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Wave of Death

Criminal Minds, NCIS LA & Hawaii Five-O Crossover
von

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Ort der Stille und der Besinnung


 

(Music: Running up that hill – Placebo)
 

 

Jedes Land der Welt hat seine Geschichte. Schon vor der Zeit der Menschen haben sich Dinge auf der Welt abgespielt, von denen wir keine Ahnung haben. Alles hat seine Erlebnisse und so geschahen oft Dinge, die wir nicht mehr begreifen können. Wie ist ein Ort entstanden? Wie wurde er in Geschichte und Religion zu dem Platz, der viele Menschen bewegte und gar veränderte? Mit dem Ort Hawaii scheinen Träume von Paradies, Südsee, weißen Strände, Ironman, Hulatanzende, knapp bekleideten Frauen  und Surfen verbunden zu sein. Hawaii liegt nichtsdestotrotz noch auf der nördlichen Halbkugel und stellt die nördliche Grenze Polynesiens dar. Polynesien bedeutet nichts anderes als ‚Ort der vielen Inseln‘. Somit passend zu Hawaii, aber auch zur Religion Hawaiis. Zu den Zeiten des großen Königs Kamehamehas eine besonders blutrünstige Religion, geprägt von Menschenopfern, Ritualen und dem Endgültigen: Dem Karma. Wer Vergebung wollte, musste zuerst für seine Sünden bestraft werden und nicht selten waren es die Kinder, die noch für die Sünden ihrer Eltern büßen musste. Das Karma verfolgt einen Menschen selbst über den Tod hinaus, sorgt für ein weiteres Leben und dafür, dass jeder Mensch für seine Sünden früher oder später büßen musste…  

 
 

O’ahu (Hawaii)
 

 

Die zahlreichen Fackeln knisterten in der Luft und erhellten die Umgebung. Im sanften Schein des Mondlichts und des Glühens des Feuers zeichneten sich die langen Fratzen der Tiki-Statuen deutlich auf dem Boden ab. Mühsam mit Handarbeit hergestellt ragten sie überall in die Höhe, die heiligen Tikis, jeder ein Abbild einer Gottheit. Die Luft war erfüllt von den lauten Tiergeräuschen, die aus dem Regenwald O’ahus über das Tempelgebiet drangen, aber auch von dem immerwährendem Chant eines hawaiianischen Priesters. In seinen Sprechgesang stimmten die verhüllten Gestalten mit ein, die sich kreisförmig um den Platz formiert hatten. Allesamt trugen farbenprächtige Röcke. Frauen ein dünnes Bikinioberteil, wahlweise sogar aus Kokosnüssen. Die bunten Leis um die Hälse lenkten nur ab, denn anstatt das Gesicht eines der Menschen zu sehen waren da nur die Fratzen der Tikimasken. Jeder trug eine andere Holzmaske und nur die Augen lagen frei und beobachteten jene Person, die in der Mitte des Platzes lag und sich wand.

Zwei stämmige Männer mit schwarzen Tattoos auf den Oberarmen und ebenfalls Tikimasken vor dem Gesicht schlugen im Takt auf die Pahu, die traditionelle Trommel und immer wieder erklang die tiefe Stimme des vermummten Priesters, der den Chant auf Hawaiianisch sang. Seine Anhänger stimmten mit ein, bewegten sich im Takt und verneigten sich immer wieder tief vor den Göttern. In Mitten des Lichtkranzes, auf dem Vorplatz des gigantischen Tempels lag er. Ein Hawaiianer mit schmerzverzerrtem Gesicht. Seine Hand auf den Genitalbereich gepresst wimmerte er unter Schmerzen auf. Blut bahnte sich den Weg zwischen seinen Händen hindurch und immer wieder blinzelte er. Flehte um Vergebung. Das Spiel der Trommeln verstummte jäh, als der Priester an den Mann heran trat und vor ihm auf die Knie sank.

Mit raschelnden Schritten trat einer der am Rand stehenden Männer heran und reichte ihm eine Schale, bot dem Priester die Fackeln an.

„Nein … bitte… ich kann nichts dafür … ich kann doch nichts dafür….“, jammerte der Amerikaner mit zusammengebissenen Zähnen.

„Dir wird keine Vergebung zuteil.“, sprach der Priester und hob einen goldenen Löffel in die Höhe. Ein wenig erweckte das Besteck den Eindruck eines Eislöffels.

„Nein…“, jammerte der Mann weiter, als ihn zwei Hawaiianer packten und auf dem Boden drückten. Wieder ertönte der laute Sprechgesang. Der Priester hob den Löffel in die Flammen und wartete darauf bis sich die Schale erhitzte. Immer wieder wimmerte der Mann auf. Doch vergeblich. Der glühende Löffel senkte sich erbarmungslos auf seine Augen herab und sein Jammern wurde zu einem lauten Schreien, als ihm die Augen entfernt wurden. Kaum noch am Leben wurde er auf ein langes Holzbrett gelegt und in das Innere des Tempels getragen. Auf dem Altar neigte sich der Priester ein letztes Mal über ihn und lächelte etwas, atmete den Duft des Todes ein. Seiner Anhängerschaft blieb diese Geste verborgen. Langsam löste er sich und nickte dem stämmigen Hawaiianer zu. Er trug ein langes Holzscheit bei sich. Surrend pfiff es durch die Luft und traf auf den Kopf des Mannes, machte seinem Leiden ein Ende…  

 

 

Die Sonne drang durch die Baumwipfel, als sie den Himmel erklomm und die Insel O’ahu in ein angenehmes Licht tauchte und schon die ersten Touristen und Bewohner auf die Straßen und zu den Attraktionen, die die Insel zu bieten hatte, lockte.

Weit ab von der Zivilisation lag der Byodo-In Tempel. Ein Tempel, bei dem der japanische Einfluss besonders deutlich wurde! Der große Garten, mit den steinernen Wegen und einem künstlich angelegten kleinen See – mit vielen Koi Fischen – umringt den großen Byodo-In Tempel.

Wie immer hing der Duft vom frischen Lavendel in der Luft und die zirpenden Spatzen und edlen Pfauhähne stolzierten und flogen umher. Es war ein Ort der Ruhe und der Besinnung, der nur wenige Mal im Monat seine Tore für kleine Touristengruppen öffnete. So auch heute.

Die Reisegruppe folgte der freudig quatschenden Hawaiianerin durch die gewaltige Tempelanlage.

„Der Byodo-In wurde in den 1960er Jahren gebaut, um den hundertjährigen Jahrestag der ersten japanischen Zuckerplantagenarbeiter die nach Hawaii kamen zu feiern. Der Tempel ist ein Replikat des originalen Byodo-In Tempels, ein 950 Jahre alter buddhistischer Tempel in Uji, Japan. Am Design des Tempels auf O‘ahu kann man den japanischen Einfluss in jedem Aspekt erkennen.“, flötete sie freudig und verneigte sich vor den Statuen der Gottheiten, so wie es sich gehörte. „Übrigens: Der Byodo-In Tempel in Kahaluu auf O‘ahu wird vielen Fans der Fernsehserie Lost sofort bekannt vorkommen, denn hier wurde ein Teil der ersten Episode gedreht.“

Ein leises Murmeln drang durch die Menge.

„Vor allem hier, im Tal der Tempel wurden immer wieder diverse Filme gedreht. Wussten Sie schon, dass Hawaii als Drehort langsam Plätze wie New York und Alabama ablöst?“, lächelte die junge Frau und fuhr sich durch ihre dunklen Haare, in denen eine Orchidee eingeflochten war.

In der Reisegruppe waren einige Japaner und auch viele Europäer. Gespannt ließen es sich viele nicht nehmen Fotos zu Knipsen, obwohl das strengsten untersagt war.

„Bitte, keine Fotos.“, lächelte die zierliche Hawaiianerin die auf den Namen Kanani getauft war. Ihr Name bedeutete Schönheit und er war für wahr äußerst passend. Gemeinsam mit der Reisegruppe betrat sie den langen, hohen Flur des Tempels.

„Wir befinden uns jetzt im Zentrum des Tempels. Folgen Sie mir bitte zum Altarraum.“, bat Kanani und setzte sich abermals in Bewegung. Begeistert tuschelnd folgten ihr schnellen Schrittes die zahlreichen Touristen. Alte und Junge. So viele Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kultur und doch alle gleichermaßen interessiert an dem Ort der Stille. Kanani trat die Stufen nach oben zum Altar. Kurzzeitig wurde sie abgelenkt, sah mit einem leicht irritierten Blick hinab auf einen roten Fleck. Sie hob ihre Augenbraue an. Immer mehr rote Tropfen säumten die Steinstufen. Eine Gänsehaut überzog ihren gesamten Körper, als sie endlich den Steinaltar erreichte. Jegliche Farbe wich aus ihrem Gesicht, als sie in die ausgehöhlten Augen der aufgeschlitzten Leiche sah. Ihr lauter Schrei hallte durch die gesamte Tempelanlage … einmal mehr schienen die Gesichter der Tikis zu grinsen.

Die Touristen wichen zurück und augenblicklich machte sich Panik in der kleinen Gruppe breit. Trotz des furchtbaren Anblicks konnten es manche Touristen nicht unterlassen Fotos zu schießen. Immer wieder schrie Kanani laut auf und ergriff die Flucht…

Aufbruch


 

(Music: One Day – Asaf Avida & The Mojos)
 

 
 

13. August
 

Quantico (Virginia)
 

FBI-Zentrale
 

 
 


 

 
 

Dunkle Wolken hingen am Himmel und verliehen der ganzen Umgebung einen düsteren Ton. Die Bäume hatten bereits die ersten Blätter verloren und das Gras wirkte weniger frisch. Der Herbst stand unmittelbar vor der Tür und so wurde es kühl, vor allem, da das Wetter an diesem Morgen besonders verregnet war.

Hochgewachsen, athletisch, gut aussehend, dunkelhäutig und oft mit einem smarten Lächeln auf den Zügen. Das war Derek, ein talentierter FBI-Agent, der als Profiler seine Erfüllung gefunden hatte. Mit einem leichten Frösteln stieg er aus seinem Wagen in der Tiefgarage und nahm den Aufzug nach oben. Er gähnte. Die Müdigkeit steckte ihm noch in den Knochen und gerade sehnte er sich nach seinem bequemen Bett, das allerdings in weiter Ferne lag. Noch einmal streckte er sich ausgiebig, lockerte seine verspannte Muskelpartie am Rücken und verließ den Aufzug.

„Hey, baby girl.“, rief der gut gebaute Agent Derek Morgan, als er an jenem Morgen den Aufzug verließ. Wie so oft stach ihm die außergewöhnlich gekleidete Penelope Garcia geradezu ins Auge.

Ihre blonden Haare trug sie zu Zöpfen gebunden und hier und da zierte eine Kirschhaarspange ihr Haupt. Außerdem viel Schmuck, ein grellroter Rock und eine Weste über dem Oberteil. So war sie. Garcia mit all ihren Farben und ihrer Dekoration. Derek war da schon praktischer veranlagt.

„Na, mein Prinz. Hast du mich heute Nacht vermisst?“, scherzte Penelope. In ihrer Hand prangte ein großer Becher Kaffee, dessen Dampfwolken in die Luft stiegen.

„Oh ja. Sehr sogar, mein Mädchen. Draußen ist es dunkel und kalt.“, grinste Morgen und warf einen Blick aus dem Fenster. Seit Tagen schon hörte es nicht mehr auf zu regnen! Dicke Wolken zogen über den Himmel hinweg und brachten viele Gewitter und Platzregenschauer mit sich. Es war ein Wetter für die Hunde und seine Laune war bereits beträchtlich in den Keller gesunken!

„Wo stecken die Anderen?“, fragte Morgan irritiert und ließ seinen Blick schweifen. Die Schreibtische seiner Kollegen waren wie  leer gefegt. Nur Hotch eilte ihnen entgegen. Mit seinem typischen, brummigen Gesichtsausdruck fing er Morgan und Garcia bereits ab, bevor sie die Wege in Richtung Büros nehmen konnten.

„Ihr braucht euch gar nicht setzen. Wir starten gleich. Garcia, du kommst diesmal mit. Wir brauchen dich vor Ort.“, befahl Hotch mit seinem überaus schroffen Tonfall.

„Mit? Wohin? Ich wusste nicht mal, dass wir einen Fall haben.“, stellte die Blondine irritiert fest. Derek warf einen kleinen Blick auf sein Handy. Keine Nachricht bezüglich eines Falles…

„Ist gerade erst rein gekommen. Fallbesprechung im Flugzeug, wir haben einen langen Flug vor uns.“, seufzte Hotch.

„Wohin geht es?“, wollte Derek wissen. Die tiefe Sorgenfalte auf der Stirn seines Vorgesetzten war ihm natürlich nicht entgangen.

„Ritualmord in Honolulu“

Derek wurde hellhörig. „Honolulu? Hawaii? Wir fliegen nach Hawaii?“, vergewisserte er sich noch einmal. Hotch nickte. „Die anderen sind schon unterwegs zum Jet. Ich hoffe du hast dein Notfallgepäck bereit, Garcia.“

„Notfallgepäck für Hawaii… mir reicht ein Bikini!“, grinste Penelope zufrieden vor sich hin und auch Derek konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen.

Hotchner warf ihr einen mahnenden Blick zu. „Keine Sorge. Ich habe alles dabei, was ich brauche. Ich hole nur schnell meine Laptoptaschen…“, rief sie und eilte bereits davon.

„Ritualmord?“, fragte Derek leise.

