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Frau Luna und Herr Mundus

von

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Die Begegnung

Frau Luna und Herr Mundus
 

Eines Morgens öffnete ein Mädchen ihre Augen. Sie lag in dem hölzernen Bett, in dem sie seit Anbeginn ihrer Zeit aufgewacht war und an dem ein kleines, metallenes Schild funkelte. Feine, geschwungene Linien zierten dessen glänzende Oberfläche und bildeten den Namen „Frau Luna“. Frau Luna war an diesem Tag voller Tatendrang. Sie schlug ihre Bettdecke schwungvoll beiseite und beschloss sofort aufzustehen. Ihr Zimmer war ein schlicht eingerichteter Raum, in dessen Mitte ein dunkelgrau-schwarz gefleckter Kater spielte. Sein Name war Mister Maus. Frau Luna hatte sich diesen Namen ausgedacht und fand ihn auf unerklärliche Art und Weise passend.

Es schien ein recht normaler Tag zu werden, so normal wie jeder andere. Mister Maus schmuste sich an Frau Lunas Hand und sie ging zum Kühlschrank, um ihm etwas zum Essen hinzulegen. Danach schlurfte sie wie gewohnt zu ihrer goldenen Kiste neben dem Kamin und öffnete sie. In dieser „Schatztruhe“ - wie Frau Luna sie liebevoll nannte - befanden sich immer die wunderlichsten Gegenstände. Mister Maus holte sich sein Lieblingswollknäuel heraus und Frau Luna starrte leicht bedrückt in die Kiste. Darin lagen dieselben Gegenstände, die sich schon immer dort befunden hatten. Normalerweise erfreute sich Frau Luna an diesen, doch heute war etwas anders. In ihr hatte sich ein sonderlich ungewöhnliches Gefühl breit gemacht und irgendetwas zog sie wie magisch an. Aber Frau Luna traute sich nicht, der Sache auf den Grund zu gehen. In ihrem Kopf wisperte ihr eine leise Stimme sanft zu: „Komm, sieh' es dir an! Es war schon immer da und es wird immer dort sein! Du willst doch auch wissen, was es ist!“ Und wie Mister Maus sein Wollknäuel auf dieselbe Art und Weise durch das Zimmer rollte, auf die er es an jedem Tag machte, da stand Frau Luna auf und beschloss ihrer Neugier endlich nachzugeben. Es gab einen Vorhang in ihrem Zimmer, den sie stets umgangen hatte. Denn wo ein Vorhang ist, da will jemand die Sicht auf etwas verdecken. Aber was? Frau Luna war sich seit jeher sicher, dass ein unvorstellbar hässliches Wesen hinter diesem Vorhang hauste. Der reine Anblick dieses Monsters hatte tausende Menschen um den Verstand gebracht und sie, Frau Luna, sollte das böse Wesen bewachen. Es war ihr recht unerklärlich, warum sie daran glaubte, denn den Vorhang geöffnet oder gar ihr Zimmer verlassen, das hatte sie nie. Frau Luna näherte sich langsam dem Vorhang. Mister Maus, von diesem ungewöhnlichen Ereignis leicht verwirrt, tat es ihr gleich. Langsam und mit zittrigen Händen schob sie den Stoff zur Seite.

Sie erblickte für den Bruchteil einer Sekunde eine gräulich-weiße Landschaft und zerrte den Vorhang sofort wieder zu. Ihr war, als hätte sie jemand angestarrt, auch wenn sie nichts als die weiße Landschaft gesehen hatte. In Frau Lunas Kopf stiegen viele, schillernde Gedankenblasen auf und zerplatzten, bevor sie sich fassen konnte. Doch ein Gedanke blieb bis zuletzt: Das unvorstellbar hässliche Wesen hatte sie angestarrt. Allerdings war es von einer guten Fee unsichtbar gezaubert worden, damit es keinen Schaden mehr anrichten konnte. Seitdem zog es mit einem riesigen Pinsel umher, um die Landschaft weiß zu streichen. Welchen Sinn eine solche Beschäftigung hatte, war Frau Luna gänzlich unklar, doch sie musste es herausfinden.

Dieses seltsame Rätsel beschäftigte Frau Luna einige Tage, bis sie eines Abends beschloss, ihr Haus doch zu verlassen. Sie lebte nun schon seit so vielen Jahren in ihrer kleinen Holzhütte und hatte es nie gewagt, einen Fuß vor die Tür zu setzten. Das war auch recht verständlich, bedenkt man, dass in ihrer Vorstellung draußen ein großes, unsichtbares Monster die Landschaft mit einem riesigen Pinsel weiß strich. Und wer begegnet schon gerne einem solchem Biest?

