Sugar Sugar Rune - Sechs Jahre später (wird aktuell überarbeitet) von Anastasya ================================================================================ Kapitel 17: ... Zweitens als man denkt -------------------------------------- Ich konnte es noch immer nicht glauben? Reichte es nicht, dass wir fast jeden Tag in Gebäuden saßen, die direkt nebeneinander waren? Mussten wir uns auch noch in Geschäften oder Bars begegnen? Und musste er jetzt tatsächlich noch herkommen? Zu mir? Warum? Wieso? Doch bevor ich mir noch mehr unbeantwortbare Fragen stellen konnte, öffnete Pierre den Mund. "Hi, Chocola.", sagte er und seine Stimme klang so kühl wie eh und je. Ich sammelte mich langsam wieder - beziehungsweise versuchte es - und tat, als würde ich meinen Anruf beenden. Ich erwiderte nichts. Was hatte ich ihm schon zu sagen? Ich sah nicht einmal zu ihm auf. Stattdessen hielt ich lieber nach seiner Freundin Ausschau, konnte sie aber nicht erblicken. "Weißt du... Ich wollte mich nur erkundigen, ob bei dir alles klar ist. Immerhin... Gestern..." Jetzt musste ich doch aufsehen, vermied es aber, direkt in seine eisblauen Augen zu schauen. Sollte das jetzt eine Entschuldigung werden oder was? "Es sah halt nicht so aus, als würdest du das wollen und Zivilcourage ist heutzutage ja wichtiger denn je." Ungläubig sah ich zu ihm hoch. Okay, ich konnte auch nicht glauben, dass er sich ernsthaft entschuldigen wollte, aber das? Nein, ich konnte es nicht glauben und spürte, wie die Wut in mir hoch stieg. "Wie kommst du darauf? Ich mag Hiroto sehr gerne und wüsste nicht, was dich das anginge!", erwiderte ich giftig und krauste dabei verärgert die Stirn. "Das Einzige, was ich nicht okay fand' warst du! Kannst du nicht andere Leute nerven? Wenn dir deine komische Freundin nicht reicht, dann lass doch deinen Harem wieder aufleben." Während ich sprach, versuchte ich, mich seinem durchdringenden Blick zu entziehen. Pierre war ja bekannt dafür, dass er die Mädchen damit für sich gewinnen konnte. Aber mich sicherlich nicht! Ich wollte nur, dass er mich in Ruhe ließ. Er verzog keine Miene und schwieg. Ich schwieg auch. So standen wir da einige Momente, ehe er wieder sprach. "Ich weiß ja nicht, was dein Problem ist. Aber ich weiß, dass du diesen Hiroto nicht so sehr magst. Ehrlich, das sieht man sofort." Ich ballte die Fäuste und funkelte ihn an, als auf einmal eine helle, nervtötende Stimme erklang. Sorato, seine Freundin, kam angehüpft und drückte Pierre einen Kuss auf die Wange, der immer noch zu mir herab starrte. "Pierre-Schatzi.", flötete sie fröhlich und klettete sich an seinen Arm. "Wollen wir jetzt noch in die Stadt? Du weißt doch, ich brauch' für morgen noch ein Kleid." Als Pierre nicht reagierte, sah sie mich an. "Oh, hallo.", begrüßte sie mich übertrieben freundlich und streckte mir ihre Hand entgegen. Skeptisch löste ich meinen Blick von 'Pierre-Schatzi' und schüttelte sie. "Hi.", meinte ich knapp. Mein Desinteresse schien Sorato nicht zu stören. "Ich bin Sorato. Aber du kannst mich Sora nennen. Klingt doch viel netter. Woher kennst du Pierre? Seid ihr Freunde?" Ich sah sie an. Sie war ganz hübsch, schien aber nicht sonderlich helle zu sein. Und ihre Stimme klang wirklich schrecklich. Wie konnte man das auf Dauer nur aushalten? Als wäre man mit Minnie Maus zusammen. "Chocola.", stellte ich mich vor und hielt mich genauso knapp, wie bei der Begrüßung. "Wir kennen uns durch...", begann ich und überlegte dann, was ich jetzt sagen sollte. Ja, wodurch kennen wir uns? Er ist der Prinz der Ogul, der meine beste Freundin mal manipuliert und gegen mich aufgehetzt hat. Ach, und übrigens dachte ich damals, dass ich mich eventuell in ihn verliebt hab? Nein, das war keine Option. Mein Hirn ratterte, um eine passende Antwort zu finden. "Ach, weißt du, wie man sich eben so kennt.", meinte ich dann mit möglichst unbekümmerter Miene und offenbar genügte ihr das. Nun wand sich auch Pierre zu ihr. "Hör mal, mein Schatz." Ich spürte, wie mir die Eingeweide brannten, als hätte ich Benzin und eine Kerze verschluckt. "Ich muss mit Chocola noch was besprechen. Nichts Wichtiges, geh' ruhig schon mal vor. Du könntest mein Mathe-Buch holen. Ich hab' es im Hörsaal liegen lassen." Ein mattes Lächeln huschte über seine Züge und man konnte förmlich sehen, wie Sora dahin schmolz. "Sei so lieb. Und dann kaufen wir dir ein wunderschönes Kleid." Ich sagte nichts. Am liebsten hätte ich mich einfach in Luft aufgelöst. Warum ging er denn jetzt nicht? Was wollte er noch? War nicht alles gesagt? Ich für meinen Teil war durch damit. Inzwischen war ich entschlossener denn je, Hiroto zuzusagen. Nur, um Pierre eins auszuwischen und ihm klar zu machen, wie falsch er lag. Sora drückte mich kurz und säuselte was von: "War schön dich kennenzulernen, hoffentlich sehen wir uns bald wieder.", dann eilte sie wieder davon. Als sie außer Sichtweite war, wand ich mich zu Gehen, doch Pierre hielt mich zurück. Ich konnte ein Prickeln spüren, wo seine kalte Hand meinen Arm umfasste und sah erneut zu ihm hoch; eher erstaunt als erbost. "Was?", murmelte ich und sah zu Boden und Pierre zog mich zu sich, sodass ich wieder ganz nah vor ihm stand. Der Pausenhof war mittlerweile verlassen und leer. Am Tor konnte ich nur noch wenige Schüler stehen sehen, aber Pierre zog mich mit sich, sodass wir hinter der Mauer und aus deren Sichtfeld verschwanden. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, also schwieg ich. Immerhin war auch er es, der der Meinung war, dass wir noch etwas zu besprechen hätten. Er drängte mich leicht an die kühle Mauer, als würde er mir ein Geheimnis erzählen wollen, das unter keinen Umständen ein Außenstehender erfahren durfte. Meine Verwunderung wurde immer größer. Es war ja all gemeinhin bekannt, dass Jungs komisch waren, aber das jetzt? Er sah mir tief in die Augen und ich erwiderte seinen Blick. Unwillkürlich wanderten meine Augen immer wieder zu seinem Mund. Zu den blassen Lippen, die nie zu lächeln schienen. Und dann wieder zu seinen wunderschönen eisig blauen Augen mit den langen Wimpern. Sein helles Haar umwehte in der sanften Brise sein Gesicht, aber ansonsten schien die Zeit still zu stehen. Ich wusste nicht, wie mir geschah. Ich hasse Pierre doch, oder? Langsam wurde ich mir dessen immer unsicherer. Langsam, kaum merklich, beugte er sich vor; beugte sich hinab zu mir, kam mir immer näher und näher, während ich ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)