»Ein Ritualmord ist die Tötung eines Menschen als rituelle Handlung. Der Begriff kennzeichnet diese als Mord, setzt also Verhältnisse voraus, in denen religiöse Menschenopfer abgelehnt werden.«

„Sieht zumindest auf den ersten Blick danach aus. Du weißt ja wie kritisch solche Morde sind und das es unabdingbar ist, schnell zu handeln. Das Honolulu Police Department hat uns angefordert, allerdings gibt es einige Streitigkeiten vor Ort…“, murmelte Hotch und abermals bildete sich eine tiefe Falte auf seiner Stirn.

„In wie fern?“, fragte Morgan und sein Gesichtsausdruck verdüsterte sich ebenso ein wenig.

„Eine Spezialeinheit hat sich den Fall angeeignet, allerdings sind sie  angewiesen mit uns zu kooperieren. Sie unterstehen direkt dem Gouverneur von Hawaii. Sehr viel mehr weiß ich bisher nicht über diese Einheit.“, klärte Hotch ihn sehr knapp auf.

„Also gibt es Zuständigkeitsstreitigkeiten.“, seufzte der Dunkelhäutige auf.

„Eine Behörde will uns, die andere nicht. Es könnte zumindest passieren, dass wir nicht auf die Kooperation von Five-O bauen können. Offensichtlich arbeitet Five-O nicht gerne mit anderen Einheiten zusammen. Wir werden sehen was uns erwartet.“, seufzte Hotch und eilte mit Morgan und der zurückgekehrten Garcia in Richtung Aufzug. Vor ihnen lag ein mehrstündiger Flug und noch hatten sie keine Ahnung, was sie auf Hawaii wirklich erwartete…

 

 
 

Honolulu (O’ahu/Hawaii)
 

Five-O Hauptquartier
 

9:31 Uhr 
 


 

 
 

“Was? Die haben WAS!”, stieß der hochgewachsene, gut durchtrainierte Mann aus. Eine Zornesfalte prägte seine Stirn und viele kleine Falten spielten um seine Augenbrauen. Die Arme in die Seite gestemmt hatte er seine Muskeln angespannt und starrte zu der jungen Hawaiianerin, die mit Unschuldsmiene vor ihm stand.

„Eine Spezialeinheit hinzugezogen. Beruhig dich wieder, Steve. Wir sind für den Fall zuständig.“, stieß ein weiterer Hawaiianer aus, der über einen Tisch gebeugt stand. Zumindest wirkte es auf den ersten Blick wie ein Tisch. Auf den Zweiten musste man unweigerlich feststellen, dass es ein gigantischer Computerbildschirm war.

„Ich beruhige mich, wann ich will.“, knurrte der ehemalige Seal und schüttelte seinen Kopf entrüstet.

Die Zusammenarbeit des Honolulu Police Department und der Sondereinheit Five-O stand schon sehr lange auf wackligen Beinen, aber das überbot alles! Obwohl Five-O einen Ritualmord übernommen hatte, hatte es die Polizei doch glatt gewagt eine Spezialeinheit aus Virginia anzufordern.

„Wie wäre es, wenn du jetzt willst. Ist sicher nicht gut für deinen Blutdruck, wenn du dich so aufregst.“, hob der blonde Daniel Williams seine Schultern.

Steve verdrehte seine Augen. „Was ist das für eine Einheit?“, wollte er mit knirschenden Zähnen wissen. Deutlich konnte man an seinen Wangen sehen, wie seine Zähne malmend aufeinander trafen.

„Profiler.“, seufzte Kono.

Steve hob seine Hände gen Himmel! „Unglaublich. Jetzt haben wir irgendwelche FBI-Agents hier, die mir mit ihrem Gequatsche in die Untersuchung pfuschen wollen! “

„Das sind operative Fallanalysen. Ich habe bereits mit einem Team von den Profilern zusammengearbeitet, und sie sind gar nicht so schlecht.“, warf Danny ein und kratzte sich am Kinn.

„Wann?“, fragte Chin interessiert nach und hob seinen Blick.

„In New Jersey. Serienmörder.“, gab Danny eine sehr knappe Antwort zurück.

Steve schnaubte genervt und ließ einmal mehr alle an seiner schlechten Laune teilhaben. Nur ungern teilte er sich die Zuständigkeit mit einer anderen Behörde. Das Honolulu PD war gebilligt, nicht aber diese Spezialeinheit.

„Es gibt doch genug andere Serienmörder und besondere Morde… was wollen sie hier auf Hawaii erreichen. Wir sind bisher ganz gut alleine zu Recht gekommen.“, schob Steve kämpferisch sein Kinn nach vorne und trat zu Chin. Auf dem Bildschirm leuchteten diverse Tatortfotos auf.

„Ritualmorde sind nicht an der Tagesordnung, Steven!“, stieß Daniel aus. „Und vielleicht ist etwas Hilfe angebracht, immerhin sorgen solche Morde oft für Massenpanik und wenn du dich recht erinnerst haben wir alle gar keine Ahnung, was sich dahinter verbirgt.“

Steve machte eine wegwerfende Handbewegung und entschied sich für einen Themawechsel. „Noch sind sie nicht hier. Was haben wir also?“, wollte er von Kono und Chin wissen. Alle Vier versammelten sich um den Tisch und obwohl sich Steve auf den Fall konzentrierte, gefiel ihm die Einmischung des FBIs überhaupt nicht!

 

„Wir konnten das Opfer noch immer nicht identifizieren. Ihm fehlen Augen, Zähne und Fingerkuppen… bisher passt keine Vermisstenanzeige zu den Überresten der Leiche. Max obduziert die Leiche gerade. Aufgrund der Leichenstarre geht er davon aus, dass der eigentliche Tod bereits 48 Stunden zurück liegt…“, erklärte Chin und deutete auf die einzelnen Tatortfotos. „Außerdem fehlt ihm sein Geschlechtsteil.“, fügte er etwas leiser hinzu.

Der Gesichtsausdruck von Steve und Danny ähnelte sich erheblich. Beide wirkten angeekelt, wenngleich konnten sie wohl auch den Schmerz fühlen, den das Opfer durchlebt hatte.

Danno lehnte sich kritisch auf den Tisch und betrachtete die Bilder. „Ich bin kein Hawaiianer und ich kenne mich nicht mit der Kultur aus, aber sind Menschenopfer noch aktuell?“

„Sind sie nicht … aber es deutet alles darauf hin.“, fröstelte Kono und sie atmete einmal tief durch. 

„Ich und Danny fahren zum Byodo-In. Ich will mir ein eigenes Bild vom Tatort machen. Ihr wartet hier auf den Bericht von Max und durchforstet solange Internet und andere Medien. Vielleicht hat eine Sekte damit zu tun, oder irgendwelche aufhetzenden Kampagnen. Fragt bei Kamekona an, ob er irgendwas gehört hat.“

„Irgendwas? Glaubst du Kamekonas Kontakte reichen bis in den Okkultismus.“, legte Chin seinen Kopf etwas schief.

„Wer weiß… er rühmt sich doch immer damit, dass seine Shrimps teuflisch gut sind.“, scherzte Danno und folgte Steve, der sich schon in Bewegung gesetzt hat, und auf den Ausgang zusteuerte. 

„Was sagen wir dem Honolulu Police Department?“, rief Kono den Männern nach.

„Das sie sich ihre Agents sonst wohin stecken können.“, knurrte Steve und erntete einen kleinen, verdutzten Blick von Danny. Er räusperte sich und drehte sich zu Kono. „Sag ihnen, dass es unser Fall ist und sich das FBI gerne bei uns melden darf…“  Er versuchte die Wogen zu glätten. Danach folgte er eiligen Schrittes Steve.

 

Die beiden Männer saßen im silbernen Wagen und brausten die Landstraße entlang. Immer tiefer drangen sie in den Regenwald von O’ahu ein und dementsprechend hoch führte der Weg. Schon bald hatten sie die geteerte Straße hinter sich gelassen. Stattdessen knirschten die kleinen Steine unter den Reifen. In der Ferne glitzerte das weite, blaue Meer und über den sanftblauen Himmel zogen ein paar Wolkenschleier hinweg, die immer mal wieder ein paar Regentröpfchen verloren. Das satte Grün der Bäume und der Wiesen ergänzten sich hervorragend mit den hohen, dunklen und majestätischen Felsen der Berge. Die Fenster des silbernen Camaro waren geöffnet und so entstand ein leichter, angenehmer Wind im inneren des Wagens. Lässig hatte Danno seinen Unterarm auf dem geöffneten Fenster abgelegt. Einen Blick für die herrliche Natur hatte er nicht. Stattdessen ruhte sein Blick auf Steve.

„So.“, schnalzte Danny mit seiner Zunge.

„So?“ Steve warf ihm einen kleinen Blick zu.

„Du verheimlichst doch irgendwas.“

„Ich weiß nicht was du meinst.“, knurrte Steve und knirschte mit seinen Zähnen.

Danny zog die Augenbraue nach oben. „Lass mich raten … du kennst das Profiler-Team bereits.“

Steve schnaubte.

„Woher?“

Daniel lehnte sich mit leicht interessierter Miene etwas zu ihm.

„Ein paar kleine Meinungsverschiedenheiten vor ein paar Jahren mit diesem einen Agent. Hotchner. Zusammen mit seinem kleinen Doktorchen untersuchte er einen Mordfall.“

„Doktorchen?“

„Diesem eigenartigen, schlaksigen Kerl mit den wirren Haaren.“

„Also ein Mordfall. Was hat das mit dir zu tun? Soweit ich weiß, bist du vor Five-O nicht im Polizeidienst tätig geworden.“

Erneut tauschten Daniel und Steve einen kurzen Blick miteinander. Die Augen des Blonden weiteten sich mit einem Mal.

„DU warst der Verdächtige!“, stieß er mit einem Mal aus und wedelte mit seinen erhobenen Zeigefinger. Von Steve war nur noch ein überaus deutliches Zähneknirschen zu vernehmen.

„Lass es Danno!“, gab Steve übellaunig zurück und drückte das Gaspedal ordentlich durch! Der Motor des Camaro heulte auf und schon brausten sie die Landstraße weiter…
 

 
 


 

Tatort: Byodo-In


 

(Music: Sweet Nothing - Clavin Harris feat. Florence)
 

 

 

 
 

Die Macht ist bösartig und unersättlich – erst stumpft sie uns ab gegen das Leid anderer Menschen und dann macht sie uns süchtig danach, denn nur das Leiden anderer verleiht uns die Gewissheit, dass unsere Macht über Sie ungebrochen ist. Im Gegensatz dazu will wahre Autorität nur das Beste für die Mitmenschen; ihr Wirken ist geprägt von Mitgefühl und Gerechtigkeit…
 

Sunzi – Die Kunst des Krieges.
 

 
 

Byodo-In/O’ahu (Five-O)
 

 
 

Der Wald vor dem Wagen verdichtete sich und ein leichter Sprühregen erfüllte die Luft. Der Scheibenwischer nahm mühelos die vielen kleinen Tropfen mit sich und sorgte für eine durchgängig klare Sicht.

„Wusste Lori davon?“, fragte Daniel auf einmal und spielte auf eine Kollegin an, die sie leider vor ein paar Monaten verlassen hatte.

Steve starrte verbissen aus dem Fenster und versuchte sich auf die Straße zu konzentrieren. „Wovon?“

„Von deinen Vorerfahrungen mit Profilern.“, ließ Danny nicht locker.

„Nein.“, gab Steve verbissen zurück. Das ihm das Thema gehörig missfiel, war wohl offensichtlich.

„Sie kam allerdings auch aus Quantico. Vielleicht wusste sie es ja doch.“, hob Danny seine Schultern, als sein Handy einen schrillen Ton von sich gab und auf eine SMS verwies.

„Soweit ich weiß hatte sie nichts mit diesem Team zu tun und selbst wenn sie es gewusst hat, ist das jetzt unerheblich. Wir brauchen keine Hilfe von außerhalb. Bisher haben wir unsere Fälle immer alleine gelöst.“, meinte Steve entschieden und drosselte das Tempo ein wenig.

Tiefe Falten prägten das Gesicht von Danny, der ein tiefes Seufzen von sich gab.

„Lass mich raten… Rachel?“, fragte Steve und warf einen kurzen Blick zu seinem cholerischen Partner.

Dieser schien mit einem Mal die Fähigkeit zu Sprechen verloren zu haben, steckte sein Handy beiseite und starrte mit zusammengezogenen Augenbrauen aus dem Fenster.

„Ach, das machen wir heute also wieder.“, raunte Steve.

„Ich weiß nicht, was du meinst.“

„Doch. Doch, ich glaube schon.“, nickte der ehemalige Seal und schnalzte mit der Zunge. „Ich muss dir alles aus meiner Vergangenheit haarklein berichten, aber wenn es darum geht, dass du mir sagst, was in dir vorgeht, schweigst du beharrlich.“ Das wirkte offensichtlich.

„Und wenn schon. Wir sind sowieso am Tatort angekommen und haben besseres zu tun.“, schob Danny das Thema mit einem desinteressierten Schulterzucken von sich.

Das gelbe Absperrband leuchtete ihnen bereits aus der Ferne entgegen und so parkte Steve am Straßenrand. Ohne dass es ihm gelang seinem Kollegen etwas zuzurufen, war dieser eilig aus dem Auto verschwunden, fast so, als befände er sich auf der Flucht. Steve seufzte und folgte ihm.

Der Tempel am Hang der Bergkette lag im leichten Dunst des frischen Regenschauers.

