Zum Inhalt der Seite

Wir sind unser eigenes Glück

Urlaubschaos
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Urlaubsplanung

Kapitel 1: Urlaubsplanung
 


 

„Wenn man beginnt, seinem Passfoto ähnlich zu sehen, sollte man in den Urlaub fahren.“ (Ephraim Kishon)
 

Normale Sicht:

„Sag mir noch einmal, warum wir das ganze machen!“, forderte Elena ihre beste Freundin auf.

Caroline hatte sie einfach mitgeschleppt und sie konnte sich nicht dagegen wehren.

Wer auch konnte sich wirklich gegen Caroline wehren?

Wenn sie einen Willen hatte, dann setzte sie diesen auch durch, egal was kam und niemand konnte sich ihr dann entziehen.

„Du brauchst Spaß.

Wir brauchen Spaß!

Wann haben wir das letzte Mal so richtig gelacht, weil einfach irgendwas blödes Lustiges geschehen ist?

Wir brauchen eine Auszeit von unserem schrecklichen Leben, sodass wir es vergessen!“, äußerte sich Caroline entschlossen.
 

Was sollte man dagegen schon entgegen?

Elena zumindest fiel da nicht wirklich etwas ein, weswegen sie einfach nachgab.

Sie ließ sich mitschleifen und alles auf sich zukommen.

„Also, wie lautet dieser Plan um Spaß zu haben?“, fragte sie deswegen ergeben, auch wenn sie sich ein Seufzen nicht verkneifen konnte.

Caroline grinste verheißungsvoll und Elena schwarmte übles.

„Als erstes trinken wir und dann, dann planen wir unseren Urlaub.“

Urlaub.

Elena war sich nicht sicher, wann sie das letzte Mal genau über dieses Wort nachgedacht hatte und ihr fiel auch gerade nicht die genaue Bedeutung davon ein.

Hatte es etwas mit Erholung zu tun?

Was war das gleich?

Sie beschloss doch erstmal bei der nächsten Gelegenheit ein Lexikon zu Rate zu schlagen.
 

Deswegen saßen sie auch schon bald im Grill an der Bar und Caroline war so gut auf das Thema vorbereitet, das sie Reisekataloge zur Hand hatte.

Da sie ein Vampir war, würden ihnen keine Grenzen gesetzt sein und jetzt mussten sie sich einfach nur noch entscheiden.

„Das klingt doch toll, fahren wir nach Kalifornien an den Strand.

Auf jedenfall gehört zu einem Urlaub eine warme Gegend, wir können auch weiter weg, wir fliegen einfach irgendwohin nach Europa.

Italien, Griechenland, Spanien…“

„Wir sollten einen Ort aussuchen, von dem wir schnell zurückkommen, falls etwas schlimmes passiert“, wandte Elena ein.

Ihr schwirrte nur der Gedanke in dem Kopf, dass gerade die gesamte Urfamilie sich in ihrer Heimatstadt befand.
 

Panisch hob Caroline die Hände.

„Ah, ah, ah, ah, ah!

Nein!

Hör auf damit!

Kein heraufbeschwören von Katastrophen.

Sprich mir nach, wie planen keine Unannehmlichkeiten ein, wir werden einen erholsamen Urlaub haben, in dem es keine Magie gibt und das einzig magische werden wir sein!“

Auffordernd sah Caroline ihre Freundin an, die eher unbeeindruckt und vielleicht sogar ein wenig genervt davon schien.

Elena glaubte nicht daran.

Sie plante jetzt schon seit bald zwei Jahren nur Katastrophen ein, denn so konnte sie sich am besten dagegen wappnen und falls sie tatsächlich eintraten, war sie am Ende nicht enttäuscht, die schönen Dinge ins Wasser fielen.
 

Dennoch tat sie ihrer Freundin den Gefallen.

„Wir planen keine Unannehmlichkeiten ein, wir werden einen erholsamen Urlaub haben, in dem es keine Magie gibt und das einzig magische werden wir sein.“

Die Stimme mit der sie die Worte vortrug hatte wohl eher auf einer Beerdigung Platz, als auf dem Beginn einer Urlaubsplanung.

Zumindest war das Carolines Meinung.

Ihr gefiel die Stimmung nicht, die unbeeindruckt war und die so resigniert wirkte, dass Katastrophen ins Leben hinein gehörten.

Vielleicht war das so, aber niemals so viele.

Die schönen Momente sollten überwiegen oder zumindest die schrecklichen aufheben.

„Wen willst du damit überzeugen?

Versuch das bitte nochmal, aber mit mehr Enthusiasmus.“
 

Elena kniff die Augen zusammen.

„Muss das sein, Caroline?“, fragte sie nach und klang dabei sehr gequält.

Caroline schob ihr ein Glas mit Alkohol hin, mit sehr starkem Alkohol.

„Das muss sein.

Trink das, damit fällt es dir leichter.“

Alkohol lockerte die Stimmung und nach Carolines Meinung brauchte Elena davon mindestens ein ganzes Fass.

Mit einem Schluck kippte Elena das Getränk runter und verzog dabei das Gesicht.

Danach setzte sie ein Lächeln auf, das ihrer Meinung überzeugend wirkte.

„Wir planen keine Unannehmlichkeiten ein, wir werden einen erholsamen Urlaub haben, in dem es keine Magie gibt und das einzig magische werden wir sein“, wiederholte sie die ganze Phrase noch einmal.

Dann zog sie eine Augenbraue hoch.

„Besser?“, fragte sie nach.
 

Mit gerunzelter Stirn sah Caroline ihrer Freundin genau an.

„Nicht sehr viel.

Aber ich nehm das für den Anfang so hin.

Also, was sind deine Wünsche für unseren Urlaub?“

Aufgeregt blätterte Caroline den Katalog durch, schien von jedem einzelnen Ort begeistert zu sein.

„Weiß nicht.

Ist mir egal.“

Jetzt zeigte Carolines Gesicht eindeutig Verärgerung.

„Das kann dir nicht egal sein und das darf es nicht.

Das hier dient dem Zweck der Erholung unserer Seelen, das ist nicht nur etwas brauchen, sondern auch etwas, das wir verdient haben.

Deswegen, für was bist du?“
 

Elena konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

Nicht weil irgendwas an der Aussage witzig gewesen war, sondern weil sie in solchen Augenblicken merkte, was für eine tolle Freundin sie hatte.

„Irgendwas mit Meer und Wärme klingt verdammt schön“, stimmte sie ihrer Freundin zu.

Carolines Gesicht hellte sich erheblich auf.

„Ein tropisches Paradies vielleicht!“

Wie wäre es mit der Karibik?

Wir beide, an einem einsamen Strand in einer Holzhütte?

Das klingt traumhaft!“, befand Caroline und besah sich gleich wieder den Reisekatalog um etwas passendes zu finden.
 

„Oh ja, an solch abgelegenen Orten kann man verdammt viel Sex haben.

Wir werden bestimmt viel Spaß zusammen dort haben“, prophezeite eine Stimme hinter ihnen, die ihnen beide Gänsehaut bescherte.

Sie drehten sich um und sahen in die grinsenden Gesichter von Klaus und einem seiner Brüder, deren Augen von einem hübschen Mädchen zum anderen wanderten.

„Niemals!“, zischte Caroline sofort.

Sie stand auf und trat den beiden unbeeindruckt gegenüber.

„Aber ihr macht doch so schöne Planungen“, meinte Klaus mit einem Lächeln, das zeigte dass ihm das verdammt viel Spaß machte.

Kol dagegen musterte beide Mädchen unverhohlen.

Er fand sie beide sehr sexy.

„Um so weit wie möglich von dir und deiner Familie weg zu sein!“, konterte Caroline und schnappte sich sowohl den Reisekatalog, als auch Elenas Hand. „Komm wir gehen!“
 

Elena ließ sie sich mitschleifen, wie schon so oft an diesem Tag, sah aber zurück zu den beiden.

Sie sah auf Kol, als Klaus ihr ein anzügliches Grinsen gab und fragte sich, wie dieser wohl im Vergleich zu seinen Geschwistern war.

„Sieh ihn nicht an, Elena!“

Carolines Stimme klang abfällig.

Sie war weder für Klaus zu haben, noch für Kol.

„Er sieht nur so aus wie Elijah“, gab Elena als Verteidigung dafür, dass sie ihn angesehen hatte.

Natürlich war die äußerliche Ähnlichkeit nicht zu übersehen, aber vor allem hatte sie sich als erstes von Klaus ablenken wollen.

„Er hängt mit Klaus rum.

Das sagt für mich mehr aus!“

Bewusst, dass die beiden sie noch hatten hören können, gab sie sich nicht die geringste Mühe, freundlich zu klingen.

Die beiden konnten ruhig wissen, dass sie von keinen der beiden etwas hielt.

Weitere Urlauber

Kapitel 2: Weitere Urlauber
 


 

„Ich fliege irgendwo in den Süden - vielleicht nach Kanada oder so.“ (Mehmet Scholl)
 

Normale Sicht:

Caroline war hellauf begeistert von dem Strand an dem sie waren, abgelegen, mit einer kleinen Holzhütte und falls sie mal feiern wollten, dann war eine Stadt ganz in der Nähe.

Sonst konnten sie einfach nur das Meer genießen und die Sonne, die hier ein gern gesehener und häufiger Besucher war.

