Das graue Auge von Gabriel_deVue ================================================================================ Prolog: Die Vision ------------------ Der Junge Kuray stand über einer brennenden Stadt. Warmer Aufwind trug Glut in seine Haare und Asche in seine Wimpern. Das Brodeln der freigesetzten Energie erinnerte ihn an seine Magie. Die Sterbenden schrien Schmerz heraus, wie er es von seinem ersten Opfer kannte: Ohne ein gesprochenes Wort hatte er eine Krähe von Federn, Fleisch und Knochen befreit. Er hatte sie von ihrem schweren Körper erlöst. Seitdem reagierten die anderen Magier mit Abscheu auf ihn, warfen ihm Bosheit vor. Sie hatten ihn sogar bestraft. Ein Mädchen ergriff seine Hand. Ihre Berührung verriet ihm, dass sie das Feuer heraufbeschworen hatte. Magie knisterte zwischen den verschlungenen Fingern. Sie prophezeite: „Die Stille wird mein Reich sein und mein Reich wird die gesamte Welt umfassen.“ Kuray vergewisserte sich, dass ihm niemand in den Traum gefolgt war. Er warnte das Mädchen: „Außer mir wird niemand sehen, wie schön dein Werk ist. Die anderen Magier werden dich bestrafen.“ „Wenn die Stadt der Weißen Magie brennt, wird es niemanden mehr geben, der uns bestraft.“ „Nimm mich mit in diese Zukunft!“ Das Mädchen ließ seine Hand los. Ihre Stimme entfernte sich. „Du bist derjenige, der uns hier her führen wird. Ohne dich bin ich nichts. Ohne mich bist du in zehn Jahren ein Schatten.“ „Ich erwache jeden Moment. Sag mir, wie ich dich finden kann.“ „So wie du damals die Krähe gefunden hast. Töte mich, befreie mich, gib mir meine wahre Form zurück.“ Kuray schlug die Augen auf, schnellte mit ausgefahrenen Fingernägeln vor, das erste Lebewesen zu töten, das er sah. Ketten schnürten ihm die Luft ab, die Hand schlug zurück auf seine Brust und die spitzen Fingernägel zerstachen seine eigene Haut. Kuray atmete langsam und schmerzhaft aus. Sein Körper fühlte sich schwer an, unbrauchbar. Schweiß tropfte aus seinen Haaren auf den Holzboden. Zeit spielte wieder eine Rolle. Sie würde langsam vergehen, wenn er in Ketten lag. Kuray erinnerte sich ans Atmen und sein erster Atemzug klang nach einem lang gezogenen Schluchzen. Mit Mühe zog er seine Fingernägel zurück. Er biss sich auf die Unterlippe und blinzelte seine Tränen aus den Augen. Die Magier fürchteten ihn mittlerweile so sehr, dass sie ihn wie ein ungezähmtes Tier angekettet hatten. Kuray nahm seine Umgebung langsam wahr. Anders als sonst atmete er trockene Luft, staubig und warm, nicht den feuchten Moder der Festung, in der er aufwuchs. Er saß in einer Kutsche ohne Fenster und sie bewegte sich über hart gefahrenen Boden. Ihm gegenüber schrieb ein weißhaariger Elf in ein abgenutztes Notizbuch. Kurays Blick fiel auf leere Glasflaschen, vor denen ein Etui chirurgischer Instrumente aufgeschlagen lag. Die Spritzen waren benutzt worden. Der Elf versteckte seine hinterhältigen Werkzeuge nicht einmal mehr. „Fanfan, warum hast du mich vergiftet?“ „Du bist noch nicht bereit für die Zivilisation. Ich werde die Empfehlung geben, dich wieder wegzusperren.“ Er sah von seinem Notizbuch auf. Mit der Abscheu, die man Aussätzigen entgegenbrachte, setzte er hinzu: „Prinz Kuray.“ Der junge Magier spuckte Blut auf den Boden. „Dein Gift ist zu stark. Meine Magie versagt. Heile mich.