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Adversus

Der Stein des Drachen
von

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Prolog

                                                                             Prolog

Ich fand es schon beinahe ein bisschen ekelig, auf all den Leichen zu stehen. Es waren sowohl Feinde als auch Freunde, die in der Schlacht gefallen waren und nun tut den Boden schmückten. Doch der Kampf war noch nicht vorbei. Immer mehr Orks, Zentauren und andere übernatürliche Wesen kamen über den Fluss auf unsere Seite und wir selbst hatten kaum noch Kämpfer. Wäre ich doch bloß nie zur Akademie gegangen, dann müsste ich nun nicht kämpfen. Ich schüttelte seufzend den Kopf. Nun war es zu spät.

Ich schnitt dem nächsten Ork, der mir in die Quere kam, den Arm ab und rammte ihm mein Schwert in den Leib. Sein Blut bedeckte meinen Mantel mit einer schwarzen Spritzern. Ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, da schon der Nächste angerannt kam. Die Bestie holte zum Schlag aus und traf mich mit solcher Wucht, dass ich gegen den Baumstumpf hinter mir krachte, an dem ein aufgespießter Zentaur lehnte. Mein Nacken gab einen kurzen und schmerzenden Knacks von sich, als mein Kopf gegen den Stumpf knallte. Ein dünnes Rinnsal von Blut lief mir aus dem Mundwinkel und der Ork holte schon zum nächsten Schlag aus, bevor ich mich überhaupt aufrichten konnte. Sein Schwert würde mir geradewegs den Kopf vom Hals trennen und so diesen elendigen Krieg für mich beenden.

Plötzlich sprang ein Schatten über mich hinweg und riss den Ork nieder. Es war ein weißer Wolf, der mir schon so oft das Leben rettete. Sein schneeweißes Fell leuchtete, als sich der Mond darin reflektierte.

Danke!“, keuchte ich, als er langsam wieder die Gestalt eines Menschen annahm. Ich nahm seine helfende Hand gerne an und richtete mich wieder auf.

Kein Problem. Pass aber auf, denn ich kann dich nicht immer auf dich aufpassen.“, erwiderte er und seine hellblauen Augen blickten mich besorgt an. Sie waren wie Eis und ließen mich tatsächlich jedes Mal erstarren. Doch nicht nur seine Augen sorgten dafür, sondern auch die Medusa, die hinter ihm auftauchte und ihm mit ihren schlangenartigen Haaren die Kehle zuschnürte. Ich musste schnell sein. Ihre Blicken könnten ihn versteinern und mich ebenso.

Ich trennte ihre Haare mit zwei kurzen Hieben ab und zog den Wolfsjungen schnell hinter den Baumstumpf. An dem Körper der Medusa bildete sich rote Flecken. Sie blutete nach innen und würde bald platzen.

Du aber auch!“, sagte ich grinsend, als wir uns anlehnten und das Blut über unsere Köpfe flog.

Ja ja, aber vielleicht sollten wir lieber Ilona helfen. Sie wird dort von einigen Lykanthrops angegriffen.“

Du hast Recht, aber eigentlich hätte sie es nicht verdient.“, sagte ich. Lykanthrops waren eigentlich Menschen, die die Gestalt von Wölfen annehmen konnten, jedoch ähnelten diese eher Geparden, als irgendwelchen anderen Monstern. Ihre Sinne waren schärfer und ihre Zähne konnten Marmor durchbeißen.

Der Wolfsjunge lief los, doch als ich ihm nachsetzen wollte, hielt mich etwas fest. Ich schrie auf: Das Blut lief mir den Arm herunter. Mein halber Arm war aufgeschlitzt. Ein verdorbener Elf hatte sein Messer gezogen und hieb auf mich ein. Allerdings konnte ich den restlichen Stichen ausweichen. War auch nicht schwer, bei einem kaum noch am leben gebliebenen Elf. Ich rammte ihm mein Schwert in den Rücken, sodass er seinen letzten Atemzug tat. Er hätte sowieso nicht mehr lange gehabt.

Ich schaute mir meinen Arm an. Ein dünner, roter Faden schlängelte sich entlang und löste sich auf, als das Blut von meinem Arm tröpfelte.