Frau Luna öffnete langsam die Haustür und schritt hinaus in die weiße Ebene. Mister Maus blieb mit verwirrtem Blick in der Türschwelle stehen und beobachtete das seltsame Verhalten des Mädchens. Diese wandte ihren Blick gegen Himmel und staunte nicht schlecht, als sie dort tausende, glitzernd leuchtende Augen sah, die gutmütig auf sie herabblickten. Frau Luna rief den Augen zu: „Wer seid ihr?“ Doch sie erhielt keine Antwort. Sie versuchte es erneut, aber die Augen reagierten nicht. Frau Luna begann wild zu gestikulieren und rief immer lauter, doch es kam keine Antwort. Langsam wurde es Abend und sie ging wieder nach Hause, um sich schlafen zu legen. Es fiel ihr zum ersten Mal in ihrem Leben schwer einzuschlafen. Wilde Gefühle tobten in ihr und eine zitternde Unruhe machte sich breit. Existierte der fremde Streicher? Er war ihr nicht begegnet. Hatten die Augen sie bemerkt? Geantwortet hatten sie nicht. Aber Frau Luna war sich jetzt sicher: Sie war nicht allein.

Frau Luna träumte diese Nacht von einem Jungen, der eine wundersame, grüne Landschaft entlang schlenderte. Seine Klamotten waren leicht zerrissen und voller Erde. Sie sah von oben auf ihn herab und folgte jedem seiner Schritte. Er gefiel Frau Luna. Sie hatte nie zuvor einen anderen Menschen gesehen und bewunderte die Ästhetik, die in seinen Bewegungen lag. Im Gesicht des Jungen spiegelte sich ein ungewohnter Charme und warme Herzlichkeit. Doch plötzlich drehte er sich um und starrte direkt in Frau Lunas Augen. Sie wollte verlegen wegblicken, doch sie konnte nicht. Stattdessen sah sie, wie der Junge ihr zuwinkte und etwas rief. Aber Frau Luna vernahm keinen Laut. Sie war taub, wollte es ihm verständlich machen, doch sie hatte keine Lippen zu sprechen. Sie war so stumm wie taub und musste dem armen Jungen zusehen, der wild gestikulierend vor ihr herum sprang und schließlich traurig verschwand.

Frau Luna erwachte. Mister Maus lag eingerollt neben ihr im Bett und öffnete neugierig sein rechtes Auge. Das Mädchen schien ihm an diesem Morgen seltsam zerstreut. Als sie sich aufraffte, sprang auch Mister Maus auf und schmiegte sich an ihre Hand. Das hieß so viel wie: „Hattest du einen schlechten Traum? Ich habe Hunger.“ Frau Luna sah ihn traurig an, während sie ihm einmal mit der Hand über das Fell strich und einen kleinen Fisch in den Napf legte. Den Fisch nahm sie aus ihrem Kühlschrank, der sich - wie ihre Schatztruhe - nie zu leeren schien. Doch Frau Luna kannte es nicht anders und so hinterfragte sie auch nie. Nach einigen Minuten des Trübsal-blasens, begriff sie, dass diese Beschäftigung keinesfalls hilfreich war und schnappte sich die Klamotten vom Vortag. Sie schritt erneut aus ihrem Haus und sah in den Himmel. Die Augen waren noch immer da und blickten neugierig auf sie herab. Aber es waren nun einmal Augen und Augen können nicht hören oder sprechen. Frau Luna dachte nach und hatte plötzlich eine Idee. Sie lief zurück in ihr Haus, öffnete die goldene Kiste und fand, was sie suchte. Mister Maus sah noch aus den Augenwinkeln, wie Frau Luna mit einem schwarzen Stift stolzierend aus dem Haus eilte. Das Mädchen schrieb in großen Buchstaben die Worte:
 

„ICH BIN FRAU LUNA. WER BIST DU?“

auf den Boden. Sie starrte in den Himmel, aber die Augen blieben unverändert. Was sollten sie auch tun, es waren nun einmal Augen und Augen können nur sehen. Fünf Minuten später war Frau Luna so langweilig, dass sie:
 

„ICH HABE EINEN KATER, ER HEIßT MISTER MAUS.“,

hinzufügte. Sie malte noch ein Bild von ihm daneben und begutachtete zufrieden ihr Werk. Langsam wurde es Nacht und Frau Luna ging nach Hause. An diesem Abend legte sie sich wieder mit gemischten Gefühlen schlafen.

Sie träumte erneut von dem Jungen. Er rannte eine grüne Lichtung entlang, eine Tasche fest an sich gepresst. Am Ende der Lichtung blieb er stehen, sah sich kurz um – wobei er Frau Luna ein strahlendes Lächeln schenkte - und kletterte auf einen Baum. Oben angekommen öffnete er seine braune Ledertasche und holte ein Blatt Papier heraus. Er zückte einen Stift und schrieb:
 

„Hallo Frau Luna, ich bin Herr Mundus. Ich habe einen Hund, er heißt Zimt. Wir beide erkunden gerne die Gegend. Wir erleben viele Abenteuer. Erst vor ein paar Tagen fanden wir eine große Höhle. Ich habe dort von dir geträumt. Du strahlst so silbern und rein. Das habe ich noch nie gesehen. Ich habe sowieso noch nie so strahlend helles Land gesehen. Wo kommst du her?“

Er heftete das Papier an die Baumspitze und begab sich auf den Rückweg.

