Fatal Fantasy von Beba (Cloud Strife x Vincent Valentine) ================================================================================ Prolog: Neuanfang ----------------- Cloud erwachte wie immer schweißgebadet und mit stockender Atmung aus seinem Schlaf. Wieder ein Alptraum... Mit zittrigen Händen griff er nach seiner Uhr und las die Zeit ab, während er sich gleichzeitig darauf konzentrierte seinen aufgeregten, schweißnassen Körper zu beruhigen. 3:47 Er seufzte tief, grub die Hände in seine blonde Mähne und ließ sich in sein Kissen zurückfallen. Während er schweigend auf die dunkle Zimmerdecke starrte, fragte er sich ob die Anderen aus seiner ehemaligen "Mannschaft" manchmal auch noch Alpträume hatten. Er hatte sie. Nicht nur manchmal. Jede Nacht, oft auch mehrmals. Es brachte ihn noch um den Verstand... Er konnte sich noch so gut an den Moment erinnern, als sie die letzte Schlacht geschlagen und Sephiroth besiegt hatten. Jedes kleinste Detail hatte sich in sein Hirn gebrannt. Er durchlebte die Szenen immer und immer wieder - in seinen Träumen. Nach einem unheimlichen Moment absoluter Stille hatten seine Freunde überwältigt aufgeschrieen, waren sich gegenseitig in die Arme gefallen, manche von ihnen hatten sogar geweint. Cloud hatte nichts von all dem getan. Er hatte schweigend auf den riesigen Krater gestarrt. Das war es also? Das Ende? Kein Kämpfen mehr? Alles wird wieder gut? Wahrscheinlich hätte er sich freuen müssen, hätte erleichtert sein müssen weil sie es tatsächlich geschafft hatten einen riesigen Meteor aufzuhalten und ihre Welt vor dem Untergang zu retten. Es klang ja wirklich wie in einem Comic. Aber statt sich zu freuen, fühlte Cloud... gar nichts. Zuerst hatte er geglaubt, es wäre nur die erste Überwältigung oder der Shock gewesen. Zusammen mit den Anderen war er nach Midgar gereist, wo das pure Chaos herrschte. Sofort hatten sich alle eilends daran gemacht, die Notversorgung der Stadt zu organisieren. Tifa hatte ein außerordentliches Talent dafür, andere herum zu kommandieren, und die ersten Wochen nach dem Abwenden der kompletten Zerstörung waren die Freunde nur damit beschäftigt gewesen, überall so gut wie möglich für Hilfe zu sorgen. Niemand kam in der Zeit wirklich viel zum Nachdenken, und so ging es auch Cloud, der sich verbissen und meistens schweigend um die Aufgaben kümmerte, die ihm zugeteilt wurden. Er fühlte sich fast wie damals bei SOLDAT. Nicht nachdenken, funktionieren. Edge entstand. Wie ein riesiger, wuchernder Pilz eroberte die neue Stadt ihren Platz in Windeseile, direkt angrenzend an die fast noch qualmenden Ruinen Midgars. Irgendwann, Wochen nachdem das gröbste Chaos beseitigt war, kam dann die Sache mit Tifa. Offensichtlich war sie der Meinung, dass jetzt, wo alle Störfaktoren weitestgehend aus dem Weg geräumt waren, ihrer Beziehung mit Cloud nichts mehr entgegenstand. Und so fing sie also an, sich immer mehr als seine Freundin aufzuspielen. Und Cloud? Irgendwie fehlte ihm noch immer die Kraft, seine Gedanken zu ordnen, und so akzeptierte er sein Schicksal mit Tifa mehr oder weniger gleichgültig. Sie bezogen ein kleines Apartment in Midgar, ganz in der Nähe der neuen Wohnung von Barret und Marlene, und das Leben nahm seinen Lauf. Eigentlich hätte er glücklich sein können. Sie hatten diese schreckliche Katastrophe überlebt. Er führte eine Beziehung mit einer selbstbewussten, umwerfend schönen Frau und es gab genügend Arbeit um bis an sein Lebensende beschäftigt zu sein. Aber umso mehr Cloud zur Ruhe kam - zum Nachdenken kam - desto heftiger spürte er, dass mit ihm etwas nicht in Ordnung war. Schweigend drehte er sich zur Seite und betrachtete den weichen, wohlgeformten Körper seiner Geliebten, die nur wenige Zentimeter von ihm entfernt lag. Sie war komplett nackt, denn kurz vor dem zu-Bett-gehen hatte sie ihn mit der üblichen hemmungslosen Leidenschaft geliebt. Das sanfte Licht der Straßenlaterne, das durchs Fenster fiel, schien voller Genuss ihre weiblichen Konturen zu umspielen. Wie schaffte es Tifa, so sorglos zu sein? Sogar im Schlaf sah sie glücklich aus. Sie sah eigentlich immer glücklich aus. Besonders, wenn er in ihrer Nähe war. Aber er war nicht glücklich. Deswegen konnte er nicht schlafen, Nacht um Nacht. Deswegen plagten ihn noch immer Alpträume. Irgend etwas fehlte. Kapitel 1: Haut und Knochen --------------------------- Tifa merkte, dass es Cloud nicht gut ging. Sie machte sich zwar hin und wieder Sorgen um ihn, aber sie tat es damit ab, dass momentan eben viel zu tun sei. Es herrschte auch Wochen nach der Zerstörung von Meteor noch Ausnahmezustand. Midgar war nahezu komplett zerstört. Auch wenn man begonnen hatte, am Rand der Ruinen eine neue Stadt - Edge - aufzubauen, war die Infrastruktur so gut wie lahmgelegt. Es hatten sich Banden gebildet, die die Hilflosigkeit der Bürger ausnutzten und regelrechte Raubzüge starteten. Dazu kam noch, dass auch die Monster aus der näheren Umgebung ihren Weg in die Stadt gefunden hatten. Cloud, Barret, Vincent und Cid hatten Freiwillige zusammengetrommelt und eine Art Bürgerwehr gebildet. Tag und Nacht patrouillierten sie in der Stadt, um wenigstens ein minimales Gefühl der Sicherheit und der Normalität zu vermitteln. Aber es war noch längst nichts zur Normalität zurückgekehrt. Cloud stand wie immer früh auf, denn nach seinem Alptraum hatte er eh nicht mehr wirklich schlafen können. Während Tifa in der Küche leise summend das Frühstück zubereitete, stellte er sich unter die Dusche und ließ das heiße Wasser seinen Körper umspülen. Er konnte stundenlang duschen. Es war wohltuend, das Wasser auf seiner Haut zu spüren. Er liebte das seltsame Gefühl wenn es in seine Ohren lief, den Geräuschpegel der Umwelt dämpfte und ihn für kurze Zeit aus der Realität zog. Er schloss die Augen, und wie so oft tauchten diese Bilder wieder vor seinem inneren Auge auf. Die selben Bilder wie immer, von dem einen Tag. Es hörte nicht auf. Er hörte nicht auf. Sogar nach seinem Tod geisterte Sephiroth noch in Clouds Kopf herum. Sephiroth... Schon beim Denken dieses Namens durchfuhr ein Schauder unglaublicher Intensität seinen Körper. Er sah Sephiroths Gesicht vor sich, so, wie er es zuletzt gesehen hatte. So, wie es für immer in seiner Erinnerung bleiben sollte. Sein Blick, entsetzt und shockiert, sein Gesicht blutverschmiert... Warum hatte er so entsetzt geschaut? Weil Cloud ihn besiegt hatte? Weil er ahnte, dass sein Plan jetzt scheitern würde? Nein, irgendwie wurde Cloud das Gefühl nicht los, dass etwas anderes hinter diesem Blick steckte.. Doch er würde nie erfahren, was, denn Sephiroth war tot. Nur widerwillig drehte Cloud das Wasser ab und stieg aus der Dusche. Sofort erfasste die kalte Luft seinen Körper. Er fror entsetzlich, schnappte sich eilig ein Handtuch und rubbelte sich trocken. Er hasste dieses Gefühl, nach der Wärme und Geborgenheit des Wassers in die kalte Realität zurückzukehren. Als er sich angezogen hatte, wartete Tifa bereits mit dem Frühstück auf ihn. Sie achtete immer sehr darauf dass er genügend Nährstoffe zu sich nahm, denn er aß nur wenig und hatte seit einigen Wochen rapide abgenommen. "Komm, iß doch wenigstens noch den Jogurt", bat sie ihn mit sanfter Stimme, doch er lehnte kopfschüttelnd ab und stand auf. "Muss los. Die Anderen warten schon auf mich." Tifa seufzte, doch er wusste dass sie ihm nicht böse war. Sie machte sich Sorgen, aber sie wollte ihn nicht noch mehr bemuttern. Das tat sie - ohne es zu wollen - ohnehin schon genug. "Wir sehen uns nachher.", brummte er, während er nach seinem Schwert griff. Sein gutes, altes, bewährtes Schwert. Tifa stellte sich demonstrativ in den Türrahmen. "Und was ist mit meinem Abschiedskuss?" Cloud verdrehte die Augen, lächelte dann aber. Er beugte sich vor und küsste die brünette Schönheit, die sofort die Arme um seinen Hals schlug und ihn fordernd näher zog. Als sie sich seiner Meinung nach lang genug geküsst hatten, löste er die Umarmung und machte sich auf den Weg in die Innenstadt, wo er sich mit Cid und Vincent treffen sollte. Tifa sah ihm schweigend nach. Er spürte genau wie ihr Blick auf ihm ruhte und er ahnte, dass ihr so langsam klar werden könnte dass etwas nicht stimmte. Er schob den Gedanken beiseite, zog seinen Kragen etwas höher und bahnte sich hastig seinen Weg durch die Straßen. Morgens war es kühl, es war Herbst, und es gab noch viel zu erledigen vor dem Wintereinbruch. Er erkannte seine Freunde schnell. Es war auch nicht schwer, sie zwischen den anderen Bewohnern ausfindig zu machen. Vor allem Vincent war immer auffällig, obwohl er es selbst wahrscheinlich noch nicht einmal so wollte. Schon von weitem sah Cloud den blutroten, zerfetzten Umhang und die langen schwarzen Haare. Vincent stand wie immer reglos und still an eine Hauswand gelehnt, während nicht weit von ihm Cid mit wippendem Bein und qualmender Zigarette verweilte. "Da bist du ja endlich!", brachte der rau aussehende Mann hervor sobald er Cloud erblickte. Er ließ seine Zigarette zu Boden fallen und zertrat sie mit seinem Fuß. "Entschuldigt die Verspätung.", brummte Cloud nur leise und sah wie Vincent ihm schweigend zunickte. Wenn er es sich hätte aussuchen können, wäre er lieber mit Vincent allein Patrouille gelaufen. Cid war ein netter, zuverlässiger Kerl, aber ein Großmaul und eine fürchterliche Tratschtante. Es gab so manchen Tag an dem Cloud alles dafür gegeben hätte, ihm den Mund einfach mit Panzerband zukleben zu können. "Los geht's!" Die drei machten sich auf dem Weg um Barret abzulösen, der mit Yuffie die Nachtschicht erledigt hatte. Barret schob gerne die Nachtschicht, denn so hatte er tagsüber Zeit für Marlene. Vormittags ging das Mädchen in die provisorisch zusammengezimmerte Grundschule, und in der Zeit ruhte er sich aus. Auch Barret konnte man schon von weitem hören, und nachdem der riesige Mann mit Cid die wichtigsten Ereignisse der letzten Nacht besprach, stand Cloud schweigend neben Vincent. Er wusste die Gesellschaft des stillen Mannes in letzter Zeit sehr zu schätzen, denn von all seinen Kampfgefährten stellte er die wenigsten Fragen. Seine Nähe war regelrecht wohltuend, denn bei ihm brauchte Cloud sich nicht für irgendwas zu rechtfertigen oder sich zu verstellen. "Cloud!", brüllte Barett plötzlich, und riss den Blonden damit jäh aus seine Gedankenwelt. "Du bist ja nur noch Haut und Knochen! Ich dachte, Tifa kümmert sich jetzt um dich?!" Cid nahm die günstige Gelegenheit sofort wahr und gab auch seinen Senf dazu; "Wahrscheinlich sind die Beiden viel zu sehr mit einander beschäftigt. Wenn ich nochmal so jung wär und so ne Freundin hätte, würd ich auch den ganzen Tag nur vögeln! Wer will da schon essen?" Die beiden Männer lachten so laut und donnernd, dass Cloud das Gefühl hatte, die ganze Straße würde beben. Er wäre vor Scham am Liebsten in Grund und Boden versunken. Mit strafendem Blick vergrub er Mund und Nase hinter dem zugezogenen Reißverschluss seines Oberteils. Er bemerkte, wie Vincent ihm dabei zusah. Er beneidete den Mann kurzzeitig für seinen roten Mantel. Durch den Schnitt des Kragens konnte man sein Gesicht ganz wunderbar verstecken, was Vincent ja auch oft tat. Als der schwarzhaarige Mann bemerkte, dass Cloud seinen Blick erwiderte, sah er kurz weg, dann wieder zu Cloud, und zuckte schließlich die Achseln, fast so als wolle er sagen: 'Lass dich nicht ärgern. Ist doch egal.' Den Rest des Tages herrschte glücklicherweise Ruhe, und das war auch gut so, denn auch wenn diesmal keine größeren Probleme bei der Patrouille auftraten, war Cloud erschöpft und kraftlos. "Du siehst schrecklich aus in letzter Zeit, Cloud.", stellte Cid fest, als sie ihre Schicht beendeten. Vincent musterte den jungen blonden Mann um eine Reaktion abzuwarten, doch Cloud brummte nur etwas und verabschiedete sich dann, um sich auf den Heimweg zu machen. "Hey, das ist mein Ernst!", rief Cid ihm hinterher, als er sich schon einige Meter entfernt hatte. "Gönn dir mal ne Auszeit. Fahr... irgendwohin! Ruh dich aus, sonst klappst du noch zusammen." "Ja ja, ist gut", knurrte Cloud mit verbissenem Gesicht. "Ich will dich hier die nächsten Tage nicht sehen, verstanden?!", hallte Cids Stimme hinter seinem Rücken, als er Schritt für Schritt nach Hause lief. Und er rief noch andere Dinge, doch die konnte Cloud schon nicht mehr verstehen. Zuhause angekommen, stellte er sein Schwert an seinen altgewohnten Platz im Flur und zog sich um. Tifa war zwar da, doch sie war im Wohnzimmer, und da er sie noch nicht zu Gesicht bekommen hatte, hatte er auch nicht gegrüßt. Als er sich gerade aufgefrischt und bequemere Kleidung angezogen hatte, hörte er wie sie zum Schlafzimmer lief. Im nächsten Moment erschien sie schon an der Tür und sah ihn mit fragendem Blick an. "Cid hat mich gerade angerufen und gesagt, du hättest dir ein paar Tage frei genommen", fing sie an, und die Verwunderung in ihrer Stimme war nicht zu überhören. "Er hat gesagt, ich soll dich ein bisschen verwöhnen... Ist alles in Ordnung?" "Ja ja, alles bestens", erwiderte er brummend. Tifa schlenderte ins Zimmer und legte ihre Arme um seine Hüften. "Schade, dass das so plötzlich kommt. Wir hätten mal für ein paar Tage weg fahren können, aber jetzt habe ich schon versprochen dass ich die nächsten Tage im Sekretariat verfügbar bin. Es stehen noch einige Konferenzen an, aber ich könnte versuchen das Barret aufzudrücken. Soll ich absagen?" "Nein, ist schon in Ordnung. Ich glaube, ich werde mal allein rausfahren. Brauch ein bisschen Zeit zum Nachdenken.", entgegnete Cloud ihr und sie runzelte verwirrt die Stirn. "Du willst rausfahren? Ganz allein? Wo willst du denn hin?" "Ich weiß es noch nicht genau", log Cloud, "Vielleicht sehe ich mir mal den Krater an." "Schon wieder? Da warst du doch vor ein paar Wochen erst." Tifa stemmte die Arme in die Hüften, doch dann schüttelte sie den Kopf und winkte ab. "Na, das musst du ja auch selbst wissen." Sie lief davon, und Cloud hatte den Eindruck dass sie leicht eingeschnappt war. Er war jedoch zu erschöpft, sich jetzt auf eine Diskussion einzulassen. Sie aßen zu Abend und es herrschte die ganze Zeit unangenehme Stille. Während er den Tisch abräumte und Tifa beleidigt und absichtlich laut mit dem Geschirr herumräumte, beschloss er, dass er am Besten noch heute Abend fahren würde. Er hatte keine Lust auf Streit mit Tifa, er wollte einfach nur weg. Raus, allein sein, nachdenken, Ruhe finden. Nachdem er abgeräumt hatte, packte er das Notwendigste zusammen, stopfte es in einen Rucksack und ließ Tifa allein im Apartment zurück. Sie machte keinerlei Anstalten, ihm nachzulaufen und er war eigentlich ganz erleichtert darüber. Die Schlüssel an seinem Schlüsselbund klimperten leise, so als wären sie aufgeregt, weil sie genau wussten, was jetzt kam. Als er das verbeulte Garagentor aufgeschlossen hatte und es hochschob, strahlte er zum ersten Mal seit Tagen. Die letzten Sonnenstrahlen des Tages suchten sich ihren Weg in die Garage. Da stand sie. Seine Maschine. Sein Motorrad, an dem jetzt schon so viele Erinnerungen hafteten. Schweigend vor Ehrfurcht lief er in die Garage hinein und ließ seine Finger über den glatten mattschwarzen Lack entlang gleiten. Wenn es etwas gab, was ihm in den vergangenen Wochen Vergnügen bereitet hatte, dann waren es die wenigen Tage gewesen in denen er lange Ausfahrten mit seinem Motorrad hatte machen können. Wenn er auf dem Rücken der Maschine saß, fühlte er sich für einen kurzen Moment ungewöhnlich leicht, befreit, sorglos... Er startete die Maschine und das Geräusch des Motors machte ihm Gänsehaut. Eilig fuhr er zu Cid, denn der Krater war auf einem anderen Kontinent, und um in die Nähe des Kraters zu gelangen brauchte Cloud Cid und seine Highwind. Cid wohnte nicht in Edge wie die meisten Anderen, sondern in seiner Highwind, die ganz in der Nähe des Stadtrandes ihren festen Platz bekommen hatte. Der ruppige Mann war nicht begeistert darüber, dass Cloud seine Dienste nach Feierabend noch beanspruchen wollte. Doch Cloud wusste, dass sein Freund sich keine Gelegenheit entgehen lassen würde, sein Luftschiff wieder in Betrieb zu nehmen, denn auch für Cid waren andere Zeiten angebrochen. Die Highwind wurde - wenn überhaupt - fast nur noch für Transporteinsätze oder Ähnliches benutzt. Cid wohnte zwar auf ihr, aber ansonsten war er in letzter Zeit eher zu Fuß unterwegs. Es brauchte eine Weile, bis das Luftschiff einsatzbereit war, doch als die Sonne schon tiefer am Horizont stand, stieg sie schließlich empor. Kurz dachte Cloud an Vincent, der durch seine abendliche Aktion ja nun auch unfreiwillig zum Mitreisenden geworden war. Seit sie alle in Midgar wohnten, hatte der Ex-Turk seinen Sarg in einem Zimmer in der Highwind platziert. Er hätte natürlich mit Leichtigkeit auch ein Apartment in der Stadt haben können, aber irgendwie hatte Cloud das Gefühl, dass dem düsteren Schwarzhaarigen die Räume der Highwind mittlerweile vertraut geworden waren. Vincent brauchte nicht viel zum Leben, so kam es Cloud zumindest vor. Er fragte sich, ob Vincent glücklich war mit seinem Leben. Er hatte doch immerhin niemanden mehr. Keine Familie, keinen Partner, nur die paar Menschen um ihn herum, die dann wohl doch irgendsowas wie Freunde für ihn waren... Das Rattern der Maschinen wirkte fast beruhigend, und Cloud nutzte die Gelegenheit um an Bord ein stilles Eckchen zu suchen und kurz die Augen zu zu machen. Kapitel 2: Abgründe ------------------- "He, Cloud, wir sind gleich da!" Cid schien sich nicht daran zu stören dass Cloud eingenickt war. Er lief an dem jungen Mann vorbei, wie so oft mit einer Zigarette im Mundwinkel, und wartete kurz als sich sein Freund stöhnend streckte und aufrichtete. Er musterte den Blonden mit hochgezogener Augenbraue. "Weiß gar nicht, was du da immer willst, Cloud." brummte er abschätzig. "Dieses Loch im Boden weckt doch bloß Erinnerungen. Und zwar keine der besonders schönen Art." Da hat er vermutlich recht, dachte Cloud bei sich. "Ich kann dort gut nachdenken." erwiderte er nach einer Weile, und Cid zuckte verwirrt die Schultern. "Nachdenken kannst du auch daheim, bei deiner Freundin. Weißt du, Tifa reißt sich für dich den Arsch auf.. Aber vermutlich braucht jemand wie du auch mal Zeit für sich alleine." Jemand wie ich? Was soll denn das schon wieder heißen? Als Cloud ihn nur schweigend ansah, winkte Cid leicht genervt ab. "Aber das ist deine Sache. Da kann ich reden, soviel ich will. Ich bring dich nur dahin, weil ich die gute alte Highwind mal wieder fliegen lassen wollte." Er stapfte davon, schmiss die schwere Tür hinter sich zu, und schon kurze Zeit später merkte Cloud, dass sich die Highwind im Sinkflug befand. Also erhob er sich von seinem Schlafplatz und ging an Deck. Cid flog so nah wie möglich an den Krater heran, stoppte die Maschinen und kam dann zu Cloud. "Hier wimmelt es immer noch vor Monstern, also pass auf dich auf." warnte er seinen Freund, der nur nickte. Cloud hatte sein Schwert wie immer mit dabei, und die Tasche mit den wichtigsten Dingen hatte er über die Schulter geworfen. "Ich komme dich morgen um dieselbe Zeit wieder hier abholen." "Danke." Cloud verließ das Schiff, und während er zwischen spitzen, bedrohlich hohen Felsen verschwand, schüttelte Cid nur fassungslos den Kopf. "Was ist nur mit ihm los.." brummte er mit verschränkten Armen. Er stieß einen erschreckten Schrei hervor, als er hinter sich urplötzlich Vincent entdeckte. "Verflucht nochmal, Vincent!! Schleich dich nicht immer so an!!" Während Cid noch fluchend nach Luft rang, spähte Vincent an ihm vorbei auf die Felslandschaft und hob eine Augenbraue. Der Lärm der Maschinen hatte ihn geweckt, und er hatte bereits geahnt dass Cid die Highwind gestartet hatte, um Cloud wieder einmal zum Nordkrater zu fliegen. "Schon wieder?" fragte er nur, während er mit langen, spitzen Metallfingern hinaus deutete. Cid, noch immer wild schnaubend, nickte bestätigend. "So langsam wird es etwas merkwürdig, wenn du mich fragst." erwiderte er. "Niemand würde freiwillig wieder an diesen Ort zurückgehen. Wir alle sind froh, dass wir überlebt haben. Aber es macht fast den Eindruck, als würde Cloud noch immer in der Vergangenheit leben. Und das ist nicht gut für ihn." Kurz sah Vincent den Mann an. "Er trauert." brachte er nur mit tiefer Stimme hervor. Cid schien verwundert. "Er trauert?" Erneut warf Cid einen verdutzten Blick auf den Krater, und sah dann wieder zu Vincent. "Du meinst, wegen Aeris?" Vincents Blick wurde ernst, denn wenn er ehrlich war, war er sich da gar nicht so sicher. Aeris war nicht im Krater gestorben. Das wusste er genau so gut wie Cid. Er traute sich kaum darüber nachzudenken, wen Cloud dort oben eigentlich betrauerte. Aber er ahnte es. "Ich weiß es nicht.." Wie immer hatte Cloud sich an den höchsten für ihn erreichbaren Punkt des Kraters vorgekämpft. Seinen Rucksack hatte er abgelegt, ebenso wie sein Schwert, denn in diesen Höhen war kaum ein Monster zu finden. Es war steil und schwindelerregend hoch. Cloud fröstelte. War es wegen der Kälte, oder wegen des bedeutungsvollen Ortes? Er rieb sich die Oberarme um sich aufzuwärmen und lief etwas herum. Wenn er hier war, fühlte er sich Sephiroth fast so nah wie damals. Es war unheimlich, aber auf eine gewisse Art verschaffte es ihm Erregung ungekannter Art. Dieser Ort war so voller Erinnerungen und Gedanken, dass er Cloud anzog wie eine Motte, die im Dunkeln der Nacht dem grellen Licht einer Lampe verfällt. Er sah in den Krater hinab. Nur wenige Zentimeter von seinen Füßen entfernt tat sich das riesige Erdloch auf, und es war so tief dass man den Boden nicht sehen konnte. Es war nur ein riesiges, schwarzes Loch. Irgendwann hatte Cloud mal Steine hinuntergeworfen, und vergeblich auf den Klang eines Aufpralls gewartet. Wer dort hinunterfiel, fiel in den sicheren Tod. Es wäre mit Sicherheit ein recht schneller Tod, und Cloud fragte sich, ob man die Schmerzen des Aufpralls überhaupt noch mitbekommen würde. Und so sehr er sich auch dagegen wehrte, Gedanken dieser Art kamen ihm in letzter Zeit immer häufiger. Wenn ich sterbe, dachte er bei sich, kehre ich zu Gaia zurück. Nicht mein Körper, aber meine Seele. Vielleicht sehe ich ihn dort.. Cloud schauderte bei diesem Gedanken. Würde Sephiroth dort irgendwo im Strom des Lebens auf ihn warten? Vermutlich.. So abwegig war es zumindest nicht. Und auch wenn ihn das verunsicherte, fesselte es ihn auch. Sephiroth.. Sein großes Vorbild, sein Idol.. früher jedenfalls.. oder jetzt etwa auch noch? Sogar nach seinem Tod faszinierte er Cloud so sehr, dass er sich wie besessen vorkam. Sephiroth hatte seinen Geist vergiftet. Alles woran er denken konnte, alles was ihn beschäftigte und ihn antrieb.. war er. Je mehr er darüber nachdachte dem silberhaarigen Mann wieder zu begegnen, desto verführerischer wurde der Gedanke, es zu versuchen. Ohne es zu merken war er dem Rand des Abgrunds immer näher gekommen, und das riesige schwarze Nichts zu seinen Füßen wirkte plötzlich nicht mehr bedrohlich, sondern fast wie das Tor in eine andere, bessere Welt. Was wollte er denn noch hier? Eine halbe Ewigkeit hatte er Sephiroth hinterher gejagt, getrieben von Faszination, Bewunderung und dem Wunsch, ihn aufzuhalten... Und jetzt? Jetzt war er nur wieder einer von Vielen, unwichtig, klein, allein. Natürlich gab es da Tifa und die Anderen, aber sie verstanden ihn nicht. Zu Sephiroths Zeiten hatte er sich wie etwas Besonderes gefühlt. Er hatte eine Lebensaufgabe. Aber dass seine Lebensaufgabe so jäh enden würde, darauf war er nicht vorbereitet. Er hatte nie daran gedacht, dass es auch ein Leben nach Sephiroth geben würde, ein Leben nach der letzten, entscheidenden Schlacht. Und jetzt, da alles vorbei war, fühlte er sich plötzlich leer und verlassen. Sein Leben war.. bedeutungslos. Er seufzte tief, und sein Entschluss stand fest. "Das halte ich für keine sehr gute Idee." erklang plötzlich eine Stimme hinter seinem Rücken. Erschrocken drehte Cloud sich um - und verlor dabei das Gleichgewicht. Sein Fuß rutschte ab, und bevor er richtig verstand was passierte, merkte er, dass er ins Leere trat. Er konnte gerade noch Vincents schwarze Mähne und zwei erschüttert aufblitzende Augen sehen. Dann ging es abwärts.. In rasend schnellem Tempo stürzte er in die Tiefe, und die Gedanken in seinem Kopf kreisten genau so wild wie sein wehrloser Körper während des Sturzes nach unten. Seltsamerweise empfand er nur für den Bruchteil einer Sekunde Furcht. Alles was danach kam, war eine bunte Mischung aus Erleichterung, Anspannung und Vorfreude. Gleich würde alles vorbei sein. Und vielleicht würde er ihn wiedersehen... Er fixierte diesen Gedanken und blendete alles andere aus. Es war jetzt nicht mehr wichtig.. Als er glaubte, sicher bald am Boden des Kraters aufzuschlagen, konnte er nur ein Wort über seine schmalen, blassen Lippen pressen.. Oder besser gesagt, einen Namen. "Sephiroth.." Kapitel 3: Chaos ---------------- Seltsamerweise spürte Cloud nicht den Hauch von Schmerz, nicht mal ein kleines Bisschen, als er merkte wie sein Körper schlagartig zum Stillstand kam. Eine seltsame aber keineswegs unangenehme Stille breitete sich aus, und es war fast so als würde sie von ihm Besitz ergreifen. Sein Puls, der soeben aufgrund der Tatsache dass er bald am harten Felsboden zerklatschen würde in die Höhe geschossen war, schien sich beinahe unnormal schnell zu reduzieren. Cloud hatte die Augen geschlossen, und obwohl er neugierig war, ob er etwas sehen könnte und vor allem was, ließ er sie weiterhin geschlossen und wartete erstmal ab. Ein wohliges Gefühl überkam ihn, und er fühlte sich plötzlich so leicht wie noch nie zuvor in seinem Leben. Es kam ihm vor als würde er schweben, und er war sich ziemlich sicher, dass er soeben gestorben war. Dieser Gedanke machte ihm keine Angst, denn immerhin hatte er es selbst so gewollt. Und die Tatsache, dass er keinerlei Schmerzen gespürt hatte, bestätigte ihm dass sein Entschluss richtig gewesen war. Er entspannte sich, er ließ sich völlig vom Gefühl der Schwerelosigkeit mitreißen, und zum ersten Mal seit langer Zeit spürte er so etwas wie Zufriedenheit. Etwas verdutzt bemerkte er ein Zerren an seinem Körper. Zuerst war es zaghaft, doch dann wurde es immer stärker und häufiger. Was war das? Es fühlte sich an, als würden ihn zwei Hände packen und mitziehen. Zwei große, starke Hände. Männerhände. Das Gefühl war zu real um es zu ignorieren, und als es nicht aufhörte, öffnete Cloud irritiert seine Augen. Es dauerte eine Weile, bis er sich in seiner Umgebung zurechtfand, denn er hing kopfüber. Nur wenige Zentimeter unter ihm lachte ihm der kalte Steinboden entgegen. Und da war kein Blut, kein einziger Tropfen. Er tastete sich ab und stellte voller Verwirrung fest, dass er keinen einzigen Kratzer hatte. Erst dann schien im klar zu werden, dass er ja irgendwie auf wundersame Weise kopfüber in der Luft schwebte, und er strengte sich an um nachzusehen, wie es dazu gekommen war. “Vincent!” brachte Cloud überrumpelt hervor. Oder nein, nicht Vincent.. Chaos! Vincent hatte sich verwandelt, und im ersten Moment spürte Cloud tatsächlich so was wie Furcht beim Anblick des düster wirkenden Wesens. Doch immerhin hielt Chaos ihn fest und begann im nächsten Moment damit, ihn allmählig wieder nach oben zu ziehen. Und während die grausige Gestalt in nach und nach höher trug, verfiel Cloud in einen Zustand absoluter Verwirrung. Er war gar nicht tot?? Was war das dann für ein Gefühl, dass noch immer durch seine Adern strömte und seinen Körper pulsieren ließ? Adrenalin? Nein, er hatte früher oft genug Adrenalinkicks gespürt um zu wissen, dass es diesmal anders war. Für einen Moment war er tierisch enttäuscht darüber, noch am Leben zu sein. Er hatte sich so gut gefühlt wie schon lange nicht mehr.. Warum hatte Vincent ihn bloß gerettet? Die altbekannte Traurigkeit übernahm erneut die Gewalt über seine Seele, und tötete jedes noch so kleine bisschen Freude das er zuvor noch empfunden hatte. Auch wenn er versuchte, die aufkommenden Tränen zurückzuhalten, schaffte er es nicht. Er musste sich Mühe geben, nicht laut aufzuschluchzen, aber das Beben seines Körpers verriet ihn, denn im nächsten Moment warf Chaos ihm von oben einen etwas irritierten Blick zu. Da er sich aber darauf konzentrieren musste, nicht gegen eine der steilen Felswände zu fliegen, musste er wieder wegsehen, was Cloud ausnutzte um sich schnell die Tränen vom Gesicht zu wischen. Als Chaos ihn sicher oben am Rand des Kraters abgesetzt hatte, blieb er reglos sitzen. Auch als er aus den Augenwinkeln bemerkte wie sich Vincent wieder in seine menschliche Gestalt zurückverwandelte, war es ihm unmöglich auch nur irgendwas zu sagen. Er fühlte sich wie gelähmt. Betäubt. Und irgendwie tot… Ja, tot. Er war dem Tod zwar um Haaresbreite entkommen, aber seine Seele hätte in diesem Moment nicht toter sein können. “Alles in Ordnung?” Vincent musterte das kleine blonde Häufchen Elend, das mit dem Rücken zu ihm gedreht am Boden kauerte. Er hatte Cloud noch nie so zerbrechlich und schwach erlebt, und er hatte keine Ahnung, wie er damit umgehen musste. Der Schreck steckte ihm noch in den Schuhen, aber er war sehr erleichtert darüber dass er es noch rechtzeitig geschafft hatte, Cloud zu fassen zu kriegen. Es war alles sehr schnell gegangen. “Cloud?” Der schwarzhaarige Mann kam etwas näher, um Blickkontakt zu seinem Freund aufzunehmen, doch Cloud starrte nur mit emotionslosem Blick ins Leere. Vorsichtig legte Vincent seine Hand - seine gesunde Hand - auf Clouds Schulter. “Hey.” hauchte er, fast sanft. Er sah die Spuren, die die Tränen auf Clouds Gesicht hinterlassen hatten. Der Blonde hatte versucht sie wegzuwischen, aber der Staub der Umgebung, der sich auf die Gesichtshaut niedergelassen hatte, verriet genau dass er eben geweint hatte. Die Berührung und das freundliche Ansprechen schienen jedenfalls zu helfen, denn jetzt wanderten Clouds Augen langsam zu Vincent herüber. “Das war haarscharf..” fuhr der Mann fort, denn er hatte das Gefühl, dass er unbedingt weiter auf Cloud einreden musste. Offensichtlich stand er unter Schock, was ja bei einem Vorfall wie diesem durchaus berechtigt war. “Ich dachte schon, ich muss deine Überreste vom Boden des Kraters kratzen.” fügte er hinzu, doch obwohl klar war dass der letzte Satz eher scherzhaft gesprochen wurde, blieb Clouds Blick völlig kalt und starr. Vincent machte ein besorgtes Gesicht. “Ich hoffe, das war nur ein Missgeschick. Ein Unfall, richtig?” Auch jetzt zeigte der blonde Jüngling keine Regung, und Vincent überlegte fieberhaft, was er denn jetzt machen sollte. Eigentlich war es nur ein Bauchgefühl gewesen, eine Eingebung, Cloud hierher zu folgen. Etwas im Blick des jungen Mannes hatte Vincent heute Vormittag signalisiert dass es kurz vor knapp war, und ganz offensichtlich konnte er sich auf sein Bauchgefühl verlassen. Viel lieber wäre es ihm aber gewesen, wenn er sich geirrt hätte.. “Komm, steh doch mal auf. Ich möchte nicht, dass du noch mal herunterstürzt.” Ohne Gegenwehr ließ Cloud sich auf die Beine ziehen, doch er zitterte am ganzen Körper. Er zitterte nicht nur, er bebte und wankte und war kaum in der Lage, seinen Körper zu kontrollieren. “Ganz ruhig.” redete Vincent auf ihn ein, während er den jungen Mann am Arm packte um zu verhindern dass er umfiel. Es war zwar nicht Clouds Art, Hilfe von Anderen zu akzeptieren, doch in diesem Fall klammerte er sich erleichtert an den Arm seines Freundes. Vincent war froh darüber, dass Cloud langsam wieder zu sich zu kommen schien, und dass das anscheinend an seine Berührung und die freundlichen Worte gelegen hatte, machte ihn urplötzlich unglaublich glücklich. Zusammen mit dem Gefühl der Erleichterung, darüber dass Cloud nichts zugestoßen war, machte das eine Mischung die zu übertriebener Euphorie führte. Und plötzlich geschah etwas, das Cloud schlagartig aus seinem gelähmten Geisteszustand erwachen ließ. Vincent lächelte…? Zuerst glaubte Cloud, sich aus dem Augenwinkel heraus einfach geirrt zu haben, doch es geschah erneut, und diesmal sah er es ganz genau. Vincent lächelte! Diese ungewohnte und völlig unpassende Reaktion warf Cloud komplett aus der Bahn. Warum lächelte er? Eine unangemessenere Situation hätte Cloud sich kaum vorstellen können. Es sah zudem schrecklich seltsam aus, den sonst so verhaltenen Mann lächeln zu sehen. “Es tut mir leid.” entschuldigte Vincent sich, doch er konnte sich sein Schmunzeln einfach nicht verkneifen. Er wusste selbst nicht, warum er auf einmal lächeln musste. Vermutlich war er einfach nur erleichtert, dass Cloud nichts geschehen war. Ihn so schutzlos und wackelig zu sehen, verlieh ihm einen gewissen Charme, dem Vincent einfach nicht widerstehen konnte. Und dann, aus einer merkwürdigen Laune heraus, nahm er den Jungen und drückte ihn fest an sich. Er dachte nicht darüber nach sondern tat es einfach, und es fühlte sich so unglaublich gut an. Er zog den Blonden noch näher. Seine Brust gegen Clouds Rücken, seine Hüfte gegen Clouds Hintern. Vincent stockte der Atem, denn er konnte kaum genug davon bekommen. Cloud stieg die Schamesröte ins Gesicht, doch er wagte es nicht, sich auch nur einen Millimeter zu rühren. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals als er die Brust des großen Schwarzhaarigen gezwungenermaßen mit seinem Kopf berührte. Was passierte hier?! Es brodelte in Clouds Innerem, und wie ein Tsunami übermannte ihn plötzlich eine Welle an verschiedenen Gefühlen. Verwirrung, Scham, eine gewisse Angst und Unsicherheit, aber auch Geborgenheit, Neugier und.. Erregung. Erregung?! Dieses Chaos an Gefühlen das plötzlich in ihm losbrach überforderte ihn maßlos. Wie zu einer Salzsäule erstarrt verharrte er in der Umarmung, spürte Vincents Atem in seinem Haar und sogar ganz sanft das Schlagen seines Herzens. Wie schnell es schlug.. Fast so schnell wie sein Eigenes. “Weißt du, Cloud. Du bist so sehr mit der Vergangenheit beschäftigt, dass du gar nicht merkst wie viel du aus deiner Zukunft noch machen könntest.” sprach Vincent leise. Dass er sich gerade übelst zusammenreißen musste um Cloud vor lauter Empfindungen nicht zu zerdrücken, merkte man höchstens an dem leichten Zittern in seiner Stimme. Denn auch Vincent war mit der Situation innerlich heillos überlastet. Dass er überhaupt noch zu so starken Empfindungen fähig war, hätte er gar nicht geglaubt. Und dass sie hier jetzt so standen, eng umschlungen und beide mit wild rasendem Herzschlag, hätte er sich nie im Leben ausgemalt. Cloud war ihm wichtig, das war klar, aber die Gefühle die jetzt in ihm losbrachen waren komplett neu. Auf einmal war Cloud nicht mehr nur ein Freund, nein, auf einmal taten sich Dimensionen auf die Vincent noch nie vorher in Betracht gezogen hatte. Er begehrte ihn.. Und es gab nichts was er lieber tun wollte als diese Umarmung fortzusetzen, zu vertiefen, Cloud zu berühren. Er packte den Jungen an die Schultern und drehte ihn herum. Langsam näherte er sich ihm bis auf wenige Millimeter und hob sanft Clouds Kinn an, so dass er direkt in dessen Gesicht sah. Doch statt nach hinten auszuweichen, wie Vincent es von Cloud erwartet hatte, blieb sein Gegenüber stehen und sah ihm direkt in die Augen. Clouds Blick war verwirrt, fragend, aber auch erwartungsvoll. Und genau das brauchte Vincent, um auch die letzten Zweifel über Bord zu werfen und den ultimativen Schritt zu machen. Seine Hand fuhr über Clouds Gesicht, streichelte die erhitzte Haut an den Wangen und seine Fingerspitzen liebkosten zärtlich die schmalen Lippen, die er jetzt mehr als alles in der Welt küssen wollte. Er schloss die Augen und glaubte, er wäre durch den Schreck bestimmt verrückt geworden, doch alles was er tat fühlte sich in diesem Moment ganz natürlich und richtig an. Clouds flacher, schneller Atem an seiner eigenen Haut erregte ihn noch mehr, und er setzte an um endlich das zu tun, wonach er sich gerade so sehnte und sich für ihn gerade wie eine gefühlte Ewigkeit hinzog. *** Kapitel 4: Chaos² ----------------- Das laute Aufklingeln eines Handys ließ die Beiden Männer unsanft aufschrecken. Es war wie ein Weckruf, der sie mahnend daran erinnerte was sie da eigentlich gerade vorhatten, und sie lösten sich abrupt von einander. Mit hochrotem Kopf stürzte Cloud auf seinen Rucksack zu, und ließ einen ebenso erröteten Vincent stehen, der mit schmachvollem Blick mit ansehen musste, wie sich seine erste und vermutlich auch letzte sexuelle Annäherung an Cloud in Luft auflöste. Nervös, und mit einer Eile alsob es um sein Leben ging, durchsuchte Cloud seinen Rucksack nach dem penetrant klingenden Mobiltelefon. Im ersten Moment war er vor allem erleichtert gewesen, dass ihn das Klingeln aus der Situation mit Vincent erlöst hatte, doch je mehr Zeit verstrich, desto intensiver verspürte er ein Gefühl des Bedauerns. Er schämte sich dafür und versuchte es zu verdrängen, doch es war nicht zu leugnen dass Vincents zärtlicher Überfall ihn irgendwie auch erregt hatte. Perplex starrte Vincent auf den aufgeregt herumkramenden Blonden, dem er eben noch so nah gewesen war. Er war verwirrt. Wenn es Cloud doch zumindest nicht missfallen hatte was er getan hatte, warum schien er denn jetzt so froh darüber dass sein Telefon die Beiden störte? Es verunsicherte ihn, und er bedauerte es schon jetzt dass er seinen Gefühlsausbruch nicht gleich im Keim hatte ersticken können. Zum ersten Mal seit seines Erwachens aus dem Schlaf in den Hojo ihn damals versetzt hatte, hatte er so was wie Erregung und Zuneigung empfunden. Dass die Situation jetzt so abrupt endete, dämpfte seinen Zustand nicht nur, es sorgte sogar dafür dass die Gefühle vom einen auf den anderen Moment vom Positiven ins Negative schlugen. Er verfluchte sich dafür, auch nur eine Sekunde geglaubt zu haben dass Cloud in ihm tatsächlich mehr sehen könnte als einen Freund. Vor wenigen Augenblicken war er noch Chaos gewesen, ein bedrohliches hässliches Biest, und wer könnte schon ein ‘Ding’ wie ihn anziehend finden? Überfordert mit seinen Gedanken und Gefühlen nahm er Reißaus. Einfach so. Auch wenn Cid und die Highwind schon zu weit weg waren um sie noch zu erreichen, musste er hier weg. Weg von Cloud. Weg von seinen Empfindungen. Gerade als Cloud sein Handy gefunden hatte und erleichtert seufzte, merkte er wie der düstere schlanke Mann an ihm vorbei eilte. Etwas verdutzt sah er ihm hinterher, doch sein Telefon klingelte immer noch, und verlangte seine Aufmerksamkeit. Er sah auf das Display. Tifa.. Das hatte ihm jetzt gerade noch gefehlt. Er seufzte tief und voller Widerwillen, bevor er das Gespräch annahm und sich das Telefon ans Ohr hielt. “Cloud?” erklang Tifas besorgte Stimme am anderen Ende. “Ist alles in Ordnung? Du warst plötzlich weg..” “Alles gut.” erwiderte der Blonde knapp und sah sich derweil nach Vincent um, doch er konnte den Mann nirgends mehr entdecken. “Du weißt doch wie schlimm ich es finde wenn wir uns streiten und du einfach abhaust..” fuhr Tifa vorwurfsvoll fort, und Cloud verdrehte die Augen. Natürlich konnte Tifa die Reaktion nicht sehen, deshalb fügte sie hinzu: “Wo bist du überhaupt?” “Am Nordkrater.” antwortete Cloud. Er setzte sich auf einen Felsen und fasste sich mit der freien Hand in den Nacken. “Am Krater?!” Cloud hörte genau, wie sie abwertend schnaubte. Es regte ihn auf. Schließlich war es ja seine Sache, was er mit seiner Freizeit anfing. “Hör zu..” fing er mit barscher Stimme an, “Ich brauche etwas Zeit für mich. Cid holt mich morgen wieder hier ab. Wir reden morgen Abend darüber.” Er hörte noch, wie Tifa ein empörtes “Aber..” anstimmte, doch er hatte keine Lust sich am Telefon rechtfertigen zu müssen. Es war gerade viel zu viel vorgefallen, und sein Nervenkostüm reichte nicht mehr aus um sich auch noch Tifas Moralpredigten anzuhören. Kurzerhand drückte er das Gespräch weg. Wie er erwartet hatte fing das Gerät schon wenige Sekunden darauf wieder an zu klingeln, und um zumindest Tifa vorübergehend auszublenden, schaltete er das Handy einfach aus. Danach fühlte er sich schon um ein bisschen erleichtert. Tifa würde sich schon wieder beruhigen.. Und wenn nicht, war es ihm gerade auch egal. Es gab Wichtigeres gerade. Sobald das Display des Telefons dunkel geworden war, steckte er es in die Tasche zurück und sah sich augenblicklich nach Vincent um. Wo war er hin? Er konnte doch nicht weit gekommen sein.. Cloud wunderte sich, warum der schweigsame Mann ihm überhaupt gefolgt war. Hatte er tatsächlich geahnt, was Cloud vorhatte? Aber das konnte doch gar nicht sein. Er hatte doch selbst noch nicht mal damit gerechnet, dass er wirklich seinen Freitod in Erwägung ziehen würde. Er wusste nicht warum, aber plötzlich brach Panik in ihm aus. Er musste Vincent finden, auch wenn er nicht die geringste Ahnung hatte, was er tun oder sagen sollte wenn er ihn wiedergefunden hatte. Zögernd suchte er die Umgebung ab. Vincent war gut darin, sich zu verstecken. Es war nicht das erste Mal dass Cloud sich wunderte wo sein Mitstreiter abgeblieben war, denn - wie auch Cloud selbst -schätzte er es, für sich zu bleiben. “Vincent?!” brüllte er spontan aus voller Brust, und schon kurz darauf hätte er sichselbst dafür schlagen können, nach dem Mann zu rufen der ihn eben fast geküsst hätte. Er wollte keinen falschen Eindruck erwecken - wie auch immer dieser Eindruck denn ausfallen würde. Er wusste ja selbst nicht mal, was er von der Umarmung und dem Beinahe-Kuss halten sollte. Er merkte nur, dass beim Gedanken daran sein Herz sofort wieder höher schlug. Er fasste sich an den Kopf und taumelte leicht, so sehr verwirrte ihn das Karussell an Emotionen. Räuspernd zwang er sich, sich auf die Suche nach Vincent zu konzentrieren, und sein Kreislauf beruhigte sich allmählig. Er fand den schwarzhaarigen Mann mit dem Metallarm erstaunlich schnell und nur wenige hundert Meter entfernt an einem Felsvorsprung. Er saß auf dem Boden, den Blick in die Ferne gerichtet, und als Cloud sich neben ihn stellte sah er ihn zwar für einen kurzen Augenblick an, wandte den Blick aber direkt wieder ab um erneut mit verklärtem Blick woanders hinzusehen. Cloud musste sich beherrschen um nicht wieder vor Anspannung zu zittern, deswegen beschloss er, sich einfach neben Vincent auf den Boden zu setzen und abzuwarten. Er sorgte dafür dass genügend Abstand zwischen den Beiden blieb, denn es war ihm ein absolutes Rätsel wie sich Vincent die letzten Minuten verhalten hatte. Verunsichert warf er dem größeren, erwachseneren Mann einen Blick zu. “Ich habe mich auch mal so gefühlt wie du jetzt.” sprach Vincent überraschend, und Cloud zuckte leicht zusammen als sein Freund ihm nach diesen Worten direkt in die Augen sah. Er wusste nicht, was er antworten sollte, aber er glaubte dass Vincent den Satz sicher noch weiter ausführen würde, und das tat er auch. “Nachdem du mich in Nibelheim aus meinem Schlaf erweckt hattest, habe ich mich lange allein und überflüssig gefühlt. Ich habe nach einem Sinn für meine Existenz gesucht, und mich daran geklammert, Rache an Hojo zu verüben.. Nachdem er tot war, habe ich euren Wunsch, Sepiroth aufzuhalten, einfach mit übernommen. Weißt du, dass auch ich lange gebraucht habe, um nach seinem Tod einen Grund zu finden, mein Leben weiter zu leben?” Cloud schüttelte schweigend den Kopf. Er war beeindruckt. So viel wie in den letzten Sekunden redete Vincent sonst nur selten am Stück. Und schon gar nicht über sich. “Und.. Welchen Grund hast du gefunden?” Vincent strich sich mit seiner gesunden Hand durch die ebenholzfarbenen Haare und überlegte kurz. “Nun.. Ein richtiges Lebensziel habe ich bis heute nicht, aber es gibt trotzdem eine ganz simple Antwort auf deine Frage.” Seine Augen schienen nach dem letzten Satz zu funkeln, und er näherte sich ein paar Zentimeter, so als würde er Cloud ein Geheimnis verraten wollen. “Auch wenn ich nicht sehr gesprächig oder gesellig bin, bin ich mir sicher dass meine Freunde mich vermissen würden, wenn ich gehe. Sie würden um mich trauern, das weißt du nur zu gut, Cloud, denn du hast selbst viele Menschen verloren die dir am Herzen liegen. Und ich möchte nicht, dass die einzigen Personen denen ich jemals etwas bedeutet habe, durch mein Verschulden leiden müssen.” Cloud nickte langsam. Vincents Worte ergaben Sinn für ihn. Der Schwarzhaarige merkte, dass er Cloud zum nachdenken angeregt hatte, und zum zweiten Mal an diesem Tag überflog ein Lächeln sein Gesicht. Ohne weiter darüber nachzudenken erwiderte Cloud dieses Lächeln, und ihm fiel etwas beschämt auf, dass Vincent unglaublich attraktiv aussah wenn er lächelte. Er merkte, wie seine Wangen heiß wurden, und hoffte inständig dass er nicht all zu rot anlaufen würde. Zum Glück stand Vincent auf und sorgte somit dafür, dass Cloud etwas aufatmen konnte. Im Vorbeilaufen berührte er den Blonden jedoch kaum merklich mit den Fingerspitzen an der Schulter, was dazu führte dass Cloud innerhalb von Sekundenschnelle Ganzkörpergänsehaut bekam. “Tja.. Und jetzt stecken wir hier fest.” brummte Vincent etwas hilflos. Cloud sah zu ihm auf, und der Gedanke daran fast 24 Stunden komplett allein mit Vincent am Krater zu verbringen, ließ in seinem Inneren eine Mischung aus Unbehagen und Erregung entflammen. Nur langsam dämmerte ihm, was das für ihn bedeutete.. Er hatte nur ein Zelt dabei, und die Nächte waren verdammt kalt. Privatsphäre ausgeschlossen also. Vincent, der Clouds zunehmend verzweifelteren Gesichtsausdruck bemerkte, hatte eine rettende Idee. “Du hast doch dein Telefon mit.” sprach er ruhig. “Cid wird wahrscheinlich noch nicht wieder daheim angekommen sein. Vielleicht können wir ihn überreden, umzukehren. Was meinst du?” Cloud nickte nach diesem Vorschlag so eifrig dass er schon befürchtete, Vincent könnte glauben er hätte Angst so lang mit ihm allein zu sein. Doch der schlanke Mann schien sich nicht weiter an der Reaktion seines Freundes zu stören. Vielmehr drehte er um und lief - eilig gefolgt von Cloud - zurück zu der Stelle, an der Clouds Rucksack und Schwert noch immer lagen. Cloud kramte das Handy aus dem Innenfach der Tasche und wählte Cids Nummer. Vincent streckte die Hand nach dem Telefon aus. “Lass mich mit ihm reden.” bat er den Kleineren, der ihm den Gegenstand daraufhin mit etwas verdutzem Blick in die Finger drückte. Vincent wartete ab, und es dauerte nicht lange bis er Cid den Anruf beantwortete. “Cid, hier ist Vincent.” fing er mit ernster Stimme an. “Kannst du bitte so schnell wie möglich umkehren? Es ist das eingetreten, was ich befürchtet hatte.. Und Cloud braucht einen Arzt.” Mit offenem Mund verfolgte Cloud das Gespräch, und während er sogar aus zwei Meter Entfernung Cids entsetzte Stimme dröhnen hörte, gebar Venx ihm mit einem Augenzwinkern, ganz entspannt zu bleiben. Auch wenn es ihn wunderte dass Vincent Cid gerade tatsächlich anlog, fand er die Unterhaltung äußerst interessant und zunehmend erheiternd. “Nein, ich glaube nicht dass es lebensbedrohlich ist.” beruhigte Vincent seinen aufgebrachten Gesprächspartner. Ein Grinsen überflog Clouds Gesicht. “Er wird nur immer wieder bewusstlos und wirkt etwas mitgenommen.” fuhr Vincent währenddessen fort. “Wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung. Aber das sollten wir einen Arzt beurteilen lassen.” Cid redete weiter, stellte Fragen, aber Vincent hatte nicht vor, sie ihm jetzt schon zu beantworten. Er wollte ihn absichtlich etwas zappeln lassen, damit er sich beeilte. Vincent war gerissen. Cid würde viel eher umkehren und sie wieder abholen wenn es dafür einen Grund wie diesen gab. Hätte er ihn völlig grundlos gebeten wieder umzukehren, hätte Cid sie vermutlich ausgelacht oder ihnen eine Standpauke gehalten. Aber jetzt, unter der Andeutung eines Suizids, war die Reaktion ganz anders. “Cid.. Cid! Das erkläre ich dir später, ja? Beeil dich bitte.” bat er den Mann, und legte kurz danach auf. Dann sah er mit vergnügtem Blick zu Cloud, der sich wie ein Teenager über den soeben geführten Dialog freute. “So, das wäre geregelt.” verkündete er zufrieden, und Cloud nickte erleichtert. “Du musst deine Rolle dann nur überzeugend spielen, und dafür halt eine Untersuchung beim Arzt über dich ergehen lassen.” schlussfolgerte Vincent und zuckte die Achseln, aber Cloud fand eine Untersuchung beim Arzt wesentlich weniger beunruhigend als eine Nacht mit Vincent, komplett allein und abgeschieden in einem winzigen Zelt am Arsch der Welt. “Dann müssen wir jetzt nur warten, bis die Highwind am Horizont auftaucht, und dann stellst du dich bitte schlafend. Alles andere übernehme ich.” Cloud nickte erneut. Er entdeckte heute definitiv ganz neue Seiten an Vincent, aber er fand es tröstend dass der finstere Mann gerade so gelassen und einfallsreich schien. Früher hatte Cloud immer unfreiwillig bei allen wichtigen Entscheidungen das Sagen gehabt, aber es gefiel ihm, auch mal selbst von jemandem geführt zu werden. Er dauerte eine Weile, doch dann erschien die Highwind am inzwischen dunkel gewordenen Abendhimmel. Ihre Scheinwerfer suchten nach den beiden Männern, und Vincent kam auf die glorreiche Idee mit der Feuer-Materia an Clouds Schwert ein Signal in die Höhe zu schießen. Als die Highwind zum Stillstand gekommen war, hob Vincent Cloud mühelos vom Boden hoch und legte ihn wie ein schlafendes Baby in seine Arme. “Du bist ja tatsächlich nur noch Haut und Knochen.” stellte er brummend fest, während Cloud eigentlich nur damit beschäftigt war, seinen erneut ansteigenden Puls unter Kontrolle zu bekommen. Kaum an Bord der Highwind, wurden sie schon von einem ungewohnt emotionalen aber gewohnt lautem Cid empfangen. Er schwirrte wie eine Fliege um Vincent herum, überhäufte ihn mit Fragen und schien wirklich ernsthaft in Sorge. “Lass mich ihn erstmal irgendwo hinlegen, und auf dem Heimweg erkläre ich dir alles.” bat Vincent ihn leicht genervt, und Cid sah ein dass das ein guter Vorschlag war. Es verlief alles nach Plan. Während Cloud sich bewusstlos gab, tischte Vincent Cid eine Geschichte auf, ganz ähnlich wie sie sich in Wirklichkeit auch zugetragen hatte. Sie standen nicht weit von Cloud entfernt während sie sich unterhielten, er konnte also alles mithören. Natürlich erzählte Vincent nicht, was kurz nach dem Sturz passiert war, und sobald Cloud daran dachte was eigentlich zwischen ihm und dem Ex-Turk vorgefallen war, schweifte seine Aufmerksamkeit vom Gespräch ab. Wie so oft in den letzten Stunden beschleunigte sich seine Atmung, und je mehr er an die innige Umarmung zurückdachte, desto wärmer wurde ihm innerlich. “Er glüht ja förmlich!” stellte Cid fest, als er nach einiger Zeit nach dem Jungen sah. “Er steht mit Sicherheit unter Schock.” mutmaßte Vincent, und er ahnte dass er selbst daran nicht ganz unschuldig sein könnte. “Ich hätte ja viel von ihm erwartet, aber dass ein junger, gesunder und fitter Bursche wie er vorhat sich in einem Krater zu Tode zu stürzen…” Cid schüttelte fassungslos mit dem Kopf. “Er scheint viel Mühe damit zu haben, die Geschehnisse aus der Vergangenheit zu bewältigen.” erwiderte Vincent, und Cid brummte nur zustimmend. Cloud wollte nicht aus seiner gespielten Ohnmacht aufwachen und damit eine Konfrontation mit Cid heraufbeschwören, deswegen ließ er alles so, wie es war. Erst als sie fast an ihrem Ziel - dem etwas zerfallenen aber noch immer funktionierendem Krankenhaus in Midgar - angekommen waren, signalisierte Vincent durch einen leichten Stups, dass Cloud doch jetzt so langsam mal aus seiner Bewusstlosigkeit erwachen könne. Stöhnend und wimmernd fing der Junge an, sich zu winden, und sofort schoss Cid auf ihn zu um ihm aufzuhelfen. “Cloud!! Bei allen Göttern!!” In Windeseile hatte er wie aus dem Nichts ein Glas Wasser aufgetrieben und drückte es dem etwas perplexen blonden Patienten in die Hände. “Mir fällt ein Stein vom Herzen..” seufzte er dann erleichtert, während er seine Hand solidarisch auf Clouds Schulter ablegte. Cloud beschloss, erstmal nichts weiter zu sagen, sondern trank ein bisschen Wasser und versuchte so gut es ging, seine Rolle als geschwächter, depressiver Selbstmörder zu spielen. Und so schwer war das eigentlich gar nicht. Er musste sich dafür noch nicht mal groß Mühe geben. Cid musste notgedrungen verschwinden um die Highwind zu landen, und es dauerte nicht lange bis sie in der Klinik am Notfall-Anmeldeschalter standen. Die Dame hinter der Glasscheibe hörte sich Vincents Geschichte an, musterte Cloud dabei eher desinteressiert und stellte einige Fragen. Diesmal drehte Vincent die Geschichte aber so, dass er den Teil der sich nach Selbstmord anhörte wegließ, und es eher wie einen Unfall beschrieb. Cloud war erleichtert darüber, denn in der Stadt war er zwar keine Berühmtheit, aber auch nicht unbekannt. Auch Cid verhielt sich ruhig und machte keine Anstalten, Vincents neue Version der Vorkommnisse zu berichtigen. Die Frau an der Anmeldung nahm alle Daten auf und bat die drei Männer, bitte noch kurz auf den Arzt zu warten. Cid, der sich darüber aufregte warum sie denn jetzt in Gottesnamen nicht sofort behandelt wurden, fluchte wieder wie altbekannt herum. Cloud setzte sich brav auf einen der Stühle und schaute überrascht zur Seite, als Vincent sich direkt neben ihn setzte. Kurz kreuzten sich ihre Blicke, und Cloud konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Vincent erwiderte es erstaunlicherweise, und Cloud bemerkte, dass auch Cid das gesehen hatte. Er war komplett verstummt und sah plötzlich etwas irritiert aus. Dass Vincent mal lächelte, war ja auch wunderlich. Cloud merkte nur, dass ihm unbehaglich wurde, denn Cid hatte offensichtlich irgendwas gemerkt. Glücklicherweise wurden die Freunde aber genau im richtigen Moment von einem Mann in blauem Kittel gestört, der offensichtlich der diensthabende Arzt war. Erleichtert folgte Cloud ihm ins Untersuchungszimmer. Jetzt war gleich alles überstanden. Kapitel 5: Vincents Angebot --------------------------- An Tifa hatte Cloud durch die ganze Aufregung gar nicht mehr gedacht. Er saß im Untersuchungszimmer und ließ sich auf den Kopf stellen. Während der freundliche Arzt Blutdruck, Puls und Atmung überprüfte, stellte er Fragen, die Cloud brav beantwortete. “Haben Sie sich übergeben?” “Nein.. Ich glaube nicht.” “Wissen Sie, wie lange Sie bewusstlos waren?” “..Ehm.. Eine ganze Weile, glaube ich..” Es fiel ihm nicht leicht, die Fragen zu beantworten, denn immerhin musste er dafür - zumindest zum Teil - lügen. Ganz recht war ihm das nicht, aber das war wohl der Preis den er jetzt dafür zahlen musste, um nicht mit Vincent allein am Nordkrater zelten zu müssen. “Schwindelgefühle?” “Ja, und das nicht zu wenig.” erwiderte Cloud während er sich an den Kopf fasste, und es stimmte ja sogar. Nur konnte der Arzt ja nicht ahnen, dass es nicht an einer Gehirnerschütterung lag. “Ich vermute, es ist eine leichte Gehirnerschütterung.” verkündete er in ruhigem Ton, während er sich hinsetzte und die Ergebnisse der Untersuchung im Computer eingab. “Puls und Atmung sind etwas erhöht, aber das kann sehr gut am Schock liegen. Denn ganz offensichtlich stehen Sie unter Schock.” Er stand von seinem Bürostuhl auf und musterte Cloud noch mal prüfend. “Mit Ihrer Erlaubnis würde ich mich aber gern noch mal mit dem Freund unterhalten, der beim Unfall beteiligt war. Er kann vielleicht nähere Angaben dazu machen, wie lange sie weggetreten waren. Ist das in Ordnung?” Cloud nickte. “Gut. Sie können hier warten, es wird nicht lange dauern.” Cloud nickte erneut und blieb allein auf der Untersuchungsliege zurück, als der Arzt die Tür hinter sich schloss. Er sah sich im Untersuchungszimmer um, und ließ die Beine dabei von der Liege baumeln. Krankenhäuser waren seltsam, aber er mochte sie. Der sterile Geruch nach Putz- und Desinfektionsmitteln und die stille, fast unheimliche Atmosphäre, die ewig langen Flure und Gänge.. Auch wenn Andere oft davon redeten, wie schrecklich das doch war - ihm gefiel es. Er blickte auf einen Vitrinenschrank voller Utensilien. Er hätte noch nicht mal von der Hälfte der Sachen sagen können, wozu sie benutzt werden, aber gerade das fand er unheimlich spannend. Irgendwie musste er dabei an Hojo und seine Experimente denken. Cloud erschrak fürchterlich, als plötzlich die Tür zum Untersuchungszimmer aufgerissen wurde und eine tränenüberstömte, hysterische Tifa auf ihn zustürzte. Sie hätte ihn fast von der Liege gerissen als sie sich in seine Arme warf, und fing sofort kläglich an zu weinen. “Oh, Cloud.. Was machst du nur?!” schluchzte sie in seinen Nacken hinein, und er wunderte sich wie sie überhaupt hierher gekommen war. Wahrscheinlich hatte Cid sie angerufen. Cloud war gespannt, was er ihr genau erzählt hatte. Sie löste die Umarmung und sah ihm in die Augen, ihr Gesicht war verheult und ihr Blick voller Entsetzen. “Geht es dir gut?” fragte sie mit zitternder Stimme, und er nickte schweigend. In dem Moment kam der Arzt ins Zimmer geeilt. “Ich hatte Sie doch eben gebeten, noch kurz draußen zu warten.” brummte er mit strafendem Blick, doch Tifa ignorierte seine Worte und drückte Cloud wieder an sich. Auch Vincent und Cid, die noch im Flur standen, spähten jetzt in den Raum hinein. Cloud bemerkte genau dass Vincent ihn ansah, und plötzlich bereitete es ihm Unbehagen, dass der Schwarzhaarige sah wie Tifa sich ihm um den Hals warf. Aber warum? Immerhin war sie seine Freundin. Als Tifa sich beruhigt hatte, ergriff der Arzt das Wort. “So, Herr Strife..” fing er an, “So wie sich das Ganze anhört haben Sie eine Gehirnerschütterung. Normalerweise müssen wir Sie zur Beobachtung hierbehalten, besonders weil sie länger bewusstlos waren, aber ihre Freunde waren der Ansicht dass Sie sich daheim sicher wohler fühlen. Wenn Sie also das Krankenhaus verlassen möchten, müssten Sie unterschreiben dass Sie sich entgegen den ärztlichen Rat dazu entschieden haben. Das ist nur für die Akten, falls dann doch etwas passieren sollte.” Cloud sah zu Tifa, die ihn unter Tränen anlächelte. Er ahnte bereits, dass sie es gewesen war die ihn nicht im Krankenhaus bleiben lassen wollte. Dann sah er zu Vincent, der seinen Blick zwar erwiderte, aber keinerlei Regung zeigte. “Gut, dann unterschreibe ich und gehe heim.” beschloss er, und der Arzt nickte verständnisvoll. Er suchte das benötigte Dokument heraus und ließ Cloud unterzeichnen. “Ihnen ist hoffentlich klar, dass Sie sich unbedingt schonen sollten.” erwähnte er in mahnendem Ton, und sah Cloud dabei todernst in die Augen. “Eine Woche, mindestens. Strenge Bettruhe, verstanden? Und es wäre sinnvoll, wenn jemand in ihrer Nähe bleibt. Nur zur Sicherheit. Sie waren doch ganz schön lange ohnmächtig.” “Geht klar!” erwiderte Tifa, und Cloud fürchtete dass es ihm wohl nicht erspart bleiben würde, Tage lang mit ihr allein in der Wohnung zu hocken. Auf dem Rückweg aus dem Krankenhaus herrschte erst unangenehme Stille zwischen den vier Freunden. Alle schienen in Gedanken versunken während sie den langen Gang entlang liefen, oder taten zumindest so. “Ich hoffe ich kann mir überhaupt frei nehmen.. Eigentlich sieht es ziemlich schlecht aus.. Aber ich kann dich ja nicht allein zuhause lassen.” jammerte Tifa irgendwann mit betrübter Miene. Cloud zuckte die Schultern. “Mir geht es schon wieder besser. Kein Problem.” “Aber du hast doch gehört, was der Arzt gesagt hat!” protestierte die braunhaarige Schönheit aufgebracht. Vincent, der all die Zeit nichts mehr gesagt hatte, wandte sich ihr zu. “Ich kann mir frei nehmen.” sprach er ruhig. Alle Blicke richteten sich schlagartig voller Verwunderung auf ihn. “Du?” brachte Tifa erstaunt hervor. Vincent zuckte gleichgültig die Achseln. “Ja, warum nicht.” Sein Blick wanderte kurz zu Cloud, der zwar wegsah, aber wieder ganz rot angelaufen war. Vincent wollte sich frei nehmen um nach ihm zu sehen?? “Ich habe mir noch nie frei genommen. Es wäre sicher eine nette Abwechslung. Und ich bin sicher entbehrlich.” fuhr der Schwarzhaarige fort. “Barett wird bestimmt einverstanden sein, wenn er hört dass es dabei um Clouds Wohl geht.” fügte Cid nickend hinzu. “Das würdest du tun?” Tifa schien entzückt von Vincents Angebot. “Damit würdest du mir sehr helfen!” Vincent nickte. “Dann machen wir es so.” Tifa klatschte vor Erleichterung und Freude in die Hände. “Sehr schön! Ich schulde dir wirklich was, Vincent.” Doch der schlanke Mann winkte nur schweigend ab. Cloud merkte genau dass er noch auf dem ganzen Heimweg versuchte, Blickkontakt zu ihm aufzunehmen, doch er traute sich ums Verrecken nicht, auch nur in Vincents Richtung zu schauen. Er war verwirrt. Was sollte das bedeuten? Vincent nahm sich freiwillig eine Woche frei um auf ihn aufzupassen? Dabei wusste doch gerade Vincent als Einzigster, dass ihm überhaupt nichts fehlte! Führte er etwas im Schilde? Etwas Ähnliches vielleicht wie vor wenigen Stunden am Krater? Cloud grübelte so viel, dass ihm ganz schwummrig wurde. “Hey, alles okay, Cloud?” fragte Cid besorgt, als er bemerkte wie der junge Blonde plötzlich anfing zu schwanken. Cloud fasste sich an die Stirn und blieb stehen. “Mir ist schwindelig.” brachte er kurzatmig hervor. Sofort merkte er Cids starken Arm, der sich bei ihm einhakte um ihn zu unterstützen. “Es geht schon.” brummte er und wollte sich losreißen, doch Cid ließ nicht von ihm ab und schüttelte entschlossen den Kopf. “Nichts da, du lässt dir gefällst helfen, du Dickschädel.” Tifa nahm Clouds anderen Arm, und sie brachten ihn bis ins Apartment. Zu Clouds Erleichterung blieb Vincent draußen vor der Tür stehen, vermutlich um auf Cid zu warten. “Komm, leg dich hin. Du solltest etwas schlafen.” sprach Tifa in sanftem Ton. ”Ich würde gern vorher noch duschen..” erwiderte Cloud, und seine Freundin runzelte irritiert die Stirn. “Du warst doch heute morgen erst. Und wenn dein Kreislauf so verrückt spielt, halte ich das für keine gute Idee.” “Der Junge hat geschwitzt wie ein Schwein.” verteidigte Cid ihn, “Dass er sich so nicht ins Bett packen will ist doch verständlich.” ”Es wird schon gut gehen, Tifa. Falls was sein sollte, melde ich mich schon rechtzeitig.” Auch wenn Tifa immer noch ablehnend schaute, drängte Cloud sich an ihr vorbei. Er verabschiedete sich noch von Cid und dankte ihm, doch der aschblonde Mann mit der Fliegerbrille im Haar antwortete nur, es wäre doch selbstverständlich gewesen. Dann flüchtete Cloud ins Bad, wo er die Tür hinter sich abschloss und sich im nächsten Moment rücklings daran anlehnte, um sich sanft zu Boden gleiten zu lassen. Verwirrung. Verwirrung, das war momentan das Einige, was er spürte. Oder halt, nein, das stimmte nicht ganz.. Da waren noch die Erinnerungen an Vincents Gesicht, so nah an seinem, die sich einfach nicht aus seinen Gedanken verdrängen lassen wollten. Die Erinnerungen an Vincents Hände. An Vincents Körper.. Cloud schluckte. Sein Hals fühlte sich trocken an. Er stand auf um sich am Waschbecken ein Glas Wasser zu holen. Während er trank sah er in den Spiegel. Er sah furchtbar aus. Seine Wangen waren unnatürlich rot, seine Augen irgendwie matt und leer. Als er sage und schreibe drei Gläser Wasser leer gesoffen hatte, fühlte er sich besser. Er zog sich vor dem Spiegel aus und sah sich dabei an. Es war fast als würde er einen Fremden betrachten, um seine Gedanken zu erraten. Er kam sich tatsächlich fremd vor. Warum hatte es ihn so aufgewühlt und erregt was Vincent getan hatte? Es war doch eigentlich harmlos.. Oder? Nein, war es nicht.. Es war durchaus erkennbar, dass mehr hätte passieren können, wenn sein Handy nicht geklingelt hätte. Aber hätte er das zugelassen? Auch wenn er verzweifelt versuchte, nicht darüber nachzudenken, wusste er tief in seinem Inneren genau dass er es aus Neugier wahrscheinlich drauf angelegt hätte. ..Und dann? Was wäre wohl dann passiert? Cloud seufzte. Warum zerbrach er sich so den Kopf? Was passiert war, war nun mal passiert. Er konnte es weder verhindern, noch den Lauf der Dinge ändern. Schweigend betrat er zum zweiten Mal für heute die Dusche und drehte das Wasser auf. Er brauchte das jetzt, diesen Moment der Entspannung, die Ruhe die ihm das heiße Wasser gab. Er stöhnte erleichtert, als sein Körper nach und nach vom fließenden Wasser eingehüllt würde. Ein wohliger Schauder durchfuhr seinen Körper, und er bekam Gänsehaut. Während er sich mit den Händen durch die kurzen blonden Haare fuhr, dachte er daran, dass Vincent ihn dann ja ab morgen daheim überwachen würde. Der Gedanke verunsicherte ihn, aber neugierig machte es ihn auch. War es ein reiner Freundschaftsdienst, oder führte Vincent womöglich etwas im Schilde? Tifa musste arbeiten, und sie würden fast den ganzen Tag alleine sein. Komplett allein.. Und das so lange. Eigentlich hatten sie diese ganze Geschichte mit der Gehirnerschütterung doch überhaupt erst erfunden, um nicht die Nacht zu zweit am Krater verbringen zu müssen, und jetzt lief es plötzlich darauf hinaus, dass sie wahrscheinlich sogar eine ganze Woche allein waren. Wirklich Sinn ergab das ja nicht. Aber es machte Cloud entsetzlich gespannt. Während er sich wusch, dachte er daran wie Vincent ihn während der Umarmung angesehen hatte. Diesen Blick hatte er noch nie vorher bei dem Schwarzhaarigen gesehen. Ein Blick voller Verlangen und Leidenschaft. Es tat ihm fast schon leid, dass er sein Handy nicht einfach hatte klingeln lassen.. Vincent zu küssen wäre bestimmt schön gewesen... Ohne es wirklich bewusst zu wollen war Clouds rechte Hand in Richtung seines Glieds gewandert und dort verharrt. Als er merkte, dass er plötzlich anfing, hart zu werden, durchströmte ein seltsames Gefühl seinen Körper. Es hatte ihn tatsächlich angemacht, an einen Kuss mit Vincent zu denken..? Zögernd nahm er seinen halb-erigierten Schwanz in die Hand. Es war nur seine Fantasie, was war schon dabei? Sich auszumalen was hätte passieren können war ja nichts Verwerfliches.. Er biss sich auf die Unterlippe und stöhnte leise auf, als er anfing sich komplett hart zu pumpen. Dann führte er seine Gedanken fort, während er das Tempo seiner Handbewegungen wieder drosselte. Er stellte sich vor, wie Vincent ihn küsste, grob und voller Lust. Wie er seine Hände unter Clouds Hosenbund grub, ihn auszog und dann, wie er sein hartes Glied in die Hand nahm. Der Gedanke trieb ihn dazu, immer fester und härter zu pumpen. Er musste sich gegen die kalte Fliesenwand lehnen weil es ihn so sehr berauschte dass er glaubte, gleich umzukippen. Er stellte sich vor wie Vincent seine Hoden streichelte und ihn leckte, seine Eichel und den Schaft spielerisch mit der Zunge umspielte, um dann seinen ganzen Schwanz in den Mund zu nehmen und lustvoll daran zu saugen. Cloud atmete schwer. Berauscht von seiner Fantasie wollte er nichts sehnlicher als einen Orgasmus, um sich dabei vorzustellen wie er seinen Erguß direkt in Vincents geöffneten Mund spritze. Normalerweise zögerte er das Kommen ewig heraus, spielte mit der Ekstase und genoss diesen Moment ewig lang, doch jetzt war seine Gier so groß dass er es nicht abwarten konnte endlich abzuspritzen. Sein Schwanz war so heiß und hart dass er nicht lange brauchte bis es soweit war. Er stöhnte laut auf als es ihm kam, und mit zuckenden Bewegungen schoss das Sperma bis an die Duschwand gegenüber. Es war unglaublich. So intensiv war er noch nie gekommen, ihm wurde regelrecht schwarz vor Augen. Schwer atmend und bebend pumpte er weiter, bis auch das letzte bisschen Flüssigkeit aus ihm herausgetropft war. Er zitterte am ganzen Körper und ließ sich erschöpft und geschwächt in die Duschwanne sinken. Völlig außer Atem lehnte er den Kopf gegen die Wand, schloss die Augen und genoss es, seinem aufgebrachten, pochenden Körper nachzuspüren. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, und als er eine Weile dagelegen und genossen hatte, wurde ihm plötzlich etwas klar. Er hatte sich schon lange nicht mehr so lebendig gefühlt.. Kapitel 6: Vincents Angebot (zensiert) -------------------------------------- An Tifa hatte Cloud durch die ganze Aufregung gar nicht mehr gedacht. Er saß im Untersuchungszimmer und ließ sich auf den Kopf stellen. Während der freundliche Arzt Blutdruck, Puls und Atmung überprüfte, stellte er Fragen, die Cloud brav beantwortete. “Haben Sie sich übergeben?” “Nein.. Ich glaube nicht.” “Wissen Sie, wie lange Sie bewusstlos waren?” “..Ehm.. Eine ganze Weile, glaube ich..” Es fiel ihm nicht leicht, die Fragen zu beantworten, denn immerhin musste er dafür - zumindest zum Teil - lügen. Ganz recht war ihm das nicht, aber das war wohl der Preis den er jetzt dafür zahlen musste, um nicht mit Vincent allein am Nordkrater zelten zu müssen. “Schwindelgefühle?” “Ja, und das nicht zu wenig.” erwiderte Cloud während er sich an den Kopf fasste, und es stimmte ja sogar. Nur konnte der Arzt ja nicht ahnen, dass es nicht an einer Gehirnerschütterung lag. “Ich vermute, es ist eine leichte Gehirnerschütterung.” verkündete er in ruhigem Ton, während er sich hinsetzte und die Ergebnisse der Untersuchung im Computer eingab. “Puls und Atmung sind etwas erhöht, aber das kann sehr gut am Schock liegen. Denn ganz offensichtlich stehen Sie unter Schock.” Er stand von seinem Bürostuhl auf und musterte Cloud noch mal prüfend. “Mit Ihrer Erlaubnis würde ich mich aber gern noch mal mit dem Freund unterhalten, der beim Unfall beteiligt war. Er kann vielleicht nähere Angaben dazu machen, wie lange sie weggetreten waren. Ist das in Ordnung?” Cloud nickte. “Gut. Sie können hier warten, es wird nicht lange dauern.” Cloud nickte erneut und blieb allein auf der Untersuchungsliege zurück, als der Arzt die Tür hinter sich schloss. Er sah sich im Untersuchungszimmer um, und ließ die Beine dabei von der Liege baumeln. Krankenhäuser waren seltsam, aber er mochte sie. Der sterile Geruch nach Putz- und Desinfektionsmitteln und die stille, fast unheimliche Atmosphäre, die ewig langen Flure und Gänge.. Auch wenn Andere oft davon redeten, wie schrecklich das doch war - ihm gefiel es. Er blickte auf einen Vitrinenschrank voller Utensilien. Er hätte noch nicht mal von der Hälfte der Sachen sagen können, wozu sie benutzt werden, aber gerade das fand er unheimlich spannend. Irgendwie musste er dabei an Hojo und seine Experimente denken. Cloud erschrak fürchterlich, als plötzlich die Tür zum Untersuchungszimmer aufgerissen wurde und eine tränenüberstömte, hysterische Tifa auf ihn zustürzte. Sie hätte ihn fast von der Liege gerissen als sie sich in seine Arme warf, und fing sofort kläglich an zu weinen. “Oh, Cloud.. Was machst du nur?!” schluchzte sie in seinen Nacken hinein, und er wunderte sich wie sie überhaupt hierher gekommen war. Wahrscheinlich hatte Cid sie angerufen. Cloud war gespannt, was er ihr genau erzählt hatte. Sie löste die Umarmung und sah ihm in die Augen, ihr Gesicht war verheult und ihr Blick voller Entsetzen. “Geht es dir gut?” fragte sie mit zitternder Stimme, und er nickte schweigend. In dem Moment kam der Arzt ins Zimmer geeilt. “Ich hatte Sie doch eben gebeten, noch kurz draußen zu warten.” brummte er mit strafendem Blick, doch Tifa ignorierte seine Worte und drückte Cloud wieder an sich. Auch Vincent und Cid, die noch im Flur standen, spähten jetzt in den Raum hinein. Cloud bemerkte genau dass Vincent ihn ansah, und plötzlich bereitete es ihm Unbehagen, dass der Schwarzhaarige sah wie Tifa sich ihm um den Hals warf. Aber warum? Immerhin war sie seine Freundin. Als Tifa sich beruhigt hatte, ergriff der Arzt das Wort. “So, Herr Strife..” fing er an, “So wie sich das Ganze anhört haben Sie eine Gehirnerschütterung. Normalerweise müssen wir Sie zur Beobachtung hierbehalten, besonders weil sie länger bewusstlos waren, aber ihre Freunde waren der Ansicht dass Sie sich daheim sicher wohler fühlen. Wenn Sie also das Krankenhaus verlassen möchten, müssten Sie unterschreiben dass Sie sich entgegen den ärztlichen Rat dazu entschieden haben. Das ist nur für die Akten, falls dann doch etwas passieren sollte.” Cloud sah zu Tifa, die ihn unter Tränen anlächelte. Er ahnte bereits, dass sie es gewesen war die ihn nicht im Krankenhaus bleiben lassen wollte. Dann sah er zu Vincent, der seinen Blick zwar erwiderte, aber keinerlei Regung zeigte. “Gut, dann unterschreibe ich und gehe heim.” beschloss er, und der Arzt nickte verständnisvoll. Er suchte das benötigte Dokument heraus und ließ Cloud unterzeichnen. “Ihnen ist hoffentlich klar, dass Sie sich unbedingt schonen sollten.” erwähnte er in mahnendem Ton, und sah Cloud dabei todernst in die Augen. “Eine Woche, mindestens. Strenge Bettruhe, verstanden? Und es wäre sinnvoll, wenn jemand in ihrer Nähe bleibt. Nur zur Sicherheit. Sie waren doch ganz schön lange ohnmächtig.” “Geht klar!” erwiderte Tifa, und Cloud fürchtete dass es ihm wohl nicht erspart bleiben würde, Tage lang mit ihr allein in der Wohnung zu hocken. Auf dem Rückweg aus dem Krankenhaus herrschte erst unangenehme Stille zwischen den vier Freunden. Alle schienen in Gedanken versunken während sie den langen Gang entlang liefen, oder taten zumindest so. “Ich hoffe ich kann mir überhaupt frei nehmen.. Eigentlich sieht es ziemlich schlecht aus.. Aber ich kann dich ja nicht allein zuhause lassen.” jammerte Tifa irgendwann mit betrübter Miene. Cloud zuckte die Schultern. “Mir geht es schon wieder besser. Kein Problem.” “Aber du hast doch gehört, was der Arzt gesagt hat!” protestierte die braunhaarige Schönheit aufgebracht. Vincent, der all die Zeit nichts mehr gesagt hatte, wandte sich ihr zu. “Ich kann mir frei nehmen.” sprach er ruhig. Alle Blicke richteten sich schlagartig voller Verwunderung auf ihn. “Du?” brachte Tifa erstaunt hervor. Vincent zuckte gleichgültig die Achseln. “Ja, warum nicht.” Sein Blick wanderte kurz zu Cloud, der zwar wegsah, aber wieder ganz rot angelaufen war. Vincent wollte sich frei nehmen um nach ihm zu sehen?? “Ich habe mir noch nie frei genommen. Es wäre sicher eine nette Abwechslung. Und ich bin sicher entbehrlich.” fuhr der Schwarzhaarige fort. “Barett wird bestimmt einverstanden sein, wenn er hört dass es dabei um Clouds Wohl geht.” fügte Cid nickend hinzu. “Das würdest du tun?” Tifa schien entzückt von Vincents Angebot. “Damit würdest du mir sehr helfen!” Vincent nickte. “Dann machen wir es so.” Tifa klatschte vor Erleichterung und Freude in die Hände. “Sehr schön! Ich schulde dir wirklich was, Vincent.” Doch der schlanke Mann winkte nur schweigend ab. Cloud merkte genau dass er noch auf dem ganzen Heimweg versuchte, Blickkontakt zu ihm aufzunehmen, doch er traute sich ums Verrecken nicht, auch nur in Vincents Richtung zu schauen. Er war verwirrt. Was sollte das bedeuten? Vincent nahm sich freiwillig eine Woche frei um auf ihn aufzupassen? Dabei wusste doch gerade Vincent als Einzigster, dass ihm überhaupt nichts fehlte! Führte er etwas im Schilde? Etwas Ähnliches vielleicht wie vor wenigen Stunden am Krater? Cloud grübelte so viel, dass ihm ganz schwummrig wurde. “Hey, alles okay, Cloud?” fragte Cid besorgt, als er bemerkte wie der junge Blonde plötzlich anfing zu schwanken. Cloud fasste sich an die Stirn und blieb stehen. “Mir ist schwindelig.” brachte er kurzatmig hervor. Sofort merkte er Cids starken Arm, der sich bei ihm einhakte um ihn zu unterstützen. “Es geht schon.” brummte er und wollte sich losreißen, doch Cid ließ nicht von ihm ab und schüttelte entschlossen den Kopf. “Nichts da, du lässt dir gefällst helfen, du Dickschädel.” Tifa nahm Clouds anderen Arm, und sie brachten ihn bis ins Apartment. Zu Clouds Erleichterung blieb Vincent draußen vor der Tür stehen, vermutlich um auf Cid zu warten. “Komm, leg dich hin. Du solltest etwas schlafen.” sprach Tifa in sanftem Ton. ”Ich würde gern vorher noch duschen..” erwiderte Cloud, und seine Freundin runzelte irritiert die Stirn. “Du warst doch heute morgen erst. Und wenn dein Kreislauf so verrückt spielt, halte ich das für keine gute Idee.” “Der Junge hat geschwitzt wie ein Schwein.” verteidigte Cid ihn, “Dass er sich so nicht ins Bett packen will ist doch verständlich.” ”Es wird schon gut gehen, Tifa. Falls was sein sollte, melde ich mich schon rechtzeitig.” Auch wenn Tifa immer noch ablehnend schaute, drängte Cloud sich an ihr vorbei. Er verabschiedete sich noch von Cid und dankte ihm, doch der aschblonde Mann mit der Fliegerbrille im Haar antwortete nur, es wäre doch selbstverständlich gewesen. Dann flüchtete Cloud ins Bad, wo er die Tür hinter sich abschloss und sich im nächsten Moment rücklings daran anlehnte, um sich sanft zu Boden gleiten zu lassen. Verwirrung. Verwirrung, das war momentan das Einige, was er spürte. Oder halt, nein, das stimmte nicht ganz.. Da waren noch die Erinnerungen an Vincents Gesicht, so nah an seinem, die sich einfach nicht aus seinen Gedanken verdrängen lassen wollten. Die Erinnerungen an Vincents Hände. An Vincents Körper.. Cloud schluckte. Sein Hals fühlte sich trocken an. Er stand auf um sich am Waschbecken ein Glas Wasser zu holen. Während er trank sah er in den Spiegel. Er sah furchtbar aus. Seine Wangen waren unnatürlich rot, seine Augen irgendwie matt und leer. Als er sage und schreibe drei Gläser Wasser leer gesoffen hatte, fühlte er sich besser. Er zog sich vor dem Spiegel aus und sah sich dabei an. Es war fast als würde er einen Fremden betrachten, um seine Gedanken zu erraten. Er kam sich tatsächlich fremd vor. Warum hatte es ihn so aufgewühlt und erregt was Vincent getan hatte? Es war doch eigentlich harmlos... Oder? Nein, war es nicht. Es war durchaus erkennbar, dass mehr hätte passieren können, wenn sein Handy nicht geklingelt hätte. Aber hätte er das zugelassen? Auch wenn er verzweifelt versuchte, nicht darüber nachzudenken, wusste er tief in seinem Inneren genau dass er es aus Neugier wahrscheinlich drauf angelegt hätte. Und dann? Was wäre wohl dann passiert? Cloud seufzte. Warum zerbrach er sich so den Kopf? Was passiert war, war nun mal passiert. Er konnte es weder verhindern, noch den Lauf der Dinge ändern. Schweigend betrat er zum zweiten Mal für heute die Dusche und drehte das Wasser auf. Er brauchte das jetzt, diesen Moment der Entspannung, die Ruhe die ihm das heiße Wasser gab. Er stöhnte erleichtert, als sein Körper nach und nach vom fließenden Wasser eingehüllt würde. Ein wohliger Schauder durchfuhr seinen Körper und er bekam Gänsehaut. Während er sich mit den Händen durch die kurzen blonden Haare fuhr, dachte er daran, dass Vincent ihn dann ja ab morgen daheim überwachen würde. Der Gedanke verunsicherte ihn, aber neugierig machte es ihn auch. War es ein reiner Freundschaftsdienst, oder führte Vincent womöglich etwas im Schilde? Tifa musste arbeiten, und sie würden fast den ganzen Tag alleine sein. Komplett allein.. Und das so lange. Eigentlich hatten sie diese ganze Geschichte mit der Gehirnerschütterung doch überhaupt erst erfunden, um nicht die Nacht zu zweit am Krater verbringen zu müssen, und jetzt lief es plötzlich darauf hinaus, dass sie wahrscheinlich sogar eine ganze Woche allein waren. Wirklich Sinn ergab das ja nicht. Aber es machte Cloud entsetzlich gespannt. Während er sich wusch, dachte er daran wie Vincent ihn während der Umarmung angesehen hatte. Diesen Blick hatte er noch nie vorher bei dem Schwarzhaarigen gesehen. Ein Blick voller Verlangen und Leidenschaft. Es tat ihm fast schon leid, dass er sein Handy nicht einfach hatte klingeln lassen. Vincent zu küssen wäre bestimmt schön gewesen... Es hatte ihn tatsächlich angemacht, an einen Kuss mit Vincent zu denken..? Es war nur seine Fantasie, was war schon dabei? Sich auszumalen was hätte passieren können war ja nichts Verwerfliches.. Zögernd berührte er sichselbst. Er biss sich auf die Unterlippe und stöhnte leise auf. Dann führte er seine Gedanken fort. Er stellte sich vor, wie Vincent ihn küsste, grob und voller Lust. Wie er seine Hände unter Clouds Hosenbund grub, ihn auszog und dann... Er musste sich gegen die kalte Fliesenwand lehnen weil es ihn so sehr berauschte, dass er glaubte, gleich umzukippen. Cloud atmete schwer. Es war unglaublich. Ihm wurde regelrecht schwarz vor Augen. Er zitterte am ganzen Körper und ließ sich erschöpft und geschwächt in die Duschwanne sinken. Völlig außer Atem lehnte er den Kopf gegen die Wand, schloss die Augen und genoss es, seinem aufgebrachten, pochenden Körper nachzuspüren. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, und als er eine Weile dagelegen und genossen hatte, wurde ihm plötzlich etwas klar. Er hatte sich schon lange nicht mehr so lebendig gefühlt.. Kapitel 7: Krankenbesuch ------------------------ Cloud verbrachte eine kleine Ewigkeit einfach nur liegend in der Duschwanne. Von oben rieselte das heiße Wasser auf ihn herab, und die Fliesen an seinem Rücken waren angenehm kühl. Es war vollkommen entspannend, fast schon meditativ. Er genoss die letzten Nachbeben seines erschlafften Körpers. Er fühlte sich müde. Doch es war eine positive Art von Müdigkeit, und er fühlte sich seit langem endlich wieder wohl in seinem eigenen Körper. Seine Muskeln lockerten sich allmählig wieder. Er fühlte sein eigenes Herz schlagen, und seine Atmung hatte sich mittlerweile auch beruhigt. Irgendwann machte Tifa sich anscheinend Sorgen um ihn, denn es rüttelte an der Badtür und Cloud zuckte erschrocken zusammen. Kurz herrschte Stille, und Cloud konnte sich vorstellen wie Tifa gerade vor der Tür stand und sich wunderte, warum er sie abgeschlossen hatte. “Cloud? Alles in Ordnung bei dir?” erklang ihre Stimme in besorgtem Ton. “Ja.” rief er zurück, und richtete sich voller Missmut auf, um das Wasser abzudrehen. Er wollte die Dusche schon verlassen, als er plötzlich die noch verbliebenen Spuren seiner kleinen Selbstbefriedigungsaktion an der Duschwand entdeckte. Eilig drehte er das Wasser noch mal auf, spülte die verräterischen Flecken von der Wand und konnte sich dabei ein spitzbübisches Grinsen nicht verkneifen. Er hatte den Eindruck, dass Tifa immer noch vor der Tür stand, doch da er nichts weiter von ihr hörte, trocknete er sich erstmal ab. Erneut lief er zum beschlagenen Spiegel, wischte mit der Hand darüber und sah sich selbst an, doch diesmal kam es ihm vor als würde dort ein ganz anderer Mensch stehen als zuvor. Mit einem Lächeln tippte er seinem Spiegelbild ins Gesicht, dann schlug er sich sein Handtuch um die Hüften und lief zur Badezimmertür. Er schloss sie auf und sah in den Flur. Tifa war nirgends zu sehen, doch es stieg ihm ein merkwürdiger Duft in die Nase. Er durchquerte den Flur und lief ins Wohnzimmer, spähte in die Küche hinein und sah wie Tifa am Herd stand. Vor ihr dampften und brodelten mehrere Töpfe, und es sah tatsächlich so aus als würde die Brünette versuchen, etwas Warmes zu kochen. Er erkannte allerdings schon genau am Geruch, dass es nicht unbedingt gut lief. Tifa bemerkte ihn und drehte sich mit schamhaftem Lächeln zu ihm um. “Ohh.. Da bist du ja.” brachte sie etwas verlegen hervor, und als er näher kam um in die Töpfe zu sehen, drängte sie ihn eilig zur Seite. “Nein, nein!” Sie deckte beschämt alle Töpfe ab und stellte die Herdplatten aus. Dann seufzte sie niedergeschlagen und fasste sich an die Stirn. “Eigentlich wollte ich dir was Leckeres kochen, aber das ist wohl in die Hose gegangen..” stöhnte sie, den Tränen nahe. Tifa war noch nie ein Ass darin gewesen, eine warme Mahlzeit zuzubereiten. Meistens endete es in einem heillosen Fiasko, wie auch dieses Mal. Deswegen kochte Cloud üblicherweise für die Beiden, wenn er die Zeit dazu fand. Es machte ihm auch durchaus Spaß, aber trotzdem kam es mindestens dreimal wöchentlich vor, dass sie sich irgendwo etwas zu Essen bestellten. “Ist doch nicht schlimm.” erwiderte Cloud tröstend. Er lief zu der Kommode auf der ihr Festnetztelefon stand, hob es auf und drückte es Tifa in die Hand. “Dann bestell doch einfach was bei unserem Lieblingslieferanten. Egal was. Ich hab einen Bärenhunger.” Bevor er weglief um sich etwas anzuziehen, drückte er der überraschten Tifa einen Kuss auf die Stirn. Sie sah ihm nach und lächelte angetan. Der Pizzabote kannte den Weg zu ihrem Apartment schon auswendig, und Tifa zahlte ihm wie immer ein hübsches Trinkgeld. Cloud hatte sich angezogen und wartete bereits auf der Couch. Wenn sie sich Essen liefern ließen, aßen sie es meistens auf der Couch vor dem Fernseher. Auch diesmal ließ Tifa sich neben Cloud in die Sofakissen fallen und reichte ihm seinen Pizzakarton. Er öffnete den Deckel und fing an zu essen, und das so als hätte er schon seit Tagen nichts mehr in den Magen bekommen. Tifa staunte nicht schlecht, als er in Windeseile die ganze Pizza verdrückte und sich sogar noch ein Stück von ihrer klaute. “Wow, Cloud..” stammelte sie beeindruckt. “Du musst ja wirklich ordentlich auf den Kopf gefallen sein. Sonst muss ich jeden Bissen in dich reinprügeln, und jetzt.. So kenne ich dich ja gar nicht.” Ein vergnügtes Grinsen überflog ihr Gesicht, und Cloud stellte fest dass sie wirklich recht hatte. Er schob es auf den Monsterorgasmus von vorhin, schmunzelte bei dem Gedanken und war heilfroh, dass Tifa nicht wusste woran es tatsächlich lag dass er so viel Appetit hatte. Nach dem Essen wurde er schnell schläfrig und ging ins Bett - es war inzwischen schon verdammt spät geworden. Er war so müde, dass ihm die Augen bereits zu fielen bevor er überhaupt dazu kam, die Geschehnisse des heutigen Tages noch mal Revue passieren zu lassen. Als Cloud am nächsten Morgen erwachte, war der Platz neben ihm im Bett verlassen. Schlaftrunken rieb er sich die Augen und sah auf die Uhr. 11 Uhr?! Erschrocken schlug er die Hände über dem Kopf zusammen. Wieso hatte Tifa ihn nicht geweckt? War sie schon zur Arbeit gegangen? Er schlug die Bettdecke zurück und lief laut gähnend aus dem Schlafzimmer. Als er das Wohnzimmer betrat, stieß er jedoch mitten während des Gähnens einen verdutzten Laut hervor. “Vincent!” Überrumpelt sah Cloud zu dem Schwarzhaarigen, der auf der Couch saß. Er hatte eine seiner Waffen mitgebracht, sie auf dem Couchtisch in ihre Einzelteile zerlegt und war damit beschäftigt, sie mit einem weichen Tuch zu reinigen. Als er Clouds Stimme hörte, drehte er sich mit fragendem Blick um. Sobald er Cloud sah, erhob sich von der Couch und grüßte seinen Freund, hielt dann aber zögerlich inne, und Cloud bemerkte etwas Ungewohntes in seinem Blick. Verwundert sah er an sich herab und entdeckte zu seinem Entsetzen, dass er ja lediglich mit einer Boxershorts bekleidet war. Er kratzte sich mit beschämtem Lächeln den Hinterkopf. “Guten Morgen.. Ich, ähhh… Ich ziehe mir nur schnell was an.” Vincent nickte, und Cloud stolperte Hals über Kopf ins Schlafzimmer zurück, wo er sich eilig in eine Jeans und einem schwarzen T-Shirt schmiss. Wie peinlich!! Er wusste ja, dass Vincent vorbeikommen würde, aber dass er schon im Wohnzimmer hockte, darauf war Cloud wirklich nicht vorbereitet gewesen. “Bist du schon lange da?” rief er aus dem Schlafzimmer. Er hoffte bloß, dass Vincent ihm nicht beim Schlafen zugesehen hatte. Er konnte sich nicht daran erinnern ob die Tür bei seinem Erwachen offen oder geschlossen gewesen war. Jetzt jedenfalls war sie einen Spalt weit geöffnet, und Cloud war sich sicher dass der Mann seine Frage gehört hatte. “Ungefähr zwei Stunden.” kam leicht brummend die Antwort aus dem Wohnzimmer, und direkt hinterher: “Tifa hat mich reingelassen, aber wir dachten es wäre das Beste, dich einfach ausschlafen zu lassen.” Schnell sah Cloud noch mal in den Spiegel und zupfte seine Haare zurecht, bevor er mit leicht erhöhtem Herzschlag wieder ins Wohnzimmer eilte. Er bremste sich unterwegs aber, denn er wollte nichts von seiner Aufregung anmerken lassen. Deshalb lief er erstmal schnurstracks in die Küche. “Hast du schon etwas gegessen?” fragte er Vincent, der sich wieder auf die Couch gesetzt hatte und weiter an seiner Waffe putzte. “Nein, noch nicht. Aber ich habe uns Brötchen mitgebracht.” Er deutete auf eine Papiertüte auf der Anrichte, und Cloud nahm sie an sich. Er öffnete sie und spähte hinein. “Hmm.. Sieht gut aus.” stellte er fest, und im selben Moment knurrte auch sein Magen wie ein wütender Dackel. “Soll ich uns etwas machen?” fragte er, und öffnete den Kühlschrank um Butter und Brotbelag zu holen. Vincent wandte sich ihm zu. “Gern. Soll ich dir helfen?” Cloud winkte ab. “Nicht nötig. Mach du nur weiter.” Er schenkte Vincent ein Lächeln, und der Mann lächelte zwar nicht zurück, zwinkerte aber freundlich. Ihm fiel eine Veränderung an Cloud auf. “Du siehst gut aus heute.” stellte er fest. “Mir geht es auch besser.” entgegnete Cloud ihm, während er die Brötchen aus der Tüte räumte. “Warum warst du eigentlich am Krater gestern?” wollte er wissen, als er dabei war die Backware aufzuschneiden. Vincent brauchte eine Weile bis er antwortete. “Ich hatte das Gefühl, dass du etwas sehr Dummes vorhast.” sprach er mit tiefer Stimme, und schaute dabei nicht von seiner Arbeit auf. “Und es hat sich ja bewahrheitet..” “Ich weiß nicht, ob ich wirklich gesprungen wäre.” erwiderte Cloud etwas kleinlaut, “Aber du hast recht.. Ich hatte es vor.” Nachdem eine Weile betretenes Schweigen geherrscht hatte, fügte Cloud kaum hörbar hinzu: “Ich habe mich noch gar nicht wirklich bei dir bedankt, dafür, dass du mich gefangen hast..” Diesmal drehte Vincent sich wieder zu ihm um. “Das war selbstverständlich. Und ich hoffe du weißt auch zu schätzen, dass du noch lebst.. Oder muss ich mir Sorgen um dich machen?” Cloud schüttelte den Kopf. “Nein.. Ich glaube nicht.” “Du glaubst? Das klingt aber nicht sehr überzeugend.” Als Cloud nicht antwortete, ließ Vincent seine Waffe liegen und lief in die Küche. Er lehnte sich gegen den großen Kühlschrank und musterte den Blonden prüfend. “Du hast doch alles was man sich nur wünschen kann.. Ansehen, Freunde, eine Lebensgefährtin, Geld.. Woran liegt es, dass du so bedrückt bist dass du deinem Leben ein Ende setzen wolltest?” Cloud sah ihn nur stumm an. Er überlegte verzweifelt, wie er Vincents Frage beantworten konnte, doch es wollte ihm einfach kein vernünftiger Grund einfallen. “Bist du nicht glücklich?” fragte Vincent weiter, und ließ dabei seinen Blick keine Sekunde von ihm. Diesmal zuckte Cloud nur mit leerem Blick die Schultern, und er merkte, wie sich seine Augen mit Tränen füllten. Er biss sich auf die Innenseite der Wange, um sich selbst zu disziplinieren. Er wollte nicht schon wieder vor Vincent anfangen zu weinen, und es wunderte ihn überhaupt warum er in letzter Zeit so schnell in Tränen ausbrach. Sonst hatte er sich immer perfekt unter Kontrolle gehabt, aber in Vincents Anwesendheit bröckelte seine Fassade zusammen wie ein Zuckerwürfel im Wasser. Vincent machte ihn schwach, und er war sich noch unsicher darüber ob das etwas Gutes oder Schlechtes hieß. “Ist schon in Ordnung, du musst nicht antworten wenn es nicht geht.” beruhigte Vincent ihn, als hätte er Clouds Gedanken lesen können. “Aber ich möchte dass du weißt, dass ich ein offenes Ohr für dich habe, falls du mal reden willst.” Cloud nickte verdutzt. Vincent, der schweigsame, stille Vincent, bot ihm gerade an ihm sein Ohr zu leihen. Sie kamen sich näher. Langsam aber sicher. “Da-danke..” stotterte er nur etwas heiser. Er räusperte sich, und machte sich dann daran, Brötchen zu schmieren. Während des späten Frühstücks schaffte Cloud es kaum, seine Augen von dem düster wirkenden Mann zu lassen. Wenn er so recht drüber nachdachte, hatte er ihn noch nie essen sehen. Er hatte Vincent bisher sowieso nur wenig aus der Nähe betrachtet, und je länger er ihn ansah, umso attraktiver fand er ihn. Die langen, glatten und pechschwarzen Haare, das schmale blasse Gesicht, die makellose Nase und die außergewöhnlichen Augen.. Er genierte sich furchtbar, als er irgendwann bemerkte dass Vincent seinen Blick erwiderte. Da er so in Gedanken versunken war, hatte er es allerdings nicht gleich bemerkt. Ertappt schlug er die Augen nieder und hoffte inständig, dass sein Gegenüber sein Starren noch nicht all zu lange bemerkt hatte. Frustriert über seine Achtlosigkeit fing er an, die Körner von seinem Brötchen zu zupfen und aß sie dann Stück für Stück. “Wie viel weiß Tifa eigentlich von dem Vorfall?” fragte er irgendwann nachdenklich. Ihm war eben erst aufgefallen dass er gestern Abend gar nicht weiter mit ihr darüber gesprochen hatte. Wahrscheinlich war sie viel zu erleichtert, dass Cloud nach dem duschen endlich mal wieder gute Laune gehabt hatte, und hatte es deshalb nicht mehr erwähnt.. “Wir haben Tifa nur das erzählt, was wir auch dem Arzt erzählt haben.” erwiderte Vincent. “Cid und ich waren der Meinung, dass es so besser wäre. Man muss ja nicht unnötig die Pferde scheu machen.” “Danke..” entgegnete Cloud ihm erneut, und er war erleichtert über die Umsicht seiner Freunde. “Und warum hast du.. -” “- warum ich mich bereit erklärt habe mir eine Woche frei zu nehmen?” unterbrach Vincent ihn vorahnungsvoll, und tatsächlich hatte er damit genau die Frage ausgesprochen, die Cloud auch stellen wollte. Der Junge nickte bestätigend. “Ganz einfach,” fing Vincent an, “Wäre jemand anders dageblieben um auf dich aufzupassen, hättest du ja eine ganze Woche lang im Bett liegen und deine Rolle spielen müssen.” Er zwinkerte Cloud nach seiner Erklärung mit vergnügtem Blick zu und wirkte fast schon etwas frech dabei. Und seine Erklärung machte Sinn. “Aber was machen wir jetzt, eine Woche lang?" grübelte Cloud. "Rausgehen können wir ja schlecht, denn wenn uns jemand sieht...” “Das stimmt..” brummte Vincent einsichtig. Die beiden Männer überlegten angestrengt, denn eine ganze Woche lang nur im Apartment hocken und nichts tun würde sie auf Dauer sicher wahnsinnig machen. Beide waren es gewohnt, viel unterwegs zu sein. “Wir könnten auf jeden Fall schon mal täglich zusammen das Abendessen kochen.” platzte es aus Cloud heraus, und schon im nächsten Moment hätte er sich für den Kommentar erschlagen können. Was war das denn für ein saudummer Vorschlag? Jemand wie Vincent fand es sicher nicht sehr aufregend, am Herd zu stehen und Zutaten zu schnippeln. "Weißt du.. Tifa ist nämlich eine ganz miserable Köchin, und wenn ich eh daheim bin, kann ich ja kochen.." erklärte er rasch. "Du musst mir natürlich nicht helfen, ich dachte nur.." “- Das ist eine gute Idee.” erwiderte Vincent überraschend. “Ja?!” Cloud hob erstaunt die Augenbrauen. “Ja, natürlich. Ich kann ja schließlich raus und die Zutaten besorgen. Wir könnten uns ein paar gute Rezepte suchen und..” “ - Oh ja, etwas richtig Abgefahrenes!” brachte Cloud begeistert hervor. Vincent nickte, und Clouds euphorischer Ausruf ließ ihn lächeln. “Ich weiß nicht, was seit gestern Abend vorgefallen ist, aber es ist schön zu sehen dass es dir besser geht.” meinte er amüsiert. Cloud hielt inne und bekam schlagartig rote Wangen, denn immerhin wusste er genau, woran es lag. Den Rest des Tages verbrachten die beiden Männer damit, Smalltalk zu führen und zu faulenzen. Vincent reinigte nebenher weiter seine Waffe, und als er damit fertig war, reichte die Zeit gerade noch um schnell ein Abendessen zu kochen. Für den nächsten Tag nahmen sich die Beiden vor, sich ein anspruchsvolles Gericht fürs Abendessen zu überlegen. Als Tifa von der Arbeit nach Hause kam, aßen sie zu Dritt zu Abend, und dann verabschiedete Vincent sich von dem jungen Paar. Mit großen Schritten verließ er das Treppenhaus und folgte der Straße, die aus Midgar hinausführte. Seine Waffe hatte er griffbereit an seiner Hüfte, denn gerade am Abend kamen gern Monster in die Stadt. Auch wenn Vincent schwieg während er über den kaputten Asphalt lief, arbeitete sein Verstand auf Hochtouren. Clouds verstohlene Blicke zwischendurch.. Die roten Wangen, wenn Vincent ihn ansah.. Das hatte er sich doch nicht eingebildet? Könnte es denn tatsächlich sein, dass er..? Nein, Cloud war vergeben, und sich auch nur zu erhoffen dass da irgendwas war, war reine Zeitverschwendung.. Aber warum hatte er sich dann am Krater nicht gewehrt? Vincent schüttelte den Kopf, so als könne er seine Gedanken damit vertreiben. Es hatte keinen Sinn, er musste sich den Jungen wieder aus dem Kopf schlagen. Mit einem Seufzer vergrub er sein Gesicht hinter dem breiten Kragen seines Umhangs und lief der Abenddämmerung entgegen. Kapitel 8: Vincents Erwachen ---------------------------- Noch bevor Vincent die Highwind betrat, konnte er schon von weitem die Stimmen von Cid und Barett hören, die sich unterhielten. Sie redeten so laut, dass Vincent sich fragte wie es sich wohl erst anhören würde wenn die Beiden mal Streit hätten. Es war schon fast Gewohnheit geworden dass Barett immer mal vorbei sah. Er und Cid verstanden sich gut, und sie hatten beide eine Vorliebe für starke alkoholische Getränke. Meistens endete so ein Abend feuchtfröhlich, und Cid hatte dann am nächsten Tag immer Kopfschmerzen und roch wie ein verwahrloster, versoffener Penner. Vincent betrat das riesige Luftschiff und folgte dem Lärm. Er fand die beiden Männer an Deck. Wie erwartet saßen sie an einem Tisch, der mit Gläsern, einem übervollen Aschenbecher und einigen Flaschen vom feinsten Gebräu der Umgebung gedeckt war. Marlene war auch mitgekommen. Sie stand etwas weiter weg an der Reling und sah nach unten. Anscheinend langweilte sie sich ein bisschen. “Vincent!” donnerte Barett in ohrenbetäubender Lautstärke, als er den großen, schmalen Mann bemerkte. “Ich dachte, du hast Urlaub?” “Hat er ja auch.” erwiderte Cid, wie immer mit der Kippe im Mundwinkel. “Komm, setz dich doch mal dazu!” rief Barett, und deutete auf den einzigen freien Stuhl der noch übrig war. Vincent zögerte, kam der Bitte aber nach und gesellte sich zu den beiden Anderen. Es roch schon stark nach Alkohol und Qualm, und man merkte dass der hochprozentige Schnaps schon seine Wirkung entfaltete. “Hier. Trink auch was!” Barett knallte ihm ein bis zum Rand gefülltes Glas vor die Nase. Dadurch dass er das mit ordentlich Schwung tat, schwappte ein Teil der Flüssigkeit auf den Tisch, was aber niemanden weiter zu stören schien. “Nein, danke..” brummte Vincent leise, aber Cid schlug ihm auffordernd gegen die Schulter. “Komm schon. Du hast Urlaub! Und du hast es dir verdient! Immerhin hast du unseren Cloud nur ganz knapp vor dem Abkratzen gerettet!” Eigentlich hatte er überhaupt keine Lust etwas zu trinken, doch der Höflichkeit wegen kam er der Aufforderung dann doch nach und nahm das Glas in die Hand. “Los, schütt’s weg! Vielleicht wirst du dann auch mal etwas lockerer!” grölte