Fatal Fantasy von Beba (Cloud Strife x Vincent Valentine) ================================================================================ Kapitel 33: Paradox ------------------- Cloud versuchte krampfhaft und nur mit mäßigem Erfolg, sich auf andere Gedanken zu bringen. Es gab nicht viel, was er an Bord der Highwind machen konnte, um sich die Zeit zu vertreiben - außer saufen vielleicht. Aber es war ja noch nicht einmal richtig hell und Cloud wusste bereits aus Erfahrung, dass ihm der Alkohol eigentlich nur noch mehr Trübsal brachte als er ohnehin schon erlitt. Irgendwann stand er auf und streckte sich stöhnend. Vielleicht würde er sich mal in Edge die Beine vertreten. Nachdem er den seltsamen Handabdruck auf seinem Arm unsagbar lange vor dem Spiegel studiert hatte, beschloss er, dass er so nicht unter Menschen gehen konnte. Es sah sonderbar aus und davon mal abgesehen starrte auch er selbst die ganze Zeit dorthin. Er machte sich frisch, zog sich an und beschloss, im Frachtraum nach irgend etwas Tragbarem zu schauen, um die unschönen Spuren zu verstecken. Er konnte sich daran erinnern, dass Cid irgendwo noch eine Kiste mit verschiedenen Rüstungsteilen stehen hatte, die sich früher im Lauf ihrer Reise angesammelt hatten. Es dauerte eine Weile, aber nach längerem Suchen fand er den Behälter wieder und wurde erstaunlich schnell fündig. Ein Schulterschutz mit langem schwarzen Stoffärmel. Vielleicht ein bisschen schlicht, so komplett ohne Verzierung, aber an sich perfekt geeignet. Er konnte sich an das schöne Stück gar nicht erinnern, aber zu seinem Glück passte es ihm auch noch genau. Als er zurück im Schlafzimmer war und sich erneut im Spiegel ansah, musste er sich eingestehen, dass er gar nicht mal übel aussah. Cloud hatte wenig Lust, sich ein Taxi zu rufen um nach Edge zu kommen, also ging er zu Fuß. Es waren geschätzte zwanzig Minuten Fußweg von der Highwind zur Stadt, aber er glaubte, dass ihm etwas Bewegung durchaus nicht schaden würde. Wenn Vincent und Cid schon meinten, er wäre noch nicht wieder fit genug um bei der Patrouille mit zu helfen, wollte er wenigstens sein Möglichstes dafür tun, dass sich das bald wieder änderte. Die Suche nach einem geeigneten Armschutz hatte ihn abgelenkt, doch als Cloud das Flugschiff verlassen hatte und der grauen, tristen Asphaltstraße folgte, die ihn nach Edge führen sollte, kehrten die Gedanken an Sephiroth wieder zurück. Er konnte sich noch an jedes einzelne Wort des Silberhaarigen erinnern und er fragte sich fieberhaft, was sein ehemaliger Gegner bloß im Schilde führte. „Jetzt bist du es, der dieser Welt die Erlösung bringen wird.” Dieser letzte Satz, gerade der machte ihn fertig. Er hallte noch immer wie ein hartnäckiges Echo durch Clouds Schädel. Was war mit diesem Geschenk gemeint, das Jenova angeblich für ihn hatte? Und warum sollte sie ausgerechnet ihn auserwählen, Sephiroths Arbeit fortzusetzen? Jenova-Zellen… Es war das Erste, was ihm durch den Kopf schoss und es schien eine recht anschauliche Erklärung dafür zu sein, warum gerade er jetzt der neue Erlöser sein sollte. Sephiroth war tot - zumindest körperlich - und auch Zack, der das Erbgut ebenfalls initiiert bekommen hatte, war nicht mehr am Leben. War er vielleicht der einzige ihm bekannte Überlebende, der noch Jenova-Zellen in seinem Körper trug? Es musste doch sicher noch mehr Versuchsobjekte wie ihn geben? Lag es tatsächlich daran? Oder war er auf dem Holzweg? Warum machte er sich diese Art von Gedanken überhaupt? Er hatte weder Interesse daran, der neue ‘Erlöser’ zu werden, noch zu erfahren, welche Art von Geschenk Jenova für ihn bereit hielt. Er seufzte geplagt. In Momenten wie diesen musste er oft an Zack denken. Der schwarzhaarige First Class Soldat war der Einzige, mit dem Cloud jemals ganz ungehemmt über jedes noch so schwierige Thema hatte reden können. Ob es an seinem offenen, lebensfrohen Charakter gelegen hatte oder einfach daran, dass