Frau Luna erwachte. Und noch bevor Mister Maus die Augen öffnen konnte, sprang sie vergnügt auf und holte ihren Stift aus der Kiste. Sie fütterte ihren Kater und stürmte nach draußen. In großen, geschwungenen Buchstaben erzählte sie die Geschichte, wie sie sich auf die Suche nach dem weißen Streicher machen wollte und auf die Augen stieß, die sie beobachteten. Sie erzählte von ihrem Leben in der kleinen Holzhütte und den wundervollen Dingen, die in ihrer Schatztruhe lagerten. Sie war so aufgeregt, dass sie die Zeit beim Schreiben völlig vergaß. Die Nacht stand kurz bevor und Frau Luna brach im Satz ab, gespannt, was ihr neuer Freund ihr diese Nacht antworten würde.

Die beiden schrieben sich einige Nächte lang, sie hatten sich nun einmal eine Menge zu erzählen. Eine erschreckende Ähnlichkeit verband die Kinder. Weder Herr Mundus, noch Frau Luna konnten genau sagen, wo er oder sie herkamen oder wann sie zum ersten Mal einen Fuß auf ihr Land gesetzt hatten. Als das Wort „Familie“ fiel, verstummte die Musik ihrer Stifte kurz und eine bedrückende Stille senkte sich über die beiden. Keiner hatte je darüber nachgedacht, doch sie schienen schon immer allein gewesen zu sein. Ihre reine Existenz war den beiden unerklärlich und ohne Sinn. Doch Frau Lunas Worte hetzen bald wieder über die Landschaft und verbrauchten mehr und mehr Platz auf der weißen Ebene. Stück für Stück wandelte sich der Boden in ein schwarzes Gewirr aus Buchstaben, bis eines Tages das komplette Land beschrieben war. Ihre Heimat hatte jeglichen Glanz verloren und sog das Licht der Augen um sie herum auf wie ein schwarzes Loch.

Frau Luna setzte sich auf ihre Türschwelle und begann zu weinen. Sie hatte den ganzen Tag lang in ihrem Haus nach Papier gesucht, aber keines gefunden. Wie sollte sie so mit Herrn Mundus schreiben? Nach all den Jahren hatte sie endlich einen Freund gefunden und kaum begonnen, sollte alles wieder vorbei sein? Frau Luna vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und schluchzte bitterlich. Sie spürte, wie Mister Maus sie leicht von der Seite anstupste und wollte ihn wegschubsen. Doch ihre Hand legte sich auf ein Fell, das definitiv nicht zu Mister Maus gehörte. Es war länger und struppiger. Frau Luna blickte zur Seite, aber da war niemand. Ein unsichtbares Fell? Ihr entfuhr ein halb erstickter Schrei, als sie reflexartig ihre Hand zurückzog: Es musste der Streicher sein! Und bevor sie den nächsten Gedanken fassen konnte, ertönte eine sanfte Stimme:

„Was weinst du, mein Kind?“

Frau Luna zuckte zusammen, ihre Kehle war wie zugeschnürt.

„Hab' keine Angst, mein Kind. Ich will dir nichts Böses, aber warum hast du meinen schönen Garten so verwüstet?“

Frau Luna stotterte leicht verwirrt, dass sie mit einem Freund geschrieben hätte und es keinesfalls ihre Absicht gewesen sei, seinen Garten zu verwüsten. Der Streicher fragte darauf vorsichtig:

„Ein Freund, sagst du? Wie kannst du einen Freund haben, mein Kind? Du bist das einzige Wesen, das ich in all den Jahren hier getroffen habe.“

Da erzählte Frau Luna ihm von ihren Träumen. Sie erzählte von Herrn Mundus und Zimt, von ihren Abenteuern und dem Schicksal, das die beiden zu verbinden schien. Und noch bevor sie ihre Worte beendet hatte, vernahm Frau Luna ein leises Wimmern neben ihr. Sie fragte, ob alles in Ordnung sei, doch der Streicher schnitt ihr das Wort ab:

„Nichts ist in Ordnung. Du hast einen Freund gefunden und du sollst ihn nicht verlieren! Ich habe zu vielen Menschen Leid angetan und wer weiß, wie viele tausend mehr es gewesen wären, wenn du mich nicht hierher gebracht hättest. Du bist ein gutes Kind.“

Frau Luna war leicht verwirrt, doch der Streicher klärte sie auf:

„Es gibt Dinge, über die können wir nicht entscheiden. Niemand hatte mich gefragt, ob ich das grausame Monster sein möchte, das ich bin. Doch es ist meine Pflicht und meine Bestimmung. Ich musste mein ganzes Leben lang der Kreatur im Spiegel entgegenblicken und das Grauen der Menschen um mich herum ertragen. Bis ich eines Tages dein Land gefunden habe und mich hierher flüchtete. Keine Angst, keine Schreie. Ich wollte nun auch mich selbst überwinden und die Grässlichkeit im schwarzen Spiegel deiner Landschaft nicht mehr ertragen. Also begann ich, die Ebene weiß zu streichen. Doch jetzt ist das Land wieder schwarz und ich muss meine Hässlichkeit erneut ertragen. Aber du bist nie schreiend vor mir geflüchtet. Ich war hier schon immer fern von verzweifelten Menschen und ich werde auch keine weiteren zulassen. Weißt du was? Was hältst du davon, wenn ich dir dein Land wieder weiß streiche?“

