Verlangen und Liebe 2 von BloodyRubin (Der Eisengel kehrt zurück) ================================================================================ Kapitel 1: Unerfreuliches Wiedersehen ------------------------------------- Aufgeregte Stimmung lag über Shin Makou. Überall war Geflüster zu hören und die Luft summte wie ein Bienenstock. Auch im Palast war es nicht anders. Gerüchte verbreiteten sich schnell. Hier war es genauso. Gwendal, Conrad, Yozak und Günther standen in einem ruhigen Raum und unterhielten sich leise. „Wie sicher ist diese Information?“ erkundigte sich Conrad gerade. „Ich fürchte, sehr sicher. Das ganze Land ist deswegen in Aufruhr.“ antwortete Yozak. „Wie konnte man so was nur zulassen? Das wird uns Probleme bringen.“ wütete Gwendal und sein sowieso schon strenges Gesicht wurde noch bedrohlicher. „Der König muss davon erfahren.“ stellte Günther erstaunlich ruhig fest. „Nein. Noch haben wir nichts Handfestes. Außerdem… wie wird er wohl darauf reagieren?“ „Also sollen wir es ihm verschweigen, bis er es selbst herausfindet?“ „Solange wir nicht wissen, ob die Nachricht wirklich stimmt, ja.“ Yuuri und Wolfram bekamen von alledem nichts mit. Aneinander gekuschelt lagen sie im Bett und wurden gerade erst wach. Wolfram schlug zuerst die Augen auf und lächelte, als er Yuuris Arm um seinen Körper spürte. Verlockend schimmerten seine Lippen im Licht der aufgehenden Sonne. Der Blondschopf zögerte nicht, seinem Verlobten einen zarten Kuss zu geben. Yuuri gähnte und erwachte, noch etwas benebelt. „Guten Morgen, Schwachkopf.“ „Nenn mich nicht Schwachkopf.“ erwiderte der andere schläfrig. Wolfram küsste ihn entschuldigend, bevor er sich streckte und aufstand. In seinem Nachthemd hatte er etwas Weibliches an sich, doch genau das gab ihm auch einen besonderen Reiz. Während er sich umzog, dachte er an den Tag, an dem der Schwarzhaarige ihm seine Liebe gestanden hatte. Etwas in ihm verzog sich schmerzhaft. Es tat ziemlich weh, daran zu denken, was passiert war. Yuuri hatte ihn betrogen, während er krank gewesen war. Ausgerechnet diesem Miststück Sara hatte er sein erstes Mal geschenkt. Bekommen hatte er dafür Ablehnung und Kälte. Dennoch sagte eine leise, unliebsame Stimme in Wolframs Kopf, dass er für Yuuri nur zweite Wahl gewesen war. Eine Notlösung, als ihm klar wurde, dass er bei Sara nicht landen konnte. Der Blondschopf gab sich alle Mühe, diese Stimme zu ignorieren, doch ganz wollte es ihm nicht gelingen. Seit der andere zum zweiten Mal um seine Hand angehalten hatte, waren fast sechs Wochen vergangen. `Vergiss nicht, dass das auch ein Versehen war.´ flüsterte die Stimme. Wolfram überhörte das und sah zu Yuuri, der seinen Blick aus schwarzen Augen erwiderte. „Ist was?“ „Nein, alles in Ordnung.“ sagte er hastig und zwang sich zu einem Lächeln. `Soso, alles in Ordnung. Du bist ein ziemlich schlechter Lügner.´ Der Blondschopf biss sich auf die Lippe und wandte sich ab. „Komm, ich verhungere gleich.“ Als auch Yuuri sich umgezogen hatte, gingen sie gemeinsam zum Frühstück, wo bereits Greta auf sie wartete. Sie sah nur kurz auf, als die beiden Hand in Hand zu ihr traten, bevor sie sich wieder dem Essen zuwandte. Tief sog Wolfram den Duft der Umgebung ein. Es war Sommer, überall blühten Blumen und Wärme hatte ganz Shin Makoku erfasst. „Was für ein schöner Tag.“ mampfte Greta und ihre Augen leuchteten. „Ja, aber dein Benehmen ist nicht gerade damenhaft. Man spricht nicht mit vollem Mund.“ belehrte Yuuri sie. „Tut mir leid.“ sagte sie entschuldigend. Er wuschelte ihr durch die Haare und stand auf. „Ich sollte los. Günther wartet bestimmt schon auf mich.“ „Beeil dich mit dem Papierkram, dann können wir noch etwas ausreiten.“ schlug Wolfram vor. „Eine gute Idee. Bis später.“ Wieder fanden sich ihre Lippen, bevor der König von Shin Makoku leicht widerwillig auf den Weg machte. Wolfram beschloss, zu trainieren. Schließlich musste er in Form bleiben. Bis zum Mittag blieb er auf dem Hof, bevor die Hitze unerträglich wurde. Anschließend duschte er. Während ihm das kalte Wasser über den Körper lief, meldete sich wieder die Stimme in ihm. `Sieh es ein, er macht sich nichts aus dir. Sara war es, der ihn wahnsinnig vor Lust gemacht hat. Dich hat Yuuri nur wieder gewählt, weil Sara ihn hat abblitzen lassen. Wie wäre es wohl gewesen, wenn er es nicht getan hätte?´ „Halt den Mund.“ rief Wolfram und sank auf den Boden. Atemlos saß er da, während er sich fragte, ob es stimmte. Nein, das konnte nicht sein. Er begann zu zittern und erinnerte sich wieder, wo er war. Eilig stellte er das Wasser ab, zog sich an und trat auf den menschenleeren Flur. Wenn er so weitermachte, würde er noch verrückt werden. Er durfte nicht mehr daran denken. `Nicht mehr daran denken? Das ist mal lustig. Seit jenem Tag hast du doch nur noch daran gedacht.´ spottete die Stimme. Wolfram ignorierte sie, was ihm schwerfiel, weil es stimmte. Die Eifersucht nagte schwer an ihm. Yuuri hatte nie über seinen Ausrutscher gesprochen. Doch so genau wollte der Blondschopf es auch nicht wissen. Schließlich hatte er dem anderen verziehen. Und Yuuri hatte geschworen, dafür zu sorgen, dass es nie wieder passieren würde. Trotzdem… Energisch schüttelte er den Kopf. Dann bemerkte er Yuuri, der auf ihn zukam und beruhigte sich etwas. „Hier steckst du. Ich habe überall nach dir gesucht. Wolltest du nicht ausreiten?“ Wolfram nickte nur und folgte seinem Verlobten geistesabwesend. Vom Ausritt selbst bekam er kaum etwas mit. Als sie spätabends wieder im Palast eintrafen, ging er unter dem Vorwand, völlig erledigt zu sein, schlafen. Nur konnte er genau das nicht. Unruhig warf er sich von einer Seite zur anderen. Warum war es ihm nicht möglich, einmal an etwas anderes zu denken? Er wollte Yuuri doch vertrauen. Aber solange er wusste, dass sein Verlobter dieses blonde Gift zu seinen Freunden zählte, konnte er keine Ruhe finden. `Schon seltsam, oder? Er hat die Freundschaft mit Sara nicht gelöst. Eigentlich sollte er ihn hassen und ihm die Pest an den Hals wünschen. Stattdessen tut er so, als wäre nichts passiert. Nicht gerade ein logisches Verhalten.´ Der Blondschopf vergrub das Gesicht in den Kissen und Wut, vermischt mit Trauer, stieg in ihm hoch, bevor ihn Schritte aus seinen Gedanken rissen. Eilig tat er so, als würde er schlafen. Eine warme Hand streichelte seinen Nacken und er hörte Gretas flüsternde Stimme. „Schläft er etwa schon? Ich bin noch gar nicht müde.“ Ein Gähnen folgte dieser Aussage. „Das hört man.“ erwiderte Yuuris Stimme genauso leise. „Na los, leg dich hin, meine kleine Prinzessin. Etwas Schlaf wird uns allen gut tun.“ Lange wagte Wolfram es nicht, sich zu bewegen. In seinem Kopf rasten die Gedanken. Lautlos erhob er sich und sah auf die beiden hinunter, die fest schliefen. Stumme Tränen liefen ihm über die Wangen. Yuuri so friedlich zu sehen, brach ihm das Herz. Er liebte ihn über alles, aber er konnte die Stimme in seinen Gedanken ebenso wenig verdrängen wie alles andere. Wäre er nur nicht krank geworden. Barfuß und im Nachthemd tapste er durch den Thronsaal. Der Abstand von Yuuri tat ihm gut. Er ließ sich auf die Stufen vor dem Thron sinken. Durch ein geöffnetes Fenster drang kühle Nachtluft in den Raum, trotzdem fror er nicht. Wenigstens war er ungestört. Oft schon war er hier gewesen, wenn er mal wieder keinen Schlaf fand. Er wusste, dass er dunkle Ringe unter den Augen hatte und schneller als sonst gereizt war. Seine Erklärung für sein Verhalten war schlicht und ziemlich unglaubwürdig: Schlafwandeln. Zwar hatte ihm das niemand wirklich abgekauft, aber sie hatten auch nicht nachgefragt. Irgendwann nickte er doch ein und wurde am Morgen so von Günther gefunden. Der weckte ihn und wollte auch gleich wissen, was er um diese Zeit im Thronsaal verloren hätte. „Ich bin wohl wieder schlafgewandelt.