Der Schneeprinz von Jadis ================================================================================ Kapitel 7: Eisriesen frieren nicht ---------------------------------- 7 ¨¯¯¨˜“ª¤.¸°¸.¤ª“˜¨¨¯¯¨ Eisriesen frieren nicht Der Prince William Sound ist eine Bucht des Golfes von Alaska mit knapp dreitausend Meilen Küstenlinie, östlich der Kenai-Halbinsel. Die bis zu zweihundertsechzig Fuß hohe Eisfront des Columbia Gletschers mündet auf einer Länge von sechs Meilen im Norden in die Bucht und an ebendiesen Ort hat es uns heute verschlagen. Von der Columbia Bay blicken wir nur kurz hinauf zum Chugach Mountain, dann überlegen wir, welche Stelle der zugefrorenen Gletscherschneise wir für unser Vorhaben am besten anbohren. »Gehen wir dahin«, beschließe ich und wir marschieren langsam in die Bucht hinaus, bepackt mit allerlei Angelkram und Campinghockern. Eine steile Brise pfeift uns um die Ohren und gefallener Schnee wird wieder aufgewirbelt, als wir uns niederlassen, unsere Angeln mit Ködern bestücken und durch die kleinen Löcher in das Eiswasser fädeln. Und nur so nebenbei bemerkt, das Eis ist zu dieser Jahreszeit noch so dick, dass die Gefahr einzubrechen fast überhaupt nicht vorhanden ist. »Was meinst du?«, beginnt Loki. »Wer fängt heute mehr Fische?« »Ich natürlich«, sage ich flott und ohne zu zögern. »Ich bin Profi und du ein jämmerlicher Anfänger. Du hast keine Chance.« »Was es zu beweisen gilt«, sagt er nur und rückt seinen Hocker überpenibel zurecht, was mir schon wieder ein Grinsen entlockt. Stunden später hocken wir immer noch auf unseren Stühlen, spielen an den Angelruten herum und können auf eine Fangquote von Null Komma Null Fisch pro Person verweisen. Insgeheim denke ich mir, dass es die Anwesenheit von Loki ist, die jede Lebensform im Umkreis von einer Meile dazu bringt, schleunigst das Weite zu suchen. Was mache ich eigentlich noch hier? »Hast du eigentlich Angst?«, frage ich und durchbreche die freundschaftliche Stille. »Vor was sollte ich denn Angst haben?«, ist Lokis Gegenfrage und zum ersten Mal seit Stunden, sieht er von seinem Eisloch auf. »Weiß nicht«, zucke ich die Schultern. Vor einer Verurteilung? Vor dem Allvater? Davor, dass der nächste Plan der Weltunterwerfung ebenfalls den Bach runter geht? »Davor, dass du dich vielleicht nie wieder an dein früheres Leben erinnern kannst, zum Beispiel.« Seine Augen unternehmen schon wieder so einen interessanten Versuch mich zu durchbohren. Ich halte seinem Blick stand, versuche sogar, dabei nicht zu blinzeln. »Nein«, entscheidet Loki schließlich und widmet sich wieder dem Angelsport. »Davor habe ich keine Angst.« Da die Stimmung jetzt irgendwie ziemlich am Boden ist, entscheide ich mich für ein kleines Filmzitat. »Ein Mann ohne Furcht ist ein Mann ohne Hoffnung«, sage ich so geheimnisvoll wie möglich. Wenn ich könnte, würde ich jetzt noch mystische Musik einspielen. »Ist das etwa ein Filmzitat?«, hat Loki mich durchschaut und sieht mich mit hochgezogener Augenbraue von der Seite her an. Ich fühle mich ertappt, knabbere an einem Energieriegel herum und blicke ganz unauffällig überall hin, nur nicht in seine Richtung. »Nein...