Barett, und sofort brachen er und Cid in schallendes Gelächter aus. Mit einem unglücklichen Seufzer führte Vincent das Glas an seinen Mund und nippte vorsichtig. Die grässlich schmeckende Plörre betäubte seine Mundhöhle fast augenblicklich, und als er schluckte hatte er das Gefühl dass seine Speiseröhre langsam aber sicher wegätzte. Er verzog angewidert sein Gesicht. Wieder konnten Cid und Barett sich vor Lachen kaum halten. “Du trinkst ja wie ein Mädchen! Das könnte ja sogar meine Tochter besser!” brachte Barett amüsiert hervor. “Los, trink’s wie ein echter Mann! Ex und weg!” Vincent nahm seinen ganzen Mut zusammen und kippte das ganze, widerwärtige Gesöff seinen Hals hinunter. Für einen kurzen Moment dachte er, er würde sterben. Er war es nicht gewohnt, so starken Alkohol zu trinken, höchstens mal einen Rotwein oder etwas in der Art, aber nichts was über zehn Prozent hinaus ging. Mund und Hals brannten ihm wie verrückt, und sein ganzer Bauch fühlte sich seltsam warm an. “Warum läufst du eigentlich immer noch in deiner Kampfausrüstung herum?” fiel Barett auf. “Du hast frei, verdammt nochmal. Zieh dir doch etwas bequemeres an!” Cid musterte Barett mit hochgezogener Augenbraue. “Glaubst du ernsthaft, Vincent hätte so was wie einen Kleiderschrank?” fragte er belustigt. “Barett, er pennt in einem Sarg. So jemand hat keine Freizeitkleidung..” Er wandte sich direkt danach zu Vincent und meinte in freundlichem Ton: “Entschuldigung, nix gegen dich, Vincent, das weißt du ja.” Vincent nickte entspannt. Er kannte Cid jetzt auch schon eine ganze Weile und wusste, dass der hartgesottene Pilot ihn tief in seinem Herzen gut leiden konnte. Nicht umsonst hatte er dem Ex-Turk erlaubt, bei ihm auf die Highwind zu ziehen. Und die Freundschaft beruhte auf Gegenseitigkeit. “Wie, du hast gar keine andere Kleidung?! Nur das, was du anhast?” wunderte Barett sich voller Entsetzen. Vincent zuckte die Achseln und nickte dann. “Das geht doch nicht..” brummte sein dunkelhäutiger Freund bestürzt, und auch Cid nickte zustimmend. “Du könntest ruhig mal etwas anderes tragen, jetzt wo du nicht im Einsatz bist.” Vincent sah die Beiden abwechselnd an. Eigentlich war es ihm egal, dass er nichts anderes zum anziehen hatte. Er hatte sich in seinem aktuellen Outfit immer wohl gefühlt. Bis auf ein bisschen Unterwäsche zum wechseln besaß er nur das, was er anhatte. Wenn es schmutzig war, wusch er es sofort, um es dann gleich wieder anzuziehen. “He, Marlene!” rief Barett, und das Mädchen sah mit fragendem Blick zu ihm herüber. “Komm doch bitte mal her, meine Süße.” bat er sie, und sie gehorchte ihm brav. “Hast du nicht Lust, mit Vincent nach Midgar zu fahren und ihm zu helfen, etwas zum Anziehen zu kaufen? Du hast doch einen guten Geschmack, und dann brauchst du dich hier nicht zu langweilen.” Marlene sah zu Vincent herüber und strahlte. “Oh ja!” rief sie begeistert. Barett grinste zufrieden, rückte etwas auf seinem Stuhl vor um seine Geldbörse aus seine Gesäßtasche zu ziehen und drückte seiner Tochter eine beachtliche Geldsumme in die Hand. “Natürlich kannst du für dich auch gern was kaufen, wenn du magst.” meinte er liebevoll und zwinkerte ihr zu. Sie drückte ihm einen Kuss auf die stoppelige Backe. “Danke, Papa!” Bevor Vincent auch nur irgendwas dagegen einwenden konnte, hatte Marlene schon seine Hand geschnappt und ihn mitgeschleift. Barett warf ihnen seinen Autoschlüssel hinterher, und so kam es dann dass Vincent ohne auch nur das geringste gesagt zu haben wieder auf dem Weg nach Midgar war, um mit einem kleinen Mädchen seine Garderobe zu erweitern. Irgendwie hatte er so gar keine Lust, jetzt noch in die Stadt zu fahren, erst recht nicht um Kleidung zu kaufen.. Aber Marlene freute sich so sehr, dass er es nicht übers Herz brachte abzulehnen. Sobald sie geparkt hatten, zerrte Marlene ihn durch die menschengefüllte Straße ins nächste Bekleidungsgeschäft für Herren. Es wirkte modisch und sportlich, und Vincent fühlte sich komplett deplatziert. Wie immer versteckte er sich hinter seinem Kragen, und er fühlte sich von der Masse der Artikel wie erschlagen. “Cloud geht hier auch immer einkaufen!” erzählte Marlene stolz. “Ach, tatsächlich?” Jetzt war Vincents Interesse plötzlich doch geweckt, und nach kurzem Stöbern fand er ein Regal mit nicht ganz so bunter Kleidung. “Diese Oberteile sind alle so tief geschnitten..” stellte er brummend fest. “Das macht doch nichts.” erwiderte Marlene fröhlich. “Du kannst es doch tragen. Es steht dir bestimmt gut!” Vincent sah aus den Augenwinkeln zu der kleinen Wallace herunter. Sie war süß, aber sie konnte ja nicht ahnen dass sein Oberkörper von Narben geradezu übersät war. Er befürchtete, dass sie jemanden abschrecken könnten, und zudem war auch er selbst froh, wenn er sie nicht sehen musste. Trotzdem nahm er - vor allem, um Marlene einen Gefallen zu tun - ein langärmeliges, schwarzes Baumwollshirt und eine dunkelblaue, eng geschnittene Jeans mit in die Umkleide. Seine Größe musste er schätzen, denn da er nie Kleidung gekauft hatte wusste er auch nicht, welche Konfektionsgröße er hatte. Es war ein tierisches Gefummel, die vielen Schnallen an seinem Umhang und seiner Hose aufzumachen, und gerade als Marlene sich wunderte was ihr Begleiter so lange machte, ging die Tür der Umkleide auf, und ein unsicher dreinschauender Vincent trat ihr unter die Augen. “Woooow!! Onkel Vincent!!” Marlene staunte. Vincent war kaum wieder zu erkennen. Die Klamotten saßen wie angegossen, und darüber hinaus standen sie ihm auch noch hervorragend. “Die MUSST du einfach mitnehmen!” jubelte sie, richtig außer sich vor Freude. “Meinst du wirklich?” fragte Vincent verwundert. Er sah sich im Spiegel an. “Aber durch den V-Ausschnitt sieht man die Narben..” Marlene kam etwas näher und starrte auf die vernarbte Haut knapp unter seine Schlüsselbeinknochen. “Na und?” Sie zuckte mit den Schultern. “Mein Papa hat doch auch viele Narben. Sie sind ein Teil von ihm, fast wie ein Muttermal. Das findet niemand schlimm.” Völlig perplex über die kindliche aber durchaus überzeugende Logik des Mädchens gab sich Vincent geschlagen. Marlene fand noch eine hübsche anthrazitfarbene Jacke, und Vincent ließ sich sogar noch zu einem Paar schwarz-grauer Sneaker überreden. “Die passen viel besser zu den neuen Anziehsachen.” fand Marlene und sah stolz in den Schuhkarton, als sie sich wieder auf der Heimreise befanden. Um sichselbst für die erfolgreiche Einkaufstour zu belohnen, hatte sie sich selbst ein Eis gekauft, das sie im Handumdrehen verputzt hatte. Vincent nickte. “Da hast du schon recht.” gestand er ihr schmunzelnd. Ihm lag eine Frage auf den Lippen, die ihn seit dem Blick in den Spiegel des Bekleidungsgeschäfts auf der Seele brannte, und da Marlene seiner Meinung nach kaum etwas vermuten würde, fragte er sie einfach. “Meinst du, Cloud gefallen die Sachen auch?” Marlene sah ihn an, überlegte kurz und nickte dann eifrig. “Ganz bestimmt!” meinte sie überschwänglich. Doch dann schien ihr etwas einzufallen, und sie grübelte erneut. “Aber ehrlich gesagt glaube ich, dass es ihm auch egal ist.” fügte sie schließlich ernst hinzu, und auch wenn Marlene nur ein Kind war, fühlte Vincent sich etwas gekränkt. “Wieso sollte es ihm egal sein?” fragte er, und die Enttäuschung stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. “Na das ist doch ganz einfach.” erwiderte Marlene altklug. “Weil ihr doch Freunde seid.” Als sie Vincents fragenden Blick bemerkte, fuhr sie fort: “Cloud hat mir mal gesagt, dass es ganz egal ist wie jemand aussieht. Wenn man ihn mag, mag man ihn ja nicht wegen seinem Aussehen, sondern wegen dem, was hier drin steckt.” Sie zeigte mit ihrem Zeigefingerchen auf ihre Brust, genau da, wo ihr kleines Herz saß, und Vincent hätte vor Rührung dahin schmelzen können. “Das hat er dir gesagt?” fragte er in sanftem Ton. Marlene nickte fröhlich. “Ja. Weißt du.. Naja, weil..” Sie sah verlegen zur Seite, druckste herum und sprach schließlich leise: “Weil ich am Anfang etwas Angst vor dir hatte. Du hast immer so böse geguckt und nie was gesagt.. Aber Cloud hat dann gemeint, du wärst sein Freund, und dass du eigentlich ganz lieb bist, halt nur ein bisschen schüchtern. Und dann habe ich keine Angst mehr vor dir gehabt.” Mit großen Augen sah Vincent das Mädchen an. Hätte er nicht gerade das Lenkrad in der Hand gehabt, hätte er sie vor Freude umarmen können. Sie hatte eine süße, kindliche, bezaubernde Art, und obwohl sie so aussah als ob sie noch den Sandkastensand hinter den Ohren hatte, war sie für ihr Alter verdammt erwachsen. “Du brauchst wirklich keine Angst vor mir zu haben, Marlene.” sprach er freundlich zu ihr. “Ja, das weiß ich. Ich hab dich inzwischen richtig lieb.” erwiderte sie mit zuckersüßem Lächeln. Vincent konnte nicht anders als das Lächeln zu erwidern. “Ich dich auch, Marlene.” Vincent kam nicht drum herum, das neu gekaufte Outfit Barett und Cid vorzuführen, denn Marlene platzte fast vor Stolz und er wollte ihr die Bitte nicht ausschlagen. Die beiden Männer reagierten aber äußerst positiv, was ihn in seiner Wahl glücklicherweise sehr bestärkte. Zusammen mit Marlene packte er die Sachen danach gleich in die Waschmaschine. “Willst du sie morgen anziehen?” fragte Marlene neugierig, während sie zusammen vor dem kleinen Fenster des Haushaltsgerätes saßen und der Wäsche beim Rotieren zusahen. Vincent nickte, und er freute sich als er sah dass das Marlene richtig in Begeisterung versetzte. “Du passt morgen auf Cloud auf, nicht wahr?” “Ja genau.” Marlene genierte sich ein bisschen, bevor sie fragte: “Darf ich euch morgen nach der Schule besuchen kommen? Biiitte?” “Ich glaube, Cloud würde sich bestimmt freuen wenn du das tust.” meinte Vincent, und das glaubte er wirklich. Marlene strahlte über beide Ohren, und als sie später am Abend ging, drückte sie ihn zum Abschied. “Ich freue mich auf morgen!“ verkündete sie munter. “Ich mich auch.“ Wenig später stand Vincent an Deck der Highwind, und sah zu wie das Auto der Wallaces zurück nach Midgar fuhr. Er fand es etwas unverantwortlich dass Barett noch selbst fahren wollte, aber trotz der großen Menge Alkohol wirkte der Mann noch recht nüchtern, und er fuhr sehr vorsichtig. Der Weg war nicht sehr lang, und es fuhren wenige bis gar keine Autos seit der Katastrophe. Cid stellte sich neben Vincent, musterte ihn mit leicht verklärtem Blick und kippte einen weiteren Schnaps weg. “Es scheint dir gut zu tun, dich mehr mit Cloud zu beschäftigen.” meinte er mit säuselnder Stimme. “Du hast dich seit Kurzem irgendwie verändert, aber zum Positiven.” Bevor er wieder zu seinem Fusel zurückschwankte, verpasste er dem Schwarzhaarigen einen freundschaftlichen aber durchaus festen Schlag auf die Schulter. Kurz darauf beschloss Vincent, ins Bett - beziehungsweise, in den Sarg - zu gehen. Als er es sich in seinem dunklen, einengenden Schlafplatz bequem gemacht hatte fiel es ihm nur schwer, sich aufs Schlafen zu konzentrieren. Sein Körper war zwar müde, aber seine Gedanken ratterten ohne Pause. Er dachte an Cloud und an die seltsame Spannung die seit der Umarmung zwischen ihnen herrschte. Er konnte nur schwer einschätzen, ob es eine positive oder negative Spannung war, aber sie war allgegenwärtig. Sogar bei ganz alltäglichen Gesprächsthemen war sie hintergründig trotzdem noch vorhanden. Vincent erinnerte sich an den Moment, als Cloud heute Vormittag ins Wohnzimmer gekommen war, mit vom Schlafen zerzausten Haaren, und lediglich mit einer Boxershorts bekleidet. Er merkte, wie seine Hände schwitzig wurden als er an den durchtrainierten Oberkörper des Blonden dachte. Er hatte zwar nur einen kurzen Blick erhaschen können, aber was er gesehen hatte reichte aus um sein Herz höher schlagen zu lassen. Es hatte etwas in ihm geweckt, etwas von dem er dachte, es sei längst gestorben, vor vielen Jahren als er so unsanft beerdigt wurde. Seit seines Erwachens hatte er selten etwas empfunden, und schon gar keine Lust. Er hatte sich irgendwann damit abgefunden, wohl eh keinen Partner mehr zu finden, und da war es auch nicht schlimm dass sich sein bestes Stück nicht mehr regte. Vielleicht kam es auch durch die vielen Verletzungen damals, oder durch den Mist den Hojo ihm angetan hatte. Aber heute Morgen hatte er es genau gespürt. Dieses sanfte aber eindeutige Ziehen in der Leiste, das er noch ganz schwach von früher kannte. Und er spürte es auch jetzt wieder, wenn er an die perfekt geformten Muskeln und die makellose Haut des Jungen dachte, an die kühlen, Mako-getränkten Augen die ihn so forschend ansahen. Er stöhnte überrascht auf, als er merkte wie das Ziehen immer intensiver wurde. Sein Glied regte sich.. Es wurde hart!! Völlig überrumpelt sah er nach unten, wo sich ganz deutlich eine Beule abzeichnete. Seine Atmung beschleunigte sich schlagartig, und er riss ungläubig die Augen auf. Das konnte doch nicht wahr sein! Monatelang hatte er Seite an Seite mit Cloud gekämpft und nicht im Traum daran gedacht dass ausgerechnet der Blonde seine totgeglaubte Libido zum Leben erwecken würde. Natürlich hatte er sich seit dem Vorfall am Krater zu Cloud hingezogen gefühlt, aber jetzt auch noch das.. Er zögerte nicht lange. Dieser harte, pralle Schwanz war wie ein unverhofftes Geschenk, und er würde den Teufel tun und einfach tatenlos zusehen wie es wieder verschwand. Eilig glitt seine gesunde Hand unter den weichen Stoff seiner Unterhose und umfasste das heiße, bebende Glied. Er zog die Vorhaut zurück und berührte die feste Eichel. Lusttropfen flossen aus dem schmalen Schlitz und tropften zwischen seinen Finger hindurch. Keuchend gab er seinem Verlangen nach, bewegte seine Hand fest auf und ab, schneller, immer schneller, bis er nur noch wenige Sekunden davor stand zu explodieren. Doch er wollte nicht, dass dieser Moment so schnell endete und musste sich immens beherrschen um wieder von seinem Glied abzulassen. Doch er schaffte es, holte tief Luft um zu Atem zu kommen, schloss die Augen und genoss das rhythmische, aufgeregte Schlagen seines Herzens. Lange hielt er es allerdings nicht aus sich so zurückzuhalten. Erneut legte er seine Finger um den beachtlichen Schaft, pumpte ein wenig, mal schneller, mal langsamer, bis er schließlich allmählig in ekstatische Höhen aufstieg. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn, und langsam wurde es stickig im Sarg, doch Vincent merkte es kaum, denn er schwebte in anderen Sphären. Der Gedanke daran, Clouds nackten Oberkörper zu berühren, jeden Muskel seines Körpers zu fühlen und ihn dabei zu küssen, trieben ihn bald in den Wahnsinn. Er stellte sich vor wie der Junge vor ihm kniete, rieb sich immer schneller und dachte dabei daran, Cloud seine heiße Ladung mitten über Gesicht und Brustkorb zu spritzen. Dieser letzte Gedanke ließ ihn explosionsartig kommen, und er konnte nicht anders als laut und hemmungslos aufzuschreien. Schwer atmend und schwitzend brach er in sich zusammen, wurde überwältigt vom Gefühl des puren Lebens in seinen Adern. Seine Hand wurde nass, die Finger umklammerten noch immer seinen Schwanz, der sich noch immer zuckend entleerte. Er öffnete die Augen, starrte ins schwarze Nichts seines Sarges und versuchte, jede Emotion, jeden Herzschlag, jede Regung seines Körpers zu verfolgen und auszukosten. Es dauerte eine Weile bis er merkte, dass neben Schweiß auch Tränen über sein Gesicht strömten. Es wunderte ihn nicht einmal, denn gerade wunderte ihn gar nichts mehr. Voller Inbrunst und Gefühl hauchte er den Namen des Mannes, dem er diesen unbeschreiblichen Moment zu verdanken hatte. “Ohh.. Cloud..” Kapitel 9: Vincents Erwachen (zensiert) --------------------------------------- Noch bevor Vincent die Highwind betrat, konnte er schon von weitem die Stimmen von Cid und Barett hören, die sich unterhielten. Sie redeten so laut, dass Vincent sich fragte wie es sich wohl erst anhören würde wenn die Beiden mal Streit hätten. Es war schon fast Gewohnheit geworden dass Barett immer mal vorbei sah. Er und Cid verstanden sich gut, und sie hatten beide eine Vorliebe für starke alkoholische Getränke. Meistens endete so ein Abend feuchtfröhlich, und Cid hatte dann am nächsten Tag immer Kopfschmerzen und roch wie ein verwahrloster, versoffener Penner. Vincent betrat das riesige Luftschiff und folgte dem Lärm. Er fand die beiden Männer an Deck. Wie erwartet saßen sie an einem Tisch, der mit Gläsern, einem übervollen Aschenbecher und einigen Flaschen vom feinsten Gebräu der Umgebung gedeckt war. Marlene war auch mitgekommen. Sie stand etwas weiter weg an der Reling und sah nach unten. Anscheinend langweilte sie sich ein bisschen. “Vincent!” donnerte Barett in ohrenbetäubender Lautstärke, als er den großen, schmalen Mann bemerkte. “Ich dachte, du hast Urlaub?” “Hat er ja auch.” erwiderte Cid, wie immer mit der Kippe im Mundwinkel. “Komm, setz dich doch mal dazu!” rief Barett, und deutete auf den einzigen freien Stuhl der noch übrig war. Vincent zögerte, kam der Bitte aber nach und gesellte sich zu den beiden Anderen. Es roch schon stark nach Alkohol und Qualm, und man merkte dass der hochprozentige Schnaps schon seine Wirkung entfaltete. “Hier. Trink auch was!” Barett knallte ihm ein bis zum Rand gefülltes Glas vor die Nase. Dadurch dass er das mit ordentlich Schwung tat, schwappte ein Teil der Flüssigkeit auf den Tisch, was aber niemanden weiter zu stören schien. “Nein, danke..” brummte Vincent leise, aber Cid schlug ihm auffordernd gegen die Schulter. “Komm schon. Du hast Urlaub! Und du hast es dir verdient! Immerhin hast du unseren Cloud nur ganz knapp vor dem Abkratzen gerettet!” Eigentlich hatte er überhaupt keine Lust etwas zu trinken, doch der Höflichkeit wegen kam er der Aufforderung dann doch nach und nahm das Glas in die Hand. “Los, schütt’s weg! Vielleicht wirst du dann auch mal etwas lockerer!” grölte Barett, und sofort brachen er und Cid in schallendes Gelächter aus. Mit einem unglücklichen Seufzer führte Vincent das Glas an seinen Mund und nippte vorsichtig. Die grässlich schmeckende Plörre betäubte seine Mundhöhle fast augenblicklich, und als er schluckte hatte er das Gefühl dass seine Speiseröhre langsam aber sicher wegätzte. Er verzog angewidert sein Gesicht. Wieder konnten Cid und Barett sich vor Lachen kaum halten. “Du trinkst ja wie ein Mädchen! Das könnte ja sogar meine Tochter besser!” brachte Barett amüsiert hervor. “Los, trink’s wie ein echter Mann! Ex und weg!” Vincent nahm seinen ganzen Mut zusammen und kippte das ganze, widerwärtige Gesöff seinen Hals hinunter. Für einen kurzen Moment dachte er, er würde sterben. Er war es nicht gewohnt, so starken Alkohol zu trinken, höchstens mal einen Rotwein oder etwas in der Art, aber nichts was über zehn Prozent hinaus ging. Mund und Hals brannten ihm wie verrückt, und sein ganzer Bauch fühlte sich seltsam warm an. “Warum läufst du eigentlich immer noch in deiner Kampfausrüstung herum?” fiel Barett auf. “Du hast frei, verdammt nochmal. Zieh dir doch etwas bequemeres an!” Cid musterte Barett mit hochgezogener Augenbraue. “Glaubst du ernsthaft, Vincent hätte so was wie einen Kleiderschrank?” fragte er belustigt. “Barett, er pennt in einem Sarg. So jemand hat keine Freizeitkleidung..” Er wandte sich direkt danach zu Vincent und meinte in freundlichem Ton: “Entschuldigung, nix gegen dich, Vincent, das weißt du ja.” Vincent nickte entspannt. Er kannte Cid jetzt auch schon eine ganze Weile und wusste, dass der hartgesottene Pilot ihn tief in seinem Herzen gut leiden konnte. Nicht umsonst hatte er dem Ex-Turk erlaubt, bei ihm auf die Highwind zu ziehen. Und die Freundschaft beruhte auf Gegenseitigkeit. “Wie, du hast gar keine andere Kleidung?! Nur das, was du anhast?” wunderte Barett sich voller Entsetzen. Vincent zuckte die Achseln und nickte dann. “Das geht doch nicht..” brummte sein dunkelhäutiger Freund bestürzt, und auch Cid nickte zustimmend. “Du könntest ruhig mal etwas anderes tragen, jetzt wo du nicht im Einsatz bist.” Vincent sah die Beiden abwechselnd an. Eigentlich war es ihm egal, dass er nichts anderes zum anziehen hatte. Er hatte sich in seinem aktuellen Outfit immer wohl gefühlt. Bis auf ein bisschen Unterwäsche zum wechseln besaß er nur das, was er anhatte. Wenn es schmutzig war, wusch er es sofort, um es dann gleich wieder anzuziehen. “He, Marlene!” rief Barett, und das Mädchen sah mit fragendem Blick zu ihm herüber. “Komm doch bitte mal her, meine Süße.” bat er sie, und sie gehorchte ihm brav. “Hast du nicht Lust, mit Vincent nach Midgar zu fahren und ihm zu helfen, etwas zum Anziehen zu kaufen? Du hast doch einen guten Geschmack, und dann brauchst du dich hier nicht zu langweilen.” Marlene sah zu Vincent herüber und strahlte. “Oh ja!” rief sie begeistert. Barett grinste zufrieden, rückte etwas auf seinem Stuhl vor um seine Geldbörse aus seine Gesäßtasche zu ziehen und drückte seiner Tochter eine beachtliche Geldsumme in die Hand. “Natürlich kannst du für dich auch gern was kaufen, wenn du magst.” meinte er liebevoll und zwinkerte ihr zu. Sie drückte ihm einen Kuss auf die stoppelige Backe. “Danke, Papa!” Bevor Vincent auch nur irgendwas dagegen einwenden konnte, hatte Marlene schon seine Hand geschnappt und ihn mitgeschleift. Barett warf ihnen seinen Autoschlüssel hinterher, und so kam es dann dass Vincent ohne auch nur das geringste gesagt zu haben wieder auf dem Weg nach Midgar war, um mit einem kleinen Mädchen seine Garderobe zu erweitern. Irgendwie hatte er so gar keine Lust, jetzt noch in die Stadt zu fahren, erst recht nicht um Kleidung zu kaufen.. Aber Marlene freute sich so sehr, dass er es nicht übers Herz brachte abzulehnen. Sobald sie geparkt hatten, zerrte Marlene ihn durch die menschengefüllte Straße ins nächste Bekleidungsgeschäft für Herren. Es wirkte modisch und sportlich, und Vincent fühlte sich komplett deplatziert. Wie immer versteckte er sich hinter seinem Kragen, und er fühlte sich von der Masse der Artikel wie erschlagen. “Cloud geht hier auch immer einkaufen!” erzählte Marlene stolz. “Ach, tatsächlich?” Jetzt war Vincents Interesse plötzlich doch geweckt, und nach kurzem Stöbern fand er ein Regal mit nicht ganz so bunter Kleidung. “Diese Oberteile sind alle so tief geschnitten..” stellte er brummend fest. “Das macht doch nichts.” erwiderte Marlene fröhlich. “Du kannst es doch tragen. Es steht dir bestimmt gut!” Vincent sah aus den Augenwinkeln zu der kleinen Wallace herunter. Sie war süß, aber sie konnte ja nicht ahnen dass sein Oberkörper von Narben geradezu übersät war. Er befürchtete, dass sie jemanden abschrecken könnten, und zudem war auch er selbst froh, wenn er sie nicht sehen musste. Trotzdem nahm er - vor allem, um Marlene einen Gefallen zu tun - ein langärmeliges, schwarzes Baumwollshirt und eine dunkelblaue, eng geschnittene Jeans mit in die Umkleide. Seine Größe musste er schätzen, denn da er nie Kleidung gekauft hatte wusste er auch nicht, welche Konfektionsgröße er hatte. Es war ein tierisches Gefummel, die vielen Schnallen an seinem Umhang und seiner Hose aufzumachen, und gerade als Marlene sich wunderte was ihr Begleiter so lange machte, ging die Tür der Umkleide auf, und ein unsicher dreinschauender Vincent trat ihr unter die Augen. “Woooow!! Onkel Vincent!!” Marlene staunte. Vincent war kaum wieder zu erkennen. Die Klamotten saßen wie angegossen, und darüber hinaus standen sie ihm auch noch hervorragend. “Die MUSST du einfach mitnehmen!” jubelte sie, richtig außer sich vor Freude. “Meinst du wirklich?” fragte Vincent verwundert. Er sah sich im Spiegel an. “Aber durch den V-Ausschnitt sieht man die Narben..” Marlene kam etwas näher und starrte auf die vernarbte Haut knapp unter seine Schlüsselbeinknochen. “Na und?” Sie zuckte mit den Schultern. “Mein Papa hat doch auch viele Narben. Sie sind ein Teil von ihm, fast wie ein Muttermal. Das findet niemand schlimm.” Völlig perplex über die kindliche aber durchaus überzeugende Logik des Mädchens gab sich Vincent geschlagen. Marlene fand noch eine hübsche anthrazitfarbene Jacke, und Vincent ließ sich sogar noch zu einem Paar schwarz-grauer Sneaker überreden. “Die passen viel besser zu den neuen Anziehsachen.” fand Marlene und sah stolz in den Schuhkarton, als sie sich wieder auf der Heimreise befanden. Um sichselbst für die erfolgreiche Einkaufstour zu belohnen, hatte sie sich ein Eis gekauft, das sie im Handumdrehen verputzt hatte. Vincent nickte. “Da hast du schon recht”, gestand er ihr schmunzelnd. Ihm lag eine Frage auf den Lippen, die ihn seit dem Blick in den Spiegel des Bekleidungsgeschäfts auf der Seele brannte, und da Marlene seiner Meinung nach kaum etwas vermuten würde, fragte er sie einfach. “Meinst du, Cloud gefallen die Sachen auch?” Marlene sah ihn an, überlegte kurz und nickte dann eifrig. “Ganz bestimmt!” meinte sie überschwänglich. Doch dann schien ihr etwas einzufallen, und sie grübelte erneut. “Aber ehrlich gesagt glaube ich, dass es ihm auch egal ist.” fügte sie schließlich ernst hinzu, und auch wenn Marlene nur ein Kind war, fühlte Vincent sich etwas gekränkt. “Wieso sollte es ihm egal sein?” fragte er, und die Enttäuschung stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. “Na das ist doch ganz einfach.” erwiderte Marlene altklug. “Weil ihr doch Freunde seid.” Als sie Vincents fragenden Blick bemerkte, fuhr sie fort: “Cloud hat mir mal gesagt, dass es ganz egal ist wie jemand aussieht. Wenn man ihn mag, mag man ihn ja nicht wegen seinem Aussehen, sondern wegen dem, was hier drin steckt.” Sie zeigte mit ihrem Zeigefingerchen auf ihre Brust, genau da, wo ihr kleines Herz saß, und Vincent hätte vor Rührung dahin schmelzen können. “Das hat er dir gesagt?” fragte er in sanftem Ton. Marlene nickte fröhlich. “Ja. Weißt du.. Naja, weil..” Sie sah verlegen zur Seite, druckste herum und sprach schließlich leise: “Weil ich am Anfang etwas Angst vor dir hatte. Du hast immer so böse geguckt und nie was gesagt.. Aber Cloud hat dann gemeint, du wärst sein Freund, und dass du eigentlich ganz lieb bist, halt nur ein bisschen schüchtern. Und dann habe ich keine Angst mehr vor dir gehabt.” Mit großen Augen sah Vincent das Mädchen an. Hätte er nicht gerade das Lenkrad in der Hand gehabt, hätte er sie vor Freude umarmen können. Sie hatte eine süße, kindliche, bezaubernde Art, und obwohl sie so aussah als ob sie noch den Sandkastensand hinter den Ohren hatte, war sie für ihr Alter verdammt erwachsen. “Du brauchst wirklich keine Angst vor mir zu haben, Marlene.” sprach er freundlich zu ihr. “Ja, das weiß ich. Ich hab dich inzwischen richtig lieb.” erwiderte sie mit zuckersüßem Lächeln. Vincent konnte nicht anders als das Lächeln zu erwidern. “Ich dich auch, Marlene.” Vincent kam nicht drum herum, das neu gekaufte Outfit Barett und Cid vorzuführen, denn Marlene platzte fast vor Stolz und er wollte ihr die Bitte nicht ausschlagen. Die beiden Männer reagierten aber äußerst positiv, was ihn in seiner Wahl glücklicherweise sehr bestärkte. Zusammen mit Marlene packte er die Sachen danach gleich in die Waschmaschine. “Willst du sie morgen anziehen?” fragte Marlene neugierig, während sie zusammen vor dem kleinen Fenster des Haushaltsgerätes saßen und der Wäsche beim Rotieren zusahen. Vincent nickte, und er freute sich als er sah dass das Marlene richtig in Begeisterung versetzte. “Du passt morgen auf Cloud auf, nicht wahr?” “Ja genau.” Marlene genierte sich ein bisschen, bevor sie fragte: “Darf ich euch morgen nach der Schule besuchen kommen? Biiitte?” “Ich glaube, Cloud würde sich bestimmt freuen wenn du das tust.” meinte Vincent, und das glaubte er wirklich. Marlene strahlte über beide Ohren, und als sie später am Abend ging, drückte sie ihn zum Abschied. “Ich freue mich auf morgen!“ verkündete sie munter. “Ich mich auch.“ Wenig später stand Vincent an Deck der Highwind, und sah zu wie das Auto der Wallaces zurück nach Midgar fuhr. Er fand es etwas unverantwortlich dass Barett noch selbst fahren wollte, aber trotz der großen Menge Alkohol wirkte der Mann noch recht nüchtern, und er fuhr sehr vorsichtig. Der Weg war nicht sehr lang, und es fuhren wenige bis gar keine Autos seit der Katastrophe. Cid stellte sich neben Vincent, musterte ihn mit leicht verklärtem Blick und kippte einen weiteren Schnaps weg. “Es scheint dir gut zu tun, dich mehr mit Cloud zu beschäftigen.” meinte er mit säuselnder Stimme. “Du hast dich seit Kurzem irgendwie verändert, aber zum Positiven.” Bevor er wieder zu seinem Fusel zurückschwankte, verpasste er dem Schwarzhaarigen einen freundschaftlichen aber durchaus festen Schlag auf die Schulter. Kurz darauf beschloss Vincent, ins Bett - beziehungsweise, in den Sarg - zu gehen. Als er es sich in seinem dunklen, einengenden Schlafplatz bequem gemacht hatte fiel es ihm nur schwer, sich aufs Schlafen zu konzentrieren. Sein Körper war zwar müde, aber seine Gedanken ratterten ohne Pause. Er dachte an Cloud und an die seltsame Spannung die seit der Umarmung zwischen ihnen herrschte. Er konnte nur schwer einschätzen, ob es eine positive oder negative Spannung war, aber sie war allgegenwärtig. Sogar bei ganz alltäglichen Gesprächsthemen war sie hintergründig trotzdem noch vorhanden. Vincent erinnerte sich an den Moment, als Cloud heute Vormittag ins Wohnzimmer gekommen war, mit vom Schlafen zerzausten Haaren, und lediglich mit einer Boxershorts bekleidet. Er merkte, wie seine Hände schwitzig wurden als er an den durchtrainierten Oberkörper des Blonden dachte. Er hatte zwar nur einen kurzen Blick erhaschen können, aber was er gesehen hatte reichte aus um sein Herz höher schlagen zu lassen. Es hatte etwas in ihm geweckt, etwas von dem er dachte, es sei längst gestorben, vor vielen Jahren als er so unsanft beerdigt wurde. Seit seines Erwachens hatte er selten etwas empfunden, und schon gar keine Lust. Er hatte sich irgendwann damit abgefunden, wohl eh keinen Partner mehr zu finden, und da war es auch nicht schlimm, dass sich sein bestes Stück nicht mehr regte. Vielleicht kam es auch durch die vielen Verletzungen damals, oder durch den Mist den Hojo ihm angetan hatte. Aber heute Morgen hatte er es genau gespürt. Und er spürte es auch jetzt wieder, wenn er an die perfekt geformten Muskeln und die makellose Haut des Jungen dachte, an die kühlen, Mako-getränkten Augen die ihn so forschend ansahen. Er stöhnte überrascht auf. Völlig überrumpelt sah er nach unten. Seine Atmung beschleunigte sich schlagartig und er riss ungläubig die Augen auf. Das konnte doch nicht wahr sein! Monatelang hatte er Seite an Seite mit Cloud gekämpft und nicht im Traum daran gedacht, dass ausgerechnet der Blonde seine totgeglaubte Libido zum Leben erwecken würde. Natürlich hatte er sich seit dem Vorfall am Krater zu Cloud hingezogen gefühlt, aber jetzt auch noch das... Er zögerte nicht lange. Es war wie ein unverhofftes Geschenk und er würde den Teufel tun und einfach tatenlos zusehen wie es wieder verschwand. Eilig glitt seine gesunde Hand unter den weichen Stoff seiner Unterhose. Keuchend gab er seinem Verlangen nach. Doch er wollte nicht, dass dieser Moment so schnell endete und musste sich immens beherrschen. Doch er schaffte es, holte tief Luft um zu Atem zu kommen, schloss die Augen und genoss das rhythmische, aufgeregte Schlagen seines Herzens. Lange hielt er es allerdings nicht aus sich so zurückzuhalten. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn und langsam wurde es stickig im Sarg, doch Vincent merkte es kaum, denn er schwebte in anderen Sphären. Der Gedanke daran, Clouds nackten Oberkörper zu berühren, jeden Muskel seines Körpers zu fühlen und ihn dabei zu küssen, trieben ihn bald in den Wahnsinn. Er stellte sich vor wie der Junge vor ihm kniete und er konnte nicht anders als laut und hemmungslos aufzuschreien. Schwer atmend und schwitzend brach er in sich zusammen, wurde überwältigt vom Gefühl des puren Lebens in seinen Adern. Er öffnete die Augen, starrte ins schwarze Nichts seines Sarges und versuchte, jede Emotion, jeden Herzschlag, jede Regung seines Körpers zu verfolgen und auszukosten. Es dauerte eine Weile bis er merkte, dass neben Schweiß auch Tränen über sein Gesicht strömten. Es wunderte ihn nicht einmal, denn gerade wunderte ihn gar nichts mehr. Voller Inbrunst und Gefühl hauchte er den Namen des Mannes, dem er diesen unbeschreiblichen Moment zu verdanken hatte. “Ohh.. Cloud..” Kapitel 10: Aus und vorbei -------------------------- Auch Cloud war an diesem Abend nicht untätig gewesen. Sobald er einen günstigen Zeitpunkt gefunden hatte, hatte er sich ins Badezimmer verdrückt um die Anspannung des Tages genau so zu beseitigen wie er es auch am Abend davor gemacht hatte. Diesmal jedoch ließ er sich die Badewanne vollaufen, schüttete sie so voll mit Badezusatz dass sie fast überschäumte, und ließ sich beim Baden übermäßig viel Zeit. Diesmal wollte er es genießen, auskosten, die Eindrücke die er gesammelt hatte verarbeiten. Trotzdem kam er beim ersten Mal ähnlich schnell und intensiv wie gestern. Doch er hatte nicht vor, es bei diesem einen Mal zu belassen. Er gönnte sich eine kleine Ruhepause, und fuhr dann damit fort seinen Körper zu verwöhnen. Anders als die beiden Male davor stellte er sich diesmal aber Sephiroth vor. Das hatte er in jüngeren Jahren auch oft getan, denn Sephiroth faszinierte ihn nicht nur als Vorbild, sondern auch auf sexueller Ebene. Es war ja schließlich nur seine Fantasie, und niemand außer ihm selbst konnte ahnen, dass er den silberhaarigen Mann äußerst anziehend gefunden hatte. Beim dritten Mal musste er dabei wieder an Vincent denken, und obwohl Cloud kaum geglaubt hätte dass noch eine Steigerung möglich war, war dieser dritte Orgasmus der mit Abstand Überwältigendste. Cloud brauchte eine ganze Weile, bis er in der Lage war überhaupt aus der Wanne auszusteigen, so wackelig waren seine Beine. Völlig geschafft packte er sich ins Bett, und als Tifa sich später an ihn kuschelte und kichernd versuchte, seine Männlichkeit zum Leben zu erwecken um mit ihm zu schlafen, konnte sie versuchen was sie wollte - es tat sich rein gar nichts. Sie hatte viel Ausdauer, doch irgendwann gab sie schließlich frustriert auf und drehte sich beleidigt von ihm weg. Sie wunderte sich, warum Cloud ihr gegenüber manchmal so abweisend war wenn es um Sex ging, und gerade heute hatte sie sich erhofft dass sie ihn zu einem Techtelmechtel hätte überreden können, denn er hatte doch so gute Laune gehabt. Sie musste immer den ersten Schritt machen, immer die Initiative ergreifen, dabei wäre sie so gern auch mal erobert worden. Sie fand, dass so was eigentlich vom Mann ausgehen sollte. Kurz bevor sie einschlief, bekam sie dann doch ein schlechtes Gewissen. Immerhin hatte sie total verdrängt, was Cloud vorgestern durchgemacht hatte. Versöhnlich schmiegte sie sich wieder an ihn, und als sie zu ihm hochblickte, sah sie, dass er längst tief und fest eingeschlafen war. *** Cloud hatte sich den Wecker gestellt, denn diesmal wollte er nicht den halben Tag verschlafen. Er stand noch vor Tifa auf, zog sich an, kochte Kaffee und setzte sich an den Küchentisch. Er hatte noch nie Probleme damit gehabt, früh aufzustehen, und da er letzte und vorletzte Nacht eh reichlich Schlaf bekommen hatte, fühlte er sich fit. Er merkte lediglich ein leichtes Ziehen in seiner Leiste und seinem rechten Arm.. Muskelkater.. Er hätte nie gedacht, dass man von Selbstbefriedigung Muskelkater bekommen konnte, aber er hatte es vielleicht auch wirklich etwas übertrieben. Irgendwann sah Tifa mit überraschtem Blick in die Küche. “Nanu? Schon so früh wach heute?” Er nickte, schenkte ihr einen Kaffee ein und zeigte auf ihren Platz am Esstisch, wo schon ein fertiges Frühstück auf sie wartete. “Ohh, Cloud!” Völlig entzückt drückte seine Freundin ihm einen Kuss auf die Wange, setzte sich zu ihm an den Tisch und bemerkte dann erst, dass er selbst kein Frühstück vor sich stehen hatte. “Was ist mit dir?” fragte sie verwundert. “Vincent bringt wieder Brötchen mit.” erklärte er, und sie lächelte. “Oh, das ist ja super.” Sie biss in das perfekt gemachte Sandwich und stöhnte genussvoll auf. “Ich finde es schön, dass er langsam ein bisschen aus sich heraus kommt.” meinte sie, als sie ihren Mund wieder leer hatte. “Er wirkte immer so introvertiert und abweisend, aber dein Unfall scheint irgendwie einen anderen Menschen aus ihm gemacht zu haben.” “Findest du?” Tifa nickte heftig. “Hast du das denn nicht bemerkt? Sogar den Anderen ist es aufgefallen. Barett hat mich gestern Abend angerufen als du in der Wanne warst, und er hat nebenbei erwähnt dass Vincent sogar kurz bei ihm und Cid gesessen und mitgetrunken hat.” “Tatsächlich?” fragte Cloud überrascht. “Ja!” rief die Brünette freudig aus. “Kannst du dir das vorstellen?” “Nein, eigentlich nicht..” Es klingelte an der Tür, und Clouds Herz machte einen kleinen Sprung. “Das wird er sein.” sprach er, und wies Tifa an, sitzen zu bleiben. “Ich geh schon. Iß du nur in Ruhe.” Während Tifa weiterkaute und sich mit lieblichem Lächeln bei ihm bedankte, lief Cloud zur Tür und musste sich in jeder erdenklichen Form zurückhalten. Nicht zu rennen, nicht wie ein Idiot zu grinsen, nicht zu laut zu schnaufen weil sein Herz schon jetzt raste wie eine Dampflokomotive. Er öffnete die Tür und trat ein Stück zurück um Vincent Platz zum eintreten zu lassen, doch als er seinen Freund erblickte, fiel ihm vor Verblüffung die Kinnlade herunter. “V-Vincent?!” Es war ohne Zweifel Vincent, der da vor ihm stand, aber er war kaum wiederzuerkennen. Er trug statt seines roten Umhangs und seiner dunklen Hose ein schwarzes Shirt mit V-Ausschnitt und eine dunkelblaue Jeans, eine anthrazitfarbene Jacke und schwarzgraue Sneaker. Seine Haare hatte er zu einem lockeren Pferdeschwanz zurückgebunden. Cloud brauchte eine gefühlte Ewigkeit bis er die Fassung wieder erringen konnte. Erst als er merkte dass Vincent sich unter seinem überrumpelten Gestarre unwohl zu fühlen begann, konnte er sich losreißen. “Du.. Du siehst so anders aus..” brachte er stotternd hervor. “Ich hätte dich kaum wiedererkannt.” Vincent schien verunsichert, und da Cloud auf keinen Fall den Eindruck erwecken wollte als würde es ihm nicht gefallen, fügte er eilig hinzu: “Sieht toll aus!” Das schien Vincent zu beruhigen, denn er trat ein und folgte Cloud durch den Flur. Cloud hatte gelogen.. Vincent sah nicht nur toll aus, er sah einfach umwerfend aus. Durch die schmal geschnittene Kleidung kam seine durchtrainierte Figur plötzlich zur Geltung, die bisher immer hinter seinem weiten Umhang verschwunden war. Er hatte eine schmale Taille, aber breite, männliche Schultern, und Cloud verzweifelte bei dem Gedanken, noch die ganze restliche Woche diesen Anblick ertragen zu müssen ohne überzuschnappen. Als sie die Küche betraten und Tifa den Mann erblickte, fiel ihr augenblicklich ihr Sandwich aus der Hand. Mit großen Augen musterte sie den eben eingetroffenen Gast, und Cloud war erleichtert über ihre Reaktion, denn dann stand er wenigstens nicht alleine da. “Vincent!!” rief sie begeistert aus, “Du siehst ja aus wie ein Model!” Vincent winkte bescheiden ab. “Ach was..” brummte er nur leise, aber Tifa war bereits aufgestanden um ihn aus der Nähe zu bewundern. “Unglaublich..” murmelte sie beeindruckt. “Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich dich für jemand anderen gehalten. Hast du dir das alleine ausgesucht?” Vincent schüttelte den Kopf. “Nein, Marlene hat mir geholfen.” “Marlene?” Tifa musste angetan lächeln. “Wie lieb von ihr! Es passt wirklich hervorragend zu dir. Gefällt es dir denn auch?” “Ich muss mich noch daran gewöhnen.” gestand der Schwarzhaarige. “Aber es ist gar nicht so schlecht. Und vor allem ist es bequem.” Gar nicht so schlecht? Cloud musste aufpassen, nicht loszusabbern und Vincent fand es ‘gar nicht so schlecht’..? Mit hämmerndem Puls stand der Blonde an die Küchentheke gelehnt. Solange Tifa und Vincent sich unterhielten, konnte er die Situation schamlos ausnutzen um den Mann Zentimeter für Zentimeter zu mustern, doch er musste aufpassen dass er dabei nicht übertrieb, denn die Muskeln in seiner Leistengegend freuten sich ebenso über Vincents neues Outfit. Doch auch wenn er sich ablenkte, fiel sein Blick immer wieder auf Vincent zurück. Irgendwann steuerten seine Augen die Gegend unter Vincents Bauchnabel an. Die neue Hose war so eng geschnitten, dass man mit einem geübten Auge und etwas Fantasie Konturen entdecken konnte.. Und diese Konturen verrieten einiges. Cloud schluckte, und er merkte dass er weg musste, bevor es peinlich werden würde. Mit heißen Wangen eilte er an Tifa und Vincent vorbei ins Bad. Etwas verdutzt sah Tifa ihm nach. “Ist alles in Ordnung?” rief sie ihm hinterher. “Ja..” schrie er hinter geschlossener Tür zurück und presste mit ärgerlichem Blick mit den Händen gegen seinen ausgebeulten Reißverschluss. Es dauerte ein bisschen, bis es sich soweit beruhigt hatte dass er sich traute, wieder hinaus zu gehen. Tifa hatte ihr Sandwich gegessen und verabschiedete sich von den beiden Männern. Zum ersten Mal seit seine Freundin zur Arbeit ging, hätte Cloud sie am Liebsten festgehalten und geschrien: ‘Nein, lass mich nicht mit ihm allein!’ Aber sie war schon weg, und Vincent stand ihm schweigend gegenüber. Gerade als die Stille zwischen den Beiden anfing, etwas peinlich zu werden, hob Vincent mit fragendem Blick die Papiertüte mit Brötchen hoch, die er schon die ganze Zeit umklammert hatte. “Das ist eine hervorragende Idee.” seufzte Cloud erleichtert, und die Anspannung legte sich, als die Zwei zusammen frühstückten. “Marlene wollte heute nach der Schule mal vorbeischauen.” teilte Vincent dem Blonden mit. “Sie hat mich gestern gefragt ob das in Ordnung ist, und ich dachte, das geht bestimmt klar.” “Na sicher!” erwiderte Cloud nickend, und er konnte sich nicht entscheiden ob er sich freuen oder ärgern sollte dass das Mädchen zu Besuch kam. Auf der einen Seite liebte er die Kleine, und so wäre er dann wenigstens nicht mit Vincent allein. Und auf der anderen Seite war er gern mit Vincent allein, denn auch wenn seine Hormone ihn fast um den Verstand brachten, war er geil auf jeden Moment in dem er Vincent nah sein konnte. Den Vormittag verschwendeten die beiden Männer mit einem ausgiebigen Frühstück, und gerade als sie alles wieder aufgeräumt hatten, klingelte es schon an der Tür. Marlene war schon da, sie hatte sich extra beeilt und war völlig außer Atem. Cloud machte ihr erstmal etwas zu trinken, und während sie am Tisch saß und sich mit Vincent unterhielt, schmierte er ihr ein Brötchen, denn sie hatte ja noch nichts zu Mittag gegessen. Marlene freute sich so sehr darüber dass Cloud ihr etwas gemacht hatte, dass sie ihm einen Kuss auf die Wange drückte. Es war eine reine Freude, der Süßen beim essen zuzusehen. Sie plapperte ohne Unterlass und verschluckte sich ein paar Mal, und es schien ihr einen Heidenspaß zu machen, bei Cloud und Vincent zu sein. Die zwei Erwachsenen waren so sehr mit dem Mädchen beschäftigt, dass sie kaum Augen für einander hatten. Später am Nachmittag ging Vincent mit Marlene einkaufen, denn die kleine Wallace wusste ein tolles Rezept für einen Nudelauflauf. Auch wenn ein Nudelauflauf nicht unbedingt anspruchsvoll war, hatten Cloud und Vincent ihren Vorschlag angenommen, und so kochten sie dann also zu Dritt das Abendessen. Marlene entlockte den beiden Männern das Versprechen, dass sie solange Cloud daheim bleiben musste und Vincent da war, jeden Tag nach der Schule vorbeikommen durfte. Cloud hatte sich anfänglich dagegen gewehrt, aber er hatte Marlenes Hundeblick nicht widerstehen können, und außerdem hätte Vincent es doch bestimmt seltsam gefunden, wenn er ihre Bitte abgelehnt hätte. Irgendwann kam Tifa heim und wunderte sich, als sie die Drei laut redend in der Küche vorfand, umringt von Töpfen und Kochutensilien. Es war ein Chaos ohne Ende, aber das Kochen hatte Spaß gemacht, und das Ergebnis schmeckte wundervoll. Cloud hingen die Nudeln sogar im Haar, und als Marlene das bemerkte, brach die ganze Gruppe in amüsiertes Gelächter aus. Nach dem Essen fuhr Tifa eine völlig ausgepowerte Marlene nach Hause, und Vincent verließ das Apartment nur knapp nach ihnen. Kurz bevor er ganz verschwand, drehte er sich noch mal zu Cloud um, der im Türrahmen stand und ihm sehnsuchtsvoll hinterher sah. “Bis morgen.” sprach er mit seiner tiefen, ruhigen Stimme. “Bis morgen.” Und dann verschwand er. Cloud stand noch lange an der Tür, und irgendwie war er enttäuscht darüber, dass er jetzt die ganze Woche nur noch Vormittags mit Vincent allein sein würde. Er hatte sich zwar nichts erhofft, aber trotzdem.. Er räumte schweigend das verheerende Chaos in der Küche auf und stellte sich dann unter die Dusche. Wenigstens blieb ihm noch sein seit Neuem eingeführtes Ritual, das er am Ende des Tages unter fließendem Wasser vollführte. Er stützte sich mit der linken Hand an der Duschwand ab, brachte seine rechte Hand in Position und seufzte erleichtert, als er endlich den fürchterlichen Druck ablassen konnte, den er den ganzen Tag über aufgebaut hatte. Die darauf folgenden Tage verliefen alle ähnlich. Cloud wachte früh auf, kochte Kaffee, machte Frühstück für Tifa, wartete bis Vincent eintraf, verabschiedete sich von Tifa, und die beiden Männer frühstückten ausgiebig. Irgendwann kurz nach zwölf trudelte dann Marlene ein, sie aß auch etwas, dann überlegten sich die Drei, was sie kochen würden, und Vincent zog mit Marlene los um die benötigten Zutaten einzukaufen. Sie kochten zusammen, warteten auf Tifa und aßen zu viert. Dann fuhr Tifa Marlene nach Hause, und Vincent ging ebenfalls heim. Am letzten gemeinsamen Tag, einem trüben, regnerischen Freitag, fühlte Cloud sich fürchterlich deprimiert. Die Woche war so furchtbar schnell vorbeigerast und er hatte so viel Spaß gehabt, dass es ihn traurig machte dass das Ganze jetzt schon ein Ende hatte. Der Gedanke, das kommende Wochenende allein mit Tifa zu verbringen, stimmte ihn nicht unbedingt freudiger. Sie wurde jede Nacht aufdringlicher und war so langsam wirklich angepisst weil er sie die ganze Woche nicht einmal angerührt hatte. Das wirkte sich sehr auf ihre Laune aus. Sie war gereizt, und am Vortag hatten sie sich Abends wegen jeder Kleinigkeit angeschnauzt. Heut Morgen hatte sie dann aber ihr schlechtes Gewissen geplagt. “Es tut mir leid, dass ich so angespannt bin..” hatte sie sich entschuldigt, “Momentan ist viel los auf der Arbeit. Dauernd diese Diskussionen über den geplanten Bau der Erinnerungsstatue.. Zum Glück habe ich das Wochenende frei. Und dann werde ich mich den ganzen Tag um dich kümmern.” Sie hatte ihn mit verheißungsvollem Lächeln geküsst, und innerlich war ihm Angst und Bange geworden, denn er wusste genau was sie von ihn erwartete. “Du blutest, Cloud..” Cloud schreckte aus seinen Gedanken auf, als Vincents Stimme zu ihm durchdrang. “W-was? Ich blute?” Er sah zu Vincent, der mit verdutztem Gesicht auf das Schneidbrett deutete, das vor Cloud auf der Küchenarbeitsplatte lag. Eigentlich sollte er Karotten kleinschneiden, aber vor lauter grübeln hatte er sich - ohne es zu merken - in die Hand geschnitten, und eine nicht unbedingt geringe Menge Blut hatte sich schon quer über die ganze Schneidunterlage verteilt. Marlene verzog ihr Gesicht. “Aua.. Tut das denn nicht weh?” “Das Gemüse können wir wohl nicht mehr benutzen.” seufzte Vincent, nahm die blutigen Karotten und schmiss sie weg. Dann schnappte er sich Cloud, der immer noch wie paralysiert herumstand und auf seine blutende Hand sah. “Wo habt ihr euer Verbandszeug?” “Im Bad..” Vincent zog den überrumpelten Jungen mit sich, drehte im Bad den Wasserhahn auf und wies Cloud an, seine Hand darunter zu halten. Nach einer kurzen Anleitung hatte er das Verbandszeug gefunden, kramte Desinfektionsmittel und eine steril verpackte Rolle Verband heraus und legte es auf den Rand des Waschbeckens. “Was ist los mit dir heute?” fragte er ruhig, während er das Wasser abstellte und Clouds Hand trocken tupfte. “Du bist wie weggetreten. Geht es dir gut?” “Ich denke schon..” murmelte Cloud und sah zu, wie Vincent das Desinfektionsmittel auf seine frische Wunde sprühte. Er ziepte ein bisschen. “Irgendwas ist doch nicht in Ordnung.” Vincent legte eine Wundauflage auf die blutende Stelle, öffnete die Packung mit dem Verband und fing an, Clouds Hand vorsichtig einzuwickeln. Er berührte dabei notwendigerweise immer wieder Clouds Finger oder Handgelenk, und das ließ den Jungen wie immer schlagartig erröten. “Ich habe nur daran gedacht, dass die Woche so furchtbar schnell rumgegangen ist..” gestand Cloud plötzlich mit leiser Stimme. Vincent sah ihn an, aber Cloud konnte nicht einschätzen was er gerade dachte, und das verunsicherte ihn. “Da hast du recht..” stimmte der Schwarzhaarige ihm überraschend zu. “Ist es das, was dich so bedrückt?” “Es war eine schöne Woche.. Ich hatte sehr viel Spaß mit euch.” erwiderte Cloud und umging die Vincents Frage damit geschickt. Auch hatte er darauf geachtet, ‘mit euch’ zu sagen, statt ‘mit dir’, denn eigentlich hatte er die Momente mit Vincent allein am Meisten genossen. “Ich fand es auch schön.” gab Vincent zu, und so viel Offenheit erstaunte Cloud. “Vielleicht.. Können wir es ja einfach mal wiederholen..” schlug er vorsichtig vor, und er hoffte dass er die Situation damit nicht überreizte. Vincent schwieg eine Weile, weil er gerade dabei war, den Verband fertig zu stellen. Als Clouds Hand versorgt war, verließ Vincent das Badezimmer, und Cloud wollte schon niedergeschlagen die Schultern hängen lassen, weil er keine Antwort bekommen hatte. Dann jedoch blieb Vincent noch mal stehen, für einen kleinen Moment, und entgegnete mit sanfter Stimme: “Das wäre sehr schön..” Dann war er weg, und ließ Cloud allein im Bad zurück. Ein unheimlich warmes, wohliges, kitzelndes Gefühl durchströmte seinen Bauch, und ohne es zu wollen überflog ein breites Grinsen sein Gesicht. Vincents Aussage änderte leider trotzdem nichts daran, dass die gemeinsame Woche nach dem Abendessen zu Ende war. “Tschüss, Cloud.” Marlene drückte Cloud grinsend, dann packte Tifa sie in ihre Jacke und sie verabschiedeten sich von Vincent, der im Flur saß und auch schon seine Schuhe anzog. Cloud stand an der offenen Tür und winkte Marlene nach, bis sie mit Tifa aus dem Treppenhaus verschwunden war. Er merkte, dass Vincent hinter ihm stand, und machte nur widerstrebend Platz, damit der Größere an ihm vorbei kam. Während er seine Jacke anzog, musterte Vincent seinen blonden Freund andächtig. Es war nicht zu übersehen dass Clouds Laune im Keller war. Es war ja auch wirklich schade, dass sein Urlaub schon vorüber war. “Wir sehen uns dann wahrscheinlich am Montag wieder. Du kommst doch wieder ganz normal zum patrouillieren, oder?” Cloud nickte träge. “Ja, natürlich.” Die Erinnerung daran, dass er Vincent ja nach dem Wochenende schon wiedersehen würde, besserte seine Stimmung etwas. “Dann wünsche ich dir ein schönes Wochenende. Tifa freut sich schon darauf, das merkt man. Und dann am Montag in alter Frische.” Vincent schloss den Reißverschluss seiner Jacke und winkte ihm zum Abschied. “Und dass du mir ja keine Dummheiten mehr machst, verstanden?” “Geht klar.” Cloud zwang sich, ein Lächeln aufzusetzen, doch am Liebsten hätte er laut geheult. Da lief er davon. Schluss mit der Zweisamkeit. Aus und vorbei. Das konnte doch nicht sein.. Nein, es durfte nicht sein!! Es konnte so nicht enden, er spürte doch genau, dass da etwas war!! In einem Moment der absoluten Verzweiflung rannte Cloud aus dem Türrahmen in das Treppenhaus. “VINCENT!!” Er sah die Treppe herunter, und sein Puls überschlug sich fast als der dunkelhaarige Mann sich mit fragendem Blick zu ihm umdrehte. Sein ganzer Körper pulsierte vor Aufregung. “Ja?” “Ich.. Ich...” Stotternd versuchte Cloud, etwas zu sagen, doch er versagte kläglich, denn seine Nerven machten ihm einen Strich durch die Rechnung. Ihm rutschte das Herz in die Hose. “Ach.. Es ist.. nichts…” brachte er schließlich leise hervor, und innerlich hätte er sich schlagen können. Verdammt. VERDAMMT!! “Vergiss es. Schon in Ordnung… Wir sehen uns am Montag.” Er hob mit knallroten Wangen und aufgesetztem Lächeln die Hand, und Vincent tat es ihm etwas verdutzt gleich. Dann flüchtete Cloud eilig wieder zurück in sein Apartment. Er schämte sich, er schämte sich so sehr.. Warum war er so ein Idiot, so ein Feigling? Mit einem resignierten Seufzen trat er gegen die Tür, die mit ohrenbetäubendem Knall ins Schloss fiel. Dann setzte er sich - mitten im Eingangsbereich - auf den Parkettboden, grub die Hände in die Haare und schloss die Augen. Verwirrung. Die altbekannte, bedrückende Verwirrung. Da war sie wieder.. Kapitel 11: Kirschlikör ----------------------- Cloud musste sich zusammenreißen, doch es fiel ihm so unendlich schwer seine Enttäuschung zu verbergen. Tifa könnte jeden Moment heim kommen, und wenn sie ihn so vorfinden würde, würde sie sicher wissen wollen, was los war. Er ärgerte sich so sehr über sich selbst.. Er war so dumm, so naiv.. Was wollte er überhaupt?! Was erwartete er denn, was passiert wäre?! Er war verdammt noch mal in einer Beziehung, und Vincent war für ihn so unerreichbar wie der Mond für einen Regenwurm. Und sogar wenn der schwarzhaarige Mann sich tatsächlich für ihn interessierte - was dann? Cloud glaubte kaum, dass er an einer Beziehung interessiert war, und für eine reine Fickbeziehung wollte er die Freundschaft mit Vincent und die Beziehung zu Tifa nicht aufs Spiel setzen.. Oder doch? Irgendwie war er sich noch nicht mal dabei ganz sicher. Die arme Tifa.. Hätte sie gewusst was Cloud gerade dachte, hätte sie ihn sicher hochkant rausgeschmissen. Sie liebte ihn so sehr, doch er war einfach nicht in der Lage ihr dieselbe Liebe und Zuneigung zurückzugeben. Es ging nicht.. So sehr er sich auch angestrengt und bemüht hatte.. Tief in seinem Herzen wusste er, dass sie einfach nicht für einander bestimmt waren. Er schrak auf, als es an der Tür klopfte. Wenn man von Teufel spricht.. Mit einem Seufzer erhob Cloud sich vom Fußboden. Tifa hatte wohl wieder ihren Schlüssel vergessen. Cloud bemühte sich, ein möglichst normales Gesicht zu machen und öffnete die Tür. “Hast du deinen Schlüssel vergessen?” fragte er lachend, doch er versteinerte als er sah, wer dort vor ihm stand. “Vi-Vincent..” Vincent.. Ein ganz atemloser, aufgebrachter Vincent. War er zurück gerannt?? Der Schwarzhaarige sah ihn an, und Cloud erkannte sofort diesen unverwechselbaren Blick. Dieser seltsame Glanz in seinen Augen.. Vincent hatte schon einmal so geschaut.. Damals, am Krater. Und plötzlich waren alle Zweifel verschwunden, alle Sorgen wie ausgelöscht, jede Angst wie weggewischt.. Denn es war glasklar, warum Vincent jetzt hier war... Fast gleichzeitig fielen sich die beiden Männer wie ausgehungert in die Arme. Cloud spürte Hände auf seinem Gesicht, eine warme und eine kalte, metallische Hand, und im nächsten Moment verschloss Vincent seine Lippen mit einem leidenschaftlichen Kuss. Der Blonde glaubte, dahinzuschmelzen.. Passierte das gerade tatsächlich?! Es kam ihm vor wie ein Traum.. So unwirklich.. Und doch war es real. Er merkte Vincents warme, feuchte Zunge, die sich zärtlich Zugang zu seinem Mundinneren verschaffen wollte. Er ließ ihn gewähren, gab nach, ließ Vincent wehrlos von ihm Besitz ergreifen. Seine Knie wurden wackelig, und hätte Vincent ihn nicht gerade rechtzeitig fest umschlungen, wäre er mit Sicherheit zu Boden gerutscht. Clouds Herz machte Freudentänze. Seine Ohren sausten, es flimmerte vor seinen Augen, und er hoffte dass dieser Moment nie enden würde.. Er stöhnte lustvoll auf, als der dunkelhaarige Schöne ihn sanft aber bestimmend gegen die Wand drückte, von seinen Lippen abließ und dann anfing, inbrünstig seinen Hals zu küssen. Immer wieder spürte Cloud Vincents Mund auf seiner Haut, seine Zunge, und so dann und wann sogar einen unkontrollierten Biss, der zwar schmerzte, aber ihn nur noch weiter erregte. Schauder um Schauder durchzog seinen Körper. Er atmete nur noch stoßweise, krallte sich hilflos in Vincents Schultern fest und atmete den sinnlichen Duft seiner Haare ein. Cloud wurde augenblicklich hart, streckte den Rücken etwas durch, und Vincent raunte genießerisch als er das Ergebnis von Clouds Erregung voller Verlangen gegen seine Bauchdecke stoßen fühlte. “Oh Gott.. Cloud..” brachte er heiser hervor. Allein schon beim Hören seines Namens, den Vincent so voller Begehren ausgesprochen hatte, merkte Cloud wie er Lusttropfen verlor. Doch plötzlich hörte er das Rasseln eines Schlüsselbunds und ihm fiel etwas ein, was ihn in die Realität zurückriss und ihn wie eine Salzsäule erstarren ließ. “Tifa!” keuchte er warnend. Sofort ließ Vincent von ihm ab, und die beiden Männer erkannten erschreckt, dass sie ein gewaltiges Problem hatten. Es war nämlich unübersehbar, dass sie sich eben noch fast verschlungen hätten.. Sowohl bei Cloud als auch bei Vincent sah es aus, als wäre die Hose kurz vorm Platzen. Verzweifelt versuchte Cloud, sich etwas einfallen zu lassen, denn wenn Tifa sie so sah.. Nun ja, er wusste nicht, wie sie reagieren würde, aber er wollte es auch nicht herausfinden! “In die Küche!” zischte er, und während er die immer noch offen stehende Haustür schloss, hörte er bereits wie jemand die Treppen hochkam. Er rannte durch den Flur in Richtung Küche, rutsche unterwegs mehrmals auf dem glatten Parkettboden aus, haute sich den Zeh am Schuhschrank an, stürzte aber mit schmerzverzerrtem Gesicht weiter, in die Küche, wo Vincent schon mit ratlosem Blick auf ihn wartete. “Setz dich hin!” befahl er eilig. Er ignorierte seinen schmerzenden Fuß, flitzte wie besessen zu dem Schrank, in dem er und Tifa die guten alkoholischen Getränke aufbewahrten, krallte sich schnell irgend eine Flasche und zwei Gläser heraus und rannte wieder zu Vincent zurück. Die Beiden rissen entsetzt die Augen auf, als sie hörten wie ein Schlüssel ins Türschloss gesteckt wurde. Cloud setzte sich neben Vincent, goss sich und ihm eilig etwas ein, und gerade als man hörte wie die Tür sich öffnete, saßen die Männer mit gefüllten Gläsern am Esstisch. “Ich bin wieder da!” erklang Tifas Stimme aus dem Flur, und sie betonte das ‘da’ so melodisch, dass man deutlich heraushörte dass sie wieder gute Laune hatte. “Wir sind in der Küche.” rief Cloud zurück, und musste sich tierisch anstrengen dabei nicht seltsam zu klingen, denn sein Körper wurde immer noch von unbändiger Lust durchströmt. “Wir?” Tifa sah neugierig um die Ecke und lachte, als sie die Zwei sitzen sah. “Ah, du bist ja noch da!” stellte sie fest, aber es schien sie nicht zu stören, ganz im Gegenteil. “Gönnt ihr euch was Gutes?“ fragte sie, und die Frage war eher rhetorisch gemeint. Was Gutes gönnen.. Nein, dachte Cloud für sich, das haben wir eben getan, bevor du heim gekommen bist.. “Na dann kann ich ja noch in aller Ruhe baden, wenn ihr euch noch ein wenig Gesellschaft leistet.” meinte Tifa und lächelte. “Nur zu.” entgegnete Cloud ihr, während er einen Schluck aus seinem Glas nahm. Er hätte beinahe sein Gesicht verzogen. Kirschlikör, oh Gott, warum musste er ausgerechnet das erwischen? Tifa verschwand in Richtung Badezimmer, und Cloud stieß einen erleichterten Seufzer aus. Vincent setzte jetzt ebenfalls zum trinken an, und zu Clouds Entsetzen kippte er das komplette Glas in nur einem Zug weg. “Das hab ich jetzt gebraucht..” keuchte er erklärend, als er den entgeistertem Blick des Blonden bemerkte. Cloud grinste nur verstohlen. “Ja, das war knapp..” erwiderte er leise, “Wir sollten warten bis sie in der Wanne liegt. Bis dahin müsste sich unser ‘Problem’ auch wieder gelegt haben.” “Da bin ich mir gar nicht so sicher..” raunte Vincent langsam, und erwiderte Clouds Grinsen. Er erlaubte sich, sein Glas erneut voll zu machen, und auch Cloud musste zugeben dass ein Drink wirklich keine schlechte Idee war. Als er sich vergewissert hatte, dass Tifa im Badezimmer beschäftigt war, lief er noch mal zum Schrank und holte eine andere Flasche heraus. Als er zurückkam, hatte Vincent auch das zweite Glas schon geleert. “Hier, das schmeckt besser.” Cloud setzte sich wieder, und inzwischen hörte man wie die Badewanne voll lief, was den beiden Männern ein kleines Stück Sicherheit zurückgab. Sie tranken beide noch ein komplettes Glas leer, und es dauerte nicht lange bis Cloud merkte, dass der Alkohol bei Vincent langsam Wirkung zeigte. Mit wollüstigem Lächeln kam er immer näher, und bevor Cloud protestieren konnte, hatte er ihn am Nacken gepackt und küsste ihn erneut voller Gier. Er schmeckte nach Kirschlikör.. Und am Meisten schmeckte er.. nach mehr.. “Wir sollten aufpassen..” keuchte Cloud zwischen den Küssen, doch auch er selbst konnte kaum an sich halten und rückte mit seinem Stuhl so nah an Vincent heran dass ihre Beine sich berührten. Vincent wurde übermütig, zog Cloud von seinem Stuhl herunter, zu sich auf den Schoß. Ein Bein links, ein Bein rechts. Seine Hände glitten auf Clouds Hintern und drückten ihn so nah an sich heran, wie es nur möglich war. Überwältigt stöhnte der Blonde auf, als er durch den Stoff ihrer Hosen hindurch spürte, wie Vincents hartes Glied an seinem rieb. “Vincent.. “ keuchte er atemlos, “Wir müssen aufhören..” Doch Vincent wollte nicht aufhören. Auch wenn er erkannte er dass der Zeitpunkt für ihr kleines Liebesspiel mehr als schlecht gewählt war, war er schon zu geil um sich jetzt einfach so auf den Heimweg zu begeben. Aber hier drin war es zu gefährlich. “Warum hast du das bloß nicht schon gleich am Anfang der Woche getan?” fragte Cloud ihn mit verwirrtem Blick, und Vincent wusste, wie Cloud seine Äußerung meinte. “Ich war mir nicht sicher ob du es auch willst..” erwiderte er. “Nicht bis eben.” Er knetete Clouds Pobacken und ließ den Jungen damit genüsslich aufstöhnen. Dann ließ er widerwillig von seinem hübschen Spielzeug ab. Cloud stieg von ihm herunter, und mit feuerroten Wangen und einer riesigen Latte in der Hose führte er den schwarzhaarigen Mann zur Tür. Vincent richtete seinen Pferdeschwanz, der durch die wilden, ungehemmten Küsse ganz verwuschelt war, und lief dann ins Treppenhaus hinaus. Cloud nahm seinen Haustürschlüssel an sich und ging noch mit vor die Tür, in der Hoffnung auf einen weiteren Kuss von Vincent, bevor er gehen würde. Der Mann hatte Clouds Absicht durchschaut, denn sobald der blonde Junge die Haustür hinter sich zugezogen hatte, vergewisserte er sich dass das Treppenhaus leer war und riss Cloud dann an sich. Er zog ihn in die dunkelste Ecke des Treppenhauses. Das Licht war aus, und wenn überhaupt wären sie nur schemenhaft zu erkennen gewesen. Hier musste es passieren.. Auch wenn es kein schöner Ort war, Vincent wollte nicht unbefriedigt nach Hause gehen. Er streichelte das jugendliche, hübsche Gesicht und die hellblonden Haare seines Lustobjekts, streckte seine Zunge heraus und leckte über die schmalen Lippen. Dann übte er leichten Druck auf Clouds Schultern aus, und der Junge verstand sofort. Cloud ging auf die Knie, und als Vincent seine Hose öffnete und seine Boxershorts nach unten schob, erhob sich sein Glied wippend vor Clouds Gesicht. Ehrfürchtig schloss Cloud seine Finger um den Schaft. Er selbst war schon nicht schlecht ausgestattet, aber Vincent übertraf seine kühnsten Fantasien.. Er fing an, Vincent zu pumpen, brachte sein Gesicht näher an die Spitze des Glieds und lutschte zaghaft die Lusttropfen weg, die sich dort sammelten. Vincent lehnte sich gegen die Wand, schnaufte tief vor Wohlwollen, und das bestärkte Cloud in dem was er tat. Er nahm jetzt die ganze Eichel in den Mund, bewegte seine Zunge auf und ab und fing an, die glatte, heiße Haut zu lutschen. Er bewegte seine Hand dabei weiter auf und ab, und Vincents Körper signalisierte ihm unverkennbar, dass er seine Sache gut machte. Immer leidenschaftlicher saugte er an dem wild zuckenden Schwanz, führte ihn langsam immer tiefer in seinen Mund ein und bewegte seinen Kopf vor und zurück. Es bereitete ihm ein heilloses Vergnügen, den erwachsenen Mann bis an die Spitze der Ekstase zu treiben. Die Hand, die er vorher um den Schaft gelegt hatte um zu pumpen, wanderte jetzt zu Vincents prallen Hoden und massierte sie zärtlich. Cloud intensivierte das Saugen, stöhnte ausgelassen, bis Vincent schließlich vollkommen die Beherrschung verlor. Er packte den Jungen unsanft an den Haaren und fing an, mit rhythmischen Hüftbewegungen seinen Mund zu ficken. Cloud musste sich Mühe geben, mitzuhalten, und immer wieder stand er kurz davor zu würgen, aber Vincent hatte trotz seiner Hemmungslosigkeit sein Feingefühl nicht verloren und zog sich immer genau im richtigen Moment wieder zurück. “Oh.. Gott, Cloud.. Ich komme gleich..” brachte der Schwarzhaarige mit geschlossenen Augen hervor, und die Bewegungen seiner Hüfte wurden stetig schneller. Cloud verspürte ein intensives Kribbeln, freudige Erregung.. Er konnte es kaum abwarten, Vincent zum Höhepunkt zu blasen. Er ließ kurz von Vincent ab um ihn etwas zu ärgern, rieb das steife Glied links und rechts über seine glühenden Wangen, schlug es kurz gegen seine gespitzten Lippen und machte dann weiter, noch schneller und kräftiger als zuvor. Vincent stöhnte, Vincent keuchte, er krallte sich so in Clouds Haaren fest dass der Junge vor Schmerz kurz aufpiepste. Und dieses kurze schmerzverzerrte Stöhnen von Cloud reichte aus, um dem Mann den Rest zu geben. Er musste die Lippen zusammenpressen um nicht zu schreien, zog Cloud ein letztes Mal so nah an sich heran dass der Junge würgen musste, und dann kam es