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Blick in unsere Zukunft

Großvaterparadoxon
von

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Der Spiegel

Prolog: Der Spiegel
 


 

Ich bin ich

Ich bin wie ich bin

Niemand kann das ändern
 

Im Laufe meiner Reise hab ich mich verändert

Und es steht außer Zweifel, dass ich mich weiter verändern werde

Wieso auch nicht?

Ich wachse, an mich selbst, an meinen Aufgaben

Das ist keinesfalls verkehrt
 

Ich bin ich

Ich bin wie ich bin

Niemand kann das ändern
 

Es gibt niemand, der mir einen Vorwurf machen kann

Keinem dem ich Rechenschaft schulde

Nur ich selbst muss entscheiden und damit leben

Ich habe diese Wahl

Ich hatte sie immer
 

Ich bin ich

Ich bin wie ich bin

Niemand kann das ändern
 

Deswegen lieben mich die Menschen…

Deswegen hassen mich die Menschen…

Aber ist es am Ende nicht so…?

Geht es nicht eigentlich nur darum…?

In den Spiegel gucken zu können?

Kein Tagesende

Kapitel 1: Kein Tagesende
 


 

„Zweifellos werden die höchsten Tugenden der Menschlichen Gemeinschaft in unserer Familie und unserem Zuhause geschaffen, gestärkt und erhalten.“ (Winston Churchill)
 

Elenas Sicht:

„Hallo, Elena.

Hast du mich vermisst?“, hörte ich eine Stimme, die mein Herz stehen ließ.

Auf nicht positive Weise.

Geschockt drehte ich mich herum und sah angsterfüllt in Stefans Gesicht.

Sein Lächeln wirkte auf einmal so grausam, wie ich es noch nie gesehen hatte und mein Herz schlug schneller als je zuvor.

Noch nie in meinem Leben hatte ich solche Angst gehabt, nicht einmal bei der Opferung.

Aber da stand er, der Mann, der Vampir, den ich einst geliebt hatte und ich wusste, dass ich keine Chance hatte zur Tür zu gelangen.

Die war einfach zu weit weg.

„Ich denke wir sollten keine Worte verschwenden, meinst du nicht?“

Im nächsten Moment schrie ich, denn der Schmerz in meinem Hals war einfach nur unbeschreiblich und dann erstickte mein Schrei.

Seine Hand hielt mir den Mund zu und Tränen flossen über mein Gesicht.

So hatte ich mir das Ende dieses Tages, meines letzten Tages, niemals vorgestellt.
 

Ich versuchte mich dennoch zu wehren, jegliche Kraft aufzubringen, die ich hatte, um ihn von mir zu schubsen.

Aber es hatte einfach keinen Sinn.

Da könnte man auch versuchen, einen Felsen bewegen zu wollen.

Außerdem fühlte ich immer mehr, wie ich erschlaffte und schwächer wurde.

Meine Hände an seiner Brust hörte auf sich zu verkrampfen und dann fiel ich wohl, zumindest hatte ich dieses Gefühl.
 

Dann war der Schmerz auf einmal von mir und ich fiel auf jedenfall.

Aber zu Boden.

Meine Augen, die eben noch hatten zufallen wollen, waren jetzt offen, offen und geweitet.

Ungläubig besah ich das Geschehen vor mir.

Stefan war weggeschleudert wurden und jemand anderes stand schützend vor mir, aber ich wusste nicht wer es war.

Ich hatte diesen Mann noch nie gesehen.

„Was soll das?

Wer bist du?“, zischte Stefan, als er es geschafft hatte sich wieder aufzurappeln.
 

„Offensichtlich dein Feind“, meinte der Mann locker und Stefan wollte auf ihn losstürzen, doch alles ging so schnell.

Im nächsten Moment hielt der Mann Stefan an der Kehle fest und hob ihn vom Boden ab.

„Ich töte niemanden, aber wenn du ihr etwas tust, werfe ich meine Prinzipien über Bord und reiße dir dein Herz heraus, haben wir uns verstanden?“

Von Stefan kam nur ein Ächzten als Antwort, aber nachdem er losgelassen wurde verschwand er sofort wieder.

Mit gerunzelter Stirn betrachtete ich den Fremden, als er sich endlich zu mir umdrehte.

„Hallo Mutter“, sagte er und mein Herz blieb wieder einmal für einen Augenblick stehen.
 

Ungläubig sah ich den Fremden an, der in Vampir-Geschwindigkeit zu mir kam, sich ins Handgelenk biss und es mir an den Mund legte.

Ohne zu zögern oder Widerworte zu geben trank ich von mir und ich fühlte, wie es mir besser ging.

Ich konnte die Sorge in seinem Gesicht sehen und in seinen Augen.

Seine wundervollen geheimnisvollen blauen Augen, die mich immer an Damon erinnert hatten.

Er nahm den Arm von meinem Mund und vorsichtig stützte er mich, half mir, dass ich mich wieder aufrichten konnte.

„Das ist einfach nicht möglich!“, entfuhr es mir und ich betrachtete ihn wohl wie ein Weltwunder, aber das war es gerade auch für mich.

Er lächelte mich freundlich an.

„Ich würde eher sagen, nicht üblich.“

Das Lächeln konnte ich nur erwidern, erinnerte ich mich doch, das ich vor nicht allzu langer Zeit ungefähr dasselbe auch zu Rebekah gesagt hatte.
 

Dann runzelte ich die Stirn.

„Gideon?“, fragte ich nach und er nickte leicht.

Vorsichtig nahm ich sein Gesicht in meine Hände und betrachtete ihn ganz genau, vergleich ihn mit dem Baby, das ich so oft betrachtet hatte.

Ich fuhr seine Nase nach, die Lippen, die Augen und er schloss sie vertrauensvoll, als ich darüber strich.

Er war nicht dieses kleine Baby von damals, ganz und gar nicht.

Aber die Form seine Augen, seiner Lippen, seiner Nase, die Augenfarbe an sich, alles erinnerte mich an ihn.

Es war nicht komplett identisch, nein, er hatte sich stark veränderte, aber die Grundzüge waren dieselbe und irgendwie wusste ich es einfach.

Ich wusste, dass das mein Sohn war.

„Du bist es ja Gideon“, entfuhr es mir vollkommen überwältigt und Tränen schlichen sich in meine Augen, liefen über meine Wange, während ich den Jungen vor mir, den jungen Mann, in meine Arme schloss.
 

Er stieß mich nicht von sich, umarmte mich ebenfalls und ich wusste, dass ich etwas lang verlorenes endlich wieder bekommen hatte.

Dieses überwältigende Glück, war einfach nicht zu beschreiben und nur eine Mutter die ihr verloren geglaubtes Kind wiederbekommen hatte, könnte dies nachempfinden.

Denn dieser Moment war nicht in Worte zu fassen.

Ich wollte ihn nie wieder loslassen, denn dieser Augenblick war einfach viel zu schön.

„Ich hab dich so vermisst“, schluchzte ich, obwohl es lächerlich war, wo er doch tausend Jahre gelebt hatte.

Ich musste nur ein paar Wochen ohne ihn ertragen.

Aber jetzt war er auf einmal erwachsen.

„Mum“, sagte er nur schlicht und dennoch hätte er nichts Schöneres sagen können.

Nichts klang besser, als dieses Wort.
 

Wir ließen voneinander ab, aber ich nahm sein Gesicht wieder in die Hände, konnte ihn einfach nicht genug betrachten.

„Du bist hier“, sprach ich ungläubig aus. „Du lebst.“

Er war hier bei mir und ich weinte nur, ich blöde Gans.

Gideon nahm meine Hände in seine und hielt sie fest.

„Finn hat mir gesagt, das du lebst.

Ich konnte er nicht glauben, aber wenn es nur eine Chance gab, dann musste ich dich einfach sehen, kennenlernen“, erzählte er mir.

Ich danke dir, Finn.

Dass du mir meinen Sohn zurückgebracht hast, sprach ich in Gedanken aus.

„Du bist so groß und wunderschön.“

Er hatte dunkelbraune kurze Haare, dieselbe Haarfarbe wie ich und er war viel größer als ich.
 

Lächelnd schüttelte er den Kopf.

„Du bist wunderschön“, widersprach er mir.

Liebevoll sah ich ihn an und strich ihn durch die Haare, was ich zum ersten Mal tun konnte.

„Du bist das schönste was ich je im Leben gesehen habe und ich könnte gar nicht glücklicher sein, als über die Tatsache das du wirklich lebst.“

Ich stellte mich auf Zehenspitzen und schaffte es so ihn auf die Stirn zu küssen.

Das war früher viel einfacher gewesen.

Sein Gesicht zeigte Unglaube, aber dann Dankbarkeit und als er mich wieder anlächelte, wusste ich, das ich nie genug davon bekommen würde.

Er wischte mir die Tränen weg.

„Du solltest reingehen und schlafen, wir können morgen reden.

Gute Nacht“, wollte er sich von mir verabschieden.
 

Doch da stieg Panik in mir auf und ich handelte aus dem Instinkt heraus.

„Wohin willst du gehen?“, fragte ich verwirrt, da mir das hier nicht logisch zu sein schien.

Aber dafür schien ich jetzt Gideon mit meinen Worten zu verwirren, denn er legte die Stirn in Falten und sah mich an.

Er deutete in keine bestimmte Richtung.

„Ich werde zu Finn und so gehen, bei ihnen schlafen.“

„Du kannst hierbleiben“, antwortete ich sofort und er schien entsetzt oder sowas. „Zumindest wenn du willst.

Du bist mein Sohn, du kannst hier wohnen, wenn das dein Wunsch ist.“

Er sah so überrascht aus, dass meine Stimme immer unsicherer wurde.

Es war auch irgendwie komisch mit einem jungen Mann zu reden, der augenscheinlich älter als ich war und dennoch mein Sohn war, zumindest irgendwie.
 

„Ich darf bei dir bleiben?“, fragte er noch einmal nach und jetzt klang seine Stimme hoffnungsvoll, was mir Mut gab.

Ich nickte schnell. „Solange du willst, für immer von mir aus und das sehr gern.“

Ich wollte ihn nie wieder in meinem Leben verlieren.

Ohne zu zögern hielt ich ihm meine Hand hin, die er zwar erst ungläubig betrachtete, doch dann lächelnd ergriff.

„Also komm rein und erzähl mir von dir“, bat ich ihm. „Am besten alles.“

Ich wusste nicht, ob das meine persönliche Neugierde war oder ob Mütter einfach alles von ihren Kindern wissen wollten, doch ich interessierte mich für jedes Detail aus seinem Leben.

„Ich weiß nicht, Finn hat mir gesagt ich bin wie du, dass ich jede gute Eigenschaft von dir habe“, begann er und wir traten ein.

In ein Zuhause, das mir jetzt wirklich so vorkam und ich war glücklich und dankbar, dass der Tag noch nicht zu Ende war.

Die Tragödie

Kapitel 2: Die Tragödie
 


 

„Man erkennt die Natur erst dann, wenn man versteht warum ein Kind seinen Eltern bei jeder Karussellrunde zuwinkt, und warum die Eltern jedes Mal zurückwinken.“ (William D. Tammeus)
 

Gideons Sicht:

Nie war mir etwas leichter gefallen, als mit dieser Frau zu reden, diesem Mädchen, das meine Mutter war.

Es war eigenartig, sie war jünger als ich, viel jünger, aber das interessierte mich nicht.

Sie hörte mir einfach nur zu und egal was ich sagte, ihr von mir erzählte, sie bat mich weiter zu erzählen, ihr jede Einzelheit zu verraten und ich hatte das Gefühl, sie überhaupt gar nicht enttäuschen zu können.

Alles was ich erlebt hatte, schien ihr wichtig zu sein und ich betete darum, dass sie mich lieben würde.

Natürlich hatte Finn und jeder seiner Geschwister mir versichert, dass sie mich geliebt hatte, aber das war tausend Jahre her, zumindest für mich, nicht für sie.

Dennoch, ich war nicht einmal ihr richtiger Sohn und ich hatte gesehen, wie Niklaus aufgrund dieser Tatsache behandelt wurde.

Tatia oder Elena, wie sie wirklich hieß, hörte mir zu und schien sich für alles zu interessieren.
 

„Wir kamen in das neue Dorf und dort traf ich das schönste Mädchen, das ich je gesehen hatte, bis heute“, verriet ich ihr.

Es fiel mir gar nicht schwer von Kyra zu erzählen.

Das hatte ich mir schlimmer vorgestellt.

Meist war es das auch, nur nicht bei ihr. „Sie hatte blonde wild gelockte Haare und dunkelblaue Augen, wie das Meer.

Ich traf sie auf dem Markt, wo sie Obst und Gemüse gegen Fleisch und Fisch eintauschte.

Irgendwie war ich wie verzaubert und folgte ihr, dabei versteckte ich mich wie ein kleiner Junge immer wieder hinter den Ständen.

Das brachte gar nichts, sie bemerkte mich dennoch.“
 

Tatia, meine Mutter, sie strich über meinen Handrücken und brachte mich so dazu, einfach weiterzusprechen.

„Ihr Name war Kyra und sie hatte noch zwei jüngere Schwestern.

Sie lebten mit ihrer Mutter zusammen und pflanzten Gemüse, Obst und Kräuter an.

Wir verliebten uns ineinander und ich wollte nicht mehr weiterreisen.

Deshalb bauten wir dort ein Haus und ich heiratete sie.

Sie war so wunderschön mit einem Blumenkranz in ihrem Haar und dem rosanen Kleid was sie trug.

Wir bekamen einen Sohn, den ich Damon genannt hatte.“

Überrascht sah sie mich an.

Sie wusste woher der Name stammte und ich hatte jeder Erzählung gelauscht.

Wenn es ein Mädchen gewesen wäre, hätte ich sie natürlich nach ihr benannt, aber weitere Kinder waren nicht gekommen, dafür war keine Zeit mehr gewesen.
 

Ich atmete tief durch und begann die schrecklichste Episode meines menschlichen Lebens wiederzugeben.

„Wir waren alle zusammen gewesen.

Finn, Elijah, Niklaus, Kol, Rebekah, Kyra, Damon und ich.

Ich war nie glücklicher, als zu dieser Zeit gewesen, besonders als Kyra mir erzählte, das sie wieder schwanger war.

Doch dann kam Mikael, auf der Suche nach Niklaus, um ihn zu töten, zweifellos.

Ich weiß nicht mehr was geschehen ist, wie genau das passieren konnte, aber ich glaube… sie stand einfach in der Schusslinie.

Rebekah hatte Damon in den Armen und verschwand bereits mit ihm, als sie Mikael sah.

Ich erinnere mich noch daran, wie sie in meinen Armen lag, blutüberströmt.

Es gab nicht einmal sowas wie letzte Worte für uns und ich… ich…“
 

Es war schwer zu sagen.

Ich erinnerte mich so deutlich daran, an ihren leblosen Körper und ihr Haar war so schön wie immer.

Ich hatte es berührt dadurch gestrichen und es mit meinen Händen blutrot gefärbt.

Tatia nahm schlang ihre Arme um mich und sagte kein Wort, hörte einfach zu.

„Ich war einfach voller Hass und zum ersten Mal, wusste ich nicht, wie ich dafür Vergebung aufbringen sollte.

Es schien mir so unmöglich.

Mikael wurde getötet, natürlich nicht für lange, aber es gab uns die Zeit zu fliehen, zusammen mit Kyras toten Körper.

Ich vergrub ihn an ihrem Lieblingsort, auf einer Blumenwiese, wo ich ihr den Heiratsantrag gemacht hatte.

Aber ich war immer noch voller Hass und konnte nicht loslassen.

Ich wollte etwas tun und mich rächen.

Ich bat Niklaus mich zu verwandeln, da ich glaubte, er würde mich verstehen, doch er weigerte sich.

Ich bat sie alle darum und schlussendlich war es Kol, der mir das Blut gab.

Du musst wissen, obwohl ich viel Zeit mit Kol verbracht habe, hatte ich immer das Gefühl, das er mich irgendwie hassen würde.

Er sah mich so an, das ich manchmal diesen Gedanken hegte.“
 

Erst später verstand ich Kol, seinen Schmerz und das einen einfach alles an einen geliebten Menschen erinnern konnte, wenn die Liebe nur groß genug gewesen war.

Bei mir war es so gewesen.

„Ich wurde ein Vampir und ich trainierte.

Der Hass trieb mich an und ich begab mich so oft in Gefahr, tötete Mikael mehrere Male, doch der Schmerz wollte einfach nicht vorüber gehen.

Alle versuchten mich zur Vernunft zu bringen, aber am Ende konnte ich erst dann loslassen, als mein Sohn zum ersten Mal anfing zu sprechen.

Er sagte nicht meinen Namen oder einen der anderen, sondern sagte „Mama“.

Er fragte nach ihr und ich glaube nicht einmal bei ihren Tod hatte ich bitterlicher geweint.

Danach sah ich ihn aufwachsen und bis er eine Familie hatte, ließ ich ihn nicht aus den Augen.

Damit das alles nicht noch einmal passierte, ging ich, zusammen mit Finn und Kol zog ich weiter.“
 

Das war schrecklich gewesen, doch ich hatte gewusst, dass es das Beste sein würde.

Ich hatte meinen Sohn nie wiedergesehen, doch ich wusste, dass es ihm gut ging.

Später, nachdem er gestorben war, besuchte ich sein Grab und ich wusste es gab Kinder und Enkelkinder.

„Ich war schrecklich.

Zu dieser Zeit war ich einfach grauenvoll gewesen.“

Jetzt war es sie, die meine Tränen wegstrich und mich wieder auf die Stirn küsste und ich fühlte mich tatsächlich wie ein kleiner hilfloser Junge, der seiner Mutter von einem Albtraum erzählte.

„Nein, warst du nicht.

Es ist verständlich und niemand kann dir deswegen einen Vorwurf machen.

Du hast das verloren, was du geliebt hast und dieses Gefühl will niemand erleben und keiner könnte sagen, dass er anders handeln würde“, sprach sie versöhnlich.
 

Ich zwang mich zu einem Lächeln, das wohl sehr gequält aussehen musste.

„Ich nehme an, Mütter müssen sowas sagen“, meinte ich.

Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, wie es war, eine Mutter zu haben.

Natürlich wusste ich von Finns Erzählungen alles über sie und wie sie mit mir umgegangen war, doch ich hatte keine eigenen Erinnerungen an sie.

„Nein, müssen sie nicht.

Ich sage es dir, weil das was du erlebt hast grauenvoll ist, aber es ist nicht deine Schuld und dein Hass ist verständlich.

Außerdem hast du am Ende richtig gehandelt und das ist es worauf es im Leben ankommt.

Es geht nicht um die Fehler die wir begehen, sondern darum sie wieder gut machen zu können, etwas hinzuzufügen, das dem Schlechten jegliche Kraft entnimmt“, verriet sie mir und ein wenig ungläubig sah ich sie an.

War sie wirklich nur so alt, wie sie aussah oder hatte sie auch tausend Jahre Erfahrung hinter sich?

Das erstere war gerade sehr schwer vorstellbar.
 

Von unten kam ein Geräusch und sofort stand ich von Tatias Bett auf, auf das wir uns gesetzt hatten.

War dieser Typ zurück gekehrt, der sie umbringen wollte.

Tatia, nein meine Mutter… sie nahm meine Hand und zog mich mit nach unten, wusste anscheinend, wer da gekommen war und sie nahm mich mit.

Wie versteinert sah ich allerdings die ganze Zeit auf unsere Hände.

Ich fühlte mich geborgen und wenn ich an ihre Worte dachte, dann auch ganz einfach gut.

„Gideon“, sagte sie meinen Namen und ich sah auf. „Darf ich dir meine Brüder vorstellen, Damon und Jeremy.

Leute, das ist mein Sohn, Gideon.“

Mein Sohn.

Sie sagte mein Sohn und ich wurde wohl noch nie besser vorgestellt.

Mutter und Sohn

Kapitel 3: Mutter und Sohn
 


 

„Glück ist sein Kind zu lieben. Das größte Glück jedoch ist, von seinem Kind geliebt zu werden.“ (Helga Kolb)
 

Elenas Sicht:

Zusammen mit Gideon spazierten wir durch den Ort.

Es war Tag, aber es war nicht annähernd so viel los, wie in den letzten Tagen, wahrscheinlich mussten sie sich davon auch noch erholen.

Gideon erzählte mir seine Geschichte zu Ende und ich erzählte ihm meine.

Die von der Zeit hier und auch die von damals, als ich ihn aufgenommen hatte und was ich dort alles erlebt hatte.

Es tat gut uns auszusprechen und wir verstanden einander.

Ich merkte schnell, das Gideon genauso viel Verständnis und Vergebung aufbringen konnte, wie auch ich es immer tat.

Er war mitfühlend, ehrlich, freundlich, zuvorkommend und zuversichtlich.
 

Er war ein guter Mensch oder auch Vampir, was keiner bestreiten konnte und ich war einfach nur stolz auf ihn.

„Du hast recht, sie lieben dich“, stimmte Gideon meiner letzten Erkenntnis zu. „Wenn ich etwas weiß, an dem man nicht zu zweifeln braucht, dann an ihrer Liebe dir gegenüber.“

Überrascht sah ich Gideon an, da er das mit derselben Sicherheit aussprach, wie auch Rebekah es immer tat.

Irgendwie schien daran keiner einen Zweifel zu haben.

„Du bist immer das große Rätsel gewesen über die Jahrhunderte“, erzählte er mir lächelnd, mit den Händen in den Hosentaschen vergraben. „Keinen von uns war klar, wen du geliebt hast, wen du am meisten geliebt hast oder ob du es überhaupt wirklich getan hast.“

Jahrhunderte sich mit dieser Frage zu beschäftigen war sicher ermüdend und zerstörerisch zugleich.

Für Elijah und Niklaus wohl eine einzige Qual.

Aber ich war in ihren Augen tot gewesen, was machte das also aus?
 

Lächelnd wandte ich mich zu ihm und verriet ihm den Menschen, den ich am meisten auf dieser Welt liebte.

„Am meisten auf dieser Welt liebe ich dich, Gideon.

Seit dem Moment in dem ich dich das erste Mal in die Arme genommen habe und dir in die Augen geblickt hatte, wusste ich dass du alles für mich bist.

Es gibt keinen Menschen auf dieser Welt, der mir mehr bedeutet als du und ich werde dich immer lieben.

Ich bin unsagbar stolz auf dich und ich kann es nicht glauben, dass so ein fantastischer Junge mein Sohn sein soll.

Zu gern hätte ich das alles mit dir zusammen erlebt und dich dabei unterstützt.“

Es war schrecklich, das ich nicht hatte bei ihm sein können und ihn aufwachsen sehen.

Zu gern hätte ich erlebt, wie er groß wurde und zu diesem außergewöhnlichen jungen Mann wurde.
 

Ich harkte mich bei ihm unter und er sah auf mich herunter, da er einen Kopf größer war als ich.

„Finn hat mir gesagt, dass es keinen Menschen auf der Welt geben könnte, der mich so sehr lieben könnte, wie du es getan hast.

Das du die beste Mutter warst, die ich haben konnte.

Zum ersten Mal, kann ich darüber nicht einfach nur lächeln, sodass es meine Zweifel versteckt.

Ich glaube wirklich, das er recht gehabt haben könnte.“

Mein Herz schlug höher und ich erinnerte mich daran, das Finn das ebenfalls schon einmal zu mir gesagt hatte.

Es war das schönste Kompliment, das ich je in meinem Leben erhalten hatte.
 

„Zumindest bist du meine Welt, wenn das etwas zählt“, räumte ich ein, weil das auf jedenfall nichts war, das ich bestreiten konnte.

Das andere aber wusste ich nicht zu ermessen.

„Es macht mich auf jedenfall glücklich, dein Sohn zu sein, auch wenn ich jetzt viel älter bin als du und dich somit eingeholt habe“, fügte er grinsend hinzu und ich schubste ihn ein wenig zur Seite, wobei er mich natürlich so gleich mitzog.

Aber wir kamen nur ein wenig vom Weg ab, traten auf die Wiese, fanden aber schnell zurück zum Fußweg.

Er war mein Sohn, trotz allem und ich war seine Mutter.

Es gab keine Tatsache, die sich zurzeit irgendwie besser anhören konnte.
 

Wir gingen weiter, zu dem See, wo ich mit ihm immer gebadet hatte, was ich ihm auch erzählte.

„Ist Finn auch wieder hier?“, fragte ich, weil mich das sehr beschäftigte.

Außerdem fiel sein Name immer wieder.

Er schien besonders wichtig für Gideon zu sein und er war es auch für mich.

„Ja, ist er.

Er ist bei den anderen und erzählt ihnen sicher, dass ich wieder da bin und gerade bei dir.“

Das freute mich, ich hoffte, dass ich bald die Gelegenheit haben würde mit ihm zu sprechen.
 

„Darf ich dir eine Frage stellen?“, bat er mich höflich und ich konnte nicht anders, als deswegen zu kichern.

„Du darfst mich alles fragen was du willst“, antwortete ich ihm.

Zu wem, wenn nicht ihn, konnte ich sonst ehrlicher sein?

„Wieso hast du mich Gideon genannt?

Finn meinte nach deinem Großvater, aber jetzt… stimmt das denn?“, fragte er mich und ich versuchte mich an alles zu erinnern, was mit seiner Namensgebung zu tun hatte.

„Nein, das stimmte nicht.

Ich wollte dir einen altmodischen oder auch zeitlosen Namen geben, der etwas außergewöhnlich war.

Lass mich nachdenken, Edward stand zur Auswahl, aber da erinnerte mich Twilight und dafür hab ich nun wirklich nichts übrig.

Grayson, das ist der Name meines Adoptivvaters.

Dann Jonathan oder John, der Name meines richtigen Vaters.

Aber ich wollte dir keinen Namen geben, der mich an jemand erinnert, du solltest deinen eigenen bekommen.“
 

Ich dachte daran welche noch zur Auswahl gestanden haben.

Nicht so viele wie bei mir jedenfalls, doch ein paar würden wohl schon zusammenkommen.

„Bei Spencer dachte ich, dass du womöglich deswegen noch verprügelt wirst“, erzählte ich ihm und bekam dafür ein Lächeln.

Anscheinend fand er es genauso witzig wie ich oder stimmte mir damit sogar zu.

„Viktor, den Namen fand ich schrecklich und ehrlich gesagt sogar gruselig.

Den Namen Elijah mochte ich schon immer, aber da wusste ich, dass dieser vergeben war und das hätte nur Verwirrung gebracht.

Deswegen entschied ich mich am Ende für Gideon.

Wenn ich ehrlich bin, hab ich dabei wohl an Criminal Minds gedacht.

Zwar war dort Gideon nur ein Nachname, aber ich wusste, das es den Namen auch als Vornamen gibt“, gab ich die Geschichte seiner Namensgebung wieder.
 

Gideon sah mich an, auch ein wenig skeptisch und zog eine Augenbraue hoch.

„Deswegen heiße ich Gideon?“, fragte er nach.

Ich fand das war ein guter Grund.

„Auch weil ich das G so gerne mag, die Art wie es geschrieben wird.

Mit der Schlaufe und so“, fügte ich noch hinzu, weil wenn ich so darüber nachdachte, dann fand ich es toll meinem Kind einen Namen mit G gegeben zu haben.

Gideon lachte leicht auf.

„Zumindest scheinst du eingehend über diese Thematik nachgedacht zu haben“, spottete er ein wenig.

Leicht spielerisch schlug ich ihn gegen den Arm.

„Hey, das hab ich wirklich!

Ich hätte dich auch Spencer nennen können“, erklärte ich zu meiner Verteidigung und Gideon schüttelte nur entsetzt den Kopf.

Na, eben!

War eine gute Entscheidung für seinen Namen gewesen.
 

„Dann wäre das letzte, was ich noch nicht weiß, wer war der Vampir gestern Abend?“, fragte Gideon und es war wie die Frage nach seinem Vater, der ich unbedingt ausweichen wollte.

Zumindest hatte Finn es damals so verglichen, wenn ich über Stefan schwieg.

„Stefan, das war Stefan“, gab ich zu und natürlich wusste er aus meiner Geschichte, was für eine Rolle er in meinem Leben gespielt hatte.

Ja, hatte.

Denn jetzt war er einfach nur noch jemand, vor dem ich Angst hatte und dass das gerechtfertigt war, hatte er mir gestern Abend bewiesen.

„Das tut mir leid.

Das er dir das angetan hat, er…“

Ich nickte leicht und versuchte meinen Hass auf Sparflamme zu halten, da mich das auch nicht weiter bringen würde.

„Naja, du hast mich ja gerettet.

Du bist mein Held“, meinte ich und das war absolut ehrlich gemeint, denn er war mein Held.

„Wenn ich ein Held bin, dann bist du ein Engel.“
 

Wir lachten und hatten Spaß bei dem was wir uns erzählten und uns fielen immer neue Fragen ein, sie gingen uns einfach nicht aus.

Es war leicht ihn zu mögen und zu lieben, nicht nur weil er mein Sohn war, sondern auch weil er ein angenehmer Mensch war mit dem es nicht schwer fiel, eine Unterhaltung zu führen.

„Also musst du wirklich morgen zur Schule?“, neckt er mich, aber ich fand das nicht annähernd so witzig wie er.

„Ja, das muss ich wohl.

Was wirst du dann tun?“, fragte ich und lenkte von der Tatsache ab, das ich als seine Mutter noch zur Schule gehen musste.

„Die anderen besuchen.

Mich mit ihnen unterhalten, ihnen erzählen was für eine tolle Mutter ich habe“, meinte er und diesmal war es er, der mich ein wenig zur Seite schubste, wobei wir beide nur darüber lachten.

Alles fühlte sich auf einmal so leicht an.

Ich wollte dieses Gefühl nie wieder missen, wie auch ganz besonders ihn nicht.

Unsere Zukunft

Kapitel 4: Unsere Zukunft
 


 

„Man kommt auch wieder drüber hinweg, wenn man enttäuscht worden ist. Sonst hätten wir uns alle längst aufgehängt, schätze ich.“ (Sarah Dessen)
 

Elenas Sicht:

Zusammen mit Rebekah ging ich hinein.

Ein neuer Schultag, nach einer turbulenten Woche voller dämlicher Veranstaltungen.

Da war Normalität fast schon wieder erfrischend.

Während ich Rebekah ausführlich von Gideon erzählt hatte, verriet sie mir die Gefühlslage ihrer Brüder.

Sie schienen sehr glücklich zu sein und zufrieden.

Da stellte sich für mich die Frage, was sie denn ausheckten, wenn sie solch Gefühle hegten.

„Auf jedenfall wollen sie dir beweisen, dass sie dich lieben.

Oh, ich hoffe auf etwas Romantisches!“

Sie hörte sich ja total nach Caroline an, wo man vom Teufel sprach oder dachte, da kam sie uns auch schon entgegen.
 

Sofort überreichte sie uns einen Zettel und ich ahnte böses.

„Der Jahrzehnte Tanz steht bald an und ich werde ihn natürlich organisieren, wobei du mir helfen wirst Elena.“

Natürlich, ich war mal wieder gleich verpflichtet.

Vom war mein Verweigerungsschreiben?

„Hatten wir nicht gerade erst genug Tänze und so einen Mist?“, fragte ich nach, weil es nur anderen die Möglichkeit gab, Rebekahs Brüdern beispielsweise, mich in ein Gespräch zu verwickeln.

Das musste ich wirklich nicht jede Woche oder so haben.

Obwohl ich mir sicher war, das sie auch so eine Möglichkeit fanden, mich in ein Gespräch zu verwickeln.
 

„Das ist kein Mist!“, begann Caroline in ihrer belehrenden Stimme und ich merkte gleich, wie ich ein wenig gerader dastand.

„Das wird der Jahrzehnttanz.

Ein wichtiges Ereignis und zwar für uns Schüler, das die Erwachsenen so gut wie nichts angeht und uns selbst auf den Weg in dieses spätere Rolle ebnet.

Ich werde das organisieren und ich werde dafür sorgen, dass es der beste Schultanz unserer ganzen Schulzeit wird.“
 

Ich zog eine Augenbraue hoch, weil sie da diesmal noch mehr Energie hineinzustecken schien, als sie es sonst tat und das sollte schon was heißen.

„Guck nicht so, Elena!

Ich brauche das.

Ich brauche diese Ablenkung, die mir zeigen soll, das ich es auch schaffe ohne Bonnies Freundschaft auszukommen.

Die hasst mich nämlich offensichtlich, wie jeden anderen Vampir und da ich mich selbst verteidige, gibt ihr das anscheinend Anlass genug, nichts mehr mit mir zu tun haben zu wollen.

Aber das heißt noch lange nicht, dass ich jetzt schwach bin oder weinen werde.

Ich weine überhaupt nicht, ich brauche nur Arbeit, eine Ablenkung, damit ich mich nicht unter mein Bett verkriechen werde und darüber klage, wie ungerecht die Welt zu mir ist.“
 

Mitleidig sah ich meine Freundin an, der trotz ihrer widerstrebenden Worte, Tränen in den Augen standen.

Ich nahm sie in den Arm und strich ihr über den Rücken.

„Oh, Caroline.

Das tut mir so leid.“

Ich konnte nicht glauben, das Bonnie auch ihr sowas an den Kopf geworfen hatte, wobei ich dachte, dass ihr Hass sich nur gegen mich richtet.

Das war wirklich nicht fair.

„Meine beste Freundin ist nicht mehr meine beste Freundin und jetzt will ich einfach nur diesen dämlichen bescheuerten Tanz so organisieren, dass alle voller Staunen davon sprechen werden“, erklärte sie mir und krallte sich in meinem T-Shirt.

Ich verstand, was Caroline mir damit sagen wollte.

Sie brauchte Ablenkung und bei ihr hieß das nun einmal eine Maske auf zu setzen, fröhlich und heiter zu tun und so lange sich in die Arbeit stürzen, bis sie wirklich Freude daran fand.
 

Ich sah zu Becky, die mir zu nickte.

„Wir werden dir natürlich helfen“, versicherte ich ihr und sie nickte leicht, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und sah so perfekt aus, wie eh und je.

Enthusiastisch nickte sie. „Wunderbar.

Wir werden dafür sorgen, dass keiner der Schüler diesen Abend vergessen wird!“

Mit diesem heiteren Lächeln, das sie aufgesetzt hatte, ging sie weiter und ich sah ihr mit einem gequälten Lächeln hinterher, sah dann zu Rebekah.

