Amantes amentes von _Delacroix_ (Eine One-Shot-Sammlung) ================================================================================ Sirius ------ „Evans, du stehst unter 'nem Mistelzweig“, rief Sirius quer über die Straße und blickte an der grauen Fassade von Tomes and Scrolls hinauf. Warum über der Tür des Buchladens im Februar noch ein Strauß Misteln hing wusste er nicht, aber es war ihm auch egal. Längst hatte er aufgehört sich über verrückte Ideen zu wundern und vielleicht – nur vielleicht – hatte man das Ding ja auch einfach beim Abbau der Weihnachtsdekoration vergessen. Lily Evans jedenfalls blieb tatsächlich stehen, strich sich eine Strähne ihrer roten Haare aus dem Gesicht und warf einen ungläubigen Blick hinauf zum Türrahmen. James hätte für die Chance wahrscheinlich jemanden ermordet, aber sein bester Freund war nicht hier. Sirius wusste nicht wo er abgeblieben war. Nachdem Lily ihm am Vormittag einen weiteren Korb gegeben hatte, war er schmollend abgezogen um Snape die Leviten zu lesen und bis jetzt noch nicht wieder aufgetaucht. Aber im Augenblick war das auch eher nebensächlich, denn Evans stand unter einem Mistelzweig und das bot so einige Vorteile für den, der die Chance zu nutzen wusste. Ein Lächeln umspielte Sirius Lippen, als er die Tüte mit den sauren Erdbeerstreifen seinem Valentinsdate – einer hochgewachsenen, blonden Hufflepuff - in die Hand drückte und so dann auf seine Klassenkameradin zu marschierte. Wenn er das später James erzählen würde, würde der vor Neid mit dem Bettbezug verschmelzen. „Sirius, was hast du vor?“, fragte die Blondine hinter ihm, aber er reagierte nicht auf sie. Es war doch wohl offensichtlich was er vor hatte, oder nicht? Da war ein hübsches Mädchen unter einem Mistelzweig. Was konnte man da schon groß vorhaben? „Sirius!“, zischte die Hufflepuff, doch auf dem Ohr war er gerade taub. Er marschierte an Lily vorbei und stellte sich dann auf die Zehenspitzen um eine der weißen, überreifen Beeren von dem Strauß zu pflücken. Vorsichtig, damit das Teil nicht platzte und ihm am Ende noch Flecken auf dem Umhang hinterließ. „Du kennst die Regeln“, schnurrte er seiner Mitschülerin entgegen und ignorierte ein weiteres Mal seinen Namen, der vorwurfsvoll über die Straße gerufen wurde. Die Gryffindor musterte erst ihn und dann die Beere zwischen seinen Fingerspitzen. „Ich glaube nicht, dass Ann das gefallen wird“, gab sie zu bedenken, doch Sirius ignorierte den Einwurf genauso wie er seinen Namen ignoriert hatte. Was interessierte ihn Ann, wenn er Evans haben konnte und damit den Neid seines allerbesten Freundes? Das Grinsen auf seinen Lippen wurde breiter als er seine freie Hand unter Lilys Kinn gleiten ließ. „Wie sagst du immer so schön? Regeln sind Regeln“, flüsterte er und genoss den Blick in ihre grünen Augen. Augen, die James ihm schon gefühlte tausend Mal beschrieben hatte und die trotzdem immer noch etwas besonderes an sich hatten. Langsam neigte er den Kopf und legte seine Lippen auf die des Mädchens. Sie roch nach Rosenblüten, schmeckte nach Lakritz und fühlte sich an wie Seide. Er zog Lily an sich, bis er ihre frisch gekauften Bücher durch seinen Umhang piksen spürte. „Arsch“, drang es wütend an seine Ohren, dann traf ihn irgendetwas Hartes, wahrscheinlich die Tüte mit den Erdbeerstreifen. Schritte entfernten sich, aber Sirius sah keinen Grund den Kuss zu lösen. Man konnte halt nicht alles haben und wenn man einen Kuss von Lily Evans wollte, dann musste man anscheinend auf den von Ann verzichten. Schade, aber Lilys Lippen waren es wert. Immerhin tat er das nicht nur wegen James. Weiß Merlin nicht nur wegen James, denn in einem Punkt hatte sein Freund schon recht. Lily Evans war wirklich etwas besonderes und dafür nahm man so ein verpatztes Date doch gern in kauf. Langsam löste er sich von ihr, genoss seinen ganz privaten, kleinen Triumph und schenkte den Erdbeerstreifen auf dem Boden einen flüchtigen Blick. „Ich hatte dich gewarnt“, flüsterte das Mädchen neben ihm, das von dem Abgang der Hufflepuff scheinbar beeindruckter war als er, aber Sirius schüttelte nur den Kopf. „Keine Sorge, Evans. Ich hole mir einfach neue Erdbeerstreifen und bis dahin“, er grinste erneut, „hängen an unserem Zweig noch drei weitere Beeren.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)