„Ein Jammer. Spätestens jetzt sind sämtliche Beweise zunichte gemacht.“, seufzte Daniel auf und hob seine Hand an, um einen Schirm über seinen Augen zu bilden. So blinzelte er in die Sonne, die über dem majestätischen Berg einen farbenfrohen Bogen in den Regen zeichnete.

„Wir haben immer noch die Räume des Tempels, und die Leiche. Hoffen wir darauf, dass Max einige gute Beweise findet.“

 

 
 

Privatjet Richtung O’ahu (Profiler)
 

 
 


 

 

Während Danny und Steve damit beschäftigt waren in die hintersten Winkel des Tempels vorzudringen um sich einen guten Überblick über den Tatort zu verschaffen, konzentrierte sich auch ein anderes Team auf den Ritualmord. Gerade erst hatte die Maschine des Profiler Teams abgehoben und schon brachte Hotch sein Team auf den Stand der Dinge.

„Am Morgen des 13. August wurde in der Tempelanlage Byodo-In in der Nähe von Honolulu eine männliche Leiche schwer verstümmelt von einer Gruppe Touristen gefunden. Dem Grad der Verstümmelung zufolge wurde er lange Zeit gequält. Unter anderem wurde sein Genital entfernt.“, erklärte Hotch und reichte die ersten Fotos in die Runde.

Garcia verzog ihr Gesicht. „Ihh. Musste ich wirklich mit?“, fragte sie und warf einen kurzen, fast schon verzweifelten Blick zu Derek, der neben ihr saß Gegenüber schmunzelte Emily, während Reid schon vollkommen in die Tatortfotos eintauchte.

„Weshalb wurden wir angefordert? Ist es die Handschrift eines Serientäters?“, wollte Rossi wissen und überging Garcias Frage gefliessentlich.

„Nein, allerdings vermutet das Honolulu Police Department Okkultismus. Der Mann kam auf einer früheren Opferstätte ums Leben. Alles deutet auf ein altes, schamanisches Ritual von eingeborenen Hawaiianern hin. Der Chief hat uns um Mithilfe gebeten, um keine Panik in der Bevölkerung auszulösen.“

„Ihm wurden auch seine Augen entfernt und nicht am Tatort gefunden. Möglicherweise nimmt sich jemand Trophäen.“, mutmaßte Reid und betrachtete das Bild der Leiche.

„Bisher ist alles möglich. Auch dass die Augen gegessen werden. Ebenso wie sein Genital.“, warf Derek mit ein.

Garcias Gesicht verzog sich noch ein bisschen weiter.

„Sobald wir gelandet sind, will ich, dass du dir die Leiche ansiehst, Reid. Vielleicht fällt dir noch etwas auf. Rossi und Emily übernehmen den Tatort, ich fahre mit Garcia ins Honolulu Police Department.“

„Was ist mit uns?“, wurde J.J. hellhörig.

„Ihr dürft euch mit einer Task-Force des Gouverneurs beschäftigen. Sie verweigern bisher jegliche Zusammenarbeit, allerdings werden wir genau die brauchen.“

„Eine Task-Force?“

„Ja. Soweit ich weiß übernehmen sie besonders schwerwiegende Fälle, stehen über den HPD und sind nur dem Gouverneur Rechenschaft schuldig. Wir können nicht riskieren, dass sie uns wichtige Beweise, die auf das Profil Einfluss nehmen könnten, vorenthalten. Die Task-Force besteht derzeit aus vier Personen. Lt. Commander Steve McGarrett, ein ehemaliger, mit Auszeichnung dekorierter Marineoffizier, Daniel Williams, einem Detective aus New Jersey, Chin Ho Kelly und Kona Kalakaua, ehemalige Polizisten des Honolulu Police Departments.“, erklärte Hotch und ließ sich auf einen Platz sinken.

„Hmm…“ Reid blinzelte, runzelte mit der Stirn und blickte zu seinem Chef. „Kennen wir Steven McGarrett nicht?“

„Es ist Jahre her. Damals war er noch bei der Navy.“

Spencer nickte. „Er hat ins Profil gepasst.“

„Er war ein Verdächtiger?“, wirkte Derek sofort etwas interessierter an der Taskforst.

„Ja. Ganz zu seinem Missfallen haben wir ihn in Haft genommen und seine Einheit startete alleine in den Mittleren Osten.“

„Um was zu machen?“, wollte Rossi wissen.

„Um ihn zu verhören und eine Flucht außer Landes zu verhindern. Angeblich ein Nachrichtenoffizier der Navy.“

Ein leises Raunen glitt durch die Sitzreihen. Nur Garcia blinzelte irritiert. „Was? Warum dieser Blick?“, fragte sie Derek mit erhobenen Zeigefinger.

„Möglich, dass er ein Navy Seal ist.“

„So ein Richtiger?“, zogen sich ihre Augenbrauen in die Höhe.

„Oh ja. So ein Richtiger. Ohne Manieren.“, seufzte Reid auf und betrachtete lieber wieder die Fotos. Das war meist besser, als in Erinnerungen zu schwelgen.

Derek hob seine Schultern. „Das wird sicher lustig. Zuständigkeitskämpfe um einen Fall, über den wir bisher nicht viel wissen und vollste Kooperation brauchen.“

„Bisher konnte das Opfer nicht identifiziert werden. Garcia, such sämtliche Vermisstenanzeigen durch. Wir wissen, dass es sich um einen Hawaiianer handelt. Vielleicht hast du Glück.“, meinte Hotch.

„Ein paar mehr Anhaltspunkte werde ich schon brauchen, Chef.“, klappte die Blondine ihren Laptop auf.

„Die bekommst du … sobald wir mehr haben. Im Moment müssen wir uns einfach gedulden.“

Jennifer zückte ihr Handy. „Vielleicht habe ich sogar noch einen Trumpf im Ärmel…“, zwinkerte sie vergnügt in die Richtung von Spencer.

„Bezüglich wem oder was?“

„McGarrett.“ Mehr sagte sie nicht. Vorerst.

Leider war Hawaii nicht um die Ecke und das verschaffte zumindest der Spezialeinheit Five-O einen kleinen Vorsprung in der Falllösung…
 

 
 

 
 

Gerichtsmedizin/Honolulu (Five-O)
 

 

Locker hielt Kono ihre Arme verschränkt und starrte auf die Leiche, die vor ihr lag. Auf dem glänzenden Silbertisch, mit ausgebreiteten Armen und geöffneten Rumpf! Die Hände des Gerichtsmediziners – Max Bergman – waren gerade damit beschäftigt die Eingeweide des Toten zu untersuchen.

„Was kannst du uns schon sagen?“, fragte Kono zum wiederholten Mal, denn heute schien Max ganz besonders konzentriert auf die Leiche zu sein.

„Nicht viel …“, antwortete er langsam. „Wer auch immer es war, er hat bewusst die Fingerkuppen, Augen und Zähne entfernt um eine Identifizierung zu erschweren. Aber! Nichts ist unmöglich.“

Über den Rand seiner Brille hinweg sah er zu Kono und fummelte dabei am Darm entlang.

Ein kleines bisschen zuckte ihr Mundwinkel angewidert zur Seite. Max ergriff ein Skalpell und setzte ein paar gezielte Schnitte.

„Was ist das?“

Sie blinzelte als Max ein kleines, rundes Päckchen aus dem Inneren des Darms zog. Weiß war der Inhalt des durchsichtigen, winzigen Bündels.

„Zumindest keine Drogen.“

„Sondern?“

„Das sieht nach einem zusammengeknüllten Stück Papier aus.“

Kono trat einen Schritt näher heran und zog sich eilig zwei Plastikhandschuhe über. „Wer packt bitte ein Stück Papier in einen Plastikbeutel und lässt diesen jemanden verschlucken?“, wollte sie wissen und nahm mit einer Pinzette den Fund an sich.

„Das werden wir hoffentlich gleich herausfinden.“, wirkte Max besonders aufgeregt.

Vorsichtig entfernte Kono das Plastik und zog den Zettel hervor. Langsam entfaltete sie das Zusammengeknüllte etwas und hob eine Augenbraue.

„Palila Smith, 808 – 9643 09“

Die Beiden sahen einander an. „Palila? Du bist dir sicher, dass er ein Mann ist und es sich nicht rein zufällig um Palila Smith handelt?“

Kono sah zu der verstümmelten Leiche.

„Absolut. Warum also hat er einen Namen und eine Telefonnummer verschluckt.“

„Ich habe keine Ahnung, aber, ich habe da ein ganz mieses Gefühl.“, murmelte Kono und legte die Werkzeuge beiseite und zückte ihr Handy. „Dann wollen wir doch mal sehen, wer Palila ist…“

Max wanderte zu der Leiche und ließ seinen Blick noch einmal über die Eingeweide schweifen. „Meinst du er hat noch mehr dabei?“

„Wenn er ein Telefonbuch verschluckt hat, müsstest du das eigentlich sehen.“, murmelte Kono.

„Ich überprüfe ihn lieber nochmal.“, brummte Max und schon machte er sich an die Arbeit, während Kono nach dem mysteriösen Namen auf der Suche war.

„Und ich such die Adresse zu unserer Telefonnummer.“, sprach Kono und zückt ihr Handy.

 

 
 

Kamekonas Shrimps-Imbiss (Five-O)
 

 

Ohne von Konos Fund zu wissen verließ Chin Ho Kelly seinen Wagen und lief den ihm wohlvertrauten Strandabschnitt entlang. Nur noch vereinzelt vielen ein paar Regentropfen und sorgten für eine kleine Erfrischung. So war es verständlich das sich unter den großen Sonnenschirmen von Kamekonas Imbiss dutzende Menschen tummelten um die Shrimp Spezialitäten zu kosten. Chin wirkte leicht gedankenverloren und ertappte sich einen kleinen Moment  der Trauer. Er starrte förmlich auf den Platz, der heute besetzt war und den er sich vor einer gefühlten Ewigkeit mit Malia geteilt hatte. Seiner Frau. Seiner verstorbenen Frau.

Ein tonloses Seufzen verließ seine Lippen und eilig schüttelte er seinen Kopf um jeden noch so trüben Gedanken abzuschütteln bevor er auf Kamekona zuschritt. Der stand in seiner ganzen Erscheinung im Imbiss und verkaufte eifrig seine Waren!

„Aloha.“, rief Chin von weitem und lehnte sich wenige Momente später zu ihm auf den Tresen.

„Aloha, was willst du?“

„Ein wenig Hilfe.“ Chin grinste flüchtig.

„Diese Shrimps Sorte führe ich nicht.“, stellte Kamekona nüchtern fest.

„Ach komm schon Brah, du willst mir nicht ernsthaft wieder deine Shrimps andrehen.“

„Von irgendwas muss ich leben.“, hob der Hawaiianer entschuldigend seine Schultern.

Chin seufzte. „Gib mir die Scharfen. Zum Mitnehmen.“, forderte er knapp und zückte sein Portmonee.

Über das ganze, runde Gesicht von Kamekona glitt ein Strahlen und sofort orderte er die genannte Speise.

„Also, Brah. Was kann ich sonst noch für dich machen?“

„Erinnerst du dich noch an die Geschichten über die alten Kulturen?“, gab Chin als Gegenfrage zurück.

„Nur dies und das. Was man sich aus den Zeiten von König Kamehame I. so erzählt. Die alten Kulturen sind inzwischen zu vermengt mit Haoles.“, zuckte er mit seinen Schultern.

„Weißt du ob es Sekten gibt, die die Rituale praktizieren.“

„Einige Schamanen. Huna-Priester. Vollkommen harmlos. Falls du auf den Mord im Byodo-In anspielst, suchst du sicher an der falschen Adresse.“

Chins Augenbraue schnellte in die Höhe. Kamekona drückte ihm die gut verpackten Shrimps entgegen.

„Woher willst du das wissen?“

„Weshalb sollten sich Hawaiianer gegenseitig umbringen, Brah, wo die Eingeborenen doch versuchen sich ihren Lebensraum zu bewahren, um nicht irgendwann auszusterben.“

Chin seufzte. „Don’t mix the blood…“, murmelte er leise.

„Ganz genau. Glaub mir. Hawaiianer bringen sich nicht gegenseitig um. Aber … nach allem was ich gehört habe, war der Ritualmord sehr nah an den alten Traditionen…“

„Und das bedeutet?“

„Finde heraus gegen welches Kapu der Tote verstoßen hat und du wirst weiter kommen. – der nächste!“, rief Kamekona und schob Chin beiseite.

„Kapu?“, murmelte dieser leise. Ein Kapu – ein Tabu, ein Regelverstoß der alten Hawaiianer. „Mahaolo, Brah.“

Das Klingeln seines Handys ließ ihn die zahlreichen Gedanken beiseiteschieben. Stattdessen drückte er das Mobiltelefon an sein Ohr.

„Steve? Was gibt es?“

 

 

 

 

Geisterjagd


 

Music: Worried about - Lissie
 

 

„Steve? Was gibt es?“

“Kono hat mich informiert. Wir haben einen Namen und eine Adresse, ohne eine Ahnung zu haben, wohin uns diese Spur führt.“

„Okay. Weiter?“

„Fahr nach Ewa Beach. Danny wird sich dort mit dir treffen.“

„Und was machst du?“

„Ich bin auf dem Rückweg zum Hauptquartier.“

„Wie?“

Chin legte seine Stirn in Falten.

„Polizeiwagen.“

„Du hast ein Polizeiauto gestohlen?“

„Geliehen. Wir müssen immerhin schnell vorgehen, nachdem uns bald die FBI-Agents auf die Finger schauen werden.“

„Du fühlst dich echt schon verfolgt von ihnen, kann das sein?“

Chin warf sich einen Shrimp in den Mund, der Rest landete auf seinen Rücksitz, ehe er sich hinter das Steuer klemmte.