„Glaubst du sie wird wieder?“, fragte Becky skeptisch nach, denn wenn man nur ein wenig hinter die Fassade sah, dann bemerkte man, wie unglücklich Caroline in Wirklichkeit war.
 

Leicht bedächtig nickte ich.

„Schon, aber du weißt was das heißt.

Wir werden einen erstklassigen, nein den besten Jahrzehntetanz organisieren“, erinnerte ich sie an Carolines Worte und ich hatte keinen Zweifel, dass wir das tun mussten.

„Wunderbar!

Ich mag Bälle und Tänze.

Außerdem wird spätestens da die Geschichte zwischen dir und meinen Brüdern weitergehen.

Waren wir nicht auch bei diesem Thema?“, fragte Becky nach und leicht betäubt nickte ich, wandte mich dann wieder meiner besten Freundin zu.
 

Ich machte mir Sorgen um Caroline, aber ich wusste auch, dass ich sie nicht aufhalten konnte, in dem was sie jetzt tat.

Das war ihre Art, sowas zu überwinden.

„Ah ja, ich hatte dir erzählt, das dir die Esel endlich ihre Liebe beweisen wollen.

Danach bist du auf jedenfall von ihren Gefühlen überzeugt!“

Ich atmete tief durch, um ihr von meiner Erkenntnis zu berichten.

„Rebekah?

Das bin ich schon.

Ich glaube es jetzt.

Ich weiß, Elijah und Niklaus lieben mich.“

Ich konnte das einfach nicht mehr leugnen.
 

Rebekah sah mich erst ein wenig überrummelt an, dann Quietschte sie aber auf einmal in einer Oktave, von der ich nicht gewusst hatte, dass sie diese beherrschte und umarmte mich stürmisch.

„Das ist wunderbar.

Jetzt werden wir eine wirkliche Familie sein!“

„Rebekah!“, unterbrach ich sie in ihrer Schwärmerei.

Sie konnte eigentlich noch viel schlimmer sein als Caroline, wenn sie das nur wollte und diese Euphorie von ihr, war mir wirklich fremd.

„Ich hab nur gesagt, das ich es jetzt einsehe, nicht das ich mit einen von ihnen irgendwie zusammen bin oder heiraten werde.“

„Ach, aber so wird es kommen und dann…“

Die ganze Zeit erzählte sie mir, wie toll jetzt alles werden würde und sie ließ sich nicht mehr von diesem Gedanken abbringen.
 

Lächelnd hörte ich ihr zu und bemerkte wie anders Becky war, als zu diesem eiskalten Engel, wie ich sie damals kennengelernt hatte.

Sie wirkte menschlicher, als damals, aber auch ganz anders, zu dem wie sie als Mensch gewesen war.

Zumindest schien sie bei dieser Art glücklich zu sein und das war es, was ich mir für sie wünschte.

Das sie glücklich war.

Deswegen konnte ich sie auch nicht einfach unterbrechen, sondern hörte ihren Schwärmereien von einer glücklichen Familie zu, wie absurd sie auch klangen.

Sie plante unsere Zukunft und ich hörte ihr zu.

Zuversicht

Kapitel 5: Zuversicht
 


 

„Was ist Glück? Glück ist die Abwesenheit des Unglücks. Und nur derjenige, der das Unglück kennt, kann auch Glück empfinden.“ (Udo Jürgens)
 

Finns Sicht:

Ich traf mich mit Tatia, nachdem sie Schulschluss hatte, da mir das wie ein guter Zeitpunkt erschien.

„Guten Tag, Tatia“, begrüßte ich sie. „Gideon hat mir gesagt, das du mit mir sprechen wolltest.“

Ihr Gesicht erhellte sich als sie mich sah.

„Das wichtigste zuerst“, meinte sie und bevor ich darüber nachdenken konnte, was sie meinte, umarmte sie mich auch schon.

Etwas unbeholfen legte ich meine Arme um sie, erwiderte ihre Geste aber. „Schön dass du wieder da bist.“
 

Erneut wurde mir wieder Unterschied zwischen ihr und meiner Familie klar.

Wie Bedingungslos ihre Liebe für ihre andere ausfiel und wir sie diese durch einfache Gesten zu zeigen wusste.

Ich konnte mich daran erinnern, wann ich Rebekah das letzte Mal umarmt hatte.

Sie ließ von mir ab und sah mich weiterhin strahlend an, sodass man einfach nur ebenso lächeln konnte.

„Gut, dann… vielen, vielen Dank, das du Gideon hierher geholt hast!“

Unterstützend zu ihren Worten küsste sie mich auf die Wange und umarmte mich gleich noch einmal, was mich nur noch mehr zum lächeln brachte.

Sie war wirklich schon etwas Besonderes.

„Weißt du eigentlich wie sehr ich dich brauche, dich vermisst habe und dich im allgemeinen einfach nur lieb habe?“, fragte sie mich und ich hatte das Gefühl, das sie gleich zu weinen anfangen würde.
 

Ich löste mich wieder von ihr und strich ihr über die Wange.

Mir fiel auf wie schön und vollkommen sie in diesem Augenblick war, nicht wegen ihres Aussehens, sondern der Tatsache, dass sie alle Menschen um sie herum glücklich machen konnte, ohne sich dessen bewusst zu sein.

Auch ich hatte sie vermisst, ein Jahrhundert lang und mehr denn je war mir das in diesem Augenblick bewusst, wo sie wieder vor mir stand.

„Du musst mir alles erzählen, was du erlebt hast!

Von Gideon, was du gesehen hast und… oh… du musst mir auf jedenfall erzählen, ob du dich verliebt hast!“

Tatia war voller Begeisterung und Aufregung für mein Leben.

Sie nannte es Leben, nicht Dasein und sie sah mich nicht anders an, als vor tausend Jahren.
 

Ich hatte meine Existenz stets verflucht und gehasst was ich geworden war, aber für Tatia schien nicht das zu zählen, was ich war, sondern das was ich getan hatte.

Wir setzten uns in ein Café, wo wir uns unterhielten und ich ihr von Gideon erzählte.

Dabei wusste ich, dass er ihr schon alles von sich erzählt hatte, aber offensichtlich wollte sie es noch einmal aus meiner Sicht erfahren.

„Hast du jemand gefunden in den du dich verliebt hast?

Ich meine ich kann einfach nicht glauben, das ihr alle so trostlos die ganze Zeit über gelebt habt.“
 

Sofort dachte ich an Sage und dann daran wie alle sie gehasst hatten.

Keiner meiner Geschwister hatte ihr etwas abgewinnen können, nicht einmal Elijah, obwohl er mir das natürlich nicht gezeigt hatte.

„Da gab es eine Frau, die ich geliebt habe.

So sehr, dass ich sie sogar verwandelt habe, da ich einfach nicht den Gedanken ertragen konnte sie zu verlieren.“

Ich hatte sie mehr geliebt, als alles andere und wenn ich Niklaus und Elijah so angesehen hatte, dann wollte ich nicht die Möglichkeit riskieren, sie wieder zu verlieren.
 

„Wie heißt sie?

Wie sah sie aus?

Wie hast du sie kennengelernt?

Wie war sie so?“, fragte Tatia sofort aufgeregt und ihre Augen leuchtete vor aufrichtiger Freude für mich.

Eine ganz andere Reaktion, als meine Geschwister damals.

Mehr wie Gideon, obwohl sie aufgeregter war.

„Ihr Name war Sage, sie hatte rote Haare und graue Augen und sie war… etwas anders“, meinte ich schmunzelnd, wenn ich mich an sie erinnerte.

Sie war nicht wirklich wie man sich ein anständiges Mädchen vorstellte.

Ganz anders als Tatia und wiederrum vollkommen anders als Rebekah.

Mit keiner Frau vergleichbar, die ich sonst je getroffen hatte.

„Wieso war?

Ist sie gestorben?“
 

Ich zuckte mit den Schultern, denn die Antwort darauf wusste ich auch nicht.

Ich erinnerte mich an sie, als wäre es gestern gewesen, aber seitdem waren neunhundert Jahre vergangen.

In dieser Zeit war viel passiert, sicher auch bei ihr und selbst wenn sie noch leben würde.

Was bedeutete das schon nach neunhundert Jahren?

„Du könntest sie suchen oder deine Geschwister fragen“, warf Tatia ein, an jede Hoffnung klammernd.

Ich lächelte sie traurig an.

„Es ist neunhundert Jahre her.

Genug Zeit um mich zu vergessen, wenn sie überhaupt noch lebt.“
 

Ihr Gesicht verfinsterte sich ein wenig.

„Mir wird immer wieder von allen Seiten wie selbstverständlich gesagt, dass Niklaus und Elijah mich nach tausend Jahren immer noch lieben.

Findest du nicht, dass es dann für dich auch noch Hoffnung gibt?

Ich meine rein rechnerisch sind das sogar hundert Jahre weniger bei ihr und das ist doch schon eine ganze Menge“, erklärte sie mir und wie sie dabei ihre Worte mit ihren Händen unterstützte, konnte ich nicht anders als zu schmunzeln.

Lauschte einfach ihren Worten.

„Außerdem, ich galt als tot und lebe, was so unwahrscheinlich ist.

Gideon lebt auch noch, obwohl ich fest mit seinem Tod gerechnet habe.

Ist es da nicht möglich, das ein Vampir neunhundert Jahre überlebt hat und dich noch liebt?

Damon war und ist ein Idiot und er hat Katherine hundertvierzig Jahre geliebt, obwohl sie es wirklich nicht verdient hat.

Du dagegen bist gut, wirklich gut, es ist wert dir neunhundert Jahre hinterher zu trauern und auf dich zu warten!“
 

Ich lächelte.

Irgendwie tat ich das in letzter Zeit sehr oft, viel mehr als in der Vergangenheit.

„Du kannst wirklich zuversichtlich sein“, kommentierte ich ihre Worte, die sie spontan zusammengestellt hatte und doch mit solcher Leidenschaft vorgetragen hatte.

Am meisten aber berührte mich ihre stets gute Meinung von mir.

„Natürlich bin ich das!“

Eigentlich nicht immer oder vielleicht einfach nur nicht, wenn es um sie selbst ging.

„Also Sage, erzähl mir von ihr und sprich nicht in der Vergangenheitsform von ihr, sowas deprimiert nur.“

Ich lachte, tatsächlich schaffte es Tatia mich zum Lachen zu bringen und ich begann von der Frau zu erzählen, die ich mehr als alles andere liebte.

Für mich war keine Zeit vergangen und es hatte meinen Gefühlen so keinen Abbruch getan.

Ich liebte sie noch wie am ersten Tag und sie hatte mich auf ganz besondere Weise berührt.
 

Ich erzählte ihr, wie ich sie in einem Gasthof getroffen hatte, wobei Sage damals auf dem Tisch getanzt hatte.

Damals hatte ich meine Augen nicht von ihr nehmen können und nachdem sich unsere Blicke trafen, schien es, als würde sie nur für mich allein tanzen und etwas Schöneres hatte ich nie gesehen.

Sie war mehr als einfach nur ansprechend gewesen.

Anders als Rebekah, hatte sie nicht diese Schönheit, die einen fern hielt und Tatias natürliche Schönheit, die einen einfach magisch anzog.

Sage war einfach anders, mit ihren Bewegungen und Worten unterschied sie sich von allem und ragte für mich doch hervor.

Sie war gewöhnlich und dann wieder besonders.

„Ich mag sie!“, befand Tatia nach meinen Erzählungen begeistert.
 

Irgendwie konnte ich nur den Kopf schütteln, wenn ich meinen Geschwistern so von Sage erzählt hätte, dann hätten sie Sage schon vor dem kennenlernen nicht gemocht.

„Wie kommst du nur darauf?

Du hast sie noch nie getroffen!“

Kein Vorwurf lag in meiner Stimme, sondern nur ehrliche Neugier.

Denn sie klang aufrichtig und ich frage mich, was sie zu dieser Überzeugung gebracht hatte.

„Finn, allein dafür das du sie liebst und sie dich liebt.

Ich meine, sie macht dich glücklich und wie könnte ich die Frau nicht mögen, die dir ein Lächeln auf das Gesicht zaubert, anscheinend allein schon wenn du an sie denkst?

Sie muss einfach großartig sein!“

Überrascht sah ich sie an und mir fiel die Ähnlichkeit zu Gideon auf.

Er hatte es genauso gesehen, obwohl Tatia es natürlich noch um einiges schöner auszudrücken wusste, wahrscheinlich weil sie einfach ein Mädchen war.

Aber dieses Mitgefühl machte Tatias Schönheit mit aus und das war es meiner Meinung, was alle so anzog.

Sie schaffte es einen glücklich zu machen.

Es laufen lassen…

Kapitel 6: Es laufen lassen…
 


 

„Es ist besser, für das, was man ist, gehasst, als für das, was man nicht ist, geliebt zu werden.“ (André Gide)
 

Rebekahs Sicht:

Finn und Gideon waren in einem Schachspiel verstrickt, Elijah las ein Buch und Niklaus zeichnete, zweifellos Elena.

Kol war nicht da.

Das war nicht unüblich, er war kaum noch da, immer bei Elena, wie ich auch oft.

Trotz all dieser Beschäftigungen, schafften wir uns miteinander zu unterhalten, das Talent von uns Vampiren.

Unsere Konzentrationspanne bezog sich eben nicht nur auf eine Sache allein.

„Also hat Mutter vor uns einander zu binden, dann in Menschen zu verwandeln und uns dann zu töten?“, fragte ich nach.

Wir versuchten die Geschichte zu rekonstruieren, von allen Blickpunkten und auch uns die Pläne zusammenzureimen, die jetzt folgten.

Dabei hatte ich erkennen müssen, dass in meinen Plänen, die ich alle gesponnen hatte, meine Mutter wohl keinen Platz mehr hatte, auch wenn sie diesen sozusagen selbst abgelehnt hatte.

Aber es tat weh, das konnte ich nicht bestreiten.

„Ich denke nicht, dass sie diesen Plan weiterverfolgen wird, da sie Tatias Unterstützung nicht bekommt und wir den Plan kennen“, meinte Finn und damit hatte er wohl ganz recht.
 

Dennoch wollte ich das auch nicht ausschließen.

Es war schrecklich, dass wir auf einmal gegen unsere Mutter arbeiten mussten, aber es stimmte zweifellos.

Sie wollte unseren Tod.

Das war etwas, das ich auf keinen Fall akzeptieren konnte.

„Wenn ein Urvampir stirbt, sterben auf jedenfall alle Vampire die aus seiner Blutlinie abstammen.

Das würde bedeuten dass sie alle Vampire mit einem Schlag töten würde“, erzählte Gideon uns und setzte eine Figur dabei auf dem Schachbrett.

Wir alle sahen zu ihm, konnten nicht glauben, was er da gerade gesagt hatte.

„Wie bitte?

Wieso glaubst du dass das passieren wird?“, stellte ich die Frage.
 

Es klang logisch, keine Frage, aber wie war er zu dieser These gekommen?

Das musste doch einen Grund haben.

Zumindest müsste er aus irgendeinen Grund, diese Theorie aufgestellt haben, denn wessen Fantasie reichte einfach so soweit und hinließ dazu noch eine solche Überzeugung?

„Als Mikael starb, starben noch einige andere Vampire, kurz darauf.

Sie spuckten Blut, wurden schwächer und fielen dann tot zu Boden.

Wie Mikael, waren sie ebenfalls Jäger, wahrscheinlich hatte er sie zur Vernichtung anderer Vampire erschaffen.

Auf jedenfall stammten sie aus seiner Blutlinie und als er starb, starben sie mit ihm.“

Ungläubig sah ich Gideon an, der uns das sachlich erklärte und ich sah zu Elijah und Niklaus, die noch immer aufmerksam aufsahen, ihre vorherige Tätigkeit gerade nicht weiter beachteten.

Dann würde Gideon sterben, wenn…

„Das bedeutet ich sterbe, wenn Kol stirbt, logische Schlussfolgerung.“

Das stimmte.
 

Alle Vampire auf dieser Welt würden so vernichtet werden und ich war mir sicher, dass Mutter das wusste und mit eingeplant hatte.

All ihre Probleme wären mit einem Schlag gelöst.

Auch wenn wir ihr Hauptproblem waren.

War das meine verdrehte Sichtweise, oder klang das bösartig?

Egal was wir angestellt hatten, sie war immer noch unsere Mutter, sollte sie uns nicht vergeben und versuchen mit uns an den Problemen zu arbeiten?

Ich stellte mir vor, dass Elena es auf diese Weise in Angriff nehmen würde, wenn es um Gideon ging und der war nicht einmal ihr leiblicher Sohn.
 

Niklaus legte seinen Block beiseite und stand auf, auf jedenfall entschlossen, zu was auch immer.

„Also, werden wir sie töten oder selbst in einen Vampir verwandeln?

Dann ist sie selbst ein Monster und muss ihre Moral am eigenen Leib spüren.“

Niks Sinn für Rache, war auf jedenfall immer noch aktiv und so grausam und brutal wie eh und je, daran würde sich wohl nie etwas ändern.

Aber mir gefielen seine Vorschläge durchaus.

„Verwandeln wir sie“, stimmte ich meinem Bruder zu.

Finn setzte eine Figur auf den Schachbrett und sagte dazu: „Schach matt.“

Dann blickte er zu uns und ich wusste dass er etwas einwerfen würde, dass wir wieder einmal nicht bedacht hatten.

So war es eigentlich immer.

„Wenn wir sie nur verwandeln, wird sie dennoch agieren können.

Ihre Abscheu uns gegenüber ist groß genug, das sie einen Weg suchen und sicher auch finden wird, wie sie uns töten kann.

Daran gibt es keinen Zweifel.“
 

Vielleicht…

Aber war ihr Hass uns gegenüber wirklich so stark.

Ihre Obsession so manisch, das sie um jeden Preis unseren Tod wollte, wo wir einfach nur auf Frieden hofften.

Gerade hatten wir Tatia, Elena wiederbekommen und sobald sich die Sache mit ihr und meinen Brüdern geklärt hatte, konnten wir nach langer Zeit endlich wieder eine Familie sein.

Davon hatte ich so lange schon geträumt und das war mir wichtig.

Für immer und ewig.

Familie über alles.

Und auch wenn sich Elena dessen offensichtlich nicht so bewusst war, sie gehörte zu unserer Familie.

Sie war Gideons Mutter, Finn und Kols Schwester, meine beste Freundin und einzige Vertraute und Niklaus und Elijahs Frau oder eben Geliebte.
 

„Sie könnte andere Hexen anleiten oder versuchen einen neuen Jäger zu kreieren, wie sie es bei Mikael getan hatte“, warf Elijah ein und da sprach er ein wahres Wort.

Es gab mehrere Möglichkeiten und sie würde jede davon nutzen.

Sie kannte uns, wusste um unsere Schwächen und würde alles daran setzen diese gegen uns zu verwenden.

Wir mussten einfach etwas tun.

Wie konnten wir sowas hinnehmen?

Es gab nichts was wir tun konnten, damit wir das waren, was sie von uns wollte.

Wir waren einfach Vampire und damit mussten wir leben und wenn sie das nicht konnte, dann war sie in diesem Fall unsere Feindin.

Das konnte so drastisch klingen, wie es wollte, es war eine Tatsache.

„Dann müssen wir sie finden.

Kann doch nicht so schwer sein!“, meinte ich entschlossen, aber Elijah zog deswegen nur eine Augenbraue hoch.
 

Doch bisher hatte Nik jeden gefunden, den er finden wollte, wenn es auch meist nur deswegen war, um sich an denjenigen zu rächen.

Diese Fähigkeit konnte uns jetzt zu gute kommen.

„Du vergisst, dass sie nach den Bennett-Hexen, die mächtigste ist.

Sie weiß um genug Zauber, um sich zu verbergen und das direkt vor unserer Nase.

Wenn sie nicht gefunden wer will, dann finden wir sie auch nicht“, befand Elijah sachlich, doch das regte mich gerade einfach nur auf.

Es schaffte auch meinen Eifer keinen Abbruch zu verleihen.

„Wir finden sie!

Es muss eine Möglichkeit geben!

Was sollen wir auch sonst tun?“
 

Für rumsitzen und Däumchen drehen, war ich wirklich nicht gemacht und damit würde ich auch sicher nicht anfangen.

„Wir müssen Elena beschützen.“

Ich verdrehte die Augen, über Niklaus Aussage, da mir das vollkommen klar war und er war hier sicher nicht der einzige mit diesem Anliegen.

Wir alle waren um Elena besorgt, so sehr wie um uns selbst.

„Sie wird von allein heraus kommen“, warf Finn ein und stirnrunzelnd sah ich meinen ältesten Bruder an.

Wieso glaubte er das?

Unsere Mutter würde sicher nicht so blöd sein.
 

„Sie wird sicher versuchen Tatias Hilfe zu bekommen und das zwingt sie zum handeln.

Außerdem muss sie, um ihre Pläne zu verwirklichen, Kontakt mit der Außenwelt aufnehmen.“

Das klang… logisch.

Auf jedenfall einleuchtend.

„Also müssen wir einzig in Elenas Nähe bleiben“, schlussfolgerte Nik grinsend und ich wusste dass ihm das sehr gefiel.

Gab ihn den richtigen Anlass in ihrer Nähe zu sein.

„Damit hab ich wirklich kein Problem.“

Ich irgendwie auch nicht.

Verlust

Kapitel 7: Verlust
 


 

„Mord ist einzigartig, denn er vernichtet den, der verzeihen könnte. Darum muss die Gesellschaft die Stelle des Opfers einnehmen und in seinem Namen zwischen Sühne oder Vergebung entscheiden“ (W. H. Auden)
 

Damons Sicht:

„Ihr Name ist Sage?“, fragte ich noch einmal nach, da ich an so viel Zufall nicht glauben konnte.

Elena bat mich um Hilfe, sie zu finden.

Überrascht sah mich Elena an, denn sie bemerkte meinen Ton.

„Rothaarige Frau, ziemlich forsch?“, gab ich ihr weitere Stichpunkte und Elena nickte immer wieder nur bestätigend.

Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, denn das gefiel mir wirklich gut.

„Sexy Frau, toller Sex“, schwärmte ich und dachte kurz an meine Lehrerin zurück.

Sie hatte mir gezeigt, wie man das Leben genoss.

Sage war wirklich einmalig.
 

Elenas Augen weiteten sich panisch und ihr klappte der Mund auf.

Das war offensichtlich nicht das, was sie hatte hören wollen.

„Bitte erwähn das nie wieder“, meinte sie etwas heiser, da ihr der Gedanke wirklich nicht zu behagen schien.

Zu gern würde ich denken und sagen, dass es wegen mir war, weil sie eifersüchtig war.

Aber hier ging es um Finn, das hatte sie von vornerein gesagt.

Ich sollte das wohl nicht in Gegenwart des Urvampirs sagen oder in der Nähe von wen anders, weil es sonst Probleme geben würde.

War sowieso nicht weiter weltbewegend.

Sie war auch einfach nur eine tolle Freundin, man konnte hervorragend mit ihr zusammen trinken.
 

Spöttisch hob ich meine Hand an und salutierte spaßeshalber vor ihr.

„Wird gemacht, Madam!“, stimmte ich ihr brav zu, aber anscheinend war sie nicht ganz so beeindruckt davon.

Sie verdrehte nur die Augen, aber ihre Mundwinkel zogen sich dann doch ein klein wenig, nach oben.

Na also, sie fand es dennoch witzig.

Gerade wollte ich ansetzten, sagen was wir wegen Sage tun konnten, doch dann hörte ich etwas, das meine Aufmerksamkeit forderte.
 

Etwas geschah draußen.

Wie als würden Körper gegen irgendwas knallen und da war die das schmerzerfüllte Keuschen meines Bruder, meines richtigen Bruders.

„Etwas ist mit Stefan“, erklärte ich überrascht und zusammen mit Elena lief ich aus dem Grill, in eine kleine Gasse, aus der die Laute kamen.

Doch als wir ankamen, war es bereits zu spät.
 

Wir sahen, wie Kol Stefan los ließ und ein Herz fiel zu Boden.

Stefans.

Elena stieß einen entsetzten Schrei neben mir aus und Kol fuhr zu uns herum.

Aber ich hatte keine Augen für ihn, so wie Elena.

Ich sah einfach nur auf meinen kleinen Bruder, der grau war und tot.

Er war wirklich tot.

Ich stürzte zu ihm und besah mir sein Gesicht, das vollkommen ausdruckslos war, wie das eines jeden anderen Vampires.

Wie in Trance strich ich darüber, konnte nicht glauben, dass das wirklich geschehen war.

Mein kleiner Bruder war tot.
 

Natürlich, wir hatten uns nicht sehr gut verstanden, besonders in letzter Zeit nicht und obwohl er da war, hatte ich ihn gemieden.

Er war auf eine seiner Ripper-Touren, in denen ich ihn noch wenig gemocht hatte, als in seinen depressiven Momenten.

Eigentlich hatte ich ihn in den letzten 145 Jahren nicht mehr wirklich leiden können.

Aber jetzt war er tot.

Ich hielt in meinen Armen und er war herzlos, wortwörtlich.

Was für eine Ironie.

Das wäre doch eigentlich für mich der richtige Tod.
 

Ich hörte einen Schlag und sah zu Elena und Kol, die sich gegenüberstanden.

Kol war zum Teil blutverschmiert, Elenas Gesicht war tränenüberlaufen, aber ich glaubte nicht, dass es wegen Stefan war, mehr wegen dem, was Kol getan hatte.

Sie hatte ihm eine Ohrfeige verpasst und sah ihn tieftraurig an.

Er dagegen schien voller Schuld zu sein, auch wenn es nur die sein mochte, dass er sie enttäuscht hatte und der Folge, dass sie jetzt wütend auf ihn war.

Ich war es nicht.
 

Kol war wie ich.

Ich war überrascht, dass ich es nicht selbst getan hatte.

Ich kannte den Grund, noch bevor er ihn als Rechtfertigung nannte.

„Er hat versucht dich zu töten, Tatia.

Es tut mir leid.

Aber er hätte es getan und wenn Gideon dich nicht gerettet hätte, dann hätte ich dich wirklich für immer verloren.

Noch einmal.

Das konnte ich einfach nicht ertragen.

Ich wollte nicht, das er noch einen Versuch dafür hatte.“
 

Ich könnte jetzt genauso gut an Kols Stelle stehen.

Elena, sie zitterte, und ich wusste, dass sie zweigespalten war.

Kol war ihr Bruder und ich wusste, dass er sie tief verletzten und enttäuschen konnte, aber man hatte auch die Angewohnheit, seinen Geschwistern ihre schlimmsten Taten zu vergeben.

Deswegen konnte niemand wirklich über seine Geschwister urteilen, wie entfernt man sich auch von ihnen hatte.

Man hatte dafür einfach keinen objektiven Blick mehr.

Und ich wusste, egal wie quer sich Elena stellen würde, schon bald würde sie Kol wieder in die Arme nehmen und ihm versichern, dass sie ihn liebte, auch wenn sie jetzt erkannt hatte, dass er ein Monster war.
 

Auch bei mir hemmten mich meine Gefühle, meinen Bruder ein sein endgültiges Ende zu bereiten, egal wie sehr ich ihn hasste, mit ihm auseinander gebrochen war.

Irgendwie war er immer noch mein Bruder gewesen, doch das hatte sich jetzt erledigt.

Ich hatte nicht einmal Tränen.

Er war mein Bruder gewesen, aber nicht meine Familie, nicht derjenige, den ich geliebt hatte, für den ich kämpfte.

Dass war Elena, eindeutig sie und das immer.

Dann noch Jeremy, auch vielleicht Rebekah und sicher auch die nervige Caroline und Kol, auch Kol, der gerade meinen richtigen Bruder getötet hatte.

Es war verrückt.

Die einzige Schuld, die ich gerade fühlte, war die, das niemand um ihn trauern würde, nicht einmal ich richtig.

Am Ende hatten wir ihn alle gehasst.
 

Ich sah zu Elena, die die Augen nieder schlug und sich von Kol abwandte.

Ich wusste, es war schon nicht einmal allein die Enttäuschung, sondern die Gewissheit, dass sie ihm vergeben würde und das verursachte bei ihr Schuld.

Sie kam zu mir, kniete sich neben mich und nahm mich in den Arm, obwohl sie das gerade viel mehr brauchte.

Ihr Bruder hatte etwas getan, mit dem sie in diesem Ausmaß nicht gerechnet hatte.

„Sie wird dir vergeben“, versicherte ich Kol in Vampir-Frequenz und nickte ihm zu.

Geknickt, verschwand er und ließ uns beide allein.
 

Was sollte ich mit Stefan tun?

Verbrennen?

Vergraben?

Würde ich ihn überhaupt besuchen?

Als Erinnerung an damals?

An vergangenes?

Ich wusste nichts mit der Situation anzufangen, aber wenn ich an früher dachte, sehr weit zurück, sogar bis in unsere Kindheit, dann fühlte ich doch etwas leichtes wie Trauer, wie wenig es auch sein mochte, aber dann war es da.

Ein Schmerz in meinen Kopf ließ mich vollkommen zu Boden sinken, schreien und ich fiel dabei über Stefan.

Es war nur kurz, fühlte sich aber wie eine kurze Ewigkeit an.

Schmerzen verlängerten alles nur.

Doch als ich die Augen aufmachte, da war Elena nicht mehr neben mir.

Nein!

Das war es, was mich dann den Verstand verlieren ließ.

Elena!

Unterschiedlicher Glaube

Kapitel 8: Unterschiedlicher Glaube
 


 

„Liebe Personen dann, wenn sie es am wenigsten verdient haben, denn dann brauchen sie es am meisten.“ (Autor unbekannt)
 

Elenas Sicht:

Mit festem Blick sah ich Esther an, die um mich Fackeln errichtet hatte.

Offensichtlich bereitete sie irgendetwas für einen Zauber vor und ich schien zu deren Mittelpunkt degradiert wurden zu sein.

Ungewollt, natürlich, aber ich war mir sicher, dass diese Frau dazu in der Lage war großen Schaden anzurichten.

Ich war neben Damon gewesen und auf einmal war alles schwarz gewesen.

Sie hatte offensichtlich ein paar Vampire aufgetrieben, die sie bei ihren Plan unterstützen, wie er auch aussehen mochte.

Zumindest war ich mir darin sicher, dass er nichts Gutes bedeutete.

Die Vampire standen wie Wachleute in der Nähe, mit wachsamen Augen.
 

Ich war hier aufgewacht und bisher verstand ich immer noch nicht genausosten was hier denn vor sich ging.

Was Esther mit all dem bezweckte.

„Was tust du hier?

Was willst du von mir?“, rief ich ihr entgegen, weil mir das langsam reichte.

Ich wollte nicht mehr darauf warten, was hier geschah, besonders wenn ich offensichtlich nichts dagegen tun konnte, anscheinend nicht einmal wegkonnte.

Dass hatte ich bereites versucht.

Es waren aber nicht die Vampire, an denen ich gescheitet war, sondern der Bannkreis, den sie um mich gezogen hatte oder wie man diese unsichtbare Mauer nannte.
 

Lächelnd wandte sie sich an mich.

Bei diesem Lächeln konnte man nichts Böses ahnen.

Aber ich wusste es besser.

„Elena Gilbert, wie schön dich endlich kennenzulernen, auch wenn ich zugeben muss, das die Umstände nicht gerade die feinsten sind.

Lieber hätte ich das gastfreundschaftlicher gestaltet, aber das hast du ja ausgeschlagen.“

Wie konnte ihre Stimme so freundlich klingen, wenn ihre Absichten das sicher nicht waren?

Fest presste ich meine Lippen aufeinander und zwang mich, das nicht weiter zu kommentieren.

Was hatte sie erwartet?

Das ich mit ihr gemütlich plauderte, wo sie doch schon einmal meinen Tod gewollt hatte, nur weil sie ihren Sohn aufhalten wollte?

„Wenn man bedenkt, dass du mich versucht hast zu töten, kann mir das keiner verübeln“, erwiderte ich kalt und achtete genau auf meine Sprache.

Ich rief alles in mein Gedächtnis, was ich bei der Gesprächsführung mit Damon, Kol und Niklaus gelernt hatte.
 

Ihr Lächeln verschwand und zwar blickte sie mich nicht kalt an, dafür wurde ihr Blick aber hart.

„Das bedauere ich zutiefst.

Ich wollte mich für mein Verhalten entschuldigen.

Dennoch dient das, was ich von dir will, einen höheren Zweck.

Auch dir sollte daran gelegen sein, das meine Kinder sterben.“

Panisch weiteten sich meine Augen bei ihren Worten.

Auch wenn ich sowas geahnt hatte, mit dem schlimmsten sowieso gerechnet hatte, so war das zu hören, ein großer Unterschied.

Wie konnte man nur den Tod seines Kindes wollen?

Das war mir einfach unbegreiflich.
 

Ich dachte an Gideon und konnte nur den Kopf schütteln.

„Nein!“, entgegnete ich ihr entschlossen.

Überrascht und auch verwirrt weiteten sich kurz ihre Augen.

„Nein?“, fragte sie nach, obwohl sie mich genau gehört hatte.

Aber die Änderung meiner Meinung verwirrte sicher viele, besonders Bonnie konnte sie in keinster Weise verstehen.

Vielleicht war das auch nicht so leicht, den Wandel meiner Gefühle nachzuvollziehen, aber für mich hatte sich alles verändert, seit ich in der Vergangenheit gewesen war.

Ich hatte einen neuen Blickwinkel auf die Ereignisse bekommen und der war einfach nicht mehr wegzudenken.
 

Sie sah kurz zu den Vampiren, bevor sie sich wieder an mich wandte.

„Mir wurde berichtet, dass mein Sohn, Kol, deinen Freund getötet hat.

Reicht dir das als Argument nicht aus?“

Obwohl ich es nicht wollte, zuckte ich wohl doch einen Moment zusammen, als sie mich an das kurz vergangene erinnerte.

Ich hatte Kol, wie in meinen Ahnungen gesehen und das war schmerzhaft.

Mein Bruder, den ich immer als unschuldig empfunden hatte, war ein Mörder.

Aber er war immer noch nicht viel anders als Damon, der war genauso und wenn ich ihn akzeptieren konnte, dann auch Kol.

„Er war nicht mein Freund.

Ich hab Stefan gehasst, er hat mich nur noch verletzt und er hat versucht mich umzubringen.

