Der Kater auf dem Besenstiel von elm ================================================================================ Kapitel 7: Disqualifiziert -------------------------- Um die dampfenden Kessel sammelt sich eine riesige Traube neugieriger Hexen und Hexer. Miribel drückt sich an den Rand der Bühne und traut ihren Augen nicht. Ihr missratener Sonnenlichtstrank leuchtet wie die Sonne am Himmel. Wie kann das sein? Gerade eben war er doch nur eine trübe Brühe gewesen? Doch ihr bleibt keine Zeit, sich über das Wunder Gedanken zu machen. Schon tritt die Jury angeführt von Wilibald an die Kessel. Wilhelmine hat sich hinter ihrem Kessel aufgebaut und blickt säuerlich auf Miribels Trank. Ihr gewaltiger schwarzer Kater Kasimir schnurrt ihr um die Beine. Murmelnd geht die Jury von Kessel zu Kessel beraten sich bei jedem Trank und kritzeln geheimnisvolle Notizen auf ein Pergament. Wilhelmines Trank beeindruckt sie ganz eindeutig, doch bei Miribels Sonnenlichtstrank sind alle sprachlos. „Bravo!“ ruft Wilibald ganz aus dem Häuschen. Miribel wird rot, und tritt von einem Fuß auf den anderen. Sie fühlt sich unbehaglich und kann es sich einfach nicht erklären, wie aus ihrer missraten Brühe dieser fantastische Trank geworden ist. „Sehr geehrte Hexen und Hexer“, ruft da Wilibald. „Die Jury zieht sich nun zurück, um den Dieger zu bestimmt. Doch laufen sie nicht weg, es wird nicht lange dauern!“ Im Augenwinkel sieht Miribel, wie Kasimir seine Herrin Wilhelmine am Rockzipfel wegzieht, da kitzelt Kuniberts buschiger Schwanz an den Waden. Sie kichert und hebt ihren Hexenkater hoch. Da kommt die Jury auch schon wieder. Miribel ist schlecht vor Aufregung. Sie drückt ihr Gesicht in Kuniberts Fell. „Unsere Entscheidung ist einstimmig!“ schreit Wilibald in die Menge. „Ganz eindeutig hat Miribels vorzüglicher Sonnenlichtstrank gewonnen. Er strahlt wie die Sonne selbst und sein Duft wärmt die Seele. Eine hervorragende Leistung für eine so junge Hexe, die gerade erst die Hexenschule beendet hat. Der zweite Platz geht an Wilhelmine von Sprottertal und der dritte an Brundhilde aus Dunkelwald. Miribel komm doch bitte nach vorn. Und ja liebe Hexen und Hexer, sie dürfen ruhig applaudieren.“ Miribel wagt gar nicht zu glauben. Was? Mein Trank? Mit zitternden Knien wankt sie zu Wilibald, der sie herzlich umarmt und ihr den goldenen Mörser des Siegers übergibt. Da kreischt eine Stimme von hinten. „Betrug! Miribel hat betrogen!“ Alle Köpfe drehen sich nach hinten, da steht Wilhelmine zornesrot, mit struppigen Haaren, ihr Kater Kasimir fauchend und buckelnd zu ihren Füßen. „Verehrte Wilhelmine, was … „ Doch Wilhelmine schneidet ihm das Wort ab. „Nicht Miribel hat den Trank gebraut, sondern ihr Nichtsnutz von Kater“. „Aber Wilhelmine“, versucht Wilibald zu beschwichtigen. „Wir haben doch alle gesehen, dass Miribel am Kessel stand und nicht ihr, nun ja, seltsamer Kater.“ „Aber war jemand hier, als alle beim Mittagessen waren?“ fragt Wilhelmine triumphierend. „Nein, es war keine hier. Aber mein Kasimir, mein treuer Kasimir hat beobachtet, wie dieser rote Teufel sich an Miribels Kessel geschlichen hat und heimlich den Trank verändert hat. Gib es zu Miribel. Das hast Du geplant.