«, sage ich auf eine Art und Weise, die sofort das Gegenteil erahnen lässt. Ich glaube, ein leises Lachen zu hören, doch plötzlich geht ein Ruck durch Lokis Angel und wenig später hängt ein zappelnder Saibling am Haken, noch keine zehn Zentimeter groß. Wir sehen uns an, meine Augen ziehen sich zu einem finsteren Blick zusammen, während er mich herausfordernd angrinst. »Anfängerglück«, sage ich distanziert, während Loki den Fisch vom Haken pult und ich meine Angel beschwöre, dass sie auch etwas fangen soll. Als der Fisch durch das Bohrloch seinen Weg zurück ins Wasser findet, höre ich den lauten Knall. Wir wenden unseren Blick hinauf zum Gletscher und sehen dabei zu, wie sich ein enormer Teil der Eiskruste löst und hinab in Richtung Columbia Bay poltert. Ich erinnere mich an eine Dokumentation, die ich einst gesehen habe. Wenn Gletscherwasser unterirdisch abläuft, kann es in einigen Fällen dazu kommen, dass sich tief unter dem Gletscher ein See bildet, der sich immer weiter ausbreitet und irgendwann den ganzen Gletscher sprengt. Irgendwie so wie hier lief das dann ab. Darauf festlegen will ich mich aber nicht. Ich muss das dringend noch einmal googeln. Ach du Schreck, denke ich noch, als erste massive Eisbrocken auf den gefrorenen See knallen und das Eis unter unseren Füßen zum Vibrieren bringen. Ich lasse die Angel fallen und springe so schnell auf, dass der Campingstuhl nach hinten fällt. Im nächsten Moment greift Loki schon nach meiner Hand und zieht mich mit sich. »Lauf!«, höre ich seine Stimme durch das Tosen der Eislawine hinweg. Wir fliegen förmlich über die vereiste Bucht, doch hin und wieder gerate ich ins Straucheln, was der glatten Eisoberfläche zu verdanken ist. Loki zerrt mich unerbittlich weiter. Und irgendwann, als wir das Ufer noch nicht ganz erreicht haben, wird das Poltern leiser und verstummt schließlich ganz. Schnaufend und um Atem ringend, bleiben wir stehen und sehen zurück. Keine hundert Meter hinter uns, ist die Lawine zum Stehen gekommen. Die letzten Brocken rollen noch gefahrlos ein paar Meter weiter und kommen ebenfalls zur Ruhe. Dort, wo wir unsere Ausrüstung zurückgelassen haben, liegen jetzt tonnenschwere Eisbatzen. Dieser Anblick lässt mich schaudern. Lokis Hand gleitet aus meiner und wir sehen uns verdattert an. Das ist ja gerade noch einmal gut gegangen. Das verräterische Knirschen unter meinen Füßen bemerke ich zu spät, als die Eiskruste der Bay unter dem neuen Gewicht mit einem letzten Ächzen zusammenbricht. Ein kurzer Schrei entweicht meinen Lippen, als die Kruste sich in tausende Schollen teilt und wir mit einem lauten Platsch im eiskalten Wasser landen. Meine Kleidung saugt sich sofort mit Eiswasser voll, als dieses über mir zusammenschlägt. Die Kälte dringt in meine Haut, wie Nadelstiche. Es gibt kein Entrinnen. Das Wasser ist überall, und mit ihm auch die Kälte. Ich gerate in Panik, als mich das Gewicht meiner Kleidung nach unten zieht. Blind vor Angst, öffne ich den Mund und sofort ist das Wasser auch dort. Die lähmende Kälte zwingt mich fast in die Bewusstlosigkeit. Ich trete Wasser und schaffe es nach endlosen Sekunden endlich durch die Wasseroberfläche zu stoßen. Ich kann Loki nirgends entdecken. Verzweifelt greife ich nach einem Eisrand, finde jedoch keinen Halt, da das marode Eis unter meinen steif gefrorenen, klammen Fingern immer wieder wegbricht. Die Kraft verlässt mich viel zu schnell. Jeder Atemzug schmerzt nur noch. Ich kann meine Beine nicht mehr spüren, hab keine Kraft mehr, um mich gegen die rufende Tiefe zu wehren. Ein letztes Mal schnappe ich rasselnd nach Luft und versinke dann erneut im eisigen Wasser. Als ich mich der Kälte völlig hingeben will, fasst plötzlich jemand nach meinem Handgelenk. Ich muss kurz weggetreten gewesen sein, denn als ich erwache, liege ich über Lokis Schulter und sehe seine