen lassen. Die, die mich kennen wissen ja, dass ich selten eine FF schreib, wo er nicht auftaucht. Und ich freu mich, dass es hier quasi bis Kapitel 14 dauerte, ehe er offiziell in Erscheinung trat. Bitte drückt mir die Daumen, ja? Ich hab am Mittwoch meine erste Klausur in meinem Mastersemester und irgendwie bin ich schon nervös, dass ich es nicht schaffe, obwohl ich recht viel gelernt hab. Kapitel 15: Verfolgung ---------------------- Jodie starrte ihn immer noch an. „Du siehst überrascht aus“, gab Subaru, der in Wahrheit Shuichi war, von sich. „Aber wie…du kannst nicht…“ „Ich hätte gedacht, du hättest dich daran gewöhnt, dass ich am Leben bin, so wie Bourbon mit meinem Gesicht durch die Straßen lief.“ „Bourbon…“, wiederholte James. „Verstehe. Ihr habt die ganzen Zusammenhänge noch nicht verstanden.“ „Shu“, murmelte die FBI Agentin. Sie konnte es nicht glauben. Langsam ging sie auf ihn zu. Und ehe sie sich versah, verpasste sie ihm auch schon eine Ohrfeige. „Autsch“, murmelte Camel leise. Akai legte seine Hand an die Wange und rieb sie sich kurz. Er schien keine Schmerzen zu verspüren. „Kommt mit!“ Teilnahmslos ging Akai die Treppen nach oben und suchte das Zimmer auf, in welchem er sich mit seinen Arbeitsgeräten - in dem Fall den Computern – einrichtete. Agasa seufzte. Den ganzen Abend über lag er wach im Bett. Er hoffte auf Ais Rückkehr oder zumindest einem Anruf von Jodie. Aber nichts davon passierte. Irgendwann am nächsten Morgen wachte er auf und sah auf die Uhr. 9 Uhr. Agasa richtete sich auf, sprang aus dem Bett und sah sich in seinem Haus um. Innerlich hoffte er, dass alles nur ein schlechter Traum war. Doch schon bald, erkannte er die Wahrheit. Der Professor hatte nicht viel Zeit um darüber nachzudenken. Er musste handeln, ehe noch mehr Außenstehende von dem kleinen Geheimnis erfuhren. Er nahm den Hörer des Telefons und rief in der Schule an. Offiziell galt Ai nun als krank. Irgendwie war sie es auch. Professor Agasa sorgte sich ziemlich um sie. Nur langsam öffnete Shiho ihre Augen. Sie fühlte sich schwach und kraftlos. Noch sah sie alles verschwommen. Langsam wurde das Sichtfeld klarer. Und sie spürte Schmerzen an den Händen. Sie war gefesselt. Eine Vorsichtsmaßnahme der Organisation. Die junge Frau sah nach vorne. Sie befand sich in einem Wagen und beide Sitze vorne waren besetzt. Sofort spürte sie die Aura und musste schlucken. „Gin…“, wisperte das Mädchen leise. „Schön, dass du uns die Ehre gibst, Sherry.“ Shiho schluckte. Die junge Frau sah sich herunter und bemerkte, dass sie ihre normale Gestalt hatte. Die Frage war nur für wie lange. Das Gegenmittel nahm sie am Abend ein und wurde prompt von der Organisation gefunden. Wie viel Zeit wohl verging? Shiho sah aus dem Fenster. Es war hell. Wahrscheinlich der nächste Morgen. Aber waren auch wirklich erst ein paar Stunden vergangen? „Du bist ja so still, meine Kleine.“ „Fahr doch zur Hölle.“ „Glaubst du wirklich, du kommst mit Komplimenten weit?“, wollte Gin von ihm wissen. „Du solltest mich kennen“, entgegnete Shiho darauf. „Ich mach mir nichts daraus, dir Komplimente zu machen.“ „Stimmt…aber früher warst du anders. Loyal.“ „Du hast doch überhaupt keine Ahnung von mir“, sprach die junge Frau. „Ich hatte keine andere Wahl, deswegen hab ich das alles gemacht.“ „Und du glaubst, du hast jetzt eine Wahl?“ Shiho knurrte. Natürlich hatte sie keine Wahl. Sie befand sich in den Händen der Organisation und noch einmal heraus zu kommen, wäre undenkbar, zumal sie wahrscheinlich sehr bald wieder ihre kindliche Gestalt annehmen würde. „Man hat immer eine Wahl. Das hab ich in der Zeit gelernt, wo ich nicht in der Organisation war.“ „Wie nett. Dein kleiner Freund muss dir ja ziemlich viel beigebracht haben. Du willst uns sicher nicht verraten, wer er ist.“ „Lieber würde ich sterben.“ „Na na. Wir wollen doch nicht gleich soweit gehen“, warf Gin ein. „Wenn ihr glaubt, dass ich noch einmal für die Organisation arbeiten werde, dann habt ihr euch geschnitten. Ich werde nicht mehr in das Labor gehen.“ „Du bist ziemlich nachtragend.“ „…“ „Ist es immer noch wegen deiner Schwester?“, Gin grinste leicht. „Eh? Ich dachte, du merkst dir nicht die Namen deiner Opfer“, warf Wodka ein. „Sie blieb mir in guter Erinnerung. Dir doch auch, Sherry?“ Gin blickte nach hinten. „Du sagst ja gar nichts. Dabei wolltest du doch früher über sie sprechen. Interessiert es dich jetzt nicht mehr?“ Shiho knurrte leise. „Du hast dich wirklich sehr verändert, Sherry. Genau wie deine Schwester.“ „Halt Akemi daraus, sie hat mit der ganzen Sache nichts zu tun.“ „Oh…scheint wohl so, als hätte ich einen wunden Punkt bei dir gefunden.“ Shiho blickte an die Seite. „Willst du immer noch wissen, warum sie sterben musste?“ Das ehemalige Organisationsmitglied schluckte hart. „Du würdest mich sowieso belügen“, warf sie ein. „Vielleicht…vielleicht aber auch nicht. Und was machst du, wenn das keine Lüge ist?“ Shiho schüttelte den Kopf. „Akemi hat nie irgendwas getan, was euch dazu veranlassen könnte, sie umzubringen“, sprach sie leise. „Meinst du?“, Gin grinste dabei. „Deine große Schwester hat die Organisation verraten und hat versucht dich frei zu kaufen. Für ihren Verrat musste sie bezahlen.“ „Das ist nicht wahr.“ „Ach? Denkst du das wirklich?“ „Akemi ist nur wegen mir in die Organisation eingestiegen. Sie hat gewusst, dass man nicht aus ihr heraus kommt. Deswegen würde sie so etwas nie machen. Das ist nicht ihre Art“, empörte sich die Wissenschaftlerin. „Es ist wirklich niedlich, wenn du dich so für sie einsetzt. Glaub es, oder lass es. Deine Schwester hat sich zu viel erlaubt.“ „Wenn sie das tatsächlich getan haben sollte, dann hatte sie auch einen guten Grund dafür.“ „Verstehst du es immer noch nicht, Sherry?“ Gin blickte weiterhin nach hinten zu ihr. „Du bist der Grund.“ „Nein“, wisperte Shiho und schüttelte dabei den Kopf. Das konnte und wollte sie nicht glauben. „Hast du dir noch nie überlegt, warum sie ausgerechnet die eine Milliarde Yen stehlen sollte?“, fragte Gin nach. „Damit wollte sie sich und dich aus der Organisation raus kaufen.“ „Nein.“ Am liebsten hätte sich Shiho die Hände auf die Ohren gelegt, nur um nichts mit anhören zu müssen, aber da diese gefesselt und hinter ihrem Rücken waren, musste sie dem Organisation zu hören. „Sie hätten wir noch gehen lassen. Deine Schwester war dumm zu glauben, wir würden uns auf den Deal einlassen.“ „Warum habt ihr es sie dann lassen machen? Ihr hättet sie aufhalten können. Hättet ihr es mir gesagt, hätte ich sie davon abgehalten“, entgegnete Shiho daraufhin wütend. „Das solltest du doch wissen. Wir benötigen keine Verräter in der Organisation.“ „Deswegen der Raub der eine Milliarde“, wisperte Shiho. „Ihr habt gehofft, dass sie während des Diebstahls getötet wird. Aber sie war besser. Akemi hatte alles geplant und konnte sämtlichen Hindernissen entkommen. Sie konnte das Geld besorgen. Geld, welches ihr haben wolltet. Und deswegen habt ihr sie umgebracht. Weil sie darauf bestand, dass der Deal zu Ende gebracht wird. Ihr Monster“, schrie sie Gin an. „Ich darf dir noch verkünden, dass ich es war, der ihr Leben beendete“, gab Gin von sich. „Und sie hatte keine Hilfe. Nicht einmal von ihrem ehemaligen Geliebten.“ Shiho knurrte. „Bastarde. Glaubt ja nicht, ich würde wieder für euch arbeiten. Bringt mich doch gleich um.“ „Das würde ich gerne“, zischte Gin darauf. „Aber der Boss möchte dich gern lebend haben.“ „Das kann er vergessen. Wenn er wirklich denkt, ich würde noch einmal für euch arbeiten, dann hat er sich geschnitten.“ Gin zuckte mit den Schultern. „Mach doch was du möchtest. Ich führe nur meine Befehle aus.“ Mit einem leichten Seufzen folgte Jodie ihrem Kollegen in das ‚Arbeitszimmer‘. Überall standen Bildschirme, selbst eine Flasche mit Bourbon stand auf dem Tisch, sowie ein überfüllter Aschenbecher. Jodie verdrehte die Augen. „Du hättest hier wenigstens aufräumen können.“ „Das sind Kleinigkeiten, die keinen interessieren“, antwortete er darauf. Shuichi setzte sich an den Computer und rief die Bildschirme wieder auf. „Der Punkt ist Ai.“ „Eh? Wieso bist du dir da so sicher?“, wollte Jodie von ihm wissen. Akai musste grinsen. „Ich dachte, du kennst die Kinder so gut. Sie haben alle ein Abzeichen von ihrem kleinen Detektiv-Club.“ James nickte. „Das hab ich auch bereits gesehen.“ „Damit können sie auch zueinander Kontakt aufnehmen. Wirklich interessant und besser als der sonstige Schnickschnack.“ „Aber wie soll uns das weiterhelfen? Du willst doch nicht, dass Ai mit uns Kontakt aufnimmt. Dazu bräuchten wir auch kein Abzeichen.“ „Natürlich nicht. Aber die Abzeichen, vor allem die von Conan und Ai sind mit einem Chip versetzt, der uns ihren Standort mitteilt. Conan war so nett und hat mir Zugang zu der Software gegeben.“ „Conan weiß das du…?“ „Es würde mich nicht wundern, wenn er es wissen würde“, antwortete Shuichi darauf. „Aber das ist jetzt egal. Wir müssen um Ai kümmern. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie den Sender entdecken.“ Jodie nickte. „Dann sollten wir sofort zu dem Punkt fahren.“ „Keine gute Idee. Wenn wir alle gleichzeitig dort sind, könnte es sie das Leben kosten. Und wenn du genau hin schaust, bewegt sich der Punkt.“ Jodie nickte. „Sie fahren also.“ „Höchst wahrscheinlich. Allerdings ist es ebenso möglich, dass sie es bereits durchschaut haben und den Sender auf einen willkürlichen Wagen geworfen haben.“ „Damit wäre der Sender immer unterwegs und wir an der falschen Stelle“, fügte James an. Akai nickte. „Deswegen ist es wichtig, dass wir nichts überstürzen.“ „Aber es geht um Ai. Sie ist in Gefahr.“ „Glaubst du, das weiß ich nicht?“, wollte Akai von ihr wissen. Jodie blickte ihn einfach nur an. Sie wollte doch nur helfen und ihr Versprechen einhalten. „Was hast du geplant?“ „Einer von uns wird dort hinfahren und dem Signal folgen. Wenn es sich als Ai heraus stellt, können wir weiter handeln.“ „Da gibt es aber noch eine Kleinigkeit, die du über Ai wissen solltest.“ „Hmm?“ „Sie ist…kein Kind mehr. Sie ist jetzt…erwachsen.“ „In Ordnung“, nickte er. Jodie wirkte überrascht. „Du weißt es?“ Der FBI Agent nickte und blickte auf den Punkt, der sich weiter auf der Straße bewegte. „Woher?“ „Ich kenne sie und sie kennt mich“, antwortete er darauf. „Wieso hast du uns das nicht schon viel früher gesagt?“, wollte Jodie von ihrem Kollegen wissen. „Es änderte nichts an der Situation.“ Shuichi sah zu Camel. „Ich schicke Ihnen die Koordinaten und Sie nehmen die Verfolgung auf. Der Angesprochene nickte. „Wenn Sie in der Nähe sind, versuchen Sie in den Wagen hinein zu sehen. Sollte das Mädchen drinnen sein, lassen Sie sich zurück fallen und informieren uns.“ Erneut nickte Camel und lief dann aus dem Raum heraus. „Willst du dies nicht selber machen, Shu?“, wollte Jodie von ihm wissen. Shuichi schüttelte den Kopf. „Es ist besser, wenn ich mich erst einmal weiterhin im Hintergrund halte. Zwar müssten sie schon wissen, dass ich immer noch am Leben bin, aber ich werde erst eingreifen, wenn es wirklich notwendig sein sollte.“ „Aber Shu“, murmelte Jodie. „Sie hätten sowieso nur Interesse daran, mich in eine Falle zu locken. Aber so einfach mach ich es ihnen nicht“, gab er von sich. Er blickte nach hinten zu James. „Sie sollten Verstärkung für Agent Camel rufen. Wenn es sich heraus stellt, dass sich das Mädchen im Wagen befindet, werden wir handeln müssen.“ Der Angesprochene nickte und zog sein Handy raus. „Shu?“ „Hmm?“ „Als ich von der Organisation verfolgt wurde…du warst es doch, der mir die SMS schrieb, nicht wahr?“, fragte sie leise nach. „Ich fuhr die ganze Zeit über hinter euch.“ „Das weiß ich“, nickte sie. „Ai konnte deine Aura spüren“, fügte sie dann an. „Du solltest wissen, dass du nicht gerade die geborene Fahrerin bist. Mit deinen Fahrkünsten hättest du euch nur in einen weit schweren Unfall manövriert“, entgegnete Shuichi darauf. „Ich wollte es wenigstens versuchen“, warf sie ein. „Mit zwei Verfolgern? Oder in dem Fall drei, wenn du mich mit einschließt? Ich denke nicht, dass du das geschafft hättest. Vermouth hätte dich überholt und wenn nicht sie, dann das andere Mitglied.“ „Bourbon?“ „Nein, der war es nicht. Er kann viel aggressiver fahren. Ihm wärst du nicht so einfach entkommen. Außerdem hatte er einen anderen Plan.“ Jodie seufzte. „Dabei dachte ich, es wäre gut, wenn ich versuche auf das Gaspedal zu drücken.“ „Gegen die Organisation kommt du damit nur an, wenn du ein guter Fahrer bist und du keine Angst vor gefährlichen Manövern hast. Nicht zu vergessen, dass es wichtig ist, dass du deinen Wagen im Notfall unter Kontrolle halten kannst. Und das seh ich bei dir nicht.“ „Eh? Tut mir leid“, wisperte die FBI Agentin leise. Dabei wollte sie sich nur Mühe geben und es gegen die Organisation schaffen. „Ich war ja da.“ „Stimmt…woher wusstest du eigentlich, dass ich Ai abhole und weg bringen will?“, wollte sie dann wissen. „Ganz einfach“, entgegnete Akai. „Ich hab sie die ganze Zeit abgehört.“ „Du hörst sie einfach ab? Weiß sie das?“ „Natürlich nicht. Meinst du, ich stell mich hin und erzählt ihr alles? Sie ist sowieso misstrauisch.“ „Das ist verständlich. Du hast für sie den Geruch der Organisation an dir“, meinte Jodie darauf. „Das ist auch kein Wunder.“ „Sage mal…wolltest du damals deswegen, dass sie dich noch nicht sieht?“ „Möglich.“ „Shu?! Kannst du bitte damit aufhören solche Antworten zu geben?“ „Was willst du hören? Das Mädchen kennt mich und hält mich für den Feind. Solange sie das macht, ist sie in Sicherheit, da die die Organisation nicht annimmt, dass sie Kontakt zu mir hat.“ „Aber reicht das der Organisation auch?“ „Nicht immer. Aber in dem Fall schon. Langsam glaube ich nicht, dass sie an ihrem Tod interessiert sind, dafür versuchen sie viel zu oft sie wieder zurück zu bringen.“ „Vielleicht wollen sie sie auch woanders umbringen…“, murmelte Jodie. „Nein, so sind sie nicht. Wenn du dir den Punkt ansiehst, erkennst du, dass sie sich immer noch in einem Wagen bewegen. Normalerweise hätten sie sie umgebracht. Dabei würden sie nie im Leben ihren toten Körper mitnehmen und schon gar nicht irgendwelche Sachen“, erzählte er. „Und falls du nun denken solltest, dass die Organisation ein Kleidungsstück aufhebt und es als Druckmittel benutzen will, dann irrst du dich. Das ist nicht ihr Stil.“ „Dann muss sie wirklich noch leben“, nickte die Agentin. „Das sagte ich doch.“ Akai zog die Augenbraue heb. Dann schüttelte er den Kopf. Manchmal sollte man nicht versuchen mit Jodie zu reden. Camel blickte auf sein Handy. Er saß in dem weißen Mercedes seines Vorgesetzten. Eigentlich hatte er gar keine andere Wahl um ein neues Auto zu nehmen. Akai gab den Befehl so schnell, da wollte er einfach nur noch handeln. Und da er sowieso noch die Schlüssel hatte, bot es sich an. Der FBI Agent schaute noch einmal auf die Koordinaten. Er trat auf das Gaspedal und musste sich beeilen. Noch waren sie nicht allzu weit weg. „Meinst du, er kann sie einholen?“, wollte Jodie von Shu wissen. „Gut möglich.“ Akai blickte auf den Bildschirm und dachte nach. „Aber eines frage ich mich trotzdem“, entgegnete sie dabei. „Die Organisation hat sie bereits seit mehreren Stunden. Wieso ist sie dann noch nicht so weit weg?“ „Ich nehm an, es gab einen Austausch. Wenn Bourbon sie geholt hat, hat er sich bestimmt mit Gin getroffen.“ „Apropos Bourbon“, fing sie an. „Wusstest du, dass Bourbon mit dem gleichen Gesicht herum läuft, wie du?“ „Das weiß ich“, nickte der FBI Agent. „Und das findest du in Ordnung?“ Shuichi zuckte mit der Schulter. „Was soll ich da schon groß gegen machen“, gab er von sich. „Es war sowieso nur ein Test für euch. Bourbon sieht ganz anders aus.“ „Und du fandest es nicht wichtig, uns darüber aufzuklären?“ „Bourbon wollte eure Reaktionen testen. Wie oft soll ich dir noch sagen, dass die besten Reaktionen die sind, wo ein Mensch keine Informationen erhalten hat. Wenn ich euch informiert hätte, hättet ihr euch sicher verraten und du wärst nicht so auf ihn zugegangen.“ „Du hast mich dabei beobachtet?“, wollte sie empört von ihm wissen. „Nein. Aber ich kenn dich und ich kann mir sehr gut vorstellen, wie du ihm um den Hals gefallen bist.“ „Shu!“ „Dann scheine ich mit meiner Vermutung gar nicht so falsch gelegen haben“, schmunzelte er. „Du hättest mich trotzdem irgendwie warnen können. Was, wenn er ein…“, sie stockte. Nun konnte sie nicht mit der klassischen Aussage kommen, dass er ein Verbrecher sein könnte. „…Perverser ist?“ „Ist er nicht“, entgegnete der FBI Agent. „Aber das kann ich ja nicht wissen“, warf sie ein. „Ich weiß es und solange du geglaubt hast, dass er ich sei, tut er dir nichts.“ „Das war trotzdem nicht fair“, entgegnete sie daraufhin. „Ich hätte mich ihm schließlich auch direkt an den Hals werfen können oder ihn zu mir nach Hause bringen.“ „Er wäre dich schon los geworden.“ „Wie nett von dir“, murmelte sie leise. „Soll ich weiter fahren?“, wollte Wodka von Gin wissen. Sie fuhren schon fast aus Tokyo heraus, aber Wodka war sich über den Weg, den er nahm nicht sicher. Es ging immer weiter in Richtung Westen. „Hast du was anderes von mir gehört?“ „Nein“, schüttelte er den Kopf. „Dann wirst du weiter fahren müssen.“ „Wohin bringt ihr mich?“, wollte Shiho wissen. „Bist du auch wieder wach, Sherry?“ Gin grinste. „Wohin wir dich bringen, hat dich nicht zu interessieren.“ Das Mädchen knurrte leicht und blickte aus dem Fenster. Es war ersichtlich, dass sie aus Tokyo heraus fuhren. Aber sie wusste nicht, wohin es ging. „Gin?“ „Was ist?“, raunte der Angesprochene. „Wir werden verfolgt.“ „Vermouth.“ Wodka schüttelte den Kopf. „Es ist kein Motorrad, es ist ein Wagen. Ein weißer…Mercedes.“ „Bist du sicher?“ „Ja, wenn du dich umdrehst, siehst du, dass er hinter uns fährt.“ Doch Gin wollte sich nicht umdrehen. Sich umdrehen würde heißen, dass sie ihn bemerkten und damit würden sie ihm wohl oder übel die Bestätigung geben. „Fahr mit gleicher Geschwindigkeit weiter.“ „Eh? Aber dann bleibt er weiter hinter uns“, warf Wodka ein. „Seit wann hast du es bemerkt?“ „Ungefähr…“, murmelte der Angesprochene und blickte auf die Uhr. „Zehn Minuten. Er kam erst bei der vorletzten Kreuzung dazu.“ Gin verdrehte die Augen. „Das heißt nicht, dass er uns wirklich verfolgt. Fahr nach links.“ Wodka nickte und bog nach links ab. Camel griff nach dem Handy und aktivierte die Freisprecheinrichtung. Mit dem Headset auf dem Kopf, rief er das Handy von Akai an. Er wartete. „Ich hab jetzt den Wagen gefunden“, sprach er. „Gin oder Bourbon?“ Shuichi schaltete das Handy auf ‚laut‘. „So nah kam ich dem Wagen noch nicht“, antwortete Camel. „Schwarzer Porsche?“, wollte Akai wissen. „Ja.“ „Dann ist es Gin.“ „Bist du dir sicher, Shu?“, fragte Jodie. „Gin ist der Einzige in der Organisation, der einen schwarzen Porsche fährt. Und neben ihm ist der Einzige, der ihn fahren darf, Wodka. Er würde niemals Bourbon damit fahren lassen, nicht einmal um uns in den Hinterhalt zu locken.“ „Verstehe“, murmelte Jodie. „Aber wir können uns immer noch nicht sicher sein, dass Shiho wirklich in dem Wagen ist.“ „Deswegen wird Agent Camel jetzt auch an Geschwindigkeit zu nehmen.“ „Verstanden“, nickte er. Gerade als er beschleunigen wollte, stutzte er. „Sie biegen ab.“ Shu blickte auf den Bildschirm, ebenso wie Jodie. „Ich hätte jetzt gewettet, dass sie aus Tokyo raus wollen.“ „Das wollen sie auch“, entgegnete Akai. „Camel, Sie wurden bemerkt.“ „Tut mir leid“, murmelte der Fahrer. „Fahren Sie ihnen weiter nach. Wir werden sehen, was sie machen.“ Er grinste. „Das findest du gut?“, wollte Jodie wissen. „Das heißt zumindest, dass sie erst einmal nicht aus Tokyo raus wollen. Damit haben wir eine Chance sie zu bekommen“, antwortete er. „Camel ist alleine unterwegs. Äh…tut mir leid, Agent Camel…das soll natürlich nicht heißen, dass Sie es nicht schaffen könnten.“ „Ich bin nicht nachtragend“, entgegnete dieser. „Wenn Sie mich fragen, fahren sie jetzt quer durch die Stadt“, fügte Camel an. „Das sehen wir auch“, sprach Akai. „Heißt dass, dass Shiho auf jeden Fall bei ihnen ist?“, wollte Jodie wissen. „Nein. Es kann auch eine Ablenkung sein“, antwortete der FBI Agent. „Ich dachte, du warst dir relativ sicher.“ „Das bin ich auch. Aber sie können einen trotzdem hin und wieder überraschen.“ „Hoffentlich nicht“, murmelte Jodie leise. „Das sehen wir erst, wenn Camel näher dran ist. Haben Sie gehört? Wenn Sie in die Stadt rein fahren, versuchen Sie sich neben den Wagen zu stellen und blicken Sie rein.“ „Verstanden“, entgegnete er. Camel trat auf das Gaspedal und beschleunigte. „Der Wagen ist immer noch hinter uns.“ „FBI.“ „Ihr solltet aufgeben“, fing Shiho an. „Sie werden nicht aufgeben und mich aus der Situation befreien“, fügte sie an. „Denkst du das wirklich, Sherry? Es ist nur ein einzelner Wagen.“ Sie schluckte. „Was soll ich machen, Gin?“, wollte Wodka wissen. „Schüttel ihn ab, auch wenn du einen Unfall verursachen musst. Ich bin mir sicher, er hat die gleichen Befehle“, antwortete der Gefragte. „Weißt du Sherry, dem FBI ist es egal, was aus dir wird. Hauptsache sie können einen aus der Organisation vorweisen. Dafür würden sie alles tun. Selbst vor dem Tod schrecken diese Agenten nicht zurück.“ „Das…das ist nicht wahr“, warf die Wissenschaftlerin ein. „Sie sind nicht wie die Organisation. Sie versuchen den Menschen zu helfen. In erster Linie steht ihnen die Sicherheit im Sinn…“ „Und sie werden alles für deine Rettung tun. Ist es das, was du sagen wolltest?“, fragte Gin. „Du bist wirklich naiv. Wenn es dem FBI wirklich von Anfang an nur um dich ging, warum reagieren sie erst jetzt? Wir wissen, dass sie schon seit einiger Zeit in Japan sind. Und bisher haben sie doch nicht wirklich viel für dich getan.“ „Ich hab sie nicht um Hilfe gebeten“, sprach Shiho darauf. „Bis vor kurzer Zeit wussten sie noch nicht einmal von mir“, log sie. „Dann sag mir doch einmal, wer dir die ganze Zeit über geholfen hat“, meinte Gin. „Denkst du wirklich, wir wissen nicht, dass du nicht alleine warst? Alleine hättest du keinen Tag da draußen überlebt. Also?“ „Mir hat keiner geholfen.“ „Wieso glaube ich dir das nicht? Es ist eine männliche Person, hab ich nicht recht, Sherry?“ Sie schluckte leicht. „Und wenn schon. Was geht es dich an?“ „Du magst es vielleicht vergessen haben, aber ich habe noch eine offene Rechnung mit dem Kerl. Er hat s gewagt mich zu betäuben. Aber so leicht hat er es dann doch nicht geschafft“, gab Gin von sich. „Also? Sagst du es mir freiwillig oder muss ich dich dazu zwingen?“ Sie schwieg. „Verstehe. Du hast es ja nicht anders gewollt.“ „Du hast nichts gegen mich in der Hand.“ „Und wenn schon. Du solltest die Organisation kennen. Wir finden alles heraus. Bleib ruhig weiter stumm.“ „Gin? Er verfolgt uns immer noch.“ „Dann fahr weiter.“ Wodka nickte. Er trat auf das Gaspedal und versuchte den Vorsprung weiter auszubauen. Camel beschleunigte immer weiter das Tempo. Es war nicht gerade einfach, da in der Stadt viele Autofahrer unterwegs war und er warten musste, bis sich eine gute Gelegenheit zum Überholen ergab. „Verdammt“, murmelte er darauf. „Was ist passiert?“, wollte Akai durch das Telefon wissen. „Ich komm nicht nach vorne.“ „Dann fahren Sie aggressiver.“ „Ich bin dabei“, nickte er. Camel überlegte und entschied sich dann für ein gefährlicheres Manöver. Der FBI Agent fuhr auf die Nebenspur. Dort beschleunigte und kam dem Wagen immer näher. „Gin, er will abbiegen“, sprach Wodka. „Nur ein Trick.“ „Verstanden“, nickte der Fahrer. „Soll ich jetzt weiter durch die Stadt fahren?“ „Natürlich“, entgegnete Gin. Dann grinste er. „Lass ihn sich neben uns stellen.“ „Was?“, wollte Wodka wissen. „Ich dachte, ich sollte ihn abhängen.“ „Planänderung. Er soll uns ruhig sehen“, fing Gin an. „Dann fährst du wieder aus der Stadt heraus und…“ „Und?“ „Das wirst du dann sehen.“ „Euer Plan wird nicht klappen. Das FBI lässt sich nicht so einfach von euch abhängen“, warf Shiho ein. „Das werden wir noch sehen.“ Camel fuhr mit dem Wagen weiter nach vorne, bis er schließlich direkt neben dem Porsche stand. „Ich bin jetzt in ihrer Nähe“, sprach Camel in die Freisprechanlage. „Sehr gut. Sehen Sie in den Wagen.“ Camel lugte an die Seite. Sofort erblickte er Gin und Wodka. Erst auf dem Rücksitz erblickte er die junge Frau. „Sie ist bei ihnen.“ „Sehr gut“, sprach Akai darauf. „Jetzt tun Sie nichts Unüberlegtes.“ „Ich steh gerade auf der Nebenspur bereit zum Abbiegen“, fing Camel an. „Der Wagen will geradeaus fahren.“ „Gut, biegen Sie ab. Ich geb Ihnen dann die Koordinaten durch.“ „Verstanden“, nickte Camel. Nachdem die Ampel wieder grün wurde, bog er ab. „Gin? Er ist weg. Vielleicht doch kein Trick.“ „Warte es ab. Ich bin mir sicher, dass er irgendwann wieder hinter uns sein wird.“ Wodka nickte. „Sehr gut“, sprach Akai und sah auf den Bildschirm. „Sie sind wieder auf dem Weg aus Tokyo heraus.“ „Dann sollten wir nun die Verstärkung schicken“, warf Jodie ein. „Ganz genau. Camel? Fahren Sie jetzt erst einmal geradeaus und biegen Sie bei der dritten Kreuzung nach links ab.“ „Verstanden“, sprach der FBI Agent. „Glaubst du, sie folgen uns noch?“, wollte Wodka von seinem Partner wissen. „Bestimmt“, entgegnete dieser. Gin blickte nach hinten. „Scheint wohl so, als hätte dich Vermouth nicht zu genüge abgesucht. Willst du es auf die sanfte Tour oder auf die harte?“ Shiho blickte auf die Seite. „Ich weiß nicht, was du meinst.“ „Halte mich nicht für Blöd. Wo ist der Sender?“ „Ich weiß es nicht. Ich hab keinen Sender bei mir“, entgegnete sie darauf. Dann aber merkte sie, um was es Gin ging. Sie hatte immer noch das Abzeichen der Detective Boys bei sich. „Bist du dir sicher, Sherry? Ich könnte dich durchsuchen und wenn ich irgendwas finden sollte, dann bist nicht nur du dran.“ Shiho schluckte. Sie hatte nur noch zwei Möglichkeiten. Entweder sie beharrte darauf, dass sie nichts bei sich hatte oder sie gestand es und gab ihm das Abzeichen. Im ersten Fall würde er sie noch einmal durchsuchen und wenn er das Abzeichen sah, hätte er eins und eins zusammen gezählt. Dann wäre es auch gut möglich, dass den Kindern etwas passierte. Allerdings war dies auch bei ihrer zweiten Möglichkeit der Fall. Gin hätte bestimmt wissen wollen, woher sie es hat. „Hast du dich entschieden, Sherry?“ Shiho atmete tief durch. „Ich hab ein Abzeichen unter dem Pullover.“ Gin schnallte sich ab und beugte sich nach hinten. Dann griff er an Shihos Pullover. Er zog ihn hoch. „Interessant…“, sprach er dann. „Was ist, Gin?“, wollte Wodka wissen. „Die Kleine hat den Sender geschickt angebracht, obwohl Vermouth sie umzog. Wahrscheinlich hat sie es gemacht, während sie ihr die Hose anzog. Oder Vermouth hat es absichtlich gemacht.“ „Und was willst du jetzt damit machen?“ Gin zog das Abzeichen ab und setzte sich wieder normal hin. Er schnallte sich an und sah auf das Abzeichen in der Hand. „Es ist wirklich interessant. Ich würde gerne wissen, wer noch so eines hat.“ Shiho schluckte. „Aber wenn wir es behalten, findet uns das FBI erneut“, meinte der Mann in Schwarz. Wodka nickte. „Dann sollten wir das Abzeichen los werden.“ „Was denkst du, was ich vor hab?“ Gin kurbelte das Fenster herunter. „Schade eigentlich.“ Dann warf er das Abzeichen auf die Ladefläche des Wagens, der neben ihnen fuhr. „Mal sehen, ob sie uns weiter verfolgen.“ Wodka fuhr weiter und nahm wieder den Weg, der aus der Stadt heraus fuhr, ebenso wie der Wagen, der neben ihnen stand. „Verfolgt er uns?“ „Glaub ich nicht“, entgegnet Gin. „Wir werden es sehen. Ohne den Sender werden wir ihn irgendwann abhängen.“ „Haben Sie den Wagen wieder gefunden?“, wollte Akai von seinem Kollegen wissen. „Ja, ich bin hinter ihnen“, nickte der FBI Agent. „Sehr gut. Die Verstärkung ist auch gleich da. Fahren Sie näher ran und vergewissern Sie sich, dass Ai immer noch im Wagen ist.“ „Aber wir haben doch gesehen, dass der Wagen die ganze Zeit über weiter fuhr.“ „Es gab genug Ampeln“, fing der FBI Agent an. „Und da wir sie nicht hören können, wissen wir nicht, ob sie sie nicht in einen anderen Wagen geschafft haben.“ „Verstehe“, nickte Jodie. Camel beschleunigte wieder und überholte den Wagen mit der Ladefläche. Er näherte sich dem schwarzen Porsche. „Gin? Der Kerl von vorhin ist wieder hinter uns.“ „Drossel die Geschwindigkeit.“ „Bist du dir sicher? Dann könnte er uns bekommen“, warf Wodka ein. „Das wird er nicht“, grinste Gin. „Wenn er neben uns ist, drängst du ihn von der Straße ab.“ Wodka nickte und verringerte seine Geschwindigkeit. „Der Wagen wird langsamer“, sprach Camel in die Freisprechanlage. Camel fuhr schneller und befand sich auf der gleichen Höhe, wie der Porsche. „Fahren Sie sofort schneller oder langsamer, aber bleiben Sie nicht neben seinem Wagen!“, rief Akai in den Hörer. „Ja“, entgegnete der FBI Agent. Doch dafür war es zu spät. Sobald er sich wieder nach hinten fallen lassen wollte, wurde er von dem schwarzen Wagen gerammt. Wodka fuhr ziemlich dich auf. Immer wieder rammte er den Wagen des FBI Agenten und versuchte ihn von der Straße zu drängen. Jodie legte die Hände auf den Mund. „Was ist da los?“, wisperte sie leise. „Verdammt“, murmelte Akai. Camel versuchte dem Wagen entgegen zu steuern und sich dabei noch nach hinten fallen zu lassen. Er musste schließlich auch an die anderen Fahrer denken. Aber einfach wurde es nicht. Immer wieder rammte Wodka den weißen Mercedes. Der FBI Agent trat auf die Bremse. Er hatte keine andere Wahl und musste – auch wenn er andere Menschen gefährdete – auf den Seitenstreifen fahren. Mit quietschenden Reifen kam der Wagen zum Stehen. Nur mit Mühe und Not bekam der FBI Agent den Wagen unter Kontrolle. Sein Gesicht ruhte auf dem Lenkrad. Es verweilte auf diesem. Erst nach wenigen Sekunden hob Camel den Kopf an und blickte auf die Straße. Der Wagen von Gin war weg. Camel seufzte. Jodie blickte ihren Partner an. „Shu!? Was ist passiert?“, wollte sie wissen. „Ich weiß es nicht“, entgegnete dieser. Er sah wieder auf den Bildschirm. Der Punkt bewegte sich weiter. „Camel? Sind Sie noch da?“, sprach er in das Handy. „Ja“, murmelte dieser leise. Kapitel 16: Vergangenheit ------------------------- „Camel? Was ist passiert?“, wollte Jodie wissen. Der Gefragte seufzte auf. „Sie versuchten mich von der Straße zu drängen“, fing er an. „Ich konnte nicht mehr ausweichen. Kaum dass ich die Geschwindigkeit verringert hab, verringerten sie diese auch.“ „Sie wollten Sie auf jeden Fall von der Straß kriegen“, entgegnete Akai darauf. „Das hab ich mir schon gedacht.“ Camel seufzte auf. „Ich musste ausweichen und auf den Seitenstreifen kommen…es tut mir leid.“ „Sie können froh sein, dass Sie noch am Leben sind. Es hätte auch anders ausgehen können“, gab der FBI Agent von sich. „Ich wünschte, ich hätte sie trotzdem aufhalten können.“ „Der Sender fährt immer noch weiter. Die Verstärkung müsste bald bei Ihnen ankommen.“ Camel blickte sich um. „Da ist ein Wagen hinter mir stehen geblieben.“ „Gehen Sie sicher, dass es sich um keine Mitglieder der Organisation handelt“, meinte Akai darauf. Er legte auf. „Natürlich“, murmelte Camel, ehe er das Tuten am Telefon hörte. Der FBI Agent zog sich das Headset vom Kopf und legte es zur Seite. Er atmete durch und öffnete die Tür. Langsam stieg er aus und sah die Männer an, die auf ihn zu kamen. „Agent Camel?“ Der Angesprochene nickte. „Agent Benett und Agent Johnson“, entgegnete der eine. „Ist Ihnen irgendwas passiert?“ „Nein. Alles in Ordnung. Der Wagen ist nur ein wenig demoliert.“ Der FBI Agent nickte. „Sie können bei uns mitfahren. Den Wagen lassen wir abschleppen.“ James kam zurück in das Zimmer. „Die Verstärkung hat die Verfolgung aufgenommen“, fing er an. „Falls sie nicht zu spät kommen.“ James hob die Augenbraue. „Ist irgendwas passiert?“ James, der während der Verfolgung nicht im Raum war, ahnte nicht, was in der Zwischenzeit vor sich ging. „Das kann man wohl sagen“, seufzte Jodie. „Camel wurde von der Straße gedrängt.“ „Oh…das ist nicht gut“, murmelte Black darauf. „Haben wir sie immer noch auf dem Bildschirm?“ Shuichi nickte. „Der Punkt bewegt sich. Wir können nur hoffen, dass der Sender immer noch bei Ai ist.“ James trat an den Bildschirm. Er nickte. „Wir finden sie schon“, sprach er. Er nahm sein Handy hervor und schickte die neuen Koordinaten an die Verstärkung. „Jetzt können wir nur noch warten.“ Akai nickte erneut und zog seine Zigarette aus der Schachtel heraus. „Das hast du dir nicht abgewöhnen können?“, wollte Jodie wissen. „Warum sollte ich?“, gab der FBI Agent von sich. „Vielleicht weil es um deine Gesundheit geht?“ „Bisher war ich selten krank und ich hab es jedes Mal überlebt, genau wie die ganzen Anschläge.“ „Ja, bisher. Aber man weiß doch nie“, warf sie ein. „Wer weiß, was sie beim nächsten Mal bei dir Planen. Apropos, du hast mir gar nicht erzählt, wie du ihren Anschlag überleben konntest. Man fand deine Fingerabdrücke auf dem Handy von Conan und an der verbrannten Person.“ „Ist das so?“ „Ja, das ist so. Also? Ich höre.“ „Ich war nicht der Einzige, der Conans Handy berührte“, entgegnete Shuichi darauf. „Den Rest musst du dir alleine zusammen denken.“ „Shu!“ Akai grinste darauf nur und schwieg. „Und was soll das mit diesem Aussehen? Hast du dir die Haare gefärbt?“ „Was glaubst du denn?“ „Hmm“, murmelte die FBI Agentin. Sie konnte nicht sagen, ob es sein echtes Haar war oder nicht. „Wenn du den ganzen Tag so aussiehst, dann könnte es ziemlich warm werden“, sprach sie. „Also Perücke?“ Jodie legte den Kopf schief und sah ihn weiter an. „Ich weiß nicht“, entgegnete sie leise. Sie sah sich weiter die Haare an. „Schwer…“ Das Telefon klingelte. „Black“, sprach der Einsatzleiter, als er an dieses ging. „Hmm…verstehe…brechen Sie ab.“ „Eh?“, Jodie blickte zu ihrem Vorgesetzten. „Warum brechen wir ab?“ James legte auf und steckte das Handy wieder weg. „Unsere Männer haben den Wagen mit dem Sender entdeckt“, fing James an. „Es war allerdings kein schwarzer Porsche sondern ein brauner Ford Ranger. Der Sender lag auf der hinteren Lagefläche.“ „Dann haben sie ihn entdeckt und das mit Camel war nur eine Ablenkung“, sprach Shuichi darauf. „Aber das heißt ja, dass wir dann gar nicht mehr wissen, wo sie sie hingebracht haben“, entgegnete Jodie. „So sieht es aus“, meinte der FBI Agent. Er sah auf den Bildschirm. „Als sie Camel von der Fahrbahn drängten, waren sie hier. Mit großer Sicherheit sind sie nicht mehr in Tokyo.“ „Und wenn das auch nur ein Trick ist, damit wir die Stadt verlassen?“, wollte sie wissen. „Das glaub ich nicht“, fing Shuichi an. „Bevor Camel in der Nähe des Wagens war, fuhren sie auch schon auf diese Strecke zu und nachdem er sie wieder fand, bogen sie auf dem gleichen Weg in die Straße ein. Sie bringen sie raus aus Tokyo. Wäre ich an ihrer Stelle, hätte ich das auch getan. Normalerweise würde man sie noch in der Stadt vermuten und dort nach ihr suchen. Wenn sie sie aber raus bringen, dann sind die Orte, an denen sie sein kann, viel zu groß, als das man sie alle absuchen kann.“ Jodie schluckte. „Aber das würde dann ja heißen, dass wir eigentlich gar keine Möglichkeit haben um sie wieder zu finden.“ „Unglücklicherweise hast du damit Recht. Solange wir keinen berechtigten Hinweis bekommen, werden wir sie nicht finden können.“ „Verdammt“, murmelte Jodie leise. „Tut mir leid“, wisperte Camel, der den Raum betrat. „Hätte ich eher reagiert…“ Akai schüttelte den Kopf. „Das hat nichts damit zu tun. Wenn Jodie gefahren wäre, wäre sie auch abgedrängt worden“, sprach er. „Bei einem solchen Manöver hat man nur selten eine Chance. Wie ich schon sagte, Sie haben Glück, dass Sie noch am Leben sind.“ „Ich wünschte, ich hätte trotzdem mehr tun können.“ „Das nächste Mal. Ich bin sicher, dass wir es bald mit Bourbon zu tun bekommen.“ „Apropos Bourbon“, entgegnete Jodie. „Kir wollte nach ihrem gestrigen Auftrag aus der Organisation aussteigen.“ „Hmm…“, murmelte Shuichi. „Du findest das also auch nicht gut.“ „Es geht…wir können Kir nicht zwingen zurück in die Organisation zu gehen. Das letzte Mal war sie schon skeptisch und auch die Organisation hat ihr eine ganze Weile zugesetzt. Wenn sie wirklich aussteigen will, wird sie Hilfe brauchen können.“ Jodie nickte. „Nur leider ist es uns nicht möglich mit ihr in Kontakt zu treten“, seufzte sie. „Wir haben nicht einmal ihre Nummer.“ „Das könnte problematisch werden.“ „Hast du sie nicht?“, wollte sie von ihm wissen. Akai schüttelte den Kopf. „Ich fand es sicherer keinen Kontakt zu ihr zu haben.“ „Mist“, sprach Jodie leise. „Dann können wir nur hoffen, dass sie sich bei uns meldet.“ „Das sollte nicht lange dauern“, entgegnete der FBI Agent. „Kir wird schon sehr bald feststellen, dass es nicht so einfach ist.“ „Meinst du?“ „Sie kennt die Organisation und diese hat ein gutes Gespür für ihre Spitzel. Von Conan weiß ich, dass Vermouth sie schon einmal fragte, ob sie ein NOC sei. Sollte Kir versuchen alleine aus der Organisation heraus zu kommen, wird das blutig für sie enden.“ Jodie schluckte, nickte aber dabei. „Bevor sie uns nicht wieder anruft, können wir nichts für sie machen.“ „Ich weiß. Und das weiß sie auch. Ich bin mir sicher, sie wird uns noch früh genug informieren. Wenn sie lebend aus der Organisation kommen will, hat sie keine andere Wahl.“ „Bist du dir sicher? Mit ihrer Erfahrung könnte sie es alleine versuchen wollen und untertauchen“, warf Jodie ein. Shu schüttelte den Kopf. „Das wird sie nicht tun. Die Gefahr, dass sie von ihnen gefunden wird, ist immer noch viel zu groß. Bei Aussteigern wartet die Organisation nicht lange ab. Sie handeln, ehe du auf die Idee kommst, den Ort zu wechseln. Egal was du machst, sie finden dich. Außer du hast Glück oder du weißt, wie du gegen sie hervorgehen musst. Und bei Kir sollten wir nicht vergessen, dass sie einen kleinen Bruder hat, für den sie alles tun würde. Findet das die Organisation heraus, ist sie geliefert.“ „Allerdings weiß sie, dass sich das FBI um den Jungen kümmert.“ Wie jeden Morgen ging Conan zur Schule. Ran begleitete den geschrumpften Oberschüler. Sie war froh, dass es ihm wieder gut ging. Und es schien ihm Spaß zu machen nach der vermissten Person zu suchen. Als sie an dem Haus des Professors ankamen, blickte er dieses an. „Meinst du, Ai kam gestern spät nach Hause?“, wollte er wissen. „Ich weiß es nicht“, antwortete sie. „Er hat uns angelogen, weil er uns nicht nach ihrem nach Hause kommen anrief.“ „Vielleicht kam ihnen irgendwas dazwischen“, warf Ran ein. „Aber deswegen sind wir auch ein wenig eher raus gegangen.“ Conan nickte und ging mit ihr zu dem Haus. „Hoffentlich sagt sie uns was.“ Ran klingelte und wartete dann. Professor Agasa kam abgehetzt an die Tür und riss sie auf. „Hab…“, er stockte und sah Ran an. Dann lächelte er. „Guten Morgen, Ran. Guten Morgen, Conan.“ „Morgen, Professor“, kam es im Chor. „Sie wollten uns doch noch gestern anrufen“, fing der Kleine an. „Und haben es nicht getan.“ „Ach ja…es tut mir leid. Es hat sich gestern nicht mehr ergeben. Als Ai nach Hause kam, war ihr so unglaublich warm. Sie glühte förmlich“, erzählte er. „Also hab ich sie gleich ins Bett verfrachtet.“ „Ai ist krank?“ Der Professor nickte. „Sie hat Windpocken bekommen“, log er dann. „Oh. Windpocken sind nicht schön. Vor allem nicht für ein kleines Mädchen.“ „Dr. Araide kommt nachher noch vorbei und untersucht sie.“ „Ran? Was sind Windpocken?“ „Windpocken ist eine Virusinfektion. Dabei bekommst du kleine rote Flecken auf deinem Körper, die ziemlich stark jucken. Meistens gibt es dagegen eine Salbe“, erzählte sie. „Kinder mit Windpocken dürfen meistens für eine Woche nicht nach draußen, da sie ziemlich ansteckend sind, wenn man sie noch nicht hatte.“ „Hatte ich schon einmal Windpocken?“, wollte er von ihr wissen. „Ich weiß es nicht.“ „Du hattest bisher keine gehabt“, entgegnete der Professor. „Sind Sie sich sicher?“, fragt Ran. „Ich hab noch einmal gestern Abend mit Conans Mutter telefoniert.“ „Wann kommt sie denn hier her?“ „Das weiß ich leider nicht. Bei ihr in der Arbeit scheinen wohl noch einige Mitarbeiter krank zu sein, weswegen sie unmöglich frei machen kann.“ „Ach so“, murmelte der Kleine traurig. „Aber sie denkt jeden Tag an dich und sie hat sich so sehr gewünscht, dass sie dich letzte Woche besuchen könnte. Manchmal geht das einfach nicht…“ „Das ist doch nicht schlimm, Conan. Du hast ja schließlich mich und Paps.“ Der Grundschüler nickte. „Richten Sie Ai bitte gute Besserung von uns aus. Wenn Sie möchten, komme ich nach der Schule noch einmal vorbei.“ Der Professor schüttelte den Kopf. „Du kennst Ai doch, wenn sie krank ist, möchte sie am liebsten alleine sein. Ich kümmer mich schon um sie. Und du solltest auch an Conan denken. Auch wenn du schon Windpocken hattest, könntest du den Erreger an ihn übertragen.“ „Das ist auch wahr“, murmelte Ran. „Aber die Grüße richte ich ihr aus. Sie wird sich sicher darüber freuen.“ „Danke, Professor.“ Ran blickte zu Conan. „Na komm“, sie nahm ihn wieder an der Hand und ging weiter. In der Schule setzte sich Conan auf seinen Platz. Diesmal saß er alleine dort. Und er hatte das Gefühl von Erleichterung. Ohne Ai hatte er eine Beobachterin weniger vor Ort, vor allem eine, die ihn immer wieder beäugte. „Guten Morgen, Conan“, rief ihm Ayumi zu. „Guten Morgen.“ „Wie geht es dir heute?“ „Ganz gut“, nickte der Junge. „Hast du Lust heute mit uns zum Fußballspielen zu gehen?“, wollte Genta wissen. „Ich weiß nicht. Ich muss erst einmal Ran fragen.“ „Sie erlaubt es bestimmt“, kam es von Mitsuhiko. „Wir können auch Ai fragen. Sie kommt dann bestimmt mit“, entgegnete das Mädchen. „Ai kommt heute nicht. Sie hat Windpocken“, warf Conan ein. „Windpocken? Bis auf das Kratzen fand ich sie gut“, schmunzelte Genta. „Ja, weil du eine Woche zu Hause bleiben konntest und von deinen Eltern fast jeden Tag Aal auf Reis bekommen hast“, sprach Mitsuhiko. „Ich sollte ja auch schnell gesund werden.“ „Hattest du schon einmal Windpocken, Conan?“ Der Junge schüttelte den Kopf. „Professor Agasa sagte, dass ich sie noch nicht hatte. Was ist mit euch?“ „Ich hatte sie schon“, antwortete Mitsuhiko. „Ich noch nicht. Das ist mir bisher zum Glück erspart worden.“ „Ist es denn so schlimm?“ „Es juckt ziemlich und du darfst nicht kratzen“, seufzte Genta. „Aber du hast das Gefühl, dass du es müsstest“, fügte Mitsuhiko an. „Setzt euch bitte auf eure Plätze.“ „Wir reden nachher weiter“, flüsterte Ayumi und ging auf ihren Platz. Die Lehrerin lächelte. „Guten Morgen.“ „Guten Morgen, Fräulein Kobayashi.“ „Wie ich sehe, sind alle da“, fing sie dann an. „Ai kommt heute nicht. Sie liegt mit Windpocken zu Hause im Bett“, erzählte sie dann. „Wir sollten ihr mit einem kleinen Lied gedenken.“ Sofort blickten die Schüler auf Conan. „Was schaut ihr mich so an?“, wollte dieser dann leise wissen. „Du bist unmusikalisch“, rief ihm Genta zu. „Aber aber, wir wollen doch keinen Ausgrenzen“, warf die Lehrerin ein. „Wenn du das Lied kennst, kannst du gerne mit singen. Wir singen das Lied der ‚Sieben Kinder‘.“ Die Klasse nickte. Sie standen alle auf. „Rabenmutter, warum krächzt sie so? Weil sie Sieben Kinder hat, so süß, hoch oben auf einem Berg. Süß, Süß, krächzt diese Rabenmutter. Süß, Süß, krächzt diese Rabenmutter. Du solltest das alte Nest erblicken, auf dem Berg und dort wirst du solche großäugige liebe Kinder sehen“, sangen die Schüler der Klasse. Kurz nachdem sie die Textzeilen beendeten sangen sie das Lied im Canon. „Sieben Kinder“, murmelte Conan. Er war nicht mehr in der Klasse. Alles um ihn herum verschwamm und wurde schwarz. In der Schwärze erblickte er alles. Augen – stehend und klar – kamen zum Vorschein. Sie fixierten ihn mit ihrem Blick und dann erschienen mehrere Personen. Alle gefährlich und kühl. Sie zogen ihre Waffen und schossen. Conan schrak auf. „Conan? Alles in Ordnung?“, wollte Fräulein Kobayashi wissen, nachdem sie das Lied beendeten und den Grundschüler bemerkten. Die Dunkelheit verschlang ihn weiter. Er sah sich – Shinichi Kudo – in diese hinein laufen. Dann ein Schlag auf den Kopf und das Einflössen des Giftes. Im nächsten Moment sah er Rans trauriges Gesicht, wenn sie auf ihn wartete und immer noch hoffte. Dann tauchten Akemi und Ai auf, die ebenfalls von den Personen, die er ganz zu Beginn sah, getötet wurden. Es lief schneller ab. Jede kleine Begebenheit spielte sich in Sekunden in dem schwarzen Raum ab. Die Konfrontation mit Vermouth, das Treffen mit Kir, das Beisammensein mit Bourbon… Conan schrie auf. „Conan?“, Fräulein Kobayashi trat an seinen Tisch und legte ihre Hand auf seine Schulter. „Conan?“, sprach sie erneut. Der Geschrumpfte sah sie mit großen Augen an. „Ich muss nach Hause“, gab er von sich. Conan sprang von seinem Stuhl, schnappte sich die Tasche und lief dann nach draußen. Conan lief als wäre der Teufel hinter ihm her. Sobald er an dem Haus des Professors ankam, klingelte er und schlug gegen die Tür. „Professor Agasa! Professor Agasa!“, immer wieder hämmerte er dagegen, bis sich die Tür öffnete und er fast auf den bärtigen Mann fiel. „Conan?“ „Wo ist Ai?“, wollte er gleich wissen. „Sie liegt oben im Bett und schläft“, log der Ältere. Conan schüttelte den Kopf. „Ich weiß, dass etwas Passiert ist. Und außerdem hatte ich schon einmal als Kind die Windpocken.“ „Du erinnerst dich?“ Der Geschrumpfte nickte. „Schnell…was ist mit Ai?“ „Komm rein“, entgegnete der Professor und schloss anschließend die Tür. Shuichi lehnte sich gegen das Fenster und lugte heraus. Er grinste leicht und sah dann zu seiner Partnerin. „Dein Lieblingsdetektiv erinnert sich wieder an alles“, sprach er. „Was? Woher weißt du das?“ „Er kam gerade zum Haus gelaufen und hat wie wild dagegen gehämmert“, entgegnete der FBI Agent. „Normalerweise müsste er um diese Uhrzeit in der Schule sein. Das Mädchen – Ran - würde ihn sicherlich nicht einfach so zu Hause lassen. Und da er nicht in der Schule ist, sondern draußen, liegt die Vermutung nahe, dass er sich wieder an alles erinnert.“ „Das ist doch gut. Dann kann er uns helfen“, schlug sie vor. „Hmmm…ich zieh ungern Zivilisten mit in die Sache rein.“ „Aber Conan ist doch kein richtiger Zivilist. Er kennt die Organisation und hat auch was mit ihr zu tun.“ „Ich weiß. Die Organisation rechnet nicht mit ihm, da er für sie tot ist.“ „Eh? Er ist was?“ Shuichi schmunzelte. „Ich hatte viel Zeit für die Recherchen.“ Er blickte die junge Frau an. „Glaubst du wirklich, ich hätte Conan damals in die Sache hinein gezogen, wenn ich mir nicht sicher wäre, dass er in einer Gefahrensituation in Sicherheit sein könnte?“ „Ja…nein…ich hab mir darüber keine Gedanken gemacht. Ich dachte, du hast erkennt, was für ein Potential der Junge hat.“ „So einfach ist es nicht. Er fiel mir schon früh auf. Vermouth hat uns doch selber auf die Fährte gebracht. Was meinst du wollte sie mit den gestohlenen Polizeiberichten bezwecken?“ „Das wir auf Mori aufmerksam werden“, antwortete sie. „Richtig. Aber ganz zu Beginn hast du auch noch gedacht, dass ihn die Organisation ausschalten will, richtig?“ Sie nickte. „Nur eine Ablenkung.“ „Ich weiß“, sprach die Agentin. „Sie wollte, dass wir auf sie aufmerksam werden.“ „Und das du in ihre Falle läufst - was du auch getan hast.“ „Shu! Wenn du mich anprangern willst…“ „Das will ich nicht. Vermouth bezweckte noch etwas Anderes. Sie wollte einen Detektiv davon abhalten an dem damaligen Abend auch vor Ort zu sein. Ich denke, du weißt wenn ich meine.“ „Conan“, murmelte die Angesprochene. „Aber was soll Conan mit der Organisation zu tun haben?“, wollte Camel wissen. Shuichi blickte zu James. „Haben Sie sich bisher einmal über Conan informiert?“ James schüttelte den Kopf. „Das war nicht nötig. Wir vertrauen dem Jungen.“ „Dachte ich mir. Hätten Sie das getan, hätten Sie heraus gefunden, dass Conan Edogawa erst ab einem bestimmten Zeitpunkt existiert. Ebenso wie Ai.“ „Willst du damit sagen, dass Conan genau wie Ai…“, wisperte Jodie. „Ja, Conan hat das gleiche Mittel wie Ai genommen und musste seine wahre Identität verschleiern. Ich hab mir sämtliche Berichte angesehen. Der erste Fall, den Kogoro Mori erfolgreich löste, war der Fall eines verschwundenen Mädchens. Damals wurde Conan das erste Mal als Zeuge erwähnt. Kurz darauf wurde aus dem Detektiv der ‚schlafende Kogoro‘. Klingelt es?“ „Mit Conans Auftauchen steigerte sich die Popularität von Kogoro Mori“, entgegnete Jodie. Akai nickte. „Zum gleichen Zeitpunkt verschwand auch der Oberschuldetektiv Shinichi Kudo. Du hast mir von ihm erzählt, als er bei dieser Schulaufführung wieder da war. Findest du es nicht auch merkwürdig, dass ein Schüler mitten im Schuljahr fehlt und die Schulleitung das akzeptiert?“ „Sie verstanden seine Begründung. Er musste sich um einen großen Fall kümmern.“ „Wie in etwa die Organisation?“ Jodie musste schlucken. „Aus einer vertrauten Quelle weiß ich, dass Shinichi Kudo mit der Organisation in Kontakt trat. Es war vor seinem Verschwinden.“ „Du willst also sagen, dass Conan und Shinichi Kudo ein und dieselbe Person ist?“ Akai nickte. „Das würde erklären, warum ein kleiner Junge so intelligent ist“, gab James von sich. „Hast du auch Beweise dafür?“, wollte Jodie wissen. „Natürlich. Ich stelle keine Behauptungen ohne Indizien auf. Wie ich schon erwähnt habe, war Kogoro Mori kein begnadeter Detektiv. Vor allem Shinichi Kudo bekam die meisten Fälle. Erst nachdem dieser verschwand, wurde nach Mori gefragt, der kurz darauf alle Fälle mit Bravur löste. Jedes Mal war der Ablauf gleich. Kogoro Mori verzettelte sich und fiel direkt danach um und löste den Fall. Ich war da zwar bisher nie dabei, ich bin mir aber sicher, dass Conan jedes Mal hinter ihm war. Bevor ihr fragt, wie er das gemacht hat, sage ich es euch. Der Junge besitzt einen Stimmenverzerrer. Er hat ihn auch im Krankenhaus eingesetzt um ihren Bruder aus seinem Versteck zu locken.“ „Stimmenverzerrer…“, wiederholte Jodie leise. „Der Professor muss ihn gebaut haben.“ „Das könnte hin kommen. Das Abzeichen was die Kinder tragen, haben sie auch von ihm“, nickte James. „Conan besitzt nicht nur einen Stimmverzerrer. Ich hab bereits einige andere Erfindungen des Professors zu Gesicht bekommen. Wenn ihr mich fragt, hat er sie extra für Conan gebaut, damit dieser seine kindlichen Schwächen ausgleichen kann.“ „Das ist wirklich interessant“, murmelte Jodie. „Jetzt wird mir auch einiges klar.“ Akai nickte. „Der Stimmverzerrer wurde bisher nicht nur bei Mori eingesetzt. Sonoko Suzuki und Kommissar Yamamura lösten auf die gleiche Art und Weise ein paar Fälle. Interessant dabei ist die Tatsache, dass sich Conan jedes Mal vor Ort befand. Selbst der Professor soll hin und wieder einen Fall gelöst haben. Das bringt mich dazu, dass dieser über die ganze Geschichte Bescheid weiß.“ Jodie nickte. „Er wusste auch von Ai und dass sie eigentlich eine erwachsene Frau ist.“ „Das die Organisation Menschen schrumpfen kann…“, murmelte Camel. „Das ist sicher keine Absicht gewesen. Ich erinnere mich, dass Sherry an einem Projekt arbeitete, von dem man nicht viel wusste. Es sollte das Töten erleichtern. Ich nehme an, dass beide einen Prototypen einnahmen oder eingeflößt bekamen und nun mit den Nebenwirkungen leben müssen.“ Jodie nickte. „Die armen Eltern von Conan..ich mein Shinichi“, sprach sie dann. „Sie müssen ja verrückt vor Sorge sein, wenn sie nicht wissen, wo sich ihr Sohn aufhält.“ „Sie wissen es genau.“ „Was? Bist du dir sicher? Aber das kann doch nicht sein“, warf Jodie ein. „Bei einem Besuch bei einer Freundin gab Yukiko Kudo den kleinen Conan als ihren zweiten Sohn aus.“ „Aber warum haben die Eltern nichts unternommen? Sie hätten Conan einfach mitnehmen können, anstatt dass er hier der Gefahr ausgesetzt ist.“ „Ich nehme an, dass er es nicht wollte. Sei doch ehrlich, du würdest auch nicht freiwillig gehen wollen.“ „Eh…stimmt…“, murmelte sie. „Es ist beeindruckend, wie gut er das alles verschleiern konnte“, gab James von sich. Shuichi nickte. „Er war es nicht alleine. Neben dem Professor und den Eltern gibt es noch ein paar Personen, die wohl von seiner Identität wissen.“ „Wenn meinst du?“ „Der Detektiv aus Osaka.“ „Wie kommst du auf ihn?“, wollte Jodie wissen. „Laut meinen Informationen recherchierte er mehrfach mit Conan zusammen. Und obwohl er und Shinichi Kudo offiziell Rivalen sind, hat er nie nach dem Oberschüler gefragt. Soweit ich weiß, gab er sich sogar für den Oberschüler aus. Hab ich Recht?“ Jodie nickte. „Das war damals bei der Theateraufführung. Aber dort war Shinichi selber da.“ „Das weiß ich. Aber was war mit Conan?“ „Er war auch da. Und am nächsten Morgen hab ich Conan, Ran und Shinichi zusammen gesehen. Aber das kann doch nur bedeuten, dass Conan nicht Shinichi ist.“ „Was war mit Ai?“ „Ai war damals krank.“ „Krank? Oder nahm sie die Identität von Conan an, damit man die Beiden nicht für dieselbe Person halten konnte?“, wollte Akai wissen. „Das wäre möglich“, murmelte Jodie leise. „Aber wie konntest du das anhand der geringen Informationen heraus finden?“, wollte sie wissen. „Ich hab Ai gesehen. Dann war mir alles klar.“ „Nur weil du Ai gesehen hast?“, wollte die Agentin wissen. „Sie ist ihre Schwester. Deswegen weiß ich, wie sie aussieht. Als ich sie damals in der Stadt sah, gab es nicht viele Möglichkeiten. Zuerst hab ich über das Leben des Kindes recherchiert und mir anschließend die Personen in der Umgebung angeschaut. Erst als sich dein kleiner Detektiv in die Sache mit Vermouth einmischte, hab ich ihn komplett durchleuchtet.“ „Wenn du es da schon wusstest, warum hast du uns nichts gesagt?“, kam es von ihr. „Es war nicht von belangen.“ „Das sagst du so einfach! Wenn ich das eher gewusst hätte, hätte ich viel eher mit ihm zusammen gearbeitet.“ Akai hob die Augenbraue. „Du solltest doch wissen, dass ich ungern mit unautorisierten Personen zusammen arbeite. Und nur weil er in die Sache involviert war, war das für mich kein Grund.“ „Na super“, murmelte Jodie leise. Er zuckte mit den Schultern. „Es war auch besser für alle anderen, nichts zu wissen. Man weiß schließlich nie, wann eine solch wichtige Information durchsickern kann. Außerdem hätten es die meisten doch sowieso nicht geglaubt. Dir geht es doch auch so.“ „Es ist wirklich schwer es zu glauben“, nickte sie. „Es braucht seine Zeit, bis man es versteht.“ „Wenn das so ist, können noch mehr verjüngte Personen in der Stadt herumlaufen“, entgegnete James. „Das glaube ich eher weniger. Die Organisation arbeitet gründlich. Sie schicken ihre Leute und überprüfen die Toten.“ „Dann müssten sie aber doch Conan gefunden haben“, warf die Agentin ein. „Nicht wenn er schlau genug war. Und das war er. Er war nur kurz in der Villa und holte seine alten Sachen. Kurz darauf zog er bei Ran und ihrem Vater ein. Es wäre doch ein wenig merkwürdig, wenn ein Grundschüler alleine in der großen Villa leben würde. Wahrscheinlich hat die Organisation mehrfach in der Villa nach Beweisen gesucht.“ „Aber was wäre, wenn seine Eltern auf einmal hier wären? Oder in deinem Fall, du?“ „Das ist keine Gefahr mehr. Nach einer gewissen Zeit haben sie ihn abgehackt. Da Kudo nicht mehr öffentlich in Erscheinung trat, wurde ihre These bestätigt. Es ist nur normal, wenn die Eltern das Haus untervermieten“, antwortete er darauf. „Wahrscheinlich hat sogar Vermouth dafür gesorgt, dass der Tod des Schülers nicht weiter verfolgt wird.“ „Warum sollte sie das tun?“ „Hmm…ich dachte, du hast so viel über deine Erzfeinding recherchiert. Kannst du es mir nicht sagen?“ „Ich?“ Jodie dachte nach. Natürlich wusste sie vieles über Vermouth, aber alles war ihr sicherlich nicht bekannt. „Ich weiß nicht, worauf du hinaus willst.“ „Vermouth hat sich ihr verkleiderisches Können nicht allein beigebracht“, fing er an. „Natürlich. Sie hat es bei einem japanischen Magier gelernt. Toichi Kuroba. Er war vor allem dafür bekannt, dass er jede Rolle annehmen konnte, ohne das es auffiel.“ Akai nickte. „Sie war damals nicht alleine sein Lehrling. Da war noch eine andere Schauspielerin…Yukiko Fujimine…“, murmelte Jodie. „Yukiko Fujimine ist niemand anderes als die Mutter von Shinichi Kudo.“ „Jetzt ergibt das alles einen Sinn“, entgegnete die Agentin. „Deswegen hat sie Conan bisher nichts getan.“ Erneut nickte Akai. „Vermouth muss Shinichi als kleinen Jungen kennen gelernt oder zumindest Bilder von ihm gesehen haben. Als sie auf Conan traf, konnte sie sich denken, dass er entweder der zweite Sohn war oder der Oberschüler selber.“ „Natürlich. Und deswegen kam die Organisation auch nicht darauf, dass er noch am Leben sein könnte.“ „Das gibt der Sache eine ganz andere Wendung“, sprach James. „Wenn die Organisation das Gift weiterhin einsetzt, könnten weitere Menschen verjüngen.“ „Und damit würden sie irgendwann auffliegen. Es würde zu einem Unglück mit vielen Ermordeten kommen.“ „Das wäre furchtbar“, murmelte Jodie. Shuichi nickte. „Deswegen müssen wir sie auch in der nächsten Zeit hochnehmen. Ohne Ai forschen sie wohl nicht wirklich weiter daran. Wahrscheinlich war Ai auch die einzige Person, die diese Nebenwirkung bemerkte. Das würde bedeuten, sie haben das Gift so gelassen wie es war“, entgegnete Shuichi. „Und damit kontrolliert keiner seine Verwendbarkeit.“ „Das heißt, wir können nur hoffen, dass an dem Gift weiter geforscht wird“, sprach die Agentin. Er nickte, auch wenn es eher unwahrscheinlich war. „Jetzt sagen Sie schon, Professor! Was ist mit Ai passiert? Ich weiß, dass Gin und Wodka in der Detektei waren.“ Der Professor seufzte auf. „Ran war gestern Abend bei mir und wollte über dich reden.“ „Wegen der Amnesie?“ Er nickte. „Dabei erwähnte sie auch, dass du geschrien haben sollst, als du die neuen Klienten gesehen hast. Anschließend bat sie mich, dass ich meine Bekannten nach Ai ausfrage. Ich glaube, Ai hat das mit angehört“, erzählte er. „Was danach passierte, weiß ich nicht. Nachdem ihr dann nach Hause gegangen seid, wollte ich nach Ai sehen. Vorgefunden habe ich nur einen Zettel, auf dem sie schrieb, dass sie nun weg geht.“ „Ich verstehe“, murmelte Conan. „Wissen Sie auch, wo sie hin wollte?“ „Zum FBI. Allerdings…“ „Allerdings?“ „Es gab wohl einen Unfall. Ai befindet sich in der Gewalt der Organisation.“ „Verdammt…dann wissen sie jetzt, dass sie die ganze Zeit über ein Kind war“, murmelte Conan. „Ai war zu dem Zeitpunkt wieder normal groß. Als mich Miss Jodie anrief, weil sie das auf Videoband hatten, musste ich ihr die Wahrheit über Ai erzählen.