Resident Evil 4 von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 9: Tanz über dem Abgrund -------------------------------- Obgleich ich nicht wusste, wie lang ich den dreien folgte, so konnte es doch nur wenige Minuten gewesen sein. Wir kamen zu einem weiteren gewaltigen Felsengebilde, welche sich als eine Art Krater herausstellte. Zumindest sah es beinahe so aus wie der Krater eines kleinen Vulkans. Dieser war jedoch durch ein Tor zugänglich, dass die drei nun durchschritten. Na toll! Wie sollte ich da denn ungesehen reinkommen? Da wimmelte es doch mit Sicherheit von diesen Dreckskerlen, dachte ich verzweifelt. Scheiße! Was nun? Ich durfte Leon nicht verlieren. Dann fiel mein Blick auf eine Anhöhe neben der Tür. Beinahe eine sehr grobe Felsentreppe. Das war meine Chance. Ich wartete in der Deckung, bis die Kerle das Tor verschlossen und dann schlich ich näher zu den Felsen und begann vorsichtig diese hochzuklettern. Bis ich den Rand des Tores erreicht hatte. Vorsichtig schielte ich über die Kante. Es bot sich mir ein schauerlicher Anblick. Ich blickte tatsächlich in sowas wie einen Krater. Jedenfalls ging es in der Mitte ganz schön weit runter. Viele grob gezimmerte Brücken und kleinere Plattformen spannten sich darüber, auf denen eine ganze Armee dieser Kerle patrolierte. Es gab auch einige kleinere Gebäude, einfache Holzhütten wie im Dorf, die allerdings allesamt auf den wenigen Felsvorsprüngen standen, die es am Kraterrand gab. Zu einem dieser Gebäude wurden Leon und der Spanier gerade geschleppt. Scheinbar war dieses Tor aber auch der einzige Zugang zu dieser Schlucht. Zumindest konnte ich keinen weiteren Weg erkennen oder irgendein anderes Tor. Zumindest etwas! So konnte Leon wenigstens nicht weggeschleppt werden, ohne, dass ich es mitbekam. Aber was hatten sie mit ihm vor? Und was hatte es mit diesem Spanier auf sich? Die drei Männer verschwanden mit Leon und dem Spanier in der Hütte. Ich sah mich wieder um. Es waren einfach viel zu viele von diesen Typen hier! Ich konnte da jetzt nicht allein rein, ich würde sofort bemerkt. Und allein hatte ich keine Chance! So blieb mir wohl nichts anderes übrig, als abzuwarten, was da bei der Hütte passierte. Eine ganze Zeit lang tat sich nichts. Ich versuchte mich zwischendurch immer und immer wieder etwas zu bewegen um meine Glieder wieder zu lockern, denn auf dem harten Steinboden war es doch recht unbequem. Zumindest war ich bisher nicht entdeckt worden. Schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit tat sich an der Hütte wieder etwas, in die Leon gebracht wurde. Die drei Männer kamen wieder heraus. Aber auch noch zwei Männer, die sowas wie eine Mönchskutte trugen und ein Mann in einem langen purpurfarbenen Umhang. Er hatte eine Kapuze auf, die er tief ins Gesicht gezogen hatte, so konnte ich nichts weiter von ihm erkennen. In der Hand hielt er sowas wie einen Nikolausstab. Oder zumindest eine Art Horrorversion davon. Die Spitze bestand aus einem dicken Kubbel, aus dem irgendwelche Tentakeln heraushingen. Die sich auch noch wie genau solche unablässig bewegten. Die Gruppe setzte sich langsam in Bewegung, wobei der Typ in der Purpurfarbenen Kutte vorausging, flankiert von den zwei Mönchen. Die anderen drei hielten respektvollen Abstand. Sie kamen auf das Tor zu. Ich duckte mich wieder vollständig dahinter, schob mich ganz an die Felswand und machte mich möglichst rund. Allerdings versuchte ich auch meine Schrotflinte in eine möglichst schussbereite Position zu bringen. Wenn nur einer der Männer und wenn auch nur durch Zufall nach oben sah, dann würden sie mich wahrscheinlich entdecken. Vor allem dieser Riese... Doch nichts geschah! Sie gingen einfach an meinen Versteck vorbei, niemand bemerkte mich. Jedoch wagte ich es erst nach ca. 5 Minuten mich wieder zu bewegen, als sie nicht nur außer Sichtweite waren, sondern