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Onna no kokoro wa neko no me

A Black Story
von

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Der Anfang vom Ende

 Es ist ein düsterer Tag inmitten England des 19. Jahrhunderts. Durch einen nebligen Wald fährt eine schwarze Kutsche. Das wiehern und traben der Pferde vernahm man bereits mehrere Meter entfernt. In der Kutsche sitzen zwei Gestalten. Diese sitzen sich gegenüber, der eine sitzt in die Fahrtrichtung gewandt und der andere dagegen. Der jüngere der beiden, welcher rechts sitzt, trägt eine Augenklappe, die sein rechtes Auge verdeckt. Er hat pechschwarzes Haar und nachtblaue Augen. Seine Kleidung ist für sein Alter, das sich um die zwölf bis dreizehn Jahre schätzen lässt, recht düster. Ihm gegenüber sitzt ein attraktiver, junger Mann um die fünfundzwanzig. Er hat rabenschwarzes Haar und rote Augen, dazu trägt er einen schwarz-weißen Anzug, der an das Arbeitsgewand eines Butlers erinnert. Der Junge macht sich nun auf den Weg in ein neues Leben. Er hat sein altes zurückgelassen und wird nie wieder dorthin zurückkehren.. „Sebastian.“, bricht der Junge nun die Stille. „Ja, junger Herr.“ „Darf ich dich etwas fragen?“ „Aber natürlich.“ „Wirst du mir denn darauf eine ehrliche Antwort geben?“ „Gewiss.“ „Nun gut.“ Der Boden unter ihnen fängt leicht an zu wackeln. „Sag, Sebastian. Was hattest du gemeint, als du auf der Dämoneninsel zu Claude sagtest, du würdest dir nicht noch einmal eine Seele entreißen lassen?“ Dem Angesprochenen entkommt bei diesen Worten ein tiefer Seufzer. „Nun, mein junger Herr, das ist eine lange Geschichte und ich weiß nicht, ob ihr sie hören wo-“, doch weiter kommt dieser nicht, da er unterbrochen wir. „Das ist ein Befehl!“ Eine Zeit lang schweigen beide, bis der Größere die unangenehme Stille bricht:

„Nun gut, es war im Jahre 1482 ….."

Und so beginnt diese Geschichte.

Heartbreak

Flashback

Es war im Jahr 1482. In ganz Europa hatte die gefürchtete schwarze Pest ihren Höhepunkt erreicht. Katherine Dorothee van Hemsworth, eine Adelige, lief durch die kalten, steinigen und grauen Flure ihres Zuhauses.  Sie trug ein schwarzes Kleid aus Seide und hatte ihre Haare hoch gesteckt. Ihr Gesicht verbarg sich hinter einem schwarzen Schleier, so konnte man ihren traurigen Gesichtsausdruck wenigstens nicht sehen, wie sie dachte. Ihr Kopf war gesenkt und ihre Schritte schwer. Als sie nach einer halben Ewigkeit, wie es sich für sie anfühlte, endlich an einem Hügel ankam, begann die Trauerzeremonie. Es war die Beerdigung ihres großen Bruders, Lucas Gabriel, der erst vor kurzem mit 21 Jahren an der schwarzen Pest erkrankte und diesen Kampf letztendlich auch verloren hatte. Es machte sie wütend, ihr Bruder hatte noch sein ganzes Leben vor sich. Er war bereits verlobt mit Eva, einer wunderschönen Frau. Eva war die Tochter eines Adeligen, der großes Ansehen genoss. Lucas war der Erstgeborene und einzige Sohn, somit war er auch der rechtmäßige Thronerbe.

 

Die Hochzeit von Lukas und Eva sollte am Samstag dieser Woche stattfinden, nämlich genau heute. Es waren bereits alle Vorkehrungen getroffen worden und die Zeit drängte, da Katherines Vater William langsam zu alt für die Herrschaft war. Sie hatte sich bereits so auf die Hochzeit gefreut und war zusammen mit Eva zu der Hof eigenen Schneiderin gegangen, um sich ein Kleid für diesen Anlass nähen zu lassen .Aber anstatt den glücklichsten Tag im Leben ihres großen Bruders und seiner zauberhaften Verlobten zu feiern…..stattdessen musste sie sich nun für immer von diesem verabschieden. ‚Wie es Eva wohl geht? Ich hoffe sie kommt mit dem Schmerz zurecht.‘, fragte sie sich. Natürlich liebte sie ihren großen Bruder, über alles auf der Welt sogar, aber sie wusste, dass Eva und Lucas sich geliebt hatten, das hatte er ihr erzählt als die Verlobung bekannt wurde. So viel Glück war sehr selten. Man heiratete ja schließlich nur aus politischen Gründen, was bei den beiden ja auch der Fall war, aber so wie der Zufall es wollte, verliebten sie sich auch. Eva war so glücklich gewesen, als sie beim Schneider ihr Hochzeitskleid zur Probe angezogen hatte, dass ihr sogar die Tränen kamen. Danach brauchten Katherine und ihre Zofe Cecilia ganze vier Stunden um diese wieder zu beruhigen. Ja, damals weinte Eva wegen der Freude, aber heute war dem bestimmt nicht so.

 

Als Katherine nun auf dem Hügel angekommen war, hatte sich bereits eine große Traube von Menschen dort versammelt. Allesamt in schwarz gekleidet. Sie gesellte sich zu ihrem Vater, Eva und ihrer Zofe. Ihre Mutter war bereits an ihrer Geburt gestorben und sie wusste, dass ihr Vater ihr die Schuld an ihrem Tod gab, auch wenn er es nie zugeben würde. Das Verhältnis zu ihrem Vater war aber schon immer ein gutes gewesen. Er war ein wirklich liebevoller Mann, auch wenn er dies nicht vor seinen Untertanen zeigte. Sie stand nun bei diesen in der ersten Reihe, die anderen Trauergäste standen um das große Grab herum verteilt. Links von Katherine war ein Chor, ebenfalls in schwarz gekleidet, zu sehen. Rechts standen die Bediensteten und hinter Katherine und ihrer Familie, Freunde und enge Vertraute ihres Bruders. Die Stimmung war ohnehin schon bedrückt, die aber durch das schlechte Wetter noch verstärkt wurde. Es waren schwarzen Wolken am Himmel zu erkennen, die die Sonne nicht durchscheinen ließen. Sie hatte bis jetzt keinen Blick zum Sarg gewagt, da sie wusste sie würde an dem Anblick ihres toten Bruders zerbrechen.