“ „Verstehe“, sprach Conan leise. „Ich muss dringend mit dem FBI reden.“ Agasa nickte, während Conan wieder zur Tür ging. „Professor? Können Sie nachher vielleicht Ran und die anderen darüber informieren, dass ich meine Erinnerungen wieder habe? Ich würde es gerne selber machen, allerdings weiß ich nicht, wann ich nach dem Treffen mit Miss Jodie wieder zurück bin.“ „Mach dir darum keine Sorgen.“ „Danke, Professor“, lächelte der Kleine und ging aus dem Haus heraus. Noch immer lehnte der FBI Agent an dem Fenster und blickte hin und wieder heraus. Aus dem Augenwinkel erkannte er den geschrumpften Oberschüler. „Wenn du mit ihm reden willst, solltest du dich beeilen. Er ist drauf und dran das Haus zu verlassen.“ „Hmm?“ Jodie blickte ihren Kollegen an. Dann nickte sie und lief aus dem Zimmer heraus. „Finden Sie das gut, dass wir den Jungen zu Hilfe holen?“, wollte James wissen. „Momentan haben wir keine andere Möglichkeit“, entgegnete der FBI Agent. „Der Junge könnte uns vielleicht mehr Informationen geben.“ Shuichi trat zu den Bildschirmen und blickte auf diese. Der Punkt, der sich bewegte, führte immer weiter nach Tokyo rein. Kein Wunder, da die FBI Agenten diesen mitbrachten. Trotzdem wäre es von Vorteil, wenn der Sender weiterhin an Ai sitzen würde. Da das nun nicht mehr gewährleistet werden konnte, mussten sie auf die typische Art und Weise zurück greifen. Kapitel 17: Familienbande ------------------------- „Conan“, rief Jodie den Jungen. Sie hatte sich beeilt um noch rechtzeitig nach unten zu kommen und fast hätte sie ihn nicht mehr erwischt. Sofort blieb er stehen und sah zu ihr. „Miss Jodie? Was machen Sie hier?“, wollte er wissen. Sie war erleichtert. Dann hatte Shu mit seiner Vermutung recht und Conan hatte seine Erinnerungen wieder zurück bekommen. Sie war froh. Doch bevor sie ihm alles erzählte, wollte sie auf Nummer sicher gehen. „Du erinnerst dich wieder?“ Der Junge nickte. „Seit heute weiß ich wieder alles. Und ich bin wirklich froh.“ „Das ist gut. Wir brauchen deine Hilfe.“ „Ich wollte Sie gerade aufsuchen. Ich hab gehört, was mit Ai passiert ist.“ Jodie seufzte. „Ich konnte sie nicht beschützen.“ „Können Sie mir bitte alles erzählen, was passiert ist? Dem Professor werden sie bestimmt nicht die ganze Geschichte erzählt haben.“ „In Ordnung“, nickte die FBI Agentin. „Am besten gehen wir dafür nach nebenan.“ Der geschrumpfte Schüler stimmte dem zu. Er ging auf die Villa zu und stoppte dann. „Was hast du?“, wollte Jodie wissen. „Warum wollen Sie ausgerechnet in die Villa gehen?“ Jodie musste schmunzeln. „Ich kenne die Wahrheit. Außerdem sind ein paar Kollegen von mir drinnen.“ „Oh. Dann wissen Sie also alles…“ Conan schluckte. Eigentlich wollte er keinem von seiner wahren Identität erzählen, nicht einmal dem FBI. Und jetzt war das Geheimnis gelüftet. Immer mehr Menschen erfuhren von seiner wahren Existenz. Zuerst belief es sich nur auf den Professor, dann seine Eltern, anschließend Ai und Heiji. Vermouth wusste es auch, danach Eisuke und nun kannte auch noch das FBI seine wahre Identität. Sie nickte und öffnete die Tür, die sie beim Verlassen der Villa nicht ins Schloss fallen ließ. „Ai rief mich an“, fing sie dann an. „Sie hatte große Angst vor der Organisation und wollte, dass ich sie ins Zeugenschutzprogramm bringe. Natürlich stimmte ich dem zu und kam dann hier her. Im Wagen erzählte sie mir von dem Besuch der Organisation in der Detektei. Ich wollte sie in Sicherheit bringen, dabei bemerkte ich Vermouth und zwei Autos, die hinter uns waren.“ „Die Organisation“, murmelte Conan. „In dem einen Wagen auf jeden Fall. Der andere Wagen entpuppte sich als dein Untermieter. Jedenfalls wollte ich die Organisation abschütteln und schneller fahren. Allerdings bekam ich dann eine SMS, aus der hervor ging, dass ich in Richtung des Polizeipräsidiums fahren soll und dort dann gegen einen Baum.“ Conan hob die Augenbraue. „Sicherlich keine schlechte Idee.“ „Im Nachhinein war es auch keine. Nur hat mich der Wagen des Organisationsmitgliedes geschnitten, sodass ich ein wenig stärker gegen den Baum fuhr als gedacht. Dein Nachbar sah sofort nach meinem Befinden und wir wurden kurz darauf ins Krankenhaus gebracht.“ Sie seufzte auf. „Wie du siehst, hab ich eine kleine Wunde an der Schläfe abbekommen. Ai hat zum Glück keine Verletzungen davon getragen. Da sie ein Kind ist, wurde sie auf die Kinderstation gebracht. Seitdem hab ich sie nicht mehr gesehen.“ „Mist“, murmelte Conan. Jodie nickte. „Hätte mich dieser Assistenzarzt nicht solange aufgehalten, hätte ich Ai vielleicht noch retten können.“ „Wissen Sie genau was passiert ist?“ Sie schüttelte den Kopf. „Wir können nur Mutmaßen. Du weißt ja, dass mein Boss den Leiter des Krankenhauses kennt. Wir haben die Überwachungsvideos vom Ausgang bekommen. Darauf waren Kir, Ai und Bourbon zu sehen.“ „Dann haben sie sie also gefunden“, sprach Conan leise. „Allerdings war Ai als erwachsene Person zu sehen.“ „Oh…sie muss das Gegenmittel bei sich gehabt haben“, murmelte er. „Gegenmittel?“ „Vergessen Sie es.“ „Ah, ich verstehe“, meinte Jodie. „Mit dem Gegenmittel könnt ihr eure richtige Identität wieder annehmen.“ „Das wissen Sie also auch?“ Sie nickte. „Wie wirksam ist euer Gegenmittel?“ „Nicht besonders gut. Bei Ai wird es wohl ein paar Tage halten, da sie bisher noch nicht oft dieses einnahm. Bei mir ist es schon gut, wenn es einen Tag geht.“ „Hmm…verstehe…“, murmelte die Agentin. „Tut mir leid, dass ich es Ihnen nicht schon eher gesagt habe. Ich konnte es Ihnen einfach nicht sagen.“ „Mach dir darüber keine Gedanken“, entgegnete Jodie ruhig. „Wir konnten Ai lokalisieren, da sie noch den Sender von euch Detective Boys noch bei sich hatte.“ „Das ist doch gut“, nickte Conan. „Nicht so ganz“, seufzte Jodie. „Wir konnten sie für einen Moment verfolgen, aber scheinbar haben sie den Sender entdeckt und ihn auf einen anderen Wagen geworfen. Nachdem Agent Camel von dem schwarzen Porsche weggedrängt wurde, nahm unsere Verstärkung die Verfolgung auf. Sie hielten einen anderen Wagen an und fanden den Sender. Die Organisation ist mit Ai weg.“ Sie ging zu den Treppen. „Ich glaube, es wäre das Beste, wenn du nun mitkommen würdest.“ Conan ging die Treppen nach oben. Er war froh, dass er nun wieder alle Erinnerungen hatte und sich nicht mehr in einem großen, schwarzen Loch befand. Der junge Detektiv trat in das Arbeitszimmer ein und blickte zu den Anwesenden. Sie hatten wirklich keine Mühen gescheut und arbeiteten daran, Ai zurück zu holen. Sofort ging sein Blick zu Subaru Okiya, der am Bildschirm saß. Conan wusste, wer sich hinter der Identität verbarg, doch bislang war er nicht ein einziges Mal in seiner Villa und beobachtete ihn. Er war ein wenig überrascht, dass sich so viel veränderte. „Wie ist die Lage?“, wollte der Kleine dann wissen. „Von der Organisation keine Spur“, sprach Akai. „Das letzte Mal nahmen sie die westliche Ausfahrt aus Tokyo.“ „Hmm“, murmelte Conan leise. Er überlegte. „Westlich von Tokyo gibt es ziemlich viele andere Städte.“ „Und alle wären in gutes Gebiet um sie vor uns zu verstecken. Nicht zu vergessen, dass es sich auch um eine fingierte Flucht handeln konnte.“ Shuichi rief eine Karte auf. „Westlichen gesehen kommen diese Bereiche in Frage.“ „Fingiert?“, wollte Jodie wissen. „Agent Camel hatte mehrfach bestätigt, dass es sich bei dem Mädchen um die erwachsene Ai…Shiho handelte“, fing Akai an. „Sie könnten sie auch ganz einfach in Tokyo verstecken, während Vermouth das Abzeichen an sich nimmt, sich als Shiho ausgibt und aus der Stadt gebracht wird. Damit würden sie uns heraus locken und ihre wichtigen Aufträge hier durchführen.“ „Oh“, murmelte die FBI Agentin. „Da liegt auch die Tottori-Präfektur“, entgegnete der Klein, als er die Karte erblickte. „Was hat das damit zu tun?“, wollte Jodie wissen. „Ich glaube, sie bringen sie zu ihrem Boss.“ „Bist du dir sicher?“ Conan nickte. „Als ich damals von Vermouth entführt wurde, schrieb sie ihrem Boss eine Nachricht. Da ich nicht mehr bewusstlos war, bekam ich einen Teil davon mit. Und nachdem Kir ihrem Boss eine Nachricht schrieb, hörte ich die gleiche Melodie.“ „Du weißt die Nummer des Bosses?“, fragte Jodie. „Es ist das Lied der ‚Sieben Kinder‘. Es stimmt alles überein.“ „Du willst uns also sagen, dass du die ganze Zeit über die Nummer hattest und uns nichts davon gesagt hast?“, entgegnete Akai mürrisch. „Eh…ja…“ „Ich hoffe, du hast eine gute Erklärung dafür.“ „Ich wollte eigentlich auch wissen, wer sich hinter dem Boss versteckt. Die Organisation hat eine gute Sicherung, was die Nummer angeht. Sobald nach ihr recherchiert wird, wird man sicher nicht lange am Leben bleiben und dann würde die Organisation schauen, wer im Umfeld der Personen dafür verantwortlich sein könnte“, erzählte er. „Ai meinte zumindest, dass die Organisation da relativ gesichert ist.“ „Kennst du nicht auch die Nummer?“, wollte Jodie von Akai wissen. Dieser schüttelte den Kopf. „Die Nummer kriegen nur Mitglieder, die volles Vertrauen haben. Da Bourbon immer misstrauisch mir gegenüber war, wurde ich selbst noch mit festem Codenamen getestet. Deswegen kam bei dem Treffen mit der Organisation auch der alte Mann hin. Dafür hat Bourbon gesorgt.“ „Verstehe“, entgegnete Jodie. „Also können wir schon davon ausgehen, dass sie in der Tottori-Präfektur sind.“ „Die Möglichkeit besteht. Trotz der Präfektur müssen wir noch die Stadt ausfindig machen“, warf Akai ein. Conan nickte. „Es wird nicht einfach sein.“ „Dann sollten wir unseren Sitz nach Tottori verlagern“, schlug Jodie vor. „Nein, gerade das sollten wir nicht machen“, meinte Shu. „Sind Sie sich sicher? Ich fände es auch besser, jetzt wo wir ihren Hauptsitz wissen.“ „Nur weil der Boss in der Präfektur lebt, heißt das nicht, dass sie dort auch weiter handeln werden. Außerdem bin ich mir sicher, dass sie Ai erst einmal nichts tun werden. Sie brauchen sie noch. Und irgendwann wird dieses Gegenmittel sicher auch nachlassen. Wenn sie sie dann als kleines Mädchen erkennen, werden sie wissen wollen, wie sie das gemacht hat. Von daher wird Ai erst einmal in Sicherheit sein. Nicht wahr?“ Conan nickte. „Wenn Ai das Gegenmittel gestern einnahm, könnte sie sich heute oder morgen wieder ein Kind sein. Sollte sie solange noch in der Gewalt der Organisation sein, bin ich mir sicher, dass ihr noch nichts passiert.“ Jodie sah zwischen den Beiden hin und her. Man merkte, wie gut sie sich in der Organisation auskannten. Shu hatte seine meisten Erfahrungen direkt in dieser gesammelt, konnte aber auch schon vorher ziemlich gut sagen, wie sie handelten. Und Conan war sowieso eine Sache für sich. „Aber wenn sich Ai wieder verjüngen sollte, stellt die Organisation dann keine Fragen?“ „Damit müssen wir rechnen“, sprach Shuichi. „Aber es würde mich nicht wundern, wenn sie es schon seit längerem wissen.“ „Wieso sollten sie?“ „Wegen Vermouth“, entgegnete Conan. „Vermouth“, murmelte Jodie. „Genau die“, nickte Akai. „Das würde zumindest erklären wieso Sharon und Chris die gleichen Fingerabdrücke besitzen“, sprach sie. Conan nickte. „Auf jeden Fall kennt sie auch in ihrer jetzigen Gestalt meine Mutter. Als Chris Vineyard haben sie sich bestimmt nicht kennen gelernt.“ „Nicht zu vergessen, dass wir bereits ihr wahres Gesicht sahen.“ „Das stimmt. Du hattest damals erwähnt, dass sie die Schrammen im Gesicht hat.“ Jodie überlegte. „Dann hat Vermouth das Gift selber zu sich genommen und dann die Identität von Chris Vineyard angenommen. Aber was ist mit der echten Chris passiert?“ „Vor ungefähr zwei Jahren traf ich in New York auf Sharon Vineyard. Damals hat sie nicht gerade gut von ihrer Tochter gesprochen.“ „Das ist auch kein Wunder. Damit konnte sie sich auch als Chris gut etablieren. Die ersten Fans bekam sie auf der ‚Beerdigung‘ ihrer Mutter, die ihr Erscheinen ziemlich hoch anrechneten. Danach ging es mit ihrer Karriere bergauf“, meinte Akai. „Und zu deiner Frage, ich bezweifel das Sharon jemals eine Tochter hatte.“ „Aber würden nicht die Medien einen großen Aufriss darum machen? Sie kann doch nicht einfach so auftauchen“, warf die FBI Agentin ein. „Zu Beginn ihrer Karriere lebte Sharon Vineyard ziemlich abgelegen und legte wenig Wert auf die Medien. Ihr Privatleben hielt sie immer vor der Presse geheim. Man wusste nur von ihrem Mann und ziemlich spät von einem Kind. Ihren Mann sah man hin und wieder. Nach offiziellen Meldungen wollte sie ihre Tochter, vor allem in jungen Jahren, vor den Medien schützen und zog sie entfernt von diesen auf. Deswegen gibt es auch keine Kinderbilder von ihr. Ihre Tochter trat das erste Mal vor rund 4 Jahren in Erwähnung.“ „Und als sie dann durch das Gift verjüngt wurde…tat sie einfach so, als wäre sie das Kind.“ Akai nickte. „Es fiel ihr leicht die Rolle zu spielen. Wahrscheinlich hast du, als du sie in New York trafst, Chris vor dir stehen gehabt und nicht Sharon.“ „Das könnte gut sein“, murmelte Conan. „Kurz darauf wurde auch der Tod der Schauspielerin bekannt.“ „Aber warum hat sie dann das Gift genommen? Wenn die Organisation es zum Töten benutzt, dann kann das doch nur heißen, dass sie sie los werden wollten.“ „Oder sie wollte selber sterben.“ Vermouth lehnte sich an einen weißen Bentley und wartete. Mit dem Fuß tippte sie auf den Boden und sah sich um. Erst nach einer ganzen Weile kam der schwarze Porsche auf sie zu. „Na endlich“, murmelte sie zu sich selber. Eigentlich sollten sie sich schon vor über einer Stunde treffen, aber Gin und Wodka tauchten nicht auf. „Halt an“, wies Gin seinen Partner an. Dieser nickte und stoppte den Wagen. Gin kurbelte das Fenster herunter und blickte heraus. „Was willst du, Vermouth? Du kannst froh sein, dass wir überhaupt hier her kamen.“ „Ihr hättet schon seit einer Stunde hier sein sollen.“ „Na und? Hat sich eben nicht anders ergeben“, entgegnete Gin. „Was ist passiert?“ „Uns saß das FBI im Nacken.“ „Hmm…“, murmelte Vermouth. „Hast du uns dazu noch etwas zu sagen?“ „Wieso sollte ich?“ „Du hast Sherry schließlich umgezogen und solltest dafür sorgen, dass sie kein Handy oder sonst etwas bei sich trägt“, gab Gin von sich. „Das hab ich. Sag bloß, sie hatte noch eins bei sich.“ „Du willst mir doch nicht wirklich erzählen, dass du das nicht bemerkt hast“, knurrte er. „Das FBI folgte ihrem Sender.“ „Ich wusste es wirklich nicht, sonst hätte ich ihr den Sender abgenommen. Warum sollte ich es riskieren und das FBI hier her bringen?“ „Irgendeinen Hintergedanken hast du bestimmt“, sprach er. „Soll mir jetzt auch egal sein.“ „Wie du meinst, Gin“, nickte sie. Vermouth öffnete die hintere Tür des Wagens und blickte rein. „Kommst du freiwillig mit mir mit?“ Shiho knurrte. „Was hatte das für einen Sinn? Ich war zuerst bei dir und Rye, dann bei Gin und Wodka und soll jetzt wieder zu dir?“ Vermouth lächelte. „Was dahinter steckt, geht dich nichts an. Du hast immer noch die Wahl, entweder du steigst freiwillig um oder ich muss Gewalt anwenden.“ „Wenn es sein muss“, murmelte das Mädchen und rutschte langsam zu der Tür. „Braves Mädchen. Ach…du solltest keine unüberlegten Sachen machen. Wir fackeln nicht lange. Und du willst doch nicht, dass wir uns noch deine kleinen Freunde vornehmen, oder?“ Shiho knurrte leise und stieg aus. „Willst du mir nicht die fesseln abmachen?“ „Das ist nicht nötig“, gab Vermouth von sich und ging zu ihrem Wagen. Sie öffnete den Beifahrersitz, während Gin sie skeptisch beäugte. Seine Hand lag bereits an seiner Waffe. Er bereit im Notfall zu schießen. „Das hast du wirklich gut gemacht, Sherry“, entgegnete die Schauspielerin und schloss die Tür. Sie ging zu ihrer Seite und stieg ein. Dabei ließ sie das Fenster herunterfahren. „Lass sie ja nicht entkommen“, raunte Gin ihr zu. „Mach dir keine Sorgen“, sprach Vermouth und startete den Motor. „Was meinst du, wohin sie nun mit ihr fährt?“, wollte Wodka wissen und startete ebenfalls den Motor. „Das ist mir egal“, meinte Gin. „Wir fahren zurück nach Tokyo.“ „Wieder zurück?“ „Das FBI wird dort sicher auf uns warten“, entgegnete Gin. „Und wir geben ihnen keinen Anhaltspunkt, dass sich Sherry hier aufhalten könnte.“ Wodka nickte. Shiho blickte auf die Seite. „Was machen wir hier?“, wollte sie dann wissen. „Wir fahren ein wenig in der Gegend herum“, antwortete Vermouth. „Aber keine Sorge. Bald kommen wir an. Im Übrigen wir sind in Tottori.“ Shiho schreckte auf. „Wie ich sehe, weißt du, wer seinen Sitz hier hat.“ Shiho begann schneller zu atmen. Der Schweiß lief an ihrer Stirn nur so herunter. „Nein…es hört auf…“, wisperte sie leise. Vermouth blickte zur Seite. „Lass dich nicht abhalten.“ Die Wissenschaftlerin wurde bewusstlos, während sie wieder auf ihre kindliche Größe schrumpfte. Sie wurde erst Stunden später wach. Nun war sie wieder Ai. Langsam machte sie ihre Augen auf und sah sich um. Ihre linke Hand war an die Heizung gefesselt, während das Mädchen selber in einer aufrechten Position an diese gelehnt war. Ai blickte sich um. Der Raum war kalt und leer. Es gab nur ein kleines Fenster in der linken Ecke. Ansonsten die Heizung und die Tür. Das Mädchen war alleine und konnte nicht einmal abschätzen, wo genau sie sich befand. Sie wartete und wartete. Die Tür ging auf. Das erste helle Licht trat in den Raum. Die Person trat ein und drückte auf den Lichtschalter. „Wie ich sehe, bist du endlich wach“, sprach er. Shiho blickte ihn an und versuchte ihn besser zu erkennen. „Momentan bist du hier in Sicherheit“, fing er dann an. Er ging auf sie zu und kniete sich neben ihr hin. „Du musstest ohne deine Eltern aufwachsen und hast es trotzdem zu etwas gebracht.“ Das Mädchen schluckte und blickte zur Seite. „Reden Sie nicht mit mir, als würden Sie mich kennen.“ „Aber das tue ich doch. Immerhin hast du es mir zu verdanken, dass du nach dem Tod deiner Eltern ein zu Hause bekommen hast…und dass du deine Schwester sehen konntest.“ Ungläubig sah sie wieder zu ihm. „Wer sind Sie?“, wisperte sie leise. „Sagen wir es mal so, ich bin ein Freund. Und es wäre für dich von Vorteil, wenn du wieder anfangen würdest für uns zu arbeiten.“ „Nein.“ „Überleg es dir gut“, sprach er. Er stand auf und blickte auf sie herab. „Wer weiß, ob du noch eine zweite Chance bekommst, kleine Shiho.“ Ai schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Das Mädchen wollte seine Worte nicht mehr hören. Stattdessen waren da Schritte. Das Licht blieb zwar an, doch die Tür schloss sich. Der Mann ging die Treppen nach oben und kam anschließend in das Wohnzimmer des Familienhauses. Alles war liebevoll eingerichtet. Er grinste leicht und ging zur Haustür. Sobald er aus dieser trat, schloss er sie ab und ging in das Einfamilienhaus auf der anderen Straßenseite. Mit dem Schlüssel öffnete er die Tür und suchte oben sein Arbeitszimmer auf. Der Mann setzte sich und blickte zu der blonden Frau, die bereits vor seinem Schreibtisch saß. „Das hat lange gedauert, Vermouth.“ „Ich weiß. Es tut mir leid, Boss.“ „Wenigstens haben wir sie nun wieder bei uns.“ Die Schauspielerin nickte. „Wie lauten die weiteren Anweisungen?“ „Später.“ Mit der Hand fuhr der Boss zu einer Schublade. Er öffnete sie und zog eine Akte hervor. Diese schob er dann zu ihr herüber. Vermouth öffnete sie und erblickte alte Bilder von Shiho. „Du hast dich lange Zeit in ihrer unmittelbaren Nähe aufgehalten“, fing er an. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Kannst du mir das erklären?“ „Natürlich ist sie mir sofort aufgefallen. Deswegen hielt ich mich auch weiter in ihrer Nähe auf. Ich hielt es aber für einen Trick vom FBI, die sich auch einmischen mussten“, erzählt Vermouth. „Ein Trick?“ Sie nickte. „Bevor ich einen Fehler begehen würde, wollte ich mir sicher sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie es tatsächlich ist, war nach der Einmischung von Akai gering.“ „Akai schon wieder“, murmelte der Boss. „Wir wissen nun, dass Akai noch am Leben ist.“ „Hast du dafür Beweise?“ „Er hat sich mir selber offenbart.“ „Verstehe.“ Der Boss grinste leicht. „Weißt du, ob Kir ihre Finger im Spiel hatte?“ „Hast du die Akte über Kir zusammen gestellt?“, wollte Bourbon wissen. „Was glaubst du denn?“ Bourbon grinste. „Es war eine gute Idee noch einmal ihre ersten Aufträge durch zu schauen.“ Vermouth nickte. „Kir musste auch unbedingt ihren Auftrag vernachlässigen und in die Lagerhalle gehen.“ „Hättest du mir nicht erzählt, dass sie dabei einen NOC umbrachte, hätte ich es nicht für möglich gehalten“, sprach er. „Ein Neuling erledigt einen Spitzel.“ „Hättest du das nicht gemacht?“, wollte die Schauspielerin von ihm wissen. „Wenn es Rye gewesen wäre, dann auf jeden Fall. Aber das war eine andere Sache. Sie hielt diesen Hondou nicht von Anfang an für einen Spitzel.“ „Das dachte keiner. Und wie durch einen Zufall entdeckte sie ihn und brachte ihn zur Strecke. Und direkt danach ihren Kontaktmann. Und Kir stieg auf. Was für eine Wendung für die Kleine…da musste sie zuerst ihren Vater umbringen und dann noch dabei zu sehen, wie ihr Kontaktmann stirbt.“ „Sie hat den Weg selber gewählt und muss ihn nun zu Ende gehen“, entgegnete Bourbon. „Und wenn du mich fragst, hat sie ihren Vater nicht umgebracht.“ „Hmm?“ „Ich bin der Meinung, dass es nur danach aussah. Der Vater wollte die Tochter schützen. Am sichersten war es, wenn er starb und zwar durch ihre Hand. Die Kleine hatte keine andere Wahl und musste sich der Rettung ihres Vaters beugen. Deswegen hat sie auch erst so lange durchgehalten. Gut, dass du Hondous Vergangenheit noch einmal unter die Lupe genommen hast.“ „Das versteht sich von selber. Wer hätte gedacht, dass unsere liebe Kir auch noch einen kleinen Bruder hat.“ „Viel Interessanter finde ich es ja, dass das CIA aus den Fehlern des FBI’s lernte. Anstatt dass sie einen Agenten schickten, nahmen sie gleich zwei. Flog einer auf, fühlten wir uns sicher genug und rechneten nicht damit, dass sich noch ein Spitzel in unseren Reihen befindet“, entgegnete Bourbon. Vermouth grinste. „Kir konnte mich noch nie an der Nase herum führen“, sprach sie. „Ich weiß“, nickte er. „Hast du dem Boss die Akte schon geschickt?“ „Natürlich. Er fand es äußerst Interessant.“ „Wir sind uns Recht sicher, dass sie das mit ihm plante. Sie haben die Akte von ihr bereits gelesen. Kir ist auf jeden Fall ein NOC.“ Allerdings konnten sie Kirs Zutun bei der angeblichen Ermordung von Akai nicht beweisen, weswegen sie weiter getestet wurde. Der Boss nickte. „Sehr schön heraus gefunden“, sprach er. Er lehnte sich in seinen Stuhl nach hinten. „Dann werde ich mich jetzt um Kir kümmern“, entgegnete Vermouth. „Außer ich soll auf Sherry aufpassen.“ „Nein, Kir wird nicht so einfach ausgelöscht. Fahr zurück nach Tokyo. Bourbon wird bereits auf dich warten.“ Sie nickte. „Kir wird so schnell nicht die Wahrheit zugeben.“ „Kir glaubt auch, dass nichts auf dem Spiel steht“, gab der Boss von sich. „Ich möchte, dass du dich mit Kirs Bruder in Verbindung setzt und dafür sorgst, dass er in den nächsten Tagen hier her kommt. Wünschenswert wäre morgen früh.“ „Verstanden“, nickte sie. „Wenn ich die Stimme seiner Schwester verwende, wird er sich sicher nicht zweimal bitten lassen.“ „Geh jetzt.“ Vermouth stolzierte aus dem Haus heraus. Sie sah sich mehrfach um und achtete darauf, dass sie keiner sah. Jeder kleinste Fehler konnte nun – wo das Ende im Gang war – fatal sein. Die Schauspielerin stieg in ihren Wagen ein. Aus ihrem Handschuhfach zog sie einige Seiten der Akte, die sie ihrem Boss auch schickte. Sie blätterte sie mehrfach durch, ehe sie auf die Notiz mit der Nummer von Eisuke stieß. „Das wird einfach“, sagte sie zu sich selber. Vermouth startete den Wagen und fuhr los. Dabei wählte sie die Nummer und wartete. „Eisuke? Hier ist Hidemi“, sprach sie aufgelöst. „Du musst mir jetzt gut zu hören und darfst nichts Unüberlegtes tun. Ich weiß, dass du immer noch von ihnen überwacht wirst, deswegen ist es sicher, dass du so tust, als wäre ich nur ein Schulfreund. Hast du das verstanden, Eisuke?“ „Eh…ja, Jack“, nickte der Junge. „Sehr schön“, lächelte sie. „Ich bin froh, dass ich deine Stimme hören kann“, fügte sie an. „Ich auch…geht es um die Hausaufgaben?“, wollte er dann wissen und ging in sein Zimmer. „Wir müssen fliehen, Eisuke. Ich weiß, es wird hart für dich sein, aber ich hab keine andere Wahl. Ich bin aufgeflogen“, erzählte sie. „Wahrscheinlich werden sie auch schon bald von dir erfahren. Deswegen müssen wir von hier weg. Du darfst nichts dem FBI oder CIA sagen, sonst ziehst du ihre Aufmerksamkeit auf dich, da sie deinen Schutz erhöhen werden.“ „Oh…“, er schluckte. „Ist es so schlimm?“ „Leider ja. Aber ich hab schon einen Plan, wie ich uns retten kann. Du schleichst dich heute Abend im Schutz der Nacht raus und nimmst nur das mit, was du in deinen Rucksack packen kannst. Mehr Gepäck können wir nicht mit nehmen“, entgegnete sie. „Ich hinterlege dir einen Flug nach Japan und hole dich am Flughafen in Tokyo ab. Von da fliegen wir weiter.“ Eisuke schwieg. Er musste das alles erst noch verkraften. „Eisuke? Bist du noch dran?“ „Ja, bin ich“, nickte er leise. „Muss das wirklich sein?“ „Ich hab keine andere Wahl. Sie werden ahnen, dass ich zurück in die Staaten fliege, deswegen musst du hier her kommen und wir fliehen von hier.“ „Aber wenn es nicht klappt?“ „Daran darfst du nicht denken. Es wird klappen.“ Eisuke nickte, was sie nicht sehen konnte. „Ich werd dir die Sachen vorbei bringen.“ „Danke. Ich würde gerne länger mit dir telefonieren, aber falls sie mich abhören…“ „Ist schon gut“, entgegnete der Jüngere. „Ich hab dich lieb.“ „Ich dich auch.“ Vermouth legte auf und warf das Handy auf den Beifahrersitz. Es war wirklich einfach. Nun musste sie nur noch den Flug buchen und Eisuke würde sich sehr bald in Japan befinden. Eigentlich war es sogar zu einfach. Die Schauspielerin fuhr weiter und nahm den schnellsten Weg zurück nach Tokyo. Ran stürmte in die Villa. In der Mittagspause erreichte sie der Anruf von Professor Agasa. Es war ein wichtiger Grund und wenn Conan seine Erinnerungen wieder hatte, musste sie unbedingt mit diesem reden. Zuerst war sie drüben beim Professor, doch dort wurde sie nicht fündig und beschloss sich nun in der Villa umzusehen. „Du kannst doch nicht so einfach rein laufen“, warf Masumi ein. Ran blickte nach hinten. „Das wird schon gehen. Wenn Conan nicht hier ist, werde ich mich bei Herrn Okiya entschuldigen“, entgegnete sie. Ran blickte sich um und lief dann die Treppen nach oben. „Conan? Bist du da?“ „Dein Typ wird verlangt“, sprach Jodie und blickte zu dem Kleinen herunter. „Das ist Ran. Verdammt, was macht sie hier?“ „Dich suchen“, antwortete Akai kühl. „Na vielen Dank auch…“, murmelte er und blickte sich um. „Und wie soll ich ihr das erklären? Ran wird misstrauisch, wenn sich hier im Raum vier FBI Agenten befinden.“ „Drei“, korrigierte Shu. „Offiziell bin ich Student.“ „Das macht die Sache gerade nicht besser.“ „Wir lassen uns schon etwas einfallen“, entgegnete Jodie und schob den Grundschüler zur Tür. „Conan?“ Die Tür ging auf. Conan stolperte heraus und verschloss die Tür sofort wieder. „Da bist du ja, Conan“, lächelte das Mädchen. Sie lief auf ihn zu, ließ sich auf den Boden fallen und umarmte ihn. „Ich bin so froh, dass du deine Erinnerungen wieder hast.“ Der Grundschüler nickte. „Ich auch.“ „Hab ich da gerade das FBI gesehen?“, wollte Masumi wissen und sah Conan neugierig an. „Masumi? Du bist auch da? Du auch, Sonoko?“ Sie nickte. „Natürlich. Als Ran vom Professor angerufen wurde, war ich dabei. Also beschloss ich spontan ihr zu folgen.“ „Und ich kam einfach so mit, musste mich doch überzeugen, dass es dir kleinem Bengel gut geht.“ „Mir geht es wieder gut. Ich weiß alles. Es ist so, als hätte ich meine Erinnerungen nie verloren.“ „Das ist schön“, lächelte Ran. „Du, Ran?“ „Was ist denn?“ „Kannst du mich los lassen? Ich krieg kaum noch Luft.“ Sofort lockerte sie ihren Griff und ließ von dem Kleinen ab. „Entschuldige, Conan. Ich war nur so froh, dass es dir wieder gut geht, da konnte ich nicht anders.“ „Schon gut“, entgegnete er. „Wollen wir zurück in die Detektei?“ „Nein!“ „Masumi?“ „Ich will es jetzt wissen“, sprach das Mädchen. „Was hast du vor?“, wollte Conan von ihr wissen. Er versuchte sich ihr in den Weg zu stellen, doch das Mädchen drückte die Tür einfach auf. „Hab ich es mir doch gedacht“, sagte sie dann. „Masumi. Du kannst doch nicht einfach so in ein fremdes Zimmer gehen!“ Ran stockte. „Miss Jodie?“ „Oh hey, Ran“, lächelte sie. „Nice to meet you.“ „Was machen Sie hier?“ „Eh…weißt du…“, fing Jodie an und schlang sich demonstrativ an Camels Arm. „Wir machen immer noch ein wenig Urlaub hier. Unser Boss kam auch hier her und wollte uns überzeugen, dass wir wieder zurück kommen, weil man uns braucht. Nicht wahr?“, wollte sie von Camel wissen. Dieser nickte, ebenso wie James. „Sie sind der Boss?“, wollte Masumi wissen und beäugte ihn. James nickte ein weiteres Mal. „Und da ich vor einigen Tagen Herrn Okiya kennen lernte und er…“ „…ein aufstrebender Ingenieur, der bald seinen Abschluss macht“, half Conan aus. „…dachten wir, dass wir ihn anwerben könnten.“ „Anwerben?“ Ran blickte zu Subaru. „Das wäre eine große Chance für Sie.“ „Ich hab mich noch nicht entschieden. Das FBI ist doch eine größere Sache“, antwortete Subaru darauf. „Das versteh ich“, nickte das Mädchen. Masumi schlug mit der Hand gegen die Wand. „Wenn Sie vom FBI sind, möchte ich jetzt die Wahrheit wissen.“ „Masumi?“ „Einer von Ihnen hat mich doch vor einigen Wochen angerufen“, entgegnete sie. „Masumi? Was meinst du?“, wollte Ran von ihrer Freundin wissen. „Was hast du denn mit dem FBI zu tun?“, fragte Sonoko nach und sah die Anwesenden an. Das Telefon wurde lauter gestellt. Es sei eine dringende Mitteilung, hatte der Mann am anderen Ende der Leitung gesagt. „Wir können Sie jetzt hören“, sprach Masumi, während sie sich auf das Sofa setzte. „Es tut mir leid, dass ich es Ihnen mitteilen muss. Shuichi Akai verstarb urplötzlich.“ „Was?“ Masumi sprang von ihrem Platz auf und ballte die Faust. „Das kann nicht sein…Sie müssen sich irren.“ „Leider nicht. Er ist im Dienst von uns gegangen, aber wir werden ihn für seinen ehrenhaften Einsatz nie vergessen“, meinte der Mann am Telefon. „Aber das…er…nein…“, schüttelte sie den Kopf. „Sagt doch auch mal was“, raunte sie ihre Eltern an, die den Kopf senkten und zu Boden blickten. „Wie ist das passiert?“ „Darüber kann ich Ihnen keine Auskunft geben.“ „Aber Sie müssen uns doch etwas sagen können“, warf das Mädchen ein. „Unglücklicherweise liegt das nicht in meiner Macht.“ „Aber…nein…Hören Sie…“ Masumi stockte. Das Telefonat wurde einfach so beendet und sie war immer noch nicht schlauer. Da wurde ihr am Telefon der Tod ihres Bruders mitgeteilt und keiner konnte oder wollte ihr mehr sagen. „Hey!“, rief sie. Wütend ging Masumi an den Hörer und nahm ihn hoch. Sie wollte die Nummer zurück rufen, doch diese wurde unterdrückt und es gab keine Anzeige. Masumi sank zu Boden. „Shu…ichi…“, wisperte sie leise und fing an zu weinen. „Es tut mir leid, aber von uns hat keiner bei dir angerufen“, sprach James. „Doch…das haben Sie…ich vergesse den Anruf nie im Leben“, entgegnete Masumi wütend. „Sagen Sie mir jetzt die Wahrheit. Warum war er hier? Was wollte er in Japan?“, wollte sie wissen. „Er?“, Ran und Sonoko blickten das Mädchen irritiert an, während sich James den Bart rieb. Es war kein leichtes Unterfangen, wenn man alles erklären musste, zumal Zivilisten vor Ort waren. Die ersten Tränen tauchten in Masumis Gesicht auf und suchten sich den Weg an ihrer Wange entlang. „Warum ist mein Bruder gestorben?“ Kapitel 18: Geschwisterliebe ---------------------------- „Du hast einen Bruder?“, kam es von Sonoko. Ran stieß ihr mit dem Ellbogen in die Seite. „Aua. Was ist denn?“ „Du hast es doch gehört“, flüsterte das Mädchen. „Er ist gestorben.“ „Oh…tut mir leid.“ „Also? Was ist nun? Wollen Sie mir nun endlich sagen, was mit ihm passiert ist? Mein Bruder hat immer auf sich aufgepasst. Er neigte zur Vorsicht und hat es mir immer wieder eingebläut. Und dann soll er unvorhergesehen gestorben sein? Und keiner kann mir sagen, wie es passiert ist? Das glaub ich nicht.“ „Wie war denn der Name deines Bruders?“, wollte James wissen. Natürlich kannte er diesen, aber ein Zugeständnis dieser Art hätte nur bestätigt, dass das FBI in Japan arbeitete und über alles informiert war. Mit seiner Unwissenheit vermittelte er lediglich das Gefühl als wäre alles nur ein schrecklicher Unfall - was es auch war. Kurz nachdem Camel das Foto des Mädchens schoss und James erste Auffälligkeiten zum FBI Agenten entdeckte, ließ er sich dessen Familiengeschichte noch einmal zeigen. Es war offensichtlich, dass das junge Mädchen die Schwester seines besten Agenten war. „Shuichi…Akai…“, wisperte sie leise. „Wieso wissen Sie seinen Namen nicht mehr?“, wollte Masumi wissen. Die Tränen liefen immer weiter. James nickte. „Ich erinnere mich an ihn.“ „Warum musste er…?“ „Meines Wissens nach hatte er einen Autounfall, den er nicht überlebte.“ „Aber warum ausgerechnet hier? Ich dachte, es sei nur Urlaub, den er machen würde und dann ruft ein FBI Agent bei uns zu Hause an und erzählt von seinem Tod. Das kann es doch nicht gewesen sein.“ James senkte seinen Blick. „Ich kann dir leider nicht viel darüber sagen. Es kam auch für mich sehr unerwartet, weswegen ich nach dem Rechten sehen wollte“, entgegnete er. „Er kann keinen Autounfall gehabt haben. Er ist ein guter Fahrer“, warf Masumi ein. „Ich weiß nicht, was du von mir hören möchtest. Ich habe mir die Akte darüber angesehen. Es war eindeutig ein schlimmer Autounfall.“ „Nein…warum…warum kann ich dann diese Akte nicht finden?“ James zuckte mit den Schultern. „Das kann ich dir auch nicht sagen.“ „Sie lügen doch“, raunte Masumi ihn an. „Ich wünschte wirklich, dass es so wäre“, sprach James. Masumi schluchzte. „Warum hab ich ihn dann im Bell Tree Express gesehen?“ „Du hast was?“, kam es von James. Er war ein wenig schockiert. „Davon wissen Sie nichts?“ Der Gefragte schüttelte den Kopf. „Ich hab ihn aber gesehen“, wisperte sie. „Ich bin mir sicher.“ „Vielleicht hast du dir auch nur so sehr gewünscht, dass du ihn siehst, dass er dann vor deinen Augen real war“, entgegnete James. „Er war es“, murmelte sie leise. „Ich erkenn doch noch meinen eigenen Bruder“, meinte das Mädchen. „Als ich ihm erzählte, dass man mir sagte, er sei nicht mehr am Leben, antwortete er mir, dass es das war, was er hören wollte…“ „Und dann?“ „Dann weiß ich nichts mehr“, seufzte sie leise. „Ich bin dann in einer Kabine wieder wach geworden.“ „Masumi“, wisperte Ran leise. Noch nie sah sie das Mädchen so verzweifelt. Immer sah es aus, als wäre Masumi stark und würde vor nichts Angst haben. „Vielleicht hast du ihn dir doch nur eingebildet“, sprach Ran einfühlsam. „Nein…“, entgegnete diese. Sie schüttelte den Kopf und wischte sich die Tränen weg. „Es tut mir wirklich leid, aber ich kann dir da nicht weiterhelfen“, meinte James ruhig. Der FBI durfte sich nichts anmerken lassen, vor allem da der FBI Agent, um den es ging, im gleichen Raum war. „Na komm, Masumi“, fing Ran an. Sie strich ihr sachte über den Rücken. „Wir gehen jetzt erst einmal zu mir nach Hause, da kannst du dich beruhigen. Das alles bringt doch nichts.“ „Das ist nicht fair“, wisperte Masumi leise und blickte auf den Boden, wo die ersten Tränen aufkamen. „Ich weiß“, murmelte Ran. „Es ist nicht einfach für dich.“ Ran versuchte das Mädchen irgendwie zu trösten, was ihr nur mühsam gelang. Sie selber hatte bisher noch keinen Menschen verloren, konnte sich aber gut in sie hinein versetzen. Ganz sachte zog Ran ihre Mitschülerin an der Hand aus dem Zimmer heraus. Conan seufzte leise auf. Der geschrumpfte Schüler war froh, nachdem Masumi zusammen mit Ran und Sonoko das Zimmer verließen. Sofort richteten sich die Blicke auf Shuichi Akai. „Du hast eine Schwester?“, stieß Jodie empört heraus. „Hab ich“, nickte der FBI Agent. „Wieso hast du mir nie irgendwas von ihr erzählt?“, wollte Jodie wissen. „Es war nicht notwendig.“ „Und Sie wussten es?“, richtete sie die nächste Frage an James. „Ich ahnte es“, fing er an. „Nachdem ich das Foto, welches Agent Camel machte, sah, bemerkte ich erste Ähnlichkeiten. Nachdem ich mir noch einmal seine Familienakte ansah, bemerkte ich, dass das Mädchen seine kleine Schwester sein musste.“ „Trotzdem hättest du es mir sagen müssen, Shu.“ Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. „Je mehr Menschen von meiner Familie erfahren, desto eher geraten sie in Gefahr.“ „Ah“, murmelte die Agentin. „Du wolltest nicht, dass die Organisation auf sie aufmerksam wird…“ „Wahrscheinlich sind sie das schon. Du hast es doch gehört, sie sah den Mann, der so aussieht wie ich. Die Begegnung war sicherlich nicht zufällig. Es war ein weiterer Test. Außerdem…“ „Außerdem?“, wollte sie wissen. „Das FBI hat nicht bei ihnen zu Hause angerufen“, sprach er und sah zu James. „Nicht wahr?“ James schüttelte den Kopf. „Ich weiß nichts davon.“ „Das dachte ich mir. Die Organisation muss sie informiert haben um ihre Reaktion darauf zu sehen. Ich bin mir sicher, dass sie sich auch schon denken konnten, dass sie hier her kommen und ich mit ihnen Kontakt aufnehme“, erzählte er. „Zumal wir Ihren Wunsch respektierten“, fügte James an. „Wunsch?“ „Ich hab das FBI darum gebeten, dass im Falle meines Todes meine Familie nicht informiert wird, außer es ist wirklich notwendig.“ „Du hast soweit im Voraus gedacht?“, wollte Jodie von ihm wissen. „Bei der Organisation muss man weit in die Zukunft denken.“ „Aber Shu…das kannst du doch nicht machen…es ist deine Familie“, sprach sie leise. „Deine Schwester hat sich die ganze Zeit sorgen um dich gemacht und kam sogar hier her, weil sie die Hintergründe erfahren wollte. Das kann dir doch nicht so egal sein.“ „Es ist besser so.“ Langsam ging Ran die Treppe nach unten. Neben ihr Masumi und Sonoko. Das Mädchen sah ihre Mitschülerin mitleidig an und reichte ihr ein Taschentuch. „Danke“, murmelte Masumi. Sie wischte sich die Tränen weg und blickte noch einmal hoch zu dem Zimmer. Jetzt hatte sie jemanden gefunden, der ihren Bruder kannte und trotzdem konnte ihr keiner sagen, warum er nicht mehr am Leben war. „Geht’s wieder?“, wollte Ran wissen. Masumi nickte. „Es tut mir so leid…ich wollte dort oben nicht so ausbrechen.“ „Du musst dich nicht entschuldigen“, fing Ran an. „Das ist eine ganz normale Reaktion. Ich glaub, wir hätten auch so reagiert, wenn wir an deiner Stelle wären.“ Sonoko nickte. „Wieso hast du uns eigentlich nicht erzählt, dass du einen Bruder hast?“ Das Mädchen seufzte leise auf. „Ich wollte nicht gleich das Mitleid von allen haben“, fing sie an. „Und ich war mir nicht sicher, ob es wirklich so war. Deswegen habe ich ihn auch gesucht. Ihr kennt ihn nicht, ich war mir so sicher, dass das alles nur ein Fehler war.“ „Willst du uns ein wenig von ihm erzählen?“, wollte an wissen und strich ihr über den Rücken. „Es gibt nicht viel über ihn zu reden. Wir haben einen recht großen Altersunterschied von 12 Jahren, weswegen wir nicht allzu viel gemeinsam hatten. Als er volljährig wurde, war ich noch ein kleines Mädchen und kurz darauf ist er auch von zu Hause weg“, erzählte sie. „Danach hatten wir selten Kontakt. Irgendwann ist er nach Amerika gegangen und wir hatten überhaupt keinen Kontakt zu ihm.“ „Aber kommst du nicht auch aus Amerika?“, fragte Sonoko nach. Masumi nickte. „Wir sind vor drei Jahren dorthin gezogen. Aber das hieß nicht, dass ich mehr Kontakt zu ihm hatte. Eher das Gegenteil. Ich wusste ja nicht einmal wo er sich damals aufhielt, bis ich irgendwann heraus finden konnte, dass er für das FBI arbeitete.“ Masumi seufzte auf. „Das hat mir nichts gebracht. Er wollte mich nicht sehen und hat mich jedes Mal abgewürgt.“ „Das hat er wirklich gemacht?“ „Hat er“, sprach das Mädchen. „Ich fühlte mich immer so niedergeschlagen, wenn ich nach einem Gespräch mit ihm wieder nach Hause kam. Und dann erzählte er mir, dass er wieder nach Japan geht. Wir haben uns total gestritten…und sind auch so auseinander gegangen. Ich hab ihn damals angeschrien und dann erfuhr ich von seinem Tod.“ „Oh.“ Masumi schluchzte. „Es soll nicht das letzte sein, was ich zu ihm gesagt habe.“ Es dauerte eine Weile ehe Masumi ihren Bruder in den Staaten ausfindig machen konnten. Aber dann stand sie einfach vor seiner Tür und lächelte ihn an. Er sagte nichts und blickte einfach nur auf sie herab. „Großer Bruder“, freute sie sich. „Erinnerst du dich noch an mich?“, wollte sie von ihm wissen. „Was machst du hier, Masumi?“ Schon damals besaß Shuichi eine recht kühle Art und zeigte keine Gefühle. „Ich dachte, du würdest dich freuen, dass ich hier bin.“ „Wissen sie, dass du hier bist?“ „Natürlich“, nickte sie. „Vater wartet unten im Wagen auf mich.“ „Er ist auch hier?“ Sie nickte erneut. „Wir sind vor einigen Wochen hier her gezogen“, erzählte das Mädchen. „Verstehe“, entgegnete er. „Willst du mich nicht rein lassen?“ „Das geht jetzt nicht“, warf Akai ein. „Ich bin auf dem Weg zur Arbeit.“ Seitdem besuchte sie ihn jede Woche bei sich zu Hause. Unter den normalen Schultagen konnte sie nicht zu ihm gehen, zumal er auch noch arbeitete. Deswegen überredete sie ihren Vater jeden Sonntag, dass sie zu ihm durfte. Es ging Jahre so, bis zu ihrem letzten Besucht. „Großer Bruder“, rief sie ihm zu, sobald die Tür seiner Wohnung aufging. „Masumi.“ Sie lächelte. „Hast du mich schon vermisst?“, wollte sie wissen. „Ich hab uns vom Chinesen um die Ecke was zu Essen besorgt.“ Sie hielt die Tüte nach oben und schmunzelte. „Komm rein“, entgegnete Shuichi. Er ließ die Tür offen und nachdem sie eintrat, sah er sich nach Verfolgern um und schloss die Tür wieder. „Das sieht hier ja immer noch wie ein Junggesellenappartement aus“, seufzte sie. „Du solltest dir wirklich mal eine Frau suchen.“ Akais Augen verengten sich. „Bist du nur deswegen her gekommen?“ „Nein, ich hab eine Überraschung für dich“, fing sie an. „Hmm…ich mag Überraschungen nicht.“ „Das ist eine Gute“, entgegnete das Mädchen. „Ich hab ab nächster Woche Sommerferien und kann dich öfters Besuchen kommen. Aber nicht nur das. Ich hab Mom und Dad überredet, dass ich eine ganze Woche bei dir wohnen darf. Na? Ist das nicht toll?“ „Ich bin ab nächster Woche nicht mehr da.“ „Oh…okay, dann komm ich hier her, wenn du wieder zu Hause bist“, meinte sie darauf. „Das geht nicht. Ich weiß nicht, wann ich wieder zurück komme.“ „Wohin gehst du denn?“, wollte das Mädchen wissen. „Japan.“ Sofort lächelte Masumi. „Dann komm ich mit dir. In Japan kenn ich mich noch gut aus und es wäre toll, wenn ich meine Heimat wieder sehen könnte“, sprach sie. „Du kommst nicht mit.“ „Was? Aber warum nicht?“, fragte sie nach. „Ich muss auch nicht sofort mit kommen. Wenn du eine Wohnung gefunden hast, kann ich dich doch für eine Weile besuchen kommen.“ „Ich hab Nein gesagt.“ „Aber…aber…“, fing sie an. „Kein Aber, Masumi. Du wirst nicht mitkommen und mich auch nicht besuchen“, sprach der FBI Agent. Das Mädchen schluckte hart. Noch nie hatte ihr Bruder in diesem Ton mit ihr gesprochen. Bisweilen dachte sie nur, er hätte eine harte Schale, aber einen weichen Kern. „Du arbeitest dort“, schlussfolgerte sie dann. „Masumi, es reicht. Du solltest jetzt gehen.“ Sie stand auf und sah ihn unter Tränen an. „Willst du uns so schnell los werden? Ich dachte, du würdest dich freuen, wenn deine Familie wieder in deiner Nähe ist.“ „Wenn du willst, kannst du das denken.“ „Shuichi…“, wisperte sie seinen Namen. Sie schluchzte. „Das kann doch nicht dein ernst sein. Willst du mich wirklich nicht mehr sehen?“ Shuichi stand auf. „Ich bring dich zur Tür.“ Masumi musste hart schlucken. „Du…du…hast dich so verändert…“ Akai ging auf die Haustür zu und öffnete sie. Natürlich fiel es ihm nicht so leicht, auch wenn es danach aussah. Masumi folgte ihm. Ihre Trauer wurde zur Wut. „Das werd ich dir nicht so einfach verzeihen“, meinte sie. „Ich…ich hasse dich…“ Mit den Worten lief das Mädchen aus der Tür. „Was hast du ihm denn zuletzt gesagt?“, wollte Ran von ihr wissen. Masumi blickte auf den Boden. „Dass ich ihn hasse.“ „So schlimm?“ Das Mädchen nickte. „Ich war so wütend auf ihn. Ich dachte, er würde mich nicht hier haben wollen“, erzählte sie leise. „Und jetzt kann ich nicht noch einmal mit ihm darüber reden.“ „Es tut mir so leid, Masumi“, wisperte Ran. „Du kannst nichts dafür, Ran.“ Masumi ging den Weg weiter entlang. Sie sah sich um und seufzte leise auf. „Ich sollte mich an den Gedanken gewöhnen, dass ich ihn nie wieder sehen werde.“ Ran sah sie weiterhin an. „Ich wünschte, ich könnte dir dabei helfen“, sprach sie leise. Masumi schüttelte den Kopf. „Das musst du nicht. Ich komm schon damit klar…vielleicht sollte ich auch wieder zurück nach Hause fahren“, murmelte sie. „Was? Du willst gehen? Nein, tu das nicht“, entgegnete Sonoko. „Jetzt gehörst du zu uns“, fügte sie an. „Das stimmt doch, oder Ran?“ „Natürlich“, nickte die Angesprochene und blickte zu Masumi. „Wir sind jetzt Freundinnen, wenn du einfach so gehst, würden wir dich vermissen. Du bist zwar wegen deinem Bruder hier hergekommen und hast ihn nicht gefunden. Dafür hast du aber gute Freunde gefunden, die traurig wären, wenn du einfach so gehst.“ Masumi lächelte leicht. „Danke“, sprach sie und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Und jetzt ziehen wir alle nicht so ein Gesicht.“ Ran nickte. „Wenn irgendwas sein sollte…“ „Ich weiß“, entgegnete Masumi. „Dann kann ich mit euch darüber sprechen und muss mich nicht verstecken.“ „Genau“, meinte Sonoko. „Shu, dir ist doch wohl klar, dass du irgendwas machen musst“, fing Jodie an. „Deine Schwester wird dich immer weiter suchen, vor allem jetzt wo sie Bourbon gegenüber stand.“ „Mach dir darüber keine Gedanken“, sprach der FBI Agent. „Das ist meine Sache.“ „Shu! Das kannst du doch nicht machen. Sie ist extra wegen dir hier her gekommen.“ „Das weiß ich auch selber“, entgegnete Akai ruhig. Er stand auf und trat an das Fenster. „Sie wird schon darüber hinweg kommen.“ „Du machst es dir wirklich einfach“, warf Jodie ein. Sie stoppte, als ihr Handy anfing zu Klingeln. „Geh ruhig ran.“ Die FBI Agentin nickte und zog das Telefon aus der Jackentasche heraus. „Unbekannte Nummer“, murmelte sie leise. Shuichi drehte sich wieder um und beäugte seine Kollegin. „Starling“, sprach sie, als sie das Gespräch entgegen nahm. „Ich bin’s noch einmal“, fing Kir an. „Kir.“ Sofort stellte Jodie das Gespräch auf laut. „Ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich im Auftrag der Organisation Sherry geholt hab.“ „Das wissen wir schon“, murmelte Jodie leise. „Wir haben den Wagen bis zur westlichen Ausfahrt verfolgen können.“ „Da wisst ihr mehr als ich. Ich wurde von Bourbon abgesetzt. Was er und Vermouth danach gemacht haben, kann ich nicht sagen.“ Kir seufzte auf. „Vor Bourbon müsst ihr euch in Acht nehmen. Er sieht genau so aus wie Shuichi Akai.“ „Das wissen wir schon“, meinte Jodie ruhig. „Das ist nicht sein wahres Gesicht. Es war lediglich als Test gedacht.“ „Test?“ Die junge Frau schluckte. „Ja, so eine Art Reaktionstest“, erzählte sie. „Sie wissen wirklich nicht, wohin die Organisation das Mädchen gebracht hat?“ „Leider nicht. Ich konnte auch nicht nachfragen. Sie sind immer noch misstrauisch.“ „Und die Fluchtpläne?“, wollte die FBI Agentin leise wissen. Innerlich hoffte sie, dass Kir diese aufgab. „Ich werde morgen fliehen. Am Nachmittag soll ich mich für einen neuen Auftrag mit Bourbon treffen. Ich werde nicht erscheinen sondern untertauchen.“ „Ich weiß nicht…ob das die richtige Entscheidung ist“, warf Jodie ein. Shuichi schüttelte den Kopf und trat auf seine Kollegen zu. „Sie gehen morgen zu dem Treffen mit Bourbon“, sprach er. „Eh? Aber…“ „Wenn Sie wirklich aus der Organisation raus wollen, dann haben Sie zwei Möglichkeiten. Entweder Sie versuchen es auf eigene Faust und tauchen ab oder Sie hören auf das, was ich Ihnen zu sagen habe. Wenn Sie abtauchen sollten, wären Sie die ganze Zeit über auf der Flucht vor der Organisation und müssten um Ihr Leben fürchten“, erzählte der Agent. „Wenn Sie das wollen, dann tun Sie das auch.“ „Ihre Möglichkeit heißt doch nur, dass ich weiter in der Organisation bleibe“, warf sie ein. „Nicht bedingt. Sie müssten nur bis zum morgigen Treffen durchhalten.“ „Und dann?“ „Wir werden bei dem Treffen ebenfalls vor Ort sein und zu einer gegebenen Zeit nehmen wir Sie und Bourbon fest.“ „Damit wollen Sie mich aus der Organisation holen?“ „Natürlich. Sie werden sich natürlich nicht so einfach schnappen lassen und unsere Leute umschießen. Die Organisation wird alles mitbekommen. Kurz darauf wird man nur noch etwas von Ihrem Selbstmord mitbekommen und Sie wären frei.“ „Ich soll meinen eigenen Tod vortäuschen?“ Sie schluckte dabei. „Warum nicht? Normalerweise klappt das relativ gut. Bei Ihnen werden Sie nicht so viel recherchieren. Und Sie sollten Ihren kleinen Bruder nicht vergessen. Sobald Sie untertauchen nehmen sie ihn in die Mangel. Glauben Sie mir, die Organisation würde das innerhalb weniger Minuten heraus finden und Sie könnten ihn für viele Jahre nicht mehr sehen. Sie müssten die ganze Zeit über in getrennten Ländern leben und selbst Anrufe wären nicht gerade einfach. Überlegen Sie es sich.“ Kir überlegte mehrere Sekunden. Sie wog ihre Optionen ab, merkte aber schnell, dass Akai die Wahrheit sprach. Auch wenn es riskant war, Kir durfte nicht nur an sich denken. Eisuke war ein wichtiger Faktor in ihren Entscheidungen. „In Ordnung. Erzählen Sie mir genau von Ihrem Plan.“ „Sehr schön“, nickte Akai. „Wir machen folgendes: Sie teilen uns den Treffpunkt und die Uhrzeit mit. Unsere Leute sind vorher vor Ort und überwachen das Treffen.“ Akai blickte zu Jodie, die nickte. „Machen Sie sich darauf gefasst, dass danach alles schnell gehen wird. Wir werden zuschlagen und versuchen Sie und Bourbon zu verhaften. Tragen Sie zur Sicherheit eine schusssichere Weste, wir werden nicht zimperlich sein.“ „Verstehe…“, murmelte sie. „Allerdings sollten Sie dabei noch eine Kleinigkeit mit einberechnen.“ „Die da wäre?“ „Das Treffen soll gegen 14 Uhr im Café auf dem Tokyo Tower stattfinden. Wir werden also nicht alleine sein.“ „Interessant…sie sichern sich ab.“ „Sie finden das interessant? Da sind Sie wirklich der Einzige“, entgegnete Kir. „Wir ändern trotzdem nichts daran“, meinte er. „Ich werde das Treffen überwachen und wenn sich die Gelegenheit ergibt, kümmern wir uns um Bourbon. Machen Sie sich keine Sorgen darüber. Sollte irgendwas Außerplanmäßiges passieren, werden Sie es schon früh genug mit bekommen.“ „In Ordnung“, nickte Kir. „Kir? Machen Sie nichts, was die ganze Operation gefährden könnte.“ „Das hatte ich nicht vor“, warf diese ein. „Gut. Dann sehen wir uns morgen.“ Shuichi nahm Jodie das Handy aus der Hand und drückte den Anruf weg. „Das müsste reichen.“ „Was meinst du?“, wollte Jodie von ihm wissen. „Die Organisation trifft sich nicht einfach so mit Kir in der Öffentlichkeit.“ „Du meinst, es ist eine Falle?“ „Nicht bedingt. Öffentliche Plätze sind für die Organisation ein großer Vorteil. Man müsste meinen, dass sie in der Öffentlichkeit kaum über ihre Pläne reden werden, aber sie machen genau das Gegenteil. Ihre ganzen Aktionen sind codiert, sodass keiner irgendwas verstehen würde“, erzählte der FBI Agent. „Daneben hat es noch den Vorteil für sie, dass wir uns nicht einmischen werden. Wir können gar nichts machen.“ Jodie schluckte leicht. „Dann können wir morgen gar nichts machen“, sprach sie leise. „Das muss es nicht heißen. Wir warten ab, was sie mit ihr besprechen wollen. Irgendwie müssen sie schließlich auch vom Tower herunter.“ „Verstehe. Sie wollen, dass Sie bei der Runterfahrt von uns geschnappt werden“, entgegnete James. „So ist es“, nickt der FBI Agent. „Können wir dich wirklich alleine gehen lassen?“, wollte Ran von ihrer Freundin wissen. „Ja, doch. Ich geh zurück in mein Hotelzimmer und setz mich an die Hausaufgaben“, antwortete sie. „Wenn du möchtest, können wir auch mit dir gehen“, schlug Sonoko vor. „Nicht nötig“, schüttelte sie den Kopf. „Wir sehen uns morgen in der Schule.“ Masumi setzte ein Lächeln auf und lief dann die Straße entlang. Ran seufzte leise auf. „Sie tut mir leid. Ich wünschte, wir könnten ihr irgendwie helfen.“ „Ich wüsste nicht wie“, murmelte Sonoko. „Wir können ja schlecht ihren Bruder finden oder die Akte zu seinem Tod.“ „Doch, das können wir“, gab Ran von sich. „Ich kann Paps bitten, dass er Inspektor Megure mal fragt.“ „Das ist es“, nickte Sonoko. „Am besten tust du das gleich. Vorher erzählst du ihm aber, dass der Kleine seine Erinnerungen wieder hat, dann freut er sich und hat keine andere Wahl mehr, als dir den Wunsch zu erfüllen.“ „Gute Idee“, stimmte das Mädchen zu. „Ähm…wie hieß ihr Bruder noch einmal?“ „Eh? Gute Frage“, murmelte Sonoko nachdenklich. „Was hatte sie noch einmal gesagt?“, grübelte Sonoko. „Ähm…Ich…i…nichi…?“ „Bestimmt nicht Shinichi“, grinste Sonoko. „Aber kein Wunder, dass du immer an den denkst.“ „He! Ich hab nicht an ihn gedacht“, meinte Ran. „Und das er Shinichi nicht heißt, ist mir auch klar. Aber es war so ähnlich“, gab Ran von sich. „Shinchi…Shinji…Shunji…“, zählte Sonoko auf. Ran schüttelte den Kopf. „Nein, die Namen kommen mir nicht bekannt vor“, murmelte sie. „Shi…Shu…ah…Shuichi.“ „Ja, genau“, nickte Sonoko. „Das war er. Und der Nachname?“ „Eh?“, Ran dachte nach. „Ai…kai…“ „Akai?“ „Shuichi Akai“, wiederholte Ran den Namen. Dann nickte sie. „Doch, das passt.“ „Gut, dann hast du jetzt ja den Namen.“ Das Mädchen nickte. „Ich ruf dich nachher an“, lächelte sie und lief dann los. Nach nur wenigen Metern, die das Mädchen hinter sich bringen musste, kam sie an der Detektei an. Ran ging die Treppen nach oben, bis sie zur Detektei kam. Zunächst lauschte sie an der Tür, hörte aber keine Stimmen, weswegen sie die Tür einfach auf machte. Ihr Vater saß auf seinem Stuhl und sah sich in seinem kleinen Fernseher die Übertragung eines Yoko Okino Konzertes an. „Oh Yoko“, gab er von sich. Ran seufzte auf. „Paps!“ Er blickte nach oben. „Hmm…du bist aber früh zu Hause.“ „Ja, ich hab die Schule heute in der Pause verlassen. Professor Agasa rief mich an. Conan hat wieder alle Erinnerungen“, erzählte sie. Dabei lächelte sie leicht. „Wenigstens eine gute Nachricht…“ Sie nickte. „Bei dir nicht? Ist irgendwas passiert?“ Kogoro seufzte auf. „Ich hab das Mädchen nicht gefunden. Und der Professor rief auch nicht an. Auf meine Anrufe reagiert er nicht.“ „Ach das…ja, ich weiß, warum dich der Professor nicht anruft. Ai kam gestern Abend mit Fieber nach Hause, deswegen musste er sich um sie kümmern. Heute Morgen stellte er dann fest, dass sie Windpocken hat.“ „Hmm…dann konnte er sie also bisher nicht fragen“, murmelte der Detektiv. „Leider nicht. Aber er wird das nachholen, sobald es Ai wieder gut geht“, sprach Ran. „Gut, das ist doch schon mal was“, nickte Kogoro. „Du, Paps?“ „Was ist denn?“, wollte er wissen. „Wenn es um den Rotzbengel geht, mach dir da keine Gedanken, ich werd weiterhin nett zu ihm sein.“ „Nein, darum geht es mir nicht. Aber trotzdem Danke“, lächelte sie. „Masumi war heute auch mit dabei.“ „Masumi…“, murmelte Kogoro nachdenklich. „Masumi…“, wiederholte er. „Masumi Sera. Meine Schulfreundin. Sie war hier, als der Geiselnehmer da war.“ „Ach ja, ich erinnere mich an sie.“ „Gut, Paps“, nickte das Mädchen. „Wie gesagt, sie war auch da und Conan war nebenan bei Subaru Okiya. Jedenfalls wissen wir nun, dass Masumi einen älteren Bruder hat, der vor kurzem hier ums Leben kam…das ist auch der Grund, warum sie zurück nach Japan kam…“ „Die Arme“, entgegnete Kogoro und sah seine Tochter an. „Und was erwartest du jetzt von mir?“, er hob die Augenbraue. „Soll ich sie jetzt wie Conan bei uns aufnehmen? Das wäre doch ein wenig viel.“ Ran schüttelte den Kopf. „Nein, nicht doch. Das wird nicht nötig sein. Masumi wohnt momentan im Hotel. Ich glaub, sie mag es dort auch.“ „Gut“, sprach er. „Aber da ist tatsächlich etwas, worum ich dich bitten würde.“ Kogoro seufzte leise auf. Er ahnte es. „Um was geht es?“ „Ihr Bruder starb unerwartet bei einem Autounfall und es gibt darüber keine Akten.“ „Hmm…wenn es ein Unfall war, dann werden die Akten bei der Polizei an einem anderen Ort gelagert.“ „Immer?“ „Zumindest dann, wenn der Unfall bewiesen wurde und als solcher abgehackt wird.“ „Und ansonsten nicht?“ „Ansonsten geht es zu den unaufgeklärten Unfällen, hin und wieder auch ins Morddezernat, wenn der Verdacht besteht.“ „Verstehe“, murmelte Ran. „Können Akten auch verschwinden?“ Kogoro schüttelte den Kopf. „Normalerweise nicht. Wenn ein Polizist eine Akte raus nimmt, wird das vermerkt.“ „Und wenn man die Akte gar nicht mehr finden kann? Wie ist das zu erklären?“ Kogoro legte den Kopf schief und überlegte. „Eigentlich gibt es dafür nicht wirklich viele Gründe. Die Akte könnte falsch geführt worden sein oder sie wurde überhaupt nicht geführt. Das wird kaum der Fall sein, aber es wäre eine Möglichkeit. Oder aber die Person wurde nicht identifiziert und die Polizei steht vor einem Rätsel, weil sich keiner meldete. Wer weiß, vielleicht wurde auch der Name falsch aufgeschrieben und dann in der digitalisierten Form falsch eingetragen.“ „Digitalisiert?“ „Die Akten werden noch meistens noch handschriftlich ausgestellt. Nur der komplette Bericht wird digitalisiert ausgefüllt. Daneben bekommt jede Akte ein Aktenzeichen und wird digitalisiert in den Computer aufgenommen. Meistens werden diese Daten mit den Namen von Opfern, Zeugen, Tätern und kurz mit der Todesursache versehen. Am Computer kannst du dann nach dem Aktenzeichen suchen und die Akte finden.“ „Dann hätte man eigentlich gute Chancen die Akte zu finden“, murmelte Ran leise. „Wenn man die Erlaubnis hat, dann ja“, nickte er. „Meinst du, du könntest vielleicht die Akte bekommen?“ Kogoro hob die Augenbraue. „Ja, ich weiß, es ist kein richtiger Auftrag, aber es ist wichtig für Masumi. Sie hat hier schon so lange nach ihrem Bruder gesucht und konnte ihn nicht finden.“ „Sie hat nach ihm gesucht, obwohl er nicht am Leben ist?