Sieben Jahre Tibet von Daniel_Assange ================================================================================ Kapitel 1: Oneshot ------------------ ACHTUNG! Die Hintergrundgeschichte dieser Fanfiction ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Ich passe sie lediglich etwas an, aber erhalte dennoch die komplette Geschichte des Kinofilmes 'The Avengers'. The Avengers © Marvel Dieser Oneshot wird außer Bruce Banner noch den Charakter Stephen Strange beinhalten, der leider noch in keinem Kinofilm vorgekommen ist. Da ich nicht genau weiß, wie ich es einordnen soll, werde ich es bei 'The Avengers' hinein setzen, da es Post-Avengers spielt. Die Geschichte oder eher der Brief selbst wird einer Person gewidmet, die ich sehr gerne habe. Danke fürs Lesen! _______________________________________________________ »Lieber Stephen, wie das mit uns Beiden begann und warum ich nun bereits so lange bei dir bin, weiß ich noch als ob es erst gestern gewesen wäre, als ich schließlich mit dir nach Tibet ging. Nun bin ich schon sieben Jahre hier, studiere Bücher, Kultur, lerne von dir, beobachte die immer wieder neu hinzu kommenden Schüler und spiele jeden Abend meine Runde Schach mit dir - übrigens weiß ich, dass du ab und zu schummelst, wenn ich nicht hinschaue... Was ich dir aber eigentlich sagen will, ist, dass es nun Zeit für mich wird zu gehen. Sieben Jahre Tibet - und es erinnert mich immer wieder an diesen gleichnamigen Film - sind genug für einen alt gewordenen Physiker, der sich langsam zur Ruhe setzen sollte. Es gibt Dinge, die ich dir sagen muss, bevor ich gehe. Dinge, die du vielleicht über die Jahre nur ansatzweise gesehen hast, aber nicht weiter beachtetest. Wer könnte dir das auch verübeln? Ich für meinen Teil bin glücklich, dass ich all die Jahre hier sein konnte und wenn es nach mir ginge, würde ich auch noch meinen Lebensabend mit dir verbringen, doch... es geht einfach nicht. Da gibt es Gefühle in mir, die ich nicht mehr zurückdrängen kann - Gefühle, die so stark sind, dass sie mich nachts nicht schlafen lassen und tagsüber dazu bringen, dass ich Bücher einfach nur anstarre, ohne überhaupt ein Wort davon lesen zu können.« Bruce Banner, seines Zeichens Physiker und Monster in einem, atmete aus, als er den Kugelschreiber einen Moment vom Papier nahm, auf dem er gerade das wichtigste verfasste, was es in den letzten Jahren für ihn gab. Es fiel ihm wahnsinnig schwer das in Worte zu fassen, was er sich bereits tausende Male im Kopf zusammen gereimt hatte und dann doch nicht aussprechen konnte. Für ihn würde dies wohl die letzte Chance sein, seinen Gefühlen wirklich Nachdruck zu verleihen, doch das sollte es für ihn wert sein. Während seiner Zeit hier im tibetischen Tempel fühlte er, dass sich etwas in ihm veränderte, dass er gesetzter wurde. Die Hektik und auch die Angst vor der Welt schwanden mit der Zeit. Er fühlte sich hier sicher und er fühlte, dass er hier für immer bleiben wollte. Aber es ging nicht. Über sich selbst den Kopf schüttelnd, die lockigen, bereits deutlich ergrauten Haare dabei herum wirbelnd, schmunzelte der Wissenschaftler in sich hinein. Selbst mit dem Alter konnte er immer noch über seine eigene Dummheit und die seltsame Eigenart seines Gefühlslebens lachen. Während der Grüne sich in den letzten Jahren so gut wie gar nicht rührte, war Bruce immer mutiger geworden und sprach sogar innerlich mit seinem Monster. Wie er das