Kols Methode war vielleicht nicht die, die ich gewählt hätte, aber er wollte nicht das mir etwas geschah, das kann ich verstehen.“
 

Berechnend sah sie mich an, wobei mir erst da auffiel, dass ich ihr gerade preis gegeben hatte, das Kol besorgt um mich war.

„Mein Sohn hasst jeden, wieso sollte das bei dir anders sein?

Seit seiner Verwandlung kümmert er sich um niemanden mehr, nicht einmal um seine Familie.

Wo Rebekah, Niklaus und Elijah vielleicht noch zusammenhalten, wie auch Finn gelegentlich, da ist Kol alles egal.

Er ist eigentlich der schlimmste von ihnen.“

Ich schaffte es, nicht mehr wegen ihren Worten zusammen zu zucken.

Ich wollte ihr nicht zeigen, wie viel Kol mir bedeutete und das ich da ganz anderer Meinung war.

Kol war nicht wie seine Geschwister, das mochte sein und er konnte verrückt und verdreht sein, meiner Meinung nach auch ein Einzelgänger, aber ihn einfach nur verrückt, brutal oder grausam abzustempeln, das war auch nicht richtig.
 

Er hatte Gideon verwandelt und mir waren die Gründe dafür klar.

Er wusste um den Schmerz und wollte ihm helfen.

Außerdem hatte ich Kol zurückgelassen und Damon reagierte auch so, wenn er seinen Halt verlor, dann tat er etwas Verrücktes.

Natürlich war das niemals die beste Lösung, aber es war er.

Er besaß auch so viel Potenzial gut zu sein, zu lieben.

Vielleicht sah sie das Gute nicht, aber zu lieben machte das Gute in einem aus.

Nur wer nicht mehr lieben konnte, wie sie, die es nicht einmal schaffte ihre Kinder zu lieben, in dem war auch nichts Gutes.

Kol tat sich schwer, aber er liebte mich ein Jahrtausend und dies war nicht einmal eine leidenschaftliche Liebe.

Nicht wie Niklaus und Elijah sie für mich hegten.

Dennoch Liebe und das gab mir Hoffnung, auch für ihn.
 

„Offensichtlich ist er das nicht, wenn er nicht will dass ich verletzt werde“, sprach ich sachlich aus und ließ nicht erkennen, dass mir der Grund für sein Handeln bekannt war.

Esther Miene wurde durch meine Worte schon bitter.

Sie mochte es offensichtlich nicht, wenn ihr jemand widersprach.

„Du siehst aus wie Tatia.

Mein Sohn war in sie vernarrt.

Doch nach ihrem Tod erkalteten seine Gefühle so sehr, dass er zu einem Monster wurde.

Seine Gefühle für sie machten ihn dazu, jetzt ist nichts mehr davon übrig.

Wenn er dir helfen will, dann nur wegen einen krankenhaften Übertragung seiner Gefühle auf dich, aber das ist nicht echt, er projiziert es nur.“
 

Wieder war ich schockiert von dieser Frau.

Wie sie sagte, dass es krankhaft war, das sie offensichtlich nicht in der Lage war, das Gute zu sehen und ihn so verurteilte.

Wieso konnte sie nicht zu ihm halten?

Wieso konnte sie nicht an ihre Kinder glauben?

„Und was willst du jetzt von mir?“, fragte ich kalt nach und versuchte mich auf das kommende vorzubereiten.

Ich war mir sicher, dass bei ihr alles möglich war.

„Dein Blut.“

Lösungsvorschläge

Kapitel 9: Lösungsvorschläge
 


 

„Auch aus Steinen, die dir in den Weg gelegt werden, kannst du etwas Schönes bauen.“ (Erich Kästner)
 

Jeremys Sicht:

„Was soll das heißen, Elena war einfach weg?

Wie hast du es geschafft sie zu verlieren, wenn sie direkt neben dir war?

Bist du denn zu gar nichts fähig?

Wie hattest du zulassen können, das sie ohne eine Spur verschwindet?“, redete sich Klaus ganz schön in Rage und es sah so aus, als würde er Damon bei einem falschen Wort, den Kopf abreißen.

Himmel hatte der Kerl Aggressionsprobleme.

Genervt verdrehte ich die Augen.

„Können wir das Thema nicht einfach ruhen lassen?

Was bringt es sich über Dinge aufzuregen, die sowieso schon passiert sind?

Wäre es nicht irgendwie sinnvoller sich darauf zu konzentrieren… ich weiß nicht, meine Schwester zu suchen?“
 

Ruckartig wandte sich Klaus Kopf zu mir.

Aber ich hatte keine Angst vor ihm.

Wenn er mir etwas tun würde, hätte er es auf ewig bei Elena versaut und das wollte er ganz offensichtlich nicht.

Gideon dagegen schien mir zuzustimmen, denn er grinste mich an und sein Blick sagte mir, das er Klaus Aktion genauso sinnlos fand, wie ich es tat.
 

„Gut, sie wird nicht einfach weggelaufen sein.

Die Kopfschmerzen sagen aus, dass es eine Hexe sein muss und dennoch auch ein Vampir, wegen der schnellen Handlungsweise.

Also irgendwer, Hexe oder Vampir, hat einen Verbündeten.

Wer kommt als Feind in Frage?“, stellte Finn die Fakten auf und wandte sich dann bei dem letzten an uns.

„Also Stefan nicht, der ist…“ Bei diesen Worten schaute Elijah zu Kol, der sogar schuldig aussah, was ich ihm gar nicht zugetraut hatte. „…tot.“

Irgendwie war das schon eine merkwürdige Sache, dass Stefan auf einmal einfach so tot war.

Er war auch so lange Elenas Freund gewesen, egal wie krank wir das zuletzt fanden.
 

Rebekah zuckte mit den Schultern und warf die offensichtlichste Möglichkeit in den Raum.

„Esther.“

„Bonnie“, schlug Damon vor und das war auch kein so blöder Gedanke.

Schließlich hatte sie uns, eigentlich ja Caroline, so indirekt den Krieg erklärt.

„Katherine“, wandte ich eine weitere Möglichkeit ein, die ich gar nicht so abwegig fand, auch wenn die Blicke, die jetzt auf mich fielen, mir jetzt nicht zustimmen wollten.

Knapp hob ich meine Hände, etwas verteidigend, aber von dieser Meinung würde ich nicht gleich abweichen.

„Was?

Sie hat Jenna mal gezwungen sich vor unseren Augen in den Bauch zu stechen, nur weil sie Stefan für sich haben wollte.

Das ist schon irgendwie krank und macht sie auf jedenfall bei allen fragwürdigen Aktionen berechtigt“, verteidigte ich meine Meinung.
 

Kol zog eine Augenbraue hoch, offensichtlich bekam ich langsam Zugeständnisse.

„Sie wird kaum abgewartet haben, dass mit Stefan etwas passiert und dann im nächsten Moment zugeschlagen hat.

Wenn sie Stefan haben wollte, dann hätte sie gerade genug Möglichkeiten dafür gehabt“, sprach Damon ganz schön rational und objektiv, obwohl er sie eigentlich auch hasste.

„Sie könnte seine Verbündete gewesen sein.“

Jetzt bekam ich von Damon einen Blick, dass er mich für bescheuert hielt.

Danke, die Nachricht war angekommen.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust.

„Gut, dennoch ist sie eine mordlustige Verrückte, die es immer mal wieder auf uns abgesehen hat und die Elena hasst.“
 

Gideon fand das anscheinend witzig, zumindest lächelte er darüber, auch wenn er das zu verbergen versuchte.

Er hatte offensichtlich einen guten Humor, wie Elena und ich.

Sie hätte das auch witzig gefunden.

„Das würde sie nicht überleben“, erklärte Klaus eiskalt und das konnte man so schon glauben.

Sein Blick ließ einen zumindest nicht daran zweifeln.

„Sie würde alles überleben.

Bei einem Schiffsunglück, wäre sie mit den Ratten zusammen als erstes von Bord.

Wenn die Welt untergehen würde, dann würde sie überleben.

Sie und die Kakerlaken.“

Wie ich das so sagte, stellte ich mir das glatt bildlich vor.

Die Welt war vollkommen zerstört, nirgendwo stand mehr ein Grashalm und in mitten von all dem stand Katherine und die Kakerlaken.
 

Gideon, Kol, Damon und auch Rebekah fanden das anscheinend genauso witzig wie ich.

Zumindest bekam ich zustimmendes Gekicher, als auch ein Grinsen von ihnen.

Klaus dagegen war immer noch in Mordstimmung und Finn verkörperte den ernst in Person.

Elijah fuhr sich genervt über die Stirn und seufzte, anscheinend von unserem fehlenden Engagement nicht begeistert, aber das war so über mich gekommen.

„Also die wahrscheinlichste Möglichkeit ist wohl Esther.

Allerdings wird es nicht so einfach sein sie zu finden, wir bräuchten eine…“ „Hexe?“, unterbrach Damon ihn.

„Tut mir leid, die sind irgendwie ausgegangen.

Keine Ahnung wieso, aber meist haben sie so einen unüberbrückbaren Hass gegen Vampire.

Weiß selbst nicht woher das kommt.“
 

Jetzt musste ich wirklich die Augen über seine Aussage verdrehen.

Er war ja wirklich kein Paradebeispiel für den Umgang mit Hexen oder generell mit anderen Lebewesen.

„Vielleicht daran, dass du einige von meinen Hexen getötet hast?“

Ich hatte das Gefühl, das Klaus jeden Anlass nahm, um sauer auf Damon zu sein.

„Können wir nicht einfach eine Hexe anrufen oder so?“, fragte ich, weil mir das am logischsten erschien.

„Und den persönlichen Gegenstand, den sie auf jedenfall von uns verlangt, werden wir dann per Gedankenkraft wegbeamen?“

Obwohl Damons Stimme ernst klang, war die Ironie darin nur schwer zu ignorieren.

So blöd war der Gedanke auch nicht gewesen und es war ja nicht so, dass er bessere Ideen hatte.
 

„Wie wäre es, wenn wir erst einmal alle Orte absuchen, die für Hexen Kraftverstärkend sind oder eine besondere Bedeutung haben?

Davon kann es ja nicht allzu viele geben und es wäre ein Anfang“, schlug Gideon etwas konkretes vor.

Das war doch schon einmal ein Anfang.

Zumindest war es besser als alles, was die anderen zu Stande brachten.

„Wie der Ort, wo all die Hexen verbrannt wurden?“, fragte ich nach, denn ich konnte mir vorstellen, dass das ein guter Ort war.

Vielleicht war er auch zu offensichtlich, aber man konnte das nie genau wissen.

„Besonders praktisch wäre das, weil kein Vampir das Häuschen so leicht betreten kann, ohne das sein Tageslichtring außer Kraft gesetzt wird.

Geisterjunge hat recht“, stimmte Damon mir doch noch einmal an diesem Tag zu.

Wie nett von ihm.

Ich konnte allerdings dennoch nur wieder die Augen verdrehen, da er mal wieder den Spitznamen verwenden musste, den ich so hasste.
 

Rebekah runzelte die Stirn.

„Wieso nennst du ihn eigentlich immer Geisterjunge?“, fragte sie nach und auch die anderen schienen es nicht zu wissen.

Hatte keiner von meinen Fähigkeiten eine Ahnung.

War doch wirklich mal etwas Gutes zu erfahren, dass die Urvampire nicht alles über uns wussten.

„Seit er gestorben ist, also das mal wo er so richtig gestorben ist, kann er Geister sehen“, erzählte Damon locker und die anderen sahen mich mit großen Augen an.

Gut, Geister zu sehen, war wohl keine allzu verbreitete Fähigkeit, wie es mir schien.

„So einfach ist das nicht.

Der Geist muss mich auch sehen wollen und ich ihn und das zur selben Zeit.“

Außerdem versuchte ich genau das zu vermeiden, damit ich nicht mehr so sehr an den Toten hing, sondern viel mehr an den Lebenden.

Das war entscheidender.
 

„Das ist doch eine Möglichkeit.

Ruf eine deiner Geister Ex Vampir Freundinnen und frag sie wo Elena ist.

Sicher wollen die uns helfen, oder vielmehr dir, dann brauchen wir auch keine Hexe“, schlug Damon vor und das klang gar nicht mal so blöde.

Vielleicht konnte ein Geist mir helfen, zur Not würde das vielleicht auch bei Jenna funktionieren.

Ich hatte das nur noch nie in der Art versucht.

„Dazu brauch ich Ruhe“, meinte ich und tatsächlich war alles still. „Und eure Abwesenheit“, fügte ich hinzu.

Das würde nicht so leicht werden.

Neue Familienbande

Kapitel 10: Neue Familienbande
 


 

„Es lässt sich nicht genau angeben, in welchem Augenblick eine Freundschaft entsteht. Wenn ein Gefäß tropfenweise gefüllt wird, kommt zuletzt ein Tropfen, der es zum Überfließen bringt, und ähnlich verhält es sich bei einer Reihe von Freundlichkeiten, wo zuletzt eine kommt, die das Herz zum Überfließen bringt.“ (Ray Bradbury)
 

Rebekahs Sicht:

Es war eigenartig zu beobachten, wie Jeremy mit jemanden sprach, der nicht da war.

„Was war damit gemeint, als er mal wirklich tot war?“, fragte Kol bei Damon nach.

Dieser warf meinen Bruder, einen komischen Blick zu und ich glaubte, das hing nicht mit der Frage zusammen.

Kol hatte Stefan getötet, seinen Bruder, das war noch nicht mal weiter zur Sprache gekommen über das Verschwinden von Elena.

Dennoch hatte ich das Gefühl, das Damon nicht einmal wirklich sauer auf Kol war, aber auch nicht wirklich froh.

Ich wäre ausgerastet, allerdings war selbst mein Verhältnis zu meinen Brüdern besser, selbst auf Finns Selbst bezogen.
 

„Das mit dem Ring wisst ihr aber?“, fragte Damon nach und ich wusste, dass er uns langsam für ganz schön bescheuert halten musste.

Ring, Ring, nein da leuchtete wirklich nichts bei mir ein.

Ich schaute zu Jeremy und entdeckte tatsächlich einen Ring an seinen Finger, einen ziemlich auffälligen.

„Der schützt ihn vor dem Tod, aber nur wenn er von etwas übernatürlichen getötet wird.

Hexe, Vampir, Werwolf, Hybrid, das ist vollkommen egal.

Aber einmal da wurde er erschossen, von einem Menschen und da hilft der Ring nicht wirklich, also war er tot.“

Jetzt wurde es so richtig merkwürdig.

Bei Henrik war auch nichts mehr zu machen gewesen, wie also konnte Jeremy dann wieder leben?

Wie hatte er das geschafft?
 

Kol legte den Kopf schief.

„Er sieht nicht sehr tot aus und er ist auch kein Vampir“, gab mein Bruder äußerst genial die offensichtlichen Fakten wieder.

Also das hatten wir jetzt wirklich sicher alle bemerkt.

„Die Bennett-Hexe hat ihn wiederbelebt, weil sie ihn geliebt hat und dann, war er wieder lebendig.

Obwohl, die Hexen haben sie vor Konsequenzen gewarnt.

Die waren, das er ab da an mit Geistern sprechen konnte, sie sehen konnte.

Als diese durch einen weiteren missglückten Zauber auf dieser Welt Fuß fassen konnten, hat Geisterjunge sie mit seiner toten Vampir Freundin betrogen und so ging ihre Beziehung dann in die Brüche.

Ich nehme an, das waren die genannten Konsequenzen.

Ich seh das zwar nicht weiter tragisch, aber aus ihrer Sicht war das wohl sehr schmerzhaft und Strafe genug.“
 

Ungläubig sah ich zu Jeremy, von dem ich mir nicht vorstellen konnte, dass er seine Freundin wirklich betrog.

Allerdings fand ich es auch sehr merkwürdig, dass er mit Bonnie zusammen gewesen sein sollte.

Das passte irgendwie so schlecht.

Ich konnte auch nicht wirklich sagen, wieso ich denn so dachte.

„Die Konsequenzen gibt es also nur für den, der den Zauber ausspricht?“, fragte Finn nach und Damon nickte zustimmend. „Jup.“

Nun, aus unserer Sicht war das alles wohl nicht so tragisch.

Besonders da er sozusagen noch eine Gabe dazubekommen hatte.
 

Jeremy trat zu uns.

„Anna sagt, Esther hat sie zu einem Platz mitgenommen, der früher zu Gebeten für das Wetter verwendet wurde.

Er liegt am Fuße eines Berges, etwas außerhalb der Stadt.

Sie hat auch Vampire zur Hilfe“, erzählte er uns und ich nickte meinen Brüdern zu.

Die verschwanden alle, zusammen mit Gideon und Damon.

Jeremy und ich blieben zurück und mir fiel auf, wie geknickt er aus sah und das die Angst in ihm wohl präsent sein musste.

„Du machst dir Sorgen um deine Schwester“, stellte ich fest.

Er nickte nur und lächelte mich gequält an. „Natürlich.“
 

Er hatte recht.

Das war sogar vollkommen natürlich.

Auch mir ging es eigentlich nicht viel besser als ihm, da halfen auch keine Zwischenbemerkungen von Damon oder andere Streitigkeiten meiner Brüder.

„Ich weiß, das muss schwer sein.

Sie ist die einzige, die du noch hast.“

Zwischendurch, da hatte ich auch nur noch Niklaus gehabt.

Man fühlte sich so abhängig und verloren.

„Sie ist nicht die einzige, aber wahrscheinlich die wichtigste.“
 

Fragend sah ich an, bis mir ein anderer Mensch noch einfiel. „Ah ja, der Lehrer, Alaric“, fiel mir dann doch noch sein Name ein.

Lächelnd schüttelte er den Kopf.

„Eigentlich meinte ich den nicht, sondern Damon und Kol und eigentlich auch dich.“

Etwas fassungslos sah ich den Jungen vor mir an, der immer so unschuldig schien und manchmal auch etwas unterging.

Man konnte ihn gut ärgern, wie bei Kol und Henrik früher, sicher, aber sonst…

„Wenn Elena euch als ihre Geschwister bezeichnet und man bedenkt, dass ich ihr Bruder bin, dann seid ihr doch auch meine Geschwister, oder nicht?“, fragte er nach.

Es klang logisch, aber ich hatte nie darüber so nachgedacht.
 

„Dann seid ihr auch meine Familie und mir wichtig.

Aber ja, ich mach mir genauso große Sorgen um Elena, wie du“, versicherte er mir etwas, auf das ich gar nicht so genau mit ihm zu sprechen kam.

Er beugte sich zu mir herunter und küsste mich kurz auf die Wange.

So eine unschuldige Geste wandte Elena manches Mal bei meinen Brüdern an und zum ersten Mal verstand ich die Begeisterung dafür.

So eine Art von Wertschätzung, Bezeugung der Zuneigung, gab es in meiner Familie im Normalfall einfach nicht.

„Ich werde Caroline anrufen, dann hab ich wenigsten das Gefühl etwas zu tun.

Bin gleich wieder da.“
 

Ich sah dem Jungen nach, der mich glaub ich, gerade als seine Schwester oder Verwandte bezeichnet hatte, wenn ich das richtig verstanden hatte.

Ich war für jemand eine Schwester, der nicht mit mir verwandt war.

Er wollte das, obwohl er es nicht musste.

Trotz der ganzen schrecklichen Situation, in der wir uns befanden und der Angst, konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen.

Mir gefiel der Gedanke einfach so sehr.

Jemand wollte mich in seinem Leben, obwohl wir nicht verwandt waren oder ähnliches.

Das klang wirklich gut.
 

Ich beobachtete Jeremy, der mit Caroline telefonierte.

Er versuchte dem aufgeregten Mädchen beizubringen, das Elena entführt wurden war.

Aber auch, dass sie bald wieder gerettet wurde.

Zumindest wenn alles glatt lief.

Und dafür betete ich.

Ich als Vampir, betete dafür dass Elena wieder gesund zu uns zurückkehren würde.

Der Blickwinkel

Kapitel 11: Der Blickwinkel
 


 

„Betrachte einmal die Dinge von einer anderen Seite, als Du sie bisher gesehen hast, denn das heißt, ein neues Leben beginnen.“ (Marc Aurel)
 

Elenas Sicht:

Esther streckte die Hand nach mir aus.

Erwartete sie tatsächlich dass ich ihr einfach so mein Blut geben würde.

„Für was willst du es?“, fragte ich angsterfüllt und fragte mich, was man alles noch mit meinem Blut anstellen konnte.

Menschen in Vampire verwandeln, eine Werwolf-Seite bannen, sie wieder lösen, Hybriden erschaffen.

„Meine Kinder müssen sterben.

Das Blut der ersten Doppelgängerin hat sie in Vampire verwandelt, deines wird sie von diesem Fluch befreien und dann können sie sterben.“

Sie sollten Menschen werden und dann sterben?

Würde das erste nicht ausreichen?

Auch dann würden sie ungefährlich sein.

Es ging hier wirklich um Hass.
 

Entschieden schüttelte ich den Kopf.

Ihr Blick wurde zunehmend finsterer.

„Du solltest mir dein Blut freiwillig geben, denn ich werde es mir so oder so nehmen.

Auf diese Weise wird es weniger schmerzhaft und du würdest der Menschheit einen Gefallen tun“, versuchte sie mich zu überreden.

Panisch schüttelte ich den Kopf, denn ich wusste genau, was sie damit bezweckte.

Mit ihren Worten versuchte sie mich nur zu manipulieren.

„Nein, du meinst, nur auf diese Weise kann es funktionieren.

Ich muss dir mein Blut geben, freiwillig und aus einem selbstlosen Gefühl heraus und das werde ich ganz sicher nicht tun.“
 

Niemals.

Ich hatte mein Blut gegeben, damit sie leben konnte und ich würde das jetzt nicht einfach wieder ändern, nur weil sie es so wollte.

Ihr mein Blut dafür zu geben wäre vollkommen irrational.

„Woher weißt du das?“, fragte Esther schockiert, denn mit diesem Wissen hatte sie wohl nicht gerechnet.

Sie wich sogar von mir zurück.

Ich stellte mich gerader hin, fühlte mich mutiger, als vielleicht gut für mich sein würde.

„Ich hab mein Blut dafür gegeben, damit sie leben würden.

Freiwillig und selbstlos.

Damals, vor tausend Jahren“, offenbarte ich ihr.
 

Es sah sowieso nicht gut für mich aus, da konnte ich die Karten auch ganz einfach offen auf den Tisch legen.

In ihrem Gesicht war auf einmal nichts anderes als blanker Hass abzulesen.

„Du bist Tatia!“, spuckte sie aus, als wäre ich ein lästiges Insekt, das einfach nicht starb.

Noch nie hatte mich so missbilligt gefühlt.

„Du hast meine Familie zerstört!

Meine Söhne entzweit!

Du hast zugelassen, das sie Vampire wurden und das obwohl du wusstest, was für Monster sie werden würden!“

Ihre Stimme stieg, sie schrie mich an und durch ihre Anschuldigungen krampfte sich mein Magen zusammen.
 

Sie hatte recht.

Ich hatte gewusst, was aus ihnen werden würde.

Doch es hatte einen Grund geben.

„Ich hab mein Blut gegeben, damit sie lebten, weil ich sie geliebt habe.

Jeden von ihnen!“, entgegnete ich ruhig, aber das war die einzigste Wahrheit und vielleicht musste sie einfach einmal ausgesprochen werden.

Sie schrie wutentbrannt, griff nach meiner Hand und setzte unbedacht einen Schnitt hinein, um mir Blut abzuzweigen, weswegen ich vor Schmerzen schrie.

Das Empfinden aber hielt nicht lange an, denn ich hatte das Gefühl zusammen mit ihr aus dem Kreis gerissen zu werden.

Der Bannkreis war durch Esthers Handeln verschwunden, aber sie war es nicht, die uns hier rausgeholt hatte.
 

Als ich mich wieder orientieren konnte, fühlte ich wie jemand einen Arm um mich geschlungen hatte und als ich neben mich sah, bemerkte ich Niklaus.

Esther stand uns gegenüber, ein paar Schritte jetzt entfernt.

Noch mehr waren da, ich sah es aus dem Augenwinkel, aber durch Niklaus festen Griff, schaffte ich es nicht mich umzusehen.

Mein Kopf war gegen seine Brust gepresst.

Nicht so dass es weh tat, aber stark genug, das meine Kraft nie ausreichen würde, mich daraus zu lösen.

„Esther“, fauchte er den Namen seiner Mutter.
 

Ich konnte es nicht wirklich sehen, aber ich war mir sicher, dass die beiden sich nicht sehr freundlich beäugten.

„Wieso beschützt ihr sie?

Sie zerstört unsere Familie!“, schrie Esther voller Zorn.

Irgendwie schaffte sie es einfach nicht sich zu beruhigen.

Ich glaubte langsam, das Elijah seine Art von ihr hatte.

Er war ruhig die ganze Zeit, konnte sich dennoch immer durchsetzten, aber wenn er wütend war, dann war er ein Sturm.

So erschien mir Esther auch gerade.

„Die einzigen, die unsere Familie zerstören sind seit jeher Mikael und du, und das als unsere Eltern.“
 

Überrascht, dass er so dachte, sah ich zu ihm auf.

Sein Gesicht war aber nicht mir zugewandt.

Es war komisch so fest in seinen Armen gefangen zu sein, auch wenn es nur meinen Schutz gerade diente.

Ich fühlte mich gut, obwohl das nicht so sein sollte.

Besonders nicht in dieser Situation.

„Elijah und du habt euch um sie gestritten!

Ihr hättet euch wegen ihr umgebracht!“

Ich zuckte zusammen, denn wie sollte man dem widersprechen?

Ich hatte ihnen wirklich schreckliches mit meiner Existenz angetan.

Nie wollte ich, dass sie sich etwas wegen mir antaten.

„Schwachsinn“, hörte ich Kols Stimme von irgendwoher schnauben und ich wollte mich zu ihm wenden, doch es gelang mir noch immer nicht.

Verdammt, Nik!

Lass mich doch los!
 

„Das ist ein Jahrtausend her und du hast keine Ahnung, was in uns vorgeht.“

Ich spürte wie Niklaus mir einen Kuss auf den Kopf gab, aber bevor ich reagieren konnte, wurde ich von ihm weggeschupst und zwar hinter ihn.

Schnell aber wurde ich wieder aufgefangen und erneut in Arme eingehüllt, von Elijah!

Er stand hinter Niklaus und dieser hatte mich direkt in die Arme seines Bruders geschupst.

Irgendwie hatte ich tatsächlich das Gefühl, das ich nicht wusste, was in ihnen vorgeht.

Elijah besah sich meine Hand und lächelte mich dann warm an, sodass es meinen ganzen Körper mit dem Gefühl von Geborgenheit und Schutz durchflutete.

Er biss sich ins Handgelenk und hielt es mir hin. „Elena“, bat er mich sanft.

Nur zögernd trank ich davon, aber ich trank.

Sobald sich meine Wunde schloss hörte ich auf und versank dann in Elijahs Arme.
 

Sein Griff war nicht so fest wie Niklaus, weswegen ich mich umsehen konnte.

Kol, Finn, Gideon und Damon waren da.

Niklaus noch immer vor uns und die Vampire lebten auch noch.

Esther betrachtete uns ungläubig.

Niklaus, Elijah und mich.

Dann wurde ihr Blick kalt und im nächsten Moment hörte ich so viele schreien.

Die Menschen, die ich liebte, schrieen und obwohl Elijah offensichtlich dazu gehörte, schlangen seine Arme sich nur fester um mich.

Dann fühlte ich eine weitere Nähe und ich sah, dass Niklaus mit sich haltenden Kopf, zu uns gekommen war und mir von der anderen Seite mit seinem Körper Schutz bot.

Als alle aufhörten zu schreien war Esther weg und ich stand sicher zwischen Elijah und Niklaus.

Vergebung

Kapitel 12: Vergebung
 


 

„Ich liebe dich nicht nur für das, was du bist, sondern auch für das, was ich bin, wenn ich bei dir bin. Ich liebe dich für die Seiten, die du bei mir zum Vorschein bringst.“ (Elizabeth Barrett-Browning)
 

Niklaus Sicht:

Wir brachten Elena zu uns nach Hause, wo Rebekah, Jeremy und auch Caroline auf uns warten wollten.

Elena war bei Gideon, der am ruhigsten von uns allen war, während ich nicht auszurasten versuchte, wegen der Niederlage gegenüber unserer Mutter.

Sie hatte es doch tatsächlich geschafft, durch einen ihrer Vampire zu entkommen.

Sobald wir eintraten, war Caroline die erste, die zu Elena lief und sie in die Arme schloss.

„Du lebst!

Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht!“

Während Jeremy und Elena sich nur kurz anlächelten, was anscheinend ausreichte um ihre Gefühle auszutauschen, umarmte auch meine Schwester Elena erleichtert.

„Schön dass du wieder da bist.“
 

Ich tauchte einen Blick mit Elijah aus, denn uns plagten vor allem die Sorgen um Esthers nächste Schritte und somit vor allem um Elenas Sicherheit.

Ich hörte Damon gespielt husten.

„Wir sind von eurer Anteilnahme gerührt.

Uns geht es gut, danke der Nachfrage.

So voller Glück und Tränen braucht ihr unser Überleben wirklich nicht zu bekunden“, kommentierte Damon das Ganze und ich musste mich zwingen ein Lächeln deswegen zu unterdrücken.

Ich wollte diesem Idioten nicht zustimmen.
 

Unbeeindruckt sah meine Schwester ihn an.

„Ach, du bist auch noch da?“, fragte sie hart nach.

Damon zog eine Augenbraue hoch.

„Ja, bin ich!

Enttäuscht?“

„Nein!“, herrschte Rebekah ihn an, wahrscheinlich aus reiner Gewohnheit oder vielleicht auch aus Instinkt.

Zumindest bemerkte sie ihren Fehler auch. „Ich meine, ja.“

Jetzt verloren ihre Worte doch noch an Wirkungskraft, zumindest im Nachhinein gesehen, egal wie stark sie diese auch ausdrücken versuchte und betonte.

Damon und meine Schwester?

Oh bitte nicht.

Obwohl, besser als er und Elena.
 

Elena fand das wohl besonders witzig, wie auch Gideon.

Verdammt waren sich die beiden ähnlich, wenn sie so nebeneinander standen, dann erschien einem das so klar und unübersehbar.

Damon grinste siegesgewiss, ging dann aber einfach an ihr vorbei.

„Ich werde meinen… ähm Stefan, begraben, oder sowas“, teilte er uns mit oder besser gesagt Elena, die ihm zunickte.

Ah ja, Stefan.

Er war tot.

Ich sah in Elenas Gesicht und stellte erleichtert fest, dass zumindest das sie nicht mitnahm.

Stefan schien zumindest wirklich für sie bedeutungslos zu sein.

„Ich helf dir“, meldete sich ausgerechnet Kol zu Wort.

Hatte er Stefan nicht umgebracht?

Würde das denn gut gehen?
 

Den Gedanken schien auch Gideon zu haben, denn er schloss sich ihnen an.

Könnte keinesfalls verkehrt sein.

„Ich werde aufpassen, dass die beiden sich nicht gegenseitig den Kopf abreißen, falls es dazu kommen sollte“, beruhigte Gideon Elena.

Diese sah zu Kol und nickte ihm dann lächelnd zu, was ihn sehr zu erleichtern schien.

Dabei wurde es mir bewusst.

Kol hatte Stefan getötet und wenn sie schon nicht über die Person, die gestorben war, wütend gewesen war, dann sicher um den Umstand an sich.

Sie hatte Kol nicht für ein Monster gehalten, bis er ihr das Gegenteil bewies.

Deswegen war er so ruhig und deprimiert gewesen, nicht wegen seiner neuen offensichtlichen Freundschaft zu Damon.

Aber sie hatte ihm vergeben, eben hatte sie mit diesem Lächeln gezeigt, dass sie ihn vergeben hatte.
 

„Du hast ihm vergeben?!“, platzte es in meiner Wut heraus.

Ich konnte es einfach nicht mehr aufhalten.

„Ihm hast du so schnell vergeben, aber bei uns tust du dich so schwer?“

Wie konnte das sein?

Wieso tat sie sich bei uns so schwer?

Elijah und ich liebten sie und sie uns, dennoch schaffte sie es nicht uns zu vergeben, aber bei Kol brauchte sie nur ein paar Stunden.
 

Elena sah mich überrascht an und ich wollte zu ihr, ihre Schultern packen und sie rütteln, aber es war Rebekah die sich vor mich stellte, bevor ich zum handeln kam.

„Nik, lass es!

Das ist was anderes!“

Wütend blickte ich meine kleine Schwester an, nahm sie gerne als Ersatz, um meinen Zorn freien Lauf zu lassen.

„Wieso sollte das etwas anderes sein?

Kol steht mir in Grausamkeiten in nichts nach und Elijah überbietet er um Längen.

Das aber kann sie leichter hinnehmen!“

Das war nicht fair!

In keinster Weise!
 

Rebekah wollte etwas sagen, aber Elena kam ihr zuvor.

„Er ist mein Bruder“, rief sie aus und verwundert sah ich zu ihr.

Was sollte das aussagen?

Elena zuckte auch nur mit den Schultern.

„Man vergibt seinen Geschwistern immer am leichtesten, egal was sie getan haben.

Das was einem diejenigen angetan haben, die man liebt, trifft einen immer tiefer“, gab sie uns ihre Gedanken preis.

Rebekah trat einen Schritt zurück und schloss für einen Moment die Augen.

Sie hatte das gewusst oder sie dachte vielleicht sogar genauso.
 

Aber es erschien auch nur logisch.

Seinen Geschwistern konnte man von allen am leichtesten vergeben.

Zwar war ich kein Musterbeispiel dafür, aber auch ich schaffte es mich über die Jahrhunderte immer wieder mit meinen Geschwistern zusammen zu raufen.

„Aber ihr müsst euch vergeben“, sprach Rebekah und sah zwischen Elijah, Elena und mir hin und her.

„Ihr müsst ihr genauso vergeben, wie sie euch.

Denn ihr seid auch auf sie sauer.

Doch im Grunde genommen ist das Blödsinn und das wisst ihr auch.“
 

Meine Wut, sie loderte auch wegen Elena.

Nicht nur allein auf meine Mutter und meine Geschwister.

Aber wenn ich ihr nachgab, dann würde ich sie verletzten und alles würde nur noch viel schlimmer werden.

Ich liebte sie und dennoch war ich wütend auf sie.