“ „Schon, aber auch nur, weil sie nichts über seinen Tod herausfinden konnte und weil sie es nicht glauben wollte. Ich kann sie sehr gut verstehen. Wenn du sterben würdest, würde ich auch hoffen, dass es nur ein Irrtum war und würde alles dafür tun, um es zu beweisen. Bitte, Paps. Es ist wirklich sehr wichtig für mich. Wenn du die Akte bekommst, könnte Masumi alles viel besser verstehen. Es würde ihr wirklich helfen. Bitteeeee…“ Kogoro seufzte leise auf. Seiner Tochter konnte er selten einen Wunsch abschlagen. Auch wenn er es versuchte, sie blickte ihn entweder tief traurig an oder machte ihm Vorwürfe. Aber egal was das Mädchen auch machte, er erfüllte ihr immer wieder den Wunsch. „Gut, ich mach es“, nickte er. „Danke, Paps“, lächelte sie. „Du weißt ja nicht, wie viel mir das bedeutet.“ „Du darfst mich gerne loben, wenn ich die Akte besorg hab“, entgegnete er. „Aber ein paar wichtige Punkte bräuchte ich schon.“ „Natürlich. Du kriegst alles, was du dafür brauchst.“ „Zunächst erst einmal die Banalitäten: Name, eventuell auch Alter, Todesursache und wenn es geht auch den Ort, wo es passierte.“ „So viel?“, wollte sie wissen. „Es ist besser, wenn man mehr weiß. Manchmal kann die Suche nach einem Namen nicht viel bringen und ich muss mehr in die Suche eingeben.“ „Ach so. Ähm…ja der Name ist Shuichi Akai“, erzählte Ran. „Alter…ähm…28 oder 29 Jahre alt, Todesursache war ein Autounfall.“ Kogoro nickte und notierte sich das. „Weißt du auch wo?“ Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Ich hab keine Ahnung. Ich glaub, Masumi weiß das auch nicht.“ „Hmm…mal sehen, was sich damit machen lässt. Weißt du, ob Masumi schon selber bei der Polizei anfragte?“ „Ich glaube schon. Sie hatte erwähnt, dass sie keine Informationen dazu bekam.“ „Verstehe…ich werd nachher schauen, was sich finden lässt.“ „Du kannst doch auch Amuro los schicken, wenn du weiter nach der jungen Frau suchen willst“, schlug Ran vor. Kogoro seufzte auf. „Er arbeitet nicht mehr hier.“ „Nicht?“ Ran war erstaunt. Dafür gab es doch keine Anzeichen. „Er rief an und kündigte seine Lehre bei mir. Er wollte sich um andere Dinge in seinem Leben kümmern und hätte genug bei mir gelernt, sodass er nun seinen eigenen Weg gehen will.“ „Das kam aber plötzlich“, entgegnete sie. „Wenn er nicht will, dann muss er selber sehen, wie er damit klar kommt. Sobald er wieder zurück will, werde ich ihn ablehnen.“ „Musst du gleich so hart sein, Paps?“, wollte sie wissen. „In dem Fall, ja“, nickte er. „Ach, Paps…“ „Guck mich nicht so an, Ran. Ich weiß, was du von mir hältst. Aber ich kann ihn nicht immer dann unterrichten, wenn es ihm gerade in den Kram passt“, warf er ein. „Ja, ich weiß“, stimmte sie zu. Kapitel 19: Fallentwicklung --------------------------- Kogoro blickte auf seinen Notizzettel. Er hatte wirklich keine gute Handschrift, aber man konnte es noch erkennen. Außerdem erinnerte er sich noch an das, was Ran ihm erzählte. Als Detektiv musste er sich die Begebenheiten merken und sie schnell interpretieren. Er hoffte, dass er diesmal einen Erfolg zu verbuchen hatte, zumal er schon bei der Einladung seines Mandanten versagte und auch bei der Suche nach der jungen Frau. Kogoro stand von seinem Platz auf, als sein Telefon klingelte. Sofort nahm er ab. „Kogoro Mori, Meisterdetektiv.“ „Suguru Miyano“, fing Gin an. „Ich habe meine Schwester gefunden. Sie werden nicht mehr gebraucht.” „Sie haben Sie gefunden?“, wollte Mori wissen. Er war überrascht und ließ sich zurück in seinen Stuhl fallen. Wenigstens diesen Auftrag wollte er alleine fertig stellen. Doch das konnte er nun vergessen. „Das habe ich doch gerade gesagt“, entgegnete der Mann in Schwarz. „Das war’s für Sie.“ „In Ordnung“, nickte der Detektiv. „Ich werde Ihnen die Rechnung zuschicken.“ Gin lachte auf. „Rechnung? Sie haben doch gar nichts getan…“ „Ich muss doch sehr bitten. Ich habe lange nach ihr gesucht und alle möglichen Labore angefragt“, warf Kogoro ein. „Und wenn schon“, gab Gin knapp von sich und legte einfach auf. „Jetzt hören…“ Kogoro stockte. Er hörte nur noch das Tuten. „Das darf doch nicht wahr sein“, meinte er darauf. Der Detektiv suchte das Bild von dem Mädchen und sah auf die Rückseite. Dann wählte er die Nummer. Die gewünschte Rufnummer ist zurzeit nicht belegt…. Er versuchte es noch einmal, aber auch da kam die gleiche Durchsage. Kogoro knüllte das Bild zusammen und warf er auf seinen Tisch. „Na super“, knurrte er leise. Kaum erinnerte sich Conan wieder an alles, verlor er den Auftrag. Aber nicht nur das, der Klient weigerte sich zu zahlen. Aber nicht mit ihm. Der Detektiv nahm das zerknüllte Foto und stand wieder auf. Er ging aus der Detektei und lief die Treppen nach unten. Er war nicht blöd und hatte noch ein Ass im Ärmel. Wenn sie nicht zahlen wollten, konnte er auch anders. Kogoro entknüllte das Bild und sah auf die Adresse der Rückseite. Kogoro sah an der Fassade des Gebäudes hoch. Es war ein leerer Bürokomplex, der gerade erst gebaut wurde. Um ihn herum waren die Bauarbeiter am Arbeiten und setzten die nächsten Steine. Mori war schockiert. Die ganze Zeit über wurde er an der Nase herum geführt und hatte dabei noch mitgemacht. Diese Männer nahmen ihn aufs Korn und wollten seine Dienste umsonst in Anspruch nehmen. Er ballte die Faust. Sie würden ihn kennen lernen, sobald er sie das nächste Mal zu Gesicht bekam. Aber es war nicht heute. Heute musste er sich noch um eine andere Kleinigkeit kümmern. Mit schnellen Schritten ging der Detektiv zum Polizeipräsidium. Sofort suchte er das Archiv auf. Doch auch hier ging einiges schief. Kogoro kam nicht so einfach an die Akten, wie er dachte. Er brauchte entweder die Erlaubnis eins Vorgesetzten oder ein Polizist musste für ihn suchen. Wütend stampfte Kogoro nach oben ins Morddezernat. Dort kannte er wenigstens noch Personen, die die Akte suchen würden. Zumindest war er sich sicher, dass diese seiner Bitte nichts entgegen zu bringen hatten. Mori trat durch die Tür und sah die vielen Polizisten bei der Arbeit. Er sah sich um, entdeckte aber nicht den einen, nach dem er suchte. „Ist Inspektor Megure da?“, wollte er von einem Polizisten wissen, der gerade an ihm vorbei lief. Dieser schüttelte den Kopf. „Heute ist sein freier Tag. Aber vielleicht kann ich Ihnen weiter helfen.“ „Nein danke“, murmelte Kogoro. „Inspektor Takagi?“ „Dort hinten am Schreibtisch.“ „Danke“, entgegnete Mori und suchte den jungen Inspektor auf. „Inspektor Takagi?“ „Oh, Herr Mori“, lächelte der junge Mann. „Kann ich Ihnen helfen?“ „Das können Sie“, nickte der Detektiv. „Ich brauche eine Akte aus dem Archiv.“ „Aber die können Sie sich doch einfach holen“, warf er ein. „Nur, wenn sie dem Morddezernat zugeordnet wird. Andererseits brauch ich entweder einen Inspektor, der mir die Erlaubnis gibt oder einen Polizisten, der sie holt“, entgegnete er. „Oh…ja, das ist wahr“, murmelte Takagi. „Vielleicht könnten Sie nach der Akte suchen…“, schlug er vor. Takagi nickte. „Natürlich. Sagen Sie mir nur, welche Sie brauchen.“ „Es geht um einen gewissen…“, Kogoro zog den Zettel hervor. „Shuichi Akai, der bei einem Autounfall vor einigen Wochen ums Leben kam.“ „Haben Sie noch mehr Informationen?“ Mori schüttelte den Kopf. „Außer Ihnen hilft das Alter von 28 oder 29 Jahren weiter.“ „Eher weniger. Aber ich werde sehen, was sich machen lässt“, meinte Takagi. „Danke. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gerne mitkommen.“ „Natürlich“, nickte der Inspektor. „Guten Tag.“ Takagi blickte sich um. „Oh hallo, Inspektorin Sato.“ „Geht es um einen Fall?“, wollte die junge Frau wissen. „Indirekt ja“, entgegnete Kogoro. „Möchten Sie uns darüber aufklären? Sie verlangen hier eine Akte, die scheinbar abgeschlossen wurde und nicht zum Morddezernat gehört. Oder vermuten Sie hinter dem Autounfall einen Mordanschlag?“, wollte sie wissen. Kogoro blickte sie an. „Das glaube ich eher weniger. Das ist kein richtiger Auftrag, es ist nur eine Bitte von meiner Tochter. Der gesuchte Mann ist der Bruder einer Freundin von Ran. Sie meinte, sie hätte keine Informationen über seinen Tod. Aus dem Grund hab ich mich dem Fall angenommen und werd ihr die Akte zeigen, damit sie damit abschließen kann.“ „Sie wissen, dass das eigentlich nicht erlaubt ist?“, wollte Miwako von ihm wissen. „Ich dachte, Sie könnten diesmal eine kleine Ausnahme machen, immerhin hab ich ziemlich viele Fälle für Sie gelöst.“ Takagi blickte zu seiner Kollegin. „Was meinst du? Ich würde es machen.“ „Von mir aus“, entgegnete die Inspektorin. „Takagi, du gehst nach unten und holst die Akte.“ Sie wandte sich an den Detektiv. „In der Zwischenzeit würde ich mich gerne mit Ihnen unterhalten.“ Takagi nickte und ging aus dem Raum heraus. „Um was geht es?“, wollte Kogoro von Miwako wissen. „Setzen wir uns doch zuerst“, sprach sie und wies auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch. Dann setzte auch sie sich. „Ich habe mir vor kurzem ein paar Akten von Ihren Fällen angesehen“, fing sie an. Kogoro nickte. „Dann wissen Sie ja, wie viele Fälle ich bisher erfolgreich gelöst hab.“ „Das weiß ich“, entgegnete sie. „Aber darum geht es mir nicht.“ „Nicht?“ „Mir ist aufgefallen, dass Sie erfolgreich wurden, nachdem Sie Conan bei sich aufnahmen.“ Der Detektiv stimmte zu. „Er war mein Glücksbringer.“ „Allerdings war er bei jedem Ihrer Fälle da.“ „Er wohnt ja auch bei mir. Ich kann ihn schließlich nicht alleine zu Hause lassen“, warf Kogoro ein. Alleine Ran hätte ihm den Kopf dafür abgerissen. „Aber was ist mit Ihrer Art, wie Sie die Fälle lösen?“ „Was soll damit sein?“, wollte er wissen. „Ich finde immer den Täter.“ „Aber wissen Sie auch wie? Sie beschuldigen zuerst immer einen Anderen…“ „Das mach ich immer. So arbeite ich. Ich gebe dem Täter das Gefühl, als hätte ich ihn nicht durchschaut und direkt danach erläutere ich, wer der wahre Täter ist.“ „Hmm…“ „Die Antwort scheint sie ja nicht gerade zu erfreuen.“ „Es ist nur, dass ich einige Ungereimtheiten fand.“ „Die da wären?“, wollte Mori wissen. „Mir wurde erzählt, dass Sie bei jedem Fall den kleinen Conan anschreien und ihn vom Tatort weg bringen wollen. Bei ihren sämtlichen Schlussfolgerungen lassen Sie aber genau ihn irgendwas vorzeigen.“ „Na und? Daran ist doch nichts Schlimmes. Ich möchte eben nicht, dass er irgendwelche Beweise anfässt oder irgendwas durcheinander bringt.“ „Sind Sie sich sicher, dass es nur das ist?“ „Natürlich. Was wollen Sie mir eigentlich vorwerfen?“, kam es von ihm. Kogoro wurde ein wenig lauter. „Bitte beruhigen Sie sich doch.“ Miwako sah kurz zu den anderen Kollegen und wandte sich dann wieder an Mori. „Natürlich will ich Ihnen nichts vorwerfen. Mir ist nur aufgefallen, dass es jedes Mal nach dem gleichen Muster vorgeht. Außerdem wurde ihre Art und Weise einen Fall zu lösen bereits von Sonoko Suzuki und Kommissar Yamamura nachgeahmt. Jedes Mal war Conan mit vor Ort.“ „Hmm“, murmelte Kogoro. „Sie sind eben Fans von mir“, fügte er an. „Deswegen machen sie mich nach und nehmen Conan dabei mit.“ „Herr Mori…ich weiß, es ist nicht gerade einfach. Allerdings…müssen Sie doch zugeben, dass das ein wenig merkwürdig ist“, fing Miwako an. „Wir wollen Ihnen natürlich nichts vorwerfen. Wir wollen nur mit Ihnen zusammen arbeiten um die Wahrheit heraus zu finden.“ Kogoro seufzte auf. „Sie geben ja sonst keine Ruhe…“ „Ist Ihnen bei Ihren Fällen irgendwas aufgefallen?“ Kogoro dachte nach. Dann schüttelte er den Kopf. „Nein, nichts“, sprach er. „Wir haben uns bereits überlegt, ob nicht Conan die ganzen Fälle löst und Ihnen die richtige Lösung erzählt.“ „Wieso sollte er?“, kam es von dem Detektiv skeptisch. „Das ist doch Unsinn.“ „Wir können uns das Ganze auch nicht erklären. Auf einigen Bildern, die während Ihren Ausführungen geschossen wurden, konnten wir erkennen, dass Conan die meiste Zeit über hinter Ihnen steht.“ „Hmm…“, murmelte Kogoro. Er seufzte leise auf. „Herr Mori?“ „Vergessen Sie es“, schüttelte der Detektiv den Kopf. „Jetzt nicht“, meinte Miwako. „Sie wissen doch etwas. Dann sprechen Sie bitte. Hier wird Ihnen nichts zu Ihrem Nachteil ausgelegt.“ Kogoro seufzte erneut auf. „Wenn Sie keine Ruhe geben…ich erinnere mich an keine Fallaufklärung.“ „Sie erinnern sich an nichts?“ „Das sagte ich doch“, gab er von sich. „Am Anfang war es komisch, als man mir zu den erfolgreich aufgelösten Fällen gratulierte. Dann wurde es zur Gewohnheit und ich hielt es für normal, diese narkoleptische Anfälle zu haben.“ „Narkoleptische Anfälle?“ Sie hob die Augenbraue. „Haben Sie das schon einmal untersuchen lassen?“ Er schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht. Diese Anfälle helfen mir bei der Falllösung.“ Miwako seufzte leise auf. „Aber Sie erinnern sich nie, wie Sie einen Fall gelöst haben.“ „Das find ich nicht so schlimm“, entgegnete er. „Ich verstehe…“, murmelte die junge Frau. „Wären Sie damit einverstanden, dass wir Sie mit einer kleinen Mikrokamera ausstatten und uns den Hergang selber ansehen können?“, wollte sie wissen. „Wenn es unbedingt sein muss“, murmelte Kogoro. Eigentlich hatte er keine wirkliche Lust darauf. Aber sobald er es ablehnte, würden sie nur noch weiter bohren. „Gut“, nickte sie. „Wir möchten das gerne dann machen, wenn Conan seine Erinnerungen wieder hat.“ „Da müssen Sie nicht lange warten. Er weiß seit heute wieder alles.“ „Oh…das ist gut“, lächelte Miwako. „Da bin ich wieder.“ Miwako blickte auf. „Sehr schön“, fing sie an. „Herr Mori stimmte der kleinen Kamera zu.“ „Gut“, nickte der Inspektor. „Was ist mit Conan?“ „Der hat seine Erinnerungen wieder zurück. Wir könnten ihm die Kamera nachher an die Jacke machen.“ „Ich kümmer mich dann darum“, sprach er. „Haben Sie meine Akte gefunden?“, wollte Kogoro dann wissen. „Ja…da ist so eine Sache“, entgegnete Takagi. Er zog einen Stuhl heran und setzte sich. Er hatte eine Akte in der Hand, doch es war nicht die, die der Detektiv suchte. „Was ist los?“, kam es von Miwako. „Die einzige Akte, die es mit seinem Namen gibt, ist schon älter…23. Februar.“ „Das würde doch recht gut passen“, warf Kogoro ein. „Das wären erst ein paar Wochen.“ Takagi schüttelte den Kopf. „Es ist der 23. Februar des letzten Jahres.“ „So lange her?“, murmelte der Detektiv. „Hmm…vielleicht hat das Mädchen auch erst später von dem Tod ihres Bruders erfahren und denkt, dass es erst vor kurzem war.“ „Nur geht es in der Akte nicht um den Tod des Mannes.“ „Nicht?“ Takagi schüttelte den Kopf. „Es ist die von der Busentführung der Yashima Bande.“ „Daran erinnere ich mich noch“, nickte Miwako. „Conan war auch in dem Bus und wurde doch auch verletzt.“ Takagi öffnete die Akte. „Die Entführer ließen Dr. Araide und Herrn Akai ihre Sachen anziehen und wollten diese als Entführer mit dem Bus hochjagen. Damals war er lediglich ein Zeuge.“ „Oh“, murmelte Kogoro. „Mehr Akten über ihn gibt es nicht.“ „Haben Sie auch bei den abgeschlossenen Unfallakten geschaut?“ „Natürlich“, nickte Takagi. „Ich hab das eingegeben, was Sie mir gesagt haben. Allerdings gab es keinen Treffer, der dazu passen würde. Ich könnte mir natürlich noch alle Unfallakten mit Autounfällen ansehen. Aber das würde eine Weile brauchen.“ Miwako schüttelte den Kopf. „Lass es“, meinte sie darauf. „Unsere Akten sind in Ordnung. Wenn du nichts darüber finden kannst, dann muss es eine andere Erklärung dafür geben.“ „Vielleicht liegt Ihnen auch ein Schreibfehler vor.“ „Das glaub ich nicht“, entgegnete Takagi. „Ich hab alles eingegeben, was auch nur so ähnlich wie der Name ist. Kein Treffer.“ „Hmm…sind Sie sich sicher, dass dieser Mann gestorben ist?“, wollte Miwako wissen. Kogoro nickte. „Seine Schwester trauert um ihn.“ „Der Name ist wirklich richtig?“ Kogoro nickte erneut. „Ran würde mir keinen falschen Namen sagen.“ „Wurde er vielleicht gar nicht identifiziert?“ „Das glaub ich weniger. Woher sollte Masumi dann wissen, dass ihr Bruder verstorben sei?“, gab Mori von sich. „Masumi?“ „Ja, das Mädchen das mit Ran befreundet ist. Masumi Sera.“ „Ich weiß, wenn Sie meinen“, nickte Takagi. „Ach ja?“ „Ja, das ist das Mädchen, das bei einem Fall dabei war. Sie hat auch ein ganz gutes detektivisches Können.“ „Naja…es geht“, murmelte Mori. „Aber darum geht es ja nicht“, fügte er an und überlegte. „Kann es sein, dass der Mann unter einem anderen Namen hier her kam?“ „Meinen Sie?“ „Zumindest wäre das eine Möglichkeit, warum wir ihn in den Akten nicht finden“, entgegnete Miwako. „Aber es würde doch keinen Sinn machen, dass er hier unter einem falschen Namen lebt.“ „Außer er wäre in kriminelle Machenschaften verwickelt“, warf die Inspektorin ein. „Hmm…darauf sollte ich Ran noch einmal ansprechen.“ Miwako nickte. „Das sollten Sie wirklich machen. Aber bevor Sie gehen, würden wir gerne die Kamera anbringen.“ „Also gut.“ Kogoro blickte immer wieder nach unten auf seine Jacke. Obwohl die Kamera klein war und gar nicht auffiel, hatte er das Gefühl, als würde sie ihn dauernd auf den Boden ziehen. Der Detektiv musste sich zusammen reißen, um nicht immer wieder nach unten zu sehen. Manchmal klappte es, manchmal aber erwischte er sich dabei, wie er dauernd nach unten blickte. Kogoro atmete tief durch, als er die Treppen zu seiner Wohnung hoch ging. Er öffnete die Tür. „Ran?“, rief er nach seiner Tochter. „Ich komm gleich“, kam es von dem Mädchen. Ran saß in ihrem Zimmer und machte gerade ihre Hausaufgaben, als sie die Stimme ihres Vaters hörte. Sogleich ließ sie den Stift auf das Blatt Papier fallen und ging in das Wohnzimmer. „Hast du etwas raus gefunden?“ Kogoro schüttelte den Kopf und setzte sich. „Die Sache ist doch ein wenig verzwickter.“ „In wie fern?“ „Es existiert nur eine Akte von diesem Shuichi Akai.“ „Das ist doch gut“, meinte das Mädchen. „Nicht wirklich. In der Akte war er ein Zeuge bei einer Busentführung, in die er verwickelt wurde. Nichts von einem Todesfall.“ „Oh“, murmelte Ran. „Weißt du, ob er noch unter einem anderen Namen hier lebte?“ „Ein anderer Name?“, gab Ran nachdenklich von sich. „Davon hat Masumi kein Wort erwähnt“, antwortete sie dann. „Verstehe. Vielleicht solltest du noch einmal mit Masumi darüber reden.“ „In Ordnung“, nickte Ran. Das hatte sie sowieso vor gehabt. „Paps? Was ist los?“ „Denkst du, es wäre möglich, dass sich ihr Bruder in kriminelle Machenschaften verstrickt hat?“, wollte er von ihr wissen. „Was? Nein“, schüttelte sie den Kopf. „Du weißt es nicht, oder er hat nichts in der Art gemacht?“ „Ich…ich weiß es nicht“, seufzte sie. „Ist sich Masumi überhaupt sicher, dass er verstorben ist?“ „Paps! Wie kannst du so was nur sagen. Sie bekam sogar einen Anruf vom FBI, dass ihr Bruder hier bei einem Autounfall starb.“ „Sagtest du da gerade FBI?“ „Ja, ihr Bruder lebte vorher in Amerika und arbeitete dort für das FBI. Dann kam er hier her…“ „Wegen der Arbeit?“ „Ich weiß nicht…“, murmelte das Mädchen. „Es hörte sich bei Masumi eher an, als wolle er alleine Urlaub machen.“ „Hmm…“ „Glaubst du mir nicht?“ „Doch ich glaub dir“, sprach Kogoro. „Mir kommt die Sache nur ein wenig komisch vor. Ist Conan eigentlich da?“ „Conan ist noch in der Villa.“ Kogoro hob die Augenbraue. „Wieso denn?“ „Ich weiß nicht. Ich glaub, er will dort noch ein wenig lesen.“ „Ach so.“ „Wieso fragst du eigentlich nach ihm?“, wollte das Mädchen wissen. „Ach nur so. Ich wollte mal wissen, was der Kleine gerade macht. Vielleicht mischt er sich ja wieder unter die Menschen und gerät in einen Fall.“ „Brauchst du einen neuen Fall so dringend?“ Kogoro seufzte leise auf. „Momentan laufen die Aufträge nicht so gut.“ „Ist es immer noch, weil du das Mädchen nicht finden konntest?“, fragte sie nach. „Erwähn diesen Auftrag nicht“, gab der Detektiv von sich. Er ballte die Faust. „Was ist passiert, Paps?“ „Der Auftraggeber rief an. Er hat seine Schwester selber gefunden.“ „Aber das ist doch großartig.“ Mori schüttelte den Kopf. „Für ihn ja. Allerdings kündigte er den Auftrag und von einer Bezahlung wollte er auch nichts wissen“, erzählte er. „Und als ich zurück rief, ging nur die Ansage heran, dass die Nummer nicht vergeben sei.“ „Oh. Hast du nicht die Adresse deines Auftraggebers?“, wollte Ran wissen. „Natürlich. Zumindest dachte ich das. Ich bin heute schon dort gewesen. Der Ort ist eine Baustelle, auf der ein Bürokomplex gebaut werden soll. Der Kerl hat mich so was von ver…“ „Paps…“, wisperte Ran leise. Es tat ihr so leid, aber sie konnte nichts machen. „Wenn ich sie gefunden hätte, hätten sie bestimmt auch nicht bezahlt.“ „Solchen Klienten möchte man einfach nur an die Gurgel.“ „Ich muss mich damit abfinden. Aber ich werd mir ihre Gesichter merken. Und wenn ich sie noch einmal in der Stadt sehe, werden sie schon sehen, was ich tu.“ „Wieso schaltest du nicht die Polizei ein?“ „Bist du verrückt? Es wäre schnell publik, dass ich über den Tisch gezogen worden bin. Dann würden uns die Klienten vielleicht komplett ausbleiben oder sie würden das gleiche machen. Und Geld im Voraus zu nehmen, wird keiner machen“, entgegnete er. „Das tut mir so leid, Paps“, murmelte Ran. „Du kannst nichts dafür. Vielleicht hätte ich Conans Geschrei mehr Beachtung schenken sollen und die Männer nach draußen bringen.“ „Aber Conan konnte das doch auch nicht wissen.“ „Ich weiß. Aber jetzt klammert man sich doch an jeden Strohhalm.“ Kogoro zuckte mit den Schultern. „Naja, es ist jetzt vorbei und ich warte, auf den neuen Auftrag.“ „Das ist eine gute Einstellung.“ Kogoro überlegte. „Ich hoffe, Amuro nimmt mir keine Klienten weg.“ „Wieso sollte er?“ „Er fühlt sich, als hätte er ausgelernt. Wenn er sich die Klientenakten im Computer ansah, könnte er sich mit denen in Verbindung setzen. Von konkurrierenden Detektiven halte ich nicht vieles. Aber wenigstens verschwinden sie alle irgendwann…“ „Ist das jetzt eine Anspielung auf Shinichi?“, wollte Ran von ihm wissen. „Ach ja…der ist auch verschwunden. Hast du eigentlich schon mal was von ihm gehört?“ Ran seufzte leise. „Das letzte Mal haben wir vor einer Woche miteinander telefoniert. Er rief an, nachdem er das mit Conan erfahren hat und beruhigte mich. Danach wollte er sich mal wieder melden, aber bisher kam kein Anruf. Er sitzt wohl immer noch an seinem großen Fall.“ „Was soll das eigentlich für ein Fall sein?“, fragte Kogoro. „Ich weiß es nicht. Es muss wirklich ein Großer sein, da er schon recht lange daran arbeitet und so gut wie keine Zeit hat.“ „Vielleicht macht er auch gar nichts und braucht eine Pause von allem“, warf Mori ein. „Das würde er nicht machen. Ich kenn ihn doch. Außerdem löst er ja auch hin und wieder Fälle bei uns“, sprach sie. „Wenn er Lust hat…“ „Paps!“ „Was ist? Das stimmt doch. Wenn du mich fragst, hat der Kleine einfach keine Lust mehr und lässt es sich irgendwo gut gehen. Genügend Geld hätte er ja.“ „So ist Shinichi nicht“, entgegnete Ran. „Ich bin wieder da!“ Conan zog sich die Schuhe aus und legte seine Schultasche auf den Boden. Der geschrumpfte Oberschüler ging in das Wohnzimmer, wo er zwischen den Beiden hin und her blickte. „Ich meinte ja auch nur. Es könnte doch sein.“ „Nein, es kann nicht sein“, warf Ran ein. „Komm ich gerade ungelegen?“ Ran blickte zu Conan und schüttelte dann den Kopf. „Nein, es ist alles in Ordnung“, meinte sie darauf. „Da bist du ja auch wieder“, gab Kogoro von sich. Conan nickte. „Ich war noch drüben in der Villa.“ „Warum eigentlich?“, wollte Mori wissen. „Was? Einfach nur so…ich wollte ein Buch lesen.“ „Ein Buch?“ Kogoro hob die Augenbraue. „Dort drüben?“ Conan nickte. „Ich war dort schon hin und wieder. Und Herr Okiya hat auch nichts dagegen“, fing er an. „Irgendwann sah ich dort ein Buch über Amnesie. Weil ich gerade erst eine hatte, wollte ich ein wenig mehr darüber lesen. Zu Professor Agasa kann ich ja nicht.“ Kogoro verdrehte die Augen. „Du hättest auch zu Hause etwas Lesen können, anstatt die Menschen zu nerven.“ „Aber es hatte ihm wirklich nichts ausgemacht“, warf Conan ein. „Darum geht es nicht.“ „Paps! Du kannst doch nicht so mit Conan reden.“ „Ist nicht so schlimm, Ran. Ich kenn deinen Vater ja“, schmunzelte der Kleine. Conan wandte sich wieder an Kogoro. „Bist du schon bei deinem Auftrag weiter gekommen?“ Ran verzog das Gesicht und versuchte Conan irgendwie zu signalisieren, dass das gerade keine gute Frage war. Aber das schaffte sie ja nicht rechtzeitig. „Das Mädchen wurde schon gefunden, deswegen braucht mich der Auftraggeber nicht mehr“, gab Kogoro von sich. „Weißt du auch, wo?“ Mori schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung. Dieser Mistkerl hat mich einfach weggedrückt und falsche Angaben gemacht.“ „Ach ja?“ „Ja“, knurrte der Detektiv. „Und du konntest das Mädchen nicht finden?“ Er murrte. „Nein.“ „Hmm…wie konnten die Männer das Mädchen den alleine finden?“ „Woher soll ich das wissen. Vielleicht haben sie sich noch an andere Detektive gewendet.“ Kogoro stoppte. „Vielleicht hat Amuro sie gefunden und das alles als seinen Fall ausgegeben.“ „Glaubst du das wirklich?“, kam es von Ran. „Er ist doch recht nett.“ „Wer sollte es sonst gewesen sein?“ „Hast du ihm denn von dem Fall erzählt?“, wollte Conan wissen. Kogoro schüttelte den Kopf. „Hab ich nicht. Der Fall ist ja noch relativ neu.“ „Dann glaube ich auch nicht, dass er es war. Wahrscheinlich ist das Mädchen auch selber wieder zu ihm gegangen und es war kein anderer Detektiv.“ „Hm…“, murmelte Kogoro. „Das ist doch möglich, Onkel.“ Nun musste Conan alles machen, damit Kogoro nicht noch weiter auf Amuro herum hackte. Außerdem bestand die Gefahr, dass er dadurch auf die Organisation aufmerksam werden konnte. Es war besser, wenn Amuro keine Rolle mehr spielte. „Schon…ich wünschte, ich könnte ihn danach fragen.“ „Kannst du das nicht?“, fragte Conan nach. „Er hat seine Lehre bei mir aufgegeben, weil er nun genügend gelernt hätte und sich wieder auf sich selber konzentrieren muss.“ Conan war erleichtert. Damit hatte er wenigstens kein Organisationsmitglied, welches ihn und Ran beobachten konnte. „Er hat ja auch schon eine ganze Weile bei dir lernen können, jetzt muss er einfach seinen eigenen Weg gehen.“ Kogoro nickte. „Irgendwie wird er mir schon fehlen…“ „Nur, weil er dir immer Kaffee und alles Mögliche zu Essen hoch gebracht hat“, schmunzelte Ran. „Und? Er hat mehr gemacht, als erwartet. Und wolltest du nicht noch mit Masumi sprechen?“ „Mit Masumi?“, fragte Conan nach. Ran nickte. „Sie hat mir noch etwas über ihren großen Bruder erzählt. Masumi tut mir so leid, vor allem, weil sie keine Hintergründe darüber kennt. Also hab ich Paps gebeten, dass er etwas heraus findet. Nur leider konnte er keine Akte über ihren Bruder finden“, erzählte das Mädchen. „Oh“, murmelte Conan. Er schluckte leicht. „Aber ich finde es schon heraus“, gab Kogoro von sich. „Momentan stehen uns eigentlich nur drei Optionen zur Verfügung.“ „Drei?“ „Entweder er lebte hier unter einem anderen Namen, weil er nicht gefunden werden wollte, oder weil er in kriminelle Machenschaften gezogen wurde. Oder aber, er ist gar nicht gestorben und das alles ist nur ein Irrtum.“ Conan schluckte. „Das glaub ich nicht. Wenn er noch leben würde, hätte Masumi doch keinen Anruf bekommen. Und wenn er noch am Leben wäre, würde er doch die Suche nach ihm mit bekommen und hätte sich schon bei ihr gemeldet.“ „Bei dem, was ich bisher erlebt habe, wäre alles möglich“, entgegnete Kogoro. „Ich ruf Masumi jetzt einfach an“, meinte Ran und ging zu dem Telefon. „Ja, bitte?“, sprach Masumi in den Hörer. „Ich bin‘s, Ran.“ „Hallo Ran“, lächelte sie. „Was kann ich für dich tun.“ „Bitte halte mich nicht für unverschämt“, fing sie an. „Du hattest vorhin doch erzählt, dass du keine Akte von dem Tod deines Bruders finden konntest…“ „Ja, das stimmt…“, murmelte sie. „Ich hab jetzt mit meinem Vater darüber gesprochen und ihn gebeten, dass er seine Beziehung bei der Polizei einmal spielen lässt.“ „Und?“ „Es existiert keine Akte von deinem Bruder.“ Masumi weitete ihre Augen. „Keine? Bist du dir sicher?“ „Ja, er hat mehrfach nach gesehen.“ „Das heißt er lebt noch.“ „Masumi…?“ „Ja?“ „Paps hält noch eine andere Möglichkeit dafür…“, murmelte das Mädchen. „Die da wäre?“ „Könnte es sein, dass dein Bruder unter einem falschen Namen hier war?“ „Was? Nein, warum sollte er?“ „Ich weiß nicht. Aber es wäre doch sehr gut möglich. Du sagtest, er war beim FBI. Vielleicht wollte er auch einfach nur Abstand zu seinem alten Leben und neu anfangen.“ Masumi schüttelt den Kopf. „So ist mein Bruder nicht. Ja, er war ruhig und kühl, aber er würde doch nicht einfach seine ganze Identität ändern. Glaub mir, so ist er nicht.“ „Reg dich nicht auf“, entgegnete Ran. „Ich wollte ihm ja nichts unterstellen. Es waren nur Bedenken, die mein Vater hatte. Er meinte auch, dass dein Bruder in kriminelle Geschäfte verwickelt worden sein könnte und deswegen den Namen änderte.“ „DAS WÜRDE ER NIE TUN.“ „Masumi…“ „Tut mir leid. Wenn es darum geht, kann ich einfach nicht anders.“ „Du musst dich nicht entschuldigen. Wenn das irgendjemand über Paps oder Conan behaupten würde, würde ich wohl genau wie du reagieren.“ „Ich bin mir sicher, dass er in keine krummen Geschäfte geraten ist. Er braucht so etwas nicht. Verstehst du?“ Das Mädchen nickte. „Ich versteh dich. Ich werd es Paps auch so sagen.“ „Du, Ran?“ „Ja?“ „Meinst du…er könnte noch am Leben sein?“ „Ich weiß es nicht. Ich kenn deinen Bruder ja nicht. Und ich weiß nicht, ob man den Unfall, den er hatte, überleben kann.“ „Ich weiß es auch nicht. Ich weiß ja kaum irgendwas über den Unfall“, seufzte Masumi leise auf. „Aber vielleicht lebt er ja doch.“ „Wenn du das denkst, dann solltest du weiter nach ihm suchen“, entgegnete sie. „Was sagt dir denn dein Gefühl?“ „Mein Gefühl sagt mir, dass er noch am Leben ist.“ „Dann solltest du diesem Gefühl vertrauen. Wenn du dir wirklich sicher bist, dann kann dich dein Gefühl nicht trügen.“ „Da wäre ich mir nicht so sicher“, entgegnete Masumi. „Es kann auch nur Wunschdenken von mir sein, weil ich ihn nicht los lassen will.“ „Das wäre eine Möglichkeit, aber ich habe mittlerweile gelernt, dass man sich meistens auf sein Gefühl vertrauen kann. Es hätte dir bestimmt schon gesagt, wenn dein Bruder tot wäre“, sprach Ran. „Hmm…stimmt schon“, murmelte sie. Masumi überlegte. „Dann sollte ich mich in den nächsten Tagen wieder daran machen, ihn zu suchen.“ „Ich kann doch auch meinen Vater bitten, nach deinem Bruder zu suchen. Das macht er sicherlich gerne. Du müsstest ihm nur die wichtigsten Informationen zu ihm geben. Und ein Foto wäre auch gut.“ Ran blickte zu Kogoro. „Ich bin sicher, dass mein Vater nach ihm suchen wird.“ „Ach Ran“, fing Masumi an. „Du weißt doch, dass ich auch eine Detektivin bin. Ich werd schon selber nach ihm suchen und ihn bestimmt auch bald finden.“ Jetzt wurde ihr bewusst, dass der Mann, den sie im Zug sah, wirklich ihr Bruder sein musste. Es war keine Illusion, wie sie anfangs annahm. Er war real. Und wegen irgendwas versteckte er sich vor ihr. „Das weiß ich. Aber du bist doch noch recht neu in der Stadt. Und ich dachte mir, dass sich mein Vater besser auskennt. Außerdem kann er während wir in der Schule sind, nach deinem Bruder suchen.“ „Das wäre wirklich ein Vorteil…“, murmelte sie. „Weißt du was, Ran? Lass es uns so machen, dass ich es mir überlegen werde und dann sag ich dir oder deinem Vater Bescheid.“ „In Ordnung. Machen wir das so“, lächelte sie. „Dann sehen wir uns morgen in der Schule.“ Masumi legte auf und ließ ihr Handy auf den Tisch fallen. Sie stand auf und warf sich auf ihr Bett. Mit der rechten Hand griff sie nach hinten an den kleinen Nachttisch und zog einen Bilderrahmen zu sich. Die Schülerin blickte ein altes Foto an. „Wo bist du nur“, wisperte sie leise und starrte dabei vor allem ihren Bruder an. Mit großen Augen blickte Conan zu Ran. „Du willst nach ihrem Bruder suchen lassen?“ Das Mädchen nickte. „Masumi hat das Gefühl, er würde noch am Leben sein. Ich finde, sie sollte dem Verdacht nachgehen.“ „Und wenn sie eine Enttäuschung erlebt?“, wollte er wissen. „Das kann natürlich passieren. Aber sie muss auf ihre Gefühle hören und die sagen ihr, dass er noch am Leben ist. Wer sagt denn, dass das unmöglich ist?“ Conan nickte. „Ich hoffe, sie wird am Ende nicht allzu enttäuscht sein.“ „Das hoffe ich auch“, murmelte Ran. Sie kniete sich zu ihm und nahm ihn in den Arm. „Ich bin so froh, dass du wieder alles weißt.“ Kapitel 20: Unerwartete Wendung ------------------------------- Am nächsten Vormittag saß Kir in ihrem Wohnzimmer und blickte immer wieder auf die weiße Wand. Sie schlug die Zeit tot und wartete, bis ein Anruf kam, oder sie von ihrem neuen Auftrag abgezogen wurde. In der Organisation konnte alles passieren, vor allem, da sie immer noch von ihnen kritisch beäugt wurde. Ihr Blick wich auf die Uhr aus. Aber noch war es nicht Zeit für das Treffen. Erst in frühestens zwei Stunden konnte sie sich auf den Weg machen. Alles andere wäre zu verdächtig. Die junge Frau rieb sich die Hände und versuchte sich irgendwie abzulenken. Allerdings kreisten ihre Gedanken die ganze Zeit über um die Organisation. Sie wusste, wozu diese fähig war und was geschehen würde, wenn ihr Fluchtversuch misslang. Das gerade, war einer der wenigen Tage, in denen sie ein flaues Gefühl in der Magengegend verspürte und sich sicher war, dass irgendwas Größeres passierte. Nicht einmal als Reporterin besaß sie so eine Unsicherheit. Kir nahm ihr Handy hervor und blickte auf das Display. Noch immer kam keine Nachricht von der Organisation – mit welcher sie jede Sekunde rechnete. Sie fühlte sich beobachtet. Selbst wenn ihre Gardinen zugezogen waren, hatte sie das Gefühl, als wären die Augen der Organisation überall. Als würden sie ahnen, dass sie die Flucht plante. Ob es eine gute Idee war, das FBI in ihre Pläne mit einzubeziehen? Kir war sich nun nicht mehr sicher. Flogen sie mit ihrem riskanten Plan auf, konnte es das Aus für alle Personen bedeuten. Sie hoffte, dass alle Zivilisten vom FBI rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden konnten, auch wenn es wohl weniger der Fall wäre. Die Organisation würde sämtliche FBI Agenten erkennen und das Treffen vorzeitig abbrechen. De öffentliche Ort war gut gewählt, vage und riskant. Man konnte alles von zwei Seiten sehen. Kir stand von ihrem Platz auf. Sie ging an das Fenster und blickte nach draußen. Offensichtliche Organisationsmitglieder sah sie keine, aber das hieß nicht, dass sie nicht da waren. Es gab immer eine Möglichkeit für sie. Manchmal standen sie unten herum, an anderen Tagen bezogen sie die Wohnung nebenan. Hin und wieder riefen sie sie auch an und kontrollierten ihre Tätigkeiten. Die junge Frau trat wieder von dem Fenster weg und ging in ihr Badezimmer. Irgendwie konnte Kir die Zeit totschlagen. Sie zog sich ihre Schuhe an, nahm eine kleine Handtasche mit und ging aus ihrer Wohnung heraus. Die Reporterin stolzierte zu ihrem Wagen und öffnete die Tür. Sie stieg ein und sah sich um. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch startete sie den Motor und fuhr zum Tokyo Tower. Akai blickte das kleine Team an. Noch immer trug er seine Maske, was in dem Fall von Vorteil war, da die Organisation dieses Gesicht noch nicht kannte. Außer Vermouth wäre vor Ort. Und selbst wenn. Die Begegnung mit Bourbon wollte er sich nicht nehmen lassen. Shuichi blickte zu Jodie. „Du wirst bei dem Treffen mit Bourbon oben sein.“ „Ist es nicht riskant, wenn ich dort oben auftauche?“, wollte die FBI Agentin wissen. „Darum geht es auch. Du wirst erst nach dem Beginn des Treffens dort oben auftauchen. Sobald dir irgendwas komisch vorkommt, informierst du mich und wir brechen ab. Durch die kleine Kamera, an deiner Jacke kann ich die Situation abschätzen.“ Jodie nickte. „Ich weiß.“ „Gut. Ich werde mich zur gleichen Zeit oben sein und mit Kir und Bourbon herunter fahren. Sobald wir unten ankommen und ich den Plan nicht abbreche, wird Camel auf Kir schießen.“ „Ich soll sie wirklich anschießen? Ich dachte, es sollte nur so aussehen“, entgegnete der FBI Agent. „Sollte es schief gehen, muss es trotzdem so aussehen, als wäre das nicht ihr Plan.“ „So wie damals, wo mich Kir für einen kurzen Moment bewusstlos schlug.“ Shuichi nickte. „Genau so.“ „Hoffentlich klappt es diesmal“, murmelte er leise. „Ich glaube nicht, dass wir Bourbon schnappen. Momentan geht es einzig und allein darum, dass wir Kir in Sicherheit bringen und die Organisation ein wenig einschüchtern. Wir haben Wichtigeres zu tun.“ Jodie nickte. „Wir wissen immer noch nicht, wo sich Ai befindet.“ „James kümmert sich um die Flughäfen.“ „Ich dachte, die Organisation würde nicht mit ihr das Land verlassen?“ „Man kann nie wissen. Es ist eine reine Vorsichtsmaßnahme. Du solltest nicht vergessen, dass die Organisation ein Mitglied aus dem Ausland hat. Vermouth könnte problemlos mit ihr rüber fliegen“, entgegnete Shuichi. „Mhm…stimmt…aber ich glaube nicht, dass sie es machen wird.“ „Du kennst sie nicht. Wenn es um die Organisation geht, musst du jede Möglichkeit abwägen. Und das ist eine Möglichkeit, die in Betracht kommt, auch wenn sie sehr unwahrscheinlich ist.“ „Na super…Shu, du musst wirklich lernen, dass du mit uns darüber redest. Wir können keine Gedanken lesen.“ „Das sollt ihr auch nicht. Keine Sorge, wenn es wirklich wichtig ist, informier ich euch schon.“ „Wenigstens etwas“, murmelte Jodie. Conan betrat die Villa und lief die Treppen nach oben. Heute ging der Grundschüler nicht zur Schule. Zuerst schleppte ihn Ran ins Krankenhaus, damit er sich von einem Arzt untersuchen ließ und man sicher gehen konnte, dass die Amnesie nicht wieder zurück käme. Danach musste er Ran wieder nach Hause begleiten und sollte eigentlich dort bleiben, während sie zu ihren letzten Schulstunden ging. Conan aber hielt es nicht aus. Da er schon am Abend nicht mehr zum FBI konnte und auch nicht mit ihnen telefonieren konnte, ohne das jemand zuhörte, und sie auch am Vormittag nicht aufsuchen konnte, musste er jetzt hin. Conan lief die Treppen nach oben und stürmte in das Zimmer. „Ran hat Masumi überredet, nach Agent Akai suchen zu lassen.“ „Eh? Was?“, Jodie blickte den Grundschüler an. „Bist du dir sicher?“ Conan nickte. „Ran hat ihren Vater gebeten bei der Polizei die Todesakte zu bekommen. Da nirgends Ihr Name steht, konnte er auch nichts finden“, erzählte er. „Dabei kamen sie auf verschiedene Ideen. Sie ahnen sogar, dass es etwas mit einer anderen Identität zu tun haben könnte und kamen auch auf die Idee, dass Sie in kriminelle Machenschaften verwickelt sein könnten.“ Akai schmunzelte. „So unrecht haben sie damit nicht.“ „Kann es sein, dass dich das noch freut?“, wollte Jodie von Shu wissen. „Jedenfalls hat Ran danach noch mit Masumi telefoniert und sie sprachen darüber, dass Masumi das Gefühl hat, dass Sie noch am Leben sind. Sie hat ihr auch vorgeschlagen, dass Kogoro nach Ihnen sucht.“ Der FBI Agent lachte auf. „Dann bin ich ja für eine ganze Weile sicher.“ „Ich weiß nicht, ob es Masumi wirklich in Erwägung zieht. Ran meinte, dass sie lieber selber suchen will, allerdings könnte Kogoro am Vormittag suchen…“ „Dann soll er doch“, gab Akai von sich. „Solange ich immer noch als Subaru Okiya durch die Straßen laufe, wird er mich nicht erkennen.“ „Aber Masumi vielleicht.“ „Darum kümmer ich mich nach dem Einsatz.“ „Wir haben ein Problem.“ Die Blicke richteten sich auf James, der den Raum betrat. „Hmm? Sagen Sie mir nicht, dass Vermouth Shiho aus dem Land gebracht hat…“ „Nein“, schüttelte James den Kopf. „Ich glaube, die Organisation hat Kirs falsches Spiel mit ihnen durchschaut.“ „In wie fern?“, wollte Conan wissen. „Eisuke Hondou war einer der Passagiere, die nach Tokyo kamen.“ „Sind Sie sich sicher?“ Black nickte. „Sein Name steht auf der Passagierliste.“ „Verdammt…“, murmelte Akai. „Warum haben Sie überhaupt den Flughafen überprüft?“ „Agent Akai schlug vor, dass wir nach möglichen Ausreisen der Organisation schauen sollten, falls die Organisation versucht das Mädchen außer Land zu schaffen.“ „Ich verstehe. Wie konnten Sie damit an die Einreiseliste kommen?“ „Ich musste dem Leiter des Flughafens einen Grund nennen warum ich die Liste brauche. Dabei wäre es auffällig, wenn ich nicht auch die der Einreisenden genommen hätte.“ „Wann ist der Junge gelandet?“, wollte Akai wissen. „Vor einer halben Stunde.“ „Verdammt…dann könnte er bereits in den Händen der Organisation sein.“ Conan nickte. „Ich könnte versuchen ihn anzurufen…“ „Mich würde interessieren, warum Eisuke wieder hier ist. Meint ihr, dass Kir ihn hier her holte?“, fragte Jodie nach. „Sie meinen, dass Sie zusammen mit ihm von uns weg geschickt werden will, damit sie zusammen sein können?“ Die Agentin nickte. „Es würde doch Sinn machen. Wenn Kir aussteigt wird sie ihren Bruder doch in Sicherheit wissen wollen. Deswegen holte sie ihn hier her, damit wir uns auch darum kümmern können.“ „Nein! Kir würde das nie machen. Sie weiß, dass die Chance sie aus der Organisation zu bekommen nur bei fünfzig Prozent liegt. Es könnte auch alles schiefgehen und dann wäre der Junge hier in einer größeren Gefahr. Wenn er hier her kommt, dann entweder, weil es seine eigene Entscheidung war oder weil ihn die Organisation hier haben will.“ „Ich glaube nicht, dass Eisuke von alleine hier her kam“, warf Conan ein. „Er ist schon einmal hier her gekommen und hat mir versprochen, dass er es nicht noch einmal machen wird. Zumindest nicht aus eigenem Anstoß. Die Organisation muss ihre Hände im Spiel haben.“ „Aber wie…“, Jodie stockte. „Vermouth.“ „So ist es. Mit Kirs Stimme hat sie ihn hier her gelockt. Eisuke ist noch jung. Wenn seine Schwester nach ihm ruft, folgt er diesem Ruf“, nickte Akai. „Ich dachte, der Junge würde vom FBI beobachtet werden, damit die Organisation nicht zu schlagen kann“, meinte Camel. „Eigentlich schon“, nickte James. „Sie haben ihn auch die ganze Zeit über beobachtet“, fügte er an. „Allerdings ist ihnen Eisuke am Abend entkommen. Er soll wohl wieder einen seiner alltäglichen Pannen gehabt und damit so großes Chaos verursacht haben, dass man es zu spät bemerkte.“ Akai schmunzelte. „Der Junge könnte sich gut fürs CIA eignen, wenn er sich einfach so aus dem Staub machen kann.“ „Shu! Das kann doch nicht dein ernst sein. Der Junge ist in Gefahr und du hältst ihn für einen guten Anwärter beim CIA?“ „Es hat doch auch etwas Positives. Die Organisation wird wohl kaum von seinen vielen Unfällen wissen und selbst wenn…sie werden ihren Spaß mit ihm haben. Vielleicht kann er damit auch aus ihren Klauen entkommen.“ „Ich wünschte, es wäre so einfach“, murmelte Jodie. „Wir kriegen ihn schon raus. Du gehst erst einmal zu dem Treffen und guckst dir die Lage an. Wenn er mit dabei ist, oder du mitbekommst, dass Kir mit ihm unter Druck gesetzt wird, brechen wir ab.“ Die Angesprochene nickte. „Sollen wir nicht versuchen ihn zu befreien?“ „Abwarten. Ich muss mir erst die Lage ansehen, ehe ich dir sagen kann, wie wir handeln. Wenn die Möglichkeit besteht, dass wir den Jungen kriegen, tun wir es.“ „Wir sollten aber nicht vergessen, dass wir dabei auch Kirs Leben weiter in Gefahr bringen könnten“, warf Conan ein. „Es ist doch schon in Gefahr. Wenn er von der Organisation her geholt wurde, wird Kir nicht lange am Leben bleiben. Und ich bin mir sicher, dass sie erst ihren Bruder in Sicherheit wissen will, ehe wir uns um sie kümmern. Es wäre wünschenswert, wenn wir Beide raus holen könnten. Aber die Chancen dafür sind sehr gering.“ Conan nickte. „Und da Kir uns bisher noch nicht angerufen hat, wird sie noch gar nicht wissen, dass ihr Bruder wieder hier ist.“ „Sie wird ziemlich überrascht sein“, entgegnete Akai. „Aber im gleichen Moment wird sie verstehen, dass sie aufgeflogen ist.“ „Es wäre besser, wenn man es ihr irgendwie zu kommen lassen können“, murmelte Jodie. „Und was willst du dann machen? Kir würde so oder so zu dem Treffen gehen. Sie versteckt sich nicht. Es wären immer noch die gleichen Bedingungen.“ „Aber...“, gab die Agentin von sich. „Es ist fast so, als wäre uns die Organisation immer einen Schritt voraus.“ Entgeistert blickte Jodie zu Akai. „Du hast gar nicht wegen Vermouth die Passagierlisten durchschauen lassen…du wolltest nur wissen, ob sie Eisuke her holen.“ „Ist das wahr?“, wollte James wissen. Es machte Sinn. Der FBI Agent war sich vorher noch so sicher, dass Ai erst einmal in der Tottori-Präfektur bleiben würde und auf einmal änderte er seine Meinung. Shu grinste leicht. „Kenne deinen Feind genauso gut, wie du dich kennst.“ „Das hättest du auch früher sagen können“, warf Jodie ein. Sie wandte sich an Conan. „Und du, Conan? Hast du das auch gewusst?“ „Er hat es mir nicht erzählt, falls Sie das meinen. Erst als ich es hier hörte, wusste ich, warum er das machte“, sprach der Kleine. „Ihr solltet wirklich mehr mit uns reden…“ „Damit hätte ich nur schlafende Hunde geweckt und Kir wäre niemals auf den neuen Deal mit uns eingegangen.“ „Hast du denn auch einen Plan, wie wir Eisuke da heraus kriegen können?“ „Wie ich schon sagte, wir schauen uns die Situation am Tower an. Eisuke wollen sie nicht wirklich, er ist nur ihr Mittel zum Zweck.“ Kir parkte ihren Wagen in der Nähe des Towers. Sie blickte an dem Wahrzeichen hoch und atmete tief durch. Nur noch wenige Minuten und dann konnte sie endlich aus der Organisation aussteigen. Die junge Frau zog ihr Handy heraus und blickte auf den Display. Noch immer war keine Nachricht der Organisation eingegangen, nicht einmal ein Anruf. Kir konnte nicht sagen, ob das nun ein gutes oder schlechtes Zeichen war. Was das anging, verhielt sich die Organisation nie eindeutig. Mal telefonierten sie den Aufträgen hinterher und mal meldeten sie sich erst dann, wenn es vorbei war. Sie sah durch den Rückspiegel und dann wieder auf die Uhr. Schon bald musste sie oben sein. Kir öffnete die Tür ihres Wagens, stieg aus und schloss sie wieder. Sie lehnte sich kurz gegen diesen und schloss ihre Augen. Bald konnte alles vorbei sein. Nur daran dachte das Organisationsmitglied. Sie drehte sich um und ging zum Tower. Unten dauerte es eine Weile ehe sie mit dem Fahrstuhl nach oben auf die Aussichtsplattform fahren konnte. Bourbon wollte sich in dem kleinen Café treffen. Wahrscheinlich wartete er dort schon auf sie. Wie immer waren ihre Partner früher da und begutachteten die Lage, ehe sie eintraf. Kir atmete tief durch und ging in das Café. Sie blickte sich um und hoffte, schon bald den Mann zu finden, der wie Shuichi Akai aussah. Doch sie konnte ihn nicht finden. Ob er noch gar nicht da war. Sie machte einige Schritte nach vorne und wurde von der Kellnerin freundlich begrüßt. Ehe Kir etwas sagen konnte, erstarrte sie. Ihre Augen weiteten sich. Eisuke saß an einem der Tische. Kirs Hand begann zu zittern. Er durfte nicht hier sein. Das war ein Fehler. Die Frau machte langsame Schritte nach hinten, doch der Mann, der neben ihrem Bruder saß, winkte sie her. Kir schluckte. Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen und ging mit langsamen Schritten auf die Beiden zu. „Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“, wollte sie dann von dem Begleiter wissen. Es konnte ja auch sein, dass es sich um einen Fan handelte. „Schwester!“, stieß Eisuke aus. Erschrocken sah Kir zu ihm. Wenn das die Organisation mitbekam…es wäre eine Katastrophe. Der Mann lächelte. „Du solltest deinen Bruder begrüßen, Kir.“ Erneut schluckte die junge Frau und wandte ihren Blick auf Bourbon. „Was wird hier gespielt?“, wollte sie wissen. „Sei doch nicht immer so forsch. Setz dich doch zuerst“, meinte er und wies auf den Stuhl. Nur langsam ließ sich Kir auf den Stuhl gleiten. Sie versuchte ihren Bruder zu ignorieren, damit keine Verbindung zu ihnen erkannt wurde, aber dafür war es zu spät. „Ich bin auf deine Erklärung gespannt.“ „Ich weiß nicht, was du meinst.“ „Sei doch nicht so“, fing Bourbon an. „Ich hab mich seit einigen Stunden ziemlich nett mit deinem Bruder unterhalten. Er ist ein aufgewecktes Bürschchen…zwar bringt er jede möglichen Pannen mit sich, aber das macht die Begegnung mit ihm unvergesslich.“ „Was willst du von ihm?“, wollte sie wissen. Kir blickte zu Eisuke. „Hat er dir irgendwas getan? Warum bist du hier, Eisuke?“ Kir erschrak. Erst jetzt fiel ihr auf, dass Vermouth nirgends war. War sie gerade in eine Falle gelaufen? „Nein, das ist nicht eine gute Bekannte von uns.“ „Du hast mich doch gestern angerufen und wolltest, dass ich hier her komme“, entgegnete Eisuke und griff nach seinem Glas, welches er sogleich umstieß. „Oh nein.“ Bourbon lachte leise auf. Aus dem Augenwinkel beobachtete er Jodie, die gerade das Café betrat. Kir schüttelte den Kopf. „Ich hab dich nicht angerufen…“ Sie sah zu Bourbon. „Das wart ihr.“ „Du solltest dich bei mir bedanken. Ich war so nett und hab deinen Bruder vom Flughafen abgeholt und hier her gebracht.“ Bourbon blickte zu Eisuke. „Vielleicht solltest du ein paar Tücher holen.“ Der Junge nickte, stand auf und ging los. „Was hast du mit ihm vor?“, wollte Kir wissen. „Wenn du ihm irgendwas antust, dann schwöre ich dir…“ „Denkst du wirklich, du bist in der Situation, in der du mir drohen kannst, Kir? Wenn ich du wäre, würde ich erst einmal das FBI zurück pfeifen.“ „…“ „Na, mach schon. Ich will nicht den ganzen Tag hier sitzen. Entweder du machst das, oder ich muss ungemütlich zu deinem Bruder werden. Noch weiß er nicht, was sich hier alles abspielt. Er hält mich für einen deiner Verbündeten, der dir helfen will. Lass ihn doch in dem Glauben. Und wenn du tust, was ich von dir will, wird ihm auch nichts geschehen. Also? Informierst du sie jetzt oder soll ich zum Äußersten gehen.“ Jodie setzte sich an die Theke. Die meisten Plätze waren bereits besetzt, weswegen sie keine gute Sicht auf das Treffen der Organisationsmitglieder hatte. Doch Eisuke erkannte sie. Die FBI Agentin sah in die Karte, die ausgelegt war und versuchte immer wieder einen Blick aus dem Augenwinkel auf das Treffen zu werfen. Shuichi schüttelte den Kopf. „Bourbon weiß von dem Plan“, sprach er ruhig und sah sich den Bildschirm weiter an. Er wollte erst später den Tower betreten und auch die Gefahr, die von Vermouth ausging, eliminieren. Eisuke war in ihre Pläne geraten und ungern gefährdeten sie einen Zivilisten. „Was sollen wir jetzt machen?“, wollte Camel von Akai wissen. „Wir warten weiter ab. Die wenigen Momente, die ich sehen konnte, zeigten, dass Bourbon momentan nicht vorhat, dem Jungen etwas zu tun.“ Dann schüttelte er den Kopf und nahm das Handy heraus. „Ja?“, sprach Jodie in ihr Handy. „Du musst dir einen anderen Platz suchen.“ „Das sagt sich so leicht. Die meisten sind belegt und die, die frei sind, sind viel zu nah an ihm.“ „Glaubst du wirklich, dass dich Bourbon nicht erkannt hat? Er weiß, wie du aussiehst, ebenso wie er weiß, dass du für das FBI arbeitest. Meinetwegen such die Toilette auf und beobachte ihn bei deinem Rückweg.“ „Verstanden“, nickte die Agentin. Sie beendete das Gespräch und steckte das Handy wieder weg. Dann stand sie von ihrem Platz auf und suchte die Toilette. Kir nickte. Sie nahm ihr Handy hervor und wählte die Nummer der FBI Agentin. „Ich bins“, fing sie leise an. „Kir? Was ist passiert? Weiß er Bescheid?“ „Ja…bitte gehen Sie und lassen Sie uns in Ruhe.“ „Aber…“ „Bitte!“ „Ich muss das erst mit meinem Boss besprechen“, entgegnete sie. „Aber für den Moment ziehe ich mich zurück.“ „Danke.“ Kir beendete das Gespräch und legte das Handy auf den Tisch. „Gut gemacht.“ Sie war nicht stolz auf sich und sah zur Seite, als Eisuke mit Tüchern wieder kam und den Tisch trocknete. Jodie hielt sich das Telefon vor das Gesicht. Sie seufzte auf. Ihren Kollegen würde das sicherlich nicht gefallen. Sie wählte Shuichis Nummer und wartete. „Was ist?“ „Wie du wohl mit bekommen hast, hat mich Kir gerade angerufen“, flüsterte sie. „Sie will, dass ich gehe…“ „Hmm…gut, verlass das Café und komm nach unten.“ „Und was wird aus…?“ „Ich sehe keine andere Möglichkeit. Korn und Chianti wurden in der Nähe positioniert. Selbst wenn ich auf Bourbon schieße, sie würden Kir und ihren Bruder schneller erledigen. Wir brechen ab.“ „In Ordnung“, murmelte Jodie und legte auf. Sie steckte das Handy weg und ging raus. „So sollte das aber nicht laufen“, entgegnete Conan. „Ich weiß“, gab Akai von sich und sah dem letzten Bild von Jodies Kamera zu. „Bourbon wird dem Jungen nichts tun.“ „Sind Sie sich sicher?“, wollte James wissen. Akai nickte. „Ich kenn ihn gut. Bourbon weiß, dass ich noch am Leben bin. Er wird den Jungen benutzen, um mich heraus zu locken.“ „Aber warum sollten Sie ausgerechnet wegen Eisuke einschreiten?“ „Weil er weiß, dass ich keinen Zivilisten gefährden werde.“ „Dann ist das alles eine Falle“, murmelte Camel. „Alles was die Organisation macht, ist eine Falle. Selbst das heutige Treffen ist eine. Das Ziel ist es nur, dass wir diese Fallen erkennen und entsprechend handeln können.“ „Was uns diesmal scheinbar nicht gelungen ist“, seufzte Black. „Es gibt Schlimmeres.“ Conan nickte. „Solange sich Bourbon um die Sache kümmert, könnten wir noch so viele Unschuldige retten, wie es geht. Ich habe ihn mittlerweile auch kennen gelernt und hab nicht das Gefühl, dass er so eine schlechte Person ist.“ „Das ist nicht dein ernst, Conan“, gab Camel von sich. „Der Kleine hat Recht. Bourbon ist ein gefährlicher Gegner, wenn er aktiviert wird, allerdings ist er sehr darauf bedacht, dass auch nur die, die von der Organisation ausgewählt wurden, eliminiert werden. Bei außenstehenden Personen handelt er freundlicher und besonnener.“ „Stimmt ja…Sie durften auch schon mal mit ihm arbeiten.“ „Und es war nicht gerade eine Freude mit ihm. Aber Bourbon kennt sich gut aus. Mit der Ausbildung als Polizist weiß er, woher er Informationen bekommen kann.“ „Bourbon ist Polizist?“, stieß Camel aus. „Nicht wirklich. Soweit ich weiß, hat er diese Laufbahn bereits nach seiner Ausbildung an den Nagel gehängt und stieg bei der Organisation ein. Fragen Sie mich nicht nach seinen Gründen, darüber schweigt er“, entgegnete Akai. „Er hat bestimmt noch einige gute Kontakte“, murmelte James. „Natürlich. Sonst wäre es der Organisation nie gelungen auch weiterhin unbekannt in Japan zu bleiben.“ Eisuke blickte zwischen den Beiden hin und her. „Und…was passiert jetzt?“ „Ich…“, murmelte Kir leise. Doch sie wusste keine Antwort. Am liebsten hätte sie ihn am Arm gepackt und wäre nach draußen gegangen. „Momentan sind wir sicher“, sprach Bourbon. „Sicher und ungestört.“ „Sind Sie sich sicher?“ „Natürlich. Ich habe ein paar…Freunde, die die Lage für mich beobachten. Sollte etwas Unvorhergesehenes passieren, werde ich sofort informiert.“ Eisuke nickte. „Dann kann ich ja froh sein, dass meine Schwester einen guten Freund wie Sie gefunden hat.“ „Das kann man so sagen“, entgegnete Bourbon. Er blickte zu Kir. „Du sagst ja gar nichts.“ „Ich überlege…“ „Überleg nicht zu viel.“ Kir knurrte leise. „Habt ihr schon einen Plan, was wir jetzt machen sollen?“, wollte er wissen. „Wie meinst du das?“ „Bei deinem Anruf gestern hast du doch gesagt, dass du in großer Gefahr bist, weil sie nun wissen würden, dass du eigentlich gegen sie arbeitest. Du wolltest mich eigentlich am Flughafen abholen und wir wollten weiter fliegen. Weißt du das nicht mehr?“ „Nein…das muss ich verdrängt haben, da sich die Begebenheiten verändert haben.“ „Deswegen bat mich deine Schwester auch darum, dass ich dich abhole. Sie wusste, dass du bei mir in Sicherheit bist, nicht wahr?“ Kir nickte. „Solange jetzt wieder alles gut wird, soll es mir Recht sein.“ „Das wird es. Das versprech ich dir“, sprach Kir ruhig. „Ich glaube, es ist jetzt besser, wenn du erst einmal mit mir kommst.“ Kir schrak hoch und sah die junge Frau an. „Ah. Gut, dass du da bist“, nickte Bourbon. Er sah zu Kir. „Ihr kennt euch ja bereits. Ich denke, es wird vorerst das Beste sein, wenn dein Bruder mit ihr mit geht.“ „Muss ich? Ich dachte, wir wären jetzt nicht mehr getrennt“, warf Eisuke ein. „Es ist nicht so einfach, Kleiner. Wir müssen noch einiges vorbereiten. Aber bei meiner Freundin bist du in guten Händen.“ Vermouth nickte. „Mein Wagen steht unten auf dem Parkplatz. Wir könnten sofort los.“ „Du weißt wohin?“ Sie nickte erneut. „Sehr schön. Oder hast du etwas dagegen?“ Bourbon fixierte Kir mit seinen Augen. „Natürlich nicht. Geh ruhig mit ihr mit, Eisuke. Und sei bitte lieb und stell nichts an.“ „Versprochen“, lächelte der Junge und stand auf. Dann umarmte er seine Schwester. „Ich hab dich lieb.“ „Ich dich auch“, gab sie leise von sich. „Pass auf dich auf.“ „Dann komm mal mit.“ Kir sah Eisuke nach. Sie ballte ihre Fäuste und blickte dann zu Bourbon. „Was sollen deine Spielchen? Er hat mit der ganzen Sache nichts zu tun.“ „Findest du? Ich seh das anders. Du hast etwas mit uns zu tun, also hat er es auch.“ „Lasst ihn in Ruhe. Wenn ihm irgendwas passiert, dann…“ „Du glaubst wirklich noch, dass du etwas Fordern kannst? Wenn ich wollte, könnte ich sie anrufen und es könnte ein kleiner Autounfall passieren. Was meinst du? Soll ich das machen?“ „Nein…“ „Wieso erledigt ihr mich nicht einfach? Das wäre doch einfach für euch.“ „Das solltest du eigentlich wissen“, fing Bourbon an und nippte an seinem Kaffee. „Du hast uns verraten und für deinen Verrat sollst du ordentlich bestraft werden. Dich so schnell zu erledigen bräuchte nur wenige Sekunden.“ „Aber?“ „Vielleicht brauchen wir dich noch.“ „Das ist nicht dein ernst.“ „Du solltest uns langsam kennen. Wir sind nicht zu Scherzen aufgelegt.“ Kir lockerte ihren Griff. Sie sah ihren Gegenüber einfach nur an. Sie war darauf reingefallen. Aber auch wenn sie nicht erschienen wäre, so wäre ihr Bruder der Gefahr ausgesetzt und keiner hätte ihn retten können. Ohne den Deal mit dem FBI hätte sie wahrscheinlich erst viel zu spät von Eisuke in Tokyo erfahren. „Was soll ich für euch machen?“ „Das erfährst du noch früh genug. Im Moment brauchen wir dich nicht.“ Sie quälten sie. Sie quälten sie absichtlich solange und gaben ihr keinen Auftrag. Je eher Kir irgendwas für die Organisation machen konnte, desto mehr bekam sie die Hoffnung, dass ihr Bruder überlebte. Bourbon wusste, wie er diese Hoffnung zerschlagen konnte. „Wieso ausgerechnet hier?“ „Falls du glaubst, wir wollen dich erledigen, muss ich dich enttäuschen. Wir arbeiten nicht öffentlich.“ „Aber das Treffen“, warf sie ein. „Nur ein Schachzug.“ Kir schluckte. „Wie habt ihr eigentlich erfahren, dass ich nicht die bin, für die ich mit ausgebe?“ „Nichts einfacher als das“, fing Bourbon an. „Your successes are unheralded - your failures are trumpeted.” „Ich verstehe.” „Das war für Vermouth ziemlich auffällig.