“ „Du hast deine übliche Dosis Beruhigungsmittel verabreicht bekommen. Wir haben soeben den Grenzwall passiert, was dich vermutlich geweckt hat. Kein Schwarzmagier, der die Prüfung zur fünften Stufe abgelegt hat, passiert den Wall lebend. Du hast deinen Lehrern damit noch etwas voraus.“ Zorn wallte in Kuray auf. „Ich bin so viel besser als sie! Die anderen Magier weigern sich, mich zu prüfen oder mir einen Rang zu verleihen!“ „Das hat dich grad gerettet. Sämtliche Zauber sind von dir abgefallen. Jetzt halten nur noch meine Elixiere deinen Geist zusammen. Je weiter wir uns von deinem Land entfernen, desto schwächer wird deine Magie. Hoffentlich.“ Kuray sank in sich zusammen. Das rote Glühen verschwand aus seinen Augen und er wirkte wie ein verletztes Kind. „Ich habe wieder diesen Traum gehabt. Ich möchte dorthin zurück. Das Mädchen, sie, sie hätte mich verstanden.“ „Träume sind Zeitverschwendung. Wenn du auch fern ab von Anfers jedes Mal mit Mordgelüsten aufwachst, wirst du diese Kutsche und erst recht diese Fesseln nicht hinter dir lassen.“ „Wir werden dich zuerst verbrennen. Dich und deine Gifte.“ Fanfan wandte sich wieder seinem Notizbuch zu. „An deiner Stelle würde ich nicht demjenigen drohen, der den Schlüssel zu deinen Ketten aufbewahrt.“ Die höchsten Magier von Kurays Land Anfers waren am Ende ihres Wissens angelangt. Ein Junge von der Macht Kurays war ein Trumpf, eine Koryphäe, mit welcher sie die Weißmagier einschüchtern wollten. Nur weigerte sich der Junge, seine Impulse unter Kontrolle zu bringen und seine Macht in die Dienste der Schwarzmagier und Politiker zu stellen. Die Hochmagier wollten die Konferenz der Länder nutzen, um Kuray den mächtigsten Heilern vorzuführen. Der magische Wall um ihr gesamtes Land verhinderte, dass sie den Jungen begleiten konnten und so schickten sie Fanfan, den besten Krieger des Landes, als Kurays Wächter und hofften, dass seine Künste den Jungen lange genug geißelten. Niemand hatte voraussagen können, ob Kuray selbst den Wall lebend passieren würde. Insgeheim hatte Fanfan gehofft, dass Kuray zu Staub zerfiel – wie jeder mächtige Schwarzmagier, der aus Anfers floh. Fanfan hasste Magier und erst recht den zwölfjährigen Kuray, der eines Tages sein König werden sollte. Lydia, Elide Lydia biss auf ihre Faust, um nicht laut zu lachen. Sie spähte aus dem Fenster der Kutsche und sah zu, wie ihre Schwester Enetia und vier andere Magier sich an den Händen hielten. Die Magier in ihren weißen Roben standen nur wenige Schritte neben der königlichen Kutsche und hätten nur die Augen öffnen müssen. Ihnen blieb nicht viel Zeit, um Lydia zu finden, wenn sie rechtzeitig zur Konferenz der Länder in Elide ankommen wollten. Der Protokollmeister des Hofes hatte schon zum Aufbruch gemahnt, als Lydia noch im Morgenmantel an der Frühstückstafel gehockt hatte. Ihr gefiel es in der rustikalen Herberge. Die Türen waren zu eng für Reifröcke und die Bediensteten interessierten sich mehr für Lydias Mutter und ihre Schwester. Der ganze Hofstaat war so beschäftigt, dass sie niemand in ein Korsett zwang und sie bis zum Mittagessen mit ihrem Kampflehrer im Wald spielen durfte. Sie würde jeden Atemzug auskosten, den sie noch ohne Schnürung atmen konnte. Lydia rutschte an der Innenwand der Kutschentür herunter und sammelte sich. Natürlich woben ihre Schwester Enetia und die anderen Weißmagier Zauber und sangen Formeln, statt die Augen zu öffnen. Lydia war dahinter gekommen, dass Enetia die Kutsche vor magischen Suchsprüchen geschützt hatte. Enetia brach ihren Suchzauber ab und die anderen Magier senkten ihre Hände. Wenn Enetia Lydia nicht finden konnte, waren ihre Versuche erst recht nutzlos. Enetia tröstete die anderen: „Grämt Euch nicht. Je weniger Magie ein Mensch wirkt, desto schwerer ist er zu sehen.