Frau Luna war leicht verwundert und nickte benommen. Sie konnte das seltsame, fremde Wesen nicht sehen und das war anscheinend auch gut so. Plötzlich kam ihr eine Idee. Sie nahm ihren weißen Schal ab und beschrieb ihn: „Alles schwarz. Noch 15 Nächte.“ Sie sah in die Richtung, in der sie den Streicher vermutete und streckte ihm den Schal entgegen. „Kannst du den für mich tragen? So, dass die Schrift lesbar ist?“ Der Streicher nahm ihr den Schal ab und band ihn sich um. Frau Luna floss eine Freudenträne über die Wange und sie umarmte das Wesen, das ihr eine Ewigkeit lang Angst eingejagt hatte. „Vielen Dank, Streicher!“ „Das ist also mein Name? Streicher?“ Und auch wenn Frau Luna es nicht sehen konnte, lächelte der Streicher zum ersten Mal in seinem Leben.

Jeden Tag ging Frau Luna nach draußen und suchte nach dem Monster. Drei Nächte später traute sich sogar Mister Maus aus der kleinen Holzhütte und die drei freundeten sich an. Frau Luna strich täglich die Zahl auf dem Schal durch und ersetzte sie durch eine kleinere, bis ihr plötzlich eine schwarze, geschwungene Null entgegen strahlte. Dem Streicher entging das nicht und er sagte zu Frau Luna: „Es war sehr schön mit dir und Mister Maus, aber ich bin alt und muss rasten. Geh' du nur und schreibe mit deinem Freund, ich werde solange ruhen.“ Das Monster legte den Schal auf Frau Lunas Fensterbank und trottete davon.

Frau Luna berichtete Herrn Mundus genau, was vorgefallen war. Dieser erzählte ihr, dass er sich, als sie fort war, unter die anderen Wesen in seinem Lande gemischt hatte. Es gab unzählig viele von denen, allesamt sahen sie Herrn Mundus ähnlich, doch keiner war wie er. Er betonte, wie viel angenehmer ihm die Gesellschaft von Frau Luna doch sei und wie sehr sie ihm gefehlt habe. Er hatte sie sogar so sehr vermisst, dass er den Wesen von ihr erzählt und über den sonderbaren Mann geredet hatte, der Frau Luna so bereitwillig half. Und als Frau Luna nach 15 Tagen erneut ihr Land schwarz geschrieben hatte, da tauchte der Streicher erneut auf und übermalte ihr Werk. Manchmal gefiel dem Streicher ein Wort oder eine Zeichnung besonders gut und er beschloss, sie stehen zu lassen. Und wer genau hinsieht, erkennt heute noch Frau Lunas lieblich geschwungenen Linien, die den Mond seit jeher zieren. So lebten Frau Luna, Herr Mundus und der Streicher immerfort und erzählten der Ewigkeit die Geschichte des Glücks, das zu denen kam, die unterschiedlicher nicht hätten sein können... und doch bangte die Ewigkeit von Zeit zu Zeit mehr um ihre Kinder.

Frau Luna und der Kühlschrank

Eines Tages buk Frau Luna eine besonders aufwändige Sahne-Schoko-Torte. Sie dekorierte das Ganze mit kleinen, silbernen Zuckerkügelchen und freute sich nicht schlecht über das Ergebnis. Frau Luna stapfte gleich los, um den Streicher aufzusuchen und ihm auch ein Stückchen abzugeben. Doch als sie ihrem Freund das Backwerk überreichte, da blickte dieser nur nachdenklich auf die glitzernde Sahnehaube des Tortenstücks.

„Wo nimmst du eigentlich all die Dinge her, mit denen du die Kuchen und Torten bäckst?“, fragte er nach einer kurzen Pause.

„Die kommen aus dem Kühlschrank.“, antwortete Frau Luna.

„Na, aber wenn dein Kühlschrank leer ist, musst Du ihn doch nachfüllen? Und ich habe dich noch nie Essen ins Haus schaffen sehen.“, entgegnete der Streicher.

Frau Luna fand diese Frage sehr seltsam: „Warum sollte mein Kühlschrank leer sein? Er ist immer voll und muss folglich auch nie aufgefüllt werden. Ich verstehe nicht, worauf du hinaus willst?“

Der Streicher seufzte: „So funktioniert das aber nicht. Da, wo ich herkomme, gilt das Gesetz des Ausgleichs. Das heißt: Wenn du etwas aus einem Schrank nimmst, fehlt dem Schrank, was du genommen hast und damit er wieder voll ist, muss man das Entnommene auch wieder zurückgeben. Aber du nimmst anscheinend nur? Das ist äußerst ungewöhnlich und gegen mein Verständnis.“