“ „Selbst wenn, ich habe sämtliche Aufträge immer zu eurer Zufriedenheit erledigt…“, warf sie ein. „Du solltest wirklich mehr von Vermouth erwarten. Wir wissen über alles Bescheid. Auch darüber, dass Ethan Hondou dein Vater war und du an seinem Ableben Schuld hast.“ Kir schluckte. „Es war wirklich intelligent von euch, dass zwei Spitzel eingeschleust wurden. Nachdem er aufflog, dachte keiner mehr daran, dass es noch einen Weiteren gab. Schade, dass es die eigene Tochter war, nicht wahr? Jeden anderen hätte er ins Messer laufen lassen, aber dich musste er beschützen.“ Kir wandte ihren Blick ab. Sie kämpfte mit ihren Emotionen, den Tränen und ihrem Bedürfnis aufzustehen und raus zu laufen. „Natürlich haben wir uns all deine Aufträge angesehen. Dir als Neuling trau ich auf keinen Fall so eine Aktion zu.“ „Und deswegen habt ihr nach meinem Vater recherchiert.“ Bourbon nickte. „Und so heraus gefunden, dass er zwei Kinder hat. Und komischerweise sieht dir seine Tochter zum Verwechseln ähnlich. Eigentlich kann er einem leidtun. Da ist er für eine gute Sache gestorben, aber sein Töchterchen hat es immer noch nicht geschafft uns hochzunehmen. Ach sag mal, weiß dein Bruder eigentlich davon?“ „Das wagst du nicht“, zischte sie ihn an und stand dabei von ihrem Platz auf. Kir zügelte sich ruhig zu sein und setzte sich wieder hin. „Willst du mich wirklich testen?“ Bourbon trank den letzten Rest seines Kaffees aus. „Ich bereue nichts, was ich getan hab.“ „Hmm?“ Bourbon hob die Augenbraue. „Eines würde mich noch interessieren. Wie konnte Shuichi Akai überleben?“ „Ich weiß nicht, was du meinst.“ „Ich aber. Ich weiß, dass er noch am Leben ist. Und es war nicht gerade schwer das heraus zu finden.“ „Wie oft soll ich das noch sagen? Ich weiß nicht, ob er am Leben ist oder wie er es gemacht haben soll. Ich hab den Auftrag so ausgeführt, wie es Gin wollte“, warf sie ein. „Hmm…du hast ihn aber für einen Moment aus den Augen gelassen. Zuerst hast du zu den Polizeisirenen gesehen, die du von Weitem gehört hast. Anschließend hast du auf Gin geguckt. Und nachdem du die Bombe platziert hast, standest du so, dass man sein ganzes Gesicht nicht mehr sehen konnte.“ „Na und? Ich hätte auch anders stehen können. Und für äußere Einflüsse kann ich doch wirklich nichts“, sprach sie. „Aber ihr werdet mir sowieso nicht glauben.“ „Da hast du recht“, nickte das Organisationsmitglied und lehnte sich zurück. „Was hast du denn? Möchtest du so sehr sterben?“, wollte er leise von ihr wissen. „Tut mir leid, aber diesen Gefallen werde ich dir noch nicht tun.“ „Kann es sein, dass ihr weich geworden seid?“, wollte sie wissen. „Was habt ihr noch davon, dass ich euch erhalten bleibe?“ „Eine Menge“, antwortete Bourbon und stand auf. Kir stand ebenfalls auf. „Das war keine Aufforderung an dich, dass du mir folgen musst.“ Skeptisch sah die junge CIA Agentin auf ihn. „Was soll das heißen?“ „Du kannst tun und lassen was du willst. Aber sobald wird dich rufen, tanzt du gefälligst nach unserer Pfeife. Du kannst natürlich auch zu deinen kleinen Freunden gehen, aber das würde ich dir nicht raten. Und noch was, Kir, du solltest immer erreichbar sein.“ „Das hatte ich vor“, gab die Angesprochene von sich. „Ehe ich es noch vergesse. Gin geht es nichts an.“ Sie nickte, war aber verwundert, über diese Aussage. „Halte dich bereit. Es wird nicht lange dauern.“ Kapitel 21: Krisenherde ----------------------- Langsam öffnete Shiho ihre Augen. In der Position, in der sie die ganze Zeit über sitzen musste, schliefen ihre Beine ein. Außerdem fühlte sie sich schwach. Das Essen wurde ihr dreimal täglich gebracht, auch zu trinken hatte sie genug. Trotzdem musste sie andauernd im Keller sitzen und warten. Wenigstens hatte sie Licht und konnte sich anschauen, wo sie sich befand. Das alles brachte ihr nichts. Der Keller war immer noch leer. Shiho lehnte sich an die kalte Heizung und blickte nach oben. In ihrem jetzigen kindlichen Körper könnte sie vielleicht noch durch das Fenster hindurch, doch die Fesseln hinderten sie daran. Und selbst wenn sie aus diesen heraus käme, sie wusste nicht, wohin das Fenster führte. Vielleicht wäre sie dann direkt vor den Beinen des Organisationsmitgliedes gelandet. Aber nicht nur das war das Problem. Ai wusste nicht, wie sie an der Wand hoch kommen sollte. Im Raum standen keine Kisten und sie konnte nichts benutzen, um nach oben zu klettern. Das Mädchen seufzte leise auf. Sie war gefangen und konnte nichts dagegen machen. Und ihr Ende schien noch in weiter Ferne zu sein. Die Organisation wollte sie quälen und ließ sie deswegen am Leben. Immer wieder dachte sie daran, was passiert wäre, hätte sie damals mit der Organisation kooperiert. Wahrscheinlich wäre sie jetzt nicht in dieser Situation, vielleicht hätte sie sich auch irgendwie das Leben nehmen können, ohne dass sie nun Angst haben musste, dass Menschen in ihrem Umfeld verletzt wurden. Ob es dem Professor noch gut ging? Sie dachte oft an ihn und fragte sich, ob er sie beim FBI in Sicherheit wägte, oder aber ob er wusste, dass die Organisation sie in ihre Fänge gebracht hatte. Ai konnte nicht abschätzen, wie Jodie handelte. Aber es war besser, wenn der Professor nichts von ihrem Verschwinden wissen würde. So hätte er wenigstens ruhige Tage und musste nicht immer wieder mit einem Besuch der Organisation rechnen. Außer Conan wusste wieder wer er war. Der Oberschüler hätte sicher bereits gehandelt. Aber auch das konnte Ai nicht vorhersehen. Es war nur eine Frage der Zeit, wann er seine Erinnerungen wieder zurück bekam und wie weit er vom FBI integriert werden würde. Ai seufzte erneut auf. Eigentlich hatte sie nun keine wirklichen Optionen. Entweder sie blieb hier unten und wartete auf ihr Ende oder sie versuchte mit dem Organisationsmitglied zu verhandeln. Normalerweise würde sie auf ihr eigenes Ende warten, aber sie konnte nicht einschätzen, wann es soweit sein würde. Sie bekam Essen und Trinken, sodass sie sich sicher war, dass die Organisation ihren Exitus lange hinaus zögern wollte. Wahrscheinlich erhofften sie sich auch, dass sie wieder für sie arbeitete. Aber das würde sie ablehnen, egal welches Angebot man ihr machte. Ai schloss die Augen und atmete tief durch. Die geschrumpfte Wissenschaftlerin konnte nicht sagen, wie viel Zeit bisher vergangen war. Zwar hatte sie die Anzahl des Essens, aber das musste nicht heißen, dass sie das Essen zur gleichen Zeit bekam. Erst als die Tür aufging, öffnete Ai die Augen und blickte an die Tür. Wieder war es der gleiche Mann, der schon vorher immer wieder herkam und ihr ein wenig Gesellschaft leistete. Die Beiden sprachen nie miteinander. Jedes Mal blickte Ai auf die Seite, während er sie ansah und mit seinen Augen fixierte. Die letzten paar Male ging s immer nach dem gleichen Muster von statten. Wieder blickte Ai den älteren Mann kurz an, ehe sie ihren Blick abwandte. „Es gefällt mir, wenn man seinen Prinzipien treu bleibt“, sprach er. „Wann bringt ihr mich um?“ „Du kommst gleich zur Sache. Nicht schlecht.“ Der Mann stellte das Tablett mit dem Essen auf den Boden ab und kniete sich zu ihr hin. Ai schwieg und blickte auf das Essen. Immer wieder hoffte sie, dass es Gift beinhaltete. Das würde ihr Leben einfach so auslöschen und sie musste nicht weiter gequält werden. „Gut, wenn du nicht mit mir reden willst, dann kommen wir nun zur Sache.“ Er stand auf und ging wieder aus dem Raum heraus. Die Tür ließ er dabei offen, da keine Fluchtgefahr bestand. Nach mehreren Minuten, die Ai wartete und hoffte, kam er wieder zurück. In seiner Hand eine Akte. Er setzte sich neben Ai und betrachtete sie. „Bist du neugierig, was darin steht?“ „Wahrscheinlich ist es eine Akte über mich“, entgegnete das Mädchen kühl. „Fast richtig.“ Ai blickte weiterhin auf die Akte. Langsam machte er sie neugierig, aber das wollte sie ihm nicht zeigen. Neugier war eine Schwäche, vor allem in ihrer jetzigen Lage. „Falls Sie denken, ich würde wieder zurück in die Organisation kommen, haben Sie sich geirrt. Ich habe damit abgeschlossen.“ „Das einzige, was du willst ist es zu sterben, richtig?“ Sie nickte leicht. „Oder nicht eher ein richtiges Gegenmittel für deinen jetzigen Zustand erforschen?“, wollte er von ihr wissen. „Das ist mir egal. Dann werde ich eben in einem kindlichen Körper sterben.“ „Meinst du?“ Er schlug die erste Seite der Akte auf. „Weißt du Shiho, nachdem Vermouth versagte und auch Bourbon dich nicht zurück bringen konnte, haben wir ein wenig weiter geschaut. Vermouth war doch lange genug in deiner Nähe und sie kannte die Kinderbilder von dir. Es ist schon komisch, dass sie dich nicht sofort beseitigte.“ „Und? Jetzt bin ich doch hier. Soll sie mich doch beseitigen.“ „Na na. So ist das aber nicht gedacht. Es wird dich wundern, aber es ist bei weitem nicht unsere Absicht, dich umzubringen.“ Ai schluckte. „Woher wollen Sie das wissen…“, dann stockte sie. Ihren Augen weiteten sich. „Sie sind der Boss.“ „Das hat aber wirklich lange gedauert.“ Es war ihr Todesurteil. Mit nur wenigen Ausnahmen, kannte keiner die wahre Identität des Bosses. Jetzt würde er sie nicht laufen lassen. Da konnte sie machen, was sie wollte. „Keine Angst, dir passiert nichts. Ich hab nicht vor, dich umzubringen.“ „Das soll ich wirklich glauben? Sie wollten mich doch die ganze Zeit über umbringen lassen“, warf sie ein. „Das hast du falsch verstanden“, fing er an. „Es gab lediglich den Auftrag dich zurück zu holen. Dein Tod sollte nur der letzte Ausweg sein.“ „Wie wunderbar“, murmelte sie leise. Ai blickte auf die Seite. „Es wäre besser für Sie, wenn Sie mich erledigen. Ich werde nicht wieder zurück kommen.“ „Das werden wir noch sehen“, entgegnete der Mann. „Wusstest du, dass Gin weiß, dass du einen Helfer hast?“ Sie blickte wieder zu ihm. „Das FBI.“ „Nicht die“, fing er an. „Glaubst du, wenn es einen begründeten Verdacht gibt, würden wir dem nicht nach gehen?“ „Ihr habt nichts gegen mich in der Hand“, gab Ai von sich. Sie lehnte sich nach hinten und atmete tief durch. „Es konnte aber nicht viele geben, mit denen du arbeiten konntest. Deswegen haben wir uns die letzten Opfer vom APTX 4869 angesehen. Unser Augenmerk lag auf denen, bei denen du den Tod eingetragen hast. Klingelt es?“ Ai schwieg wieder. Hätte sie irgendwas gesagt, hätte er bestimmt ihre zittrige Stimme bemerkt und darauf Schlüsse gezogen. „Ich helf dir ein wenig auf die Sprünge. Du hast bei einem gewissen Shinichi Kudo den Tod eingetragen. Ich glaube nicht, dass das der Wahrheit entspricht.“ Der Boss grinste und zog ein Foto von dem Oberschüler heraus. „Ich kenne ihn nicht“, entgegnete das Mädchen leise. „Ist das so?“ „Ja, das ist so.“ „Hmm…“, murmelte er und blätterte in der Akte weiter rum. „Wusstest du, dass Vermouth auf meine Anweisung hin bei einem Magier lernen durfte? Ich weiß genau, was sie dabei lernte und welche Menschen sie kennen lernte. Schade, dass der Sohn ihrer Freundin dann das zeitliche segnete.“ „Worauf wollen Sie hinaus?“ „Liegt das nicht auf der Hand? Das APTX 4869 hat eine nette kleine Nebenwirkung, die Menschen verjüngt. Auch wenn Vermouth darüber keine Nachforschungen anstellte, hieß es nicht, dass es keine gab. Aufschlussreich war vor allem das Foto.“ Er zeigte ihr einen Zeitungsartikel. Ai schluckte. Es war jener Bericht in dem über den Selbstmord ihrer Schwester erzählt wurde. Direkt auf der Titelseite war das Bild ihrer Leiche. Im Hintergrund standen Conan und Ran. „Was wollen Sie damit sagen?“ „Du versuchst also immer noch den Kleinen zu beschützen. Ich weiß genau, dass der Junge und Shinichi Kudo die gleiche Person ist.“ „Dazu kann ich nichts sagen. Ich weiß nichts“, log Ai. „Wusstest du, dass der Detektiv aus Osaka – Heiji Hattori - einmal in die Rolle von Shinichi Kudo schlüpfte? Wir haben uns natürlich gefragt, warum man einen toten Detektiv so nachahmt.“ „Und dadurch meinen Sie, dass Sie nun wissen, dass er am Leben ist…“ „Genau“, nickte der junge Mann. „Du musst uns nichts mehr vorspielen. Wir wissen, dass dein kleiner Mitschüler Conan Edogawa der Oberschüler ist.“ „Was haben Sie jetzt vor?“, wollte sie wissen. „Ist das jetzt ein Geständnis?“ Ai schwieg. „Ich nehme das Mal als ein Ja. Noch solltest du dir keine Sorgen um ihn machen. Solange er die Füße still hält, wird ihm nichts passieren.“ „Er weiß nichts…“ Der Mann nickte. „Ich weiß. Die Gerüchte um seine Amnesie sind auch mir zu Ohren gekommen. Aber er ist wohl nicht der Einzige, der uns was antun will. Dein Professor wird sicherlich auch nicht die Füße still halten.“ „Lassen Sie ihn in Ruhe“, schrie sie den Boss an. Ai blickte zur Seite. Sie hatte sich nun auf jeden Fall verraten. „Ich mach dir einen Vorschlag. Du arbeitest wieder für uns und deinem Professor wird nichts passieren.“ „Ich habe geschworen, dass ich niemals für die Organisation arbeiten werde.“ „Das solltest du dir überlegen. Es steht mehr auf dem Spiel als nur dein Professor. Du könntest deine Schwester wieder sehen.“ Ai schluckte. „Dann töten Sie mich doch.“ „Du denkst auch immer an die schlimmen Sachen.“ „Was soll das heißen? Akemi ist tot, wie soll ich sie sonst wieder sehen, wenn ich nicht auch sterbe?“, warf sie wütend ein. „APTX 4869 wird als Zellgift von uns verwendet. Die Verjüngung ist lediglich eine kleine Nebenwirkung“, fing er an. „Falsch. Das Sterben ist die Nebenwirkung.“ Ai riss die Augen auf. „Hast du es jetzt verstanden?“ Der Boss schmunzelte. „Wir arbeiten gegen die Zeit. Ich möchte, dass du die an der Verjüngung weiter forscht und sie verbesserst. Der Tod soll nur noch eine Nebenwirkung sein, die in 0.01% der Fälle auftritt. Hast du mich verstanden?“ Das Mädchen nickte. „Das wird nicht einfach sein.“ „Ich weiß. Deine Eltern haben dir schon ziemlich viel hinterlassen. Du bekommst ihre Notizen.“ „Soll das heißen, dass meine Eltern auch schon daran forschten?“ Ai wusste natürlich, dass ihre Eltern an einem Gift arbeiteten. Doch sie dachte bislang nur, dass diese den Prototypen konstruierten und von den wahren Plänen nichts wussten. Der Mann in Schwarz nickte. „Sie waren ziemlich begeistert von den Plänen. Allerdings stellten sie bald fest, dass es nicht so einfach war. Nach deiner Geburt bekamen sie die ersten Zweifel an ihrer Arbeit.“ „Und deswegen mussten sie sterben.“ „Bei dir hört sich das so negativ an.“ „Sie haben sie umgebracht.“ „Es war nur ein Mittel zum Zweck. Sie sind für unseren Wunsch gestorben.“ Ai schüttelte den Kopf. „Nein, ich arbeite nicht für Sie.“ „Überleg es dir. Du könntest ein Gegenmittel für dein kleines Problem erforschen oder du bleibst so und lebst länger als es geplant war.“ Dann beugte er sich zu ihr heran. „Es könnte den Tod selbst aufhalten und selbst Tote wieder ins Leben zurück holen. Möchtest du nicht deine Schwester wieder sehen? Oder deine Mutter?“ Ai kniff ihre Augen zusammen. „Gut. Überlege es dir. Noch hast du ein wenig Zeit“, meinte er darauf und stand auf. „Ich lass dir die Akte deines Freundes hier. Vielleicht lockt sie dich ein wenig.“ Jodie stieg in den schwarzen Van. Sie seufzte und blickte ihre Kollegen an. „Das war wohl nichts“, murmelte sie. „Keine Sorge. Das passt schon“, entgegnete Shuichi und klappte den Bildschirm nach unten. „Das hab ich schon erwartet.“ „Was? Aber ich dachte, du wolltest sie gefahrlos heraus holen?“ „Natürlich“, nickte er. „Die Organisation hat doch schon die ganze Zeit über an ihr gezweifelt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie die Wahrheit über sie erfahren. Dir ist es doch auch aufgefallen. Die Organisation hat ziemlich schnell ein neues Treffen mit ihr veranlasst. Mir war bewusst, dass sie sie mit der Wahrheit konfrontieren wollten. Deswegen durfte Kir auch nicht auf eigene Faust aussteigen. Wäre sie heute nicht zu dem Treffen hingegangen, hätten sie dem Jungen etwas angetan.“ „Deswegen wolltest du auch, dass sie auf deinen riskanten Plan eingeht“, meinte Jodie. Akai nickte. „Ich musste wissen, ob sie noch einen Trumpf gegen sie in der Hand haben oder nicht. Wäre der Kleine nicht dort gewesen oder gäbe es keine Anhaltspunkte darauf, hätten wir sie rausgeholt.“ „Ich verstehe…und was hast du jetzt vor?“, wollte die Agentin wissen. „Wir können nur abwarten.“ „Aber Shu…“ „Wir haben momentan mehrere Krisenherde, die wir bewältigen müssen: Masumi, Kir, Shiho und die Detektei.“ Er blickte zu Camel, der am Steuer saß. „Fahren Sie los. Für Kir und ihren Bruder könnte es nicht von Vorteil sein, wenn wir noch hier sind.“ „Sofort.“ „Woran arbeiten wir zuerst?“ „Kir stellen wir zurück. Wir können erst etwas tun, wenn sie uns informiert. Um Masumi kümmer ich mich nachher noch. Shiho müssen wir erst in der Tottori-Präfektur finden.“ „Das heißt, wir kümmern uns zuerst um die Detektei“, murmelte die Agentin. „Da gibt es aber nicht viel zu tun“, warf Conan ein. „Onkel Kogoro erzählte mir, dass Bourbon nicht mehr in der Detektei erscheinen wird, weil er jetzt auf eigenen Füßen stehen will.“ „Das war irgendwie klar“, entgegnete Akai. „Bourbon weiß nun, dass ich am Leben bin, also muss er euch nicht mehr beschatten. Und da Shiho auch wieder in den Händen der Organisation ist, ist seine Arbeit in der Detektei fertig.“ „Aber was ist mit Gin und Wodka? Sie müssten sich doch auch bald wieder bei Herrn Mori melden“, entgegnete Jodie. „Da hat sie leider recht“, murmelte Conan. „Gin hat bereits bei ihm angerufen und den Auftrag zurück gezogen.“ „Das ist Interessant“, sprach Akai leise. Conan schüttelte den Kopf. „Gin hat nicht wirklich gesagt. Nur, dass Shiho selber zu ihm zurück kam. Wäre ich bei Kogoro gewesen, hätte ich ihm signalisieren können, dass er fragen soll, wo.“ „Das kannst du doch nachholen“, schlug Jodie vor. „Mit deinem Stimmenverzerrer kannst du doch Herrn Moris Stimme nach machen und bei Gin anrufen.“ „So einfach wird das nicht gehen. Ich hab mir die Idee auch schon überlegt“, sprach der Geschrumpfte. „Gin hatte scheinbar kein Interesse daran gehabt, die Rechnung zu bezahlen und hat einfach aufgelegt. Onkel Kogoro hat zwar die Nummer und Adresse gehabt, aber an die Nummer ging keiner mehr ran. Und bei der Adresse handelt es sich um eine Baustelle“, seufzte der Kleine. „Ich hab die Telefonnummer und die Adresse aus dem Müll fischen können und selber angerufen. Die Nummer ist nicht mehr vergeben.“ „Gin hat also ein Wegwerfhandy verwendet“, gab Akai von sich. „Sieht danach aus“, nickte der Grundschüler. „Aber es hat auch einen Vorteil“, warf James ein. „Damit können wir unsere Leute von der Detektei abziehen.“ Akai nickte. „Sie werden wohl eher weniger ihr Augenmerk darauf legen. Außerdem kann Bourbon bestätigen, dass der Detektiv und seine Tochter nichts von der Sache mitbekommen haben. Damit wären diese sicher.“ Conan war erleichtert. Wenigstens war Ran nicht in Gefahr. „Haben wir schon Informationen aus der Tottori-Präfektur?“, wollte Akai von James wissen. „Wir können einige Städte bereits ausschließen“, entgegnete James. „Allerdings gibt es immer noch genügend Orte in denen wir einige bekannte Mitglieder fanden.“ „Haben Sie sich schon in Tottori umgesehen?“ James nickte. „Bislang keine große Aktivität. Allerdings wurde Vermouth mehrmals in Tottori gesehen.“ „Motorrad oder Auto?“ „Unterschiedlich.“ „Gab es schon vorher Aktivität von ihr?“ James nickte. „Sie wurde bereits mehrfach in Tottori gesehen.“ „Hab ich es mir doch gedacht“, murmelte der FBI Agent. Er blickte zu Conan, der nickte. „Wir sollten uns demnächst ein wenig genauer in Tottori umsehen.“ Akai nickte. Er blickte wieder zu Jodie. „Du wirst dich um Kir kümmern. Bring sie am besten in die Villa.“ „Ich soll was?“ Jodie war erstaunt. „Aber ich weiß doch gar nicht, wo sie sich aufhält.“ „Das wird so schwer sein“, entgegnete Akai. „Schau dir dein Handy an. Sie wird dich bestimmt mit dem Handy angerufen haben, welches sie auch für die Organisation verwendet. Und da hat sie bestimmt keine unterdrückte Nummer.“ Jodie zog ihr Handy heraus und sucht den letzten Anruf heraus. Dann nickte sie. „Du hast Recht. Ich hab ihre Nummer.“ „Damit müsstest du genügend Informationen haben, um Kir zu erreichen.“ Sie nickte erneut. „Aber warte ein paar Stunden ab. Kir könnte noch von Korn und Chianti beobachtet werden.“ „Hier wirst du erst einmal bleiben“, sprach Vermouth und brachte Eisuke in einen Raum. „Da rein?“, er blickte sie skeptisch an. „Aber da ist doch gar nichts drin.“ „Deswegen ist er ja auch perfekt.“ „Ich weiß nicht…“, murmelte der Junge. Er ging einige Schritte nach vorne. Vermouth rollte mit den Augen. Sie war jetzt schon davon genervt. „Jetzt geh schon rein“, murrte sie und stieß ihn nach vorne. Sobald der Junge im Raum war, schloss sie die Tür und zog den Schlüssel heraus. Eisuke fiel über seine eigenen Beine und lag auf dem Boden. Der Junge rappelte sich langsam auf und blickte an die Tür. Der Raum war relativ klein. Maximal passten zwei oder drei Menschen rein. Das Fenster war verriegelt, aber es kam genügend frische Luft herein. Sobald Eisuke wieder auf den Beinen war, ging er an die Tür und wollte sie öffnen. Doch er musste feststellen, dass es nicht ging. „Hey…hallo“, rief er und schlug mit der Hand gegen die Tür. „Machen Sie auf!“ Nichts passierte. Eisuke legte seinen Kopf an die Tür und versuchte Stimmen zu hören. Er hörte nichts. Er war einfach nur eingesperrt. Langsam zog der Schüler sein Handy aus der Hosentasche heraus. Ohne Empfang kam er nicht weiter. Der Junge seufzte und ließ sich langsam auf den Boden gleiten. Es war genau so wie damals im Beika Zentralkrankenhaus. Camel brachte ihn auch in einen Raum und schloss die Tür ab. Ob es nun auch eine Aktion vom FBI war? Das einzige, was der Junge nun machen konnte, war es abzuwarten. Irgendwann musste jemand zurück kommen und ihn heraus holen. Seine Schwester hätte ihn schließlich nicht so einfach mit ihr gehen lassen. Eisuke legte seinen Kopf nach hinten und sah an die dunkle Wand. Langsam zog der Schüler seine Beine an sich heran und versuchte sich die Zeit irgendwie zu vertreiben. „Was für eine Nervensäge“, sagte Vermouth zu sich selber, als sie in ihren Wagen stieg. Sie nahm ihr Handy hervor und las die Nachrichten, die sie bekam. „Bourbon glaubt auch, dass ich nur nach seiner Pfeife tanze“, knurrte sie. Dabei war sie es, die die Befehle gab und nicht er. Vermouth startete ihren Wagen und fuhr los. Immer wieder blickte sie in den Rückspiegel. Dem FBI konnte man nicht trauen und so wäre es auch nicht verwunderlich, wenn diese hinter ihr wären. Allerdings war es so, wie sie es sich dachte. Keiner war da. Das FBI handelte nach Plan. Trotzdem fuhr Vermouth durch die Stadt, ehe sie zu ihrem Treffpunkt am Hafen vor fuhr. Die Schauspielerin stellte ihren Wagen ab und stieg aus. Dabei zog sie aus ihrer Jackentasche eine Zigarettenschachtel heraus, die sie sich anzündete. Genüsslich sog sie den Rauch ein und pustete ihn dann heraus. „Du hast dich lange nicht mehr blicken lassen, Vermouth.“ Die Angesprochene drehte sich um. „Sag bloß, es ärgert dich Gin?“ „Das wäre dir doch sowieso egal“, fing der Mann in Schwarz an. „Warum hast du Korn und Chianti geholt?“ „Ach haben die sich bei dir ausgeweint.“ „Du weißt doch, dass Chianti nicht mit dir klar kommt“, warf Gin ein. „Deswegen war sie auch ziemlich genervt, als sie für dich auf der Lauer sitzen sollte.“ „Das tut mir jetzt aber leid“, übertrieb es die Frau. „Also? Was habt ihr mit Kir?“ „Oh, wie ich sehe“, fing Vermouth an. „…weißt du ja gut Bescheid.“ „Denkst du wirklich, dass eure Pläne geheim bleiben?“, wollte Gin wissen. „Wer sagt, dass wir das geheim halten?“ „Ich kenn dich und Bourbon gut genug. Ihr seid beide Geheimniskrämer.“ „Du solltest dir wirklich darüber weniger Gedanken machen. Sei doch froh, dass wir deine kleine Sherry endlich erwischten“, entgegnete Vermouth. „Pff…soll sie doch drauf gehen.“ „Das glaube ich kaum. Der Boss braucht sie noch.“ „Tu nicht so scheinheilig, wenn du die Möglichkeit gehabt hättest, hättest du sie doch auch erledigt“, gab Gin daraufhin von sich. „Und nur weil Sherry jetzt relativ einvernehmlich mit uns mit ging, konntest du sie nicht umbringen. Wäre auch zu merkwürdig, wenn sie auf den letzten Metern versucht hätte sich zu wehren.“ „Wer sagt denn, dass ich das getan hätte?“ „Ich weiß, dass du sie hasst. Da machst du mir nichts vor.“ „Schön für dich“, entgegnete sie ruhig. „Hinterfragst du eigentlich nicht die Entscheidung vom Boss?“ Gin blickte sie einige Sekunden nur an. „Es ist die Entscheidung vom Boss. Wenn er Sherry wieder unter Kontrolle bringt, soll es mir nur Recht sein.“ „Wie du meinst“, sprach sie. „Wie sieht es mit Kir aus?“ „Wenn du von allem weißt, warum hast du noch gefragt?“, wollte sie von ihm wissen. „Einfach nur so. Also? Was macht ihr jetzt mit Kir?“ Dabei knurrte Gin. Am liebsten hätte er sie selber erledigt. „Ich muss dir leider mitteilen, dass du Kir noch nicht erledigen darfst. Der Boss hat noch etwas Anderes mit ihr vor.“ Gin blickte sie kühl an. „Soll mir Recht sein.“ „Gut, wie du meinst. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich treffe mich noch mit Bourbon.“ „Tu dir keinen Zwang an.“ Vermouth verdrehte die Augen. Die Schauspielerin trat an Gin vorbei und ging auf ihren Treffpunkt zu. Sie hasste diese Beobachtungen, konnte Gin aber auch nicht abziehen lassen. Hätte sie es getan, würde Gin erst recht versuchen sie zu beobachten, da sie ihm auch einen Grund dafür gab. Also blieb sie ruhig und ließ ihn einfach nur machen. Sollte Gin doch mitbekommen, was sie und Bourbon zu besprechen hatten. Die Organisation wusste sowieso schon, was mit Sherry war, dass Kir ein Spitzel war und dass Akai immer noch lebte. Vermouth ging weiter, bis sie ihren momentanen Partner erblickte. „Du hast dir ziemlich viel Zeit gelassen“, entgegnete dieser. Sie zuckte mit den Schultern. „Unliebsame Gäste.“ „Gin?“ Vermouth nickte. „Der wird uns nicht in Ruhe lassen.“ „Das kann man ihm nicht verübeln. Er war es schließlich nicht, der herausfand, dass Akai noch am Leben ist. Sherry konnte er auch nicht schnappen und Kir als Spitzel überführte er auch nicht.“ Vermouth grinste. „Gin hielt sich früher für unbesiegbar, aber jetzt musste er feststellen, dass es andere Mitglieder gibt, die seinen Platz einnehmen können.“ „Wenn mir das jetzt leid tun soll, dann ist er bei mir an der falschen Stelle. Er hatte wahrlich genug Zeit gehabt, um sich um das Problem zu kümmern.“ „Sag das Gin“, entgegnete Vermouth. „Er glaubt, er wäre der Einzige, der Akai umbringen darf.“ Bourbon lachte auf. „Falls er ihn finden sollte.“ „Ich glaub nicht, dass Akai so lange auf sich warten lässt. Er war schließlich auch vorhin bei dem Treffen dabei.“ „Ich weiß. Aber ich konnte ihn ja schlecht vor all den Menschen erledigen.“ „Warum wolltest du dann das Treffen überhaupt in der Öffentlichkeit stattfinden lassen?“, kam es von Vermouth. „Einfach nur so. Akai soll sehen, dass es mir ernst ist. Er kennt mich und weiß, wie ich handel.“ „Wunderbar“, murmelte Vermouth. „Der Boss sitzt mir langsam im Nacken“, entgegnete sie. „Nur weil wir Sherry haben, ist die Gefahr nicht gebannt.“ „Das weiß ich selber. Unsere Arbeiten laufen ja auch auf Hochtouren. Hast du den Jungen in das leere Bürogebäude gebracht?“ „Was denkst du von mir? Natürlich hab ich das getan“, entgegnete die Schauspielerin. Sie verdrehte die Augen. „Das der Junge noch am Leben ist…“ Bourbon musste lachen. „Das hab ich auch schon selber erlebt. Bei fast jedem Schritt ist der Kleine auf den Boden gefallen.“ „Warum hast du den Boss überzeugt, dass der Junge hier her kommen soll?“ „Du weißt es also…“ „Was denkst du denn? Glaubst du wirklich, der Boss würde einen Außenstehenden hier her kommen lassen, nur damit wir Kir dran kriegen? Da musstest du doch hinter stecken“, sprach sie. „Von dem Jungen geht keine Gefahr für uns aus. Du hast doch erzählt, dass er bei deinem Anruf keine Nachfragen wegen der Organisation stellte. Er wusste zumindest einen Teil der Wahrheit.“ Vermouth nickte. „Was willst du mit ihm machen, wenn du Kir nicht mehr brauchst?“ Bourbon zuckte mit der Schulter. „Das sehen wir dann. Der Kleine und Kir sind mir vollkommen egal.“ Sie schmunzelte. „Gin hat Recht. Du bist, wie ich, ein Geheimniskrämer.“ „Wie du meinst. Solange ich meine Begegnung mit Akai habe, ist mir alles andere egal.“ „Dann hoff mal, dass das FBI den Jungen nicht vorher befreit.“ „Sollen sie doch. Das macht mir nichts aus“, entgegnete er. „Mein primäres Ziel ist Akai. Kir und ihr Bruder sind nur das Mittel zum Zweck.“ „Als ob er das nicht ahnen würde“, warf sie ein. Bourbon zuckte mit den Schultern. „Soll mir nur Recht sein. Ich weiß, worauf ich mich vorbereiten muss.“ „Wie du meinst.“ „Gibt es Neuigkeiten von Sherry?“ „Sie sitzt immer noch im Keller“, seufzte die Schauspielerin. Am liebsten hätte sie dem Mädchen den Gar ausgemacht. Aber solange sie beim Boss war, war dies nicht möglich. Vermouth fragte sich, wie lange es noch dauern würde, bis er sich gegen die Wissenschaftlerin entschied. „Zumindest ist sie nicht tot.“ Vermouth verdrehte die Augen. „Es wäre besser, wenn er sie erledigen würde. Dann wäre das ganze endlich vorbei.“ Bourbon hob die Augenbraue. „Wie du meinst. Du kennst den Boss besser wie ich…“ „Ja, und daher weiß ich auch, dass er Sherry noch eine ganze Weile im Keller sitzen lassen wird. Sie soll wieder für die Organisation arbeiten, bis sie nicht mehr gebraucht wird.“ „Eine Wissenschaftlerin wie sie, findest du kein zweites Mal.“ „Wenn sie wenigstens loyal wäre“, warf die Schauspielerin ein. „Wir brauchen kein Mitglied bei uns, das gleich aussteigen will, nur weil es ein paar kleine Skrupel bekommt. Wenn du mich fragst, war ihr die Organisation die ganze Zeit egal. Erst mit dem Tod ihrer Schwester wollte sie nicht mehr. Auf so jemanden können wir verzichten.“ Bourbon verengte die Augen. „Ach stimmt ja, du kennst Akemi auch.“ „Ich habe sie gekannt“, korrigierte er sie. „Sie gehörte von Anfang an nicht in die Organisation.“ „Das musst du mir nicht sagen. Es wunderte mich sowieso, dass sie ihre Aufträge immer erledigen konnte. Sie hatte immer mehr Glück als Verstand. Nur bei ihrem letzten Auftrag hat sie ihr Glück verlassen.“ „Das hatte nichts damit zu tun. Gin hat sie erschossen. Sie konnte nicht entkommen.“ „Glaubst du das wirklich?“ Vermouth schüttelte den Kopf. „Er hat sie nicht einfach so erschossen. Sie wollte aussteigen, zusammen mit Sherry und musste dafür dann den Preis zahlen. Das war dumm von ihr.“ Bourbon knurrte. Bisher hatte er vergeblich versucht die ganzen Hintergründe zu erfahren. Nur wollte oder konnte ihm keiner der Organisation die Wahrheit sagen. Gin brauchte er nicht zu fragen und sonst wusste es nur der Boss. „Das war wahrscheinlich nicht ihre eigene Idee.“ „Hmm? Du glaubst, es war Akai, der ihr das einredete?“ „Du hast Akemi nicht gekannt. Sie wusste genau, was sie tun und lassen kann. Wenn sie etwas getan hat, dann nur, weil er sie davon überzeugte.“ „Wie du meinst. Es würde nichts bringen, wenn man dich vom Gegenteil überzeugen will.“ Bourbon nickte. Dann streckte er sich. „Bring dem Jungen etwas zu Essen. Dann solltest du zu dir nach Hause gehen. Und nimm die hier mit“, sprach er. Bourbon griff in seine Jackentasche und zog eine DVD heraus. „Interessant“, gab sie von sich und steckte die DVD in ihre Handtasche. „Wir wollen doch nicht, dass unliebsame Zeugen irgendwas von dem Plan mitbekommen. Und nein, du bist nicht damit gemeint, Gin.“ Der Mann grinste und trat aus der Dunkelheit hervor. „Hast du nichts zu tun?“, wollte Bourbon wissen. „Ich arbeite gerade.“ „Ah, verstehe. Du überprüfst, ob wir unsere Arbeit machen.“ „Wenn du das so sehen möchtest“, fing Gin an. „Ich hoffe, es ist dir klar, dass nur ich Akai erledigen darf. Du hast keinerlei Anspruch darauf.“ „Findest du?“, Bourbon lachte. „Du hast deinen Anspruch verspielt und die ganze Zeit über nicht bemerkt, dass er dich die ganze Zeit über an der Nase herum führte. Und soweit ich weiß, konntest du ihn nicht einmal im letzten Jahr erledigen. Denkst du wirklich, du hast noch einen Anspruch darauf? Nicht zu vergessen, dass du dabei warst, als Kir ihn erledigte. Und trotzdem hast du nicht direkt danach nach ihm gesucht.“ Gin knurrte. Vermouth rollte mit den Augen. Die zwei verhielten sich wie die Kinder. Jeder wollte Recht haben und gegen den anderen auftrumpfen. Darauf hatte die Schauspielerin keine Lust. Sie sah nur kurz zwischen den beiden Streithähnen hin und her, ehe sie zurück zu ihrem Wagen stolzierte. „Wenn du mich fragst, bist du dir viel zu sicher, dass du deine Aufträge erledigt hast. Damit kann man dich ziemlich gut an der Nase herum führen. Akai wusste das, deswegen konnte er seinen Tod sehr gut vortäuschen. Ist es nicht so, Gin? Dir kamen erst Zweifel daran, nachdem ich das FBI testete. Und nicht zu vergessen Sherry. Hast du sie nicht lange gesucht und einfach nicht finden können? Und kaum sitz ich an der Sache, befindet sich Sherry in den Händen der Organisation.“ Das Organisationsmitglied knurrte erneut. „Du bist zu überheblich, Bourbon. Meinst du wirklich, dass der FBI Agent nichts von deinem Plan wüsste? Er wartet doch nur darauf, dass du einen Fehler machst. Sei dir nicht zu sicher. Auch du wirst tief fallen.“ „Soll das eine Anspielung auf dich sein?“ „Denk doch was du willst“, gab Gin von sich. Noch durfte er Bourbon kein Haar krümmen. Noch nicht, aber schon sehr bald würde er einen Fehler machen und dann wäre Gin vor Ort und würde handeln. Bourbon machte einige Schritte nach vorne. „Wir sehen uns in Tottori“, sprach er und machte sich auf den Weg zu seinem Wagen. „Dir wird das Lachen noch vergehen“, zischte Gin wütend. „Was willst du jetzt machen, Gin?“, wollte Wodka von ihm wissen. Wodka hielt sich die ganze Zeit über im Hintergrund und wartete darauf, dass sein Partner nach ihm rief. Gin grinste. „Wir fahren nach Tottori und erwarten dort ein paar Freunde.“ „Freunde?“ Schweigend ging Gin an seinem Partner vorbei und lachte in die kalte Dunkelheit. Kapitel 22: Konfrontation ------------------------- Der schwarze Van hielt an der Villa an. James blickte zu Conan. „Bist du dir sicher, dass du in der Detektei bleiben willst?“, wollte er von dem Jungen wissen. Conan nickte. „Wenn ich nicht wieder zurück gehe, könnte Ran anfangen etwas zu vermuten“, entgegnete er. „In Ordnung“, nickte James. „Sollte sich irgendwas ereignen, werd ich dich anrufen“, versprach Jodie. „Danke“, lächelte er und machte die Tür auf. „Sie können mich auch nachts anrufen.“ „Ich glaub nicht, dass das nötig sein wird“, entgegnete Jodie. „Man kann nie wissen“, sprach Conan. Er stieg aus dem Wagen. „Ich komm ansonsten morgen früh in die Villa.“ „Musst du nicht zur Schule?“, fragte Jodie nach. „Eigentlich schon, aber ich find schon einen Weg, dass ich nicht hin geh“, antwortete Conan und sah die Agenten an. „Jetzt schauen Sie doch nicht so. Sie können mir nicht sagen, dass Sie nie die Schule schwänzten.“ „Hab ich wirklich nicht“, murmelte Jodie. „Du bist ja auch anders…“ „Shu!“ Kir warf ihre Handtasche auf den Boden. Wütend stampfte sie in ihre Wohnung und ging in das Wohnzimmer. Sie ließ sich auf das Sofa fallen und schlug mit der Faust gegen dieses. „Verdammt…“, gab sie von sich. Es war genau das Eingetreten, was sie verhindern wollte. Die Organisation hätte Eisuke nie finden dürfen. Nur sie alleine trug die Schuld daran. Sie und das FBI. Wäre sie bereits im Januar ausgestiegen, hätte sie ein besseres Auge auf Eisuke werfen können und der Junge wäre nun nicht hier in der Gefahr. Es war zu spät. Eisuke befand sich nun in den Händen der Organisation und Kir konnte nur Mutmaßen, was sie ihm antun wollten. Ihr lief die Zeit weg. Sie musste Eisuke aus ihren Fängen befreien und konnte nur hoffen, dass sie ihm nichts antaten. Es war ein Spiel mit dem Schicksal. Auch wenn sie zunächst das Gefühl hatte, dass er erst einmal in Sicherheit war, bei Vermouth konnte man nie sicher sein. Kir legte die Hände an ihr Gesicht und vergrub dieses darin. Sie atmete tief durch. Außer warten konnte sie nun nichts mehr machen. Irgendwann in den nächsten Stunden oder Tagen würde sich die Organisation bei ihr melden – hoffte sie. Als ihr Handy anfing zu klingeln, suchte sie sofort in ihren Hosentaschen danach. Sie wurde panischer, nachdem sie es nicht fand, es aber weiterhin klingelte. Ihre Hände begannen zu zittern, ehe sie realisierte, dass das Klingeln von ihrer Tasche kam. Sie ließ sich auf den Boden fallen und robbte auf allen Vieren zu der Tasche. Nachdem sie sie öffnete, suchte sie panisch nach dem Mobiltelefon. Obwohl sie es in den Händen hielt, wurde ihr Zittern nicht weniger und die Nummer, die angezeigt wurde, konnte sie in dem Moment niemanden zu ordnen. Kir drückte auf den grünen Knopf um das Gespräch entgegen zu nehmen, dann hielt sie sich das Handy an das Ohr. „Hallo.“ „Hier ist Jodie.“ Das Handy entglitt der CIA Agentin aus der Hand, die sie langsam nach unten legte. „Kir? Hallo? Sind Sie noch dran?“ Langsam blickte Kir nach unten und starrte auf das Telefon. Ihre Hoffnung zerschlug sich. Zaghaft nahm sie das Handy wieder in die Hand und blickte auf den Display. „Kir?“ Jodie seufzte auf. „Bitte…wir müssen miteinander reden.“ Kir führte das Telefon an ihr Ohr. „Ich arbeite nicht mehr mit dem FBI zusammen.“ „Hören Sie, ich weiß, es war ein Schock für Sie, dass Ihr Bruder dort war…aber…“ „Kein Aber“, sprach die junge Frau. „Das FBI hat das geahnt.“ Es hörte nicht auf. Als würde der erste Schock nicht gereicht haben, jetzt kam auch schon der nächste. Sie konnte und sie wollte es nicht glauben. Kirs starke Fassade bröckelte. Die Tränen kamen heraus. „Warum…warum haben Sie nichts…gesagt?“ „Ich weiß, es ist schwer das zu verstehen“, fing Jodie an. „Shu war sich selber nicht ganz sicher. Er wollte abwarten und sehen, ob die Organisation Ihren Bruder nach Japan holte, da es für uns zu spät war, sie am Flughafen abzupassen. Deswegen wollte er auch, dass Sie noch zu dem Treffen mit Bourbon gehen.“ Kir erschrak. Jetzt machte es Sinn. Er hatte vehement versucht sie davon abzuhalten und schlug seinen Weg vor. Kir legte sich die Hand auf den Mund. Sie wollte schreien, unterdrückte diesen Wunsch aber. Wäre sie nicht zum Tower gekommen, wäre Eisuke alleine mit Bourbon und wahrscheinlich schon nicht mehr am Leben. „Kir? Sind Sie noch dran?“ „Ja…“, murmelte sie. „Ich verspreche Ihnen, dass wir alles tun werden, damit Ihr Bruder wieder gesund aus der Sache heraus kommt.“ „Eisuke…er heißt Eisuke“, wisperte sie. „Eisuke“, wiederholte Jodie. „Ihm wird nichts passieren.“ „Das können Sie doch nicht versprechen. Sie wissen wie ich zu was die Organisation fähig ist“, warf Kir ein. „Ja, aber wir werden nicht so einfach aufgeben.“ „Ich wüsste nicht, wie ich Ihnen noch helfen könnte“, murmelte Kir leise. „Ich bin schon längst aufgeflogen…“ „Aber die Organisation lässt Sie noch nicht gehen. Sie wollen, dass Sie sich ruhig verhalten, bis Sie einen neuen Auftrag bekommen. Hab ich Recht?“ „Sie wissen wie ich, dass der Sinn in dem Auftrag nur darin besteht, dass ich sterbe“, warf sie ein. „Das werden wir zu verhindern wissen.“ „Das sagen Sie immer“, gab sie von sich. „Und trotzdem ist es jedes Mal gleich. Wir versagen, wenn es um die Organisation geht.“ „Kir! Das dürfen Sie nicht denken. Natürlich haben Sie einige Verluste zu verkraften, aber da sind Sie nicht die Einzige. Ich habe Vertrauen in unsere Arbeit. Dieses Vertrauen sollten Sie auch haben.“ „Das sagen Sie so leicht…jetzt, wo Sie wissen, dass Agent Akai noch am Leben ist.“ Jodie seufzte leise auch. „Auch ich habe meinen Vater durch die Organisation verloren. Er starb bei einem Anschlag von Vermouth. Damals war ich noch ein kleines Mädchen und hätte ich nicht zufällig bemerkt, dass der Lieblingssaft meines Vaters leer war, hätte ich unser Haus nie verlassen. Ich weiß ziemlich genau, was Sie durchmachen. Sie haben auch Ihren Vater durch die Organisation verloren. Und nun droht Ihnen das gleiche bei Eisuke“, entgegnete Jodie. „Also bitte, haben sie Vertrauen in das, was wir machen.“ Kir nickte. „Also gut…was erwarten Sie von mir?“ „Shu möchte, dass Sie morgen früh zu uns kommen.“ Skeptisch hob sie die Augenbraue. „Ich soll einfach so zu Ihnen spazieren?“ „Ja, er sieht keinen Anlass darin, dass Sie von der Organisation weiter beobachtet werden“, sprach die FBI Agentin. „Da ist er sich ganz sicher. Deswegen werden Sie sich auch morgen früh frei bewegen können.“ „Gut…wo ist der Treffpunkt?“, wollte sie wissen. „Baker-Viertel, 2. Straße Nr. 22. Warten Sie vor der Einfahrt.“ „In Ordnung.“ „Uhrzeit?“ „Neun Uhr.“ „Gut. Bis morgen.“ „Kir? Wenn sich die Organisation wegen Eisuke meldet…“ „Dann rufe ich an“, nickte die junge Frau. Kir beendete den Anruf und ließ das Handy neben sich herunter gleichen. Sie seufzte leise auf. Eigentlich wollte sie nicht mehr mit dem FBI zusammenarbeiten. Sie wollte nur noch frei sein, zusammen mit ihrem Bruder. Aber sie hatte keine andere Wahl. Für Eisukes Sicherheit hätte sie alles getan, auch wenn sie sich am Ende opfern musste. Masumi saß an ihrem Computer. Sie suchte nach ihrem Bruder, auch wenn sie wenig im Internet über ihn heraus fand. Aber irgendwo musste etwas durchgesickert sein. Die Suche stellte sich als nicht so einfach dar. Auch wenn sie damit schon rechnete, keimte in ihr ein klein wenig Hoffnung auf. Ihr Gefühl sagte ihr immer noch, dass er am Leben war, auch wenn alles dagegen sprach. Masumi las sich alte Artikel durch, die sie einst im Internet über das FBI fand. Nirgends wurde ihr Bruder erwähnt – immer hieß es ‚Der FBI Agent‘. Sie seufzte leise auf. Shuichi hatte ihr schon damals nie etwas über seine Arbeit erzählt. Egal wie sie ihn löcherte, er blieb kühl. Jetzt wünschte sie, dass es anders wäre. Hätte er mit ihr darüber geredet, konnte sie vielleicht einen Anhaltspunkt finden – zumindest hätte sie gewusst, nach was sie im Internet suchen konnte. Aber er schwieg, immer wieder. Egal wann sie ihn fragte, immer gab er als Antwort, dass er darüber nicht reden durfte. Manchmal ärgerte sich Masumi darüber. Ein paar Informationen durfte man doch immer geben, auch wenn sie belanglos waren. Sie wollte doch nur wissen, was er beim FBI machte und ob sie, mit ihren detektivischen Fähigkeiten, die bereits frühzeitig ausgeprägt waren, dort auch eine Chance haben würde. Doch Shuichi wiegelt immer wieder ab. Und dann war er auch noch ein halbherziger Raucher, der meistens im Wagen oder draußen auf der Straße nach dem Glimmstängel griff. Zu Hause, zumindest dann wenn sie da war, rauchte er nie. Obwohl in Aschenbecher auf seinem Tisch stand und die Zigarettenpackung danebenlag, verspürte er nie dieses Bedürfnis. Wenigstens dann hätte sie einen Grund gehabt, ihn darum zu bitten, auf den Balkon oder raus zu gehen. Aber nein – er war immer bei ihr, wenn sie da war. Da er selten kochte, ließen sie sich etwas liefern, oder sie brachte s mit und auch dann rief er sie sogleich in die Küche zum helfen. So konnte sie in seiner Wohnung nie nach irgendwelchen Informationen über seine Arbeit suchen. Masumi lehnte sich in ihrem Stuhl nach hinten und recherchierte weiter. Durch einen Zufall landete sie auf der Seite der Aufnahmekriterien für das FBI. Sorgfältig las sich Masumi den ganzen Text durch. „Voraussetzungen für die Einstellung beim FBI sind sehr hart und nicht jeder Bewerber absolviert sie erfolgreich. Vorher erarbeitete Leistungen werden nicht angerechnet. Es werden nur Bewerber im Alter von 23 und 27 Jahren angenommen. Es muss eine Hochschulausbildung von mindestens vier Jahren mit einem Abschluss nachgewiesen werden, ebenso eine dreijährige Berufserfahrung in diesem Bereich. Das komplette Auswahlverfahren dauert mehrere Tage. Darunter befinden sich mehrere Drogen-, Gesundheits- und Lügendetektortests, sowie Befragung von Familie, Freunden und Nachbarn. Von allen Bewerbern bestehen durchschnittlich fünf Prozent die Tests und werden in die Ausbildung aufgenommen“, las Masumi vor. Dabei weitete sie ihre Augen. Es war interessant, aber zeigte ihr auch, dass ihr Bruder vor seiner Arbeit beim FBI kein Raucher sein konnte. Und die Familie wurde auch nicht befragt. Masumi scrollte weiter. Auch wenn sie nicht wusste, was ihr Bruder alles tat, um für das FBI zu arbeiten, sie fühlte sich mit ihm verbunden. „Die Grundausbildung dauert 17 Wochen. Zu Beginn gilt ein Ausgangsverbot, Tragen einer Einheitskleidung kein ein Alkoholverbot auf den Zimmer der Akademie. Die Auszubildenden stehen unter ständiger Beobachtung. Respekt, erfolgreiche Leistungsnachweise und schnelle Handlungsfähigkeit steht im Vordergrund. Nicht erbrachter Respekt ist ein Grund um von der Ausbildung disqualifiziert zu werden. Den Auszubildenden stehen sämtliche Räumlichkeiten zur freien Nutzung, Sport- und Schießanlagen gibt es zur Genüg. Nicht bestandene, offiziele Übungen führen zu einer Entlassung aus der Akademie. Nach bestehen mehrerer schriftlicher, mündlicher und auch praktischer Tests werde beim Graduation Day Dienstmarke und Ausweis übergeben.“ Masumi stellte es sich wie eine große Feier vor und wurde traurig, dass sie selber nicht bei der dabei war. Wahrscheinlich wollte Shu sie nicht dabei haben oder die Feier galt nur für die Auszubildenden. Trotz allem, was sie darüber las, hatte sie immer weniger das Gefühl ihren Bruder zu kennen. Es wurden Sachen beschrieben, die sie ihm nie zu trauen würde. So war er Raucher, was zwangsweise hieß, dass er es vor und während der Ausbildung nicht tun konnte. Das Trinken – sie sah mehrfach bei ihm Flaschen alkoholischer Getränke - hatte er auch lassen müssen. Dann musste Masumi schmunzeln. Ihr Bruder hatte sein ganzes Leben lang, lange Haare. Bei den Sportübungen, vor allem dem Laufen, musste diese seine Kameraden ziemlich stören. Endlich konnte sie wieder bei dem Gedanken an ihren Bruder lächeln. Es war schon lange her. Doch direkt danach breitete sich eine andere Erinnerung aus. Im Bell Tree Express sah sie ihn mit kurzen Haaren. Erst jetzt fiel es ihr auf. Sie wusste nicht, wann er sie sich hatte schneiden lassen und auch nicht warum. Früher war er immer stolz auf seine Haare, da er sich der Gesellschaft nicht beugte, die einem vorschrieb, dass ein Mann einen Kurzhaarschnitt tragen musste. Leise seufzte sie auf und blickte auf die Uhr. Es wurde schon spät und eigentlich sollte sie sich nicht mehr mit der Suche beschäftigen. Aber auch wenn sie schlafen wollte, sie würde doch eh die ganze Nacht wach daliegen und nachdenken. Das Mädchen klickte auf den kleinen Button am unteren Rand der Taskleist. Sie wartete einen Moment und bekam dann ihre vielen E-Mails gezeigt. Jeden Tag war es das gleiche. Die Schüler ihrer Klasse schrieben sie wegen Banalitäten an, leiteten humoristische Nachrichten weiter oder verschickten Kettenmails. Masumi löschte jede einzelne Nachricht, bis sie die E-Mail einer unbekannten Adresse vor sich hatte. Sie klickte drauf. Betreff: Masumi Sera Nachricht: Es wird alles wieder gut. Anhang: 1 Video Skeptisch beäugte Masumi die E-Mail. Den Absender kannte sie nicht und auch der geringe Text sagte ihr nichts. Nur langsam fuhr sie mit der Maus über den Anhang mit dem Video. Sie tat sich nicht leicht damit, es aufzumachen. Aber irgendwann lud sie es doch herunter. Masumi wartete bis sich das Programm öffnete und das Video abgespielt wurde. Ihre Augen weiteten sich, als sie das Gesicht ihres Bruders erkannte. „Shuichi“, wisperte sie leise und stellte den Ton lauter. Sie lauschte und lauschte, aber er stand einfach nur so da. So, als würde er sie ansehen. Und dann erblickte sie wieder die Narbe, die seine Wange zierte. Ob die wohl vom Unfall kam? „Sag doch bitte was“, murmelte das Mädchen. „Es geht mir gut“, sprach er dann. „Ich konnte mich dir bislang noch nicht zeigen und es besteht immer noch Gefahr.“ Er toppte. Masumi schluckte. Kleine Schweißtropfen liefen an ihrer Stirn entlang. „Bald wird alles gut. Wir müssen uns dringend treffen, am besten ohne deine beiden Freundinnen. Morgen Nachmittag, 13 Uhr, am Hafen, Pier 13.“ Der Bildschirm wurde schwarz. „Shuichi“, rief sie nach ihm, als wäre es eine Live-Übertragung, bei der sie mit ihm sprechen konnte. Sie blickte auf den schwarzen Bildschirm, als es an ihrer Zimmertür klopfte. „Zimmerservice.“ Masumi klappte den Bildschirm ihres Laptops herunter und stand auf. Sie ging an die Tür und öffnete diese. „Ich hab nichts bestellt“, gab sie von sich. Dann hob sie die Augenbraue. „Sie arbeiten doch gar nicht im Hotel.“ Der Mann schüttelte den Kopf. „Ich wollte nach dir sehen“, sprach er. „Wieso? Und was machen Sie um diese Uhrzeit hier, Herr Okiya?“ „Darf ich rein kommen? Ich würde ungern auf dem Flur des Hotels darüber sprechen.“ „Hmm…ja gut…“, nickte sie. Masumi ging von der Tür weg und ließ ihn rein. Dann schloss sie diese. „Kommst du mit dem Tod deines Bruders klar?“ Ihre Augen verengten sich. „Mein Bruder ist nicht tot.“ „Ich dachte, er sei bei einem Unfall gestorben“, entgegnete Subaru. „Ich wüsste nicht, was es Sie angeht“, gab Masumi von sich. „Wenn Sie, wie die Anderen auch, glauben, dass ich mir alles einbilde, dann haben Sie sich geirrt. Mein Bruder ist am Leben und ich werde ihn finden.“ „Soll ich dir dabei helfen?“ „Sie mir?“ Masumi schüttelte den Kopf. „Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist. Ich treffe ihn alleine.“ „Du hast ihn bereits gefunden?“ Das Mädchen machte einen Schritt nach hinten. Es war nicht klug gewesen, das nun zu sagen, aber es war draußen und es untermauerte ihre Aussage vom Leben ihres Bruders. „Ich finde es nett von Ihnen, dass Sie mir helfen wollen, aber die ganze Sache geht Sie nichts an.“ Masumi drehte sich zu ihrem Laptop um und zog das Ladekabel aus diesem heraus. „Sie sollten jetzt gehen.“ Natürlich hatte sie keine Angst, da sie sich in Notfällen immer verteidigen konnte. Er musste schon sehr gut sein, wenn er sich mit ihr anlegen wollte. „Du gehst nicht zu dem Treffen.“ Schockiert drehte sich das Mädchen um. Die Stimme kannte sie, sie kannte sie nur zu gut. Aber wie konnte das möglich sein. „Wer sind Sie?“ „Es ist besser für dich, wenn du nicht zu dem Treffen gehst. Es ist eine Falle“, sprach er. Akai schmunzelte. „Es ist gut zu wissen, dass meine Tarnung selbst meiner Schwester nicht auffiel.“ „Das kann nicht sein“, murmelte sie leise. Shuichi trat nach vorne. „Du solltest besser auf dich aufpassen.“ „Du…Wie kann das sein? Dein Gesicht…die Narbe…“ „Tarnung“, antwortete er. „Komm morgen früh in die Villa.“ Shuichi trat auf die Tür zu. „Bruder“, rief ihm Masumi entgegen. Sie schnellte hervor und hielt ihn an der Hand fest. „Hmm?“, Akai sah auf sie herab. „Geh nicht…noch nicht…“ Er blieb stehen. „Was ist passiert?“, wollte sie wissen. Shuichi befreite sich aus ihrem Griff und trat an das Fenster. Er blickte heraus, fixierte jeden Punkt und jeden Schatten, den er in der Dunkelheit wahr nahm. Dann zog er die Gardine über das gesamte Glas und lehnte sich gegen die nebenliegende Wand. „Den Unfall gab es wirklich. Nur bin ich dabei nicht gestorben. Danach musste ich untertauchen.“ „Aber warum? Shuichi…als die Nachricht von deinem Tod kam…“ „Es sollte keine geben“, unterbrach er sie. „Das FBI hatte die Aufgabe, euch im Falle meines Todes, erst ein halbes Jahr später zu informieren.“ „Ein halbes Jahr? Wieso? Wieso tust du so etwas?“ „Zu eurem Schutz. Der Anruf war nur ein Trick. Man wollte eure Reaktionen testen.“ „Unsere Reaktionen testen. Aber warum? Shuichi…was geht hier vor?“ Der Agent fixierte sie mit seinen Augen. „Du hast damals richtig geahnt. Ich bin hier, weil ich an einem Auftrag arbeite. Deswegen durftest du nicht hier sein“, entgegnete er kühl. „Der Auftrag ist immer noch nicht vorbei, deswegen bist du jetzt ihr Ziel. Mit dir wollen sie mich heraus locken.“ Masumi schluckte. „Wenn du dafür deinen Tod vortäuschen musstest, dann…“ Er nickte. „Es ist kein leichter Auftrag. Ich kann und ich werde dir nicht viel darüber erzählen. Eines kannst du wissen, ich arbeite bereits fünf Jahre daran.“ „Kann ich dir nicht doch helfen? Ich könnte doch zu diesem Treffen gehen“, schlug sie vor. „Hörst du schlecht?“, raunte er sie an. „Du wirst nicht dorthin gehen. Du weißt nicht, in was für eine Gefahr du dich damit befindest.“ „Und du weißt nicht, dass ich mich verteidigen kann.“ „Wie im Bell Tree Express?” „Du weißt davon?” „Du wurdest von der Person, die sich als mich ausgab, mit einem Elektroschocker angegriffen und bist sofort zusammen gesackt. Sie brachte dich dann in eine Kabine, aus der ich dich rausholte.“ „Oh…“, murmelte sie. „Aber warum sieht jemand so aus wie du?“ „Alles nur Tests. Ich gelte offiziell als tot. Jeder der mich sieht und nicht überrascht ist, gibt ihnen Aufschluss darüber, dass ich noch am Leben bin. Soweit ich weiß, warst du sehr überrascht mich dort zu sehen.“ Sie nickte. „Das war eine gute Reaktion.“ „Es war nicht gespielt, falls du darauf hinaus willst.“ „Das weiß ich. Es gibt wenig gute Schauspieler in Japan“, gab er von sich. „Aber wenn du dich jetzt offenbart hast, warum musst du weiterhin so…rumlaufen?“, wollte sie wissen. „Von meinen Feinden weiß nur eine Person wie ich in meiner neuen Identität aussehe. Sie sind untereinander auch verfeindet. Die Person würde es den anderen nicht so schnell auf die Nase binden.“ Er grinste. „Deswegen wollen sie jetzt dich. Damit ich morgen Abend auch zu dem Treffen erscheine.“ Masumi schluckte leicht. „Aber das wirst du nicht machen, jetzt wo du weißt, dass ich in Sicherheit bin“, warf sie ein. „Das werde ich sehen. Wenn es notwendig ist, gehe ich dort hin.“ „Nein! Das darfst du nicht. Wenn sie so gefährlich sind, wie du sagtest, dann darfst du nicht dorthin gehen.“ „Ich kann schon auf mich aufpassen.“ „Und wenn trotzdem was passiert?“, wollte sie wissen. Akai schüttelte den Kopf. „Ich entgehe ihren Anschlägen seit mehreren Jahren. Ich weiß, was auf mich zu kommt.“ Wieder machte er einige Schritte zur Tür. „Pack ein paar Sachen zusammen.“ „Eh?“ „Du kommst mit mir in die Villa. Wenn ich dich hier lasse, wirst du wieder nur Unsinn anstellen.“ „Ich hab mich geändert. Ich bin nicht mehr das kleine Mädchen. In den letzten Monaten ist einiges passiert“, warf sie ein. „Ich weiß. Ich möchte trotzdem, dass du deinen Kram mitnimmst und mit mir kommst. Die Schule fällt morgen für dich aus.“ „Shuichi…“ „Ich wiederhole mich ungern“, raunte er und sah sie an. Sie nickte. „Wie sieht die Lage aus?“ „Ruhig“, entgegnete James. „Allerdings haben wir gestern ein paar Mitglieder der Organisation in Tottori gefunden.“ „Sie sind also wirklich in der Stadt“, murmelte der FBI Agent. „Und wenn es eine Falle ist?“, wollte Jodie wissen. „Sie werden doch nicht alle auf einmal in Tottori sein.“ „Das werden wir dann sehen. Die Organisation hat es auf meine Schwester abgesehen. Sie werden versuchen sie zu benutzen um an mich an zu kommen.“ James nickte. „Das könnte zu einem Problem werden. Ich werde ein paar FBI Agenten zu Ihrer Schwester schicken.“ „Nicht notwendig. Masumi schläft oben. Camel wird auf sie aufpassen.“ Der Angesprochene nickte. „Was ist mit Kir?“ „Sie müsste gleich hier sein. Gestern Abend gab es keinen Anruf von ihr.“ „Camel, gehen Sie nach draußen und holen Kir ab.“ „Verstanden.“ Der FBI Agent stand von seinem Platz auf und ging aus der Villa heraus. Er blickte sich um und ging dann den Weg zur Einfahrt. „Hast du einen Plan?“, wollte Jodie wissen. „Wir werden nicht warten bis sie sich melden. Wir melden uns selber bei ihnen.“ „Das ist unser Todesurteil.“ „Nein. Ich weiß genau, was ich tue. Wenn Kir da ist, erläutere ich euch alles.“ „Ich bin da. Wie wollen Sie nun meinen Bruder aus den Fängen der Organisation retten?“ „Sehr schön“, nickte Akai. „Zunächst einmal möchte ich, dass Sie Bourbon anrufen.“ „Ich soll was?“ Kir blickte ihn schockiert an. „Rufen Sie Bourbon an und vereinbaren Sie ein Treffen, bei dem Sie Ihren Bruder sehen wollen.“ „Darauf wird er nie im Leben eingehen“, warf Kir ein. „Doch, das wird er“, entgegnete Akai. Sie nickte. „Auf Ihre Verantwortung.“ Kir nahm ihr Handy hervor und wählte die Nummer des Organisationmitgliedes. Sie wartete eine Weile, ehe er sich meldete. „Hier ist Kir“, sprach sie. „Hatten wir nicht gesagt, dass ich mich melde, wenn ich dich brauche?“ „Ja…aber…ich möchte ein Treffen.“ „Du willst ein Treffen?“ Er dachte nach. „Ja…ich möchte Eisuke sehen.“ „Hmm…gut, 15 Uhr, Hafen, Pier 13.“ „Ich werde da sein“, nickte sie. „Kir? Keine falschen Spielchen, sonst wird dein Bruder darunter leiden.“ „Keine Sorge. Ich komme alleine“, sprach sie. Kir blickte Akai an. „Sind Sie sich sicher, dass das klappt?“ Der FBI Agent nickte. „Machen Sie sich keine Sorgen. Schon bald werden Sie und Ihr Bruder frei sein“, sprach er. Shuichi stand auf und blickte auf die Uhr. „Camel, mitkommen“, wies er den Agenten an und machte sich auf den Weg nach oben. „Warten Sie hier“, sprach er dann. Akai klopft an die Tür und trat kurz darauf ein. „Du kamst nicht runter.“ „Doch“, entgegnete Masumi. „Ich hab nach etwas zu Essen geschaut. Ich wollte dich und deine Kollegen nicht stören“, sprach sie dann. Shuichi hob die Augenbraue. „Du bist eine schlechte Lügnerin. Sonst warst du immer wild darauf bei meiner Arbeit dabei zu sein.“ „Ich sagte doch, dass ich nicht mehr die gleiche bin, wie damals“, log sie. Akai ging auf sie zu. „Falls du vor hast zu dem Treffen zu gehen, kannst du es vergessen“, meinte er. Sie seufzte leise auf. „Auch wenn du das nicht für nötig hältst, ich denke bei dem Treffen könnte man deinen Feind schnappen…“ „Und das willst du machen? Ganz alleine?“ „Ich weiß, dass du mir das nicht zu traust, aber ich kann das…“ Langsam glitt Masumi nach vorne, wurde aber noch rechtzeitig von dem FBI Agenten aufgefangen. Mit einem gezielten Schlag in ihren Nacken, machte er sie bewusstlos. „Du hast mi ja keine andere Wahl gelassen“, sprach er leise. Sogleich nahm er Masumi auf seine Arme und legte sie in das Bett. Akai sah sie an. Ein leichtes Lächeln umspielte sein Gesicht. Sie war ihm sehr ähnlich und hatte auch den gleichen Dickkopf wie wer. Der FBI ging zur Tür und öffnete sie. „Ich will, dass Sie die ganze Zeit über in diesem Raum sind. Lassen Sie Masumi nicht aus den Augen. Wenn es sein muss, betäuben Sie sie.“ Camel nickte, während Shuichi an ihm vorbei lief und unten, den gerade eingetroffenen, Conan sah. „Du bist spät.