schaffte, fragte er sich heute noch, aber es ging. Kurz tippte er mit dem hinteren Ende des Stiftes die Lippen an, als er sich auf die Fortführung seines Textes konzentrierte. Konnte er das? Würde er es schaffen Stephen diesen Brief einfach so in die Hand zu drücken und dann 'Lebe wohl' zu sagen? Nun, das wusste Bruce zwar nicht genau, aber zumindest würde er mit diesem Text in Händen immer die Möglichkeit haben das durch zu ziehen, was er sich im Kopf ausmalte. So setzte er den wundervoll verzierten - eindeutig ein Geschenk von Anthony Stark, der seit vielen Jahren nur noch spärlichen Kontakt zu Bruce hatte - , schwarzen Kugelschreiber wieder an und formulierte die nächsten Sätze. »Wie es damals anfing, weiß ich nicht mehr ganz genau. War es vielleicht die Art, wie du mir in die Augen sahst und darin wohl alles lesen konntest, was ich so sehr versuchte zu verbergen oder einfach nur deine Art des charmanten Lächelns? Vielleicht handelte es sich auch um diesen schönen Bart, den ich immer mit Tonys verwechselte, weil du ihm damit so verdammt ähnlich gesehen hast. Nun, mein alter Freund, das sind nur Äußerlichkeiten, aber ich bin mir sicher, dass es ein ausschlaggebender Punkt war, um das Gefühl zu entwickeln, welches jetzt seit fast sechs Jahren im mir brodelt. Die Art, wie du dich bewegst, wie du dich artikulierst oder wie du mit den Schülern schimpfst, sie gefällt mir. Ich schätze ebenso deinen klugen Geist und die Konversationen auf hohem Niveau, die dich so sehr auszeichnen. Und dann gibt es da auch noch die Banalitäten, die mich zum Schmunzeln bringen. Ein Beispiel: Abends, wenn wir uns zum Schach treffen, bevor wir irgendwann nach Mitternacht zu Bett gehen, braucht es keine Worte, um den jeweils Anderen zu begrüßen. Ein Blick reicht, um zu sehen, wie es mir geht oder auch dir. Haben wir gelernt uns ohne Worte zu verständigen? Nun, ich würde diese Frage mit einem eindeutigen 'ja' beantworten. Das ist es, was mit der Zeit die Sympathie so sehr aufbaute, was uns einander näher brachte, als ich es je für möglich gehalten hätte. Und dann ist da noch deine Art mich auf zu muntern, mir Mut zu machen und mich aus dem Schneckenhaus zu holen, in welches ich mich irgendwann verkroch, ohne einen Ausweg zu suchen. Mit dieser Art hast du es - als einer der wenigen Menschen, die ich sehr schätze - geschafft, auch meinen über die vielen Jahre der Flucht aufgebauten Panzer zu durchbrechen, um das zu finden, was sich dahinter befindet. Und das ist es, was mir bis heute imponiert. Habe ich dich damals noch für einen Mann gehalten, der einfach nur Tony Stark sehr ähnlich sieht, so bist du heute jemand, der sich vom ihm so sehr unterscheidet, wie Tag und Nacht. Du wurdest ein Freund, dann ein bester Freund und zum Schluss die ganze Welt, die ich hier in der kleinen kalten Welt noch hatte und immer noch habe. Doch hier und jetzt muss und soll das enden, denn es geht nicht so weiter - für mich zumindest nicht.