ihm. Es machte Cloud unheimlich geil, das Zucken des Glieds zwischen seinen Lippen zu spüren, und er merkte wie immer mehr und mehr Flüssigkeit seinen Mund füllte. Vincent hätte am liebsten geschrien, und die Tatsache dass Cloud nicht von ihm abgelassen hatte sondern sein Sperma gierig für sich beanspruchte und es auch noch schluckte, machte den Orgasmus noch intensiver. Cloud lutschte noch so lange weiter bis Vincent vollkommen schlaff geworden war, und erst dann ließ er von ihm ab und erhob sich wieder. Vincent zog ihn an sich, sah ihm in die Augen, und in seinem Blick lag eine ungekannte Zärtlichkeit. Er lächelte schwach, strich Cloud durch die Haare und wanderte dann mit seiner Hand nach unten. Als er Clouds Hose öffnen wollte, hier der Blonde ihn jedoch davon ab und schüttelte den Kopf. “Nein, nicht jetzt.. Nicht heute..” sprach er mit leiser, belegter Stimme und deutete auf die lichtumrandete Haustür. Vincent verstand was er meinte, und auch wenn er Cloud nur ungern zurücklassen wollte ohne sich vorher zu revanchieren, hätte es wenig Sinn gemacht ihm gegen seinen Willen einen zu blasen. Er schob vorsichtig sein erschlafftes Glied in seine Unterhose zurück, schloss seine Hose und küsste Cloud zärtlich auf den Mund. “Morgen.” hauchte er dann, und erntete fragende Blicke von Cloud. “Ich möchte, dass du morgen früh auf mich wartest.” hauchte er geheimnisvoll. Cloud nickte schweigend, und wurde dafür mit einem weiteren intensiven Kuss belohnt. “Ich komme so gegen neun hierher.” “Okay.” Cloud wollte noch fragen, was Vincent überhaupt vorhatte morgen, aber seine Frage wurde erneut im Keim erstickt. Es dauerte noch eine Ewigkeit, bis Vincent endlich in der Lage war sich von Cloud zu trennen, doch dann verschwand er schließlich doch im Dunkeln. Cloud wankte zur Eingangstür zurück, öffnete sie und spähte in den Flur, denn sein Körper loderte noch vor Erregung und er wusste nicht, ob Tifa nicht vielleicht schon fertig war. Er konnte aber hören wie sie sich in der Wanne bewegte, also war die Luft rein. Er lief ins Schlafzimmer, schloss die Tür vorsichtshalber hinter sich ab und zog sich aus. Er stellte sich vor den großen Spiegel an der Schiebetür des Kleiderschranks und umfasste seine pralle Erektion mit der Hand. Eigentlich wollte er es sich nicht selbst machen.. Eigentlich wollte er viel lieber auf morgen warten, bis er Vincent wiedersah, in der Hoffnung dass sie da weitermachen konnten wo sie eben aufgehört hatten. Aber er befürchtete, dass er bis dahin sicher verrückt werden würde vor Lust. Er legte stöhnend den Kopf in den Nacken als er seine eigene Eichel berührte. Er streichelte den heißen, pulsierenden Schaft und seine Hoden. Viel lieber wäre es ihm, wäre es Vincents Hand gewesen die ihn verwöhnte.. Dann fing er an, seine Hand langsam auf und ab zu bewegen, ließ sich aufs Bett nieder und dachte daran, wie schrecklich hart und riesig sich Vincents Schwanz angefühlt hatte. Er führte sich die vergangenen Momente noch mal vor Augen und verging fast vor Geilheit. Er hatte noch immer den etwas bitteren Nachgeschmack des Spermas im Mund.. Es hatte ihn so angemacht in den Mund gefickt zu werden.. Der Gedanke trieb Cloud in die Ekstase, und dann, endlich, endlich.. fand er Erlösung und entleerte sich ruckartig. Noch ganz atemlos griff er nach seinem T-Shirt, wischte sich das Sperma weg und fragte sich, in was für einen Schlamassel er da eigentlich geraten war. Was hatte Vincent mit ihm vor? Morgen, und überhaupt? Was waren Vincents Absichten, nicht nur morgen sondern generell? War er nur Vincents kleines Spielzeug, ein Zeitvertreib? Oder würde sich daraus mehr entwickeln? Nach dem was heute Abend passiert war, gab es kein Zurück mehr. Sie hatten einen Pfad betreten der im schlimmsten Fall viel zerstören konnte.. Außerdem meldete sich sein Gewissen zu Wort. Er war verdammt noch mal vergeben, und hinter Tifas Rücken mit Vincent anzubandeln war mehr als scheiße von ihm.. Er wusste nicht, wie er ihr jemals beibringen sollte dass er sie mit einem Mann betrogen hatte. Und dann auch noch mit Vincent. Es würde ihr mit Sicherheit das Herz brechen.. Er liebte Tifa, aber er liebte sie nicht so, wie man einen Partner liebt. Er sah sie eher wie eine Schwester, was wohl auch der Grund dafür war dass sie für den Sex immer viel Überredungskunst brauchte. Er fühlte sich schlecht, weil er sie so hintergangen hatte und sie über seine wirklichen Gefühle nicht in Kenntnis setzte. Es wäre richtig gewesen, ehrlich zu ihr zu sein, aber wenn er ehrlich zu ihr war, würde er sie zutiefst verletzen. Er befand sich in einer Zwickmühle, und er wusste dass irgendwann der Zeitpunkt kommen würde an dem er ihr die Wahrheit sagen musste. Sie hatte es nicht verdient, belogen zu werden. Sie verdiente jemanden, der sie wirklich aufrichtig liebte. Doch trotz seiner Gewissensbisse.. Wenn Cloud tief in sich hinein horchte, bereute er nichts von dem was heute Abend vorgefallen war. Ganz im Gegenteil.. Er hätte es wahrscheinlich jederzeit wieder so gemacht. Es fühlte sich so verdammt gut und richtig an, Vincent näher zu kommen. Und egal ob es nur um Sex ging oder sogar um mehr.. Er zog es ernsthaft in Erwägung, mit Tifa Schluss zu machen.. Kapitel 12: Kirschlikör (zensiert) ---------------------------------- Cloud musste sich zusammenreißen, doch es fiel ihm so unendlich schwer seine Enttäuschung zu verbergen. Tifa könnte jeden Moment heim kommen, und wenn sie ihn so vorfinden würde, würde sie sicher wissen wollen, was los war. Er ärgerte sich so sehr über sich selbst.. Er war so dumm, so naiv.. Was wollte er überhaupt?! Was erwartete er denn, was passiert wäre?! Er war verdammt noch mal in einer Beziehung, und Vincent war für ihn so unerreichbar wie der Mond für einen Regenwurm. Und sogar wenn der schwarzhaarige Mann sich tatsächlich für ihn interessierte - was dann? Cloud glaubte kaum, dass er an einer Beziehung interessiert war, und für eine reine Fickbeziehung wollte er die Freundschaft mit Vincent und die Beziehung zu Tifa nicht aufs Spiel setzen.. Oder doch? Irgendwie war er sich noch nicht mal dabei ganz sicher. Die arme Tifa.. Hätte sie gewusst was Cloud gerade dachte, hätte sie ihn sicher hochkant rausgeschmissen. Sie liebte ihn so sehr, doch er war einfach nicht in der Lage ihr dieselbe Liebe und Zuneigung zurückzugeben. Es ging nicht.. So sehr er sich auch angestrengt und bemüht hatte.. Tief in seinem Herzen wusste er, dass sie einfach nicht für einander bestimmt waren. Er schrak auf, als es an der Tür klopfte. Wenn man von Teufel spricht... Mit einem Seufzer erhob Cloud sich vom Fußboden. Tifa hatte wohl wieder ihren Schlüssel vergessen. Cloud bemühte sich, ein möglichst normales Gesicht zu machen und öffnete die Tür. “Hast du deinen Schlüssel vergessen?” fragte er lachend, doch er versteinerte als er sah, wer dort vor ihm stand. “Vi-Vincent...” Vincent. Ein ganz atemloser, aufgebrachter Vincent. War er zurück gerannt?? Der Schwarzhaarige sah ihn an, und Cloud erkannte sofort diesen unverwechselbaren Blick. Dieser seltsame Glanz in seinen Augen.. Vincent hatte schon einmal so geschaut.. Damals, am Krater. Und plötzlich waren alle Zweifel verschwunden, alle Sorgen wie ausgelöscht, jede Angst wie weggewischt.. Denn es war glasklar, warum Vincent jetzt hier war... Fast gleichzeitig fielen sich die beiden Männer wie ausgehungert in die Arme. Cloud spürte Hände auf seinem Gesicht, eine warme und eine kalte, metallische Hand, und im nächsten Moment verschloss Vincent seine Lippen mit einem leidenschaftlichen Kuss. Der Blonde glaubte, dahinzuschmelzen. Passierte das gerade tatsächlich?! Es kam ihm vor wie ein Traum... So unwirklich... Und doch war es real. Er merkte Vincents warme, feuchte Zunge, die sich zärtlich Zugang zu seinem Mundinneren verschaffen wollte. Er ließ ihn gewähren, gab nach, ließ Vincent wehrlos von ihm Besitz ergreifen. Seine Knie wurden wackelig und hätte Vincent ihn nicht gerade rechtzeitig fest umschlungen, wäre er mit Sicherheit zu Boden gerutscht. Clouds Herz machte Freudentänze. Seine Ohren sausten, es flimmerte vor seinen Augen und er hoffte, dass dieser Moment nie enden würde. Er stöhnte lustvoll auf, als der dunkelhaarige Schöne ihn sanft aber bestimmend gegen die Wand drückte, von seinen Lippen abließ und dann anfing, inbrünstig seinen Hals zu küssen. Immer wieder spürte Cloud Vincents Mund auf seiner Haut, seine Zunge, und so dann und wann sogar einen unkontrollierten Biss, der zwar schmerzte, aber ihn nur noch weiter erregte. Schauder um Schauder durchzog seinen Körper. Er atmete nur noch stoßweise, krallte sich hilflos in Vincents Schultern fest und atmete den sinnlichen Duft seiner Haare ein. Cloud streckte den Rücken etwas durch und Vincent raunte genießerisch. “Oh Gott... Cloud”, brachte er heiser hervor. Allein schon beim Hören seines Namens, den Vincent so voller Begehren ausgesprochen hatte, merkte Cloud wie er dahinschmolz. Doch plötzlich hörte er das Rasseln eines Schlüsselbunds und ihm fiel etwas ein, was ihn in die Realität zurückriss und ihn wie eine Salzsäule erstarren ließ. “Tifa!”, keuchte er warnend. Sofort ließ Vincent von ihm ab und die beiden Männer erkannten erschreckt, dass sie ein gewaltiges Problem hatten. Es war nämlich unübersehbar, dass sie sich eben noch fast verschlungen hätten... Verzweifelt versuchte Cloud, sich etwas einfallen zu lassen, denn wenn Tifa sie so sah... Nun ja, er wusste nicht, wie sie reagieren würde, aber er wollte es auch nicht herausfinden! “In die Küche!”, zischte er und während er die immer noch offen stehende Haustür schloss, hörte er bereits wie jemand die Treppen hochkam. Er rannte durch den Flur in Richtung Küche, rutsche unterwegs mehrmals auf dem glatten Parkettboden aus, haute sich den Zeh am Schuhschrank an, stürzte aber mit schmerzverzerrtem Gesicht weiter, in die Küche, wo Vincent schon mit ratlosem Blick auf ihn wartete. “Setz dich hin!” befahl er eilig. Er ignorierte seinen schmerzenden Fuß, flitzte wie besessen zu dem Schrank, in dem er und Tifa die guten alkoholischen Getränke aufbewahrten, krallte sich schnell irgend eine Flasche und zwei Gläser heraus und rannte wieder zu Vincent zurück. Die Beiden rissen entsetzt die Augen auf, als sie hörten wie ein Schlüssel ins Türschloss gesteckt wurde. Cloud setzte sich neben Vincent, goss sich und ihm eilig etwas ein, und gerade als man hörte wie die Tür sich öffnete, saßen die Männer mit gefüllten Gläsern am Esstisch. “Ich bin wieder da!” erklang Tifas Stimme aus dem Flur, und sie betonte das ‘da’ so melodisch, dass man deutlich heraushörte dass sie wieder gute Laune hatte. “Wir sind in der Küche.” rief Cloud zurück, und musste sich tierisch anstrengen dabei nicht seltsam zu klingen, denn sein Körper wurde immer noch von unbändiger Lust durchströmt. “Wir?” Tifa sah neugierig um die Ecke und lachte, als sie die Zwei sitzen sah. “Ah, du bist ja noch da!” stellte sie fest, aber es schien sie nicht zu stören, ganz im Gegenteil. “Gönnt ihr euch was Gutes?“ fragte sie, und die Frage war eher rhetorisch gemeint. Was Gutes gönnen.. Nein, dachte Cloud für sich, das haben wir eben getan, bevor du heim gekommen bist... “Na dann kann ich ja noch in aller Ruhe baden, wenn ihr euch noch ein wenig Gesellschaft leistet.” meinte Tifa und lächelte. “Nur zu.”, entgegnete Cloud ihr, während er einen Schluck aus seinem Glas nahm. Er hätte beinahe sein Gesicht verzogen. Kirschlikör, oh Gott, warum musste er ausgerechnet das erwischen? Tifa verschwand in Richtung Badezimmer, und Cloud stieß einen erleichterten Seufzer aus. Vincent setzte jetzt ebenfalls zum trinken an, und zu Clouds Entsetzen kippte er das komplette Glas in nur einem Zug weg. “Das hab ich jetzt gebraucht”, keuchte er erklärend, als er den entgeistertem Blick des Blonden bemerkte. Cloud grinste nur verstohlen. “Ja, das war knapp”, erwiderte er leise, “Wir sollten warten bis sie in der Wanne liegt. Bis dahin müsste sich unser ‘Problem’ auch wieder gelegt haben.” “Da bin ich mir gar nicht so sicher”, raunte Vincent langsam und erwiderte Clouds Grinsen. Er erlaubte sich, sein Glas erneut voll zu machen und auch Cloud musste zugeben, dass ein Drink wirklich keine schlechte Idee war. Als er sich vergewissert hatte, dass Tifa im Badezimmer beschäftigt war, lief er noch mal zum Schrank und holte eine andere Flasche heraus. Als er zurückkam, hatte Vincent auch das zweite Glas schon geleert. “Hier, das schmeckt besser.” Cloud setzte sich wieder und inzwischen hörte man wie die Badewanne voll lief, was den beiden Männern ein kleines Stück Sicherheit zurückgab. Sie tranken beide noch ein komplettes Glas leer und es dauerte nicht lange bis Cloud merkte, dass der Alkohol bei Vincent langsam Wirkung zeigte. Mit wollüstigem Lächeln kam er immer näher und bevor Cloud protestieren konnte, hatte er ihn am Nacken gepackt und küsste ihn erneut voller Gier. Er schmeckte nach Kirschlikör..- Und am Meisten schmeckte er... nach mehr. “Wir sollten aufpassen”, keuchte Cloud zwischen den Küssen, doch auch er selbst konnte kaum an sich halten und rückte mit seinem Stuhl so nah an Vincent heran, dass ihre Beine sich berührten. Vincent wurde übermütig. Er zog Cloud von seinem Stuhl herunter, zu sich auf den Schoß. Ein Bein links, ein Bein rechts. Seine Hände glitten auf Clouds Hintern und drückten ihn so nah an sich heran, wie es nur möglich war. Überwältigt stöhnte der Blonde auf. “Vincent“, keuchte er atemlos, “Wir müssen aufhören.” Doch Vincent wollte nicht aufhören. Auch wenn er erkannte, dass der Zeitpunkt für ihr kleines Liebesspiel mehr als schlecht gewählt war, war er schon zu geil um sich jetzt einfach so auf den Heimweg zu begeben. Aber hier drin war es zu gefährlich. “Warum hast du das bloß nicht schon gleich am Anfang der Woche getan?”, fragte Cloud ihn mit verwirrtem Blick. Vincent wusste, wie Cloud seine Äußerung meinte. “Ich war mir nicht sicher, ob du es auch willst”, erwiderte er. “Nicht bis eben.” Er knetete Clouds Pobacken und ließ den Jungen damit genüsslich aufstöhnen. Dann ließ er widerwillig von seinem hübschen Spielzeug ab. Cloud stieg von ihm herunter und mit feuerroten Wangen führte er den schwarzhaarigen Mann zur Tür. Vincent richtete seinen Pferdeschwanz, der durch die wilden, ungehemmten Küsse ganz verwuschelt war, und lief dann ins Treppenhaus hinaus. Cloud nahm seinen Haustürschlüssel an sich und ging noch mit vor die Tür, in der Hoffnung auf einen weiteren Kuss von Vincent, bevor er gehen würde. Der Mann hatte Clouds Absicht durchschaut, denn sobald der blonde Junge die Haustür hinter sich zugezogen hatte, vergewisserte er sich, dass das Treppenhaus leer war und riss Cloud dann an sich. Er zog ihn in die dunkelste Ecke des Treppenhauses. Das Licht war aus, und wenn überhaupt wären sie nur schemenhaft zu erkennen gewesen. Hier musste es passieren. Auch wenn es kein schöner Ort war, Vincent wollte nicht unbefriedigt nach Hause gehen. Er streichelte das jugendliche, hübsche Gesicht und die hellblonden Haare seines Lustobjekts, streckte seine Zunge heraus und leckte über die schmalen Lippen. Dann übte er leichten Druck auf Clouds Schultern aus und der Junge verstand sofort. Cloud ging auf die Knie, als Vincent seine Hose öffnete und seine Boxershorts nach unten schob. Vincent lehnte sich gegen die Wand, schnaufte tief vor Wohlwollen und das bestärkte Cloud in dem was er tat. Vincents Körper signalisierte ihm unverkennbar, dass er seine Sache gut machte. Es bereitete ihm ein heilloses Vergnügen, den erwachsenen Mann bis an die Spitze der Ekstase zu treiben. Vincent packte den Jungen unsanft an den Haaren, aber er hatte trotz seiner Hemmungslosigkeit sein Feingefühl nicht verloren und zog sich immer genau im richtigen Moment wieder zurück. “Oh... Gott, Cloud”, brachte der Schwarzhaarige mit geschlossenen Augen hervor und die Bewegungen seiner Hüfte wurden stetig schneller. Cloud verspürte ein intensives Kribbeln, freudige Erregung... Er ließ kurz von Vincent ab um ihn etwas zu ärgern. Vincent stöhnte, Vincent keuchte, er krallte sich so in Clouds Haaren fest dass der Junge vor Schmerz kurz aufpiepste. Und dieses kurze schmerzverzerrte Stöhnen von Cloud reichte aus, um dem Mann den Rest zu geben. Er musste die Lippen zusammenpressen um nicht zu schreien und zog Cloud ein letztes Mal so nah an sich heran, dass der Junge würgen musste. Vincent hätte am liebsten geschrien, und die Tatsache, dass Cloud nicht von ihm abgelassen hatte, machte das Erlebnis noch intensiver. Er zog ihn an sich, sah ihm in die Augen, und in seinem Blick lag eine ungekannte Zärtlichkeit. Er lächelte schwach, strich Cloud durch die Haare und wanderte dann mit seiner Hand nach unten. Als er Clouds Hose öffnen wollte, hier der Blonde ihn jedoch davon ab und schüttelte den Kopf. “Nein, nicht jetzt... Nicht heute”, sprach er mit leiser, belegter Stimme und deutete auf die lichtumrandete Haustür. Vincent verstand was er meinte, und auch wenn er Cloud nur ungern zurücklassen wollte ohne sich vorher zu revanchieren, hätte es wenig Sinn gemacht gegen seinen Willen zu handeln. Er schloss seine Hose und küsste Cloud zärtlich auf den Mund. “Morgen.”, hauchte er dann und erntete fragende Blicke von Cloud. “Ich möchte, dass du morgen früh auf mich wartest.”, hauchte er geheimnisvoll. Cloud nickte schweigend, und wurde dafür mit einem weiteren intensiven Kuss belohnt. “Ich komme so gegen neun hierher.” “Okay.” Cloud wollte noch fragen, was Vincent überhaupt vorhatte morgen, aber seine Frage wurde erneut im Keim erstickt. Es dauerte noch eine Ewigkeit, bis Vincent endlich in der Lage war sich von Cloud zu trennen, doch dann verschwand er schließlich doch im Dunkeln. Cloud wankte zur Eingangstür zurück, öffnete sie und spähte in den Flur, denn sein Körper loderte noch vor Erregung und er wusste nicht, ob Tifa nicht vielleicht schon fertig war. Er konnte aber hören, wie sie sich in der Wanne bewegte, also war die Luft rein. Er lief ins Schlafzimmer, schloss die Tür vorsichtshalber hinter sich ab und zog sich aus. Er stellte sich vor den großen Spiegel an der Schiebetür des Kleiderschranks. Eigentlich wollte er es sich nicht selbst machen. Eigentlich wollte er viel lieber auf morgen warten, bis er Vincent wiedersah, in der Hoffnung, dass sie da weitermachen konnten wo sie eben aufgehört hatten. Aber er befürchtete, dass er bis dahin sicher verrückt werden würde vor Lust. Er legte stöhnend den Kopf in den Nacken. Viel lieber wäre es ihm, wäre es Vincents Hand gewesen die ihn verwöhnte.. Dann ließ er sich aufs Bett nieder, führte sich die vergangenen Momente noch mal vor Augen und verging fast vor Geilheit. Es hatte ihn so angemacht. Der Gedanke trieb Cloud in die Ekstase, und dann, endlich, endlich.. fand er Erlösung. Noch ganz atemlos griff er nach seinem T-Shirt, wischte sich trocken und fragte sich, in was für einen Schlamassel er da eigentlich geraten war. Was hatte Vincent mit ihm vor? Morgen, und überhaupt? Was waren Vincents Absichten, nicht nur morgen sondern generell? War er nur Vincents kleines Spielzeug, ein Zeitvertreib? Oder würde sich daraus mehr entwickeln? Nach dem was heute Abend passiert war, gab es kein Zurück mehr. Sie hatten einen Pfad betreten der im schlimmsten Fall viel zerstören konnte.. Außerdem meldete sich sein Gewissen zu Wort. Er war verdammt noch mal vergeben, und hinter Tifas Rücken mit Vincent anzubandeln war mehr als scheiße von ihm.. Er wusste nicht, wie er ihr jemals beibringen sollte dass er sie mit einem Mann betrogen hatte. Und dann auch noch mit Vincent. Es würde ihr mit Sicherheit das Herz brechen... Er liebte Tifa, aber er liebte sie nicht so, wie man einen Partner liebt. Er sah sie eher wie eine Schwester, was wohl auch der Grund dafür war dass sie für den Sex immer viel Überredungskunst brauchte. Er fühlte sich schlecht, weil er sie so hintergangen hatte und sie über seine wirklichen Gefühle nicht in Kenntnis setzte. Es wäre richtig gewesen, ehrlich zu ihr zu sein, aber wenn er ehrlich zu ihr war, würde er sie zutiefst verletzen. Er befand sich in einer Zwickmühle, und er wusste dass irgendwann der Zeitpunkt kommen würde an dem er ihr die Wahrheit sagen musste. Sie hatte es nicht verdient, belogen zu werden. Sie verdiente jemanden, der sie wirklich aufrichtig liebte. Doch trotz seiner Gewissensbisse... Wenn Cloud tief in sich hinein horchte, bereute er nichts von dem was heute Abend vorgefallen war. Ganz im Gegenteil... Er hätte es wahrscheinlich jederzeit wieder so gemacht. Es fühlte sich so verdammt gut und richtig an, Vincent näher zu kommen. Und egal ob es nur um Sex ging oder sogar um mehr... Er zog es ernsthaft in Erwägung, mit Tifa Schluss zu machen.. Kapitel 13: Ungekannte Wut -------------------------- Cloud hätte sich gar keinen Wecker zu stellen brauchen. Die halbe Nacht lang lag er wach und zerbrach sich den Kopf. Über Vincent, Tifa, und wie zum Teufel es jetzt weitergehen sollte. Er hatte sich schon wieder mit Tifa gestritten, denn sie hatte sich nach dem Baden frisch rasiert und eingeölt an ihn rangemacht, aber ihre ganze Mühe war vergeblich, bei ihm hatte sich rein gar nichts getan. Das hatte die junge Frau verständlicherweise schwer gekränkt, und das eine führte zum anderen. Irgendwann hatten sie sich nur noch laut angeschrien. Er hatte ihr an den Kopf geworfen, sie würde ihn ja auch viel zu sehr unter Druck setzen, sie warf ihm vor, ihr dauernd aus dem Weg zu gehen. Irgendwann hatte sie ihn gefragt, ob er sie überhaupt noch lieben würde, und als er daraufhin verdutzt schwieg war sie völlig ausgeflippt und hatte ihm - nackt und eingeölt wie sie war - mit sämtlichem beworfen was nicht niet- und nagelfest war. Nachdem ihn schließlich eine massive Tonfigur am Kopf getroffen hatte (Ein dicker Mogri, den Marlene vor einiger Zeit in stundenlanger Arbeit für Tifa gebastelt hatte) war er ins Hobbyzimmer geflüchtet und hatte sich kurzerhand dort eingeschlossen. Zuerst hatte Tifa wie eine Besessene gegen die Tür gehämmert und ihn angeschrien, doch als irgendwann die Nachbarn klingelten und sich beschwerten, hatte sie erschrocken aufgehört und sich dann voller Scham bei ihm entschuldigt. Sie hatten sich also wieder vertragen, aber die Stimmung danach war trotzdem nicht gerade großartig. Zum tausendsten Mal sah Cloud auf die Uhr. Kurz vor sechs.. Die Zeit schlich voran.. Hätte sie sich gestern Abend bloß so viel Zeit gelassen, als Vincent unverhofft zurückgekommen war.. Noch ganze drei Stunden, bis der Schwarzhaarige vorbeikommen und ihn endlich von dieser Nerven zerreißenden Warterei erlösen würde. Cloud hielt es nicht mehr aus. Er stieg aus dem Bett, zog sich an und lief in die Küche. Während er wohlriechendes Kaffeepulver in einen Filter löffelte, biss er nervös auf seiner Unterlippe herum. Seine Hand schmerzte von dem Schnitt den er sich gestern aus Versehen zugefügt hatte. Er machte die Kaffeemaschine an und setzte sich an den Tisch. Die einzigen Geräusche um ihn herum waren das vertraute Plätschern des Kaffees der durchlief, und das leise Ticken der Küchenuhr. Cloud seufzte und fuhr sich durch die Haare. In seinem Bauch brodelte es, und er ahnte dass er bald auf die Toilette musste. Stresszustände schlugen ihm immer gern auf den Verdauungstrakt. Und er hatte recht, denn schon wenig später krampfte und schmerzte es fürchterlich. Er kannte es bereits von früher, und er wusste dass es bald wieder aufhören würde. Trotzdem nahm er sicherheitshalber eine Schmerztablette. Sonst machte er das nicht so schnell, denn es hatte ihm bisher nur wenig gebracht, aber irgendwie hatte er wohl die Hoffnung, es würde ihm heute was helfen, sei es auch nur durch seine eigene Einbildung. Als der Kaffee fertig war und seinen betörenden Duft verströmte, schenkte Cloud sich eine große Tasse damit voll und setzte sich wieder hin. Die Zeit verstrich wie in Zeitlupe, und Cloud fragte sich ob Tifa aufwachen würde bevor Vincent kam. Wenn nein, sollte er sie vielleicht wecken? Lieber nicht, denn er wusste ja nicht genau was Vincent vorhatte.. Die Frage erübrigte sich allerdings von allein, als Tifa um halb neun in die Küche geschlendert kam und ihn mit verschlafenem Blick musterte. “Schon wieder so früh wach..” stellte sie fest und gähnte. Sie stellte sich hinter ihn, kraulte ihm den Nacken und flüsterte ihm mit ihrer verführerischten Stimme ins Ohr. “Komm doch wieder ins Bett.. Ich möchte mein Verhalten von gestern so gerne wieder gut machen..” Ihre Hände glitten von seinen Schultern über seinen Brustkorb abwärts, und obwohl Cloud genau wusste dass sie sich aufregen würde, antwortete er: “Das geht nicht.. Vincent kommt in einer halben Stunde vorbei.” Er merkte wie die Hände abrupt erstarrten und sich dann komplett von ihm entfernten. “Vincent? Was will der denn schon wieder hier?” Er hörte genau an ihrem Tonfall, dass es ihr grad gar nicht passte dass Vincent vorbeikommen wollte. Es ärgerte ihn. “’Der’, wie du ihn so abfällig nennst, hat sich die ganze vergangene Woche frei genommen um mir Gesellschaft zu leisten, damit du arbeiten gehen kannst.” sprach er harsch, und er legte absichtlich denselben vorwurfsvollen Ton in seine Stimme, wie sie es sonst immer tat. “Das weiß ich ja.” knurrte Tifa, während sie sich eine Tasse schnappte, “Aber jetzt ist Wochenende. Ich hatte mich auf ein Wochenende nur mit dir gefreut..” Sie schenkte sich Kaffee ein, stellte die Tasse auf den Tisch ab und setzte sich Cloud gegenüber. “Was will er denn überhaupt?!” “Ich weiß es nicht genau.“ erwiderte Cloud. “Wahrscheinlich soll ich ihm was helfen, und das tue ich auch gern, denn er hat mich immerhin vor dem sicheren Tod bewahrt und sich in der vergangenen Woche den Arsch für mich aufgerissen.” Clouds Argumente waren einfach zu stark, und Tifa seufzte nur gereizt. Sie traute sich nicht, noch etwas zu sagen, denn sie wusste genau dass sie nicht in der Position war, sich über Vincent zu beschweren. Cloud sah ihr aber an, dass sie am Liebsten den kompletten Esstisch in seine Einzelteile zerlegt hätte. Sie war wütend. “Ich hoffe, es dauert nicht zu lang.” brummte sie nach einiger Zeit mürrisch. “Ich wollte eigentlich mal mit dir raus, irgendwas unternehmen. Du hast die ganze Woche in der Wohnung gehockt, etwas frische Luft würde dir gut tun.” Cloud antwortete ihr nicht, was ihre Stimmung zusehends verschlechterte. Als es an der Tür klingelte, verdrehte Tifa genervt die Augen. Cloud warf ihr einen strafenden Blick zu und lief zur Tür. Er öffnete und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen als er Vincent erblickte, der in seinem neuen Freizeitoutfit auf der Türmatte stand. Der Schwarzhaarige erwiderte sein Lächeln freudig - etwas, woran Cloud sich noch immer gewöhnen musste. Bevor Cloud etwas sagen konnte, hob Vincent etwas in die Höhe, das er mitgebracht hatte. Ein Motorradhelm? Der Blonde runzelte mit fragendem Blick die Stirn. “Geh, hol deinen Garagenschlüssel und deinen Rucksack. Pack das Nötigste ein. Wir fahren raus.” befahl Vincent, und auch wenn Cloud es nicht wirklich gewohnt war dass der schlanke Mann ihn herumkommandierte, nickte er folgsam. “Und pack das Zelt mit ein. Diesmal kann Cid dich nicht retten.” fügte Vincent mit einem Zwinkern hinzu. Cloud grinste verstohlen, nickte erneut und eilte dann davon, um zu tun was ihm aufgetragen wurde. Als er an der Küche vorbeirannte, sah Tifa ihm verwundert nach. “Was ist denn los? Was hast du vor?” rief sie ihm hinterher. “Wegfahren.” antwortete er aus dem Schlafzimmer. Er hörte wie sie ihren Stuhl zurückschob, und wenig später stand sie im Türrahmen, die Hände missmutig in die Hüften gestemmt und mit einem Blick, als würde sie gleich auf ihn losgehen. “Wegfahren?” wiederholte sie nur grimmig, und Cloud hatte das ungute Gefühl dass genau jetzt die Situation folgen könnte, vor der er die ganze Zeit schon davongelaufen war. “Wohin?” “Ich weiß es nicht. Ist eine Überraschung, schätz ich mal.” “Cloud, das ist jetzt nicht dein Ernst..” Er antwortete ihr nicht - Was sollte er ihr denn auch antworten, denn es war ja durchaus sein Ernst. Als sie sah dass er sein Zelt einpackte, riss sie empört die Augen auf. “Was glaubst du denn, wie lang ihr wegbleibt?!” Cloud stand auf. Er wollte sie wirklich nicht verärgern, aber er wusste dass das gerade unmöglich war, egal was er ihr sagen würde. Aber eines würde er ganz sicher nicht tun: Daheim bleiben. “Tifa, ich sagte doch, ich weiß es nicht.” sprach er mit sanfter Stimme. “Beruhige dich bitte. Ich fahr doch nur weg, das kann ja keine Wochen dauern.. Wir holen es einfach nach. Spätestens am Montag bin ich doch wieder da, ich will ja schließlich wieder zur Patrouille.” “Spätestens.. Am Montag?!” Viel fehlte nicht bis zu einer Hysterie, da war Cloud sich sicher. Tifa stürmte wutentbrannt aus dem Schlafzimmer, kam wenige Sekunden später aber wieder zurück und hob drohend ihren Zeigefinger. “Wenn du mich jetzt wirklich das ganze Wochenende hier allein lässt, Cloud..” fing sie mit wutentbrannter Stimme an, und sie musste sich sammeln bevor sie weiter sprach. “Wenn du DAS tust.. Dann brauchst du nicht mehr wiederzukommen.” Cloud trat nah an sie heran, so nah, dass ihr immer noch erhobener Finger sich in seine Brust bohrte. Sie hatte es tatsächlich geschafft ihn zu verletzen, und er tat automatisch das, was er oft tat, wenn er merkte dass er verletzbar war: Er griff an. “Ich hoffe, das ist ein Versprechen, das du auch hältst.” zischte er zornig, noch bevor er überdacht hatte was er damit anrichten würde. Die Worte erfüllten ihren Zweck. Er sah zu, wie Tifa langsam klar wurde, was er soeben zu ihr gesagt hatte. Dann füllten sich ihre Augen mit Tränen, und sie kapitulierte. Man sah förmlich, wie ein Teil ihrer Wut und Trauer umschlug. Kurz fühlte Cloud sich ihr überlegen und genoss es, dass er das Wortgefecht gewonnen hatte, doch schon im nächsten Moment erkannte er, dass er gerade das getan hatte was er immer vermeiden wollte.. Er hatte ihr weh getan. “Tifa, ich.. Es tut mir leid, das war nicht so gemeint..” fing er voller Bestürzung an, doch als er sie anfassen wollte um sie zu tröstend, riss sie sich von ihm los. Ihre Augen funkelten gekränkt und wutentbrannt. “Los, raus.” fauchte sie erbittert, und zeigte ihm den Weg zur Tür. “Tifa, bitte…” “RAUS!!!! SOFORT!!!” Cloud ahnte, dass er nichts tun konnte um sie zu beruhigen. Zögerlich nahm er seine Sachen und lief an ihr vorbei. Sie sah ihm nicht mehr in die Augen, aber Tränen strömten über ihre Wangen. Schweren Herzens lief er durch das Wohnzimmer in den Flur, wo ihm Vincent entgegenkam, der die Schreie gehört hatte und sich Sorgen machte. “Ist alles in Ordnung?” fragte er hastig, doch Cloud packte ihn nur schweigend am Arm und zerrte ihn mit sich, raus aus dem Apartment. Er wollte nicht, dass Tifa ihn sah und sich nachher auch noch an ihm ausließ. “Tifa ist stinksauer..” erklärte er betrübt, während sie die Treppen herunterließen. “Weil du mit mir wegfährst?” ahnte Vincent, und Cloud nickte. “Ich dachte schon, du hättest ihr gebeichtet, dass wir..” “Nein, nein.” unterbrach Cloud ihn rasch, und trotz des eben geführten Streits musste er kurz grinsen. Sie liefen zusammen zur Garage, und Cloud schloss auf. “Meinst du, das wird wieder? Mit dir und Tifa?” fragte Vincent vorsichtig. Er fühlte sich mitverantwortlich für den Streit der Beiden, und es tat ihm leid, aber er würde lügen wenn er sagen würde dass er nicht irgendwo auch hoffte dass das die Chancen für ihn erhöhte. Er hatte lange darüber nachgedacht, ob Cloud denn überhaupt offen dafür sein würde, sich langfristig auf ihn einzulassen, denn jetzt wo sie sich näher gekommen waren merkte er deutlich, dass er für den Blonden mehr als nut Fleischeslust empfand. Auch wenn ihn das verunsicherte, hoffte er dass es Cloud ähnlich empfinden würde wie er. Aber er wollte vorsichtig sein, und vor allem nicht zu taktlos. Immerhin führte Cloud eigentlich eine Beziehung, auch wenn es gerade wohl nicht sehr gut lief. “Ich weiß es nicht.” gestand Cloud ihm leise, doch weiter äußerte er sich dazu nicht. Vincent wollte auch nicht weiter in seinen Wunden bohren, sondern witterte eher die Chance, den Jungen etwas aufzuheitern. Sie standen in der halbdunklen Garage, es war weit und breit niemand zu sehen, und er konnte nicht anders als den Blonden ungeduldig an sich zu ziehen. Sie sahen sich einen kurzen Augenblick in die Augen, und Vincent verspürte ein wohliges Kribbeln im Bauch. Er fuhr mit der Hand durch Clouds Haare, drückte seine Nasenspitze gegen die des Jungen und küsste ihn dann leidenschaftlich. “Komm, lass uns fahren. Bloß weit weg von hier.” hauchte er liebevoll, und Cloud nickte. “Gib mir den Schlüssel. Ich fahre. Du hast für heute schon genug erlebt.” Zuerst wollte Cloud verwundert fragen, ob