Vom Lied des Blutes von 19Rei-Sama ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Kapitel 6 Lucis trat ein paar Schritte zurück und richtete sich vollends auf, um dem ehemaligen Gefährten einen höhnischen Blick zuzuwerfen. „Ich bin gespannt, Mat – zeig mir, ob du es inzwischen schaffst, mich in meine Schranken zu weisen!“ Augenblicklich schoss der Schwarzhaarige nach vorn und wirbelte um seinen Feind herum. Eine halbe Drehung ließ seine Sense knapp über Mats Kopf hinweggleiten, als dieser sich zur Seite rollte und mit einer Handbewegung eine Axt aus roten Partikeln auf Lucis niederfahren ließ. Gekonnt blockte er mit seinen Schatten, sodass beide Farben zerstoben und er erneut auf Mat zustürmen und ihn angreifen konnte. Dieser parierte mit seinen Klingen, ein Sturm aus Angriffen hagelte auf ihn nieder. „Unachtsam wie immer, Lucis!“, knurrte Mat mit einem Mal und Lucis spürte, wie ihm etwas in die linke Schulter schnitt und einen Hauch von schmerzartigem Empfinden hinterließ, das der Schwarzhaarige nur noch aus Erinnerungen heraus kannte. „Kannst du das auch so schnell heilen?“, fragte sein Gegenüber schnalzend, bevor Lucis zurücksprang und sich der Wunde besah. Ein tiefer Schnitt prangte dort in seiner Schulter und hatte einen Teil des Tuches zerstört, mit welchem er sein Mal verdeckt hielt. Ein Kribbeln war um die Wunde zu vernehmen – die Totenseele machte sich daran, den bereits verstorbenen Körper wieder herzurichten. „Es wird nicht länger dauern als wenige Minuten.“, erwiderte Lucis schließlich und sammelte Kraft, um den nächsten Angriff stärker zu gestalten. Noch bevor er zu einem Manöver kam, sah er eine rot leuchtende Peitsche auf ihn zusausen, der er knapp entging, bevor er einen Gegenangriff startete und Mat gegen ein umstehendes Haus schleuderte. „Kannst du auch etwas anderes, als Waffen zu formen, Mat?“, raunte er, als er einen Sekundenbruchteil später bereits an Mats Seite hockte und ihn im Nacken packte, bevor er ihn in das nächste Haus warf. Die Wand, die der Körper traf, zerbrach. Schnaufend richtete sich der andere Bluter auf, bevor er Lucis finster anblickte. „Ich werde dich in die Knie zwingen, Lucis Cambridge!“, knurrte er und stürmte nun seinerseits auf ihn zu, wobei er die roten Partikel um seine Arme sammelte. Augenblicklich bereitete Lucis den Schild aus den Schatten vor und sog die Luft ein – bis zu dem Moment des Aufpralls. Alles in ihm zog sich zusammen, er ortete aus der Richtung seines Brustkorbes ein lautes Knacksen, bevor er durch eine Hauswand hindurch geschleudert wurde und letztlich zum Stillstand kam. Als er sich sachte aufrichtete entfuhr ihm eine Ladung Staub, die der Heilungsprozess ein ums andere Mal mit sich brachte. Als er wieder auf den Beinen war, umschloss er den Stab seiner Sense fester und blickte kühl zum anderen hinüber, dessen Gesicht ein zufriedenes Lächeln zierte. „Wie fühlt es sich an, hm, Lucis? Schmerzt es dich?“, fragte er höhnisch, doch Lucis spuckte nur aus und trat langsam näher zu Mat. „Wie mir scheint, gehörst du erst seit kurzem zu den Seelensklaven.“, erwiderte er kalt, was Mat zu einem ebenso kalten Blick zwang. „So tief bist du also gesunken – immer sprachst du von Ehre, von Stolz – doch du bist nur eine elende Ratte die sich mit den Wurzeln des Lebens zufrieden gibt. Wann ist es soweit gewesen, dass du für ein wenig Macht alles aufgeben konntest?“, zischte Lucis zynisch, doch Mat schüttelte wutentbrannt den Kopf. „Das sagt der Richtige! Du bist es doch gewesen, der alles fortgeschmissen hat, nur um dem Tod die Stiefel zu lecken!“ „Du bist erbärmlich, Mat – hast du nicht immer davon geträumt, die ein Leben aufzubauen, in dem Fay nie wieder Gewalt erleiden musste, in welchem ihr zusammen für immer glücklich sein konntet? Was ist aus deinem Traum geworden, Mat? An meinem hat sich nichts geändert – ich habe nur einen neuen Pfad gewählt, der mir erlaubt das zu schützen, was es für mich immer zu schützen galt. Du hingegen hast alles aufgeben – dein Leben, deinen Traum, Fay und dich selbst. Du wirst ihr niemals das Geben können, was ihrer angemessen ist.“ Eine kalte Träne fiel zu Boden, bevor ihr weitere folgten. Mats Blick war so wütend, wie es Lucis nie zuvor gesehen hatte, doch er wusste, dass es genauso sein sollte. „Du weißt nichts, Lucis!“, zischte sein Gegenüber, bevor er erneut in die Farbe rot gehüllt wurde und ihm entgegenkam. Der Schwarzhaarige atmete ruhig aus, bevor er die Sense erhob und diese mit seiner Dunkelheit verstärkte. „Du hast keine Ahnung, was alles passiert ist!“, sprach Mat weiter, das Rot verdichtete sich immer mehr. Langsam nahm Lucis Haltung an, er schloss die Augen und gab sich der Leere in seinem Innern hin. Ohne dass er viel dafür tun musste, sprang er bereits auf den Jäger zu und parierte einen Angriff mit dessen verstärkten Schwertern. Die Finsternis um seine Waffe wurde dichter und umschlang nun auch seinen Arm, sodass er Mat mit einer geduckten Drehung die Klingen entriss und ihn mit einer schnellen Handbewegung zu Boden riss, bevor er den Schafft der Sense auf Mats Brust niederfahren ließ und ihn somit auf dem Gestein fesselte. Augenblicklich zerstob das Rot, ebenso wie es das Schwarz tat. „Du solltest den Dämon aufsuchen, der dir deine Seele geraubt hat, Mat – noch ist es nicht zu spät.“ Er ließ die Sense verschwinden und kniete neben seinem ehemals besten Freund nieder, um den Verband um seinen Hals zu lösen. Die Worte, die sich um das Blutmahl wanden entsprachen der achten Strophe des Blutliedes und sprachen von Rache und Stolz gleichermaßen. Die Wunde war noch immer offen, einzelne Tropfen liefen Mats Hals entlang. Tropfen, die, wie Lucis wusste, immer kälter werden würden, bevor sie gänzlich erstarben. „Wieso, Lucis …?“, brachte der Jäger ächzend hervor, doch der Schwarzhaarige schüttelte erst nur den Kopf. „Du weißt, warum ich gegangen bin – also weißt du auch, warum ich diesen Weg gehe.“ Mit diesen Worten erhob sich Lucis und wandte sich ab, bevor er nahe der Türen des Gildenhauses stockte. „Fay, du solltest dich gut um ihn kümmern – egal wie er sich entscheidet, er wird leiden wie niemand vor ihm.“ Mit leisen Schritten trat er zu den Türen des Gebäudes, bevor er im Schlund dessen verschwand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)