Ich konnte sie nicht einmal ansehen, aus Angst was ich sagen oder tun konnte.

„Jemand hat mal gesagt, dass man sich nichts auf dieser Welt vergibt, wenn man den anderen um Entschuldigung bittet.

Derjenige aber, der den anderen seinen Fehler verzeiht, der hat ein großes Herz.“

Das klang wie ein weiser Spruch eines Philosophen oder Dichters.

Rebekah sah zu Elena.

„Hab ich richtig zitiert?“, fragte sie diese und überrascht sah ich zu dem Mädchen, das ich liebte.
 

Elena hatte die Lippen fest aufeinander gepresst und sah sich anscheinend mit ihren eigenen Worten konfrontiert.

„Ich schätzte, das bekomm ich hin“, gab sie sich mit schwerer Stimme geschlafen und von allen war es ausgerechnet Finn der grinste.

Irgendwie war es auch komisch, dass ausgerechnet Elena sich darin schwer tat zu vergeben, obwohl sie darin unser aller Lehrmeisterin war.

Aber wenn sie das konnte, dann konnte ich das auch und vor allem, dann wollte ich es auch.

Ich nickte zustimmend, wie auch Elijah.

Dann klatschte Caroline auf einmal in die Hände.

„Wundervoll, jetzt wo das geklärt ist, lasst uns über den anstehenden Jahrzentball reden“, beschloss Caroline heiter und jetzt verstand ich zum ersten Mal, wieso diese Comicfiguren bei solchen Bemerkungen immer zu Boden krachten.

Es ähnelte der Geste sich die Hand vor den Kopf zu schlagen.

Dieses Gefühl hatte ich gerade.

Versuche

Kapitel 13: Versuche
 


 

„Mut steht am Anfang des Handels, Glück am Ende.“ (Demokrit)
 

Elijahs Sicht:

Tatsächlich schafften es Caroline und Rebekah nur wenig später sich in einer Diskussion über den Jahrzehntball wiederzufinden.

Dabei bemerkte ich das Elena und Jeremy so aussahen, als wollten sie am liebsten verschwinden.

Zumindest schienen sie sich überhaupt nicht wohl zu fühlen.

„Wir sollten nach Hause gehen, bevor wir in Dinge hineingezogen werden, die sich nach Folter anhören.

Hab ich arbeiten gehört?

Ich mag es nicht zu arbeiten“, beklagte sich Jeremy und Elena nickte zustimmend.

Also wirklich, Gideon, Elena und Jeremy schienen im inneren geklont wurden zu sein, denn sie hatte einiges gemeinsam.

„Ich stimme zu.

Lass uns die Terminator-Reihe ansehen, das klingt nach einer viel sinnvolleren Beschäftigung“, schlug sie vor.
 

Elena guckte Filme wie Terminator?

Ich musste zugeben, dass ich gerade etwas neues über sie gelernt hatte.

„Nach Erscheinungsjahr oder den Zukunftsteil zuerst?

Das wäre auch einmal ein interessanter Anfang“, überlegte Jeremy.

„Schon, aber dann ist die Auflösung praktisch weg, zumindest die ganzen Geheimnisse und Antworten auf die Fragen, die man sich in den ersten Teilen stellt.“

Ja, offene Fragen waren auch so toll.

Es hielt die Spannung wenn man Jahrhunderte lang nicht die Wahrheit kannte und dann einem der Boten praktisch unten den Füßen weggezogen wurde.

Da gab es doch wahrlich nichts schöneres.

„Wir kennen doch sowieso die Auflösung.

Zumindest haben wir sie im Hinterkopf“, meinte Jeremy und erst dann bemerkte ich, das die beiden im Begriff waren zu gehen.
 

Gehen?

Das konnten sie nicht, weil-„Ihr dürft nicht einfach gehen.

Habt ihr vergessen?

Esther versucht dich zu töten oder ähnliches“, griff Niklaus schneller ein, als ich es gerade war.

Er stellte sich den beiden in den Weg, sodass sie nicht raustreten konnten.

Elena sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an.

„Wenn du glaubst, dass ich mich wegen diesem Umstand jetzt irgendwo einsperren lasse, dann hast du dich ganz gewaltig geirrt.

Mich wollte schon öfters jemand umbringen, dich eingeschlossen.“ Autsch. „Keine große Sache.“

Doch war es.

Und es war nicht gut, dass sie das gewohnt war und so locker war.

Denn sowas sollte nicht zu den alltäglichsten Ereignissen gehören.
 

„Ist es, Elena.

Ich will nicht das du verletzt wirst, du brauchst Schutz.“ Da konnte ich nur wortwörtlich zustimmen.

Rund um die Uhr Schutz am besten und von wem stärkeren als Damon.

„Von dir?“, fragte Elena erkennend und legte dabei den Kopf schief, als konnte sie ihn so genau durchschauen.

Hatte sie auch irgendwie, Niklaus würde diesen Job sicher mit Freuden übernehmen.

Das hatte er selbst bereits zugegeben.

Elena erwiderte sein Grinsen sogar, der Kommentar erinnerte mich stark an ihre Gespräche mit Damon.

„Wir müssen es mit dem Vergeben nicht gleich übertreiben.

Jeremy und ich könnten auch von…“ Sie sah an Niklaus vorbei und ihre Stirn runzelte sich überlegend, als sie zu mir sah, dann aber blickte sie zu meinen letzten hier verbliebenden Bruder.

„…Finn begleitet werden.

Trifft sich gut, in Terminator wird das Großvaterparadoxon behandelt und wir können nebenbei Pizza essen.“
 

Jeremy stieß gleich auf ihren Vorschlag die Faust in die Luft.

„Pizza!“, rief er begeistert aus und wirkte dabei wie das Kind, das er eigentlich war.

„Finn du beschützt uns doch, oder?“, fragte sie freundlich und obwohl er einen warnenden und wütenden Blick von Niklaus zugeworfen war, stimmte er lächelnd zu. „Sicher, Tatia.“

Viel zu zufrieden mit sich, wandte sie sich wieder an Niklaus und ich erinnerte mich daran, dass sie gesagt hatte, wie sehr sie es liebte zu gewinnen.

Da waren sie und Nik sich ähnlich, denn er sah das auf jedenfall genauso.

„Damit verfliegt dein Argument und ist nahezu bedeutungslos.

War schön mit dir zu reden, Nik“, sagte sie heiter und eindeutig glücklich, während Jeremy darüber lachte.

Finn schloss sich ihnen an, aber bevor sie verschwanden, hielt ich Elena noch einmal auf, indem ich sie sanft am Arm berührte.
 

„Können wir reden?

Morgen beim Tee?“, fragte ich sie und es dauerte nicht lange, da bekam ich von ihr ein ehrliches Lächeln.

Sie nickte mir zu.

„Sehr gerne“, stimmte sie zu und erleichtert ließ ich sie mit Finn und Jeremy gehen.

Nik sah mich nicht sehr glücklich wegen dieser Entwicklung an.

„Zu dir sagt sie, ja?“

So ungerecht wie er fand ich das nicht, weil sie zu etwas ganz anderem ja gesagt hatte, als was er sie gefragt hatte.

„Ich hab sie auch nicht nach Sex gefragt, sondern nur nach einem unverbindlichen Gespräch.

Ich schätzte das macht den Unterschied.“

Das schien auch Niklaus einzuleuchten und nach einem genervten Blick auf unsere Schwester und Caroline, die sich immer noch über die Organisation eines Balls unterhielten, verschwand er nach oben.
 

Solange sich die beiden nicht anfingen zu prügeln, brauchte ich mir um Caroline und Rebekah keine Sorgen machen.

Um mich von den sicher kommenden Gedanken über Elena abzulenken, beschloss ich etwas Sinnvolles zu tun.

Das würde nur daraus bestehen Bücher zu wälzen, aber ich musste etwas produktives tun.

Wenn ich mir einfach nur überlegte, was Esther vor hatte und wie man dagegen wirken konnte, wäre das zumindest ein Anfang.

Ich war mir sicher, dass sie nicht so leicht aufgeben würde, egal was wir sagten und jetzt war ihr Hass noch einmal neu geschürt, durch die Begegnung mit Elena oder auch Tatia.

Unsere Eltern hatten Tatia gehasst, zumindest als Niklaus und ich begonnen hatten um sie zu kämpfen, aber Niklaus hatte recht, sie wussten gar nichts.
 

Es war nicht ihre Schuld, dass wir beide uns in sie verliebt hatten und das wir beschlossen hatten um sie zu kämpfen.

Das war ganz allein unser Entschluss gewesen und dieser ging niemand etwas an.

Doch seitdem war so viel geschehen, von dem sie nichts mitbekommen hatte.

Aber egal was war, Tatia war diejenige, die am wenigsten Schuld an der Situation hatte, das waren wir ganz allein gewesen.

Wir hatten uns in sie verliebt, wir hielten an unseren Gefühlen fest, wir hatten sie über alles gestellt.

Das waren immer wir gewesen.

Nicht sie.

Elena war diejenige, die dagegen war und die Niklaus daran erinnerte, wie wichtig Familie war und von Rebekah hatten wir erfahren, das Elena keinen Schimmer von unseren Kämpfen gehabt hatte.

So war es auch beabsichtigt gewesen.

Manche Dinge auf der Welt sollten nicht gesagt werden, sie sollten ein Geheimnis bleiben.

Deswegen war es auch so schwer ein Urteil zu fällen und deshalb lag man so leicht daneben.

Brüder

Kapitel 14: Brüder
 


 

„Meist belehrt erst der Verlust über den Wert der Dinge.“ (Artur Schopenhauer)
 

Kols Sicht:

Ich fühlte nichts, nicht einmal Schuld, dass ich Stefan einfach so getötet hatte.

Für mich hatte er es nicht besser verdient.

Ich war so sauer gewesen, als Gideon uns erzählt hatte, dass Stefan versucht hatte Tatia zu töten.

Niemals konnte ich jemanden vergeben, der meiner Schwester etwas antat, ihr weh tat oder auch nur versuchte ihr etwas anzutun.

Meine eigene Mutter gehörte jetzt in die Kategorie.

So bereute ich es nicht, was ich getan hatte, auch wenn das, wie ich mich jetzt erinnerte, Damons Bruder war, den ich da getötet hatte.
 

Ich mochte Damon, wie auch Jeremy.

Mit ihnen zusammen rumzuhängen war witzig und seltsam angenehm.

Zusammen mit ihnen und Tatia hatte ich das Gefühl mich in einer Familie zu befinden und das war ein verdammt gutes Gefühl.

Ich stützte mich auf die Schaufel ab und sah nach hinten, wo Gideon uns wachsam beobachtete.

Schien es so wahrscheinlich zu sein, dass wir uns gegenseitig umbringen wollten?

„Keine Sorge, wir werden schon artig sein und ich werde ihm sicher nichts tun“, versprach ich.

Gideon verdrehte die Augen und sah uns an, als konnte er das nicht wirklich glauben.

„Es ist nicht er, um den ich mir Sorgen mache.“

Ist ja wirklich nett, wie viel er mir zutraute.
 

„Ich versichere dir, das ich Kol nicht versuche umzubringen oder ähnliches.

Keine Rache“, versprach nun Damon und begann damit ein Grab mit der Schaufel auszuheben.

Ich schloss mich ihm an und bemerkte aus dem Augenwinkel wie Gideon verschwand, wo auch immer er hinging.

Dennoch griffen wir uns nicht an, sondern schaufelten einfach das passende Loch.

„Ist das ein besonderer Platz?“, fragte ich nach.

Wir waren eine Weile durch den Wald gegangen hatte, bevor Damon anscheinend beschlossen hatte, das dies der richtige Ort ist.

Er schaute kurz auf und sah sich um.

„Hier haben wir gelebt, bis wir verwandelt wurden, das war 1864.

An dieser Stelle stand die Villa in der wir aufgewachsen sind“, erzählte mir Damon, bevor er sich wieder an die Arbeit machte.

Wenige Ruinen waren noch zu sehen, aber nichts wirklich Bedeutungsvolles.

Auch von unserem Haus war nichts mehr übrig geblieben, nicht einmal kleine Reste.
 

Allerdings konnte ich auch nicht sagen, dass ich mein Elternhaus vermisste.

So wirklich viele gute Erinnerungen verband ich nicht damit, deswegen hatte ich auch kurzerhand alles kurz und klein geschlafen.

Wenig hatte das aber geholfen.

Das befriedigende Gefühl hatte eigentlich nur Sekunden angehalten.

„Tut mir leid, dass ich deinen Bruder getötet habe, aber er hat Tatia angegriffen und ich konnte nicht zulassen, dass er noch einmal die Chance für einen weiteren Versuch bekommt.“

So eine wirkliche Entschuldigung war das mit der Erklärung zusammen nicht, aber was Besseres bekam ich sicher nicht auf die Reihe.

Er sah mich an und wir hörten kurz mit dem Schaufeln auf.

„Er war nicht wirklich mein Bruder, zumindest nicht mehr und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht selbst daran gedacht hätte es zu tun“, gab er zu und sah dabei auf den Leichnam, den er hierher geschleppt hatte.

„Das bedeutet aber nicht, das ich dir danken werde oder sowas in der Art“, fügte er noch hinzu und ich nickte verstehend.
 

Es gab keinen Tod meiner Geschwister, für den ich bedanken würde.

Egal wie weit wir innerlich voneinander entfernt waren und wie wenig wir uns verstanden, einfach aus Prinzip würde ich den Mörder selbst zur Strecke bringen.

„Das kann ich nachvollziehen“, gab ich zu.

Wir machten das Grab fertig und Damon legte Stefan hinein, behutsam und mit Sorgfalt.

Wir schaufelten die Erde wieder auf ihn drauf, in das Grab, setzten aber am Ende weder ein Kreuz oder etwas Ähnliches auf.

Damon bedeckte das Ganze nur mit ein paar Steinen.

Irgendwann würde man an diesem Ort kein Grab mehr vermuten und es nur wiederfinden, wenn man sich merkte, wo es war.
 

Noch eine Weile stand ich mit Damon hier, der nicht sprach und wie ich seinen Gedanken nachhing.

Es gab sowieso nichts, was man sagen konnte und was auch noch half.

Tot war tot.

Übrig blieb nur das Gefühl von Verlust mit dem man ab da an zu kämpfen hatte und ich war kein besonders gutes Beispiel dafür, wie man damit am besten umging.

Eher ein sehr schlechtes.

Ich hatte einiges getan, allein aus diesem Gefühl heraus, von dem ich wusste, das Tatia nicht begeistert darüber sein würde.

Dennoch hatte ich es getan, vielleicht genau aus diesem Grund.

Ich hoffte nur, dass Damons Verlust nicht so groß war und dass er es mir deshalb nicht gleich tat.
 

Ich steckte meine Hände in die Hosentasche und wenn ich zum Himmel sah, bemerkte ich wie spät es geworden war.

„Wollen wir nach Hause gehen?“, fragte ich und bekam von Damon, deswegen einen fragenden Blick.

Vielleicht wusste er nicht, welches Zuhause ich damit meinte.

„Ich meine zu Tatia“, erklärte ich.

Niklaus Haus war toll und alles, aber ich war am liebsten dort, wo Tatia war, egal wie klein das auch sein mochte.

Wenn Tatia in der Villa leben würde, dann wäre das für mich mein Zuhause.

So aber…
 

Zustimmend nickte Damon.

„Ja, lass uns nach Hause gehen“, stimmte er zu und wir ließen den Ort schweigend hinter uns.

Meine Gedanken kreisten um Zuhause.

Um das was ich damit verband und irgendwie dachte ich daran wie ich mit Jeremy und Damon Computerspiele spielen würde.

Ab und zu würde Tatia uns zeigen dass sie besser war, wie wahrscheinlich auch Caroline.

Finn und Gideon würden irgendwo zusammen Schach spielen und alles wachsam beobachten.

Rebekah würde mit Tatia und Caroline über irgendwas Lästiges quatschen.

Niklaus würde Tatia zeichnen und Elijah ein Buch lesen, obwohl er wohl nur sehr langsam dabei vorankommen würde, weil auch er immer wieder zu Tatia sehen würde.

Es war gar nicht so schwer so zu denken.

Nach den vielen Schwärmereien von Rebekah, die sich auch unsere perfekte harmonische Familie zusammen fantasiert hatte, machte auch ich mir langsam ein Bild davon.

Das was ich nie gedacht hätte, das es mich mehr befriedigte, als das Leben was ich in den letzten Jahrhunderten geführt hatte, indem ich andere blutleer getrunken hatte und so viel Spaß wie möglich versucht zu haben.
 

Vielleicht wurde ich einfach weich oder so…

Tatia machte das einfach aus mir und ihre Brüder, die irgendwie meine Brüder waren, hatten auch eher einen guten als schlechten Einfluss auf mich.

Was würde da nur noch aus mir werden?

Am Ende würde ich zu Weihnachten Kekse backen.

Doch dann fiel mir ein, das wenn Tatia Kekse backen würde, sie mir bestimmt Teig zum naschen geben würde, wenn ich lieb fragte.

Shit, das war der Beweis.

Ich wurde tatsächlich weich.

Noch ein paar fehlen…

Kapitel 15: Noch ein paar fehlen…
 


 

„Die Familie, ein Hafen in einer Herzlosen Welt.“ (Christopher Lasch)
 

Finns Sicht:

Tatia und Jeremy hatten mehrere Pizzen gekauft.

Offensichtlich gab es überall Gaststätten, die für einen kochten und wo man das Essen auch noch mitnehmen konnte, soweit ich das verstanden hatte.

Begeistert versuchten die beiden mich von dem Film Terminator zu überzeugen, doch immer wieder wenn ich etwas nicht verstand, was öfters vorkam, dann versuchten sie mir den Begriff oder den Hintergrund zu erklären.

Dabei verstrickten sie sich aber immer wieder in Geschichten und es war schwer auf den Film zurückzukommen.

Eine Frage jagte die nächste, doch die beiden wurden nie müde, mir sie zu beantworten.

Wie Gideon waren sie geduldig und verständnisvoll.

Dabei waren sie fröhlich und heiter, als wäre das alles vollkommen natürlich.
 

Als wir aus dem Auto ausstiegen, drückte Tatia mir die Pizzaschachteln in die Hände.

Dann schob sie mich spielerisch auf das Haus zu, damit ich mich beeilte und Jeremy lief zur Tür und hielt sie für uns auf.

„Schneller, schneller, schneller!“, hielt Jeremy uns zur Eile an.

„Das geht alles von unserer Zeit ab und die Pizza könnte Gefahr laufen kalt zu werden, obwohl ich das natürlich bei unserem Essenstempo bezweifel.“

Die beiden waren wie Kinder, die ihre Aufregung nicht unterdrücken konnten, doch dann erinnerte ich mich, dass sie wirklich noch Kinder waren.

Alle beide.

Jeremy, als auch Tatia.

Obwohl mir das nicht immer so klar war, doch jetzt leuchtete es ein.

Diese kindische Begeisterung hatte ich lange nicht mehr gesehen, besonders nicht bei meinen Geschwistern.

Doch die beiden schienen in ihr getankt zu haben.
 

Lächelnd schüttelte ich den Kopf.

„Los tretet beide ein, ich schalt den Fernseher und DVD-Player an“, meinte Jeremy und verschwand, während Tatia mich überholte und über die Schwelle sprang.

Sie drehte sich zu mir um und nahm mir, nachdem ich über die Türschwelle getreten war, wieder die Kartons ab.

Jeremy hatte eine charmante Art gefunden, mich herein zu beten, sodass es eigentlich gar nicht weiter auffiel und das ich mich gar nicht beklommen fühlen ließ.

„Ich weiß nicht, wo die Aufregung besteht“, gab ich ehrlich zu, da ich es wirklich nicht ganz verstand. „Es ist nur Brot mit Käse.“
 

Gespielt entsetzt sah mich Tatia nun an, sogar wirklich fassungslos.

„Es ist nicht nur Brot mit Käse, so kläglich besetzt ist nicht einmal Pizza Margerita, dazu gehört mindestens und eigentlich auch bei allen anderen Tomatensoße.

Dann kannst du eigentlich alles Mögliche andere dazu machen.

Die schrägsten Dinge, aber das klassische schmeckt am besten.

Nicht darüber lästern, bevor du es nicht probiert hast!“, warnte sie mich lächelnd und führte mich dann ins Wohnzimmer.

Das Haus war um einiges kleiner, als das von Niklaus, aber größer als das, was ich damals mit meiner Familie hatte.

Und wie ich alles überblickte, hatten sie alles was sie zum leben brauchten.
 

Tatia verteilte die Kartons auf dem Tisch und legte mir einen davon auf den Schoß.

Jeremy zögerte nicht in das wabblige Ding hineinzubeißen und er fasste es sogar mit den Fingern an.

Skeptisch nahm ich das Ding hoch und betrachtete es vorsichtig.

Ich wusste dem wirklich nicht sehr viel abzugewinnen.

Sollte das appetitlich aussehen oder hatten sich einfach alle an das ungewöhnliche Runde Ding gewöhnt, dass sie es nicht hinterfragten?

Die Tür ging auf und Gideon lächelte in die Runde.

„Ist das Pizza?“, fragte er begeistert und ich musste feststellen, das selbst Gideon von dem Virus befallen war.

Tatia nickte ihm zu.

„Ja, schnapp dir eine und setzt dich zu uns.

Wir gucken Terminator, böse Roboter aus der Zukunft“, erzählte sie ihm, aber anscheinend nichts neues, denn er lächelte wissend und setzte sich mit zu uns.
 

„Kannst du mir sagen, was so toll…“ Ich wollte Gideon fragen, was so toll an Pizza war, aber ich kam nicht wirklich dazu.

Tatia drückte gegen meine Hand und das Pizzastück landete mehr oder weniger in meinen Mund.

Alle brachen deswegen in schallendes Gelächter aus, aber ich zog gleich etwas aus der Position und biss tatsächlich ab.

Es schmeckte tatsächlich nicht so übel wie ich gedacht hatte, ehrlich gesagt sogar sehr gut.

Eines der leckersten Dinge, die ich je gekostet hatte.

Tatia lachte fröhlich und holte dann vom Tisch ein weißes Tuch hervor, das sie mir gab.

Sie deutete auf ihren eigenen Mund, machte mit ihren Finger einen Kreis.

„Du hast da was… eigentlich überall…“

Offensichtlich war es amüsant, dass ich überall diesen Tomatenmatsch, um meinen Mund hatte.

„Jetzt kannst du doch zugeben, das Pizza fantastisch schmeckt, oder?“, fragte mich Jeremy grinsend und ich nickte nur knapp, wischte mir die Reste von meinem Gesicht.
 

Tatia und Jeremy schlugen gewinnend mit ihren Handflächen gegeneinander.

„Wieder haben jemanden bekehrt, zu Pizza“, sagte Jeremy heiter.

Ein zustimmendes nicken von Tatia.

„Wer könnte auch Pizza wiederstehen“, fügte sie wie selbstverständlich hinzu und auch Gideon schien diese Meinung zu haben.

Mit vollem Mund teilte er uns mit: „Ganz und gar unmöglich.“

Ich schaute von Jeremy zu Tatia, von ihr zu Gideon und von diesen wieder zurück auf den jüngsten.

Die drei waren sich ähnlich, extrem, aber ich hatte diese Eigenschaften schon immer gemocht und alle drei teilten ihre Wesen in den groben aber wichtigen Zügen.

Tatia legte sich mit ihren Rücken schräg gegen mich und legte ihre Füße auf die Lehne.

Der Film begann und nicht nur das ich vollkommen fasziniert von dem Wunder des Fernsehens war, verstand ich kaum was in dem Film vor sich ging.
 

Der Cyborg versuchte offensichtlich die Frau umzubringen, weil sie einmal ein Kind bekommen würde, das später eine Revolution anführen würde.

Wie kompliziert.

Allerdings verstand ich doch so den Inhalt des Großvaterparadoxons.

Auch Tatia war in die Vergangenheit gereist und erst so konnte die Zukunft entstehen, dieselbe, die es bei ihr schon gab.

Es war nicht sehr einfach und ich müsste wohl noch eine Weile darüber nachdenken, bevor ich den vollen Umfang der Geschehnisse verstand.

Dennoch half es, wenn ich auch darin viele Dinge sah, die ich nicht wirklich verstand.

Allein die Umgangsformen waren für mich ein großes Rätsel und nie wäre es mir in den Sinn gekommen so zu handeln oder zu sprechen.

Nur niemand anderes war darüber verwundert, natürlich nicht.
 

Irgendwann kamen Kol und Damon dazu, die sich offensichtlich nicht gegenseitig ermordet hatten.

Auch nicht geprügelt, soweit ich das beurteilen konnte.

Damon setzte sich vors Sofa und Kol setzte sich neben Tatia, hob ihre Beine an und legte sie dann auf sich.

Auch für die beiden schien Pizza nichts Unbekanntes zu sein und sie zögerten nicht einen Augenblick sie zu essen.

Obwohl es toll war mit ihnen allen zusammen zu sein, hatte ich das Gefühl, das etwas fehlte.

Dass ein paar Leute fehlten.

Wie Tatia sich in meine Seite kuschelte, wusste ich auch dass ihr etwas fehlte.

Vielleicht konnte sie es nicht sagen oder ihr war es nicht genau bewusst, doch es war klar, dass diese Runde nicht komplett war.

Qual der Wahl

Kapitel 16: Qual der Wahl
 


 

„Die Ungewissheit schlägt mir tausendfältig die dunklen Schwingen um das Bange Haupt.“ (Johann W. von Goethe)
 

Elenas Sicht:

Natürlich kam ich nicht umhin, Bonnies Abwesenheit am folgenden Tag in der Schule zu bemerken.

Sie war auf einmal nicht mehr da.

Wieso, wusste ich nicht genau.

Aber ich konnte es mir denken.

Die Lehrer sagten mir sie sei krank, doch das konnte ich nicht wirklich glauben.

Es schien mir viel zu unwirklich und das wäre doch ein verdammt großer Zufall, oder?

Es war schmerzhaft das unsere Freundschaft wohl tatsächlich einfach nicht mehr existierte und nichts mehr davon übrig war.

Wie konnte sie das nur wollen?

War es wirklich meine Schuld, weil ich mich mit Monster abgab, wie sie sagte?

Weil ich sie einfach tolerierte?

Aber sie waren meine Familie und ich konnte nicht ewig auf sie sauer sein, auch nicht auf Niklaus und Elijah.

Rebekah hatte recht, es war Zeit ihnen zu vergeben, doch genau an diesem Punkt würde Bonnie mir wiedersprechen und das war wohl einer der Gründe wieso jetzt alles vorbei zwischen uns war.

Keine Freundschaft mehr.

Nie mehr.
 

Auch zwischen all den weitreichenden Veränderungen, die ich erlebt hatte, vor allem in der kurzen Zeit, machte das ein Unterschied.

Es machte mich traurig.

Ob Bonnies Abwenden eine Folge war oder ein Rädchen in diesem ganzen Prozess, eins war doch sicher.

Es machte mich zu einem anderen Menschen.

Ob nun zu einem besseren oder schlechteren, konnten nur anderen sagen.

Doch was machte das, wenn ich glücklich damit war?

Schuld oder nicht, ging es nicht darum mit sich selbst und seinen Fehlern zu leben?

Das konnte ich.

Sehr gut sogar.
 

Und es gab so viel, dass mich immer wieder aus dem Trübsal herausholte und glücklich machte.

Als ich das Schulgebäude verließ, stellten sich mir Rebekah und Caroline in den Weg und ehrlich gesagt, ahnte ich schlimmes.

„Siebzieger oder Zwanziger?“, fragte mich Rebekah und ich hatte keine Ahnung wovon sie da redete, weswegen ich nur die Stirn runzelte.

Ich zog eine Augenbraue nach oben.

„Wie bitte?“, fragte ich nach und hoffte eine klarer Beschreibung zu bekommen.

Mit diesen Wörtern konnte ich nichts anfangen, zumindest wusste ich sie mit nichts in Zusammenhang zu bringen.

„Unser Motto für den Jahrzehntball.

Siebzieger Jahre oder Zwanziger Jahre?“, fragte mich Caroline energisch und ich wusste das den beiden das sehr wichtig war.

Ich schaute zwischen den beiden hin und her.

Offenbar konnten sie sich über das Thema nicht einigen und ich sollte jetzt eine Entscheidung treffen.

Dabei würde ich irgendeine von beiden verletzen.
 

Es war nicht sehr schwer die Ideen den jeweiligen zuzuordnen.

Caroline hatte wohl die Siebzieger vorgeschlagen, weil diese wie die achtzieger, Sechziger und fünfzieger bei uns öfter vorkamen.

Wir hatten auch viele passende Materialien dafür und so schien es wohl am praktischsten.

Nichts zu vergessen, das die Hintergründe leichter nachzuforschen waren und die Musik schneller zu besorgen war, was Caroline so leicht organisieren konnte.

Rebekah musste dann die Zwanziger vorgeschlagen haben, die Zeit in der sie ermordet wurden war und in der sie gelebt hatte.

Damit kannte sie sich aus und konnte so mit ihrem Wissen sicher darin punkten.

Das was mich aber vor allem überzeugte war, das sie sicher auch Kleidung aus dieser Zeit haben sollte.

„Also wenn ich wirklich wählen muss…“

„Du musst!“, warf Caroline erbarmungslos ein.

„… dann die Zwanziger.“
 

Sofort stöhnte Caroline genervt und drehte den Kopf zur Seite, während Rebekah jubelnd aufschrie.

„Das ist so ungerecht!“, meinte Caroline und sah mich böse an.

Abwehrend hob ich die Hände.

„Ich wähle das aus praktischen Gründen.

Überleg doch mal, Rebekah hat in der Zeit gelebt, sie hat sicher authentische Kleidung für uns“, warf ich ein, um sie zu überzeugen, aber offensichtlich prallte das Argument an ihr ab.

Sie sah mich mit einer Mischung aus Anklage und Trauer an.

„Nein, du sagst es weil sie deine beste Freundin ist und verdammt noch mal, ich kann dir deine Entscheidung nicht mal vorwerfen!

Ich will auch eine beste Freundin haben, die immer zu mir steht!“, regte sie sich auf und ich wollte etwas sagen, doch es gelang mir nicht, weil sie sogleich wütend davon stampfte.

Ich wusste, dass sie nicht wirklich wütend auf mich war und dass sie sich schon bald wieder beruhigen würde.
 

Rebekah, die dennoch sichtlich glücklich war, sah mich fröhlich an.

Sie war offensichtlich sehr zufrieden mit meiner gefällten Entscheidung.

Schon klar.

Sie fiel ja auch zu ihren Gunsten aus.

„Vielen Dank.“

Ich winkte schnell ab.

„Ich hoffe du hast wirklich ein passendes Kleid, das ich zu diesem Anlass anziehen kann, sonst war mein Argument völlig wirkungslos.

Außerdem habe ich wirklich nur aus diesem Grund dieses Motto gewählt.“

Zu meiner Verteidigung musste ich sagen, dass ich auch nicht viel tiefgründiger darüber nachgedacht hatte.

Ich wollte das Thema einfach nur vom Tisch haben, denn das war nicht so mein Ding.

„Keine Sorge, Elena.

Ich hab ein Kleid, das dir stehen wird und du wirst sehr gut darin aussehen.

Meine Brüder werden nur Augen für dich haben, obwohl das jetzt ja auch nicht viel anders ist.“

Das kommentierte ich mal lieber nicht.
 

Sie sah an mir vorbei und ich brauchte ihren Blick nicht mal zu folgen, um zu sehen was mich dort erwartete.

Mein Herz schlug automatisch höher.

Dafür konnte es nur zwei Möglichkeiten geben und Rebekahs Grinsen bestätigte das nur.

Ich drehte mich um und sah Elijah dort stehen.

Stimmt, wir hatten uns ja verabredet gehabt.

Ich straffte meine Schultern und wollte zu ihm gehen, da fiel mir Rebekahs Anwesenheit wieder ein.

Doch sobald ich kurz zu ihr sah, hob sie sichtlich glücklich die Hände.

„Bin schon weg.

Viel Spaß ihr beiden.

Seid schön unanständig.“

Ich konnte nicht anders als darüber die Augen zu verdrehen.

Schnell versuchte ich mich von ihren eingepflanzten Gedanken wieder abzulenken und sah zurück zu Elijah.

Dieser trat gerade auf mich zu.
 

Ich konnte nicht anders, als ihn anzulächeln und ich war mir ziemlich sicher, dass er mein unregelmäßig schlagendes Herz bemerkte.

„Hallo, Elijah.“

Wahnsinn, was besseres viel mir nicht ein.

„Guten Tag, Elena.

Es ist schön dich zu sehen“, begrüßte er mich, nahm meine Hand und küsste sie.

Warum klang das so viel besser, als was ich da gesagt hatte?

Ich sah ihm in die Augen und merkte mehr denn je, wie sehr ich ihn in seiner Abwesenheit vermisst hatte.

Wieso nochmal hatte ich mir das angetan?

Ich verstand mich gerade selbst nicht.

Aber alles schien auf einmal so verwirrt zu sein oder ich war verwirrt.

Und all das nur, wegen einem Blick in seine Augen.

Seinen unglaublich braunen Augen.

Von beiden Seiten?

Kapitel 17: Von beiden Seiten?
 


 

„Die Liebe kriecht, wo sie nicht gehen kann.“ (Englisches Sprichwort)
 

Elijahs Sicht:

Ich saß ihr direkt gegenüber.

Wir waren im Grill und der Menschenjunge, der einer ihrer Freunde war, hatte uns Tee gebracht.

Ich merkte wie stark sie sich an ihrer Tasse festhielt und wie sehr sie es vermied mir in die Augen zu sehen.

War das damals auch so gewesen, in unserer Zeit?

Hatte ich die Zeichen damals nicht erkennen können oder gab es sie einfach dort nicht?

Ich war mir so unbeholfen vor gekommen und wusste nicht mit meinen Gefühlen umzugehen, dass ich so wenig mitbekommen hatte.

Tausend Jahre gaben mir aber einiges mehr an Erfahrung, sodass ich viel mehr mitbekam.
 

Ich legte meine Hand auf ihre und es schien, als würde sie genau das wachgerüttelt haben.

„Ich werde dich nicht heiraten!“, platzte es aus ihr heraus und ich konnte ehrlich zugeben, dass ich das nicht erwartet hatte.