Tenthen! Tenthen!!“ Ich sah mich um, doch konnte niemanden entdecken, der mich gerufen hatte. Nur Ilona und der Junge, die Rücken an Rücken die Lykanthrops versuchten abzuwehren. Sie wurden immer weiter zusammengedrängt und die Bestien schlossen ihren Kreis immer enger. In Zeitlupe sah ich, wie eines dieser Monster in die Luft sprang und seinen Kopf schräg legte, um dem dem Wolfsjungen besser an die Kehle springen zu können. Ich wollte ihm zurufen, dass er aufpassen sollte, doch irgendetwas übertönte meine Stimme. Ein schriller Ton heulte durch die Luft, bis ich merkte, dass ich schrie. Niemand achtete auf mich, aber ich sah immer noch, wie diese ekelhafte Kreatur das Maul aufriss und -

Tenthen!!“

Die Begegnung

Die Begegnung

Tenthen!!“.

Ich wachte auf. Über mir zeichnete sich verschwommen die Decke eines Raumes ab. Ich drehte den Kopf ein wenig nach rechts und guckte gegen eine kleine Holzwand. Was die wohl dort machte? Ich konnte mich an keine Holzwand in der Akademie erinnern, da normalerweise alles aus Stein war. Ich drehte mich nach links, doch auch da wurde mir die Sicht durch eine solche Wand versperrt. Warum zum Geier standen diese Wände hier?! Sie waren nicht besonders hoch, aber ich war zu faul, um meinen Kopf zu heben, damit ich drüber gucken konnte.

„Tenthen, ein Glück, du bist wieder aufgewacht!“

„Wieso? Was ist passiert?“, fragte ich verwirrt, weil so viele Menschen um mich herum standen. Besonders, als sich ein schlanker Mann mit Glatze über mich beugte und mich prüfend ansah. Seine lange, goldene Kette fiel fast auf meine Brust, denn er beugte sich so weit herab, um mich so begutachten. Ich strengte meine Augen ein bisschen an und der Nebel, der eben noch meine Augen umhüllt hatte, war verflogen. Ich erkannte die deutlich, scharfen Gesichtszüge des Mannes und merkte, dass es Professor Turim war.

„Du bist aus der Luft gestürzt und hast dir den Kopf angestoßen. Scheint, als ob du in Ohnmacht gefallen bist, denn so sehr wir dich auch gerüttelt und geschüttelt haben, du bist nicht aufgewacht. Ich hab mir solche Sorgen gemacht!“, Ilona schloss mich in den Arm.

„Tut dir irgendetwas weh?“, fragte der Professor.

„Ja“, antwortete ich zögernd, „mein Kopf. Bin anscheinend doch ziemlich hart aufgeschlagen.“

„Na, was denkst du denn? Du bist genau auf den Steinboden gefallen! Geh doch am besten zur Heilerin.“

„Ja, ist vielleicht besser. Wenn Sie nichts dagegen haben, Herr Professor, dann würde ich gerne Ilona mitnehmen. Ich habe Angst, nochmal umzufallen.“

Ich zwinkerte meiner Freundin zu. Professor Turim nickte nur und Ilona und ich verließen, glücklich nicht mehr in diesem Unterricht sitzen zu müssen, den Raum. Es war kein Wunder, dass ich eingeschlafen war. Die Vorträge des Meisters und das Parfüm in dem Raum luden einen förmlich zum schlafen ein.

Auf dem Weg zum Heilungszimmer sah mich Ilona immer wieder misstrauisch von der Seite an. Ich seufzte.

„Was ist? Hab ich irgendetwas an mir, dass du mich die ganze Zeit so angucken musst?“, fragte ich genervt.

„Als du meditiert hast, sagtest du 'Aber eigentlich hätte sie es verdient'. Was hast du geträumt?“.

Ich wusste genau wovon sie sprach, denn der Traum – oder was es auch immer war – war mir gut in Erinnerung geblieben. Mir blieb nichts anderes übrig als ihr von meinem Traum zu erzählen. Ilona war meine beste Freundin und trotzdem wollte ich sie in meinem Traum nicht retten.

„Hm“, murmelte Ilona und ihre Stirn legte sich in Falten. Plötzlich zuckte ich zusammen und spürte einen beißenden Schmerz in meinem Arm.

„Argh!“

„Was ist los?“, Ilona kam mir zur Hilfe und stützte mich ein wenig. Fast wäre ich zu Boden gesackt, weil es so sehr gebrannt hatte. Sie schaute sich meinen Arm an.

„Mensch, Tenthen! Woher hast du denn diese Narbe? Sieht ja furchtbar aus!“

Zögernd blickte ich auf meinen Arm hinab. Tatsächlich zeichnete sich eine dicke, lange Narben ab, die bei diesem pochendem Schmerz beinahe rot leuchtete.