 

Der Pater begann mit der Zeremonie. Sie hörte ihm nicht zu. Ihre Gedanken waren die ganze Zeit bei ihrem Bruder gewesen, den sie so unheimlich vermisste. Sie würde ihn nie wieder sehen, ihn nie wieder in die Arme nehmen, nie wieder sein Lachen hören, das sie immer aufmunterte, nie wieder mit ihm Unfug anstellen, nie wieder glücklich sein….. Ihr Herz verkrampfte sich bei diesem Gedanken und sie bemerkte, wie ihr schwindelig wurde. Sie war aus ihrer vorherigen Trance aufgewacht und sah, wie der Pater sein Buch zuklappte und auf den Sarg deutete. Nun musste sie also von ihm verabschieden. Bei diesem Gedanken lief ihr ein Schauer über den Rücken und sie musste schlucken.

Nachdem Eva bereits einen Blick in den Sarg gewagt hatte und augenblicklich dabei war zusammen zu brechen, wobei dann auch ihr Vater den Tränen nahe war und Cecilia versuchte Eva zu beruhigen, blieb sie einfach nur starr dar. Sie hoffte inständig, dass wenn sie sich jetzt nicht verabschiedete, er wieder zurückkommen würde, aber im gleichen Moment wurde ihr bewusst, wie dumm dieser Gedanke doch war. Nun entschied sie sich doch, es zu wagen. Katherine nahm ihren ganzen Mut zusammen, atmete einmal tief ein und aus, schloss dabei die Augen und machte sich auf den Weg.

 

Als sie vor dem schwarzen Sarg ihres Bruders stand, einen kurzen Moment davor einen Blick

hineinzuwerfen , wurde sie immer langsamer und die Zeit schien für sie stehen geblieben zu sein. ‚Jetzt oder nie….‘. Sie überwindete ihre Angst und stand nur vor dem schwarzen Sarg. Was sie sah, ließ ihr Herz für einen kurzen Moment aussetzten. „Bruder..“, es war nur ein Hauchen, das ihr entkam.  Eine leichte Brise kam ihr entgegen. Der Wind wehte durch ihre Haare und riss einzelne Blätter mit sich. Sie starrte auf den bleichen, leblosen Körpers des Menschen, der ihr einst so vertraut war, den sie so geliebt hatte. Er hatte die Augen geschlossen und die Arme auf seine Brust gelegt. In den Händen hielt er ein goldenes Schwert, das mit roten und grünen Diamanten verziert war und auf seinem Kopf trug er eine ebenfalls goldene Krone, die auch mit roten und grünen Diamanten geschmückt war .Ihr Bruder war in ein schwarzes Seidengewand gekleidet.

Nun stand sie hier vor dem Sarg ihres geliebten Bruders, und auch ihre Gedanken waren wie vom Winde verweht. Sie vermochte nichts zu denken, nichts zu tun….nichts zu fühlen. Sie starrte ihn einfach nur an, ohne eine jegliche Regung im Gesicht, ohne Emotion.  Sie war erneut wie in Trance-Ihr Vater, der sich wieder beruhigt hatte, machte einen Schritt auf seine Tochter zu und legte ihr fürsorglich die Hand auf die Schulter. Bei ihr war nun wie ein Schalter umgelegt, denn auf einmal holte sie die Realität wieder ein und nu realisierte sie auch, was vor sich ging. „Nein!“, begann sie zu schreien, wobei die Trauergäste zusammenzuckten. „Neeeeein!“, ihr kamen die Tränen. Sie beugte sich über den Sarg und legte unmittelbar darauf ihren Kopf auf den Körper ihres Bruders. „Katherine, er ist tot. Er wird nicht wiederkommen.“ „ Nein,nein,nein! Er ist nicht tot, Vater!! Er darf nicht tot sein!“, dabei ballte sie ihre Hände zu Fäusten und schlug abwechselnd mit diesen auf die Leiche ein. „Katherine..“, es schmerzte ihren Vater unheimlich seine Tochter so zu sehen. „Du glaubst mir nicht..“, flüsterte sie so leise, dass nur er es hören konnte. „…“, er wusste einfach nicht, was er darauf antworten sollte. Völlig verzweifelt hob sie ihren Kopf an und schaute ihrem Bruder für einen Moment ins Gesicht. Dann rüttelte sie mit ihren Armen an dessen Schulter: „Wach auf! Du sollst aufwachen, hörst du !“, schrie sie so laut sie konnte. Da sie noch immer weinte, fielen einzelne Tränen auf das Gesicht des Toten herab.

Bei dem Anblick, der sich Eva bot, begann diese erneut zusammenzubrechen, worauf sogleich ein paar Anwesende dieser aufhalfen und ihr Luft zu fächerten. „Katherine, hör auf bitte. Du machst es nur noch schlimme. Ich weiß, du hast ihn über alles geliebt, aber er wird nicht wiederkommen, nie mehr.“, machte der König Katherine klar. Doch sie wollte noch immer nicht aufhören und schrie weiter. Noch immer rüttelte sie an dessen Schulter, doch nichts passierte. Der Mann im Sarg zeigte keinerlei Reaktionen. Ihre Stimmer war inzwischen heiser geworden und ein paar mutige Mänenr überwanden sich und rissen die verzweifelnde Prinzessin von dem Sarg weg. „Miss Katherine, bitte hören sie auf!“, wollten diese sie zur Vernunft bringen.  Sie hatten sie bereits gut zwei Meter von dem Grab trennen könne, da schaffte diese es sich von den Mänenrn loszureißen und lief erneut zum Grab. „Nein!“ „Miss Katherine!“, doch es half alles nichts. ‚Bitte helft mir doch, irgendwer. Macht, dass dieser Alptraum ein Ende hat! Ich würde Alles dafür tun, wirklich Alles.‘, bettelte sie inständig in ihrem Kopf um Hilfe. Doch Katherine merkte nur noch, wie ihr schwindelig und schwarz vor Augen wurde.

Contract

Katherines Sicht

Ich öffne meine Augen. Um mich herum ist alles schwarz. Innerlich fühle ich mich leer, wie auch hier in dieser schwarzen Unendlichkeit, diesem schwarzen Loch. Nun verstehe ich..Ich befinde mich in völliger Dunkelheit. Dennoch kann ich etwas sehen, seltsam. Ich bin nur mit einem roten Tuch bedekt und scheine zu schweben. Ich lasse mich immer weiter nach unten treiben, ich gleite fast schon. Plötzlich tauchen tausende schwarze Federn auf und scheinen auf mich herab zu regnen. Ich vernehme nun eine dunkle Stimme. Ich folge der Quelle dieser und sehe eine pechschwarze Krähe, die mich bedrohlich anstarrt.

Plötzlich hallen mir die Worte von vorhin im Kopf:

„Bitte helft mir doch, irgendwer. Macht, dass dieser Alptraum ein Ende hat! Ich würde ALLES dafür tun, wirklich ALLES.“

„Würdest du wirklich alles dafür tun?“, höre ich eine Stimme zu mir sprechen.

„Wer bist du? Und was willst du und wo zum Teufel bin ich hier?“

„Weißt du das denn nicht? Du hast mich schließlich gerufen.“, die Stimme klingt gewissermaßen amüsiert.