Stiefel, wie sie bei jedem Schritt abwechselnd unter seinem nassen Mantel hervorblitzen. Ich zittere zum Erbarmen und ein hohles Husten bahnt sich seinen Weg durch meine Kehle. Wie auf ein Zeichen lässt Loki mich auf die Beine, wo ich sofort vor seinen Füßen zusammenbreche. »K-K-K-Kalt«, bibbere ich und fühle mich wie ein schockgefrorener Hering, als meine Zähne aufeinander klappern. Ich habe jede Kontrolle über meinen Körper verloren, denn er schlottert unkontrolliert, als Loki mich in seine Arme zieht. Er zieht meine bereits gefrorenen Handschuhe von meinen Fingern, führt sie zu seinem Mund und haucht seinen warmen Atem gegen meine Haut. Eine Abnormalität lässt mich plötzlich alles andere vergessen. »Du bist blau«, sage ich gepresst und schaffe dies, ohne ein Zittern in der Stimme. »Muss die Kälte sein«, sagt er nur und beginnt meine Oberarme zu reiben. Ich bemerke, dass er selbst nicht zittert. Die Kälte scheint ihm gar nichts auszumachen. »Nein, nein. Du b-b-bist wirkl-l-l-lich blau.« Ich glotze ihn an, er hält in seiner Bewegung inne und runzelt die Stirn. Dabei fallen gefrorene Haarsträhnen in seine plötzlich blutroten Augen. Ach herrje. Loki zieht nun ebenfalls seine Handschuhe aus und besieht sich seine verfärbte Haut. Feine geschwungene Linien zieren seine Stirn, vielleicht auch den Rest seines Körpers, und stechen deutlich hervor, als Schneeflocken und Eis neben uns durch die Luft peitschen. »Was zum-«, flucht er, hält jedoch schlagartig inne, als das Zittern schlimmer als zuvor in meinen Körper zurückkehrt. »Ich bringe dich nach Hause.« Er stülpt sich seine Handschuhe wieder über und hebt mich in seine Arme, während ich noch zu verarbeiten habe, dass seine Zähne viel spitzer sind als zuvor. ~ Meine Finger krallen sich in Lokis Mantel, als die Tür krachend gegen die Wand fliegt und er mich über die Schwelle trägt. Ich zwinge mich dazu meine Augen zu öffnen. Sie scheinen irgendwie zusammen gefroren zu sein, oder so. Am Rande bekomme ich mit, dass das Badezimmerlicht über mir flackert und Bobs Winseln an mein Ohr dringt. »Rey-Rey«, flüstert er in mein Ohr. »Du musst loslassen.« Ich spüre, dass er versucht meine Finger zu lösen, unsere gefrorenen Sachen dabei leise knistern, doch sie bewegen sich kein Stück. »Kann nicht«, sage ich gepresst. Auch meine Zunge will mir nicht mehr richtig gehorchen. Ich sehe nach oben und bemerke, dass er die blauen Lippen, nach einer Lösung suchend zusammenpresst. Dann setzt er sich kurzentschlossen in Bewegung und steigt mit mir zusammen in die Enge der Duschkabine. Lauwarmes Wasser prasselt kurze Zeit später auf uns hinab. Es wird schnell wärmer, taut die gefrorene Kleidung auf und holt die Lebensgeister zurück. Anfangs kehrt auch der stechende Schmerz auf der Haut zurück, der mit der Zeit jedoch langsam vergeht, als ich mich wieder an die Temperatur gewöhnt habe. Meine Haare kleben an meiner Wange, als mir meine gefrorenen Glieder langsam wieder gehorchen. Loki lässt mich vorsichtig in seinen Armen nach unten gleiten, bis meine Füße den Boden der Dusche erreichen und ich wieder aus eigener Kraft stehen kann. Er schickt sich an, die Dusche zu verlassen. »Nein, warte«, sage ich und ziehe ihm am Ärmel zurück in die Enge der Nasszelle, wo er stolpernd gegen mich stößt und sich mit den Armen neben meinem Kopf an den weißen Fließen abfängt. Immer noch bibbernd drücke ich mich gegen seinen Körper und schlinge meine Arme um ihn. Unsere Klamotten geben dabei ein nasses Quietschen von sich. Ich spüre seine Hände behutsam über meinen Rücken streichen. Und endlich, wird mir auch langsam wieder wärmer. »Ist dir gar nicht kalt?