Sugar Sugar Rune - Sechs Jahre später (wird aktuell überarbeitet) von Anastasya ================================================================================ Kapitel 15: Welches Herz? ------------------------- Hiroto küsste mich und ich stand wie zur Salzsäule erstarrt einfach nur da. In meinem Kopf fühlte es sich an, als wäre dort gleichzeitig ein gigantisches Tohuwabohu und eine gähnende Leere. Ich konnte immer noch nicht recht fassen, wie mir geschah. Ich stand hier, vor einer Bar in der Dämmerung der Nacht, mit meinem Date. Er küsste mich und ich starrte durch die Scheibe hindurch Pierre an. Er starrte zurück und ich war mir nicht sicher, aber ich meinte, ein schneidendes Funkeln in seinen Augen zu sehen. Er wirkte, als wäre er verärgert. Plötzlich kam wieder Leben in mich und ich stieß Hiroto energisch von mir. Er stolperte zurück und sah mich schockiert an. Sein Herz schimmerte wieder mehr orange als pink und ich dachte panisch, dass ich jetzt wohl alles kaputt gemacht hatte. Ich brauchte doch sein Herz! Plötzlich nahm ich zu meiner rechten eine Bewegung wahr und hörte, wie die gläserne Bartür wieder zufiel. Pierre war rausgekommen und funkelte Hiroto vernichtend an. "Hey, was hast du ihr getan?", fuhr er ihn an und meine Augen weiteten sich noch mehr. Dachte er etwa, Hiroto hätte mich verletzt? Oder mir sonst irgendetwas angetan? Was ging ihn das eigentlich an? Ich war nicht seine Freundin! Es ging ihn überhaupt nichts an, was ich mit wem machte oder nicht! Hiroto hob abwehrend die Arme und sah zwischen mir und Pierre hin und her. "Nein, ich hab ihr gar nichts getan." Pierre schien ihn echt verunsichert zu haben, denn er stotterte ein kleines bisschen. Ein zweites Mal löste ich mich aus meiner Starre und brüllte Pierre, ein wenig zu aufgebracht, an: "Jetzt bleib' mal ruhig, er hat mir gar nichts getan! Und es geht dich auch nichts an!" Ich machte einige Schritte, sodass ich zwischen den beiden stand. "Was läufst du eigentlich in so einem Aufzug draußen rum?", fragte Pierre mich ruhig, aber gereizt. Ich dachte, ich hör' nicht richtig. "Das ist viel zu freizügig.", fügte er hinzu und ich dachte echt, mir platzt jetzt der Kragen. "Was fällt dir ein?", giftete ich ihn an und wurde so sauer, dass sich meine Fingernägel in meine Handflächen gruben. "Es geht dich gar nichts an, was fällt dir ein, dich in meinen Kram einzumischen?" "Einer muss es ja tun.", entgegnete er eiskalt und ich wurde noch wütender. "Aber sicherlich nicht du! Mir dir will ich nichts mehr zu tun haben! Ich hab schon einen Aufpasser und der hat immerhin ein echtes Herz!" Mit meinem Gebrüll erregte ich die Aufmerksamkeit einiger Passanten, aber das war mir egal. Ich war noch nie der Typ Mensch, der mit seinen Unzufriedenheiten hinter'm Berg hält. Pierre sah mich stumm an. Ein Herz. Sein Herz. Mein Herz. Nein, das durfte nicht sein. Ich schüttelte mich kurz, löste mich von Pierres fesselndem Blick und deutete in die Bar hinein. "Verschwinde einfach.", wies ich ihn mit ruhiger Stimme an und wand mich Hiroto zu, um nach seiner Hand zu greifen. Sie fühlte sich warm an. Ganz anders als Pierre. Ohne noch ein Wort zu sagen zog ich Hiroto mit mir und entfernte mich von der Bar. Pierre blieb stumm zurück. Ich wusste nicht, ob er uns nachsah, oder wieder reinging, aber ich hatte auch keine Lust, mich jetzt umzudrehen. Wir schlenderten eine Weile durch die dunkle Stadt, als er plötzlich innehielt. "Chocola.", sagte er und stellte sich mir gegenüber. Meine Hand hielt er immer noch und jetzt griff er auch nach der zweiten. Ich ließ ihn gewähren. "Chocola, ich find' dich echt interessant", fuhr er fort, "aber was war das eben? War das dein Freund? Oder Ex-Freund oder so? Ich will jetzt nicht in etwas reinpfuschen, was noch nicht beendet ist." Ich zog beide Augenbrauen hoch und starrte ihn erstaunt an, ehe ich antwortete. "Nein, wir waren nie ein Paar." Aber was waren wir? Eine Hexe und ein Ogul, die... Ich brach den Gedanken ab. "Ich könnte nie mit ihm zusammen sein. Aber er war mal mit meiner besten Freundin zusammen. Daher kennen wir uns. Aber ich konnte ihn noch nie ausstehen.", erklärte ich und es war ja auch nicht ganz falsch. Zwar waren Vanilla und Pierre nicht wirklich zusammen gewesen, aber das war ja nicht so wichtig. Ich lächelte und Hiroto tat es mir gleich. "Achso.", fügte er noch hinzu. "Das ist schön. Ich find' dich echt hübsch und witzig. Du bist so aufgedreht. Nicht so, wie andere Mädchen." Ich lachte kurz. Er war einer der ersten die meine Art der Vanillas vorzogen. Zumindest hier in der Menschenwelt. Ich schaute gespielt verlegen zu Boden und sein Herz leuchtete pink. Aber es schien mir schon ein violetteres pink zu sein. Wir standen an einer kleinen Brücke und er drängte mich vorsichtig an das kühle Geländer. Ich lehnte mich dagegen und fröstelte leicht. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich eine Jacke vergessen hatte. Hiroto schmunzelte und zog seine dunkle Lederjacke aus, um sie mir über die Schultern zu legen. Ich musterte ihn skeptisch, war aber dankbar. Die Jacke war angenehm warm. Hiroto kam mit seinem Gesicht näher an meines heran und ich starrte nur zurück, ehe mir dämmerte, dass er mich wohl schon wieder küssen wollte. Ein leichter Anflug von Panik überkam mich und ich berührte mit meiner Hand seine Brust, als wollte ich ihn stoppen. "Nimm es mir nicht übel.", sagte ich und entwand mich ihm. "Aber das geht mir gerade zu schnell. Ich bin müde und irgendwie -" Er grinste, als er mir das Wort abschnitt. "Kein Problem.", beruhigte er mich und fragte, ob er mich nachhause bringen sollte. Ich lehnte ab und erklärte, dass ich ein Taxi nehmen würde, dass er dann rief. Kurze Zeit später war es da und ich stieg hinein. Als Hiroto mir zum Abschied zuwinkte leuchtete sein Herz violett und ich nahm es mir. Dann fuhr das Taxi davon. 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