„Das musst du jedenfalls auch schnellstmöglich der Heilerin zeigen! Das ist nicht normal, nachdem du mir von deinem Traum erzählt hast. Auch, wenn du selbst heilen kannst, sieht das nicht normal aus.“

„Du hast ja Recht. Schnell, beeilen wir uns.“, erwiderte ich.

Mit Ilonas Unterstützung ging ich die letzten paar Meter zum Heilungssaal am Ende des Korridors. Vor uns ragte eine große Doppeltür, ähnlich einem mächtigen Tor, auf. Wenn man näher kam, erkannte man, dass sie aus Holz gefertigt war. Die Ränder der Tür waren golden bemalt und mit elbischen Wörtern beschriftet. Unzählige Verzierungen und Reliefs wurden im Flackern der Fackeln, die an den Wänden hingen, sichtbar: Schnitzereien von Gesichter bedeutsamer Heiler und Pflanzen, sowie Tiere, die einander umsorgten. In der Mitte der Schnitzereien prangerte das Bildnis eines riesigen, alten Baumes, dessen Äste krüppelig, aber schön waren. Er war größer als alles anderen Verzierungen und auch sein Rand war mit schimmernden Gold bedeckt.

Nach kurzem Zögern traten wir ein und wurden sofort von dem grellen Licht, welches durch die Fenster brach, geblendet. Rechts und links des Raumes standen etwa zwölf Betten mit schneeweißer Bettwäsche und einem Nachtschrank. Die Wände waren mit Bildern der wichtigsten Wissenschaftler bestückt uns von der Decke hingen drei Kerzenleuchter herab. Eine der Heilerinnen kümmerte sich gerade um einen Jungen mit goldblondem, kurzen Haar, obwohl davon nicht viel zu sehen war, denn überall wuchsen ihm weiße Haare. Sie bedeckten seinen gesamten Körper und sprießten sogar aus seinen Ohren.

„Ich bin mir sicher, wenn er nicht überall diese Haare hätte, dann wäre er unglaublich süß.“, flüsterte mir Ilona kichernd zu.

„Kein Wunder. Dir gefällt doch jeder Junge, der auch nur halbwegs gepflegt ist.“ Ich verdrehte die Augen. Ilona war scharf auf jeden Typen. Sie hatte mir schon einige vor der Nase weggeschnappt.

„So, was kann ich für euch beide tun?“, eine weitere, kleine Heilerin war auf uns zugekommen und guckte uns erwartungsvoll an.

Ilona wehrte ab.

„Ich habe nichts. Aber Tenthen hier ist mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen und hat eine kleine Platzwunde. Und an ihrem Arm hat sie plötzlich eine lange Narbe, die nicht sehr gesund aussieht.“

„Na, dann komm erst einmal rein. Setze dich bitte auf ein Bett und zeig mir die Stellen, wo es weh tut.“

Ich wollte mich gerade in Bewegung setzen, als Ilona mich am Arm festhielt.

„Ich gehe jetzt wieder, aber du kannst heute Abend gerne bei mir vorbeikommen. Auch, wenn es ein bisschen später wird. Wir machen uns mal einen schönen Mädchenabend, okay? Und dann erzählst du mir alles!“

Mit diesen Worten verschwand sie aus der Tür. Ein bisschen verwirrt über Ilonas Verhalten und die Tatsache, dass sie nicht noch wartete, ging ich aufs Bett zu.

Die kleine Pflegerin trabte hinter mir her und versuchte mich fast herunter zu drücken, als ich am Bett ankam. Beinahe etwas forsch legte sie ihre Hand an meinen Hinterkopf und sagte noch im letzten Moment:

„Das könnte nun ein wenig kühl werden“. Dann fühlte es sich an, als ob mein Gehirn fast erfrieren würde. Gleichzeitig tänzelten einige lilafarbende Funken vor meinen Augen herum. Ach, wie einfach doch alles mit Magie zu heilen war. Die kleinen Funken ersetzten die fehlenden Hautpartikel an meinem Kopf, ohne dass ich weitere Schmerzen spürte.

„So, das hätten wir. Nun zeig mir doch mal bitte deinen Arm, Schätzchen.“

Ich gehorchte stumm und hielt ihr meinen Unterarm hin. Als sie den Ärmel zurückschob guckte sie erst skeptisch, dann beinahe erschrocken und entsetzt.

„Venetra! Venetra!!“

„Ja, ja, ich komme doch schon!“, genervt ließ die andere Heilerin, offensichtlich Venetra, von dem blonden Jungen ab.