„Überhaupt nicht. Die sind mir egal. Mir geht es einzig und alleine darum den Fall schnell zu klären.“, antwortete Steve.

„Na wenn du das sagst.“, rollte Chin Ho ein kleines bisschen mit seiner Augen und sah gen Himmel. Warum nur machte sich Steve von Zeit zu Zeit das Leben selber schwer. Blieb zu hoffen, dass er die Agents nicht mit seinem bösen Blick empfing, sondern seine Manieren wenigstens teilweise zum Vorschein kamen.

„Sag ich. Du hast die Adresse auf deinem Handy.“

Und schon hatte McGarrett aufgelegt. Der Detective seufzte und startete den Motor seines Wagens.

„Machtkämpfe um einen Fall. No ke aha?“, brummte er ein leises, hawaiianisches ‚Wieso‘ und fuhr los.

Die Fahrt durch Honolulu dauerte glücklicherweise gar nicht so lang, denn als Einheimischer kannte er die vielen kleinen, versteckten Schleichwege. Schon von weitem entdeckte er den silbernen Camero – der von einem Kollegen des NCIS auf den Namen Winifred getauft worden war.

Chin ließ seinen Wagen hinter sich und schritt in Richtung Danny, der an der Motorhaube seines Autos lehnte und mit dem Rücken zu Chin telefonierte.

„Nein… nein, ich bin absolut nicht einverstanden. Hör zu Rachel, sie ist genauso meine Tochter und ich wiederhole mich nur ungern: Ich werde nicht zulassen, dass du sie mir wieder wegnimmst! Und ich werde auch nicht ständig hinter euch herziehen, nicht jetzt, wo ich mich hier endlich eingelebt habe…“

Danny bemerkte die Bewegung in seinem Augenwinkel. „Ich ruf wieder an.“ Und schon hatte er aufgelegt.

„Alles klar?“ Chin wirkte besorgt.

„Alles Bestens. Hast du schon von der neusten Tat unseres guten Freundes gehört.“, knurrte er verbissen.

„Steves geliehenes Auto?“

„Oh, er hat es nicht geliehen. Er ist einfach eingestiegen und los gefahren. Du hättest den Polizeibeamten toben hören sollen. Steve ist wie ein kleines Kind, dem man droht den Lutscher wegzunehmen!“

„Dann sollten wir aufpassen, dass er sich nicht noch irgendwo ein Brennglas organisiert um FBI-Agents in der Sonne schmoren zu lassen.“, witzelte Chin.
 


 

 

Ein kleines Lächeln huschte doch über Dannys Züge.

„In Ordnung, Spaß beiseite. Wir suchen Palila Smith und ich hoffe sehr, dass sich das nicht wieder zu so einem verzwickten Fall entwickelt und die gute Dame einfach zu Hause ist.“, flehte Danny leise und folgte Chin in Richtung Eingangstür.

Der Vorgarten des einstöckigen, heruntergekommenen Hauses glich einem kleinen Urwald! Hier hatte schon lange niemand mehr Hand angelegt.

„Das glaubst du doch wohl selber nicht. Okkultismus ist niemals einfach zu erledigen und ich befürchte schon jetzt, dass wir erst an der Spitze des Eisberges angekommen sind.“, seufzte Chin.

„Du verstehst dich wirklich darauf mir Hoffnung zu machen.“, atmete Daniel tief durch und hob seine Hand.

Fest klopfte er gegen das morsche Holz der Tür und lauschte im selben Moment auf die Geräusche, die aus dem Inneren kamen. Durch die geschlossene Tür drangen eigenartig schleifende Geräusche. Daniel und Chin Ho tauschten einen flüchtigen Blick miteinander und zückten bereits Beide ihre Waffen, als sich die Tür mit einem lauten Knarren öffnete. Die Augen von Danny weiteten sich.

 

 
 

Five-O Hauptquartier (Five-O)
 

 

„Hast du schon einen Hinweis auf den Namen gefunden?“, rief Steve durch die geöffnete Tür seines Büros.

Kono hob ihren Blick und legte ihre Stirn in Falten. „Kommst du neuerdings gar nicht mehr, wenn du etwas wissen willst, Boss?“, antwortete sie ihm.

Die junge Hawaiianerin stand vor dem großen Tisch mit dem Bildschirm. Als von Steve keine Antwort kam, seufzte sie auf.

„Bisher noch nichts. Palila Smith ist ein Geist!“

Aus Steves Büro drang ein lautes, genervtes Seufzen und er erhob sich. Ein paar Momente später stand er neben Grace, die auf den Bildschirm starrte.

„Chin und Danny dürften jeden Moment wieder hier sein und was machen wir dann?“, fragte sie ihn mit leicht zweifelnder Miene.

„Schwer zu sagen. Wir haben keine Sekte, nichts, was auf das Ritual schließen lässt.“, brummte Steve. Die Augenbrauen zusammengezogen hatte sich eine Ader auf seiner Stirn gebildet. Kono gab ein kleines Seufzen von sich.

„Alles in Ordnung?“, fragte Steve und warf seinem jüngsten Teammitglied einen fragenden Blick zu.

„Hmm? Ja. Ja, alles okay.“

„Du bist selten so?“

„Wie?“

„Schwermütig.“, wandte sich Steve zu ihr.

„Es ist nichts. Wirklich, Boss.“ Eilig wanderte Konos Blick wieder hinab auf den Bildschirm.

„Kono.“, wurde seine Stimme ein kleines bisschen mahnender.

„Ich weiß es nicht. Irgendwas stimmt mit Adam nicht.“

Steve legte seine Stirn in noch tiefere Falten, wenn das überhaupt möglich war. Ebenso wie Chin Ho war er dem Lebensgefährten von Kono überaus skeptisch gegenüber. Auch wenn sich Adam damit brüstete nicht in die Fußstapfen seiner Familie zu treten, hatte Steve in überaus mulmiges Gefühl bei dem jungen Mann.

„In wie fern?“, fragte er daher besorgter klingend nach.

„Es ist schwierig zu erklären. Er weicht mir aus, beendet Telefonate, wenn ich den Raum betrete und wirkt so abwesend, wenn wir zusammen sind.“

„Meistens kein gutes Zeichen. Meinst du, er ist gescheitert?“

„Nein! Steve, Adam ist kein schlechter Kerl… er ist nicht so, wie sein Vater.“

„Weißt du Kono, ich wehre mich mein Leben lang so zu werden wie mein Vater und jetzt sieh mich an. Manchmal können wir nichts dagegen machen. Es geschieht einfach. Wichtig ist nur, dass du dir dein Leben nicht verderben lässt, sondern stets mit einem guten Gefühl deiner Ideale nachgehst.“, versuchte sich Steve mit einem aufbauenden Lächeln und klopfte ihr freundschaftlich auf die Schultern.

Kono versuchte zu lächeln. „Vielleicht ist die Liebe einfach nicht mehr das, was sie mal war. Einfach zu viele Außeneinflüsse.“ Ein bitteres Lächeln kräuselte die vollen Lippen der Hawaiianerin.

„Du wirst dein Glück schon finden und wenn es nicht Adam ist, dann irgendjemand anderes. Meistens kommt alles ganz besonders unerwartet.“, meinte Steve und nickte ihr bestärkend zu.

Just in dem Moment schwang die große Glastür im Rücken der Beiden auf. Sofort sahen sie über ihre Schultern hinweg.

„Na toll. Die FBI-Typen sind da.“, verdrehte Steve sofort seine Augen…

 

Kono betrachtete noch ein paar Sekunden den flimmernden Tischbildschirm, bevor sie nach oben sah. Kaum merklich zuckte ihre Augenbraue ein bisschen in die Höhe, als sie den gut gebauten Derek Morgan erblickte.

„FBI-Typen stell ich mir immer weiß, blässlich, mager und im Anzug vor. Da ist das ja mal eine gelungene Abwechslung.“, murmelte sie.

Steve schnaubte und drückte eilig ein paar Knöpfe. Sofort verschwanden die Suchparameter die über die Bildschirme flimmerten, einschließlich der forensischen Beweise. J.J. folgte Derek und seufzte leise.

„Oh ich sehe jetzt schon, wie sehr wir doch willkommen geheißen werden.“, brummte sie leise. Steve McGarrett stand kurz davor Derek anzuspringen, so viel Feindseligkeit wie er geradezu ausstrahlte.

 
 

Ewa Beach (Five-O)
 

 

Chin Ho steckte seine Waffe wieder weg. „Sag ich doch. Es wird nie einfach…“

Daniel nickte seufzend und betrachtete die dürre, alte Frau, die sich schwer atmend auf ihren Rollator stützte. „Was kann ich für Sie tun?“, krächzte sie.

„Five-O, Ma’am“, antwortete Daniel und zeigte seinen Ausweis.

„Ich kaufe nichts!“, wehrte sie sofort ab.

„Wir verkaufen auch nichts, wir sind Polizisten.“

„Was?”

Chin seufzte.  “Ma’am, wir sind auf der Suche nach Palila Smith.”

„Ich bin Palila Smith.“

Wieder verließ ein Schnauben die Lippen von Daniel. Sein Feierabend rückte in weite Ferne!

„Haben Sie vielleicht einen Verwandten? Enkel? Tochter? Irgendjemanden, mit dem wir reden können.”

Langsam schüttelte die Frau ihren Kopf.

„Keine Verwandte?“

„Nein. Niemand!”, antwortete sie ihm mehr als deutlich.

Die beiden Männer tauschten einen kurzen Blick miteinander.

„Wer sind Sie eigentlich?“

„Five-O.“

„Ich kaufe keine Staubsauger.“

Danny schnalzte mit seiner Zunge. „Wir sind von der Polizei.“

„Und was brauchen Sie von mir.“

„Wir suchen eine Palila Smith.“

„Ich bin Palila Smith.“, lächelte sie und zeigte ihren zahnlosen Mund.

Chin räusperte sich. „Ist jemand hier, mit dem wir reden können?“

„Ich bin hier.“

„Ja, Ma’am, außer Ihnen.“, lächelte Chin, bemüht sehr ruhig zu bleiben.

„Niemand ist hier. Was kann ich für Sie tun?“

Die beiden Männer sahen einander verzweifelt an und hoben resigniert ihre Schultern. „Ma’am, danke für Ihre Hilfe.“

„Wer sind Sie?“

Danny ließ die Schultern hängen und drehte ihr wortlos den Rücken zu. Chin blieb noch ein paar Momente stehen. „Wir suchen nur unsere Katze. Danke.“, lächelte er flüchtig.

„Was?!“, rief ihnen die alte Dame hinterher, als sie den Weg nach unten schritten.

„Arme Palila Smith. Dabei ist das hier ein echt schönes Fleckchen Erde…“, stellte er fest und besah sich das Grundstück etwas genauer.

„Brah, sie ist noch nicht mal gestorben und du denkst schon darüber nach, dass du wieder umziehen könntest.“

Danno zuckte mit seiner Schulter.

„Das war wohl nichts. Ich gebe Steve Bescheid das wir zurück zum Hauptquartier fahren.“

Gesagt.

Getan. Schon hatte er sein Handy gezückt.

 

 
 

Five-O Hauptquartier (Five-O/ Profiler)
 

 

Steve drückte sein Handy nur kurz an sein Ohr. Lauschte den Worten von Danno. „Dann kommt zurück. Wir haben Besuch.“, raunte er schroff und ließ das Mobiltelefon wieder in seiner Hosentasche verschwinden. Im nächsten Moment spannte er seine Muskeln an und verschränkte die Arme vor seiner Brust.

„Sie sind sicher Commander McGarrett. Wir sind die Supervisory Special Agents Jennifer Jareau und Derek Morgan.”, sprach die Blondine mit einem Lächeln und streckte ihm die Hand entgegen, die vorerst unbeachtet blieb.

„Ich weiß nicht, ob es Ihnen der Chief bereits mitgeteilt hat, aber wir brauchen keine Hilfe. Wir kommen sehr gut alleine zurecht.“, raunte Steve sofort abwehrend. Wäre ja noch schöner! Er ließ sich von keinen haoles in die Untersuchung pfuschen!

„Er hat bereits so was angedeutet und darum sind wir auch hier. Um mit Ihnen zu reden.“, lächelte Jennifer unberührt von den barschen Worten des Commanders. Steves vernichtender Blick traf sie und nur kurz sah er über seine Schulter zu Kono, die die angespannte Situation mit halb offenem Mund verfolgte, allerdings immer wieder dazu neigte den dunkelhäutigen Agent zu betrachten.

„Wir wollen Ihnen nichts wegnehmen. Wir sind nur hier um zu helfen.“, erhob dieser mit einem Mal seine Stimme.

„Dann helfen Sie dem HPD, denn von Ihnen wurden sie immerhin angefordert, wenn ich mich nicht irre.“ Steve deutete flüchtig in Richtung Tür.

„Commander, eine Zusammenarbeit ist für uns zwingend erforderlich. Wir bauen auf einen kooperativen Umgang mit den zuständigen Behörden…“

„Wir haben Sie nicht angefordert und soweit ich weiß übernehmen Sie einen Fall nur, wenn Sie angefordert werden. Somit haben Sie vollkommen unnötig den weiten Flug auf sich genommen, denn wir haben kein Interesse an einer Zusammenarbeit. Bisher hat Five-O alle Fälle alleine gelöst und das wird sich auch nicht ändern und jetzt bitte ich Sie noch einmal mit allen nötigen Respekt zu gehen. Immerhin haben wir zu arbeiten. Viel Spaß auf Hawaii.“

Mit diesen letzten Worten kehrte Steve den Beiden den Rücken zu und verschwand erhobenen Hauptes in Richtung seines Büros.