“ „Ich konnte nicht früher“, seufzte der Junge. „Ran wollte mich unbedingt zur Schule begleiten. Und als ich dann noch von den anderen entdeckt wurde, konnte ich nicht so einfach gehen. Sie wären mir sonst noch hier her gefolgt. Und ich denke nicht, dass wir ein paar Kinder gebrauchen könnten.“ „Gut…“, fing Akai an. Er sah auf die Uhr. „In zwei Stunden geht es los.“ Bourbon blickte in das Gebäude. Den Jungen hatte er an einen Pfosten in einer Lagerhalle am Hafen gefesselt und ihm die Augen verbunden. Sein Blick ging an seine Uhr und er wartete einfach nur ab. Er hörte die Reifen des Wagens. Mit schnellen Schritten ging Kir auf das Pier zu. Sie atmete tief durch und zeigte sich dann dem Organisationsmitglied. „Wo ist Eisuke?“ „Da drin“, antwortete Bourbon. „Ich will ihn sehen.“ „Glaubst du wirklich, du bist in der Lage mir Befehle zu erteilen?“, wollte Bourbon wissen. „Sie nicht, aber ich.“ Bourbon sah zu dem Mann, der neben Kir erschien. Er schmunzelte. „Schön, dass du wieder unter den Lebenden weilst, Shuichi Akai.“ „Hast du wirklich geglaubt, dass du mein Umfeld mit deinen einfachen Tricks manipulieren kannst?“ „Zu guter Letzt bist du ja aus deinem Versteck gekommen“, entgegnete das Organisationsmitglied. „Ich wusste, dass du heute hier her kommen würdest.“ „Und wahrscheinlich hättest du mir jetzt gerne meine Schwester gezeigt, nicht wahr?“ „Du hast dich wirklich kein Bisschen verändert. Immer noch wie damals. Sie wäre ein gutes Druckmittel gegen dich. Aber wahrscheinlich würdest du sie auch opfern, so wie du andere Menschen opferst.“ Akais Augen verengten sich. „Lass den Jungen gehen.“ „Und wenn ich nicht möchte? Erschießt du mich dann?“ Wie auf ein Kommando zogen beide Männer ihre Waffen hervor, die sie am Rücken beziehungsweise in der Hose versteckten. Kir wich zur Seite auf, so wie es ihr vorher aufgetragen wurde. Sie verschanzte sich hinter der Fassade des Gebäudes, während die beiden Männer aufeinander fixiert waren. Mehrere Schüsse fielen. Bourbon lachte auf. „Du wirst es wohl nie lernen.“ „Du aber auch nicht.“ Erneut fielen Schüsse. „Hältst du dich für einen guten Schauspieler?“, wollte Bourbon wissen. „Ich denke nicht, dass ich so gut bin wie Vermouth.“ Bourbon grinste. Mit seiner Hand fuhr er sich ans Kinn und mit einem Ruck riss sie sich die Maske weg. Mit ihren blauen Augen fixierte Vermouth ihr Gegenüber. „Du zeigst keine Einsicht, obwohl ich dich beim letzten Mal fast in den Tod schickte. Aber diesmal wird dich keiner retten können.“ „Beim letzten Mal konntest du mich überraschen, aber diesmal lass ich dich nicht so leicht entkommen“, antwortete die Frauenstimme. Auch ihre Hand fuhr an die Maske, die sie sich, samt der Mütze, herunter riss. „So sehen wir uns endlich wieder.“ „Dein Spiel war schnell zu durchschauen“, fing Vermouth an. „Aber vielleicht war das auch Absicht“, warf Jodie ein. Noch immer hielt sie ihre Waffe auf Vermouth. „Kir? Holen Sie Ihren Bruder.“ „Glaubt ihr wirklich, dass wir das nicht wüssten?“, wollte die Schauspielerin wissen. „Wir haben uns auch die Passagierlisten besorgt. Ich weiß, dass ihr Yukiko eingeflogen habt, damit sie ein paar Masken anfertigt und dir ein wenig Schauspielunterricht gibt. Wenn deine FBI Karriere vorbei ist, solltest du eine Karriere als Schauspielerin nicht in Erwägung ziehen.“ Jodie knurrte leise. „Würdest du wirklich soweit für deine Rache an mir gehen?“ „Sei still“, zischte die FBI Agentin. „Du erinnerst mich an deinen Vater. Ihn konnte man leicht um den Finger wickeln. Auch wenn er wusste, wer ich war, kaum spielte ich ihm die reumütige Frau vor, die einfach nur Hilfe von einem starken FBI Agenten brauchte, bröckelte seine Fassade und er sicherte mir seine Hilfe zu.“ Vermouth lachte auf. „Was meinst du, warum es so einfach war in euer Haus zu kommen, ohne dass er Widerstand leistete?“ Jodie atmete schneller und dann hörte sie nur noch ein Pfeifen in der Luft. Sie sah an sich herunter. Die Kugel hatte direkt ihren Bauch getroffen. Jodie musste auf die Knie gehen und verkrampfte. Es tat weh. Dann fiel der zweite Schuss und es war Vermouth, die nach hinten fiel. Sie biss sich auf die Unterlippe und stand wieder auf. „Wenigstens hast du aus unserer ersten Begegnung gelernt“, sprach sie ruhig. Jodie trug eine schusssichere Weste unter der Kleidung. Nicht nur, dass sie sie schützte, sie erlaubte auch noch einen stärkeren Körperbau, welcher sich gut dafür eignete um den FBI Agenten nachzuahmen. „Falls du denkst, dass du mir diesmal entkommst, muss ich dich enttäuschen. Kir wird ohne zu zögern auf dich schießen“, sprach die Agentin. Vermouth grinste. Sie feuerte erneut. „Es gibt immer noch ein paar Stellen, die du nicht schützen konntest.“ „Das gleiche gilt auch für dich.“ „Bist du dir da sicher?“, wollte die Schauspielerin wissen. „Deine Bluffs ziehen nicht bei mir.“ „Wie du meinst“, gab Vermouth von sich. Wieder schoss sie. Diesmal direkt in Jodies Arm. Dann wich sie nach hinten und lief los. Die FBI Agentin hielt sich die Wunde. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie die Flucht, aber diesmal wollte sie sie nicht so einfach entkommen lassen. Jodie sprang, trotz der Schmerzen in den Rippen auf, und folgte ihr. Immer wieder fielen Schüsse, auch das Magazin wurde mehrfach gewechselt. Der Schusswechsel hörte nicht auf. Keiner von ihnen wollte klein beigeben. Aber Vermouth hatte sich besser vorbereitet. Nicht nur, dass sie die Magazine bei sich trug, sie hatte sie an den verschiedenen Stellen am Pier versteckt und konnte, da sie wusste, wo sie waren, problemlos darauf zu greifen. Jodie musste sich hinter einer Fassade verstecken, als der erneute Kugelhagel los ging. Trotzdem stellte sie sich den Auftrag nicht leichter vor. Jodie wartete bis nicht mehr auf sie geschossen wurde und kam dann hervor. Mit der Waffe in der Hand feuerte sie ebenfalls ein paar Schüsse ab, musste sich dann aber wieder hinter der Fassade retten. Sie waren in einer schweren Position. Immer wenn sie daran dachte, hervor zu schnellen und zu dem Organisationsmitglied zu laufen, wurde ich bewusst, dass die nächste Kugel sie treffen konnte. Und auch Vermouth wusste, dass es die beste Situation war. Jodie konnte nicht zu ihr kommen, ohne dass sie sie traf. Der Abstand zwischen beiden Fassaden war zu groß. „Du solltest aufgeben“, rief Jodie. „Nur über meine Leiche.“ „Das kannst du haben.“ Die FBI Agentin lud ihr Magazin neu. Sie kam hervor und feuerte. Die Schüsse gingen meistens vorbei oder verursachten nur kleine Verletzungen. „Verdammt, Kir…komm schon“, wisperte sie leise. Es wäre gut, wenn sie jetzt Rückendeckung bekäme. Aber diesmal war sie auf sich allein gestellt. Die Agentin versteckte sich vor den nächsten Schüssen. Wie viel Munition hat die denn noch?, fragte sie sich. Bald würde es eng werden. „Zieh dich zurück, Vermouth“, hörte das Organisationsmitglied durch einen Sender in ihrem Ohr. Sie schoss erneut auf Jodie und wechselte dann die Munition. Sobald sie deren Schüsse hörte, die die Fassade trafen, wartete sie ab. Sie konnte genau abschätzen, wann es soweit war, dass ihr Gegner das Magazin wechselte. Als der letzte Schuss fiel, lief die Schauspielerin los und sprang in das kalte Wasser. Jodie hörte, während sie die Munition wechselte, nichts. Sie wunderte sich und kam nur langsam hervor, mit der nach vorne gerichteten Waffe und hörte das Aufschäumen des Wassers. „Verdammt.“ Sofort lief sie an die Stelle…doch da war nichts mehr. Kapitel 23: Aufgeflogen ----------------------- Conan saß in dem weißen Subaru und blickte aus dem Fenster. Die Fahrt würde noch ein paar Stunden dauern und trotzdem kam es ihm so vor, als würden sie noch Tage in dem Wagen sein. Der Grundschüler überlegte und blickte dann zu dem Fahrer. Er schwieg. „Was hast du erzählt, weil du nicht da bist?“ „Ich hab Ran einen Zettel geschrieben, dass ich erst einmal beim Professor bleibe um mich mit Windpocken anzustecken, da ich sie lieber als Kind haben will.“ „Windpocken?“ Akai hob die Augenbraue. „Als Kogoro nach Shiho suchte, wollte er unbedingt mit Ai sprechen. Ich hab ihn auch noch auf die Idee gebracht, dass sich die Beiden sehr ähnlich sehen. Weil sie da schon nicht mehr zu Hause war, erzählte der Professor, dass Ai mit Windpocken im Bett liegt und dass ich sie bisher nicht hatte. Wegen der Übertragung der Viruserkrankung durch Dritte sollten Ran und Kogoro lieber nicht zu ihr, damit sie mich nicht anstecken.“ „Verstehe. Und jetzt möchtest du dich unbedingt anstecken…“ Conan nickte. „Ich hoffe, Ran glaubt es“, murmelte er. „Wenn nicht, steht sie bald bei dem Professor.“ Erneut nickte der Schüler. „Für den Fall das sie es tut, hab ich dem Professor gesagt, dass er ihr sagen soll, ich wäre in Osaka und ich wüsste, dass sie das nicht erlaubt hätte. Damit wäre er aus dem Schneider.“ „Aber dein Detektivfreund nicht.“ „Sie wissen von Heiji?“ Akai nickte. „Ich hab mich gut über dich informiert. Du kennst ihn von einem Fall und seitdem kommt er immer wieder hier her, oder du fährst nach Osaka. Aber in beiden Fällen löst ihr gemeinsam die Fälle. Das ist recht selten, wenn man bedenkt, dass du momentan ein Kind bist. So wie ich den Jungen einschätze, würde er dich nie so nah an die Falllösung kommen lassen, wenn er nicht die Wahrheit kennt. Außerdem weiß ich aus einer guten Quelle, dass er schon das ein oder andere Mal deine Identität annahm.“ Conan schmunzelte leicht. „Hätte ich gewusst, dass ich so leicht zu durchschauen bin, hätte ich mir etwas Anderes überlebt.“ „Dahinter wäre ich auch gekommen. Als FBI Agent hab ich mehr Möglichkeiten als die Polizei. Nicht zu vergessen meine vielen Informanten“, entgegnete der FBI Agent. „Wahrscheinlich“, murmelte er. „Was machst du, wenn dein Freund einknickt?“ Conan seufzte leise auf. „Ich hoffe, wir haben ein wenig Zeit, ehe das passiert. Heiji wird ihr das wohl nicht am Telefon erzählen…“, sprach er. Vom Klingeln seines Telefons wurde er unterbrochen. „Deine Freundin?“ Conan zog das Handy aus der Jackentasche heraus und blickte auf den Display. Er schüttelte den Kopf. „Heiji.“ Conan ging ran und hielt den Hörer an sein Ohr. „Heiji? Hat an angerufen?“ „Nein. Sag mal, wo bist du? Ich steh gerade vor der Detektei.“ „Du tust was?“ „Ich steh vor der Detektei“, wiederholte der Oberschüler aus Osaka. „Nachdem unserem gestrigen Telefonat musste ich doch einfachen komm’n.“ „Oh nein“, wisperte Conan leise. Er seufzte. „Geh zum Professor, er kann dir alles erklären und danach…“ Conan blickte auf die Uhr. „Am späten Abend solltest du wieder zurück fahren.“ „Eh? Was’n los, Kudo? Bist du in Schwierigkeiten? Geht‘s wieder um die Organisation?“ „Ja, darum geht es“, fing der Junge an. „Wir sind ihnen auf der Spur. Und deswegen musst du dich um Ran kümmern, sollte mir irgendwas passieren…“, sprach er leise. „Kudo…das ist nicht dein Ernst. Du hättest mich früher informieren sollen“, raunte Heiji in den Hörer. Dann wäre er auch eher gekommen und hätte seinem Freund geholfen. „Nein“, schüttelte Conan den Kopf. „Wenn dich Ran fragt, was mit mir ist, dann musst du für sie da sein.“ „Kudo!“ Heiji hörte nur noch das Tuten an der anderen Leitung. Er seufzte leise auf. „Auf was hast du dich da nur eingelassen“, murmelte er leise. Akai blickte aus dem Augenwinkel zu dem Grundschüler. „Probleme?“ „Kann man so sagen. Ich hab Heiji gestern Abend gesagt, dass er sich um Ran kümmern soll, wenn mir irgendwas passiert“, erzählte er. „Und jetzt ist Heiji in Tokyo.“ „Besser in Tokyo als in Tottori.“ Conan nickte. „Er kommt schon klar. Ich hoffe nur, dass ihn Ran nicht findet.“ Shuichi legte einen höheren Gang ein und beschleunigte das Tempo des Wagens. Der weiße Subaru war nichts im Vergleich zu seinem Chevrolet, aber er musste das nehmen, was er vor Ort hatte. Sein Wagen war bei der Explosion gestorben und es würde noch eine ganze Weile dauern, ehe dieser aus der Werkstatt kam. „Wir sind in ein paar Stunden in Tottori. Wenn wir schnell sind und Ai finden, kannst du es morgen deiner Freundin selber erklären.“ „Darauf hoffe ich“, murmelte Conan leise. Nur stellte er es sich nicht so einfach vor. „Was glauben Sie, wie lief es bei Ihrer Kollegin?“ „Sie hatte genaue Anweisungen. Wenn sie sich daran gehalten hat, kann nichts schief gehen. Bourbon müsste auch schon auf dem Weg nach Tottori sein.“ Conan nickte. „Denken Sie, dass es wirklich der letzte Kampf mit der Organisation sein könnte?“ „Wir werden sehen. Gins Wagen wurde heute Nacht kurz vor der Einfahrt in Tottori geblitzt.“ „Sie haben einen Informanten bei der Polizei?“ „Natürlich“, sprach der FBI Agent. „Wir müssen unsere Informationen schließlich auch bekommen.“ „Lassen Sie mich raten…der Polizist ist in Wahrheit ein FBI Agent?“ Shuichi nickte. „Wie die Organisation, so haben wir auch unsere Leute dort eingeschleust. Ohne diese Information würden wir die Mitglieder kaum ausfindig machen.“ „Verstehe…solange die Polizei keinen Verdacht schöpft…“ „Das sollten sie nicht. Selbst wenn, beim FBI wird jeder schweigen“, entgegnete der FBI Agent. „Wir können uns nicht leisten, wenn sie die Wahrheit erfahren. Die Mitglieder der Organisation, die zur Polizei gehören, sind uns leider nicht unbekannt.“ „Hab ich mir schon gedacht.“ „Wir sollten sie bald herauslocken können.“ „Eisuke?“ Kir rief mehrmals nach ihrem Bruder. Sie sah sich um. Die Lagerhalle war dunkel. Der Junge lehnte sich mit dem Kopf an den Pfosten und wartete. Durch die Augenbinde konnte er nichts sehen. Und nur leise vernahm er die Stimme, die nach ihm rief. Am liebsten hätte er die Augen aufgemacht, allerdings brachte ihm das rein gar nichts. „Eisuke!“ Erneut hörte er seinen Namen. „Hng…“, gab er leise von sich. Er fühlte sich kraftlos. Etwas zu Essen bekam er auch nicht. Meistens nur ein wenig zu trinken. „Eisuke.“ Die Stimme kam näher, bis der Junge erkannte, wer nach ihm rief. „Hi…mi…“, brachte er leise heraus. „Eisuke? Ich bins, Hidemi“, rief die junge Frau. „Bist du hier?“ „Hi…mi…“ Es war ein lauter als vorher. Kir blickte sich weiter um. Sie konnte ihren Bruder nicht sehen und ging deswegen an der Wand entlang. Erst dann bemerkte sie die schwarze Plane und lief zu dieser. „Eisuke.“ Sie riss die Plane ab und erblickte darunter ihren Bruder am Boden sitzen. Überschwänglich umarmte sie ihn. „Jetzt wird alles wieder gut.“ Kogoro saß in der Detektei und las eine Zeitung. Es war wieder ein Tag wie jeder Andere. Die Detektei blieb leer. Mori seufzte leise auf. Immer noch erhoffte er sich einen Auftrag, auch wenn es nur ein Kleiner war. Seine letzte Erwähnung in der Zeitung war bereits über eine Woche her. Und da löste er den Fall nicht. Doch die Zeitungen priesen ihn als großen Lehrmeister an, dessen Schüler eigenhändig den Fall lösen konnte. Aber das schien den meisten Menschen nichts zu bedeuten. Damit hatte er sich selber ein Grab gegraben. Zwar zeigte er sich in dem Artikel von einer anderen Seite, doch viele neue Klienten erkannten das Potential welches in Amuro steckte. Und wahrscheinlich war er noch billiger, da er bei Weitem weniger Fälle erfolgreich löste und noch neu in diesem Geschäft war. Nichtsdestotrotz blieb er in seiner Detektei und wartete. Wenigstens war der Fall mit dem verschwundenen Mädchen nicht an die Öffentlichkeit getreten und schadete seinem Ruf. Als die Tür der Detektei aufging, blickte er sofort hoch. „Ach du bist es, Ran“, sprach er leise seufzend. „Kein guter Tag, Paps?“ Der Angesprochene schüttelte den Kopf und lehnte sich nach hinten. „Es kann doch nicht sein, dass keiner meine Arbeit in Anspruch nehmen will“, murmelte er. „Vielleicht denken sie, dass du bereits genügend Aufträge hast“, warf das Mädchen ein. Mori hob die Augenbraue. „Mein Name wurde seit über einer Woche nicht mehr in der Zeitung erwähnt. Die künftigen Klienten müssten wissen, dass ich frei bin.“ Ran zuckt mit den Schultern. „Vielleicht glauben sie ja auch, dass du einen größeren Auftrag hast, so wie Shinichi.“ „Ich bin nicht wie Shinichi“, murmelte Kogoro. Er seufzte. „Gib doch eine Anzeige in der Zeitung auf und such nach neuen Klienten?“ „Damit die denken, ich wäre verzweifelt? Sicher nicht.“ „Wie du meinst, Paps“, murmelte Ran leise. „Sag mal, wo ist eigentlich der Rotzbengel?“ „Paps! Du sollst doch nicht so von Conan reden“, warf sie ein. „Conan ist nicht da. Er schrieb mir einen Zettel, dass er die nächsten Tage beim Professor bleibt.“ „Hmm? Ich dachte Ai hat Windpocken.“ Ran nickte. „Conan möchte sich anstecken, damit er nicht später die Windpocken bekommt.“ „Hmm…das finde ich keine gute Idee“, entgegnete Kogoro darauf. Er stand auf. „Ich hole den Kleinen ab.“ Ran blickte ihren Vater skeptisch an. Bisher interessierte er sich nie um Conans Gesundheit und auf einmal war das der Rede wert. „Ach Paps“, murmelte Ran. „Lass das doch.“ Kogoro schüttelte den Kopf und ging aus der Detektei. „Paps!“, Ran lief ihm nach. „Was soll das?“ Kogoro ging nach unten und machte sich dann mit schnellen Schritten auf den Weg zu Professor Agasa. „Ich brauch Conan für meinen nächsten Auftrag.“ „Eh? Aber ich dachte, du hast keinen“, warf sie ein. „Egal.“ „Paps!“ Der Detektiv seufzte auf. „Ich brauche Conan, weil…die Polizei denkt, er würde die Fälle für mich lösen.“ „Was? Conan?“ „Das ist natürlich vollkommener Unsinn. Ich lös meine Fälle immer noch allein“, gab Kogoro von sich. Ran nickte. „Wie kommen sie denn auf diese Idee?“ „Weil Conan jedes Mal bei den Schlussfolgerungen nicht zu sehen war. Und weil ich ihn vorher immer anmeckere und dann für meine Schlussfolgerungen brauche…“ „Hmm…das stimmt aber“, entgegnete Ran leise. „Conan versteckt sich meistens hinter dir, wenn du einen Fall löst“, gab sie von sich. „Nicht du auch noch…“ „Er löste keine Fälle für mich.“ „Das hab ich doch nicht behauptet, Paps.“ „Aber du hast mich so komisch angesehen“, warf er ein. „Ich hab nur überlegt. Einiges stimmt schon, ich mein, Conan versteckt sich hinter dir und hört dir zu. Und bevor du den Fall gelöst hast, ärgerst du dich immer über ihn, wenn er am Tatort ist. Danach lässt du ihn hin und wieder die Mechanismen vorführen…“ „Genau. Und meine narkoleptischen Anfälle werden auch von Conan ausgelöst, was?“ „Das hab ich doch nicht gesagt“, murmelte sie. „Egal. Ich will, dass der nach Hause kommt, damit ich beweisen kann, dass er mit der Fallaufklärung nichts zu tun hat.“ Sie nickte. „Aber wenn du es weißt, warum willst du es dann noch beweisen?“ „Das tu ich nicht für die Polizei, sondern für mich“, sprach er. Kogoro ging weiter. „Hattest du eigentlich schon einmal Windpocken?“, wollte Ran von ihrem Vater wissen. „Ich hab gelesen, dass Windpocken bei Erwachsenen problematisch sein könnten“, fügte sie an. „Ich hatte sie als Kind“, meinte er. „Hat ziemlich gejuckt…“ „Hatte Mama auch welche?“, wollte sie wissen. „Ich glaub schon. Musst du Eri mal fragen.“ Kogoro blickte zu dem Haus. Das Licht brannte im Fenster, also war jemand da. Und auch das Auto stand in der Einfahrt. Der Detektiv stampfte nach vorne, bis er an der Tür stand und klingelte. Kogoro wartete. Irgendwann wurde er ungeduldig und hämmerte gegen die Tür. Er wusste genau, dass jemand zu Hause war. Als die Tür aufging, blickte er den Professor an. „Das hat ja lange gedauert“, entgegnete er. „Herr Mori? Ran? Kann ich etwas für euch tun?“, wollte Agasa wissen. „Das kann man so sagen“, nickte Kogoro. „Wenn Sie zu Ai wollen, die ist immer noch krank“, meinte er. „Ich weiß nicht, ob sie sich schon fit genug fühlt, um Fragen zu beantworten.“ Mori schüttelte den Kopf. „Die Sache hat sich bereits erledigt. Das Mädchen tauchte wieder bei ihrem Bruder auf.“ „Das ist gut“, lächelte Agasa. „Damit haben Sie den Auftrag erfüllt.“ Kogoro seufzte leise auf. „Ich war es nicht. Aber egal. Wir wollen Conan abholen“, meinte er. „Conan…“, murmelte der Professor. Ran lächelte und trat dann ein. „Ja, Paps braucht ihn für seinen nächsten Auftrag. Und wir finden es besser, wenn er zu Hause ist. Windpocken bekommt er bestimmt noch früh genug“, warf sie ein. „Also? Können Sie ihn holen?“, wollte Mori wissen. Agasa räusperte sich. „Das ist so eine Sache…“, fing er leise an. „Was meinen Sie? Ist Conan noch bei seinen Freunden?“ „Nein…Conan ist…“, gab der Professor leise von sich. „Conan ist?“ Agasa seufzte leise auf. „Er ist nicht bei mir.“ „Wohin wollte er denn?“, fragte Ran. „Wir können auch auf ihn warten.“ Der Professor schüttelte den Kopf. „Es war nur eine Ausrede von Conan, dass er die nächsten Tage bei mir ist“, fing er an. Ran hob die Augenbraue und blickte ihn skeptisch an. „Was soll das bedeuten? Wenn er bei einem seiner Freunde übernachten wollte, dann hätte er es doch sagen müssen.“ „Es ist so ähnlich…Conan ist in Osaka.“ „Osaka?“, wiederholte Ran fragend. „Wieso ist er in Osaka?“, wollte Kogoro wissen. „Ich glaube, Heiji rief ihn heute Morgen an und bat ihn um seine Hilfe“, log der Professor. „Hmm…das ist merkwürdig“, murmelte das Mädchen leise. „Ich bin mir sicher, dass er bald wieder zurück kommt. Dann kannst du ihn fragen, um was es bei dem Fall ging.“ Ran nickte. „Ich ruf Conan an“, meinte sie dann und zog auch schon das Handy aus der Jackentasche heraus. Sie wählte die Nummer des Grundschülers und wartete. Der Gesprächsteilnehmer ist zurzeit nicht erreichbar. Bitte versuchen Sie es später noch einmal… „Hmm…“, murmelte sie. „Was ist, Mäusebeinchen?“ „Conans Handy ist auch. Und die Mailbox hat er auch ausgestellt“, erzählte sie. „Vielleicht ist der Akku leer“, schlug Professor Agasa vor. „Hmm…Ich ruf Heiji lieber an. Wenn Conan direkt nach der Schule nach Osaka gefahren ist, ist er bestimmt schon dort.“ „Ruf lieber nicht an. Sie könnten mitten in dem Fall sein“, warf der Professor an. Ran schüttelte den Kopf und wählte die Nummer des Detektivs. Heiji, der sich im Labor des Professors versteckt hielt, hörte das Klingeln. Er reagierte sofort und zog es heraus, ehe Ran noch bemerkte, wo er sich befand. Heiji ging an das Fenster und öffnete dieses, damit man den Lärm, der von draußen kam, hören konnte. Er ging ran. „Hattori.“ „Hallo Heiji, hier ist Ran“, lächelte das Mädchen. „Oh, hallo Ran“, sprach er leise, fast flüsternd. „Ist alles in Ordnung?“ „Aber natürlich“, nickte er. „Ich bin nur gerade beschäftigt und muss mich um meinen Fall kümmern“, log er. „Ich wollte auch gar nicht lange stören“, fing sie an. „Ich hab gehört, dass Conan bei dir ist.“ „Eh…ja, ist er“, antwortete Heiji. „Wir hatten gehofft, dass du es nicht so schnell heraus findest. Ich weiß, Conan sollte eigentlich nicht die Schule schwänzen, nur um mir zu helfen“, fügte er schnell an. „Es hat sich nur leider nicht anders ergeben. Und er sagte, dass du nicht zustimmen würdest, wenn du es wüsstest.“ Ran seufzte leise. „Damit hatte er auch nicht Unrecht.“ „Es tut mir wirklich leid. Ich wollte eigentlich nur ein paar Informationen von ihm…ich konnte da nicht ahnen, dass ich ihm den Fall so schmackhaft machte“, log er. „Du musst dir wirklich um ihn keine Sorgen machen. Es ist mit meinen Eltern abgesprochen, dass er heute und wahrscheinlich auch noch morgen bei mir bleibt und ich ihn dann zurück nach Hause bringe.“ „Geht es Conan gut?“, wollte sie wissen. „Ja“, nickte er. „Er geht nicht an sein Handy und ich dachte…vielleicht ist ihm irgendwas passiert?“ „Sein Handy?“, murmelte Hattori. „Ach das…ja, der Akku war leer und er hat die Tasche mit dem Ladekabel bei mir zu Hause gelassen. Er ruft dich bestimmt später an.“ „Verstehe“, entgegnete Ran leise. „Kannst du ihn mir mal kurz geben?“ „Du willst mit ihm sprechen?“ Heiji lief zu den Schränken und kramte darin herum. „Ja.“ „Moment“, meinte er. Noch immer wühlte er nach einem zweiten Stimmenverzerrer. Irgendwo musste dieser sein. „Heiji?“ „Ja, gleich“, sprach der Junge in den Hörer. Er kramte und kramte. Aber egal was er fand, es war nichts, das die Stimme verstellen konnte. „Verdammt“, murmelte er leise. „Ist wirklich alles in Ordnung?“ „Ja…alles gut“, log er. „Ran, ich muss jetzt auflegen. Wir sind mitten in der Observation. Ich ruf dich nachher zurück“, fügte er an und drückte das Gespräch weg. Der Oberschüler seufzte. Da war er in eine ziemliche Bredouille geraten und bevor Conan wieder nach Hause konnte oder Ran anrief, mussten sie sich eine glaubwürdige Geschichte einfallen lassen. Wenigstens jetzt konnte er das Mädchen abwimmeln. Heiji war erleichtert und rückte die Schublade wieder zurück. Sie verhakte, anhand der vielen Sachen, die nicht mehr in ihrer Position lagen. Heiji drückte und zog, immer wieder, bis er, gemeinsam mit der Schublade auf den Boden fiel. „Was war das?“, kam es von Ran. „Was meinst du?“, wollte der Professor von Ran wissen. „Das Geräusch eben.“ Ran blickte sich um. „Ist Conan doch da?“ Agasa schüttelte den Kopf. „Das kann eine Maus gewesen sein. Skeptisch sah Ran den Professor an. „Darf ich mal gucken?“, fragte sie nach. Auch wenn sie noch keine Erlaubnis hatte, sie lief an ihm vorbei und sah sich in dem Zimmer um. Als sie erneut ein Geräusch hörte, trat sie an die Labortür. Ran öffnete sie. „Heiji?“ „Ran, warte“, gab Agasa von sich. Er folgte ihr und seufzte, als sie den Oberschüler erblickte. Auch Kogoro folgte den Beiden. „He? Was macht der hier?“ „Das würde ich auch gern wissen“, Ran stemmte die Hände in die Seiten. „Und wo ist Conan?“ Sie wandte sich an ihren Vater. „Kannst du oben nachsehen?“ Kogoro nickte und ging hoch. „Das kann ich dir erklären“, entgegnete Heiji. „In Wahrheit bin ich hier her gekommen für einen Fall und Conan hilft mir. Wir wollten dich nur nicht beunruhigen.“ „Warum lügt ihr mich dann an?“, wollte sie von ihm wissen. „Conan meinte, du würdest dir nur Sorgen machen, wenn er sich wieder mit mir um einen Fall kümmert…wegen der Sache mit der Amnesie…“, erzählte er. Kogoro kam nach unten. „Conan und Ai sind nicht oben“, sprach er. Ran hob die Augenbraue und blickte Heiji an, der wiederum zum Professor blickte. „Ich möchte jetzt wissen, was hier gespielt wird“, meinte Ran. „Und ich gehe nicht, ehe ich eine Antwort habe.“ Heiji und der Professor tauschten Blicke auf. Keiner der Beiden wusste, ob es nun richtig war, mit der Wahrheit heraus zu rücken. Eigentlich hatten sie Shinichi versprochen, dass sie es nicht tun würden. Allerdings stand Ran nun vor ihnen und wollte sich nicht so einfach abwimmeln lassen. „Jetzt sagt doch bitte etwas“, sprach das Mädchen. Sie wollte endlich die Wahrheit wissen, wissen, was gespielt wurde. Erneut tauschten die Beiden ihre Blicke aus, ehe Heiji seufzte. „Conan ist Shinichi.“ „Bitte was?“ Mori hob die Augenbraue. „Wenn das ein Trick sein soll, damit wir das Haus verlassen, dann ist es wirklich nicht lustig.“ „Das ist kein Trick“, murmelte Ran leise. „Eh? Woher…?“ „Du hast es schon mehrfach geahnt, nicht wahr?“, fragte Agasa. Das Mädchen nickte. „Aber Conan hatte immer gute Erklärungen für alles oder Shinichi tauchte auf…ich hatte immer so eine Ahnung“, murmelte sie. „Hmmm….“, grübelte Kogoro. „Wie kann der Rotzbengel dieser nervige Detektiv sein?“, wollte er dann wissen. „Ich weiß es nicht“, wisperte Ran leise. „Das kann ich erklären“, räusperte sich Professor Agasa. „Gehen wir am besten ins Wohnzimmer und setzen uns“, schlug er dann vor. Agasa ging schon vor und setzte sich auf das Sofa. Ran, Heiji und Kogoro folgten ihm. Ran atmete tief ein. „In Ordnung…erzählen Sie mir alles, was Sie wissen.“ Agasa nickte. „Es war damals im Tropical Land. Du wirst dich bestimmt noch daran erinnern, dass ihr in der Achterbahn zwei Männer gesehen habt.“ Ran überlegte. „Ich glaube, ich weiß, wenn Sie meinen…natürlich die beiden Männer waren auch Paps.“ Kogoro hob die Augenbraue. „Wirklich?“ Sie nickte. „Ja, sie ließen dich nach dem Mädchen suchen.“ „Ach die…“ „Shinichi sagte, dass er einem der Männer folgte, als ihr im Park wart.“ „Deswegen ist er also los gelaufen“, murmelte sie. „Er beobachtete einen der Männer bei einer Transaktion und wurde dabei von ihnen bemerkt“, entgegnete Heiji, der die Geschichte auch kannte. „Dabei wurde er mit einer Eisenstange niedergeschlagen und bekam anschließend ein Gift verabreicht.“ Ran musste schlucken. „Gift…“, wiederholte sie leise. „Als er wieder zu sich kam, befand er sich im Körper eines Grundschülers. Shinichi kam sofort zu mir und wir haben ihm seine alten Kindersachen besorgt. Kurz darauf kamst du zu uns und er dachte sich schnell den Namen Conan Edogawa aus“, fügte Agasa an. „So etwas kann doch nicht passieren. Wie sollte ein Gift jemanden schrumpfen? Also wirklich“, gab Kogoro von sich. „Es geht. Das Gift wurde extra so hergestellt, dass es ohne einen Beweis töten soll. Die Verjüngung ist nur eine Nebenwirkung, die sehr selten auftritt“, antwortete Agasa. „Aber ich hab doch…Shinichi war doch…ich hab ihn doch gesehen.“ „Wenn das tatsächlich wahr sein sollte, dann war bestimmt dieser Knirps dein Shinichi.“ „Aber wir haben doch Shinichi und Heiji zusammen gesehen“, warf Ran ein. „Eh? Ja stimmt…“, murmelte Kogoro nachdenklich. „Na siehst du, allein deswegen kann er nicht geschrumpft worden sein.“ Ran dachte nach. „Ich hab doch auch schon Shinichi und Conan zusammen gesehen“, meinte sie dann. „Ha! Ich wusste es. Das ist einfach nur ein Trick.“ Agasa schüttelte den Kopf. „Immer wenn Conan und Shinichi zusammen vor Ort waren, war Ai nicht da.“ „Was hat Ai jetzt mit der Sache zu tun?“, wollte Kogoro wissen. „Sie trug eine Maske um Conan zu spielen. Mit einem Stimmenverzerrer ahmte sie dann seine Stimme nach. Genau so konnte Conan auch die Stimme von Shinichi nachmachen.“ „Ai weiß auch Bescheid?“, fragte Ran nach. Agasa nickte. „Wenn er wirklich von solchen Verbrechern geschrumpft worden ist, dann würden Sie doch bestimmt keinem kleinen Mädchen die Wahrheit erzählen. Pff…Sie können mir sonst was erzählen“, meinte Mori. „Ai weiß Bescheid, weil sie…“, Agasa räusperte sich. „…sie hat das Gift entwickelt.“ „Ja, klar. Eine Siebenjährige entwickelt ein Gift“, lachte Kogoro. Heiji hob die Augenbraue. „Langsam müssten Sie doch die Zusammenhänge verstehen“, warf Heiji ein. „Sie hat das Gift selber eingenommen.“ „Sie auch?“, murmelte Ran. „Aber wenn sie es entwickelt hat, warum sollte sie es selber nehmen?“ „Sie wollte sterben“, seufzte Agasa. „Ai wurde in diese Organisation hineingeboren, sie hatte keine andere Möglichkeit gehabt, als für sie zu arbeiten.“ „Und dann wollte sie nicht mehr, oder was?“, kam es von dem Detektiv. „So kann man das sagen. Ai erzählte, dass sie mit der Zeit Skrupel bekam und dann wurde ihre Schwester von der Organisation ermordet.“ „Ai hatte eine Schwester? Oh nein…“, murmelte Ran leise. „Ai hat ziemlich große Angst vor der Organisation. Sie legte ihre Arbeit nieder und wurde von ihnen eingesperrt. Nur weil sie als Kind klein genug war, konnte sie über einen Luftschacht entkommen. Sie brach draußen auf der Straße zusammen, deswegen nahm ich sie auch bei mir auf. Das Shinichi von der Organisation nicht gesucht wird, ist ihr Verdienst. Sie waren mehrfach drüben in der Villa und überprüften ihren Zustand“, erzählte er. „Diese Männer waren dort?“ „Nicht direkt. Soweit ich weiß, war Ai mit einigen Kollegen dort und überprüfte alles. Ai bemerkte eines Tages, dass die Kindersachen von Shinichi verschwunden waren. Trotz allem bestätigte sie seinen Tod, obwohl ihr zu dem Zeitpunkt bewusst war, dass er ein Kind war. In ihren Tests hatte sie auch bei den Versuchsmäusen gesehen, dass sich eine ins Babystadium zurückentwickelte“, erzählte der Professor. „Allerdings wird Ai seit ihrem Verrat gesucht.“ „Oh ha…“, murmelte Ran leise. „Und jetzt ist sie mit Shinichi…ich mein mit Conan weg?“ Agasa schüttelte den Kopf. „Erinnerst du dich noch, als du zu mir kamst, um über Conan zu sprechen?“, wollte der Professor wissen. Ran nickte. „Du hattest damals erzählt, dass sie nach einer jungen Frau namens Shiho Miyano suchen.“ „Du hast ihm von meinem Fall erzählt?“ „Ja, ich dachte, dass der Professor auch ein paar Labore kennt und dort mal nachfragen könnte.“ „Shiho Miyano ist Ais richtiger Name.“ „Was?“, kam es von Kogoro. „Deswegen konnte ich euch auch nicht zu ihr lassen. Ich wollte nicht, dass die Organisation sie findet. Allerdings als ich nach oben ging…war Ai nicht mehr da. Sie hinterließ mir nur einen Zettel, dass sie sich FBI Schutz geben lässt.“ „FBI?“ Agasa nickte. „Das FBI ist wegen der Organisation in Japan“, sprach er. „Deswegen ist Miss Jodie noch nicht zurück gekehrt“, murmelte sie leise. „Und deswegen sind so viele FBI Agenten drüben gewesen.“ „Das FBI wollte Ai in Sicherheit bringen, allerdings gab es einen Unfall, weswegen Ai und Miss Jodie ins Krankenhaus mussten. Dort wurde Ai entführt“, seufzte Agasa. „Momentan arbeiten sie daran, dass sie sie rauskriegen.“ „Hmm…“, murmelte Kogoro. „Ich weiß nicht, was ich davon halten soll…“ „Ich auch nicht“, gab Ran von sich. „Es ist auf jeden Fall die Wahrheit“, entgegnete Heiji. „Eines würde ich gerne noch wissen. Was ist das mit meinen Fällen?“ „Ähm…“ Heiji kratzte sich an der Wange. „Ich hab für Conan eine Narkoseuhr und einen Stimmverzerrer entwickelt“, gab Agasa zu. „Immer wenn Sie einen Fall hatten, wurden Sie von Conan betäubt. Anschließend hat er in Ihrem Namen den Fall gelöst.“ „Also doch…“, murmelte Kogoro niedergeschlagen. „Mich hat er auch schon mal betäubt“, entgegnete Heiji. „Allerdings ließ bei mir die Wirkung irgendwann nach und ich konnte Conan schnell überführen“, schmunzelte der Detektiv aus Osaka. „Oh man…“, gab Kogoro von sich. Er war niedergeschmettert. Deswegen konnte er sich auch nie an die Lösung der Fälle erinnern und wurde für die Weile bewusstlos. „Wir wissen, dass es schwer ist die Geschichte zu glauben, aber…“, entgegnete Heiji. „…Conan braucht jetzt Unterstützung. Auch wenn wir nicht bei ihm sein können, sollten wir ihm keine Vorwürfe machen.“ „Wo ist Conan überhaupt?“ „Das wissen wir auch nicht. Er fand es besser, uns nicht über den genauen Ort zu informieren“, entgegnete Agasa. „Sie wissen wenigstens, dass er weg ist und sich mit der Organisation anlegt. Mich rief er an und bat, dass ich im Notfall für Ran da bin.“ „Was?“ Das Mädchen schluckte. „Eh? Ja, er war besorgt und ich sollte dir dann helfen. Deswegen bin ich auch hier her gekommen. Ich dachte, Kudo wäre in Schwierigkeiten.“ „Ich hoffe ihm passiert nichts.“ Ran legte ihre Hände auf ihr Gesicht und vergrub sich darin. „Wenn ich das vorher gewusst hätte…“ „Du hättest nichts machen können, Ran“, sprach Agasa. „Conan konnte und wollte dir nicht die Wahrheit sagen. Es sind sowieso alle Personen in Gefahr, die bereits die Wahrheit kennen. Er wollte nicht, dass du auch noch dazu gehörst.“ „Der Bengel hätte die Polizei informieren müssen, anstatt auf eigene Faust zu ermitteln.“ „Das wäre keine gute Idee“, fing Agasa an. „Mittlerweile sind wir uns sicher, dass die Organisation selbst in der Polizei infiltriert ist.“ „Wie kommen Sie denn darauf?“ „Weil sie schon seit über zwanzig Jahren aktiv sind und bisher noch nicht entdeckt wurden.“ „Das lässt nur den Schluss zu, dass Organisationsmitglieder in der Polizei sein müssen“, fügte Heiji an. „So lange schon?“ Agasa nickte. „Hmm…gut…ich werde Ihnen helfen und diese Organisation hochnehmen“, sprach Kogoro. „Und dafür ruf ich jetzt erst einmal Amuro an. Ihn wird das auch interessieren.“ „Das sollten Sie lassen“, warf Agasa ein. „Amuro?“ „Er ist ein Lehrling bei meinem Vater“, erzählte Ran. „Er kann gut schlussfolgern und arbeitet sonst im Café Poirot“, fügte sie an. „Und ein Mitglied der Organisation.“ „Was? Amuro ist…“, Kogoro stockte. „Das ist doch Unsinn.“ Agasa schüttelte den Kopf. „Sein Auftrag war es Ai zu finden. Jetzt wo sie sie haben, muss er nicht mehr in Ihrer Detektei arbeiten.“ „Das ist Unsinn. Der Kerl ist kein Mitglied dieser Organisation.“ Kogoro stand auf. „Wissen Sie was? Ich glaube langsam, dass Sie mir einfach nur Unsinn erzählen.“ „Paps! Warte“, wies das Mädchen ihn an. „Ich glaube es.“ Kogoro verdrehte die Augen. „Du lässt dir Unsinn erzählen.“ Ran schüttelte den Kopf. „Jetzt macht alles Sinn. Immer wenn ich mit Shinichi telefonierte, war Conan nicht da.“ „Falsch! Du hast mit ihm telefoniert, als der Junge Amnesie hatte.“ „Das war Ai“, gestand der Professor. „Conan hat zwei Handys, eins für Shinichi und eins für sich. Ai hat es im Krankenhaus mitgenommen und mit dem Stimmenverzerrer Shinichi nach gemacht. Wir wollten nicht, dass man einen Zusammenhang entdeckt.“ „Siehst du Paps, es gibt dafür Erklärungen“, entgegnete sie. „Ich hoffe, dass Conan heil aus der Sache raus kommt.“ Agasa nickte. „Das hoffen wir auch.“ „Sagen Sie, Professor…der Nachbar in Shinichis Villa…gehört er auch zum FBI?“ „Ich weiß nicht, was ich dir darauf antworten soll. Ich weiß es selber nicht. Es gibt Dinge, die Shinichi mir nicht erzählt, damit ich sie nicht an Ai weiterleite. Aber ich denke, ihr könnt ihm vertrauen. Conan hat ihm auch vertraut, obwohl Ai misstrauisch war.“ „Und was will bei dem Mädchen ja schon was heißen“, murmelte Heiji. „Wieso?“ „Ai kann die Mitglieder der Organisation wahrnehmen. Vor ihm hatte sie auch Angst, aber Conan hat ihr klar gemacht, dass es keinen Grund dafür gibt.“ „Denken Sie, ich könnte mal mit ihm sprechen? Vielleicht weiß er etwas über Conan.“ „Ich kann es dir nicht verbieten“, entgegnete der Professor. „Hast du das gehört?“ Takagi nickte. „Conan ist in Wahrheit Shinichi Kudo.“ Der Inspektor saß am Bildschirm und blickte ungläubig auf diesen. „Ich kann das nicht glauben…“ „Geht mir genauso. Ich hätte nicht gedacht, dass meine Vermutung richtig ist, aber ganz andere Ausmaße hat.“ „Wir sollten Herrn Mori anrufen und ihm die Kamera abnehmen“, entgegnete Takagi. Miwako schüttelte den Kopf. „Ich hab ihm nicht gesagt, dass wir eine Live Übertragung haben“, sprach sie. „Hast du nicht?“ „Du hast ihn doch gesehen. Allein als er wusste, dass er aufgezeichnet wird, benahm er sich vollkommen daneben. Hätte ich ihm erzählt, dass wir eine Live Übertragung haben, hätte er alles viel zu offensichtlich dargestellt“, entgegnete Miwako. Sie stand auf. „Was hast du vor?“ „Wir fahren zum Haus des Professors. Wenn das alles, was er erzählt hat, der Wahrheit entspricht, müssen wir schnell handeln. Ich will nicht, dass Zivilisten in diese Sache mit rein gezogen werden. Vor allem, wenn diese Organisation wirklich so lange aktiv ist.“ Takagi nickte. „Hoffentlich sind sie nicht weg, wenn wir dort ankommen.“ „Das glaube ich nicht“, meinte sie. „Du hast doch gehört, sie wollen in die Villa. Ich bin mir sicher, dass wir sie dort abfangen können.“ Kapitel 24: Die Geschichte der Organisation ------------------------------------------- Camel stand an der Tür und blickte auf das Bett, in dem Masumi lag. Das Mädchen war bereits seit einigen Stunden bewusstlos. Dem FBI Agenten wurde unwohl dabei. Kritisch beäugte er das Mädchen und rief sich noch einmal das in Erinnerung, was ihm Akai sagte. „Masumi wird alles versuchen, damit Sie ihr den Rücken zu kehren. Egal was Sie tut, Sie darf nicht erfahren, wo ich bin.“ Langsam trat Camel näher an sie heran. Er beugte sich nach unten. Mit der Hand fuhr er an ihr Gesicht und kniff ihr leicht in die Wange. Das Mädchen rührte sich kaum. Der FBI Agent überlegte. Er zog einen Stuhl an das Bett heran und ließ sie nicht aus dem Blick. Er räusperte sich. „Dein Bruder hat mich angewiesen, dich die ganze Zeit über nicht aus dem Auge zu lassen“, sprach er dann. Masumi seufzte auf. Dann öffnete sie die Augen. „Er hätte mich gehen lassen sollen.“ „Das wäre keine gute Idee und das wusste er“, entgegnete der FBI Agent. Masumi setzte sich langsam auf. Sie zog ihre Beine an sich heran. „Und wenn ich ihn verliere?“, wollte sie wissen. „Sie wissen nicht, wie es für mich war, als ich von seinem Tod gehört habe. Ich habe mich gewünscht, dass alles anders gelaufen wäre. Ich wollte die Leute finden, die für seinen Tod verantwortlich waren…“ „Aber er ist nicht gestorben“, warf Camel ein. „Und trotzdem ist er nicht aus dem Gefahrenfeld.“ Sie seufzte. „Können Sie mir nicht sagen, um was für einen Auftrag es sich handelt? Alle machen ein großes Geheimnis daraus…so als würde ich nichts für mich behalten können.“ „Darum geht es nicht. Die Sache ist ziemlich gefährlich. Du bist schon mehrfach in Berührung mit seinem Auftrag gekommen. Er will dich nicht weiter der Gefahr aussetzen. Ich kann dir nicht viel darüber sagen“, meinte er. „Ich weiß“, wisperte sie leise. „Er hat es allen untersagt.“ Masumi blickte ihre Knie an. „Wenn ich mit dabei wäre, könnte ich ihm bestimmt helfen. Ich kann mich verteidigen…“ Camel schüttelte den Kopf. „Gegen sie würdest du keine Chance haben. Deine Anwesenheit hätte negative Auswirkungen auf Agent Akai“, antwortete er. Masumi hob die Augenbaue und blickte ihn skeptisch an. „Heißt das ich lenke meinen Bruder ab?“ „Wenn du das so sagst, ja“, nickte er. „Er würde sein Augenmerk auf dich legen und versuchen dich um jeden Preis zu beschützen. Damit könnte er seiner Arbeit nicht mehr nachgehen und unser Feind könnte gewinnen.“ „Hmm…“ „Dein Bruder hat dich nicht hier gelassen, weil er der Meinung ist, dass du nichts Können würdest. Er will dich nur schützen.“ „Wahrscheinlich haben Sie recht“, murmelte sie leise. „Ich kenn ihn kaum. In unserer Kindheit hatten wir wenig miteinander zu tun. Wir haben auch einen Altersunterschied von zwölf Jahren“, erzählte sie. „Es war nie einfach. Ich war noch ein Kind, als er unser zu Hause verließ und hab ihn erst Jahre später wieder gesehen. Ich glaub, wir hatten nie einen guten Draht zueinander…“ „Das kann ich mir nicht vorstellen“, entgegnete Camel. „Akai ist zwar…kühl und schroff…aber im Inneren liebt er dich bestimmt. Alleine weil er dich nicht dabei haben wollte, ist ein Zeichen dafür.“ „Dann sollte ich froh sein, dass er mich ausgeknockt hat.“ Camel nickte. „Ich hab das Gefühl, dass er kälter geworden ist.“ „Findest du?“ „Früher hat er öfters gelächelt. Aber jetzt ist es noch kaum da…“, sprach sie leise. „Das wäre möglich. Ich kenn ihn nicht so lange.“ „Arbeiten Sie nicht von Anfang mit ihm zusammen?“ „Nein. Jodie war immer seine Partnerin. Ich hab lediglich vor zwei Jahren kurz mit ihm zusammen arbeiten dürfen…“ Camel war nicht stolz auf die damalige Begegnung. Vor zwei Jahren änderte sich alles. Sie waren kurz davor, die Organisation hochzunehmen und dann vermasselte er es…nur weil er menschlich war. „Obwohl er sagt, er würde sich die Gesichter seiner Verbündeten nicht merken können, blieb ich ihm in Erinnerung und er forderte mich vor kurzer Zeit als Verstärkung an.“ „Verstehe“, gab sie von sich. „Dann müssen Sie damals großartige Arbeit geleistet haben, wenn er sie hier haben wollte.“ Camel schwieg. „Hmm? Was ist?“ „Ich hab damals einen schlimmen Fehler begangen, der unsere gesamte Operation nutzlos machte“, gestand er. „Allerdings machte er mir nie Vorwürfe darüber und ließ mich den Fehler wieder bereinigen.“ „So ist mein Bruder“, schmunzelte sie leicht. „Wissen Sie eigentlich, was mit seinen Haaren passiert ist?“ „Seinen Haaren?“ „Er trug immer lange Haare. Wenn Sie schon vor zwei Jahren mit ihm gearbeitet haben, müssten Sie sich noch daran erinnern. Er hatte sie sich schon damals zu Hause lang wachsen lassen. Und jetzt trägt er sie auf einmal kurz.“ „Hmm…“, murmelte Camel. „Ja?“ „Ich kann dir nichts dazu sagen.“ Natürlich log er. Aber wie sollte er dem Mädchen auch beibringen, dass die Frau, die ihr Bruder liebte, gestorben sei und damit auch ein Teil von ihm selber? „Gut, dann frag ich ihn eben selber“, nickte sie. Masumi stand vom Bett auf. „Was hast du vor?“, sofort sprang der FBI Agent von seinem Stuhl auf. „Keine Sorge, ich weiß nicht einmal, wo mein Bruder ist“, sie blickte auf die Uhr. „Und das Treffen am Hafen ist auch schon seit einer Stunde vorbei.“ Camel warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Du hast uns gestern also belauscht?“ „Ich konnte nicht anders“, gab sie zu. „Eigentlich hatte ich vor gehabt, euch zu folgen…ich konnte ja nicht wissen, dass ich einen Babysitter bekomme.“ „Du kennst deinen Bruder wohl doch nicht so gut, wie du dachtest.“ Masumi zuckte mit den Schultern. Sie schlüpfte in ihre Schuhe. „Als wir uns das erste Mal begegnet waren, wussten Sie da, dass er noch am Leben war?“ Der FBI Agent schüttelte den Kopf. „Zumindest nicht sicher. Mir war der Mann, der so aussah, wie dein Bruder begegnet.“ „Mit einer Narbe auf der Wange“, fügte sie hinzu. „Es ist beunruhigend, wenn man weiß, dass da draußen ein Mann ist, der mit dem gleichen Gesicht wie mein Bruder herum läuft.“ „Das ist nur eine Maske.“ Masumi nickte. „Ich hab’s schon gehört. Man wollte mich und das FBI testen.“ Sie ging an die Tür. „Auch wenn ich nicht aus der Villa darf, ich kann bestimmt nach unten in das Wohnzimmer.“ Mit ihrem Ersatzschlüssel öffnete Ran die Tür der Villa. Zusammen mit Heiji, Kogoro und Professor Agasa betrat sie sie. Ran blickte sich um. Es sah leer aus, obwohl draußen ein Wagen stand. „Conan?“, rief das Mädchen. Vielleicht war er doch da, auch wenn die Wahrscheinlichkeit dafür sehr gering war. Sie seufzte. „Hoffentlich ist Herr Okiya da“, murmelte sie leise. „Ich bin gespannt, wie der Typ so ist“, gab Heiji von sich. „Herr Okiya?“, rief sie anschließend. Erneut meldete sich niemand. „Das darf doch nicht wahr sein“, entgegnete Ran. „Wir gehen oben nach sehen. Ich war schon einmal in der Villa. Manchmal kann man jemanden von oben nicht hören“, sprach Kogoro. Er zog sich die Ärmel nach oben und wollte zeigen, dass er bereit war. „Ran?“ Die Angesprochene blickte zur Treppe. „Masumi? Was machst du denn hier?“ „Das gleiche könnte ich dich auch fragen.“ „Oh nein…“, murmelte Kogoro. „Sie scheinen sie ja nicht Besonders zu mögen“, flüsterte Heiji. „Sie ist genau wie dieser Shinichi und wie du…eine Nervensäge.“ „Na danke…“, murmelte der Detektiv. Er wandte sich zu Masumi. „Hey…Sera.“ „Was macht ihr denn hier?“, wollte sie von der Gruppe wissen. Camel kam ihr hinter her. „Wir wollten eigentlich sehen, ob Conan hier ist und mit Herrn Okiya sprechen.“ „Die sind Beide nicht da“, gab Masumi von sich. Sie blickte nach hinten. „Conan auch?“ Camel nickte. Kogoro blickte zu dem FBI Agenten. „Sie sind doch vom FBI?“ „Ja.“ „Wussten Sie auch Bescheid?“ „Bescheid?“ „Über Conan?“ „Conan?“ „Hören Sie auf alles zu wiederholen, was ich sage.“ „Ich kann Ihnen leider nicht folgen“, entgegnete der Mann. „Wir mussten ihnen leider die Wahrheit sagen“, sprach Agasa. „Oh“, murmelte Camel. „Verstehe…“ „Wahrheit?“ Masumi sah zwischen allen Anwesenden hin und her. „Kann mich einer aufklären?“ „Es geht darum, dass Conan in Wahrheit Shinichi ist“, antwortete Kogoro. „Conan ist…Shinichi…“, murmelte Masumi leise. „Du wusstest das nicht?“ „Nein“, schüttelte sie den Kopf. „Ich wusste, dass Conan recht intelligent ist und wahrscheinlich ziemlich viel Fälle gelöst hat…vor allem für…“ „Für mich…“, knurrte Kogoro. „Aber die Bilanz, dass er dieser Shinichi Kudo ist, hatte ich bislang nicht gezogen.“ „Jetzt weißt du es“, entgegnete der Detektiv. „Das würde ein paar Sachen erklären“, murmelte Masumi. Ran blickte zu Camel. „Wusste es das FBI auch?“, wollte sie wissen. Irgendwie beruhigte sie das Wissen oder das Ahnen, dass das FBI hinter Conan stand und dafür sorgte, dass es dem Jungen gut ging. Sie waren seine Rettung in der Not. „Wir wissen es erst seit einigen Tagen.“ „Oh…aber ich dachte…Conan hätte es Ihnen bereits gesagt…“ Camel schüttelte den Kopf. „Er hielt sich ziemlich bedeckt damit. Allerdings wusste ein Kollege von mir länger Bescheid und hat die Bombe platzen lassen.“ „Zum Glück…dann hat er es wenigstens einem vom FBI erzählt“, wisperte Ran. „Das war leider nicht so“, warf Camel ein. „Mein Kollege hat das selber heraus gefunden, aber nie gesagt, bis es notwendig wurde.“ „Oh…“ „War das mein Bruder?“, wollte Masumi wissen und sah Camel an. „Ja.“ „Du hast deinen Bruder gefunden?“, stieß Kogoro heraus. Auch Ran wurde neugierig. Masumi nickte lächelnd. „Das ist schön“, lächelte Ran. „Siehst du, ich sagte doch, dass dich dein Gefühl nicht im Stich lässt.“ „Stimmt“, entgegnete das andere Mädchen. „Wo hast du ihn gefunden?“, kam es von Kogoro. „Bruder?“ Ran wandte sich an Heiji. „Masumi hat einen Bruder, der beim FBI arbeitet und von dem es hieß, dass er verstorben sei.“ „Hmm…deswegen meinte Conan, dass sie ihm so bekannt vor kommt“, murmelte der Schüler. „Eigentlich hat er mich gefunden“, antwortete die Gefragt. „Er besuchte mich im Hotel. Zuerst haben wir uns einfach so unterhalten. Als ich dann zu einem Treffen mit…“, sie stockte. „Einen Treffen mit?“ Kogoro sah sie an. „Das ist…kompliziert…“ „Sag nicht, es hat was mit dieser Organisation zu tun…“ „Organisation?“, kam es sofort von Camel. Agasa seufzte leise auf. „Wir hatten keine andere Wahl, als ihnen die ganze Wahrheit zu erzählen“, entgegnete er. „Organisation?“, Masumi wandte sich zu Camel. „Unser Auftrag.“ „Verstehe…“, sie blickte wieder zu Ran. „Da gab es einen Mann, der sich als mein Bruder ausgab. Er wollte sich mit mir Treffen. Mein Bruder trug zur Tarnung eine andere Maske“, fügte sie dann an. „Als er von mir hörte, dass ich zu dem Treffen gehe…hat er sich mir offenbart.“ „Dann hatte das wenigstens ein Gutes.“ Masumi nickte. „Und? Kennen wir deinen Bruder?“, wollte Mori wissen. „Ich weiß nicht. Shuichi Akai, sagt Ihnen der Name etwas?“ Alle bis auf Heiji, Camel und Professor Agasa schüttelten den Kopf. „Sie kennen ihn?“, fragte Ran nach. „Ich kenne ihn nicht persönlich. Conan hat mir von ihm erzählt.“ „Mir auch“, nickte Heiji. „Er soll für die Organisation eine ziemliche Gefahr sein und ist bislang die einzige Person, die über Jahre ihren Angriffen stand hielt“, entgegnete der Professor. „Er hat was?“ Masumi riss die Augen auf und blickte zu Camel. „Warum haben Sie mir das nicht gesagt? Ich wusste doch nicht, dass es so gefährlich für ihn ist.“ „Eh?“ Masumi schluckte. „Wenn ihm etwas passiert…“ „Mach dir keine Sorgen um ihn.“ Jodie betrat den Raum. Ihre linke Hand hielt sie auf ihrem Bauch und lehnte sich gegen die Wand. Sie schien ziemlich fertig zu sein. Durch den Schusswechsel bekam sie mehrere Schrammen ab und auch einige Rippen waren gebrochen. Ihre Waffe hielt sie in der rechten Hand. „Miss Jodie…“ „Was ist passiert?“, wollte Camel von ihr wissen und lief die restlichen Treppenstufen nach unten. „Zielperson ist entkommen.“ „Was ist mit dem Jungen?“ „Der ist in Sicherheit.“ Camel nickte. „Sind Sie verletzt?“ „Nur oberflächlich. Ein paar Kratzer und vielleicht ein paar gebrochene Rippen. Sonst nichts Ernsthaftes.“ Jodie blickte in die Runde. „Was macht ihr hier?“ „Sie wissen Bescheid.“ „Hmm…“, murmelte die Angesprochene. Langsam ließ sie sich an der Wand herunter gleiten. „Miss Jodie“, kam es wieder von Ran. Sie schnellte auf ihre ehemalige Englischlehrerin zu und kniete sich hin. „Sind Sie wirklich nicht verletzt? Soll ich nicht lieber einen Krankenwagen rufen?“ Jodie schüttelte den Kopf. „Es geht schon. Ich muss mich nur ein wenig ausruhen.“ Jodie blickte zu Camel. „Sie können dem Jungen etwas zu trinken bringen.“ Camel nickte und eilte in die Küche. „Heißt das, mein Bruder ist auch wieder da?“, wollte Masumi von Jodie wissen. Diese schüttelte den Kopf. „Wir arbeiteten momentan parallel. Ich hatte hier einen anderen Auftrag“, antwortete. „Hmm…schade…“ „Wir sind da“, sprach Miwako leise. Sie blieb in ihrem Wagen sitzen. In der Hand hielt sie einen kleinen Tablet-Computer und sah sich das Bild an, welches die Kamera an Kogoros Jacke aufzeichnete. „Sollen wir einschreiten?“, wollte Takagi wissen. „Noch nicht. Wenn wir rein gehen, werden Sie uns wohl kaum die ganzen Hintergründe erklären. Lass uns noch ein wenig zu hören.“ Mit unbeholfenen Schritten stolperte Eisuke herein. Und schon bald lag er auf dem Boden. „Aua…“ Kir seufzte leise auf. Unweigerlich musste sie aber auch schmunzeln. Es war lange her, seit sie ihren Bruder sah und irgendwas von seinen kleinen Unfällen mitbekam. „Ach Eisuke“, sprach sie. Sie kniete sich zu ihm herunter und half ihm wieder auf die Beine. „Was ist das denn für einer?“, kam es von Masumi. „Eh? Eisuke?“ Der Junge setzte sich zunächst hin und richtete seine Brille. „Ran“, stieß er lächelnd aus. „Ihr kennt euch?“ Ran nickte. „Eisuke war mal in meiner Klasse, ehe er dann zurück nach Amerika ging.“ „Er kommt auch aus den Staaten?“, murmelte Masumi nachdenklich. Kogoro beäugte die junge Frau neben Eisuke. Und dann erkannte sie. Seine Augen blinzelten auf, als er zu ihr ging. „Ich bin sehr erfreut Sie wiederzusehen.“ Kir blinzelte und sah hoch zu dem Detektiv. „Herr Mori…“ Masumi stieß Ran in die Seite. „Sie kennt ihr auch?“ Ran nickte. „Das ist Rena Mizunashi. Sie war Fernsehreporterin, ehe sie ausstieg. Paps löste einmal einen Fall für sie.“ „Und was hat sie mit dieser Organisation zu tun?“ Camel kam mit dem Glas Wasser zurück. Er reichte es an Eisuke weiter, der sofort hastig trank. „Entschuldigen Sie bitte meine direkte Frage, aber was bringt eine wunderschöne Blume wie Sie dazu, mit dem FBI zu arbeiten?“ Dann stockte er. „Ich verstehe…Sie machen eine Reportage über ihre Arbeit.“ „Nein, so ist das nicht“, gab Kir von sich. Sie blickte runter zu seinem Bruder. „Trink langsamer, Eisuke“ Natürlich musste er Durst haben, aber sie sah auch schon, wie er sich daran verschluckte. Der Junge nickte und stellte das Glas auf den Boden, ehe er dann aufstand. Noch war er ein wenig wackelig auf den Beinen, aber je mehr Zeit er hatte, desto besser wurde es. „Was machst du wieder hier, Eisuke?“, wollte Ran wissen. „Ich? Hehe…“, er kratzte sich am Hinterkopf. „Ich wurde unter falschen Tatsachen hier her gelockt.“ „Wie hat man das zu verstehen?“, wollte Heiji wissen. „War es die Organisation?“ „Eh? Ihr wisst von ihnen?“ „Die Frage ist, woher du davon weißt?“ „Ich hab es im Januar im Krankenhaus durch Zufall erfahren…“ „Du warst im Krankenhaus?“, kam es von Ran. „Nichts Schlimmes. Ich war nur ein Besucher.“ „Ach so.“ Das Mädchen war erleichtert. „Was hast du mit der Organisation zu schaffen?“, wollte Masumi von ihm wissen. „Ich?“, Eisuke zeigte mit dem Zeigefinger auf sich selber. „Ja.“ „Das ist…ähm…“ „Sie hatten ihn wegen mir im Visier.“ „Wegen Ihnen?“, kam es von Kogoro. Sie nickte. „Die Organisation hat meine Absichten heraus bekommen und holten deswegen Eisuke hier her.“ Sie seufzte. Am liebsten hätte sie ihrem Bruder diese Erfahrung erspart. „Ich versteh nicht so ganz“, murmelte Ran. „Sie wussten, wenn sie Eisuke hier her holen und mich mit ihm unter Druck setzen, würde ich die Organisation nicht so schnell verlassen und weiter für sie arbeiten.“ „Moment!“ stieß Kogoro aus. „Wollen Sie damit sagen, dass Sie für die Organisation arbeiteten?“ Kir nickte. „Ich dachte, dass wüsstet ihr alle.“ „Soweit waren wir noch nicht“, entgegnete Camel. „Was ich mich aber frage, warum sollten Sie wegen einem Jungen wie Eisuke in der Organisation bleiben?“ Langsam dämmerte es Ran. Sie erinnerte sich wieder an die Suche, die sie zusammen mit Eisuke, Conan und Sonoko betrieb. „Ihr seid Geschwister…“ „Das ist richtig“, gab Kir zu. „Eisuke ist mein kleiner Bruder.“ „Aber Sie haben nicht einmal den gleichen Nachnamen“, warf Kogoro ein. „Das liegt daran, weil Rena Mizunashi nicht mein wirklicher Name ist…es ist nur meine falsche Identität. Eigentlich heiße ich Hidemi…Hidemi Hondo.“ „Da fällt mir was ein“, fing Ran an. „Dein Bruder hat auch einen anderen Nachnamen. Ist das auch nur eine Scheinidentität?“ Masumi schüttelte den Kopf. „Eigentlich heiße ich auch Masumi Akai. Unser Vater kam vor vielen Jahren ums Leben. Ich selber habe ihn nicht mehr kennen gelernt. Mutter heiratete ziemlich früh einen neuen Mann, der mich dann adoptierte. Da mein Bruder schon fast volljährig war, entschied er sich, den Namen unseres Vater weiter zu führen.“ „Akai ist dein Bruder?“ „Ja. Kennen Sie ihn?“ Kir nickte. „In der Organisation habe ich viel von ihm gehört. Dein Bruder ist wirklich ein besonderer Mensch.“ „Eh?“ „Er ist die einzige Person, die die Organisation zu Fall bringen kann.“ „Wirklich?“ Masumi konnte es nicht glauben. „Sie hat Recht“, stimmte Jodie zu. Sie stand wieder auf und atmete tief durch. „Er ist ihr Erzfeind und der Einzige, der in der Lage ist, ihre Pläne rechtzeitig zu erkennen und zu vereiteln. Selbst mit nur wenig Informationen, weiß er, was sie vor haben.“ „Vielleicht weiß er das, weil er selber Mitglied in dieser Organisation ist“, meinte Mori. „Und das FBI arbeitet die ganze Zeit mit dem Feind zusammen.“ Jodie und Camel schwiegen. „Wie kommen Sie denn darauf? Mein Bruder ist kein schlechter Mensch“, entgegnete Masumi. „Das ist doch ersichtlich. Er weiß früh, was sie planen und entgeht ihren Anschlägen. Das lässt nur diesen Schluss zu.“ „Es kann auch einen anderen Grund haben, warum er von ihnen gejagt wird“, warf sie ein. „Ach ja? Und welchen?“ „Mein Bruder ist ein guter FBI Agent und sie fürchten, dass er sie zur Strecke bringt.“ „Ach bitte…als ob das genügen würde.“ „Das tut es“, entgegnete Jodie ruhig. „Jeder, der für die Organisation gefährlich werden könnte, wird von ihr erledigt.“ „Und Akai ist ein spezieller Fall.“ „Was meinen Sie damit?“, wollte Masumi wissen. „In der Organisation habe ich ziemlich viel von ihm gehört. Er wird von sehr vielen Mitgliedern gehasst…“ „Das kann doch nicht nur daran liegen, dass er angeblich so gut sein soll“, warf Kogoro ein. „Nicht deswegen…“, murmelte Kir. Sie blickte auf Jodie. „Wollen Sie das erzählen?“ Die Angesprochene nickte. Jetzt darüber zu Schweigen brachte nichts mehr. Die Gruppe war viel zu weit in alles integriert. „Unser primäres Ziel war die Vernichtung der Organisation in ihren eigenen Reihen. Deswegen stieg Shu vor fünf Jahren bei ihnen ein.“ „Was? Mein Bruder war Mitglied?“ „Am Anfang blieb er ruhig, doch mit der Zeit arbeitete er sich hoch, bis er schließlich ein hochrangiges Mitglied wurde.“ „Die Kerle haben Ränge?“ Kogoro lachte auf. „Es sind eher Codenamen. Jeder, der einen Codenamen hat, ist gefährlich“, entgegnete Kir. „Diese Codenamen würde ich gerne hören“, entgegnete der Detektiv. „Die Männer, die für Shinichis Schrumpfung verantwortlich sind, heißen Gin und Wodka“, sprach Agasa. „Gin? Wodka?“ Kogoro schmunzelte. „Das hört sich nach Anonymen Alkoholikern an.“ „Sie sollten nicht darüber lachen. Uns sind noch andere Mitglieder bekannt…Vermouth…“ Kogoro horchte auf. „Vermouth?“ „Kennst du die Person?