Frau Luna hatte dem Streicher aufmerksam zugehört und war sich nicht ganz sicher, ob er das Gesagte erfunden hatte oder verrückt geworden war. Wenn sich alles im Gleichgewicht befände, wo kämen dann all die wunderlichen Sachen her, die Frau Lunas Schatztruhe beinhaltete, die schwarzen Stifte, mit denen sie Herrn Mundus schrieb oder die Kleider, die jeden Morgen neu in ihrem Schrank hingen. Der Streicher tunkte seinen riesigen Pinsel in den Farbeimer, der eine nie endende Menge weißer Farbe enthielt und meinte: „Irgendetwas ist falsch hier. Ich streiche schon so lange für dich die Ebene und es mangelte nie an Farbe. Vielleicht findest du ja selbst heraus, was vor sich geht.“

Frau Luna war leicht verwirrt. Der Streicher schien es ernst zu meinen. Sie selbst hatte sich keine großen Gedanken darüber gemacht, sie kannte es ja nicht anders. Und Gedanken machte sie sich auch jetzt nicht, aber die ihr eigene Neugierde war entzündet. Frau Luna ging zurück in ihr Haus und stellte sich aufrecht vor den Kühlschrank, entschlossen, der Sache nachzugehen. Mister Maus schmiegte sich an ihre Beine, als sie langsam den Kühlschrank öffnete. In ihm befanden sich allerlei Lebensmittel, die Frau Luna teilweise selbst nicht zuordnen konnte. Sie hatte Lust auf Erdbeerjoghurt, schloss den Kühlschrank reflexartig und öffnete ihn erneut. Der Joghurt stand direkt vor ihr. Sie hatte sich ab und an gefragt, wie der Kühlschrank das wohl mache, aber das bevorstehende Essen war dann doch interessanter gewesen. Frau Luna wollte gerade nach dem Joghurt greifen, da sprang Mister Maus auf das mittlere Fach und versteckte sich hinter ein paar Marmeladengläsern. „Komm da wieder raus!“, befahl sie ihm und wollte den Kater aus seinem Versteck ziehen. Aber Mister Maus wich nach hinten zurück und sie streckte ihren Arm so weit es ging aus. Da stieß sie an der hinteren Wand des Kühlschranks auf eine Türklinke, die sie zuvor nie bemerkt hatte. Natürlich musste Frau Luna diese sofort nach unten drücken, denn dafür waren Türklinken nun einmal da. Die Kühlschrankwand schwang beiseite und gab die Sicht auf eine gläserne Luke frei. Ein grimmig blickender Mann mit braunem Vollbart starrte Frau Luna von der anderen Seite aus an. Er klopfte gegen die Scheibe: „Na, schieß' mich tot! Da lässt sich das gnädige Fräulein auch einma' hier unten blicken.“ Seine halb aufgerauchte Zigarre wippte bei jedem Wort gefährlich auf und ab. Frau Luna stutzte:

„Warum sollte ich Sie totschießen?“

„Na, vielleicht bin ich sonst schneller und schieße dich tot, Schätzchen...“, antwortete dieser.

„Aber das haben Sie nicht getan.“

„Korrekt, was unter anderem daran liegt, dass ich hinter dieser Glaskugel feststecke. Also wenn du vielleicht so freundlich wärst und mir hier heraus helfen würdest?“ Er klopfte ein paar mal gegen die Glasluke.

„Und wie stellen Sie sich das vor?“, fragte Frau Luna: „Ich breche mit meiner unglaublichen Stärke das Panzerglas-gleiche Fenster entzwei, das Sie schon nicht kaputt bekommen haben? Was haben Sie überhaupt in meinem Kühlschrank zu suchen?“

Der Fremde, nahm die Zigarette aus dem Mund, verbeugte sich kurz und stellte sich vor: „Entschuldige bitte, ich bin ein Nachtmahr, genauer gesagt bin ich jetzt dein Nachtmahr. Normalerweise wohne ich unter Betten, aber der Platz unter deinem war leider schon belegt, also habe ich mich im Glasfach deines Kühlschrankes versteckt. Und jetzt komme ich nicht mehr heraus, weil über Nacht diese Kugel um mich gewachsen ist.“ Der Nachtmahr legte seine Handfläche auf die Innenseite der gewölbten Wand. Frau Luna schien es, als sei das Glas gut einen Meter dick.

„Das ist sehr ärgerlich. Aber ich kann bei Gott nicht helfen, vielleicht weiß mein Freund ja weiter. Er ist riesengroß und bärenstark, müssen Sie wissen... oder zumindest glauben...“, meinte Frau Luna.

„Wieso nur glauben? Glaube ist für Schwache. Entweder du weißt, dass du etwas weißt, oder du weißt, dass du es nicht weißt. Dieser blumige Wankelmut in der Mitte ist für Kleinkinder.“

„Das ist vielleicht Ihre Sicht der Dinge, mein Herr, aber ich mag meinen Glauben. Ich glaube lieber an einen starken, guten Freund als zu wissen, dass er ein grässliches Monster ist.“ Es tat ihr weh, diese Worte auszusprechen, denn er konnte kein Monster sein, nicht ihr Streicher.