Kono wackelte mit ihrer Nasenspitze, als Jennifer und Derek zu ihr blickten.

„Keine Chance ihn umzustimmen.“

„Nicht in einer Million Jahre. Gehen Sie am besten Surfen. Momentan haben wir unglaubliche Wellen und ein bisschen Sonnenschein hat noch keinen haole geschadet.“, lächelte sie flüchtig und strich sich durch ihre langen Haare.

Derek seufzte.

„Na wir werden sehen.“, brummte er vor sich hin.

„Aloha.“, schickte Kono noch einen Abschiedsgruß in seine Richtung und drehte sich um.

Kurz nur verharrten die beiden Agents, bevor sie den vorläufigen Rückzug antraten.

Hacker vs. Hacker


 

Music: Hall of Fame – The Script feat will.i.am
 

 

J.J. öffnete die Tür und verließ dicht gefolgt von Derek das Hauptquartier von Five-O.

„Unglaublich. Es gibt doch tatsächlich Einheiten, die unsere Hilfe ablehnen, nur weil sie zu stur sind und der festen Überzeugung alles alleine zu können.“, schnaubte die Blondine abfällig.

„Früher oder später wird auch er einsehen, dass wir nicht hier sind um Lorbeeren einzuheimsen, sondern um zu helfen. Ich hoffe bevor es das zweite Opfer gibt.“

Jennifer nickte. „Apropos. Hast du gesehen, wie schnell er damit beschäftigt war, alles vor uns zu verbergen.“

„In der Tat. Aber ganz ist ihm das nicht gelungen.“, zeigte Morgan ein schelmisches Grinsen.

Derek zückte sein Handy, hielt es leicht vor seinen Mund – eine seiner Eigenarten – und wartete bis ihm die entzückende Stimme von Garcia entgegen schlug.

„Na, mein Hübscher, was kann ich heute für dich machen? Etwas Sonnencreme auftragen am Strand?“

„Hey, mein Mädchen . Was für ein verführerisches Angebot. Aber das muss warten. Kannst du für mich zaubern?“, fragte Derek, als ihm ein kleines Schmunzeln über die Lippen huschte. Ganz gleich wie schwer eine Situation war, Penelope vollbrachte es stets ihm wieder zum Lächeln zu bewegen.

„Na, aber das weißt du doch. Ich kann alles…“, säuselte Garcias Stimme zurück.

„Ich hoffe es. Findest du eine Palila Smith? Sie ist die einzige Spur, die wir im Moment haben.“

„Gib mir fünf Minuten.“

Und schon hatte sie aufgelegt.

„Garcia kümmert sich darum. Mit ein wenig Glück haben wir Palila Smith schneller als die Five-O Taskforce.“, nickte Derek in die Richtung seiner Kollegin. „Wir sollten so lange hier bleiben. Vielleicht finden wir noch irgendwas raus.“

„Damit du der kleinen Hawaiianerin unter die Nase reiben kannst, wenn wir die Ersten sind.“, grinste Jennifer.

„Was?“ Derek drehte sich zu ihr um.

Der Wind glitt durch die Palmen und im Hintergrund lachte die Sonne über dem blauen Meer. Derek verschränkte seine Arme vor der Brust und betrachtete J.J. mit einem durchaus fragenden Blick.

„Jetzt tu doch nicht so. Ich hab ganz genau gesehen, wie du sie gemustert hast. Sie gefällt dir.“, stellte sie lachend fest.

Er verdrehte etwas seine Augen. „Okay, ich gebe es ja zu. Sie ist heiß. Verklag mich doch dafür“, schnalzte er mit der Zunge.

„Dann lass doch deinen Charme spielen. Irgendwie müssen wir sie ja zur Kooperation bewegen können.“

„Mit dem Schießhund in ihrem Rücken? Da hilft selbst mein Charme nicht. McGarrett ist ein Alpha Männchen, gepaart mit seinem Ego und dem unglaublichen Misstrauen uns gegenüber, grenzt es an ein Wunder, dass wir den Namen aufgeschnappt haben. Hoffentlich erreicht Hotch beim Gouverneur etwas.“, meinte Derek mit leicht zusammengezogenen Augenbrauen.

„Oh, ich bin mir jetzt schon sicher, dass McGarrett vor Wut explodieren wird, wenn er zur Zusammenarbeit gezwungen wird. Ach, ich liebe meinen Job.“, verdrehte J.J. ihre Augen und strich sich durch die langen, blonden Haare.

„Früher oder später wird er schon Einsicht zeigen.“

Dass Derek dabei absolut unrecht hatte, konnte er zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen. Er warf einen Blick auf die Uhr, in der Hoffnung, dass Garcia bald fündig wurde.

„Wisst ihr was! Der Gerichtsmediziner hat mich raus geworfen!“, rief ihnen Reid schon aus der Ferne entgegen, als er auf seine beiden Kollegen zueilte.

J.J.s Augenbrauen schnellten in die Höhe. „Wie meinst du das?“

„Anordnung von Five-O. Er soll nicht mit mir kooperieren und keinen anderen FBI-Typen auch nur in die Nähe der Leiche lassen.“, knirschte Reid mit seinen Zähnen.

Derek holte tief Luft. „Bei uns lief es auch nicht besser. McGarrett ist genauso wie wir es vermutet haben. Absolut ohne Manieren und zu egoistisch um sich helfen zu lassen… allerdings haben wir einen möglichen Namen eines Tatverdächtigen aufgeschnappt… sie haben ihn nicht schnell genug vor uns verstecken können.“

„Wenigstens etwas.“, fuhr sich Reid durch seine viel zu langen Haare und blinzelte in das grelle Licht der Sonne.

Jedes Wölkchen hatte sich verzogen und stattdessen brannte die heiße Mittagssonne auf die Köpfe der drei Agents, die auf eine positive Nachricht von Hotch oder Garcia warteten…

 

 
 

Honolulu Police Department (Garcia, Penelope)
 

 

 

Der Ventilator lief auf Hochtouren und pustete kühle Luft in die heißen Räume. Die langen Bänder flatterten förmlich und sorgten für ein gleichbleibendes Geräusch. Harmonisch. Ruhig. Lästig!

Garcia schnaubte und wedelte sich selbst Luft zu, bevor sie wieder auf ihren Bildschirm guckte. Drei Laptops und ein Rechner des HPD waren vor ihr aufgebaut. Sie hatte scheinbar ihr ganzes, notwendiges Equipment bei sich.

„So, dann wollen wir mal schauen, wer Palila Smith ist…“, murmelt sie und tippte eifrig den Namen ein, fand allerdings nur das Bild einer älteren Lady, die in Ewa Beach lebte und dort vor kurzen ihren 93 Geburtstag verlebt hatte.

„Zu einem Mord wohl nicht in der Lage, aber warum sonst ist dieser Name so wichtig.“, murmelte sie leise und tippte ein bisschen weiter.

Sie wählte eine Nummer und schon drang die Stimme von Derek aus dem Lautsprecher.

„Was hast du?“

„Bisher nichts. Sie ist eine alte Frau.“

„Glaube ich nicht. Irgendwas scheint es mit diesem Namen auf sich zu haben. Die Taskforst scheint ihre Ermittlungen im Moment rein darauf zu stützen. McGarrett war so bedacht den Namen eilig vor uns zu verbergen, dass das den Schluss nahe legt.“, erklärte Derek.

Das Klappern der Tastatur drang ihm durch das Handy entgegen. Er hatte auf Lautsprecher geschaltet, damit auch Reid und J.J. besser mithören konnten.

„Hmm.“, gab Penelope auf einmal einen knappen Laut von sich.

„Was hast du?“, wollte Derek sofort wissen.

„Eine versiegelte Datei. Ich bekomme keinen Zugriff darauf. Er ist vom Militär.“

„Kannst du den Passwortschutz nicht umgehen? Komm schon Garcia, zaubere für mich.“, sprach Derek eilig.

„Leichter gesagt als getan. Das ist das neuste System. Doppelt gesichert. Ich habe keine Ahnung, ob ich da ran komme.“

„Warum so eine penibel versteckte Datei?“, stellte J.J. eine leicht besorgte Frage.

„Versuch es!“, forderte Derek entschieden.

„Ich bin dran!“, nickte Garcia und schon flogen ihre Finger förmlich über die Tastatur. Immer mehr kleine Fenster leuchteten auf ihren Laptop auf. Cursors blinkten, Schrift erschien, verschwand wieder. Sie drang in die Tiefen des World Wide Webs ein und somit auch immer weiter in die geschützte Region.

„Oh, ich habe … Moment.“

„Was ist?“, fragte Reid und trat unruhig von einem Fuß auf den Anderen.

„Irgendwer hackt mich…!“, stellte Garcia entrüstet fest.

„Was?“

„Ich weiß es nicht, aber ich …“ Sie rutschte auf ihren Stuhl zurück und beobachtete die zahlreichen Computerfenster, die sich verselbstständigten. Eine Zornesfalte erschien auf ihrer Stirn.

„So nicht mein Freund. Niemand vergreift sich einfach so an meinen Dateien!“, knurrte sie und schlug mit ihren Fingern förmlich auf die Tastatur ein!

„Garcia? Was ist los?“

Schweigen. Sie biss ihre Zähne aufeinander und war nicht mehr in der Lage Derek zu antworten. Viel zu sehr konzentrierte sie sich auf das kleine Spielchen mit einem unbekannten Hacker, der sie immer weiter zurück drängte.

„Oh, das kann ich auch, mein Kleiner. Mal schauen was du dazu sagst!“, knurrte sie und streute einen kleinen Trojaner aus, der sofort vernichtet wurde. Eine Schweißperle und eine tiefe Falte bildeten sich auf ihrer Stirn als sich mit einem Mal sämtliche Bildschirme abstellten. Entsetzten blitzte in ihren Zügen auf.

„Garcia? Baby Girl, rede mit mir, was ist los…?“, rief Derek und tauschte einen eiligen Blick mit seinen Kollegen, die wie gebannt auf das Handy in seiner Hand starrten.

„Ich … ich bin Game over!“, rief Garcia mit einem Mal entrüstet.

„Was meinst du?“

„Ich wurde gehackt und … aus meinem eigenen System geworfen.“

„Wie?“

„Wenn ich wüsste wie, dann hätte ich es verhindern können!“, keifte Garcia durch den Lautsprecher.

Ein blinkender Cursor erschien auf ihrem Bildschirm und langsam fuhr sich das System wieder hoch. Erst jetzt registrierte Garcia die Stimmen in ihrem Umfeld und sie hob langsam ihren Blick. Außerhalb des Konferenzzimmers fluchten Polizisten wütend vor sich hin.

„Das ganze System des Honolulu Police Department ist eben abgestürzt…“, flüsterte sie leise und sah sich schaudernd um. „Ich wurde besiegt…“

Derek atmete tief durch. „Hör zu, Penelope, so was kann jedem passieren. Atme durch.“, versuchte er seine aufgebrachte Freundin zu beobachten.

„Das sagt sich so leicht! Du hast ja auch nicht verloren!“, stieß sie aufgebracht aus und warf Derek ganz einfach aus der Leitung. Sie sprang auf und lief in dem Konferenzraum auf und ab.

„Na warte Bürschchen. Wenn ich dich jemals in die Finger bekomme…“, knurrte sie leise.

 

 

Ein junger Mann mit blonden Haaren und einem leichten Drei-Tage-Bart lehnte sich mit einem erleichterten Seufzen auf seinem Stuhl zurück. In seinem Ohr steckte ein Headset und auf seiner Nase saß eine schwarze Brille. Nichts desto trotz war er der typische Surferboy. Er atmete tief durch und ließ sich in seinem Stuhl zurücksinken.

“Gewonnen.”, murmelte eine erleichterte Stimme. Noch immer ruhte sein Blick auf dem Bildschirm. Es dauerte ein paar Sekunden, ehe er sich wieder nach vorne lehnte.

„Na dann wollen wir mal sehen, was du in meiner Datenbank gesucht hast.“, brummte er, strafte die Schultern, knackte mit seinem Nacken und den Fingerknöcheln, bevor seine Finger schnell über die Tastatur wanderten.

„Wir sollten Hetty über den Hackerangriff informieren.“, ertönte eine weibliche Stimme. Eine junge Frau saß direkt an seiner Seite.

„Später. Erst will ich wissen, was er gesucht hat.“, brummte Eric Beal im gar nicht mal so weit entfernten Los Angeles.  

 

 

Palila Smith


 

Music: The Streets – Avalanche City
 

 
 

Honolulu Police Department (Profiler)
 

 

“Hast du irgendeine Ahnung, was genau passiert ist?”, fragte Emily. Gerade erst war sie mit Rossi vom Tatort zurückgekehrt. Empfangen wurden sie von einer vollkommen aufgelösten Penelope, die irgendwas von einem absoluten Systemabsturz sprach.

„Nein. Und genau das ist das Problem. Ich habe eine versiegelte Akte in einem Unterspeicher gefunden. Schon bei Berührung hat sich sofort ein Trojaner aktiviert und wen-auch-immer alarmiert. Es ging alles so schnell…“, erklärte sie und schloss ihre Augen. Sie wirkte aufgelöst und eindeutig überfordert mit der Gesamtsituation.

„Du hast also dafür gesorgt, dass das ganze System vom Honolulu Police Department abstürzt.“, stellte Rossi nüchtern fest.