“ Miribel steht da, wie vom Blitz getroffen. „Ich …“ stammelt sie. „Ich wusste davon nichts. Ich bin ja zum Essen gegangen, wie alle anderen auch. Kunibert, stimmt das?“ Der rote Kater würde am liebsten im Erdboden versinken, als ihn alle anstarren. „Ja“, maunzt er schließlich leise. „Ich wollte Dir doch nur helfen, Miribel.“ „Pah!“ höhnt Wilhelmine. „Was kann man auch von einem roten Hexenkater erwarten. Mein Kasimir hätte das niemals gemacht.“ „Nun“, ruft Wilibald die Hexen und Hexer wieder zur Ruhe. „Anbetracht dieser Umstände, Mirbel, müssen wir Dich disqualifizieren. Der erste Preis geht an Wilhelmine.“ Die streckt triumphierend und höhnisch grinsen ihre Hände nach dem goldenen Mörser aus, schnappt ihn und stolziert mit Kasimir im Schlepptau davon. Auch die Zuschauer verstreuen sich und Miribel bleibt mir Kunibert allein zurück. „Es tut mir wirklich Leid, Miribel“, flüstert Kasimir. „Das wollte ich nicht.“ „Ich weiß Kunibert, aber es ist jetzt auch egal. Jetzt wissen alle, dass ich im Zaubern eine Null bin. Was habe ich mir nur dabei gedacht, hierher zu kommen. Komm hilf mir unsere Sachen zusammenzupacken.“ Da tritt ein altes Hexlein an ihren Tisch und legt Miribel die Hand auf den Arm. „Kleine Miribel ich muss sagen, dass ich sehr beeindruckt bin.“ Miribel schaut sie ungläubig an und seufzt dann „Sie müssen mich nicht auch noch verhöhnen Frau Sonnenhut, ich fühle mich schon miserabel genug.“ „Aber ich verhöhne sie doch gar nicht! Ihr Trank war, nun ja, ein Desaster. Aber dass ihr Kater ihn doch noch retten konnte, das kann nur an einem liegen. An der herausragenden Qualität der Zutaten. Verraten sie mir Miribel, woher haben sie das Sonnenröschen und Sonnengold? Ich habe noch nie so wunderbare, kräftige und saftige Pflanzen gesehen. Schauen sie nur, obwohl sie schon vor einem Tag geerntet wurden stehen sie immer noch voll im Saft, sind knackig und wie frisch. Verraten sei mir Miribel, wo die diese Pflanzen her haben.“ „Aus meinem Garten Frau Sonnenhut, ich baue fast alle Zutaten in meinem Garten an.“ „Oh, Fräulein Miribel, haben sie nicht zufällig Queller in ihrem Wundergarten. Ich suche schon seit Wochen danach.“ „Aber natürlich habe ich Queller, wie viel brauchen sie denn?“ „Oh, nur ein Säckchen voll, und ich bezahle natürlich. Sind zehn Goldtaler ausreichend?“ „Aber sicher, natürlich“ stottert Miribel und kann ihr Glück kaum fassen. „Hier ist ihr Gold Fräulein Miribel“ sagt Frau Sonnenhut und zählt Miribel die Münzen in die Hand. „Ich hole den Queller dann morgen ab, einverstanden? Und bleiben sie noch einen Augenblick stehen. Ich kenne eine ganze Menge Hexen, die solch eine tüchtige Gärtnerin wie sie gut brauchen können“, sprach’s und verschwindet in der Menge. Kurz darauf steht Miribel mitten in einer Hexenmenge und nimmt Bestellung um Bestellung auf. „Kunibert“, flüstert sie. „Davon können wir einen Monat leben, und sie wollen wiederkommen und noch mehr kaufen. Kunibert, ich muss nicht mehr zaubern, ich kann meine Pflanzen verkaufen. Ist das nicht zauberhaft.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)