möglichst auch außer Hörweite. Ich hatte keine Lust wieder Bekanntschaft mit diesem Riesen zu machen. Und schon mal erst recht nicht mit diesem Horror-Nikolaus! Ich hatte das ungute Gefühl, dass wir ohnehin mit dem noch Schwierigkeiten bekommen würden. Jetzt musste ich erst einmal Leon da rausholen. Wenn er noch lebte. Aber wie sollte ich da rein kommen? Immer noch patroillierten mindestens 20 von diesen Typen da auf den Stegen im Krater und ich hatte keine Ahnung, wie viele von ihnen sich wohlmöglich noch in den Gebäuden versteckten. Einen anderen Weg rein gab es nicht. Scheiße! Ich weiß nicht wie lange ich da lag und verzweifelt überlegte, wie ich da reinkommen sollte, als ich plötzlich Schüsse hörte. Und im selben Moment wurde die Armee dieser Kerle da im Kessel extrem nervös und riefen wild durcheinander. Ich schaute über den Rand des Tores und sah, wie sie in Richtung Hütte liefen. Ich sah rüber und konnte Leon sehen, der vor der Hütte stand und bereits die ersten von ihnen aufs Korn nahm. Aber er allein hatte auch keine Chance gegen so viele Gegner. Aber nun waren wir zu zweit. Und im Gegensatz zu diesen Freaks hatten wir Schusswaffen. Also los! Ich schwang mich über den Rand des Tores und ließ mich in den Krater fallen. Die Dorfbewohner schienen sich nur auf Leon zu konzentrieren. Sie nahmen gar keine Notiz von mir. Zumindest nicht, bis ich dem ersten von hinten den halben Kopf wegblies. Beinahe gemächlich drehten sich die letzten Nachzügler zu mir um. Einer von ihnen zeigte wieder mit dem Finger auf mich und rief wieder auf Spanisch „ein Fremder!“. Scheinbar so eine Art Codewort. Egal, es tat seine Wirkung. Noch mehr von den Typen, die schon in Leons Richtung liefen änderten ihren Kurs und kamen auf mich zu. Na prima! Zum Glück hatte ich eine durchschlagsstarke Waffe. Ich riss sie wieder in den Anschlag und wartete möglichst, dass viele von ihnen dicht beisammen standen. Und dann schoss ich. Drei der insgesamt sechs Typen hatten entweder gar keinen, oder nur noch halbe Köpfe. Die anderen taumelten jedoch nur kurz mit Schmerzensschreien zurück. Und griffen dann wieder an. Ich stoppte den Angriff jedoch sofort mit einer weiteren Schrotladung und sprang dann über die Leichen hinweg. Ich konnte immer noch Pistolenschüsse hören, also war Leon noch in Aktion. Aber wo war er? Ich blickte zu der Hütte runter, aus der er gekommen war, jedoch konnte ich ihn nicht erkennen. Doch konnte ich sehen, wie einige der Dorfbewohner in die andere Hütte am Kraterrand rannten. Durch eines der Fenster konnte ich dann das Licht von Schüssen sehen und die dazugehörigen Geräusche. Doch ich hatte keine Zeit mich weiter darum zu kümmern, denn hinter mir kam schon die nächste Angriffswelle. Mit zwei weiteren Schüssen erledigte ich auch die und wandte mich dann gerade um, um Leon zu Hilfe zu kommen. Und musste prompt unter den zupankenden Händen von einem Dorfbewohner durchtauchen, der sich schon wieder angeschlichen hatte. Ich fegte ihm dabei mit einem tiefen Karate-Kick die Beine weg und kaum hatte er den Boden erreicht, zerstob sein Kopf in tausend Stücke, als ich eine Schrotladung reinjagte. Doch irgendwie schien irgendwo ein Nest von den Kerlen zu sein, denn es kamen schon wieder fünf oder sechs von ihnen aus mehreren Richtungen auf mich zu. Doch der Weg Richtung Hütte war nun zur Abwechslung einmal frei und so sah ich zu, dass ich schnellstmöglich dorthin kam. Kaum hatte ich die hintere Tür erreicht, als diese aufflog und Leon mir entgegenstolperte. „Katharina!“ stieß er erschrocken aus. „Leon, bist du okay?“ fragte ich. „Soweit ja! Aber jetzt haben wir grade andere Sorgen!“ antwortete er und ließ ein neues Magazin in seine Waffe gleiten. „Wo kommen die nur alle her?“ Kaum hatte er das ausgesprochen flog die Tür hinter ihm wieder auf und abermals kamen mehrere Dorfbewohner herausgestürzt. „Es sind so viele! Und sie kommen von allen Seiten!