„Ist es hier nicht einfach wunderbar?“

Caroline war vollkommen begeistert.

Genau so hatte sie sich das vorgestellt und sie war sich sicher, dass dies einfach nur fantastisch werden würde.

„Willst du mit baden kommen?“, fragte Caroline und wechselt gleich ihr warmes Outfit gegen einen dunkelblauen Bikini.

Jegliche warme Kleidung, die an hässliches Wetter erinnerte, würde sie in den nächsten beiden Wochen eintauschen.
 

Elena schüttelte den Kopf.

„Ich werde mich erst einmal umsehen, du weißt schon, die schöne Aussicht genießen.“

Sie formulierte es so, das Caroline nicht meckern musste, dass sie diesen Urlaub nicht richtig genoss.

Denn das wollte sie, sie wollte es wirklich, nur musste sie sich erst einmal darauf einstellen, die Anspannung loszuwerden, die sich in ihrem Körper festgesetzt hatte.

„Gut, dann schwimm ich allein hinaus und werde dann meiner Haut eine schon langverdiente Bräune verpassen“, entschloss sich Caroline und nahm an den Strand nichts weiter als zwei Handtücher mit.

Als Vampir brauchte sie nicht so viel.

Elena entschied sich dafür es Caroline zumindest in Kleidung ungefähr gleich zu tun.

Mit kurzer Hose und Shirt machte es sich in dieser Hitze eindeutig besser.
 

Carolines Sicht:

Es war schön hier zu sein.

Viel besser als Mystic Falls.

Schade war es natürlich, das Bonnie nicht hatte mitkommen wollen, doch sie war noch unzugänglicher als Elena.

Als ich ihr in den Vorschlag unterworfen hatte, kam sie mir mit Vorwürfen, wie unverantwortlich das war, angesichts der neuen Lage mit den Urvampiren.

Mir hätte auch schon die Argumentation gereicht, dass sie die Zeit mit ihrer Mutter verbringen wollte.

Schließlich war es genau diese missliche Lage, die mich dazu veranlasst hatte, diesen Urlaub mit Elena gemeinsam zu machen.

Sie war nur noch trübsinnig und man merkte wie schwer die Ereignisse des übernatürlichen auf ihr lasteten.

Sie hatte alles verloren und jetzt war nicht einmal ihr Bruder mehr da.
 

Auch ich musste ständig an unsere Verluste denken.

An meinen Vater.

Ich hatte ihn auch in diesen Wirrwarr verloren und ich wusste noch nicht einmal weshalb und von wem.

Nur war er jetzt nicht mehr bei mir und niemand von uns war die Zeit gegeben, um jemanden zu trauern, weil alles Schlag auf Schlag passierte.

Ein Ereignis verfolgte das nächste und sich diesem einmal zu entziehen, vielleicht nur für eine kurze Zeit, war nicht falsch.

Es würde helfen um durchzuatmen.
 

Nach einer Runde schwimmen im Meer trocknete ich mich ab und legte mich einfach faul auf das andere Handtuch in den Sand.

Es war so komisch, das es auf einmal so warm war.

Natürlich, wir waren in einem ganz anderen Land, dennoch waren die Umstellungen schon enorm.

Es erschien mir noch irgendwie wie eine Art Traum.

Ein schöner Traum natürlich und es fing so gut an, da konnte es eigentlich nur noch viel besser werden.

„Hast du Interesse daran, dass ich dir den Rücken eincreme?

Ich hab gehört das man das in dieser Zeit so macht.“
 

Sofort schreckte ich auf und drehte mich um, blickte in das grinsende Gesicht von Klaus Bruder.

Einen von denen zumindest.

Was zum Teufel…?

War das doch ein Traum, eine Art Albtraum vielleicht?

„Was um Himmelswillen machst du hier?“, fragte ich aufgebracht, denn so war das überhaupt nicht geplant gewesen.

Wenn er hier war, dann waren sicher auch noch andere hier und dann sprach das eher für Ärger, als für Entspannung.

„Ich mochte den Süden schon immer.

Beißende Hitze.

Ja, man kann sagen ich hatte schon immer etwas für Moskau übrig.“
 

Fassungslos sah ich ihn an.

Dieser dämliche Idiot, das konnte er doch nicht tatsächlich ernst meinen, oder etwa doch?

„Das hier ist Italien, nicht Russland, du Idiot!“, zischte ich ihn an und machte keinen Hehl aus meiner Abneigung.

Er hob eine Augenbraue und musterte mich dann genau.

Wieso fühlte ich mich auf einmal in meinem Bikini so nackt?

Sonst hatte ich mit sowas doch auch keine Probleme.

„Ist mir klar, eigentlich mag ich aber Russland lieber.“

Er zuckte mit den Schultern. „Doch was soll ich sagen, ihr wolltet hierher und wir wollten euch unbedingt Gesellschaft leisten.

Uns gefiel die Idee vom Urlaub auch.“
 

Ich schrie, ich schrie wirklich und ballte dabei meine Hände zu Fäusten, denn ich war wirklich verzweifelt.

Wütend stampfte ich an ihn vorbei, weil es sicher nichts bringen würde, gegen ihn zu kämpfen.

Urvampir und viel älter.

Aber wenn er nicht die Klappe hielt, dann würde ich es mir vielleicht dennoch noch einmal überlegen.

Der Typ eilte mir hinterher.

„Warte, was ist nun mit dem Rücken eincremen?

Ich hab gehört das macht man heutzutage so und ich lag lange in einem Sarg, da muss ich die verpassten Erfahrungen nachholen“, erzählte er mir.

Dem fehlte es offenbar an geistiger Gesundheit.

„Was erlaubst du dir eigentlich, du… du Vollpfosten!?!

Wie kannst du es dir überhaupt wagen hier aufzutauchen?!“, schrie ich diesen Übeltäter an, der einfach nur frech grinste, wie ein Kleinkind zu Weihnachten.

Ich wollte ihm sein Grinsen am liebsten aus dem Gesicht schlagen.
 

„Also mein Name ist Kol, falls dir die passenden Worte fehlen, aber später kannst du auch ein „Oh mein Gott“ stöhnen.

Ich bin da nicht so penibel.“

Gut, das reichte eindeutig.

Das brachte das Fass einfach zum überlaufen.

Ich wandte mich zu ihm um und stieß ihn mit voller Kraft nach hinten, sodass er in den Sand flog.

„Ich frag dich noch einmal, was machst du hier?“

Langsam war ich wirklich am verzweifeln.

Mein Angriff schien ihn nicht sehr viel ausgemacht zu haben, denn er stand schon wieder mit leuchtenden Augen vor mir.

„Euch Gesellschaft leisten.

Wir hatten gehört wie ihr verreist und wollten eben mitkommen.

Natürlich mussten wir uns etwas einfallen lassen, wie wir erfahren wohin ihr fliegt, aber nachdem-“ „Warte! Wir?“, fragte ich nach.

„Was beinhaltet dieses „Wir“ genau?“
 

Eine böse Vorahnung traf mich und auf einmal hatte ich große Angst um Elena.

„Also für einen Kuss verrate ich es dir.“

Meine Hand zuckte und machte im nächsten Moment Bekanntschaft mit seiner Wange.

Ich hoffe diese deftige Ohrfeige zeigte, was ich von seinem Vorschlag und seiner Art an sich hielt.

Mit verzogenem Gesichtsausdruck betastete er seine Wange.

„Das muss ich mir merken.

Kuss wird in dieser Zeit wirklich ganz anders definiert.“

„Wer?“, fauchte ich ihn an und kam ein Schritt bedrohlich näher.

Vielleicht war er ein Urvampir, aber das würde mich nicht davon abhalten ihn in den Arsch zu treten.

„Nik und ich, wir-“

Diesmal wurde er nicht durch mich unterbrochen, sondern durch einen Schrei und der kam ganz eindeutig von Elena!

Der wachsende Albtraum

Kapitel 3: Der wachsende Albtraum
 


 

„Wir träumen lange vom Urlaub, aber kein Urlaub hält diesen Träumen stand.“ (Ernst R. Hauschka)
 

Elenas Sicht:

Das Meer war wunderschön, besonders um es zu betrachten und daran entlang spazieren zu gehen.

Es vermittelte einem wirklich ein Gefühl von vollkommenem Frieden.

Trügerisch?

Vielleicht.

Aber ich wollte mich wirklich an Carolines Worte halten und versuchen, das alles zu genießen.

Ich wollte dass die Wärme in meinen Körper eindrang und mich mitnahm, sodass ich die Kälte nicht mehr spürte.

Und damit meinte ich nicht mein thermisches Empfinden.
 

Ich blieb stehen und sah auf das Meer.

Sanft schlug eine Welle nach der anderen auf den Strand, machte dabei kaum Geräusche, zumindest nicht für mich.

Es hatte etwas Hypnotisierendes und es war unglaublich, dass das Meer wirklich so blau sein konnte.

So strahlend blau, hellblau.

Nicht grün, nicht braun, nicht grau, nicht irgendwas nicht zu identifizierendes, sondern ein wirklich schönes angenehmes blau.

„Das ist unglaublich“, entfuhr es mir.