„Nicht mit Absicht!“, verteidigte sich Penelope sofort und warf wieder einen Blick aus den zahlreichen Fensterscheiben. Die Polizisten waren bemüht die Systeme wieder hoch zu fahren um wieder in Kontakt mit ihren Kollegen zu treten, die in Honolulu gerade Streife fuhren.

„Kannst du gerade irgendwas machen?“, fragte Emily.

„Ich weiß es nicht. Es ist möglich, dass ein Virus auf meinem Computer hinterlassen wurde. Wenn ich ihn anschalte, gehe ich das Risiko ein, dass ich den Virus aktiviere.“

„Und doch ist es gerade die einzige Wahl, die wir haben, also probiere es aus“, forderte Rossi entschieden.

Die junge Frau machte große Augen und sah unsicher auf ihren guten Freund den Laptop hinab.

„Penelope, wir müssen herausfinden, wem du da auf die Füße gestiegen bist und das geht sicher nicht, wenn du Angst hast.“, versuchte Emily ihrer Kollegin die große Angst zu nehmen.

Garcia atmete tief durch. „Gibt es auf Hawaii nicht irgendwelche Götter zu denen ich beten kann?“, fragte sie leise.

„Eine Menge sogar. Die Kultur der Hawaiianer ist so wie jede polynesische. Mit vielen Göttern angereichert.“, lächelte Emily und legte ihr aufbauend eine Hand auf die Schulter. „Aber du bist ein Genie. Du brauchst keine Hilfe von irgendwelchen Göttern.“

Rossi ließ sich auf einen Stuhl sinken.

„Vielleicht brauchen wir bald die Hilfe von den Göttern. So einen eigenartigen Fall habe ich selten erlebt. Eine rituelle Opferstätte, die vor Jahrhunderten verwendet wurde. Alles erinnert an einen Tatort, der mehrere hundert Jahre alt ist und das gefällt mir gar nicht. Okkultismus versetzt die Menschen schnell in Schrecken und Angst. Bleibt zu hoffen, dass nicht zu viel nach außen dringt.“, sprach er und rieb sich über seinen Bart.

Penelope seufzte leise auf und betrachtete den Bildschirm, auf dem sich ein Fenster nach dem anderen öffnete. Vorsichtig und ganz langsam begann sie auf ihrer Tastatur ein paar Buchstaben zu drücken.

„Irgendein Zeichen von dem Virus?“

„Bisher noch nicht.“, flüsterte sie, beinahe so, als könnte ein angeblicher Virus sie hören.

Sie blinzelte mit einem Mal und saß sogleich kerzengerade auf ihrem Stuhl.

„Was hast du?“, lehnte sich Emily sofort neben sie auf den Tisch und versuchte von den zahlreichen Hieroglyphen, die über den Bildschirm flimmerten, schlau zu werden. .

„Ich war in der Datenbank vom Los Angeles Team des Naval Criminal Investigative Service…“

„NCIS? Du bist dem NCIS auf die Füße gestiegen…“, stieß Emily aus und ihre Augen weiteten sich ein kleines bisschen.

Langsam nickte Garcia und drehte sich fragend zu Rossi um.

„Ist das jetzt schlimm?“

„Kommt drauf an.“, wog Rossi seinen Kopf hin und her.

„Worauf?“

„Ob das Team noch immer unter der Leitung von Henrietta Lange steht.“, legte Rossi seine Stirn in Falten.

„Du machst mir Angst…“, murmelte Garcia.

„Wenn Lange mit im Spiel ist, dann hast du allen Grund Angst zu haben.“, brummte David und klopfte Garcia auf die Schulter. Diese sank in ihrem Stuhl ein kleines bisschen tiefer…

 
 

Los Angeles (USA)
 

NCIS Hauptquartier
 

 

Ein greller Pfiff hallte durch den offenen, großzügig und mit Blumen und Grünpflanzen dekorierten Bereich des versteckten Hauptquartiers des NCIS. Mitten im Herzen von Los Angeles lag eine bezaubernde Villa. Zumindest wirkte sie so für die Nachbarn, denn in Wirklichkeit war es die versteckte Kommandozentrale vom NCIS. Gerade erst die Feierabendzeit erreicht, verkündete der Pfiff nichts Gutes. Mit einem breiten Grinsen stand der Blondschopf Eric Beal in der Mitte der Stufen und sah seinen Kollegen nach, die gerade im Begriff waren, den Weg nach Hause anzutreten.

Der ehemalige Navy-Seal Sam Hanna schritt voran, dicht gefolgt von seinem Partner G., der meist nur auf den Namen Callen hörte. Ihnen folgte das zankende Partner-Duo Marty Deeks und Kensi Blye. Alle drehten sich mit etwa dem gleichen, seufzenden Ton um, hoben ihre Köpfe und sahen zu dem Surferboy nach oben.

„Was ist? Wir haben doch gerade erst einen Fall gelöst.“, beschwerte sich Sam unvermittelt.

„Eigentlich betrifft es nur Kensi.“, antwortete Eric und erntete ein weiteres Seufzen.

„Manchmal komm ich mir vor wie ein Hund.“, brummte Kensi und trat den Weg die Stufen empor an.

„Machst du für ein Leckerli auch Kunststücke?“, rief ihr Deeks mit einem besonders breiten Grinsen hinterher.

„Nicht mal in deinen Träumen, Deeks.“, gab Kensi zurück und verschwand mit Eric im oberen Bereich des Hauptquartiers. Mitten im Paradies für jeden Hacker und Computerliebhaber. Nur die allerneuste Technik hatte hier Zutritt.  

„Stimmt, da machst du was anderes.“, rief Deeks noch scherzend, bevor er seine Hände in den Tiefen seiner Hosentasche vergrub und seinen Blick zu Sam und G. wandern ließ. Zurück blieben die drei Männer des Teams, die einem kurzen, irritierten Blick miteinander tauschten.

„Was will er denn von Kensi?“, fragte Deeks.

„Woher sollen wir das wissen. Mich ruft gerade mein Feierabendbier.“, zuckte Callen mit den Schultern und drehte sich wieder um. Eine Gestalt geriet in sein Blickfeld.

„Mr. Callen. Wohin des Weges?“

Die Hand erhoben winkte Hetty den Agent in ihrer Richtung. Auf ihrer Nasenspitze saß die große, runde Brille. Trotz ihrer kleinen Statur war sie die Leitung des Büros. An ihrer Führungsqualität hatte niemand Zweifel!

„Doch kein Feierabendbier. Nur die Fürstin der Täuschung.“, meinte Sam mit einem breiten Grinsen und klopfte ihm auf die Schulter, war bereits im Begriff weiter zu gehen, als Hetty sich räusperte.
 


 


 

„Sie auch, Mr. Hanna.“

„Ich habe es befürchtet.“, seufzte der ehemalige Navy Seal auf.

Zurück blieb Deeks. Mit leicht irritiertem Blick. „Und was ist mit mir?“

„Gehen Sie nach Hause, Mr. Deeks.“, antwortete Hetty.

„Nach Hause? Was will ich denn zu Hause.“ Er schnaubte und lief die Stufen nach oben zur Kommandozentrale. Die Neugier trieb ihn nach oben.

Die Arme hinter dem Rücken verschränkt schlenderte er mit seiner gewohnten Unschuldsmiene in den Raum hinein und ließ seinen Blick schweifen. Eric und Nell klebten wie immer förmlich an ihren zahlreichen Computern. Verwunderlich war nur, dass Kensi hinter Eric am Stuhl lehnte, sich schier über ihn beugte und immer wieder auf den Bildschirm tappte.

„Kannst du mal bitte deine Finger bei dir behalten.“, knurrte Eric leise. „Das macht Flecken und ist nicht gut für den Bildschirm.“

„Mir vollkommen egal. Erklär mir einfach was los ist…“, antwortete Kensi gereizt.

Von Deeks hatte noch keiner Kenntnis genommen und so trat er weiter in den Raum und lehnte sich an den gewaltigen Tisch in der Mitte, der noch dazu ein großer Computer mit Touchscreen war.

„Ich kann nicht arbeiten, wenn mir jemand über die Schultern schaut.“, beschwerte sich Eric energisch.

„Du arbeitest doch auch sonst mit diesem Druck.“

„Bei dir ist das was anderes. Du drohst ja fast damit mich zu erwürgen.“

Kensi stöhnte genervt auf.

„Du kannst froh sein, dass sie dich nicht schlägt. Dann hättest du allen Grund Angst zu haben. Ich kann die blauen Flecken schon gar nicht mehr zählen.“, meldete sich Deeks mit einem Mal zum Wort.

Kensi stieß sich vom Stuhl ab und trat ein paar Schritte zurück. „Hast du nicht Feierabend? Kannst du nicht jemand anderem auf die Nerven gehen.“

„Theoretisch schon, aber das wäre ja langweilig.“, zuckte der Blonde mit einem besonders breiten Grinsen mit den Schultern.

Die junge Frau schnaubte und ließ ihre Finger durch ihre langen Haare gleiten.

„Okay, du bist beunruhigt. Was ist los?“, schlussfolgerte Deeks aus dieser einfachen Bewegung. Mittlerweile kannte er Kensi gut genug um zu wissen, dass ihr irgendwas auf der Seele lag.

„Ein Hacker ist in unsere Datenbank eingedrungen.“

Die Augen von Deeks weiteten sich ein kleines bisschen. „Okay, das ist definitiv nicht gut. Warum sind wir noch online.“

„Tzz, glaubst du wirklich ich lass irgendeinen Hacker ohne Gegenwehr in unsere Datenbank. Natürlich habe ich ihn abgewehrt.“

Nell räusperte sich.

„Wir. Wir haben ihn erfolgreich abgewehrt.“, lächelte Eric hastig.

„In Ordnung, was ist dann das Problem?“, fragte Deeks, der die Zusammenhänge gerade noch nicht ganz verstehen wollte.

„Er war auf der Suche nach einer von unseren Dateien. Einer versiegelten Datei, die Informationen über eine Tarnidentität enthält.“

„Meiner Tarnidentität.“, fiel ihm Kensi ins Wort.

„Der Hackversuch kam vom Honolulu Police Department.“, erklärte Nell.

„Doch nicht etwa von den Jungs von Five-O. Vielleicht war Danno ja auf der Suche nach dir.“, stichelte Deeks ein kleines bisschen. Er wusste noch genau, wie sich seine Partnerin dem smarten Detectiv von Five-O gegenüber benommen hat.

Sie verdrehte ihre Augen. „Sicher nicht. Den Namen kennt niemand. Das ist einige Jahre her und war noch vor meiner Zeit in diesem Team. Darum verstehe ich nicht Recht, was jemand von Palila Smith will…“, knirschte Kensi unüberhörbar mit ihren Zähnen.

„Finden wir es raus. Für was gibt es Telefone.“, deutete Deeks in Richtung der Telefonanlage.

Abwartend sah einer zum anderen.

„Ruf bei McGarrett an.“, forderte Kensi schließlich.

„Wird erledigt.“, nickte Eric. Ein paar Knopfdrücke und schon erklang das gewohnte Freizeichengeräusch.

Eine nicht gerade erfreute Stimme erklang am anderen Ende der Leitung. „McGarrett?“ Schon dieses eine Wort reichte aus um die üble Laune von Steve zu transportieren …

 

Der nächste Hinweis


 

Music: Signal in the Sky – Matt Hires
 

 
 

Five-O Hauptquartier (Five-O/ Profiler)
 

 

Allein die Anwesenheit der Profiler reizte Steve bis aufs Blut! Er hatte schwer mit seiner Fassung zu kämpfen, als er sich wieder in seinem Büro nieder ließ. Nur kurz schrieb er eine SMS an Catherine, in der Hoffnung, dass sie ihnen ein bisschen unter die Arme greifen konnte, zumal sie die einzige Person auf Hawaii war, die es vollbrachte seine Gemütslage wieder in geregelte Bahnen zu lenken. Leider war es nicht Cath, die bei ihm anrief, sondern eine unterdrückte Nummer. Er seufzte auf.

„McGarrett?“, blaffte er mehr oder weniger in den Hörer!

„Okay, … ähm hier ist Eric Beal vom NCIS Los Angeles.“

Steves Augenbraue schnellte in die Höhe. „NCIS? Weshalb ruft Sam nicht selber an, wenn er sein Steak möchte.“, versuchte sich Steve mit einem kleinen Scherz.

„Das ist eine verdammt gute Frage… ich ruf nicht im Auftrag von Sam an.“, antwortete Eric hastig.

„Weshalb dann?“, lehnte sich Steve auf seinem Stuhl zurück.

„Wegen mir.“, ertönte eine weibliche Stimme.

Es dauerte ein paar Sekunden, ehe Steve diese zuordnen konnte. „Kensi Blye, richtig?“ Er erinnerte sich noch gut an das Treffen, dass mittlerweile schon einige Monate zurücklagen. Damals hatte sie ihm ein paar wichtige Tipps bei der Suche nach Shelburne gegeben.

„Ja. Oder auch Palila Smith.“

Jetzt trat eindeutig Erstaunen auf die Gesichtszüge von Steve. „Woher weißt du diesen Namen?“

„Jemand in Honolulu hat versucht unsere Datenbank zu hacken. Palila Smith war mein Deckname während einem Einsatz in Hawaii. Das ist allerdings fünf Jahre her.“, erklärte Kensi.

„Ihr wurdet gehackt?“

„Nicht von euch?“

„Nein, sicher nicht.“, wirkte Steve eindeutig erstaunt.

„Von wem dann.“

Der ehemalige Seal schnalzte mit seiner Zunge. „Ein paar Profiler sind im HPD. Vermutlich haben sie den Namen aufgeschnappt, als sie uns einen kleinen Besuch abgestattet haben.“, schlussfolgerte Steve und warf einen Blick in Richtung Kono, die im Türrahmen lehnte, offensichtlich neugierig, wer da anrief.

