Sugar Sugar Rune - Sechs Jahre später (wird aktuell überarbeitet) von Anastasya ================================================================================ Kapitel 18: Nicht das eigene Herz --------------------------------- Ich wusste nicht, wann ich mich das letzte Mal fühlte, wie in jenem Augenblick oder ob ich so etwas je gefühlt habe. Die Welt um uns herum schien still zu stehen und in undeutliche Schemen zu verschwimmen. Das Einzige, was ich klar sehen konnte, war Pierre. Und er war mir so nahe. Ich roch sein Parfüm, spürte seine eiskalte Haut. Seine Finger auf meinen. Mein Herz hämmerte und eine ungeahnte Wärme schien mich zu durchströmen. Ich konnte nicht klar denken. In meinem Kopf war ein Rauschen, wie bei einem Fernseher, der kein Signal bekam. Das eisige Blau seiner Augen erschien mir warm und ließ mich leicht zittern. Meine Beine spürte ich nicht mehr. Es war so unwirklich. Und dennoch geschah es. Ich konnte es mir nicht erklären. Eigentlich wollte ich es nicht, aber ich konnte mich nicht lösen. Und obwohl es doch so falsch war, fühlte es sich soo richtig an. Alles andere war vergessen. Ich sah nur ihn, der immer näher kam. Wollte ich überhaupt, was gleich geschah? Pierre war mir jetzt schon gefährlich nahe und als ich begann, mich zu winden, stockte er. Wir taten es zeitgleich. Wir beendeten diesen Moment in derselben Sekunde. Alles um mich herum, wurde immer klarer. Ich sah zu Boden und Pierre starrte an die Mauer hinter mir. So verharrten wir einige Sekunden. Ich kann nicht sagen, wie lange. Noch immer fühlte ich mich ein wenig benommen, spürte aber, wie wieder Leben in mich kehrte und ich meine Beine und Füße wieder zu spüren begann. Die Stille wich. Ich konnte entfernte Stimmen vernehmen und das Rascheln der Bäume, die sanft im Wind wiegten. Noch immer sagte von uns beiden keiner was. Dann räusperte ich mich und Pierre sagte: "Ich wollte dir nur noch sagen, dass du auf dich aufpassen solltest. Schließlich willst du doch nicht schon wieder ins Krankenhaus." Seine Stimme klang merkwürdig tonlos und er wirkte, als würde ihm gleich die Brust zerbersten. Dabei sah er ein wenig aus, als müsste er ins Krankenhaus. Ich gewann langsam meine Fassung zurück. "Ja.", hauchte ich und klang genauso tonlos wie er eben. "Ja, wie auch immer." Ich schüttelte mich und klang nun wieder normal. So, als kümmere mich Pierre nicht. Tat er auch nicht... Oder? Ich schüttelte mich erneut. "Und ich kann das auch wunderbar alleine, also erspare mir sowas wie gestern in Zukunft bitte." Ich zog ein grimmiges Gesicht und vermied es, in seine Augen zu blicken. Stattdessen stierte ich eisern auf sein Kinn. Sein Parfüm lag immer noch in der Luft und ich wedelte ihn demonstrativ fort von mir. "Musst du jetzt nicht wieder zu Sora." Das klang keineswegs wie eine Frage. Eher wie eine Aufforderung. Er nickte und wirkte wieder kühl, wie eh und je. "Ich wollte es nur erwähnt haben... Auch, wenn wir uns nie mochten. Aber es wäre doch unehrenhaft, wenn Vanilla kampflos die Königin werden würde." Dann wand er sich ab und ging. Ich starrte ihm nach. 'Auch wenn wir uns nie mochten', dieser Satz pochte in meinem Kopf und mir drehte sich der Magen um. Nie mochten? Vanilla? Da war doch gerade irgendetwas. Dass war es auch schon früher. Ich wusste nicht was, aber es war da. Vanilla hatte er doch nur manipuliert. Mit ihr hatte er nur gespielt. Oder hatte sie ihm was bedeutet? Und was sollte das eigentlich gerade? Er war doch mit der fröhlich flötenden Sora zusammen und ich würde mich nie in einen Ogul verlieben. Überhaupt verlieben... Nein, nein, nein. Ich würde wie meine Mutter werden. Eine Herzensbrecherin, die ihr eigenes nie verliert. Nein, niemals. Die Tränen wollten mir in die Augen steigen, aber ich schluckte hart und schüttelte energisch den Kopf. Schluss jetzt damit. Ein für alle Mal! Ich hatte genug! Ich musste mich auf meine Herzenjagd konzentrieren, alles andere war egal. Eilig lief ich über den menschenleeren Schulhof auf das Tor zu. Lovin wartete bestimmt schon ungeduldig. Und wenn ich jetzt als Letzte das Auto erreichte, musste ich mich wieder auf den unbequemen Mittelplatz zwischen Houx und Saule quetschen. Ich rannte fast zur Straße, ohne mich auch nur einmal umzublicken. Lovin wartete tatsächlich schon und Houx, Saule und Vanilla saßen schon in seinem Wagen. Ich riss die Tür auf, kletterte stumm über Houx und ließ mich in die Mitte plumpsen. Naja, wir fuhren eh nicht lange, da würde ich es hier schon aushalten. Lovin tadelte mich, aber ich nahm das kaum war. In meinem Kopf war immer noch alles durcheinander. Ich nickte und giftete ihn beiläufig an, dann ließ ich mich ins weiche Leder sinken. Die anderen unterhielten sich und scherzten, aber ich saß einfach nur da. Dachte an alles und nichts. Zuhause würde ich mich in mein Zimmer verkrümeln mit einer leckeren Tafel Schokolade. Vielleicht würde ich sogar Duke rauswerfen, um meine Ruhe zu haben. Sollte er sich doch mit Blanca rumärgern oder Houx und Saule vollquaken. Bei mir war er da heute an der falschen Adresse. Während Lovin mit uns nach Hause raste, schloss ich die Augen. Das war doch alles nicht wahr. Nein wirklich... Es war einfach nicht zu fassen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)