Stirnrunzelnd sah ich sie an, bis ich überhaupt begriff was sie da gesagt hatte und dann konnte ich nicht anders, als darüber zu lächeln.

Offensichtlich merkte sie auch erst selbst, was sie da gesagt hatte und schien dadurch verlegen.

„Ich meine… ich weiß ehrlich nicht was jetzt los ist… was ich sagen soll… das ist so kompliziert… ich meine…

Ich meine damals, also für dich damals, da hast du mich das gefragt und ich hab nein gesagt, aber nicht wegen den offensichtlichen Gründen… warte… natürlich wegen den offensichtlichen Gründen, aber auch weil ich sowieso nie, also nicht wirklich nie, aber…“

„Elena“, rief ich sie aus ihren vollkommen wirren Worten und umfasste ihre zierlichen Hände mit meinen.
 

Ihr Herz schlug um einige Takte schneller als sie zu mir auf sah und ich konnte ehrlich sagen, das ich die Reaktion ihres Körpers auf mich wahrlich liebte.

„Das versteh ich“, versicherte ich ihr.

Lange Zeit, sehr lange Zeit, hatte ich es nicht verstanden, doch jetzt, wo ich einige sehr wichtige Fakten mehr kannte, da war mir vieles klar geworden.

Natürlich hätte sie mich aus ihrer Sicht nie geheiratet nach so kurzer Zeit.

Damals war das vielleicht üblich, aber heute wäre das vollkommen verrückt.

Die Menschen würden bei solchen Nachrichten durchdrehen.

Das war als würde man seinen Eltern gestehen, dass man jemand kennengelernt hatte und diesen nach drei Wochen heiraten wollte.

In dieser Zeit war das absurd und lächerlich.
 

„Ich möchte mich entschuldigen.“

Fragend und verwirrt sah ich sie an und wie von selbst streichelte ich ihr über ihre Hände.

„Für alles was ich dir in dieser Zeit angetan habe, ob bewusst oder unbewusst.“

„Elijah, das…“

„Es tut mir wirklich leid“, sprach ich weiter und ließ nicht zu, dass sie mich unterbrach. „Nicht nur wegen den Standpunkt von jetzt, sondern einfach weil kein Mensch sowas verdient hat, egal was er getan hat.

Ich hab mich nicht immer sehr ehrenvoll verhalten und das bereue ich.“

Sie sah mich einfach nur an, legte ihren Kopf vielleicht ein wenig schief, doch ich konnte ehrlich sagen, das ich nicht wusste was sie dachte, was in ihr vorging.

Ich hatte wirklich keine Ahnung.
 

Auch wenn es mir jetzt leichter fiel zu hören und zu sehen welche Reaktionen ihr Körper auf mich machte und auch ihre Gesten zu deuten, so wusste ich immer noch nicht voll und ganz über sie Bescheid.

Vielleicht würde sie mir für immer ein Rätsel bleiben.

Zumindest in gewisser Weise.

„Ich hab dich immer gemocht“, offenbarte sie mir und ich bezog es sofort auf die Vergangenheit.

Doch die nächsten Worte zeigten mir, dass sie so viel mehr damit meinte.

„In jeder Zeit.

Kurz nachdem ich dich kennenlernte schon.

Ich mochte es nicht den Dolch in dein Herz zu stecken, ich war glücklich als du wieder am Leben warst und froh wenn wir zusammen gearbeitet haben.

Dich dann dort kennenzulernen hat alles nur noch viel besser gemacht.“
 

Sie mochte mich und das nicht erst durch ihre Erfahrungen in der Vergangenheit, sondern schon viel früher.

Dabei war da so viel zwischen uns geschehen, was nicht unbedingt förderlich für ein gutes Verhältnis war.

Elena schaute auf unsere Hände und ob sie es erst jetzt bemerkte, spannte sich ihr Körper an, doch sie zog ihre Hände nicht weg.

„Ich weiß das wir nicht da weiter machen können wo wir aufgehört haben, da es eine völlig andere Situation ist.

Aber ich möchte mit dir Zeit verbringen, wir könnten…“ „…Freunde sein?“

Ihre Stimme klang so spöttisch und ich sah, dass ihr das ganz eindeutig überhaupt nicht gefiel.

„Das ist so eine blöde Phrase.“
 

Da hatte sie eindeutig recht.

Wer hatte diesen schrecklichen Satz eigentlich erfunden?

Er war meiner Meinung vollkommen bescheuert und überflüssig.

Elena sah mir in die Augen und ich wusste das sie das nicht wollte, ehrlich gesagt auf jedenfall zu meiner Erleichterung.

„Ich weiß auch gar nicht, ob ich das könnte.“

Nein, wohl eher nicht.

Ich konnte nicht mit ihr befreundet sein und mir möglicherweise anhören, wie sie über jemand dachte und ob sie dann vielleicht jemand mochte.
 

Es gab da nur ein Problem…

„Nun irgendwie müssen wir wohl anfangen.“ Sie nickte zustimmend und ich freute mich dass wir einer Meinung waren.

Obwohl das wir jetzt zusammen waren fand ich schon einen guten Anfang.

Mehr als in letzter Zeit in Aussicht gewesen war.

„Wir könnten… zumindest reden“, schlug sie zögernd vor und ich lächelte über die sanfte Röte, die sich auf ihren Wangen bildete.

Ich hob eine Augenbraue spöttisch, da sie genau wie ich erkannt hatte, dass wir das gerade taten.

„Reden ist immer gut.

Aber ich schätzte…“

Elena legte den Kopf schief, auf meinen nicht vollendeten Satz.

„Was?“, fragte sie deshalb nach.

„Mein Bruder wird wohl nicht ganz von dieser Methode der Annäherung begeistert sein.“
 

Elena kicherte leicht deswegen und obwohl es tatsächlich eine gewisse humorvolle Seite hatte, wusste ich genau, dass es vollkommen wahr war.

Ich wusste, dass Niklaus sie sogar eher früher als später in seinem Bett haben wollte, um ihr zu zeigen wie sehr er sie liebte.

Mein Bruder war mit Gesten stärker als mit Worten, deswegen war das auch immer mein Part.

„Ja, aber ich schätzte er wird sich damit abfinden müssen.“

Sie lächelte, dennoch wusste ich, dass sie es ernst meinte.

Vielleicht war genau das, was mein Bruder brauchte.

Ein wenig Abstinenz, nicht Abstand.

So konnte er sich in Zurückhaltung üben, was sicher etwas neues für ihn war.
 

Ich nahm ihre Hände hoch und küsste sie kurz.

Einfach nur deswegen, um mich daran zu erinnern, das sie nah bei mir war.

Das wir uns näher waren als in der Zeit zuvor, besonders der letzten, die mehr als einfach nur schwierig war.

Ihre Hände waren warm und rochen leicht nach Hautcreme aus sanft duftenden Kräutern.

Sehr passenden zu ihr.

„Also reden wir“, beschloss ich.

Sanft lächelte sie mir entgegen. „Worüber?“

„Fangen wir damit an, wie du in die Vergangenheit gereist bist und wann hier.“

Ich konnte sehen wie geschockt sie über die Wahl des Themas war, allerdings begann sie tatsächlich damit mir ihre Geschichte zu erzählen und ich vervollständigte sie mit meiner, sodass ich alle Details zusammen bekam.

Sehnsucht

Kapitel 18: Sehnsucht
 


 

„Die Arbeit ist der beste Arzt für den Schmerz. In Kummer oder Enttäuschung arbeite angestrengt, und du wirst es selbst erfahren.“ (Max Müller-Oxford)
 

Carolines Sicht:

Es war nicht das beste Thema, das jetzt für den Jahrzehntball ausgewählt wurde, aber ich konnte auch daraus etwas Gutes machen.

Schließlich war ich Caroline, Miss Mystic Falls, ich hatte schon schlimmere Sachen gemeistert.

Das würde ein großartiger Ball werden und ich würde dafür sorgen.

Dabei war es mir egal was die anderen über mich redeten, dass ich besessener war als je zuvor.

Ich würde das schon hin bekommen.
 

Was sollte ich denn auch anders tun?

Es war nicht so, als könnte ich einfach mal mit meiner besten Freundin shoppen gehen, die jetzt überhaupt nicht mehr existierte.

Ich sah auf, als Bonnie einfach an meinem Tisch vorbei nach draußen ging.

Sie war noch hier.

Sie war zwar nicht in der Schule gewesen, dennoch war sie noch immer hier in der Stadt.

Noch nicht völlig verschwunden, obwohl ich fast heute damit gerechnet hatte, als sie nirgendwo zu finden war.

Es war klar woran das lag.

Sie wollte nicht gefunden werden.

Sie wollte nicht länger mit mir oder Elena befreundet sein.

Und das tat ehrlich weh, wie sehr ich auch versuchte mich davon abzulenken.
 

Ich erschreckte als eine Hand sich auf meine Schulter legte und mich aus meinen Gedanken riss.

Nur ein anderer Vampir war fähig sich an mich ran zu schleichen.

Ich drehte mich um, zu Damon und Kol.

Damon sah mich tatsächlich besorgt an, was ich gar nicht von ihm erwartet hatte.

Aber sicher hatte er mit Elena gesprochen und sie hatte ihn von dem Konflikt mit Bonnie erzählt.

Zumindest redeten die beiden über sehr vieles, mehr als manchmal gut war vielleicht.

„Hey Blondie, alles in Ordnung?“, fragte er mich tatsächlich.

Wahnsinn, das er tatsächlich zu jemand anderen als Elena nett sein konnte, das war ein Wunder für sich.

„Ja, Damon.

Mir geht es gut.

Ist es schon spät genug um etwas zu trinken oder wieso bist du hier?“

Eigentlich gab es keine Tageszeit, die Damon davon abhalten konnte sich mit Alkohol vollzuschütten.
 

Kol schien dabei mit ihm auf einer Wellenlänge zu sein.

Fröhlich grinste er mich an.

„Höchstens zu spät um damit anzufangen, aber drücken wir es lieber so aus, es ist nie zu früh um damit anzufangen.“

Ich konnte nicht anders als darüber lächelnd die Augen zu verdrehen.

Wurde einer von dem anderen geklont oder warum waren sie sich so ähnlich?

Das war mir wirklich immer wieder sehr suspekt.
 

„Ich hab eine Idee was dein Freundinnenproblem angeht“, meldete sich dann Damon wieder ins Gespräch.

Er schien wieder einmal sehr von sich überzeugt zu sein.

Skeptisch hob ich eine Augenbraue, weil ich das nicht so recht glauben konnte.

Ich meine, wann hatte Damon mal konstruktive Vorschläge?

Nicht das sie nicht praktisch und hilfreich waren, nur fehlte ihnen meist das emotionale, sensible und generell Zwischenmenschliche.

„Du veranstaltest einfach ein Casting, um eine neue beste Freundin zu finden.

Was genau ist dir an einer Freundin wichtig?“
 

Ich konnte nicht anders als ihn einfach nur anzusehen, wahrscheinlich vollkommen fassungslos.

Hatte er mich das jetzt wirklich gefragt?

Hatte er mir wirklich so etwas vorgeschlagen?

Da fehlte es jetzt mehr als nur an Taktgefühl, ich glaub auch seine allgemeine Logik war verloren gegangen.

„Wieso mag dich Elena nochmal?“, fragte ich ihn, weil mir das jetzt nicht so wirklich in den Kopf gehen wollte.

Ich konnte mir nicht einmal vorstellen, ihn als Bruder zu mögen, geschweige denn als Freund oder ähnliches.

„Das liegt an meinen unvergesslichen Charme, Liebes.“

Spöttisch lachte ich über seinen Kommentar.

Er konnte sein Grinsen sonst wohin stecken, darauf konnte doch kein gesunder klar denkender Mensch reinfallen, wenn er nicht total erbärmlich und verzweifelt war.

„Ich denke es liegt eher daran, dass sie Mitleid mit dir hat.

Du erinnerst sie wahrscheinlich an ein verwahrlostes Tier, das ausgesetzt wurde und sie muss irgendwas dabei in dir gesehen haben, was einfach nicht vorhanden ist.“

Freundlich lächelte ich ihn bei meinen Worten an.
 

Damon legte den Kopf schief und sah mich mit zusammengekniffenen Augen an.

„Wie immer sehr charmant von dir, Blondie“, meinte er kühl und schien damit endgültig zu seinem eigentlichen Selbst zurückgekehrt zu sein.

Allerdings gab er keinen weiteren Konter, zumindest keinen der es wirklich in sich hatte.

Kol fand es aber offensichtlich witzig, denn von ihm bekam ich ein zustimmendes Grinsen.

Die beiden setzten sich wieder ab, natürlich, denn sie gingen zu dem für sie interessantesten Ort, die Bar.
 

„Hey, Rick.

Spielst du immer noch mit den Kindern zusammen?“, fragte Damon seinen Trinkkumpel.

Dieser sah verwundert zwischen den beiden Neuankömmlingen hin und her.

„Ich könnte mir nichts schlimmeres vorstellen, als den ganzen Tag mit Kindern zu verbringen und sie dann nicht einmal leer trinken zu dürfen, dafür das sie mir mehrere Stunden auf den Nerven herumtanzen“, gab Kol seinen Kommentar ab.

Alaric stöhnte auf seine Aussage hin und nahm einen großen Schluck von seinem Glas, in dem sicher etwas Hochprozentiges war.

„Ich hätte ehrlich nie in meinem Leben vermutet, dass es zwei von deiner Sorte geben kann.

Ich dachte bisher du bist einzigartig schlecht“, meinte Alaric zu Damon und damit hatte er verdammt recht.

Damon war ein Beispiel an Schlechtigkeit und Kol stand ihm offensichtlich in nichts nach.

Da er auch noch ein Urvampir war, konnte er vielleicht sogar noch viel schlimmer sein, wer wusste das schon.
 

Ich wandte meinen Blick ab, durchstreifte weiter den Raum und fand mich bei Elijah und Elena wieder.

Schon öfters wanderte mein Blick zu ihnen, denn offensichtlich verlief ihr Gespräch sehr gut.

Die ganze Zeit über schon hatte Elijah Elenas Hände in seinen und irgendwie besaß dieses Bild seine ganz eigene Harmonie.

Es war als konnte diese Fröhlichkeit nichts trüben und niemand konnte ihnen etwas anhaben, ihrer Liebe.

Denn Elena konnte es bestreiten wie sie wollte, aber diese Vertrautheit hatte sie bisher mit niemand anderen gezeigt, nicht mit Matt und auch nicht mit Stefan.

Obwohl es bei Klaus anders war.

Da war diese Leidenschaft, diese unglaubliche Chemie, die alles überragte, was ich bei ihr und Damon je gesehen hatte.

Es war als könnte Elena anders sein, bei jedem Menschen mit dem sie interagierte.

Doch bei Klaus und Elijah schien es einfach leicht zu sein, wie fliegen.
 

Sofort vermisste ich wieder Tyler und mein Herz wurde um einiges schwerer.

Ich fühlte mich so allein, wenn ich die anderen betrachtete.

Wenn ich Elijah und Elena ansah, dann vermisste ich Tyler.

Wenn ich Kol, Damon und Alaric ansah, dann vermisste ich Bonnie.

Wohin ich auch sah an diesen Ort, nichts konnte meine Einsamkeit trösten.

Nein, es schürte nur noch mehr meine Sehnsucht und wollte mich fallen lassen, mich auf die Knie zwingen.

Das einzige womit ich mich schaffte abzulenken, war Arbeit.

Den Ball vorzubereiten würde vielleicht nicht in die Geschichtsbücher eingehen, doch es machte meine Seele ein wenig leichter und damit mein Leben ein Stück erträglicher, während ich wartete.

Wartete darauf wieder glücklich zu sein und vor allem, auf Tyler.

Zufallsbegegnung

Kapitel 19: Zufallsbegegnung
 


 

„Die Unwahrheiten liegen oft nicht in dem, was man sagt, sondern in dem, was man nicht sagt.“ (Ludwig Marcuse)
 

Gideons Sicht:

Es war wirklich erstaunlich wie viel Geschichte diese Stadt bereits gesammelt hatte und noch mehr, wie viel sie davon dokumentiert hatte.

Wenn man zwischen den Zeilen las und nur ein wenig Ahnung hatte, dann konnte man erahnen wie viel hier geschehen war, wie viel Magie hier praktiziert hatte, was unglaubliches alles an diesem Ort geschehen war.

Es konnte einem wirklich fesseln.

Besonders mich, da ich hier als Kind gelebt hatte.

Eigentlich als Neugeborenes und ich konnte mich nicht wirklich daran erinnern, doch irgendwie war ich in die Geschichte mit verwebt.

Meine Mutter gehörte mit dazu und ich zu ihr.

Sie hatte sich mir angenommen, einfach so und mich keine Sekunde anders als ihren eigenen Sohn behandelt.

Das tat sie jetzt immer noch.
 

Egal was war, was andere sagten, für mich war sie ein wirklich wunderbarer Mensch.

Vielleicht sah ich das alles sehr subjektiv, besonders da ich immer nur ein gutes Bild von ihr vermittelt bekam, aber ich konnte einfach nicht anders.

Außerdem, wenn nicht wirklich etwas schlimmes Prägendes dazwischen kam, wer liebte seine Mutter nicht?

Es war so natürlich und Tatia machte es einen wirklich nicht einfach sie nicht zu mögen.

Ich fand ein Buch über die Siedlung, die neue meiner Meinung nach, denn die Werwölfe waren vorher hier, dann die Siedler aus Osteuropa und dann lebten hier Jahrhundertelang die Vampire.

Doch die Geschichtsschreiber verstanden sich darin die Fakten zu verdrehen und es so aussehen zu lassen, als gab es hier vorher nichts.

Wenn es vorher nichts gab, wieso hatten sie sich dann ausgerechnet diesen Ort ausgesucht um zu leben?
 

Das Buch beschrieb den Aufbau der Stadt, geleitet von den Gründerfamilien, die bis heute noch stark in ihren einzelnen Bereichen vertreten war.

Ich fand etwas über Damons Familie, seinen Vater und seine Mutter, die im Kindbett starb, nachdem sie Stefan zur Welt gebracht hatte.

Die hatten sich um die Forst gekümmert und besaßen das Sägewerk.

Durch sie konnten die Häuser gebaut werden, besonders da Guiseppe Salvatore architektonisches Wissen besessen hatte.
 

Ich suchte mir weitere Bücher über das Thema heraus, mit der festen Absicht sie Finn zu zeigen.

In Wissen und Nachforschung fand man immer Vorteile, die man für sich nutzen konnte.

Als ich zu meinen Platz zurückging, schaffte ich es gerade noch einen dunkelhäutigen Mädchen auszuweichen, aber nicht mehr sie aufzufangen, als sie stolperte.

Ich bückte mich und legte meine Bücher beiseite, um ihr dabei zu helfen, ihre wieder aufzusammeln.

„Vielen Dank“, meinte sie und sah zu mir auf.

Ich schaute ihr in die Augen und wusste dass ich sie schon einmal gesehen hatte.

Vielleicht nicht sie, aber ich kannte diese Gesichtszüge.

„Kein Problem.“

Sie schaute zu meinen Büchern, als ich ihr ihre wiedergab.

„Ein wenig schwere Kost für eine Hausarbeit, oder?“, fragte sie lächelnd nach und ich schaute kurz auf die Buchtitel.

Alle altmodisch und wohl auch etwas trocken.

„Ja, ist eher sowas wie eine Fleißarbeit“, erzählte ich ihr.

Es war eine, ganz allein für mich, aber vielleicht zum nutzen meiner ganzen Familie.
 

Ich besah mir ihre Bücher.

„Sklavenhaltung in dieser Stadt ist aber auch nicht viel leichter“, meinte ich mit einem Wink auf ihre Bücher.

Sie zuckte knapp mit den Schultern.

„Es ist gehört zur Geschichte meiner Familie und sowas wird hier totgeschwiegen.“

Zustimmend nickte ich.

„Natürlich, sonst würde ja ein hässlicher Schatten auf diese schöne Stadt fallen, obwohl es doch allgemein bekannt ist auf welcher Seite sie damals standen, wie ganz Virginia“, stimmte ich ihr zu.
 

Sie lächelte mich an, strich sich ein paar Strähnen hinters Ohr, bevor sie ihren Griff um die Bücher wieder verfestigte.

„Bonnie Bennett“, stellte sie sich mir vor und ich wusste das ich ihr Gesicht kannte.

Zumindest wies sie Ähnlichkeit mit ihren Vorfahren auf.

„Gideon Jaffe“, stellte ich mich mit einem anderen Nachnamen vor, der aber stimmig wirkte und den ich schon öfters verwendet hatte, im Laufe der Jahrhunderte.

Sie musterte mich genau, fragte sich wohl, ob sie mich schon einmal hier gesehen hatte.

„Du bist neu hier, oder?“, fragte sie dann nach.

Neu, nein ich glaube das war vollkommen das verkehrte Wort.

Nichts an mir oder an meinen Handlungen ließ sich wirklich mit dem Wort neu beschreiben.

„Eigentlich nicht.

Aber ich bin älter als du, wir haben uns wahrscheinlich bisher einfach übersehen.“

Ich war definitiv älter als sie, älter als fast alle Menschen auf dieser Welt, da bildeten nur fünf Vampire eine Ausnahme.
 

„Ja, kann sein.

Aber so viel älter scheinst du nicht zu sein.“

Ich musste ein wenig auflachen, aber es war nicht abfällig gemeint oder so, sondern einfach ihrem fehlenden Vorstellungsvermögen und dem, das sie so viel wusste von der übernatürlichen Welt und so danebenlag.

„Ich bin zweiundzwanzig Jahre alt“, verriet ich ihr mein Alter, in dem ich von Kol verwandelt wurde, um meine Rache zu erreichen.

Mit zwanzig hatte ich Kyra geheiratet und wenig später hatte sie unseren Sohn geboren, als unser zweites Kind unterwegs war, wurde sie mir entrissen und ich war vollkommen in meiner dunklen Phase gefangen, die darin gipfelte, das ich ein Vampir wurde.

„Okay, der Punkt geht an dich“, stimmte sie mir lächelnd zu.
 

Wir setzten uns an den Tisch, an dem ich vorher gesessen hatte und unterhielten uns.

Ich versuchte das Mädchen vor mir zu verstehen, das einmal die Freundin meiner Mutter gewesen war und sie jetzt hasste.

Sie war ganz anders als Ayanna, obwohl dies natürlich eine andere Zeit war und hier das Verständnis ganz anders angelegt war.

Dennoch konnte es nicht schaden sie zu kennen und mich mit ihr anzufreunden, so konnte ich sie zumindest im Auge behalten.

Elijahs Theorie nach hielt er es für wahrscheinlich, dass sie sich mit Esther verbünden wollte, doch wie es für mich aussah, wollte sie zurzeit ihre Familiengeschichte ergründen und ihre Bestimmung herausfinden.

Nur hatte sie bereits eine gefestigte Meinung und die suchte nach Bestätigung.

Es war also sehr wahrscheinlich, dass sie ihre Bestimmung, in der Vernichtung der Vampire stand und diejenigen die zu ihnen hielten.

Das war wie bei Vampirjägern, die glaubten ihre fanatischen Ansichten waren das einzig richtige auf dieser Welt.

Ich glaubte daran, dass jeder auf dieser Welt einen Platz für sich verdient hatte.

Natürlich konnte er sich die Gunst der Gesellschaft verwirken, aber nur durch seine Taten und nicht durch das was er war und ich glaubte das man alles was man getan hatte wieder gut machen konnte, das man Buße tun konnte, egal wie viel Zeit vergangen war.
 

Deswegen glaubte ich auch nicht, das die Hoffnung bei Bonnie schon verloren war.

Zumindest hoffte ich, dass sie noch den richtigen Weg finden würde.

Sie hatte noch nichts getan, für das man sie bestrafen konnte und solang sie diese Unschuld besaß, wollte ich die anderen davon abhalten ihr etwas zu tun.

Ich war sicher, dass das auch im Interesse meiner Mutter war.

Noch nie hatte ich etwas für unnötiges Blutvergießen übrig gehabt.

Ich war wohl einfach das Kind meiner Mutter und nicht ein Mitglied der Mikaelson-Familie.

Ich wusste das Kol vor hatte alle bestehende Gefahrenquellen ohne Rücksicht auszulöschen, nur die letzte Reaktion von Tatia auf eine solche Handlung hielt in von weiteren solchen Aktionen ab.

Die Familie in der ich aufgewachsen war, war halt nicht immer einfach.

Tanzpartner

Kapitel 20: Tanzpartner
 


 

„Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt.“ (Truman Capote)
 

Jeremys Sicht:

Die Plakate für den Jahrzehntball sprangen mich förmlich an und ich hatte das Gefühl sie verhöhnten mich.

Oder auch das sie mich einfach daran erinnern wollten, das ich allein war.

Ohne Anna.

Mir war erst klar, wie viel sie mir bedeutete, als ich mit ihr wieder Kontakt hatte, als sie als Geist umher gewandelt war.

Ich konnte sie nicht einfach ersetzen, indem ich eine neue Beziehung einging.

Irgendwie glaubte ich sogar, das ich nie mehr ein Mädchen finden würde das ich so lieben konnte wie Anna.

Sie war einfach etwas Besonderes gewesen und ich schaffte es zwar weiterzugehen, aber nicht noch einmal so zu lieben.

Anna war einfach meine eine gewesen, die eine.

Ich konnte glücklich sein, aber nie wieder so komplett wie mit ihr.
 

Alle hier in der Schule schienen nur über das eine Thema reden zu können und ich sah Caroline, vollkommen von Arbeit zerfressen wie sie dafür sorgte das alles richtig war, so wie sie sich das vorstellte.

Sie war irgendwie besser darin sich von den Sorgen abzulenken und der Abwesenheit ihres Freundes, dessen Schicksal weiterhin ungewiss war.

Sie tat einfach etwas.

Ich dagegen verfiel immer wieder den Gedanken der Einsamkeit, als ob es kein Entrinnen gab.

Elena und Rebekah standen offenbar unter Carolines Fuchtel, denn wie alle anderen befolgten sie ihre Befehle.
 

Rebekah war dabei ein Banner aufzuhängen.

Allerdings konnte sie auch als Vampir nicht zwei Dinge auf einmal tun und so lag die Hälfte des Banners auf dem Boden.

Ich hob ihn auf und hielt ihn hoch, sodass er nicht die ganze Zeit im Dreck lag und damit nicht andere darüber liefen.

Auf sowas nahm nämlich keiner wirklich Rücksicht.

„Danke, Jeremy.

Das lieb von dir“, bedankte sie sich lächelnd und machte sich daran den Banner festzubinden.

Alle freuten sich auf das kommende Ereignis, unterhielten sich über ihre Date und das davor liegende Fest.

„Mit wem würdest du am liebsten zum Ball gehen?“, fragte mich Rebekah.
 

Dabei fiel mir nur ein Name ein.

Anna.

Ich sah sie an der Pinnwand stehen und als hätte sie meinen Blick bemerkt, sah sie zu mir herüber.

Diese Augenblicke, in denen ich ihren Geist sah, waren deutlich weniger geworden und ich vermied es mit ihr zu sprechen.

Dennoch war sie immer bei mir und manchmal da sahen wir uns immer noch.

Es war schön und tröstlich zugleich, doch hinterließ es immer eine tiefe Sehnsucht.

„Mit Anna, richtig?“, wurde ich von Rebekah gefragt.

Sie stand auf einmal neben mir, hatte ihre Hand auf meine Schulter gelegt und sah mich mitfühlend an.
 

Ich schaffte es ein Lächeln aufzubringen und nickte ihr zu.

„Richtig“, stimmte ich ihr zu.

Dann kam mir ein Gedanke und ich nahm ihre Hand in meine, um ihren Handrücken zu küssen, dabei verbeugte ich mich vor ihr.

„Aber es wäre mir dennoch eine Ehre mit dir zusammen zum Ball zu gehen, Rebekah.“

Kurz ein wenig erstaunt von meinem Vorschlag, kicherte sie dann auf eine Weise, die mein Herz flattern lassen würde, wäre sie mehr für mich als eine Schwester.

„Als Freunde, oder?

So heißt sowas doch in dieser Zeit.“

Zustimmend nickte ich.

„Eine wundervolle Idee, Jeremy.

Ich nehme deinen Vorschlag an, aber nur wenn du versprichst mit mir zu tanzen.“
 

Lächelnd legte ich den Kopf schief, nickte dann aber und küsste noch einmal ihre Hand.

„So oft du es wünschst, Schwester.

Wie könnte ich einem der schönsten Mädchen einen Wunsch abschlagen.“

Wieder kicherte sie auf diese wundervolle Weise und schlug mir spielerisch gegen die Schulter.

„Streng dich nicht so an, du Charmeur.

Ich mag dich auch so schon genug“, erzählte sie mir und ich grinste glücklich.

Es war schön zu hören, von ihr gemocht zu werden, denn ich wusste, dass es bei ihr nicht so eine leichte Sache war.

Es war etwas besonderes, da sie nicht viele Menschen auf der Welt mochte.

Doch ich gehörte bei ihr dazu.
 

Wir hängten noch die andere Seite des Banners auf, zumindest tat es Rebekah und ich hielt die Leiter, auch wenn sie mir versicherte, dass es nicht nötig war.

Irgendwie galt das als Zeichen für meine Mitarbeit, denn Caroline drückte mir gleich Flyer zum verteilen in die Hand.

Dennoch bekamen wir, gütig wie sie war, die Erlaubnis zu unserer nächsten Stunde zu gehen.

Ich brachte Rebekah zu ihrer nächsten Klasse und verabschiedete mich bei ihr mit einem Kuss auf die Wange.

Alle um uns beäugten uns neugierig, doch ein Blick brannte sich ganz besonders in meinen Rücken.

Ich drehte mich um und sah Bonnie, dessen Blicke töten konnten.

Rebekah sah sie an und die anderen.

„Sie glauben alle, das wir zusammen sind“, bemerkte Rebekah amüsiert und trat noch einmal provozierend einen Schritt auf mich zu, sodass unser Abstand wirklich von Intimität sprach.

Herausfordernd sah sie an mir vorbei, ganz sicher zu Bonnie.

„Sollen sie doch glauben, was sie wollen, solange wir die Wahrheit kennen.“
 

Mir war das egal.

Außerdem fand ich nichts Schreckliches daran, wenn die Menschen um mich herum dachten, dass ich mit einem so hübschen Mädchen wie Rebekah zusammen war.

Es wäre schön, wenn ich sie wirklich auf diese Weise lieben könnte.

„Also wo und wann soll ich dich abholen?“, fragte ich sie lächelnd.

Sie fasste zu den Kragen meines Hemdes und richtete ihn sorgfältig.

„Bei mir, halb acht bitte und Jeremy?“

Bei der Nennung ihres Namens sah ich ihr in ihre wundervollen blauen Augen.

„Danke, das du gefragt hast.

Ich freu mich wirklich sehr mit dir dorthin zu gehen“, versicherte sie mir lächelnd und küsste mich auf die Wange.

Nicht so wie meine Schwester Elena, selbstverständlich und liebend, sondern zögernd und vorsichtig, doch ich konnte den Dank daraus fühlen.

Lächelnd nickte ich ihr zu und strich ihr eine Strähne hinters Ohr.

„Sehr gerne, Becky“, nutzte ich ihren Spitznamen und ging dann auch, um pünktlich zu meiner nächsten Stunde zu kommen.
 

Ich schaute noch einmal nach hinten und sah wie sie mich anlächelte.

Als ich ein wenig weiter sah, bemerkte ich das Bonnie noch immer da war und giftig zwischen Rebekah und mir hin und her sah.

Bonnie war meine Schwester gewesen, doch es war mir egal dass sie eifersüchtig war oder was auch immer sie zu dieser Wut veranlasste.

Es war ihre Entscheidung gewesen uns alle zu hassen und aus ihrem Leben zu verbannen.

Und Rebekah war auf keinen Fall so schlimm wie sie erschien.

Eigentlich war sie ein ganz normales fröhliches Mädchen, wie meine Schwester und auch Caroline.

Die tausend Jahre hatten sie halt einfach stark gemacht und sie hatte sich wenig geliebt gefühlt.

Doch ich tat es.

Ich wusste, dass ich sie liebte, auf eine ganz besondere Weise, wie meine Schwester.

Nur nie wie Anna.
 

Ich ging in meine Klasse und sah an meiner Nachbarbank Anna sitzen.

„Rebekah ist nett.

Du wirst sicher viel Spaß mit ihr auf den Ball haben.

Ich hab dich beobachtet.

Du scheinst glücklich zu sein, mit deiner neuen Familie“, offenbarte sie mir ihre Beobachtungen und ich fragte mich, wie oft sie da war, wo ich nicht an sie dachte.

„Das bin ich“, flüsterte ich zurück.

Lächelnd nickte sie und stützte ihren Kopf auf ihre Hand dabei ab.

„Das freut mich“, erklärte sie mir ehrlich und legte ihre Hand auf meine.

Leider fühlte ich nicht mehr als Wärme, aber wie immer reichte diese aus, um mein Herz zu trösten.

Keinen Partner

Kapitel 21: Keinen Partner
 


 

„Ich kenne keine Frau, die an Liebeskummer gestorben wäre.

Sie alle werden ohne größere Schwierigkeiten damit fertig und sehen dabei noch bezaubernd aus.“ (Arthur Wellesley Herzog von Wellington)
 

Rebekahs Sicht:

„Das ist einfach schrecklich.

Das wird wohl der beste Ball, den ich je organisiert habe und ich hab keinen vernünftigen Tanzpartner“, beschwerte sich Caroline.

Ich musste zugeben, sie machte ihre Sache wirklich gut.

Ich hatte ihr helfen wollen, aber sie hatte mich in Grund und Boden gestampft, dass das ihre Aufgabe war und dass wir ihr nicht bei der Organisation dazwischen funken sollen.

„Wieso machst du das eigentlich immer alles?

Du bist doch keine Schülersprecherin oder so.“

Das war irgendein Junge, der sehr beliebt war und nicht sehr klug.

„Nein, aber ich bin die Vorsitzende des Veranstaltungskomitees, so obliegen mir solche Aufgaben.“
 

Stirnrunzelnd sah ich zu Elena.

„Veranstaltungskomitee?“, fragte ich nach, weil ich nicht glauben konnte, dass es tatsächlich so etwas Bescheuertes mit einem solchen blöden Namen gab.

Elena zuckte nur mit den Schultern.

„Lästere nicht!