„Ein grässliches Monster? Etwa ein unsagbar hässliches Monster, dessen Anblick kaum ein Mensch erträgt?“, grunzte der Nachtmahr.

Mister Maus nickte zustimmend, aber Frau Luna gefiel diese Beschreibung nicht: „Sie sollten ihn lieber nicht auf seine Hässlichkeit ansprechen, das hört er ungern.“

Der Nachtmahr schnaubte abfällig: „Jeder hat sein eigenes Laster. Jetzt aber zackig, hol' mich hier raus!“

Frau Luna nickte und bevor der Fremde ein weiteres Wort sagen konnte, knallte sie die Kühlschranktür zu. Ein paar Sekunden lang bereute sie ihre Unhöflichkeit, aber Mister Maus schnurrte so vergnügt an ihren Beinen, dass es ihr Gewissen übertönte.

Das Mädchen starrte ihren Kater fragend an: „Glaubst du, er meinte den Streicher? Ich verstehe das alles nicht. Warum sollte sich mein Kühlschrank plötzlich in eine ausbruchssichere Nachtmahr-Zelle inklusive Nachtmahr verwandeln?“ Sie stutzte. Wenn der Streicher den seltsamen Mann dort kannte, war er dann vielleicht auch ein Nachtmahr? Seit sie ihn zum ersten mal „gesehen“ hatte, erzählte ihr nachts Herr Mundus von all seinen Abenteuern. Und dieses seltsame Märchen über den Ausgleich der Dinge konnte auch nur ein Träumer erdacht haben. Sie lachte kurz, stockte und öffnete die Hintertür ihres Kühlschrankes erneut:

„Moment 'mal, was lebt unter meinem Bett?“

Der Nachtmahr schnaubte verächtlich und meinte nur, sie solle doch selbst nachsehen. Frau Luna ließ sich das nicht zweimal sagen. Sie ging langsam zu ihrem kleinen, hölzernen Bettchen und beugte sich vorsichtig nach unten. Dort herrschte eine tiefe Schwärze. Schwärzer als ein verrußter Schornsteinfeger in einer mondlosen Nacht und inmitten dieser kraftvollen Dunkelheit starrte sie ein leuchtendes Auge an. Die Pupille zu einem Schlitz verengt und der Blick so durchdringend, wie es nicht einmal Herr Mundus vermochte. „Wer bist Du und was machst Du unter meinem Bett?“, herrschte sie es an: „Was ist hier eigentlich los? Ich war seit ich mich erinnern konnte alleine und plötzlich tauchen überall fremde Wesen auf.“

Der Nachtmahr aus dem Kühlschrank brummte in seinen Bart, dass Menschen, die eine Antwort erwarten, sich gefälligst auf eine Frage beschränken sollten. Doch Frau Luna beachtete ihn nicht, vielmehr starrte sie jetzt auf das leuchtende Auge, dessen Pupille sich seltsam verformte und wage Umrisse von Menschen erkennen ließ. Es waren Männer in eleganten Anzügen, die ineinander übergingen und jeder einzelne schrie in die gleiche Richtung. Plötzlich änderte sich die Form erneut und ein kleines Kind war zu sehen, das zusammengekauert dasaß. Es begannen Flammen von unten aufzusteigen und das verzweifelte Kind zu verzehren. Es zuckte wild. Frau Luna schloss ihre Augen: „Warum zeigst Du mir das? Ich will das nicht sehen!“

„Das wollte ER auch nicht.“, hörte sie den Nachtmahr im Kühlschrank murren: „Aber wer lässt uns schon die Wahl? Wir müssen Nacht für Nacht die schrecklichen Dinge miterleben, die die Menschen träumen.“ Er spuckte auf den Boden. „Das Geschöpf dort unter deinem Bett war mein alter Arbeitskollege. Er ist ein Nachtmahr wie ich. Aber wir hatten beide diese Träume satt. Also sind wir vor der Organisation geflüchtet und hier gelandet. Du hast es hier schön, Schätzchen, mich würde kein Geld der Welt wieder zurück zur Organisation bewegen. Aber was soll's? So, wie es aussieht, bin ich hier sowieso gefangen...“ Er setzte sich auf den Boden und zündete eine neue Zigarre an.

Frau Luna saß ebenfalls einige Minuten lang mit geschlossenen Augen auf dem Boden. Sie traute sich nicht, diese wieder zu öffnen, in Angst, das Wesen unter ihrem Bett würde ihr erneut furchtbare Dinge zeigen. Doch dann hörte sie die Stimme des Streichers an ihrer Haustür. Sie blinzelte, bedacht, den Nachtmahr unter ihrem Bett nicht noch einmal anzublicken. „Ist alles Okay mit dir, mein Kind?“, hörte sie ihren Freund von draußen herein rufen. „Wir brauchen deine Hilfe, Streicher.“, antwortete Frau Luna und stand auf. Der Streicher betrat zum ersten Mal in seinem Leben Frau Lunas Holzhütte und staunte nicht schlecht über die schlichte und doch wundervolle Einrichtung. Er sah das Mädchen an, das mit ihrem Finger auf den offenen Kühlschrank deutete. Der Streicher stutzte. Darin erkannte er die Umrisse eines alten Arbeitskollegen: „Nathanael! Was machst du hier?“, fragte er den Nachtmahr im Kühlschrank verblüfft.