“, wollte Ran wissen. „Der Fall auf dem Schiff…der Täter meinte, dass ihn ein gewisser Vermouth dazu gebracht hätte, den Mord zu begehen. Wir konnten den Kerl nie finden, daher nahmen wir an, dass es nur ein Trick war.“ „Die Einladung war doch auch mit Vermouth unterschrieben“, murmelte das Mädchen. „Vermouth ist eine Frau“, warf Camel ein. „Und keine Ungefährliche. Sie hatten wirklich Glück, dass Sie nichts mit ihr zu tun hatten.“ „So gefährlich kann doch keiner sein“, entgegnete Kogoro. „Vermouth ist der Liebling vom Boss der Organisation. Sie hat alle möglichen Freiheiten und arbeitet alleine…“ „Nicht ganz. In letzter Zeit war Bourbon an ihrer Seite“, fügte Kir an. „Bourbon? Also Amuro…“ „Amuro?“ „Der Lehrling, den Paps aufnahm.“ „Hmm…sie breiten sich aus.“ Camel nickte. „Gut, dann haben wir jetzt ein paar Mitglieder. Wahrscheinlich gibt es nicht einmal mehr“, sprach der Detektiv. „Sie haben mich vergessen. Mein Codename in der Organisation ist Kir.“ „Kir? Aber das heißt ja…“ „Ja, auch ich bin ein hochrangiges Mitglied.“ Der Detektiv schluckte. „Aber wenn Sie hier sind…dann arbeiten Sie doch für das FBI.“ Sie schüttelte den Kopf. „Meine Interessen gelten dem CIA.“ „CIA?“ „Hmm“, murmelte Masumi. „Dass CIA ist also auch involviert…dabei dachte ich, dass Beide nicht zusammen arbeiten würden.“ „Das tun wir für gewöhnlich auch nicht. Aber die Zeiten haben es erfordert. Ich sollte eigentlich nur für kurze Zeit in der Organisation bleiben, aber durch unvorhergesehene Vorfälle, verstrickte ich mich immer weiter. Irgendwann konnte ich nicht mehr heraus.“ „Bis du diesen Unfall hattest und im Krankenhaus lagst, oder?“, wollte Eisuke wissen. Sie nickte. „Das FBI versteckte mich im Krankenhaus, bis ich aufwachte. Akai hatte seine eigenen Nachforschungen angestellt und schlug mir einen Deal vor. Ich sollte zurück in die Organisation und alle Informationen mit dem FBI teilen…“ „Und das haben Sie einfach so getan?“ „Nicht einfach so…“, sie blickte auf Eisuke. „Deswegen standest du auch unter FBI Schutz. Sie sollten dich aus Japan heraus bringen.“ „Das wird ja immer verzwickter“, murmelte Ran leise. „Wir kennen noch nicht alle Mitglieder, aber es gibt viele, die gefährlich sind“, sprach Jodie. „Vor Korn und Chianti müssen wir uns auch in Acht nehmen.“ „Korn…Chianti…“, wiederholte Gin. „Scharfschützen der Organisation.“ „Sie haben auch Scharfschützen?“ Masumi schluckte. „Wenn sie meinen Bruder…“ „Ihm wird nichts passieren. Korn und Chianti sind zwar gut…Shu ist aber besser.“ „Besser? Jetzt ist der FBI Agent auch noch Scharfschütze, oder was?“, kam es von Mori. „Wenn Sie das so sagen wollen, dann ja“, warf Camel ein. „Akai hat eine hohe Treffsicherheit in weiter Entfernung.“ „Und Conan und Ai sind in Gefahr“, wisperte Ran leise. Sie ließ sich auf den Boden fallen und seufzte. „Mach dir um die Beiden keine Sorgen. Die kommen da schon heraus. Ai hat es doch schon einmal geschafft“, versuchte Heiji das Mädchen zu trösten. „Ai?“, fragte Kir. „Haben Sie noch nie etwas von ihr gehört?“, fragte Kogoro. „Sie soll angeblich für die Organisation gearbeitet und ein Gift entwickelt haben, das Menschen umbringt.“ „Hmm…wenn ich sie kennen sollte, dann nur unter einem Codenamen. Der Name Ai sagt mir nichts.“ „Über einen Codenamen von Ai wissen wir auch nichts“, entgegnete Jodie. Heiji blickte zu Professor Agasa. „Hatte Kudo nicht so etwas in der Art mal erwähnt?“ Er selbst kannte den Codenamen nicht. Eigentlich wusste er nur, dass das Mädchen mit der Organisation in Verbindung stand. Agasa nickte. „Ais damaliger Codename war Sherry.“ Jodie, Kir und Camel erschraken. „Sherry? Ai ist Sherry?“, wollte Jodie wissen. „Das ist ihr Codename in der Organisation gewesen“, sprach Agasa. „Wieso schauen Sie so erschrocken?“, wollte Mori wissen. „Als Shu vor fünf Jahren in die Organisation eintrat, war es sein Auftrag an Sherry heran zu kommen.“ „Hat er es geschafft?“, wollte Masumi wissen. „Ähm…ich denke, dass könnte man so sehen“, nickte sie. „Deswegen wollte er nicht, dass Ai ihn jetzt schon sieht…“ „Hmm?“ „Sie müssen sich recht gut kennen, wenn man die früheren Verhältnisse mit einbezieht“, gab Kir von sich. „Sie wissen davon?“ Kir nickte. „Ich hab ziemlich viel darüber gehört. Er war schließlich auch der Grund, warum Sherrys Schwester andauernd von uns überwacht werden musste.“ „Ihre Schwester?“, fragte Mori. Professor Agasa nickte. „Ai hatte eine ältere Schwester. Dazu muss ich die ganzen Hintergründe erläutern. Ais Eltern gehörten schon damals zur Organisation. Während ihrer Mitgliedschaft bekamen sie zwei Kinder. Kurz nach Ais Geburt starben sie bei einem Unfall. Die beiden Mädchen wurden von der Organisation aufgezogen“, fing er an. Langsam läuteten bei Jodie die Glocken. Sie ahnte schon, wer die Schwester war und warum diese von der Organisation überwacht wurde. Mitleidig blickte sie auf den Boden. „Akemi, dem älteren Mädchen ließen sie all ihre Freiräume, während Ai von der Organisation nach ihren Vorstellungen geformt wurde. Sie hatte keine andere Wahl und studierte auf Wunsch der Organisation. Ai ist…ungefähr achtzehn Jahre alt und leitende Wissenschaftlerin der Organisation.“ „Achtzehn? So jung?“, raunte Kogoro. Agasa nickte. „Um wenigstens Kontakt mit ihrer Schwester zu haben, stieg Akemi bei der Organisation ein. Allerdings bekam sie nie einen Codenamen, da sie, wie Ai es ausdrückte, nur ein kleiner Fisch war.“ „Shu hielt sich damals an Akemi. Er kümmerte sich speziell um sie und fand durch sie auch den Weg in die Organisation. Das FBI wählte sie damals extra aus, weil sie hohe Mitglieder kannte, aber selber nicht gefährlich war. Vor zwei Jahren musste er dann die Organisation verlassen, nachdem seine Tarnung aufflog. Seitdem konnten wir die Organisation nur aus dem Ausland beobachten. Erst seit ungefähr einem Jahr sind wir wieder in Japan. Wir wissen mittlerweile, dass Akemi aus der Organisation aussteigen wollte – zusammen mit ihrer Schwester“, erzählte Jodie. „Wahrscheinlich werden Sie sich noch an den eine Milliarde Yen Raub erinnern.“ „Eine Milliarde Yen…“, überlegte Kogoro nachdenklich. „Davon hab ich in der Zeitung gelesen“, entgegnete Heiji. „Das war so bekannt, dass es selbst in Osaka publik wurde. Die junge Frau erbeutete das Geld, ohne dass sie zu den Tatverdächtigen zählte. Kurz darauf wurden zwei Männer getötet, wahrscheinlich ihre Komplizen.“ „Und danach beging sie Selbstmord.“ „Sie beging Selbstmord?“ Masumi sah skeptisch drein. „Das ist aber nicht gerade schlau gewesen.“ „Das ist die offizielle Version. Akemi hielt eine Waffe in der Hand und man konnte keine anderen Personen lokalisieren. In Wahrheit wurde sie von der Organisation ermordet“, fügte Jodie an. „Das ist ja furchtbar“, wisperte Ran leise. „Daraufhin entschied Ai, dass sie nicht mehr weiter arbeiten wird und verschwand.“ „Aber was soll das jetzt mit meinem Bruder zu tun haben?“ „Während Shu in der Organisation war“, fing Jodie an. Sie musste sich wirklich überwinden, damit sie diese Worte aussprechen konnte. „…waren Akemi und Shu ein Paar.“ „Eh?“ „Das glaub ich nicht…mein Bruder hat sie bestimmt nicht benutzt…“ „Am Anfang schon“, sprach Jodie. „Aber?“ „Die beiden haben sich geliebt. Ich weiß nicht, ob er nicht sogar versucht hat, sie aus der Organisation heraus zu holen, nachdem er selber raus musste“, antwortete die Agentin. „Deswegen wurde sie auch von der Organisation überwacht. Akai wusste, wenn er den Kontakt zu ihr aufrecht erhalten würde, wäre sie in Gefahr. Das hielt zwei Jahre an“, nickte Camel. „Und dann sahen sie sich wieder?“ Jodie schüttelte den Kopf. „Shu bekam eine Nachricht von ihr. Sie schrieb wohl über ihren Ausstieg. Wir kennen die SMS nicht. Kurz darauf lasen wir in der Zeitung von ihrem Tod.“ Masumi schluckte. „Mit Akemis Tod, starb auch ein Teil von Shu.“ „Ich hab davon gehört“, meinte Camel. „Er wurde ziemlich kalt…“ „Deswegen sind auch die Haare ab“, nickte Jodie. „Deswegen…“, murmelte Masumi. „Haare?“, sprach Kogoro in den Raum. „Mein Bruder trug immer ganz lange Haare, jetzt ist es allerdings eine Kurzhaarfrisur.“ Ran blickte auf den Boden. „Das ist so schrecklich“, schluchzte sie. „Warum machen das die Menschen?“ „Das wissen wir auch nicht“, seufzte Jodie. Sie entledigte sich ihrem leeren Magazin. „Haben wir noch Munition da?“ Camel nickte. „Ich hol gleich welche.“ „Und was haben Sie jetzt wegen der Organisation vor?“, wollte Kogoro wissen. „Wir werden weiter gegen sie kämpfen. Daran besteht kein Zweifel.“ Ran sah hoch. „Sie wissen, wo Conan ist…ich möchte mitkommen.“ Die FBI Agentin schüttelte den Kopf. „Das geht nicht. Bis wir dort ankommen, ist alles vorbei.“ „Bitte…Sie müssen mich mitnehmen…Shinichi ist…Shinichi…“ „Ich komme auch mit“, entgegnete Masumi. „Ich kann hier nicht so untätig herum sitzen, während da draußen ein erbitterter Kampf tobt.“ „Polizei!“ Heiji drehte sich um. Miwako und Takagi standen in der Tür und hielten ihre Waffen auf die Gruppe gerichtet. „Inspektor Takagi…Inspektorin Sato…?“, wisperte Ran leise. „Wir haben alles mit angehört. Sie schulden uns einige Erklärungen“, entgegnete die Inspektorin. Sie richtete ihre Waffe wieder nach unten. Es war eine reine Vorsichtsmaßnahme. „Was wollen Sie mit angehört haben?“, kam es von Jodie. Ihre Waffe versteckte sie hinter ihrem Rücken. „Sie müssen uns nicht anlügen“, fing Miwako an. „Das hatte ich nicht vor“, entgegnete Jodie. „Ich versteh nur nicht, was Sie hier wollen.“ „Uns kam vor einigen Tagen der Verdacht, dass Herr Mori seine Fälle nicht alleine löst“, fing sie an. Sie blickte den Detektiv an. Kogoro seufzte. „Ich weiß…“, murmelte er. „Deswegen stimmte ich zu, dass ich eine Kamera bei mir trage. Wenn ich einen Fall bekomme und ihn löse, wollten wir danach die Aufnahmen nehmen und sie auswerten“, erzählte er. „Genau“, nickte Miwako. „Allerdings hielten wir es für eine Sicherheit, wenn wir die Kamera mit einer Live Übertragung ausstatten.“ „Live Übertragung…“, wisperte Jodie schockiert. „Sie haben also alles mit angehört…“ Takagi nickte. „Es tut uns leid, wir hatten aber keine andere Wahl.“ „Und was wollen Sie jetzt machen? Sie können uns nicht festhalten“, entgegnete die Agentin. „Das weiß ich. Ich möchte, dass Sie mit aufs Revier kommen und dort Ihre Aussage zu der Organisation machen.“ Jodie schüttelte den Kopf. „Sie wissen nicht, wie gefährlich sie sein können.“ „Umso mehr müssen wir uns um sie kümmern.“ „Selbst wenn Sie genug Informationen haben, Sie können Sie nicht finden“, warf Kir ein. „Es gibt keinen festen Standort. Sie agieren von überall und haben überall ihre Treffpunkte. Wenn sie heute an einem Treffpunkt waren, dann können Sie sich sicher sein, dass die Organisation diesen für die nächsten Monate nicht mehr aufsucht.“ „Wollen Sie uns nicht verstehen? Die Organisation arbeitet in Japan. Sie sind nicht befugt…“ „Wir sind befugt“, entgegnete Jodie. „Sie haben auch in den Staaten einen Standort. Vermouth agiert bevorzugt dort. Und nicht nur das…japanische Politiker…Polizisten…Richter…Staatsanwälte…überall werden Sie Mitglieder der Organisation vorfinden. Wollen Sie allen Ernstes dafür verantwortlich sein, dass diese auch weiterhin frei handeln können? Wenn Sie jetzt nach ihnen Suchen, dann war unsere Arbeit umsonst.“ „Hmm…“ „Wir haben nicht einfach so im Hintergrund gegen sie gearbeitet. Die Organisation existiert nicht erst seit fünf oder sechs Jahren. Sie sind seit über zwanzig Jahren aktiv.“ Miwako musste schlucken. Zwanzig Jahre waren ein langer Zeitraum, vor allem wenn sie unentdeckt blieben. „Können Sie sicher den Zeitpunkt eingrenzen?“, wollte Takagi wissen. „Ais Eltern waren schon Mitglieder der Organisation. Sie ist, wie Sie gehört haben, schon achtzehn. Ihre Schwester ist älter. Die Organisation existiert schon eine lange Zeit“, warf Agasa ein. „Zwanzig Jahre…“, murmelte Miwako. „Wahrscheinlich sogar länger. Mein Vater arbeitete Jahre um an Vermouth heran zu kommen.“ „Ihr Vater auch?“ Jodie nickte. „Mein Vater war auch FBI Agent. Er hatte sich hauptsächlich um Vermouth kümmern sollen…vor zwanzig Jahren ermordete sie ihn.“ „Das tut mir leid“, sprach Takagi leise. „Vermouth war schon damals ein aktives Mitglied und bekannt für ihre Aufträge…und ihre schauspielerischen Fähigkeiten“, knurrte Jodie. „Hmm? Alles in Ordnung?“, wollte Kir wissen. „Ja.“ Jodie wandte sich an die Polizei. „Wenn Sie uns wirklich helfen wollen, dann werden Sie mich und Kir…Hidemi…fahren lassen und halten sich aus der ganzen Lage heraus.“ „Das können wir nicht machen“, meinte Miwako. „Wir sind Polizisten und wir versprachen, dass wir den Unschuldigen helfen.“ „Die Sache mit der Organisation ist eine Nummer zu groß für Sie. Wir hingegen sind Bestens dafür ausgebildet. Wenn wir die jetzige Mission hinter uns gebracht haben…das verspreche ich Ihnen…erfahren Sie die ganze Wahrheit und die Geschichte, die hinter ihnen steckt.“ „Hmm…“ „Miwako?“ „Also gut“, nickte die Angesprochene. „Aber ich möchte keine falschen Spielchen sehen. Sie halten Ihr Wort.“ Jodie nickte. „Natürlich. Immerhin sind wir die Guten.“ Kapitel 25: Auf der Suche ------------------------- Ai seufzte leise auf. Ihre Situation änderte sich nicht. Wieder bekam sie ein paar Mahlzeiten und die Besuche des Bosses. Meistens schwieg sie ihn an und er hatte so viel Anstand und fragte sie nicht nach einer Entscheidung. Obwohl er eigentlich der Böse war, gab er ihr Zeit. Zeit, um in Ruhe darüber nachzudenken. Es würde nicht einfach sein, wahrscheinlich unmöglich um zu fliehen. Und trotzdem bestand ein Funken Hoffnung. Das FBI – bei dem sie zuletzt war – würde sie sicher nicht einfach kampflos aufgeben. Vielleicht hatte auch Conan seine Erinnerungen bereits zurück bekommen, wenn er von ihrem Schicksal erfuhr. Es waren Spekulationen, aber diese gaben ihr Kraft. Ai konnte sich nicht vorstellen, dass das FBI nun nichts mehr tat. Auch wenn sie eigentlich im Ausland arbeiteten, waren sie jetzt in Japan. Sie arbeiteten schon mehrere Jahre an dem Fall der Organisation. Sie würden nicht einfach so damit aufhören, nicht, wo sie quasi vor ihrer eigenen Nase entführt wurde. Die Chance war gering, dass sie sie finden würden, aber sie war da. Schon bei ihrer Flucht aus dem Haus des Professors hatte sie ein schlechtes Gefühl. Ai wusste nun, dass es nicht der Flucht wegen kam und auch nicht davon, dass Gin und Wodka der Detektei einen Besuch abstatteten. Das Gefühl beschlich sie auch, als sie von Jodie abgeholt wurde und sich kurz darauf im Krankenhaus befand. Das Gefühl der Angst, der Niederlage kam nicht von irgendwoher - es war eine Vorahnung, die in ihrem tiefsten Inneren schlummerte. Ai war lange auf der Flucht, über ein Jahr lang. Irgendwann musste es so kommen. Und nun war sie hier – ein leerer, kalter Raum, in dem sie wartete, bis man über ihr Schicksal entschied. Sie wartete und rief sich die Worte des Bosses in Erinnerung. Das Töten durch APTX 4869 war nur eine Nebenwirkung, die sie minimieren sollte. Das hatte sie nicht einmal geahnt. Für sie war von Anfang an klar, dass das APTX 4869 zum Töten verwendet werden sollte. Und Ai kam keinen Schritt weiter. Sie bekam nicht einmal die Informationen, die sie darüber brauchte. Aus alten Aufzeichnungen ihrer Eltern und deren Prototypen verbesserte sie die Fähigkeit des Giftes. Und es blieb, was es war: Ein Gift. Es machte die Organisation fast Unsterblich, da es sich im menschlichen Körper nicht nachweisen ließ. Mehrere Jahre hatte sie an dieser Entwicklung gearbeitet und als es soweit fertig war, dachte sie, fertig zu sein. Doch die Organisation dachte sich immer weitere Schikanen aus. Jetzt wusste sie, warum die Organisation auch weiterhin an ihrer Arbeit interessiert war. Und obwohl sie mit Niemanden über die schrumpfende Nebenwirkung sprach, hatte sie das Gefühl, als wäre es dem Boss nicht neu. Er wartete nur darauf, dass das Gift dieses Anzeichen zeigt. Nach außen hin erschuf sie das perfekte Gift, welches sich immer noch in einer Testphase befand. Sie wollte abwarten, welche Ergebnisse es hatte. Die Wahrscheinlichkeit, dass die schrumpfende Wirkung nur bei Mäusen eintrat, war ziemlich hoch. Bisher gab es keinen Menschen, der die Einnahme von APTX 4869 überlebte. Ai konnte sich die Reaktion der Mitglieder ausmalen. Ebenso sah sie ihre Gesichter, wenn sie bekannt gab, dass das Gift Menschen verjüngte. Während Mitglieder wie Gin darüber nicht erfreut wären, wäre der Boss aus dem Häuschen. Es war ein Fehler. Die Zeit durfte man nicht aufhalten. Es war doch das, was einen Menschen ausmachte. Begrenzte Zeit auf der Erde war das, was der Mensch haben musste, um im Leben Schritte nach vorne zu machen. Hätte man unendlich viel Zeit, wusste man doch nicht, was man mit seinem Leben anfangen sollte. Die Auferstehung der Toten war ein Plan, der unmöglich war. Auch wenn ihre Eltern an beiden Plänen beteiligt waren, es würde niemals schnelle Fortschritte geben. Ein Wissenschaftler alleine – egal wie gut er wäre – konnte so ein Projekt nie realisieren. Selbst wenn man es machen wollte, es gab zu wenig Ressourcen dafür. Man brauchte Menschen für die Versuche. Tiere konnten anders darauf reagieren und an Tieren hätten sie zunächst einmal sämtliche Genome extrahieren müssen, um eine Ähnlichkeit zum Menschen aufzubauen. Man musste noch mehr töten, dann testen und immer weiter Unschuldige umbringen. Es gab wichtigere Aufgabengebiete als die Unsterblichkeit. Sinnvoller wäre es, wenn sie unheilbare Krankheiten erforschen und ein Gegenmittel für diese erforschen würden. Was brachte es, wenn man seinen Körper immer wieder schrumpfen konnte, ewig Leben, wenn man schließlich an einer Krankheit erkrankte und an ihr sein Leben verlor? Selbst wenn man dann einen Menschen wieder zu neuem Leben erweckte, wie konnte man ausschließen, dass damit nicht auch noch die Krankheit wieder erwachte? Es hätte nichts gebracht. Man wäre wieder sterblich und selbst wenn es ein solches Mittel gab, wie oft würde man es an einer Person anwenden, ehe es seine Wirkung verlor? Am Gegenmittel für das APTX 4869 erkannte man bereits die Gefahr. Conan nahm es zu oft ein, weswegen die Wirkung nicht lange beibehalten werden konnte. Sie musste sich immer wieder was einfallen lassen und die Wirkung des Antidots verstärken, ehe es perfekt war. Bisher wirkte das APTX 4869 in 99.5% der Fälle als Gift. Ai kannte noch nicht die neusten Zahlen, aber die junge Wissenschaftlerin war sich sicher, dass nicht noch mehr Geschrumpfte dazu kamen. Man hätte es sonst irgendwo gelesen oder mitbekommen. Menschen, die einfach so geschrumpft wurden, wären nie ruhig geblieben. Sie waren zur Polizei gegangen oder an die Öffentlichkeit getreten. So etwas – außer man war Shinichi Kudo – konnte man nicht lange und vor allem nicht ohne Hilfe geheim halten. Die Organisation hätte schon längst gehandelt und wenn sie darüber Bescheid wussten, hätte Gin irgendwas dazu gesagt. Auch wenn sie die leitende Wissenschaftlerin des Projektes war, sie arbeitete nicht allein. Andere Wissenschaftler hätten es weiterführen können. Warum brauchte die Organisation ausgerechnet sie? Ai lehnte sich nach hinten. Ihre Mutter, ihr Vater und Akemi waren ein Ansporn um sich wieder auf die Organisation einzulassen, aber auch ihr eigener Tod war ein Aspekt, durch den sie ihre Familie sehen würde. Himmel und Hölle. Daran musste Ai denken. Wahrscheinlich war ihre Familie verflucht und sie würden sich nicht einmal nach dem Tod sehen. Akemi war immer die gute Seele, die keiner Fliege etwas tun konnte und nur wegen ihrer Schwester änderte sie ihre ganze Persönlichkeit. Wie konnte sie überhaupt an eine Wiederauferstehung denken, wenn es doch das Leben ihrer Schwester so massiv veränderte? Selbst wenn der Boss diese wieder ins Leben zurück holte, wer sagte überhaupt, dass sie nicht wieder von der Organisation umgebracht wurde? Akemi hätte sich bestimmt erneut gegen die Organisation entschieden und damit ihr Leben verwirkt. Ai schloss die Augen. Tränen rannten über ihre Wangen. Noch nie – seit Akemis Tod – fühlte sie sich ihr so nah. Erst jetzt begriff sie, was ihre Schwester alles aufgab. Sie selbst war der Grund, warum sich ihre Schwester auf die Organisation einließ und sie war auch der Grund, warum sie aus dem Leben gerissen wurde. Bisher gab sie immer der Organisation die Schuld, aber jetzt, wo sie die Wahrheit kannte, war alles anders. Für die ganzen schrecklichen Taten war sie der gemeinsame Nenner. Akemis Tod. Shinichis Schrumpfung. Jodies Unfall. Alles wäre nicht passiert, wenn es sie nicht geben würde. Vielleicht wäre es sogar besser. Akemi hätte ein normales Leben führen können. Sie wäre nie im Leben in die Organisation eingestiegen und Shinichi wäre immer noch er selber. Wahrscheinlich hätte die Organisation an Stärke gewonnen, oder sie wären ohne Wissenschaftlerin schwächer geworden. Ai schrak leicht hoch. Wenn es sie nicht geben würde, hätten sie ihre Schwester nach ihren Vorstellungen geformt und diese hätte an einem Gift arbeiten müssen. Es war doch besser, dass es sie traf. „Akemi…“, wisperte Ai leise. Früher hätte sie gesagt, dass sie alles getan hätte, um ihre Schwester wieder zu sehen. Aber jetzt, wo es in Aussicht stand, konnte sie dem nicht einfach zustimmen. Ai horchte auf, als die Tür des Raumes geöffnet wurde. Es war also wieder Zeit für das Essen. Langsam öffnete Ai ihre Augen. Mit der freien Hand, die nicht an der Heizung gefesselt war, wischte sie sich die Tränen weg. Das Mädchen blickte zu dem älteren Mann. Eigentlich sah er relativ nett aus. Er hatte nichts in seinem Gesicht, was einem sagen konnte, dass er zu der Organisation gehörte. Und auch der spezifische Geruch fehlte. Hin und wieder vernahm sie ihn, allerdings nur schwach. Wahrscheinlich gründete er die Organisation und gab immer nur die Befehle, ohne selber viel Kontakt zu den Mitgliedern zu haben. Aber da war auch noch etwas Anderes. Auch wenn sie erst vor einigen Tagen das erste Mal sah, so hatte sie das Gefühl, als würden sie sich schon kennen. Ein komisches Gefühl kam bei ihm hoch. „Ich bring dir dein Abendessen“, sprach er. Er kniete sich nach unten und schob ihr das Tablett hin. Ai beobachtete ihn. Für ein Mitglied der Organisation war er relativ nett und kümmerte sich um sie. Andere hätten das alles nicht gemacht. Er blickte sie an. „Hast du dich schon entschieden?“ Ai hielt Inne. Das Mädchen musste schlucken. Jetzt also war es an der Zeit ihm ihre Entscheidung mitzuteilen. Und auch, wenn sie eigentlich Angst haben musste, dass es ihr Ende war, sie war ganz ruhig. „Ich werde nichts machen.“ „Hmm…“ „Ich arbeite weder an dem APTX 4869 weiter, noch an Ihren Plänen die Menschen zu verjüngen oder sie von den Toten wieder auferstehen zu lassen.“ „Bist du dir wirklich sicher?“, wollte er wissen. Sie nickte. „Machen Sie mit mir was Sie wollen, ich werde Ihnen nicht helfen.“ Er stand auf und blickte auf das Mädchen herab. „Du würdest deine Schwester nie wieder sehen.“ Ai blickte auf die Seite. „Das nehme ich in Kauf“, sprach sie. „Akemi hätte nicht gewollt, dass man sie so wieder ins Leben zurück holt. Und wer garantiert mir eigentlich, dass ihr sie nicht wieder umbringt?“ „Guter Einwand“, gab er von sich. „Der Tod deiner Schwester war nicht geplant, falls du das wissen willst.“ Sie blickte ihn an. „Was soll das heißen? Warum haben Sie sie dann umbringen lassen?“ Der Mann verschränkte die Arme. „Das solltest du eigentlich wissen. Deine Schwester wurde gefährlich für uns. Sie hatte wirklich gedacht, sie könnte dich aus der Organisation holen“, sprach er. „Das war kein Grund sie umzubringen“, sprach das Mädchen. Ai blickte ihn weiter an. „Sie haben sie umgebracht, damit sie wieder zum Leben erweckt wird. Akemi soll ihr Versuchskaninchen sein…“ Der Boss schmunzelte. „Es hat aber lange gedauert, bis du das bemerkt hast“, meinte er. Ai schluckte. „Lassen Sie sie in Ruhe“, zischte sie dann. „Du solltest es dir wirklich noch einmal Überlegen“, gab er von sich. Er grinste. „Du könntest sofort arbeiten. Wir haben hier ein nettes Labor für dich eingerichtet. Du könntest das Mittel sofort an deiner Schwester testen.“ Ai riss ihre Augen auf. „Ihr habt sie hier her gebracht…“ Er nickte. „Aber das…Akemi wurde beerdigt. Ich hab ihr Grab gesehen“, meinte das Mädchen. „Sie bluffen doch nur.“ „Du scheinst eine Sache vergessen zu haben. Die Organisation hat die Vormundschaft für deine Schwester gehabt. Wir waren ihre offiziellen Eltern. Selbst wenn sie begraben wurde, wir ließen sie exhuminieren.“ „Nein…“, wisperte Ai leise. „Das könnt ihr nicht gemacht haben…so einfach geht das nicht“, warf sie ein. „Meinst du, wir wissen das nicht? Eine Exhuminierung kann nur durch einen Richter oder in schweren Fällen durch einen Staatsanwalt veranlasst werden. Wir mussten nur einen kleinen Anstoß geben und konnten dabei sein.“ „Ich bin ihre Schwester. Man hätte mir Bescheid sagen müssen“, kam es von Ai. „Aber das hat man doch. Du hast telefonisch zugestimmt.“ „Das hab ich nicht…“, sie stockte. „Vermouth…“ Der Boss grinste. „Falls du deine Schwester noch einmal sehen willst, du weißt, was du dafür tun musst.“ Ai schüttelte den Kopf. „Mein Entschluss steht fest. Ich werde nicht noch einmal für die Organisation arbeiten.“ „Hmm…dann musst du mit der Entscheidung leben.“ Er trat auf die Tür zu und verließ den Raum. Ai blickte ihm nach. Sie wusste, dass es nicht die Antwort war, die sich der Boss wünschte. Aber was sollte sie machen? Sie hatte sich dagegen entschieden. Viel zu oft machte Ai das, was die Organisation von ihr wollte. Jetzt war es an der Zeit, endlich damit aufzuhören. Sie schämte sich nicht für diese Entscheidung. Es war – seitdem sie in der Organisation war – die einzig richtige Entscheidung. Ai lehnte ihren Kopf nach hinten. Nun musste sie auf ihr Ende warten und das, das wusste sie, würde nicht mehr lange auf sich warten lassen. Shuichis Handy klingelte. „Hmm“, gab der FBI Agent leise von sich. Mit der rechten Hand fuhr er sich in die Innentasche seiner Jacke und zog das Mobiltelefon heraus. „Hat es einen Grund, warum Sie keine Freisprechanlage benutzen?“, wollte Conan von ihm wissen. Akai schmunzelte leicht. Er klappte sein Telefon auf und hielt es sich ans Ohr. „Was gibt es?“ „Vermouth ist entkommen“, sprach Jodie leise. „Hmm…“ „Dafür haben wir Eisuke raus geholt“, erzählte sie dann. „Wie ist sie entkommen?“ „Sie lief tiefer in den Hafen hinein und versteckte sich hinter den Lagerhallenfassaden. Lange Zeit hatten wir einen Schusswechsel. Ich konnte sie nicht schnappen, sonst hätte sie mich erwischt“, meinte die Agentin. „Sie hat recht schnell bemerkt, dass ich eine schusssichere Weste trug und hätte auf meine Beine oder meinen Kopf gezielt. Das letzte Mal als ich sie sah, sprang sie ins Wasser.“ „Verstehe.“ „Du hattest Recht. Korn und Chianti waren nicht vor Ort. Eigentlich war die Rettung von Eisuke viel zu einfach.“ Der FBI Agent grinste. „Natürlich. Eisuke war auch nur der Köder“, entgegnete er. „Sie brauchten ihn von Anfang an nicht. Er diente lediglich dazu, mich heraus zu locken.“ „Aber…?“ „Bourbon wusste, dass ich nicht zu dem Treffen kommen würde.“ „Ich weiß“, nickte sie leise. „Ich komm mit Kir nach. Vermouth wird auch schon auf dem Weg sein.“ „Tu, was du nicht lassen kannst.“ „Shu?“ „Was ist?“ „Es gibt ein paar…Änderungen.“ „Welche?“ „Ran war beim Professor.“ „Und? Das haben wir uns schon gedacht“, entgegnete Akai. „Heiji, der Detektiv aus Osaka, war auch dort.“ Sie seufzte leise auf und blickte zu den Beiden. „Ran und ihr Vater wissen über die ganze Geschichte Bescheid.“ „Mhmm…“, gab er von sich. „Gefahrensituation?“ „Momentan keine. Alle bisher, aktiven Organisationsmitglieder dürften noch nichts von ihnen wissen. Wir halten es für das Beste, wenn sie die Villa nicht verlassen.“ „Gut“, nickte er. „Unglücklicherweise weiß deine Schwester nun auch alles.“ „Das war mir klar.“ „Eh? Woher wusstest du, dass sie es erfährt?“ Jodie blickte Masumi an, die nun ein paar Schritte auf sie zu machte. „Ich kenne meine Schwester. Früher oder später hätte sie alle Hintergründe verstanden.“ „Deswegen wolltest du, dass Agent Camel hier bleibt…“ „Eigentlich sollte er ihr die Wahrheit erzählen, wenn es vorbei wäre. So ist es jetzt auch in Ordnung. Sorg dafür, dass Masumi nicht mit nach Tottori kommt.“ „Tu ich“, nickte die Agentin. „Überprüf vor der Fahrt die Rücksitze und den Kofferraum.“ „Eh?“ „Sie sind ein gutes Versteck…vor allem für meine Schwester. Und lass dich nicht von ihr überreden. Was das angeht, kann sie eine Nervensäge sein.“ „Keine Sorge“, sprach Jodie. „Ich kümmer mich darum, dass deine Schwester nicht mitkommt.“ „Was? Nein. Ich will mit“, rief diese. „Gut, ich verlass mich auf dich.“ „Shu? Mori hatte eine Kamera bei sich“, seufzte sie leise. „Hmm…Wer weiß es noch?“ Seine Stimme wurde kühler. „Zwei Polizisten.“ „Sorg dafür, dass sie sich nicht einmischen.“ Jodie nickte, auch wenn er es nicht sehen konnte. „Ich hab ihnen schon klar gemacht, dass es nicht sicher genug für sie ist.“ „Ich will keine Polizisten in Tottori sehen.“ „Das wirst du nicht“, versprach sie. „Wisst ihr denn schon, wo ihr hin müsst?“ „James überprüft das gerade.“ „In Ordnung. Dann machen wir uns auf den Weg. „Jodie? Sei vorsichtig. Nur weil Korn und Chianti nicht am Hafen waren, muss es nicht bedeuten, dass sie schon in Tottori sind. Sei auf der Fahrt besonders aufmerksam.“ Sie lächelte. „Das bin ich doch immer.“ Und gerade das bezweifelte er. „Pass auf dich auf.“ Shuichi legte auf und steckte das Handy wieder ein. „Schlechte Neuigkeiten?“, fragte Conan nach. „Deine Freundin kennt die Wahrheit.“ Der Geschrumpfte schluckte. „Oh nein“, wisperte er leise. „Scheinbar hat sie deinen Detektivfreund entdeckt und sie hatten keine andere Wahl, als mit der Wahrheit heraus zu rücken“, fügte Akai an. Aus dem Augenwinkel blickte er zu dem Jungen. „So schlimm ist das nicht. Camel wird dafür sorgen, dass alle in der Villa bleiben.“ „Sie kennen Ran nicht“, seufzte der Schüler. „Sie lässt sich bei so einer Sache nichts vorschreiben“, entgegnete er. „Wenn Ran herkommen will, dann macht sie das auch.“ „Camel wird sie davon abhalten.“ „Haben Sie ihn deswegen dort gelassen?“ Akai nickte. „Er kennt seine Aufgaben bei der Mission“, sprach der FBI Agent. Nicht nur, dass Camel auf seine Schwester aufpassen sollte und ihr im schlimmsten Szenario die Wahrheit erzählen durfte, er sollte auch dafür Sorge tragen, dass alle Außenstehenden nicht nach Tottori kamen. „Ran muss ziemlich sauer sein“, murmelte Conan. „Damit musst du leben“, antwortete er kühl. „Sie sind mir da keine Hilfe…“ „Hab ich auch nicht behauptet.“ Shuichi trat auf das Gaspedal und blickte auf die Straße. Sie war leer. „Das wäre auch passiert, wenn du ihr in paar Wochen die Wahrheit erzählt hättest. Oder wolltest du Conan einfach so verschwinden lassen?“ „Ob Sie es glauben oder nicht. Ich spielte wirklich mit dem Gedanken, dass Conan vom FBI zu seinen Eltern gebracht wird.“ Shuichi schüttelte den Kopf. „Ich weiß, dass Sie es nicht getan hätten. Aber Miss Jodie wäre bestimmt dazu bereit.“ „Möglich.“ Shuichi tippte mit seinen Fingern auf dem Lenkrad herum. „Aber ich glaube, ich hätte ihr das nicht antun können…ich hab sie schon so oft wegen der ganzen Geschichte angelogen….Ran verdient die Wahrheit. Ich wünschte nur, ich hätte sie ihr selber erzählen können.“ „Das kannst du noch.“ „Hmm?“ Conan blickte nach oben. „Falls sie es noch hören will.“ „Das wird sie.“ Jodie steckte ihr Handy weg und blickte zu Kir. „Wir sollten uns auf den Weg machen.“ „Wissen wir schon, wohin?“, wollte die CIA Agentin wissen. „Nicht genau. Shu wird mir nachher noch die genauen Koordinaten schicken.“ „Das macht er doch nur wegen mir“, murmelte Masumi. „Hmm? Meinst du?“, kam es von Ran. Die Angesprochene nickte. „Natürlich. Wenn die Koordinaten jetzt bekannt wären, könnte ich nach kommen.“ Jodie schüttelte den Kopf. „Wir konnten sie noch nicht komplett eingrenzen“, erzählte sie. „Wir gehen lediglich unserem Verdacht nach“, fügte sie an. „Aber sie sagten doch selber, dass mein Bruder genau so denkt, wie die Organisation. Er weiß bestimmt schon, wo sie sich aufhalten.“ „Das glaube ich nicht. Er wartet selber noch auf die Adresse.“ „Hmm…“, murmelte Masumi. „Und er will nicht, dass ich mitkomme?“ „Da liegst du richtig. Deswegen wirst du auch hier bleiben. Hör zu, Masumi, ich weiß, es ist schwer für dich, dass du nichts tun kannst, aber du solltest die Entscheidung deines Bruders respektieren“, sprach Jodie ruhig. „Seine Entscheidung respektieren“, wiederholte das Mädchen leise. „Das sagen Sie so leicht. Wie würden Sie sich den fühlen, wenn Sie nicht dabei sein dürften, weil er sie beschützen will?“, wollte sie wissen. „Das ist eine ganz andere Sache. Ich hab die Ausbildung dafür und lange genug an der Sache mit der Organisation gearbeitet. Du kannst dir nicht im Entferntesten vorstellen, zu welchen Dingen sie bereit sind.“ „Ich hab schon viele grausame Dinge gesehen, falls Sie das meinen.“ Jodie schüttelte den Kopf. „Das was du gesehen hast, ist Nichts im Vergleich zur Organisation.“ Kir nickte. „Sie sind grausam…ich hatte den Auftrag deinen Bruder umzubringen“, sprach sie. „Sie?“ „Moment“, meinte Kogoro. „Wollen Sie damit sagen, dass man Sie dafür auserwählt hat, einen gefährlichen FBI Agenten umzubringen?“ Er lachte leicht auf. „Das kann ich mir nicht vorstellen.“ „So einfach war es nicht“, gab sie von sich. „Ich weiß immer noch nicht, wie er das gemacht hat…“ „Was?“, wollte Masumi wissen. „Sie meint seinen Tod.“ „Er hat seinen Tod vorgetäuscht?“ Kir nickte. „Mein erster Schuss ging in seine Lunge, der zweite direkt in seinen Kopf und dann…noch eine Bombe in seinen Wagen.“ Jodie musste schlucken. „Ach so etwas kann man einfach fingieren“, entgegnete Kogoro. „Denken Sie? Würden Sie das auch sagen, wenn das alles mit einer Kamera aufgezeichnet worden wäre und Sie die ganze Zeit über von der Organisation beobachtet werden würden?“ „Moment Mal“, fing Jodie an. „Sie mussten das alles aufzeichnen?“ Kir nickte. „An meinem Halsband war eine Kamera befestigt. Gin hat alles aus nächster Nähe angesehen. Und trotzdem überlebte er ohne große Verletzung.“ „Mein Bruder…“, murmelte Masumi leise. „Aber das ist doch ein Grund mehr, warum ich mit sollte. Wenn er sich wieder so einer Gefahr aussetzt.“ Kir schüttelte den Kopf. „Dein Bruder weiß genau was er tut. Und er weiß, was er sich erlauben kann. Wenn wir dich mitnehmen würden, würdest du im Weg stehen.“ „Außerdem wäre es wahrscheinlich schon vorbei, ehe wir dort ankommen.“ „Hmm…dann kann das kein Ort in Tokyo“, schlussfolgerte das Mädchen. „Ist es auch nicht“, entgegnete Jodie und sah zu Kir. „Wir sollten gehen.“ Jodie wechselte die Munition in ihrer Waffe und steckte ein paar der Magazine ein. Die FBI Agentin trat an die Tür. Kir sah zu Eisuke. Sie umarmte ihren kleinen Bruder. „Du hörst auf das, was dir Agent Camel sagt“, sprach sie leise. „Ich hab dich sehr lieb.“ Eisuke nickte. „Ich dich auch. Pass auf dich auf.“ Shuichi bog in eine Seitenstraße ein und parkte seinen Wagen. Da er kleiner war, war er viel wendiger und passte vor allem in die kleineren Parklücken hinein. Nichtsdestotrotz bevorzugte r seinen alten Chevrolet. Der FBI Agent zog erneut sein Handy hervor und klappte es auf. Er lieferte sich ein Blickduell mit dem Display. „Hoffentlich dauert das nicht so lange“, murmelte Conan. Er nickte. „James tut was er kann“, sprach er und lehnte sich nach hinten. Er zog seine Zigarettenschachtel hervor, nahm eine Zigarette heraus und zündete sie sich an. Während der ganzen Fahrt hatte er nicht geraucht, was er nun, da sie noch Zeit hatten, nachholte. „Ich dachte immer, für das FBI wäre es besser, wenn man Nichtraucher ist.“ „Hmm…“ Akai blickte zu ihm. „Du kannst dich mit Jodie zusammen tun. Sie meckert auch jedes Mal herum und schwört mir, dass ich beim nächsten Gesundheitscheck mein blaues Wunder erlebe.“ „Und? Kam es schon dazu?“ Der Agent schüttelte den Kopf. „Haben Sie in der Organisation damit angefangen?“ „Wahrscheinlich.“ „Aja…“, murmelte Conan. Bei allem, was nicht um die Organisation ging, war der Agent ruhig. Aber sobald es um ihre Feinde – die schwarzen Wölfe – ging, war er gesprächiger. Endlich klingelte das Telefon. Akai drückte auf den grünen Knopf und nahm das Gespräch entgegen. „Wir konnten sie eingrenzen.“ Ein Grinsen umspielte seine Lippen. „Sehr schön. Wo sind sie?“ „In der Nähe der Nationalstraß 9“, antwortete James. „Das heißt?“ „Von ihrem jetzigen Standort aus, müssen Sie ungefähr 30 km auf der Straße fahren, ehe sie die Ausfahrt nehmen. Sie kommen in ein Hochhausgebiet. Hauptsächlich befinden sich dort kleinere Firmen.“ „Hmm…ein Firmenkomplex also“, murmelte der FBI Agent. „Richtig. Dort fanden wir den Wagen von Gin.“ „Noch andere Autos?“ James nickte. „Ein paar. Ein Mazda RX-7, eine Dodge Viper und ein Bentley.“ „Sehr schön“, gab Akai von sich. „Sie kennen die Marken?“ „Soweit ich weiß fährt Chianti die Viper und Bourbon den Mazda.“ „Also sind sie alle vor Ort“, murmelte James. „Oh ja…“, gab Akai von sich. „Beobachten Sie weiter die Lage, ich komme hin.“ Shuichi legte auf. Manchmal konnte man glauben, dass r derjenige war, der den Einsatz gegen die Organisation leitete und nicht James. „Jetzt haben wir sie…“ Akai nickte. Er startete den Motor und fuhr los. Kir fuhr den Wagen. Sie war nicht zimperlich, was das anging, da sie selber wusste, wie wichtig es war, keine Zeit zu verlieren. Aus dem Augenwinkel blickte sie zu Jodie. „Machen Sie sich Sorgen?“ Jodie nickte zaghaft. „Sie machen sich doch auch Sorgen“, entgegnete sie. „Da haben Sie recht“, nickte Kir. Sie sah auf die Straße und fuhr den westlichen Weg, der aus Tokyo heraus führte. „Hasen Sie mich?“ Irritiert blickte Jodie zu ihr. „Wie meinen Sie das?“ „Als Sie noch dachte, dass ich ihn umgebracht habe…da haben Sie mich doch gehasst“, sprach Kir. „Das war nichts gegen Sie persönlich“, entgegnete sie. Jodie merkte, wie dumm das gerade war. Natürlich war es etwas gegen Kir selber. Sie war es schließlich, die die Entscheidung traf. „Ich musste es tun.“ Jodie nickte. „Ich weiß. Hätten Sie es nicht getan, hätten wir Sie nicht wieder zurück in die Organisation bringen müssen.“ „Deswegen habe ich es auch getan.“ „Glauben Sie, die Organisation lässt Sie jetzt in Ruhe?“, wollte Jodie wissen. „Wohl kaum.“ Kir blickte in die Ferne. „Sehen Sie.“ Jodie streckte ihren Kopf nach vorne. Da war eine Brücke und auf dieser konnte sie zwei Menschen erkennen. „Was machen die da?“ Sie kamen ihr Näher und schon fielen die ersten Schüsse. Kir hatte Mühe ihnen auszuweichen. Es war schwer zu erkennen, welchen Teil des Wagens die Beiden treffen wollten. „Wie Shu gesagt hat…nehmt euch in Acht vor Korn und Chianti.“ Kir nickte. „Sie versuchen uns abzufangen“, sprach sie und kurbelte das Fenster herunter. „Sie wollen doch nicht einfach so schießen?“ „Doch, das hab ich vor“, meinte Kir. „Oder möchten Sie, dass sie uns zuerst erledigen?“ „Natürlich nicht“, entgegnete Jodie, die ihr Fenster herunter kurbelte. „Aber denken Sie doch daran, dass Sie den Wagen noch fahren.“ „Das ist kein Problem“, sprach sie. „Ich hab genug Erfahrung damit“, fügte sie an. „Wenn wir sie nicht schnell genug treffen, könnte alles ausufern.“ Jodie nickte. Sie visierte Korn an und schoss dann. Leider war sie, was weite Entfernung anging, nicht allzu gut. Sie traf ihn auch nicht. Kir wich mit dem Wagen weiter aus. Sie bremste scharf ab, damit der Schuss nicht das Auto traf. Sie hatten nicht wirklich eine Chance. Korn und Chianti waren gute Schützen. Wenn sie wollten, trafen sie selbst aus weiter Entfernung. Auch ein Auto. Nur mit Mühe und Not konnte man ihnen ausweichen. Immer wieder fielen Schüsse. Jodie wechselte die Munition. Ihre Augen verengten sich. Kir wartete ab. Sie zählte die Schüsse mit und als genügend gefallen war, trat sie auf das Gaspedal. „Was tun Sie da?“, wollte Jodie von ihr wissen. „Das sehen Sie doch. Es sind genügend Schüsse gefallen. Jetzt müssen sie erst einmal die Munition wechseln.“ „Verstehe“, nickte die FBI Agentin. Das konnte ihre Chance sein. Auch wenn man erfahren im Umgang mit der Waffe war, das Wechseln der Munition würde mindestens eins Minute dauern. Kir hielt den Wagen unter der Brücke ab. So waren sie erst einmal in Sicherheit. „Wir haben jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder wir fahren raus und nehmen einen Treffer in Kauf, oder wir warten hier, bis sie runterkommen.“ „Warten wäre sicherer.“ Die CIA Agentin nickte. „Machen Sie sich für das Schlimmste bereit.“ Chianti lief zur anderen Seite der Brücke und blickte durch das Fernrohr ihres Gewehrs. „Na kommt schon“, sprach sie leise. Korn behielt die Seite, aus der sie kamen, im Auge. „Sie stehen unter uns“, meinte er. „Das seh ich selber“, knurrte die Frau. Sie hasste es, wenn ihre Opfer sie warten ließen und sich stattdessen ängstlich versteckten. Ohne ein Druckmittel konnten sie den Wagen wohl kaum aus seinem Versteck locken. „Korn“, rief sie ihn zu sich. „Was ist?“ Korn positionierte sich nun auch auf der anderen Seite. „Halt hier Stellung. Ich fahr runter.“ Der Mann grinste. „Sehr gut. Wenn sie los fahren, werde ich mich um sie kümmern“, nickte er. „Aber lass mir ja was übrig.“ Kir lief auf ihr Motorrad zu und setzte sich auf dieses. Mit quietschenden Reifen fuhr sie los. Jodie blickte sich um. Immer wieder sah sie sich beide Ausfahrten sowie die Einfahrten der Straße an. Bei der Organisation wusste man nicht, ob sie auf normalen Weg auf die Straße kamen oder ob sie den Weg als Geisterfahrer nutzten. Dann erblickte sie einen Schatten. „Das könnte sie sein.“ „Wie sicher sind Sie sich?“, wollte Kir wissen. „Wir lassen Sie noch weiter nach vorne kommen“, entgegnete die Agentin. Erst als Chianti immer näher kam, erkannte sie das Scharfschützengewehr. „Chianti.“ Kir murrte. Sie biss sich auf die Unterlippe und startete den Motor. „Korn ist noch oben.“ „Hab ich auch gedacht.“ „Wie gut können Sie werfen?“ „Eh? Ich denke ganz gut“, sprach sie. „Gut“, nickte Kir. Sie griff in ihre Innentasche und zog ein kleines Paket heraus, welches sie auf Jodies Schoss warf. Dann trat sie auf das Gaspedal. Mit einem Drücker auf den Knopf im Wagen, ließ sie das Schiebedach aufgehen. „Eh? Eine Bombe?“ „Hab ich von Akai für den Notfall“, meinte sie. „Beeilen Sie sich. Sie müssen nur oben auf den Knopf drücken, dann aktiviert sich der Timer von 30 Sekunden.“ Jodie schluckte. Das letzte Mal als sie so eine Bombe in der Hand hielt, war es Camel, der sie entledigte. Jodie schnallte sich ab und stieg langsam nach oben. Sie musste sich festhalten und ein paar Haare aus ihrem Gesicht pusten. „Hoffentlich treffe ich…“, murmelte sie. Sicherheitshalber blickte sie sich um. Zum Glück war kein anderer Wagen auf der Straße. Langsam betätigte Jodie den Knopf und sah die Zahlen auf dem Display. 00:30 Er aktivierte sich. Und Chianti kam immer näher. Jodie atmete tief durch. Sie nahm all ihre Kraft zusammen und sobald Kir mit dem Wagen unter der Brücke hervor fuhr, warf sie die Bombe nach oben. Sogleich schoss sie mit ihrer Waffe auf Chiantis Maschine. Die Frau wich aber aus. Es war, als hätte man in ein Hornissennest gestochen. Schnell kletterte sie zurück und schloss das Schiebedach. 00:10 Korn schoss. Er traf einen Reifen. Kir hatte Mühe gehabt den Wagen weiter unter Kontrolle zu halten. Währenddessen erkannte Korn was auf ihn zu kam. 00:05 00:04 00:03 00:02 Auch Chianti erkannte die Bombe. „Korn, du verdammter Idiot. Mach das du weg kommst“, raunte sie. 00:01 00:00 Es war zu spät. Die Bombe explodierte. „Korn!“, rief Chianti. Sie knurrte und biss sich auf die Unterlippe. Steine der Brücke fielen zu Boden. Sie war zerstört und man konnte nicht sagen, was mit dem Organisationsmitglied passiert war. „Mir wäre es lieber, wenn wir sie lebend erwischen würden“, gab Jodie von sich. Kir nickte. „Mir auch. Aber manchmal geht es nicht anders“, antwortete sie. Mit aller Kraft versuchte sie den Wagen in der Spur zu halten, was, durch den geplatzten Reifen schwer war. Wenn sie Pech hatten, waren sie einer wütenden Chianti ausgeliefert. Kir nahm den Fuß am Gaspedal und reduzierte, ohne auf die Bremse zu drücken, langsam die Geschwindigkeit. Sie blickte zu Jodie. „Wir müssen versuchen, Chianti herunter zu holen.“ Jodie nickte. Sie blickte aus dem Fenster. Bald fuhr das Organisationsmitglied auf der gleichen Straße. Dass Chianti wütend war, wussten sie. Die junge Frau richtete ihr Scharfschützengewehr auf den Wagen. Jetzt zu lange zu warten, konnte den Tod bedeuten. Jodie richtete ihre Waffe auf die Frau. Sie schoss mehrfach. Da Chianti das Motorrad momentan nur mit ihrem Körper lenkte, hatte sie vielleicht eine Chance. Jodie war jetzt die Einzige, die noch handeln konnte. Auf Kirs Hilfe konnte sie nicht zählen, da diese mit dem Ruhigstellen ihres Fahrzeuges beschäftigt war. Immer wieder schoss Jodie und entging selber ganz knapp einer Kugel von Chianti. Sie trat durch das Fenster in den Wagen ein und streifte ihre Haare, während sie an der Vorderscheibe heraus trat. „Verdammt“, zischte das Organisationsmitglied. Es war einfacher jemanden zu erschießen, wenn er sich nicht wehrte. Die Schüsse, die ihren Körper traten, machten ihr nichts aus. Durch die Weste war sie am Oberkörper gesichert. „Schießen Sie auf ihre Hände“, wies Kir ihre momentane Partnerin an. „Das versuch ich ja. Versuchen Sie mal in einem fahrenden Wagen die Arme zu treffen“, gab diese zurück. Jodie visierte Chianti erneut an. Die Schüsse gingen alle ins Leere und trafen nur die Weste des Organisationsmitgliedes. „Was ist mit Verstärkung?“ „Die hat Shu mit keinem Wort erwähnt.“ „Hmm…wäre jetzt aber besser…“ „Das müssen Sie mir nicht sagen.“ Der Wagen wurde immer langsamer. „Wenn wir nicht gleich handeln, ist es zu spät“, entgegnete Kir. Jodie schoss erneut, als sie merkte, dass kein Schuss aus ihrer Waffe heraus kam. „Verdammt…“ Gerade jetzt musste die Munition leer sein. Für den Wechsel gab es nicht viel Zeit. Jodie zog ihren Arm zu sich und holte das nächste Magazin heraus. Sobald sie mit dem Nachladen fertig war, und Chianti direkt neben ihnen fuhr, bemerkte sie den glasigen Blick der Frau. Chianti verlor die Kontrolle über ihre Maschine und prallte mit dieser gegen den Boden. Langsam hielt auch der Wagen, in dem Jodie und Kir saßen, an. Zwei andere Wagen, die hinter Kir auftauchten, kamen ebenfalls langsam zum Stehen. Kir blickte in den Rückspiegel. „Noch mehr Organisationsmitglieder?“, fragte Jodie leise. Sie atmete tief durch und wandte ihren Kopf dann nach hinten. Sie war erstaunt. „Camel?“ Kapitel 26: Hass ---------------- Kir blickte ebenfalls nach hinten. „Das kann doch nicht sein.“ Jodie stimmte dem zu. Dann erst bemerkte sie, dass in den beiden Autos noch mehr Menschen saßen, die sie kannte. Nicht nur, dass Camel kam und sie nun rettete, Ran, Heiji und Masumi saßen bei ihm in Wagen, während im zweiten Wagen, einem roten Mazda, Miwako und Takagi saßen. „Das glaub ich nicht“, gab Jodie von sich. Sie öffnete die Tür und stieg aus dem Wagen aus. Camel folgte ihrem Beispiel und kam ihr entgegen. „Können Sie mir mal sagen, was Sie hier machen?“, wollte die FBI Agentin wissen. „Der Boss hat mich informiert.“ „James?“ Jodie hob die Augenbraue. Der Angesprochene nickte. „Kurz nachdem Sie los fuhren, rief er mich an. Agent Akai hatte ihm mitgeteilt, dass die Organisation eine Falle für Sie vorbereitet hat. Ich sollte mich auf den Weg machen, da er sich sicher war, dass sich kein Mitglied in Tokyo aufhielt.“ „Hmm…verstehe…“, murmelte sie leise. „Wie ich sehe, kamen wir auch im letzten Moment.“ Sie nickte. „Was haben Sie eigentlich getan?“ Jodie sah zu dem Feuer, welches das Motorrad entfachte, als Chianti mit diesem gegen die Leitplanke stürzte. Camel senkte den Blick. „Ich bin nicht gerade stolz darauf“, sprach er leise. „Ich musste ihr in den Nacken schießen…“ „Machen Sie sich keine Vorwürfe“, entgegnete sie. „Sie mussten das tun.“ „Ich weiß“, murmelte er. „Ich wünschte, es gebe einen anderen Weg…unser Ziel ist schließlich das Verhaften der Organisationsmitglieder und nicht ihre Auslöschung.“ „Das packen Sie schon“, gab sie von sich. Sie blickte zu dem Wagen. „Der reifen ist hin. Wir können erst weiter fahren, wenn der gewechselt ist“, entgegnete Kir. „Besser der Reifen als der ganze Wagen.“ Die junge Frau nickte. „Wir hatten wirklich viel Glück. Bei Korn und Chianti kommt man nicht so leicht mit dem Leben davon.“ „Das können Sie laut sagen.“ Jodie hielt sich ihren Bauch. Die Rippe tat immer noch weh. Obwohl sie schon Schmerzmittel nahm, hatte sie das Gefühl, dass die Schmerzen größer wurden, als sie ans Schiebedach kletterten. „Wir sollten so schnell wie möglich den Reifen wechseln“, entgegnete Kir. „Haben wir hinten einen Ersatzreifen?“, wollte Jodie wissen. Kir schüttelte den Kopf. „Im Kofferraum ist keiner“, seufzte sie. „Mist…dann können wir ihn nicht wechseln“, murmelte Jodie. „Sie können ja bei mir mitfahren“, schlug Camel vor. „Sagen Sie mal…warum sind die Kinder da? Und die Polizei?“, kam es dann von Jodie. „Ja…wissen Sie…“, Camel kratzte sich am Hinterkopf. „Als der Anruf kam, wollte ich schnell sein. Die Frage war, was ich mit ihnen mache…Unglücklicherweise sind Heiji und Masumi sehr schnell darauf gekommen, dass ich Ihnen hinterherfahren werde.“ „Okay…und deswegen nahmen Sie sie mit?“ Er schüttelte den Kopf. „Sie haben mir buchstäblich die Pistole auf die Brust gesetzt. Entweder sie kommen mit und wir könnten sofort aufbrechen, oder wir diskutieren das aus und ich verliere Zeit. Aus dem Grund hielt ich es für einfacher, wenn ich sie mitnehm.“ Jodie nickte leicht. „Hmm..gut, das ist verständlich“, murmelte sie leise. „Aber wir können uns wohl nicht zu sechst in Ihr Auto setzen.“ „Das nicht, aber wir könnten einen von ihnen in den anderen Wagen setzen.“ „Machen wir das“, entgegnete die FBI Agentin. Sie ging zu Camels Wagen. „Möchten Sie und verraten, was Sie jetzt vor haben?“, kam es von Miwako. „Eigentlich wollten wir nur Jemanden aus Camels Wagen in Ihren rein setzen, damit wir weiter fahren können.“ „Das geht so nicht. Wir müssen uns zuerst um die Brücke und die Toten kümmern“, warf Miwako an. „Wie Sie meinen“, murmelte Jodie. Sie öffnete die Tür des Wagens. „Einer von euch muss aussteigen und im anderen Wagen mitfahren.“ „Ran“, kam es sofort von Masumi und Heiji. „Eh? Ich?“ „Mein Bruder ist schließlich dort, also muss ich auch hin“, entgegnete Masumi. „Und ich fahr hier mit, weil ich ein guter Detektiv bin und sicher helfen kann, wenn auf dem Weg was passiert.“ „Aber Shinichi ist mein…bester Freund“, warf Ran ein. „Du kommst ja auch zu ihm“, sprach Heiji. „Du fährst nur im Wagen hinter uns.“ Das Mädchen seufzte. Sie schnallte sich ab. „Wenn es sein muss…“ Sie stieg aus dem Wagen. Jodie schmunzelte leicht. Dann sah sie zu Heiji nach vorne. „Du steigst hinten ein.“ „Muss das sein?“ „Ja, das muss.“ Seufzend stieg auch Heiji aus und stieg hinten wieder aus. Jodie setzte sich auf den Sitz daneben, während Kir vorne einstieg, „Wir können.“ Camel stieg auf der Fahrerseite ein. Er schnallte sich an und startete den Motor. „He? Was haben Sie vor?“, wollte Miwako wissen. Sie stellte sich vor den Wagen. „Tut mir leid“, wisperte der FBI Agent. Er setzte zurück und fuhr um sie herum. „Verdammt…“, murmelte Miwako. Sie hatte sich austricksen lassen und sah zu Ran. „Was ist los?“, wollte das Mädchen wissen. „Wir müssen hier warten…“ „Was? Nein…“, Ran schüttelte den Kopf. Sie konnten doch nicht so viel Zeit hier verbringen. Sie mussten doch zu Shinichi. Das Mädchen schluckte. „Tut mir leid, die Vorschriften besagen, dass wir uns zuerst um das Chaos hier kümmern und dann erst weiter fahren.“ „Wie lange wird das dauern?“, fragte das Mädchen nach. „Aus Erfahrung wissen wir, dass es so ungefähr 2-3 Stunden sein kann“, antwortete Wataru. Miwako blickte zu Ran. „Weißt du, wohin es gehen sollte?“ Ran schüttelte den Kopf. „Wir haben nicht gefragt. Wir waren so froh, dass wir mitfahren konnten…“ „Das bringt alles nichts“, entgegnete Miwako. Sie zog ihr Handy heraus. „Was hast du vor?“ „Ich lasse nach dem Auto von Agent Camel suchen.“ „Du hast dir das Kennzeichen gemerkt?“ Sie nickte. „Damit sollten wir wenigstens herausfinden können, wo sie sich aufhalten, auch wenn wir weit weg sind.“ Shuichi hielt in der Nähe des Bürokomplexes an. Er blickte zu Conan. „Du solltest nicht mit gehen“, sprach er. Er schnallte sich ab und öffnete die Tür seines Wagens. „Sie glauben doch nicht, dass ich Sie alleine gehen lassen“, warf er ein. „Du hast keine andere Wahl.“ Conan schüttelte den Kopf. Jetzt, wo er hier war, würde er sich nicht so einfach abschütteln lassen. Conan schnallte sich ab. Er wollte kämpfen. Der Junge wandte sich der Tür zu und wollte sie öffnen, als er einen Stich spürte. Überrascht sah Conan nach hinten. „Was…?“ Er wurde müde. Shuichi zog die Spritze aus Conans Hals heraus und legte sie neben den Schaltknüppel. „Schlaf gut.“ „Ne…ei…n…“, murmelte Conan leise. Er konnte seine Augen kaum wach halten und musste sie schließen. Kurz darauf schlief er ein. Akai wartete einen Moment. Er musste sich sicher sein. Nach wenigen Minuten stieg er aus seinem Wagen und schloss die Tür. Das FBI brachte keine Zivilisten in Gefahr. Und auch wenn Conan viel über die Organisation wusste, so war es unnötig ihn in Gefahr zu bringen. Vor allem, da das Treffen nur dem FBI Agenten galt. Shuichi zog eine Zigarette aus der Schachtel heraus und zündete sie an. Es war bereits Abend geworden, wodurch man das Leuchten der Zigarette sehr gut vernehmen konnte. Jetzt wäre also das ultimative Treffen. Akai war schon gespannt, wer ihm aus der Organisation gegenüber stehen würde. Gin oder Bourbon. Beide Mitglieder hassten ihn und wollten ihn tot sehen. Beide hielten sich für den Messias, der Akai zu Fall bringen durfte. Gin hasste ihn, weil er ein Verräter war und weil er selber nichts davon mitbekam. Bourbon hasste ihn, weil Akemi ihm vertraute und keiner seinen Worten glauben schenkte. Wahrscheinlich waren beide Motive genug. Aber das mussten die feindseligen Organisationsmitglieder unter sich klären. Er hätte gerne gesehen, wie sich die beiden Männer selber zerfleischen, nur damit einer von ihnen kämpfen konnte. Shuichi ging weiter. Er ging solange, bis er zu dem Gebäude kam. Der FBI Agent sah an der Fassade hoch. Alles sah normal aus. Aber es war wohl kein Zufall, dass sich die Organisation gerade dieses Gebäude für ihre Zwecke aussuchte. James näherte sich dem Agenten. „Wie sieht die Lage aus?“, wollte Akai wissen. „Bisher alles still.“ „Sind Sie alle da drin?“ James nickte. „Zumindest sind sie nicht heraus gekommen.“ „Sehr gut“, entgegnete Shuichi. Aus seiner Jackentasche zog er eine Beretta und überprüfte ob sie geladen war. Shuichi grinste. Jetzt käme die Abrechnung und auch er hatte seine Rache. „Wo ist Conan?“ „Der schläft“, antwortete Akai. James hob die Augenbraue. „Hmm…“ „Keine Sorge. Er wird erst aufwachen, wenn alles vorbei ist.“ Der Einsatzleiter nickte. „Wir müssen noch auf die Verstärkung warten.“ „Müssen wir nicht“, gab Akai kühl von sich. Er warf die Zigarette auf den Boden. „Ich gehe rein.“ „Das tun Sie nicht. Das ist ein Befehl“, sprach James. „Dann feuern Sie mich.“ Shuichi trat nach vorne. Langsam ging er auf das Gebäude zu. Die Glastür öffnete sich und er trat ein. Akai blickte sich um. Er beäugte sie junge Dame, die am Empfang saß. Sie schien überrascht zu sein, dass jemand das Gebäude betrat. „Guten Abend“, gab sie von sich. „Haben Sie einen Termin?“ Schweigend ging der FBI Agent zum Aufzug. Er drückte den Knopf. „Hey…Sie können doch nicht so einfach gehen“, sprach sie. Die Frau lief um ihren Tresen herum und auf ihn zu. „Mischen Sie sich nicht ein“, raunte er. Sie blieb stehen und schluckte. Als er sie mit seinen kalten, giftgrünen Augen ansah, erstarrte sie noch mehr. Sie konnte sich nicht bewegen und sah hilflos mit zu, wie der Agent in den Aufzug stieg. „Akai“, rief James, als er in das Gebäude gelaufen kam. Er ballte die Faust. Es war gefährlich herzukommen. Die Aufzugtüren schlossen sich. Der Agent lehnte sich nach hinten und wartete nun ab. „Oh nein“, wisperte die junge Frau. Sie lief zu ihrem Telefon. „Herr Migawara! Ein unbefugter Mann ist gerade in den Aufzug gestiegen“, sprach sie in den Hörer. James trat an diesen und drückte den Aufzugknopf. Es passierte nichts. Und trotzdem sah man, dass sich Akai immer noch in der Etage befand. „Was geht da vor…“, wisperte er leise. Der Einsatzleiter blickte zu der Frau. „Sofort die Tür aufmachen.“ „Die geht automatisch auf“, meinte sie. Sie kam wieder hervor und als sie am Fahrstuhl war, drückte sie auf den Knopf. Auch bei ihr ging die Tür nicht auf. „Das ist ja merkwürdig…“ Akai schloss die Augen. Er wartete. Und dann bewegte sich der Fahrstuhl nach unten. „Wo sind die Treppen?“, wollte James wissen. „Dort drüben“, erzählte die Frau. „Merkwürdig.“ „Hmm?“ „Der Aufzug fährt nach unten…“ „Was soll daran merkwürdig sein?“, fragte James an. „Nach unten kommt man nur mit den Treppen.“ „Verdammt…“ James nahm sein Handy hervor. „Wir stürmen das Gebäude.“ Shuichi öffnete seine Augen und wartete, bis die Tür aufging. Anstatt, dass sie auf der Site aufging, auf der er einstieg, öffnete sie sich auf der anderen Seite. „Interessant…“, meinte Akai ruhig. Er trat nach vorne in die Dunkelheit. Sobald er einen Schritt weiter machte, wurde der Gang beleuchtet. Mit jedem Schritt ein Teil mehr, während hinter ihm die Lichter wieder ausgingen. Noch immer waren seine Schritte mit Bedacht gewählt, aber weder langsam noch zu schnell. Er ging, wie er immer ging und kam schon bald in einen größeren Raum. Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht. „Hallo, Bourbon.“ „Du bist ja ziemlich mutig, dass du hier her gekommen bist“, gab dieser von sich. Er trat auf den FBI Agenten zu und zog sich die falsche Maske vom Gesicht. „Es war wirklich interessant, als ich dich gespielt hab.“ „Hast du wirklich geglaubt, du könntest mich heraus locken, nur wenn du meine Identität annimmst?“ „Vielleicht. Aber du musst zugeben, es war spaßig“, antwortete Bourbon. „Armer Irrer. Hast du wirklich gedacht, dass ich mit einem von ihnen dabei zusammen arbeitete?