“ lächelte er schwach. „Schon wieder? Meinst du nicht, du solltest das mal untersuchen lassen?“ „Es geht schon, danke.“ Er stürmte aus dem Raum, bevor Günther antworten konnte. Fast wäre er dabei mit Yuuri zusammengestoßen. „Wolfram. Ich habe mir Sorgen gemacht.“ „Das war nicht meine Absicht.“ `War es nicht? Er scheint dir zu glauben. Dabei willst du doch nur, dass er nachfragt. Dass du ihm wichtig bist. Aber der große König ist genauso dumm wie stur. Er denkt, du hast ihm vergeben und würde die Wahrheit nicht Mal erkennen, wenn sie ihm ins Gesicht springt.´ „Ich sollte mir was überziehen.“ murmelte er und drängte sich an dem Schwarzhaarigen vorbei. Genau spürte er den Blick seines Verlobten im Rücken. Im Schlafzimmer ließ er sich Zeit, seine Sachen zu wechseln. Er fühlte sich so allein wie nie zuvor. Wenn er wenigstens mit jemandem reden könnte. Das würde seine Situation erheblich verbessern. Doch er war auf sich gestellt. Alleine mit diesem Schmerz, der ihn innerlich vergiftete. Gedankenverloren sah er zur Decke, fragte sich, ob er Yuuri zu früh verziehen hatte. `Nun, du hättest es ihm schwerer machen können. So bist du nur ein billiger Ersatz. Und niemand ist da, der dir zuhört. Alle denken, es geht dir blendend, während du dir wünschst, dass dieser Pfeil Sara damals nur richtig getroffen hätte…´ Wolfram schrie auf und schlug auf den Boden ein. Er wollte nur noch, dass diese Stimme verschwand, ihn in Ruhe ließ. „Aber, aber. Du ruinierst noch den Boden. Und deine zierlichen Hände.“ Die Stimme floss fast über vor Sarkasmus. Wolfram sprang auf und zog sein Schwert. Das durfte nicht sein… Aber es bestand kein Zweifel. Als er in das Schlafzimmer gekommen war, hatte er die Tür offen gelassen. Nun war sie zu und jemand stand dort. Die Person trat aus den Schatten und Wolfram ließ sein Schwert fallen. Langes, goldblondes Haar, eine schlanke Statur und goldene Augen, die halb von einer Brille verdeckt wurden und ihn höhnisch musterten. „DU!“ knurrte der Blondschopf. „Was hast du hier verloren?“ „Ist das nicht offensichtlich? Ich wollte meinen alten Freund Yuuri besuchen.“ erwiderte Sara vollkommen unbeeindruckt. Hass durchflutete Wolfram wie flüssiges Feuer. Wie konnte dieser Bastard es wagen, sich nochmal in Shin Makoku blicken zu lassen? „Er will dich aber nicht sehen.“ „Ach, ist das so? Seit wann bist du es, der für ihn entscheidet?“ Wieder knurrte Wolfram und griff den anderen an. Er wollte nur noch eines: Dem jungen König das Lächeln aus dem Gesicht prügeln. Sara täuschte ein Gähnen vor. Kurz bevor der Blondschopf ihn erreichte, nahm er seine Brille ab und seine Augen begannen zu glühen. Kapitel 2: Augen aus Eis ------------------------ „Halt.“ sagte er nur und Wolfram blieb wie festgefroren stehen, während er dem anderen immer noch in die Augen sah. Inzwischen hatten diese eine blaue Farbe angenommen und schienen nach ihm zu greifen. Alles verschwamm vor ihm, doch er konnte sich diesem Blick nicht entziehen. Es war, als würde sich eine eiserne Faust um seinen Kopf schließen, zudrücken und seinen Widerstand brechen wie einen dürren Ast. Ruhig trat Sara an ihn heran. „Sieht so aus, als hätte Yuuri dir erzählt, was passiert ist“ Er legte den Kopf schief und ein unheilvolles Lächeln umspielte seine Züge. "Willst du wissen, wie es war?" flüsterte er dann und kam sehr dicht an den anderen heran. Ein betäubender Geruch nach Blumen und Minze schlug Wolfram entgegen, während er versuchte zurückzuweichen. Sofort schloss sich die Faust enger um ihn. „Versuch es gar nicht erst.“ Der Blondschopf spürte, wie der andere mit beiden Händen sein Gesicht umfasste und kurz darauf Saras Lippen, die sich um seine eigenen schlossen. Alles in ihm verkrampfte sich, bevor sich der junge König zurückzog und ihm leise ins Ohr lachte. „Du wirst jetzt dein Schwert wegstecken und mich dann zu Yuuri führen.“ hallte Saras Stimme in seinem Kopf. Er wollte es nicht, aber der andere war stärker. Wie an unsichtbaren Fäden gezogen, nahm er sein Schwert auf und ließ es in der Scheide verschwinden, bevor er die Tür öffnete und hindurchging. „So ist es gut. Sollte jemand versuchen, uns aufzuhalten, wirst du ihn daran hindern.“ wisperte der König von Shou Shimaron. Innerlich verfluchte Wolfram den anderen mit Worten, die selbst einem alten Seefahrer nicht eingefallen wären, doch er musste gehorchen. Nach kurzer Zeit lief das mehr als ungewöhnliche Gespann Günther über den Weg, dessen Augen rund wie Pappteller wurden, als er Sara erkannte. „König Saralegui? Wie kommt Ihr denn in den Palast?“ „Durch die Tür, würde ich mal behaupten.“ gab dieser aalglatt zurück. „Was habt Ihr mit Wolfram gemacht?“ „Das geht Euch nichts an. Wolfram, schalte ihn aus.“ Blitzschnell war der bei Günther und bevor dieser auch nur reagieren konnte, hatte er ihm so hart ins Gesicht geschlagen, dass er sofort umfiel und sich nicht mehr rührte. „Du bist stärker als es aussieht. Wie schade, dass du meiner Gedankenkontrolle nicht entfliehen kannst.“ Ein Kichern folgte auf den Satz, was den Blondschopf innerlich zu Kochen brachte. Er würde es dem anderen heimzahlen, sobald er konnte. Immer weiter ging es durch die Flure des Palastes, bis er Yuuris Stimme hörte und direkt darauf zusteuerte. Sein Verlobter saß im Thronsaal, zusammen mit Greta. Ein überraschter Zug trat in sein Gesicht, als er Wolfram sah. „Ach, du bist es. Wir dachten schon, du wärst eingeschlafen.“ scherzte er. Der Blondschopf antwortete nicht, sondern trat zur Seite und ließ Sara eintreten. Sofort verspannte sich Yuuri, bevor er sich bemüht ruhig an seine Tochter wandte. „Spiel etwas draußen, meine kleine Prinzessin.“ bat er Greta, die sich kurz vor Sara verbeugte und dann verschwand. „Hallo, Yuuri. Es ist eine Weile her.“ „Nicht lange genug.“ kam es eisig von dem Schwarzhaarigen zurück. „Was willst du?“ Der junge König schüttelte gespielt bedauernd den Kopf. „Das ist aber nicht sehr nett.“ „Du hast mich benutzt.“ fauchte Yuuri und Wolfram empfand einen gewissen Stolz für die Reaktion seines Verlobten. „Daran kann ich mich gar nicht erinnern. Du warst es doch, der mich geküsst hat.“ „Ein Fehler, den ich bestimmt nicht wiederholen werde.“ „Sag nicht, es hat dir nicht gefallen. Dafür warst du aber ziemlich… aufgeregt.“ Wieder war dieses Lächeln in Saras Gesicht. Jedes Wort war für Wolfram wie ein winziger Dolch, der sich ihm ins Herz bohrte. Trotzdem konnte er sich nicht rühren. „Warum hast du ihn hierhergebracht, Wolfram?“ „Weil ich ihn darum gebeten habe.“ Kurz wirkte Yuuri verwirrt, dann schien er zu begreifen. „Du hast deine Kräfte bei ihm eingesetzt.“ „Nur um meiner Bitte etwas Nachdruck zu verleihen. Wolfram, schließ die Tür.“ Innerlich immer noch fluchend, tat der, was ihm befohlen wurde. „Was für eine Bitte?“ „Du weißt es nicht? Anscheinend hat es dir niemand gesagt. Ich wurde zum König von Dai Shimaron erwählt. Das bedeutet, vor dir steht der neue König von Shimaron.“ „Was redest du da?“ erwiderte der Schwarzhaarige vollkommen durcheinander. „Es gibt kein Dai Shimaron oder Shou Shimaron mehr. Ab sofort gibt es nur noch Shimaron. Ich habe die Länder vereinigt, was mich wieder zum Grund meines Besuches bringt.“ Sara griff in seinen Mantel und zog eine Rolle Pergament hervor. „Eine Friedenserklärung. Es fehlt nur noch deine Unterschrift.