„Wenn ich dich gerufen hätte, würde ich das ja wohl wissen.“

„Oh, du hast mich gerufen. Aus den Tiefen deiner Seele, Katherine.“

„Was? Woher kennst du meinen Namen?“

„Dies ist aber nicht der Grund deines Daseins, oder?“, anstatt mir zu antworten, stellt er eine Gegenfrage.

„Nein.“

„Du weißt, wer oder vielmehr was ich bin. Höre auf deine innere Stimme.“

„D-du bist ein ..Dämon..“

„Ja.“

„Und was willst du..von mir?“

„Ich denke diese Frage lässt sich von alleine beantworten, nicht? Viel wichtiger ist jedoch, was du von mir willst. Also warum hast du mich gerufen?“

„Weißt du das denn nicht?“

„Nein.“

„Ich brauche deine Hilfe.“

„Du möchtest also, dass ich dir zur Seite stehe und dich selbstverständlich beschütze.“

„Ja, mit deinem Leben.“

„Mit meinem Leben . Nun gut, ich werde deinen Anweisungen folgen.“

„Schließen wir also den Vertrag?“

„Ja. Ich erwarte aber eine Gegenleistung.“

„Und die wäre?“

„Ich will….Deine Seele.“, er wartet einen gespannten Moment ab, ehe er die letzten Worte geradezu in die Länge zieht. Ich habe diese Gegenleistung zwar bereits erwartet, aber innerlich hatte ich doch gehofft, dass  diese nicht von mir verlangt wird.

 

Ich merke, wie ich die Fassung verliere, hoffe aber inständig, dass er dies nicht bemerkt, so antworte ich ihm selbstsicher:

„Gut, du kannst sie haben.“

„Hat man sich einmal vom Glauben abgewandt, ist einem der Zutritt zum Reich Gottes auf ewig versagt.“, doch anstatt mir darauf eine Antwort zu geben, scheint es mir, als weiche er aus. Hat er meine Unsicherheit vielleicht doch bemerkt?

„Das weiß ich.“

„Ich frage dich nochmals. Ist es dein Wille? Begehrst du diesen Vertrag?“

„Ja.“

„Nun so sei es.“ 

 

Eine Weile lang ist es totenstill. Dann beginnt der Dämon das Wort zu ergreifen.

 

„Noch eine Frage, Herrin. Wie lautet mein Name?“

„Sebastian Michaelis, so lautet dein Name vom heutigen Tage an.“

„Ja, meine Herrin.“

Awakening

Katherines Sicht

Ich öffne meine Augen. „Was, wo bin ich hier?“, meine Stimme klingt zerbrechlich und ist am zittern. „Beruhigen sie sich, meine Herrin.“, höre ich eine dunkle, beruhigende Stimme in der Nähe meines Bettes sagen. Ich sehe verschwommen. Ich kann lediglich einzelne Konturen der Person erkennen. „Was? Wer sind Sie und was suchen Sie in meinem Schlafgemach!?“ Darauf vernehme ich ein Seufzen meines Gegenübers, bevor er dann antwortet: „Ihr macht es einem wirklich nicht leicht, Miss Katherine.“ Nun erkenne ich sie, diese Stimme. Es ist die des Dämons. „Sebastian?“ „Ja.“ Ich setze mich nun aufrecht hin und blicke zum ersten Mal in das Gesicht des Teufels. Was ich sehe, erschreckt mich zu tiefst. Keine Hörner, keine rote Haut….Nur ein wirklich gut aussehender junger Mann um die fünfundzwanzig mit rabenschwarzem Haar und roten Augen steht nun hier vor mir, in meinem Schlafgemahl, während ich nur in einem Nachthemd bekleidet bin, wie mir gerade auffällt. Mir schießt sofort die Röte ins Gesicht, die meine vornehme Blässe entweichen lässt. Er sieht mich mitfühlend an. Aber ob dies gespielt ist oder nicht, lässt sich nicht sagen.

 

Er ist nunmal ein Teufel, ich sollte mich vor ihm in Acht geben. Aber andererseits sieht er so…. ‚Nein Katherine!‘, befehle ich mir. „Sagt mir, Sebastian. Wie seid ihr hier hergekommen?“ „Nun, my Lady. Ich habe mich als Gast der Familie van Hemsworth Zutritt verschafft.“ Ich bin sichtlich beeindruckt und vor lauter Staunen, fällt mir meine Kinnlade fast runter, was zugegebenermaßen ganz und gar nicht Lady-like ist. „Und die Wachen, sie haben euch geglaubt?“ „Ihr müsst wissen, junge Herrin. Ich spiele meine Rollen sehr gut. Ihr solltet euren Mund nicht derartig weit öffnen, das ziemt sich einer Dame wie ihr es seid nicht.“ Bei seinen Worten schließe ich sofort meinen Mund und merke, dass ich noch roter werde. Ich muss schrecklich aussehen.. „Wenn ihr mich nun entschuldigt, aber ich werde von eurem Vater erwartet. Eure Zofe Cecilia wird jeden Augenblick eintreffen und euch dann in den großen Saal geleiten.“ ‚In den großen Saal? Warum?‘, stellt sich mir die Frage. Ich nicke Sebastian um ihm zu verstehen zu geben, dass ich einverstanden bin und schon macht er sich auf den Weg zu meinem Vater, eher er vor der Tür noch einen letzten Blick auf mich wirft. Oh herrje…. Wie hätte ich denn wissen sollen, dass er so gut aussieht? ‚Jetzt fang nicht schon wieder damit an!‘, meldet sich nun meine innere Stimme. Ich habe mir Sebastian so ganz anders vorgestellt.. nicht so..perfekt.

Klopf,klopf.

„Ja,herein.“

„Lady Katherine.“

„Oh,Cecilia.“

„Ich soll euch in eure Abendrobe helfen und euch zum großen Saal geleiten.“

Moonlight

K. Dorothees Sicht

Ich sitze nun schon seit geschätzten zwei Stunden an diesem Tisch und warte sehnlichst auf den 3. Gang. Sebastian, der links neben mir sitzt, scheint ebenfalls gelangweilt zu sein, wer hätte das gedacht? Mein Vater sitzt rechts von mir am Ende des Tisches. Er unterhält sich aufgeregt mit Sir Hambolt, einem Grafen. Sir Hambolt sitzt Sebastian gegenüber und mustert diesen mit einschätzenden Blicken. Neben Hambolt sitzt sein Sohn, Arthur Hambolt, der mich schon die ganze Zeit ansieht. Ich frage mich ernsthaft warum. Warum in alles in der Welt musste ausgerechnet“ Sir  Hammerblöd“ mit seinem arroganten Idiot von einem Sohn kommen, warum? Also ehrlich, wenn ich dieses Essen heil überstehe, dann geschieht nochmal ein Wunder.