«, frage ich und Wasser läuft dabei in meinen Mund. Ich glaube, die Antwort bereits zu kennen. »Nein«, sagt er, das Kinn gegen meinen nassen Haarschopf gedrückt. Ich hebe den Blick und tastend bahnen sich meine steifen Finger ihren Weg zu seiner königsblauen Wange. Faszinierend. Loki lässt es zu, dass auch die Finger meiner anderen Hand forschend über seine Haut streichen. Als ich versuche, das Blau mit dem Daumen wegzurubbeln und das prasselnde Wasser langsam an Wärme verliert, blinzelt er mich traurig an und eine einzige Frage steht in seinem Gesicht. Wer bin ich? Ich schlucke einen bitteren Geschmack hinunter. Verdammt. Ich muss es ihm sagen. Er hat verdient zu wissen, wer er ist. Wenn ich nur nicht so schrecklich feige wäre. Tränen steigen in meine Augen. Ich bin so eine egoistische blöde Kuh. »Hast du noch ein paar Decken?«, holt mich seine leise Stimme wieder in die Realität der Duschkabine zurück. »Im Bettkasten«, nicke ich, während Loki an mir vorbei greift, den Wasserhahn schließt und die Brause versiegt. Ich beobachte ihn dabei, wie er sich aus dem nassen Mantel schält und das Kleidungsstück achtlos auf die Fliesen fallen lässt, bevor er das Bad verlässt und ins Schlafzimmer geht. Schnell tue ich es ihm gleich, entledige mich aller Klamotten und wickele mich schnell in meinen pinkfarbenen Bademantel, der immer Griffbereit an einem Haken hängt. Kalt, kalt, kalt, denke ich mir und fange schon wieder an zu bibbern, als Loki das Bad wieder betritt und mir eine Decke nach der nächsten über die Schultern legt, mich so fest darin einwickelt, dass ich mich kaum noch bewegen kann. »Und hopp«, sagt er, geht in die Knie und ich finde mich keine Sekunde später schon wieder über seiner Schulter liegend wieder. Loki bugsiert mich zu meinem bereits aufgeschlagenen Bett, lässt mich auf die Matratze fallen und legt die dicke Daunenbettdecke ebenfalls noch über mich, schiebt die Enden unter meinen Körper, sodass keine Zugluft mehr eine Chance hat. Dann zieht er mir noch die Kapuze des Bademantels über den Kopf und versteckt meine nassen Haare darunter. »Danke«, sage ich und sehe dabei in seine blutroten Augen, als er sich über mich beugt. Seine Hand legt sich kurz auf meine Stirn und er deutet außerdem ein Nicken an. »Ich hole dir noch eine Wärmflasche.« Loki legt zwei Finger an die Lippen und ein durchdringendes Pfeifen ertönt. Bob kommt angewetzt, überbrückt die Distanz zwischen Boden und Bett mit einem meisterhaften Sprung und legt sich neben mich, die Vorderpfoten über meinen Brustkorb gebettet. Ach ja, meine Lieblingswärmflasche. Eingehüllt in eine mollige Wärme, zutiefst erschöpft und fast genauso erschüttert, schließe ich die Augen und falle in einen unruhigen Schlaf. ~ Bobs lautes Schnarchen lässt mich aus einem Traum über Schnee und Eis aufschrecken. Sonst ist es still in der Wohnung, die Schiebetür steht offen und gibt den Blick auf den Wohnbereich frei. Ich versuche mich aus den unzähligen Decken zu schälen, brauche dafür einige Zeit, aber endlich habe ich es geschafft und schwinge meine Beine aus dem Bett. Ich ziehe den Bademantel fester um meinen Körper und schleiche hinüber zur Couch, wo ich meinen Mitbewohner ausfindig mache. Ich umrunde die Sitzgelegenheit und setze mich kommentarlos neben Loki. Er sitzt im Dunkeln, hat beide Ellenbogen auf die Knie gestützt und betrachtet seine Hände, tastet über die markanten Linien auf seinen Unterarmen und sieht schließlich zu mir. »Jetzt habe ich doch Angst«, gesteht er flüsternd und sein Blick bringt mich dazu, schreien zu wollen. Ich beiße mir auf die Unterlippe, ziehe meine Beine auf die Couch und rücke näher an ihn heran, sodass ich eine gewellte Haarsträhne aus seiner Stirn streichen kann. »Wer bin ich?