Das Spiel - Neustart von GotoAyumu (Taichi Yagami x Yamato Ishida) ================================================================================ Kapitel 1: Level 1 ------------------ Er betrat den Schulhof. Mit einem breiten Grinsen sah er sich um, das braune Haar glänzte in der Sonne. "Hey, Taichi." Jemand schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter und der Angesprochene drehte sich hastig um, doch als Taichi einen seiner Klassenkameraden erkannte, sah er enttäuscht zu Boden. "Ach, du bist es nur." "Was soll das denn heißen? Wen hast du erwartet?" "Na, ich..." Der Andere verdrehte spielerisch die Augen und wies über den Schulhof. "Yamato ist dort hinten." Taichi lief mit schnellen Schritten auf den zierlichen Jungen zu. Doch plötzlich hielt er inne. Yamato war nicht allein. Neben ihm stand ein Schüler ihrer Schule; groß, gut aussehend, ein Sportass. Es war nicht zu übersehen, dass er sich mit dem blonden Jungen sehr gut verstand. Während er munter auf Yamato einredete und seine Hand auf dessen Schulter ruhen ließ, lachte dieser. Nach ein paar Augenblicken setzte Taichi seinen Weg fort und lenkte seine Schritte auf die beiden zu. "Hey! Na, wie geht's?", rief er und schob sich rücksichtslos zwischen sie, wobei er den anderen Jungen unsanft in die Seite stieß. "Sag mal, Tai, geht's noch?!", meinte Yamato genervt. In diesem Moment klingelte die Schulglocke. Taichi stand im Flur am Fenster und kratzte sich kurz am Hinterkopf, bevor er die Flasche an die Lippen setzte und einen Schluck Wasser trank. Er bemerkte nicht, dass Yamato durch den Gang zu ihm trat und ihn irritiert musterte. "Hey." Erschrocken wandte sich Taichi um und entgegnete schließlich: "Hi." "Was machst du hier?" "Trinken." "Aha." Eine Pause folgte, bis Yamato fragte: "Sag mal, Tai, was ist eigentlich los mit dir?" "Was soll los sein?" "Ich weiß nicht." "Na also." Taichi drehte den Deckel auf die Flasche und ging zurück in den Klassenraum. Kurz darauf klingelte es. Yamato stand vor der Schule und sah sich um. Normalerweise wartete sein bester Freund nach dem Unterricht auf ihn. Der Schulhof war leer. Yamato zögerte nicht lang und ging über den Hof, um das Gelände zu verlassen. Taichi hatte ihn anscheinend vergessen - vielleicht absichtlich... Das Telefon klingelte. Taichi nahm ab. "Hallo?" "Hier ist Yamato. Kann ich mal mit dir reden?" "Klar. Worum geht es denn?" "Nun... darf ich zu dir kommen?" "Niemand hindert dich daran." "Haha, sehr witzig", entgegnete Yamato sarkastisch und leicht mürrisch. "Ich meine das ernst." Taichi klang nervös, als er lachend antwortete: "Dann komm doch vorbei." "Ich bin gleich da. Bis dann." Yamato legte auf. Für ein paar Augenblicke starrte Taichi auf den Telefonhörer. Dann legte auch er auf. Die Sonne schien durch die Vorhänge in das Zimmer. Taichi saß mit Yamato auf dem Boden. In der Wohnung war es still, da außer ihnen niemand da war. Beide schwiegen. Taichi sprach zuerst: "Möchtest du etwas trinken?" "Ja. Habt ihr Whiskey?" "Irisch. Bushmills. War ein Geschenk, doch mein Vater mag ihn nicht. Der säuft nur Bier." "Ich hole Gläser." Sie standen auf. Yamato hielt noch einen Moment inne, um auf eine mögliche Ablehnung zu warten, aber diese blieb aus. Sein Freund nickte ihm kurz zu, dann ging er in das Wohnzimmer zu dem Spirituosenschrank. Yamato verschwand in der Küche. "Dein Vater hat keinen Geschmack." Die beiden Freunde saßen wieder auf dem Boden des Zimmers und Yamato trank einen weiteren Schluck aus seinem Glas. Taichi sah ihn fragend an. "Wieso? Schmeckt er nicht?" "Doch, natürlich. Dein Vater mag keinen irischen Whiskey? Geschmacklos. Ich trinke ihn gern." Taichi sah Yamato ernst an. "Was wolltest du?" Keine Antwort folgte. Der Angesprochene starrte abwesend in sein Glas, in dem er den Whiskey in sanften Wellen kreisen ließ. Dann seufzte er und warf Taichi einen forschenden Blick zu. "Sag mal, Tai, was ist eigentlich los?" "Alles, was nicht angebunden ist." "Halt deine Klappe und lass mich mit solchem Mist in Ruhe", fuhr Yamato ihn an. "Kannst du mir auch eine vernünftige Antwort geben?" Taichi sah hinab auf seine Hände. Dann setzte er ein breites Grinsen auf und blickte seinen Freund arrogant an. "Mir gefällt es einfach nicht, dass du so vertraut mit diesem Typ umgehst. Wer ist das überhaupt? Ich habe euch schon öfter zusammen gesehen." Yamato setzte einen gehässigen Gesichtsausdruck auf. "Du willst wissen, wer das ist?" "Hätte ich sonst gefragt?" "Ich lasse mich ab und zu von ihm vögeln." Taichi bedachte seinen Freund mit einem angeekelten Blick. Dann beugte er sich kurzentschlossen vor und küsste Yamato auf die geschlossenen Lippen. Dieser schrak zusammen und stieß ihn von sich. "Was soll das?" "Das solltest du nicht tun", antwortete Taichi und sah Yamato tief in die Augen. Dieser war zu irritiert, um etwas zu entgegnen. Er griff nach seinem Whiskeyglas, nahm einen kräftigen Schluck und fragte schließlich: "Wieso nicht? Soll ich dich etwa auch mal ranlassen?" "Darum geht es nicht. Ich will nicht, dass irgendjemand mein Eigentum anfasst." "Dein Eigentum?" Fassungslos starrte Yamato ihn an. Mit einer lässigen Bewegung griff Taichi nach seinem Glas und trank den Whiskey in einem Zug aus. "Du gehörst mir. Was ist daran so unverständlich?" Sie hörten, wie die Wohnungstür ins Schloss fiel. Sofort verstauten die beiden Jungen die Gläser und die Alkoholflasche unter dem Bett, bevor es kurz darauf an der Tür klopfte. Taichis Mutter betrat das Zimmer. "Tai, ich wollte..." Sie hielt inne. "Oh, hallo Yamato. Gut, dass du da bist. Tai, mein Schatz, Freunde von Papa und mir wollen übers Wochenende umziehen und baten uns ihnen zu helfen. Ich habe vorhin mit ihnen gesprochen." "Aha", gab ihr Sohn nur desinteressiert zurück. "Darum werden wir zu dieser Zeit nicht da sein. Vielleicht kann dein Freund währenddessen hier übernachten?" Sie bedachte Yamato mit einem erwartungsvollen Blick. Dieser schaute kurz zu Taichi, der ihn genauso erwartungsvoll ansah wie seine Mutter. Endlich sagte er: "Warum auch nicht? Ich rufe meinen Vater an und sage Bescheid." Draußen war es dunkel. Nur das Licht einiger Laternen hellte den Raum ein wenig auf. Die beiden Jungen lagen auf dem Futonbett. Taichi hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt, Yamato kehrte ihm den Rücken zu. "Tai?" "Ja?" "Warum hast du das getan?" "Ich weiß nicht." Yamato drehte sich um und betrachtete seinen Freund wütend. "Willst du mich verarschen? Du weißt genau, warum du mich geküsst hast." "Mein Güte." Verärgert setzte Taichi sich auf. "War es denn so unangenehm?" Sein Freund schwieg. Mit einem genervten Kopfschütteln stand Yamato schließlich auf und entgegnete bissig: "Ich gehe eine rauchen. Mir wird es hier zu blöd. Das ist doch echt zum Kotzen." Fünf Zigaretten später tauchte Taichi neben ihm auf dem Balkon auf. "Willst du auch eine?" Yamato hielt ihm die Schachtel entgegen. Marlboro. "Ich rauche nicht - meine Kondition." Er ließ die Hand sinken. "Und wenn du kein Sportler wärst, würdest du dann rauchen?" "Wieso nicht?" "Dann hör doch auf." Taichi sah seinen Freund verdutzt von der Seite an, während dieser an seiner Zigarette zog. "Womit?" "Mit Fußballspielen." Noch immer war Taichis Blick fragend. Yamato ergänzte genervt: "Wenn du nicht mehr Fußball spielst, kannst du rauchen. Also, hör auf." Erneut zog er an seiner sechsten Zigarette. Währenddessen schaute sein Freund über die Lichter der Stadt, bevor er schließlich antwortete: "In Ordnung. Ich hör auf." Yamato bot ihm wieder die Schachtel an, doch der Andere zögerte. "Wenn du das Singen aufgibst." "Von mir aus." Taichi nahm eine Zigarette. Sie ließen das Licht aus, als sie zurück in das Zimmer traten. Beide setzten sich auf das Bett und Yamato goss sich zum wiederholten Mal den Bushmills ein. "Ist deine Schwester eigentlich auch mitgefahren, Tai?" "Hikari ist auf Klassenfahrt. Das müsstest du doch wissen, dein Bruder ist schließlich in ihrer Klasse." "Ja, kann sein." Yamato nahm einen großen Schluck, bevor er fragte: "Lebst du eigentlich gern?" Taichi sah irritiert zu seinem besten Freund. "Was soll diese Frage?" "Antworte", sagte Yamato knapp. "Eigentlich schon. Du etwa nicht?" "Mir ist es egal. Was hält dich denn am Leben?" Mit einem Seufzen ließ sich Taichi zurück in die Kissen sinken. "Spaß", antwortete er. "Ich würde nicht leben wollen, wenn es langweilig wäre." "Hast du mich deshalb geküsst?", fragte Yamato mit ironischem Unterton. "Nein." Er nahm Yamato das Glas aus den Händen und trank einen Schluck. "Hör mal, Yama, wäre ich noch am Leben, wenn ich nicht gern leben würde?" "Ich weiß es nicht. Sag du es mir." Er sah Taichi unverwandt in die Augen. Dieser erwiderte den Blick und antwortete schließlich: "Okay, vielleicht ist es reine Gewohnheit. Dennoch gibt es einige Dinge, für die ich leben möchte." "Zum Beispiel?" Taichi setzte sich wieder auf, ohne eine Antwort zu geben. Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. "Warum stellst du mir diese Fragen? Was ist denn mit dir selbst?" "Worauf willst du hinaus?" "Weshalb lebst du noch, wenn es dir doch sowieso egal ist?" Taichis Stimme klang ungewohnt ernst. "Das ist die Antwort, du Hohlbirne. Weil es mir egal ist." Taichi senkte den Blick und sagte kühl: "Nicht einmal ich scheine dir wichtig zu sein." Yamato nahm Taichi das Glas wieder aus der Hand und trank den Rest Whiskey. Am nächsten Morgen saßen die beiden am Frühstückstisch. Taichi reichte Yamato den Toast. "Danke." "Haben wir heute noch etwas vor?", fragte Taichi. "Keine Ahnung." "Hättest du auf irgendetwas Lust?" Yamato öffnete die Margarine und griff nach dem Messer. "Nein", antwortete er. Er öffnete das Gitter und trat vorsichtig in die Gefängniszelle. Auf der Bahre lagen alte Zeitungsartikel, die unleserlich vom Blut waren. Auch die Wände waren blutbeschmiert. Mit einem Knall schloss sich die Tür hinter ihm. Er erschrak und wandte sich um. Ein seltsames Geräusch war zu hören, das ihn Schritt für Schritt zurückweichen ließ. Plötzlich begann seine Lampe zu flackern. Alles war dunkel in der Zelle, nur das Blut schien rot zu pulsieren. Ein Schatten lief an der Tür den Gang entlang, dessen Hämmern in der Ferne verklang. Langsam ging er wieder auf das Gitter zu und griff nach der rostigen Klinke. Es war verschlossen. "Mist!", rief Taichi, warf den Controller neben sich und starrte auf den Fernsehbildschirm. Er lehnte sich zurück. Dann merkte er, dass er Hunger hatte, und stand auf, um in die Küche zu gehen. Als er am Wohnzimmer vorbeiging, lag Yamato auf der Couch und schlief. Sofort hatte Taichi seinen Hunger vergessen. Er trat an das Sofa heran und betrachtete das schlafende Gesicht seines Freundes. Dann beugte er sich hinab und küsste ihn. Taichi erschrak, als er bemerkte, dass Yamato den Kuss erwiderte und ihm seine Zunge in den Mund schob. Dennoch zuckte er nicht zurück, sondern gab sich diesem abartigen Spiel hin. Sie lösten sich erst wieder voneinander, als sie zu ersticken drohten. Nach Luft ringend sah Taichi Yamato empört an. "Du warst also wach." "Ja." "Warum hast du das getan?" "Du wolltest es doch." Taichi schwieg. Schließlich sagte er mit dem Anflug eines Lächelns: "Vielleicht." Erneut beugte er sich zu Yamato hinab und strich ihm durch das blonde Haar. Taichi fuhr mit der Hand über den Kragen seines Freundes und öffnete die obersten Knöpfe, bevor er mit den Lippen über den entblößten Hals fuhr. Bei der Halsbeuge hielt