Allmählich gehen mir die Gäste auf die Nerven und nicht nur die beiden „Blödboltzen von Hambolts“…. Diese ganzen adeligen Grafen, mit ihren abwertenden Blicken und ihrem hochnäsigen Getue.  Ich hoffe einfach nur diesen Abend zu überstehen.

„Miss Dorthee-Katherine?“, reißt mich Sir Hambolt aus meinen Gedanken.

„Ja, Sir Hambolt?“ Was will er denn nun schon wieder?

„Lord Hamsworth? Ich denke es ist Zeit, die freudige Nachricht zu verkünden.“ Freudige Nachricht, was meint er denn damit?

„Ja, da haben sie Recht.“, meldet sich nun mein Vater. Er erhebt sich aus seinem Thron, nimmt ein Glas und schlägt leicht mit dem Messer dagegen:

„Meine Damen und Herren. Ich bitte sie um Ihre Aufmerksamkeit.“ Nun ist endlich Stille eingekehrt und ich muss mir das dumme Gequatsche der Gäste nicht mehr anhören. Ich nehme einen Schluck Wasser und mache mich nun auf das Kommende gefasst.

„Ich, Lord Hemsworth, möchte hiermit die Verlobung Sir Arthur Hambolts, Sohn des Grafen Robert Hambolt, mit meiner Tochter Katherine Dorothee van Hemsworth verkünden.“

Was!? D-das kann nicht sein! Vor lauter Schreck verschlucke ich mich an meinem Wasser, sodass ein paar Bedienstete zu mir eilen, um mir auf den Rücken zu klopfen.

„W-was? Vater, das ist nicht euer-“, doch ehe ich zu Wort kommen kann, kommen mir die anderen Gäste zuvor:

„Das ist ja wunderbar!“, „Welch eine freudige Nachricht!“ und „Eine ganz tolle Wahl!“.

Oh nein, ich glaub das gerade nicht. Das kann doch nicht wahr sein. Ich wusste zwar, dass der Tag kommen würde, an dem meine Verlobung bekannt gegeben wird aber ausgerechnet Arthur? Mir wäre wirklich jeder andere lieber gewesen. Ganz ehrlich, ich kann diesen Mann einfach nicht ausstehen. Er ist gerade mal so alt wie ich und verhält sich wie eine Heiligkeit, scheucht seine Bediensteten herum und behandelt andere Menschen mies…

Ich sehe völlig fassungslos von meinem Lächelnden Vater zu den beiden Hambolts, wobei mich Arthur mit einem gehässigen Gesichtsausdruck ansieht, der nichts Gutes verheißt.  Was soll ich jetzt bloß machen? Am liebsten würde ich schreiend davon rennen. Sebastian scheint meine missliche Lage wohl bemerkt zu haben, denn er flüstert mir zu:

„Miss Dorothee, ich werde sie aus dieser Lage retten.“  Ich nicke ihm als Bestätigung zu. Na dann bin ich ja mal gespannt.

Sebastian erhebt sich und sieht meinen Vater direkt an:

„Entschuldigen sie mich, Lord Hemsworth. Aber der Gemütszustand eurer Tochter missfällt mir. Dürfte ich Miss Dorothee zu dem dafür verantwortlichen Arzt geleiten? Ich denke sie hat sich noch immer nicht ganz erholt, falls euer Erhaben versteht.“, kam es sachlich von dem Dämon, der sich kurz vor meinem Vater verbeugte.

„Oh, aber natürlich. Miss Dorothee, Liebchen, geht es dir noch immer nicht besser.“

„Ja, Vater. Versteht doch ich-“

„Nun denn, ich kann von einem Gast nicht verlangen meine Tochter zu geleiten, aber ich sehe, dass es euch äußerst ernst mit der Sache ist, so sei es drum.“

„Danke, Lord Hemsworth“, verbeugt sich noch einmal Sebastian, wobei sein Gesicht mit einem teuflischen Grinsen geschmückt ist.

 

Nachdem mich Sebastian aus dieser misslichen Lage befreit hat, bin ich ihm unendlich dankbar. Wir begeben uns gerade in den Trakt, in welchem sich mein Zimmer befindet. Ich hatte vorhin, als wir aus dem Speisesaal kamen darauf bestanden, alleine zu gehen, aber er wollte mich unbedingt geleiten.

Auf dem Weg hat keiner von uns etwas gesagt. Es ist eine angenehme Stille, wie ich zugeben muss. Um ehrlich zu sein ist es mir auch lieber nicht zu sagen, nachdem ich mich erstmal mit dem Gedanken, Arthur zu heiraten anfreunden muss.

Der Gang ist so dunkel, sodass man kaum etwas erkennen kann. An den grauen Steinwänden hängen fackeln, die es einem wenigstens ermöglichen, einen ungefähren Weg zu erkennen. Ab und an kommen Sebastian und ich an Fensterbögen vorbei, durch die man den hellen Vollmond scheinen sehen kann. Er leuchtet unglaublich hell heute Nacht und das Licht erstrahlt die kalten Flure.

Ich bleibe kurz stehen und blicke aus dem Fenster, Sebastian tut dies mir gleich. „Miss Dorothee? Es ist bereits spät, ihr solltet-“, doch ich winke ihm mit einem Zeichen ab. Ich stehe einfach nur vor dem Fenster und möchte den riesigen, hell leuchtenden Mond betrachten, der hinter dem Friedhofshügel zum Vorschein kommt und sich über eine gewaltige Strecke ausbreitet. ‚Wunderschön…‘, schießt es mir durch den Kopf.

Ich bin mal wieder so in meine Gedanken vertieft, dass ich das Seufzen meines treuen Begleiters beinahe überhöre. „Bitte, Miss Dorothee.“ „Ja, ich komme sofort.“ Sebastian geht weiter und ich setze bereits zum Laufen an. Jedoch werfe ich einen letzten Blick auf den Mond.

Doch was ist das? Ich erkenne einen Schatten. Es scheint sich um eine Frau zu handeln. Für einen kurzen Augenblick bleibe ich stehen. Sie ist schwer zu erkennen, da die Entfernung recht groß ist. Sie steht auf dem Friedhof und streckt ihre Arme dem Himmel und dem Mond entgegen. Sie hat unglaublich langes, fast weißes Haar, wie es scheint. Aber ich meine mich zu irren, denn dieser Effekt lässt sich auf das leuchten des Mondes zurückführen. Ihre Haut ist schneeweiß, ja sogar noch weißer als die meine. Doch ehe ich mehr von ihrer Gestalt wahrnehmen kann, bleibt Sebastian stehen: „Miss?“ „Oh, entschuldigt Sebastian, I- ich war nur-" Ich drehe mich erneut zum Fenster um und will auf die seltsame Gestalt deuten, doch diese ist urplötzlich verschwunden. ‚Was?‘

Nachdem mich Sebastian zu meinem Zimmer geleitet hat, bin ich auch sogleich zu Bett gegangen. Mir kommen unheimlich viele Gedanken. Bei all den ganzen Annehmlichkeiten wie meiner Verlobung mit Arthur, habe ich kaum Zeit gehabt einen Gedanken über meinen Bruder zu fassen. Wie es Eva wohl geht? Eva, die eigentliche Verlobte meines verstorbenen Bruders, war zwar heute Abend bei den Speisen anwesend, dennoch machte sie auf mich einen seltsamen Eindruck. Sie war so still und nachdenklich… Natürlich war sie keines guten Gemütes, was wegen des Todes meines Bruders völlig verständlich ist. Aber … irgendetwas war so anders an ihr. Sie wirkte so verändert.