Das hier schien mir wirklich wie ein Wunder zu sein und wenn es einen geheiligten Ort auf dieser Welt gab, wo man dem Paradies nahe sein konnte, dann war es dieser hier.
 

„Es ist hat schon was romantisches, oder?“

Zustimmend nickte ich. „Ja“, konnte ich nur sagen.

Dann wurde mir auf einmal die Stimme genau bewusst und schockiert drehte ich mich zu ihr um.

„Klaus!“

Nein, nein, nein, nein, nein!

Das konnte doch jetzt wirklich nicht sein, oder?

Bitte nicht!

„Sag mir das ist eine Sinnestäuschung“, bat ich eindringlich, denn ich hatte das Gefühl weinen zu müssen.

Das durfte einfach nicht möglich sein.
 

Er grinste mich an, mit diesem wirklich blöden Grinsen, was auch Damon andauernd aufsetzte und trat einen Schritt auf mich zu.

„Nein, my Lovely, ich bin wirklich hier bei dir.

Das ist kein Traum, sondern die Wirklichkeit.“

Er hob die Hand an meine Wange, aber ich schlug sie sofort weg, weil ich es wirklich nicht mochte, wenn er mich berührte.

„Es ist ein Albtraum!

Bilde dir bloß nicht ein, das ich deine Anwesenheit in irgendeiner Lage meines Lebens ersehne!“
 

Theatralisch fasste er sich ans Herz und sah mich mit verzogenem Gesicht an.

„Autsch, das tat wirklich schmerzhaft weh.

Ich dachte du schätzt die besondere Beziehung die wir haben“, meinte er grinsend und hob dabei eine Augenbraue.

Ich hasste es, wie er das Wort Beziehung betonte.

„Welche Beziehung?

Die zwischen Mörder und Opfer?

Nein, auf die lege ich nicht sehr viel wert!“

Wer würde das auch schon und ich versuchte ihn wirklich meine ganze Ablehnung zu vermitteln.

In meinen Worten, meiner Haltung und vor allem gerade in meinem Blick.

„Nein, eher die, das du immer meine liebste Doppelgängerin sein wirst, dessen Leben ich wirklich sehr schätzte.“

Gott, war das widerlich!

Ich wollte ihn am liebsten erwürgen!
 

Mit verengten Augen tragtierte ich ihn, doch sein Grinsen blieb.

„Bist du mit so einem dämlichen Spruch jemals erfolgreich gewesen ohne dass du jemand manipulieren oder erpressen musstest?“

Ich zumindest hatte das Bedürfnis schreiend vor ihm wegzulaufen.

Bei Hass bildete sich in meinem inneren Wörterbuch das Bild von Klaus ab.

„In letzter Zeit muss ich zugeben nicht.

Caroline und du seid wirklich stur.“

Mein Mund klappte auf, bei der Offenbarung, dass er auch noch Caroline mit seiner Präsenz belästigen musste.

„Lass gefälligst Caroline in Ruhe!“, schrie ich ihn an und schubste ihn.

Doch er wich nicht sehr viel zurück, er packte sogar noch meine Hände und zog mich näher heran zu ihm, sodass die Hitze wirklich in meinen Körper stieß.

Das… war…

„Du brauchst nicht eifersüchtig sein, Liebes.“

Empört öffnete ich meinen Mund und wollte ihn anschreien, was ihm wohl einfiel, doch er redete gleich weiter.

„Du wirst immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben.

Ja, man kann sagen, deine Sicherheit hat in meinem Wertesystem immer noch oberste Priorität.“
 

Dieser widerliche miese Bastard.

Ich wandte all meine Kraft auf, um ihn von mir zu stoßen, doch das einzige was ich erreichte war, das ich selbst zurück fiel und da Klaus mich noch festhielt fiel er prompt mit mir.

Obwohl ich stark den Verdacht hatte, das er das mit Absicht getan hatte.

Ich schrie laut, aber es tat wirklich nichts weh.

Ich war im weichen Sand gelandet und Klaus Hand lag schützend unter meinem Kopf.

„Geh von mir runter!“, befahl ich und drückte mit aller Kraft gegen seine Brust, aber das hatte nicht wirklich einen Effekt.

Dämlicher Urvampir!

Das war doch wirklich nicht zu fassen.
 

Instinktiv wollte ich ihn mit meinem Bein in den Schritt treten, um zumindest etwas auszurichten, aber als hätte er das vorausgesehen, hielt er meine Beine mit seinen fest.

„Was für ein unfeiner Gedanke von dir, Liebes.

Sowas gehört sich wirklich nicht!“, tadelte er mich gespielt strenger Stimme und sein Grinsen ließ einfach nicht nach.

Das war doch zum verrückt werden!

„Kannst du nicht jemand anderen mit deiner Gegenwart belästigen?

Wie einen Eskimo oder sowas?“, fragte ich aufgebracht.

„Aber ich mag deine Gesellschaft mit am meisten“, offenbarte er mir.

Ich trommelte mit meinen Fäusten gegen seine Brust.

„Und. Ich. HASSE. Dich!

Jeden anderen Menschen auf der Welt würde ich deiner Anwesenheit vorziehen.

Damon, Elijah, deine Mutter die mich versucht hat zu töten, sogar Katherine, selbst Rebekah, ja ich würde mir sogar Hitler an deiner statt wünschen!

Bloß nicht dich!“, schrie ich ihn an.
 

Er legte den Kopf ein wenig schief und sein Gesicht sah nun ernst aus.

„Und Kol nehme ich an?“

Was?

Was sollte das denn jetzt für ein Versuch sein?

Verwirrt runzelte ich die Stirn.

„Wer ist Kol?“, fragte ich ahnungslos.

„Ich bin Kol!“, rief eine fröhliche Stimme und Klaus und ich wandten uns in die Richtung der Stimme um.

Da standen Caroline und einer von Klaus Brüdern, der sich gerade heiter, wie ein kleiner Schuljunge meldete.
 

Caroline dagegen machte eher den Eindruck als würde sie morden wollen.

Hasserfüllt sah sie Klaus an.

„Geh. Jetzt. Sofort. Von. Ihr. Runter!“, befahl sie eiskalt.

Klaus Körper bewegte sich keinen verdammten Millimeter und ich fühlte mich wirklich eingeengt.

„Bist du eifersüchtig?“, fragte er und ich stöhnte.

„Nicht jeder der dich anschreit ist eifersüchtig!

Ich bin mir sicher der Großteil der Menschen hasst dich einfach!“, fauchte ich ihn an.

Der konnte sich wirklich eine Menge einbilden.

Kol dagegen schmollte.

„Das ist gemein, Nik.

Immer bekommst du die Doppelgängerin.“

Was hatte er bitte gesagt.

„Gut, Klaus, jetzt lass mich los, damit ich deinen Bruder erwürgen kann!“
 

Von Klaus kam ein schallendes Gelächter und tatsächlich brachte ihn diese Aussage dazu, von mir aufzustehen und er zog mich hoch aus dem Sand, hielt mich aber mit seiner Hand nah bei sich.

Ich wollte zu Kol stürzen, um ihn irgendwas Grausames anzutun, aber das war so nicht möglich.

Deswegen musste ich Kols musternden Blick ertragen.

„Welche Farbe hat eigentlich dein Bikini?“, fragte er süffisant und zwar konnte ich mich dafür nicht rächen, aber Caroline schlug ihn zu meiner Rache dafür mit der Faust.

Ha!

Gerechtigkeit!

Strandparty

Kapitel 4: Strandparty

 

 

 

„Mailand oder Madrid - Hauptsache Italien!“ (Andreas Möller)

 

 

Carolines Sicht:

Nur um unsere unfreiwilligen Besucher nicht zu begegnen hatten wir uns praktisch in der Hütte verschanzt.

Was schrecklich war, da wir doch hier waren um die Sonne und den Strand zu genießen.

Das waren Elenas Wünsche für diesen Urlaub gewesen und sie sollte doch Abstand von allem bekommen.

Aber es ging nicht nur darum, dass ich sie entspannt und glücklich sehen wollte.

Auch ich brauchte das hier mehr als ich mir selbst eingestehen wollte.

Einfach nur zu Faulenzen, am Ende des Tages sagen zu können, ich hab eigentlich gar nichts getan, das war etwas, das schon viel zu weit entfernt lag.

Ich meine, früher hatte ich immer ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn ich den Tag mehr im Bett verbracht hatte und ich nur ein Film nach den nächsten gesehen hatte.

Aber man hatte ich mich dann gut gefühlt.

Der Tag schien dann immer so lang, wie eine Woche Urlaub.

 

Ich sah zu Elena, die aus dem Fenster hinaus spähte.

„Sind sie weg?“, fragte ich hoffnungsvoll.

Wegen ihnen trauten wir uns nicht wirklich hinaus, ja das war wirklich ziemlich erbärmlich.

„Zumindest kann ich sie nicht sehen, aber das heißt wahrscheinlich gar nichts.

Wir können ja noch eine Runde Karten spielen.“

Das ist es was wir die letzten Stunden getan hatten, irgendwelche Familienspiele zu spielen, als wären wir zwei alte Damen.

Obwohl wenn ich Blanche wäre und Elena Dorothy, dann wäre das sicher verdammt lustig.

 

Bei dieser Runde Karten waren wir ziemlich abgelenkt, von der Geräuschkulisse von draußen.

