Blick in unsere Zukunft von RoseAkaShi (Großvaterparadoxon) ================================================================================ Kapitel 20: Tanzpartner ----------------------- Kapitel 20: Tanzpartner „Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt.“ (Truman Capote) Jeremys Sicht: Die Plakate für den Jahrzehntball sprangen mich förmlich an und ich hatte das Gefühl sie verhöhnten mich. Oder auch das sie mich einfach daran erinnern wollten, das ich allein war. Ohne Anna. Mir war erst klar, wie viel sie mir bedeutete, als ich mit ihr wieder Kontakt hatte, als sie als Geist umher gewandelt war. Ich konnte sie nicht einfach ersetzen, indem ich eine neue Beziehung einging. Irgendwie glaubte ich sogar, das ich nie mehr ein Mädchen finden würde das ich so lieben konnte wie Anna. Sie war einfach etwas Besonderes gewesen und ich schaffte es zwar weiterzugehen, aber nicht noch einmal so zu lieben. Anna war einfach meine eine gewesen, die eine. Ich konnte glücklich sein, aber nie wieder so komplett wie mit ihr. Alle hier in der Schule schienen nur über das eine Thema reden zu können und ich sah Caroline, vollkommen von Arbeit zerfressen wie sie dafür sorgte das alles richtig war, so wie sie sich das vorstellte. Sie war irgendwie besser darin sich von den Sorgen abzulenken und der Abwesenheit ihres Freundes, dessen Schicksal weiterhin ungewiss war. Sie tat einfach etwas. Ich dagegen verfiel immer wieder den Gedanken der Einsamkeit, als ob es kein Entrinnen gab. Elena und Rebekah standen offenbar unter Carolines Fuchtel, denn wie alle anderen befolgten sie ihre Befehle. Rebekah war dabei ein Banner aufzuhängen. Allerdings konnte sie auch als Vampir nicht zwei Dinge auf einmal tun und so lag die Hälfte des Banners auf dem Boden. Ich hob ihn auf und hielt ihn hoch, sodass er nicht die ganze Zeit im Dreck lag und damit nicht andere darüber liefen. Auf sowas nahm nämlich keiner wirklich Rücksicht. „Danke, Jeremy. Das lieb von dir“, bedankte sie sich lächelnd und machte sich daran den Banner festzubinden. Alle freuten sich auf das kommende Ereignis, unterhielten sich über ihre Date und das davor liegende Fest. „Mit wem würdest du am liebsten zum Ball gehen?“, fragte mich Rebekah. Dabei fiel mir nur ein Name ein. Anna. Ich sah sie an der Pinnwand stehen und als hätte sie meinen Blick bemerkt, sah sie zu mir herüber. Diese Augenblicke, in denen ich ihren Geist sah, waren deutlich weniger geworden und ich vermied es mit ihr zu sprechen. Dennoch war sie immer bei mir und manchmal da sahen wir uns immer noch. Es war schön und tröstlich zugleich, doch hinterließ es immer eine tiefe Sehnsucht. „Mit Anna, richtig?“, wurde ich von Rebekah gefragt. Sie stand auf einmal neben mir, hatte ihre Hand auf meine Schulter gelegt und sah mich mitfühlend an. Ich schaffte es ein Lächeln aufzubringen und nickte ihr zu. „Richtig“, stimmte ich ihr zu. Dann kam mir ein Gedanke und ich nahm ihre Hand in meine, um ihren Handrücken zu küssen, dabei verbeugte ich mich vor ihr. „Aber es wäre mir dennoch eine Ehre mit dir zusammen zum Ball zu gehen, Rebekah.“ Kurz ein wenig erstaunt von meinem Vorschlag, kicherte sie dann auf eine Weise, die mein Herz flattern lassen würde, wäre sie mehr für mich als eine Schwester. „Als Freunde, oder? So heißt sowas doch in dieser Zeit.“ Zustimmend nickte ich. „Eine wundervolle Idee, Jeremy. Ich nehme deinen Vorschlag an, aber nur wenn du versprichst mit mir zu tanzen.“ Lächelnd legte ich den Kopf schief, nickte dann aber und küsste noch einmal ihre Hand. „So oft du es wünschst, Schwester. Wie könnte ich einem der schönsten Mädchen einen Wunsch abschlagen.