Doch ich bin zu müde, um mir weiterhin Gedanken darum zu machen. So falle ich in einen tiefen Schlaf.

Encounter

Dorothee‘s Sicht

Nachdem ich aufwache, mache ich mich sofort auf die Suche nach meinem Vater. Ich muss mit ihm noch einmal über meine Verlobung mit Arthur sprechen, vielleicht kann ich sie ja wenigstens hinauszögern. Auf dem Weg dorthin begegne ich meiner bester Freundin und Zofin Cecilia, die mich nett begrüßt:

„Miss Dorothee -“

 

„Cecilia, nenn mich doch bitte einfach Dorothee. Wir kennen uns doch schon seit 5 Jahren.“

 

„J-ja Dorothee. Ich soll euch die Nachricht überbringen, dass euer Vater mit eurem Gast Sir Michaelis nach Homston zu den Hambolts gefahren ist. Sie werden vermutlich dort eine Nacht verweilen und erst morgen zu spätem Abend wieder zurückkehren.“

 

„Verstehe. War das alles?“

 

„Ja.“

 

„Nun gut. Ich werde mich nun auf den Weg in den kleinen Speisesaal begeben, möchtest du mich begleiten?“

 

„Oh, Dorothee. Ich habe leider noch ein paar Aufgaben zu erledigen, aber dennoch wünsche ich euch ein gelungenes Mahl.“

 

„Danke, Cecilia. Viel Glück.“, mit diesen Worten drehe ich ihr den Rücken zu und mache mich auf den Weg in den Speisesaal, wobei die letzten Worte die ich vernehme von Cecilia sind: „Dorothee, ihr wartet! Ihr habt noch euer Schlafgewand an!“

 

Nachdem ich gegessen und mich angezogen habe, beschließe ich zum örtlichen Friedhof zu gehen, um einerseits das Grab meiner Mutter und meines Bruders zu besuchen und andererseits nach der Frau, die ich gestern Abend gesehen habe, Ausschau zu halten. Sie geht mir schon den ganzen Tag über nicht mehr aus dem Kopf, was hat es bloß mit ihr auf sich? Sie sah so anders aus, als ich sie gestern sah. Ihr Haar schimmerte weiß im Mondlicht, so als wäre sie nicht aus dieser Welt…

Als ich am Friedhof ankomme, herrscht dichter Nebel. Ich kann geradeso meine Füße erkennen. Es dauert eine Weile, bis ich das Grab meiner Mutter und das meines Bruders finde. Es steht auf einem kleinen Hügel unter einer großen

alten Eiche. Ich habe dort früher immmer mit meinem Bruder fangen gespielt, wenn wir das Grab meiner Mutter besucht haben. Mein Vater hatte uns immer ermahnt, wir sollen den Toten ‚Die letzte Ruhe gewähren‘, aber Lucas und ich waren noch zu klein gewesen, um wirklich zu verstehen. Wer hätte je gedacht, dass dieser Platz auch einmal Lucas Grab sein würde? Seine letzte Ruhestätte?

Als ich endlich dort angekommen bin, zupfe ich vom naheliegenden Strauch Blumen ab und lege diese sorgfältig auf beide Gräber. Ich bleibe dort eine ganze Weile stehen, bis ich plötzlich in meiner Nähe eine Präsenz spüre.

Ich drehe mich augenblicklich um. Aber da ist niemand. Nur der dichte Nebel, der mich umgibt.

 

„Hallo.“, vernehme ich hinter mir eine Stimme.

 

Ich wende mich der Stimme zu und erkenne einen Schatten. Da der Nebel so dicht ist, dauert es eine Weile, bis ich erkenne, dass ein Junge vor mir steht. Er hat weiße Haare und graue Augen, in denen ich mich völlig zu verlieren scheine. Er ist noch sehr jung, so um die 19 Jahre. ‚Könnte ein Mann für Cecilia sein‘, geht es mir durch den Kopf. Sein Blick ist traurig und seine schwarze Kleidung lässt ihn noch blasser erscheinen.

 

„Hallo?“, gebe ich skeptisch zur Antwort.

 

„Es tut mir leid, falls ich euch erschreckt habe.“

 

„Nein, nein das habt ihr nicht.“, winke ich ab. Von ihm kommt nur ein kurzes Nicken.

 

„Dürfte ich erfahren, wer ihr seid und was ihr hier zu suchen habt? Ihr scheint nicht von hier zu sein.“

 

„Ich bin Melioth. Und auf der Durchreise. Und wer seid ihr, wenn ich fragen darf?“

 

Melioth, was ein seltsamer Name. Sein Name erscheint mir fast so suspekt, wie seine Selbst. ‚Jemand der auf der Durchreise ist, besucht doch keine Friedhöfe….‘, denke ich mir. Ich sollte ihm bezüglich Vorsicht walten lassen.

 

„K-… ich bin Dina.“  Da ich nicht weiß, ob ich ihm vertrauen kann, muss ich meine Identität geheim halten. Wenn er herausfindet, dass ich eine Adelige bin, könnte mich das in Schwierigkeiten bringen  und das jetzt erst recht, da Sebastian erst morgen Abend zurückkehrt.

 

„Dina, ein sehr schöner Name. Sagt Dina, wisst ihr, was euer Name für eine Bedeutung hat?“

‚Was für eine Bedeutung?‘, das war der erstbeste Name, der mir einfiel. Was soll er schon für eine Bedeutung haben? Doch anstatt mich antworten zu lassen, fährt Melioth fort:

 

„Als die Welt erschaffen wurde, lehrte Dina die Menschen 70 verschiedene Sprachen. Dieser leitende und lehrende Engel ermuntert die Menschen dazu, nach Weisheit, Wissen und nach der Liebe zum Lernen zu streben.“

 

„Ihr interessiert euch für die Erzählungen der Engel?“

 

„Nun ja, so kann man es auch ausdrücken.“, gibt Melioth als Antwort, wobei er seinen Kopf senkt und ihm ein Lächeln entfährt.

 

„Nun, Melioth, sag doch bitte ‚du‘ zu mir.“, biete ich Melioth an, worauf er erneut nickt.