die Chemie zwischen ihnen stimmte, Cloud hatte nach Zack nie wieder jemanden getroffen, bei dem es ihm so leicht viel, sich die Seele auszuschütten. “Du fehlst hier”, gestand Cloud mit gedämpfter Stimme. Er wusste nicht so genau, wieso er die Worte hörbar aussprach. Es war ja nicht so als würde ihn sein Freund irgendwie hören können. Aber der Gedanke, dass es vielleicht doch so sein könnte, war viel zu schön um es nicht wenigstens zu versuchen. “Es ist eben wirklich was dran an dem Spruch: Nur die Besten sterben jung.” Kurz hielt er inne und überlegte, warum Zack für ihn eigentlich nie mehr gewesen war als ‘nur’ sein bester Freund. Er hatte doch eigentlich alles, was einen Mann anziehend machte: Verstand, Stärke, Erfolg, gutes Aussehen, Humor… Trotzdem schüttelte Cloud mit gerümpfter Nase seinen Kopf. Auch wenn er sich damals noch nicht ganz im Klaren über seine sexuelle Ausrichtung gewesen war, wäre Zack mit Sicherheit niemand gewesen, der in sein Beuteschema gepasst hätte. “Ich stehe wohl auf Langhaarige”, stellte Cloud irgendwann brummend fest, nachdem er eine Zeit lang über seinen Männergeschmack sinniert hatte. Sofort kam ihm wieder Sephiroth in den Sinn. Auch wenn der Mann irgendwann wahnsinnig geworden war, Aeris getötet hatte und Cloud jetzt in gruseligen Träumen heimsuchte, war er trotzdem irgendwann mal ein Vorbild für den Blonden gewesen. Gott, und was für ein Vorbild… Sephiroth war der Grund für so manchen feuchten Traum gewesen. Wie oft hatte Cloud sich schon seit seiner Zeit als unbeholfener Teenager vorgestellt, mit ihm allein zu sein… Er hatte in seiner eigenen, imaginären Welt seine wildesten Fantasien mit dem düsteren Mann ausgelebt und dabei nahezu den Verstand verloren vor Erregung. Träumen tat er heutzutage zwar immer noch von seinem Kontrahenten, doch die Träume, die er jetzt hatte, waren leider weniger erfreulich. Dabei hätte er sicher jedes gottverdammte Geschenk der Welt von Jenova angenommen, wenn Sephiroth es mittels Beischlaf bei ihm versucht hätte. Auch wenn dieser Gedanke wirklich etwas geschmacklos war, konnte Cloud sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sephiroth war ein zweischneidiges Schwert. Sein Gegner und sein Abgott. Sein Alptraum und sein Traum. Abgrundtiefer Hass und heimliche Liebe. Sephiroth war das treibende Glied für seine gesamte berufliche Laufbahn gewesen und er war es auch, dem Cloud so ungefähr alles zuzuschreiben hatte, was in seinem Leben schief gelaufen war. Trotzdem. Auch wenn es ihn über alles beunruhigte, dass dieser gefährliche Wahnsinnige einen Weg gefunden hatte, in seinen Kopf einzudringen… tief in seinem Inneren gab es da noch etwas Anderes. Ein winzig kleines Fragment in Cloud empfand anders. Es war vielleicht nur eine einzige, hauchfeine Faser seines Körpers, doch sie war da. Eine kaum hörbare innerliche Stimme, die trotz seiner Furcht und seiner Sorgen ausgelassen darüber jubelte und jauchzte, dass Sephiroth ihn besucht hatte. Er ist wieder da! Waren es die Zellen Jenovas, die dort aus ihm sprachen? Oder war er es selbst, der sich heimlich über ein Lebenszeichen dieses künstlich erzeugten Menschen freute? Ächzend hielt Cloud sich den Kopf. Er wollte das nicht. Er wollte keine Freude dabei empfinden, wenn er über die Rückkehr dieses Mannes nachdachte. Was war nur los mit ihm? Es kam ihm vor, als hätte Sephiroth seinen Geist vergiftet. Mit schmerzerfülltem Gesicht biss er die Zähne zusammen, als ein eisiges Stechen durch seinen stoffbedeckten Arm fuhr. Er krempelte den langen Ärmel hoch und hielt erschrocken inne. Der schwarze Handabdruck, der noch vor einer halben Stunde seinen Arm verunstaltet hatte… war weg. Auch nach mehrmaligem Abtasten, drehen und drücken konnte er rein gar nichts mehr davon erkennen. Der Abdruck war wie vom Erdboden verschluckt. Verwirrt streifte Cloud den Ärmel wieder herunter. War das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)