“ „Warum sollte ich das tun?“ „Du redest doch ständig davon, alles friedlich zu lösen. Und eine große Wahl gibt es nicht.“ Der junge König schnippte mit den Fingern und etwas schien sich um Wolframs Kehle zu ziehen. „Ich werde bei deinen kleinen Spielchen nicht mitmachen.“ „Ganz wie du willst. Allerdings frage ich mich, wie lange dein Verlobter wohl durchhalten wird.“ Yuuris Blick fiel auf Wolfram, der langsam Probleme bekam. Er konnte nicht richtig atmen, hielt sich aber trotzig auf den Beinen. „Also, was wirst du tun, kleiner, naiver Yuuri?“ „Du willst den Frieden so erzwingen?“ keuchte dieser ungläubig. „Ich dachte, du wärst zu einem besseren Menschen geworden.“ „Das bin ich auch. Trotzdem muss ich meine Interessen wahren.“ „Was ist mit den Interessen deines Volkes? Denkst du wirklich, dass sie dieses Verhalten von ihrem König gutheißen?“ Sara begann zu lachen. Sein Lachen wurde von den Wänden zurückgeworfen, so dass es unnatürlich laut wirkte. „Selbst wenn sie es nicht tun: Sie würden es nie wagen, mich dafür zu kritisieren. Frieden ist Frieden. Die genauen Umstände, wie er bewirkt wurde, interessieren dabei nur die wenigsten.“ Wieder ein Fingerschnippen. Nun ging der Blondschopf doch in die Knie, während er verzweifelt versuchte, sich Saras Gedankenkontrolle zu entziehen. Und tatsächlich schaffte er es, auch wenn er dabei all seine Kraft aufwenden musste. „Yuuri…tu es nicht…“ „Beeindruckend.“ Kurz wandte sich der König von Shimaron zu Wolfram um. Seine goldenen Augen wirkten eher amüsiert als überrascht. „Aber nicht gut genug. Steh wieder auf.“ Sofort war alles wie vorher. Wolfram musste tun, was der andere sagte, ob er wollte oder nicht. „Entscheide dich.“ Inzwischen bebte Yuuri vor Wut. „Ich kann es nicht glauben. Warum greifst du zu solchen Mitteln, wenn wir doch angeblich Freunde sind?“ „Angeblich? Wie grausam. Wir sind Freunde.“ „Freunde tun so etwas nicht!“ rief Yuuri aus. „Du hast immer noch nichts dazugelernt. Sonst würdest du wissen, dass man als König Prioritäten setzen muss.“ „Prioritäten setzen? Du kommst hierher, tust so, als wäre nichts passiert und willst mich erpressen. Das sind nicht die Taten eines Königs. Das sind die Taten eines Feiglings.“ „Wie hast du mich genannt?“ Offensichtlich konnte Sara es nicht ab, als Feigling bezeichnet zu werden. Zorn verzerrte seine hübschen Züge und er schnippte erneut mit den Fingern. „Wie kann man nur so stur sein?“ zischte er aufgebracht. „In sechs Wochen kann sich viel verändern. Und ich bin nicht so naiv, wie alle denken.“ Er zog sein Schwert und stellte sich dem König von Shimaron entgegen. „Lass meinen Verlobten in Ruhe.“ Den Rest bekam Wolfram nicht mehr mit. Ohnmächtig sank er auf den Boden. Als er wieder zu sich kam, sah er zuerst Yuuris schwarze Augen, die ihn sorgenvoll musterten. Von Sara war nichts zu sehen, was den Blondschopf etwas verwunderte. „Geht es?“ „Ja, wird schon wieder. Wie lange war ich weggetreten?“ „Nicht sehr lange.“ „Und…wo ist Sara?“ Der andere zog schuldbewusst den Kopf ein. „Er ist gegangen.“ „Hast du ihm etwa gegeben, was er wollte?“ „Es ging nicht anders. Sonst hätte er dir etwas angetan.“ `Will da etwa jemand den großen Märtyrer spielen? Ich habe es dir gleich gesagt. Wahrscheinlich musste Sara nicht einmal Ernst machen. Ein Blick scheint zu genügen, um Yuuris Denkvermögen vollständig auszuschalten.´ „Was ist denn passiert, während ich bewusstlos war?“ fragte Wolfram und bemühte sich, die Stimme zu ignorieren. „Nun, ich habe den Vertrag unterschrieben, Sara ist gegangen und ich habe dich wieder aufgeweckt.“ `Und schon wieder hat er die Freundschaft nicht beendet.´ „Hast du…hast du Sara diesmal die Freundschaft gekündigt?“ wiederholte er die Stimme. „Das kann ich nicht. Ich habe es geschworen.“ Ungläubig ließ sich der Blondschopf aufhelfen. `Wusste ich es doch.´ „Yuuri, er hat dich inzwischen… wie oft betrogen? Trotzdem hältst du zu ihm. Was ist nur los mit dir?“ Der Blick des Schwarzhaarigen war seltsam emotionslos geworden. „Es tut mir leid. Aber ich darf meinen Schwur nicht brechen.“ `Er darf seinen Schwur nicht brechen? Der größte Schwachsinn, den ich je gehört habe. Er liebt Sara immer noch. Oh, er tut mir ja so leid. Gebunden an dich, obwohl er dich nie haben wollte. Was ist sein Heiratsantrag denn schon wert? Und trotz allem läufst du ihm hinterher wie der Hund, für den er dich hält. Achja, Liebe macht blind.´ Wut überkam den Blondschopf. „Hörst du dich eigentlich selber reden? Wenn du so dringend mit diesem Miststück befreundet sein willst, bitteschön. Aber ohne mich. Ich habe genug. Weit kann er ja noch nicht gekommen sein. Na los, lauf ihm nach. Dann kannst du ihm deine…Freundschaft so oft beweisen, wie du willst.“ „Wolfram…“ begann Yuuri zaghaft, doch dieser ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Hast du eigentlich auch nur einmal an meine Gefühle gedacht? Wie es mir damit geht? Nein, natürlich nicht. Wozu auch? Ich habe dir ja verziehen, nur weil du ein paar schöne Worte parat hattest. Gib einfach zu, dass ich nur ein billiger Ersatz bin, weil Sara nichts von dir wollte.“ „So denkst du also.“ murmelte der andere. „Auf einmal interessiert es dich, was ich denke? Du bist wirklich ein Schwachkopf. Lass mich einfach in Ruhe.“ Bevor sein Verlobter etwas sagen konnte, wirbelte er herum und stürmte aus dem Thronsaal. All das erinnerte ihn schmerzlich an den Abend, an dem Yuuri ihm seinen Seitensprung gebeichtet hatte. Tränen liefen ihm über die Wangen, während er einfach weiterrannte. Weg von Yuuri, weg von allen. Kapitel 3: Eifersucht ist eine Leidenschaft... ---------------------------------------------- Zwei Tage waren seit seinem Ausbruch vergangen. Wolfram hatte in der Zeit viel geändert. Er hatte sich ein eigenes Zimmer gesucht und vermied es, mit seinem Verlobten zu reden. Zu Greta war er freundlich wie immer, trotzdem merkte sie, dass etwas nicht stimmte. Er beantwortete ihre drängenden Fragen nicht. Es tat ihm viel zu weh. Bei Günther hatte er sich für den Schlag entschuldigt. Der hatte ihm auch gleich vergeben, schließlich war der Blondschopf nicht er selbst gewesen. Danach waren alle wieder zu ihrem Alltag zurückgekehrt. Schließlich musste ein Reich regiert werden. Nun, wo Wolfram sich endlich Luft gemacht hatte, ging es ihm besser. Er konnte wieder schlafen und war nicht mehr so gereizt. Yuuri hingegen schien es nun zu sein, der sich zurückzog. Für ihn war das Gesagte wohl ein herber Schlag gewesen. Aber deswegen fühlte sich Wolfram nicht schuldig. Schließlich hatte er nur die Wahrheit gesagt. Er konnte nichts dafür, dass der andere nicht schon vorher nachgefragt hatte. Ihm war keine andere Wahl geblieben. Außerdem tat ihm der Abstand gut, was auch den anderen nicht verborgen geblieben war. Nur wenn seine Augen die seines Verlobten trafen, verspürte er einen ganz leichten Stich. Doch er verdrängte das Gefühl. Bis zu dem Tag, an dem Yuuri ihn aufsuchte. Auf einmal stand er in Wolframs Zimmer und fand offenbar Gefallen daran, sich den Teppich anzusehen. Erst hatte der Blondschopf ihn gar nicht bemerkt, was unter dem Umstand, dass er sich im Bad befand, nicht verwunderlich war. Leise summend trat er ins Zimmer, bemerkte seinen Verlobten und spannte sich an. „Was willst du?“ „Ich muss mit dir reden.“ Widerwillig ließ Wolfram sich auf einen Stuhl sinken. „Worum geht es?“ „Kannst du dir das nicht denken?“ Kurz wurde es still, bevor Yuuri fortfuhr. „Bitte, glaube mir. Du bist kein billiger Ersatz. Was auch immer ich für Sara empfunden habe, es ist fort. Dieser Fehler… er hat mich erkennen lassen, wie wichtig du mir bist. Ich will dich nicht wieder verlieren.