„Meine Güte, Tura, du brauchst mich nicht wegen jedem bisschen Blut zu dir rufen. Manchmal denke ich, du hast dir den falschen Beruf ausgesucht. Da nimmt man sich ein Tuch“, Venetra schnappte sich eines im vorbeigehen und legte es auf meinen Unterarm, „und legt es auf die Wunde. Schwupp, ist es weg. Jetzt reg dich doch nicht immer gleich so auf!“ Die Pflegerin nahm das Tuch und legte es auf den Nachtschrank neben mir.

„Aber-“, setzte Tura an.

„Nichts ,Aber'! Lern es endlich.“ Mit den Worten wollte sich Venetra wieder abwenden und zu dem Jungen gehen.

„Venetra! Das ist ein Elfenstich!“, meine Pflegerin hielt sie am Arm fest. Erschrocken drehte diese sich wieder um. Dann sah sie erst lange Zeit mich an und hob dann meinen Unterarm zu ihrem Gesicht.

„Tura? Hol Mareju, Arjas und einen Verband.“, ernst blickte sie dabei mich an. Besagte Heilerin eilte daraufhin aus dem Raum, um die Pflanzen und Öle zu besorgen. Venetra, die mich immer noch musterte, öffnete mehrmals den Mund und schloss ihn wieder. Dann fuchtelte sie mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herum und schien langsam nach links umzukippen.

Ich wurde aufgefangen. Meine Sicht war ein wenig verschwommen, doch noch immer konnte ich Venetra erkennen.

„Mein Kind! Woher hast du diese Narbe?“, fragte sie entsetzt, als sie mich sanft aufs Kissen gleiten ließ. Sofort rief sie über die Schulter:

„Tura! Beeil dich!“

„Ich weiß es nicht genau. Aber da war dieser Traum und“, meine Stimme versagte beinahe, „dort war ein verdorbener Elf der mich angegriffen hat.“ Noch während ich das sagte, wurde mir schwarz vor Augen.
 

Ich weiß nicht, wie lange ich noch auf dem Bett gelegen hatte, aber ich konnte mich keinen Zentimeter mehr bewegen. Selbst meine Augen wollten sich nicht öffnen lassen, obwohl ich genau hören konnte, was die Heilerinnen, die offensichtlich neben meinem Bett standen, über mich sagten.

„Wir sollten dem Direktor Bescheid geben. Wo auch immer sie diesen Stich her hat, kann noch mehr herkommen.“

„Das war nun Rettung in der letzten Minute. Wer weiß, was aus ihr geworden wäre, wenn wir noch gewartet hätten?“

„Ein paar Tage werden wir sie wohl noch hier behalten und die Narbe weiter beobachten.“

Anscheinend waren es mehr Pflegerinnen als zu Beginn und so konnte ich nicht alle Stimmen zuordnen. Ich versuchte mich ein wenig zu regen, damit sie merkten, dass ich wach war. Ganz langsam konnte ich die Augen öffnen und blickte zur Seite.

Neben meinem Bett standen drei Pflegerinnen sowie ein Pfleger. Dieser hatte bis jetzt noch nichts gesagt, schien aber der führende Heiler hier zu sein.

„Ah, du bist wieder wach“, ergriff dieser das Wort. Ich nickte darauf hin nur stumm. Vorsichtig versuchte ich meinen Arm zu heben, was mir aber gleich einen stechenden Schmerz eintrieb.

„Du musst vorsichtig sein, dein Arm ist noch nicht verheilt. Wir haben ihn während der Behandlung nun ein wenig betäubt, aber das wird nun auch langsam nachlassen. Du solltest vielleicht, sobald du wieder auf den Beinen bist, zum Direktor gehen und ihm von dem Vorfall erzählen. Es ist ungewöhnlich, dass du wie aus dem Nichts so eine Narbe hast.“ Wieder nickte ich. Es war mir schon klar, dass eine Narbe nicht einfach so entstehen kann.

„Heute Nacht bleibst du erst einmal hier, damit wir dich weiter beobachten können und wenn es dir morgen schon besser geht, darfst du vielleicht nach der Visite schon gehen.“, erläuterte er weiter.

Ich hoffte inständig, dass ich morgen früh schon gehen durfte. Am nächsten Tag veranstaltete unsere Akademie einen Wettbewerb, in dem wir gegen unsere anderen Mitschüler kämpfen durften. So konnte man sich beweisen. Gleichzeitig wurde so auch der oder die Kämpfer bzw. Kämpferin des jeweiligen Jahrgangs ermittelt. Diese Personen wurden dann immer mit größerem Respekt von den anderen Schülern behandelt, doch darum ging es mir nicht. Dieser Wettstreit war die einzige Möglichkeit für uns gegen richtige Gegner zu kämpfen. Meistens wurden im Training nur Illusionen erschaffen, die meistens zu dumm für eine ordentliche Trainingsgrundlage waren.