Elena war die emalige Vorsitzende, sie hat all das mal gemacht, was ich jetzt mache.“

Ich hob eine Augenbraue hoch und sah zu Elena, die sich am liebsten vor allen Aufgaben drückte, wie ich erkannt hatte.

Sie lächelte verlegen und ich wusste, dass sie es wohl nicht ganz gern gemacht hatte.

Vielleicht aus Pflichtgefühl zu ihrer Mutter?

Soweit ich wusste, war sie durch ihre Mutter viel aktiver gewesen, das alles hat erst mit dem Tod ihrer Eltern nachgelassen.

Dennoch konnte ich nicht anders, als darüber zu lachen, es hörte sich einfach so lächerlich an.
 

Caroline fand das wohl nicht so, denn sie verdrehte genervt die Augen.

„Kommen wir jetzt wieder auf mein Problem zu sprechen.

Ich hab keinen Partner!

Das einzige was ich tun kann ist Matt zu fragen, ob wir als Freunde dorthin gehen wollen, aber wirklich schön und aufregend ist das nicht.“

So tragisch fand ich das nicht, ich wollte schon immer mal sowas machen, weil es diese Sache in den Zeiten, in denen ich gelebt hatte, nicht gegeben hatte.

Als Freunde hingehen.

Sowas unverbindliches hatte es nicht gegeben.

„Ich geh auch mit Jeremy als Freunde dorthin, ist doch nett.

So hatte man keine Erwartungen an seinen Partner, die enttäuscht werden könnten.“

Man konnte natürlich auch nicht überrascht werden, aber das konnte man sehen wie man wollte.

Kam drauf an, ob man mehr zum Optimismus oder Pessimismus neigte.
 

Erwartungsvoll richteten wir jetzt unsere Augen auf Elena und als sie unseren grinsenden Blick bemerkte, zuckte sie regelrecht zusammen.

„Was?“, fragte sie skeptisch nach.

Das sie darauf nicht allein kam, ich fand es offensichtlich.

„Mit wem wirst du zum Ball gehen?

Du hast ja die Qua der Wahl“, erinnerte ich sie an ihre beiden Optionen.

Der letzte Ball hatte offensichtlich etwas bewirkt und ich hoffte, dass es in der Art weitergehen würde.

„Ich schließ mich euch an.

Ich geh auch mit Damon als Freunde hin“, erzählte sie uns und ich war ehrlich traurig.

Wieso hatte Elijah sie nicht gefragt, als sie sich letztens unterhalten hatten?

Das wäre die Gelegenheit gewesen und wenn sie sowieso schon eine friedvolle Stimmung gehabt hatten, hätte das sich sicher angeboten.

„Wie schade“, meinte ich und hoffte dass sie trotzdem irgendwie mit einem meiner Brüder tanzen würde.

Dabei setzte ich vor allem auf Niklaus, der sich diese Gelegenheit wohl kaum entgehen lassen würde.
 

„Hast du schon ein Kleid für den Ball?“, fragte ich Caroline.

Ich hatte bereits meine Sachen aus dieser Zeit herausgesucht, Nik hatte sie glücklicherweise nicht weggeworfen.

„Ja, es ist rosa und eher kurz, also genau mein Stil“, berichtete sie uns lächelnd.

Rosa.

Ich gehörte eindeutig nicht zu diesen Mädchen, die dieser Farbe viel abgewinnen konnten, sie war einfach so übertrieben mädchenhaft, obwohl sie in Kombination mit schwarz dann doch wieder etwas her machte.

„Gut, sonst hättest du gern mitkommen können.

Elena und ich machen jetzt ein gegenseitige Modeberatung, welches Kleid wir nehmen sollen“, teilte ich ihr unsere Pläne mit.

„Und dann machen wir noch einen Abstecher in den Pool.

Wir lieben schwimmen“, fügte Elena hinzu.

Sie hatte recht, das war unser gemeinsames Hobby, war es schon immer gewesen, da sie es mir beigebracht hatte.

„Nein, ist wirklich nicht nötig.

Ich werde mich noch die letzten Vorbereitungen kümmern und beispielsweise den Lieferanten Beine machen.“

Ja, das konnte ich mir lebhaft vorstellen.

Caroline konnte der Teufel sein, wenn sie wollte und das war keine Untertreibung.
 

Wir verabschiedeten uns von ihr und schlugen den Weg zu der Villa, die Klaus mit so viel Aufwand hatte herrichten lassen, ein.

Dann sollte sie meiner Meinung auch genutzt werden und Elena und ich taten das regelmäßig mit dem Pool.

Doch noch schöner wäre es natürlich, wenn sie bei uns wohnen würde mit Gideon, Jeremy und von mir aus auch Damon.

Wir hatten genug Zimmer, das Problem bestand nicht und zur Not könnte sie sich bei Niklaus oder Elijah einquartieren, die sicher nichts dagegen hätten.

So aber lebte sie bei sich, in dem kleinen Haus und Kol schlief regelmäßig bei ihr.

Eigentlich immer, soweit ich das einschätzen konnte und das obwohl er dort nicht einmal sein eigenes Zimmer hatte.

Nur ein wenig mehr Zeit, nur ein wenig mehr Geduld, dann würde sich das hoffentlich zum besseren wandeln und wir wären alle zusammen.

Eine wirkliche Familie.

Davon träumte ich bereits seit einem Jahrtausend und es war ein sehr guter Traum.

Er musste nur noch in Erfüllung gehen.
 

„Hat Damon dich gefragt?“, fragte ich nach, weil mich das schon sehr interessierte.

Es war mir klar, dass er Elena noch immer liebte, auch wenn er seinen Platz als ihren Bruder offensichtlich akzeptiert hatte.

Ich weiß nicht, aber bevor Jeremy mich gefragt hatte, hatte ich diese irrwitzige Idee gehabt, dass er mich fragen würde, mit einem seiner dämlichen Kommentare dazu.

„Nein, ich hab ihn gefragt.

Fast schon am Anfang, damit ich mir darum keine Gedanken mehr machen musste und damit ich alle Einladungen mit einer guten Begründung ablehnen konnte“, verriet sie mir und irgendwie war es jetzt tröstender, das Damon mich nicht gefragt hatte.

Nicht das ich das wirklich gewollt hatte.

Er war ein Idiot und ich wollte sicher nicht mehr Zeit als nötig mit ihm verbringen.

Doch manchmal machte er mir Komplimente und Andeutungen, dass ich irgendwie damit gerechnet hatte.

Er schien mich zu mögen.

Das sollte er wohl auch, da wir beide ein Teil von Elenas Leben waren.

„Wieso?

Wolltest du mit ihm dorthin gehen?“, fragte Elena, anscheinend nur so dahin.

Aber als ich nicht antwortete, realisierte sie das ganze erst wirklich.

„Du wolltest mit ihm dorthin gehen!“, erkannte sie und mein Herz würde vor Aufregung schlagen, wenn ich ein Mensch wäre.
 

Energisch schüttelte ich den Kopf, um meine feste Abneigung zu verdeutlichen.

„Ganz gewiss nicht!“

Elena aber ließ nicht locker.

Sie grinste siegesgewiss.

„Du hast gehofft er fragt dich und dann hättest du so getan, als würdest du dich dazu herablassen mit ihm dorthin zu gehen.

Deswegen hast du dich auch nicht wirklich um ein Date gekümmert, sondern erst bei Jeremy kurz vor dem Ball zugestimmt.“

„Nein“, redete ich dazwischen und ich glaube, obwohl ich schon lange tot war, kam Farbe in mein Gesicht.

Es ließ sich nicht abstellen und ich fühlte mich extrem hilflos.

„Aber sicher!

Du magst Damon, nur das du es nicht zugeben willst.

Von mir aus kannst du mit ihm tanzen, ich überlass ihn dir gerne!“, erwiderte sie grinsend.

Jetzt ahnte ich zum ersten Mal wie sie sich fühlte, wenn ich sie mit meinen Brüdern aufzog.

Sowas war ja grauenvoll, wenn andere immer wieder darauf rumhackten.

„Nein, danke.

Ich werde mit Jeremy tanzen.

Er hat mir versprochen so oft ich will mit ihm zu tanzen und das werde ich annehmen.“

Damon durfte dann von mir aus gerne zusehen.

Geschah ihm ganz recht, diesem aufschneiderischen Idioten.

Elena lachte aber nur, ließ gottseidank dennoch von dem Thema ab und ich beschloss im Gegenzug sie die nächsten Male nicht mehr so mit meinen Brüdern aufzuziehen.

Fehlgeschlagener Versuch

Kapitel 22: Fehlgeschlagener Versuch
 


 

„Mit der wahren Liebe ist es wie mit den Gespenstererscheinungen: alle Welt spricht von ihnen aber wenige haben sie gesehen.“ (La Rochefoucauld)
 

Carolines Sicht:

Ich schaute auf meine Liste, die ich mir erstellt hatte, damit ich auch ja nichts vergaß.

Sie lag ganz oben in dem Ordner, indem ich die ganzen Unterlagen gesammelt hatte, wie zum Beispiel die Bestellungen.

Ich hatte den Service für das Essen angerufen und mich noch einmal für die pünktliche Lieferung erkundigt, weswegen ich das jetzt auch abhaken konnte.

Als ich den Stift aufsetzte, spürte ich auf einmal diesen unerträglichen Schmerz in meinen Kopf, der mir das Gefühl gab gleich zu sterben.

Alles fiel mir zu Boden und verzweifelt hielt ich meinen Kopf fest, fragte mich was mit mir los war.

Was konnte so weh tun?
 

Ich versuchte aufzusehen und tatsächlich erblickte ich die Ursache.

Bonnie stand da, mit erhobener Hand, die Handfläche auf mich gerichtet und einen Blick so kalt und unnachgiebig, wie ich ihn bisher nur bei Klaus und Damon gesehen hatte.

Wieso sah sie mich so an?

Wieso ich?

„Bonnie!

Was… was tust du da?“, schaffte ich es knapp die Worte herauszubringen, aber das und die anhaltenden Schmerzen trieben mir Tränen in die Augen.

Ich konnte es einfach nicht begreifen.

„Ich hab es dir gesagt, Caroline.

Wir sind Feinde.

Du stehst auf der anderen Seite und du bist ein Vampir, dein Tod ist unausweichlich.

Deine Unschuld ist schon lange vergangen, als du zu einem Vampir wurdest, starbst du.

Ich mache das jetzt nur endgültig.“
 

Ich sank auf die Knie und weinte aus mehreren Gründen, die ich grad nicht alle vollkommen begreifen konnte.

Ich wollte ihr sagen, das wir doch Freunde waren, doch kein Wort schaffte es mehr meinen Lippen zu entkommen.

Der Schmerz war zu groß.

Ich wollte nur noch die Augen schließen.

Ich wollte nur noch dass es endlich aufhörte.
 

Das tat es dann wirklich und ich sank kraftlos zu Boden.

Ich wusste nicht was geschah, nur spürte ich wie langsam das Pochen in meinem Kopf aufhörte.

Dann wurde ich aufgehoben und als ich meine Augen öffnete, sah ich in die von Tyler.

Tyler?

„Tyler!“, rief ich aus, überrascht und doch sehr erfreut.

Es hätte wohl keinen besseren Zeitpunkt für sein Erscheinen geben können und ich glaub ich war noch nie so froh gewesen, sein Gesicht zu sehen.

Er blickte auf etwas und als ich seinen Blick folgte, sah ich Bonnie regungslos am Boden liegen.

Sie war nicht tot.

Ich hörte ihren Herzschlag.

Aber sie war wohl ausgeschaltet und ich war wirklich dankbar dafür.

Das war nicht mehr meine Freundin.

Ich wusste nicht was sie jetzt war, aber ich wusste, dass das zwischen uns nie wieder zu reparieren war und das ich ihr nicht mehr vergeben konnte.

„Ich hab wohl viel verpasst“, meinte Tyler und er wusste gar nicht, wie recht er damit hatte.
 

Erneut bahnten sich Tränen in meine Augen und mehr denn je klammerte ich mich an Tyler, schlang meine Arme um seinen Hals und hatte das Gefühl ihn nie wieder loslassen zu wollen.

„Sie hasst mich, Tyler.

Sie hasst uns alle.

Das war wir sind, sie verflucht uns dafür und sagt das es Seite gibt, das wir gegeneinander kämpfen müssen.“

Erst jetzt war mir klar geworden, wie ernst sie das alles gemeint hatte.

Dass sie einen Kampf wollte.

Ich sah es jetzt ein, aber es tat weh.

Es tat schrecklich weh in meinem Herzen.

Sie war meine Freundin gewesen und das sie jetzt meinen Tod wollte, war kaum fassbar für mich.

Aber ich wollte ihren Tod nicht.

Wenn wir schon nichts mehr miteinander zu tun hatten, konnten wir dann nicht einfach friedlich nebeneinander her leben?
 

Tyler trug mich fort, weg von diesem Ort und ich konnte wirklich nicht sagen, dass ich darauf bestand, allein gehen zu wollen.

Ich brauchte diese Unterstützung, diesen Halt.

Besonders jetzt.

Die Last war untragbar geworden und jetzt wo er da war, für mich da war und ich diese Last mit ihm teilen konnte, da wurde mir erst klar wie groß sie war.

„Du bist hier“, flüsterte ich und vergrub mein Gesicht an seiner Brust.

„Für dich, Caroline und ich verspreche dir, dass ich nicht mehr gehen werde.

Ich bin hier für dich“, versprach er mir.

Ob er wohl wusste, wie viel leichter er mein Herz mit diesen Worten machte?
 

Mein Retter.

Ich hatte auch jemanden.

Jemand der allein für mich da war und der mir half.

Ich hatte Tyler zurück.

„Ich bin so glücklich“, verriet ich ihm und krallte mich mit meinen Händen in sein Hemd.

„Du musst mir alles erzählen, was geschehen ist“, flüsterte ich.

Seine Abwesenheit kam mir wie eine Ewigkeit vor, dabei handelte es sich nur um ein paar Wochen und doch…

Diese erschienen mit all den Ereignissen so lang.

So unendlich lang.

„Ich denke deine Geschichte ist viel interessanter.

Aber erst einmal sollten wir einen gemütlicheren Ort aufsuchen.“
 

Tyler trug mich, wenn auch unnötig, bis zu mir nach Hause.

Er setzte mich langsam aufs Bett ab und ich zog ihn mit zu mir nach unten, um seine Lippen nach so langer Zeit wieder zu spüren.

Himmlisch.

Und meine verdrängte Sehnsucht steigerte sich ins unermessliche, überflutete mich ganz und zeigte sich in erneuten Tränen.

Tyler ließ von mir ab und sah mir verwundert in die Augen.

Zu weinen war in so einem Augenblick wohl nicht so leicht verständlich.

„Ich hab dich vermisst, Tyler.

Es tat so weh ohne dich und es war kaum zu ertragen.“

Vorsichtig strich er mir über die Wange und fuhr sanft mit seinen Finger über meine Lippen, wischte danach meine Tränen fort.

„Und ich hab dich vermisst.

Du warst der einzige Gedanke, der mir die Schmerzen der Verwandlungen erträglich gemacht haben“, offenbarte er mir.

Er küsste meine Stirn und nahm dann meine Hand, um mich hochzuziehen, sodass ich saß und mich an ihn lehnen konnte.

Seine Arme hatten was Tröstendes und Schützendes zugleich.

„Reden wir“, schlug er vor und ich konnte nur mit ganzem Herzen zustimmen.

Falsches Zimmer

Kapitel 23: Falsches Zimmer
 


 

„Die Zeit ist eine Vase. Es kommt darauf an, ob man Disteln oder Rosen hineinstellt.“ (Rudolf Rolfs)
 

Elenas Sicht:

Prüfend sah ich an mir herunter und war wirklich zufrieden.

Damit könnte ich mich sehen lassen.

„Das Kleid erscheint mir gut.

Was meinst du?“, fragte ich Rebekah und hielt das Kleid an meinen Körper, das ich mir ausgesucht hatte.

Wir waren auf den Dachboden oder eher Lagerraum und hatten ein ganz schönes Chaos angerichtet, indem wir all die Kleider aus den Kisten gesucht hatten.

„Es ist schön, aber zieh es an, dann kann ich es besser beurteilen.“

Ich sah mich um und runzelte die Stirn.

„Wo ist das Bad?

Ist ein wenig kalt hier“, meinte ich, da man hier schon angezogen gut frösteln konnte.

Rebekah deutete hinter mir auf die Treppe.

„Die Etage runter, den Gang entlang, dann links, gleich danach rechts und dann die letzte Tür rechts.“
 

Oh mein Gott.

Ob ich mir das jetzt merken konnte?

Ich runzelte die Stirn.

„Die Etage hier runter, dann weiter, links, rechts und nochmal rechts, oder?“, wiederholte ich zweifelhaft und hoffte mir das noch bis ich da war zu merken.

Rebekah nickte uninteressiert und sah sich eines der Kleider an.

Seufzend ging ich nach unten, folgte den Gang und ging dann links, dann weiter, dann rechts und die Tür rechts.

Shit.

Falsch.

Das war auf keinen Fall das Bad.

Ich wollte eigentlich gleich wieder gehen und den ganzen Weg zurück, doch der Anblick des Zimmers hielt mich gefallen.
 

Er war groß und hell.

Aber wirklich schön.

Ein gemütliches Sofa, zwei Sessel und ein kleiner Tisch dazu, eine Bar und ein wirklich großer Schreibtisch.

Außerdem ein Bigen der ins nächste Zimmer führte, indem ich ein Bett ausmachen konnte.

Aber das war es nicht was mich fesselte, sondern die ganzen Gemälde die das Zimmer schmückten, in den unterschiedlichsten Größen.

Vor allem Landschaftsbilder.

Niklaus musste über die Zeit die unterschiedlichsten Bilder von berühmten Künstlern gesammelt haben.

Das Haus war wohl bis zum letzten Detail in Perfektion gehalten.
 

Fasziniert ging ich im Raum herum, besah mir jedes Bild genau, die alle eine andere Sprache sprachen.

Jedes Bild drückte eine andere Stimmung aus, aber alle schienen in ungefähr demselben Stil gemalt wurden zu sein.

Das war also Niklaus Geschmack.

Waren alle Bilder vom selben Künstler?

Zumindest sah es ganz danach aus, aber sie waren auf jedenfall wunderschön.

Niklaus hatte einen guten Geschmack, soweit ich das beurteilen konnte.

Auf dem einen Fensterbrett fiel mir etwas auf, das kein Gemälde oder Bild war.

Es war eine getrocknete violette Blume, zwischen zwei Glasscheiben gepresst.

Ich kniff überlegend die Augen zusammen und erkannte dass es eine Distel sein musste.
 

Distel.

Eine Mariendistel.
 

Rückblick

„Jetzt hast du keine Münze mehr, um dich an mich zu erinnern“, fiel mir ein, da er mir das Armband geschenkt hatte.

Ich hatte etwas von ihm, aber er hatte nichts von mir.

Ich sah zu Boden und da fiel mir etwas ins Auge, das vielleicht ganz passend sein konnte.

Ich pflückte die Blume, achtete darauf mich dabei nicht zu verletzten und überreichte sie ihm dann lächelnd.

„Kein Vergissmeinnicht, aber… naja…“ Wahrscheinlich kannte er gar kein Vergissmeinnicht und ich hatte mich verplappert, wer weiß… das passierte mir öfters.

Niklaus aber drehte interessiert die Blume in seiner Hand.

„Eine Distel?“, fragte er nach, aber es schien nicht deswegen zu sein, weil er sie nicht mochte.
 

„Eigentlich sogar, eine Mariendistel.

Ihre Bedeutung liegt in dem Schmerz und auch die Linderung die sie verschafft, vielleicht auch Erlösung, wenn du es so sehen willst.

Weißt du, ich mag Dinge, die eine Bedeutung haben“, erzählte ich ihm, da ich mich mit solchen Dingen gerne beschäftigte.

Niklaus nickte lächelnd, als wäre ihm das bereits klar gewesen.

„Ich weiß, es ist, ehrlich gesagt ziemlich offensichtlich.“

Rückblick Ende
 

Erschrocken weiteten sich meine Augen und ich trat zurück, als sich die Erinnerung auf mich zwang, wo ich Niklaus diese Blume geschenkt hatte.

Das konnte sie nicht sein oder etwa doch?

Wieso sollte er sie aufgehoben haben?

Sie war doch nichts Besonderes.

Er konnte doch… er konnte doch nicht wirklich…

„Ich nehme an sie würde zerfallen, wenn ich sie herausnehmen würde, aber ich hab die Enden des Glases schon vor Jahrhunderten verschließen lassen und hab sie immer sehr vorsichtig transportiert.

Schließlich ist sie sehr zerbrechlich“, meinte eine Stimme hinter mir und erschreckte mich erneut.
 

Ungläubig sah ich Niklaus an.

„Du hast sie aufgehoben?“, fragte ich nach und seine Augen suchten meine.

Gänsehaut legte sich auf meinen Körper, überzog mich praktisch, obwohl Niklaus einfach nur dastand, Hände hinter dem Rücken.

„Natürlich.“

Seine Stimme klang so selbstverständlich, dass sie wirklich keinen Zweifel aufkommen ließ.

Für ihn schien das logisch zu sein, aber mir wollte es nicht einleuchten.

„Aber wieso?

Es war nur irgendeine Distel, die ich gepflückt hatte und du hast sie so lange aufgehoben?

Du dachtest ich wäre tot.“
 

Sein Gesicht veränderte sich nicht.

Zeigte weder ein Lächeln, noch sonst eine Stimmung, außer vollkommener ernster Aufrichtigkeit.

„Ich könnte niemals etwas wegschmeißen, das du mir geschenkt hast, egal wie unbedeutend es anderen oder auch dir vorkommt.

Ich mag diese Distel, auch bereits damals, als du sie mir geschenkt hast.

Eigentlich sobald du sie in den Händen gehalten hattest“, verriet er mir und auch wenn ich nur ungläubig gucken konnte, war ich ehrlich beeindruckt.

Er hatte mich geliebt.

Nicht nur damals und jetzt, wo ich da war, sondern selbst in meiner Abwesenheit.

In den tausend Jahren hatte er diese simple Sache als Erinnerung aufgehoben und sie so sehr geschätzt, obwohl ich tot war.

Ich wusste ehrlich nicht, was ich dazu sagen konnte.

Es machte mich sprachlos.

Da wo du bist

Kapitel 24: Da wo du bist
 


 

„Das authentischste an uns, ist unsere Fähigkeit zu erschaffen, zu erdulden, uns zu verändern, zu lieben und stärker zu sein als unsere Leiden.“ (Ben Okri)
 

Niklaus Sicht:

Meine Worte schienen Elena tatsächlich einmal sprachlos gemacht zu haben, obwohl sie die reine Wahrheit waren.

Sonst glaubte sie mir eher nicht.

„Diese Distel ist wie ein Schlüssel zu meinen Erinnerungen, zumindest eine sehr starke Verbindung und ich sehe sie mir immer wieder gerne an.

Wie deine Worte damals, ist sie eine schöne Erinnerung.“

Ich mochte die Zeit, in der mich keine weitere Angst beherrschte, als die Konkurrenz zu meinen Bruder und das sie ihn mir vorziehen würde.

Jetzt gab es so viel weiteres, das sie und meine Familie bedrohte.

Und die ausschlaggebendste Bedrohung kam tatsächlich von meiner eignen Mutter.
 

Zaghaft glitt ihr Blick von der Distel zu mir.

Lächelnd hielt ich ihr meine Hand hin.

„Bitte, ich möchte dir etwas zeigen“, meinte ich und bot ihr dafür meine Hand an.

Tatsächlich legte sie vorsichtig ihre Hand in meine und ich zeigte ihr eines meiner Gemälde, das ihr vielleicht auf diese Art gar nicht aufgefallen war.

Ich hielt vor dem Gemälde an und ließ ihre Hand los, um einen Schritt zurückzutreten und es sie allein ansehen zu lassen.

Es war die Blumenwiese von damals mit den Wildblumen, vor allem die Disteln stachen heraus und in all der Blumenpracht hockte sie, als sie gerade dabei war die Distel zu pflücken, ohne sich dabei zu verletzten.

„Bin ich das?“, fragte sie und ich konnte hören wie ihr der Atem entwisch.

„Ja“, antwortete ich ihr. „Ich hab dich aus meinen Erinnerungen gemalt.“

Im Verhältnis zum Bild hatte ich sie sehr klein gezeichnet und nur ein Vampir-Auge konnte wirklich alle Details erfassen.

All die kleinen Details, die sie als sie auszeichneten.

Dennoch war es eines meiner Lieblingsbilder von ihr.
 

„Du hast mich gemalt?“

So oft, das man meinen konnte, das ich von ihr besessen war.

Vielleicht war ich das auch.

„Mehrmals.

Du bist ein inspirierendes Motiv.

Ich zeichne dich gern.“

Besonders jetzt hatte es wieder extrem zugenommen.

Ich hatte meine Phasen und diese war so stark wie noch nie zuvor in den bisherigen Jahrhunderten.

„Du hast all diese Bilder gemalt?“

Ich nickte, bis ich mich erinnerte, dass sie ja noch immer auf das Bild starrte.

„Sicher.“

Ich hatte ja auch genügend Zeit dafür gehabt.

„Ich wusste nicht, dass du malst.“

Oh, stimmt.

Damals hatte ich das nicht getan, es war nicht so, dass man in dieser Zeit so viele Möglichkeiten dazu gehabt hatte, besonders in unserer Stellung.

Dafür hatte ich mich auch da schon mit schnitzen beschäftigt und anderen Arbeiten, die Kreativität zuließen, auch wenn mein Vater darin nie viel Sinn gesehen hatte.
 

Elena drehte sich wieder zu mir herum.

„Sie sind wunderschön.

Du hast sehr viel Talent.“

Ein Lob von ihr bedeutete mir wirklich viel und ich lächelte sie an, wagte es ihr absichtlich näher zu treten und wollte den letzten Abstand brechen, um sie zu küssen.

Doch so viel Glück auf einmal schien mir nicht vergönnt zu sein.

„ELENA!

WO BIST DU?“, hörte ich die Stimme meiner Schwester nach ihr rufen.

Elenas Herz schlug höher und schnell trat sie einen Schritt von mir weg.
 

Unsicher sah sie sich um und schaute dann auf das Kleidungsstück, das sie auf ihren Arm platziert hatte.

„Ähm… ich wollte eigentlich ins Bad, um das Kleid anzuprobieren, aber ich hab mich verlaufen“, gab sie zu.

Oh, mein Glück das sie sich ausgerechnet in mein Zimmer verirrt hatte.

Eine schöne Überraschung.

„Den Gang bis zum Ende zurück, dann rechts und den vorletzten Gang wieder rechts, bis zum Ende und die Tür links.

Du bist offenbar zu spät abgebogen.“

Erkenntnis durchlief ihr Gesicht und eine zarte Röte schlich sich dann auf ihr Gesicht.

„Also zweimal rechts und dann links, ja?“, fragte sie noch einmal nach und ich konnte nicht anders als zu lächeln.

„Ich wette Rebekah zeigt dir den Weg“, versicherte ich ihr, da sie vor der Tür wartete, sicher unser Gespräch neugierig belauschte und uns dennoch nicht unterbrach.
 

Zügig ging sie zur Tür, stoppte dann aber noch einmal.

Sie drehte sich zu mir und deutete etwas hilflos auf ihr Kleid.

„Wirst du auch auf dem Ball sein?“

Der Jahrzehntball mit dem sich Rebekah intensiv beschäftigte und wo sie das Thema angefochten hatte, um es durch die Zwanziger zu ersetzen.

„Ich werde immer dort sein, wo du bist“, versicherte ich ihr und Elena sah mich immer noch erstaunt an.

Irgendwann realisierte sie sich wohl wieder der Situation und nickte eilig.

„Gut“, meinte sie nur und verließ dann schnell mein Zimmer.

Schmunzelnd sah ich ihr hinterher und wanderte mit meinen Gedanken zu den bevorstehenden Ball, wo ich hoffte das sie mir einen Tanz gewehrte.
 

Ich vermisste zu jeder Zeit ihre Nähe, besonders in solchen Momenten wie diesen, wo ich sie kurz kosten durfte.

Sie verdeutlichte mir ihre Präsenz und ihre Abwesenheit.

Sie lebte, doch noch war sie nicht vollkommen in meinem Leben integriert.

Das wollte ich ändern.

Denn jetzt wo ich wusste, dass sie lebte, bestand Hoffnung und ich nutze meine Chancen, wie klein sie auch sein mochten.

Umso ferner sie waren, umso mehr spornten sie meinen Kampfgeist an.
 

Elena war mehr nah, als die Erinnerungen, entfacht durch die Bilder, die ich von ihr zeichnete.

Ich stellte mir vor, wie sie in den Kleidern der zwanziger Jahre aussehen würde und stellte fest, dass sie gut in der Zeit hätte leben können.

Wie in jeder anderen Zeit auch.

Ich stellte sie mir in all den verschiedenen Kleidern der Jahrhunderte vor und wünschte mir, sie mit ihr erlebt zu haben.

Doch das war ein verschwenderischer Wunsch.

Allerdings bestand die Chance für die Zukunft, mit ihr all die kommenden Jahrhunderte zu durchleben und sie in den verschiedenen Kleidern zu sehen.

Ich schnappte mir meinen Zeichenblock vom Schreibtisch und ein Stück Kohle, um mich damit auf mein Sofa zu setzen.

Ich begann sie zu zeichnen, wieder einmal.

Diesmal in den Kleidern, die die verschiedenen Epochen hergaben.

Elena hätte in jedem noch so lächerlichen Kleid getrumpft und sicher jeden Blick auf sich gezogen, dem war ich mir sicher.

Meinen zumindest hätte sie immer sicher.

Das Lächeln

Kapitel 25: Das Lächeln
 


 

„Liebeskummer ist die körpereigene Medizin zur Stärkung unseres Herzens, die wir mittels unserer Tränen tröpfchenweise dosieren.“ (Manfred Poisel)
 

Gideons Sicht:

Rückblick

Ich hatte mich mit Finn in einem neuen Dorf niedergelassen.

Wir hatten genug Geld, um die Leute dazu zu bezahlen uns ein Haus zu bauen und wenn konnte Finn sie auch noch manipulieren, auch wenn er das nicht gerne tat.

Ich wollte Vorräte kaufen, denn im Gegensatz zu Finn war Essen für mich wirklich notwendig.

„Ich hätte gern das Reh und die beiden Kaninchen“, meinte ich und deutete auf die von mir gewählte Ware.

Die Frau machte große Augen.

„Das ganze Reh?“, fragte sie ungläubig nach.

Ich nickte bestätigend.

„Ja, bitte.

Reicht das aus?“, fragte ich und legte ihr zwei Goldmünzen hin.

Ihre Augen weiteten sich nur noch mehr, wenn das wirklich noch möglich war.

„Aber sicher.

Das ist mehr als genug, junger Herr.

Sogar zu viel.“

„Behalten sie den Rest.“ Es war nicht so, als müsste ich damit sparsam umgehen.
 

Ich bemerkte wie noch jemand neben uns trat.

Zwar war ich kein Vampir, aber Kol und Finn hatten mir beigebracht immer wachsam zu sein und das nicht nur bei der Jagd.

„Guten Tag, Agnes.

Hast du vielleicht Interesse an unseren frisch geernteten Pflaumen?

Ich hab auch Pflaumenkuchen, wenn dir das lieber ist.“

Ich sah auf das Mädchen neben mir, das ihre Ware aus dem Korb präsentierte, doch ich hatte eigentlich nur Augen für sie.

Sie hatte wunderschöne helle blonde Haare, die aber im Gegensatz zu Rebekahs wild gelockt waren und sich wirklich unter das Kopftuch das sie trug, bändigen lassen wollten.

Ich suchte ihre Augen, die blau waren, aber ganz anders als ich sie bisher kannte.

Sie waren blau wie das Meer.

„Pflaumen hören sich wunderbar an, Kyra.

Ich tausche sie gegen ein Huhn, wenn dir das Recht ist.“
 

Kyra.

Das wunderschöne Mädchen hieß Kyra.

„Das ist sehr großzügig von dir, Agnes.

Danke.“

Die beiden tauschten ihre Waren und ich war die ganze Zeit von ihrem Anblick gefesselt.

Als sie wieder ging wollte ich ihr einfach nur hinterher.

„Ich hol das Fleisch später ab“, sagte ich etwas abwesend zu der Frau und folgte dem fremden Mädchen.

Ich beobachtete sie, wie sie die verschiedensten Waren einkaufte oder besser gesagt gegen Pflaumen oder Kuchen eintauschte.

Immer wieder verstecke ich mich hinten den Ständen, damit sie mich nicht sah.

Ich fühlte mich wie ein kleiner dummer Junge und ich war mir sicher, das Kol mich für mein Handeln ausgelacht hätte.
 

Dann verlor ich sie aus den Augen und panisch sah ich mich um.

Was wenn ich sie nie wieder sah?

Ich musste sie wiedersehen!

„Kann ich euch helfen oder stellt ihr jedem Mädchen wie mir nach?“

Erschrocken drehte ich mich um, da ich wirklich nicht damit gerechnet hatte erwischt zu werden und das sie mich so überlistete.

Sie hatte ihren Kopf schief gelegt und sah mich prüfend an.

Nach dem der erste Schock von mir abgefallen war, schaffte ich es zu lächeln.

„Ihr seid das erste, muss ich gestehen.

Dürfte ich etwas von eurem Kuchen kaufen?“, bat ich, in der Hoffnung alles zu tun, um solange wie möglich mit ihr zu sprechen.
 

Skeptisch besah sie mich mit zusammen gekniffenen Augen.

„Sie dürfen“, erlaubte sie mir dann und ohne darauf zu achten, wie viel es war, griff ich in meine Tasche und reichte ihr ein paar Münze.

Ungläubig sah sie darauf und schüttelte den Kopf.

„Das ist zu viel, mein Herr.“

Ohne darauf zu gucken meinte ich: „Das ist egal.“ Mir war es egal.

Irgendwie verlor gerade alles außer ihr Bedeutung.

Zum ersten Mal verstand ich, wie Niklaus und Elijah sich auf den ersten Blick Hals über Kopf in meine Mutter verlieben konnten.

Hatten sie sich dabei auch so bescheuert gewesen.
 

Kyra nahm ein paar Münzen aus meiner Hand und reichte mir dann ihren Korb mit den Pflaumen und das Paket in dem mit einem Stofftuch der Kuchen eingepackt war.