“ Wieder kicherte sie auf diese wundervolle Weise und schlug mir spielerisch gegen die Schulter. „Streng dich nicht so an, du Charmeur. Ich mag dich auch so schon genug“, erzählte sie mir und ich grinste glücklich. Es war schön zu hören, von ihr gemocht zu werden, denn ich wusste, dass es bei ihr nicht so eine leichte Sache war. Es war etwas besonderes, da sie nicht viele Menschen auf der Welt mochte. Doch ich gehörte bei ihr dazu. Wir hängten noch die andere Seite des Banners auf, zumindest tat es Rebekah und ich hielt die Leiter, auch wenn sie mir versicherte, dass es nicht nötig war. Irgendwie galt das als Zeichen für meine Mitarbeit, denn Caroline drückte mir gleich Flyer zum verteilen in die Hand. Dennoch bekamen wir, gütig wie sie war, die Erlaubnis zu unserer nächsten Stunde zu gehen. Ich brachte Rebekah zu ihrer nächsten Klasse und verabschiedete mich bei ihr mit einem Kuss auf die Wange. Alle um uns beäugten uns neugierig, doch ein Blick brannte sich ganz besonders in meinen Rücken. Ich drehte mich um und sah Bonnie, dessen Blicke töten konnten. Rebekah sah sie an und die anderen. „Sie glauben alle, das wir zusammen sind“, bemerkte Rebekah amüsiert und trat noch einmal provozierend einen Schritt auf mich zu, sodass unser Abstand wirklich von Intimität sprach. Herausfordernd sah sie an mir vorbei, ganz sicher zu Bonnie. „Sollen sie doch glauben, was sie wollen, solange wir die Wahrheit kennen.“ Mir war das egal. Außerdem fand ich nichts Schreckliches daran, wenn die Menschen um mich herum dachten, dass ich mit einem so hübschen Mädchen wie Rebekah zusammen war. Es wäre schön, wenn ich sie wirklich auf diese Weise lieben könnte. „Also wo und wann soll ich dich abholen?“, fragte ich sie lächelnd. Sie fasste zu den Kragen meines Hemdes und richtete ihn sorgfältig. „Bei mir, halb acht bitte und Jeremy?“ Bei der Nennung ihres Namens sah ich ihr in ihre wundervollen blauen Augen. „Danke, das du gefragt hast. Ich freu mich wirklich sehr mit dir dorthin zu gehen“, versicherte sie mir lächelnd und küsste mich auf die Wange. Nicht so wie meine Schwester Elena, selbstverständlich und liebend, sondern zögernd und vorsichtig, doch ich konnte den Dank daraus fühlen. Lächelnd nickte ich ihr zu und strich ihr eine Strähne hinters Ohr. „Sehr gerne, Becky“, nutzte ich ihren Spitznamen und ging dann auch, um pünktlich zu meiner nächsten Stunde zu kommen. Ich schaute noch einmal nach hinten und sah wie sie mich anlächelte. Als ich ein wenig weiter sah, bemerkte ich das Bonnie noch immer da war und giftig zwischen Rebekah und mir hin und her sah. Bonnie war meine Schwester gewesen, doch es war mir egal dass sie eifersüchtig war oder was auch immer sie zu dieser Wut veranlasste. Es war ihre Entscheidung gewesen uns alle zu hassen und aus ihrem Leben zu verbannen. Und Rebekah war auf keinen Fall so schlimm wie sie erschien. Eigentlich war sie ein ganz normales fröhliches Mädchen, wie meine Schwester und auch Caroline. Die tausend Jahre hatten sie halt einfach stark gemacht und sie hatte sich wenig geliebt gefühlt. Doch ich tat es. Ich wusste, dass ich sie liebte, auf eine ganz besondere Weise, wie meine Schwester. Nur nie wie Anna. Ich ging in meine Klasse und sah an meiner Nachbarbank Anna sitzen. „Rebekah ist nett. Du wirst sicher viel Spaß mit ihr auf den Ball haben. Ich hab dich beobachtet. Du scheinst glücklich zu sein, mit deiner neuen Familie“, offenbarte sie mir ihre Beobachtungen und ich fragte mich, wie oft sie da war, wo ich nicht an sie dachte. „Das bin ich“, flüsterte ich zurück. Lächelnd nickte sie und stützte ihren Kopf auf ihre Hand dabei ab. „Das freut mich“, erklärte sie mir ehrlich und legte ihre Hand auf meine. Leider fühlte ich nicht mehr als Wärme, aber wie immer reichte diese aus, um mein Herz zu trösten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)