Blick in unsere Zukunft von RoseAkaShi (Großvaterparadoxon) ================================================================================ Kapitel 23: Falsches Zimmer --------------------------- Kapitel 23: Falsches Zimmer „Die Zeit ist eine Vase. Es kommt darauf an, ob man Disteln oder Rosen hineinstellt.“ (Rudolf Rolfs) Elenas Sicht: Prüfend sah ich an mir herunter und war wirklich zufrieden. Damit könnte ich mich sehen lassen. „Das Kleid erscheint mir gut. Was meinst du?“, fragte ich Rebekah und hielt das Kleid an meinen Körper, das ich mir ausgesucht hatte. Wir waren auf den Dachboden oder eher Lagerraum und hatten ein ganz schönes Chaos angerichtet, indem wir all die Kleider aus den Kisten gesucht hatten. „Es ist schön, aber zieh es an, dann kann ich es besser beurteilen.“ Ich sah mich um und runzelte die Stirn. „Wo ist das Bad? Ist ein wenig kalt hier“, meinte ich, da man hier schon angezogen gut frösteln konnte. Rebekah deutete hinter mir auf die Treppe. „Die Etage runter, den Gang entlang, dann links, gleich danach rechts und dann die letzte Tür rechts.“ Oh mein Gott. Ob ich mir das jetzt merken konnte? Ich runzelte die Stirn. „Die Etage hier runter, dann weiter, links, rechts und nochmal rechts, oder?“, wiederholte ich zweifelhaft und hoffte mir das noch bis ich da war zu merken. Rebekah nickte uninteressiert und sah sich eines der Kleider an. Seufzend ging ich nach unten, folgte den Gang und ging dann links, dann weiter, dann rechts und die Tür rechts. Shit. Falsch. Das war auf keinen Fall das Bad. Ich wollte eigentlich gleich wieder gehen und den ganzen Weg zurück, doch der Anblick des Zimmers hielt mich gefallen. Er war groß und hell. Aber wirklich schön. Ein gemütliches Sofa, zwei Sessel und ein kleiner Tisch dazu, eine Bar und ein wirklich großer Schreibtisch. Außerdem ein Bigen der ins nächste Zimmer führte, indem ich ein Bett ausmachen konnte. Aber das war es nicht was mich fesselte, sondern die ganzen Gemälde die das Zimmer schmückten, in den unterschiedlichsten Größen. Vor allem Landschaftsbilder. Niklaus musste über die Zeit die unterschiedlichsten Bilder von berühmten Künstlern gesammelt haben. Das Haus war wohl bis zum letzten Detail in Perfektion gehalten. Fasziniert ging ich im Raum herum, besah mir jedes Bild genau, die alle eine andere Sprache sprachen. Jedes Bild drückte eine andere Stimmung aus, aber alle schienen in ungefähr demselben Stil gemalt wurden zu sein. Das war also Niklaus Geschmack. Waren alle Bilder vom selben Künstler? Zumindest sah es ganz danach aus, aber sie waren auf jedenfall wunderschön. Niklaus hatte einen guten Geschmack, soweit ich das beurteilen konnte. Auf dem einen Fensterbrett fiel mir etwas auf, das kein Gemälde oder Bild war. Es war eine getrocknete violette Blume, zwischen zwei Glasscheiben gepresst. Ich kniff überlegend die Augen zusammen und erkannte dass es eine Distel sein musste. Distel. Eine Mariendistel. Rückblick „Jetzt hast du keine Münze mehr, um dich an mich zu erinnern“, fiel mir ein, da er mir das Armband geschenkt hatte. Ich hatte etwas von ihm, aber er hatte nichts von mir. Ich sah zu Boden und da fiel mir etwas ins Auge, das vielleicht ganz passend sein konnte. Ich pflückte die Blume, achtete darauf mich dabei nicht zu verletzten und überreichte sie ihm dann lächelnd. „Kein Vergissmeinnicht, aber… naja…“ Wahrscheinlich kannte er gar kein Vergissmeinnicht und ich hatte mich verplappert, wer weiß… das passierte mir öfters. Niklaus aber drehte interessiert die Blume in seiner Hand. „Eine Distel?“, fragte er nach, aber es schien nicht deswegen zu sein, weil er sie nicht mochte. „Eigentlich sogar, eine Mariendistel. Ihre Bedeutung liegt in dem Schmerz und auch die Linderung die sie verschafft, vielleicht auch Erlösung, wenn du es so sehen willst. Weißt du, ich mag Dinge, die eine Bedeutung haben“, erzählte ich ihm, da ich mich mit solchen Dingen gerne beschäftigte. Niklaus nickte lächelnd, als wäre ihm das bereits klar gewesen. „Ich weiß, es ist, ehrlich gesagt ziemlich offensichtlich.“ Rückblick Ende Erschrocken weiteten sich meine Augen und ich trat zurück, als sich die Erinnerung auf mich zwang, wo ich Niklaus diese Blume geschenkt hatte. Das konnte sie nicht sein oder etwa doch? Wieso sollte er sie aufgehoben haben? Sie war doch nichts Besonderes. Er konnte doch… er konnte doch nicht wirklich… „Ich nehme an sie würde zerfallen, wenn ich sie herausnehmen würde, aber ich hab die Enden des Glases schon vor Jahrhunderten verschließen lassen und hab sie immer sehr vorsichtig transportiert. Schließlich ist sie sehr zerbrechlich“, meinte eine Stimme hinter mir und erschreckte mich erneut. Ungläubig sah ich Niklaus an. „Du hast sie aufgehoben?“, fragte ich nach und seine Augen suchten meine. Gänsehaut legte sich auf meinen Körper, überzog mich praktisch, obwohl Niklaus einfach nur dastand, Hände hinter dem Rücken. „Natürlich.“ Seine Stimme klang so selbstverständlich, dass sie wirklich keinen Zweifel aufkommen ließ. Für ihn schien das logisch zu sein, aber mir wollte es nicht einleuchten. „Aber wieso? Es war nur irgendeine Distel, die ich gepflückt hatte und du hast sie so lange aufgehoben? Du dachtest ich wäre tot.“ Sein Gesicht veränderte sich nicht. Zeigte weder ein Lächeln, noch sonst eine Stimmung, außer vollkommener ernster Aufrichtigkeit. „Ich könnte niemals etwas wegschmeißen, das du mir geschenkt hast, egal wie unbedeutend es anderen oder auch dir vorkommt. Ich mag diese Distel, auch bereits damals, als du sie mir geschenkt hast. Eigentlich sobald du sie in den Händen gehalten hattest“, verriet er mir und auch wenn ich nur ungläubig gucken konnte, war ich ehrlich beeindruckt. Er hatte mich geliebt. Nicht nur damals und jetzt, wo ich da war, sondern selbst in meiner Abwesenheit. In den tausend Jahren hatte er diese simple Sache als Erinnerung aufgehoben und sie so sehr geschätzt, obwohl ich tot war. Ich wusste ehrlich nicht, was ich dazu sagen konnte. Es machte mich sprachlos. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)