 

„Komm, ich zeig dir was.“, mache ich ihm den Vorschlag, nehme ihn an die Hand und ziehe ihn mit mir.

 

 

Es ist nun schon späte Nacht und Melioth und ich sitzen noch immer auf dem kleinen Friedhofshügel und beobachten die Sterne. Wir haben den ganzen Tag auf dem Friedhof verbracht, da es für mich zu riskant war, mit ihm das nahe liegende Dorf zu besuchen, sonst wäre ich noch erkannt worden. Melioth ist wirklich nett und es ist schön, sich mal mit jemandem normal unterhalten zu können ohne dieses ganze ‚Adels-Getue. ‚Er weiß nicht wer ich bin und das soll auch so bleiben.‘

„Die Sterne sind heute Nacht wirklich wunderschön.“, schwärme ich so vor mich hin.

 

„Das sind sie doch immer.“

 

„Ich frage mich manchmal, wie es wäre fliegen zu können.“

 

„Ich glaube nicht, dass du dich mit einem solchen Thema befassen solltest.“, meldet sich nun Melioth zu Wort.

 

„Es gibt sicherlich einen Grund, weshalb Menschen keine Flügel haben und deshalb auch nicht fliegen können.“, gibt er nun zu bedenken.

 

„Du hast wahrscheinlich Recht aber…schön wäre es trotzdem.“

 

 

Eine Weile lang herrscht Stille, doch dann ergreift er das Wort und bricht das Schweigen:

 

„Dina?“

 

„Ja?“

 

„Es ist schon spät, ich glaube du solltest zu Bett gehen.“

 

„Ja, du hast recht.“

 

Er steht auf, putzt sich den Dreck von seiner schwarzen Hose und reicht mir seine Hand, die ich entgegennehme.

 

„Komm, ich geleite dich nach Hause.“, macht er mir das Angebot mit einem schüchternen Lächeln auf dem Gesicht.

 

Aber ich weiß, dass er mich nicht nach Hause bringen kann, denn dann würde er erfahren, dass ich gar nicht Dina bin, sondern Katherine Dorothee van Hemsworth, die rechtmäßige Thronerbin dieses Gebietes und das darf nicht passieren! Er behandelt mich so anders, als alle anderen. Er sieht mich wie ein ganz normales Mädchen und ich weiß, dass es riskant ist, sich mit einem völlig fremden zu treffen, aber er ist wie kein anderer Junge, den ich kenne. Mir entfährt ein Seufzer. Wäre doch nur Arthur auch so schüchtern und intelligent wie Melioth. Es ist echt unglaublich faszinierend, was Melioth alles weiß. Er ist so nett zu mir und bringt mich zum Lachen, was seit langem kein Mann mehr geschafft hat. Daran kommt selbst Sebastian nicht heran, wie ich zu gestehen muss.

 

„Melioth, ich möchte dir danken, für alles, aber ich gehe lieber allein.“

 

„Es gibt nichts, wofür du mir danken musst. Das ist zwar schade, aber ich akzeptiere deine Entscheidung. Vielleicht treffen wir uns ja wieder? Bis dahin viel Glück, Dina“, kommt es von ihm, ehe er mir den Rücken zudreht und zum Gehen ansetzt.

 

„W-warte. Melioth, warte bitte.“, ich greife seine Hand und bringe ihn so zum Anhalten. Er dreht sich zu mir um und schaut mich erwartungsvoll an. Seine Augen blicken noch immer so traurig drein.

 

„Wie…wie wäre es, wenn wir uns morgen Abend hier erneut treffen würden? Bei Einbruch der Dunkelheit.“

 

„Es wäre mir eine Freude.“, grinst er mich an.

 

„Also dann, Dina. Bis morgen Abend dann, mach‘s gut.“, dreht er sich zum Gehen um.

 

Er läuft den Hügel runter und erst, als auch der letzte Umriss von ihm verschwunden ist, begebe ich mich auf den Weg nach Hause.

Howl

Dorothee’s Sicht

Am nächsten Tag mache ich mich abends sofort auf den Weg zum Friedhof. Ich kann es kaum erwarten, Melioth wieder zu sehen. Ich habe gestern leider nichts mehr über die mysteriöse Frau herausgefunden. Ich denke ich werde Melioth heute Abend von ihr erzählen, vielleicht kann er mir ja weiterhelfen, auch wenn ich nicht weiß  wie.

 

Als ich endlich am Hügel ankomme, wartet Melioth bereits auf mich. Wir unterhalten uns den ganzen Abend lang über alles Mögliche. 

Er erzählt mir gerade eine wirklich lustige Geschichte, die er erlebt hat:

(Lachen)Da hast du wirklich recht, so etwas passiert mir auch immer.“

(Lachen)Oh echt?“

 

Sein Lachen ist echt unglaublich  und Melioth und ich scheinen einfach auf der gleichen Wellenlänge zu sein. Ich kenne ihn zwar kaum, aber es scheint mir so, als würde uns etwas verbinden. Auch wenn es seltsam klingt, aber wenn ich in seiner Nähe bin, dann kann ich einfach alles um mich herum vergessen. Natürlich ist er nicht mit Sebastian zu vergleichen, darüber bin ich mir im Klaren, aber allein schon der Gedanke, dass Sebastian und Ich…. ‘Nein, da ist Blödsinn!‘, ermahne ich mich. Sebastian ist ein Dämon und einzig und alleine für meinen Schutz verantwortlich, außerdem ist er nur nach meiner Seele aus. Was sollte er schon von einem Mädchen wie mir wollen?

„Ehm…weißt du Melioth. Ich bin echt froh dich kennengelernt zu haben.“

„Oh, danke. Ich bin auch sehr erfreut darüber, Bekanntschaft mit dir gemacht zu haben.“

Ich nehme nun meinen Mut zusammen und versuche ihm von der geheimnisvollen Frau zu erzählen. Ich hoffe er hält mich nicht für verrückt und lacht mich aus.

„Du…Melioth,  ich muss dir was sagen. Also vorgestern habe ich-“

Doch plötzlich steht Melioth auf.

„Melioth?“

„Ich muss gehen.“, kommt es nun sachlich von ihm, wobei er mir den Rücken kehrt und schlagartig verschwindet.

 

‚Was war das denn? Das ist doch so gar nicht seine Art.Habe ich etwas falsch gemacht?‘

Eine Weile lang sitze ich einfach nur da und bin noch immer fassungslos.

„Miss Dorothee?“, vernehme ich eine Stimme hinter mir.

Ich drehe mich um und sehe Sebastian vor mir stehen.

„S-sebastian!“, ich bin völlig überwältig von Melioths Verschwinden und Sebastians plötzlichem Auftritt, dass ich gar nicht weiß, wie mir geschieht.

„Miss Dorothee. Wo ward Ihr? Die Bediensteten haben euch überall gesucht.“

Ich weiß nicht warum, aber ich bin plötzlich unglaublich wütend.