„Den Korb und das Tuch dürft ihr dafür behalten.“

Ich schloss meine Hand um die restlichen Münzen, sie hatte nicht alle genommen, und steckte sie wieder zurück.

Als sie weggehen wollte bekam ich Panik.

Schnell holte ich zu ihr auf und stellte mich vor sie.

„Wo kann ich euch wiedersehen?“, fragte ich aufgeregt und betete zum Himmel, dass mein Handeln für sie nicht zu forsch war.

Überrascht blinzelte sie, aber dann sah ich etwas, was mich für immer gefangen halten würde.

Sie lächelte mich an, auf diese wundervolle einzigartige Weise, die sich praktisch in meinem Kopf brannte und mein Herz erwärmte.

„Auf dem Dorffest.“

Dorffest.

Wunderbar, ich konnte es kaum erwarten.

„Würdet ihr es mir gestatten dort mit euch zu tanzen?“
 

Weiterhin lächelte sie mich an und sah mir in die Augen.

„Ja, sehr gerne“, antwortete sie mir schlicht und doch konnte ich nicht glücklicher über diese positive Antwort sein.

Ich verbeugte mich vor ihr.

„Mein Name ist Gideon“, stellte ich mich vor.

Sie reichte mir ihre Hand, die ich in meine nahm und sanft küsste.

„Kyra“, meinte sie.

Zwar wusste ich das schon, doch es war gut es noch einmal zu hören.

Ich wiederholte ihren Namen immer wieder in meinen Kopf, obwohl ich nicht glaubte, dass ich ihn jemals vergessen könnte.

„Es war mir eine Freude euch kennenzulernen, Miss.“

„Ebenso“, bestätigte sie mir und ich sah ihr solange ich konnte nach.

Sie drehte sich noch einmal zu mir um und schenkte mir ein weiteres Lächeln und langsam wurde mir klar wie verloren ich war.

Aber wie konnte das was schlechtes sein, bei diesem Lächeln?

Rückblick Ende
 

Das war jetzt schon Ewigkeiten her und solange sie lebte, war es tatsächlich nie etwas Schlechtes gewesen.

Erst als ich sie verloren hatte, da brachte es mich fast um den Verstand.

Aber noch heute war dieses Lächeln ein guter Wegweiser und immer wenn ich mich darauf besann hatte ich das Gefühl alles überwinden zu können.

Ich wischte eine Träne, die sich verräterisch in meine Augen geschlichen hatte, aus meinem Gesicht und klingelte.
 

Es dauerte nicht lange bis Bonnie die Tür öffnete.

Ihre Haare waren in Wellen gehalten, sie trug goldene Tropfenohrringe und eine lange Halskette.

Ihr Kleid war dunkelrot, ärmellos mit quadratischem Ausschnitt, das Oberteil busenartig bis zur Hüfte, vom Sattel bis zur Hüfte mit Spitze bedeckt und gleichartige Spitzenzipfel über dem Rock.

Dazu trug sie Schuhe mit T-Riemchen und einen großen Federfächer.

Sie sah tatsächlich wie eine Frau aus den zwanziger Jahren aus.

Es stand ihr gut, besonders als sie dazu lächelte.

Trotzdem konnte dieses Lächeln niemals an Kyras heranreichen, aber das konnte keines, also war das kein fairer Vergleich.

Ich bot ihr meinen Arm an.

„Ihr seht wundervoll aus, Miss Bennett.

Darf ich um euer Geleit bitten?“, fragte ich altmodisch und fröhlich harkte sie sich bei mir unter.

Ich verdrängte die Gedanken an Kyra und konzentrierte mich auf den Abend.

Trostpflaster

Kapitel 26: Trostpflaster

 

 

 

„Gleich sind an Form und Gestalt Freude und Leiden: Die Rose – nenn sie geöffnetes Herz, nenn sie gebrochenes Herz.“ (Chawaja Mîr Dard)

 

 

Damons Sicht:

„Es ist einfach großartig Caroline wieder so glücklich zu sehen, sie hat es wirklich verdient“, befand Elena mit einem Blick auf ihre Freundin, die mit Tyler tanzte.

Langsam bewegte ich mich mit Elena über die Tanzfläche.

Caroline strahlte als wäre das ihre Hochzeit und nicht ein einfacher Ball, aber es war schon gut sie wieder so glücklich zu sehen.

Sie war das Mädchen, das ich zu einem Vampir gemacht hatte und seit langem sah sie wieder so glücklich aus, wie sie es verdiente.

„Ich finde es toll, dass dich das glücklich macht.

Das macht dich noch viel strahlender und schöner“, sagte ich ihr und gab einen Blick auf ihr Outfit, das sicher nicht nur so aussah als wäre es aus den Zwanziger, sondern sicher auch war.

Sie trug ein dunkelblaues Seidenkleid mit tiefen, runden Ausschnitt, ausgestellte, ellenbogenlange Ärmel und losen Seitenbahnen, wofür ich wirklich dankbar war.

Allerdings verdeckte das Brusttuch mit Spitze das Beste.

Vor allem gefielen mir die Seidenstrümpfe und die Lederschuhe mit hohen Absätzen und Zierschnallen.

Es machte sie größer und betonte vorteilhaft ihre Beine.

 

Ein Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht.

„Das findest du immer.“

Natürlich hatte sie recht.

Sie war auch immer die Schönste von allen, zumindest für mich.

„Weil es immer wahr ist“, meinte ich vollkommen ehrlich und legte meine Hand auf ihre Wange.

Zärtlich strich ich eine ihrer gelockten Haarsträhnen aus dem Gesicht.

Ihre Haare waren gelockt und zum Teil hochgesteckt, dennoch dachte ich in keinem Moment deswegen an Katherine.

Elena war Elena und sie war viel präsenter und bedeutungsvoller in meinem Leben.

Ohrringe und eine Halskette aus Glasperlen schmückten sie und waren weiß, verkörperten Unschuld, die allein ihr stand.

Katherine hätte dafür keine Berechtigung.

 

Sie legte ihren Kopf gegen meine Schulter und ich ließ meinen Blick im Saal schweifen.

All diese Kinder, die ahnungslos gegenüber dem wahren Leben waren.

Neben Caroline gab es noch eine andere wunderschöne Blondine, die sehr gut mit ihrer Schönheit an Elena heranreichen konnte.

Rebekah sah elegant und gleichzeitig sexy mit ihrem weiß/silbernen aufwendig gestalteten Kleid aus und ich mochte wie ihre Haare hochgesteckt waren.

Sie war mit Jeremy hier und es schien als hätten die beiden eine Menge Spaß und als würden sie sich sehr gern haben.

 

„Ich weiß nicht was sie an deinem Bruder findet.“ Das wusste ich ehrlich nicht, denn für mich war er nicht mehr als ein einfacher Junge.

„Ich meine, Jeremy ist in Ordnung, aber er ist ein Kind.“

Ich konnte nicht glauben dass sie sich ausgerechnet ihn als Begleitung ausgesucht hatte, wo sie doch mit jeden anderen hätte gehen können.

„Deine Schuld, du hättest sie ja fragen können.“

Ja, hätte ich.

Vielleicht.

Aber dann würde sie auf die absurde Idee kommen, dass sie mir etwas bedeutete, vielleicht sogar mehr als Elena.

Was natürlich Unsinn war.

Niemand konnte jemals an Elena heranreichen, nicht einmal Rebekah.

„Du hast mich gefragt“, argumentierte ich dagegen.

Das war alles was zählte.

 

Elena schüttelte leicht den Kopf an meiner Schulter.

„Ich hab dich erst vor zwei Tagen gefragt, du hattest genug Zeit eine andere Begleitung zu finden.

Aber keine Sorge, ich hab ihr gesagt, das ich dich gleich am Anfang gefragt habe, sodass sie nicht denkt, du hättest mich absichtlich ihr vorgezogen, was du nicht hast, da du mich ebenfalls nicht gefragt hast.“

Ich ignorierte ihre Sticheleien und konzentrierte mich auf etwas ganz anderes in ihrem Satz.

„Du hast deine beste Freundin angelogen?“, fragte ich nach, weil ich das wirklich nicht von ihr gedacht hatte.

Obwohl es natürlich keine sehr tragische Lüge war.

Elena hob ihren Kopf und sah mich überlegen lächelnd an.

„Jetzt musst du dich damit abfinden, nur die zweite Wahl zu bekommen.

Aber wir alle haben nur das Trostpflaster abbekommen.“

 

Fest drückte ich ihre Hand und sah ihr ernst in die Augen, weil das was sie redete, gerade wirklich großer Unsinn war.

„Du könntest niemals ein Trostpflaster sein, Elena oder meine zweite Wahl.

Du musst wissen, dass ich dich immer, egal was kommt, li-“

„Darf ich an diesem Punkt unterbrechen?

Ich würde gerne mit Elena tanzen, wenn du erlaubst“, meinte Klaus, der auf einmal neben uns stand, aber so kalt wie sein Blick war und seine Stimme, wusste ich, dass das keine Frage war.

Zögernd ließ Elenas Hand los und trat von ihr weg.

Sobald Klaus Blick Elenas Gesicht streifte, legten sich alle wütenden Züge und nichts als Wärme und Liebe blieb für sie übrig.

Unglaublich, was für ein Unterschied.

 

Ich ging von der Tanzfläche, bekam aber dennoch ihren nächsten Wortwechsel mit.

„Wie kann es sein, das ich euch beide immer in solch komprimierende Situationen wiederfinde?

Habt ihr dafür eine Ader oder ist das bei euch Standard?“, fragte Klaus nach, aber ich konnte das Lächeln heraushören, das er ihr schenkte, um seine Worte abzuschwächen.

„Ich weiß nicht was du meinst, diesmal ist doch nichts gewesen, wir haben nur getanzt und wenn dann ist es doch wohl deine Schuld, wenn du ausgerechnet immer in solchen Momenten auftauchst, als stelltest du deinen Wecker danach“, gab sie zurück.

Naja, diesmal hatte er nicht unbedingt einen Moment erwischt an dem wir herum gescherzt hatten, sondern wo ich ihr meine Liebe gestehen wollte.

Im Gegensatz zu Elena hatte er das wohl auch spitz bekommen.

Das hatte er ganz sicher vereiteln wollen.

Hatte er auch und ich konnte nicht sagen das ich anders gehandelt hätte.

Elena aber sah glücklich in seinen Armen aus, so sehr, wie ich es mir für sie wünschte und wie es den Schmerz über ihren Verlust linderte.

Das war es, was ich mir immer für sie gewünscht hatte.

Glücklich zu sein.

Wie konnte ich ihr das jetzt verdenken?

 

Ich hatte vor mir das stärkste an Alkohol zu besorgen, was sie hier hatten, Bier.

Doch etwas hielt mich davon ab.

Ein Blick den ich auf mir spürte, der aber nicht unangenehm war, dennoch veranlasste er mich nach ihm umzudrehen.

Rebekah.

Sie stand dort allein und sah mich an.

Nicht wie sonst, sondern fast zögernd und vorsichtig.

Ich mochte diesen Blick von ihr, denn er war mir bisher vollkommen fremd gewesen.

Aber etwas Seltenes von ihr zu sehen, war wie die Offenbarung eines Geheimnisses und in diesem sanften Licht mit diesem unglaublichen Blick, schien sie etwas in sich zu bergen, nachdem ich schon so lange suchte.

Ein Funken

Kapitel 27: Ein Funken

 

 

 

„Auf dem Wege zur wahren Liebe erleben wir viele "Verliebtheiten" und glauben, diese seien schon die wahre Liebe. Der Liebeskummer der Trennung zeigt uns, dass sie es nicht war. Wenn Du erst Deinen richtigen Partner gefunden hast, wirst Du sehen, dass alles andere im Vergleich zu ihm nur Spielerei war.“ (Werner Braun)

 

 

Rebekahs Sicht:

Es war wunderbar mit Jeremy hier zu sein, einfach nur so.

Dadurch war es ungezwungen und fröhlich, nicht ein wenig peinlich und ich konnte es ganz einfach genießen.

Wie versprochen tanzte er mit mir und war wirklich süß zu mir.

Es erinnerte mich daran, wie es war einen jüngeren Bruder zu haben.

Sie konnten anstrengend und nervig sein, aber manchmal auch einfach so charmant, wie man es sich von seinem Freund wünschte.

Es war toll dieses Gefühl wieder zu haben.

 

Jeremy reichte mir einen Drink und ich sah mich um.

Es war klar, das an diesem Abend niemand glücklicher sein konnte als Caroline.

Bei ihrem Lächeln hatte man das Gefühl, das man sich auf ihrer Hochzeit befand und nichts schien ihr Glück trüben zu können.

Das lag keinesfalls an der durchaus gelungenen Party, sondern vielmehr an Tyler, der ebenfalls so verliebt aussah, dass es schon fast weh tat hinzusehen.

Sie sahen sich sehnsuchtsvoll in die Augen und es war klar, dass beide keine weitere Trennung anstrebten.

Offensichtlich hatten sie sich gleichviel vermisst.

Elena tanzte mit Damon und an den wechselten Gesichtsausdrücken erkannte ich das sie über ernste und witzige Themen redeten.

Ich wusste nicht, was ich von ihrer Beziehung halten sollte.

Sie war ernst, intim, fest und intensiv.

Es war als konnte sie damit gut auf jeder Schiene fahren.

Aber sie hatte sich für brüderliche Gefühle entschieden, obwohl ich sicher war, das da noch viel mehr war, auch wenn es keine Rolle spielte.

 

Dann sah ich ein Paar, das wirklich in keinster Weise zusammen passte.

Vielleicht war ich dabei voreingenommen, auch weil ich die Hintergründe dazu kannte, aber ich konnte mich nicht dazu überwinden, das in irgendeiner Weise zu billigen.

Es war wirklich gut, dass das nur einen Zweck hatte und zwar sie zu überwachen, um unsere Sicherheit zu gewehrleisten.

Gideon und Bonnie.

Allein vom optischen her, war sie nicht im Entferntesten sein Typ.

Außerdem hatten Gideons Begleitungen Klasse, sie waren natürliche Schönheiten, die mit ein wenig Nachhilfe alle überragen konnten.

Bonnie war geradezu gewöhnlich und plump, hergemacht brach es ihrem Äußeren eher etwas ab.

Make-up und Kleider standen ihr nicht.

Natürlich war ich bei ihr absichtlich sehr kritisch und sah so viel mehr das mich an ihr störte.

 

Am schlimmsten war es aber, das sie gerade glücklich zu sein schien.

Nur bis dahin allerdings, bis sie mich sah und Jeremy an meiner Seite.

Ich machte meinen Begleiter auf sie aufmerksam. „Deine Ex-Freundin hat uns gesichtet. Ich bewundere Gideon wirklich immer wie viel Geduld er hat, das er es sogar schafft, dieses Mädchen länger als ein paar Minuten auszuhalten.“

Jeremy lächelte über meine Bemerkung hinweg.

„Deine Feind will man wirklich nicht sein, oder?

So schlimm war Bonnie nicht immer.

Gut, sie war früher immer ein wenig oberflächlich, aber mit der Entdeckung ihrer Hexenkräfte hat sich das…“

„… zu einer ungesunden Selbstgefälligkeit und Verurteilung gegenüber jeden der nicht ihren Vorstellungen entspricht, entwickelt?“, vollendete ich Jeremys begonnene Verteidigung.

Er wiegte den Kopf ein wenig, nickte dann aber.

„Schon… irgendwie…

Aber sie war mal Caroline und Elenas Freundin.

Sie waren alle mal so, das ist es halt was Teenager tun.“

 

Sie waren immer noch Teenager, zumindest vom Äußeren.

Aber das Leben hatte ihnen so hart mitgespielt, das man sie aufgrund ihrer Erfahrungen wirklich nicht mehr als Kinder bezeichnen konnte.

„Aber Caroline und Elena haben sich zu etwas besseren weiterentwickelt.

Caroline ist ehrgeizig und durchsetzungsstark geworden und Elena, mitfühlend und selbstbewusst.“

Manche entwickelten sich halt positiv und andere negativ.

 

Bonnies Blick streifte meinen und ich lächelte selbstgefällig, während ich mich provozierend bei Jeremy unterharkte.

Sie durfte gerne denken, dass ich etwas mit ihren Ex-Freund hatte.

Sie wusste gar nicht wie sehr sie bereits verloren hatte.

„Du wolltest doch alles tun, was ich mir wünsche, oder?“, fragte ich noch einmal sicherheitshalber an meinen Begleiter.

Allerdings nickte er eher skeptisch.

„Gut, dann will ich jetzt Bonnie genau unter die Nase reiben, das ich mit dir hier bin.“

Jeremy stöhnte deswegen und murmelte etwas, das sich ganz stark nach „Mädchen“ anhörte.

Dennoch tat er mir den Gefallen und begleitete mich zu ihr.

 

Mit einem Lächeln trat ich ihr gegenüber.

„Bist du wieder hier, um einen deiner Freunde den Abend zu versauen?“, fragte ich charmant. „Das letzte Mal war es Caroline, davor Elena.

Wer ist diesmal dran?

Matt, Tyler vielleicht?

Obwohl, ich vergaß, keiner von denen ist jetzt mehr dein Freund, weil du sie alle vergrault hast.“

Oh, es gab mir so ein befriedigendes Gefühl sie zu hänseln.

Das tat gut.

Wer sagte Gemeinheiten können keine wirkliche Freude sein, der hatte noch nie ein so wohl verdientes Opfer gekannt.

 

Sie ignorierte mich, wandte sich stattdessen an Jeremy.

Oh nein!

„Bist du so tief gesunken, dass du wirklich ihr, Aufmerksamkeit schenkst?

Selbst Vicki war eine geschmackvollere Wahl als sie.“

Ich wollte mich auf sie stürzen, um ihr ihren hässlichen Kopf von den Schultern zu reißen, doch Jeremy hielt mich zurück.

Er streichelte mir über den Arm und beruhigte mich so, ein Blick von Gideon tat sein übriges zu meiner abhanden kommenden wollenden Vernunft.

„Bonnie, du kannst einen wirklich leidtun.

In wenigen Wochen hast du deine gesamten Freunde verloren und jetzt versuchst du Zwietracht zu sehen, weil du das Glück anderer weder ertragen noch verstehen kannst.

Es ist deine Schuld, wie allein du jetzt dastehst.

Ich kann dir versichern, dass kein Wort von dir irgendwen dazu bringen wird, unsere Banden loszulassen.

Und ja, ich mag Rebekah.

Sie ist stark, klug, witzig, helfend und unbestreitbar schön.

Rebekah hat jegliche Aufmerksamkeit verdient und es ist mir eine Ehre mit ihr hier zu sein.“

 

Gerade konnte ich wirklich nicht selbstgefällig gucken, obwohl ich wirklich jeden Grund dazu hatte.

Bonnies Gesichtsausdruck bewies, dass ich diese Runde mehr als gewonnen hatte, vor allem durch Jeremy.

Allerdings waren es seine Worte die mein Selbstwertbewusstsein mehr als nur streichelten.

Er empfand so stark für mich, er hatte so eine hohe Meinung für mich und nicht nur das, er sprach sie sogar aus, gab sie zu.

„Lass uns tanzen, Bonnie“, schlug ihr Gideon charmant lächelnd vor und dieses Lächeln würde jedem sagen, der es nicht besser wusste, dass er nichts auf unsere Aussagen gab, sondern allein ihren Worten vertraute.

Diese seriöse Haltung und eloquente Aussprache hatte er eindeutig von Elijah.

 

„Oh Matt“, meinte Jeremy und ich folgte seinem Blick.

Tatsächlich, da stand Matt, der wirkliche ahnungslose Menschenjunge, der verwirrt zwischen all den Menschen hin und her sah.

Vor allem gerade zwischen Bonnie, Gideon, Jeremy und mir.

„Entschuldige mich für einen Moment, ich versuch es ihm ein wenig zu erklären, bevor er einen Schock erleidet.“

Jeremy verbeugte sich leicht vor mir und gab mir einen Kuss auf die Hand, bevor er verschwand.

Lächelnd sah ich ihn hinterher.

Wie Gideon hatte er den Verlust seiner Liebe wirklich nicht verdient.

Er war toll.

Mehr als das.

Ich fand ihn großartig.

 

Wie von selbst suchte ich den Raum nach Damon ab.

Er stand allein, nicht mehr mit Elena zusammen.

Ich folgte seinem Blick und entdecke, dass Elena mit meinen Bruder Niklaus zusammen tanzte.

Anscheinend diesmal ganz freiwillig, davon war ich überzeugt.

Sie sahen glücklich aus, ganz auf sich konzentriert.

Dann sah ich wieder zu Damon zurück, sanft besah ich mir seine ganze Gestalt und ich wusste schon lange, dass mir gefiel, was ich sah.

Damons Blick schweifte davon ab und führte zu mir.

Wir sahen uns in die Augen und die Menschenmenge zwischen uns schien zu verschwinden.

Er durchquerte den Raum, bis er bei mir war und hielt seine Hand in meine Richtung.

„Darf ich um den Tanz bitten, einsame Schönheit?“, fragte er charmant und ich sah von seiner Hand in seine Augen.

Dann ergriff ich lächelnd seine Hand und hatte das Gefühl damit nach mehr zu greifen, als seine Hand und den folgenden Tanz.

Keine Eifersucht

Kapitel 28: Keine Eifersucht

 

 

 

„Ich liebe den Tanz, denn er befreit den Menschen von der Schwere aller Dinge.“ (Autor unbekannt)

 

 

Elenas Sicht:

Ich drehte mich unter Niklaus Arm, etwas zu schnell, was er sicher beachtet hatte, sodass ich gegen seine Brust prallte und ihn näher als nötig für diesen Tanz war.

Zögernd sah ich zu ihm hoch, während er mich nur angrinste.

„Du hättest hervorragend in die Zwanziger gepasst.

Diese Zeit hätte dir gefallen.

Alles war…“ „Stopp!“, forderte ich ihn auf und fragend legte er den Kopf schief.

Langsam bewegte ich mich ihn weiter über die Tanzfläche, sanft und langsam, genau angemessen für diesen Tanz.

„Kein lahmes Kompliment, bitte, das du wahrscheinlich jeder Frau gegeben hast mit der du in den letzten Jahrhunderten zu tun hattest und wo du es nie so meintest.“

Er legte mit ernstem Blick den Kopf schief und ich schluckte.

„Ich trag das Armband, du hast mir versprochen mir dafür nur die Wahrheit zu sagen, dass ich Zugang zu deinen Gedanken hätte.“

Das Versprechen bedeutete einiges für mich.

Es war etwas Besonderes gewesen.

 

Er lächelte mich sanft an und nahm mein Handgelenk, an dem das Armband von ihm befestigt war.

Langsam führte er es zu seinen Mund und dann die Münze an dem Armband.

„So ist es“, stimmte er mir zu.

Er zog mich zu sich, sodass kein Blatt mehr zwischen uns passte und sah mir tief in die Augen.

Mein Herz schlug so schnell, das es vielleicht schon ungesund war.

Wir blieben einfach auf der Tanzfläche stehen.

„Ich weiß nicht ob du in die Zwanziger hinein gepasst hättest, aber ich hab dich in ihnen vermisst, sowie in jedem anderen Jahrzehnt.

Ich hab dich im ganzen Jahrtausend vermisst, in jedem dieser Jahrhunderten, in jedem Jahrzehnt, Jahr, Monat, Woche, Tag, Stunde, Minute und Sekunde.

Alles wäre so viel besser und schöner gewesen, wenn du dabei gewesen wärst.“

 

Atemlos sah ich ihn an.

„Ich hab dich auch vermisst.

Es erschien mir wie eine Ewigkeit, als du nicht wusstest wer ich war und du mich so behandelt hast“, gab ich zu.

Er atmete tief und ich wusste dass Wut in ihm war.

Allerdings schloss er nur die Augen und lehnte seine Stirn gegen meine.

„Du warst ihr so ähnlich und ich wollte es nicht sehen.

Ich wollte keine andere als dich lieben, wodurch ich mich vor der Wahrheit verschlossen habe“, gestand er mir.

Ich griff bewusst nach seiner Hand, verschlang unsere Finger ineinander, wodurch wir uns in die Augen sahen.

 

Ein neues Lied setzte an, viel langsamer als das zuvor und vorsichtig bewegten wir uns wieder zur Musik.

Wir waren uns ganz nah und spürten keine Last.

Ich konnte ehrlich sagen, dass ich mich gerade sicher fühlte und dass ich es liebte mit ihm zu tanzen.

Es war einfach befreiend.

Nicht weit entfernt von uns erkannte ich Damon mit Rebekah, die anscheinend doch ihr gewünschtes Ergebnis heut Abend bekommen hatten.

Natürlich hätten sie das nie zugegeben, dennoch hatten sie jetzt ihren Frieden.

Es war auch gut, dass sie nicht weiter in ihrer Eifersucht aufgingen, besonders Damon erinnerte mich dabei immer an…

Da fiel mir etwas Wichtiges auf, weswegen ich an Niklaus die Stirn runzelte.

 

„Wo ist Elijah?“

 

Das war noch nicht geklärt, denn da gab es etwas, das nicht nur mir, sondern auch den anderen aufgefallen war.

„Er wälzt zusammen mit Finn Bücher.

Weißt du, wegen allgemeiner Dinge, die du nicht wissen sollst und von dem dir keiner etwas sagen wird, weswegen es nichts bringt sich deshalb aufzuregen.“

Wie nett, ein weiteres Mal wurde ich ausgeschlossen.

War ja nicht so, dass es sich dabei um mein Leben handelte.

Da konnte ich doch genauso gut ignoriert werden.

 

Aber ich wollte deswegen jetzt keinen Streit anfangen.

Es war besser nett zu sein, damit ich meine gewünschte Information bekam.

„Wieso bist du nicht eifersüchtig?“, fragte ich das, was mir schon lange aufgefallen war und auch Caroline hatte zu mir angedeutet, dass das eigenartig war. „Ich meine früher wurdest du es so leicht, besonders bei Elijah und heute scheint dich das gar nicht zu interessieren.

Im Gegenteil, du förderst es sogar noch, unterstützt die Entwicklung unserer Beziehung genauso wie unsere!“

Wenn das nicht eigenartig war, dann wusste ich auch nicht.

Mit festem Blick forderte ich Niklaus zu einer Antwort heraus und runzelte über die mir aufgefallene Eigenart die Stirn.

 

Niklaus Gesicht wurde ernst, all der Heiterkeit von eben beraubt.

„Ich bin eifersüchtig!“ Seine Aussage unterstützte er mit einem nicken.

Ich kniff nur die Augen zusammen, weil ich es wirklich nicht glauben konnte, schließlich gab es nicht das geringste Anzeichen dafür.

„Andauernd auf Damon.

Ich hasse es wie nahe er dir ist und du ihn kaum deswegen zu Recht weist.

Meist machst du mit ihn daraus noch deine Scherze, die mich dazu verleiten, ihm den Kopf abreißen zu wollen.“

Schockiert sah ich zu Nik auf, in seine Augen, die keinen Zweifel an seinen Worten ließen.

Dass er so darüber empfand war mir nicht klar gewesen.

Ich hatte gedacht es wäre seine übliche Wut.

 

Dennoch kam ich nicht umhin zu bemerken, dass er meiner eigentlichen Frage ausgewichen war.

Das war nicht genau das, was ich hatte wissen wollen.

„Ja, gut.

Aber wieso bist du nicht auf Elijah eifersüchtig?“, fragte ich noch einmal und zeigte ihm hoffentlich damit, dass ich die Frage nicht so leicht vergessen würde.

 

Erst schien es mir, das Nik unglücklich wegen meiner Hartnäckigkeit war, dann aber grinste er mich provozierend an.

„Ich verrat es dir, wenn…“

Ich zog eine Augenbraue hoch, weil ich wusste, dass er dafür keine Einfachheit haben wollte.

Irgendetwas, von dem wusste, dass er es nicht so einfach von mir bekommen würde.

„…wenn du mich dafür küsst.“

Ich lächelte zurück, biss mir dabei auf die Unterlippe.

Nicht schlecht von ihm die Forderung.

 

Aber das war nicht schlimmer, als manche Aufgaben von Caroline beim Flaschendrehen und hier gewann eindeutig ich.

Ich stellte mich auf Zehenspitzen, um ihn auch zu erreichen.

Ich wollte meine Augen schließen, doch als ich vor seinen Lippen ankam, begegnete ich Niklaus geschocktem Gesicht.

Kurz darauf war ausgerechnet er es, der sich zurück zog.

Er legte seine Stirn beim Tanz gegen meine und schloss die Augen.

Ich merkte, dass er schluckte und versuchte sich aus irgendeinem Grund zu beruhigen, der mir mehr als Schleierhaft war.  

„Tut mir leid, ‘Lena.

Wirklich zu gern, aber das kann ich dir noch nicht verraten.

Das ist nicht der richtige Zeitpunkt.“

 

Nicht der richtige Zeitpunkt?

Was meinte er damit?

Der richtige Zeitpunkt wofür genau?

Sprachen wir immer noch über die einfache Frage, die ich ihm gestellt hatte?

Oder ging es etwa, um etwas Wichtigeres?

Verreisen

Kapitel 29: Verreisen

 

 

 

„Ein halbleeres Glas Wein ist zwar zugleich ein halbvolles, aber eine halbe Lüge mitnichten eine halbe Wahrheit.“ (Jean Cocteau)

 

 

Kols Sicht:

Gut, das war merkwürdig.

Ich kam um Elena zu besuchen, naja einfach um hier rumzuhängen, anstatt bei meinen richtigen Geschwistern und dann sowas.

Jeremy schien so gut wie weg zu sein.

Zumindest erwischte ich ihn dabei, wie er eine Reisetasche packte.

„Du ziehst weg?“, fragte ich schockiert, denn ich fragte mich, wie das so plötzlich passieren konnte und welchen Grund es dafür gab.

Sogleich verdrehte Jeremy die Augen über meine Aussage, als hätte ich etwas total Bescheuertes gesagt, was ich aber sicher nicht getan hatte.

„Wie kommst du auf diesen absurden Gedanken?“

„Die Tasche!“, erwähnte ich das offensichtliche und deutete wortbegleitend darauf.

Und noch einmal ein Augenverdrehen seitens Jeremy.

Danke.

Was hatte ich verpasst?

 

Ungeachtet, das ich da war, warf er weitere Dinge in die Tasche.

Ja, richtig.

Warf.

Ordentliches packen schien in diesem Jahrhundert nicht mehr in Mode zu sein, das musste ich mir unbedingt merken.

„Ich fahr weg, zur Comicbörse in New York“, erzählte er mir und ich wusste an seinem Herzschlag, dass es eine Lüge war.

Sofort suchte ich nach einem Anzeichen wohin er wirklich fahren wollte.

Ich fand eines.

„Also auf dieser Comicbörse willst du dann eine Badehose tragen?“, fragte ich nach und hielt das Ding hoch.

Ein wenig an Zeit hatte ich schon aufgeholt, sodass ich wusste das Badehose und Comics nicht unbedingt eine übereinstimmende Komponente hatten.

 

Jeremy entriss mir die Badehose und schmiss sie in seine Tasche.

Ernst sah er mich an.

„Gut, ich gebe für meine Schwester vor zu dieser Comicbörse zu fahren, wie ich es eigentlich jedes Jahr mache, aber ich fahr nach Tijuana zum feiern, wie alle anderen Schüler aus meinem Jahrgang und viele andere“, berichtete er mir.

Erkennend sah schnippte ich mit den Fingern.

„Du willst dich besaufen, ohne das Elena was davon mitbekommt“, fiel mir auf und ich dachte an die vielen Male, wo sie ihm den Alkohol entrissen hatte und ihn stattdessen Damon gegeben hatte oder selbst getrunken hatte.

Jeremy war minderjährig und irgendwie war setzte sie sich zumindest bei sowas durch.

„Schlau erkannt.

Das ist der perfekte Plan, den kann man nicht ablehnen!“

 

Ich dachte darüber nach, wie sehr ich es mir mit Elena verscherzen würde und schüttelte entschieden den Kopf.

„Ich lehne diesen Plan ab!“

Jeremy runzelte die Stirn und begann dann damit zu versuchen seine Tasche zuzumachen, was bei dem Chaos kein leichtes Unterfangen war.

„Ist ja nicht so dass du mitkommen wirst.

Du musst nur nicht verraten wohin ich wirklich fahre, was du ja eigentlich nicht weist.“

Verwirrt runzelte ich die Stirn, denn das ergab nicht wirklich einen Sinn.

„Ich weiß es aber!“, widersprach ich.

„Du solltest es aber nicht wissen, außerdem wird sie dich deswegen nicht fragen und du musst es ihr auch nicht einfach so heiter als Anfang eines Gesprächsthemas erzählen.“

Das ergab dann wieder mehr Sinn.

Zumindest leuchtete es mir ein.

Ich ging zu Jeremys Tasche und machte sie zu, da er das anscheinend nicht hinbekam.

„Gut, von mir aus.

Aber wenn sie mich fragt, dann sag ich es ihr dennoch.“

Jer runzelte die Stirn und sah mir in die Augen.

„Versuchst du damit, bei meiner Schwester zu punkten?“

„Ja“, antwortete ich ehrlich und ohne umschweifen.

 

Noch einmal ein Augenverdrehen und Jeremy schulterte seine Tasche.

„Sie mag dich schon am liebsten, keine Möglichkeit das weiter hoch zu schieben.“

Jeremy klang genervt deswegen, als hasste er das, doch ich konnte deswegen nur grinsen, denn mir gefiel das wirklich.

„Hey Jer, tut mir leid aber Tyler kann nicht mitfahren, da er seine Zeit mit Caroline verbringen möchte.

Allerdings bist du eigentlich alt genug und ich könnte dich allein nach New York fahren lassen“, überlegte Elena, während sie in den Raum trat.

Als sie mich sah, stoppte sie.

„Kol“, meinte sie überrascht.

„Obwohl… Kol, würdest du mir einen Gefallen tun?“, fragte sie mich freundlich und panisch rief Jeremy dazwischen. „Nein!“ Allerdings wurde er vollkommen ignoriert.

„Würdest du für mich bitte Jeremy zur Comicbörse begleiten?“

„Du hast eben gesagt, ich kann allein fahren!“, rief Jer verzweifelt.

Irgendwie war diese verstrickte Situation sehr witzig.