„Das ist wahrscheinlich die Party, zu der ich mit dir hingehen wollte.

Die haben ein Strandfeuer gemacht und schenken jede Menge Cocktails aus.“

Meine Stimme klang verdammt wehleidig.

Abwartend sah Elena mich an.

„Da sollten wir jetzt sein“, fügte ich sehnsuchtsvoll hinzu. „Um uns sinnlos zu betrinken, um herumzualbern und so zu tanzen, das es uns am nächsten Tag peinlich wäre.“

Ohne eine Gefühlsregung nickte Elena einfach, als erwartete sie, ob da noch was von mir kam.

 

Ein Blick in ihre Augen, verriet mir wieder, wieso ich das hier mit ihr machte.

Man konnte darin sehen, wie ausgebrannt sie war.

Dass sie fertig war und so, die Angst in mir weckte, dass sie nur noch einen Verlust davon entfernt war, von einer Klippe zu springen.

Entschlossen warf ich die Karten beiseite, nahm ihre Hand und zog sie hoch.

„Wir gehen jetzt dorthin.

Ist doch egal, ob Klaus und Kol auch dort sind.

Das ist unser Urlaub und wir werden uns sicher nicht von ihnen einschüchtern lassen, sodass wir uns hier den ganzen Tag verkriechen.

Wir werden uns von ihnen nicht den Spaß verderben lassen, auf keinen Fall.“

Lieber würde ich Klaus, den Kuss oder was auch immer er von mir wollte, geben, als das ich so leicht aufgab.

Und wenn er mir besonders auf die Nerven ging, dann würde ich ihn einfach dahin treten, wo es ganz besonders weh tat.

Verdient hatte er sich das sowieso schon an die hundert Mal.

 

Ohne uns irgendwie schick zu machen oder etwas ähnliches, gingen wir zur der Party, die nur ein paar hundert Meter von uns entfernt waren.

Da war das Feuer am Strand, wie ich es mir vorgestellt hatte und eine Strandbar aus Holz, was sehr exotisch aussah.

Erst einmal einen hochprozentigen Cocktail, befand ich.

Das war es was wir zur Auflockerung brauchten.

Ich zog Elena mit mir.

„Da seid ihr ja endlich!“, rief eine Stimme begeistert, die ganz klar Kol gehörte.

Er hatte ein saudämliches abgrundtief hässliches Hawaiihemd an und dazu blaue Shorts und braune Sandalen.

 

Sein Blick wanderte zu unseren verschränkten Händen.

„Macht ihr einen Lesben-Urlaub?“

Wahnsinn.

Der Typ besaß auch wirklich keine Scham.

Gab es schon mal einen Moment in seinem Leben, wo er nicht das ausgesprochen hatte, was ihn in den Sinn kam?

Mein Mund öffnete sich zu einer zynischen Antwort, doch dann kam mir eine bessere Idee, die mich grinsen ließ.

„Weißt du, Kol… ja, das sind wir.“

Mit einem Ruck zog ich Elena nah zu mir und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen.

Sie begriff was ich vorhatte und erwiderte ihn deswegen ohne zu zögern, sogar mit Zunge.

Jede Menge Wahrheit-oder-Pflicht-Spiele nahmen einem die Scheu vor sowas gänzlich weg.

 

„Heiß!“, hörte ich Kol neben uns hauchen.

Ich ließ von Elena ab und verdrehte die Augen.

Wehe, der hatte deswegen jetzt einen Ständer.

Wir ließen ihnen stehen und ich zog Elena den letzten Rest mit zur Bar, wo dummerweise Klaus sich breit gemacht hatte.

Er war zu uns gewandt und hatte seine Ellbogen locker nach hinten auf den Tresen gestützt.

Mir entging aber auch nicht, dass Elena sich immer noch nicht darauf konzentrierte, sondern sich nach hinten zu Kol umschaute.

Fand sie seine äußere Ähnlichkeit zu Elijah wirklich so faszinierend oder war es was anderes?

„Ich nehme nicht an, dass eine Chance besteht, dass ihr beide verschwindet?“, fragte ich schnippisch, wozu Klaus nur den Kopf schüttelte.

Sein Grinsen veranlasste einem nur dazu, es ihm für immer aus dem Gesicht schlagen zu wollen.

 

Elena und ich setzten uns jeweils auf einen Barhocker an die Theke.

„Wenn das so ist und ihr uns unbedingt auf die Nerven gehen müsst, dann kannst du und ja auch einen Drink ausgeben.“

Wenn wir sie schon ertragen mussten, dann sollte auch für uns etwas dabei herausspringen.

„Klar, nach der Show geb ich euch den ganzen Abend alles aus.

Was wollt ihr trinken?“, fragte Klaus uns.

„Ein Blue Dream“, bestellte ich an den Barkeeper. „Ein Long Island“, war Elenas Wunsch.

Zumindest hatte sie wirkliche ohne Drängen etwas Hochprozentiges gewählt, obwohl sie das bei der Gesellschaft wohl einfach brauchte.

 

Kol setzte sich neben Elena, so waren wir von den beiden Herren eingekesselt.

„Deswegen mochte ich schon immer Europa, in Puerto Rico waren die Frauen schon immer offen.“

Fassungslos sah ich ihn an.

War in seinem Kopf nur Luft oder was.

„Puerto Rico ist ein Inselstaat in der Karibik und das einzige was es mit Europa zu tun hat ist, das es eine spanische Kolonie war.

Wir sind hier aber in Italien, genauer gesagt am Adriatischen Meer.

Du hast in Geografie nie gut aufgepasst was?“, fragte ich verständnislos nach, weil es einfach nicht möglich für mich war, soweit mit einer Äußerung daneben zu liegen.

Außerdem war er ein Urvampir, der die Welt bereist hat, müsste man da nicht ein wenig mehr Wissen erwarten können.

 

Er schien sich aber überhaupt nicht an meiner Äußerung zu stören, sondern grinste mich einfach nur fröhlich an.

„Ich wusste doch dass da ein Zusammenhang besteht!“

Nicht nur mir klappte jetzt der Mund auf, auch Elena war von so viel Dummheit fassungslos.

„Ich glaube eher dass es einen Zusammenhang zwischen Deinem Gehirn und Tapetenkleister gibt“, schnappte ich und sogleich brach Klaus neben mir in schallendem Gelächter aus.

Irritiert sah ich zu ihm.

„An einer besseren Stelle hättest du gar kein Zitat der Golden Girls anbringen können.

Nicht schlecht, das du sowas kennst.“

„Waren einmal unsere Vorbilder fürs alt werden.

Wir haben die Serie einen Sommerlang durchgesehen und Bonnie war hysterisch, da wir immer wieder Scherze daraus angebracht hatten und wir sie als Rose bezeichnet haben.

Am Ende hat sie die Serie gehasst“, erzählte Elena mit einem Lächeln und nippte an ihrem Cocktail, den wir vorgesetzt bekommen hatten.

 

Still sahen wir alle zu ihr, da sie das erste Mal heute Abend gesprochen hatte und das von einer guten und schönen Erinnerung.

Es tat nicht weh daran zu denken, obwohl dieser Plan nun ins Wasser gefallen war.

Ich würde nicht mehr alt werden und wie man es auch drehte und wendete, auch für Elena standen die Chancen nicht sehr gut, auch wenn sie jetzt noch ein Mensch war.

Doch die Unsterblichkeit und der Tod drohten wie ein herabstürzendes Schwert über ihr.

Ich war mir sicher, dass eines der beiden ihr Schicksal sein würde und auch wenn es egoistisch wäre, so wünschte ich auf das erstere.

Elena bemerkte unsere Blicke und ich konnte regelrecht spüren, wie unwohl ihr wurde.

Es war ausgerechnet Klaus, der die Situation entschärfte.

„Bonnie hat doch nichts von Rose.

Das wäre eher Kols Part, wenn er weiblich wäre, zumindest beweist er seine Naivität oftmals zu genüge“, warf Klaus ein und entlockte uns so alle ein Lächeln und Kol Empörung.

 

„Genug Scherze auf meine Kosten!

Los heißes lesbisches Mädchen, tanz mit mir!“, forderte er Elena auf, ließ ihr allerdings keine Zeit nein zu sagen, sondern zog sie einfach mit zu der Musik und der im Sand plattgetrampelten Tanzfläche.

Nachdenklich nippte ich an meinem Drink und sagte: „Danke“ zu Klaus, ohne ihn dabei anzusehen.

So viel Taktgefühl hatte ich wirklich nicht von ihm erwartet.

„Ob du es glaubst oder nicht, ich weiß dass das was ich Elena antue nicht fair zu ihr ist und das eben hab ich nicht für dich getan, sondern wirklich nur für sie.

Von allen Doppelgängerinnen hat sie dieses Schicksal am wenigsten verdient und wenn ich die Wahl hätte, würde ich Katerina nehmen und sie in Ruhe lassen“, offenbarte er mir.

Überraschung breitete sich in mir aus, das ich es wirklich nicht für möglich gehalten hatte, das er so über die Sache dachte.

Noch weniger, das er es auch zugeben würde.

„Deswegen ja, danke“, wiederholte ich und sah ihn diesmal in seine Augen.