„Weswegen sucht ihr diesen Namen?“

„Er befand sich im Magen einer Leiche, die wir bisher nicht identifizieren konnten.“, antwortete Kono, anstatt Steve.

„In einer Leiche?“

„Ja. Ordentlich verpackt in einem Plastikbeutel. Wer auch immer den Namen dort deponiert hat, wollte das wir ihn finden und das riecht verdammt noch mal geradezu nach einer Falle!“, stieß Steve etwas gereizt aus! Immer mehr begann ihm dieser Fall zu missfallen!

„Habt ihr ein Foto? Vielleicht kann ich euch helfen…“

„Es ist leider nicht viel zum Identifizieren von ihm übrig. Moment – Kono.“

Steve nickte seiner Kollegin zu, die sofort zu ihrem Computer eilte, um ein Foto zu übermitteln. Das ganze dauerte nur wenige Sekunden. Kono erschien wieder im Türrahmen.

Kensi seufzte. „Lt. Sam Baker.“

„Du kennst ihn?“

„Ja. Er stand unter Verdacht des mehrfachen Kindesmissbrauchs. Er ist aus der Navy unehrenhaft entlassen worden im Jahr 2007. Ich habe fast 5 Monate Undercover gearbeitet und habe ihm nichts nachweisen können. Aus dem Grund wurden die Ermittlungen eingestellt und ich wurde nach Los Angeles versetzt.“, erklärte Kensi und ballte dabei ihre Fäuste. Selbst Jahre später hatte dieser Fall sie nicht los gelassen.

„Zumindest erklärt sich mir jetzt die schwere seiner Verletzungen.“, murmelte Steve und betrachtete das Foto.

„Hör zu, er war nicht der Einzige… es waren mindestens drei Männer daran beteiligt. Ich habe einen Menschenschmugglerring hinter all dem vermutet. Steve, wenn sie wieder aktiv sind, dann muss ich an diesem Fall beteiligt werden. Ich kann nicht noch mal zu lassen, dass sie ungestraft davonkommen!“, schallte ihm die entschlossene Stimme von Kensi Blye entgegen.

Steve nickte langsam. „In Ordnung. Wie schnell kannst du hier sein?“

„Es steht bereits eine Maschine bereit.“, schaltete sich die Stimme von Hetty ein, die soeben den Raum betreten hatte. „Mr. Deeks und Agent Blye werden sofort nach Honolulu geschickt.“

„Ich auch?“, ertönte die irritierte Stimme von Deeks.

„Irgendwer muss Ihrer Partnerin Rückendeckung geben.“, zuckte Hetty mit ihren Schultern.

„In Ordnung, ich hole Beide ab…“

„Lt. Commander McGarrett, ich hoffe auf vollste Zusammenarbeit. Wir werden ihrem Team Akteneinsichtig gewähren und zeitgleich hier in Los Angeles die Ermittlungen aufnehmen. Wenn wir richtig liegen haben wir es mit einer Gruppe abtrünniger Navy-Zugehöriger zu tun.“, erklärte Hetty.

„Verstehe.“ Steve nickte langsam. „Bisher haben der NCIS und Five-O ohne Probleme zusammengearbeitet. Daran wird sich auch nichts ändern. Wird Sam ebenfalls vorbei kommen?“

„Er wird für Ermittlungen hier benötigt. Allerdings soll ich Ihnen ausrichten, dass er das Steak nicht vergessen hat.“, antwortete Hetty.

„Er bekommt es. Muss es sich aber selber abholen. Kensi, Deeks, ich hole Sie am Flughafen ab. Bis in ein paar Stunden.“

„Wir sind bereits auf dem Weg!“, antwortete Kensi und schritt los.

Deeks sah ihr irritiert nach. „Na dann …auf nach Hawaii.“, brummte er. „Aus meinem Feierabendbier wurde soeben ein Willkommens Cocktail.“ Er schüttelte grinsend seinen blonden Wuschelhaarkopf und folgte eilig seiner Partnerin. Natürlich hatte auch er Notfallgepäck im Hauptquartier verstaut.

Hetty wartete darauf, bis sich die Tür hinter den beiden Agents geschlossen hatte, ehe sie noch einmal ihre Stimme erhob. „Lt. Commander?“

„Ja?“

„Passen Sie gut auf meine Agents auf.“

„Das werde ich. Immerhin habe ich schon sehr Einschüchterndes über Sie gehört, Miss Lange.“, nickte Steve.

„Glauben Sie mir, die Gerüchte werde ich mit Leichtigkeit in den Schatten stellen, wenn Agent Blye oder Detective Deeks etwas geschieht.“

„Keine Sorge. Oh, Miss Lange. Was steckt wirklich hinter diesem Fall?“, fragte Steve nach.

„Viele verschwundene Kinder von Soldaten, die sich im Irak befanden. Viel zu viele Kinder, Lt. Commander. Es wird Zeit diesen Fall aufzuklären.“, sprach Hetty.

„Ich verstehe…“

„Außerdem gefällt es mir nicht, dass auf eine von Miss Blyes Tarnidentitäten hingewiesen wurde.“

„Mir ebenso wenig. Es riecht nach einer Falle.“, antwortete Steve und tauschte einen besorgten Blick mit Kono, die mit einem ebenso mulmigen Magengefühl neben ihm am Schreibtisch lehnte.

„Die Maschine der Air Force landete in 6 Stunden.“, rief Eric.

„Danke. Wir melden uns.“

Und so trennte sich die Verbindung des NCIS und Five-O.

„Alles klar?“, fragte Kono besorgt.

„Nein. Irgendwas stimmt nicht mit diesem Fall, Kono. Ich weiß noch nicht was, aber irgendwas sehr merkwürdiges geht hier vor sich.“, sprach Steve  und hob seinen Blick.

„Wir bekommen das hin, Boss. Da bin ich mir sicher.“

„Ich weiß. Natürlich schaffen wir das.“ Er winkte ab und versuchte die aufsteigenden Sorgen mit einem kurzen Handwisch zu beseitigen.

 

 

In der Zwischenzeit hielten zwei Wagen gar nicht weit entfernt vom Hauptquartier und nur wenige Momente später schritten zwei Männer in Richtung des Eingangs, der noch immer von drei Agents vom FBI belagert wurde. Derek, J.J. und Reid sahen sofort in die Richtung des blonden Daniels und des Hawaiianers.

„Aloha.“, raunte Chin und grinste den Dreien entgegen.

„Lassen Sie mich raten – Five-O?“, fragte Derek.

„Ja. Und jetzt lassen Sie mich raten: Er spricht nicht mit Ihnen.“, witzelte Daniel. Es war so typisch für McGarrett. Warum sonst sollten die drei Agents vor der Tür warten. Offensichtlich waren sie des Gebäudes verwiesen worden.

„Und Sie sind auch an einer Zusammenarbeit nicht interessiert?“, fragte Reid.

„Nicht direkt, nein. Wir sind immerhin ein Team und in einem Team halten wir zusammen.“, meinte Chin Ho. Ganz egal, wie sehr er die Entscheidung von Steve missbilligte, stand er hinter ihm, ebenso wie Danny, der nur entschieden nickte und die Tür schwunghaft aufzog.

Derek verdrehte seine Augen und atmete tief durch. „Ihre Loyalität ist an der falschen Stelle. Wir sind hier um bei der Aufklärung eines Mordes zu helfen, nicht um Ihnen die Lorbeeren zu streichen!“, stieß er entschieden aus.

„Keine Sorge, sollten wir Hilfe brauchen, fordern wir sie an, Mahalo.“, meinte Chin mit einem Schulterzucken und folgte Daniel in das Innere des Gebäudes.

„Einer sturer als der andere.“, knurrte Derek gereizt.

„So kommen wir garantiert nicht weiter. Lasst uns zum HPD zurückfahren. Vielleicht hat Garcia schon etwas in Erfahrung gebracht.“, schlug J.J. vor, als sich das Handy von Derek lautstark meldete und Hotch‘ Name aufleuchtete…

 

 

„Wir bekommen Unterstützung.“, klärte Kono auf, als Chin sich ihr und dem Tisch näherte. Daniel war ohne Umschweife in Richtung Steves Büro geschritten.

„Ernsthaft? Sag bloß Steve zeigt sich endlich Einsichtig?“

Kono blinzelte ihn irritiert an. „In Bezug auf was?“

„Unserer guten Freunde vom FBI?“, hob Chin Ho eine Augenbraue.

„Rede keinen Unsinn. Von ihnen nimmt er garantiert keine Hilfe an. Wir haben den Namen des Opfers und eine Verbindung zum NCIS?“

„Zu Callens Team?“

„In der Tat, ja. Zwei ihrer Agents sind unterwegs zu uns.“, klärte Kono ihn ruhig auf.

Chin sah auf den Bildschirm. Mehrere Bilder des getöteten Navy Lieutenants leuchteten dort auf.

„Irgendwie nimmt der Fall eigenartige Ausmaße an.“

„Wem sagst du das.“, seufzte seine Cousine.

„Kamekona hat etwas sehr interessantes gesagt. Er meinte, wir sollen herausfinden, gegen welches Kapu er verstoßen hat. Vielleicht finden wir so den Priester, der das Ritual durchgeführt hat.“, sprach Chin.

„Und wen könnten wir da wohl am ehesten Fragen.“

Kono sah auf und drehte sich zu ihrem Cousin.

„Wenn du genau wie ich an Lilo denkst, dann liegen wir beide wohl richtig…“

„Sie wird nicht erfreut sein, dich zu sehen.“, meinte Kono und wog ihren Kopf hin und her.

„Und darum dachte ich auch, dass du hinfährst.“

„Lilo wird auch nicht erfreut sein, mich zu sehen.“

„Allerdings kann sie uns helfen…“

„In Ordnung. Ich fahre. Aber alleine. Du weißt ja, wie sie auf haoles reagiert.“, grinste Kono schief und stieß sich vom Tisch ab.

„Sei vorsichtig und lass dich nicht zu irgendeinem Ritual überreden.“, rief Chin ihr hinterher.

„Sicher nicht.“

„Und lass dich nicht von irgendeinem FBI-Agent ausspionieren.“

Kono lachte auf und verließ das Gebäude.

J.J., Reid und Morgan kamen ihr bereits entgegen.

„Er hat seine Meinung nicht geändert.“, rief Kono ihnen zu, schob sich an den Drei vorbei und schritt erhobenen Hauptes weiter.

„Er hat gar keine andere Wahl. Anordnung des Gouverneurs.“, antwortete J.J. mit einem milden Lächeln.

„Oh, das wird ihm so was von absolut gar nicht gefallen.“, murmelte Kono und machte keinerlei Anstalten umzudrehen.

„Und wohin sind Sie auf dem Weg?“, rief Derek ihr nach, konnte allerdings eine Antwort nicht erwarteten.

„Geht ihr zu den anderen Teammitgliedern von Five-O. Ich häng mich an die Kleine.“, grinste er schief und folgte Kono mit eiligen Schritten.

„So läuft das also?“, fragte Spencer mit erhobenen Augenbrauen.

„Was meinst du?“, wollte J.J. wissen und öffnete die Tür.

„Unsere Zusammenarbeit. Wir verfolgen die Task Force, anstatt mit ihnen zu kooperieren?“

„Ich hoffe nicht, dass das so bleiben wird. Jetzt müssen wir uns zu allererst mit dem Leiter auseinandersetzen.“, seufzte die Blondine auf.

„Oh, wie sehr ich mich freue…“, brummte Reid wenig begeistert.

Er hatte den Lt. Commander noch gut im Kopf, wusste noch, wie cholerisch er sich benehmen konnte. Blieb zu hoffen, dass er die Nachricht halbwegs positiv aufnahm…

 

07. Zusammenarbeit

Music: Chasing the Sun – The Wanted

 

Kono startete den Wagen, als die Beifahrertür geöffnet wurde und der FBI-Agent neben ihr saß. Grinsend zog er die Tür hinter sich zu und schnallte sich an.

„Entschuldigung, aber ich glaube Sie sitzen im falschen Wagen.“, kam es sofort von der Hawaiianerin.

„Denke ich nicht.“, lächelte Derek und zeigte ein besonders charmantes Lächeln.

Im ersten Moment wirkte die Hawaiianerin mehr als nur ein bisschen irritiert. Sie rang förmlich um ihre Fassung, starrte ihn regelrecht entgeistert an, bevor sie sich räusperte.

„Wir haben einer Zusammenarbeit nicht zugestimmt.“

„Der Gouverneur des Staates Hawaii allerdings schon und soweit ich informiert bin, ist er ihr direkter Vorgesetzter. Ich will Ihnen nur helfen, versprochen. Sie müssen es Ihrem Chef ja nicht sofort auf die Nase binden, dass ich mit dabei bin. Früher oder später muss selbst er akzeptieren, dass wir an diesem Fall mitarbeiten.“, erklärte Derek und machte keinerlei Anstalten das Auto noch einmal zu verlassen. Stattdessen sah er Kono beinahe schon vergnügt an.

Die junge Polizistin hob eine Augenbraue und betrachtete das lederne Lenkrad.

„In ein paar Minuten bekommen Sie sicher auch die Anweisung mit mir zu kooperieren und bis es soweit ist, bin ich für einen Neuanfang.“, schlug er vor und streckte ihr seine Hand entgegen. „Ich bin Derek.“

„Was? Gar kein Special Agent mit förmlicher Anrede.“, wirkte Kono fast schon belustigt.