„Die Frage ist wohl eher, wo du warst! Ich wache gestern auf und auf einmal bist du verschwunden! Was denkst du dir eigentlich, mich hier so allein zu lassen!?“, Sebastian scheint so überwältigt von meinem plötzlichen Wutanfall zu sein, dass er seine Augen erschrocken aufreißt.

„Oh, entschuldige, Sebastian.“, sage ich nun in einer milden Stimme und einem etwas leiseren Tonfall.

„Nein, Miss. Ihr behaltet Recht. Ich hätte euch vorher bescheid geben müssen .Doch erlaubt mir euch von meiner Reise zu berichten.“, verbeugt sich nun der Dämon vor mir.

„Ich habe bemerkt, dass euch die Verlobung mit Sir Arthur Hambolt missfällt, weshalb ich ein paar Vorkehrungen getroffen habe.“

‚Vorkehrungen, was für Vorkehrungen?‘, geht es mir durch den Kopf.

Es ist als könne er Gedanken lesen, denn er antwortet mir:

„Spezielle Vorkehrungen, die eure Verlobung mit Sir Arthur verschiebt.“

 

Nachdem Sebastian mir alles von seiner Reise berichtet hat, entscheide ich mich dazu, erstmal Cecilia aufzusuchen:

„Also Dorothee. Erzähl, was ist da eigentlich zwischen dir und Sir Sebastian? Und wer war eigentlich dieser mysteriöse Junge, mit dem du dich jetzt schon seit 2 Tagen triffst?“

„Ach weißt du, das ist ziemlich kompliziert. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll….“

„Jetzt komm schon, ich bin doch deine beste Freundin.“

„Ach echt? Aber trotzdem hast du mich vor kurzem noch mit Miss angesprochen. Warum bist du eigentlich immer so schüchtern vor allen anderen außer mir? Wenn wir alleine sind bist du doch auch nicht so.“

„D-dorothee…..vielleicht ein andermal, in Ordnung?“

„Jaja, schon gut. Aber sag mal, woher weißt du eigentlich von meinen Treffen mit Melioth?“

„Melioth heißt er also..“

„Cecilia!“

„Schon gut, Dorothee. Es ist nur, man hat sich Sorgen um dich gemacht und wollte wissen, wo du dich den ganzen Tag lang rumtreibst, da ja dein Vater nicht anwesend war..“

„Verstehe. Also, was willst du wissen?“

„Um ehrlich zu sein:Einfach alles.“

Nachdem ich Cecilia also von Sebastian und Melioth berichtet habe, ist es inzwischen Nacht geworden:

„Und was machst du jetzt wegen den beiden? Ich meine du scheinst diesen Melioth ja sehr zu mögen, aber wenn ich ehrlich sein darf..du kennst ihn ja nichtmal und außerdem ist Sebastian wirklich sehr bemüht um dich, wie es scheint.“

„Ach Cecilia, ich weiß doch auch nicht..Ich meine Sebastian ist sagenhaft und wirklich ein Mann mit Klasse aber..“

„Aber?“

„Weißt du ich-“

Doch bevor ich meinen Satz beenden kann, vernehmen wir von draußen ein Heulen.

„Was war denn das!?“, erschrocken fährt Cecilia auf.

„Mh..das klingt nach einem Wolf.Das Geräusch scheint von dem Friedhof zu kommen.Komm, lass uns mal nachsehen.“, sogleich erhebe ich mich und möchte mich auf den Weg dorthin begeben, wobei ich von Cecilia festgehalten werde.

„N-nein…Dorothee..b-bitte nicht,..ich habe..A-angst.“

„Cecilia, mir passiert schon nichts, ich passe ja auf.“

Ich wende mich also nun wieder zum Gehen, aber erneut packt mich Cecilia am Arm, diesmal mit einem festeren Griff.

„Nein!Dorothee, du gehst nirgendwo hin. Das ist viel zu gefährlich, was, wenn dir etwas passiert!?“

‚Ich wusste gar nicht, dass Cecilia so laut sein kann, normalerweise ist sie doch immer so zurückhaltend und ruhig.‘

„Cecilia.“, entgeht es mir völlig erschrocken.

 

„Alles in Ordnung?Ich habe auf dem Gang laute Stimmen vernommen und wollte mich nur erkundigen, ob bei den Damen alles in bester Ordnung ist.“, höre ich eine fremde Stimme aus der Nähe meiner Zimmertür.

Cecilia und ich stehen völlig regungslos da. SIe hält noch immr meine Hand fest un erst jetzt erkenne ich die Stimme wieder.„Ja, alles in bester Ordnung, Sebastian.“, gebe ich ihm nun zur Antwort, doch er scheint nicht ganz überzeugt zu sein, weshalb er noch einmal nachfragt:„Seid Ihr sicher?“ Ich sehe nun Cecilia bittend an und hoffe inständig, dass sie Sebastian nichts erzählt.„Ja .Miss Dorothee und ich haben nur über ihre Kleiderauswahl für den diesjährigen Ball diskutiert. Und da ich der Ansicht bin, dass ihr rot weitaus besser steht als lila und sie dies nicht so sieht, ist unsere Conversation etwas lauter geworden, bitte entschuldigt Sir Michaelis.“ ‚Das hat sie aber gut hinbekommen.‘

„Nun, es gibt nichts, wofür sich die Damen entschuldigen müssen. Und wegen des Kleides: Ich denke Miss Dorothee braucht sich der Farbe wegen keinerlei Sorgen zu machen, Ihr würde sicherlich jede Farbe schmeicheln.“, bei Sebastians Worten fange ich augenblicklich wieder an rot zu werden. ‚Nein, nicht schon wieder!‘

„Eh…Ja, das sehe ich auch so.“, antwortet Cecilia nun.

„Wenn die Damen mich entschuldigen“, sind Sebastian letzte Worte, eher er in den Gang tritt und die Tür hinter sich schließt, wobei er mich mit einem Blick ansieht, den ich nicht deuten kann.

Als wir uns sicher sind, dass Sebastian nun weit genug entfernt ist, um uns hören zu können, spreche ich Cecilia meinen besten Dank aus. Sie geht nun auf ihr Zimmer, doch ehe sie mich verlässt, muss ich ihr noch versprechen, ja nicht nach draußen zu gehen, um den Wolf zu suchen.

 

Heute

Wenn ich an die Zeit von damals zurückdenke, frage ich mich, was ich hätte anders machen können. Was wäre, wenn ich an jenem Abend nicht in den Wald gegangen wäre? Was wäre, wenn ich es schon früher bemerkt hätte? Das Unheil, welches aufkam. Jenes Unheil, was uns alle überkam, uns verschlang. Und was wäre, wenn ich nicht den Pakt mit Sebastian eingegangen wäre?