Machtverschiebung

Kapitel 5: Machtverschiebung

 

 

 

„Ich möchte noch heute den Totenschädel des Mannes streicheln, der die Ferien erfunden hat.“ (Jean Paul)

 

 

Kols Sicht:

Ich konnte ehrlich sagen, dass ich die neumodischen Tänze liebte.

Nicht das sie besonders viel Eleganz und Anmut nötig hätten oder auch nur den geringsten Funken Stil aufwiesen, doch es gab einen besonderen Vorteil.

Wie nah man sich dabei war und das man praktisch Trockensex mit seinem Partner auf einer Tanzfläche voller Leute hatte.

Zwar war Elena nicht ganz so drastisch, wie es heutzutage die Moral zuließ, aber ich liebte es wie sie ihren Hintern gegen mich rieb, sich zu mir drehte, ihre Arme um meinen Nacken schlang, ihre Hüften rhythmisch zur Musik hin und her bewegte.

Ja, man konnte wirklich sagen, dass ich Gefallen an dieser Zeit fand.

 

„Dir ist schon klar, dass du mich gerade unglaublich heiß machst?“, fragte ich und zog dabei eine Augenbraue hoch.

Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, wie als würde sie sich an etwas Schönes erinnern.

„Irgendwie ist mir, als würde ich mit Damon sprechen.

Er scheint auch immer etwas sagen zu müssen, das jede Chance und Stimmung im Keim erstickt.“

Ich runzelte die Stirn bei ihren Worten und den angebrachten Vergleich.

Ich erinnerte sie an Damon?

War ich so schwach und erbärmlich?

„Aber ich seh doch auf jedenfall besser aus als er, oder?“

Das war etwas, was mir wichtig war, denn seit jeher war ich darin zumindest unübertroffen.

 

Sanft schüttelte Elena den Kopf.

„Oh ja, du bist wirklich wie er.

Aber deine Augen…“ Sie schaute zu mir hoch, sah mir in die Augen, was mich inne halten ließ.

Wieso wusste ich auch nicht, aber irgendetwas fesselte mich auf einmal.

Ihr Blick war so… intensiv.

„… deine Augen sagen mir etwas anderes.

Erst hab ich geglaubt, dass es wie bei Elijah ist, die Moral, die Gewissheit dass das gute nie in ihm erlöschen wird.

Aber das einzige worin ihr euch ähnelt ist euer Äußeres.

Deine Augen allerdings wollen mir irgendetwas sagen, ich weiß nur noch nicht was.“

 

Ich hielt den Atem an.

Keine Ahnung weshalb.

Zu gern würde ich die Zeit vorspulen zu dem Zeitpunkt, wo sie mir sagen würde, was genau sie in meinen Augen sehen konnte.

Mir war nicht ganz klar, warum das so war, doch ihre Meinung dazu schien mir unglaublich wichtig zu sein.

Auch hatte ich mir noch nie Gedanken darüber gemacht, dass etwas in meinen Augen verborgen war und es war auch noch keinem anderen aufgefallen, dass da etwas sein wollte.

Vielleicht irrte sie sich auch ganz einfach.

Es könnte doch sein, das sie etwas in mir sah, das einfach nicht vorhanden war.

„Und ich glaube auch, dass noch etwas in dir fehlt.

Etwas das du verloren hast“, sinnierte sie.

 

Ich verschränkte ihre Finger mit meinen und zog sie so nah wie möglich zu mir.

So konnte ich die Weichheit ihres Körpers gegen meinen fühlen.

Die Wärme ihrer Haut.

Der verführerische Duft.

Das schlagende Herz.

„Hilf es mir doch zu suchen“, hauchte ich ihr entgegen, denn so ernst sie es auch meinte und so viel ich es auch erforschen wollte, weckte sie dabei ebenfalls das Verlangen in mir sie ganz und gar haben zu wollen.

Ihre körperlichen Reize sprachen zu mir, stark und verführerisch.

Die Petrova-Doppelgängerin natürlich, doch im Gegensatz zu ihren Vorgängerin schien sie sich ihrer Wirkung nicht bewusst zu sein oder sie nutzte sie einfach nicht so schamlos.

Was es auch war, ich wollte sie, wie viel konnte ich aber noch nicht wirklich ermessen.

 

Sie lächelte mich an, fast wehleidig und legte dabei eine Hand auf meine Brust.

Es war nicht nötig mich zu schubsen oder mich wegzuschieben, das hatte sie anders als Caroline gar nicht nötig.

Diese Geste allein vermittelte mir genau das, was Caroline mir mit all ihrer Aggressivität gezeigt hatte.

Zwei so gute Freundinnen, die in ihrem Wesen und ihren Handlungen so unterschiedlich waren und dennoch dasselbe beabsichtigten, die gleichen Ziele verfolgten.

Ich konnte nicht genau sagen welche Methode mich mehr beeindruckte.

Carolines war meiner recht ähnlich, aber Elenas subtile Art erregte aus seinem Gegenteil heraus meine Aufmerksamkeit.

 

„Ich hab aufgehört mich um hoffnungslose Fälle zu kümmern.

Entweder du bist abgrundtief schlecht, dann werde ich daran sicher nichts ändern können oder du bist es nicht und schaffst es allein, das verlorene zu finden.

Aber mich in etwas hineinzusteigern, ohne Erfolgsaussichten, nur um mich selbst kaputt zu machen, dafür habe ich einfach keine Kraft mehr.“

Ich sah in ihre Augen und erblickte nur reine Erschöpfung.

Als hätte sie das Leben bereits aufgebraucht, dabei war sie doch viel zu jung dafür.

Wie alt war sie?

17? 18? 19 Jahre alt?

Sowas in dem dreh.

Das war ein viel zu junges Alter für so viel Melancholie.

 

Zu Finn passte es, zu anderen mit hundert oder mehr Jahren auch.

Sie aber war zu jung dafür.

Die Schuld daran trugen Personen wie ich.

Niklaus.

Damon.

Stefan.

Es war klar dass sie ihre restliche Energie nicht mehr an sowas wie uns verschwenden wollte und ich konnte ihr deswegen wirklich nicht böse sein.

Eigentlich fand ich, dass es Zeit war, ihr etwas zurückzugeben.

Ein Versuch einer Entschuldigung, die trotzdem niemals genug sein würde, aber die es wert war überbracht zu werden.

 

Ich nahm ihre Hand in meine und legte einen Kuss darauf.

„Registriert.

Dann gib mir die Gelegenheit etwas Gutes für dich zu tun, wobei wir beide Spaß haben werden.

Das stillt dann meinen Egoismus und du entscheidest dich vielleicht für eines dieser umwerfenden Lächeln, die du drauf hast.“

Zaghaft trat dieses Lächeln wirklich auf ihrem Gesicht auf, wenn auch sehr vorsichtig und zögernd.

Begleitet wurde es von einer skeptisch hochgezogenen Augenbraue.

„Und wie willst du das anstellen?“

Berechtigte Frage.

 

„Verbring Zeit mit mir!“

Sofort wollte sie etwas erwidern, aber ich war noch nicht ganz fertig.

„Ich bin dein Sklave, für deinen Urlaub.

Du kannst von mir alles verlangen was du willst und so kommst du ganz sicher auf deine Kosten, da ich ja alles tun werde, was du willst.“

Elena sah nicht einmal annähernd überzeugt aus, aber ich hatte da eine Idee in meinem Kopf, die mich gewiss ans Ziel bringen würde.

Etwas was ihr bisher verwehrt wurde.

Die Wahrheit.

„Ich glaub dir nicht.

Da ist ein Haken.“

 

Bestätigend nickte ich.

„In der Tat.

Weil in der Zeit wirst du dich in mich verlieben und ich bekomm dich, so wie ich es mir wünsche.

Du weißt also was ich vorhabe, aber dennoch wirst du dich nicht meinem Scharm entziehen können und so wird alles auf dich zukommen, wie ein Verkehrsunfall, aber es ist zu spät das Auto noch herauszuziehen.“

Eine wundervolle neue Metapher die ich in einem Sprüchebuch dieser Zeit gefunden hatte und jetzt für angebracht hielt.

Elena konnte nicht anders als spöttisch zu lachen und versuchte ihr Grinsen unter ihrer Hand zu verbergen.

„Du bist wirklich sehr von dir überzeugt“, erkannte sie und schüttelte den Kopf. „Das wird nicht funktionieren.“

 

Ich legte den Kopf ein wenig schief.

„Willige ein und versuch mich vom Gegenteil zu überzeugen“, forderte ich sie heraus. „Oder bist du zu feige?“

Elena runzelte lächelnd die Stirn.

„Versuchst du an meinem Stolz zu kratzen?

Denkst du dein Bruder hat noch irgendwas davon übrig gelassen?“

Autsch.

Niklaus hörte das, während er gerade mit Caroline tanzte und ich sah, wie er für einen Augenblick deswegen zusammenzuckte.

„Aber mich herum zu scheuchen, wie ein erbärmliches Insekt, würde dir doch genug Stolz wieder einbringen, findest du nicht?

Und ich gewinne am Ende… dich“, prophezeite ich, denn das wollte ich auf jedenfall.

Mit jedem Wort was ich von ihr hörte mehr.

Seufzend zuckte Elena mit den Schultern.

„Wieso nicht?

Tiefer kann ich sowieso nicht mehr sinken.“

Traurige Antwort, dennoch konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen.