„Ist doch sowieso im Moment nicht von Bedeutung, oder? Also?“ Abwartend streckte er ihr die Hand noch ein bisschen weiter entgegen.

Kono zögerte, bevor sie diese ergriff. „Kono.“

„Sehr erfreut…“, schüttelte er ihre Hand, bevor er ihre zierlichen Finger wieder aus den seinigen entließ.

„Darüber bilde ich mir noch kein Urteil.“, meinte sie Schulterzuckend und startete den Wagen.

„Wohin fahren wir?“, fragte Derek vergnügt.

„Tja. Nur weil ich wohl oder übel mit Ihnen zusammenarbeiten muss, bedeutet das noch lange nicht, dass ich Ihnen auch alles über unsere Ermittlungen berichte. Nicht bis ich von Steve gegenteiliges höre.“, meinte sie und grinste vergnügt vor sich hin.

„Okay. Damit muss ich wohl leben. Ich hoffe doch sehr, Sie machen jetzt nicht einfach Feierabend.“

„Nichts ist unmöglich.“ Kono lächelte und ließ ihren Blick auf die Straße gleiten.

In der Ferne klickte leise eine Kamera und fotografierte Derek und Kono, als das rote Auto vom Parkplatz auf den Highway rollte...

 
 

Five-O Hauptquartier (Five-O/ Profiler)
 

 

„Kono ist unterwegs zu einer Schamanin. Vielleicht kann sie uns weiterhelfen. Was haben wir bisher?“, fragte Chin, als er das Büro von Steve betrat.

„Zu wenig und nichts was uns gefällt…“, brummte Daniel. Steve hatte den Hörer des Telefons an sein Ohr gepresst. Mit angespannter Miene lauschte er der lauten Stimme seines Gesprächspartners. Die andere Hand hielt er zu einer Faust geballt.

„Was ist los?“, flüsterte Chin.

„Das ist der Gouverneur… anscheinend hat ihm der Teamleiter des Profiler-Teams einen Besuch abgestattet.“, gab Danny ebenso leise zurück.

„Sollten wir besser in Deckung gehen, bevor die Ader auf seinem Kopf explodiert…“, murmelte er zurück und ließ sich neben Daniel auf seinen Stuhl sinken.
 


 

Die beiden Freunde von Steve ahnten schreckliches! Ein Eindruck der noch verstärkt wurde, als er den Telefonhörer förmlich beiseite warf.

„Alles klar? Du wirkst so, als wäre irgendwas Schreckliches passiert.“, sprach Danny und erntete einen zornigen Blick von Steve. Einmal mehr war Danny froh, dass der Seal es noch nicht geschafft hatte, mit seinen Blicken zu töten, denn ansonsten läge er jetzt mit großen Schmerzen am Boden!

„Lass mich raten, wir müssen kooperieren?“, sprach Chin das offensichtliche aus.

„Anordnungen vom Gouverneur. Er wünscht eine positive Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Abteilungen.“, knurrte Steve. „Ansonsten wird er Five-O von diesem Fall abziehen und ihn dem HPD übergeben.“

Chin zog eine Augenbraue vielsagend in die Höhe. „In Ordnung, also haben wir ab sofort keine andere Wahl mehr, außer du ziehst in Betracht den Fall ruhen zu lassen.“

„Das ist meine Stadt und ich werde garantiert nicht zulassen, dass irgendein verrückter durch die Gegend läuft und mit irgendwelchen Ritualen Bewohnern Honolulus das Leben nimmt!“, stieß Steve deutlicher aus.

Daniel erhob sich und hob beruhigend seine Hände. „Dann hätten wir das jetzt geklärt und jetzt solltest du dringend deine Wut beiseiteschieben, denn wir haben Besuch…“

Er nickte in Richtung der Fensterscheibe. Durch die geöffneten Jalousien hatte er die zwei Gestalten bemerkt, die soeben den Hauptraum von Five-O betreten hatten. 

„Na großartig. Auch noch das Doktorchen…“, rollte Steve mit seinen Augen, als er einen von den Zwei nur zu gut wieder erkannte. Er trug eine Weste, ein gemustertes Hemd und eine Krawatte. Absolut unpassend für Hawaii. Die großen braunen Augen erinnerten an die eines Straßenköters und die verwuschelten Haare verstärkten den Eindruck eines zerstreuten Professors nur noch weiter. Ihm folgte die blonde Frau, mit der er zuvor schon seine Erfahrung gemacht hatte. Ihren Namen hatte er sich allerdings nicht gemerkt!

Steve straffte seine Schultern und ließ die angespannte Nackenpartie leicht knacken.

„Können wir dich auf die Zwei los lassen, ohne dass wir im Anschluss in einem weiteren Mordfall ermitteln müssen?“, brummte Daniel, der wenig überzeugt von Steves Gemütslage schien.

Prompt erntete er einen mahnenden Blick, bevor er an seinen beiden Kollegen vorbei schritt und in den Hauptraum trat…
 

 
 


 

 

„Einen freudigen Empfang habe ich mir anders vorgestellt…“, murmelte J.J. leise und atmete einmal tief durch.

„Lt. Commander Steve McGarrett, freut mich sehr Sie zu sehen.“, versuchte es Reid freundlich.

Steve verschränkte die Arme vor seiner Brust. Jennifer räusperte sich. „Ich weiß, Sie sind nicht erfreut, dass wir hier sind, allerdings wünscht der ---.“

„Ich weiß was er wünscht.“, fiel Steve ihr ins Wort.

Reid verbuchte die Reaktion unter dem typischen, ungehobelten Verhalten eines Seals! Ja, so hatte er Steve wahrlich in Erinnerung. 

Selbst für die sonst so ruhige J.J. war es schwer mit ihrer Fassung zu ringen. Dieser Mann schaffte es binnen wenigen Sekunden sie bis aufs Blut zu reizen! „Schaffen wir eine positive Zusammenarbeit?“, fragte sie nach.

Steve öffnete seinen Moment, allerdings verließ kein einziges Wort seine Lippen, denn hinter J.J. und Reid hatte sich die Tür geöffnet und eine weitere Person hatte das Hauptquartier von Five-O betreten und diese schaffte es doch glatt ihm jeglichen Wind aus den Segeln zu nehmen…

 
 

Flughafen L.A. – Air Force Maschine (NCIS)
 

                      

Mit einem letzten Ruckeln verließ die große Maschine der Air Force den Flughafen von Los Angeles und ließ diesen hinter sich. Deeks schlug die Beine übereinander und dachte nicht im Traum daran seinen Gurt etwas zu lösen. Den Army-Maschinen traute er nicht über den Weg. Groß, geräumig und mit viel zu vielen gefährlichen Gegenständen an Bord. Kensi wirkte angespannt, kaute auf ihrer Unterlippe und sah aus dem Fenster, der dunkelgrauen Maschine.

„Erklärst du es mir?“, durchbrach Deeks mit einem Mal die Stille, die über ihnen  - und einigen Soldaten, die auf dem Weg nach Pearl Harbor waren – lag.

„Was denn?“, fragte Kensi und ließ ihren Blick zu ihrem Partner wandern.

„Warum war es Hetty so wichtig, dass ich dich begleite, wenn es sich doch nur um einen gewöhnlichen Fall handelt. Ist ja nicht so, dass dieser Fall in den Zuständigkeitsbereich von Los Angeles fällt.“, sprach der LAPD Officer.

„Deeks.“, schloss Kensi ihre Augen.

Besorgt ruhte der Blick von Marty auf seiner Partnerin. Schweigend beäugte er sie und fühlte förmlich, wie sie sich immer weiter anspannte. „Kensi …“

„Bitte lass es.“, schürzte sie ihre Lippen.

Langsam nickte er. „Du kannst dir sicher sein, dass ich nicht von deiner Seite weichen werde.“

„Ja. Ich weiß…“, brummte Kensi und fixierte mit ihren zwei unterschiedlichen Augen einen Fleck auf der grauen Innenwand des Flugzeuges. Ein Auge war von einem tiefen dunkelbraun, fast schon schwarz, während das andere in einem hellen, karamellbraun strahlte. So unterschiedlich wie ihre Augen, konnten auch ihre Launen sein. Deeks seufzte auf. Sie war noch immer ein Buch mit sieben Siegeln für ihn. Besorgt neigte er seinen Kopf zur Seite und begnügte sich damit sie ein kleines bisschen zu beobachten.

„Echt jetzt? Du redest wirklich nicht mit mir darüber? Komm schon Kensi…“ In ihm wuchs diese eigenartige Sorge, dass irgendwas schwer auf der Seele seiner Partnerin lastete. Allerdings dachte diese nicht im Entferntesten daran, ihn irgendwie in Kenntnis zu setzen, was ihre paar letzten Worte auch verdeutlichten.

„Echt jetzt.“, nickte sie und schloss ihre Augen.

Deeks seufzte auf und ließ sich auf seinem unbequemen Sitz etwas zurücksinken.  

 
 

Coco Isle Cir/  La Mariana Sailing Club (Kono & Derek)
 

 
 


 

 

In einer Bucht, mitten in Honolulu lag ein besonders hübscher Teil der hawaiianischen Stadt. Direkt am Meer standen ein paar hohe Häuserblocks und auch einige Einfamilienhäuser, weit ab von der hektischen Innenstadt Honolulus. Hinter den majestätischen Palmen versteckten sich die Gebäude, die größtenteils in einem kräftigen orange gehalten waren.

Derek zog sich die Sonnenbrille von der Nase und öffnete die Tür in den geräumigen Club, der mit Tikis und allerhand anderer hawaiianischer Dekorationen geschmückt war. Von der Decke hingen bunten Lampions und die Möbel waren ausschließlich aus Holz.

„Und was machen wir hier genau?“, fragte Morgan leise.

„Ich dachte an einen Feierabendcocktail.“, führte Kono ihren kleinen Scherz mit ihm noch etwas weiter.

Abermals blickten ihr ungläubige Augen entgegen. Er glaubte ihr nicht, allerdings verfügte Kono über das perfekte Pokerface und für ein paar Momente gelang es ihr den erfahrenen Profiler auf dass Glatteis zu führen. „Wie wäre es mit einem Cocktail, sobald wir den Fall abgeschlossen haben.“, schlug er dann allerdings vor.

„Vielleicht.“, hob sie flüchtig ihre Schultern und führte Derek durch den Raum.

Nur ein paar Einheimische begrüßten Kono mit einem ‚Aloha‘ und Derek mit einem skeptischen Blick.

„Ich nehme das jetzt einfach als ein Ja.“, grinste Derek vergnügt, als Kono die Tür zum Hinterzimmer öffnete.

„Sie sind ganz schön von sich überzeugt.“, stellte Kono fest.

 „Natürlich.“ Er grinste.

Anstatt ins vermutete Hinterzimmer führte sie Derek in einen Hinterhof. Die hohen Steinmauern waren über und über mit Pflanzen bewachsen. Ein kleiner Teich plätscherte und einige Fische zogen ihre Bahnen. Dereks Aufmerksamkeit glitt hinüber zu einer besonders hohen Wand, die anders als die restlichen Wände nicht mit Grünzeug überwuchert waren. Stattdessen zierte eine große Zeichnung die Steinmauer. Auf den ersten Blick könnte man fast meinen, es handle sich um einen indianischen Totempfahl, auf den Zweiten fielen die vielen kleinen Details auf. Mehrere Gesichter prägten die Erscheinung des Totempfahls. Stechend blaue Augen in der Mitte, eine bedrohliche Fratze mit roten Augen ganz unten. Die Farben des Regenbogens flossen förmlich ineinander über. Von der Zeichnung führten einige Strahlen hinweg. Vermutlich Sonnenstrahlen. Immer wieder blieb Dereks Blick an dem Bild hängen.

„Eine Schmetterlingszeichnung.“, murmelte Derek.

„Ja. Auf beiden Seiten identisch, allerdings nicht immer gleich, was die Farbwahl angeht.“, nickte Kono.

„Wo sind wir hier?“

„Im Reich von Lilo.“, hob die Hawaiianerin ihre Augenbraue und legte ihre Fingerspitze auf ihren Mund. „Stille ist hier notwendig.“

Mit einem leicht mulmigen Gefühl in der Magengegend – und einer Hand an seiner Waffe – folgte Derek über den schmalen Kiesweg, an dem Teich vorbei und in das kleine Wäldchen des Hinterhofes. Der Kies knirschte unter seinen Füßen, während Kono leichtfüßig darüber hinweg glitt. Nach einer weiteren Biegung standen sie schließlich am anderen Ende des Hinterhofes. Auf einer Steinbank saß eine junge Frau, die nur auf sie zu warten schien. Dunkle Haut, dunkle Augen und eine Frisur, die eigenartiger gar nicht mehr sein konnte. Weißblonde Haare, an den Seiten rasiert und die Mitte wie eine Punkfrisur aufgestellt.

 „Aloha Kono… ich habe eigentlich damit gerechnet, dass es Chin sein wird, der mich aufsucht …“, erhob sie ihre Stimme, ohne in die Richtung der beiden Neuankömmlinge zu blicken…
 


 


 



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Eruana
2013-03-17T22:50:51+00:00 17.03.2013 23:50
Hey. :) Ich bin zufällig auf deinen FF gestoßen.
Sie gefällt mir richtig gut. Kenn leider nicht so viel Hawaii Five-o und NCIS: LA... aber dafür Criminal Minds. Find ich echt cool, wie du die Charaktere verbindest und die Story an sich ist auch richtig gut. Bin gespannt wie es weiter geht.

Find übrigens Alex(& Steve) auch toll *_*


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