er inne. Mit der Zunge strich er langsam über die blasse Haut, dann biss er kräftig zu. Yamato schrie auf. Winzige Blutperlen bildeten sich, von welchen Taichi sofort kostete. "Schmeckt metallisch." Mit schmerzverzerrtem Gesicht starrte Yamato konzentriert zur Decke. Taichi blickte noch einmal kurz auf seinen Freund, bevor er sich neben der Couch niederließ und begann den Gürtel von Yamatos Hose zu öffnen. Dieser reagierte nicht. Taichi zog den Gürtel aus den Schlaufen, warf ihn achtlos auf den Boden und öffnete hastig die Knöpfe der Hose. Er schaute seinem Freund noch einmal ins Gesicht. Dieser sah ihn an, dann schloss er die Augen. Grob riss Taichi ihm die Hose vom Leib. Nachdem er Yamato auch seiner Boxershorts entledigt hatte, nahm er dessen noch schlaffen Schwanz in die Hand und begann mit langsamen Auf- und Abbewegungen. Er verschnellerte den Rhythmus, als er bemerkte, dass es den blonden Jungen erregte. Beider Atem ging schwerer, wobei Yamato ein Stöhnen zu unterdrücken schien. Er presste die Zähne aufeinander, sog die Luft scharf ein, während er seine Finger in den Stoffbezug des Sofas krallte. Abrupt ließ Taichi von seinem Freund ab. Er stand auf, ging zu dem Gürtel, hob ihn auf, drehte sich um, ging zurück, kniete sich wieder hinab zu seinem Opfer und hielt dessen Hände fest. Yamato zuckte zusammen, als er spürte, wie er gefesselt wurde. Er versuchte sich zu wehren, doch es war vergebens. Der Gürtel war so fest geschnallt, dass er sich durch jegliche Bewegung die schmalen Handgelenke abschnürte. Taichi beugte sich hinab und umschloss mit seinen Lippen den inzwischen harten Schwanz. Yamato bäumte sich auf und rammte sich somit tiefer in Taichis Rachen. Dieser stöhnte auf. An die neue Situation gewöhnt, spielte er das Spiel weiter - und zwar nach seinen eigenen Regeln. Er begann an Yamatos Erregung zu saugen, fest und stetig. Lautes Stöhnen entrann nun dessen Kehle und er wand sich unter der Qual, die ihm Taichi zukommen ließ. Als dieser jedoch bemerkte, dass sein Freund kurz davor war, abzuspritzen, erhob er sich und widmete sich wieder seiner Playstation. Dies bekam Yamato jedoch erst mit, als er aus dem Bad zurück in dessen Zimmer kam. "Was grinst du denn so dämlich? Ich finde das gar nicht witzig." "Ich schon", antwortete Taichi hämisch. Sein Freund ließ sich beleidigt auf ein Kissen sinken und griff resolut nach dem frischen Glas, das er vorher aus der Küche geholt hatte, um sich etwas von dem Bushmills einzugießen. "Du trinkst ziemlich viel", bemerkte Taichi, ohne vom Bildschirm aufzusehen. "Kann sein. Stört es dich etwa?", gab Yamato bissig zurück. "Nö. Sollte es?" "Es ist schließlich euer Whiskey. Doch hier wird er sowieso nicht getrunken." Taichi zuckte mit den Schultern, während er wie wild auf den Controller einhämmerte. Gelangweilt sah Yamato zu, wie mehrere undefinierbare Schemen mit einer Rohrstange zu Brei geschlagen wurden. Dann rollte er mit den Augen und warf genervt ein: "Was findest du eigentlich so toll daran, auf diese Art und Weise zu verblöden?" "Alles." "Dann könntest du ebenso deinen Kopf gegen eine Wand schlagen. Dabei sterben auch die Gehirnzellen ab", meinte Yamato sarkastisch. "Das macht aber nicht so viel Spaß. Außerdem, durch Alkoholgenuss sterben Gehirnzellen ebenfalls ab." "Aber man bekommt es nicht mit, wenn man dicht ist." "Ja ja, man bekommt so einiges nicht mit, wenn man besoffen ist." Taichi warf einen spöttischen Blick auf seinen Freund. "Wie meinst du das?", fragte dieser leicht verunsichert. "So, wie ich es sage." Yamato nahm noch einen großen Schluck Whiskey, bevor er aufstand und das Zimmer verließ. "Ich brauche jetzt eine Zigarette", hörte Taichi ihn nur noch sagen. Kapitel 2: Level 2 ------------------ Yamato saß in seinem Zimmer und ließ das letzte Wochenende nochmals Revue passieren. Wie ging es nun weiter? Was sollte er tun, nachdem Tai ihm das gesagt hatte? Er stand auf, ging in die Küche und schaltete das Radio ein. Dann setzte er Kaffee an und warf lustlos einen Blick in den Kühlschrank, der ihn mit gähnender Leere begrüßte. Na ja, eigentlich hatte er sowieso keinen Hunger. Ein paar Minuten später saß er am Tisch, trank seinen Kaffee mit zwei Stück Zucker und starrte abwesend aus dem Fenster. Die Uhr zeigte an, dass es bald Zeit war, sich auf den Weg zu machen. Yamato stellte seine Tasse in die Spüle, griff im Flur nach seiner Jacke und der Tasche, zog seine Schuhe an und verließ die Wohnung. Am Schultor wartete Taichi bereits auf ihn. In der ersten Stunde hatten sie Geschichte. Die beiden setzten sich auf ihre Plätze in der hintersten Reihe. Der Unterricht begann. Taichi sah zu seinem Freund hinüber, der einen MD-Player aus der Tasche kramte und die Kopfhörer unter seinem Haar verbarg. Er gähnte und schaute nach vorn, wo der Lehrer die Rollläden herunterließ und den Fernseher einschaltete. Dann streckte er sich und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Die anderen Schüler saßen an oder lagen auf ihren Bänken und dösten, während auf dem Bildschirm eine Dokumentation über den Zweiten Weltkrieg vorbei flackerte. Gelangweilt wackelte Taichi unentwegt mit dem Fuß, sodass sein Stuhl quietschte. Schließlich warf Yamato ihm einen Stift an den Kopf, um ihm Einhalt zu gebieten. "Das nervt." "Schon gut", entgegnete Taichi mürrisch und hörte auf. Kurze Zeit später fing er jedoch erneut damit an. Sofort ruckte Yamato sein Pult zu ihm hinüber. Das kratzende Geräusch ging im Maschinengewehrlärm aus den Lautsprechern unter. Hart trat er gegen das Bein seines Freundes und fuhr ihn flüsternd an: "Hör auf." "Nö", antwortete Taichi herausfordernd. Das Ganze begann ihm zu gefallen. "Wie du willst." Langsam fuhr Yamato mit seiner Hand an der Innenseite von Taichis Oberschenkel entlang, bevor er ihm mit einer schnellen Bewegung zwischen die Beine griff. Dieser keuchte erschrocken, während Yamato ihm bereits die Hose geöffnet hatte und mit seinen Fingern in die Boxershorts glitt, sodass sein Freund ein Stöhnen unterdrücken musste. Die Bewegungen, mit denen er ihm einen runterholte, wurden schneller. Taichi wollte ihn am Handgelenk festhalten, doch zog er schmerzlich die Luft zwischen den Zähnen ein, als Yamato den Druck verstärkte. Jener flüsterte nun: "Es gibt kein Entkommen", während er mit Unschuldsmiene und einem leichten Lächeln nach vorn schaute. "Das wirst du bereuen", presste Taichi hervor, wobei sein Atem stoßweise ging. "Welch große Worte, in deiner Lage...", entgegnete Yamato süffisant. Taichi konnte nichts mehr erwidern. Er biss sich auf die Unterlippe und versuchte, seine Erregung zu verbergen, indem er seinen Kopf auf die Tischplatte sinken ließ. Er kniff die Augen zusammen, als Yamato den Rhythmus weiter verschnellerte. "Ich würde an deiner Stelle nicht so laut atmen", sprach dieser mit gedämpfter Stimme und zynischem Unterton, "sonst bekommt der Lehrer noch etwas von deinen Vorlieben mit." Die Stimme des besagten Lehrers erklang: "...Hier sind nun die Transportzüge zu sehen. Zur damaligen Zeit wurden nicht nur Juden in die KZs deportiert, sondern auch behinderte und homosexuelle Menschen." Yamato stockte für einen Moment in seiner Bewegung, als er die Worte vernahm, dann jedoch zuckte er mit den Schultern und fuhr fort. Taichi schluckte hart und unterdrückte ein Stöhnen. "Yagami, geht es Ihnen nicht gut?", fragte der Lehrer und bedachte Taichi mit einem besorgten Blick. "Und was ist mit Ihnen, Ishida? Warum haben Sie Ihr Pult verrückt?" "Alles in Ordnung", versicherte Yamato rasch, "ich wollte mich nur erkundigen, wie es ihm geht, weil Taichi so zusammengekrümmt dasaß. Er hat wohl Bauchschmerzen, würde dem Unterricht aber dennoch folgen wollen." "Sehr löblich", antwortete der Lehrer und wandte sich wieder dem Fernseher zu. Yamato beugte sich zu seinem Freund hinüber und flüsterte ihm ins Ohr: "Dafür bist du mir etwas schuldig." Die Schulglocke ertönte. Yamato zog seine Hand zurück und stand auf. Während Taichi wie versteinert sitzen blieb, den Kopf noch immer auf der Bank, ging er Richtung Tür. Schließlich drehte er sich noch einmal um und sagte mit einem Grinsen: "Ich gehe mir etwas zu trinken holen. Willst du auch was? Etwas Kaltes vielleicht, zur Abkühlung?" Nach der Schule wartete Yamato auf Taichi. Als dieser den Schulhof betrat, rief er ihm gehässig entgegen: "Der große Herr lässt sich tatsächlich dazu herab, auf das Fußvolk zu warten?" "Was soll das denn heißen?" "Am Freitag hattest du dich auch schon vorher aus dem Staub gemacht", antwortete Taichi kurz, während er auf das Tor zuging. Yamato packte ihn am Handgelenk und zog ihn zu sich herum: "Hast du sie noch alle?! Du bist derjenige, der einfach gegangen ist." "Wie hätte ich das denn tun sollen? Ich war noch im Schulhaus, weil mich der Lehrer zum Putzen verdonnert hat. Das habe ich dir aber gesagt." Yamato zuckte mit den Schultern und zog seinen Freund hinter sich her vom Schulgelände. "Und wie lange müssen wir warten, bis deine Leute kommen?" "Vielleicht eine Stunde." "Toll." Taichi lehnte sich demonstrativ gelangweilt gegen das Mischpult. "Geschichte war doch heute außergewöhnlich interessant", bemerkte Yamato mit hämischen Grinsen, "findest du nicht auch?" "Was wolltest du denn mit dieser Aktion erreichen?" "Rache." Taichi rollte mit den Augen, dann fragte er neugierig: "Da fällt mir ein; wie hast du dich eigentlich von dem Gürtel befreit?" "Sich von einem Gürtel zu befreien ist nicht so schwer, wenn man weiß, wie es geht." "Das klingt, als hättest du damit Erfahrungen." "Was denkst du denn, was ich mit Anderen mache? Blümchensex?" Yamato wandte sich ab, während sein Freund ihn düster ansah. Schließlich fragte Taichi geringschätzig: "Dann konntest du dich doch schon vorher befreien." "Ja." Mit dieser Antwort ging Yamato auf seinen Freund zu und griff ihm zwischen die Beine. Taichi erschrak, konnte aber nicht zurückweichen, da ihn das Mischpult in seinem Rücken daran hinderte. "Das... ist heute... schon das zweite Mal", presste er stockend hervor. "Gefällt es dir etwa nicht?", entgegnete Yamato gelassen und öffnete Taichis Hose. Dann drückte er ihm seine Lippen auf, drang mit der Zunge in dessen Mund. Taichi erwiderte den Kuss, der eher einem Kampf glich. Schließlich ließ Yamato von ihm ab und drehte ihn ruckartig um, sodass er sich am Mischpult abstützen musste. Er spürte, wie ihm die Hose heruntergezogen wurde. "W-was tust du?" Yamato antwortete nicht. Er hob seine Hand zum Mund und leckte über Zeige- und Mittelfinger, bevor er Taichi mit der anderen Hand leicht nach vorn drückte und ihm die Finger unsanft einführte. Dieser stöhnte laut auf. Von draußen waren Stimmen zu hören. Schritte näherten sich dem Proberaum, die Tür wurde geöffnet und die Bandmitglieder der Teen-Age Wolves traten ein. "Hey, Taichi. Was machst du denn hier?" "Ich... äh..." "Wo ist überhaupt Yamato?" Taichi stand vom Sofa auf, sah die Anderen verlegen an und antwortete: "Der ist im Bad." In diesem Moment betrat Yamato das Zimmer und trocknete sich beflissen die Hände ab. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Schließlich sagte der Drummer: "Hallo, Yamato. Und, was steht heute an?" "Nichts mehr." "Wie jetzt?" "Ich steige aus." Keiner antwortete. Taichi sah seinen Freund selbstgefällig an, als Yamato das Handtuch mit einer lässigen Bewegung auf die Couch warf. Plötzlich lachte der Bassist laut auf und wandte sich mit einem Kopfschütteln seiner Gitarre zu. "Also dann... wir sehen uns." Mit diesen Worten ging Yamato in Richtung Tür. "Ey, ist das wirklich dein Ernst?", fragte der Bassist ungläubig. "Würde ich es sonst sagen?!", entgegnete dieser genervt und verließ mit Taichi im Schlepptau den Raum. Die Dämmerung setzte bereits ein. Schweigend liefen die beiden Freunde nebeneinander. An einer Kreuzung überquerten sie eine Ampel und bogen in eine kleine unbelebte Gasse ein. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich dermaßen unter Kontrolle habe?", sagte Taichi beiläufig. "Wie bitte?", entfuhr es Yamato drohend. "Klar. Du machst schließlich alles, was ich von dir verlange", provozierte Taichi ihn weiter. "Bild dir bloß nicht zu viel ein, Yagami. Ich habe das getan, weil ich es so wollte." "Das beweist noch mehr, dass ich dich in der Hand habe." "Hättest du wohl gern", entgegnete Yamato gelassen, "damit du dich mir nicht mehr so unterlegen fühlst." Taichi blickte kalt zu seinem Freund, gab jedoch nichts zurück. "Es ist doch so", fuhr Yamato fort, "du bist viel zu schwach, um mich jemals zu kontrollieren. Du schaffst es ja nicht einmal, mich zu befriedigen." Taichi rammte ihm seine Faust in den Magen, sodass Yamato keuchend auf die Knie sank. "Typisch", presste dieser atemlos hervor, "sobald dir der Verstand für intelligente Antworten fehlt, artikulierst du mit deinen Fäusten." Sofort zog Taichi seinen Freund am Kragen zu sich hoch und schlug ihm rücksichtslos ins Gesicht. Yamato stöhnte schmerzlich auf und taumelte ein paar Schritte zurück. Als er sich wieder gefangen hatte, hielt er sich die brennende Wange und sagte ruhig: "Du willst dich wohl an mir abreagieren, weil nicht alles so läuft, wie du es gern hättest." Taichi kam erneut auf ihn zu und wollte schon zum nächsten Schlag ansetzen, als er innehielt. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. "Und du möchtest scheinbar, dass ich deine masochistischen Gelüste befriedige." Nach einem kurzen Moment erwiderte Yamato das Lächeln. "Taichi! Es hat geklingelt. Machst du mal auf?", schrie seine Mutter durch die Wohnung. "Ja!", brüllte Taichi zurück, schlurfte gemächlich zur Tür und öffnete. "Na endlich", begrüßte ihn Yamato. "Das hat ja ewig gedauert." "Es ist früh am Morgen. Was erwartest du?" Taichi zog seinen Freund in die Wohnung, schloss die Tür hinter ihm und ging in Richtung Küche. "Hey Tai, müssten wir nicht langsam los? Wir sind spät dran." Dieser antwortete nicht und drückte Yamato in der Küche auf einen Stuhl. Dann nahm er eine Toastscheibe und warf sie mit der Aufforderung "Iss" auf einen Teller. "Ich habe aber keinen Hunger." "Dann eben nicht." Taichis Mutter betrat in diesem Moment die Küche und fragte die beiden Jungen erstaunt: "Warum seid ihr noch hier?" "Der Lehrer ist krank. Die erste Stunde fällt aus", log Taichi. Yamato sah ihn verwundert an, schwieg aber. Frau Yagami verzog fragend das Gesicht. "Bekommt ihr da nicht Aufgaben?" "Die dürfen wir zu Hause machen." "Seit wann gibt es denn so etwas?" "Seit Neuestem", versicherte ihr Taichi beiläufig. Seine Mutter hob eine Augenbraue, zuckte dann jedoch mit den Schultern und ging. "Jetzt habe ich doch Hunger", sagte Yamato und griff nach dem Toast. Die beiden Freunde waren auf dem Weg zu Yamatos Wohnung. "Du hast wohl keine Lust auf Schule?", fragte dieser und warf sich seine Schultasche lässig über die Schulter. "Richtig erkannt." "Warum müssen wir unbedingt zu mir gehen?" "Bei dir ist doch nie jemand da. Dann kann uns auch niemand aus dem Haus werfen." "Wenn's sein muss", entgegnete Yamato. Die Tür fiel ins Schloss, zwei Schultaschen landeten in der Ecke. Herr Ishida war nicht da, für eine Woche auf Geschäftsreise im Ausland, wie Yamato sagte. "Du kennst dich hier aus, Tai. Such dir eine Beschäftigung. Ich gehe wieder schlafen." Mit diesen Worten verschwand Yamato in seinem Zimmer. Taichi folgte ihm kurzerhand. Er klopfte nicht an. Yamato hatte sich unter der Decke zusammengerollt und achtete nicht auf ihn, während Taichi neben dem Bett auf die Knie ging und den Kopf gelangweilt auf das Laken sinken ließ. "Hey, ist alles in Ordnung?", fragte Yamato liebevoll. Taichi hob den Kopf, ließ den Blick aber weiterhin gesenkt und kletterte über seinen Freund hinweg, um sich unter die Decke zu legen. "Was soll das denn werden?" "Stört dich das?", nuschelte der Andere hinter einem Kissen hervor. Yamato legte seinen Arm um Taichi und zog ihn an sich. Gegen Mittag wachte Yamato auf und ging ins Bad. Nach einer Weile kam er zurück in das Zimmer. Als er sah, dass Taichi noch immer schlief, setzte er sich vorsichtig auf die Bettkante und strich seinem Freund durch die durcheinander geratenen Haare. Taichi blinzelte ihn verschlafen an. "Hunger?", fragte Yamato leise. Taichi lächelte. "Eigentlich schon. Aber euer Kühlschrank ist sicher wie immer leer." "Dann bestellen wir uns etwas. Zum Einkaufen habe ich jetzt keine Lust." "Sushi." "Von mir aus." Yamato griff teilnahmslos nach dem Telefonhörer. Taichi brach seine Stäbchen auseinander. Beim Essen sagte er plötzlich: "Findest du das nicht widerwärtig?" "Was?" "Ich würde mich nicht von diesem abartigen Typen vögeln lassen." Taichi langte mit seinem Sushi über den kleinen Tisch, um den die beiden knieten, und ließ es in die Sauce fallen. Während Yamato dabei zusah, wie sein Freund das Sushi misshandelnd herumwälzte, legte er sein eigenes angewidert zurück auf die Platte. Dann antwortete er: "Du scheinst ja echt darauf zu brennen, dass ich dich mal ranlasse." "Besser ich als er." Taichi zuckte mit den Schultern und angelte mit den Stäbchen nach dem Sushi. "Meinst du." "Ja, meine ich." Demonstrativ legte Yamato die Essstäbchen beiseite und sagte süffisant: "Ich habe dir doch schon letztens gesagt, dass du mich nicht befriedigen kannst." Taichi ließ das Sushi, welches er soeben essen wollte, auf den Teller fallen und blickte seinen Freund angriffslustig an. Dieser erwiderte den Blick herausfordernd, sodass Taichi die Essstäbchen sofort zur Seite legte und zu Yamato hinüberkam. Ein Grinsen legte sich auf sein Gesicht. Er strich Yamato leicht über die Wange, griff schließlich nach dessen Kinn und zog ihn an sich. Der Kuss war fordernd. Gleichzeitig spürte Yamato die andere Hand seines Freundes an seinem Kragen. Ohne zu zögern, öffnete Taichi die oberen Knöpfe des Hemdes und schob es von Yamatos Schultern. Er löste sich von ihm und betrachtete die blassen Narben auf der sich unregelmäßig hebenden Brust, bevor er sich wieder vorbeugte und mit der Zunge den Hals hinab zum Schlüsselbein fuhr. Die rechte Hand ließ er sanft über die einzelnen Schnitte gleiten. "Wovon versuchst du mich eigentlich zu überzeugen?", fragte Yamato schwerer atmend. Er wich ein wenig zurück, als Taichi das Knie zwischen seine Beine schob. Dieser grinste leicht und nutzte die Situation, um seinen Freund zu Boden zu drücken. Erneut glitt er mit der Hand dessen Körper hinab, hielt am Hosenbund inne und öffnete die Knöpfe. Yamato erfasste sein Handgelenk, sah ihn durchdringend an und fragte: "Und du glaubst, dass ich dich einfach so gewähren lasse?" Ruhig erwiderte Taichi den Blick. Dann ergriff er die Hand seines Freundes mit seiner eigenen und hielt sie fest, während er die andere unter den Bund von Yamatos Shorts schob. "Du bist ganz schön dreist", presste der zwischen den Zähnen hervor, als er Taichis entschlossenen Griff um seine Erregung spürte. "Sei still", flüsterte ihm Taichi heiser ins Ohr. Darauf folgend begann er langsam ihn zu stimulieren. Als er bemerkte, dass es Yamato weiter erregte, entledigte er seinen Freund der Hose und verschnellerte seinen Rhythmus. "Sag mal, Yama, stehst du eigentlich auf Schmerzen?" Dieser öffnete leicht abwesend die Augen. Taichi lächelte. Ohne sein Tun einzustellen, schob er die freie Hand unter Yamatos Rücken und zog ihn an sich. Seine Lippen berührten die seines Freundes. Er biss ihn leicht, während seine Fingernägel über Yamatos Schulterblatt kratzten, bevor sie in das blonde Haar griffen. Dessen Augen weiteten sich einen Moment, dann bedachte er Taichi mit einem warnenden Blick. Dieser achtete nicht darauf, packte zu und riss dessen Kopf in den Nacken. Reflexartig war Yamatos Hand an der Kehle seines Freundes. Als er mit seinen Fingern die Hauptschlagader abdrückte, keuchte Taichi erschrocken auf, ließ jedoch nicht von dem blonden Haar ab. Seine andere Hand löste sich. "Du solltest besser sofort loslassen", zischte Yamato, "wenn du nicht sterben willst." Damit verstärkte er seine Umklammerung. Taichi stöhnte auf und schwankte leicht, bevor er das Handgelenk des Anderen umfasste und die Fingernägel in seine Haut grub, um sich von ihm zu befreien. Unter Kraftaufwendung gelang es ihm. Er presste Yamatos Körper an sich und liebkoste den entblößten Hals. Kapitel 3: Level 3 ------------------ "Mir ist langweilig." Taichi lag auf dem Boden und starrte an die Zimmerdecke, als Yamato aus der Küche kam und ihm die Zigarette aus dem Mundwinkel nahm. "Du wolltest doch bei mir übernachten, also beschwer dich nicht. Schlag etwas vor, damit du mir nicht vor Langeweile eingehst." Er zog an der stibitzten Zigarette. Taichi grummelte. Schließlich kam ihm ein Gedanke; er erhob sich ruckartig und sah seinen Freund fragend an. "Wie immer, würde ich sagen." "Von mir aus gern." Sie betraten den Nachtclub 'Queue'. An diesem späten Abend waren nicht viele Gäste anwesend. Einer der Snookertische wurde bereits für sie reserviert. Da die beiden Jungen erst achtzehn Jahre alt waren, durften sie sich gar nicht in einer solchen Bar aufhalten. Und Alkohol trinken erst recht nicht. Yamato hatte jedoch ein paar Beziehungen spielen lassen. Der Besitzer des Clubs gehörte zu seinem zweifelhaften Bekanntenkreis. Für seinen blonden Lieblingsminderjährigen drückte er natürlich ein Auge zu. Für dessen ebenso minderjährige Begleitung auch gern mal zwei. Taichi hatte Yamato bislang nicht gefragt, wie eigentlich die Gegenleistung für diesen Freundschaftsdienst aussah. Er konnte es sich jedoch denken. "Zwei Whiskey, bitte", orderte Taichi beim Barkeeper. "Fang an." Yamato trank einen Schluck aus seinem Whiskeyglas und reichte seinem Freund das Queue. "Bleib mit dem Fuß auf dem Boden." Taichi grinste ihm vom Rand des Tisches zu. Yamato hatte sich weit übergebeugt und entgegnete bissig: "Glotz mir nicht auf den Hintern." "Wieso sollte ich das tun?", gab Taichi umstandslos zurück. "Weil du scharf auf mich bist", sagte der Andere, stieß sein Queue gegen die weiße Kugel und versenkte eine rote, unglücklicherweise folgte ihr die weiße. "Verdammt", zischte er, während sein Freund lachte: "Vier Punkte für mich." "Ach, sei still." Taichi nahm die Kugel aus der Tasche und legte sie Yamato in die Hand: "Du bügelst aus." "Nett. Aber diese Geste wirst du bereuen." Als er ansetzte, knüpfte Taichi amüsiert an das zu Beginn geführte Gespräch an: "Möglicherweise bin ich das, aber du lässt mich ja nicht ran." "Warum sollte ich auch?", fragte Yamato lässig und richtete sich auf. "Weil ich besser bin als dieser widerwärtige Typ, mit dem du ins Bett steigst." Taichi stützte sich auf sein Queue. "Allerdings scheinst du auf so etwas zu stehen." "Noch immer besser als mit jemandem wie dir", herrschte Yamato ihn an. "Im Proberaum war ich dir anscheinend noch gut genug, oder in der Schule, oder gestern... soll ich noch weitermachen?" Der Angesprochene ignorierte die Frage und zündete sich eine Zigarette an. "Laber nicht so viel. Spiel