„Ich bin geflüchtet wie du, alter Freund! Ich bin gegangen, einfach so, wollte nicht mehr: nach Lothar und dir.  Habe gehört, Lothar wohnt noch unter dem Bett des Mädchens und bin auch hergekommen“, antwortete dieser und sprang auf.

Frau Luna sah die beiden fragend an. „Ihr kennt euch?“

Die Dunkelheit, die der Nachtmahr unter ihrem Bett ausbreitete, kroch langsam hervor und umgab den Streicher. Die Pupille des Auges begann sich rasend schnell zu Bilder vergangener Tage zu verformen und die Geschichte der drei zu tanzen, begleitet von den Worten des Nachtmahrs aus dem Kühlschrank:

„Wir alle sind Nachtmahre. Warum? Das wissen wir selbst nicht so genau. Aber die Ewigkeit hat uns erwählt und so hatten wir ihr Gehorsam zu leisten. Wir sollten jede Nacht den Wesen der uns zugeteilten Welt schreckliche Träume bringen, damit diese aufwachen und nicht für immer schlafen. Nachtmahre, die sich dieser Aufgabe widersetzen, trifft ein immerwährender Fluch, sie werden aus der Organisation ausgestoßen und geächtet.“

Der Streicher unterbrach den Nachtmahr aus dem Kühlschrank und deutete auf die Finsternis: „Lothar hier war deiner Welt zugeordnet. Er lebt seit jeher unter deinem Bett. In den Nachtmahrversammlungen saßen Nathanael, er und ich am gleichen Tisch. Wir scherzten manche Tage darüber, wie gerne wir einfach aufhören würden. Aber wir hatten zu viel Angst. Eines Tages blieb Lothars Platz an unserem Tisch frei. Nathanael und ich wussten genau, was geschehen war. Es gab mir Mut und so floh auch ich in deine Welt, um zu sehen, was aus Lothar geworden ist. Aber ich konnte ihn nirgends sehen, zu dunkel war deine Welt. Also begann ich sie weiß zu streichen und als die ganze Ebene bedeckt war, machte ich einen schwarzen Fleck vor mir aus. Ich begriff, dass es sein Fluch sein musste. Er hatte seine frühere Gestalt verloren und ist nun nur noch Rauch. Er erzählte mir damals, dass er mich nicht sehen könne, nur hören, da wusste ich, dass auch mich der Fluch getroffen hatte.“

Der Nachtmahr aus dem Kühlschrank fuhr ihm ins Wort: „Du hast es ja noch gut, alter Freund! Ich nehme an, dass diese Glaswand mein Schicksal ist. Ich werde hier auf Ewig festsitzen.“ Und er hämmerte einige Male dagegen.

Frau Luna traute ihren Ohren kaum: „Ihr wollt mir erzählen, dass ihr alle schreckliche Träume verbreitet habt, um die Schlafenden aufzuwecken? Ich hatte nie schreckliche Träume und wache trotzdem jeden Morgen auf!“ Der Streicher nickte. „Darüber haben Lothar und ich auch schon länger nachgedacht. Aber wir haben keine Erklärung gefunden.“ Der Blick des Mädchens streifte das Küchenfenster und sie erschrak. Es wurde dunkel draußen und Zeit für sie, zu ruhen. Frau Luna entschuldigte sich bei den Nachtmahren und wünschte eine gute Nacht. Nathanael grunzte abfällig und sie sprang in ihr Bett. Die drei alten Freunde wollten die Nacht an der Kühlschranktür verbringen, schließlich hatten sie sich eine Menge zu erzählen.

Doch als die Augen am Himmel über Frau Lunas Welt auch das letzte Licht auf die Holzhütte nahmen, da traf plötzlich ein Lichtstrahl von oben auf die Glaskugel und sie begann zu leuchten. An der Außenseite der Zelle bildeten sich kleine Glaskörner und rieselten leise herab. Nach kurzer Zeit verteilte sich der Sand im Raum, glänzte einmal mehr auf und verschwand. Frau Luna erwachte. Die drei sahen sich vielsagend an, während das Mädchen sich laut gähnend streckte. Der Streicher meinte, er habe wohl zu laut geredet und sie solle wieder einschlafen.

Am nächsten Morgen schnellte Frau Luna hoch: „Seht ihr! Ich wache auch ohne schlimme Träume auf!“, und sie lief nach draußen, um mit Mister Maus zu spielen. Die drei Nachtmahre sahen sich weiterhin stillschweigend an. Dann verließ auch der Streicher den Raum, um die Ebene weiterzustreichen. Die Dunkelheit baute sich vor dem Kühlschrank auf und teilte seinem gefangenen Freund mit, dass er morgen versuchen werde, den Sand einzufangen, bevor er das Mädchen erreiche. Es wurde also wieder Nacht. Die letzten Augen am Himmel schlossen ihre Lider und endeten ihren silbernen Glanz. Die Kugel leuchtete erneut auf und bröckelte außen langsam ab. Die Finsternis sog die Teilchen in sich auf und tatsächlich erwachte Frau Luna erst, als er diese am nächsten Morgen wieder freiließ.