“ Lydia rümpfte die Nase. Sie hatte seit Wochen keinen vernünftigen Zauber zustande gebracht. Hätte sie nur gewusst, dass ihr das helfen würde! Von jetzt an wollte sie nur noch Kerzen anstelle von Lehrlingslichtern verwenden. Enetia entschied: „Wir werden Mutter informieren. Bitte meldet Uns bei Königin Ineß an.“ Sie eilten zur Reitstaffel der Königin. Im Chaos des Aufbruchs, zwischen den Weißen Paradeflaggen mit den fünf blauen Sternen, den geschmückten Pferden und beschlagenen Truhen, den aufgescheuchten Bediensteten und der ausschwärmenden Garde würde Lydia genug Zeit bleiben, Enetias Schätze zu durchwühlen. Prinzessin Lydia von Alonne kroch aus dem Versteck, als ihr Name das erste Mal laut ausgerufen wurde. Enetia war für die Geschenke an die anderen Hoheitshäuser zuständig. Sie hatte bestimmt Geschenke ausgesucht, die Lydias Meinung nach in der Hauptstadt Curone bleiben sollten. Von Lydia wollte niemand wissen, ob sie Verwendung für magisches Spielzeug, geheime Karten oder Schmucksteine hatte. Achtlos warf sie Bücher zu Boden und schüttete Edelsteine aus einem Samtbeutel hinterher. Sie hatte gehört, dass die Krieger der Kulangalay kommen würden. Für diese Kämpfer brachte ihre Familie sicherlich Waffen. Lydia freute sich auf die Kulangalay. Ihr Kampfmeister hatte sie vor der großen Waffenkunst und unmenschlichen Kraft der hünenhaften Elfen gewarnt. Lydia hoffte, dass sie endlich ein paar echte Kulangalay sehen würde, richtige Kämpfer in mächtigen Rüstungen und nicht die Abgesandten und Diplomaten dieses Stammes, die sich manchmal an ihren Hof verirrten. In ihre Eliteeinheit nahmen sie sogar herausragende Krieger anderer Völker auf. Das klang spannender als Teezeremonien und Deckchen stricken. Am Boden der dritten Kiste entdeckte sie einen schlanken Dolch. Lydia zog ihn aus seiner metallenen Scheide und drehte ihn im Sonnenlicht. Die aufwändigen Gravuren leuchteten blau. Die Klinge fühlte sich warm an und schnitt mühelos durch das Holz der Truhe. Über solche Zierwaffen lachten die Kulangalay. Sie wog den Dolch in der Hand. Ihre Finger passten genau in die geschmiedeten Vertiefungen. Selbstverständlich würde Enetia so etwas weggeben. „Lydia?“, die Stimme ihres Kampfmeisters Sju war der Kutsche immer näher gekommen. Anders als die Magier verließ er sich auf seine Sinne. Sie steckte sich den Dolch in den Stiefel, glitt vorsichtig aus der Tür und huschte in den Birkenwald. „Majestät, Prinzessin Enetia! Hier drüben, bei Eurer Kutsche! Lydia, warte. Wir müssen sofort los!“ Lydia lachte wild und rannte tiefer in den Wald. Mühelos wich sie tiefhängenden Zweigen aus und sprang über Farne, die ihr bis zum Bauchnabel reichten. Im Waldboden versteckten sich Risse, die einen ganzen Mann verschlingen konnten, doch Lydia ignorierte diese Gefahr und lief ihrem Kampfmeister davon. Sju hatte sie so gut trainiert, dass sie nur mit Mühe einholte. Mit ihren zehn Jahren war sie wendiger als er, aber nicht kräftig genug, um auch das schwere Gestrüpp schnell genug zu beseitigen. Vor zwei verzahnten Bäumen stellte er sie. Außer Atem stützte er sich auf seine Knie. Lydia fiel theatralisch in die Äste und lachte. Sie schreckte Vögel aus den Bäumen und schaute ihnen offenmündig nach. „Herbstschweif! Und ein blauer Spatz! Richtig, Sju?