Vincent denn überhaupt Motorrad fahren konnte, doch er ließ es dann doch. Der Ex-Turk hätte es ihm bestimmt nicht angeboten, wenn er nicht die entsprechende Fähigkeit hatte. Gehorsam händigte er die Schlüssel aus. Auch wenn seine Maschine ihm heilig war, vertraute er Vincent genug um sie ihm zu überlassen, und das hieß schon eine ganze Menge. Die beiden Männer zogen ihre Helme auf, Vincent setzte sich auf das mattschwarze Baby und fuhr es aus der Garage. Vorsichtig schloss Cloud das Garagentor, verschloss es wieder und stieg dann hinten auf. Als Vincent losfuhr, klammerte Cloud sich um die Taille des Mannes - zuerst zögerlich, doch dann, als er erkannte dass die Fahrt an sich schon eine aufregende Sache werden könnte, krallte er sich immer fester an seinen Fahrer. Vincent hatte seine Haare wieder zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie kitzelten Clouds Gesicht. Vincents breite Schultern machten ihn tierisch an, und die Arme so um seine Taille geschlossen zu halten erregte ihn noch mehr. Irgendwie schämte Cloud sich. Kaum war er bei Tifa weg, hatte er wieder nur Augen für Vincent, und er konnte sich kaum beherrschen. Aber es war einfach zu verführerisch.. Sie verließen Midgar und fuhren nach Norden über eine verlassene Straße, die kaum als solche zu erkennen war. Der Regen der vergangenen Tage hatte sich verzogen und die Sonne wieder freigegeben, der Himmel war blau und es war das perfekte Wetter, um Motorrad zu fahren. Aber wohin genau fuhren sie? Im Norden gab es nichts, dachte Cloud, keine Stadt, keine Menschenseele, nichts.. Diese Vorstellung ließ Clouds Herz vor Aufregung höher schlagen. Was hatte Vincent mit ihm vor, ganz allein, da draußen? Er spürte wie sein Körper auf den Gedanken reagierte. Seine Hände wurden schwitzig. Eigentlich wollte er sie sich nur mal nacheinander an seiner Hose abwischen, doch als er sie danach wieder zurücklegte fiel ihm auf, dass sie doch nur sooo knapp über Vincents Schritt lagen. Er konnte den Knopf an Vincents Jeans spüren.. Und ihm kam ein äußerst verlockender Gedanke in den Sinn. Er überlegte noch ewig lang, ob er seine Fantasie tatsächlich in die Tat umsetzen sollte, aber wenn nicht hier und jetzt mit Vincent, wann denn dann? Wer weiß, ob er jemals wieder so eine Gelegenheit bekommen würde. Jetzt da er wusste dass der Schwarzhaarige auch auf ihn abfuhr, Tifa ihn rausgeschmissen hatte und seine Beziehung am Arsch war.. Was hielt ihn dann eigentlich noch auf? Langsam öffnete er den Knopf an Vincents Hose, der ihm den Weg auf das Objekt seiner Begierde versperrte. Er wollte nicht, dass Vincent sofort merkte was er tat, also tat er es mit äußerster Vorsicht. Er achtete mit angehaltenem Atem darauf, ob der Mann sich irgendwie regte und etwas bemerkt haben könnte, aber Vincent saß noch genau so konzentriert vor ihm wie vorher. Irgendwann musste er es aber merken, denn jetzt musste Cloud ja schließlich hinter seine Kleidung fassen. Als er sich schließlich überwinden konnte und mit pochendem Herzen seine Hand hinter die geöffnete Hose gleiten ließ, merkte er sofort wie Vincent zusammenzuckte. Da er weder das Gesicht noch die Körpersprache des Mannes erkennen konnte, musste er sich auf sein Gefühl verlassen, und er ging davon aus dass dem Schwarzhaarigen gefiel was er tat. Zielsicher griff er nach dem Glied seines Freundes und stellte mit Wohlgefallen fest, dass es bereits anfing hart zu werden. Mit fließenden, gekonnten Bewegungen erledigte er auch noch das letzte Bisschen, und genoss es den Schwanz wieder in voller Pracht in seiner Hand zu halten. Vincent hatte das Fahrttempo stark reduziert, und Cloud vermutete dass es daran lag dass seine Konzentration sich gerade irgendwo anders hin verlagerte. Auch Cloud selbst war zu voller Größe angewachsen, und er empfand seine Hose als unglaublich einengend und lästig. So während der Fahrt konnte er sich aber schlecht ausziehen, deswegen konzentrierte er sich lieber auf das, was er in den Händen hielt. Er merkte, wie Vincent unter seinen stets schneller werdenden Bewegungen immer mehr Mühe hatte, seinen Blick auf der Straße zu halten. Das Motorrad schwankte manchmal etwas, aber trotzdem hatte Cloud nicht den Eindruck dass es für sie zu gefährlich wurde. Irgendwann, als er trotz des Geräusch des Motors und des Helmes Vincents Stöhnen hören konnte, wusste er dass er bald schon sein Ziel erreicht hatte. Doch noch bevor er dazu kam, sich über diesen Gedanken zu freuen, stieg der Schwarzhaarige plötzlich auf die Bremse und brachte das Motorrad zum Stillstand. Er riss sich von dem völlig verblüfften Jungen los, packte ihn und hob ihn vom Motorrad herunter. Dann entfernte er seinen Helm und wies Cloud wortlos an, dasselbe zu tun. “Was glaubst du eigentlich, was du da machst?” fragte er in herrischem Ton, und der Blonde sah ihn nur entsetzt an. Vincent wiederholte seine Frage, diesmal noch lauter und eindringlicher. Clouds Hals war wie zugeschnürt. Er zuckte überrumpelt und verunsichert die Schultern. “Ich dachte, es würde dir gefallen..” stammelte er, während sein Selbstbewusstsein sich gerade mit Handkuss von ihm verabschiedete. Was war denn jetzt auf einmal los?? Vincent war plötzlich wie ein anderer Mensch. Seine blutroten Augen schienen noch intensiver zu glühen als sonst, und seine Atmung war schwer und langsam. Er wirkte gerade so bedrohlich auf Cloud, dass dieser am Liebsten in Grund und Boden versunken oder sogar davongelaufen wäre, aber er war wie angewurzelt. Was hatte er bloß falsch gemacht?! Kapitel 14: Revanche -------------------- Vincent bäumte sich vor ihm auf, sah ihn von oben herab an - und stieß ihn dann ohne Vorwarnung nach hinten. Es kam so unerwartet, dass Cloud unsanft auf dem Rücken landete. Er bekam keine Zeit, sich wieder aufzurappeln. Schon im nächsten Moment lastete Vincents Gewicht auf seinen Oberschenkeln. Er hatte immer noch sein steifes Glied aus der Hose hängen - oder besser gesagt, stehen. “Du denkst doch nicht wirklich, dass ich es zulasse dass du mir einen runterholst, während ich mich bei dir noch gar nicht revanchiert habe?” sprach er, doch plötzlich war seine Stimme dabei wieder ganz sanft. Cloud sah mit verwirrten Augen zu ihm auf. Vincent war wieder der Alte, er erkannte es auch an seinen Augen. Sie waren nicht mehr wuterfüllt, sondern voller Verlangen und Neugier. Der Schreck steckte Cloud noch in den Knochen, sein Rücken schmerzte vom Aufprall auf den Boden, aber es hatte ihn trotzdem immens erregt wie autoritär sich der Größere ihm gegenüber Verhalten hatte. War das eben vielleicht Chaos gewesen, der aus ihm gesprochen hatte? Diese Verachtung in seiner Stimme, diese Wut in seinen Augen.. Es erinnerte ihn an… - Nein, nein, er wollte nicht an ihn erinnert werden!! Nicht jetzt!! Er schloss die Augen und zwang sich verzweifelt, bei der Sache zu bleiben. Vincent hatte Clouds Oberteil nach oben geschoben und seinen Bauch freigelegt, öffnete gerade die Hose des jungen Mannes und stieß einen entzückten Laut aus als Clouds Schwanz ihm schon freudig entgegen sprang. “Du bist so schön, Cloud..” hauchte er überschwänglich. “So wunderschön und makellos..” Er beugte sich herab und küsste begierig Clouds Bauch. Der Junge musste sich beherrschen um nicht laut aufzustöhnen, was Vincents Aufmerksamkeit erregte. Langsam kam er auf allen Vieren näher, bis er sich genau über Cloud befand. Er brachte sein Gesicht so nah an das von Cloud, dass der Blonde glaubte, er würde ihn küssen - doch das tat er nicht. Er tat nichts, gar nichts.. außer den Jüngeren anzusehen. Zehn Sekunden, zwanzig Sekunden, eine Minute lang. Seine Lippen waren nur wenige Millimeter von Clouds entfernt, und je mehr Zeit verstrich, umso mehr empfand Cloud es als Qual. Vincents Augen schienen ihn zu verschlingen, aber warum tat er nichts? Clouds Körper pochte vor Erregung und allein schon Vincents Atem auf seiner Haut trieb ihn fast in den Wahnsinn. Irgendwann hielt er es nicht mehr aus und wollte hochschnellen um seinerseits den Mann zu küssen, doch Vincent wich zurück, schnappte sich Clouds Handgelenke und drückte ihn wieder zu Boden. Er war dabei nicht sonderlich grob, aber er stellte unmissverständlich klar, dass der Blonde sich nicht regen sollte. Irgendwann öffnete er den Mund, um etwas zu sagen. “Warum versuchst du, dich zurückzuhalten?” fragte er sanft. Cloud beobachtete seine schmalen Lippen beim Sprechen. Sie waren so verführerisch. Wohlgeformt, blass und leicht glänzend von seinem eigenen Speichel. “Wir sind hier komplett allein..” fuhr Vincent fast flüsternd fort und schenkte Cloud ein verheißungsvolles Schmunzeln. “Ich möchte, dass du dich fallen lässt. Genieße. Du brauchst dich nicht mehr zu zügeln. Sei so laut, wie es dir gefällt.” Dann, endlich, küsste er den jungen Mann unter sich und Cloud erwiderte den Kuss voller Dankbarkeit und Lust. Vincent löste sich wieder legte seine Lippen an Clouds Ohr und wisperte: “Ich möchte dass du stöhnst.. Ich möchte dass du schreist.. Ich will dass du vergehst vor Genuss.” Und Cloud stöhnte tatsächlich.. Die sinnlich geflüsterten Worte lösten eine unbändige Gier in ihm aus. Sein ganzer Körper schauderte. Er wollte, dass Vincent endlich weitermachte statt ihn nur mit Worten zu erregen, aber den Gefallen tat der Schwarzhaarige ihm nicht. Jedenfalls nicht gleich. “Ist es das, was du dir von unserem Ausflug erhofft hast?” fragte er, und Cloud nickte willenlos. Er hätte alles abgenickt, Hauptsache es ging weiter. Aber Vincent genoss es, den Jungen so auf die Folter zu spannen, ihn hinzuhalten. “Was hast du dir denn genau erhofft?” fragte er weiter. Cloud sah ihn mit fragenden, verwirrten Augen an, und er wusste dass Vincent eine Antwort von ihm hören wollte. “Na los, sag es.. Was hast du gehofft, was wir tun würden?” Als Cloud nur hilfloses, wirres Gestotter hervorbrachte, ließ Vincent seine rechte Hand zu Clouds hartem Glied wandern, legte die Finger darum und fing an, es sanft zu massieren. “Sowas?“ Der Blonde stöhnte auf, verzog sein Gesicht vor Erregung und nickte. Er spannte seine Muskeln an und schob seine Hüfte etwas nach oben, Vincents Hand entgegen. “Gefällt dir das?” wollte Vincent wissen. Cloud nickte erneut. “Sag es.” befahl der Schwarzhaarige flüsternd. “Sag mir, dass es dir gefällt..” “Es.. ge-gefällt.. mir..” keuchte der blonde Junge gefügig. Ein zufriedenes Grinsen überflog Vincents Gesicht. Es war unglaublich. Der sonst so distanzierte, unbeugsame Blonde lag winselnd unter ihm. Er spielte mit ihm, hatte die komplette Kontrolle über ihn, und er nutzte es schamlos aus. Es erfüllte ihn mit einem pervers geilen Gefühl von Macht. Aber er hatte nicht vergessen, dass er diesmal an der Reihe war, Cloud Vergnügen zu bereiten. “Du bleibst schön liegen.” Er zog sich nach hinten zurück, dahin, wo seine rechte Hand schon war. Wieder landeten seine Lippen auf der weichen Haut unterhalb von Clouds Bauchnabel. Er küsste sie, ließ dann seine Zunge nach unten wandern, an der Straße zum Glück entlang. Dass Cloud überhaupt Haare an der Stelle hatte, hätte Vincent nicht erwartet, aber er fand den schmalen Streifen blondes Haar mehr als sexy. Er fuhr kurz mit seinen Fingern darüber und bewegte sich dann weiter abwärts. Clouds Männlichkeit sollte nun seine volle Aufmerksamkeit bekommen. Zuerst spielte er nur mit ihm, leckte und knabberte an der Eichel, streichelte sanft den Schaft und massierte die Hoden. Aber genau wie Cloud wurde auch er jetzt langsam ungeduldig. Getrieben von seiner zunehmenden Geilheit wollte er mehr, nahm Clouds hartes Glied bis knapp unter der Eichel in seine Mundhöhle auf. Er fing an, begierig an der Spitze zu lutschen, bewegte gleichzeitig seine Hand am Schaft auf und ab. Cloud zuckte und wand sich unter ihm, stöhnte immer lauter, grub seine Finger verzweifelt in die Erde. Der Blonde würde nicht sehr lange brauchen bis er kam, das ahnte Vincent schon. Langsam nahm er mehr von Cloud in sich auf. Der Kleine war nicht so gut bestückt wie er, aber es stellte sich als Vorteil heraus, denn anders als Cloud war Vincent in der Lage, das Glied komplett in seinen Mund verschwinden zu lassen. Dass der Schwarzhaarige ihn komplett in sich aufgenommen hatte, ließ Cloud laut aufstöhnen. Es fühlte sich so herrlich an. Er konnte nicht anders als leicht seine Hüften zu bewegen. Vincents Lippen umschlossen ihn so fest, dass ihm ganz anders wurde. Er spürte die Zunge des Mannes, die seinen Schaft liebkoste. “Ich.. Ich komme gleich..” brachte Cloud schon bald mit stockendem Atem hervor. Vincent ließ kurz von ihm ab, um ihm in die Augen zu sehen und lüstern zu grinsen. Dann nahm er den Schwanz seines Freundes wieder vollständig seinen Mund und bewegte seinen Kopf auf und ab, immer schneller und mit immer mehr Druck. Cloud schrie jetzt fast vor Lust. Vincent wusste genau, was er tun musste. Jeder Handgriff, jede Bewegung wurde mit fast perfektionistischer Genauigkeit ausgeführt. Und obwohl er nur seine eine, gesunde Hand benutzte beherrschte er dieses Spiel als ob er nie etwas anderes getan hatte. Eine Mischung aus Speichel und Lusttropfen - vielleicht auch schon etwas Sperma von mehreren beinahe-Höhepunkten - floss an Clouds Hoden und Schenkelinnenseiten entlang. Alles fühlte sich nass und heiß an, und Cloud jammerte heiser, weil er genau merkte dass bis zu seinem Orgasmus nicht mehr viel fehlte. Er wollte noch nicht kommen, aber er wollte auch nicht, dass Vincent damit aufhörte ihn zu befriedigen. Doch der Schwarzhaarige hatte auch nicht vor, damit aufzuhören. Er nahm auch seine linke Hand hinzu, aber nur, um Clouds Glied am Ansatz festzuhalten. Er bewegte seine andere Hand langsam weiter nach unten, während er Cloud weiterhin gekonnt oral verwöhnte. Cloud erstarrte als er merkte dass der Mann anfing, mit leichtem Druck seinen Damm zu massieren. Zuerst war er wie gelähmt, denn an der Stelle berührte er sich selbst sonst nicht wirklich, und er war dort erst recht nicht von jemand Anderem berührt worden. Es fühlte sich jedoch so unheimlich geil an, dass er sich schon nach kurzer Zeit wieder entspannte und sich diesem neuen, ungewohnten Gefühl völlig hingab. Er fühlte sich, als würde er vor Hitze vergehen und zu einer brodelnd heißen Pfütze zerschmelzen.. Stöhnend und schreiend suchte er Halt an den langen Haaren seines Peinigers. Vincent ließ sich Zeit. Er wanderte Stückchen für Stückchen weiter abwärts, massierte zärtlich, in kreisenden Bewegungen, während er noch immer lustvoll an Clouds Männlichkeit saugte. Es erfüllte ihn mit Genugtuung als er merkte, dass der junge Blonde schon ganz von allein die Beine spreizte. Der Kleine lernte schnell dazu, und auch wenn er sich anfänglich noch etwas geziemt hatte merkte Vincent genau, wie sehr er es genoss. Die Speichel-Sperma-Mischung die an Cloud herunter lief war ein hervorragendes Gleitmittel, dachte er voller Wollust, und irgendwann hatte er mit seinen Fingern die heiße, vor Lust bebende Öffnung seines Opfers erreicht. Als er seinen Daumen spielerisch über Clouds Eingang bewegte, stöhnte nicht nur Cloud auf, sondern auch er selbst. “Bitte..” keuchte der Junge plötzlich verzweifelt von weiter oben, “Ich hab noch nie..-” Noch bevor Cloud seinen Satz zu Ende gesprochen hatte, hatte Vincent plötzlich von ihm abgelassen und war auf ihn zugeschnellt. Er legte ihm seinen Zeigefinger auf die Lippen. “Sschhhht.” brachte er nur ruhig hervor. “Ich werde nichts tun, was dir nicht gefällt, oder was du nicht willst. Wir haben alle Zeit der Welt.. Und ich verspreche dir, ich werde vorsichtig sein und dir nicht weh tun.” Es war seltsam, solche Dinge aus dem Mund des Mannes zu hören. Aber mittlerweile überraschte Cloud fast gar nichts mehr. Vincent hielt kurz inne, und sein Blick wurde fragend. “Vertraust du mir?” “Ja.” erwiderte Cloud, ohne mit der Wimper zu zucken. Er hatte für seine Antwort seltsamerweise nicht eine Sekunde überlegen müssen. Als ihm das klar wurde, erfüllte ein angenehmes Kribbeln seine Bauchgegend. Er vertraute Vincent tatsächlich bedingungslos.. Vincent sagte erstmal nichts. Er sah den Jungen nur schweigend an, wirkte leicht fassungslos und Cloud ahnte, dass seine rasche, selbstsichere Antwort auch für den Schwarzhaarigen überraschend gekommen war. “Sehr gut..” erwiderte der Größere schließlich und der Hauch eines Lächelns überflog sein schmales Gesicht. Aus dem Lächeln wurde ein freches Grinsen, als er fragte: “Kann es weitergehen?” Cloud nickte eifrig. Die plötzliche Unterbrechung hatte seine Lust etwas schwinden lassen, aber Vincent brauchte nicht lange, um es wieder gut zu machen. Er fing mit einem feurigen Kuss an, wandte sich dann aber ohne Umwege wieder Clouds Geschlecht zu und machte genau da weiter, wo er aufgehört hatte. Als er Cloud wieder ganz hart geblasen hatte, ließ er vom prallen, pulsierenden Glied ab. Seine Zunge wanderte den Schaft hinunter, verweilte kurz bei den Hoden, und schließlich liebkoste sie zärtlich die Öffnung unterhalb seines Damms. Cloud stöhnte. Er stöhnte so laut, dass es ihm wie schreien vorkam. Er sagte nichts mehr, er dachte nichts mehr.. Er stöhnte nur noch. Es gab nur noch ihn, Vincent und unendliche Lust. Als Vincents Zunge irgendwann anfing, müde zu werden, legte er seinen Zeigefinger auf den feuchten Eingang des Jungen. Er massierte zart den Schließmuskel, achtete dabei auf jede Regung seines Freundes. Stück um Stück erhöhte er den Druck den er ausübte, und achtete darauf, dass Cloud dabei entspannt blieb. “Entspann dich..” hauchte er dem Blonden irgendwann bedeutungsvoll zu. “Entspann dich und genieße es.. Es wird dir gefallen.” Langsam, ganz langsam, führte er seinen Finger in die heiße Öffnung ein. Cloud riss die Augen auf. Es fühlte sich seltsam an.. aber auch gut. “Ganz locker.“ sprach Vincent mit leiser Stimme auf ihn ein. Er fing vorsichtig an, seinen Finger zu bewegen, und ein wohliger Schauder durchfuhr Clouds Körper. Je mehr Vincent ihn ertastete, desto intensiver wurde das Gefühl. Irgendwann erwischte er eine Stelle an der Cloud vor Erregung laut aufschrie. Seine Beine wollten ihm nicht mehr gehorchen und taten was sie wollten, seine Hände krallten sich in den Boden unter ihm. Er wusste nicht, wie lange es noch dauern würde bis er kam, denn er hatte schon jetzt das Gefühl, andauernd kurz davor zu sein. Seine Erregung übermannte ihn vollkommen. “Jackpot.” raunte Vincent zufrieden, grinste, und ehe Cloud wusste wie ihm geschah führte er behutsam einen zweiten Finger ein. Vincent fühlte sich machtvoll. Er war gerade Herr über Clouds Körper, und er beschloss dass es an der Zeit war, dem Jungen den letzten Rest zu geben. Er konzentrierte sich mit all seiner Zärtlichkeit nur noch auf diesen einen Punkt in Clouds Innerem, und der Junge schrie, als würde er kurz davor stehen zu sterben. Mit einem allerletzten, lustvollen Schrei kam der Blonde zum Höhepunkt und Vincent stöhnte mit ihm auf. Heißes Sperma ergoss sich über Clouds Bauch, spritze ihm bis über den Bauchnabel und sein ganzer Körper bebte, zitterte und zuckte. Mit stockendem Atem und leisem Wimmern fasste der Junge sich in die Haare, schloss die Augen und versuchte, um Gottes Willen nicht vor Überwältigung zu weinen. Einen Orgasmus dieser Art - dieser Intensität - hatte er noch nie erlebt. Während Cloud noch nicht wirklich ansprechbar war, zog Vincent vorsichtig seine Finger aus dem Körper des Jungen zurück und sah sich das Ergebnis seiner Mühe an, das auf Clouds Bauchdecke in der Sonne glitzerte. Er raunte angetan, und als er sich mit dem Oberkörper erhob und auf Knien zwischen Clouds Beinen saß, sah der Blonde die monströse Erektion, die noch immer aus seiner offenen Hose ragte. Er wollte sich schon aufrichten, denn immerhin wollte er dass auch Vincent jetzt seinen Spaß hatte, doch der Schwarzhaarige ahnte was er vorhatte. “Liegen bleiben.” befahl er in drohendem Ton. Etwas erschreckt tat Cloud, was ihm gesagt wurde. Mit leisem Stöhnen leckte Vincent über Clouds spermabedeckte Eichel, dann über den Schaft, und danach stieg er wieder auf allen Vieren über ihn. “Du schmeckst wundervoll, Cloud.. Weißt du das?” Vincent nahm seinen eigenen, harten Schwanz in die Hand und beugte sich etwas nach unten. Genussvoll brummend rieb er die Spitze seines Glieds über Clouds fein abgezeichnete Bauchmuskeln, nahm damit einen Teil von Clouds Sperma auf und rückte dann weiter nach oben. Cloud ahnte, was kommen würde. Der Mann kniete sich auf seinen Brustkorb. Seine Beine fixierten Clouds Arme. “Hast du schon mal probiert, wie du schmeckst?” Cloud schüttelte den Kopf, und schon Sekunden später stieß Vincents ganze Härte sich fordernd in seinen Mund hinein. Cloud merkte deutlich, dass es den Ex-Turk unglaublich erregte was sie taten und getan hatten, denn Vincent war nicht sanft sondern schon fast brutal, und er musste sich größte Mühe geben, nicht dauernd zu würgen. Dabei drang Vincent noch nicht mal komplett in ihn ein. Er war einfach nur riesig. Gerade als Cloud dachte, er würde das Würgen bald nicht mehr kontrollieren können, zog Vincent sich ruckartig aus seinem Mund zurück. Er pumpte noch zwei-, dreimal, stöhnte immer lauter auf. Dann warf er den Kopf in den Nacken und stieß mit lustverzerrtem Gesicht Clouds Namen aus. Zuckend verteilte er sein Ejakulat auf das Gesicht des Blonden, stieß seinen Schwanz noch ein letztes Mal in Clouds Mund um auch dort noch etwas von seinem Sperma zu hinterlassen, und brach dann völlig geschwächt und atemlos neben dem Jungen zusammen. Cloud blieb regungslos liegen. Neben seinem eigenen verschwitzen, mit Sperma verschmierten Körper lag nun auch Vincent, heftig atmend und mit einem Gesichtsausdruck den Cloud nur schlecht interpretieren konnte. Das heiße, triebhafte Stöhnen der Beiden war verstummt und hatte sich in erschöpftes Schnaufen verwandelt. Cloud sah zu Vincent, der mit geschlossenen Augen auf der Seite lag. Sein ganzer Körper zitterte noch immer, und er konnte kaum glauben was eben passiert war. “Komm her..” sprach Vincent in sanftem Ton und streckte seinen Arm nach dem Blonden aus. Cloud rappelte sich auf und robbte zu ihm herüber. Er hatte es ja nicht weit. Er stieß einen überraschten Laut aus, als Vincent ihn eng an sich zog und ihn mit beiden Armen fest umschlang. Als er Clouds verblüfftes Gesicht sah, lachte er leise. “Kuschelst du nie nach dem Sex?” fragte er amüsiert. “Doch, schon..” brummte Cloud mit nachdenklicher Miene. Am Liebsten hätte er noch ein ‘Aber ich hätte nicht gedacht dass DU das tust’ hinzugefügt, doch er sparte sich das. Vincent brachte sein Gesicht ganz nah an das von Cloud, rieb seine Nasenspitze gegen die des Jungen und küsste ihn dann liebevoll. Cloud war dreckig von der Erde auf der er gelegen hatte, hatte Bauch und Gesicht noch voller Sperma hängen, doch es schien Vincent total egal zu sein. Aus dem liebevollen Kuss wurde ein leidenschaftlicher Kuss - ein langer, intensiver, bedeutsamer Kuss. Es war genau die Art von Kuss, die Cloud brauchte um sich darüber klar zu werden, dass es Vincent nicht nur um Sex ging. Als er diese Tatsache erkannte, überkam dieses wohlige, kribbelnde, warme Gefühl ihn wieder... Kapitel 15: Erfahrung --------------------- Vincent hatte Erfahrung. Nach dem, was eben passiert war, war Cloud sich da ziemlich sicher, und er fragte sich, woher Vincent diese Erfahrung hatte. Das sah ihm mal wieder ähnlich.. Kaum hatte sich die Aufregung über dieses unglaubliche Erlebnis mit Vincent gelegt, fing er misstrauisch an, nach irgend einem Haken an der Sache zu suchen. Eigentlich konnte es ihm doch egal sein, warum Vincent so geschickt war. Der dunkelhaarige Mann hatte ja schließlich nur Augen für Cloud. Und da Cloud ein blutiger Anfänger war, war er sogar ganz froh darüber gewesen dass Vincent die Führung übernommen hatte. “Alles in Ordnung?” fragte der Schwarzhaarige plötzlich brummend. Cloud hatte nicht bemerkt, dass Vincent ihn während seiner angestrengten Gedanken beobachtet hatte und genierte sich jetzt. Er hatte sicher bekümmert ausgesehen, und das so kurz nachdem sie sich gerade so leidenschaftlich geliebt hatten. “Ja.” erwiderte er eilig, doch Vincent ließ sich nicht hinters Licht führen. “Irgendwas beschäftigt dich doch schon wieder.” stellte er mit gerunzelter Stirn fest. “Raus mit der Sprache. Keine Geheimnisse.” Es überraschte Cloud, dass der sonst so zurückhaltende Vincent so was zu ihm sagte, aber es gefiel ihm, wie offen der Mann in letzter Zeit zu ihm war. Auch wenn der Schwarzhaarige sich nach wie vor gern kurz fasste - Vincents Worte ermutigten Cloud, seine Gedanken auszusprechen. Nach einigem zögern fragte er also vorsichtig: “Du hast schon Erfahrung, nicht wahr?” Der Schwarzhaarige schien etwas zu brauchen, bis er die Frage verstand. “Mit Männern?” fragte er schließlich. “Ja..” erwiderte Cloud kaum hörbar. Vincent musterte ihn mit altbekannter emotionsloser Miene. “Ein wenig.” Cloud merkte, wie ihm ganz heiß wurde, aber es war ein unangenehmes Gefühl.. Eifersucht? Verdammt.. Wieso?!? Vincent schien genau zu merken, dass Cloud sich unwohl fühlte. “Ist schon lange her..” fuhr er deshalb langsam fort, “Ich war ein junger Turk..” “Ein Mitglied der Turks?” brachte Cloud überrascht hervor. Sofort fingen die Rädchen in seinem Kopf an, sich zu drehen. “Ja. Aber war nichts Ernstes.” entgegnete Vincent ihm kühl. “Oh..” erwiderte Cloud nur mit bestürztem Gesichtsausdruck. Insgeheim war er froh darüber, dass Vincent und der unbekannte Turk kein richtiges Liebespaar gewesen waren. Aber was ihn gerade mehr beschäftigte als alles andere, war die Identität des ehemaligen Bettgefährten. In Gedanken war er schon fieberhaft dabei zu überlegen, wer in Frage kommen könnte. “Kenne ich ihn?” fragte er interessiert, und Vincent sah ihn leicht verdutzt an. “Wie soll das denn gehen?” meinte er mit hochgezogener Augenbraue. “Wie.. meinst du?” erwiderte Cloud irritiert. “Ich kenne doch ein paar Mitglieder. Tseng, Reno, Rude..” Vincent musste plötzlich lachen. Auch wenn das neu an ihm war und es normalerweise durchaus ein Grund zur Freude gewesen wäre, verunsicherte es Cloud in diesem Zusammenhang noch mehr. Warum lachte er? “Cloud..” fing Vincent seufzend an, und er wirkte als würde er einem Kleinkind das Leben erklären wollen. “Überleg doch mal. Du hast mich aus einem 30-jährigen Schlaf erweckt.. Du kannst ihn doch gar nicht kennen, denn als das Ganze passierte, warst du noch nicht mal geboren. Und manche von den von dir erwähnten Turks sicher auch noch nicht.” Cloud verdrehte die Augen und schlug sich vor die Stirn. Wie peinlich.. Wie hatte er das nur vergessen können? Vincent hatte die Hälfte seines bisherigen Lebens in einem Sarg verschlafen, und im Teil davor hatte Cloud noch gar nicht existiert. “Ganz vergessen..” gestand er beschämt, und Vincent schmunzelte amüsiert. “Auch wenn es sich zu deiner Zeit abgespielt hätte - was interessiert dich die Vergangenheit? Jetzt bin ich hier, bei dir.. Das ist doch das Einzige, was wichtig ist.” Nach dem letzten, ungewöhnlich langen Satz vertiefte Vincent die Umarmung und sah Cloud tief in die Augen. Überrascht durch die liebevollen Worte des Mannes erwiderte Cloud den Blick, und dieses komische Kribbeln in seinem Bauch wollte gar nicht mehr aufhören. Er merkte wie er rot wurde und rettete sich in einem langen, innigen Kuss. War das etwa dieses Gefühl, das man Verliebten zuschreibt? Die berühmt-berüchtigten Schmetterlinge im Bauch? Wenn Cloud so recht darüber nachdachte, hatte er so was in der Art schon eher gefühlt, und auch wenn es atemberaubend schön und intensiv war, verunsicherte es ihn auch, denn die Person die dieses Gefühl schon eher in ihm ausgelöst hatte war nicht etwa Tifa.. Verwirrt klammerte Cloud sich an den Rücken vor ihm, denn inzwischen waren er und Vincent wieder aufgebrochen. Kurz vor der Abfahrt hatte Cloud sich mit seinem Unterhemd grob die Spuren ihrer Liebelei von Bauch und Gesicht gewischt und saß jetzt schweigend hinten auf dem fahrenden Motorrad. Gefühle waren verwirrend. Schön und unschön zugleich und er wusste gar nicht, ob er lachen oder weinen sollte - irgendwie war ihm gerade nach Beidem zumute. Ob Vincent wohl auch so fühlte wie er? Er war nach ihrem letzten Kuss wieder in Schweigen verfallen und Cloud fiel es schwer, seine Gedanken zu deuten. Eigentlich dachte Cloud immer, der Schwarzhaarige würde nicht in der Lage sein, jemals wieder jemanden so nah an sich heran zu lassen. Ihm war noch all zu gut in Erinnerung geblieben, dass Vincent von der Liebe sehr enttäuscht worden war. Enttäuscht war wahrscheinlich noch stark untertrieben. Vincent fuhr zur Highwind, die nicht sehr weit von ihrem derzeitigen Standort entfernt stand. Dazu mussten sie zwar einen kleinen Umweg in Kauf nehmen, aber Vincent hatte nach eigenen Angaben noch etwas vergessen, und Clouds Magen hatte sich nach einiger Zeit so lautstark gemeldet, dass sie beschlossen hatten noch mal zu Cid zu fahren. “Verdammt!! Junge, wie siehst du denn aus?!” rief der blonde Pilot entsetzt aus, als Cloud das Deck der Highwind betrat, wo er wie so oft saß und rauchte. Erschrocken zuckte Cloud zusammen. Was war denn los?! Hatte Cid tatsächlich so schnell etwas gemerkt?! “W-wieso?” fragte er überrumpelt. Vincent schien Clouds Befürchtungen zu erahnen. “Weil deine Haare so zerzaust sind.. und du so ein rotes Gesicht hast.” erwiderte er, und Cid nickte zustimmend. “Siehst aus als wärst du grad von deiner Liebsten gekommen, wenn du verstehst was ich meine.. Diese Art Gesichtsfarbe ist unverkennbar.” Er zwinkerte Cloud mit schalkhaftem Blick zu, und als der Junge daraufhin stotternd zu noch intensiverer Gesichtsfarbe anlief, fühlte er sich in seiner Annahme bestätigt und brach in lautes Gelächter aus. “Kein Grund, so rot zu werden! Tifa wird es sicher genossen haben!” grölte er vergnügt. “Eigentlich haben wir uns gestritten..” gestand Cloud, in der Hoffnung, dass Cid endlich damit aufhören würde Anspielungen zu machen. Und tatsächlich, der blonde Mann hielt schlagartig auf zu lachen und machte ein besorgtes Gesicht. “Oh Scheiße.. Das hört man nicht gern.. Aber ich hoffe, ihr habt euch wieder zusammengerafft?” “Nicht wirklich. Sie hat mich rausgeschmissen..” “Verdammte Axt.. Diese Weiber immer.. Aus denen wird man nicht schlau.” Cid verzog sein Gesicht und knurrte mitleidsvoll. Dann schien ihm etwas einzufallen. Er sprang auf, rannte zu einer nicht weit entfernten Kiste und kramte eine Flasche heraus. “Das schreit doch geradezu nach einem Schnaps!” brachte er begeistert hervor. Er drückte dem verblüfften Cloud ein Schnapsglas in die Hand und schenkte ihm ein. “Wie, jetzt?! Es ist doch noch nicht mal Mittag..” stammelte der Junge unsicher. “Na und?! Los, weg damit, das beruhigt die Nerven!” Cloud tat folgsam, wie ihm gesagt wurde und auch Cid genehmigte sich zwei Kurze. “Du hast ein Alkoholproblem, Cid.” brummte Vincent irritiert, während er Cloud sein Glas abnahm und es dem Mann in die Hand drückte. “Ach, Schnauze. Dafür hast du ne Frisur wie ein Hippie.” erwiderte Cid trocken. Vincent strafte ihn mit grimmigem Blick, sagte jedoch nichts weiter dazu. Mit Cid über seine Trinkgewohnheiten zu diskutieren war ein Ding der Unmöglichkeit. “Ich werde uns etwas zu Essen machen, Cloud.” teilte er dem Blonden mit, während er Cid gekonnt ignorierte. “Wir können es ja einpacken. Danach fahren wir weiter. ” Nach diesen Worten verschwand der finster wirkende Mann unter Deck und ließ Cloud bei Cid zurück, der ihm das Schnapsglas wieder in die Hand zurück drückte und es auffüllte. “Auf einem Bein kann man nicht stehen, Strife. Auf, trink.” Als Cloud auch das zweite Glas abgekippt hatte und mit vor Ekel verzerrtem Gesicht schauderte, setzte Cid sich an den Tisch und wies Cloud an, sich dazu zu setzen. “So, und jetzt erzähl doch mal, was los ist.” Cid packte seine Füße auf den Tisch, lehnte sich zurück und zündete sich mit entspanntem Seufzer eine neue Zigarette an. Cloud zögerte. “Na ja, wir haben uns gestritten, und im Eifer des Gefechts hat Tifa mich rausgeworfen..” Cid schnitt eine ablehnende Grimasse und winkte kopfschüttelnd ab. “Nein, das meinte ich doch gar nicht.” “Nein?” fragte Cloud verwirrt, “Aber was denn dann?” “Na ich will wissen, was zwischen euch Beiden läuft.” erwiderte Cid, und zeigte auf die Tür die unter Deck führte. Cloud erstarrte, denn er wusste ganz genau, wen Cid meinte. Er merkte wie ihm die Hitze erneut ins Gesicht stieg und suchte verzweifelt nach einer Antwort auf Cids Frage. Der Pilot musterte ihn mit durchdringendem, fast schon frechem Blick, und Cloud wusste augenblicklich, dass er etwas ahnte. “Komm schon, Junge.” meinte der Mann mit der Fliegerbrille und hob eine Augenbraue. “Meinst du, ich merk nicht dass da irgendwas im Argen ist? Scheiße, das sieht doch sogar ein Blinder mit Krückstock, dass