Das Mädchen war etwas verwirrt, da sie das Auge in seinem schwarzen Rauch durchdringend anblickte, als sie die Ihren öffnete . Dann wich die Dunkelheit zurück zu dem Mann im Kühlschrank und er flüsterte ihm Worte zu, die Frau Luna nicht verstand. Sie lief nach draußen zum Streicher: „Sag, ich träume jede Nacht von Herrn Mundus. Er erzählt mir, dass die Menschen in seiner Welt nicht mehr erwachen, nicht einmal, wenn er sie zu wecken versucht. Es liegt an dem Mann in meinem Kühlschrank, richtig? Kannst du nicht etwas dagegen unternehmen?“ Der Streicher schüttelte den Kopf und meinte, sie solle Nathanael selbst darauf ansprechen, es habe nun einmal nichts mit ihm zu tun. Es schien den Nachtmahren eigen zu sein, die Angelegenheiten anderer möglichst zu ignorieren. Und doch strich der Streicher für Frau Luna die Ebene. Sie lächelte ihn an und lief zurück in ihre Hütte. Dort holte sie sich eine Schüssel Pudding aus dem Kühlschrank und öffnete dessen hintere Tür. Der Nachtmahr hörte sich ihre Frage an und schüttelte den Kopf: „Ich komme hier nicht mehr heraus, aber ich habe eine Idee. Du musst mir zwei Tage geben.“ und die Dunkelheit tauchte durch die dicke Glashülle in das innere der Kugel. Dort saßen die beiden und beratschlagten über ihr weiteres Vorgehen.

Diese Nacht sammelte der Lothar den kompletten Sand in seinem schwarzen Schleier ein, bis auf ein Körnchen, das das Mädchen wecken sollte. Als es auf Frau Lunas Welt wieder Tag wurde, senkte sich seine Dunkelheit über die Erde. Dort verteilte sie den Sand unter all den Menschen, die so lange geschlafen hatten und weckte diese auf. Als die Arbeit vollbracht war, zog er sich wieder zurück. An diesem Tag machte sich Frau Luna lange Gedanken, ob die beiden Fremden wohl etwas für Herrn Mundus unternommen haben. Sie hatte das dumpfe Gefühl, dass Hilfsbereitschaft nicht unbedingt eine Tugend war, die Nachtmahren zu eigen ist. Doch als sie die Nacht darauf einschlief, erzählte ihr Herr Mundus von einem Wunder, nach dem die Menschen wieder aufgewacht seien. Aber nicht nur das, die meisten Menschen hatte der Schrecken verlassen, der sie Nacht für Nacht heimgesucht hatte. Frau Luna grinste im Traum. Sie waren also doch keine Nachtmahre. Sie waren Nathanael, Lothar und der Streicher. Alle drei gute Seelen und darauf bedacht, sich gegenseitig zu helfen. Als Lothar diese Nacht das letzte Sandkorn über Frau Luna freiließ, da strahlte sie ihm entgegen: „Ihr habt es geschafft! Ihr habt den Menschen die bösen Träume genommen!“, und sie rannte zu Nathanael. „Guter Herr, Ihre Welt ist wieder erwacht! Und ein jeder scheint glücklich zu sein. Ich wünschte, ich könnte auch euch helfen...“ Der Alte brummte verlegen in seinen Bart: „Nun, das ist mir alles noch recht neu - das Helfen, meine ich... Eigentlich würde ich nur gerne bei meinen Freunden bleiben. Denn sie sind das Einzige, was mir bleibt.“ Das Auge tanzte zustimmend zu Frau Luna, die nur fröhlich nickte. So ritzte das Mädchen noch am selben Tag die Namen der beiden in ihr Haustürschild. Sie waren nun zu fünft: Frau Luna, Mister Maus, der Streicher, Nathanael und Lothar. Und obgleich sie sich alle über die neue Konstellation freuten, zweifelte die Ewigkeit an dieser Gemeinschaft.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich schreibe gerade an Kapitel 2. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

Kommentar schreiben
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Von:  Salome_chan
2013-07-13T20:11:29+00:00 13.07.2013 22:11
endlich bin ich dazu gekommen, mal weiterzulesen >.<'
ich find auch das zweite kapitel wieder toll, die welt sowieso, nur irgendwie hab ich jetzt angst an den kühlschrank zu gehen....oder unters bett zu sehen :'D
Von:  Salome_chan
2013-04-22T13:00:39+00:00 22.04.2013 15:00
awwwwwwwwwww~
das ist eine wahnsinnig niedliche geschichte und total toll geschrieben! Irgendwie etwas, das man öfter lesen kann als die sonne untergeht :D ich sehe den mond nun in einer völlig anderen '(schrift)art'


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