Das schönste Gefühl von KFutagoh89 ================================================================================ Kapitel 2: Geständnis [2/2] --------------------------- Noch immer schaute Serenity Joey mit ihren zornigen Blick an. Man konnte regelrecht die Flammen spüren, die in ihren schokobraunen Augen loderten. Es machte sie wütend, dass ihr eigener Bruder sich nicht traute, ihr seine Probleme anzuvertrauen. Sie waren schließlich Geschwister. Und Geschwister hielten nun mal zusammen. Egal was kommen mochte. Joey schwieg weiterhin. Die Minuten verstrichen unaufhörlich. Die Stille, die in der Küche herrschte, wurde nur durch das Ticken der Wanduhr unterbrochen. Sie hatte eine runde Form und besaß einen Duellmonster-Hintergrund. Der Hintergrund zeigte einen Feuer speienden, schwarzen Drache mit rubinroten Augen. Die Zeiger waren länglich und wurden mit einer gelben Linie durchzogen. Die Uhr zeigte 9.30 Uhr an diesen Samstagmorgen. Das anhaltende Schweigen ihres Bruders zerriss schließlich den Geduldsfaden der Braunhaarigen. Sie ging nun in die Offensive. „Also schön! Wenn du nicht freiwillig mit mir über deine Probleme reden möchtest, dann muss ich eben nachhelfen!“ Der Angesprochene hob die linke Augenbraue. Er ahnte was ihn erwarten würde. Die Jüngere grinste hinterhältig. Konnte sie etwa Gedanken lesen? Dem Duellanten gefiel dieser Gesichtszug überhaupt nicht. Ein großes Unbehagen machte sich in ihm breit. Was hatte Serenity nur vor? Mit einem Mal wurde das Mädchen sehr ernst. Für einen Moment fixierte sie den Blondschopf. Man konnte die Anspannung spüren, die sich zwischen den beiden aufbaute. Dann verschränkte sie die Arme, drehte sich um, betrachtete die Wand und zog eine Schnute. Joey, der die Reaktion von Serenity auf sein anhaltendes Schweigen aufmerksam verfolgt hatte, wurde in seiner Vorahnung bestätigt. Sein Schwesterchen hatte nämlich die Angewohnheit, sobald etwas nicht nach ihrem Kopf ging, die Beleidigte zu spielen. Sie ging sogar soweit, dass sie kein Wort mit demjenigen mehr sprach, bis dieser nachgab. Joey rollte nur die Augen. Diese Situation erinnerte ihn an ihre Kindheit. Er nahm zu ihrem Verhalten Stellung. „Serenity, … jetzt benimm dich nicht wie eine Dreijährige. Mir geht es blendend. Ich habe keinen Kummer oder irgendwelche Sorgen!“ Doch seine Stimme verriet, dass dies mehr eine lausige Ausrede als die Wahrheit war. Seine Schwester reagierte darauf jedoch nicht. Sie blieb einfach umgedreht auf ihren Stuhl sitzen, schaute weiter die Wand an und ignorierte ihn. Das Fräulein stellte auf stur. Das hatten die Wheeler Geschwister leider gemeinsam. Sobald eine Sache durch die Sturheit des einen zu keinem vernünftigen Ergebnis führte, stellte der andere ebenfalls auf stur. Beide besaßen nun mal das typische Wheeler Temperament, mit dem dazugehörigen Dickkopf. Spontan fiel Joey nur eins dazu ein: Gleiches stoßt sich von Gleichem ab! Dieses Schauspiel hätte sich wahrscheinlich noch Stunden hingezogen, wenn der Ältere nicht schließlich die Initiative ergriff und NACHGAB. „Okay! … Du hast gewonnen. … Redest du wieder mit mir, … wenn ich dir sage … was los ist?“ Er fragte seine Schwester sehr behutsam, da er nicht hundertprozentig abschätzen konnte, welche Reaktion darauf folgen würde. In diesen Momenten war sie eine Art unvorhersehbare Zeitbombe, die bei falschem Verhalten ihres Gegenübers unweigerlich zur Explosion gebracht werden konnte. Serenity wandte sich langsam zu ihm hin. Ihre braunen Augen funkelten Joeys an, als sich ihre Blicke trafen. Sie konnten einen richtig Angst machen. „Dann leg mal los!