lieber. Du bist am Zug." Taichi warf ihm einen missbilligenden Blick zu. "Was ist denn jetzt?", fragte Yamato. "Oder hast du keine Lust mehr? Ich glaube, du hast einfach noch nicht genug getrunken. Hier." Er griff nach seinem Glas und ging auf Taichi zu. Dann packte er ihn mit der einen Hand unsanft im Nacken, mit der anderen hob er den Whiskey an dessen Lippen. "Trink." "Hassu kein Auge im Kopp?" "Machs doch selbs, wenn dus besser kanns." Taichi mühte sich mit dem Hausschlüssel ab, während sein Freund lachte. "Die Sache is gar nich so einfach, wenn man bedenkt, dass ich schon einiges intus hab." Endlich hatte es Taichi geschafft, die Wohnungstür zu öffnen und die beiden traten ein. Yamato nahm seine Zigarettenschachtel aus der Tasche. "Shit. Meine letse Zigaredde", lallte er mürrisch. Er sah zu Taichi, der es sich auf dem Boden im Wohnzimmer bequem gemacht hatte. Das heißt, er hatte sich eigentlich nur dort fallen gelassen, wo er gerade stand. "Ich geh sum Automatn un hol neue. Warde hier." Sein Freund warf ihm ein Portemonnaie entgegen und sagte: "Kauf mir auch welche. Aber wie kriegste die denn?" "TASPO." "Haste wohl deim Papa aus der Tasche geklaut." Yamato zuckte mit den Schultern und wankte hinaus. Er stand vor einem Automaten, warf Geld ein, wählte irgendeine Marke, hielt die Berechtigungskarte seines Vaters an den Sensor und nahm anschließend die Zigaretten aus dem Ausgabefach. Sein Blick fiel auf einen hell erleuchteten 7-Eleven. Nach kurzer Überlegung kramte Yamato sein Mobiltelefon aus seiner Jackentasche hervor und wählte eine Nummer. "Hey, hassu Zeit? Ich möcht n paar Besorgungen machn und brauch jemanden mit Perso. Kriegst auch ne entsprechnde Enschädigung, sofort oder später. Wie du wills, kay?“ Knapp erklärte Yamato seinen derzeitigen Aufenthaltsort, bevor er die Verbindung unterbrach. Dann stellte er sich neben den Eingangsbereich des Konbinis an einen Raucherpunkt und zündete sich eine Zigarette an. Jetzt musste er nur noch abwarten. "Ich hätt nich gedacht, dassu den Weg nach Hause noch finst, wenn du... wow." Taichi betrachtete erstaunt die zahlreichen Spirituosen, welche Yamato aus einigen Plastiktüten hervorholte und auf den Boden stellte. "Wetttrinkn", sagte er dann. "Lust?" "Immer doch." Taichi griff nach dem Jägermeister, während Yamato Schnapsgläser aus dem Schrank nahm und sie in zwei Reihen zwischen sich und seinem Freund aufstellte. Dann füllte er die Gläser; eines reichte er Taichi, er nahm ein anderes. "Wer als ersder seine Gläserreihe leert, gewinnt." "Okay. Un los." Bei diesen Worten tranken die Jungen das erste Glas aus, stellten es ab und nahmen sofort das nächste. "Gewonnen", sagte Yamato beiläufig, als hätte er den Ausgang dieses Spiels schon von vornherein gekannt. "Kein Wunder, du bis ja auch vom Alkohol abhängig, so wie von mir", grinste Taichi. "Nächsde Runde?", fragte Yamato gekonnt ignorierend und füllte die Gläser erneut. "Ist doch selbsverstänlich." "Dann los." Beide begannen gleichzeitig das erste Glas zu leeren, doch als es so aussah, als würde Yamato wieder gewinnen, bemerkte Taichi plötzlich: "Du siehs verdammd heiß aus. Schlaf mid mir." Der Angesprochene verschluckte sich abrupt, als er diese Worte hörte und begann zu husten. Währendessen trank Taichi seelenruhig seinen restlichen Schnaps. "Diesmal hab ich gewonnen." "Aber mid unfairn Middeln", brachte Yamato keuchend hervor, da er sich noch nicht ganz von seinem Hustenanfall mit eventueller Erstickungsgefahr erholt hatte. Nachdem der Jägermeister geleert war, zeigten sich bei den Jungen die Auswirkungen des Alkohols deutlich. Yamato hangelte nach einer anderen Flasche, verlor aber das Gleichgewicht. "Na, das war wohl schon su viel für dich. Du kanns ja noch nich mal mehr sitzn." Taichi lachte, doch Yamato warf ihm einen bösen Blick zu. "Ich war nur su faul, um aufsusdehn. Auserdem, lern du ers mal richdig sprechn." "Is doch egal. Los, auf n Neues." Vier Flaschen Alkohol und zwei Zigarettenschachteln später lagen beide Jungen am Boden und starrten zur Decke. Yamato stöhnte schwermütig und wollte aufstehen, aber seine Beine trugen ihn nicht, sodass er wieder auf den Knien landete. Taichi lachte überdreht: "Sollde dasn Versuch sein, aufsusdehn?" "Eigenlich schon." "Misslungn, würd ich sagn." Beim dritten Mal gelang es Yamato schließlich, auf den Beinen zu bleiben und er wankte in die Küche. Mit einem Messer in der Hand kam er zurück. Taichi sah ihn verdutzt an und richtete sich auf. Yamato setzte sich neben ihn. Als er den Ärmel hochschob, sah Taichi die zahllosen blassrosa Narben, die dessen Arm zierten. Yamato drückte zu und zog das Messer langsam über die weiße Haut seines linken Unterarms. Sein Freund zündete sich eine Zigarette an, während er ihn beobachtete. Dieser wiederholte seine Handlung mit stärkerem Druck. Dann betrachtete er seinen Arm und sah zu, wie das dunkle Blut rote Spuren auf der hellen Haut hinterließ und auf den Boden tropfte. Er machte keine Anstalten, dies zu verhindern, und auch Taichi schaute nur interessiert zu; ab und an zog er an seiner Zigarette. "Du machst das schon länger, hab ich Recht?", fragte er, als Yamato das Messer erneut ansetzte, und klang dabei unerwartet nüchtern. "Ja", kam eine knappe Antwort. "Gibt es einen Grund, warum du das tust?" "Es macht Spaß", antwortete Yamato tonlos, als sei Spaß etwas, das er verkehrt definierte oder nie richtig verstand. "Spaß? Ich dachte immer, man tut so etwas, weil ein tieferer Sinn dahinter steht", bemerkte Taichi süffisant. "Aber du stehst einfach nur auf Schmerzen. Wie banal..." "Dann habe ich deiner Meinung nach eben niedere Beweggründe. Na und? Interessiert mich nicht." Er zog die Klinge diesmal mit wenig Druck, dafür aber schnell über seine Haut. Taichi beobachtete ihn dabei, bevor er entgegnete: "Nicht verwunderlich, da dir die Probleme anderer schon immer scheißegal waren." "Als ob du besser wärst..." Taichi blickte seinem Freund überlegen in die blauen Augen, welche eben noch leer gewesen waren und ihn nun abschätzig musterten. Dann griff er nach dessen Arm, hob ihn zu seinen Lippen und leckte mit seiner Zunge über die frischen Wunden. "Warum tust du das? Was soll das plötzlich?", fragte Yamato abwehrend. "Findest du das nicht banal und abstoßend?" "Ich finde dich nicht abstoßend, nur weil du mit deinen Begründungen an einer Oberfläche bleibst, die du zumindest mit dem Messer tief durchschneidest." Taichi zuckte mit den Schultern. "Aber ist doch in Ordnung. Deine Motivationen sind eben ein Teil von dir, genau wie dein Blut. Und nichts an dir finde ich abstoßend." Yamato lächelte schmerzlich und drückte seinem Freund das Messer in die Hand. "Dann hol dir, so viel du willst." Taichi umschloss den Griff des Messers fester und setzte mit starkem Druck auf Yamatos Arm an. "Willst du mir denn gleich den Arm abtrennen?", fragte dieser mit heiserer Stimme. "Wenn du viel Druck verwenden willst, solltest du nur langsam durchziehen." "Wäre es denn so schlimm, wenn ich dir deinen Arm nehmen würde?" Yamato blickte seinen Freund herausfordernd an. "Eigentlich schon, aber wenn du ihn unbedingt haben willst." Ohne eine Antwort zu geben, zog Taichi das Messer mit mäßigem Druck schnell über den schmalen Unterarm. Ein dünner Riss klaffte auf, wo die Klinge die blasse Haut durchdrang. Während Taichi den Arm festhielt, quoll warme Körperflüssigkeit aus der Wunde und lief über seine Hand. Seine Finger waren feucht und rot vom Blut. Bis auf ein leises, stetiges Tropfen auf den Dielen des Holzfußbodens war alles still. Taichi blieb ohne Regung, stumm und paralysiert. Yamato beobachtete ihn eine Weile. Schließlich entzog er sich dem Griff und betrachtete das fremde Werk auf seinem Körper. Er ließ den verletzten Arm sinken und hob den anderen, um das Messer an sich zu nehmen. Dann beugte er sich zu Taichi und drückte ihn unsanft zu Boden. Langsam begann er ihm das Hemd aufzuknöpfen. Taichi schaute ihm verwirrt ins Gesicht, ließ es aber geschehen. "Möchtest du wissen, wie sich das anfühlt?" Yamatos Stimme vibrierte. Nachdem er kurz innehielt, um sicher zu gehen, dass er seinen Körper und sein Handeln unter absoluter Kontrolle hatte, setzte er das Messer, ohne auf eine Erlaubnis zu warten, unterhalb von Taichis Brustkorb an. Dann verstärkte er den Druck auf die Klinge und zog sie über die gebräunte Haut. Taichi stöhnte auf und schloss die Augen. Ein Lächeln machte sich auf Yamatos Lippen breit und er setzte das Messer erneut an. Seine Hand zitterte und sein Atem ging schwerer. Die blauen Augen trübten sich, als er das Messer wieder entzog und mit der Spitze langsam über die Brust fuhr. Am Hals hielt er inne. Liebevoll strich er mit der Klinge über den Kehlkopf. Ein leichter, rot schimmernder Kratzer zeichnete sich ab. "Würdest du dich wehren, wenn ich dich jetzt töten wollte?" Anfänglicher Wahnsinn schwang in diesen Worten mit. Taichi öffnete die Augen und sah Yamato entschlossen an. "Nein", sagte er. "Ich..." Seine Stimme wurde unsicher, als er sich des Gedankens bewusst wurde. "Ich... gehöre dir." Yamatos Augen weiteten sich und er ließ von seinem Freund ab. Er wandte ihm den Rücken zu und zündete sich eine Zigarette an. "Wäre es dir wirkl..." Er stockte, als er die Klinge des Messers, welches er eben selbst noch benutzte, nun an seiner eigenen Kehle spürte. "Und was ist mit dir?", flüsterte Taichi kaum hörbar. Yamato spürte den heißen Atem an seinem Ohr und merkte, wie das Gefühl der Erregung wieder in ihm aufstieg. Er antwortete nicht. "Was ist los, warum sagst du nichts? Möchtest du, dass ich dich töte?" "Ich kann dir... diese Frage momentan nicht beantworten. Meine Gedanken sind... zu konfus, sodass ich... mich nicht konzentrieren kann." "Dann könnte ich mit dir machen, was ich will, da du mit Sicherheit nicht in der Lage wärst, dich zu wehren." "Und warum sollte ich das nicht mehr können?" "Weil es schwerer ist, sich unter Alkoholeinfluss zur Wehr zu setzen als anzugreifen." Taichis Grinsen wurde breiter und er drückte das Messer stärker an Yamatos Kehle. Dessen Atem beschleunigte sich. Langsam hob Taichi seine andere Hand und glitt damit unter das Hemd seines Freundes. "Dein Herz schlägt schnell. Du scheinst ziemlich erregt zu sein." Der Angesprochene schloss seufzend die Augen und ließ sich mit dem Kopf auf Taichis Schoß sinken. "Du bist ein kleiner Masochist, Yama." Bei diesen Worten fuhr er mit leichtem Druck Yamatos Hals entlang. Taichi drehte den Kopf des Anderen ein wenig, legte das Messer aus der Hand und begann bedächtig Yamatos Hemd zu öffnen. Dann strich er mit seinen Fingerkuppen sanft über dessen Brust und die blassen Verzierungen. Er ließ Yamatos Kopf behutsam auf den Boden sinken, bevor er aufstand und sich rittlings auf seinen Schenkeln niederließ. Dann beugte er sich hinab und liebkoste jede einzelne Narbe auf dem Oberkörper seines Freundes. "Du scheinst jahrelang in Abstinenz gelebt zu haben, so oft wie du mir an die Wäsche gehst", sagte dieser spöttisch. Taichi hielt inne und schaute zu ihm auf. Dann zuckte er mit den Schultern. "Na ja, ich muss deine Freigiebigkeit schließlich ausnutzen." Ein Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. "Sonst lässt du mich ja nie ran." "Und das wird sich auch nicht ändern", meinte Yamato nur und schob seinen Freund von sich. Als Yamato erwachte, fühlte er sich wie von einem Stein erschlagen und seine Gelenke taten weh. Er stand vom Boden auf, wankte aus dem