“ schrie ich über unsere Schüsse hinweg. „Wir müssen irgendwohin, wo wir Rückendeckung haben!“ schrie Leon zurück und sah sich gehetzt um, nachdem wir diese Angriffswelle auch abgewehrt hatten. „Da oben!“ rief er plötzlich und deutete auf einen Vorsprung oben an der Felswand. Ein schmaler Pfad führte dort hoch und es war der einzige Weg. Er hatte Recht, von dort aus konnten wir die Typen schön reihenweise abfertigen. „Also los!“ nickte ich und wir liefen los. Der Weg war zum Glück frei und so rannten wir, ausnahmsweise mal unbehelligt dort hinauf. Es kostete mich jedoch auch viel Überwindung, denn es ging auch einmal über eines der klapprigen Stege. Und so wie ich das aus den Augenwinkeln sehen konnte, ging es da ganz schön in die Tiefe! Dann den Weg am Hang hoch. Fast hatten wir den Vorsprung erreicht, als Leon plötzlich im vollen Lauf stoppte und ich voll in ihn reinrannte. „IN DECKUNG!“ brüllte er plötzlich und stieß mich an die Seite. Im selben Moment landete er auf mir und ich konnte aus den Augenwinkeln noch irgendwas längliches auf uns zufliegen sehen. Im nächsten Moment bebte der Boden und die Felswand unter einer heftigen Explosion und meine Trommelfelle schienen zerreißen zu wollen. Leon, der auf mir gelandet war, sprang auf und eröffnete sofort das Feuer. Betäubt von der Explosion kam ich nur langsam wieder auf die Beine. Leon war schon über zwei kleine Mauern geklettert und beugte sich zu einer leblosen Gestalt herab. Scheinbar der Urheber der Explosion, denn als ich Leon erreichte richtete er sich gerade wieder mit einer Stange in der Hand wieder auf. Einer Dynamitstange, wie ich nun erkennen konnte. Wir kamen jedoch nicht dazu irgendwas zu sagen, denn in diesem Moment kam von unten wieder eine Angriffswelle von Dorfbewohnern. „Katharina, hinter die Mauer!“ rief Leon und ging selbst hinter der ersten in Stellung und begann zu feuern. Die Dynamitstange hatte er achtlos fallen lassen. Die ersten Dorfbewohner gingen zu Boden, doch der Ansturm war dieses Mal so mächtig, ich war mir sicher, dass wir das nicht schaffen. Plötzlich hatte ich eine Idee. Wieso war Leon da eigentlich nicht selbst drauf gekommen? Ich hechtete hinter der Mauer vor, zu der Leiche des Dynamitwerfers und wurde schnell fündig. Das Feuerzeug stammte der Optik nach aus dem letzten Jahrhundert, aber es musste ja wohl noch funktionieren. Gleichzeitig zog ich eine der Dynamitstangen aus dem Hosenbund des Dreckskerls und betete, dass es nun funktionierte. Das Feuerzeug funktionierte sofort und ich setzte die Lunte in Brand. „Leon, Deckung!“ brüllte ich dieses Mal und schleuderte die Stange in Richtung der Bewohner. Die Lunte war recht kurz und brannte schnell runter. Beinahe zu schnell. Leon und ich konnten uns noch gerade fallen lassen, als schon ein berstender Knall den Fels erschütterte und mehrere Dorfbewohner schreiend durch die Luft flogen. Ich sah, wie einige von ihnen in den Abgrund segelten, andere blieben tot oder noch zuckend am Boden liegen. Einige jedoch rafften sich wieder auf. Viele von ihnen waren verletzt, manche sogar schwer. Trotzdem hoben sie wieder ihre Beile, Sensen und was sie sonst noch so hatten und griffen uns wieder an. Doch mit denen wurde Leon sogar ohne Waffe fertig. Dem ersten entriss er einfach seine Mistgabel, verpasste ihm damit einen Hieb, der ihn in den Abgrund beförderte und rammte sie dann dem nächsten in den Schädel. Die letzten zwei flogen nach ein paar festen Tritten und Schlägen ebenfalls in den Abgrund. Nur der letzte mit einem Beil in der Hand bekam noch eine Kugel in den Schädel. Dann wurde es ruhig. Beinahe zu ruhig. Gehetzt sahen wir uns beide um. Es waren jedoch keine weiteren Angreifer mehr zu sehen. Der Krater war menschenleer, außer uns. Leon steckte aufatmend die Pistole wieder in den Halfter. „Klasse Idee mit dem Dynamit, Katharina!