„Also dann mein albern gekleideter Sklave, hol mir doch b… einen Drink.“

Ich kicherte, weil ich gemerkt hatte, wie viel Mühe es sie gekostet hatte, das bitte darin weg zu lassen.

Das würde noch sehr interessant werden.

Ich liebte Urlaub.

Wahrheiten

Kapitel 6: Wahrheiten

 

 

 

„Urlaub - das ist jene Zeit, in der man zum Ausspannen eingespannt wird.“ (Hans Söhnker)

 

 

Klaus Sicht:

Ich brachte Caroline nach einem sehr trockenen Abend zu ihrer Hütte.

Wir hatten nur getanzt und meist geschwiegen, wahrscheinlich weil jeder von dem anderen etwas gesehen hatte, was dieser ihm nicht zeigen wollte.

Caroline hatte an meinem Gewissen teilgehabt.

Besser gesagt, ich hatte ihr unbeabsichtigt gezeigt, dass es überhaupt existierte.

Etwas, das ich nie gewollt hatte.

Natürlich mochte ich sie, sie war eine unglaublich faszinierende Person.

Das bedeutete aber noch lange nicht, dass ich ihr meine Schwächen darlegen wollte.

Sowas tat ich nicht einmal gegenüber meiner Familie, wieso sollte ich mich dann einer fast Fremden so ausliefern?

 

Caroline ging neben mir, die Arme hinter ihren Rücken unschuldig miteinander verflochten, obwohl ich glaubte, das eher ein hilfesuchender Halt war, der ihr gewährleistete, ihre Gefühle ordnungsgemäß unter dem Tisch zu kehren.

„Was will dein Bruder von Elena?“, fragte sie mich neugierig.

Sie war besorgt um ihre Freundin, die ihrer Meinung schon genug Schreckliches erlebt hatte und wie sie jetzt wusste, teilte ich diese Meinung.

„Das hat er doch ziemlich deutlich gesagt.“

Caroline schnaubte verachtend, sie sah etwas hinter seinen Handlungen, aber diesmal irrte sie sich.

Da gab es nichts.

Kol war nicht der Typ dafür, seine hässlichen Eigenschaften und Absichten zu verbergen.

Er sprach sie laut und mit Stolz aus.

„Man kann meinen Bruder einiges vorwerfen, aber ganz sicher nicht das er seine Handlungen verfälscht oder lügt.

Er manipuliert so offensichtlich, dass es dennoch seinen Effekt nicht verfehlt.

Kol hat Elena gesagt, dass er sie will und dass dies seine Strategie ist.

Da steckt nicht mehr dahinter, als er gesagt hat, du unterschätzt dabei einfach die Wirkung und den Erfolg seiner Taktik.“

 

Kol war so.

Direkt und unverhohlen.

Er sagte jemanden, er würde ihn töten und tat es dann einen Moment später auch.

Er sagte jemanden, er würde ihn foltern und tat es ohne zu zögern.

Er sagte Elena, er würde sie bekommen und ich war sicher, er würde es.

Schlicht, aber effektiv.

„Allerdings.

Ich glaube nicht, das Elena sich von ihm verführen lassen würde, sie besitzt viel zu viel klasse dafür!“, ereiferte sich Caroline.

„Auch die Stärksten fallen, wenn sie genug Anreiz dafür bekommen.

Kol kann mehr als nur einfach charmant sein, wenn er will und er wird Elena alles geben was sie will.“

Allerdings musste ich mich da für mich fragen, wann er auf diese Idee gekommen war und wann er beschlossen hatte so viel Einsatz er für sie aufbringen zu wollen.

Es war lange her, dass er so viel Aufwand für jemanden betrieben hatte.

 

Wütend packte Caroline mich an der Schulter und hielt mich auf.

„Hast du mir etwa nicht zugehört?

Elena besitzt klasse.

Sie und dein Bruder, das wird nie passieren!“, meinte sie vollkommen überzeugt und verbissen.

„Ich weiß dass sie klasse besitzt, Caroline.

Mehr als du.“

Geschockt klappte ihr Mund auf und sie sah mich fassungslos an, hätte wohl nie damit gerechnet, das ich sowas zu ihr sagen würde oder überhaupt jemand.

„Wie kannst du es wagen?!

Ist das deine Taktik?

Mich zu beleidigen?“

 

Lächelnd schüttelte ich über ihren Ärger den Kopf.

„Keine Taktik, Caroline.

Einfach die reine Wahrheit.

Du kannst ruhig zugeben, dass dir das auch selbst bewusst ist.

Es sollte also wirklich keine Überraschung für dich sein.

Elena hat schon immer mehr klasse besessen als du, denn im Gegensatz zu dir, besitzt sie wahrhaftige unverfälschte Bescheidenheit.

Überrascht?

Ich hab natürlich über euch alle nachgeforscht, als ich hierhergekommen bin.“

Schließlich musste ich über ihre Schwächen und Stärken genauestens Bescheid wissen, um alles zu meinem Vorteil zu biegen.

 

Wütend stemmte Caroline ihre Hände in die Hüfte und funkelte mich an.

Gerade hatten ihre Gefühle für mich, wohl ein neues Zorneslevel, erreicht.

„Ich besitze keine Bescheidenheit?“, fragte sie, gereizt und mit eisiger Kälte in ihrer Stimme, nach.

Wie auch sie, blieb ich stehen und drehte mich zu ihr.

„Falsche Bescheidenheit“, sagte ich grinsend und fügte nachträglich hinzu: „Vielleicht.“

Unglaublich dass Caroline es schaffte, als Vampir noch vor Wut rot im Gesicht zu werden, das war wirklich eine Glanzleistung.

„Aber wenn du ehrlich zu dir selbst bist, wer von euch beiden ist es der nach Aufmerksamkeit ätzt und alles dafür tut von anderen anerkannt und gemocht zu werden?

Das hast du bereits getan, bevor du ein Vampir wurdest und auch schon bevor alles Übernatürliche in euer Leben getreten ist.“

Sie sah geschockt aus.

Wahrheit konnte sehr weh tun.

„Elena besitzt klasse, denn sie übt sich in Bescheidenheit und Unauffälligkeit, ihre Motive sind rein.

Sie tut alles, um die Menschen glücklich zu machen, wogegen du alles tust, um Menschen zu gefallen.“

 

Lächelnd ging ich auf sie zu.

Caroline sah aus als wollte sie schreien oder weinen, vielleicht auch beides.

„Du kämpfst so dafür dich von ihr abzuheben, um besser zu sein, wobei Elena in ihrer selbst einfach perfekt ist.“

Ihre Hand hob sich, doch bevor sie mich auf die Wange schlagen konnte, fing ich ihr Handgelenk in der Luft und hielt sie auf.

„Du mieses niederträchtiges Arschloch“, zischte sie wutendbrannt. „Wenn du sie für so vollkommen hältst, warum verletzt du sie dann so sehr?

Wieso belästigst du dann mich?

Wieso nicht sie?“

 

Mein Mund formte sich zu einem noch größeren Lächeln und ich leckte mir meine Lippen.

Ich liebte das Feuer in ihren Augen.

„Wer hat gesagt, dass ich perfekt anstrebe?“

Ihre Augen verengten sich, sie wollte sich von mir losreißen, doch dafür ließ ich ihr keine Möglichkeit.

„Natürlich tust du das!

Du strebst absolute Kontrolle, Macht und Perfektion an.

Sicher würdest du dann auch sie wollen, wenn du so eine hohe Meinung von ihr hast.

Was hält dich davon ab ihr nachzustellen?“, fragte sie mich ganz gezielt und kam mir näher.

Normalerweise würde mich das freuen, aber diesmal hatte ich nicht nur das Gefühl, das sie in meinen persönlichen Raum eindrang, sondern in mich und meine Gefühle gleich mit dazu.

 

Ich zuckte zurück.

Ich fühlte mich so… verletzlich.

Ihre Augen weiteten sich und sie trat fast unsicher vor mir zurück.

Zögernd, stolpernd und ich ließ sie einfach gehen.

„Du denkst sie perfekt… zu perfekt… für dich.

Deswegen bin ich es.

Weil ich einfach für alle schon immer die zweite Wahl war.“

Diesmal war es eindeutig Trauer in ihrem Gesicht, jegliche Wut war verebbt und unsere Gefühle lagen offen voreinander da.

Aber wenn wir schon an diesem Punkt waren, dann konnte ich es auch ganz genau richtig stellen.

 

Ich trat wieder zu ihr, so nah, dass ich ihre Haare aus dem Gesicht streichen konnte und sie sah zu mir hoch.

„Du hast recht.

Elena ist einfach… perfekt, ideal und hat dazu noch das Gesicht, was ich wahrhaftig vor tausend Jahren als Mensch geliebt habe.

Sie verkörpert einfach alles davon und macht sie mehr als wünschenswert.

Doch all das erzeugt keine Gefühle.

Bewunderung, ja.

Respekt, ja.

Faszination, ja.

Mitgefühl, vielleicht.

Liebe, nein.

Nicht wirklich. Nicht für jeden. Und nicht für mich.

Ich behaupte auch nicht dich zu lieben, aber ich mag all diese verrückten Eigenschaften an dir, mit denen du allen so gefallen willst und alles unter Kontrolle halten willst.