Wohnzimmer ins Bad und beugte sich über das Waschbecken, um etwas zu trinken. Übelkeit stieg in ihm auf, sodass er sich in das Becken übergeben musste. "Ja, auch guten Morgen." Taichi stand im Türrahmen und konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. "Leck mich doch", antwortete Yamato und drehte den Wasserhahn auf. "Mit Vergnügen." Taichi packte seinen Freund von hinten an der Hüfte. Dieser zuckte zusammen, drehte sich ruckartig um und brüllte: "Raus!" Nachdem beide Jungen getrennt voneinander geduscht und die Wunden versorgt hatten, saßen sie am Küchentisch und schwiegen sich an. Yamato nippte an seinem Wasserglas und sagte schließlich: "Die erste Stunde können wir vergessen." "Egal. Ich hatte sowieso nicht vor, heute noch zur Schule zu gehen. Nicht in dieser Verfassung." Yamato zuckte teilnahmslos zustimmend mit den Schultern, während er sich in einem Glas ein Schmerzmittel auflöste. "Ich hasse diese Frau", sagte Yamato entnervt, während er regungslos neben seinem Freund auf dem Boden lag und das Radio mit einem vernichtenden Blick bedachte. "Hikaru Utada? Ja, ich auch", antwortete dieser. Taichi erhob sich schwerfällig und schlurfte zum CD-Spieler, um das Radio auszuschalten. "Luna Sea", rief Yamato zu ihm hinüber. "Aber immer doch." Kurz darauf dröhnte 'Slave' durch die Wohnung. Yamato verschränkte die Arme hinter dem Kopf und starrte abwesend zur Decke, als sich Taichi über ihn beugte, um ihn zu küssen. Yamato hinderte ihn an seinem Vorhaben, indem er ihn sanft von sich drückte. "Du gibst wohl nie auf?" Taichi seufzte: "Nein, schließlich will ich dich." "Da muss ich dich leider enttäuschen. Daraus wird sicher nichts." "Ach, gib es doch zu. Du brauchst mittlerweile schon sehr viel Selbstbeherrschung, um mir nicht nachzugeben. Ich weiß, dass du mich gern ranlassen würdest, aber dein Stolz erlaubt es dir nicht." Blitzschnell packte Yamato seinen Freund am Kragen und zog ihn zu sich hinab. "An deiner Stelle würde ich die Klappe nicht so weit aufreißen", entgegnete er drohend. Taichi erwiderte nur ein selbstsicheres Grinsen. Kapitel 4: Level 4 ------------------ Am Mittwochabend packte Taichi seine Sachen zusammen, während sein Freund ihn dabei beobachtete. "Wurde ja auch Zeit, dass du gehst", sagte Yamato und zog abwesend an seiner Zigarette. "Freu dich nicht zu früh. Ich gehe nur ein paar Sachen holen." Mit diesen Worten schloss Taichi seine Schultasche und warf sie sich über die Schulter. "Bis dann, Yama... Moment." Er hielt inne und griff auf der Flurkommode nach Yamatos Schlüssel. "Den nehme ich besser mit. Sonst kommst du vielleicht auf den dummen Gedanken, mich nachher nicht reinzulassen." "Würde dich dieser Gedanke denn verwundern?", fragte Yamato finster. "Wieso?", entgegnete Taichi mit einem Grinsen und öffnete die Wohnungstür. "Hast du Angst, dich irgendwann nicht mehr unter Kontrolle halten zu können?" Mit diesen Worten schloss er rasch die Tür. Der Schlüssel drehte sich im Schloss. Als Yamato in den Flur trat und Taichi mit einer Reisetasche auf der Schwelle stehen sah, sagte er entgeistert: "Sag mal, wie lange hast du denn vor zu bleiben?" "Mal sehen." Während Yamato ihm nur fragend hinterher blickte, trug Taichi seine Tasche an ihm vorbei in die Wohnung. Er ließ das Gepäck mit einem Seufzen fallen und sank auf einen Stuhl. "Und was hast du deinen Eltern erzählt?", setzte Yamato erneut an. "Dass ich auf dich aufpasse, solange dein Vater auf Geschäftsreise ist." Taichi grinste ihn an. "Wo schlafe ich?" "Auf dem Balkon ist noch Platz", entgegnete Yamato bissig. Taichi griff nach seiner Tasche und sagte beiläufig: "Ich bevorzuge dein Bett." In der Nacht begann starker Regen einzusetzen. Yamato starrte abwesend aus dem Fenster. Ab und zu glühte seine Zigarette im dunklen Zimmer auf. Taichi war gerade damit beschäftigt, sich häuslich einzurichten. Als er fertig war, kam er ins Wohnzimmer. Der Blick fiel sofort auf seinen Freund. Taichi ging zu ihm hinüber und setzte sich, ohne ihn anzuschauen. Die Wassertropfen prasselten in einem ungleichmäßigen Rhythmus gegen die Fensterscheiben und liefen in diffusen Rinnsalen daran hinab. Grelle Blitze fraßen sich in den schwarzen Himmel. Als Yamato seine Zigarette im Aschenbecher ausdrückte, fragte Taichi mit tonloser Stimme: "Wollen wir rausgehen?" Im Regenwasser wurde das Licht der Straßenlaternen vielfach reflektiert, während die beiden Jungen ziellos durch die Straßen gingen. Die Kleidung klebte durchnässt an ihren Körpern. Mitten auf dem Fußweg blieb Yamato stehen. Taichi ging noch ein paar Schritte weiter. Er hielt inne, als er bemerkte, dass sein Freund nicht mehr da war. Er wandte sich um. Yamato sah ihm in die Augen. Schwer hing ihm das Haar ins Gesicht, von dessen Spitzen der Regen tropfte und über seine Wangen lief. Taichi trat auf ihn zu. Er hob die Hand und strich seinem Freund das Wasser von der Haut, fuhr bedächtig über seine Lider. "Sind das Tränen?", flüsterte er. Donnerstagnachmittag wachte Taichi auf und stellte fest, dass Yamato nicht neben ihm lag. Er stand auf, zog sich an und betrat schließlich die Küche, wo er den anderen Jungen antraf. Ohne aufzuschauen, trank dieser schweigend seinen Kaffee. Taichi nahm eine Tasse aus der Spüle, um sich ebenfalls einzuschenken. Dann öffnete er die Kühlschranktür. "Da ist ja gar nichts mehr drin." "Blitzmerker." "Lass uns einkaufen gehen." Yamato zuckte unbestimmt mit den Schultern, zog an seiner Zigarette und erhob sich. Im Flur nahm er seinen Mantel. Als sie vom Einkaufen wiederkamen, warf Yamato den Mantel in die Ecke, ging ins Wohnzimmer, um nach einem Whiskeyglas zu greifen. Während er den Alkohol hinunterstürzte, fragte Taichi: "Ist alles in Ordnung?" Yamato setzte das geleerte Glas ab und warf unwirsch ein: "Was willst du eigentlich hier?" Taichi sah ihn leicht irritiert an, dann entgegnete er kühl: "Das weißt du doch. Ich will dich." Yamato wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Whiskey zu. "Vergiss es", stieß er verächtlich hervor. Draußen war es dunkel. Taichi lag auf dem Sofa und beobachtete seinen Freund, der gelangweilt ein Buch las. Dieser ließ sich von dem voyeuristischen Starren nicht beirren. Schließlich fragte Taichi: "Kann es sein, dass du mir aus dem Weg gehst?" "Nerv nicht. Ich lese gerade." Taichi setzte sich auf und entgegnete sarkastisch: "Ich weiß ja nicht, ob man das 'lesen' nennen kann, wenn man fünf Minuten lang auf ein und dieselbe Stelle starrt." Yamato schlug demonstrativ das Buch zu und verließ den Raum. Sein Freund folgte ihm in dessen Zimmer. "Hau jetzt bloß nicht ab", rief er verärgert hinterher. "Lass mich in Ruhe." "Yamato, du kannst es dir wohl noch immer nicht eingestehen." Der Angesprochene wich wütend aus: "Könntest du aufhören, mir zu folgen?" "Nein", antwortete Taichi bestimmt. "Was willst du denn von mir hören?" Yamato blieb stehen und drehte sich zu ihm um. Seine blauen Augen waren dunkel vor Zorn. Taichis Stimme war kalt, als er entgegnete: "Gib zu, dass du mich genauso willst wie ich dich." Hart packte Yamato ihn am Kragen und presste ihn gegen die Wand. "Wie war das?", flüsterte er mit drohendem Unterton. Taichi lächelte leicht. "Du hast schon richtig gehört." Yamato wandte sich ab, sodass sein Gesicht dem Anderen verborgen blieb. Sein Atem ging schwer. Schließlich sagte er: "Du willst mich? Nur Pech für dich, dass ich dich nicht ranlasse." "Das kann sich schnell ändern." "Ach ja? Das sehe ich aber anders, Yagami." Ein leises Lachen erklang hinter seinem Rücken, bis Taichi sagte: "Deine Stimme zittert." "Ja, verdammt!", schrie Yamato aufgebracht. "Weil du mich noch in den Wahnsinn treibst!" "Ich wusste nicht, dass ich dich so errege." Die Stimme war dicht an Yamatos Ohr, als Taichi ihn von hinten umfasste, den Bauch hinabfuhr und in dessen Schritt griff. Dieser stöhnte auf, als er den Druck auf seiner Erregung spürte, der unmissverständlichen Reaktion auf seinen Freund. Abrupt stieß er Taichi von sich und starrte ihn fassungslos an. "Willst du es noch immer leugnen?", meinte dieser und kam mit einem Grinsen auf ihn zu. Yamato stand regungslos da. Sanft strich Taichi über dessen Wange, bevor er langsam begann das Hemd aufzuknöpfen. Zögernd wich Yamato zurück, sein Freund folgte ihm, bis er die Wand im Rücken spürte. Taichi flüsterte lächelnd: "Endstation." "Und du glaubst", entgegnete Yamato ebenso lächelnd, "dass ich mich jetzt einfach so von dir ficken lasse?" Taichis Blick wurde herablassend. Unvermittelt schlug er die Faust in den Magen seines Freundes. Dieser keuchte und sackte zusammen. Er musste husten. "Du stehst doch auf Schmerzen", meinte Taichi erregt. "Dann wird es dir sicher nichts ausmachen, wenn ich dich mit Gewalt nehme. Freiwillig gibst du dich mir ja nicht hin." Yamato versuchte aufzustehen, doch Taichi drückte ihn brutal zu Boden. Er setzte sich auf dessen Oberschenkel und umfasste von hinten seinen Bauch, um den Reißverschluss der Hose zu öffnen. Als Yamato bemerkte, was sein Freund vorhatte, versuchte er nach ihm zu treten. Taichi verlagerte sein Gewicht auf die Beine des unter ihm Liegenden und griff nach dessen Armen, sodass dieser nicht zuschlagen konnte. Dennoch schaffte es Yamato, sich zu drehen, wobei Taichi das Gleichgewicht und somit die Gewalt über ihn verlor. Atemlos wich Yamato zurück und sah seinem Freund mit vor Erregung vernebeltem Blick in die Augen. "Warum wehrst du dich noch immer", fragte Taichi und packte ihn am Handgelenk. "Wir wissen doch beide..." "Verreck doch", fuhr ihm der Andere gereizt dazwischen und versuchte sich von ihm zu befreien. Taichi zog ihn an seinen eigenen Körper und leckte gierig mit der Zunge dessen Schlüsselbein entlang, während er die restlichen Knöpfe des Hemdes aufriss. Seine Lippen legten sich auf die seines Freundes. Verlangend erwiderte Yamato den Kuss und griff ungehalten an Taichis Hosen, um sie hastig zu öffnen. "Mach schon, nimm mich endlich!", forderte er heiser. Taichi löste sich und blickte ihm ernst ins Gesicht. Ohne die Augen abzuwenden erhob er sich und schloss bedächtig die Knöpfe seiner Hose. Ein überlegenes Lächeln zeichnete sich langsam auf seinem Gesicht ab. In Yamatos Miene spiegelte sich Verwirrung wider. "Nein", antwortete Taichi. "Wie, nein?" Ungläubigkeit schwang in Yamatos Stimme mit. "Ich habe keine Lust mehr. Das Interesse an dir ist mir vergangen." "Ach, ja?", erwiderte Yamato kalt. Das Blau seiner Augen trübte sich. Er stand auf und presste seinen Freund hart gegen die Wand. Im Affekt schlug dieser ihm mit der Faust ins Gesicht, sodass Yamato zurücktaumelte. Bevor Taichi die Tür erreichte, wurde er erneut herumgezerrt und gegen die Wand gestoßen. "Glaube bloß nicht, dass du so mit mir umgehen kannst. Ich bin nicht dein Eigentum", zischte Yamato zornig und drückte seinen Arm gegen Taichis Kehle. "Das... sehe ich anders", gab dieser schwerfällig zurück. Brutal ergriff Yamato dessen Haar und schleuderte ihn gegen die Bettkante, sodass Taichi zu benommen war, um seinen Freund daran zu hindern, ihn seiner Hose zu entledigen. Er wurde mit dem Bauch gegen das Holz gepresst, während Yamato dessen Hände auf dem Rücken festhielt. Mit der anderen Hand zog er ihm die Shorts herunter und öffnete dann seine eigene Hose. "Wag es ja nicht", presste Taichi drohend hervor. Mit einem harten Stoß drang Yamato rücksichtslos in ihn ein. Seine Miene verzog sich dabei schmerzlich dabei, Taichi schrie laut auf und musste seine Tränen