“ antwortete sie knapp. Normalerweise würde sie ihrem geliebten Bruder niemals so behandeln. Eigentlich war Serenity die liebenswerteste Person, die es nur geben konnte. Sie konnte niemanden böse sein und sah im allem etwas Positives. Doch Joey hatte ihre Nerven dermaßen strapaziert, so dass Serenitys Temperament mit samt Dickschädel mit ihr durchging. Ein Wheeler war ein Wheeler. Daran konnte man leider nichts ändern. Joey seufzte nur. Er wusste, dass es nicht einfach werden würde, diese Sache seiner Schwester zu erklären. Sein Instinkt gab ihm allerdings zu verstehen, dass er sich eigentlich keine Sorgen machen müsste. Nach der Scheidung ihrer Eltern hatten sie schon schlimmere Situationen gemeinsam gemeistert. Und dies schweißte die Geschwister umso mehr zusammen. Blut war nun mal dicker als Wasser. Dieses Sprichwort konnte von Joey nur bestätigt werden. Die Angst, Serenity wegen dem kommenden Geständnis womöglich doch zu verlieren, streute weiterhin Zweifel in die Gedanken des Duellanten. Letztendlich stand sich der Zögernde aber ein, dass sein Schwesterchen ihn sehr liebte. Und sie würde ihn niemals in Stich lassen. Egal was kommen sollte. Also begann Joey nach langer Verzögerung Serenity sein derzeitiges Problem anzuvertrauen. „Gut. … Mm … Wie fange ich am besten an? ...“ Er kratzte sich am Kopf. Die junge Frau wurde immer ungeduldiger. Dies sah man in ihrer Mimik und sie tippte unaufhörlich mit ihrem linken Zeigefinger auf ihren Unterarm. Joey fuhr fort. „Du weißt doch, … dass man komische Gefühle bekommt, wenn man eine Person … sehr mag.“ Serenity nickte. Bei diesen Worten dämmerte es der Brünette, was Joey ihr sagen wollte. „Also, … diese Gefühle … habe ich zurzeit … gehäuft. Es sind stärkere Gefühle, … als die, … die man nur freundschaftlich für jemanden empfindet.“ Während er dies sagte schaute er verlegen auf seinen Teller. Die Augen der Jüngeren begannen zu strahlen. Ihr zorniger Blick wich einem glücklichem. „Joey, … du bist … verliebt?!? Das ist doch … großartig!“ Serenity packte urplötzlich die Neugier. Ihre Wut auf Joey war wie weggeblasen. Sie wurde wieder zum Kleinkind und sprudelte mit ihren Fragen los wie ein Wasserfall. „Wer ist die Glückliche? Kenne ich sie? Sieht sie gut aus? Seid ihr schon zusammen? …“ Ihr fiel ein Stein vom Herzen, da Joey anscheinend NUR verliebt war und nichts Schlimmeres hatte. Nach der Trennung von Mai, wirkte ihr Bruder sehr unglücklich. Dass es nun jemanden gab, der Licht in Joeys düsteres Dasein brachte, machte Serenity in diesem Moment sehr glücklich. Während sie ihn mit ihren Fragen löcherte, sah der Ausgefragte weiterhin verlegen auf seinen Teller. Dieses Verhalten ließ sie verstummen. Verdutzt harkte sie nach. „Was hast du Joey?“ Ihre Freude wandelte sich schlagartig in erneute Besorgnis. Ihr Gefühl sagte ihr, dass etwas mit diesem Mädchen nicht stimmte! Sonst würde sich ihr Bruder nicht so benehmen. Joey atmete tief durch. Es fiel ihm wahnsinnig schwer die kommenden Worte in einen Satz zu formulieren. „Es handelt sich nicht um eine SIE. Es ist … ein … ER! Und du kennst IHN. Es ist … SETO … KAIBA!“ Mittlerweile war der Kopf des volljährigen Duellanten rot angelaufen. Es erinnerte an das Rot einer Tomate. Er traute sich nicht in die schokobraunen Augen seiner Schwester zu schauen. Alles verstummte und die Stille beherrschte abermals das Geschehen. Serenity starrte ihn mit aufgerissenen Augen und Mund an. Ein Schockzustand breitete sich in ihrem Körper aus. Ihr Bruder war … in einen Jungen verliebt!?! Joey war … schwul!?! Und als wäre dies nicht genug, war er auch ausgerechnet in SETO KAIBA verschossen!?! Der größte Egoist, Idiot und gefühlskälteste Mensch, den sie kannte. Ihre Gedanken konnten sich bei diesen Worten nicht ordnen. Sprachlos und verwirrt sah sie den Älteren an, der immer noch ihrem Blick auswich. Die Zeit kroch im Schneckentempo dahin und man hatte das Gefühl, als würde sie vollständig stehen bleiben. „Weiß er … von deinen … Gefühlen?