« Wieder unterbrach sich der in eine braune Mönchskutte gehüllte Wissenschaftler, um sich die Brille von der Nase zu nehmen und sich über die münden, nun brennenden Augen zu streichen. Es war mitten in der Nacht - Stephen schlief vermutlich bereits - und der Schein der kleinen Kerze wurde auch immer weniger. Nicht nur von dem spärlichen Licht, der Kälte und der Übermüdung brannten ihm die Spiegel zur Seele, sondern auch wegen der unterdrückten Emotionen, die er jeden Tag aufs Neue in sich bekämpfte. Er wollte sich nicht die Blöße geben - auch jetzt nicht - und der salzigen Flüssigkeit, die sich bereits ein wenig sammelte, einen Weg nach außen gewähren. Verdammt nochmal, er war ein Mann und kein kleines Mädchen, das sich so etwas erlauben durfte! Mal abgesehen davon, dass er schon immer etwas emotionaler war als die Anderen, aber das musste sich im Alter wirklich ändern. Wenn er so daran dachte, wie es zu der Zeit war, als sie gerade in New York den Chitauri Angriff hinter sich hatten, schüttelte er genervt den Kopf über sich. Er heulte damals wie ein Schlosshund, als alles vorüber war. Warum? Nun, einfach aus Freude und vor Schmerz. Der Hulk hinterließ immer einen gewissen Schmerz in ihm, den Bruce bis heute nicht zur Seite schieben konnte, selbst wenn er in dem Sinne härter im Nehmen sein sollte. Zudem bot ihm Tony damals auch an im Tower zu leben, was für ihn eine neue Situation sein sollte. Ja, wenige Jahre fühlte er sich dort auch wohl, doch als Pepper schließlich schwanger wurde und Bruce somit auch Tony nicht mehr so oft sah, wurde ihm langweilig. Zudem hatte er ein schlechtes Gewissen, weil er auch niemandem zur Last fallen wollte. So kam ihm das Angebot von Doktor Stephen Strange, der damals ein paar Untersuchungen an Bruce durchführte, mit ihm nach Tibet zu kommen, ganz recht. »Als du mich damals fragtest, ob ich mir in Tibet gerne deine Bibliothek und das Übungsgelände ansehen möchte, habe ich nicht 'nein' gesagt. Ich bereue es nicht, dass ich mit dir kam und ich bereue es auch nicht, dass ich mich dazu entschloss, eine Weile dort zu bleiben. Aus der 'Weile' wurden Wochen und aus Wochen Monate und daraus wieder Jahre - die besten Jahre meines Lebens, muss man dazu sagen. Ich danke dir dafür, dass du mich im Stark Tower aufgesammelt hast, dass du den Hulk untersuchtest und dass du keine Angst vor meinen beiden Seiten zeigtest. Auch bedanke ich mich bei dir dafür, dass du mich trotz meiner Macken und des deutlich zu dicken Panzers, den ich mir über die Jahre zulegte, ertragen hast. Vermutlich war es nicht einfach für dich, so wie es für mich nicht einfach war wieder unter Menschen zu leben und keine Angst vor dem nächsten Tag haben zu müssen. Nun, aber warum ich diesen Brief wirklich schreibe, habe ich bis jetzt immer noch nicht direkt gesagt, beziehungsweise aufgeschrieben. Du kannst es dir vermutlich bereits aus dem Kontext heraus vorstellen, doch ich bin immer für die direkte Art gewesen: Ich habe mich in dich verliebt.« Konnte er das so schreiben? Durfte er es? Bruce rieb sich nachdenkend über das unrasierte Kinn, das wieder einmal einen drei Tage Bart zum Vorschein brachte. Schließlich grinste er in sich hinein und nickte sich zur Bestätigung selbst zu. Natürlich durfte er das! »Du sieht sicherlich das Problem, welches ich dabei habe: Ich liebe dich, aber zugleich weiß ich, dass diese Liebe niemals erwidert werden könnte. Mit den Jahren habe ich zwar gelernt, damit zu leben, doch es wird von Tag zu Tag immer schwieriger für mich - wie ich bereits zu Anfang erwähnte. Ich kann meinen Blick nicht mehr von dir lassen und versuche gar dir ein wenig aus dem Weg zu gehen. So kann es nicht weiter gehen. Deswegen habe ich mich zu einem Schritt entschlossen, der sowohl mir, als auch dir genug Abstand bringt, um die Fronten zu klären und das Gefühl gänzlich einzudämmen. Ich werde weg gehen und ich weiß nicht, ob