“ „Natürlich nicht. Das wäre zu offensichtlich und genau deswegen hätte es dein Plan sein können.“ „Wie du meinst.“ „Aber es war egal. Du bist wieder da“, sprach Bourbon. „Ich hab sowieso nie geglaubt, dass dich Kir wirklich getötet hat.“ „Diese Option käme aber in Betracht“, warf er ein. „Du hättest dich nie so einfach erledigen lassen. Nicht einmal, um Kirs Sicherheit zu garantieren. Dafür hast du zu viele Rechnungen mit uns offen.“ „Mit dir hab ich keine offen“, entgegnete der FBI Agent ruhig. Bourbon ballte die Faust. „Du bist immer noch überheblich wie damals.“ „Und du so naiv.“ Shuichi grinste. „Du hättest bei der Polizei bleiben sollen, anstatt dich dieser Organisation zu zu wenden.“ „Das geht dich nichts an.“ Bourbon richtete seine Waffe auf den Agenten. „Verstehe…deswegen bist du also kein Polizist mehr. Sobald man deinen wunden Punkt trifft, nimmst du deine Waffe und erledigst es auf diese Art und Weise.“ Bourbon schoss direkt neben Akais Gesicht. Der FBI Agent rührte sich nicht und blickte aus dem Augenwinkel zum Schussloch. „Du weißt gar nichts von mir“, sprach das Organisationsmitglied. Ohne das Gesicht zu verziehen, blickte Shuichi seinen Gegenüber an. „Aus dir hätte mehr werden können.“ „Du meinst wie du? Ein verschrobener FBI Agent, der in seinem Leben nichts erreicht hat? Du hast es nicht einmal geschafft, eine Organisation wie unsere hochzunehmen.“ „Solltest du nicht wissen, dass mir Worte egal sind? Vor allem wenn sie von dir kommen?“ „Wie du willst“, entgegnete Bourbon. „Dann erledige ich dich eben sofort und koste den Moment nicht noch weiter aus.“ „Was sagt Gin dazu?“ Akai schnaubte verächtlich. „Gin“, wiederholte Bourbon den Namen. „Mir ist egal, was Gin macht. Wenn er dich unbedingt erledigen will, dann sollte er auch hier sein, findest du nicht auch?“ Bourbon grinste, ehe er einige Schritte nach vorne trat und hielt dann an. Schmerzverzerrt blickte er nach hinten, während einige Tropfen Blut an seinem Rücken herunter tropften, ehe es langsam herabfloss. „Gin“, zischte er. „Du wirst es überleben“, sprach dieser und kam näher. Da Bourbon bisher nicht in Ungnade fiel und auch keine großen Fehler machte, durfte er ihn nicht töten. Allerdings hieß es nicht, dass er ihn nicht verletzen durfte, wenn es nötig wurde. In dem Fall war es für Gin nötig. Er schwor sich, der Einzige zu sein, der das Recht hatte, den FBI Agenten umzubringen. Selbst als Kir diesen Auftrag bekam und er nur in der zweiten Reihe zusehen durfte, wusste er, dass Rot und Schwarz für einander bestimmt waren. Nur er durfte seinen Erzfeind aus der Welt reißen. Gin wusste, dass es dem FBI Agenten genauso ging. Bereits damals, nachdem er die Nachricht von Akemis Tod bekam, konnte sich der FBI Agent denken, wer dafür verantwortlich war. Und Gin sorgte für die weitere Sicherheit. Über einen Mittelsmann – ein niederes Organisationsmitglied – ließ er ihm die Nachricht zu kommen. Gin wollte von ihm gehasst und gejagt werden. Nur dadurch wurde seine Rache bitte. Gin blickte zu Bourbon. „Hast du wirklich gedacht, ich würde ihn dir überlassen?“ Aus seiner Manteltasche zog er eine zweite Waffe und schoss blitzschnell. Während sich Shuichi keinen Schritt bewegte, steckte ein Pfeil in Bourbons Hals. Das Organisationsmitglied blickte aus dem Augenwinkel an die Stelle und nahm sie kaum wahr. Seine Hand bewegte sich zu dem Pfeil, den er wenige Sekunden später heraus zog. Bourbon führte seine Waffe an seine Schulter. Mit einer Wunde an der Stelle konnte er noch leben. In der momentanen Situation waren Arm und Beine schlimmer. Auf halber Höhe gab sein Körper nach und Bourbon fiel nach vorne. Gin schnaubte verächtlich. Er selber konnte damals die Wirkung des Betäubungspfeils mit einem gezielten Schuss in die Schulter stoppen. „Du darfst gern weiter arbeiten und meinen Job machen“, sprach er mit einem Grinsen auf den Lippen. „Bilde dir nicht zu viel ein“, gab Gin von sich. „Aber danke, dass du auf mich gewartet hast.“ Der FBI Agent verengte die Augen. Alle Erinnerungen an damals kamen hoch. Außerdem konnte er sich nun, wo er Gin direkt gegenüber stand, genau vorstellen, wie er Akemi erschoss. Zuerst gab er ihr Hoffnung, eine Hoffnung, die er dann zerstörte und sie mit einem einzelnen Schuss aus dem Leben riss. Aus der Zeitung wusste er, dass Akemi noch am Leben war und erst Minuten später qualvoll starb. Gin quälte sie absichtlich. Wahrscheinlich war er auch noch vor Ort und sah ihr zu. Allein bei dem Gedanken, bekam Akai schlechte Laune. „Ich mach es kurz und schmerzlos“, gab der FBI Agent von sich. Der Satz hörte sich so falsch an. Gin einen schnellen Tod zu beschaffen, hätte wenig Sinn gehabt. Eigentlich gehörte er gequält, doch das hätte zwei Nachteile: Gin könnte entkommen und Akemi hätte nie gewollt, dass er einen Menschen quälte, auch wenn es sich um den Feind handelte. Akemi hatte selbst mit dem Feind Mitleid. Und selbst wenn er einen Auftrag bekam und Akemi davon erfuhr, sah sie ihn immer mit einem Blick an, der ihm sagte, dass ihr die Menschen leidtaten. Sie hatte immer so eine Art an sich, welche auch ohne Worte viel aussagte. Es war überhaupt ein Wunder, dass die Organisation sie überhaupt als Mitglied aufnahm. Akemi passte nicht zu ihnen. Sie sorgte sich um andere Menschen und konnte eigentlich keiner Fliege etwas Tun, was auch der Grund war, warum sie für die Beschaffung des Geldes zuständig war. Eigentlich wäre es nun sogar besser, Gin zu verhaften und für seine Taten dauerhaft im Gefängnis schmoren zu lassen. Der Tod wäre für eine Person wie Gin, aber auch für andere Mitglieder der Organisation nur eine Erlösung. Und trotzdem wäre es besser, wenn Gin nicht mehr leben würde. Denn selbst, wenn dieser festgenommen würde, so gäbe es erneut zwei Möglichkeiten: entweder er starb im Gefängnis oder ihm wäre die Flucht gelungen und er wäre anschließend durch Akais Hand gestorben. „Glaubst du immer noch, du könntest mich erledigen?“ „Wenn du denkst, dass ich dich so einfach gehen lasse, dann hast du dich geirrt.“ „Armer Irrer“, entgegnete Gin darauf. „Wenn es für dich einfach wäre mich zu töten, dann hättest du es schon längst getan. Ich kenn dich, genauso gut, wie du dich selbst. Und ich weiß, dass du, wenn es um mich geht, keine Befehle deines Bosses akzeptieren wirst.“ Shuichi grinste selbstsicher. „Du musst es ja wissen“, fing er an. „Deswegen sollte sich wohl auch Kir um mich kümmern. Das hat dir bestimmt nicht gefallen.“ „Es war mir sogar egal. Als ob Kir dazu in der Lage wäre…Ich wusste, dass du warten würdest, bis wir uns endlich gegenüberstehen.“ „Dann hoffe ich, dass du dich auch gut vorbereitet hast. Es wäre eine Schande, wenn ich dich einfach erledigen könnte“, entgegnete der FBI Agent ruhig. So lange hatte er schon auf diese Gegenüberstellung gewartet. Und auch wenn James nun auftauchen würde und ihn abziehen wollte, er hätte es nicht zugelassen. Jetzt und nur jetzt war Gins Ende. Gin schnaubte leicht. „Grüß deine Freundin von mir, wenn du sie siehst.“ Er schoss. Akai wich zur Seite. Es wäre kein leichtes Spiel, was die beiden Männer miteinander haben würden. Keiner würde aufgeben und nur einer oder keiner konnte überleben. Sowohl Shuichi wie auch Gin waren Männer, die in einer solchen Situation weder aufgaben noch die Nerven verloren. Auch wenn es schwer werden würde, sie wussten, worauf sie sich einließen und es gab keine Gnade. „Glaubst du wirklich, du könntest mich so leicht erwischen?“, sprach Shuichi. Auch er schoss. Die Beiden lieferten sich einen bitteren Kampf. Immer wieder fielen Schüsse und obwohl sie einander gegenüberstanden, konnte man nicht vorher sehen, wer als Sieger und wer als Verlierer heraus ging. Sie hatten einen starken Willen und ein Ziel vor Augen. „Wie ich sehe, hast du diesmal auf deine schusssichere Weste verzichtet.“ Seine Stimme zeigte Verachtung für das Organisationsmitglied. Es war egal, ob sich Gin schützte oder nicht, er war immer noch die gleiche Person. „Ich habe nichts zu befürchten“, gab der Angesprochene von sich. Bis auf ein paar Kratzer im Gesicht und eine Kugel in seinem rechten Arm, wurde er bislang noch nicht schwer verletzt. Akai wusste genau wo er zielen musste. Doch es wurde schwer, wenn sich eine Person bewegte. Mit seiner Erfahrung konnte er diesen Fehler korrigieren, aber Gin war nicht irgendeine Person. Er war niemand, der das erste Mal vor dem Kugelfeuer belagert wurde und um sein Leben kämpfen musste. Shuichi allerdings war auch nicht irgendjemand. Obwohl Gin mehrfach auf seine Beine feuerte und den FBI Agenten bewegungsunfähig machten wollte, gab Akai nicht nach. Der Schmerz in seinem, nun blutenden Oberschenkel, war nicht stark, das Adrenalin in seinem Blut hingegen kochte und sorgte dafür, dass er immer weiter machte. „Dein Plan war wirklich gut, nur zu dumm, dass Kir die Schwachstelle war. Nur Idioten, wie Wodka, hätten geglaubt, dass sie dich tatsächlich umbrachte.“ „Und doch warst du nicht in der Lage mich zu finden.“ „Das musste ich nicht einmal“, entgegnete Gin. „Ich wusste, dass du früher oder später wieder auftauchen würdest. Es war nur eine Frage der Zeit.“ Gin blickte auf den, am Boden liegenden Bourbon. „Was für ein Narr. Er hätte wissen müssen, dass du keinen deiner Kollegen einweihst. Irgendwie ist es schade. Das hier und heute, wird dein Ende sein. Aber du kannst dich glücklich schätzen. Ich schicke dich zu deiner kleinen Freundin.“ Shuichi verengte die Augen. Sein Griff um die Waffe verfestigte sich und schon bald, visierte er mit dieser seinen Erzfeind an. Der Kampf der Giganten ging in die nächste Runde. Keiner würde weglaufen oder klein Beigeben. Es gab nur zwei Optionen für den Ausgang: einer von ihnen starb und der andere überlebte oder beide starben. Und heute war der Zeitpunkt gekommen, um das Schicksal entscheiden zu lassen. „Gin, komm sofort zurück. Sie haben uns gefunden“, zischte die raue Stimme. Das Organisationsmitglied reagierte nicht auf die Worte, die er durch den kleinen Kopfhörer in seinem Ohr bekam. „Was ist?“, fing Akai an. „bist du schon aus der Puste?“ Shuichi war gewiss kein Engel. Wann immer es ging, stachelte er Gin an, besonders in einer Situation wie dieser. Menschen, die sich konzentrierten und dann aus dem Konzept gebracht oder wütend gemacht wurden, neigten zu Fehlern. Und wenn sich Gin konzentrierte, sein Augenmerk nur auf sein Ziel richtete, war er eine brutale Bestie. Sticheleien konnten es nur schlimmer machen. Gin wäre unberechenbar. Aber es war genau das, was der FBI Agent wollte. Gin sollte nur wütender werden und die ersten Fehler machen. Shuichi kannte seinen Gegenüber genau. Lange Zeit arbeitete er mit diesem zusammen, folgte ihm auf Schritt und Tritt und auch, als seine Tarnung aufflog, ermittelte er weiter. Ihm blieb nichts verborgen. Gin fixierte seinen Gegenüber. Trotz dieser, bei weitem angespannten Situation, zählte er mit. Zählen war zu viel gesagt. Er war erfahren genug, um zu wissen, wann es Zeit war das Magazin seiner Waffe zu wechseln. Und er wusste auch, wann es bei seinem Feind soweit war. Bei Akai sah es nicht anders aus. Auch dieser wusste, wann es Zeit war zu handeln. Das Gefecht ging weiter. Die Atmosphäre roch stinkig und der Tod lag in der Luft. Keiner wollt jetzt aufgeben, nicht nachdem sie bereits so nah an ihrem Ziel warn. Mit schnellen Bewegungen lud Gin seine Waffe. Das neue, wie auch andere Magazine verharrten in seiner Manteltasche. Auch Akai nutzte den Moment und bereitete seine Waffe für die erneute Auseinandersetzung vor. Dann schoss er zuerst. Er musste Gin erwischen, egal wie. Die Zeit ran ihm weg. Auch wenn sie nun alleine hier unten waren, die Möglichkeit, dass irgendwas schief ging, war immer noch da. Er hatte sich James widersetzt, was Folgen haben würde. Wahrscheinlich war James bereits auf den Weg hier her. „Das war ein Befehl, Gin!“, kam es erneut von der Stimme. Gin zischte. Auch er gab Schüsse ab und versuchte alles, um den FBI Agenten aus der Reserve zu locken und zu verwunden. Wie sich herausstellte, war es gar nicht so einfach. Gin knurrte. Noch immer konnte er Akai nicht erledigen. Egal, wie oft er auf diesen schoss, immer konnte der FBI Agent ausweichen. Das war der Nachteil, wenn man bewegliche Ziele hatte. Man konnte sich nicht sicher sein, diese zu treffen. Außerdem war Akai, wie er selber, eine harte Nuss. Man konnte auf ihn schießen, ihn mit voller Wucht treffen und trotzdem hielt sich der FBI Agent weiterhin auf den Beinen. Ein anderer würde bereits mit der Schussverletzung auf dem Boden liegen und um sein Leben flehen, nicht so Shuichi Akai. Gin biss sich auf die Unterlippe. Sollte er nun den Befehl des Bosses ausführen und verschwinden oder sollte er sich auf Akai stürzen und diesen erledigen? Wie konnte ihm der Boss diese Genugtuung nur wegnehmen? Zwar verstand das Organisationsmitglied den Ernst der Lage, trotzdem wollte er seinen Gegenüber erledigen. „Fahr zur Hölle.“ „Hab ich nicht vor“, kam es von Akai. Heute würde nicht sein Todestag sein, nicht solange er ein Ziel vor Augen hatte. James tastete die Wand ab. Der ältere Mann klopfte an mehrere Stellen und versuchte einen anderen Weg in den Keller zu finden. Er stand schon im Fahrstuhl, ohne dass sich dieser in Bewegung setzte. Nach oben kam er locker, nach unten jedoch nicht. Dabei weckte der Weg nach unten sein größtes Interesse. James beobachtete die Empfangsdame. Auch wenn sie immer wieder beteuerte, nichts über den Weg nach unten zu wissen, konnte es doch sein, dass sie mit falschen Karten spielte. Nach dem Fahrstuhl begutachtete James mit seinen Männern die Treppen, die in das Untergeschoss führten. Sie waren unauffällig und auch der Kellerraum zeigte keine Indizien. Aber irgendwo mussten sie sein. „Akai muss irgendwo da unten sein“, gab James von sich. Er mochte es nicht, wenn sich sein Untergebener so viele Freiheiten heraus nahm. Natürlich, Akai war ein guter Agent, der wusste, was er tat, aber manchmal achtete er nicht auf das Risiko, welches er einging. Sein eigenmächtiges Handeln war eigentlich kein positiver Aspekt für einen FBI Agenten und jeder andere Vorgesetzte hätte ihn bereits mehrfach verwarnt. Aber Jams war da anders. Er wusste, was sein bester Mann konnte und welche Erfahrungen dieser nutzte. Trotzdem war es in einer Situation wie dieser nicht vorteilhaft. „Wir haben eine Stelle“, rief ein Beamter James zu. Der Angesprochene eilte dorthin. „Ein Fluchtweg?“ Der FBI Agent nickte. „Sie befand sich hinter dem Heizungssystem.“ „Verstehe…sie sind schlau“, gab James leise von sich. „Könnt ihr die Tür öffnen?“ Der Agent nickte und gab seinen Männern den Befehl dazu. „Wir müssen vorsichtig sein. Dort hinten könnte uns alles erwarten“, fing James an. „Agent Akai befindet sich auch irgendwo.“ „Das ist uns bewusst.“ James Black lief den Gang entlang. Immer wieder sah er das Licht, welches in einen größeren Raum führte und je näher er diesem kam, desto lauter wurden die Schüsse. Er schluckte. Die Auseinandersetzung war mitten im Gange und wenn er und sein weiteres Team noch mehr Zeit verstreichen ließen, konnte das unausweichliche passieren. Hoffentlich kommen wir nicht zu spät, dachte sich James. Erleichterung stieg in ihm auf, als er den erhellten Raum betrat. Shuichi glitt an der Wand zu Boden. Der Schmerz in seinem Oberschenkel pochte und nun war auch noch seine Schulter in Mitleidenschaft gezogen. Kleinigkeiten von denen er sich nicht aufhalten wollte. Akai blickte auf seinen Gegenüber. Auch Gins Kräfte schwanden nach dem langen, nie enden wollenden Kampf und er sank zu Boden. Shuichi atmete tief ein. Die Verletzungen waren nur eine Kleinigkeit, im Vergleich zu dem, was gerade passierte. „Akai?“ Immer wieder hörte er seinen Namen. Mit einem Lächeln auf den Lippen blickte der FBI Agent zu seinem Vorgesetzten. „Was ist passiert?“ James betrachtete die blutenden Wunden. „Wir brauchen hier sofort ein Ärzteteam.“ „Das hat Gin nötiger.“ James blickte nach hinten, wo andere Agenten bereits um Gin herum standen. Einer sah nach oben und schüttelte den Kopf. „Nein. Gin ist tot.“ „Sehr gut.“ Akai lehnte seinen Kopf nach hinten. Er hatte Akemis Tod gerächt. Und trotzdem war da noch der Mann, der hinter all dem steckte: Der Boss. Langsam hievte sich der Agent nach oben. „Wenn wir dort weiter gehen, kommen wir zu ihrem Boss.“ „Das ist in Ihrem Zustand nicht möglich…“ „Es waren zwei Durchschüsse. Legen Sie mir meinetwegen einen Verband an und lassen Sie mich dann gehen“, raunte Shuichi. „Und passt auf Bourbon auf. Ich will nicht hören, dass er entkommen ist.“ „Akai.“ Der Angesprochene bewegte sich auf die andere Seite des Raumes zu. „Bleiben Sie stehen, Akai.“ „Wir dürfen Sie nicht entkommen lassen.“ „Das werden wir auch nicht“, fing Jams an. „Aber zuerst müssen Sie sich behandeln lassen. Selbst bei Durschüssen besteht immer ein Risiko.“ „Ich kenne das Risiko“, entgegnete Shuichi mürrisch. „Dann sollten Sie wissen, dass es nun das Beste wäre, wenn sich unser Team Ihre Wunden ansieht.“ Shuichi knurrte. Er war nicht schwach und wollte weiter kämpfen, egal um welchen Preis. Aber er wusste auch, wann es notwendig war, sich auszuruhen und zu verschnaufen. Akai stützte sich an der Wand ab. „Wenn wir jetzt nicht handeln, könnten wir sie wieder verlieren.“ „Wir haben das Gebäude umstellt“, sprach Black. „Das bringt nichts. Sie sind nicht hier“, warf Shu ein. „Wenn ich mich nicht irre, müssten wir mittlerweile im Nebengebäude sein.“ Shuichi blickte auf das tote Organisationsmitglied. „Gin war nicht dumm. Er muss mit seinem Boss vernetzt gewesen sein. Je länger wir hier herum stehen, desto größer ist die Gefahr, dass der Boss handelt.“ „Das weiß ich“, kam es von James. „Trotzdem dürfen wir nichts riskieren. Ich möchte, dass Ihre Wunden erst einmal versorgt werden.“ Streng blickte er seinen Untergebenen an. „Das war ein Befehl.“ Erneut gab Shuichi einen murrenden Ton von sich. „Machen Sie schnell.“ James blickte nach hinten zu dem Rest des Teams und nickte dann. Eine junge Frau kam nach vorne. Sie fixierte Shuichi mit seinem Blick. „Halten Sie bitte still“, bat sie. Sie nahm seinen Arm nach vorne und sah sich die Wunde an. Er hatte Glück, dass es ein Durchschuss war und die Kugel nicht eine Arterie durchtrennte. „Bourbon ist nur bewusstlos. Er könnte jeden Moment aufwachen.“ „Ich verstehe“, gab die Ärztin von sich, während sie die Wunde desinfizierte und den ersten Verband anlegte. „Wenigstens haben wir jetzt endlich eines ihrer Mitglieder in unseren Händen.“ Sein Blick blieb auf Bourbon haften, der von den Männern aus dem Gebäude gebracht wurde. „Er wird es uns nicht leicht machen, wenn er wieder aufwacht.“ „Wir sind darauf vorbereitet“, sprach James. „Wo ist Conan?“ Akai schmunzelte. „Der Kleine schläft in meinem Wagen.“ „Freiwillig?“ James hob die Augenbraue. „Natürlich nicht. Ich musste ihn außer Gefecht setzen. Egal wer er ist, er ist und bleibt ein Kind, welches ich nicht der Gefahr aussetzen werde.“ Kapitel 27: Abseits ------------------- Conan schmatzte leicht, als er wieder zu sich kam. Langsam öffnete der Junge seine Augen. Er hatte das Gefühl, als würde sein Kopf explodieren, doch als ihm klar wurde, in welcher Situation er sich befand, richtete er sich sofort auf. Er hatte sich austricksen lassen und das von einem Mann, dem er vertraute. Der geschrumpfte Schüler sah sich im Wagen um. Er seufzte leise auf. Er hatte sich viel zu einfach ausknocken lassen. Dabei hätte er es doch erahnen können. Shuichi wollte schon damals im Krankenhaus bei der Sache mit Kir, keine Zivilisten in den Kampf gegen die Organisation schicken. Warum sollte es jetzt anders sein? Conan galt offiziell als Zivilist und obwohl er eigentlich ein Oberschüler und brillanter Detektiv war, gehörte er nicht zum Einsatzteam. Es war schon ein Wunder, dass Akai ihn überhaupt mitnahm. Conan legte seine Hand auf die Türklinke im Wagen. Er drückte sie nach unten, och es passierte nichts. Akai hatte abgeschlossen, was nicht weiter verwunderlich war. Er wollte also, dass keiner in den Wagen rein kam. Und trotzdem gab es eine Möglichkeit heraus zu kommen. Mittlerweile ließen sich die Autos auch von innen öffnen und das machte sich Conan zu nutze. Er suchte den Schalter, den er nur betätigen musste und als die Tür aufsprang, stieg er aus. Wie es Ran und Ai jetzt geht?, fragte er sich. Ein Seufzen entwich seiner Kehle. Conan hatte versagt und sein Versprechen gebrochen. Er konnte Ai nicht beschützen. Und es war seine Schuld. Wären seine Erinnerungen zu dem Zeitpunkt da gewesen, hätte er viel schneller auf Gin und Wodka reagiert und nicht erst im Nachhinein von allem erfahren. Wie konnte er sich dann sicher sein, dass es Ran gut gehen würde? Die Organisation war eine Bestie. Sie töteten ohne Rücksicht auf Verluste. Und nun hatten sie Ai. Wahrscheinlich suchten sie noch nach einem Druckmittel für sie, wenn sie denn lebte. Ihm war bewusst, dass das Mädchen nicht so schnell ihr Leben aushauchen würde. Sie war viel zu wertvoll für die Organisation. Und auch wenn sie sie los werden wollten, sie würden es langsam angehen lassen. Quälen, stand an oberster Priorität. Mit schnellen Schritten lief Conan los. Er fragte sich, wie alles verlaufen wäre, wäre er Wodka damals nicht gefolgt. Hätte dies sein Leben verändert? Entschuldigend blickte er Ran an. „…ich muss mal schnell wohin“, rief er ihr im Laufen zu. Dadurch erwachte das langhaarige Mädchen aus ihrer Trauer. Sogleich folgte ein ‚Wohin denn?‘, ehe auch sie sich auf den Weg machte. Weit kam Ran nicht. Als ihr Schnürsenkel riss, blieb sie stehen und sah hinunter. Ein schlechtes Gefühl machte sich in ihrer Bauchgegend breit, so als würde sie gleich die wichtigste Person verlieren. Dieses Gefühl verstärkte sich, als ihr Klassenkamerad in der Dunkelheit verschwand. „Shinichi“, rief sie aus vollem Leib. Was sollte sie nun machen? Tatsächlich warten? Die Oberschülerin schüttelte den Kopf. Nicht heute, nicht schon wieder. Sie wartete immer, aber heute wollte sie es nicht tun. Es war schon so lange her, dass sie was zusammen unternahmen und jetzt, wo es endlich soweit war, schien er in Arbeit zu versinken. Doch so einfach wollte sie es ihm nicht machen. Die Langhaarige kniete sich hin und stopfte den gerissenen Schnürsenkel soweit in den Schuh, dass er sie beim Laufen nicht behinderte. Dann lief sie erneut los. Shinichi verlor sich in der Dunkelheit. Der Oberschüler war ratlos. Seine Schritte verlangsamten sich, als er langsam dem weiteren Gelände näher kam. Aber nirgends war auch nur eine Spur von dem Mann in Schwarz zu sehen. Wie war das nur möglich? Menschen konnten nicht einfach so verschwinden. Nicht er, der selbst in der größten Menschenmenge noch auffiel. Sein Verstand arbeitete, er lief auf Hochtouren, und trotzdem verlor er jemanden in der Dunkelheit. Shinichi blickte sich um, vielleicht konnte er irgendwie eine Spur aufnehmen und dem Fremden noch folgen. Sein ungutes Gefühl beschlich ihn immer noch. Der Oberschüler sah nach rechts, nach links. Überall Leere und kaum Menschen. „Wie kann das nur sein…“, murmelte er leise. Er wollte nicht zugeben, dass die Möglichkeit bestand, dass er, der Schülerdetektiv Shinichi Kudo, einen Fehler beging. Das war eine Schmach. Aber zum Glück war keiner da, der irgendwas von seinem Plan wusste. „Hier steckst du also, Shinichi. Von wegen: ‚ich muss mal wo hin‘!“ Der Oberschüler erschrak. Es war eines von den Malen, wo er mit einer Begebenheit nicht rechnete. Eigentlich ging er alleine, bekam gar nicht mit, dass Ran ihm doch folgte, aber nun stand sie direkt hinter ihm. Wütend, die Hände in die Seiten gestemmt, blickte sie ihn an. „Also? Ich höre“, wütend tippte sie mit ihrem rechten Bein auf den Boden. Jetzt musste sich der Oberschüler etwas Gutes einfallen lassen. Mit Ran stand man ungern auf Kriegsfuß, besonders wenn man wusste, dass sie dann wieder bei einem ihren legendären Karatetritt anwenden würde. Leicht verlegen hob Shinichi den rechten Arm an seinen Hinterkopf und kratzte sich diesen. „Ich glaub, ich hab mich einfach nur verguckt“, erklärte der Oberschüler. „Du hast…du hast…“, wiederholte Ran ungläubig. „…dich verguckt?“, mit einem Mal wurde ihre Stimme lauter und man sah ihr regelrecht an, dass sie wütend wurde. „Du lässt mich einfach so stehen und dann erzählst du mir, dass du dich nur verguckt hast?“ Kudo nickte. Etwas Besseres war ihm in diesem Zusammenhang nicht eingefallen. Er konnte schließlich schlecht sagen: ‚Ich hab einen Kerl in Schwarz verfolgt, es sah so aus, als würde er krumme Geschäfte treiben und nun hab ich ihn verloren. Hilfst du mir beim Suchen? Vier Augen sehen bekanntlich mehr als zwei.‘ Nie im Leben würde sie ihm das abkaufen und selbst wenn, sie hätte sicherlich besseres zu tun, als einen möglichen Verbrecher zu suchen. „Selbst mir kann das passieren“, antwortete er mit einem Schulterzucken darauf. „Das glaub ich jetzt nicht“, die Anspannung in Rans Augen war deutlich sichtbar, auch wenn sie versuchte sich zusammen zu reißen, aber irgendwann ging es nicht mehr. Shinichi machte sich auf eine gehörige Standpauke bereit, er war für alles, was sie ihm nun sagen würde, bereit, doch es kam alles anders. „Du bist gemein, Shinichi.“ Kudos Augen weiteten sich. Mit einem Gefühlsausbruch der anderen Sorte rechnete er nicht. Wie auch? Zwar wusste er, dass Ran eine weiche Seite besaß, aber die zeigte sie selten. „Eh?“ Vollkommen perplex sah der Oberschüler seine Mitschülerin an. „Wir haben so lange nichts mehr zusammen gemacht, und kaum sind wir hier, redest du von Sherlock Holmes. Es stört mich nicht, ich hör dir da wirklich gerne zu, aber dann passiert irgendein Fall, der deine gesamte Aufmerksamkeit auf sich zieht und du vergisst wieder alles um dich herum und dann verschwindest du einfach. Und jetzt sagst du mir, dass es doch nur wieder falscher Alarm war. Ich hab mich auf den heutigen Abend so gefreut, aber schau nur, was daraus geworden ist. Wir stehen hier ganz abseits vom Park und…“ „Schh…ist ja schon gut“, wisperte der Oberschüler und zog die Mitschülerin in seine Arme. „Ist ja gut“, wiederholte er sich, während er über ihr Haar strich. „Ich weiß doch, was ich dir versprochen habe und ich werde mein Versprechen auch halten.“ „Shinichi.“ Ran lief rot an, mit einem Mal stieß sie den Oberschüler von sich. „Was fällt dir ein“, schnaubte sie wütend, versuchte ebenso ihr schlagendes Herz zu verstecken. Daraufhin lachte der Oberschüler. „Du müsstest mal dein Gesicht sehen“, gab er von sich. „Das ist nicht lustig, Shinichi.“ „Na komm, lass uns wieder zurück gehen. Du willst doch noch einen schönen Restabend hier verbringen. Aber ich kann dir nicht versprechen, dass ich nicht wieder von einem Mord angezogen werde, der vor unseren Augen passiert“, warf der Detektiv ein. „Jaja, das sagst du immer“, kam es von Ran, welche sich sogleich an Shinichis Arm klammerte. „Aber ich hoffe, du versuchst es diesmal wirklich.“ „Versprochen“, nickte der Oberschüler. „Also? Wohin willst du jetzt?“ „Hmmm“, dachte die Angesprochene nach, zog ihren Freund dann mit sich und sah sich die einzelnen Attraktionen an. „Keine Achterbahn.“ „Gut. Keine Achterbahn“, stimmte Kudo leicht lächelnd zu. „Na endlich“, ein schwaches Murmeln der Worte waren zu vernehmen. Worte, die man nur verstand, wenn man direkt neben der Person stand. „Wären die noch länger dort, hätte ich sie abgeknallt, was ist mit dir, Gin?“ „Mach dich nicht lächerlich“, gab der Angesprochene von sich. Er bewegte sich von der Wand weg und sah seinen Partner an. „Eh?“ „Pass gefälligst auf. Du kannst dir keinen weiteren Fehler leisten.“ Wodka schluckte hart. „Ich hab nicht geahnt, dass der Junge…“, versuchte er sich zu rechtfertigen. Doch Gin schnitt ihm das Wort ab. „Du solltest langsam wissen, was die Menschen können. Du hast ihn selber gehört, er ist ein Schnüffler und als du so offensichtlich herum gelaufen bist, hast du seine Aufmerksamkeit auf dich gezogen“, zischte der Mann. Diesmal nickte Wodka und versicherte sich selber, dass er es sich für das nächste Mal merkte. „Ich kann froh sein, dass du das rechtzeitig bemerkt hast, Aniki.“ Daraufhin nickte der Angesprochene. „Sei froh, dass ich die Übergabe um eine halbe Stunde verlegt habe.“ „Eh? Ja, Aniki“, stimmte Wodka dem zu. „Sag mal…“, murmelte er dann leise. „Woher wusstest du, dass es besser ist, die Übergabe zu verlegen? Du konntest doch nicht wissen, dass der Schnüffler mich verfolgt.“ Augenrollend schüttelte Gin den Kopf. „Wenn die Polizei hier herum schnüffelt, kann es nicht schaden, das Treffen zu verschieben. Oder möchtest du, dass wir ihre Aufmerksamkeit auf uns ziehen? Der Boss wäre darüber sicher alles andere als erfreut. Aber keine Sorge, du würdest nicht allzu lange im Gefängnis verweilen.“ „Ich verstehe“, nickte der Dickere. „Du würdest mich dann sicher schnell rausholen.“ „Wenn du dort raus kommst, dann nur im Sarg“, grinste Gin. „A…ni...ki…“, murmelte Wodka leicht erschrocken. Er schluckte hart. „Jetzt mach dir nicht in die Hose. Sie haben dich ja nicht geschnappt.“ „Ja, da hast du recht“, nickte Wodka ein weiteres Mal. Trotzdem war es doch zu Beginn ein kleiner Schock. Und wenn Gin so etwas sagte, dann musste auch was Wahres dran sein. „Na los!“, wies Gin seinen Partner an. „Wickel das Geschäft ab und pass auf, dass dir diesmal kein Schnüffler folgt.“ „Ja, Aniki.“ „Hast du das Geld?“ „Ja“, nickte der Angesprochene endlich und überreichte dem dickeren Mann einen Koffer. Mit einem Grinsen nahm Wodka diesen an sich, öffnete die Verriegelung und sah sich die einzelnen Geldscheine an. „Es ist alles, was Sie forderten.“ Wodka nickte. „Was ist…was ist mit dem Film?“ „Hier.“ Mit dem knappen Wort überreichte der Mann in Schwarz seinem Handelspartner einen Koffer. Sein Gegenüber schluckte hart und öffnete ganz langsam den Koffer. „Einen Fernseher habe ich nicht dabei“, gab Wodka nüchtern von sich. „Das…das hab ich auch nicht behauptet. Gibt es…Kopien?“ „Nein.“ „Gott sei Dank.“ „Nun machen Sie, dass Sie weg kommen“, entgegnete Wodka kaltherzig. „Ja…ja…natürlich“, nickte der Mann schluckend. „Ach und noch was!“, fing der Dickere dann an. „Es gibt keine Verbindung zwischen uns Beiden. Merken Sie sich das.“ „Aber natürlich“, nickte er erneut. „Ich habe…Sie nie im Leben gesehen.“ „Sehr schön. Jetzt verschwinde.“ „Ja.“ „Schade, du hast zum Verschwinden zu lange gebraucht“, gab Gin anschließend von sich. Die ganze Zeit über war er in der Nähe, beobachtete arglistig den Austausch und wartete nur, bis seine Zeit gekommen war. Mit einer Eisenstange in der Hand, schlug er dem Anzugträger auf den Kopf. „Hng…“, die Augen weiteten sich, der Schreck war ihm ins Gesicht geschrieben, sein Körper gab langsam nach und sank zu Boden. „Eh? Aber Aniki…“, sagte Wodka, während er den Mann auf dem Boden beobachtete. „Keine Zeugen“, entgegnete der Angesprochene nur knapp. „Los, nimm den Koffer.“ „Ja“, nickte der Dickere und tat, was man ihm auftrug. „Ich verstehe“, grinste er dann. „Wenn wir ihn beseitigt haben, können wir eine andere Person aus der Firma um das Geld bringen.“ Gin grinste. „Ein kinderleichter Auftrag, sogar für jemanden wie dich.“ „Ich bringe es nun zu Ende“, entgegnete Wodka und zog aus seinem Anzug seine FN Browning HP. Mit einem eiskalten Lächeln zielte er auf den Mann, der am Boden lag. „Bist du verrückt geworden?“ „A…aniki…?“, erschrocken blickte Wodka zu seinem Partner. „Hier ist überall die Polizei. Schießt du, kommen sie sofort angelaufen.“ „Stimmt…“, murmelte er leise. „Daran hab ich nicht mehr gedacht.“ „Was für ein Glück, dass du Spatzenhirn nicht auf dich alleine gestellt bist“, kam es schnippisch von Gin. „Und was machen wir jetzt mit ihm?“ Ein Grinsen legte sich auf Gins Gesicht, ehe er eine kleine Box aus seiner Manteltasche zog. „Wir nehmen das hier.“ Misstrauisch beäugte Wodka seinen Partner, der dem Geschäftsmann das Gift einflößte. „Das war es jetzt?“ „Ja“, nickte Gin. „Das Gift tötet dich in den nächsten Minuten und es ist nicht nachweisbar. Verwisch unsere Spuren!“ Die Organisation wäre davon gekommen. Selbst Shinichi wäre ihnen nicht auf den Fersen geblieben, er hätte nicht einmal gewusst, dass es eine Organisation wie diese gab. Wahrscheinlich hätte sich auch das Leben von Ai und ihrer Schwester drastisch verändert. Und wer konnte schon sagen, ob das nicht einfach besser war? Conan seufzte. Für solche Gedanken hatte er keine Zeit mehr. Sobald er sich dem Gebäude näherte, sah er die vielen Fahrzeuge. Das FBI war bereits angekommen. Conan sah sich zwischen den FBI Agenten um. „Wo ist Akai?“, rief er, aber keiner konnte ihm darauf eine Antwort geben. Conan lief auf das Gebäude zu. Vor ihm war Bourbon, der von den Agenten weggebracht wurde. Der Junge schluckte. So weit war es also schon gekommen. An den Agenten vorbei, begab sich Conan in das Gebäude. Durch die vielen Männer und Frauen, die in den Keller gingen, oder aus diesem heraus kamen, machte sich der Junge auf den Weg nach unten. Schon bald sah er das Licht in dem schmalen Gang, welches ihn in einen Raum führte. „Was ist passiert?“ James blickte nach hinten. „Conan?“ „Du bist also wieder aufgewacht“, schmunzelte der FBI Agent. „Was ist hier passiert?“ „Gin ist tot“, antwortete James. „Und Bourbon befindet sich in unseren Händen.“ „Aber…wie haben…“, murmelte Conan. Er konnte nicht fassen, was alles in den letzten Stunden passierte. Der Geschrumpfte blickte auf den FBI Agenten. „Wie konnten Sie Bourbon schnappen?“ Nie hätte er gedacht, dass sich Bourbon scheinbar so einfach schnappen lassen würde. Und was war das mit Gin? Gin war gestorben. Der Gin, der so brutal war, Menschen umbrachte und nie selber an seinen eigenen Tod dachte. Und nun war er nicht mehr da. „Bourbon wollte sich mit mir messen“, sprach Shuichi. Es schien, als wäre der FBI Agent wieder komplett auf dem Damm. Er schien sogar unverletzt, obwohl der Verband an seinem Arm und Oberschenkel etwas anderes sagte. „Nur hat das dem guten Gin nicht gefallen und er hat Bourbon außer Gefecht gesetzt.“ Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. Nur so konnten sie Bourbon in Gewahrsam nehmen. Unweigerlich musste Conan schlucken. „Was, wenn er nicht weiß, wo sich Ai befindet?“ Die Organisation war nicht dumm und bestimmt wusste nicht jedes Mitglied, wo sich das Mädchen befand. Sorge machte sich in Conan breit. „Mach dir keine Gedanken darüber. Ich bin mir sicher, wie sind ihnen schon sehr nahe.“ „Denken Sie?“ „Gin muss von dort vorne gekommen sein. Ich gehe den Gang weiter und werde nach ihrem Boss suchen.“ „Das ist Wahnsinn, Akai“, warf James ein. „Alleine dort rein zu gehen…“, er brach ab und schüttelte den Kopf. „Es muss sein oder wir finden ihren Boss nie. Jetzt ist die letzte Gelegenheit. Wenn wir sie entkommen lassen, werden sie für eine ganze Weile untertauchen. Und wenn das der Fall ist, haben wir keine Chance das Mädchen jemals wieder zu finden. Außer sie würde erneut fliehen. Aber ich bin sicher, dass man bereits Vorkehrungen getroffen hat, damit ihr keine Flucht gelingt.“ „Ich komme mit ihnen“, sprach Conan. „Das kann ich nicht zulassen, Conan. Du stehst momentan unter meiner Obhut und ich werde nicht das Risiko eingehen und ein Kind in Gefahr bringen.“ „Lassen Sie ihn nur…“, fing Akai an. Er griff in seine Manteltasche und zog eine Zigarette heraus, die er sogleich anzündete. „Sie können den Kleinen sowieso nicht davon abhalten. Diesmal ist er darauf vorbereitet.“ Conan nickte und James seufzte. Manchmal fragte er sich, wer eigentlich der Boss dieser Operation war. „Ihr geht nicht alleine.“ „Natürlich nicht. Sie folgen uns“, sprach Shu ruhig und sah in die Dunkelheit hinein. Shuichi lief den Gang entlang. „Glauben Sie, wir finden dort den Boss?“ Der FBI Agent blickte zu Conan herunter. „Nein. Er wird schon daran arbeiten, zu verschwinden…Trotzdem können wir bestimmt einen Anhaltspunkt auf ihren Aufenthaltsort bekommen. Selbst wenn sie alles daran setzen ihre Spuren zu verwischen, jeder macht Fehler. Und in einer solchen Situation sind die Fehler ziemlich groß.“ „Ihr Wort in Gottes Gehörgang“, gab Conan von sich. Sie kamen aus dem Gang heraus und befanden sich im Kellergeschoss des anderen Gebäudes. Conan blickte sich um, ehe er auf den FBI Agenten sah. Jetzt mussten sie leise sein. Keiner konnte sagen, was die Organisationsmitglieder bisher wussten und was nicht. Zwar war die Chance, dass sie sich zum Kampf bereit machten, groß, aber dennoch bestand ein geringer Lichtblick darin, dass sie sie überraschten. Shuichi sah nach hinten und legte seinen Zeigefinger auf seine Lippen. Ein Zeichen, dass sie nun ruhig sein sollten. Eine falsche Bewegung konnte ihre gesamten Pläne zunichtemachen. Mit wohl bedachten Schritten stieg Akai an der Treppe nach oben. Er sah sich mehrfach um. Es schien, als wäre nichts los. Langsam ging er weiter und blickte an den Empfangstisch in der Halle. Er war unbesetzt. „Hmm…“ Conan kam langsam hervor. „Lassen Sie mich vor gehen. Mit einem Kind rechnen sie nicht“, sprach er leise. „Zu gefährlich. Es kann sein, dass sie gerade mit einem Kind rechnen.“ „Ich kann aber auch nicht immer nur nichts tun“, warf der Junge ein. „Das ist kein Job für einen Schüler. Überlass uns die Arbeit, wir sind dafür wenigstens ausgebildet.“ „Aber ich arbeite auch schon lang daran, die Organisation zu finden“, entgegnete er. „Willst du dich hier mit mir streiten, oder willst du deine Freundin befreien?“ Conan runzelte die Stirn. Es schien, als müsste er sich die Sache genau überlegen, obwohl er sich sicher war, was er wollte. „Ai retten.“ „Gut…ich geh vor und wenn ich euch das Zeichen geb, kommt ihr nach“, befahl Shuichi. Er blickte kurz nach hinten, ging dann aber in die Empfangshalle. Noch immer kam keiner, obwohl das Licht brannte Der FBI Agent war sich sicher. Die Organisation rechnete mit ihnen. Sein Instinkt sagte ihm das gleiche. Jetzt mussten sie aufpassen. Shuichi ging weiter im Raum herum, bis er zum Fahrstuhl kam. Mit dem Fahrstuhl zu fahren, war nun viel zu gefährlich. Sie lauerten bereits in den obersten Etagen und das einzige, was sie noch tun konnten, war das Ausnutzen des Überraschungsmomentes. Akai schritt die Treppe nach oben und sah sich in der ersten Etage um. Sie war leer, wie schon zuvor. Bourbon lag hinten in einem Van. Noch sah es so aus, als wäre er bewusstlos. Er regte sich nicht und wurde von den wachsamen FBI Agenten beobachtet. „Ist er da drinnen?“ Der FBI Agent hielt seinen Kollegen seinen Ausweis vor die Nase. „Er ist noch nicht zu Bewusstsein gekommen.“ „Verstehe. Ich soll mich um den Transport kümmern.“ „In Ordnung“, kam es nickend von dem Agenten. Er trat von dem Wagen weg und überlegte. „Wenn er aufwacht, kann er gefährlich sein.“ „Das weiß ich. Aber danke, für die Warnung“, kam es von dem anderen Agenten. Seine braunen Haare fielen ihm ins Gesicht, weswegen er sie mehrfach aus diesem heraus streichen musste. Langsam stieg er in den Van und blickte zu Bourbon. „Wenn man es nicht besser wüsste, würde man denken, er schläft nur und ist gar kein so übler Kerl.“ „Tja…das können sie eben gut. Sie sehen aus wie unscheinbare Männer und Frauen und in Wahrheit sind sie Monster.“ Der Mann nickte. „Wurden für den Transport noch andere Agenten beauftragt?“ „Ja, sie befinden sich noch in den Vorbereitungen. Brauchen Sie Hilfe?“ „Nein, es geht schon. Behalten Sie weiterhin das Innenleben in Auge. Ich setzte mich schon ans Steuer.“ „Verstanden.“ Der FBI Agent trat an die Fahrertür. Er stieg ein und wartete einen Moment. Dann beugte er sich aus dem Fenster. „Sind die anderen immer noch nicht da?“ „Noch nicht.“ „Und Bourbon schläft noch?“ „Ja.“ „Danke“, grinste er. Mit einem Mal drückte der Agent mit vollem Bleifuß auf das Gaspedal und der Wagen setzte sich in Bewegung. „Verdammt.“ Der andere Agent zog seine Waffe. Er schoss mehrfach auf den Van. Dadurch, dass die hinteren Türen geöffnet waren, war der Treffer auf den Fahrer fast unmöglich und jeder andere FBI Ermittler, der sich dem Wagen in den Weg stellte, wurde angefahren. Noch immer befand sich niemand in dem Gebäude. Akai betrat eines der Bürotüren. Er sah sich um und ballte die Faust. Sie waren doch tatsächlich auf die Organisation herein gefallen. Man hatte sie nun hier, während die Organisation an anderen Orten ihr Unwesen trieb. Auch Conan trat ein. Er blickte sich um und seufzte. „Es sieht nicht gut für uns aus.“ „Das seh ich selber.“ „Wir haben uns zu viel Zeit gelassen.“ Er sah missmutig zu James. „Ich hab doch gesagt, ich musste nicht behandelt werden.“ „Es war nur zu Ihrer eigenen Sicherheit“, warf dieser ein. „Wenn Ihnen etwas passiert wäre, hätte mir Jodie das nie verziehen. Wir haben draußen alles umstellt, sie können nicht einfach so verschwinden.“ „Wie Sie sehen, haben Sie das bereits getan“, zischte Akai. Er trat an den Schreibtisch heran und wühlte in den Unterlagen herum. „Los. Alle raus hier!“ Conan drehte sich zu dem Agenten um. Seine Stimme war drastisch lauter geworden, obwohl er noch vor wenigen Minuten darauf bedacht war, leise zu sprechen. Und dann realisierte Conan, was der FBI Agent in seinen Händen hielt. Er schluckte. Sie hatte tatsächlich damit gerechnet und waren in einer Bombenstimmung. Es gab nicht viele Möglichkeiten um aus dieser Situation heraus zu kommen. Shuichi konnte die Bombe aus dem Fenster werfen, aber dann würde sie unten explodieren und die Agenten, die sich um das Gebäude versammelten, in den Tod reißen. Eine andere Möglichkeit bestand in der Entschärfung, was unmöglich war, da er es unmöglich innerhalb von 60 Sekunden schaffen konnte. Es blieb nur noch die dritte Möglichkeit. Die Bombe musste in diesem Raum explodieren und die Stockwerke unter ihnen mit nehmen. Zwar würde die Bombe viel Schaden anrichten, aber das konnte man in Kauf nehmen und mehr Leben retten. Die Agenten liefen die Treppe herunter, als stünde das Ende bereit. Vor wenigen Sekunden begann die Explosion im obersten Stockwerk und das Feuer breitete sich viel schneller aus. Überall loderten die Flammen und schlugen über. „Raus hier“, rief James, während er hoffte, dass die meisten Agenten aus den Flammen heraus kommen. Er als Vorgesetzter war für sie verantwortlich. Obwohl Akai sie momentan anführte, so war er es, der sich schuldig fühlte. Der Van hielt an und der junge FBI Agent stieg aus. Er streckte sich. Nachdem er über eine Stunde fuhr, befand er sich in weiter Entfernung. So schnell, wie er handelte, konnten die anderen FBI Agenten gar nicht hinter her kommen. Und da er den Vorteil des Wagens besaß, war es schwer ihn einzuholen. Aber schon bald mussten sie diesen wechseln. Natürlich war das FBI nicht dumm. Ihre Fahrzeuge waren markiert und mit Suchsensoren ausgestattet. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie ihnen folgen würden. Und trotzdem fühlte sich der Mann sicher. Er strich sich durch seine Haare und öffnete die Hintertüren des Vans, die sich durch den Fahrtwind geschlossen hatten. Er stieg hinein und sah auf das Organisationsmitglied. Ein Schmunzeln legte sich auf seine Lippen, als er näher heran trat. Schlagartig riss Bourbon die Augen auf und packte den Mann am Hals. Er drückte zu. Nie würde er sich fangen lassen, und schon gar nicht auf diese Art und Weise. „Nun hab dich nicht so.“ Bourbon zischte und ließ seinen Hals los. „Was ist in der Zwischenzeit passiert?“, raunte er. „So einiges.“ Der Agent grinste und fuhr sich an den Hals. „Du hättest nicht so schroff zupacken müssen“, kam es von ihr, ehe sie sich die Maske vom Gesicht zog. „Du solltest nicht so zimperlich sein, Vermouth.“ Bourbon setzte sich auf und rieb sich den Nacken. Er hatte viel zu lange geschlafen und so einiges verpasst. Und jetzt befand er sich hier…an einem Ort, den er nicht kannte. „Also? Was ist passiert?“ Vermouth lehnte sich nach hinten und umzwirbelte eine Haarsträhne. „Gin hat dich ausgeknockt, damit er sich Akai vornehmen konnte.“ Bourbon knurrte wütend. „Ich bring ihn um.“ „Zu spät. Das hat Akai bereits getan.“ „Da hat sich der gute Gin wohl zu viel vorgenommen.“ „Scheint wohl so. Du bist in die Fänge des FBIs geraten. Wenn du möchtest, bring ich dich wieder zu ihnen zurück“, sprach sie. „Nicht nötig. Was sagt der Boss?“ „Keine Ahnung“, Vermouth zog sich eine Zigarette aus der Tasche heraus. „Gin hat sich nicht an seinen Befehl gehalten und mittlerweile müsste das Bürogebäude in die Luft gegangen sein. Mal sehn, wie viele FBI Agenten es dabei erwischte.“ Sie schmunzelte und wirkte doch unzufrieden. „Der Boss droht aufzufliegen.“ Nun schnaubte Bourbon. „Und kaum, dass es schlecht aussieht, verlässt du das sinkende Schiff. Du bist erbärmlich.“ Er stand auf und sah aus dem Wagen heraus. Noch konnten sie etwas tun. „Wenn du willst, geh doch zurück! Aber wenn du leben willst, solltest du mir folgen.“ „Und dann?“ „Du kennst Akai genau so gut wie ich. Du weißt, dass er nichts unversucht lassen wird, um Sherry zu finden. Und wenn er sie gefunden hat, dann weiß er, wo unser Boss zu finde ist. Es ist vorbei.“ Vermouth lehnte sich nach hinten. „Morgen früh wird die Organisation nicht mehr existieren und über alle Überlebenden wird gerichtet.“ Genüsslich hauchte sie den Rauch ihrer Zigarette heraus. „Aber wenn du zurück willst, dann geh nur. Ich bin mir sicher, dass sich Akai sehr darüber freuen wird.“ „Ich habe geschworen, dass ich ihn erledige“, zischte der Angesprochene. Er ballte die Fäuste. „Dann geh doch. Ich halte dich gewiss nicht auf.“ „Warum hast du mich dann gerettet? Wenn es dir tatsächlich so egal ist, hättest du mich auch in den Fängen des FBIs lassen können. Ich hätte schon dafür gesorgt, dass sie mich nicht wegsperren.“ „Du hättest mit dem Tod bezahlt.“ „Und einige von ihnen mitgenommen.“ Vermouth zuckte mit den Schultern. „Du kannst es immer noch tun.“ „Warum hast du mich gerettet?“, wiederholte er. „Nur so.“ „Du tust nichts einfach nur so“, knurrte er. „Meine Güte, was möchtest du denn hören?“ „Die Wahrheit.“ „Es war der Befehl des Bosses. Meinst du, er will, dass sich einer unserer Leute in ihren Händen befindet?“ „Verstehe…“, schnaubte Bourbon verächtlich. „Was denkt er sich eigentlich? Jahre lang hab ich für die Organisation gearbeitet und nun bekommt er Angst, dass ich sie verraten werde.“ „Er muss nun einmal sicher gehen.“ „Und wie lautet dein gesamter Auftrag? Mich rausholen und umbringen?“ „Nur wenn du ein Überläufer bist.“ „Du kannst ihm sagen, dass ich das nicht bin.“ „Ich habe nicht vor wieder zurück zu kehren.“ „Hmm?“ Bourbon blickte wieder zu der Frau. So lange hatte er mit ihr gearbeitet, hin und wieder sogar das Gefühl, als wolle sie die Organisation verlassen und doch sagte ihm etwas, dass sie es nie täte. Sie war ihnen und ihrem Boss verpflichtet. Außerdem war sie eine der wenigen, die die wahre Identität des Bosses kannten. Er würde sie nicht so einfach gehen lassen. „Stellst du dir das so leicht vor?“ „Ich warte ab. Wenn die Organisation nach morgen früh immer noch besteht, kehre ich zurück und wenn nicht…dann war es das.“ „Du glaubst doch nicht wirklich, dass dich das FBI einfach so aus den Augen lässt“, warf er ein. „Natürlich nicht. Aber sie würden mir nichts tun. Zumindest nichts Öffentliches. Du vergisst, dass ich in den Staaten eine berühmte Schauspielerin bin. Agiert das FBI gegen mich, würde es die Runde machen. Und selbst wenn sie das Risiko eingehen. Das Wissen um die Organisation würde viel zu schnell bekannt werden und das Land ins Chaos stürzen. Alle würden sich fragen, wie die Regierung die Machenschaften der Organisation unter den Teppich kehren konnten. Glaub mir…ich genieße Immunität.“ „Sei dir nicht zu sicher. Akai wird nicht aufgeben.“ Vermouth stand auf. Sie blickte zu ihrem Partner und stieg dann aus dem Wagen. „Soll er es doch versuchen. Die Frage ist sowieso, ob er diese Nacht überlebt.“ Missmutig sah Bourbon sie an. „Du musst es ja wissen.“ „Die Bombe im Büro wurde mit einem speziellen Countdown versetzt. Sobald die erste Treppenstufe betreten wird, fängt er an zu laufen. Als speziellen Überraschungseffekt hat sich der Boss überlegt, dass sie erst dann hoch gehen soll, wenn sich das FBI im Obergeschoss befindet. Nach seiner Rechnung dauert das in etwa 20 Minuten. Somit hätten sie oben nur zwei Minuten zum entkommen. Da es natürlich seine Zeit kostet die Bombe zu finden, kannst du wieder einiges an Zeit wegstreichen. Und wir wissen doch Beide, dass Akai diese Unternehmung anführen wird.“ Vermouth lachte. „Mittlerweile müsste sie hochgegangen sein.“ Bourbon stieg aus dem Wagen aus und lehnte sich an dessen Tür. „Mir bringt eine Flucht nichts.“ „Du könntest dein Leben neu beginnen…“ „Für was? Das FBI kennt meine Identität. Sie werden mich suchen…im Verglich zu dir, kann ich nicht über Immunität sprechen. Und selbst wenn…ich hab die letzten Jahre nur für sie gearbeitet und ihre Ziele verfolgt. Ich wüsste nicht einmal, was ich mit meinem ‚neuen‘ Leben anfangen sollte.“ „Führ dein altes fort.“ „Hmm…Detektive gibt es wie Sand am Meer.“ Nun lachte er. „Kellner ebenso.“ „Es ist deine Entscheidung, Bourbon. Du hast eine zweite Chance bekommen und solltest sie nutzen…“ „Du hörst dich so an, als würdest du aus Erfahrung sprechen.“ Vermouth blickte zu ihm nach hinten. Sie lächelte leicht und ging dann die Straße entlang. Das hatte. Wahrlich sprach sie aus Erfahrung. Nur war sie damals so dumm und nutzte ihre neue Chance nicht. Stattdessen machte sie den gleichen Fehler, wie schon zuvor. Sie blieb der Organisation treu und verfolgte ihre Rachepläne. Und was hatte es ihr gebracht? Nichts. Der Boss wollte Ai lebend haben und sie weiter für seine Forschungszwecke benutzen. Sie selber war nur eine Spielfigur in seinem kranken Plan und auch wenn er die Worte noch nicht aussprach, sie wäre schon bald das Versuchskaninchen. Einen Job, den sie nun wahrlich nicht freiwillig übernehmen wollte. Es hätte sich alles wiederholt. Als junge Frau wurde sie sehr sorgfältig für die Arbeit in der Organisation ausgesucht. Auch wenn sie es damals nicht wusste, so hatte sie sich für würdig erwiesen. Und schon sehr bald war sie der Engel in der Dunkelheit. Die blonde Frau in einem Haufen Dunkelheit. Der Boss selbst hatte sie dazu auserkoren und damit ihr Schicksal, so schmerzlich es auch war, erschaffen. Und irgendwann gab sie auf. Dieses erbärmliche Leben wollte sie nicht weiter führen…nicht unter diesen Umständen. Während die Forscher gerade eine Pause machten, schlich sich die Schauspielerin in deren Labor. Sie war schon lange der Liebling vom Boss, genoss alle Privilegien und wusste genau, was die Organisation wollte. Sharon hatte wenig Zeit gehabt. Sie blickte sich nach Zeugen um und als sie sich sicher war, dass es keine gab, stolzierte sie auf den Trockenschrank zu. Dort befand sich ihre Rettung. Die Rohversion des Gifts, welches die Organisation nun einsetzte. Ihre Finger griffen nach der Pille und kaum, dass sie sie in den Händen hielt, schluckte sie sie runter. Stunden später erwachte sie in einem Zimmer. Der Boss beugte sich über sie und musterte ihren jugendlichen Körper. Er war erfreut, sie in einer solchen Verfassung zu sehen und sie konnte sein besonnenes Lächeln nicht richtig zuordnen…bis sie in den Spiegel sah und erblickte zu was sie geworden war. Sharon Vineyard starb und Chris Vineyard wurde geboren. Kapitel 28: Yanotsu Shimia -------------------------- Hallo meine lieben Leser, wir nähern uns nun langsam dem Ende der Geschichte. Nächsten Sonntag bekommt ihr das finale Kapitel zu lesen. __________________________ Kapitel 28: Yanotsu Shimia Shuichi keuchte auf. Es war ein Glück, dass sie den Flammen im Bürogebäude entgangen waren. Und trotzdem verloren sie erneut ihr Ziel aus den Augen. Sie waren wieder am Anfang, ohne Hinweis und ohne Spur. Jetzt ging alles wieder von vorne los, dabei waren sie bereits so weit gekommen. Aber was war passiert? Sie zögerten. Wären sie sofort in das nebenstehende Gebäude einmarschiert, hätten sie mit Glück noch einige von ihnen schnappen können. Die Chance war gering, aber man konnte nie wissen, was passierte, wenn man einen anderen Weg ging. „Wie sehen die Verluste aus?“, wollte der Agent von seinem Vorgesetzten wissen. James, der sich die Informationen seiner Männer besorgte, trat an Akai heran. „Viele Männer haben es nicht geschafft…“, seufzte James. Er sah sich um, immer wieder zu den Verletzten und dann zu denen, die ihren Partner bei der Explosion verloren hatten. Akai schnaubte. „Das war Absicht“, stellte er dann fest. „Sie wussten, dass wir kommen würden und legten sich einen Plan zurecht, falls Gin mich nicht ausschaltet.“ „Damit war zu rechnen.“ Shuichi nickte. „Ich wünschte, wir hätten trotzdem einen Anhaltspunkt bekommen…“ Akai blickte sich um. „Was ist mit Bourbon? Ist er schon aufgewacht?“ James seufzte. Heute ging alles schief. Sie konnten Ai nicht finden, konnten die Organisation nicht besiegen, liefen genau in ihre Falle und kaum war einer ihrer Leute in ihren Fängen, verloren sie diesen auch schon. Die ganze Welt schien sich gegen sie verschworen zu haben. Black schüttelte den Kopf. „Hm…“ Shuichi zog sich eine Zigarette aus der Jackentasche heraus und zündete sie sich an. Genüßlich blies er den Rauch aus. „Ich werd mich in der Gegend umschauen, wenn Bourbon wach wird, will ich informiert werden.“ „Ich gehe mit Ihnen“, fügte Conan an und sah an Akai hoch. „Von mir aus.“ Shuichi steckte die Hände in seine Jackentasche und sah noch einmal zu James, der ziemlich unbehaglich dastand. „Das wird nicht möglich sein“, fing James an. Akai blickte hellhörig zu ihm. Er verengte seine Augen und fixierte James mit diesen. „Was soll das heißen?“ „Bourbon ist entkommen“, antwortete der Gefragte. „Wie konnte das passieren?“, zischte Akai wütend. „Ein Agent ist mit dem Wagen los gefahren“, sprach James. „Agent? Wer?“ „Agent Pearce.“ „Hmm…sicher, dass er das getan hat?“ James sah ihn an. „Die anderen Agenten haben ihn eindeutig erkannt.“ „Sie glauben, dass es…“, fing Conan dann an. Shuichi nickte. „In einer solchen Situation werden sie keinen ihrer Leute hier her schicken, um Bourbon zu befreien. Sie fürchten um ihre Existenz…eine logische Konsequenz wäre es, Bourbon umzubringen, da sie nicht wissen können ob und wie viel er uns erzählte. Der Boss würde definitiv kein Mitglied hier her schicken, um ihn zu retten. Die einzige Möglichkeit besteht darin, dass es Vermouth ist, die eigenmächtig handelt.“ „Oder im Auftrag der Organisation“, fügte Conan an. „Oder das. Bei ihr würde mich nichts mehr wundern.“ „Auch wenn Sie gerade sagten, dass die Organisation keinen hier her schicken würde?“, wollte James wissen. „Ja, auch dann. Ein einzelnes Mitglied würden sie nicht dafür rekrutieren. Sie werden versuchen, so wenig Mitglieder auffliegen zu lassen, daher kann es nur unsere Schauspielerin sein.“ „Ich frage mich, was sie vor hat“, murmelte Conan nachdenklich. „Soll sie nur machen was sie will, wir haben gerade andere Probleme“, meinte Shuichi. Er blickte sich um. Es war niemand vor Ort, dem er die Mitarbeit in der Organisation zutraute. Conan seufzte auf. Die ganze Zeit über dachte er an Ai und jetzt, wo sie sogar so weit waren, verlor sich wieder ihre Spur. Sie hatten keinen Hinweise und die Zeit ran ihnen weg. Keiner konnte sagen, wie lange Ai noch überleben konnte, wenn sie sich in Gefangenschaft befand. „Ich hoffe, Ai hält noch ein wenig durch“, wisperte er leise. „Das muss sie.“ „Was machen wir jetzt?“, wollte Conan wissen. Er sah zwischen Akai und James hin und her. Sie hatten extra Tokyo verlassen um hier die Organisation zu finden. Aber was war? Sie waren wieder entkommen und ließen keinen Anhaltspunkt zurück. „Wir haben eine Adresse.“ „Was?“, kam es erstaunt von dem Kleinen. „Aber wie…“ „Wir konnten in Erfahrung bringen, wem diese Bürogebäude gehören“, erzählte James ruhig. Conan nickte daraufhin. „Verstehe“, sagte er schließlich doch wissend. „Sie haben sich einfach darüber informiert, wem die beiden Gebäude gehören und konnten so eine Adresse ermitteln…“ „Das ist noch ein wenig komplizierter. Der Besitzer dieser Firma existiert nicht.“ „Wie bitte?“, fragte Conan mit weit aufgerissenen Augen. „Wir ließen den Besitzer überprüfen. Namentlich gesehen, befindet sich dieser in Hokkaido. Nachdem wir ein Bild von ihm auftrieben, stellte die Rezeptionistin fest, dass es sich nicht um den Besitzer handelt, zumindest nicht um den, den sie kennenlernte.“ „Konnten Sie denn auch ein Bild von dem richtigen Besitzer bekommen?“ Leicht beklommen blickte der geschrumpfte Oberschüler zu dem FBI Agenten. Es sah wirklich nicht gut aus. Wer konnte schon sagen, wie die ganze Sache noch ausging? Zu viele Pläne gegen die Organisation konnten nie Früchte tragen. „Natürlich“, nickte James. „Hat die Gesichtserkennungssoftware irgendwas ergeben?“, fing nun Akai an. Er hatte genug gehört um sich nun wieder selber ins Gespräch zu bringen. „Bei dem Bild handelt es sich um Makoto Migawara.“ „Soll mir der Name jetzt was sagen?“ „Er ist vollkommen unbekannt. Ich hab ein paar Männer zu seiner Adresse geschickt.“ „Das heißt, er lebt hier in der Nähe“, murmelte Conan leise. „So ist es“, gab James von sich. „Ich halte es für das Beste, wenn wir auch hinfahren.“ „Nein!“, kam es zeitgleich von dem FBI Agenten und Conan. „Das alles war…“ „…zu einfach.“ „Hmm…dann stehen wir vor dem Nichts“, gab James von sich. Und schon wieder sollten sie warten. So langsam hatte er das Gefühl, als würden sie die meiste Zeit nur warten. „Rufen Sie die Agenten an“, entgegnete Shuichi ruhig. „Und sagen Sie ihnen, dass sie Magiwara unter Druck setzen sollen. Lassen Sie ihn wissen, dass wir die ganze Wahrheit kennen.“ „Falls das was bringt“, murmelte James. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass unser Magiwara ein Mitglied der Organisation ist. Er wird nur ein Strohmann sein, damit sie die Firma halten können.“ „Das könnte uns helfen“, stimmte Conan zu. „Er wird sicher wissen, wer in Wahrheit hinter der Firma steht.“ „Da können wir nur hoffen, dass er uns nicht belügt.