“ „Spar dir das. Ich kenne deine Reden inzwischen auswendig. Aber ich habe wohl doch das Vertrauen in dich verloren. Und solange du so tust, als wäre Sara dir in irgendeiner Weise wichtig, gibt es nichts, was das ändern könnte.“ Das hatte gesessen. Yuuri wirkte, als hätte Wolfram ihm sein Schwert durch die Brust gestoßen. „Ich kann es nicht. Ich habe geschworen, Sara zu vertrauen. Und du hast gesagt, du vertraust mir.“ „Das habe ich getan.“ erwiderte der Blondschopf bitter. „Jedenfalls bis zu jenem Tag.“ „Warum hast du es mir damals nicht gesagt?“ „Ich hätte gedacht, du weißt es. Niemandem ist so was egal. Was hätte ich tun sollen, dir zu deiner Leistung gratulieren?“ Seine Stimme wurde leiser. „So oft habe ich mir gewünscht, dir nahe zu sein. Doch immer, wenn ich dir in die Augen sehe, sehe ich ihn. Wie er dich küsst, dich berührt. Du kannst dir nicht vorstellen, wie das ist. Als du mir sagtest, du liebst mich, habe ich dir geglaubt. Trotzdem kann ich es nicht vergessen. Selbst jetzt, wo du genau weißt, wie er ist, hältst du zu ihm.“ Yuuri stand einfach nur da, stumme Tränen im Gesicht. Alles in Wolfram drängte ihn, dem anderen in die Arme zu fallen, doch er hielt sich zurück. `Werd jetzt nicht schwach. Wenn er dich liebt, löst er seine Verbindung zu Sara. Es ist zwar unwahrscheinlich, aber das ist der einzige Weg.´ Der Wunsch nach Ruhe kam in Wolfram auf. Er wollte nicht mehr reden, nicht mehr denken. Nur auf seinem Bett liegen und warten, bis er einschlief. Unangenehmes Schweigen lag im Raum, bis der König von Shin Makoku ohne ein weiteres Wort zur Tür ging und das Zimmer verließ. Erleichtert ließ der Blondschopf sich auf das Bett sinken. Vielleicht war er doch zu hart gewesen. `Nein, warst du nicht. Er wird sich entscheiden müssen. Fertig, aus.´ Diesmal gab er der Stimme voll und ganz recht. Trotzdem spürte er einen leichten Anfall von Schuld. Yuuri so zu sehen, war hart gewesen. Aber er würde schon wieder darüber hinwegkommen. Dieser Gedanke beruhigte ihn soweit, dass er schließlich wegdämmerte. Das Geräusch des Regens, der sanft gegen sein Fenster prasselte, weckte ihn auf. Draußen war es neblig und kühl, was Wolframs Stimmung etwas in den Keller zog. Schnell schloss er die Fenster, zog sich an und ging zum Frühstück. Greta und Yuuri saßen bereits am Tisch. Während seine Tochter ihn überschwänglich begrüßte, blieb der Schwarzhaarige stumm. Ohne seinen Verlobten anzusehen, machte sich der Blondschopf über das Essen her. Immer wieder blickte er verstohlen zum anderen. Der König von Shin Makoku rührte nichts an, ließ den Kopf hängen und schien vollkommen vergessen zu haben, was er tat. `Sieh an, er denkt über alles nach. Man könnte ihn fast bedauern.´ Gleichgültig verließ er den Raum und setzte sich auf die Stufen vor dem Hof. Sollte sein Verlobter ruhig in Selbstmitleid versinken. „Kann ich mich zu dir gesellen?“ Erschrocken fuhr Wolfram hoch, er hatte gar nicht bemerkt, wie Conrad zu ihm getreten war. Mürrisch nickte er. „Ich kann es dir ja wohl kaum verbieten.“ Sein Halbbruder ließ sich neben ihm nieder. „Du hast dich mit Yuuri gestritten.“ Es war keine Frage, dennoch nickte der andere. „Ging es um König Saralegui?“ Wieder nickte der Blondschopf. „Ich dachte, ich hätte ihm den Betrug verziehen. Aber offenbar ist es nicht so.“ „Hast du es immer noch nicht verkraftet?“ „Wie sollte ich?“ fuhr der Jüngere ihn an. „Niemand verlangt das von dir. Aber du hättest gleich zu Anfang etwas sagen sollen. Stattdessen hast du erwartet, dass Yuuri deine Gedanken liest. Er ist vielleicht mächtig, aber so gut ist er auch nicht.“ „Ich hätte ihn nicht gehen lassen dürfen. Dann wäre es nie so weit gekommen.“ Conrad antwortete nicht, legte ihm nur den Arm um die Schulter. Wie lange sie so dasaßen, konnte Wolfram nicht sagen. „Rede nochmal mit ihm. Er macht sich deswegen ziemlich fertig.“ „Ich mich auch. Aber das scheint niemanden zu interessieren. Immer geht es nur um Yuuri. Meine Gefühle zählen doch gar nicht.“ „Das stimmt nicht und das weißt du auch. Du hättest jederzeit mit uns reden können. Aber du bist genauso stur wie Yuuri.“ Wolfram warf ihm einen bissigen Blick zu, doch Conrad blieb unbeeindruckt. „Ihr seid beide Schwachköpfe. Du bist zu eifersüchtig, er zu naiv. Ehrlich gesagt wundert es mich, dass ihr noch nicht verheiratet seid.“ Verdattert sah der Blondschopf den anderen an, bevor er es wagte, die Frage zu stellen, die ihn schon die ganze Zeit beschäftigte. „Wie kann ich darauf vertrauen, dass es nicht wieder passiert? Schließlich läuft Yuuri ihm bestimmt noch über den Weg. Solange er in der Nähe von diesem elenden Kriechtier ist, werde ich mich immer wie die Notlösung für ihn fühlen.“ „Hast du wirklich so wenig Vertrauen in deinen Verlobten?“ entgegnete Conrad streng. „Dann solltest du dich vielleicht wieder von ihm trennen. So kann das ja nichts werden. Er liebt dich, du liebst ihn. Menschen machen Fehler. Das liegt in ihrer Natur. Aber willst du wirklich das Glück der letzten Jahre wegen einer Nacht kaputtmachen?“ „Ach, verdammt.“ seufzte Wolfram resignierend. „Warum musst du nur immer Recht haben?“ „Vergiss nicht, dass ich auch ein Mensch bin. Und ich habe schon jemanden verloren, der mir wichtig ist. Dir soll nicht dasselbe passieren.“ Er stand auf, klopfte dem Blondschopf auf die Schulter und ließ ihn alleine. Vielleicht sollte er wirklich nochmal mit Yuuri reden. Aber wo sollte er anfangen? `Wie wäre es damit: Hey, Yuuri, ich habe es mir überlegt. Du kannst mich so oft betrügen, wie du willst. Du bist ja ein Mensch, da ist das schließlich vollkommen normal.´ Energisch rieb er sich die Schläfen, bis die verdammte Stimme Ruhe gab. Dann machte er sich auf die Suche nach seinem Verlobten. Der war weder im Schlafzimmer, noch im Thronsaal. Niemand schien ihn gesehen zu haben. Wo konnte er nur stecken? Vielleicht war er etwas ausgeritten, um den Kopf freizukriegen. Doch Ao stand im Stall, seelenruhig mit seinem Futter beschäftigt. Sehr merkwürdig. Auf dem Weg zurück zum Schloss traf er Murata. „Hast du Yuuri gesehen?“ „Nein, bisher nicht.“ „Ist er vielleicht zurück in seine Welt?“ „Nein, das hätte er mir gesagt. Hast du schon in seinem Zimmer nachgesehen?“ „Ja.“ Unruhe stieg in ihm auf. „Ich werde nach ihm suchen.“ Hastig rannte er in sein Schlafzimmer, um seine Sachen zusammenzusuchen. Ihm fiel etwas ins Auge. Ein Brief, der auf seinem Tisch lag. Der war doch vorher noch nicht dagewesen… Er nahm das Papier an sich und begann zu lesen. An Wolfram Es tut mir leid. Ich kann nicht mehr. Du wirst mir niemals vergeben können. Deswegen werde ich gehen – für immer. Versuch nicht, mich aufzuhalten. Ich liebe dich, doch du bist mir inzwischen fremd geworden. Niemals hätte ich gedacht, dass du mir einmal so wichtig bist. Ich kann meine Fehler nicht wieder gutmachen. Genauso wenig kann ich die Freundschaft zu Sara beenden. Du wirst mir fehlen. Kümmere dich gut um Greta. Sie wird dich brauchen, wenn ich fort bin. Was das Reich angeht, wird wohl bald ein neuer König auf dem Thron sitzen. Ich hoffe, er kann dir das geben, was ich dir nicht geben konnte. Vielleicht lernst du auch jemand Neuen kennen, der dich glücklich macht. Jemanden, der dich verdient hat. Leb wohl, Yuuri. Versteinert starrte Wolfram auf den Brief. Yuuri wollte sich doch wohl nicht… Wie von der Tarantel gestochen, raste er los und suchte seine Halbbrüder. Die beiden waren mit Günther im Flur und unterhielten sich. „Gwendal, Conrad, kommt schnell mit. Wir müssen Yuuri finden.