Fragen über Fragen. Und doch kenne ich die Antwort nur zu gut: Ich wäre jetzt nicht hier. Noch immer höre ich Sebastian letzte Worte an mich. Sie hallen in meinem Kopf wieder. Damals verstand ich noch nicht, warum er ausgerechnet diese letzten Worte an mich gerichtet hatte, aber heute verstehe ich. „Menschen ändern sich“, hatte er damals gesagt. Das waren seine letzten Worte, ehe er mir ein letztes Mal den Rücken zukehrte und mich für immer verließ. Es waren keine typischen letzten Worte. Anfangs dachte ich, ihm fiele nichts anderes ein, aber heute weiß ich, dass in diesen 3 Worten weitaus mehr Bedeutung lag.

Ja, Menschen ändern sich. Nicht nur Sebastian hat sich verändert, sondern auch ich. Damals war für Sebastian nichts weiter von Bedeutung, als seine Gier nach Seelen. Dieser unermüdliche und unstillbare Hunger, den auch ich erfuhr. Doch Sebastian hat sich verändert. Er war lange Zeit untergetaucht. Keiner wusste so genau, wo er sich befand, aber mir ist zu Ohren gekommen, dass er die Unterwelt verlassen hat und einen Pakt eingegangen ist. Kaum erdenklich, wenn ich versuche, mich an den alten Sebastian zu erinnern. Er hätte sich nie mit nur einer Seele zufrieden gegeben. So war es auch damals….trotz unseres Paktes lächzte er nach weiteren Seelen.Aber ich kann ihn nicht dafür verurteilen. Eine Zeit lang war ich nicht besser als er, vielleicht sogar noch schlimmer. Doch jetzt….jetzt bin ich anders. Am Anfang war ich nicht ich selbst. Ich habe schlimme Dinge getan. Aber diese Dinge sind bedeutungslos. Es ist Vergangenheit. Sie kann man nicht ändern. Man kann nur versuchen in Zukunft nicht die gleichen Fehler nochmal zu begehen.

-K.Dorothee



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Kommentare zu dieser Fanfic (10)

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Von:  Ray_Estheim
2013-07-09T20:46:57+00:00 09.07.2013 22:46
Interessantes Kapitel... Etwas kurz aber interessant. Hoffe schreibst bald weiter
Von:  _Haruka-chan_
2013-07-08T19:31:19+00:00 08.07.2013 21:31
jaaa neues kapitel *__* habs sofort gelesen und bin mal wieder begeistert^^ Melioth ist ja sehr geheimnisvoll, das ist so spannend^^ und sebby *__* haach *seufz* ich finde du beschreibst ihn ganz toll^^ ich klebe wirklich mit der nase am bilderschirm, wenn ich die ff lese^^ ich freu mich schon aufs nächste kapitel:)
Antwort von:  KataraKyoshi
08.07.2013 21:39
dankeschön:)<3 ja melioth hat zwar einen echt merkwürdigen namen aber was solls(klingt ja wenigstens ein bisschen geheimnisvoll)^^
Antwort von:  _Haruka-chan_
08.07.2013 21:42
ich mag den namen^^ hast du gut ausgesucht;)
Antwort von:  KataraKyoshi
08.07.2013 21:46
danke:) um ehrlich zu sein, hab ich ihn mir ausgedacht^^
Von:  Tonis-Sexspielzeug
2013-06-07T21:11:54+00:00 07.06.2013 23:11
Wow! Dein Schreibstil ist wirklich unverwechselbar und genial! Ich bin jetzt schon ein großer Fan dieser FF! Weiter so! *Fähnchen-schwenk*
Von:  Tonis-Sexspielzeug
2013-06-07T21:11:49+00:00 07.06.2013 23:11
Wow! Dein Schreibstil ist wirklich unverwechselbar und genial! Ich bin jetzt schon ein großer Fan dieser FF! Weiter so! *Fähnchen-schwenk*
Antwort von:  KataraKyoshi
08.06.2013 15:17
ehrlich? oh, wie lieb von dir, danke!:D
Von:  Akai_Hana
2013-05-11T15:36:45+00:00 11.05.2013 17:36
Katherine tut mir echt sehr leid
Dieses Purzelfurz von einem angeblichen Grafen erinnert mich an einen früheren Klassenkameraden von mir -w-*
Nur das er jedes Mädchen angebagert hat bis er von mir, nach einen Aneherungsversuch , den er bei gestartet hatte, eine Schelle bekommen hat, die sich gewaschen hatte ^w^~
Antwort von:  KataraKyoshi
13.05.2013 20:52
haha ^^ das war jetzt eigentlich nicht meine absicht gewesen, aber ich weiß was du meinst;) ich kenne auch da so einige beispiele, die mich inspiriert haben ..
Von:  _Haruka-chan_
2013-05-07T12:52:12+00:00 07.05.2013 14:52
Huhu ein neues Kapitel yaaay ^^ Find ich toll, aber die arme Katherine muss diesen schnöseligen Arthur heiraten o_O Bin echt gespannt wie es weitergeht, vor allem wer die geheimnisvolle Person im mondlicht ist :)
Freu mich schon auf das nächste Kapitel:D
Antwort von:  KataraKyoshi
13.05.2013 20:53
haha du kannst dich noch auf so einiges gefasst machen;)
Von:  _Haruka-chan_
2013-04-12T17:29:08+00:00 12.04.2013 19:29
Sebby *__* Ohh die FF gefällt mir sehr gut ^^ Ich hätte auch so reagiert :D Wirklich toll, gut gelungen. ich freue mich schon auf weitere Kapitel ^^
Antwort von:  KataraKyoshi
13.04.2013 12:52
danke:) ich denke, es geht uns allen so;) und ich freue mich schon auf deine;)
Von:  Akai_Hana
2013-04-09T19:02:42+00:00 09.04.2013 21:02
So würde es jeden ergehen, der ein Fan von Kuroshitsuji ist ^///^
Oder wenigstens Sebastian, so vom hören, kennt und ihn süß (heiß) findet xD
Antwort von:  KataraKyoshi
09.04.2013 21:11
Ja, wahrscheinlich ^^
Von:  Akai_Hana
2013-04-08T15:41:08+00:00 08.04.2013 17:41
Dein Schreibstil gefällt mir sehr gut
Und die Geschichte ist auch mal eine kommende Abwechslung, als die meisten Geschichten hier ^^~
Jetzt aber mal zum Kapitel: Arme Katherine ^^"
Mal hoffe das sie nicht so rot wie eine Tomate wird bzw. das die röttung nicht so lang anhält XD
Ist aber auch schwierig, wenn ein so gut aussehender Dämon in der Nähe ist >\\\>

Antwort von:  KataraKyoshi
08.04.2013 19:02
haha danke:)
Ja, ich glaube mir würds ähnlich gehen wie Katherine, nur dass ich noch am fangirlen wäre:D


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