“ fragte Serenity ihn schließlich, als sie sich wieder fing. Der Blondschopf schüttelte nur den Kopf. Sein Blick ruhte immer noch auf seinen Teller. Die Röte stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er schämte sich. Er schämte sich für diese Gefühle. Gefühle, die sich für diesen Eisberg in Menschengestalt entwickelt hatten. Für sein Gehirn konnte es nur absurd sein, einen Seto Kaiba zu mögen. Ihn gar zu lieben. Joeys Kopf war sich ziemlich sicher, dass diese Gefühle, die er für den Geschäftsführer der Kaiba Corporation empfand, niemals erwidert werden würden. Bei dieser Vorstellung verkrampfte sich sein Magen und auch sein Herz schmerzte unerträglich. Vor allem machte er sich jetzt große Vorwürfe. Warum hatte er nur seine Schwester in diese Sache einweihen müssen? Was hatte ihn geritten, Serenity dieses Geständnis zu machen? Er spürte einen Art Stempel auf seiner Stirn. Zu Lesen war: Joey Wheeler ist ein Idiot! Der Duellant krallte seine Hände in den Stoff seiner Hosen und zitterte leicht. Die ganze Sache machte ihn sichtlich zu schaffen. Plötzlich stand die junge Frau auf und ging auf ihn zu. Mit ihren zarten Händen berührte sie seine Wangen. Er zuckte zusammen. Die Berührung ihrer Hände traf ihn sehr unvorbereitet. Mit einer sanften Drehung führte Serenity das Gesicht ihres Bruders zu sich. Als sich schließlich ihre Blicke trafen, sahen beide in die Augen des anderen. Joeys haselnussbraune Augen sprachen Bände. Sie wusste nun, wie viel Joey dieses Geständnis bedeutete. Allerdings sah die Jüngere neben Scham auch innere Zerrissenheit, die diese neuen Gefühle in Joey verursachten. Aber auch ihre Augen hatten ebenfalls eine Botschaft an den Blondschopf. Die Botschaft lautete: ICH HALTE ZU DIR UND UNTERSTÜTZE DICH! EGAL, WEN DU LIEBST! Als Joey dies schließlich realisierte, traten Tränen in seine Augen. Nun wusste er, dass Serenity ihn wegen seinen Gefühlen zu einem Mann keinesfalls verachten und verlassen würde. Er konnte sich nicht mehr zurückhalten. Der 18 Jährige drückte sich schluchzend an den Körper seiner Schwester. Dabei rannen im die Tränen wie in Bächen die Wangen herunter. Mitfühlend zog Serenity den Älteren an sich und hielt ihn ganz fest. Dabei strich sie sanft mit ihrer rechten Hand durch das Haar ihres geliebten Bruders. Joey war all die Jahre ihre größte Stütze gewesen. Nach der Trennung ihrer Eltern fing er sie auf, als es ihr deswegen total mies ging. Der Bruder bestritt das Duellmonster-Turnier im Königreich der Duellanten, um ihre wichtige Augenoperation finanzieren zu können. Zum Schluss setzte sich der Duellant auch dafür ein, dass Serenity bei ihm leben durfte, damit sie niemals wieder getrennt werden würden. Jetzt revanchierte sie sich bei ihm. Als SEINE Stütze. Der Brünette war es nicht wichtig, WEN Joey liebte. Einzig die Tatsache, dass ihr großer Bruder genauso glücklich sein sollte, wie sie es aus ihrer gemeinsamen Kindheit kannte, stand im Mittelpunkt. Alles andere hatte keine Bedeutung. Eine ganze Weile verharrten sie so beieinander und bewiesen sich damit gegenseitig ihren geschwisterlichen Zusammenhalt, den keiner trennen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)