ich wieder zurückkehre. Für dich mag der Schritt ein harter Schlag sein, da ich weiß, dass auch du unsere Freundschaft genießt, aber hier muss ich leider an mich denken. Du musst nicht mit dem beklemmenden Gefühl in der Brust leben und auch nicht mit der Angst, dass du von dem einzigen Menschen, den du wirklich sehr gerne hast, weg gestoßen wirst. Deswegen und um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, werde ich wohl noch am selben Tag, an dem du diesen Brief erhältst, meine Sachen packen und einen Ort aufsuchen, der so weit von hier weg ist, dass es Wochen dauern würde, um wieder zurück zu kehren. Du hingegen wirst keine Fragen stellen, mir nicht nach kommen und mir nicht 'auf Wiedersehen' sagen. Ich weiß, dass die Dinge, die ich gerade hier von dir verlange, sehr hart sind, aber du wirst sehen, dass es besser so ist. Gib mir ein Jahr Zeit, um mich zu sammeln, neuen Mut zu schöpfen und um über das nachzudenken, das ich in den Jahren eigentlich schon lange wollte. Wenn ich nach diesem Jahr hierher zurückkehre, dann werde ich bleiben - für immer. Sollte dem allerdings nicht der Fall sein, werde ich dir noch einen Brief zukommen lassen und mich endgültig verabschieden. Ich bin mir sicher, dass du das verstehen kannst - zumindest einen Teil von dem. Lasse uns nicht 'auf Wiedersehen' oder 'lebe wohl' sagen, sondern einfach 'bis zum nächsten Mal'. In dem Sinne danke ich dir noch einmal für alles, das du für mich getan hast. Bleibe wie du bist und führe auch weiterhin dieses Kloster mit harter Hand. Dein Freund, Bruce.« Vielleicht klang der Schluss ein wenig hart, doch Bruce war sich sicher, dass es ihm Stephen nachsehen würde - Stephen sah ihm so vieles nach. So kämpfte er wieder gegen sich an, legte den Kugelschreiber neben den geschriebenen Brief und faltete das Schriftstück ordentlich und vor allem sehr liebevoll. Was ihm in dem Moment durch den Kopf ging, wollte und konnte Bruce nicht sagen, denn er fühlte sich gerade dazu beflügelt das umzusetzen, was er in dem Brief niederschrieb. So steckte er diesen in einen schönen Umschlag und tropfte etwas Kerzenwachs auf beide Enden eben dieses, um ihn mit dem Druck seines Daumens zu versiegeln - eine altmodische Art, zugegeben, doch Bruce fand, dass es zu diesem Ort und vor allem auch zu seinem Freund passte. Als er sich von seinem Platz erhob, dauerte es daraufhin gar nicht lange, bis er die wenigen Dinge, die er sein Eigentum nannte, verstaut hatte. Den Koffer an die Tür stellend, zog er sich seine eigene Kleidung - verdammt, Bruce hatte sie ewig nicht getragen! - an, machte das Bett ordentlich und legte seine Robe oben drauf. Einen letzten Blick auf sein altes Zimmer werfend, zog er sich einen dicken Pelzmantel über und schnappte sich den Koffer, um das Zimmer zu verlassen. Den Brief ließ er dort, die Kerze angezündet. Ein Feuer würde nicht ausbrechen, das wusste er, aber darum ging es ihm auch nicht. Für ihn war es ein symbolischer Akt die Kerze einfach von selbst ausgehen zu lassen, während er bereits die Tore des Klosters öffnete und schließlich nach verlassen eben dieses wieder schloss. "Hoffentlich auf bald.", murmelte der Wissenschaftler vor sich hin, ohne auch nur einen Blick zurück zu werfen und den ganzen Weg, den er damals nicht gehen musste, von selbst lief - ein kalter, trister Weg, aber dennoch irgendwie eine Erleichterung... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)