Du solltest aufhören dich und Elena zu vergleichen, weil es wirklich kein anderer tut.

Zum Vergleichen brauch man zumindest eine Gemeinsamkeit und die habt ihr einfach nicht.

Aber was ist schon so schlimm daran?“

Ich ließ ihre Haarsträhne wieder fallen und beugte mich zu ihr.

 

„Ich mag Elena, weil sie sie ist.

Und ich mag dich, weil du du bist.

Da gibt es keinen Unterschied und keine Gemeinsamkeit.“

Caroline schwieg, keine Gefühle waren mehr von ihr wahrnehmbar oder zu sehen.

Sie war wieder verschlossen und hatte sich unter Kontrolle, genauso wie ich sie wieder zurückerlangt hatte.

„Wen würdest du von uns retten, wenn du die Wahl hättest?

Elena oder mich?“

Das war eine einfache Frage.

„Elena, natürlich.

Ihr Blut ist meinen Plänen weitaus dienlicher als mein Interesse an dir.“

Sie wollte zurückzucken, doch ich ihr ließ ihre keine Chance dafür.

„Aber Liebes, ohne eine Hypothese, sondern nur mit dieser Realität, in der wir uns hier gerade befinden, fällt dir da nicht auf?

Trotz deinen Zänkereien, deinem zickigen Gehabe, deinen Stimmungsschwankungen, all das worin du schlimmer bist als meine meisterhafte Schwester, da bin ich doch am Ende der Nacht noch bei dir.

Bei dir, nicht bei Elena.“

 

Sie schluckte und ich wusste, dass ich etwas in ihr ausgelöst hatte.

Zumindest das.

Aber als ich sie küssen wollte, zog sie eindeutig einen Schlussstrich und ging weiter, ließ mich stehen.

„Da die liebe gutmütige Elena meinen Bruder eine Chance gegeben hat, kannst du mir doch morgen deine Gesellschaft borgen, was meinst du?

Bekomm ich einige deiner freien Zeit gewidmet?“

Ausdruckslos sah mich Caroline an.

„Ich werde darüber nachdenken“, räumte sie dann ein und ging ohne ein Wort des Abschieds davon.

Zumindest, war das ein Anfang.

Anders als gedacht

Kapitel 7: Anders als gedacht

 

 

 

„Von einem, der spazieren geht, kann man niemals behaupten, er mache einen Umweg.“ (Arthur Schopenhauer)

 

 

Elenas Sicht:

Ich musste mich regelrecht zwingen, mich daran zu erinnern, was genau Kol vorhatte.

Schließlich hatte er es mir doch haargenau gesagt.

Aber es war so schwer, wenn er so fröhlich war und mich dazu brachte so unbeschwert bei ihm zu sein.

Eigentlich hatte ich immer gedacht, dass ich Elijah am meisten von den Geschwistern mochte, aus den offensichtlichen Gründen.

Doch es war Kols Art, die mich einfach kein Unbehagen oder Angst bei ihm spüren ließen.

Das gab es selbst bei Elijah nicht.

Elijahs Anwesenheit zwang einem regelrecht dazu, ihm Respekt zu zollen, auf ganz andere Weise, als bei Klaus.

 

Bei Klaus war es Angst und seine Brutalität, die er das eine oder andere Mal wieder unter Beweis stellte.

Anders war es bei Rebekah, vor deren Temperament man nie wusste, wann es umschlagen würde und damit ihre psychopatischen Tendenzen offenbarte.

In Elijahs Gegenwart fühlte man sich wie ein Kind, das bei seinen strengen Großeltern zu Besuch war und akribisch darauf achtete, gerade zu sitzen, um nicht gescholten zu werden.

Von Finn hatte ich noch nicht genug mitbekommen, um mir darüber eine Meinung zu bilden, doch sein ernstes Gesicht ließ einen bereits Distanz wahren.

Kol allerdings… er war anders.

Er war dieser lustige Typ, dessen Possen man einfach nicht ernst nehmen konnte, der einem mit seinem Benehmen seine Stärke und Überlegenheit vergessen ließ.

 

Ein wenig wie Damon, hatte ich zuerst gedacht.

Und obwohl die beiden unbestreitbar Gemeinsamkeiten teilten, war es im Endeffekt ein Trugschluss.

Damon bewies einem immer wieder wer er war und wozu er in der Lage war, meist auch immer genau dann, wenn man dabei war es zu vergessen.

Bei Kol dagegen war es einfach so, dass man nach einer Weile einfach vergaß wer er war, ja sogar das er ein Vampir war.

Er war unermüdlich humorvoll und selbst wenn man das durch schlecht gewählte Worte, die einem herausrutschten, normalerweise ändern würde, schaffte er es daraus in Sekundenschnelle wieder etwas Witziges zu machen.

Kol war einfach hartnäckig, stur auf jedenfall auch, selbstverliebt über die Maßen, höflich wenn er wollte, ebenso taktlos mit voller Absicht und schlagfertig ohne Ende.

Das Ganze mit einem Lächeln und einem dummen Spruch vermischt, der einen manchmal an seiner Intelligenz zweifeln ließ und fertig war Kol.

Nein, eigentlich gab es da noch so viel mehr, aber das war es was ihn meiner Meinung ausmachte.

 

Ich konnte ehrlich sagen, dass es bereits am ersten Tag geschafft hatte, mich mehr zum Lachen zu bringen, als in den letzten zwei Jahren insgesamt.

Caroline hatte sich selbst gelobt, dass dieser Urlaub genau das richtige für uns war.

Ja, dieser Urlaub und Kol.

Klaus dagegen hatte angemerkt das mir das Lächeln und die roten Wangen standen, außerdem hatte er irgendwas davon gesagt, das ich frisch aussah.

Ich nahm an, das war irgendeine Art Kompliment von ihm.

 

Das unglaublichste und überraschendste für mich war allerdings, das Kol sein Versprechen ohne zu murren und zögern einhielt.

Es schien ihn keine Mühe, Unmut, Langeweile oder Widerwillen zu bereiten, für mich zu kochen, abzuwaschen, Betten zu machen und all die anderen Kleinigkeiten, die mir einfielen.

Gut, nach Carolines Aussage nutzte ich das Versprechen nicht wirklich aus und war nicht Kreativ genug.

Sie würde ihn wohl mehr foltern.

Aber so war ich nicht.

Wieso sollte ich mir auch Aufgaben ausdenken, nur um Kol etwas tun zu lassen, was mir nichts nützte?

Außerdem sah ich andere nicht gern leiden, egal in welcher Form auch immer.

 

Heute allerdings hatten Caroline und ich beschlossen shoppen zu gehen und auch ein paar Souvenirs einzukaufen.

Kol, als pflichtbewusster Sklave und heut eingespannter Gepäckträger, kam natürlich mit.

Ohne dass ich protestieren konnte, hatte er mir seine Kreditkarte überlassen und brachte mich mit Witzen wieder einmal dazu, dass ich mich kaum schuldig bei der Benutzung fühlte.

„Kauf das Oberteil auf jedenfall, dann hab ich noch mehr schöne Träume von dir“, bestätigte er mich in einem Shirt, mit dem ich liebäugelte.

Für einen Jungen war Kol der optimale Einkaufsbegleiter.

Er war ehrlich, unverschämt und hatte tatsächlich einen guten Geschmack.

Caroline trat aus der Kabine und hatte ein schönes gelbes kurzes Abendkleid an, perfekt für eine Party.

„Wundervoll“, meinte ich überzeugt.

„Nimm es in schwarz, dann würde es noch besser aussehen.

Außerdem hab ich gelesen, dass das „kleine Schwarze“ im Kleiderschrank die Waffe jeder Frau ist, in dieser Zeit“, gab Kol seinen Rat ab.

 

Nachdem wir jetzt eine Weile mit unterwegs waren, vertrauten wir Kols Urteil.

Caroline suchte sich das Kleid in schwarz heraus und verschwand wieder in der Umkleidekabine.

Mit einem Funkeln in den Augen, sah Kol zu mir herüber.

„Hast du auch ein „kleines Schwarzes“ in deinem Kleiderschrank?“, fragte er mit einem eindeutigen Unterton nach.

Der Blick in seinen Augen ließ mich, mich begehrenswert fühlen und ich fühlte Wertschätzung für mich selbst, etwas das ich lange nicht mehr gefühlt hatte.

Ein Lächeln zwang sich auf mein Gesicht, wie sehr ich es auch zu verdrängen versuchte, es gelang mir einfach nicht.

Ich war nicht stark genug oder er war einfach viel zu überzeugend und manipulierend.

 

Ich hob eine Augenbraue hoch.

„Vielleicht“, räumte ich ein, zuckte dann aber mit den Schultern. „Vielleicht auch nicht.“

Gespielt verletzt legte er seine Hand aufs Herz. „Die wage ausweichende Antwort, wie mies von dir, ‘Lena.

Gut, dass meine Frage kein Heiratsantrag gewesen ist.“

Mit klappte der Mund auf, weil der Vergleich selbst für ihn etwas übertrieben war oder kam mir das nur wegen dem Thema so vor?

„Dann wäre meine Antwort auch anders ausgefallen!“

„Wie ein eindeutiges unumstößliches ja!“, rief er mit Begeisterung und zeigte wieder dieses Lächeln, das er ganz von sich überzeugt war.