“ sagte er dann lächelnd. „Naja, wer weiß wie viel Munition wir hier noch brauchen.“ lächelte ich dann zurück. „Wohlmöglich sind wir hinterher über jede Kugel froh, die wir jetzt sparen können.“ Leons Blick verdüsterte sich. „Ja, das wird wahrscheinlich sogar so sein.“ sagte er dann. „Jetzt aber raus hier.“ Langsam stiegen wir über die ganzen Leichen den Weg wieder nach unten. „Jetzt müssen wir zur Kirche.“ Zur Kirche? Ich blieb stehen und sah ihn verdutzt an. „Was willst du denn jetzt in der Kirche? Etwa gläubig geworden?“ Leon setzte seinen Weg unbeirrt weiter fort. „Luis meinte, dass er gehört hat, dass die Tochter des Präsidenten dort gefangen gehalten wird. Wir müssen sie also finden.“ „Luis?“ fragte ich. „Der Spanier.“ erwiderte Leon knapp. Wir hatten den Steg erreicht, der mitten über den Krater führte. Ich stockte mitten im Schritt. Leon lief ungerührt weiter. Ich jedoch war wie gelähmt. „Katharina!“ konnte ich Leon plötzlich rufen hören. „Los weiter!“ Doch ich rührte mich nicht. Plötzlich musste ich an Südamerika denken. An den Staudamm. Ich meinte wieder die Wärme zu spüren, meinte wieder das Donnern des Wassers zu hören. Und Jack... „Komm schon, Kathy!“ hörte ich seinen Bass. Ich schloss die Augen. „Ich habe Angst, Babe!“ flüsterte ich zu mir selbst. „Du schaffts das, Baby!“ hörte ich ihn wieder. „Einfach nicht runter gucken.“ Beflügelt von meinen Erinnerungen an ihn und seine Stimme setzte ich mich in Bewegung, die Augen starr nach vorn gerichtet. Es war wie damals. Ich erinnerte mich genau. Jacks gewaltigen Körper im Rücken, der mich sanft aber bestimmt über diese Gittertreppe dirigierte und dessen Anwesenheit mir so viel Mut gemacht hatte. Jack Tränen schossen mir in die Augen. „Nicht runter gucken, Baby!“ hörte ich ihn wieder. Die Tränen begannen zu rollen. „Okay, Babe!“ antwortete ich leise. Schließlich schaffte ich es. „Bist du okay?“ hörte ich Leon plötzlich besorgt. Ich sah ihn erst verwirrt an. Bis ich merkte, dass mir immer noch Tränen über die Wangen liefen. „J..ja.Ja, alles gut.“ antwortete ich und wischte mir durchs Gesicht. „Deine Höhenangst, nicht?“ fragte Leon mit einem leichten Lächeln. Ich nickte. „Ja... aber auch...“ Die Tränen wollten wieder kommen. „Du hast an ihn gedacht, nicht?“ fragte Leon, während wir zu dem Tor gingen. „An Krauser.“ Ich nickte, weitere Tränen unterdrückend. „Ich musste an den Staudamm denken. Damals in Südamerika.“ Leon legte mir den Arm um die Schultern. „Weißt du, was Manuela in dem Hubschrauber damals zu Krauser gesagt hat, als wir dich zurück ließen?“ fragte er mich dann. „Sie ist immer bei dir. Menschen, die einen geliebt haben, verlassen einen nie ganz.“ Ich sah ihn mit rot unterlaufenden Augen an. Er drückte sanft meine Schulter. „Ich glaube, sie hatte recht.“ Ich schniefte noch einmal und wischte mir ein letztes Mal die Tränen aus dem Gesicht. „Was ist eigentlich aus Manuela geworden?“ fragte ich dann. Ich wollte das Thema wechseln. Die Gedanken an Jack schmerzten einfach zu sehr. „Sie ist in die Obhut der Regierung gekommen. Bisher gibt es keine Meldung, dass sie sich irgendwie verändert hätte. Scheinbar hatte Javier damals recht, was ihre Behandlung anging.“ antwortete Leon, scheinbar auch froh über was anderes zu sprechen. Wir hatten das Tor inzwischen erreicht. „Wird sie je wieder ein eigenes freies Leben führen können?“ fragte ich ihn. „Keine Ahnung. Ich fürchte eher nicht. Denn sie trägt den Virus nach wie vor in sich.“ Nachdenklich senkte ich den Blick. „Was denkst du, tragen die hier in sich?“ fragte ich schließlich und deutete mit dem Kopf in Richtung Krater. „Keine Ahnung. Wirklich nicht.“ antwortete Leon. Er rüttelte an dem Tor, doch vergeblich. Es war verschlossen. Also saßen wir in der Falle, so wie es aussah. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)