«, fragt er und innere Aufregung lässt meinen ganzen Körper plötzlich wie unter Strom stehen. Ich weiß es. Ich kann diese Frage beantworten. Wieso er blau ist, weiß ich zwar nicht, aber wer weiß schon, was ein Gott so alles aus reiner Langeweile machen kann. »Vielleicht hast du ja eine Silbervergiftung«, locke ich auf eine andere Fährte und fühle mich dabei schrecklich mies. »Das habe ich mal im Fernsehen gesehen. Da wird die Haut blau. Wie bei einem Schlumpf.« Beinahe amüsiert sieht Loki mich an. Ich warte darauf, dass seine Augenbraue nach oben schießt und freue mich, als sie es tatsächlich tut. »Vielleicht bin ich ja auch aus einer geheimen Forschungseinrichtung geflohen, in der man illegale Experimente mit mir gemacht hat.« »Genau«, sage ich und mein Herz hört einen Augenblick auf zu schlagen, als er die geheime Forschungseinrichtung erwähnt. »Wie bei Wolverine.« Ich überlege gerade, wie man wohl am billigsten an Maskenbildnermakeup kommt, welches das ganze Blau überdeckt, als sich das Problem von selbst zu lösen scheint. »Schau«, sage ich und deute auf sein Gesicht. »Es geht wieder weg.« Hastig sieht Loki auf seine Hände und wir beobachten gemeinsam, wie das Blau wieder einer makellos blassen Haut weicht. Auch die Muster verschwinden, ziehen sich unter die Haut zurück. »Das ist ganz schön abgefahren«, höre ich mich sagen, umfasse sein Gesicht und drehe es in meine Richtung, sodass er mich ansieht. Smaragdgrüne Augen leuchten mir aus der Dunkelheit entgegen und ein Lächeln zeigt sich auf meinen Zügen. »Da bist du ja wieder«, sage ich und meine Arme schlingen sich erleichtert um seinen Hals, während seine Hand auf meinem Rücken ruht. Hm, denke ich und der Duft seines neuen Duschgels steigt mir in die Nase. »Wohl doch keine Silbervergiftung«, flüstert Loki an meinem Ohr und sein Atem kitzelt meine Haut. Stimmt. Bei einer Silbervergiftung bleibt die Haut für immer blau. »Ich habe jetzt total Lust auf einen Dokumentationsfilm«, sage ich aus heiterem Himmel, packe Lokis Schultern und sehe ihn auf Armlänge entfernt entschieden an. Ich sehe, dass es in seinem Kopf rattert, er gedanklich meine DVD-Sammlung durchgeht und schließlich zu einer Entscheidung kommt. »Da weiß ich genau das Richtige.« Ich freue mich, dass wir die Ereignisse des heutigen Tages so erfolgreich unter den Teppich gekehrt haben, als der Titel »Unsere Erde« über den Bildschirm flimmert. Am Ende des Films weine und schniefe ich wie immer hemmungslos. Meine aufgequollenen Augen brennen fürchterlich und ich versuche nicht mehr an die wunderschönen und zugleich erschütternden Aufnahmen der Tierfilmer zu denken. »Das Leben ist grausam«, sage ich und fische ein weiteres Tempotaschentuch aus der Box. »Und dann stirbt man«, beendet Loki meinen Satz und ich schniefe erneut, als ich an das vor Erschöpfung gestorbene Eisbärmännchen denken muss. »Aber eine Frage habe ich noch.« »Hm?«, mache ich und Loki wischt mit seinem Daumen eine Träne von meiner geröteten Wange. »Was ist ein Schlumpf?« Ein Kitzeln in der Nase bringt mich zum Niesen. ~ Ende des 7. Kapitels ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)