“ „Wieso? Was ist denn los?“ Statt zu antworten, gab er Gwendal den Brief. Conrad und Günther stellten sich hinter ihn, um mitlesen zu können. Fassungslosigkeit trat in ihre Gesichter, bevor Gwendal den Brief kurzerhand an Günther weitergab und zu fluchen begann. „Beeilung. Wir wissen nicht, wie lange er schon weg ist. Vielleicht ist er schon…“ „Wir überlassen den Rest dir, Günther.“ rief Conrad über die Schulter. Sein Gesicht war angespannt, während die drei sich auf ihre Pferde schwangen und in den regnerischen Tag ritten. Kapitel 4: ...die mit Eifer sucht, was Leiden schafft ----------------------------------------------------- Stundenlang waren sie unterwegs. Bisher hatten sie noch keine Spur des Königs von Shin Makoku gefunden. Offenbar war er gegen die Mittagszeit aufgebrochen. Das hatten jedenfalls die Wachen erzählt. Er hatte ihnen gesagt, er wolle etwas spazieren gehen, weswegen sie keinen Verdacht geschöpft hatten. Völlig durchnässt saß Wolfram auf seinem Pferd und hielt krampfhaft die Zügel in den Händen. Er durfte nicht zulassen, dass Yuuri etwas passierte. Fieberhaft blinzelte er gegen den Regen und versuchte, etwas zu erkennen. Die Landschaft war groß und weitläufig. Yuuri konnte überall sein. Auch die Kohi beteiligten sich an der Suche, ebenfalls ohne Erfolg. Trotzdem gaben sie nicht auf. „Vielleicht sollten wir uns aufteilen.“ rief Conrad ihnen zu. „Jeder kann ein paar Kohi mitnehmen und sie zu den anderen schicken, wenn wir ihn gefunden haben.“ Es war ein guter Plan, also taten sie es. „Yuuri. Yuuri, wo steckst du?“ rief Wolfram und verwünschte den Regen, der immer schlimmer wurde. So würde er seinen Verlobten nie finden. Undeutlich konnte er eine Höhle ausmachen, die sich in der Nähe befand. Er würde eine kurze Pause einlegen, bevor er weitersuchte. Frierend stand er unter dem Eingang. Wenn sie Yuuri nicht bald fanden, würde es zu spät sein. „Du dämlicher Schwachkopf.“ flüsterte er halblaut und Trauer stieg in ihm auf. „Ich wollte doch nie, dass es so weit kommt.“ Ein Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken. Hoffentlich war die Höhle nicht bewohnt. Wieder ein Geräusch. Der Blondschopf machte sich kampfbereit und wirbelte herum. Nichts war zu erkennen. Kein Wunder, in der Höhle war es stockfinster. Allmählich wurde es auch draußen dunkler. Bald würden sie die Suche abbrechen müssen. Alleine der Gedanke daran machte Wolfram verrückt. Sein Verlobter war da draußen, tot oder verletzt und sie konnten ihn einfach nicht finden. Rasselnder Atem drang zu ihm durch. Anscheinend war die Höhle doch nicht unbewohnt. Er nutzte seine Magie, um einen Feuerball in seiner Hand erscheinen zu lassen. Ganz hinten an der Wand lag etwas. Es bewegte sich nicht. Neugierig ging Wolfram näher heran. Das war eine Person, die da lag. Sie trug schwarze Kleidung und… Moment mal, das war Yuuri! Sofort ließ er sich neben ihm auf den Boden sinken. Neben Yuuri lag eine Flasche mit einer seltsamen Flüssigkeit, die Wolfram bekannt vorkam. Er roch an der Öffnung und verzog das Gesicht. Schlagartig fiel ihm wieder ein, warum er die Flüssigkeit kannte. Es handelte sich um eine Pflanze, die mit einigen Tricks zu einem Trank gemacht wurde. Der Name der Pflanze war Schlafrose. Eigentlich war sie für Personen gedacht, die Probleme beim Einschlafen hatten. Und selbst dann musste man extrem vorsichtig sein. Die Schlafrose war ein gefährliches Gift für jene, die zu viel einnahmen. Hatte Yuuri etwa alles ausgetrunken? Ohne weiter nachzudenken, presste Wolfram sein Gesicht an die Brust seines Verlobten. Die Atmung des Schwarzhaarigen ging flach, doch sein Herz hämmerte wie verrückt. Keine gesunde Mischung. Er musste sofort versorgt werden. Der Blondschopf lief zum Eingang der Höhle und winkte einen Kohi zu sich. „Bring ihn ins Schloss.“ befahl er kurz und sprang auf sein Pferd. Zwei weitere Kohi tauchten neben ihm auf. „Sorgt dafür, dass meine Halbbrüder zurückkommen. Ich habe ihn.“ Nach einer gefühlten Ewigkeit war er zurück. In seinem Kopf drehte sich alles. „Yuuri…du darfst nicht sterben.“ flüsterte er immer wieder, während er durch die Gänge rannte. Man hatte seinen Verlobten in dessen Zimmer gebracht. Gisela stand vor dem Bett und mühte sich vergeblich, ihm etwas Wasser einzuflößen. Als sie Wolfram bemerkte, sah sie ihn besorgt an. „Was ist mit ihm los? Er sieht gar nicht gut aus.“ „Er hat Schlafrosengift genommen.“ Gisela wurde leichenblass. „Wie viel?“ Er zeigte ihr die Flasche, die er sicherheitshalber mitgenommen hatte. „Ich hole das Gegenmittel. Bleib du bei ihm.“ Damit stürmte sie hinaus. Wolfram setzte sich auf das Bett und nahm Yuuris Hand. Tränen sammelten sich in seinen Augen. „Das ist alles meine Schuld. Nur meinetwegen… Bitte, komm zurück. Ich brauche dich.“ Die Tür ging wieder auf und Gisela kam zurück. Schnell machte der Blondschopf ihr Platz und sie versuchte, Yuuri das Mittel zu geben. Doch genau wie mit dem Wasser, schien er auch das Gegengift zu verweigern. „Es funktioniert nicht.“ „Was?“ „Das Gift hat ihn lahmgelegt. So schaffe ich es nicht, ihm zu helfen.“ Wie um ihre Worte zu unterstreichen, fing der Schwarzhaarige an, unkontrolliert zu zittern. „Oh, das ist schlecht.“ rief Gisela und drückte ihn krampfhaft zurück. „Yuuri…“ „Wenn er das Gegenmittel nicht sofort nimmt, verlieren wir ihn.“ Conrad, Gwendal und Murata platzten ins Zimmer. „Was zum…“ brachte Murata hervor und sein Blick blieb an dem König von Shin Makoku hängen. „Das Gift fängt an, ihn zu töten.“ Gisela legte Yuuri die Hand auf die Stirn. „Er ist eiskalt. Sein Herz rast und seine Atmung ist kaum noch vorhanden.“ Wie durch Watte drangen ihre Worte zu Wolfram durch. Sein Verlobter war dabei, ihnen unter den Händen wegzusterben. „Warum hat er das Gegenmittel noch nicht bekommen?“ Wutschnaubend drehte das Mädchen sich zu Murata um. „Was glaubst du, versuche ich die ganze Zeit? Aber er ist zu verkrampft. Ich kriege es nicht in ihn rein.“ Wolfram kam eine Idee. Vielleicht war sie vollkommen verrückt, aber er musste es versuchen. „Gib mir die Flasche.“ Gisela gehorchte und schaute ihn verwirrt an, während er die Öffnung ansetzte und so viel wie möglich in seinen Mund laufen ließ. Das Mittel brannte furchtbar und schmeckte steinerweichend schlecht, trotzdem zwang er sich, es nicht wieder auszuspucken. Wie in Trance ließ er sich zurück auf das Bett sinken. `Bist du dir sicher? Was, wenn er dich wieder verletzt?´ `Dann ist es halt so. Aber ich werde nicht zulassen, dass er wegen mir stirbt.´ Damit beugte Wolfram sich vor und verschloss Yuuris Lippen mit den eigenen. Bestimmt drängte er sie mit der Zunge auseinander und ließ das Gegenmittel in Yuuris Mund fließen. Er spürte, wie sein Verlobter langsam ruhiger wurde. „Er trinkt es. Vielleicht ist es noch nicht zu spät.“ flüsterte Gisela aufgeregt. Der Blondschopf zog sich zurück und musterte den anderen, dessen Atmung allmählich normal wurde. „Schafft er es?“ „Das kann ich noch nicht genau sagen. Sein Zustand ist besser, aber immer noch kritisch. Jetzt können wir nur noch abwarten.“ „Ich werde bei ihm bleiben.“ Zuerst wollte das Mädchen protestieren, doch Conrad ergriff sie sanft am Arm und schüttelte den Kopf. „Na schön. Aber nicht die ganze Zeit. Schließlich musst du auch mal essen und schlafen.“ Er nickte nur und sie wandte sich zu den anderen. „Und ihr verschwindet. Der König braucht viel Ruhe. Sollte er aufwachen, lasse ich es euch wissen.