“ Ihr Kampfmeister kämmte sich Blätter aus den roten Haaren. Auch er lächelte: „Ich hätte nicht gedacht, dass du so gut aufgepasst hast. Ja, ein Herbstschweif. Mein blauer Spatz steht aber ungezogen vor mir, anstelle artig auf ihrem Pferd zu sitzen, wie es abgesprochen war.“ Blau war die Farbe von Lydias Hoheitshaus. „Wir müssen die Rastzeit unbedingt einhalten. Wenn wir zu spät in Elide ankommen, handelst du dir wieder Spott ein.“ Lydia stieß sich von den Ästen ab und streckte Sju die Fäuste entgegen. Er würde sie diesmal nicht unter seinem Arm zurücktragen. „Du willst doch nur deine letzte Prüfung bestehen. Und mir dann nicht mal davon erzählen!“ Sju näherte sich ihr langsam. „Ich würde ja gerne, aber die Prüfungen meiner Schule sind geheim. Sonst hilfst du mir noch und lachst mich aus, wie leicht ich es habe! Komm schon, ich erzähle dir heute Nacht auch die beste Geschichte, die ich kenne. Eine von den Drachen!“ Auf Sjus Posten hatten sich Krieger aller Völker beworben, sogar Meister von Sjus Schule. Gerade sie hatte es verärgert, dass Königin Ineß einen Elfen der Fabilé zum königlichen Kampfmeister berief, der seine Ausbildung noch nicht abgeschlossen hatte. Die Fabilé waren für ihre benebelnden Kräuter und bunten Legenden berühmt, ihnen gehörten der Dschungel und der Bogen. Der Dschungel war weit fort und den Bogen hatte man am Hof von Curone noch nie gelehrt. „Ich möchte keine Geschichten erzählt bekommen, ich will welche machen!“ „Heute ist ein Tag für Prinzessin Lydia von Alonne, nicht für Abenteurerin Lydia Zauselhaar. Wir werden es den Unken und Kröten im Hofstaat deiner Mutter zeigen, indem du pünktlich auftauchst und gegen ihre Erwartungen eine glänzende Darbietung ablieferst.“ „Hast du mal versucht, neben Enetia einfach nur grade zu sitzen?“ Sju streckte ihr freundschaftlich die Hand hin. „Sie wird sich am meisten freuen, wenn sie dich vor Spott und Strafe gerettet sieht.“ Wenn ihre Mutter und ihre Schwester heute zu beschäftigt waren, musste Lydia sogar eine Rede halten – vor den wichtigsten Gästen ihres Königshauses. Menschen, die es nicht verdienten, durch Lydias Unwissen beleidigt zu werden und die ihrer Familie etwas bedeuteten. „Weißt du, warum ich Kleider so sehr hasse?“ „Bitte erspar uns das.“ „In ihnen läuft es sich so schlecht!“ Sie wich seinen Händen munter aus und rannte tiefer in den Wald. Sju kannte die Umgebung wenig und hatte Sorge dafür getragen, dass sie nur auf sicherem Terrain spielten. Abseits der Wege wurde der Boden immer unberechenbarer. Eine Warnung hätte Lydia lediglich angespornt uns so sparte Sju seinen Atem. Er zog seine Stiefel aus und rannte ihr barfuß nach. In dem dichter wuchernden Unterholz waren seine Füße die besseren Augen. Er holte Lydia am Rand eines Steinkreises ein. Die Baumkronen öffneten sich über einer kreisrunde Kultstätte. Das lichte Gras wich ohne Übergang einem grauen Felsengrund. Lydia stolperte über den Rand aus kleinen Feldsteinen, der