unterdrücken. "Ja, schrei, Yagami. Das macht mich nur noch mehr an." In Yamatos Stimme schwang ein Hauch von Wahnsinn mit. Taichi erwiderte nichts. Seine Knie schürften unangenehm über den Boden. Jeder Stoß, mit dem Yamato versuchte, weiter in ihn einzudringen, rammte ihm die Bettkante brutal in den Magen. Yamato keuchte vor schmerzvoller Lust. Als er die Finger um Taichis Erregung legte, um ihn zu stimulieren, ließ dessen Gegenwehr nach und er gab sich seinem Freund hin. "Ich dachte, du hättest das Interesse an mir verloren." Langsam gewöhnte sich Yamato an die qualvolle Enge. "Da spricht dein Körper aber eine andere Sprache." "Bastard", presste Taichi verächtlich hervor. "In deiner Lage würde ich nicht so vorlaut sein." "Und... wieso nicht?", fragte Taichi herausfordernd. Yamato verstärkte die Penetration, als er die aufmüpfigen Worte seines Freundes vernahm. Aus Taichis Kehle war ein ersticktes Lachen zu vernehmen. "Sei still!", schrie Yamato verzweifelt. "Du kotzt mich an. Permanent versuchst du mich flachzulegen. Doch jetzt, als ich dich endlich gewähren lasse, machst du einen Rückzieher. Ich habe keine Lust mehr, dein Spielzeug zu sein." "Das ist doch das Einzige, zu dem du zu gebrauchen bist." Yamato ließ von Taichi ab, zerrte ihn an der Schulter herum und schlug ihm hart ins Gesicht. Ohne ein weiteres Wort zog er seine Hose wieder hoch und ging aus dem Raum. Yamato saß im Wohnzimmer. Die Zigarette zwischen seinen Fingern war bereits so weit heruntergebrannt, dass die Asche fast zu Boden fiel. Immer wieder führte er das Whiskeyglas an seine Lippen. Seine Hände zitterten. Als er im Flur ein Geräusch hörte, blickte er auf und sah Taichi mit gepackten Taschen im Türrahmen stehen. Yamato wandte den Blick ab. Kurz darauf fiel die Wohnungstür ins Schloss. Kapitel 5: Level 5 ------------------ Es war Freitag. Yamato war schon lange wach, lag allerdings bis zum Nachmittag im Bett und starrte abwesend zur Decke. Seine Wange brannte, seit Taichi ihn gestern Nacht geschlagen hatte. Als es draußen langsam dämmerte, stand er auf. Er nahm sein Portemonnaie und trat aus der Haustür in die kalte Abendluft hinaus. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, atmete er tief ein und zog den Mantel enger um seinen zierlichen Körper. Dann ging er zügig den äußeren Treppenaufgang des Hauses hinab. Bei den letzten Stufen hielt er inne. Am unteren Ende der Treppe saß Taichi, drehte sich um und blickte zu ihm auf. Als er seinen Freund erkannte, erhob er sich und fixierte entschlossen Yamatos verwirrtes Gesicht. "Wir sollten reden." Keiner von beiden sprach ein Wort, als Yamato seinem Freund über die weiten Fußgängerzonen zwischen Wohn- und Geschäftsvierteln folgte. Die Laternen flackerten auf und allmählich leerten sich die Wege. In der Luft hing ein leichter Geruch nach Schnee und Meereswasser, der dunkle Himmel war wolkenverhangen. Zielgerichtet ging Taichi in zunehmender Dunkelheit auf die Silhouette der erleuchteten Rainbow Bridge zu und verließ schließlich die befestigten Straßen, um am Rand der aufgeschütteten Insel den Strand entlang zu laufen. "Wohin gehen wir?", fragte Yamato skeptisch, weil er wusste, dass in dieser Richtung nicht mehr viel folgte. Nur der Daiba Park, die letzte Station vor dem Meer. Taichi antwortete knapp: "Stell keine Fragen und mach, was ich dir sage." Yamato hielt inne und schaute ihn fassungslos an. Dann änderte sich sein Gesichtsausdruck. Er blickte herablassend in Taichis Augen und fragte: "Warum sollte ich?" "Muss ich mich wirklich wiederholen?", entgegnete dieser vorwurfsvoll. "Du bist mein Eigentum." Die Zweige knackten unter ihren Schuhen, während die beiden Jungen einen schmalen baumbepflanzten Grünstreifen überquerten, der als einziger Weg den Daiba Park mit der Insel verband. Yamato erwiderte abwesend: "Du hast sie doch nicht alle..." Er sah in Gedanken versunken auf den Boden vor sich, der fast gänzlich von der Schwärze der Nacht verschluckt wurde. Nervös spielte er mit dem Portemonnaie in seiner Tasche, womit er eigentlich Zigaretten kaufen wollte. Er verstand nicht, was Taichi hier wollte. Abgesehen von ein paar Rasenflächen und Baumgruppen gab es auf diesem kleinen Stück Land mitten im Meer rein gar nichts. Er erreichte den Rand des Parks, an dessen Steinmauern sich rauschend die Wellen brachen. Gedankenversunken starrte er in die Ferne, bis ihn ein kalter Schauer zurück in die Realität holte. Ein Klicken erklang hinter seinem Rücken und ließ ihn plötzlich verharren. Sein Herz raste, als er sich ruckartig umwandte. Taichi war stehen geblieben und starrte mit glasigen Augen in sein bleiches Gesicht. Ein verzerrtes Lächeln umspielte seine Lippen. Langsam hob er die Hand, in der er das Messer hielt, und kam auf den Anderen zu. Zärtlich flüsterte er: "Mein kleiner Yama..." Sanft ließ er die Klinge über die Wange seines Freundes hinab zu dessen Hals gleiten. Dieser wich bedächtig einen Schritt zurück. "Na?", fragte Taichi leise. "Angst?" "Etwa vor dir?", entgegnete Yamato abschätzig. Das Lächeln verschwand schlagartig aus Taichis Gesicht und seine Augen wurden kalt. Im nächsten Moment wurde Yamato vor die Schultern gestoßen und hart gegen einen Baum gepresst. Er spürte einen stechenden Schmerz, als das Messer mit voller Wucht in die Rinde gerammt wurde. Kurz schloss er die Augen, während die Klinge wieder aus dem Stamm gezogen wurde und sich das Ziehen an seinem Hals verstärkte. Taichis Körper drückte sich näher an ihn, er fühlte den warmen Atem in seinem Nacken, als sein Freund mit der Zunge über die Wunde fuhr und schmerzhaft daran saugte. Yamato riss die Augen auf und drängte seine Hände gegen die Schultern des Anderen, um ihn von sich zu stoßen. Dieser ließ sich davon nicht beirren und öffnete dessen Mantel. Erschrocken blickte Yamato ihm in die Augen und versuchte verzweifelt von ihm loszukommen. Jedoch vergeblich. Zärtlich schob Taichi seine freie Hand unter das Oberteil und strich über die kühle, seidige Haut. Dann kratzte er ihm mit einer kraftvollen Abwärtsbewegung über den Brustkorb. Am T-Shirtsaum hielt er inne, zerrte daran und schlitzte den Stoff mit dem Messer auf. Neben den zahlreichen, vom blassen Mondlicht beschienenen Narben, zeichnete sich eine dünne Linie auf Yamatos Haut ab. Taichi schaute ihn lächelnd an. "Wie schnell bist du?" Auf Yamatos Gesicht zeigte sich Unverständnis. "Meinst du, du könntest mir entkommen?" Yamato blieb wie angewurzelt stehen. Fassungslosigkeit spiegelte sich in seinem Blick wider. Mit einem traurigen Lächeln sagte Taichi: "Nachdem ich dich besessen habe, brauche ich dich nicht mehr. Zwar verlief das Ganze anders, als ich es mir vorstellte, aber meinen Spaß hatte ich." Seine Stimme war abwesend, als würde er es eher zu sich selbst als zu seinem Freund sagen. "Niemand sonst soll dich besitzen. Auch wenn ich dir die Chance geben werde, dein Leben zu retten, wirst du es nicht schaffen, mir zu entfliehen." Augenblicklich löste sich Yamatos Erstarrung und er schlug Taichi hart in den Magen. Dieser taumelte leicht zurück, fing sich jedoch sofort wieder und stürzte auf ihn zu, das Messer fest umschlossen. In Panik wandte sich Yamato ab und lief los. "Flieh, so schnell du kannst. Es wird dir nichts nützen." Dieser Aussage schloss sich ein hysterisches Lachen an, welches Yamato erschaudern ließ. Er rannte weiter über den unebenen Boden, verfolgt von der Stimme seines Freundes. "Hast du jetzt Angst, mein kleiner Yamato?" Er hörte Taichi dicht hinter sich. Wenn er sich umdrehen oder stolpern würde, wäre er verloren. In der Finsternis verschwamm seine Umgebung zu grotesken Gebilden, die er kaum wahrzunehmen fähig war. Die Luft presste sich in seine Lungen, sodass ihm der Atem schwerer ging. Allmählich schmerzten ihm seine Beine, wodurch er drohte unter seiner eigenen Last zusammenzubrechen. Dann umgab ihn völlige Stille, nur sein eigenes Keuchen war zu hören. Seine Schritte verlangsamten sich und endlich blieb er stehen. Um Atem ringend blickte er sich hektisch um, doch weder ein verdächtiger Schatten noch ein Geräusch verrieten, dass Taichi noch in seiner Nähe war. Er stützte sich auf die Knie und versuchte, sein verräterisches Keuchen zu unterdrücken. "Du kannst mir nicht entkommen." Yamato erschrak. Die Stimme war gefährlich nah. Erneut rannte er los. "Na, komm schon. Versuch dich zu verstecken, mein Freund. Am Ende finde ich dich sowieso." Immer wieder rutschte Yamato aus, stolperte über seine eigenen Beine und versuchte den Weg zurück zu finden. Mehrfach änderte er die Richtung, als er den Rand der Insel erreichte und in einer Sackgasse zu enden drohte. Seine Panik raubte ihm jegliche Orientierung. Ein Stechen breitete sich in seinem Brustkorb aus. Seine Kehle brannte, als er vergeblich nach Luft rang. Seine Lungen fühlten sich an, als würden sie zerbersten. Die Umgebung vermochte er immer unklarer wahrzunehmen, während sich alles in seinem Kopf drehte, Büsche und Bäume und die Lichter der Stadt in der Finsternis. Schließlich brach er zusammen. Er kniete auf dem kalten Boden und hielt sich krampfhaft den Bauch, da Übelkeit in ihm aufstieg. "Gibst du auf?" Taichi stand direkt neben ihm, ebenfalls mit stockendem Atem. Yamato sah ihn nicht an. Sein Freund packte ihn an den blonden Haaren und riss ihn zu sich hoch. Unterdrückt schrie Yamato auf. "Du hast doch nicht etwa Schmerzen?", flüsterte Taichi spöttisch in sein Ohr. Der Angesprochene wollte seinem Blick ausweichen, schloss dann jedoch resignierend die Augen. Unerwartet ließ Taichi ihn los, sodass Yamato zurückfiel, bevor er sich zu ihm hinabbeugte und ihn hart zu Boden presste. Yamatos Hände irrten ziellos über die Erde, während er versuchte, sich der Gewalt seines Freundes zu entziehen. Dann spürte er das Messer an seiner Kehle. Jegliche Kraft verließ ihn, als sich der Druck auf die Klinge verstärkte. "Tai...", flüsterte Yamato mit brüchiger Stimme und sah ihm erschöpft in die Augen. Dieser hielt inne. Schließlich ließ er das kalte Metall sanft über den entblößten Oberkörper gleiten, während er sprach: "Ich habe dir doch gesagt, dass du mir nicht entkommst." Kraftlos blickte Yamato ihn an, entgegnete aber nichts. "Du wirst für immer mir gehört haben", fuhr Taichi zärtlich fort. "Für immer..." Liebevoll strich er seinem Freund über die Wange. Dann beugte er sich hinab und berührte sanft seine Lippen. Yamato fühlte, wie jegliche Anspannung von ihm abfiel, als er den Kuss erwiderte und Taichis Zunge Einlass gewährte. Er schloss benommen die Augen. Nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten, kehrte ein Gefühl der Ungewissheit zurück. Dennoch spürte er, wie Erregung von ihm Besitz ergriff. Sein Körper verkrampfte sich und er öffnete langsam die Augen. Als er seinen Freund anschaute, vermochte er nichts in dessen Gesicht zu lesen. Taichis Blick war undurchdringlich. "Sei jetzt ruhig, Yama. Es ist gleich vorbei." Gefasst schloss Yamato die Augen. "Du hast Recht", flüsterte er kaum hörbar. "Tai, ich brauche dich." Unvermittelt ließ dieser das Messer sinken. Seine dunklen Augen wurden ernst. Ein dumpfer Ton machte Yamato bewusst, dass seinem Freund das Messer aus der Hand geglitten war. Behutsam legte Taichi die Arme schützend um Yamatos Körper und drückte ihn fest an sich. Die Wohnungstür wurde aufgeschlossen und beide Jungen traten ein. Bevor Yamato seinen Mantel auszog, griff er in die Tasche, um das Portemonnaie hervorzuziehen und betrachtete es. Taichi stand im Eingang und fragte: "Was ist denn?" "Ich wollte mir eigentlich Zigaretten kaufen", murmelte Yamato abwesend. Sein Freund entgegnete nervös: "Ich muss sowieso noch meine Sachen holen. Derweil kannst du zum Automaten gehen." Yamato saß im Wohnzimmer am Boden, den Aschenbecher neben sich, und rauchte. Er starrte unbeteiligt auf die Glut seiner Zigarette, als Taichi ein Glas vor seine Füße stellte und ihm eine Flasche Wodka entgegenhielt. Dieser hob langsam den Kopf, schien jedoch durch Taichi hindurch zu sehen. Dann schaute er wieder auf seine Zigarette. "Danke", sagte Yamato tonlos. Mit einem Lächeln langte Taichi nach dem Glas und goss ein, bevor er es an seinen Freund weiterreichte. Ihre Hände berührten sich flüchtig. Die Sonne ging bereits auf, als Yamato gedankenversunken aus dem offenen Fenster starrte. In der Hand hielt er eine fast abgebrannte Zigarette. Die Luft war kühl und er zitterte leicht. Zögerlich wandte er den Blick auf seinen Freund. Taichi lag auf dem Sofa und schlief, während Yamato ihn betrachtete. Sein Kopfschmerz verstärkte sich durch die Erinnerungen an die letzten Tage. Er vermochte es nicht, seine Gedanken zu ordnen. Müdigkeit lastete schwer auf ihm, doch konnte er keinen Schlaf finden. Endlich ging er durch das Zimmer und drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus. Kapitel 6: Level 6 ------------------ Taichi kam nachmittags verschlafen in die Küche und setzte sich zu Yamato, der an seinem Kaffee nippte. Er schenkte sich ebenfalls ein und trank den seinen schwarz. Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Von den Wänden hallte nur das Ticken der Uhr wider, ab und zu klirrte ein Löffel gegen das Porzellan der Tasse. Das Küchenfenster war angekippt, sodass sich die weißen Gardinen leicht im kühlen Wind wiegten. Schließlich stellte Taichi bedächtig die Tasse auf die Tischplatte und stand auf, um sich zu seinem Freund zu beugen. Er strich ihm leicht über die Wange, welche bläulich verfärbt war. "Das sieht nicht gut aus. Dein schönes Gesicht. Es tut mir leid, dass ich dich geschlagen habe." "Und das soll ich dir glauben?" Mit diesen Worten schob Yamato Taichis Hand beiseite und erhob sich, um das Geschirr für den Abwasch zusammenzuräumen. Unbewusst verfinsterte sich die Miene des Anderen, bis er ebenfalls damit begann, in der Küche Ordnung zu schaffen. In ein Buch vertieft, saß Yamato im Wohnzimmer auf der Couch. Die Küche war aufgeräumt und in der Wohnung herrschte jetzt völlige Stille. Das Licht brannte nicht, obwohl die Nacht bereits nahte. Taichi erhob sich vom Stuhl, durchquerte den Raum und setzte sich neben seinen Freund auf das Sofa. "Es ist schon dunkel. Du wirst dir die Augen verderben." "Hmm", kam die Antwort. Eine Weile beobachtete Taichi ihn, dann ließ er vorsichtig den Kopf auf Yamatos Schoß sinken. Nachdem dieser verdutzt seinen Blick gesenkt hatte, legte er das Buch beiseite und fuhr leicht mit den Fingern durch das Haar seines Freundes, strich sanft über dessen Wange. Taichi schloss erschöpft die Augen, sein Atem ging ruhig und gleichmäßig. Yamato spielte mit den braunen Haarsträhnen, bis er schließlich seufzte: "Glaubst du wirklich, dass es so einfach ist? Wird es wieder wie früher, wenn wir uns verhalten, als wäre nichts geschehen?" Traurig öffnete Taichi die Augen. Unschlüssig stand Taichi vor dem Wohnzimmerfenster und sah hinaus in die Schwärze der Nacht, während er an seiner Zigarette zog. Er betrachtete sein Spiegelbild in der Glasscheibe, wandte sich dann ab und drückte nervös die Zigarette im Aschenbecher aus. Nachdem er den Raum durchquert hatte und in den Flur der Wohnung trat, blieb er kurz stehen. Mit langsamen Schritten näherte er sich der Tür, welche das einzige Hindernis zwischen ihm und Yamato zu sein schien. Er hob die Hand und legte sie behutsam auf die Klinke. Taichi zögerte. Mutlos ließ er seine Hand wieder sinken. Er atmete tief durch, dann kehrte er der Tür den Rücken zu. Seine Glieder schmerzten, als Taichi benommen aus einem langen Traum erwachte. Die Sonnenstrahlen brannten in seinen Augen, sodass er gezwungen war, sie wieder zu schließen. Er blieb eine Weile reglos liegen, lauschte der unerträglichen Stille. Krampfhaft versuchte er sich an den Traum zu erinnern, doch vergebens. In seinem Kopf herrschte völlige Leere. Unterschwellig vernahm er Geräusche aus dem Flur, welche er jedoch erst wirklich registrierte, als die Badezimmertür ins Schloss fiel. Schwerfällig stand er auf und schleppte sich in die Küche, um Kaffee aufzusetzen. Dann ließ er sich auf einen der Stühle sinken und zündete sich eine Zigarette an. Gelangweilt beobachtete er, wie sich der Rauch in unförmigen Linien einen Weg durch die Luft bahnte, bis er der Unbeständigkeit doch erlag und sich auflöste. Aus dem Bad drang das Geräusch des Duschwassers und vermischte sich mit dem Brodeln der Kaffeemaschine. Schließlich erstarb das Prasseln und im Badezimmer dominierte die Stille. Taichi drückte die Zigarette im Aschenbecher aus und verließ die Küche. Im Flur blieb er stehen, lehnte sich müde gegen die Wand und wartete. Die Minuten verstrichen und das Pulsieren in seinem Kopf wurde stärker, bis es sich dem Ticken der Uhr anglich. Nach schier endloser Zeit wurde die Badezimmertür geöffnet. Verdutzt sah Yamato seinen Freund an. Nasse Haarsträhnen hingen ihm vereinzelt ins Gesicht, von dessen Spitzen das Wasser tropfte. Dann senkte er den Blick und ging in Richtung seines Zimmers. "Yamato, lass uns bitte reden", sagte Taichi leise, aber bestimmt. Ohne darauf einzugehen, betrat der Andere den Raum. Bevor er die Tür schließen konnte, wurde er hart am Handgelenk gepackt. "So einfach kommst du mir nicht davon." "Einfach? Das letzte Mal, als du reden wolltest..." Yamatos Stimme brach ab. Taichi erwiderte nichts. "Lass mich los", herrschte Yamato ihn an und versuchte sich aus dem Griff zu befreien. "Nein." Taichis Stimme war kalt. "Wir reden. Jetzt." "Und wenn nicht? Es geht nicht immer nur nach dir." "Natürlich geht es nach mir. Die Bestätigung dafür habe ich mittlerweile." "Ist denn nur noch das wichtig? Zählt für dich nichts Anderes mehr?", fragte Yamato traurig. Taichi wich dem Blick des Anderen aus und sagte leise: "Verstehst du es noch immer nicht?" "Nein. Tut mir leid." "Es geht um Besitz und nicht um Liebe." Die beiden Jungen sahen sich unverwandt an. Beide schwiegen. Das Ticken der Uhr schien unerträglich zu werden. Dann lächelte Yamato und ging in sein Zimmer. Hinter sich schloss er die Tür. An diesem Abend überlegte Taichi nicht lange und ging mit seinem Bettzeug in Yamatos Zimmer. Dieser schaute ihn belustigt an. "Die Couch war wohl unbequem?" "Etwas", kam die Antwort. "Du hättest doch auch schon gestern hier schlafen können. Wieso bist du überhaupt 'umgezogen'?" Taichi sah verlegen zu Boden. "Ist doch egal." Das Telefon klingelte. Gleich beim ersten Klingelton war Taichi aufgesprungen, warf noch einen kurzen Blick auf seinen Freund, der neben ihm schlief, und eilte ins Wohnzimmer. Er nahm den Hörer ab: "Hallo?" Stille. Auf dem Gesicht des Jungen spiegelte sich plötzliches Entsetzen wider. "Tut mir leid. Sie sind falsch verbunden." Mit diesen Worten legte er hastig auf. Als Yamato verschlafen die Küche betrat, saß Taichi mit einer Zigarette in der Hand am Tisch und trank Wodka. "Die Reste vom letzten Mal?", fragte Yamato und zeigte auf die Flasche. Taichi nickte nur. Schweigend setzte sich Yamato ihm gegenüber und zündete sich ebenfalls eine Zigarette an. "Hast du wirklich nur wegen des Rauchens mit Fußballspielen aufgehört?" "Nein", erwiderte Taichi, während er dem Anderen ein Glas einschenkte. "Wir haben einen Deal. Deshalb habe ich zugesagt." "Einen Deal?" Yamato hob die Augenbrauen. "Du meinst, weil ich mit dem Singen aufhören sollte?" "Genau", sagte Taichi schlicht. Yamato beobachtete ihn eindringlich und trank seinen Wodka, bis sich ein Lächeln auf seine Lippen stahl. "Warum sagst du nicht einfach, was du eigentlich damit bezwecken wolltest?" Taichi fuhr fort den Rauch seiner Zigarette zu inhalieren und beachtete die Frage nicht. "Das spielt keine Rolle mehr", sagte er dann. "Du bist aus der Band ausgetreten. Jetzt hast du nur noch mich." Yamato las gerade ein Buch, als das Telefon zum wiederholten Mal klingelte. "Tai, das nervt. Warum darf ich eigentlich nicht rangehen?" "Garum", brüllte der Andere mit einer Zahnbürste im Mund aus dem Badezimmer. Yamato knallte das Buch zornig auf den Tisch und starrte das Telefon, welches weiterhin penetrant klingelte, vernichtend an. Als Taichi aus dem Bad kam und den Unmut seines Freundes registrierte, fügte er sich und lenkte ein: "Schon gut. Ich gehe ran." "Wird auch Zeit", zischte Yamato, trank einen Schluck des hochprozentigen Alkohols und widmete sich dann erneut seinem Buch. Taichi griff entschlossen nach dem Telefonhörer und rief wütend: "Sie haben sich verwählt!" Der Andere sah verdutzt auf, während sich Taichis Blick langsam veränderte und seine Gesichtsfarbe mit der weißen Wand zu konkurrieren begann. "Mama?" Die beiden Jungen waren auf dem Weg zur Schule, als Yamato bissig fragte: "Warum hast du mir nicht gleich gesagt, dass unser Klassenlehrer angerufen hat?" "Hätte dich das denn interessiert?" Yamato zuckte mit den Schultern. "Ich denke, nicht." Taichi schob seine Hände in die Taschen, während sein Freund sich eine Zigarette anzündete und ihm ebenfalls eine anbot. Dieser nahm an und sagte dann gelangweilt: "Meine Mutter war verdammt sauer. Unangenehmerweise will sie mich jetzt umbringen. Also, wenn diese Sache hier erledigt ist, kann ich dann wieder mit zu dir kommen?" "Klar", antwortete Yamato gelassen, während sie den Schulhof betraten. Es hatte bereits zur Pause geklingelt, sodass viele Schüler ihnen verblüfft mit den Blicken folgten. Im Schulgebäude kamen ihnen ihre Klassenkameraden entgegen. "Wo zum Teufel seid ihr die letzte Woche gewesen?", bestürmten sie die beiden. "Und warum tragt ihr keine Schuluniform?" Yamato und Taichi warfen einander belustigte Blicke zu, bevor Yamato antwortete: "Wir waren bei mir." Sein Freund nickte zustimmend, zog an seiner Zigarette und fügte hinzu: "Und weshalb sollten wir Uniformen tragen, wenn wir doch sowieso gleich wieder nach Hause gehen?" "Yagami! Ishida!" Die Stimme des Lehrers hallte durch den Flur. "Auf dem Schulgelände wird nicht geraucht und im Gebäude erst recht nicht! Ihr seid ohnehin noch nicht volljährig. Kommt mit zum Direktor!" Gelangweilt tauschten die beiden Jungen einen Blick und folgten der Aufforderung, indem sie ihre Zigaretten fallen ließen und auf dem sauberen Flurboden austraten. "Hey, Yamato", hörte dieser jemanden neben sich sagen. "Was ist denn los?" Ein groß gewachsener Schüler lief neben ihnen her. Taichi warf ihm einen vernichtenden Blick zu und murmelte: "Nicht der schon wieder." "Du warst doch sonst nicht so", fuhr der Andere fort, ohne auf Taichis Bemerkung einzugehen. "Das wird mächtigen Ärger geben." "Das ist ja wohl nicht dein Problem. Kümmere dich um deinen eigenen Kram!", zischte Taichi ihm bissig zu. Yamato schaute seinen Freund amüsiert an. Dann wandte er sich wieder um und entgegnete herablassend: "Tja, die Maske ist gefallen. Außerdem hat Taichi Recht - kümmere dich um deinen eigenen Kram." Damit ließ Yamato ihn stehen und Taichi bedachte seinen Freund mit einem zufriedenen Lächeln. "Was fällt Ihnen eigentlich ein, so in der Schule aufzukreuzen?!", brüllte ihnen der Direktor