“ „Das glaub ich weniger. Wenn er von Ihren Agenten unter Druck gesetzt wird, wird er sicher reden. Haibara hat mir mal von einem Artikel erzählt. Neurobiologen führten verschiedene Studien zum menschlichen Gehirn durch. Dabei erwähnten sie, dass Lügen eine kognitive Schwerstarbeit ist. Tragen wir eine große Lüge mit uns und das für einen längeren Zeitraum, desto größer ist die Belastung für unser Gehirn. Genauergesagt bedeutet das, dass die neuronale Belastung so groß ist, dass es keine anderen Kapazitäten für andere Gedanken gibt. Das hat wiederrum zur Folge, dass sich die Nervenzentren aus einem Klammergriff befreien wollen, was zu einem kleinen Krieg zwischen dem Willen die Lüge aufrechtzuerhalten und dem Unterbewusstsein, die Lüge zu beichten. In den meisten Fällen geht das Unterbewusstsein als Sieger hervor und eine Person beichtet die Lüge. Vor allem in psychischen Ausnahmesituationen neigt unser Gehirn dazu, die Wahrheit zu sagen. Das könnten wir bei diesem Magiwara nutzen.“ Akai nickte. „Das glaub ich auch. Er wird singen wie ein Vogel, wenn er denkt, dass wir die Wahrheit kennen.“ „Wollen wir es hoffen“, gab James von sich und zog sein Handy aus der Hosentasche heraus. Sofort wählte er die Nummer des FBI Agenten, der die Mission ‚Magiwara sprechen‘ anführte. Conan sah nach oben. Er musterte den FBI Agenten. „Was ist?“ Conan schüttelte kurz den Kopf. „Ich hab nur nachgedacht…“ „Du weißt nicht, ob wir die Organisation wirklich hoch nehmen und Ai retten können“, gab er dann von sich. „Es wird nicht einfach sein…Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sie von Anfang an damit rechneten und uns wieder in eine Falle locken wollen.“ „Ich weiß. Mach dir deswegen keine Gedanken: Alles was heute vor sich ging, war eine Falle. Sie haben nur nicht damit gerechnet, dass wir ihre Leute ausschalten können.“ „Was auch eher ungeplant war“, murmelte Conan leise. Akai zuckte mit den Schultern. „Wenn Gin meint, in meine Kugeln zu laufen, kann ich das auch nicht ändern.“ „Sie machen es sich ziemlich einfach“, seufzte der Kleine. „Das ist auch der Grund, warum du wohl nicht beim FBI arbeiten wirst.“ „Hmmm?“ Conan hob die Augenbraue. „Das hatte ich bislang auch nicht vor? Wie kommen Sie überhaupt darauf?“ „Einige unserer Agenten waren in ihrer ‚Jugend‘ auch Detektive, nicht gerade erfolgreich, aber immerhin wussten sie, was sie taten. Einige können das Detektiv-Dasein vom FBI Agenten trennen, andere nicht. Als Detektiv kannst du dir Gefühle wie Mitleid erlauben..als FBI Agent musst du alles ausschalten und nur an das höhere Ziel denken und entsprechend handeln. Pläne ändern sich von einer Sekunde auf die Nächste.“ „Wollen Sie mich damit nun abschrecken oder anwerben?“, wollte Conan wissen. „Machen Sie sich um meine Konstitution keine Gedanken. Wir haben von Anfang an gesagt, dass der Kampf gegen die Organisation nicht einfach wird. Mit Opfern hatten wir gerechnet…auch ich“, gab der Kleine zu. „Gut, dann weißt du ja, worauf du dich eingelassen hast.“ „Das weiß ich schon seit dem ersten Tag….“ „Es wird noch mehr Opfer geben.“ Conan nickte stumm. „Wann werden Jodie und die Anderen eintreffen?“ „Wir haben noch ein paar Stunden. Wenn Camel die Anweisungen befolgt, sind sie nicht vor morgen früh hier.“ „Hoffen wir, dass wir bis dahin die ganze Geschichte zu Ende bringen konnten.“ Der geschrumpfte Oberschüler wusste genau, dass sich Ran nicht abhalten ließ, mit zu fahren. Auch wenn es nur Stunde her war, als er sie das letzte Mal zu Gesicht bekam, es fühlte sich wie mehrere Wochen an. Und daran, dass Ran wütend war, gab es keinen Zweifel. Sie würde in die Luft gehen, wenn sie ihn hier sah. Sie hatte auch Recht, aber wie hätte Conan ihr das alles erklären sollen? Ran wäre in Gefahr, mit ihrem Wissen über die Wahrheit wäre sie das perfekte Opfer und seine Tarnung wäre gefährdet. Eventuell wäre er auch nie auf die Spur der Organisation gekommen oder diese hätte ihn bereits erledigt. Es war alles möglich. Tag für Tag sah Conan, wie schlecht es seiner Freundin ging, aber er hatte keine andere Wahl. Schon viel zu lange war er in die Sache verstrickt und es schien, als würde sie kein Ende nehmen, bis auf jetzt. Aber was würde passieren, wenn es nicht das Ende war? Conan musste schlucken. Konnten sie auch zu spät kommen? Ais Leben lag in ihren Händen und ohne die Wissenschaftlerin war der Erfolg auf ein normales Leben nicht gerade hoch. Nur sie war in der Lage ein Gegenmittel zu entwickeln. Aber das war nicht alles. Conan schätzte sie auch als Freundin. Sie war ihm ans Herz gewachsen, ohne dass sie es überhaupt wollte. Wie konnte er sie dann in Stich lassen? Sein Gefühl sagte ihm, dass sie noch am Leben war und darauf wartete, gerettet zu werden. „Wir haben ihn“, riss James, Conan aus seinen Gedanken. „Wo?“, wollte Akai wissen. „Ganz in der Nähe. Wie ihr vermutet habt, die Firma lief über einen Strohmann, der bei der Befragung einknickte.“ „Wurde er in Sicherheitsverwahrung genommen?“ „Natürlich.“ „Sehr gut“, grinste Shu. „Und wie heißt der Mann, dem wir nun einen Besuch abstatten?“ „Yanotsu Shimia.“ „Ist irgendwas über ihn bekannt?“ James schüttelte nur den Kopf. „Gibt es ein Bild?“ Erneutes Kopfschütteln. „Der Kerl hält sich also im Untergrund auf…kein Wunder, dass wir ihn bislang nicht mit der Organisation in Verbindung bringen konnten. Was wissen wir über seine Vergangenheit?“ „Nicht wirklich viel“, seufzte James. „Er hat ein abgeschlossenes Studium in Kriminalistik und Neurobiologie.“ Shuichi unterbrach ihn. „Also haben wir es mit jemanden zu tun, der weiß, was er mit seinem Leben anfangen wollte und nach der Kriminalistik wissen wollte, wie das menschliche Gehirn reagiert, wenn es bestimmten Einflüssen ausgesetzt wird.“ „Das wäre möglich. Allerdings war er nur ein Jahr berufstätig. Seit dem wurde keine weitere Arbeitsstelle gemeldet.“ „Wissen Sie warum?“ „Seine Frau und seine drei Jahre alte Tochter kamen ihn an seinem Arbeitsplatz besuchen und wurden Opfer eines Arbeitsunfalles…“ „Er will der Welt glauben machen, dass er immer noch der trauernde Mann und Vater ist“, entgegnete Akai. „Gut. Geben Sie mir die Adresse. Ich will sehen, ob wir es wirklich mit dem Boss zu tun haben.“ „Keine Alleingänge!“ „Manchmal sind Alleingänge notwendig. In Anbetracht an die Organisation würden wir nicht weiter kommen, hätte ich keine Alleingänge durchgeführt. Und nun hätte ich gerne die Adresse.“ James nannte sie ihm. Er seufzte und ahnte schon, worauf die ganze Geschichte hinauslief. „Das Nachbargrundstück gehört auch dazu“, erzählte er, wissend, dass er diese wichtige Information nicht zurück halten durfte. „Muss ja ein reicher Mann sein, unser Yanotsu.“ „Das Nachbargrundstück hat aber nicht er gekauft. Es läuft auf den Namen Akemi Shimia.“ „Akemi?“, stieß Shuichi aus. „Wie lange befinden sich beide Grundstücke im Besitz der Familie?“ „Er hat beide Grundstücke vor Rund 25 Jahre gekauft. Erst vor drei Jahren wurde das Haus auf Akemi Shimia umgeschrieben.“ „Wissen Sie schon, in welchem Verhältnis die zwei standen?“ James schüttelte den Kopf. „Daran arbeiten wir noch. Eigentlich schließen wir eine Vater-Tochter-Beziehung aus.“ „Eigentlich“, murmelte Shuichi. „Keiner sagt, dass er damals nur eine Tochter hatte.“ „Das wissen wir“, nickte James. „Aus dem Grund werden wir das alles noch überprüfen. Mitten in der Nacht ist es schwer einen Japaner zu finden, der uns die Informationen zu kommen lässt. Leider haben wir nur begrenzte Möglichkeiten.“ „Das hätte ich Ihnen auch sagen können. Ich brauch nicht mehr Informationen“, sprach Shu ruhig. Die Sache war eindeutig und nun mussten sie endlich handeln. „Ich werd da rein gehen.“ „Und diesmal komme ich mit.“ Akai blickte zu Conan herunter. Ob es noch eine Möglichkeit gab, ihn vom Gegenteil zu überzeugen? „Diesmal können Sie das Schlafmittel nicht wieder einsetzen und das Wissen Sie auch. Zu häufiger Gebrauch kann schädlich sein und ich denke nicht, dass Sie das bei einem Grundschüler riskieren werden.“ „Es gibt mehr als nur eine Methode um jemanden für eine bestimmte Dauer außer Gefecht zu setzen.“ „Möchten Sie mir jetzt Angst machen? Das sollten Sie lieber lassen. Sparen Sie sich das für die Organisation.“ „Für die ist noch genug übrig. Und jetzt komm! Aber sobald du meinst, mir im Weg stehen zu müssen, mach dich darauf gefasst, dass ich keine Rücksicht auf dich nehmen werde.“ Auf dem Weg zum Wagen zündete der FBI Agent eine Zigarette an. Schweigend folgte Conan dem Mann, wohlwissend, dass dieser nur eine harte Schale, aber einen weichen Kern besaß. Nie würde Akai aufhören Rücksicht auf ihn zu nehmen. Conan hatte so einiges über den FBI Agenten gehört. Dazu gehörte auch, dass dieser damals das Feuer einstellte, als Vermouth ihn als lebendigen Schild benutzte. Mit schnellen Schritten ging Yanotsu in den Keller des Gebäudes. Er öffnete die Tür. „Hast du deine Meinung geändert?“ Stumm blickte Ai an die Wand und schüttelte den Kopf. Nie wieder…wirklich nie mehr wollte sie für die Organisation arbeiten. Ihre Schwester kostete es das Leben, auch wenn nun die Möglichkeit bestand, diese wieder zurück in ihr altes Leben zu holen. Aber würde Akemi das wollen? Was hätte sie hier? Sie war Monate tot. Man hätte es ihren alten Freunden erklären müssen oder sie hätte eine neue Identität annehmen sollen. Aber was brachte das? Wäre Akemi glücklich? Shiho erinnerte sich an ein altes Gespräch mit ihrer Schwester. Egal was war, Akemi zeigte selten wie sie sich fühlte. Immer wieder sprach sie davon, dass Shiho ihr Glück finden sollte. Aber sie selber…sie hatte ihr Glück verloren und hörte auf danach zu suchen. Etwas in Akemis Augen zeigte ihr, dass die große Schwester nicht glücklich mit dem Verlauf ihres Lebens war. Eigentlich hätte sie es sich damals denken können, doch Shiho war blind und erkannte die Anzeichen nicht. Hätte es ein anderes Ende genommen, hätte Shiho darauf beharrt, dass Akemi ihr sagte, was los war? Hätte sie vielleicht ihre Schwester von ihrem gefährlichen Plan abhalten können? Wahrscheinlich nicht. Dazu hätte sie schon viel eher mit Akemi über die Organisation sprechen müssen und zwar zu jener Zeit, wo sie sich ihren Plan erst überlegte. Und was hätte sie getan? Sie hätte nur mit Akemi darüber sprechen können, aber was wäre, wenn diese es trotzdem versucht hätte? Die Sache war wirklich kompliziert. Warum spielte ihnen das Schicksal so übel mit? „Gut. Dann verabschiede dich vom Leben.“ Ai zuckte mit den Schultern. Egal welche Entscheidung sie auch traf, es würde immer damit Enden, dass man sie umbrachte. Selbst wenn sie nun in der Organisation blieb, kaum hätten sie ihr Ziel erreicht, wäre sie Geschichte. Wenig Spuren hinterlassen und wenig Mitwissende. Sie wäre nicht lange am Leben geblieben und eine Gefahr für die Organisation. Bereits einmal war sie geflohen und zeigte der Organisation, was sie von ihnen hielt. Sie würden sie nicht leben lassen, das widerspräche ihren Prinzipien. Yanotsu blickte sie an. „Es hätte nicht so enden müssen“, entgegnete er. „Es hätte immer so geendet, aber wenn ich die Chance hätte ohne die Organisation zu leben, ich hätte sie genutzt.“ „Du glaubst also immer noch an eine Rettung. Aber da muss ich dich enttäuschen. Er wird nicht rechtzeitig hier sein. Er konnte nicht einmal deine Schwester retten und stürzte sie in den Tod.“ Ai schluckte. Der Fremde hatte natürlich recht. Keiner konnte Akemi retten. Warum nahm sie dann an, dass es bei ihr anders aussehen konnte? Conan kam zu spät. Es musste nicht heißen, dass er nun rechtzeitig kam. Er wusste ja nicht einmal, wo sie war und wahrscheinlich hatte er immer noch keine Erinnerungen an sein früheres Leben. „Das passiert, wenn man sich die Organisation zum Feind macht. Das musste auch deine Schwester am eigenen Leib erfahren.“ Ai verengte die Augen. „Reden Sie nicht so über Akemi…“ Aber was sollte sie schon groß dagegen machen? Sie war in Gefangenschaft. „Du hast Glück, dass ich nicht so viel Zeit für dich habe“, meinte er und entfernte sich von ihr. Ai wunderte sich. Eigentlich war er doch hier her gekommen, um sie zu bestrafen, sie zu töten und jetzt meinte er, dass er keine Zeit hätte. Das war merkwürdig. Die Organisation kostete ihre Siege immerzu aus, egal wie. „Es tut mir wirklich leid. So hätte es nie enden sollen. Das war nicht der Plan.“ An der Tür blieb er stehen und kniete sich hin. Er legte ein schwarzes Kästchen auf den Boden und stand wieder auf. Ein kurzer Blick ging zu Ai, ehe Yanotsu ihr einen Schlüssel zuwarf und durch die Tür raus ging. Ai blickte wieder auf die Wand, als sie das Klirren es Schlüssels am Boden bemerkte. Sie verstand nicht, warum er das nun machte. Wollte er, dass sie einen Fluchtversuch unternahm und sich ihr Tod damit legitimierte? Nur langsam griff das Mädchen nach dem Schlüssel. Sie schluckte. „Verzeih mir, Akemi.“ „Und wie sieht der Plan aus?“, wollte James von Akai wissen. Ihre Autos standen abseits vom Wohnviertel und die letzten Meter würden sie zu Fuß gehen. „Ich werde auf keinen Fall klingeln und warten, bis er zuerst handelt.“ „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er die Tür öffnen wird“, entgegnete Conan. „Er wird es uns nicht einfach machen.“ „Das hätte ich auch nicht gedacht. Wenn der Kerl wirklich was mit der Organisation zu tun hat oder gar ihr Boss ist, dann wird er uns mit Sicherheit erwarten, vor allem jetzt, wo Gin tot ist.“ „Wir sollten aber Bourbon und Vermouth nicht vergessen“, warf Conan ein. Shuichi nickte und sah kurz zu James. „Lassen Sie den Flughafen überwachen, ebenso die amerikanischen und die japanischen Nachrichten“, wies er ihn an. Es war schon so, als wäre er der Boss und nicht James. „Dara habe ich auch schon gedacht und im Wagen alles Nötige in die Wege geleitet.“ „Gut“, nickte Akai. „Und lassen Sie mich raten, bisher hat sich nichts interessantes ergeben?“ „Rein gar nichts. Vermouth wird sich wahrscheinlich nicht so schnell absetzen, wie du denkst.“ „Natürlich nicht. Die Gute wird sich bestimmt denken können, dass wir sie suchen werden. Es wird wohl auch nicht im Interesse ihres Bosses sein, wenn sie dorthin zurück kehrt“, gab Conan von sich. „Wir sollten nicht vergessen, dass sie ein Händchen für verschiedene Rollen hat und sich wieder eine falsche Identität zulegen kann“, warf der FBI Agent ein. „Wir lassen jeden am Flughafen überprüfen und können dadurch hoffentlich erkennen, ob es sich um Vermouth handelt oder nicht.“ „Das FBI wird wohl in Japan keine Fluggesellschaft lahm legen können“, entgegnete Shuichi ruhig. „Unsere Leute stehen der Flughafenpolizei nur bei und helfen ihnen bei einem möglichen Bombenalarm.“ Ein leichtes Grinsen umspielte Akais Lippen. „Ich verstehe.“ Sie kamen an dem Haus an. „Das ist es?“ James nickte. „Und direkt daneben ist das Nachbargrundstück.“ „Verstehe“, murmelte Akai. „Lassen Sie die Männer auch dort Wache halten.“ „Schon geschehen.“ Shuichi blickte an die Haustür. „Wie viele Ausgänge gibt es?“ „Drei. Die Vordertür, die Hintertür und noch eine zum Keller hin.“ „Werden unsere Männer überall positioniert?“ „Natürlich“, gab Black von sich. „Wir gehen jetzt da rein und sichern die Räume. Unser Ziel ist es, Shimia lebendig in Gewahrsam zu nehmen.“ „Ich geb mir Mühe.“ Natürlich spielte James auf Akai an. Er war der einzige FBI Agent, bei dem Black die Sorge hatte, dass er die Sache übertreiben konnte und Shimia umbrachte. Doch Akai dachte nicht im Traum daran. War Shimia tatsächlich der Boss der Organisation, dann sollte er auch für seine grauenvollen Taten leiden. Es war wie bei Gin - keiner sollte durch den Tod erlöst werden. Aber wenn er keine andere Wahl hatte, dann würde er es tun. Shuichi schritt nach vorne an die Tür, dichtgefolgt von Conan, der sich akribisch umsah. Jeder Fehler konnte ihnen nun zum Verhängnis werden. „Sie vertrauen Ihrem Boss wohl nicht sehr“, sprach der Kleine leise. „Hmm?“ Akai warf einen Blick nach hinten. James und die anderen FBI Agenten standen am Eingangstor und sicherten die Lage, während er zuerst das Gebäude betreten sollte. „Ich vertraue ihm. Aber ich arbeite nach der Prämisse: Was du selbst in die Hand nehmen kannst, das nimm auch in die Hand.“ „Solange er es zulässt“, murmelte Conan. „Black kennt mich lange genug. Selbst wenn er es verbieten würde, würde ich mich darüber hinweg setzen.“ So war es auch, bevor er Gin gegenüber stand. James wollte unter keinen Umständen, dass Akai ging. Und was tat der FBI Agent? Er spielte mit dem Feuer. Aber jetzt sollte er nicht daran denken. Shuichi trat an die Tür heran. „Vielleicht doch die Klingel?“ Obwohl es unangebracht war, musste der FBI Agent grinsen. Das konnte er sich nicht vorstellen. Sie wollten in das Haus rein und er würde die Klingel dafür benutzen. So tief war er nicht gesunken. „Die krieg ich auch anders auf“, gab er dann von sich. „Irgendwie hab ich geahnt, dass Sie das sagen würden“, murmelte Conan. Er sah zur Haustür. „Wollen Sie sie eintreten?“ Shuichi schmunzelte leicht. Es war auch eine Möglichkeit, aber aus langer Erfahrung wusste er, dass man sich zuerst die Tür ansehen sollte Die meisten Menschen verschlossen diese nicht, da sie sich zu Hause sicher fühlten. Andere ließen sie schon fast offen stehen. Und wenn er sie erwartete, war die Frage, zu welcher Art er gehörte. Akai griff an den Türknauf. Es war, als würde die Zeit still stehen. Die FBI Agenten weiter abseits hielten die Luft an und sahen gespannt auf das, was sich ihnen bot. Shuichi drückte die Tür ein wenig nach vorne, doch es passierte nichts. „Dann eben eintreten“, gab er von sich. Nun kam James zu den Beiden. „Die Tür einzutreten, würde unseren Feind alarmieren.“ „Klingeln wir, wird er auch Bescheid wissen. Bevor er die Tür aufmacht, blickt er durch das Fenster und hatte ein paar Sekunden Zeit um seine Flucht voranzutreiben. Viel zu riskant.“ Akai überlegte. „Schicken Sie einen der Männer zum Nachbargrundstück. Er soll unter der Türschwelle und an sonstigen Orten nachsehen, wo ein Zweitschlüssel versteckt sein konnte. Bevor sie ihn ausprobieren, bringen sie ihn zu mir.“ Conan sah sich um und ging auf die Blumenvasen zu. „Hier muss man ja leibhaftig im Dreck wühlen“, gab der Kleine von sich. Doch er fand keinen Schlüssel. Nachdenklich sah er sich jede Ecke an, ehe er zu dem FBI Agenten sah. „Könnten Sie mal runter gehen?“ Shuichi zuckte mit den Schultern und trat einen Schritt zur Seite, damit sich Conan die Fußmatte ansehen konnte. „Da haben wir auch schon was“, murmelte der Kleine. Ein Schlüssel war an der Rückseite der Matte befestigt. „Abwarten“, entgegnete Shu und blickte zu dem Agenten am Nachbargrundstück, welcher nun auch mit einem Schlüssel in der Hand auf sie zulief. „Den habe ich unter der Matte gefunden“, fing der Agent an. „Gut“, nickte Akai und nahm den Schlüssel. „Schauen wir doch mal, ob er in die Tür passt.“ „Was macht Sie so sicher, dass es ausgerechnet dieser Schlüssel ist?“, wollte James wissen. „Ihm beziehungsweise seiner Familie gehören zwei Grundstücke, weswegen man davon ausgehen kann, dass die Familie relativ viel Geld hat. Natürlich werden sie versuchen Einbrüchen entgegen zu wirken. Viele Einbrecher versuchen es auch Tagsüber, weil sie der Meinung sind, dass sie dann die Rolle der Hausbewohner einnehmen können. Wenn man den richtigen Schlüssel benutzt, würde das nicht auffallen, benutzt der Einbrecher aber den falschen Schlüssel, weil er ihn für den richtigen hält, ist der Bewohner gewarnt und kann fliehen oder die Polizei einschalten. Im Fall von Shimia nehme ich an, dass er somit gewarnt wurde, wenn ein Außenstehender versucht hat, in sein Haus zu kommen und konnte handeln. Wahrscheinlich sind auch keinerlei Einbrüche hier gemeldet worden und er warb jeden Kriminellen für die Organisation an“, erklärte der FBI Agent. „Aber eines ist doch merkwürdig“, murmelte Conan. „Wenn er von Anfang an weiß, dass das FBI hier her kommt, warum hat er die Fußmatten nicht reingeholt oder anders gefragt, warum ließ er die Schlüssel darunter befestigt?“ „Die Zeit könnte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Wir wissen nicht, wann und ob er informiert wurde, dass in seiner Firma FBI Agent sind. Ebenso kann er sich sicher gewesen sein, dass das FBI sein Haus bereits beobachtet. Wäre er raus gegangen und hätte sich um die Fußmatte gekümmert, wüssten wir bereits wie er aussieht und nach welchem Mann wir Ausschau halten müssen. Außerdem wäre es schon ein halbes Eingeständnis, dass er in irgendwas verwickelt ist.“ Conan nickte daraufhin. „Natürlich. Und er hätte ein paar Minuten gebraucht um den Schlüssel vom Nachbargrundstück zu holen. Ihre Leute hätten die Zeit nutzen können und ihn verhaftet.“ „Shimia weiß was er tut…“ Akai sah auf den Schlüssel und steckte ihn in das Schloss. Ein leises Klicken ertönte und die Tür ging auf. „Abgeschlossen.“ Conan hob die Augenbraue. „Es war abgeschlossen?“, fragte er. Das war merkwürdig. Warum schloss jemand die Tür ab, wenn er die Agenten erwartete. „Darüber können wir uns noch später genug Gedanken machen. Jetzt haben wir wichtigeres zu tun.“ Shuichi drückte die Tür auf und versuchte sich in der aufkeimenden Dunkelheit des Hauses zurecht zu finden. Das Licht war die ganze Zeit aus gewesen, was ihnen zeigen sollte, dass keiner da war oder das die Personen schliefen. Der FBI Agent blickte nach hinten. „Ich will, dass alles gesichert wird.“ Langsam trat er ein, dicht gefolgt von Conan, der nun seine Uhr zu Hilfe nahm. Die eingebaute Taschenlampe gab ihnen wenig Licht, aber es war besser, als wenn das gesamte Haus beleuchtet wäre. Entschlossen schritt der Agent weiter nach vorne, entschied sich dann aber doch dafür, das Licht einzuschalten. Sie kamen an der Treppe an, die zu den oberen Zimmern führte. Shuichi blickte wieder zu James. „Schicken Sie die Männer nach oben. Wir sehen uns hier unten um.“ Conan nickte. Er würde nicht mit nach oben gehen, wo es doch näher lag, dass sich unten alles abspielte. Ai kauerte am Boden. Da sie die ganze Zeit über nur sitze konnte, gaben ihre Beine nach einigen Schritten schon nach und sie robbte zur Tür. Sie hatte sich hochgezogen und versucht die Türklinke herunter zu drücken. Die Tür ging auf – doch es war nur ein kleiner Spalt, ehe sie erkannte, dass eine Kette mit einem Schloss sie von der Freiheit trennte. Langsam glitt sie zurück auf den Boden und sah zu dem schwarzen Kästchen, welches von Yanotsu zurück gelassen wurde. Sie nahm es und öffnete den Deckel. Die geschrumpfte Wissenschaftlerin schluckte, als sie die Zahlen erkannte. Eine Bombe. Aber natürlich. Er hätte ihr nie die Möglichkeit auf die Freiheit geschenkt. Sie sollte weiterleiden, hoffen, dass es doch noch einen Weg gab. „In fünfzehn Minuten bin ich bei dir, Akemi“, wisperte sie leise. Akai ging die Treppen behutsam nach unten. „Der Kerl versucht sich doppelt abzusichern“, murmelte er. „Mal sehen, was wir hier unten noch finden werden.“ Conan nickte, sein Blick blieb auf der zweiten Tür haften. Warum war sie da? Zuerst eine Tür und eine Treppe mit der man zu einer weiteren Tür kam. „Kriegen Sie sie auf?“ „Wir werden sehen.“ Der FBI Agent legte seine Hand an die Türklinke und drückte sie nach unten. Die Tür ging auf. „Bleib zurück“, sprach er. Es konnte immer noch eine Falle sein und ein Kind sollte nicht in diese laufen. Conan nickte und sah in die erneute Dunkelheit, während Shuichi die Flucht nach vorne antrat und in die Kellerräume trat. Auch hier gab es den gleichen Mechanismus wie im Bürokomplex. Ein Sensor reagierte auf ihre Bewegungen und das Licht schaltete sich an. „Hmm…hier sind ziemlich viele Türen…“, murmelte Conan leise. „Wenn er sich hinter einer versteckt, wird es nicht einfach werden. Er könnte uns jederzeit überraschen“, entgegnete Akai darauf. Jetzt mussten sie vorsichtig sein. Shimia konnte in jedem Raum sein und wenn er das Überraschungsmoment nutzte, konnte ihm die Flucht gelingen. Shuichi sah zur ersten Tür. „Du bleibst draußen und wenn du ihn siehst, rufst du.“ Conan nickte. „Passen Sie auf sich auf.“ „Keine Sorge“, gab der FBI Agent mit einem Grinsen von sich, als er auch schon die Tür zum Nebenraum betrat. Er schaltete das Licht an und sicherte den Raum. Von Shimia war nichts zu sehen. Shuichi verengte die Augen. Vor ihm stand eine Bahre, die mit einem weißen Tuch bedeckt war. Er ging hin und richtete die Waffe auf das leblose Laken. Vielleicht war Yanotsu darunter und hielt sich versteckt. Auch wenn es einfach war, die Möglichkeit bestand. Hastig griff Akai nach dem Tuch und zog es weg. Was er aber dann sah, ließ seinen Atem stocken. Kapitel 29: Zurück zum Leben ---------------------------- Es ist geschafft. Damit ist Idyllisches Inferno nun offiziell zu Ende. Ich hoffe, euch hat die Geschichte um das Ende der Organisation gefallen. Und habt ihr schon vorher heraus bekommen, wer der Boss der Organisation ist? __________________ Kapitel 29: Zurück zum Leben Shuichi wich nach hinten, während er stumm gerade aus blickte. Die blasse Haut und der leblose Körper lagen vor ihm. Sie schien friedlich zu schlafen und doch war sie tot. Er schluckte und ballte im nächsten Moment die Faust. Mit schnellen Schritten verließ er den Raum und blickte zu James, der nun mit einigen Männern in die Kellerräume kam. „Die Leiche in dem Raum soll geborgen werden.“ Conan schluckte. Ai, immer wieder ging ihm die geschrumpfte Wissenschaftlerin durch den Kopf. „Konntest du die Leiche identifizieren?“, wollte James wissen und wies zwei Männer an, sich um diese zu kümmern. „Akemi. Akemi Miyano“, sprach Akai hart aus. Sein Blick war immer noch kühl, während er die nächsten Türen öffnete. „Aber was…“, murmelte Conan leise. „Ich weiß es auch nicht. Sie haben sie nicht grundlos hier her gebracht“, gab der FBI Agent von sich. Er zischte, nachdem er feststellte, dass die anderen Räume alle leer waren. „Vielleicht haben sie versucht Ai mit der Leiche ihrer Schwester unter Druck zu setzen“, entgegnete der Kleine. „Gut möglich. Aber es macht keinen Sinn…“ „Zumindest keinen von dem wir jetzt wissen“, antwortete er darauf. Conans Blick blieb an der letzten Tür haften. „Die letzte Tür…“ Und wenn sie dort nichts fanden, so mussten sie sich im Nachbargebäude umsehen und hoffen, dass sich ihr Täter darin befand. Die Zeit wurde knapp. „Ich weiß“, nickte Shu und öffnete sie. Er trat ein. „Mhm?“ „Haben Sie was?“, rief Conan ihm zu. „Das ist kein Raum. Es ist ein Gang…“ Shuichi lief los. „Ein Gang?“ Conan sah nach hinten zu James, der ebenso erstaunt war. Dann aber hörte er Schritte, die sich von ihm entfernten. „Warten Sie.“ Auch er lief los. Ai lehnte sich an die Wand. Ihr Blick war auf die Bombe gerichtet, dessen Zeit immer weiter herunter lief. Sollte das ihr Ende sein? Sitzend und wartend? Ai sah sich im Raum um. Außer der Tür gab es keine andere Möglichkeit um heraus zu kommen. Sie seufzte. Wie sehr hätte sie noch einige Dinge vor ihrem Tod zu Ende gebracht – das Gegenmittel finden und den Menschen, die sie gern hatte, darüber zu informieren. Und jetzt war es zu spät. Sie würde ihre Freunde nicht wiedersehen. Ran. Ayumi. Genta. Mitsuhiko. Conan. Professor Agasa. Sie waren nicht nur Freunde, sie waren zu ihrer Familie geworden. Eine Familie, die sie mit Akemi nie haben konnte, egal wie sehr es sich die Schwestern auch wünschten. Akai blieb stehe. Er sah sich um. Die Kellerräume sahen genau so aus, wie die, die er soeben verlassen hatte. „Wir sind im Nachbargebäude.“ „Kein Wunder, dass er nicht in seinem Haus war“, gab Conan von sich. „Das heißt, er ist hier in einem der Räume.“ „Wahrscheinlich. Drüben wird trotzdem alles im Auge behalten. Wir wollen doch nicht, dass er sich die Flucht durch das Grundstück zu Nutzen macht.“ „Und was haben Sie jetzt vor?“, wollte Conan wissen. Hieß es nun wieder in jeden Raum zu gehen und auf das Beste zu hoffen? „Sehen Sie mal! Eine Tür mit einem Vorhängeschloss.“ „Ich sehs.“ Conan ging an das Schloss. Er rüttelte daran und versuchte die Tür zu öffnen. „Die Kette ist stramm…und blockiert die Tür.“ Er überlegte. „Können Sie das Schloss aufschießen?“ „Kein Problem.“ Akai zog seine Waffe heraus und richtete sie auf die Tür. „Warten Sie“, rief Conan dann. „Hmm?“ Conan klopfte an die Tür. „Ai? Hey Haibara! Bist du da drin?“, rief er dann. Ai schloss die Augen. Sie dachte an früher. An Zeiten wo noch alles nicht so kompliziert war. Selbst die Tage, wo sie mit ihren Freunden nicht raus wollte, waren glückliche Tage, weil sie die Zeit mit ihnen verbringen konnte. Und was hatte sie nun davon? Sie war gegangen und wartete auf ihr Ende. Sie hörte sogar seine Stimme. „Conan…“, wisperte Ai leise. „Haibara…Haibara bist du da drin?“, hämmerte Conan gegen die Tür. „Hey, Haibara, sag was.“ „Das bringt doch nichts“, entgegnete Akai. „Conan…“ „Eh…Ai…Hörst du mich?“, rief Conan ein weiteres Mal. Ein leichtes Lächeln umspielte Ais Gesicht. Es waren schöne Gedanken, die sie am Ende hatte und es kam ihr so vor, als wäre die Stimme nah – neben ihr. Und dann wurde das Klopfen immer lauter. Das war doch keine Einbildung mehr. Ai öffnete ihre Augen und tatsächlich, da war es wieder. Sie schluckte. Er war hier. Aber...aber was war mit der Bombe. Sie würde in weniger als zehn Minuten explodieren. Sofort versuchte sie auf die Beine zu kommen, konnte sich aber nur auf den Knien halten. „Conan“, rief sie aus voller Kraft. Der Gerufene blickte zu Akai. „Sie ist da drin. Sie müssen die Tür aufschießen“, entgegnete er erneut. „Haibara geh von der Tür weg.“ Akai sah zu Conan. „Geh einen Schritt zur Seite.“ Er musste sichergehen, dass die Kugel die Kette nicht als Spiegel nutzte und sich in Conans Körper bohrte. Als die ‚Luft‘ soweit rein war, visierte er sein Ziel an und schoss. Mit einem Klirren fiel die Kette zu Boden und Conan riss die Tür auf. „Ai.“ Die Angesprochene blickte erleichtert zu ihrem Freund. Er war tatsächlich hier und das sogar rechtzeitig. Es war keine Einbildung und auch kein Trick der Organisation. Doch dann versteifte sich ihr kindlicher Körper und sie sah schockiert zu dem FBI Agenten. Conan folgte ihrem Blick. „Eh…“ Natürlich sie wusste nicht wer er war. Für sie war er der Inbegriff des Feindes. „Das erklär ich dir, wenn es dir wieder besser geht“, sprach der Kleine dann. „James“, rief Akai nach seinem Vorgesetzten. „Wir haben das Mädchen. Ich seh mich weiter um.“ „Warten Sie, ich komme mit“, meinte Conan, wurde aber sofort von Ai an der Hand festgehalten. „Haibara…was ist los?“ „Du darfst nicht gehen. Er bringt dich um.“ „Ich pass schon auf mich auf.“ „Nein. Da…in dem Raum ist eine Bombe.“ Sie schluckte. „Hm?“ Akais Augen verengten sich erneut. „Wie viel Zeit haben wir?“ Haibara machte einige Schritte nach hinten. „Du musst keine Angst haben“, versuchte Conan sie zu beruhigen. „Wann geht die Bombe hoch?“ „In weniger als zehn Minuten.“ Shuichi ballte die Faust. „Verdammt“, gab er von sich. Er sah zu James. „Wir ziehen uns zurück.“ „Sie können mich nachher dafür bestrafen.“ Shuichi lief los. „Akai!“ Aber wieder tat er, was er wollte. James seufzte auf. Dann blickte er zu seinen Agenten. „Bringt das Mädchen zu einem Arzt. Conan, du kannst gerne mit gehen.“ „Conan ist nicht mehr da.“ Black schaute zu Ai herunter. Sie hatte Recht, der Grundschüler war nicht mehr vor Ort. „Er ist ihm nachgelaufen…“ „Wahrscheinlich“, nickte Haibara. Sie kannte Conan nur allzu gut und wenn er nicht gerade vor Ort war, dann war er bei einem Fall und ließ sich mitreißen. „Der Mann eben…“ „Das war Akai. Er ist einer unserer besten Agenten.“ „Akai“, murmelte Ai den Namen. „Das war Akai…“ James grübelte. „Conan wird dir das nachher bestimmt besser erklären können. Na komm, wir gehen jetzt raus.“ „Die Bombe geht bald hoch“, murmelte das Mädchen. „Ich weiß. Aber das ist kein Grund dafür, dass du hier bleibst.“ Sie seufzte. „Sie reden schon wie Conan.“ „Das sehe ich jetzt als Kompliment an“, schmunzelte der FBI Agent. Er sah in die Dunkelheit. „Sie werden es schon schaffen.“ Langsam ging Ai mit. Dann blieb sie stehen. „Akemi…“ „Hmm? Was ist mit deiner Schwester?“ Ein wenig schockiert, sah sie zu James. Woher wusste er, dass sie ihre Schwester war. „Wir kennen die Wahrheit über dich, Ai, nein Shiho Miyano. Conan und Akai werden dir alles erzählen.“ „Akemi…sie ist hier…irgendwo…“ „Das wissen wir. Wir haben ihren Körper im Gebäude nebenan gefunden. Mach dir keine Sorgen um sie. Meine Männer brachten sie nach draußen. Ihr Körper wird der Organisation nicht in die Hände fallen.“ Shuichi blieb am Ende des Ganges stehen und lief die Treppe nach oben. Vorsorglich sah er sich um, die Waffe nach vorne gerichtet und bereit zu schießen, sobald sich die Gefahr näherte. Der FBI Agent beobachtete seine Umgebung, als Conan hinter ihm erschien. „Was haben Sie vor?“, wollte der Junge leise wissen. „Ich hol mir den Kerl…“ „Sie wissen doch gar nicht, wo er ist“, warf Conan ein. „Er wird sich sicherlich nicht unten verstecken, wo wir ihn so einfach finden können“, entgegnete Akai. „Nein. Er weiß, dass es nun zu Ende ist. Wir haben ein paar hohe Mitglieder ausgeschaltet. Es wird nicht einfach für ihn.“ „Er könnte bereits auf der Flucht sein“, warf der Geschrumpfte ein. „Glaub ich nicht. Er hätte mehr Sachen mit genommen. Du hast die Räume unten gesehen. Hätte er vor zu fliehen, hätte er die Sachen nicht für uns dagelassen. Er will uns in die Luft jagen. Hast du die Zeit im Auge?“ Conan nickte. „Wir haben noch sieben Minuten.“ „Sollte reichen und wenn nicht, dann verschwindest du rechtzeitig.“ „Die Zeit wird reichen…“ Shuichi blickte kurz zu ihm und ging die Treppen nach oben, die ins erste Obergeschoss führten. „Bleib hinter mir.“ Stumm folgte Conan dem FBI Agenten. Er sah zu, wie dieser in ein paar Räume ging, ehe er dann das Arbeitszimmer betrat. Akai sah auf den schwarzen Stuhl am Schreibtisch, dessen Rückenlehne auf ihn zu zeigte. „Jetzt stehen wir uns endlich gegenüber.“ Der Stuhl drehte sich um. Yanotsu blickte auf seine beiden ‚Gäste‘. „Akai Shuichi, der FBI Agent, der unseren bisherigen Anschlägen entgehen konnte. Und Kudo Shinichi, der geschrumpfte Oberschüler. Schön, dass auch wir uns endlich begegnen.“ Shuichi ballte die Faust. „Jetzt weiß ich wenigstens, wer der Strippenzieher ist, der hinter all dem steckt. Glauben Sie ja nicht, dass wir uns von Ihrer Bombe einschüchtern lassen.“ „Etwas anderes habe ich nicht von Ihnen erwartet“, grinste Yanotsu. „Aber Sie werden sich entscheiden müssen. Setzen Sie Ihr Leben auf das Spiel und versuchen mich zu verhaften oder retten Sie Ihr Leben.“ „Die Bombe im Keller ist nicht die Einzige, die Sie hier deponiert haben“, gab Conan von sich. „Gut geschlussfolgert. Natürlich befinden sich hier im Haus noch weitere Bomben und nur ich weiß, wann sie hochgehen werden.“ „Es würde Ihr eigenes Leben kosten“, warf Akai ein. „Ich weiß. Aber was soll’s?“ Yanotsu zuckte mit den Schultern. „Mein Leben ist doch jetzt sowieso schon vorbei, aber meine Taten werden noch lange in Erinnerungen bleiben. Wir sind auf dem besten Weg.“ „Auf dem besten Weg für was?“ „Was wollen Sie mit dem Leichnam im Keller?“ „Das werdet ihr leider nicht mehr erfahren“, entgegnete Shimia. Kurz blickte er zu dem Bilderrahmen, der auf seinem Tisch stand. Er lächelte leicht. „Es hätte nicht so enden müssen, aber ihr lasst mir keine andere Wahl.“ „Reden Sie nicht so einen Unsinn. Sie haben alles ins Rollen gebracht.“ „Und hättet ihr euch nicht eingemischt, dann wäre alles nach Plan verlaufen und…“ „Und was?“, kam es von Akai. „Und dann hätten so viele Menschen nicht sterben müssen? Wir wissen Beide, dass Sie weiter töten ließen, auch wenn es für die Experimente gewesen wäre. Damit ist jetzt Schluss.“ „Das seh ich auch so“, nickte der Angesprochene und betätigte einen Knopf, der unter seinem Schreibtisch eingebaut war. Ein Knopf, der eine Explosion zur Folge hatte. Ai stieg langsam in den Wagen, als ein Knall die Umgebung erschütterte. Schockiert sah sie zu dem Haus. Die Flammen fingen an sich auszubreiten und als sie diese lodern sah, weiteten sich ihre Augen. „Conan ist noch da drin“, rief sie. Ai wollte wieder aussteigen, wurde aber zurück gehalten. „Ich muss zu ihm!“ „Rufen Sie einen Krankenwagen, sie sollen schnell machen“, hörte Haibara James rufen. „Kudo…Kudo…“, wisperte sie und schrie dann seinen Namen laut aus. Ai schreckte nach oben. Ihr kindlicher Körper schwitzte, während sie sich im Raum umsah. Ein leichtes Lächeln umspielte ihr Gesicht. Sie sah Conan. Er lebte. Und alles war nur ein Traum. Die Erleichterung war dem Mädchen anzusehen. „Kudo.“ „Endlich bist du aufgewacht, Haibara. Wir haben uns schon Sorgen gemacht.“ „Wir?“, gab Ai von sich. Sie schüttelte kurz den Kopf, schüttelte ihre Gedanken weg. „Ich wollte euch keine Sorgen bereiten. Was ist überhaupt passiert?“ „Du kannst dich an nichts mehr erinnern?“ Er runzelte die Stirn. „Die Organisation…“ „Nein.“ Ai schluckte. „Das war kein Traum“, wisperte sie leise. „War es nicht“, murmelte Conan. „Aber du bist in Sicherheit.“ „Was…was ist passiert?“, wollte sie wissen. „Wir standen im Gegenüber…dem Boss. Er hat sich selbst in die Luft gejagt.“ Conan seufzte. Natürlich wäre es besser, wenn sie ihn gefasst hätten, aber ihnen blieb nichts anderes über. „Akai hatte noch rechtzeitig bemerkt, was er vor hatte und stürzte mit mir aus dem Raum heraus. Das war unsere Rettung. Danach gingen schon die nächsten Bomben hoch und das Feuer bereitete sich aus. Wir konnten gerade noch so entkommen.“ „Feuer.“ „Da war jemand gründlich. Aber bis auf eine leichte Rauchvergiftung geht es mir gut.“ „Rauchvergiftung.“ „Bist du jetzt ein Papagei?“, wollte der Geschrumpfte von ihr wissen. „Akai…Akai ist…“, sie stockte. Conan aber nickte. „Ja, ich weiß. Er war ein Mitglied der Organisation.“ Conan seufzte leicht. Wie sollte er es ihr sagen? Es war doch schon die ganze Zeit über so schwer. „Ich will die Wahrheit.“ „Ja, ich weiß“, gab der Kleine von sich. „Akai war nie wirklich ein Mitglied der Organisation, also schon irgendwie, aber es sah nur für dich so aus. Er ist FBI Agent…von Anfang an. Er sollte sich in die Organisation einschleichen, sich hocharbeiten und dann den Boss verhaften…“ „Er sollte was?“ Ai knurrte leicht. „Weißt du eigentlich, wie lange er bei ihnen war? Woher willst du wissen, dass er nicht die Seiten gewechselt hat.“ „Das hat er nicht. Er verfolgte die ganze Zeit über seinen Auftrag.“ „Meine Schwester hat ihm vertraut. Er hat sie nur benutzt und ist dann einfach so gegangen. Wieso hat er sie nicht raus geholt? Hm? Kannst du mir das sagen?“ „Eh…“, murmelte Conan. „Ich kann mir vorstellen, dass das deine Schwester nicht wollte.“ „Soll ich dir mal sagen was wirklich war? Sie wusste nichts davon und dann hat er sie von einen Tag auf den nächsten verlassen und sie wusste gar nichts. Sie hat gelitten…selbst Jahre danach hat sie noch an ihn gedacht. Er ist böse“, sprach Ai. „Deine Schwester kannte die Wahrheit.“ Sofort blickte Ai an die Tür und weitete ihre Augen. „Das stimmt nicht!“ „Am Tag bevor meine Tarnung aufflog und ich die Organisation verlassen musste, hab ich deiner Schwester die Wahrheit gesagt. Eine Wahrheit, die sie schon kannte. Es hätte alles gut gehen können, aber wie du nun sicher weißt, bin ich aufgeflogen und kam ihrem Boss nicht näher. In der gleichen Nacht habe ich Akemi das letzte Mal gesehen. Sie hatte die Möglichkeit gehabt, mit mir zu kommen und frei zu sein. Sie entschied sich bewusst dagegen.“ Ai schluckte. „Nein…du lügst. Warum sollte sich Akemi dagegen entscheiden, wenn sie Jahre danach aus der Organisation aussteigen wollte“, murmelte das Mädchen. „Weil sie nicht ohne dich aussteigen wollte. Damals hätten wir dich nicht befreien können. Es hätte nur für sie die Möglichkeit gegeben, aber ohne dich, wollte sie nicht gehen. Und du hast doch kurz darauf auch bemerkt, dass euch die Organisation wieder versteckt hielt. Vor ihrem Tod erhielt ich von deiner Schwester eine Nachricht. Sie wollte aussteigen und hatte irgendeinen Plan. Bevor ich handeln konnte, war sie schon tot. Wir konnten im Kellergebäude Akemis Leiche bergen. Recherchen ergaben, dass sie von der Organisation exhumiert wurde. In drei Tagen findet ihre Beerdigung statt.“ Akai drehte sich um und verließ den Raum. Er hatte gesagt, was er sagen wollte und was wichtig war. „Sie wird beerdigt“, entgegnete Ai leise und sah zu Conan. Dieser nickte. „Akai hat es vor einigen Tagen beschlossen und alles in die Wege geleitet. Ich finde, du solltest dich nicht dagegen stellen. Er tut es für deine Schwester.“ „Wie…wie viele Tage habe ich geschlafen?“ „Vier.“ „Vier“, wiederholte sie leise. Shuichi streckte sich, als er zusammen mit Conan das brennende Haus verließ oder das, was die Explosion damit über ließ. Er blickte sich zu seinem Boss um und ging zu diesem. „Yanotsu Shimia ist tot.“ „Sind Sie sich sicher? Die Explosion könnte gewollt sein“, warf Black ein. „Auch wenn ich ihm viel zu traue, aber das er von den Toten wieder aufersteht, ist eine Sache, die nicht einmal er hinbekommen sollte. Er hat sich direkt von unseren Augen in die Luft gejagt. Es wird schwer sein, irgendwelche Überreste ausfindig zu machen.“ „Shu!“ Der Angesprochene drehte sich um. Jodie hatte das Fenster des Wagens heruntergekurbelt, als sie in die Nähe des Hauses kamen. Sie war erleichtert, als sie ihren Kollegen lebendig bei James stehen sah. Sobald der Wagen zum Stillstand kam, sprang sie auch schon heraus und lief auf ihn zu, dicht gefolgt von Masumi, die ihren Bruder in die Arme schloss. „Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht“, gab das Mädchen leise von sich. „Mhm…“ Akai blickte zu Jodie. „Es gab keine andere Wahl“, seufzte diese. „Wir hatten ein paar…technische…Probleme.“ „Lass es gut sein. Wie sieht es mit den Mitgliedern der Organisation aus?“ Die Gefragte seufzte. „Korn und Chianti verfolgten uns. Wir hatten keine andere Wahl, als uns zu wehren und uns ihnen entgegen stellen. Beide sind tot. Wodka ist auch tot. Bevor er was sagen konnte, wurde er umgebracht. Vermouth ist entkommen.“ „Das hab ich mir schon gedacht“, murmelte Shuichi und sah kurz zu seiner Schwester herunter. Sie konnte ganz schön anhänglich sein, aber heute durfte sie das auch. „Gin lebt auch nicht mehr. Bourbon konnte entkommen.“ „Meinst du, die Beiden werden gemeinsame Sache machen?“, wollte die Blonde wissen. „Das wäre gut möglich. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass sie in der nächsten Zeit handeln werden. Sie hätten es schon getan und würden sich nicht im Hintergrund halten. Trotzdem sollten wir uns nicht ausruhen. Sie können immer noch handeln.“ Jodie nickte. „Was ist hier passiert?“ „Ach stimmt, das weißt du ja noch gar nicht“, grinste Akai leicht. „Wir hatten eine kleine Konfrontation mit dem Boss der Organisation.“ „Mit dem Boss? Dann haben wir ihn jetzt?“ „Leider nicht ganz. Er hat sich selbst in die Luft gejagt. Von ihm ist nicht mehr viel übrig“, seufzte der FBI Agent. „Mist…“, murmelte Jodie. Sie dachte nach. „Und was machen wir jetzt mit den Mitgliedern, die bisher noch nicht aktiv waren? Vielleicht werden sie jetzt aktiv, wenn sie erfahren, dass ihr Boss nicht mehr am Leben ist.“ „Mach dir darüber keine Sorgen. In seinen Kellerräumen waren ein paar interessante Sachen. Ich denke, wir haben genügend Informationen gefunden, um inaktive Mitglieder zu kontaktieren.“ „Wirklich?“ Jodie war überrascht. „Und wenn das nur eine Falle ist?“ „Das ist natürlich möglich, aber wir werden uns die Namen trotzdem ansehen.“ „Conan.“ Der Gerufene blickte sich um. „Ran? Aber was machst du denn hier?“ Das Mädchen lief auf ihn zu. Kaum, dass sie bei ihm ankam, kniete sie sich auch schon hin und nahm ihn in ihre Arme. „Ich bin so froh, dass es dir gut geht“, schluchzte sie. „Ran…“ „Ich weiß Bescheid. Das FBI hat mir alles erzählt. Wir waren zuerst bei der Firma, dann bei dem Haus und dort hat man uns gesagt, dass ihr zu Untersuchungszwecken hier her gebracht wurdet. Geht es dir gut?“ Er nickte. „Ich hab nur eine leichte Rauchvergiftung.“ „Conan“, Ran schluckte. „Du bist Shinichi.“ „Ja, der bin ich. Tut mir leid, Ran, ich konnte es dir nicht sagen.“ Tränen flossen ihr über das Gesicht. „Shinichi…“ Shuichi lehnte sich an die kalte Wand des Gebäudes und machte einen Zug an seiner Zigarette. „Mhmm…was ist?“ Conan sah an ihn hoch. „Geht es Ihnen gut?“ „Natürlich. Warum sollte es mir auch nicht gut gehen?“, kam die Gegenfrage. „Die Beerdigung eben…und dann das Ende vom Boss der Organisation…“ „Mir geht es gut“, entgegnete Akai. „Was die Organisation angeht, suchen wir immer noch die Mitglieder, die wir namentlich aufgelistet fanden. Es sollte nicht lange dauern, bis alle ihre gerechte Strafe bekommen.“ „Wir können nur hoffen, dass es nicht noch weitere Mitglieder gibt, die sich im Untergrund halten.“ „Selbst wenn, wir finden sie“, sprach Akai ruhig. Es schien ihm nichts auszumachen. Doch in Wahrheit wollte auch er die ganze Geschichte endlich beenden. „Wie sieht es mit einem Gegenmittel für dein Problem aus?“ „Ai will sich in den nächsten Tagen wieder an die Arbeit setzen. Sie hat ja bereits ein potentielles Mittel gefunden, allerdings hört es nach einigen Tagen oder Stunden auf zu wirken.“ Conan seufzte. „Aber sie wird nicht aufgeben. Jodie hatte gemeint, dass es möglich ist, dass wir ein Labor über das FBI beziehen können.“ „Wenn Jodie das gesagt hat, wird es wohl stimmen“, murmelte Shuichi ruhig. „Wenigstens kommt sie damit voran.“ Der Grundschüler nickte. „Die anderen FBI Agenten konnten Aufzeichnungen in den Kellerräumen sicher stellen, die mit den Bemühungen der Organisation zu tun haben.“ „Bisher hab ich nur einen schnellen Blick über sie geworfen. Sollen sich das die Leute bei uns im Labor anschauen. Bestimmt könnt ihr dort auch Hilfe finden.“ „Da ist noch etwas“, fing Conan an. „Ich habe mehrere Tagebücher gefunden.“ „Wo?“ „Im Keller.“ „Warum hast du uns bisher nichts davon erzählt?“ Der FBI Agent verengte die Augen. „Ich hatte es damals eingesteckt und dann ging alles so schnell.“ Conan seufzte leise auf. „Ich hab es mir angesehen.“ „Und was steht drin?“ „Die Organisation wollte mit dem APTX 4869 nicht nur so eine Art Jungbrunnen erschaffen, sie wollten tote Menschen wieder zum Leben erwecken“, erzählte er. „Tote zum Leben erwecken…Es macht Sinn, dass sie Akemis Leiche deswegen unten hatten. Sie wollten sie als Versuchskaninchen verwenden.“ „Und Ai unter Druck setzen.“ „Natürlich“, nickte Conan. „Ai hat mir erzählt, dass er ihr auch das Angebot gemacht hat.“ „Was? Sie sollte Akemi ins Leben zurück holen“, murmelte er leise. „Ai hat abgelehnt. Sie sagte, Akemi hätte das nicht gewollt.“ Shuichi ballte die Faust. „Sagen Sie mir jetzt nicht, Sie hätten sie zurück holen wollen.“ „Nein. Es macht mich nur wütend zu wissen, dass er Akemi für seine Zwecke benutzen wollte“, antwortete Akai. Er öffnete die Faust wieder. „Was hast du noch heraus gefunden?“ „Es gab mehrere Einträge“, fing der Grundschüler an und zog die Tagebücher aus seinem Rucksack heraus. Einige Seiten waren markiert. Seiten, die Conan vorlesen wollte. Eintrag vom 16. März: Heute fange ich die Forschungen an. Ich bin gespannt, ob meine Idee realisierbar ist. Die Ausstattung dafür bekam ich bereit gestellt. Eintrag vom 29. März: Nach einem Jahr bin ich immer noch nicht weiter gekommen, dabei klang alles so vielversprechend. Jetzt haben Sie mir das Budget gekürzt und eine andere Biochemikerin an die Seite gestellt. Eintrag vom 12. April: Auch wenn ich mich am Anfang nicht mit ihr verstanden habe, so kommt es mir vor, als wären wir schon lange miteinander befreundet. Und entgegen meiner Erwartungen, weiß sie auch, was sie im Labor zu tun hat. Eintrag vom 17. August: Zwei Jahre später sind wir immer noch nicht weiter. Die Arbeit wird langsam anstrengend und alle unsere Ergebnisse verlaufen negativ. Für die nächste Woche geht es erst einmal in die Flitterwochen. Eintrag vom 11. Januar: Ich kriege ein Baby – nein, meine Frau kriegt das Baby, aber ich werde Vater. In sechs Monaten ist es soweit. Leider wird das freudige Ereignis vom Verlust unseres Arbeitsplatzes überschattet. Meine Geldgeber sind vom Projekt abgesprungen und mein Boss sieht nicht die Notwendigkeit einer weiteren Anstellung. Ich hätte mein Ziel aus den Augen verloren. Wenn der wüsste…Elena hat ihren Job auch an den Nagel gehängt. Wir wollen gemeinsam etwas Neues auf die Beine stellen. Eintrag vom 12. Dezember: Wir kommen dem Ziel immer näher. Und vielleicht haben wir auch schon bald ein Mittel gefunden, mit dem wir Menschen jünger machen können. Eventuell wäre es auch möglich, dass wir auch verstorbene zurück ins Leben holen können. Die Idee der Selbstständigkeit hat sich ausgezahlt. Shuichi unterbrach Conan beim Vorlesen. „Die Tagebücher sind definitiv von Shimia?“, wollte er von dem geschrumpften Oberschüler wissen. „Es besteht kein Zweifel. Das ist erst der Anfang. Er hat in jungen Jahren viel geschrieben.“ Dann seufzte er auf. „Leider nahm es mit der Zeit ab. Es kommen noch ein paar interessante Eintragungen von ihm…allerdings wird es gegen Ende hin dünn. Soll ich sie auch vorlesen?“ „Nur zu.“ Shuichi schloss die Augen und lauschte seiner Stimme. Conan nickte leicht. Er schlug das erste Tagebuch zu und nahm das dritte aus der Reihe heraus. „Schauen Sie nicht so. Ich lese Ihnen nur die Stellen vor, die wichtig sind“, gab er dann von sich. Eintrag vom 16. März: Ich habe eine eigene Firma gegründet. Genügend Mitarbeiter sind auch vorhanden. Da ich nicht viel Auswahlmöglichkeiten hatte und schnell voran kommen wollte, musste ich ein paar entlassene Straftäter einstellen. Bisher haben sie mich nicht enttäuscht. Eher im Gegenteil, sie sind so dankbar, dass ich ihnen nach ihrem Gefängnisaufenthalt eine Chance gebe zu arbeiten. Meine zukünftigen Investoren waren darüber nicht erfreut, habe sich aber bald damit arrangiert, dass die Arbeiter niedere Dienste verrichten. Eintrag vom 26. August: Unsere jüngste Tochter ist jetzt fünf Jahre alt und auch wenn es nicht geplant war, das zweite Baby ist bereits unterwegs. Ich bin mir sicher, dass wir bald einen Durchbruch in unserer Forschung erreichen werden. Irgendwann müssen die Resultate positiv sein. Eintrag vom 1. April: Eine junge Schauspielerin hat sich meiner Firma angeschlossen. Sie ist naiv und lässt sich gut formen. Dabei hat sie gar nicht bemerkt, dass der Anschlag, vor welchem ich sie gerettet habe, nur ein Teil meines Planes war. Die Kleine wird mir noch sehr nützlich sein. Eintrag vom 29. Mai: Meine Frau verändert sich. Nicht nur in der zweiten Schwangerschaft war sie komisch, sie ist es auch jetzt noch. Langsam fängt sie an ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Sie redet die ganze Zeit darüber, dass wir aussteigen sollen. Die Forschungen sind noch nicht vorbei! Eintrag vom 22. September: Heute habe ich meine Frau umgebracht. Ich konnte es nicht mehr hören. Sie hatte Zweifel an unserem Projekt und fing an, Mitleid mit den Menschen zu haben. Leider musste sie sterben. Aber ihr Opfer wird nicht umsonst gewesen sein. Wir nähern uns dem Ziel und wenn es soweit ist, werde ich sie wieder zurück ins Leben holen. Unsere Kinder werden im Schoss meiner Firma aufwachsen, aber das wird sie nur noch stärker machen. Conan seufzte. Bereits das erste Mal lesen wurde zu einer emotionalen Last. Er konnte mit den Personen, um die es in den Tagebüchern ging, mitfühlen. Nicht mit dem Boss, eher mit seiner Frau. „Das geht noch mehrere Seiten so weiter“, sprach er leise. „Er hat alles sorgfältig aufgeschrieben. Was für ein Narr. Er hätte wissen müssen, dass man das als Beweis gegen ihn verwendet.“ „Er spielt mit den Menschen und macht nur das, was er will. Er hat sich nicht einmal für die Zweifel seiner Frau interessiert.“ „Und sie dachte, wenn sie es ihm erzählt, würde er sich für sie entscheiden.“ Akai schnaubte verächtlich. „Aber er wollte nur eines: seine Forschung beenden. Seine Familie war ihm egal. Kein Wunder, dass er den Tod mehrerer Menschen einfach so in Auftrag geben konnte.“ „Und das tat er nur, um sie als Versuchskaninchen für das APTX 4869 zu verwenden. An einer anderen Stelle schreibt er, dass das APTX nur ein Abfallprodukt des eigentlichen Mittels ist und er sich im letzten Moment dazu entschieden hat, dass es doch verwendet wird. Allerdings konnte er damals die einzelnen Substanzen nicht voneinander trennen.“ „Hmm?“ „Das Hauptmittel was er und seine Frau herstellten, konnte entweder im menschlichen Körper nichts anrichten. Es konnte aber auch jemanden töten, ohne dass dies nachweisbar war. Eine andere Möglichkeit war die Verjüngung. Nur konnte keiner Voraussagen, welches Ereignis eintrat“, erklärte Conan. „Falls ich jetzt mit ihm Mitleid haben soll, dann kannst du es vergessen. Wir waren alle nur Spielfiguren in seinem makaberen Plan, den Tod auszutricksen.“ Der Oberschüler nickte. „In seinen weiteren Tagebüchern beschreibt er, wie er anfing den Mitgliedern seiner Firma, die er später als Organisation bezeichnet, Namen von alkoholischen Getränken zu geben und wie die Regierungen versucht haben, die Organisation zu zerschlagen. Jodies Vater wird dabei auch erwähnt.“ „Sie darf die Seiten nicht zu Gesicht bekommen.“ „Ai sollte die Tagebücher auch nicht lesen“, murmelte Conan leise. „Es würde sie nur kaputt machen, wenn sie erfährt, wie alles angefangen hat und warum.“ „Hast du irgendwem, außer mir, die Tagebücher gezeigt?“, wollte Akai wissen. Conan schüttelte den Kopf. „Ich wollte sie zuerst Heiji zeigen. Nachdem ich im Krankenhaus zur Beobachtung bleiben musste, war er da und wollte von mir wissen, was genau passiert ist. Ich hab es gelassen, weil ich ihn nicht in Gefahr bringen wollte.“ „Du glaubst immer noch, dass sie da sind?“ Er nickte. „Vermouth ist noch frei und Bourbon…“ „Mach dir um die keine Sorgen“, sprach Shuichi. „Ich kenne Beide lange genug, um zu wissen, dass sie für uns keine Gefahr darstellen. Bei Vermouth solltest du es doch besser wissen.“ „Nur weil sie damals mit meiner Mutter befreundet war, war das keine Garantie, dass sie mir hilft.“ Nun hob Akai eine Augenbraue. „Hat sie nur deswegen so komisch gehandelt, wenn es um dich ging?“ „Was meinen Sie?“ „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie nett zu dir ist, nur weil sie deine Mutter kennt“, erklärte er. „Hmm…das hab ich mir auch schon überlegt. Ich weiß es nicht. Meine Mutter meinte, dass zwischen den Beiden nicht viel vorgefallen sei. Sie hatten sich vor vielen Jahren kennen gelernt und angefreundet. Allerdings gab es nichts, weswegen sie einen Grund hätte, mir zu helfen. In den Tagebüchern stand auch nichts…wahrscheinlich müssten wir dafür auch schon ihre Tagebücher in den Händen halten.“ „Und das wird wohl kaum der Fall sein“, entgegnete Conan daraufhin. Dann zuckte er mit seinen Schultern. „Das werd ich wohl als Kleinigkeit abhacken müssen, die ich nicht erfahren werde. Ich hoffe nur, Sie haben Recht und Vermouth und Bourbon werden nicht versuchen…“ „Werden Sie nicht. Ich hatte schon die ganze Zeit so ein Gefühl, dass Vermouth mit falschen Karten spielt, vor allem bei der Organisation“, gab Akai von sich. „Das ist nicht zu beweisen. Selbst wenn sie sich jetzt zurück hält, können wir nicht mit Sicherheit sagen, dass sie uns auch später wirklich in Ruhe lässt“, warf der Kleine ein. „Das nehmen wir in Kauf. Aufgrund ihres Bekanntheitsgrades wird sie kaum was unternehmen können, ohne dass es auffällt. Und Bourbon…er könnte noch eine Gefahr für uns bedeuten. Aber wenn er handelt, dann wird er nur gegen mich etwas tun. Darauf bin ich vorbereiten, was er auch weiß, weswegen er sich mit einer Handlung Zeit lässt. Andererseits hat er in der letzten Zeit wohl recht oft mit Vermouth gearbeitet, wenn ich so an den Bell Tree Express denke, vielleicht hält sie ihn auch zurück. Wir werden sehen.“ „Solange Sie das so sehen…“, murmelte Conan leise. „Es bringt nichts, wenn man sich zu viele Gedanken macht. Du würdest dich damit verrücken machen. Warte einfach ab, bis sie handeln.“ „Haben Sie die ganze Zeit auf Handlungen gewartet?“, wollte er wissen. „Ehrliche Antwort?“ Der Gefragte nickte. „Direkt nach meinem Ausstieg bei ihnen, versuchte ich alles zu planen. Ich hab mir zurecht gelegt, was ich an welchem Tag mache, aber dann musste ich feststellen, dass es nichts bringt und habe lieber darauf gewartet, dass die Organisation handelt. Natürlich hatte ich im Hinterkopf, was ich bei den einzelnen Szenarien machen werde, aber größtenteils ließ ich mich auch von ihnen überraschen“, erzählte Akai. „Die Erfahrung solltest du aber auch gemacht haben.“ „Im Prinzip ja.“ Conan seufzte dabei. „Ich habe immer lange warten müssen, ehe sie gehandelt haben und manchmal dachte ich, dass die Zeit mit diesem kindlichen Körper nie vergehen wird.“ „Noch dauert es eine Weile, ehe du deinen normalen Körper wieder bekommst“, entgegnete Shu. „Ich weiß, aber sie wird es schaffen. Da bin ich mir sicher“, lächelt er. „Wirst du ihr die Wahrheit über Shimia erzählen?“ Mit aufgerissenen Augen blickte Conan zu dem FBI Agenten. Eigentlich sollte es ihn nicht wundern, und trotzdem war es passiert. „Woher?“ „Das was du über seine Familie vorgelesen hast, war sehr aufschlussreich. Außerdem kenne ich ein paar ältere Fotos von ihm.“ „Verstehe“, murmelte der geschrumpfte Oberschüler leise. „Ich habe es geahnt, als ich den Namen das erste Mal gehört habe. Es war komisch und wenn man die Buchstaben in eine andere Reihenolge bringt, kommt sein Name heraus. Ich weiß nicht, wie ich Ai sagen soll. Sie würde daran zerbrechen, wenn sie die Wahrheit über ihn erfährt. Und soweit ich weiß, besitzt sie keine Fotos von ihm.“ „In den sichergestellten Akten befand sich kein Hinweis darauf. Vom FBI wird sie nichts erfahren“, sprach Akai. Er blickte zu den Tagebüchern, kniete sich dann hin und zog ein Feuerzeug aus der Jackentasche heraus. Dieses reichte er an Conan weiter. „Danke“, nickte der Junge und zündete das erste Blatt an. „Damit erlöscht das Wissen um den Boss der Organisation. Atsushi Miyano.“ ________________________ Damit bedanke ich mich bei allen Lesern der Geschichte: - Aros - ChaperonRouge - DevelKing21 - Dragoonkira - Ea - Haru-no-ko - Janina2 - Jevi - Kita-Kitsune - liane989 - Maddalena - Minato93 - Monkey-D-Ruffy-18 - Phinyx - sakura18_chan - Tweetl und natürlich ein herzliches Dankeschön an die Kommischreiber: -ChaperonRouge -Haru-no-ko -Dragoonkira Ich hoffe, die Geschichte hat euch gefallen Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)