Ich zumindest schaffte es deswegen nur zu grinsen.

Elena ging gar nicht auf Jeremys Entrüstung ein, sondern sah ihn einfach nur ernst an. „Aber wenn ich einen Aufpasser für dich gewinnen kann, ist das doch gut.

Außerdem magst du Kol, ihr werdet sicher zusammen Spaß haben.“

 

Skeptisch sahen wir uns in die Augen, da Jer wo ganz anders hinfahren wollte, als sich Elena das vorstellte.

„Eigentlich will-“ Ich bekam von Jeremy einen Rippenstoß, der mich unterbrach. „Er kommt mit und freut sich.“

Irritiert sah Elena von ihren Bruder zu mir.

„Geht das wirklich für dich in Ordnung?“, fragte sie nach.

Ich sah ihr in die Augen und dachte darüber nach, eigentlich war es toll, dass sie mir die Aufsicht über ihren Bruder anvertraute.

„Ja, sicher.

Ich helfe gern.“

Das tat ich wirklich, nur musste ich jetzt nur noch Verantwortung zeigen und Jeremy wirklich zu dieser Comicbörse schleifen.

„Das ist toll.

Dann beeilt euch, ich hab noch viel zu tun.“

 

Verwirrt runzelte ich die Stirn und sah zu Jeremy, der genervt seufzte.

„Es geht um meinen Geburtstag.

Jedes Jahr bin ich immer mit Elena zu dieser Comicbörse gefahren, während unsere Eltern meine Geburtstagparty vorbereitet haben.

Letzte Jahr war es Jenna, dieses Jahr macht es Elena“, erzählte er mir.

Sie plante Jeremys Geburtstagsparty?

Deswegen wollte sie ihn so dringend loswerden, dass sie ihn sogar allein fahren ließ, wenn ich nicht dagewesen wäre.

Stirnrunzelnd drehte sich Elena zu uns um.

„Oh, du hast bald Geburtstag?

Das hab ich in der ganzen Aufregung vergessen.“

Sie log.

Eindeutig log sie und es war so offensichtlich, selbst für einen Menschen, denn sie gab sich nicht mal annähernd Mühe dafür.

„Sie lügt.

Deswegen will sie mich ja weg haben, um alles zu planen.“

Grinsend verschwand Elena und bestätigte damit das Ganze.

 

Ich wandte mich an Jer, um die Sache mit dem Ausflug nochmal genau klarzustellen.

„Wieso fahren wir nicht zur Comicbörse?“, fragte ich, denn mir gefiel es nicht mit in diese Lüge verwickelt zu werden.

Ich meine Nik anzulügen, Elijah, Finn, Rebekah, damals meine Eltern, jeden anderen Menschen auf der Welt, gar kein Problem.

Elena?

Gar nicht gut.

„Die Comicbörse besteht im Wesentlichen aus einem Haufen erbärmlicher Mauerblümchen, die einen als Catwoman verkleideten Pornostar anglotzen.“

Hörte sich ja tatsächlich sehr erniedrigend an, aber da kam mir ein Gedanke.

„Und du bist jedes Jahr da?“, fragte ich nochmal nach, weil sowas doch erwähnt wurden war.

Mein neuer Bruder war ein Loser der versuchte aus seiner gewohnten Umgebung auszubrechen, großartig.

 

Jeremys Blick wurde leer und kalt.

Nicht schlecht.

Hatte er sich gut bei Damon und mir abgeguckt.

Er nahm seine Tasche und ging einfach aus dem Zimmer.

Unten angekommen, bemerkte ich wie Elena gerade ein Telefongespräch mit Caroline beendete und das sie ihr versichert hatte, irgendwas mitzubringen.

„Keine Sorge, Kol, so schlimm ist es dort nicht.

Selbst ich hab es einige Male überlebt.

Ich bin seit Jeremy zehn ist, jedes Jahr mit ihm dorthin gefahren.

Ist sein Highlight des Jahres.“

Autsch.

Das war sicher ein unbeabsichtigter Tiefschlag für Jeremy, aber mir gefiel das.

„Danke, Highlight wäre ein bisschen überbewertet.“

 

Elena kam auf uns zu und umarmte Jeremy, gab ihn einen Kuss auf die Wange, aber heute sah er besonders unglücklich deswegen aus.

Er wollte einfach an ihr vorbeigehen.

„Hey, Jer!“

Genervt drehte er sich wieder um.

„Autoschlüssel, zu meinem Auto.

Fahr es bloß nicht kaputt“, warnte sie ihn spielerisch und er sah gleich wieder etwas glücklicher aus.

Dann wandte sie sich an mich, umarmte mich mit ihrem kleinen Körper.

„Pass gut auf euch beide auf und viel Spaß“, wünschte sie mir und küsste mich auf die Wange.

Wieso hatte ich nur das Gefühl sie gerade zu verraten?

Geburtstagsvorbereitungen

Kapitel 30: Geburtstagsvorbereitungen

 

 

 

Geburtstag = Eine Jugendsünde ist, wenn man jung ist und es verpasst.“ (Erich Maria Remarque)

 

 

Elenas Sicht:

„Es soll also eine 1,20 m hohe Schokoladentorte sein auf der mit Vanillecreme geschrieben steht: Alles Liebe zum 17. Geburtstag Jeremy?“, fragte die alte Mrs. Embry noch einmal nach, deren Stimme an nichts weiter erinnerte, als an eine liebe Großmutter.

Natürlich sah sie auch so aus und sie war es auch.

„Ganz recht“, stimmte ich zu.

Genau so sollte es werden.

„Willst du lieber eine Verzierung aus Buttercreme oder aus Schlagsahne?“, fragte sie nach und das war wirklich eine schwierige Entscheidung.

Beides hörte sich super lecker an.

„Ginge auch beides?“

Das wäre dann die optimale Lösung für mein Problem.

„Das ist reichlich Verzierung“, meinte sie zweifelnd, obwohl man meinen könnte, das sie an meine und Jeremys Essgewohnheiten bereits gewöhnt war, so oft wie wir hier zum Bäcker kamen.

Da wäre es nur logisch.

Allerdings überraschten wir immer wieder die Menschen damit aufs Neue.

Selbst Damon.

 

„Ich weiß, aber das mögen mein Bruder und ich am liebsten.

Einmal wollten wir eine ganze Torte aus der Creme für die Verzierung machen, aber die Theorie ist an der Realität gescheitert.“

Ein wirklich sehr betrübliches Ereignis, wenn ich mich so daran erinnerte.

„Dann beides, hab’s notiert“, meinte sie freundlich. „Um wie viel Uhr willst du sie abholen?“

Ah ja, Timing war alles.

Da war eine Menge auf das ich achten musste, fiel mir auf.

Sonst hatten das immer andere gemacht, aber dieses Jahr war nur noch ich übrig, deswegen gab ich mir besonders große Mühe.

„Caroline Forbes wird sie abholen, so gegen fünf.“

Ich würde mich um etwas anderes von den zehntausend weiteren Dingen kümmern.

„Schön, dann hätten wir es also.

Tschüss.“

„Danke, Fran“, verabschiedete ich mich, schnappte mir meine Handtasche und eilte nach draußen.

 

Heute war ich mehr als zügig unterwegs, was verständlich sein musste, wenn man meine Liste anguckte.

Deswegen war es vielleicht kein Wunder, das ich hinaus stürmte und geradewegs in jemanden hinein lief.

Ich hatte es einfach zu eilig gehabt.

Hände umfassten meine Arme und ich hatte das Gefühl, das ich mich einmal im Kreis zusammen mit dem Fremden drehte, bevor wir wieder zum Stillstand kamen.

„Elena“, hörte ich eine überraschte Stimme und ich sah auf, in Elijahs wundervolle braune Augen.

Was machte er denn hier?

 

Elijah lächelte mich an, dann aber sah er stirnrunzelnd an mir vorbei.

„Wo ist Kol?“

Ah ha, Kol war also auch gekommen, um auf mich aufzupassen.

War also seine Zeit des Dienstes.

Ich hasste das.

Aber ich wusste auch nicht wirklich wie ich mich gegen all die Urvampire durchsetzen sollte.

„Hab ihn mit Jeremy weg geschickt, die beiden sind für ein paar Tage auf der Comicmesse in New York.“

Damit hatte ich genug Ruhe, um all die Vorbereitungen zu Jeremys Geburtstagsfeier zu treffen.

„Dann begleitet dich also niemand?“

Genervt verdrehte ich die Augen, wollte jetzt aber weder mit ihm streiten noch hatte ich die nötige Zeit dafür.

„Ähm… nein, offensichtlich nicht.

Tut mir leid, Elijah, aber ich habe gerade wirklich keine Zeit dafür und ich hab noch viel zu erledigen.“

 

Ich wollte weitergehen und natürlich war jetzt Elijah an meiner Seite.

„Dann begleite ich dich.“

Das Seufzen entglitt mir praktisch, ich konnte wirklich nichts dagegen tun, ich schwöre!

„Wie dir beliebt“, lenkte ich ein.

Caroline kam mir entgegen, als ich zum nächsten Geschäft wollte.

„Es gibt Schwierigkeiten!“, sagte sie mit einem dicken Buch in der Hand.

Nein, keine Schwierigkeiten.

Schwierigkeiten konnte ich gerade wirklich nicht gebrauchen.

„Was?“, fragten Elijah und ich zeitgleich, aber sicher aus anderen Gründen, denn Elijah schien eher verwirrt zu sein.

„Offenbar hatte die größte Pizza der Welt einen Durchmesser von 37,4“, meinte Caroline und zeigte die entsprechende Seite im Buch. „Was?“, fragten Elijah und ich noch einmal, wieder aus sicher unterschiedlichen Gründen. „Siehst du hier steht‘s.“

 

Das war wohl nicht zu toppen.

„Tja, so eine Riesige kriegen wir wohl nicht hin“, gab ich zu, denn das schien mir wohl doch ein wenig heikel zu handhaben.

Caroline nickte. „Da geb ich dir recht.“

„Nagut, dann wird es eben die Größte Pizza in Virginia.“

Schade, wäre cool gewesen einen Weltrekord mit Pizza aufzustellen.  

Der Traum aller Lebensmittelfanatiker.

„Letztes Jahr gab es eine in Richmond, die hatte 29 Meter“, zerstörte Caroline mir meine kurz gemachten Illusionen.

Das war ja grauenhaft.

„Peet sagt sie darf höchstens 3,60 m haben.“ Ein Eingeständnis das uns jetzt zurück warf.

 

Caroline zuckte mit den Schultern, auch sie musste wohl zugeben, dass da einfach nichts dran zu machen wäre.

„Stellt etwas anderes her, was das größte der Welt ist.“

Aber was gab es tolleres oder zumindest gleichwertigeres als Pizza?

„Und was?“, fragte ich nach, weil mir persönlich wirklich nichts einfiel.

„Keine Ahnung.

Ein Taco?“, schlug Caroline vor und ich versuchte es mir kurz bildhaft vorzustellen.

Äh, nein.

„Der größte Taco der Welt wäre wohl schwierig zu servieren, schätze ich.“

Zumindest stellte ich es mir schrecklich vor.

„Das wäre eine sehr knifflige Aufgabe“, gab Caroline mir recht.

„Wir erzählen ihm einfach dass es die größte Pizza der Welt ist“, beschloss ich, da Jeremy sich sowieso nicht die Mühe machen würde nachzuforschen.

Er würde es wohl einfach so hinnehmen.

„Eine Lüge an seinem Geburtstag?“

„Ich meins nur gut“, antwortete ich auf Carolines Frage.

 

Dann fiel mir ein anderes wichtiges Thema ein. „Na gut, wie läufst mit der Musikauswahl?“ Denn dafür hatten wir uns auch was Cooles einfallen lassen.

Wir wollten halt dass es etwas ganz besonderes wurde.

„Sehr gut!“, meinte Caroline dann fröhlich und ich konnte in die Heiterkeit mit einsteigen, denn endlich verlief mal etwas so wie es sollte. „Da wir einen Song aus jedem Lebensjahr von Jeremy auslegen, ist das nicht so schwierig.

Ich hab schon fast alle zusammen.

Mir fehlt noch was aus dem Jahr 1994.“

Da war ich zwei gewesen, irgendwie fehlen mir die Erinnerungen an diese Zeit. „Ein schlechtes Jahr?“, fragte ich nach.

„Das Jahr des Macarena war noch ein Höhepunkt dagegen, aber zum Glück hat Jeremy das um ein Jahr versäumt.“

Oh, gut. Dann blieb uns zumindest das erspart.

 

„Dein Bruder hat Geburtstag?“, warf Elijah dazwischen, der jetzt wohl die Situation erst erfasst hatte.

Wir hatten ihn wohl auch gründlich ignoriert und schnell und nicht eindeutig gesprochen.

„Ach, wie kommst du denn darauf, du Genie?“, fragte Caroline mit zusammen gekniffenen Augen nach, wofür ich sie gegen die Schulter stieß.

Kurz warf sie uns einen entschuldigen Blick zu.

„Gut, also ich werde noch die Ballons besorgen.

Grün und Schwarz.“

Zustimmend nickte ich. „Genau. Wenn jemand nach dem Grund fragt, sag ich er ist ein Außerirdischer mit menschlich überzogener Haut.

So schwer wäre das bei ihm manchmal nicht zu glauben.“

Dabei musste ich an die Szene denken, wo ich mit Jenna gescherzt hatte, das Jeremy ein Außerirdischer ist, als er seine Hausaufgaben ganz von alleine gemacht hatte.

„Seh ich ebenso.

Also bis später“, verabschiedete sich Caroline.

 

Ich sah zu Elijah, den ich sicher nicht so schnell wieder loswerden würde.

Deswegen versuchte ich einfach das Beste daraus zu machen.

„Da du mich wohl die ganze Zeit begleiten wirst, hier die Taschen, du bist der Mann“, meinte ich und reichte ihm lächelnd die Einkaufstüten.

Wenn es gab, wo ich Gleichberechtigung für nicht so wichtig nahm, dann war es tragen von Kisten oder Tüten.

„Ehrlich, dumm dass du erst jetzt da bist.

Du hast das Beste verpasst.

Ich durfte Geburtstagkuchentorten kosten, in kleinen Ausführungen von der großen.“

Oh, die waren alle so lecker gewesen, aber ich wusste dass Jeremy besonders Schoko mochte und ich hatte auch nichts dagegen einzuwenden.

Lächelnd schüttelte Elijah den Kopf, hielt mir dann aber seinen Arm hin, den ich begeistert ergriff.

Hilfe beim Tragen und so wäre auf keinen Fall schlecht.

„Dann lass uns deinen Bruder eine Freude machen.“

Sah ich genauso.

„Es ist nicht nur mein Bruder.

Zumindest, wenn man bedenkt, das Finn und Kol auch meine Brüder sind, dann ist Jeremy auch dein klein Bruder.“

Immer noch schmunzelnd schüttelte Elijah den Kopf.

„Und Damon!“, fügte ich dann noch grinsend hinzu und Elijahs Gesichtszüge entgleisten schlagartig, was mich in ungeahnte Hochstimmung brachte.

Doppelter Besuch

Kapitel 31: Doppelter Besuch

 

 

 

„Der Utopist sieht das Paradies, der Realist das Paradies plus Schlange.“ (Friedrich Hebbel)

 

 

Damons Sicht:

Ich goss mir einen Whiskey ein.

Einen sehr starken.

Blondie hatte mich heute wieder versucht mit ihrer penetranten Ader zu töten, da war ich mir ganz sicher.

Man könnte meinen dass sie, jetzt da sie ihren Freund wieder hatte, alles auf ihn abwälzten konnte.

Falsch gedacht.

Sie hatte immer noch weitere Energie, um auch mich zu foltern und Aufgaben, die sie auf mich übertragen konnte.

Der einzige Grund wieso ich mich dazu hatte überreden lassen, eine Riesenpizza abzuholen war, weil es eigentlich Elenas Idee für Jeremys Geburtstag gewesen war.

Ich glaubte allerdings nicht dass Elena mich damit gemeint hatte, als sie Caroline beauftragt hatte, einen Lieferanten für die Pizza zu besorgen.

Auf sowas kam nur Blondie.

 

Das war der Grund, wieso ich jetzt zum Alkohol griff.

Das und weil ich keinen anderen Idioten fand, dem ich die Aufgabe aufdrücken konnte.

Jeremy und Kol waren praktisch abgehauen.

Die hatten es gut, konnten sich verdrücken.

„Alkohol zu so früher Stunde, ist nicht gerade gesund“, spottete eine mir nur zu gut bekannte Stimme, die auf jedenfall willkommen war.

Grinsend und mit deutlich besserer Laune drehte ich mich um.

„Das gilt nur für Menschen, wie du sehr wohl weist.“

 

Sages Grinsen wurde größer und passte einfach wunderbar hinein in ihr Gesicht.

„Wenn das so ist, dann gieß mir doch bitte auch was ein, Süßer“, bat sie mich verführerisch und schlenderte dabei hinüber zur Couch.

Lächelnd drehte ich mich zur Bar um.

„Gibt es dafür einen Grund?“, fragte ich nach. „Ja“, antwortete sie sogleich, gab aber keine genauen Erläuterungen dazu.

„Scott, Wodka, Gin, Whiskey, Bourbon?“, fragte ich nach, da ich hier eindeutig eine gute große Auswahl hatte, worauf ich sehr stolz war.

Außer für Elena und andere Menschen, die nicht so starkes bevorzugten.

„Bourbon.“

Natürlich.

Grinsend schenkte ich ihr den Drink ein und reichte ihn ihr dann, wovon sie sofort einen großen Schluck nahm.

Deswegen liebte ich diese Frau.

 

„Du hast also gehört, dass ich nach dir suche?“, fragte ich nach, weil ich schon bei einigen Vampiren nachgefragt hatte.

Zu dumm, das ich nicht einfach ihre Nummer gehabt hatte.

Unbeeindruckt zuckte sie mit den Schultern.

„Wie nicht?

Schließlich hast du dir reichlich Mühe gegeben, da frag ich mich doch für wen.“

Sofort stieg mir Elenas Gesicht vor Augen.

„Eine Freundin, sowas wie meine Schwester.“

Sage gab mir einen Blick, dass sie mir nichts davon abkaufte, das sie praktisch mit einem Blick sah, wie tief meine Gefühle für sie waren.

„Zumindest wurde ich darauf degradiert.

Aber sie ist mir wichtiger als jeder Mensch zuvor, weswegen ich das hinnehmen kann.“

Zwar nicht mit unerheblichen Schmerzen, aber ich musste zugeben, dieser feste Platz in ihrem Leben gab mir oft ein friedfertiges Gefühl.

 

Wortlos stießen Sage und ich an.

„Nun ja, ich muss zugeben, dass ich nicht unbedingt wegen deiner vorgespielten Sehnsucht zu mir hierhergekommen bin.

Ich hab gehört das du nach mir suchst und im gleichen Atemzug hab ich erfahren, dass hier die Urvampire wieder aufgetaucht sind.“

Ich runzelte die Stirn.

„Du kennst die Urvampire?“

Eigentlich sollte ich deswegen nicht überrascht sein, schließlich war Sage sehr alt.

„Ja, alle von ihnen.

Ich hab eine besondere Verbindung zu Finn, allerdings kann ich nicht sagen das mich die anderen gerade freundlich behandelt haben.“

Jetzt verstand ich warum ich nicht erwähnen sollte, das ich was mit Sage gehabt hatte.

Endlich ergaben Elenas Worte einen Sinn.

„Haben sie nicht?“, fragte ich nach.

So überraschend war das nicht, wenn man bedachte wie sie mit dem Großteil der Menschen umsprangen, besonders denen die nicht ihr Bild entsprachen.

 

Seufzend lehnte sich Sage zurück und schwenkte ein wenig die Flüssigkeit in ihrem Glas.

„Besonders Rebekah und Klaus haben mir ihre Abneigung deutlich gegenübergebracht.

Kol war nicht sehr oft da, aber wenn war er eigentlich noch schlimmer.

Elijah war sehr zurückhaltend und seriös, aber spitze Bemerkungen beherrscht auch er, genauso wie auch Gideon der immer mit ihnen herum hang und der reichlich subtil war.“

Ich runzelte die Stirn.

Rebekah, Klaus, Kol, alles klar. Elijah? Auch noch ziemlich klar, ich hatte das auch schon öfters bemerkt.

Gideon? Nun, er hing seit Jahrhunderten mit ihnen herum, sie hatten ihn aufgezogen, da musste sich sowas wohl auch zeigen.

„Schätze, dir wird sowas jetzt nicht mehr passieren.

Das Mädchen, was wollte, das ich dich suche, besitzt praktisch die Gunst von allen.

Mehr als das sogar, sie lieben sie und ich glaube sie ist auf deiner Seite.“

Wenn ich so nachdachte, dann wollte sie sicher, dass ich Sage wegen Finn hierher hole und das bewies, dass sie auf Sages Seite war.

 

Sage aber schüttelte den Kopf.

„Nein, bestimmt nicht, Damon.

Es gab nur eine Person, die alle von ihnen je gemocht und geliebt haben und diese ist tot.

Ihr Name war Tatia und sie haben dieses Mädchen praktisch verehrt, noch lange nachdem sie tot war.

Überall gab es Gemälde von ihr, wo eines wichtiger war, als meine gesamte Existenz.

Selbst Finn hatte eines, wovor er oft stand und es stundenlang traurig betrachtet hatte.“

Irgendwie ein wenig gruselig.

Allerdings war ewiges festgefrorenes Leid sicher auch nicht gerade unerheblich.

„Dieses Mädchen lebt.

Die ursprüngliche Doppelgängerin ist ein und dieselbe Person mit der jetzigen Doppelgängerin und ich glaube sie mag dich.“

Ich schaute zu Sage, die mehr als nur geschockt war.

Von Elena gemocht zu werden konnte nur positiv sein, es rettete einem das Leben und gab einem einen gewissen Respekt.

 

Ich schaute ins Feuer und dachte daran wie oft mich Klaus wohl schon wegen seiner Eifersucht hatte ermorden wollen.

Er würde es nicht tun, Elena mochte mich.

Aber Stefan hatte sie gehasst und sobald er ihnen einen Grund geliefert hatte, hatte Kol ihn ohne zu zögern ermordet.

Klare Zeichen.

Sage blinzelte und runzelte nachdenklich die Stirn.

„Das ist gut, oder?“, fragte sie nach.

Ich zuckte mit den Schultern.

„Klaus hasst mich, weil ich Elena liebe und er hat regelmäßig diesen mörderischen Blick, wenn ich mit ihr flirte“, erzählte ich ihr, während ich zum Kamin sah, der aus war.

Ich zuckte ein wenig mit meinem Kopf.

„Ich lebe noch“, sagte ich das offensichtliche. „Ja, das ist gut“, befand ich entschieden.

 

„Dann mag dich auch keiner von denen“, stellte sie für sich fest.

Ich zuckte mit den Schultern.

„Mit Finn hab ich nicht wirklich was zu tun, Elijah duldet mich wohl einfach, aber ich glaub nicht das er große freundschaftliche Gefühle für mich hegt, Klaus will mich definitiv tot sehen, Kol ist vollkommen in Ordnung, mein neuer Bruder sozusagen und Rebekah ist…“

Ich stockte, denn diese Beziehung wusste ich nicht genau zu beschreiben.

Aber Sage erledigte das für mich.

„Ein Miststück!“

Oh, sie musste dann Rebekah besonders hassen.

Ich dachte so darüber nach.

Rebekah.

„Sie ist Elenas beste Freundin“, fiel mir ein wichtiges Detail ein. „Wer?“ „Tatia“, antwortete ich wie aus dem FF. „Oh.“

 

Ich goss uns noch was ein, denn Alkohol half einfach immer und in jeder Situation.

Mit der Zeit runzelte ich meine Stirn immer mehr, weil rückblickend meine Gedanken sich zu einer Frage flossen.

„Hey, Sage!

Sag mal, von wem weißt du, das die Urvampire wieder hier sind?“, fragte ich nach, legte meinen Kopf zur Seite und sah sie an.

„Von Katerina Petrova.“

Oh.

„Katherine Pierce.“

Mein.

„Die Schlampe von der du damals so besessen warst.“

Gott.

 

So schnell ich konnte sprang ich auf und warf mein Glas achtlos auf den Boden.

„Elena“, fiel mir ein konzentrierter Gedanke ein und meine Angst konzentrierte sich allein auf sie.

Gut, das Jeremy grad nicht da war.

Allerdings gefiel mir auch nicht, dass Elena somit das einzig mögliche Ziel war.

Sage folgte mir, während ich genau wusste, das Katherine in der Stadt war.

Wie hatte Jeremy sie noch gleich genannt?

Eine mordlustige Verrückte.

Da hatte er mehr als recht.

Doppelgänger

Kapitel 32: Doppelgänger

 

 

 

„Den Lauf der Zeit kann man nicht aufhalten. Die Jahre vergehen, ob wir es wollen oder nicht... aber wir können uns erinnern. Das für immer Verlorene - es kann in unserer Erinnerung weiterleben. Was ihr nun hören werdet, ist unvollkommen und bruchstückhaft, aber habt Achtung davor, denn ohne euch existiert es nicht. Ich gebe auch nun eine Erinnerung zurück, die verloren ging im traumhaften Nebel dessen, was hinter uns liegt.“ (Eragon - Das Vermächtnis der Drachenreiter)

 

 

Gideons Sicht:

Tatia war nicht da, als ich ankam, allerdings war die Tür zu ihrem Haus nicht verschlossen.

Südländische Gastfreundschaft war meiner Meinung doch etwas übertrieben, besonders wenn man wusste, was einem alles so passieren konnte.

Ich trat ein und schärfte meine Sinne.

Niemand anderes war hier, aber alles schien in Ordnung zu sein.

Möbel standen noch gerade und an ihrem ordnungsgemäßen Platz, nichts war zerbrochen und es gab auch kein Blut.

Doch wenn tatsächlich etwas Übernatürliches mit, eine Rolle spielte, dann bedeuteten diese Anzeichen gar nichts.

 

Auf dem Küchentisch allerdings fand ich einen Zettel und ich war überrascht, dass er für mich bestimmt war.

 

Lieber Gideon,

 

mach dir keine Sorgen um mich.

Bin in der Stadt mit Caroline, um ein paar Besorgungen zu machen.

Jeremy ist mit Kol verreist.

Fühl dich dennoch ganz wie Zuhause, denn das ist es.

 

Sei nicht böse wegen der Tür.

Bedenke, dass wenn jemand wirklich hinein kommen wollte, ihn eine verschlossene Tür nicht einfach aufhalten würde, besonders nicht Esther.

Und vor einem fremden Vampir würde der Hausschutz helfen.

 

Ich hab dir einen Schlüssel hingelegt, damit ich nächsten Mal zu eurem gesunden Seelenheil die Tür abschließen kann.

(Wenn er weg ist, gibt es immer noch die Möglichkeit das Schloss zu wechseln).

 

Bis später,

Elena

 

Lächelnd faltete ich den Brief und steckte ihn ein.

Irgendwie hatte sie es so formulieren können, dass ich nicht einmal ein wenig auf sie böse sein konnte.

Nagut, als ob es dafür irgendeine Möglichkeit gab.

Der Schlüssel war noch da und ich nahm ihn an mich.

Hatte sie eine Ahnung, wie viel mir das bedeutete?

Sie gab mir freien Eintritt in ihr Haus, sagte dass es auch mein Zuhause war und dass ich mich wohl fühlen sollte.

Meine Mutter akzeptierte mich und nichts konnte mich glücklicher machen.

 

Es blieb mir nicht viel Zeit, mich einmal umzusehen, ohne dass das Haus randvoll war, wie es sonst der Fall war.

Das Klingeln an der Tür hielt mich vor weiteren Nachforschungen ab.

Zu meiner Verwunderung war es Tatia, die vor der Tür stand, als ich sie öffnete.

Kurz schien auch sie überrascht, dass ich da war, doch dann lächelte sie mich an.

„Ich hab meine Schlüssel vergessen“, gab sie verlegen lächelnd zu und ich fragte mich, wieso sie glaubte es wäre abgeschlossen.

Abwartend sah sie mich an, als wartete sie auf etwas.

Eine Einladung?

 

Lächelnd schüttelte ich den Kopf, trat einen Schritt nach vorn und schloss die Tür hinter mir.

„Du bist dann also, die berühmte Katerina Petrova.“

Meine Nachfahrin, die von wirklich jedem gehasst wurde.

Nichts von Kyras großzügigen Wesen, von Tatias Sanftmütigkeit oder von meinen Manieren, die ich gelernt hatte, waren in ihr weitergegeben wurde.

Rebekah hatte abfällig gesagt, das sie mit keinem von uns etwas gemeinsam hatte.

Das keine unserer guten Eigenschaften in ihr Bestand waren.

 

Offensichtlich war sie schockiert, das ich so schnell erkannte hatte, wer sie wirklich war.

Aber ich war wachsam genug, um mich nicht so schnell austricksen zu lassen.

Kein Schlüssel, sie glaubte es wäre abgeschlossen, obwohl sie selbst es nicht getan hatte und dennoch war sie überrascht dass ich da war und eine Einladung schien sie auch noch zu wollen.

Sie war nicht überrascht dass ich da war, sondern darüber wer ich war.

Sie kannte mich nicht.

Außerdem, wenn ich jetzt mit etwas mehr als meinen Sinnen fühlte, dann war das einfach nicht meine Mutter.

Wieso konnte ich auch nicht sagen, aber sie war es nicht.

 

Grinsend zog sie eine Augenbraue hoch und sah mich herausfordernd an.

„Und du bist dann… ihr neuer Freund?“

Ich legte meinen Kopf kurz ein wenig zur Seite, schüttelte dann aber entschieden den Kopf.

„Nein, der Vergleich hingt ein wenig.

Aber ich kann dir versichern, dass ich nicht ein Freund von dir bin, da du Tatias Feind bist“, offenbarte ich ihr und ich konnte zusehen, wie sich ihre Gesichtszüge verhärteten.

Wie interessant.

Eine Maske aus Zorn zierte jetzt ihr Gesicht und die schwarzen Adern untern Augen, sowie ihre Reißzähnte traten hervor.

Mit einem markerschütternden wütenden Fauchen stürzte sie sich auf mich und riss mich zu Boden.

 

Zumindest hatte sie das versuchte.

Doch bevor sie mich erreichte, packte ich sie am Kragen ihrer Jacke und schleuderte sie von mir und vom Haus weg, auf den Rasen des Gartens.

Gut das sie vor dem Blumenbeet zum Stillstand kam.

Stöhnend rieb sie sich den Kopf und jetzt fiel mir auch das Armband auf, das sie trug.

Lapislazuli.

Tatia trug immer das Armand, das Niklaus für sie gemacht hatte.

Langsam trat ich zu ihr und musterte sie ganz genau.

Unglaublich, die Ähnlichkeit die sie mit meiner Mutter aufwies, kein Wunder dass das immer so viel Verwirrung und Verwechslung mit sich brachte, wie auch manchmal ein Gefühlschaos.

 

Abwartend und mit eindeutiger Angst im Gesicht sah sie zu mir auf.

„Was?

War das alles, wo du mir schon so überlegen bist?“, fragte sie provozierend nach.

Ich zuckte mit den Schultern.

„Ich trete auf niemanden ein, der am Boden liegt.“

Wenn sie wieder aufstand, würde ich wieder gegen sie kämpfen, aber so jetzt nicht.

Siegesgewiss grinste sie mich an, so als hielte sie meine Moral für schwach.

„Dein Fehler dann“, meinte sie und verschwand im nächsten Augenblick mit ihrer Vampir-Geschwindigkeit.

Vielleicht war meine Moral ein wenig veraltet und schwach, aber es erschien mir dennoch ziemlich erbärmlich auf jemand der am Boden lag einzuschlagen, selbst wenn ich sie dorthin befördert hatte.

Was sagte sowas über einen Menschen schon aus?

Ich kramte mein Handy hervor und suchte nach Niklaus Nummer.

Er nahm kurz darauf ab.

„Hey Nik, rate mal wer da ist!

Jeremy bezeichnete sie glaub ich als mordlustige Verrückte“, erinnerte ich mich an seine Ausdrucksweise.

Wie ich mir gedacht hatte, war Nik von der Nachricht nicht sehr begeistert.



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Kommentare zu dieser Fanfic (8)

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Von:  Shaddow_wolf
2015-11-08T15:06:25+00:00 08.11.2015 16:06
Hi, ich liebe diese Geschichte! BITTE schreib sie fertig!!! Ich wurde durch sie zwar schon zu vielen eigenen oder weiterführenden Ideen angeregt, aber ich könnte mir nie ein passendes Ende dazu ausdenken. Bitte brich die Geschichte nicht auch hier ab, ich muss davor doch noch wissen, wie es weiter geht!
Liebe Grüße
Shaddow
Von:  dararia
2014-12-24T20:13:57+00:00 24.12.2014 21:13
hey deine Geschichte ist echt super! schreib doch bitte weiter *.* :)

Von:  sabbs
2014-10-25T18:44:28+00:00 25.10.2014 20:44
hab grad alle deine storys gelesen und wäre total gespannt wies jetzt weiter geht

hoff das bald mal wieder was kommt =)
Von: abgemeldet
2014-08-23T11:10:50+00:00 23.08.2014 13:10
ich finde es schade das du so lange kein neues kapi on stellst ich liebe diese geschichte
echt schade ich hoffe du schreibst bald wieder
Von:  xXshadowblossomXx
2013-11-07T00:26:26+00:00 07.11.2013 01:26
omg, die ff ist einfach nur fantastisch und das ende war einfach nur spannend.
ich liebe diese FF und freue mich schpn darauf wenn das nächste kapi erscheint.
kannst du mir vl eine ENS schicken, wenn es weitergeht ????
Danke im voraus.

GLG
Von:  Wolkenkranich
2013-06-27T20:16:50+00:00 27.06.2013 22:16
Bis jetzt wirklich nicht schlecht. !! Kannst du mal wieder eine shiho /Shinichi ff schreiben? Die sind immer total gut bei dir!
Von:  DevilsDaughter
2012-11-29T16:48:50+00:00 29.11.2012 17:48
Du hast Stefan sterben lassen D:
Der arme ._. Aber gutes Kapi^^

LG
Von:  DevilsDaughter
2012-11-28T16:46:58+00:00 28.11.2012 17:46
Jaah ich war heut fleissig mit lesen ;3
Hoffentlich gehts bald weiter^^

LG


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