entgegen. "Wo ist Ihre Schuluniform?" "Zu Hause", antwortete Yamato lässig. Der Schuldirektor lehnte sich in seinem Sessel zurück und durchbohrte die beiden Jungen mit seinem Blick, bevor er schneidend fortfuhr: "Ihnen ist anscheinend nicht klar, in welcher Lage Sie sich befinden. Fünf Tage in Folge schwänzen - und dabei stehen die Aufnahmeprüfungen der Universitäten an. Mit achtzehn Jahren sollte man etwas mehr Verstand von Ihnen erwarten können." Taichi gähnte demonstrativ, während Yamato die Augen verdrehte. Die Wut begann sich erneut bei dem Älteren anzustauen. "Mir wurde zugetragen, dass Sie auf dem Gelände geraucht haben. Und noch dazu stinken Sie nach Alkohol!" "Ja und?", meinte Taichi genervt und sah auf seine Armbanduhr. "War's das jetzt?" "Nicht ganz", sagte der Schulleiter erbost. "Ich war schon sehr enttäuscht, als Sie aus Ihren Vereinen ausgetreten sind. Aber dass Sie auch noch Ihre schulischen Pflichten vernachlässigen, hätte ich nicht von Ihnen erwartet." Die beiden Freunde tauschten desinteressierte Blicke. "Reißen Sie sich zusammen, sonst können Sie Ihre Zukunft vergessen." "Welche Zukunft?", warf Yamato tonlos ein. Taichi betrachtete ihn ernst. Wieder sah er diese Leere in den blauen Augen. Der Schuldirektor presste die Lippen zusammen und verzichtete darauf, die Bemerkung zu kommentieren. "Für heute sind Sie suspendiert", sagte er stattdessen. "Gehen Sie Ihren Rausch auschlafen. Und ich rate Ihnen, morgen pünktlich zum Unterricht zu erscheinen." "Ich brauche noch Zigaretten", sagte Yamato und warf einen wehleidigen Blick in die fast leere Schachtel, während sie auf dem Weg zu seinem Zuhause waren. "Auf dem Weg ist ein Automat", meinte Taichi gleichgültig. Ein verstohlenes Grinsen legte sich auf seine Lippen und er fügte hinzu: "Wir haben Zeit." Der Schlüssel klackte im Schloss. Müde betraten die beiden Jungen die Wohnung. Yamato hängte seinen Mantel im Flur an einen Haken und ging ins Wohnzimmer, um sein Buch weiterzulesen. Mit verärgerter Miene stand Taichi im Türrahmen und betrachtete seinen Freund. Entschlossen durchquerte er schließlich den Raum, nahm ihm resolut das Buch aus der Hand und küsste ihn. Yamato blieb reglos sitzen, ließ es geschehen. Als Taichi dies bemerkte, wandte er sich von seinem Freund ab, dann blickte er ihm tief in die Augen. "Was ist?", fragte er leise. Der Andere antwortete nicht. "Yama?" In Taichis Stimme schwang Unsicherheit mit. "Was soll das eigentlich?", fragte Yamato schließlich und sah ihn erschöpft an. "Du hast dein Ziel doch schon längst erreicht. Ich habe dieses Spiel verloren. Also, was willst du noch?" "Ich will dich." Diesmal waren die Worte entschlossen. Er kniete sich vor Yamato und starrte zu Boden. Dann sagte er: "Du sollst dich niemandem hingeben, außer mir." Noch immer blieb Taichis Blick gesenkt. "Eifersucht?", brachte Yamato unberührt hervor. "Das kann dir doch egal sein." Taichi sah auf. "Außerdem, dein abfälliges Gerede kannst du dir sparen. Vergiss nicht, dass du von mir abhängig bist." "Wenn du mich für dich allein willst, warum hast du mich dann nicht umgebracht?" Taichi schaute ihn fragend an. "Was hätte ich davon? Wieso sollte ich etwas zerstören, das ganz und gar mir gehört?" Taichis braune Augen waren durchdringend und seine Stimme vibrierte, als er hinzufügte: "Du hast niemanden mehr. Nur mich." "Stimmt, aber du hast leider etwas vergessen, Taichi", sagte Yamato herablassend. "Du hast auch nur noch mich." Fassungslosigkeit spiegelte sich auf Taichis Gesicht wider. Er stand auf, ging zum Fenster und schlug mit der Faust auf das Fensterbrett. "Verdammt", flüsterte er. "Du verstehst nicht, dass das keine Rolle spielt. Du hast gesagt, dass du mich brauchst. Du hast dich mir ausgeliefert! Das allein ist der Beweis deiner Niederlage." Yamato trat von hinten an ihn heran. Er legte seine Arme um den Oberkörper seines Freundes und begann dessen Hemd aufzuknöpfen. "Fass mich nicht an", keuchte Taichi. Unbeeindruckt fuhr Yamato fort. Mit den Fingerspitzen strich er sanft über die nackte Haut und zeichnete die bereits verschorften Wunden nach, welche er ihm selbst zugefügt hatte. "Wieso? Gefällt es dir etwa nicht?" Der spöttische Unterton war nicht zu überhören. Ohne eine Antwort abzuwarten, öffnete er Taichis Hose und glitt in dessen Boxershorts. Ein Stöhnen kam über dessen Lippen. Er packte Yamato an den schmalen Handgelenken, um ihn am Weitermachen zu hindern. Dann drehte er sich zu ihm herum. Vorsichtig berührten seine Lippen die des Anderen. Der anfangs schüchterne Kuss entwickelte sich schnell zu einem brutalen Kampf. Hastig riss Taichi die Knöpfe von Yamatos Hemd auf und ließ es zu Boden fallen. Der blonde Junge drängte seinen Freund unsanft gegen die Wand, löste sich von ihm und wanderte mit seiner Zunge den Oberkörper Taichis entlang. Am Hosenbund hielt er inne. Taichi zitterte vor Erregung und seine Hände krallten sich Halt suchend in den blonden Haaren fest. Yamato, der ihn inzwischen auch seiner Unterhose entledigt hatte, begann ihm einen zu blasen. "Du... machst mich wahnsinnig", keuchte Taichi. Abrupt entzog sich der Angesprochen und ein obszönes Grinsen legte sich auf seine Lippen. "Ich werde dich deiner Sinne berauben und dir beweisen, dass du von mir abhängig bist. Du wirst an nichts mehr denken können, außer an mich. Du gehörst mir." Mit diesen Worten erhob sich Yamato. Er stand so dicht vor seinem Freund, dass er dessen Atem auf der Haut spüren konnte. Ruckartig riss er ihn herum und presste ihn hart gegen die Wand. Mit der freien Hand öffnete er seine eigene Hose und ließ sie zu Boden sinken, seine Boxershorts folgten. "Lehn dich vor, Taichi", befahl er. Dieser gehorchte widerwillig. Yamato kniete nieder, befeuchtete ihn mit der Zunge und benetzte anschließend seinen Zeige- und Mittelfinger mit Speichel, bevor er mit diesen in ihn eindrang. Taichi zog scharf die Luft ein, sein Atem ging schwerer. Nachdem Yamato seine Finger entfernt hatte, stieß er sich grob in ihn. Taichi biss sich auf die Unterlippe, um einen Aufschrei zu unterdrücken, während Yamato tiefer in ihn einzudringen versuchte. Im Rhythmus der Stöße glichen sich die Bewegungen der beiden Jungen an. Schweiß perlte auf ihren erhitzten Körpern und ihr stockender Atem durchdrang die Stille der Wohnung. Taichi presste ein Stöhnen zwischen den Lippen hervor. Schließlich ergoss er sich in Yamatos Hand. Kurz darauf spritzte auch dieser in ihm ab. Erschöpft brachen beide zusammen. "Das... wirst du bereuen", meinte Taichi nach Luft ringend. "Ach ja? Und wie? Hast du noch immer nicht bemerkt, dass es nicht ganz so läuft, wie du es gern hättest. Finde dich damit ab." Taichi spürte den unkontrollierten Atem seines Freundes an der Halsbeuge und antwortete nicht. Unverhohlen sprach Yamato weiter: "Wolltest du dir damit selbst etwas beweisen? Sei ehrlich." Er strich Taichi eine verschwitzte Strähne aus dem Gesicht. "Du benutzt mich nur, um dir deine eigene Stärke vorzuspielen." Der Angesprochene griff nach Yamatos Hand, hielt sie fest und blickte ihm eindringlich in die blauen Augen. Endlich stand Taichi auf. Nachdem er seinem Freund einen Blick zugeworfen hatte, ging er in die Küche. Mit einem Messer in der Hand kam er zurück. Yamato sah ihn verstehend an. Wortlos kniete sich Taichi zu ihm hinab. Er blieb liegen und schloss langsam die Augen. Ohne zu zögern, setzte Taichi das Messer an. Dann zog er die Klinge mit mäßigem Druck über Yamatos Oberkörper. Dieser keuchte auf vor Schmerz. Aus dem leicht auseinander klaffenden Schnitt lief Blut über die helle Haut. Lust breitete sich in ihm aus. Er grub seine Fingernägel tief in die Haut Taichis. Jener strich mit der rechten Hand die Hüfte seines Freundes entlang, bevor er ihm zwischen die Beine griff. "Vielleicht hast du Recht", sagte Taichi mit heiserer Stimme, "aber mittlerweile ist das nicht mehr der einzige Grund. Ich will dich auch, um meine eigene Lust zu befriedigen." Ein Grinsen umspielte Yamatos Lippen. Er stöhnte auf, als Taichi ihn mit einer Hand stimulierte und mit der anderen erneut die Schneide über den schmalen Brustkorb zog. Er legte das Messer beiseite, krallte unvermittelt die Finger in das blonde Haar seines Freundes und küsste ihn. Yamato vernahm den Geschmack von Zigaretten und Alkohol auf Taichis Zunge. Dann spürte er, wie dieser seine Lenden umfasste, um den Unterkörper etwas anzuheben. Brutal drang er in ihn ein. Ein leiser Aufschrei entwich Yamatos Kehle, der sich in lustvolles Stöhnen wandelte. Durch das gleichmäßige Keuchen steigerte sich die Erregung Taichis, während er mit den Fingern den nackten Körper des Anderen hinauffuhr. Seine Hände umfassten den dünnen Hals. Er drückte zu. Die Stöße wurden heftiger. Yamato verkrampfte sich am ganzen Körper, als Taichi den Druck auf die Hauptschlagader verstärkte. Sein Puls raste. Das Atmen fiel ihm schwer, flach hob und senkte sich seine Brust. Durch seine Adern flutete Schmerz, der seine Lungen zu zerreißen schien. Dunkelheit umgab allmählich seine Augen, Taubheit legte sich auf seine Ohren. Taichi lockerte den Griff nicht, obwohl er sich dem Höhepunkt näherte. In Yamatos Kopf herrschte völlige Leere. Er dachte nichts mehr, ließ sich fallen. Sein Körper erschlaffte. Dennoch gab Taichi nicht nach, sondern verstärkte den Druck weiter. Dann ergoss er sich in seinem Freund und brach erschöpft über ihm zusammen. Seine Hände lösten sich. Yamato lag regungslos unter ihm. Sein Atem war kaum vernehmbar. Liebevoll zog Taichi ihn an sich. "Halt mich fest", flüsterte Yamato mit brüchiger Stimme. Er zitterte. Taichi antwortete nicht. Abwesend starrte er in die Leere des Raumes. Sein Blick wirkte traurig. "Ich bin hier", beruhigte er ihn schließlich. Taichi erhob sich und warf einen Blick auf die Uhr. "Ich brauche frische Luft", sagte er dann. Der Andere sah ihn fragend an. "Ich bin gleich wieder da." "Okay. Bis dann." Yamato lächelte. Sanft strich Taichi ihm über die Wange. Dann ging er. "Bin ich für dich wirklich nicht mehr als das?", fragte Yamato. Taichi blieb stehen, zögerte einen Moment und drehte sich dann zu seinem Freund um. Ein schwaches Lächeln lag auf seinen Lippen und seine Augen schienen, als wollten sie Tränen verbergen. Ohne eine Antwort zu geben, wandte er sich wieder um und öffnete die Tür. "Was ist nur mit uns geschehen?", hörte er Yamatos leise Stimme hinter sich. Er hielt inne. Dann schloss er die Tür. Yamato stand auf dem Balkon. Wolken türmten sich in der Düsternis auf und der Geruch von Regen lag in der Luft. Auf die Brüstung gelehnt zog der blonde Junge an seiner Zigarette, deren rot glimmende Glut vom Wind eingefangen wurde. Allmählich erfüllte das leise Prasseln der Regentropfen die Stille. Die Zigarette entglitt Yamatos Fingern. Er beobachtete, wie sie langsam in die Tiefe fiel. Ihre Glut verlor sich in der Dunkelheit. Im Regenwasser wurde das Licht der Straßenlaternen vielfach reflektiert, während der Taichi ziellos durch die Straßen ging. Die Kleidung klebte durchnässt an seinem Körper. Mitten auf dem Fußweg blieb er stehen. Yamato schaute in die Schwärze, die sich vor seinen Füßen ausbreitete. Er hielt sich an dem Gitter der Balustrade in seinem Rücken fest. Regentropfen liefen ihm über die Wangen. "Sieht so aus, als hätte ich gewonnen, Tai", sagte Yamato müde. Dann ließ er los. Taichi wandte sich um. Die verregneten Straßen waren verlassen. Er war allein. Game Over Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)