“ Murrend folgten sie ihr und ließen ihn alleine. Mehrere Tage vergingen. Wolfram blieb die meiste Zeit bei Yuuri, hielt seine Hand und hoffte, dass sein Verlobter wieder aufwachte. Ab und an prüfte Gisela die Atmung und den Puls des Schwarzhaarigen. Alles schien normal zu sein. „Es dauert eine Weile, bis sein Körper das Gift vollkommen abgestoßen hat.“ erklärte sie Wolfram. „Da er so viel genommen hat, dürfte es noch dauern, bis er zu sich kommt. Es kann auch sein, dass er es trotz des Gegenmittels nicht schafft.“ Seufzend blickte sie auf den regungslosen Körper. „Warum hat er das nur getan? Niemand nimmt freiwillig so viel Schlafrosentrank. Vielleicht hat ihn jemand dazu gezwungen.“ Innerlich hoffte der Blondschopf, dass sie die Wahrheit nicht erfuhr. Auch Greta kam jeden Tag vorbei. Ihr hatte man gesagt, Yuuri würde nur schlafen. Auf die Frage, warum er denn so lange schlief, hatte Wolfram gesagt, sein Verlobter wäre wohl besonders müde. Ob sie ihm das geglaubt hatte, war fraglich. Aber sie schien es auch nicht genauer wissen zu wollen. An Günther und Gwendal blieb die Aufgabe hängen, sich um das Reich zu kümmern. Da kaum jemand wusste, was los war, hatte das für einigen Aufruhr gesorgt. Doch inzwischen war es ruhig geworden. Immer noch machte sich Wolfram erhebliche Vorwürfe. Wenn sein Verlobter wirklich sterben sollte, könnte er sich das niemals verzeihen. Nur durch seine verletzenden Worte war es so weit gekommen. Ein Knarren riss ihn aus seinen Gedanken. Sara stand im Zimmer, Berias an seiner Seite. „Du schon wieder. Was hast du hier verloren?“ fauchte Wolfram. „Ich wollte sehen, ob die Gerüchte stimmen. Sieht ganz so aus.“ „Lass ihn endlich in Ruhe. Und hör auf, dich ins Schloss zu schleichen.“ „Ich habe es nicht nötig, mich irgendwo reinzuschleichen.“ erwiderte Sara gelassen. Er trat an das Bett heran und strich Yuuri eine Haarsträhne aus der Stirn. „Rühr ihn nicht an.“ „Warum nicht? Ich habe ihn schon oft berührt.“ Übelkeit stieg in dem Blondschopf auf. „Umso schlimmer.“ „So schlechte Manieren. Du bist viel zu eifersüchtig.“ „Du elendes Miststück. Erst schläfst du mit ihm, dann wirfst du ihn weg, dann erpresst du ihn und jetzt, wo er im Sterben liegt, kommst du an und machst auf Freund.“ „Man hat mich schon vieles genannt.“ kicherte Sara. „Aber Miststück war nicht darunter.“ „Hoheit…“ begann Berias unsicher. „Später.“ sagte dieser nur und der andere verstummte. „Nun, es scheint ihm gut zu gehen. Dann werde ich warten, bis er wieder aufwacht. Das bedeutet, falls er aufwacht.“ Er wirbelte herum und verließ mit wehenden Haaren den Raum. „Wirklich eine interessante Person.“ hörte Wolfram ihn noch sagen, bevor die Tür hinter den beiden zufiel. Der Blondschopf blieb zurück, vollkommen aufgewühlt und wütend. Musste dieser Kerl immer dann auftauchen, wenn er es gar nicht gebrauchen konnte? Und er hatte gesagt, er wolle bleiben. Am liebsten hätte Wolfram ihn achtkantig aus dem Palast geworfen, wenn da nicht die Sache mit der Gedankenkontrolle wäre. „Yuuri…komm bald zu dir.“ wisperte er, bevor er ebenfalls hinausging, um etwas zu schlafen. Die nächsten Tage würden bestimmt anstrengend werden. Kapitel 5: Das Duell -------------------- Wolfram war sauer. Seit dem Auftauchen des Königs von Shimaron waren erst drei Tage vergangen und schon jetzt wollte der Blondschopf ihn erwürgen. Sara hatte sich wie selbstverständlich im Palast einquartiert. Durch den Friedensvertrag mussten sie ihn dulden, auch wenn Wolfram, seine Halbbrüder und Günther ihm mit deutlicher Abneigung begegneten. Leider schien ihn das nur wenig bis gar nicht zu interessieren. Er war freundlich zu allen, die nicht wussten, was er getan hatte. Den Rest ignorierte er, sobald er sie bemerkte. Immer, wenn Wolfram ihm begegnete, hielt er sich mit eisernem Willen davon ab, Sara die Augen auszukratzen. Stattdessen ließ er seine Wut an Übungspuppen aus, die eigentlich für den Schwertkampf gedacht waren. Fast ein Dutzend hatte er bereits so verkohlt, dass man sie nicht mehr gebrauchen konnte. Yuuris Zustand hatte sich nicht verändert. Zumindest konnte man ihm Wasser und Haferbrei einflößen, um ihn am Leben zu erhalten. Trotzdem war er immer noch nicht wach, was seinem Verlobten zusätzlich Sorge bereitete. Ziellos wanderte er durch das Schloss, auf der Suche nach jemandem, mit dem er reden konnte. Nach kurzer Zeit entdeckte er Conrad, der offenbar zu Yuuris Zimmer wollte. Als er Wolfram bemerkte, lächelte er kurz und blieb stehen. „Willst du mich begleiten?“ Der Blondschopf nickte und zusammen gingen sie weiter. „Wie ich höre, sind einige Übungspuppen in Brand geraten. Weißt du etwas darüber?“ Wolfram wurde knallrot, was seinen Halbbruder zum Lachen brachte. „Keiner nimmt dir das übel. Allerdings solltest du mal eine Pause machen, sonst kann bald keiner mehr trainieren.“ „Ich kann nichts dafür. Sobald ich Sara sehe, überkommt mich der Wunsch, ihn zu Kleinholz zu verarbeiten.“ Conrad lachte noch stärker. „Ach, Wolfram. Ich verstehe deine Ansichten, ehrlich.“ „Der Kerl kann froh sein, dass er König ist. Sonst hätte ich ihm schon lange gezeigt, was ich von ihm halte.“ Sein Halbbruder wurde wieder ernst. „Das würde dir nur Probleme einbringen. König Saralegui scheint es darauf anzulegen, dich zu Dummheiten zu verleiten. Vergiss nicht: Der vereinten Streitmacht von Shimaron haben wir nichts entgegenzusetzten. Und Yuuri würde einem Krieg niemals zustimmen.“ „Ich weiß, ich weiß.“ seufzte Wolfram. „Deswegen müssen die Übungspuppen herhalten.“ Vor Yuuris Zimmer beendeten sie ihr Gespräch und gingen hinein. Wie erwartet, lag der König von Shin Makoku im Bett. Sein Atem ging ruhig und gleichmäßig, als würde er nur schlafen. Während sie näher an ihn herantraten, murmelte er etwas Unverständliches und drehte sich zur Seite. Das hatte er bisher nicht getan. „Yuuri?“ flüsterte der Blondschopf und setzte sich zu ihm. „Nur noch fünf Minuten.“ grummelte sein Verlobter. „Das hättest du wohl gerne.“ Wolfram begann, den anderen zu schütteln, bis er widerwillig die Augen aufschlug. „Musst du so einen Krach machen? Wie soll man denn da schlafen?“ Ohne zu antworten, fiel Wolfram ihm in die Arme. „Yuuri. Endlich bist du wach. Ich dachte schon, das passiert nie.“ „Wovon redest du eigentlich?“ „Du wärst fast gestorben. Was hast du dir nur dabei gedacht, Schwachkopf?“ „Ich werde den anderen Bescheid sagen.“ mischte Conrad sich ein und verließ den Raum. Yuuris Blick verdunkelte sich, als würde ihm alles wieder einfallen. „Ich wollte doch nicht gefunden werden.“ sagte er halblaut, wie als würde er mit sich selbst reden. „Du dämlicher, blöder, schwachsinniger Idiot.“ schluchzte Wolfram und drückte den anderen noch fester an sich. „Es tut mir so leid. Nur wegen mir wolltest du dir etwas antun. Ich wollte doch nie, dass es soweit kommt.“ „Ich wusste einfach keinen Ausweg. Wie sehr ich es auch versucht habe: Ich konnte es nicht ertragen, dich so zu sehen. Du verdienst etwas Besseres.“ Endlich löste sich der Blondschopf von Yuuri und sah ihn an. „Das kann sein. Aber ich will niemand anderen.“ Bevor der Schwarzhaarige was entgegnen konnte, zog Wolfram ihn hoch und küsste ihn. Alles um ihn herum wurde unwichtig, während er sich wie ein Ertrinkender an seinem Verlobten festhielt. Ein Räuspern holt ihn in die Wirklichkeit zurück. Gisela, Conrad und Murata waren hereingekommen. „Wir wollen ja nicht stören, aber Yuuri muss noch Mal untersucht werden.“ grinste Murata. Verlegen machte der Blondschopf Gisela den Weg frei. „Er ist in Ordnung.“ „Ist er endlich wach? Das wurde auch Zeit.