Sein Ego war wirklich das größte an ihm.

„Nein! Es wäre ein ganz eindeutiges… nein!“

Da war ich mir sicher, für alles andere kannte ich ihn zu wenig und vertraute ihn nicht genug, egal wie oft er mich in meinem Urteil auch schwanken ließ.

„Ein anderen mal dann vielleicht…“, sagte er lächelnd und ich vergas… worum ging es gerade nochmal.

 

Auf einmal merkte ich wie schnell mein Herz schlug und es setzte vor Erleichterung aus, als Caroline aus der Kabine trat.

Sie breitete ihre Arme aus und drehte sich im Kreis.

„Ich weiß, ich seh klasse aus, aber dürft es jetzt bestätigen.“

„Dank meinen Rat“, fügte Kol „dezent“ hinzu.

Da prallte Ego an Ego.

„Passend für dein Date, das du heute Abend, das du Klaus versprochen hast“, ergänzte ich das Ganze.

Uh… uh… falsches Thema.

Sofort glitten Carolines wütend funkelnde Augen zu mir.

„Ich. habe. kein. Date. mit. Klaus!“, betonte sie jedes Wort einzeln.

 

Ich sah das ein wenig anders, aber da sie es so bestritt, nahm es den ernst an der Sache und machte es für uns andere so witzig.

Kol nannte es, die ideale Gelegenheit, um das krampfhaft kontrollsüchtige Mädchen(Caroline), aufzuziehen.

„Er hat dich gefragt, ob du mit ihm in die Oper besuchen willst…“ „Ich war noch nie in einer Oper!“, rechtfertigte sich Caroline aufgeregt dazwischen. „… und du hast ja gesagt. Also ein Date“, befand ich.

Klang zumindest stark danach.

Wer was dagegen hatte, hatte an dieser Stelle Gelegenheit mir zu widersprechen.

„Niemals!“, äußerte sie mit fester Überzeugung.

Kol rollte die Augen, während sich Caroline die nächsten Minuten nur noch stampfend bewegte und ich musste kichern, wegen beidem eigentlich.

Nach mehreren Stunden, oder Tagen, wer wusste das schon so genau zu sagen, schließlich war Zeit manchmal etwas merkwürdiges, kamen wir wieder zu unserer Hütte zurück.

Unserem kleinem Heim, das ich liebgewonnen hatte.

 

Die Einkaufstüten, davon gab es eine Menge, wurden abgeladen und Caroline machte sich für ihr Verabredung(die ein Date war!) fertig.

Ich überreichte Kol eine Tüte, als er gehen wollte und sein Gesichtsausdruck wurde fragend und skeptisch.

„Souvenirs für deine Geschwister, wenn du wieder nach Hause kommst.“

Überrascht hob Kol den Tee aus der Tüte, den ich für Elijah gedacht hatte und besah ihn sich genau.

„Ich hab meinen Geschwistern noch nie Souvenirs mitgebracht.“

Ich konnte nicht genau sagen, ob er traurig klang oder nachdenklich, vielleicht auch erstaunt.

Nur klang sein Ton so ehrlich anders, als sonst.

„Dann tust du es eben jetzt. Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, allerdings sind sie ja deine Geschwister“, fiel mir dann überlegend ein.

„Aber Jeremy bring ich auch immer etwas mit“, fügte ich dann noch hinzu, da mir dieser Gedanke wieder kam.

 

Kol lächelte, auf eine Weise, die anders war, ehrlich und sie hatte direkt Auswirkungen auf mein Herz.

„Danke.“

Ich gab ihm noch seine Kreditkarte zurück, die er uninteressiert zurücksteckte.

„Möchtest du mich noch zu Niklaus und meiner Strandhütte begleiten?“, fragte er nach. „Einer kleiner Spaziergang.“

Das hatte einen verführerischen Klang.

Nicht sein Tonfall, sondern die Vorstellung an seine Worte.

„Ich werde keinen Sex mit dir haben!“, stellte ich sofort klar und kassierte dafür ein heiteres Lachen von ihm.

„Das hast du jetzt gedacht!“, konterte er.

Wo er recht hatte, hatte er recht.

„Daran denkst du doch dauernd.“

Er legte den Kopf schief und nickte dann, als gab er mir nur widerwillig recht.

„Ja, aber das schwächt meine Absichten ab, meinst du nicht?“

Nein, nicht wirklich.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (7)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  xXshadowblossomXx
2013-10-31T14:13:30+00:00 31.10.2013 15:13
ich liebe diese FF.
schreib bitte schnell weiter.
kannst du mir auch eine ENS schickem wenn es weitergeht ??????

GLG
Von:  CeciliaDaSilva
2013-05-26T00:43:34+00:00 26.05.2013 02:43
Hey ^^

Ich finde deine FF wirklich super. Nein, besser- Großartig.
Du hast so einen super schönen Schreibstiel *___*
Und ich liebe Kol in deiner Story. Bitte, bitte schreib schnell weiter <3
Von:  sunny12
2013-05-23T07:52:15+00:00 23.05.2013 09:52
Hey :)
Leider komme ich erst jetzt dazu, dieses Kapitel zu kommentieren.
Ich finde, es war wieder sehr amüsant zu lesen. Besonders die Stellen, wenn Kol und Elena Caroline auf ihre Verabredung mit Klaus angesprochen haben und sie immer wieder geläugnet hat, dass es ein Date ist. Und das ist es ja auf alle Fälle :D
Es ist auch echt beeindruckend, was Kol alles über sich ergehen lässt, worüber die meisten anderen Männer sich schon lange beklagt hätten. Das stellt sehr gut dar, dass er sehr gut erzogen worden ist.
Mal sehen, wie es jetzt weitergeht. Bin schon sehr gespannt auf das nächste Kapitel :)
LG sunny12
Von:  sunny12
2013-05-14T16:44:48+00:00 14.05.2013 18:44
Hey :)
Ich mag das Kapitel. Es ist interessant, wie du das Gefühlsleben der beiden zu dem Augenblick beschrieben hast. Es war gut nachvollziehbar.
Für beide muss es ziemlich unangenehm gewesen sein, dem anderen gegenüber auf einmal so deutlich zu zeigen, wie verletzt man ist und vor allem, wie man verletzbar ist. Aber sie haben sich ja auch beide wieder gefangen und in ihre alte "Position" zurückgefunden ;)
Jetzt bin ich mal gespannt, wie es im nächsten Kapitel weitergeht und ob Caroline Klaus wirklich etwas von ihrer wertvollen Zeit schenkt und was Kol und Elena so anstellen :)
LG sunny12
Von:  CarolineForbes
2013-05-13T12:22:38+00:00 13.05.2013 14:22
Oh ich mag deine FF jetzt schon :D

allerdings wünsche ich mir etwas mehr klaroline <3 XD

kol und elena fand ich auch schon immer interessant!

(Irgendwie erinnert mich deine geschichte so ein bisschen an den film türkisch für anfänger XD)
Von:  sunny12
2013-05-12T19:07:44+00:00 12.05.2013 21:07
Hey :)
Das war wieder ein sehr schönes Kapitel. Ich hätte nicht gedacht, dass Kol so ein netter Kerl ist. Und dann noch dieses Angebot - wer könnte da schon widerstehen ;) Kol ist scheint echt ein niedlicher Typ zu sein. Zumindest wenn er sich so wie in dem Kapitel benimmt.
Hoffentlich kann er Elena damit wirklich ein bisschen helfen. Ein bisschen Nettigkeit von einem Urvampir hat sie wirklich verdient. Und Klaus geschieht es ganz recht, dass er Elenas Aussagen alle mitbekommt. Der soll ruhig mitbekommen, wie Elena sich fühlt und dass er der Grund für alles ist.
Mal sehen, wie sich das jetzt alles weiter entwickelt. Ich bin schon sehr gespannt :)
LG sunny12
Von:  sunny12
2013-05-09T23:52:16+00:00 10.05.2013 01:52
Hey :)
Ich hab gerade zufällig deine Story entdeckt, als ich ein bisschen Ablenkung von meinem Praktikumsbericht brauchte ;)
Und ich muss sagen, sie gefällt mir echt gut. Die Dialoge zwischen den Vieren sind echt spitze und ich musste eigentlich jedes Mal lachen. Ich kann gerade gar nicht nachvollziehen, dass noch niemand einen Kommentar geschrieben hat... Aber ich werde deine Geschichte auf jeden Fall weiterverfolgen, da ich diese Konstellation sehr interessant finde und es ist mal was anderes. Das Pairing KlausXCaroline fand ich sowieso schon immer interessant und ich hoffe auch bei der Serie noch darauf, dass sich da vielleicht etwas entwickelt :D
Besonders am Ende dieses Kapitels war ich sehr überrascht von Klaus, dass er so einfühlsam und Caroline gegenüber so ehrlich ist. Das hätte ich nicht erwartet. Was mich aber interessieren würde ist, wie die beiden herausgefunden haben, wo Elena und Caroline hin wollen. Schließlich hatten sie im Grill noch keine Entscheidung getroffen. Haben sie etwa jemandem im Reisebüro manipuliert, um das herauszufinden oder was haben sie angestellt?
Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, wie es weitergeht und was beim Tanzen so alles passiert.

LG sunny12


Zurück