einen verwitterten Götzen umringte. Sie sah zu dem gemeißelten Gesicht auf. Jahrhunderte von Wind und Regen hatten die finstere Fratze der vergessenen Gottheit glatt geschliffen. Lydia streckte die Hand aus, um Moos aus einer Rille zu kratzen. Als ihre Hand den Stein berührte, erstarben sämtliche Geräusche um Sju herum. Der Wind fror in den Baumkronen ein, Vögel harrten mitten im Flug aus. Die Nacht brach mitten am Tag über sie herein. Lydia setzte zu einem Schrei an, der nie kam. Sju zog einen Talisman aus der Lederweste und küsste ihn. Mittlerweile mussten die Magier aufgebrochen sein. Hoffentlich spürten sie diese Erschütterung und kehrten zurück. „Hörst du das?“, flüsterte Lydia. Ihre Stimme drang klar an sein Ohr. Sju blieb außerhalb des niedrigen Steinkreises stehen und fröstelte: Kälte strahlte von dem Götzen ab. „Lydia?“ Der Fabilé Sju hörte besser als jeder Mensch. Langsam hockte er sich nieder und legte die Hand auf den Stein. Er spürte keine Magie und sah keine betörenden Pflanzen in der Nähe. Mit seinen sechzehn Jahren war er weit davon entfernt, jedes Wunder gesehen zu haben, aber die Ältesten seines Dorfes hatten ihm von den namenlosen Gottheiten der Vorzeit erzählt. In keiner Legende kam ein solcher Steinkreis vor. Nichts konnte ihm die kalte Luft und Lydias klare Stimme erklären. „Nein ich höre nichts außer dir.“ „Die Stille wird mein Reich sein und mein Reich wird die gesamte Welt umfassen.“ „Genug des Spiels. Heut Abend sind wir in Elide. Dort wird es Aufzeichnungen über diesen Ort geben. In der Bibliothek führt eine Rutsche durch alle fünf Etagen. Wenn du jetzt artig bist, nehmen wir die Bibliothek morgen ein!“ Lydias Hand glitt von dem Götzen. Knapp außerhalb seines Sichtfeldes, gewahrte Sju die Schatten großer Tiere. Etwas lauerte im Unterholz, etwas Großes, Dunkles strich langsam um die Lichtung. Er atmete tief durch und wagte nicht, Lydia aus den Augen zu lassen. Ihr Wohlergehen war ihm aufgetragen worden, nicht die Jagd auf Schattengeister. Da wurde ihm bewusst, dass Lydias Füße den Boden nicht berührten. Sju zog seinen Bogen und legte einen Pfeil an die Sehne. „Prinzessin Lydia von Alonne?“ Sie drehte sich um. Wie unter Wasser zogen ihre Haare und Kleider nur langsam nach. Ihre Augen waren ausgelöscht. Das war kein Trick, kein Spiel. Dieser schwarze Blick riss durch Sju und verschlang seinen Mut. Sie öffnete den Mund, doch kein Laut drang über ihre Lippen. Eine Kälte aus tausend Wintern brach über Sju herein. Er schickte ein Stoßgebet zu seinen eigenen Göttern und erschoss seine Schülerin. Sein Pfeil traf in Lydias Brust und verlor an Substanz. Wie aus Licht geschmiedet, hinterließ er keine Wunde und keinen Schmerz. Der Pfeil trat an Lydias Rücken wieder aus, schwarz und brüchig, schlug in den Götzen und zerfiel. Der aufkommende Wind zerstreute die Asche in alle Richtungen. Zitternd senkte Sju den Bogen. „Lydia?“ Sie fiel auf die Knie und stöhnte. Die Sonne kehrte zurück, um Stunden gealtert. Im roten Licht des Abends ließ sich eine Krähe auf dem Götzen nieder. Ihr Krächzen hallte einsam über den Steinkreis und schreckte Lydia auf. Sie kroch von der Statue fort. Sobald sie Sju erreichte, hob dieser sie in seine Arme und drückte sie fest an sich. Er hatte seinen Schützling zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)