“ meinte eine Stimme von der Tür her. „Es tut mir leid, König Saralegui. Auch wenn es ihm besser geht, er braucht Ruhe.“ erwiderte Gisela. „Natürlich. Ich werde mich auch gleich zurückziehen.“ Die Hände zu Fäusten geballt, beobachtete Wolfram, wie der andere sich Yuuri näherte. „Was machst du nur immer für Sachen?“ seufzte er und setzte sich zu dem König von Shin Makoku. „Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht.“ „Das finde ich sehr nett von dir.“ Bemüht ruhig hörte Wolfram zu. Wie konnte Sara nur so scheinheilig lügen? In der ganzen Zeit hatte er Yuuri nicht besucht oder sich nach ihm erkundigt. „Werde bald wieder gesund. Schließlich hast du sehr lange im Bett gelegen.“ „Ich werde mich bemühen.“ Sara nahm seine Hand und hielt sie kurz fest, bevor er wieder aufstand. „Und mach ja nicht wieder solchen Unsinn. Wenn du jemanden zu Reden brauchst, kannst du dich immer an mich wenden. Ich bin für dich da.“ „Denkst du wirklich, Yuuri ist so dämlich? Deine Lügen und deine Heuchelei kannst du dir sparen.“ knurrte Wolfram. „Was für Lügen? Ich habe mir wirklich Sorgen um ihn gemacht. Schließlich sind wir Freunde. Gute Freunde.“ Das war zu viel für den Blondschopf. Fauchend stürzte er sich auf Sara und schlug ihm voll ins Gesicht. Fassungslose Blicke sahen dabei zu, wie der junge König zurücktaumelte und sich gerade noch vor einem Sturz bewahren konnte. Blut lief über seine Unterlippe und sein Kinn. „Was hast du getan? Bist du verrückt geworden?“ Das kam von Murata, der ihn anstarrte, als würde er ihn das erste Mal sehen. „Du kannst doch nicht so etwas Unbedachtes tun.“ fügte Conrad hinzu, während Gisela sich um Saras Verletzung kümmerte. Wutentbrannt schob der sie zur Seite. „Das wirst du noch bitter bereuen.“ Er stürmte aus dem Raum, nur um kurz darauf mit einer Dienerin, die ein Tablett mit Essen und Geschirr trug, zurückzukehren. Mit einer schwungvollen Armbewegung fegte er das Besteck vom Tablett. Während die Gabel durch das Zimmer flog und in einer Ecke landete, schlitterte das Messer über den Boden und blieb klirrend zwischen den beiden liegen. „Los, heb es auf.“ zischte der junge König. „Ganz wie Ihr wünscht… Hoheit.“ Wolfram ging kurz in die Hocke, griff nach dem Messer und richtete sich triumphierend lächelnd wieder auf. Alle wussten, was das bedeutete. „Morgen um die Mittagszeit.“ sagte Sara noch, bevor er endgültig das Zimmer verließ. „Wolfram…“ flüsterte Yuuri ungläubig. „Ich weiß, was ich tue. Eigentlich hätte ich das schon vorher machen sollen.“ Kurz stand er einfach nur da und drehte das Messer in seinen Fingern. „Aber ein Duell? Meinst du nicht, das ist etwas übertrieben?“ „Nein, ist es nicht. Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet, ich muss trainieren.“ Er ging auf den Hof und übte, bis ihm alles wehtat. Inzwischen war es tiefste Nacht und der Blondschopf beschloss, noch etwas zu schlafen. Schließlich würde er seine Kräfte brauchen. Der nächste Morgen kam schnell. Müde schlurfte er zum Frühstück, nur um festzustellen, dass er keinen Appetit hatte. „Noch kannst du es dir anders überlegen.“ hörte er Gwendals Stimme. Seltsamerweise war sein ältester Halbbruder erstaunlich ruhig. „Niemals. Ich habe noch nie ein Duell aufgegeben, bevor es überhaupt begonnen hat.“ „Schön, wenn du unbedingt willst. Trotzdem ist mir nicht wohl dabei. Immerhin geht es um König Saralegui. Was, wenn er seine Armee ausschickt, um sich für den Schlag zu rächen?“ `Das würde nur beweisen, dass er nichts abkann.´ dachte Wolfram bei sich. „Das glaube ich nicht.“ sagte er stattdessen. „Sollte er das Duell gewinnen, hat er seine Rache. Sollte er verlieren, würde selbst er nicht gegen Shin Makoku aufmarschieren. Das würde ihn die Freundschaft mit Yuuri kosten, was er nicht riskieren will.“ Seine Worte schienen dem anderen einzuleuchten, dennoch wirkte er nicht entspannter. „Irgendwann macht ihr mich noch wahnsinnig.“ seufzte er und ging zurück an seine Arbeit. Der Blondschopf sah ihm hinterher, bevor er sich auf den Weg zu seinem Verlobten machte. Yuuri saß aufrecht im Bett und schaute nur kurz auf, bevor er sich wieder Greta zuwandte, die in seinen Armen schlief. „Wie geht es dir?“ „Schon viel besser. Und du bist dir immer noch sicher?“ „Ja.“ Der Schwarzhaarige schüttelte nur den Kopf. „Da du sowieso zu stur bist, um es dir anders zu überlegen, muss es wohl sein. Ich werde übrigens auch dabei sein. Gisela meinte, etwas Zeit im Freien würde mir guttun.“ Schließlich war es soweit. Wolfram stand leicht nervös auf dem Hof. Viele waren gekommen, um sich das Spektakel anzusehen. Da waren Conrad und Gwendal, Yuuri, Günther, Murata und sogar seine Mutter. Etwas abseits stand Berias. Nichts an ihm verriet seine Stimmung, während er sich auf seinen Neffen konzentrierte, der Wolfram gegenüberstand. Saras Unterlippe war etwas angeschwollen, seine Augen wie Dolche. Günther trat vor und es wurde still. „Wir kommen nun zum Duell zwischen Wolfram von Bielefeld und König Saralegui. Wolfram darf die Waffe auswählen, da er das Duell akzeptiert hat.“ Der Blondschopf zog sein Schwert und machte sich bereit. Wie ein Pfeil schoss er auf den König von Shimaron zu und Funken sprühten, als seine Klinge auf die seines Kontrahenten traf. Kurz sahen die beiden sich an, bevor Wolfram zurücksprang und erneut angriff. So ging es eine ganze Weile weiter. Sara hatte offensichtlich Erfahrung im Schwertkampf, denn er verteidigte sich ziemlich gut. Inzwischen kämpften sie schon fast eine Stunde, dennoch hatte noch keiner gewonnen. Beide atmeten schwer, da ihnen langsam die Kraft ausging. „Was ist? Ist das schon alles?“ fragte Wolfram herausfordernd. „Noch lange nicht.“ zischte Sara wütend und lief auf ihn zu. Im letzten Moment riss der Blondschopf sein Schwert hoch und blockte den anderen ab. Dann warf er sich mit seinem ganzen Gewicht nach vorne, was Sara nicht erwartet hatte und stieß den König von Shimaron von sich. Dem wurde das Schwert aus der Hand gerissen. Bevor er aufstehen konnte, war Wolfram bei ihm und hielt ihm die Spitze seiner Waffe an die Kehle. „Sieht so aus, als hätte ich gewonnen.“ sagte er zufrieden und drehte dem anderen den Rücken zu. „So einfach gebe ich nicht auf.“ hörte er Sara wispern. Kapitel 6: In deinen Armen -------------------------- „Wolfram, pass auf!“ Die Warnung kam gerade noch rechtzeitig. Schnell warf er sich zur Seite und entging so dem Dolch. „Das genügt.“ donnerte Yuuri und alle sahen zu ihm. Er hatte sich verwandelt, was in seinem geschwächten Zustand eine beachtliche Leistung war. „Du hast das Duell verloren.“ fuhr er an Sara gewandt fort. „Aber statt deine Niederlage einzusehen, greifst du zu feigen Tricks.“ Der Schwarzhaarige hob die Arme und funkelte den jungen König an. „Eigentlich ist es gegen meine Natur, andere zu verletzten, aber du lässt mir keine Wahl. Sebai!“ Aus seinen Händen kamen Drachen aus Wasser, fesselten Sara und hoben ihn hoch in die Luft. Wolfram musste lächeln. Genau auf dieselbe Weise hatte Yuuri auch schon ihm eine Lektion erteilt. Genauso schnell, wie alles angefangen hatte, hörte es wieder auf. Die Drachen lösten sich auf und Sara fiel hart zu Boden. Yuuri wurde wieder normal und kippte ohnmächtig nach hinten. Während Conrad sich um seinen Verlobten kümmerte, ging Wolfram auf seinen völlig durchnässten Gegner zu und hockte sich vor ihn. „Du bist wirklich eine miese, falsche Schlange. Aber ich kenne Yuuri. Sobald er aufwacht, wird er dich wieder als Freund ansehen. Er hat geschworen, dir zu vertrauen, weiß der Himmel warum. Und ich vertraue ihm. Genau deswegen werde ich nicht zulassen, dass er wegen dir in Schwierigkeiten gerät. Ich werde dich im Auge behalten.