„Gut“, sprach eine der Pflegerinnen weiter, „dann entspann dich nun erst einmal. Dort drüben, am anderen Ende des Saales, findest du den Baderaum. Warmes Wasser ist bereits eingelassen. Ruf uns, sobald es wieder Probleme gibt. Auf deinem Nachtschrank liegen einige Schmerztabletten für dich.“

Mit diesen Worten überließen sie mich meiner selbst und verschwanden in den Nebenraum. Ich seufzte. Natürlich musste ausgerechnet mir so etwas passieren. Ich lehnte mich tiefer in mein Kissen.

„Na, da hast du aber einen ganz schönen Trubel gemacht, oder?“, tönte es durch den Raum. Ich schreckte wieder auf. Der blonde Junge aus dem Bett gegenüber grinste mich schräg an.

„Das musst du gerade sagen. Schwester Venetra war ja ganz schön genervt, als sie zu mir kam. Hast sie wohl auf Trab gehalten.“, erwiderte ich. Der Typ zog eine Augenbraue in die Höhe.

„Immerhin lag ich nicht drei Stunden im Koma.“, kam es ein bisschen beleidigt zurück.

„Wäre aber vielleicht besser gewesen. Dann hätte ich es schneller hinter mir gehabt.“ Das Grinsen des Jungen war nun gänzlich erloschen.

„Wolltest du nicht baden gehen?“, war seine genervte Antwort.

Ohne ein weiteres Wort stand ich auf und begab mich zum Bad. Sollte er doch denken, was er wollte. Immer noch ein bisschen wacklig auf den Beinen, erkämpfte ich mir die letzten paar Meter.

Im Badesaal war sowohl das warme Wasser schon eingelassen, als auch frische Kleidung bereit gelegt. Diese bestand eigentlich nur aus einem langen, weißen, aber warmen Schlafanzug und einem dazu passenden Mantel. Mehr konnte man für eine Nacht auch nicht erwarten.

Vorsichtig zog ich mir mein Oberteil aus, darauf bedacht, möglichst nicht die Narbe und auch meinen Kopf nicht zu berühren. Natürlich funktionierte das nicht ganz. Alles tat mir weh und ich war froh, als ich endlich in die heiße Wanne steigen konnte. Die Pflegerin hatte mir ein Schaumbad eingelassen, das so sehr duftete, dass ich mich einfach zurück lehnte und die Zeit genoss. Die Kräuter linderten das Pochen in meinem Kopf und so blieb ich, angelehnt an den Beckenrand, bis sich das Wasser abkühlte.

Widerwillig stieg ich aus und zog mir die zurecht gelegte Kleidung des Krankensaals an. Weiß stand mir überhaupt nicht. Durch meine schwarzen Haare sah ich wie eine Leiche und damit noch schlimmer als vorher aus. Draußen im Saal wartete wieder der blonde Junge.

„Oh, man. Frauen brauchen ja echt eine Ewigkeit im Bad. Dachte schon, du wärst ertrunken.“, kam es von ihm ein wenig spöttisch. Ich zog nur eine Augenbraue hoch und begab mich zu meinem Bett. Während ich mir die Haare kämmte, versuchte ich ihn so gut wie nur möglich zu ignorieren.

„Hi, ich bin Siru Mellon“, ertönte es hinter mir. Ich zuckte zusammen, drehte mich aber dennoch um. Vor mir stand der blonde Junge, der nun etwas beschämt zu Boden blickte.

Ich musterte ihn. Er hatte schon einige der weißen Haare verloren, die vorher seinen gesamten Körper bedeckt hatten und seine goldblonden Haare schimmerten nun weiter durch. Er hatte ein schmale, jedoch sehr kantige Gesichtszüge und wirkte unter seinem Mantel sehr sportlich, aber nicht zu muskulös. Als er wieder aufschaute, blickten mich seine hellblauen Augen innig an. Sie waren fast wie Eis. So helle Augen, dass sie kalt wirkten, obwohl er ein warmherziges, schüchternes Lächeln auf den Lippen trug. Er streckte mir seine Hand entgegen, die ebenfalls wie seine Statur zwar schmal, aber dennoch sehr kräftig wirkte.

Ich nahm die Hand sogleich entgegen, auch ich lächelte, und stellte mich vor.

„Tenthen Yourén. Freut mich dich kennen zu lernen!“



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