“ Sara antwortete nicht, sondern sah stur zu Boden, bevor er aufstand und sich an Berias wandte. „Wir werden gehen.“ Er warf einen letzten Blick auf Wolfram und lächelte spöttisch. „Aber wir sehen uns wieder.“ Mit diesen Worten verschwand er und der Blondschopf machte sich auf, um nach Yuuri zu sehen. Der lag im Bett und kam gerade wieder zu sich. Verwirrt sah er sich um. „Wie komme ich denn hierher?“ wollte er wissen. „Du hast dich verwandelt. Kannst du dich nicht daran erinnern?“ „Nur sehr vage.“ Kurz blickte er Wolfram streng an. „Auch wenn ich vollstes Verständnis für deine Gefühle habe, hättest du Sara nicht schlagen dürfen.“ „Ach, das wird schon wieder. Höchstens sein Ego hat etwas abbekommen. Er soll sich bloß nicht so anstellen.“ Yuuri lächelte kurz und der Blondschopf setzte sich zu ihm. „Wie geht es dir jetzt?“ „Viel besser. Sara etwas auf die Finger zu hauen, hat mir richtig gutgetan.“ „Und… wie geht es jetzt mit uns weiter?“ fragte Yuuri und ein leichter Rotschimmer erschien auf seinen Wangen. „Nun, ich habe Sara gesagt, ich behalte ihn im Auge. Da du ihm unbedingt vertrauen musst, werde ich dafür sorgen, dass er dich nicht wieder ausnutzt. Was unsere Verlobung angeht: Die bleibt erhalten. Irgendjemand muss ja auf dich aufpassen, Schwachkopf.“ „Nenn mich nicht Schwachkopf.“ Wolfram küsste ihn kurz. „Tut mir leid, ich kann nicht anders. Den Spitznamen wirst du nicht mehr los.“ Wieder trafen sich ihre Lippen und der Blondschopf genoss das Gefühl, das der Kuss bei ihm auslöste. Behutsam stupste er Yuuris Lippen an, bis der den Mund öffnete. Als Wolframs Zunge die des anderen traf, entstand ein vorsichtiges Spiel, das schnell drängender wurde. Sanft fuhr seine Hand in Yuuris Nacken und er zog ihn dichter an sich. Kurz darauf ging beiden die Puste aus und sie lösten sich voneinander. Schwarze Augen trafen auf grüne und die Zeit schien sich endlos auszudehnen. Zusammen sanken sie in die Kissen und Wolfram zog Yuuris Shirt über dessen Kopf, bevor er es achtlos zu Boden warf. Mit den Fingerspitzen erforschte er die nackte Haut, was seinem Verlobten ein leises Seufzen entlockte. Noch während sich ihre Lippen wiederfanden, spürte der Blondschopf, wie der andere sich an seiner Kleidung zu schaffen machte. Als auch Yuuri es geschafft hatte, Wolframs Oberteil zu entfernen, nahm er ihn fest in die Arme. Als Wolfram die warme Haut auf seiner spürte, überlief ihn ein angenehmer Schauer. Der Schwarzhaarige küsste ihn wieder, diesmal den Hals entlang. Entspannt schloss der Blondschopf die Augen. Vorsichtig fuhr Yuuri zu seinem Bauch, was Wolfram kurz erzittern ließ. Er strich an Yuuris Rücken hinunter, bis er aufgehalten wurde. Genauso sanft wie vorher, befreite er den anderen vom Rest seiner Kleidung. Yuuri lag schwer atmend unter ihm und sorgte mit einigen Handgriffen dafür, dass auch er seine Sachen loswurde. Trotz seines angeschlagenen Zustandes schaffte er es, Wolfram herumzudrehen. Mit der Zunge kreiste er um dessen Bauchnabel und dann seine Oberschenkel entlang. Der Blondschopf unterdrückte ein erregtes Keuchen, doch als Yuuris Zunge höher ging, stöhnte er kurz auf. Als sich die Lippen des anderen um seinen Schaft schlossen, setzte sein Herz kurz aus. Sein ganzer Körper fühlte sich an, als würde er in Flammen stehen. Statt sein Glied ganz aufzunehmen, machte sich der andere einen Spaß daraus, nur seine empfindliche Spitze zu bearbeiten. Wolfram wurde deswegen fast wahnsinnig. „Yuuri…“ stieß er abgehackt hervor und fand sich dem amüsierten Blick des Schwarzhaarigen ausgesetzt. „Du kannst ja noch reden. Das muss ich ändern.“ meinte er böse lächelnd, bevor er ihn in einen leidenschaftlichen Kuss verwickelte. Er beugte sich wieder hinunter und machte da weiter, wo er aufgehört hatte. Doch diesmal setzte er auch seine Zunge ein. Ein gequältes Gurgeln entfuhr dem Blondschopf. So intensiv hatte er sich das Ganze nicht vorgestellt. Ohne jede Vorwarnung spürte Wolfram, wie sein Verlobter seinen Penis komplett in sich aufnahm und fast schon gemächlich daran saugte. Er biss sich auf die Lippe, um nicht das ganze Schloss zusammenzuschreien. Als der andere jedoch das Tempo erhöhte, konnte er sich nicht mehr zurückhalten. Pure Lust durchfuhr ihn wie ein körperlicher Schlag und er merkte, wie er dem Abgrund entgegenflog. Doch kurz bevor er kam, zog Yuuri sich zurück, was der Blondschopf mit einem mürrischen Grummeln kommentierte. Noch ehe er sich über diese Behandlung beschweren konnte, strich ihn der König von Shin Makoku sanft über den Rücken und begann, seine Finger in ihm zu versenken. Leichter Schmerz zog sich über seinen Körper, doch gleichzeitig fühlte er sich absolut sicher. Kurz tanzten hunderte Sterne vor seinen Augen, als Yuuri einen bestimmten Punkt berührte. Für einen Moment wurde er nervös. Er wusste, es würde wehtun, doch er entspannte sich, um es seinem Verlobten einfacher zu machen. Der Schmerz wurde heftiger, als der andere in ihn eindrang. Nur langsam gewöhnte er sich daran und fasste mit beiden Händen die Hüften des Schwarzhaarigen, der anfing, sich zu bewegen. Wolframs Stöhnen wurde lauter, was seinen Verlobten dazu brachte, ihn an sich zu ziehen. Wieder sah er Sterne und er keuchte schwerer als zuvor. Das blieb auch Yuuri nicht verborgen und er stieß etwas fester zu, während er Wolframs Glied ergriff und begann, im Rhythmus zu seinem Körper daran entlangzustreichen. Allmählich wurde er schneller, wobei er dank den Händen an seiner Hüfte immer wieder den Punkt traf, der den Blondschopf zum Schreien brachte. Lange würden beide nicht mehr durchhalten. Ihr Atem ging nur noch stoßweise und ihre Körper glänzten vor Schweiß. Erneut tanzten hunderte Sterne vor Wolframs Augen, er spürte, wie er sich mit atemberaubender Geschwindigkeit dem Höhepunkt näherte. Seinem Verlobten ging es genauso, denn er stöhnte tief auf und erhöhte noch einmal das Tempo. Nur einen Herzschlag später bäumte der Blondschopf sich auf und eine Welle aus Gefühlen spülte ihn fort, während sein Orgasmus sich ungehindert den Weg bahnte. Sekunden später kam auch Yuuri und wurde dabei fast ohnmächtig. Erschöpft sank er über Wolfram zusammen, zog sich langsam zurück und rollte sich zur Seite, um den anderen anzusehen. Wie von alleine verschränkten sie ihre Finger und das Herz des Blondschopfes schlug schneller, als er in die tiefdunklen Augen seines Verlobten sah. Zwei Lippenpaare trafen sich, nicht leidenschaftlich, sondern fast zögernd. „Ich liebe dich.“ hörte er die flüsternde Stimme des Schwarzhaarigen. Nur diese drei Worte und doch bedeuteten sie alles für ihn. „Ich liebe dich auch, Schwachkopf.“ erwiderte er und kuschelte sich an Yuuris Körper. Lange lagen sie so da, bis die Sonne unterging. Irgendwann schlief Yuuri ein, ohne sich von Wolfram zu lösen. Der lächelte und lauschte dem gleichmäßigen Atmen neben sich. `Das war schon alles? Nur weil ihr beiden euer erstes Mal hattet, ist alles vergeben und vergessen? Bist du wirklich so blind? Er wird dich wieder betrügen, sieh das doch ein.´ `Ach, lass mich in Ruhe. Du gehst mir auf die Nerven.´ `Schön, ganz wie du willst. Aber sag hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.´ entgegnete die Stimme beleidigt und Wolfram überkam eine angenehme Schläfrigkeit. Auch wenn er nicht wusste, was die Zukunft für sie bereithielt: In diesem Moment, in dieser Sekunde zählte nur die Gegenwart. Hier, in den Armen seines Verlobten. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)