ihr plötzlich an einander klebt wie die Kaugummis unter ner Parkbank.” Auch wenn Cloud Cids Vergleich etwas irritierend fand, änderte das nichts daran, dass er sich dem Mann gerade hilflos ausgeliefert fühlte. Und dass er gerade wieder herumstotterte, würde Cids Misstrauen sicher nicht unbedingt mindern. Also zwang er sich, ruhig zu bleiben so gut es irgendwie ging, um dann gefasst und mit völlig unschuldiger Miene zu antworten. “Wir haben viel Zeit mit einander verbracht die letzte Woche.. Ist doch klar, dass man sich dann besser kennen lernt.” “Nein, nein, nein.” entgegnete Cid ihm mit erneutem Kopfschütteln und erhobenem Zeigefinger. “Komm mir nicht auf die Tour, Junge. Ich hab genug Erfahrung um zu wissen, dass da mehr läuft als nur das Freundschaftsprogramm.” Cloud sah mit hilfesuchendem Blick zur Tür. Warum wurde er in schönen Situationen so oft unterbrochen, aber in Situationen wie dieser nicht?! Am Liebsten wäre er unter Deck gerannt oder sogar über die Reling gesprungen um zu entkommen, aber damit würde er sich ja nur noch mehr verraten. “Nur mit der Ruhe, Cloud.” sprach Cid mit amüsierter Stimme, als er sah wie nervös Cloud sich auf seinem Stuhl hin und her wand. “Da ist doch nichts dabei! Was glaubst du denn, was ich nicht so alles getrieben habe, als ich jung war.” Er beugte sich über den Tisch, schenkte dem Blonden noch einen Schnaps ein und genehmigte auch sich selbst noch einen. Bevor er trank, hob er sein Glas an. “Auf die kleinen, dreckigen Geheimnisse.” sprach er, grinste, und trank. “Teufelszeug..” zischte er, als er das leere Glas wieder auf den Tisch knallte. Obwohl Cloud schon deutlich merkte, wie der Alkohol auf nüchternem Magen ihm zu schaffen machte, trank auch er sein Glas leer. “Weißt du, Cloud, du brauchst dich dafür doch gar nicht zu schämen.” fing Cid mit ernstem Gesicht an, während er abermals zur Flasche griff. Auch Cloud bekam sein Glas wieder nachgefüllt und er saß wie angewurzelt am Tisch. Was kam jetzt? Was hatte Cid mit ihm vor? “Als ich meine Pilotenausbildung gemacht habe, damals, da hatte ich einen Kumpel, und wie es der Zufall so wollte waren wir irgendwann zusammen für einen Übungsflug eingeteilt.” erzählte der ruppige Pilot plötzlich drauf los. Cloud wunderte sich über den plötzlichen Themenwechsel, aber alles war ihm lieber als über seine Beziehung zu Vincent zu reden, also versuchte er Cids Worten trotz des steigenden Alkoholpegels zu folgen. “Der wahnsinnige Idiot hat ne Bruchlandung gemacht, irgendwo in der Pampa, mitten im Wald, und wir waren Tage lang mutterseelenallein, bis ne Rettungsmannschaft uns fand. Wir bekamen uns nach dem Absturz tierisch in die Haare und scheiße, wir hätten uns da fast umgebracht, aber dann..” Er hob sein Glas und sah Cloud mit schelmischem Grinsen an, bevor er trank, und dann endlich fortfuhr. “Mann, ich glaube, ich hatte noch nie zuvor in meinem Leben so viel gefickt.” Cloud verschluckte sich vor Entrüstung in seinem Schnaps und während er wild hustend über dem Tisch hing fragte er sich, ob er sich eben verhört hatte. Cid reichte ihm schon ein neues Glas und setzte dann in fast schwärmendem Ton fort: “Ich glaube, das war die geilste Woche meines ganzen Lebens. Es tat mir schon fast leid, dass die Penner uns tatsächlich noch gefunden haben. Wir haben es getrieben wie die Wilden! So viel Scheiße hab ich noch nie in meinem Leben ausprobiert. Danach haben wir nie wieder drüber geredet, mein Kumpel und ich, denn wir hatten beide ne Freundin daheim.. Aber ich bin mir sicher, keinem von uns hat es leid getan.” Mit großen Augen sah Cloud sein Gegenüber an. Cid?! Cid hatte mal was mit einem Mann?! “Hätt’ste nicht gedacht, was?” wollte der Pilot wissen, während er jetzt fast ununterbrochen grinste. Cloud schüttelte nur mit großen Augen den Kopf. Wollte Cid ihn jetzt veräppeln oder war das tatsächlich alles so passiert? Aber warum sollte er denn lügen? Es musste die Wahrheit sein.. Auch wenn sie sich doch recht unglaublich anhörte. “Ich kann dir nur soviel dazu sagen, Cloud: Wenn es sich gut anfühlt - verdammt!! Dann ist es das auch!! Mach dir nicht so viele Gedanken.” “Ja.. Okay.. Danke..” stotterte der Blonde nur benommen und ihm wurde erst danach klar, dass er eben indirekt so was wie ein Geständnis abgeliefert hatte. Aber das war jetzt sowieso egal, denn Cid wusste ja so oder so schon bescheid. “Du und Tifa, ihr habt eh nicht zu einander gepasst.” fügte der Pilot schulterzuckend hinzu. “Und wenn du nen Platz zum pennen brauchst, dann fühl dich hier jederzeit wie Zuhause.” “Wirklich?” Cloud war beeindruckt. Zuerst gestand Cid ihm eine Affäre mit einem Mann, und jetzt bot er ihm auch noch eine Unterkunft an.. “Natürlich! Und unserem stocksteifen Vincent würde es sicher auch gut tun.” erwiderte der aschblonde Mann mit einem Augenzwinkern. Jetzt konnte auch Cloud nicht anders, als kurz zu lächeln. “Soso..” brummte Cid zufrieden, während er seine Zigarette in seinen Mundwinkel steckte. “Das hätte ich ja wirklich nicht gedacht. Aber keine Bange Kleiner, das bleibt natürlich unter uns.” Cloud nickte erleichtert. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war dass noch mehr Leute davon erfahren würden. Er war davon überzeugt, dass ihm das eine Menge Ärger einbringen könnte. “Du solltest dafür sorgen, dass Tifa es nicht erfährt.. Zumindest nicht in nächster Zeit..” riet Cid ihm mit ernster Miene, und Cloud nickte erneut. “Nein, das wäre keine gute Idee.” “Scheiße, das wär’s wirklich nicht..” Cloud wusste nicht, wie viele Schnäpse er noch mit Cid getrunken hatte, aber als Vincent wenig später das Deck betrat und die beiden Männer laut lachend und lallend am Tisch vorfand, runzelte er nur kopfschüttelnd die Stirn. Kapitel 16: Traum ----------------- “Bist du sicher, dass du noch fahren kannst?” “Jaaaa…” “Wirklich? Ich will nicht, dass du mir unterwegs im Suff herunterfällst.” “Neeiinnn…” Mit leisem Seufzer half Vincent Cloud auf das Motorrad, gab ihm den übervollen Rucksack und stieg dann selbst auf. Er hatte jetzt bestimmt schon tausend Mal betont, dass sie nicht fahren müssten, wenn Cloud nicht mehr dazu in der Lage wäre. Doch der Blonde ließ sich nicht davon abbringen, ihre geplante Fahrt fortzusetzen. Vincent fühlte sich zwar geschmeichelt, aber ganz geheuer war es ihm nicht, mit einem Mann herumzufahren der aussah als hätte er einen halben Spirituosenladen leer gesoffen. Doch eigentlich ging es Cloud gar nicht so schlecht. Er war ordentlich angetrunken, das stimmte schon, aber Vincent hatte ihn genau zum richtigen Zeitpunkt bei Cid weggeholt. Sein Kopf taumelte, doch sein Herz raste voll wilder Euphorie, und die Fahrt auf dem Motorrad, dicht angeschmiegt an Vincents Rücken, kam ihm vor wie eine Achterbahnfahrt. Nicht nur, weil sich in seinem Kopf alles drehte, sondern auch, weil seine Gefühle komplett verrückt spielten. Er hatte Probleme damit, seinen eigenen Gedanken zu folgen, aber es machte nichts - Er fühlte sich gerade rundum zufrieden. Sicher spielte sein Alkoholpegel dabei eine nicht unbeachtliche Rolle, aber wenn er gerade eben diesen Pegel brauchte um seine Sorgen und Ängste für einen Moment zu vergessen, dann sollte es eben so sein. Wie lange war es her, dass er sich so gefühlt hatte? Hatte er sich überhaupt irgendwann schon mal so gefühlt? Er krallte sich fester an Vincent, der einen flüchtigen Blick nach hinten warf, sich dann aber wieder auf die Strasse konzentrierte, die sich weit und geradlinig vor ihnen ausstreckte. Sie fuhren sicher noch eine gute Viertelstunde, die Cloud verstreichen ließ ohne auch nur das Geringste zu sagen. Vincent fuhr schnell, sehr schnell sogar, der Fahrtwind ließ Clouds Haut erkalten und bei jeder Unebenheit in der Straße meinte er, das Motorrad würde gleich abheben. Jeder normale Mensch hätte bei dieser Geschwindigkeit Angst bekommen, aber Vincent war ein guter Fahrer, Cloud kannte sein Motorrad und liebte die Geschwindigkeit. Er genoss seinen Rausch und diesen Moment, fühlte sich ungewöhnlich leicht und frei. Er ahnte wie aus einem Instinkt heraus, dass er diesen so vergänglichen Augenblick in seinen Gedanken festhalten und einbrennen musste. Irgendwann tauchte die Küste am Horizont auf, und Cloud konnte das Meer riechen. Vincent fuhr noch so weit raus wie die Straße führte, doch irgendwann endete sie am Strand, und er hielt das Motorrad an. Sie stiegen ab und entfernten ihre Helme. Cloud wurschtelte sich den Rucksack von den Schultern und legte ihn am Boden ab. Erwartungsvoll sah er zu Vincent herüber, der mit ernstem Blick aufs Meer hinaus sah. Irgendwo in der Ferne war das Schreien einer einsamen Möwe zu hören, aber davon ausgenommen war der Strand weit und breit gähnend leer. Cloud verkniff sich ein vergnügtes Grinsen. Nur Vincent und er an einem abgelegenen Strand, mit einem Zelt im Gepäck? Aufgeregt trat er von einem Bein aufs Andere. Er ahnte, dass Vince ihn hier nicht zum Fischen hinausgebracht hatte. “Cid weiß über uns bescheid.” platzte es aus ihm heraus, als der Schwarzhaarige sich ihm näherte. Cloud merkte dass er immer noch ordentlich einen im Tee hatte, denn das Sprechen viel ihm schwerer als gedacht. Vincent runzelte die Stirn. “Cid.. weiß über uns bescheid?” wiederholte er fragend. Etwas verunsichert kratzte Cloud sich den Kopf. Immerhin hatte er dem Piloten ja nichts erzählt. Der Mann war ihnen ganz von allein auf die Schliche gekommen. “Ja..” fing Cloud zögernd an. “Er hat wohl irgendwie gemerkt dass etwas anders ist. Er weiß, dass wir.. Naja.. Dass wir..” Ja, was sollte er denn jetzt sagen? Was war da zwischen ihnen? Cloud war sich sicher, dass es mehr war als nur Sex. Er traute sich bloß kaum, das auch auszusprechen. Immerhin wusste er nicht, wie Vincent reagieren würde. Und eigentlich wusste er ja noch nicht mal, wie er selbst reagieren sollte. Wäre er nicht so benebelt vom Alkohol, hätte er sicher weniger Probleme gehabt, etwas zu formulieren, aber gerade fiel es ihm unheimlich schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Auch Vincent war verstummt, und Cloud versuchte in seinem Gesicht zu lesen wie er die Nachricht verdaute dass Cid von ihrer Liebelei wusste, doch der Ältere verzog keine Miene. “Er hat mir angeboten, vorerst auf die Highwind zu ziehen..” verkündete Cloud irgendwann in der Hoffnung, damit die entstandene Stille zu durchbrechen. Und es klappte. “Das ist eine gute Idee..” fand Vincent. “Platz haben wir genug, und du musst ja irgendwo unterkommen solange das mit Tifa nicht geklärt ist.” “Ja..” erwiderte Cloud nur leise. Er senkte den Kopf. An eine erneute Konfrontation mit Tifa wollte er lieber gar nicht erst denken. “Ich glaube, ich werde sie verlassen..” verkündete er mit gesenktem Kopf. “Du glaubst?” Vincent musterte den Blonden eindringlich. “Nein, ich glaube es nicht, ich weiß es..” erwiderte Cloud, und noch während er diese Worte aussprach wurde ihm klar, dass er die Beziehung mit Tifa tatsächlich nicht mehr wollte. “Ich habe unterbewusst wohl schon länger geahnt, dass es irgendwann so kommen wird, aber ich habe Angst davor gehabt wie sie reagiert. Ich will sie nicht verletzen.. Aber liebe sie einfach nicht mehr..” Cloud zögerte, bevor er hinzufügte: “Und ich glaube, das habe ich nie getan.” “Wieso wird dir das ausgerechnet jetzt klar?” fragte Vincent, und in Cloud kam der leise Verdacht auf, dass der Schwarzhaarige diese Frage nicht ohne Hintergedanken stellte. Eine Stimme in Clouds Innerem flüsterte: Du weißt es doch, Vincent. Es wird mir erst jetzt klar, weil du vor einigen Tagen alles verändert hast. Geht es dir nicht auch so? Fragst du deswegen? Ich merke jetzt erst, wie es sich wirklich anfühlt, wenn man Gefühle für jemanden hat.. Aber er sprach diese Gedanken nicht aus, sondern zuckte nur schweigend die Schultern und hoffte insgeheim, dass Vincent es an seinen Augen ablesen würde. Warum hatte er Angst davor, es auszusprechen? War es, weil er Angst hatte wie sein Umfeld darauf reagieren würde, wenn herauskam dass er etwas für einen Mann empfand? Als Vincent merkte dass Cloud mit sich haderte, trat er an ihn heran, hob seine gesunde Hand um Clouds Gesicht zu berühren und küsste ihn dann einnehmend. Cloud erwiderte den Kuss dankbar, schob seine Sorgen beiseite und gab sich Vincents fordernden Lippen hin. Doch Vincent ließ den Kuss nicht lange dauern. Er ließ von Cloud ab und schnappte sich den Rucksack den der Jüngere beiseite gelegt hatte. “Lass uns das Zelt aufbauen. Dann brauchen wir das nachher nicht mehr zu tun.” Etwas enttäuscht darüber, dass der Kuss so jäh geendet hatte, stimmte Cloud zu. Doch schon während sie das Zelt hinstellten, besserte sich seine Laune wieder. Es war warm, und sobald ihre Unterkunft aufgebaut war, setzte Cloud sich in den Sand und zog seine Schuhe aus. “Kommst du auch? Ich will schwimmen!” Vincent betrachtete etwas verdutzt, wie der Blonde sich Socken und Hose auszog. “Ist es dafür nicht schon etwas zu kalt?” fragte er irritiert. “Wenn wir schon am Strand sind, will ich auch schwimmen.” Cloud zog sein T-Shirt aus und sah dann, dass Vincent noch zögerte. “Na komm schon.” drängte er mit sanfter Stimme. “Ich bleibe lieber hier.” beschloss sein Gegenüber, doch Cloud ließ sich nicht so einfach abwimmeln. “Was ist los? Hast du Angst, dich auszuziehen?” Als Vincent auf seine Frage hin nur schwieg, ging Cloud etwas schwankend auf ihn zu. Übermütig durch den Alkohol in seinem Blut fing er an, dem Dunkelhaarigen das Oberteil auszuziehen. Zuerst wollte Vincent ihn davon abhalten und nahm seine Hände, doch als Cloud sich sanft losriss um weiter zu machen, ließ er ihn gewähren. Cloud hatte Vincent noch nie ohne Kleidung gesehen. Als er das Oberteil abgestreift hatte, wusste er auch, warum der Ex-Turk sich nicht hatte ausziehen wollen. Er hatte schon immer geahnt, dass der Mann durch die Eingriffe Hojos verschiedene Narben haben müsste, aber trotzdem ließ ihn der Anblick von Vincents nacktem Oberkörper vor Ehrfurcht die Luft anhalten. Besonders die Stelle, an der sein eigener Körper aufhörte und sein Metallarm anfing war extrem vernarbt. “Ja.. Ich habe Angst, mich auszuziehen..” sprach Vincent leise, als er Clouds Reaktion bemerkte. Der Blonde musterte ihn voller Entsetzen und schüttelte den Kopf. “Das brauchst du nicht.” erwiderte er ruhig, während er mit seinen Händen über Vincents vernarbten Brustkorb fuhr. Cloud wiederholte seine Worte noch mal, bevor er damit fortfuhr den Mann auszuziehen. Auch seine restliche eigene Kleidung zog er aus, und so standen sie sich schließlich splitterfasernackt gegenüber. Vincent war die Situation sichtlich unangenehm, also rannte Cloud eilig Richtung Wasser und forderte den Mann auf, ihm zu folgen. Das Meer war kühl, denn eigentlich war die Schwimmsaison schon vorbei, aber das hielt Cloud nicht davon ab, trotzdem ins Wasser zu torkeln. “Du bist verrückt.” erklärte Vincent, und als Cloud bemerkte dass der Mann versuchte sich ein Grinsen zu verkneifen, lachte er. “Komm schon!” rief er, während er schon bis zu den Hüften im Wasser stand. “Du zitterst doch schon, das Wasser ist eiskalt.” stellte Vincent fest, doch der Blonde ließ sich nicht beirren. Er versuchte, Vincent nass zu spritzen, was aber damit endete dass er selbst unterging. Er verlor nur kurz die Orientierung, doch gerade als Panik in ihm ausbrach weil er nicht wusste wo oben oder unten war, umfassten ihn zwei Hände und zogen ihn an die Wasseroberfläche. Hustend schnappte Cloud nach Luft, während Vincent ihn zurück an den Strand führte. “Genug geschwommen.” beschloss der Schwarzhaarige. “Du solltest erstmal warten bis du wieder nüchtern bist.” Zitternd rieb sich Cloud die Oberarme, denn nass wie er war kühlte er schnell ab, und auch wenn es nicht unbedingt kalt war, wäre ihm ein Handtuch jetzt recht gewesen. “Geh ins Zelt, da ist es windgeschützt.” schlug Vincent ihm vor. Cloud nickte. “Ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß.” gestand er mit einem Lächeln, als Vincent ihn in die einzige Decke gewickelt hatte die sie hatten. “Du warst doch nur drei Sekunden im Wasser.” erwiderte sein Gegenüber trocken. Vincent griff nach seinen Klamotten um sich wieder anzuziehen, doch Cloud hielt ihn auf. Er wollte die Situation nicht einfach so verstreichen lassen. Wenn Vincent sich jetzt anzog, würde er sich so schnell auch nicht mehr ausziehen, da war Cloud sich sicher. “Nicht anziehen.” bat er leise. Er öffnete die Decke und gebar Vincent, sich neben ihn zu setzen. Nur zögernd tat der Mann, worum Cloud ihn gebeten hatte. “Es ist nicht schlimm. Du musst dich nicht unwohl fühlen.” redete Cloud auf ihn ein. Vincents Oberschenkel lag dicht gegen seinen, und das Gefühl der nackten Haut gegen die Seine weckte in ihm das unglaubliche Bedürfnis nach mehr. Er ließ seine Finger über Vincents Seite gleiten und seine vorsichtige Annäherung war dem Mann mehr als willkommen. Als hätte er auf diesen ersten Schritt von Cloud gewartet, zog er den Jüngeren forsch an sich. Vincents Haut war warm im Vergleich zu Clouds, aber Cloud war noch nass und glitschig, was die beidseitige Erregung allerdings nur noch steigerte. Cloud ließ Vincent von ihm Besitz ergreifen, genoss die Wärme seiner blassen Haut und merkte, wie ihm langsam wieder wärmer wurde. Seine Atmung und sein Herzschlag wurden schneller, und auch Vincent war sichtlich erregt. Gierig fuhren seine Hände über Clouds Körper. Seine wachsende Erektion war nicht zu übersehen. Cloud stöhnte auf, als Vincents Hände an seinem Glied angekommen waren. Er merkte, dass Vincent es diesmal weniger erwarten konnte zur Sache zu kommen, doch genau das steigerte seine Lust auf den Mann noch mehr. Er bog sich nach vorn und wollte anfangen Vincent einen zu blasen, doch der Schwarzhaarige packte ihn unsanft am Schopf und riss ihn wieder hoch. Mit schmerzverzerrtem Gesicht biss der Blonde die Zähne zusammen um nicht aufzuschreien. “Ich will dich endlich ficken, Cloud.” hauchte Vincent ihm ins Ohr. Ein Schauder durchfuhr den jungen Ex-Soldat. Er nickte schweigend. Was auch immer Vincent mit ihm tun wollte, er wollte es auch. Auch wenn er etwas Angst davor hatte was kommen würde, sehnte er sich auch danach, endlich den ultimativen Schritt zu machen. “Leg dich hin..” befahl Vincent mit ruhiger Stimme. Cloud gehorchte ihm, legte sich hin und harrte der Dinge. Vincent kramte eilig im Rucksack herum, holte einen kleinen Behälter hervor und sah kurz mit verheißungsvollem Blick zu ihm herüber. Dann warf er den Behälter zur Seite, bog sich über Cloud und ließ seine Finger zwischen dessen Beine gleiten. “Ganz locker.” meinte er mit seinem so vertraut-ernsten Gesichtsausdruck, als er merkte dass sein junges Opfer zusammenzuckte. “Das ist nur etwas, um das Ganze etwas geschmeidiger zu machen.” Nach seinem letzten Satz lag ein erwartungsvoller Blick in seinen Augen. Er ließ sich auf Cloud nieder, küsste ihn innig und fing an, mit seinem Zeigefinger Clouds Öffnung zu dehnen. Cloud war froh, dass er sich wenigstens noch die Zeit nahm ihn langsam darauf vorzubereiten, denn bei Vincents Kaliber stellte er sich das Ganze ohne langsame Annäherung sehr schmerzhaft vor. “Du fühlst dich gut an.” wisperte der Schwarzhaarige mit matter Stimme. Cloud merkte, dass auch Vincent aufgeregt war. Irgendwann entschied der Mann, dass genug getan war um den Blonden vorzubereiten. “Bist du sicher?” fragte Vincent zur Sicherheit, als er sich in Position gebracht hatte. “Ja..” erwiderte Cloud mit einem Nicken. Vincent lächelte und im nächsten Moment spürte Cloud wie der Druck auf seinen Eingang unglaublich groß wurde. Nur sehr langsam gab sein Schließmuskel nach und er empfand es zuerst als unangenehm, aber als sein Körper plötzlich nachgab und Vincent gleich mehrere Zentimeter in ihn hineinrutschte, stöhnten beide voller Lust auf. Vincent ließ Cloud keine Zeit, sich zu erholen. Sofort fing er an, sich in ihm zu bewegen. Zuerst allerdings nur langsam und zaghaft. Es war ein seltsames Gefühl, zuerst etwas irritierend, aber je länger Cloud Vincents hartes Geschlecht in sich spürte, desto mehr gefiel es ihm. Vincent drang nach und nach immer tiefer ein, und als er merkte wie Cloud unter ihm nach und nach fast zerfloss vor Genuss, wurden seine Stöße immer fester und schneller. “Gott, Cloud, du bist so eng..” keuchte er benommen. Sein ganzer Körper schien zu glühen. Er bog sich kurz nach vorn um Cloud zu küssen, lächelte, und intensivierte seine Stöße. Dabei ließ er den Blonden nicht aus den Augen. Jede Regung auf Clouds Gesicht erregte ihn weiter. Die Beiden verloren sich komplett in einander, sie verschmolzen zu einem stöhnenden, schwitzenden Häufchen Mensch. Es war wie ein Traum.. Cloud kam zuerst, und das mit einer Intensität die ihn laut und lustvoll aufschreien ließ. Heißes Sperma schoss über seine Bauchdecke, und als Vincent das sah, verlor er jede noch so erdenkliche Kontrolle über sich. Wie ein Besessener rammte er immer schneller und fester auf Cloud ein. Dass es dem Jungen irgendwann anfing weh zu tun, drang offensichtlich gar nicht mehr zu ihm durch. Er schwitzte am ganzen Körper, doch er konnte nicht mehr aufhören, und Cloud bemerkte erst viel zu spät, dass irgendwas nicht stimmte. Aus Vincents Stöhnen wurde ein Grollen, und plötzlich wurde aus dem Traum ein Alptraum. Aus Händen wurden Klauen, die sich erbarmungslos in Clouds Haut bohrten. Riesige Flügel schossen in die Höhe und rissen das Zelt weg. Vincent war nicht mehr Vincent. Vincent war Chaos. Kapitel 17: Traum (zensiert) ---------------------------- “Bist du sicher, dass du noch fahren kannst?” “Jaaaa…” “Wirklich? Ich will nicht, dass du mir unterwegs im Suff herunterfällst.” “Neeiinnn…” Mit leisem Seufzer half Vincent Cloud auf das Motorrad, gab ihm den übervollen Rucksack und stieg dann selbst auf. Er hatte jetzt bestimmt schon tausend Mal betont, dass sie nicht fahren müssten, wenn Cloud nicht mehr dazu in der Lage wäre. Doch der Blonde ließ sich nicht davon abbringen, ihre geplante Fahrt fortzusetzen. Vincent fühlte sich zwar geschmeichelt, aber ganz geheuer war es ihm nicht, mit einem Mann herumzufahren der aussah als hätte er einen halben Spirituosenladen leer gesoffen. Doch eigentlich ging es Cloud gar nicht so schlecht. Er war ordentlich angetrunken, das stimmte schon, aber Vincent hatte ihn genau zum richtigen Zeitpunkt bei Cid weggeholt. Sein Kopf taumelte, doch sein Herz raste voll wilder Euphorie, und die Fahrt auf dem Motorrad, dicht angeschmiegt an Vincents Rücken, kam ihm vor wie eine Achterbahnfahrt. Nicht nur, weil sich in seinem Kopf alles drehte, sondern auch, weil seine Gefühle komplett verrückt spielten. Er hatte Probleme damit, seinen eigenen Gedanken zu folgen, aber es machte nichts - Er fühlte sich gerade rundum zufrieden. Sicher spielte sein Alkoholpegel dabei eine nicht unbeachtliche Rolle, aber wenn er gerade eben diesen Pegel brauchte um seine Sorgen und Ängste für einen Moment zu vergessen, dann sollte es eben so sein. Wie lange war es her, dass er sich so gefühlt hatte? Hatte er sich überhaupt irgendwann schon mal so gefühlt? Er krallte sich fester an Vincent, der einen flüchtigen Blick nach hinten warf, sich dann aber wieder auf die Strasse konzentrierte, die sich weit und geradlinig vor ihnen ausstreckte. Sie fuhren sicher noch eine gute Viertelstunde, die Cloud verstreichen ließ ohne auch nur das Geringste zu sagen. Vincent fuhr schnell, sehr schnell sogar, der Fahrtwind ließ Clouds Haut erkalten und bei jeder Unebenheit in der Straße meinte er, das Motorrad würde gleich abheben. Jeder normale Mensch hätte bei dieser Geschwindigkeit Angst bekommen, aber Vincent war ein guter Fahrer, Cloud kannte sein Motorrad und liebte die Geschwindigkeit. Er genoss seinen Rausch und diesen Moment, fühlte sich ungewöhnlich leicht und frei. Er ahnte wie aus einem Instinkt heraus, dass er diesen so vergänglichen Augenblick in seinen Gedanken festhalten und einbrennen musste. Irgendwann tauchte die Küste am Horizont auf, und Cloud konnte das Meer riechen. Vincent fuhr noch so weit raus wie die Straße führte, doch irgendwann endete sie am Strand, und er hielt das Motorrad an. Sie stiegen ab und entfernten ihre Helme. Cloud wurschtelte sich den Rucksack von den Schultern und legte ihn am Boden ab. Erwartungsvoll sah er zu Vincent herüber, der mit ernstem Blick aufs Meer hinaus sah. Irgendwo in der Ferne war das Schreien einer einsamen Möwe zu hören, aber davon ausgenommen war der Strand weit und breit gähnend leer. Cloud verkniff sich ein vergnügtes Grinsen. Nur Vincent und er an einem abgelegenen Strand, mit einem Zelt im Gepäck? Aufgeregt trat er von einem Bein aufs Andere. Er ahnte, dass Vince ihn hier nicht zum Fischen hinausgebracht hatte. “Cid weiß über uns bescheid.” platzte es aus ihm heraus, als der Schwarzhaarige sich ihm näherte. Cloud merkte dass er immer noch ordentlich einen im Tee hatte, denn das Sprechen viel ihm schwerer als gedacht. Vincent runzelte die Stirn. “Cid.. weiß über uns bescheid?” wiederholte er fragend. Etwas verunsichert kratzte Cloud sich den Kopf. Immerhin hatte er dem Piloten ja nichts erzählt. Der Mann war ihnen ganz von allein auf die Schliche gekommen. “Ja”, fing Cloud zögernd an. “Er hat wohl irgendwie gemerkt, dass etwas anders ist. Er weiß, dass wir... Naja, dass wir...” Ja, was sollte er denn jetzt sagen? Was war da zwischen ihnen? Cloud war sich sicher, dass es mehr war als nur Sex. Er traute sich bloß kaum, das auch auszusprechen. Immerhin wusste er nicht, wie Vincent reagieren würde. Und eigentlich wusste er ja noch nicht mal, wie er selbst reagieren sollte. Wäre er nicht so benebelt vom Alkohol, hätte er sicher weniger Probleme gehabt, etwas zu formulieren, aber gerade fiel es ihm unheimlich schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Auch Vincent war verstummt, und Cloud versuchte in seinem Gesicht zu lesen wie er die Nachricht verdaute dass Cid von ihrer Liebelei wusste, doch der Ältere verzog keine Miene. “Er hat mir angeboten, vorerst auf die Highwind zu ziehen”, verkündete Cloud irgendwann in der Hoffnung, damit die entstandene Stille zu durchbrechen. Und es klappte. “Das ist eine gute Idee”, fand Vincent. “Platz haben wir genug, und du musst ja irgendwo unterkommen solange das mit Tifa nicht geklärt ist.” “Ja”, erwiderte Cloud nur leise. Er senkte den Kopf. An eine erneute Konfrontation mit Tifa wollte er lieber gar nicht erst denken. “Ich glaube, ich werde sie verlassen.”, verkündete er mit gesenktem Kopf. “Du glaubst?” Vincent musterte den Blonden eindringlich. “Nein, ich glaube es nicht, ich weiß es”, erwiderte Cloud und noch während er diese Worte aussprach wurde ihm klar, dass er die Beziehung mit Tifa tatsächlich nicht mehr wollte. “Ich habe unterbewusst wohl schon länger geahnt, dass es irgendwann so kommen wird, aber ich habe Angst davor gehabt wie sie reagiert. Ich will sie nicht verletzen.. Aber liebe sie einfach nicht mehr..” Cloud zögerte, bevor er hinzufügte: “Und ich glaube, das habe ich nie getan.” “Wieso wird dir das ausgerechnet jetzt klar?” fragte Vincent, und in Cloud kam der leise Verdacht auf, dass der Schwarzhaarige diese Frage nicht ohne Hintergedanken stellte. Eine Stimme in Clouds Innerem flüsterte: Du weißt es doch, Vincent. Es wird mir erst jetzt klar, weil du vor einigen Tagen alles verändert hast. Geht es dir nicht auch so? Fragst du deswegen? Ich merke jetzt erst, wie es sich wirklich anfühlt, wenn man Gefühle für jemanden hat.. Aber er sprach diese Gedanken nicht aus, sondern zuckte nur schweigend die Schultern und hoffte insgeheim, dass Vincent es an seinen Augen ablesen würde. Warum hatte er Angst davor, es auszusprechen? War es, weil er Angst hatte wie sein Umfeld darauf reagieren würde, wenn herauskam dass er etwas für einen Mann empfand? Als Vincent merkte dass Cloud mit sich haderte, trat er an ihn heran, hob seine gesunde Hand um Clouds Gesicht zu berühren und küsste ihn dann einnehmend. Cloud erwiderte den Kuss dankbar, schob seine Sorgen beiseite und gab sich Vincents fordernden Lippen hin. Doch Vincent ließ den Kuss nicht lange dauern. Er ließ von Cloud ab und schnappte sich den Rucksack den der Jüngere beiseite gelegt hatte. “Lass uns das Zelt aufbauen. Dann brauchen wir das nachher nicht mehr zu tun.” Etwas enttäuscht darüber, dass der Kuss so jäh geendet hatte, stimmte Cloud zu. Doch schon während sie das Zelt hinstellten, besserte sich seine Laune wieder. Es war warm, und sobald ihre Unterkunft aufgebaut war, setzte Cloud sich in den Sand und zog seine Schuhe aus. “Kommst du auch? Ich will schwimmen!” Vincent betrachtete etwas verdutzt, wie der Blonde sich Socken und Hose auszog. “Ist es dafür nicht schon etwas zu kalt?”, fragte er irritiert. “Wenn wir schon am Strand sind, will ich auch schwimmen.” Cloud zog sein T-Shirt aus und sah dann, dass Vincent noch zögerte. “Na komm schon.”, drängte er mit sanfter Stimme. “Ich bleibe lieber hier.”, beschloss sein Gegenüber, doch Cloud ließ sich nicht so einfach abwimmeln. “Was ist los? Hast du Angst, dich auszuziehen?” Als Vincent auf seine Frage hin nur schwieg, ging Cloud etwas schwankend auf ihn zu. Übermütig durch den Alkohol in seinem Blut fing er an, dem Dunkelhaarigen das Oberteil auszuziehen. Zuerst wollte Vincent ihn davon abhalten und nahm seine Hände, doch als Cloud sich sanft losriss um weiter zu machen, ließ er ihn gewähren. Cloud hatte Vincent noch nie ohne Kleidung gesehen. Als er das Oberteil abgestreift hatte, wusste er auch, warum der Ex-Turk sich nicht hatte ausziehen wollen. Er hatte schon immer geahnt, dass der Mann durch die Eingriffe Hojos verschiedene Narben haben müsste, aber trotzdem ließ ihn der Anblick von Vincents nacktem Oberkörper vor Ehrfurcht die Luft anhalten. Besonders die Stelle, an der sein eigener Körper aufhörte und sein Metallarm anfing war extrem vernarbt. “Ja.. Ich habe Angst, mich auszuziehen..” sprach Vincent leise, als er Clouds Reaktion bemerkte. Der Blonde musterte ihn voller Entsetzen und schüttelte den Kopf. “Das brauchst du nicht.”, erwiderte er ruhig, während er mit seinen Händen über Vincents vernarbten Brustkorb fuhr. Cloud wiederholte seine Worte noch mal, bevor er damit fortfuhr den Mann auszuziehen. Auch seine restliche eigene Kleidung zog er aus, und so standen sie sich schließlich splitterfasernackt gegenüber. Vincent war die Situation sichtlich unangenehm, also rannte Cloud eilig Richtung Wasser und forderte den Mann auf, ihm zu folgen. Das Meer war kühl, denn eigentlich war die Schwimmsaison schon vorbei, aber das hielt Cloud nicht davon ab, trotzdem ins Wasser zu torkeln. “Du bist verrückt.” erklärte Vincent, und als Cloud bemerkte dass der Mann versuchte sich ein Grinsen zu verkneifen, lachte er. “Komm schon!”, rief er, während er schon bis zu den Hüften im Wasser stand. “Du zitterst doch schon, das Wasser ist eiskalt.”, stellte Vincent fest, doch der Blonde ließ sich nicht beirren. Er versuchte, Vincent nass zu spritzen, was aber damit endete dass er selbst unterging. Er verlor nur kurz die Orientierung, doch gerade als Panik in ihm ausbrach weil er nicht wusste wo oben oder unten war, umfassten ihn zwei Hände und zogen ihn an die Wasseroberfläche. Hustend schnappte Cloud nach Luft, während Vincent ihn zurück an den Strand führte. “Genug geschwommen.”, beschloss der Schwarzhaarige. “Du solltest erstmal warten bis du wieder nüchtern bist.” Zitternd rieb sich Cloud die Oberarme, denn nass wie er war kühlte er schnell ab, und auch wenn es nicht unbedingt kalt war, wäre ihm ein Handtuch jetzt recht gewesen. “Geh ins Zelt, da ist es windgeschützt.”, schlug Vincent ihm vor. Cloud nickte. “Ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß.” gestand er mit einem Lächeln, als Vincent ihn in die einzige Decke gewickelt hatte die sie hatten. “Du warst doch nur drei Sekunden im Wasser.”, erwiderte sein Gegenüber trocken. Vincent griff nach seinen Klamotten um sich wieder anzuziehen, doch Cloud hielt ihn auf. Er wollte die Situation nicht einfach so verstreichen lassen. Wenn Vincent sich jetzt anzog, würde er sich so schnell auch nicht mehr ausziehen, da war Cloud sich sicher. “Nicht anziehen.”, bat er leise. Er öffnete die Decke und gebar Vincent, sich neben ihn zu setzen. Nur zögernd tat der Mann, worum Cloud ihn gebeten hatte. “Es ist nicht schlimm. Du musst dich nicht unwohl fühlen.” redete Cloud auf ihn ein. Vincents Oberschenkel lag dicht gegen seinen, und das Gefühl der nackten Haut gegen die Seine weckte in ihm das unglaubliche Bedürfnis nach mehr. Er ließ seine Finger über Vincents Seite gleiten und seine vorsichtige Annäherung war dem Mann mehr als willkommen. Als hätte er auf diesen ersten Schritt von Cloud gewartet, zog er den Jüngeren forsch an sich. Vincents Haut war warm im Vergleich zu Clouds, aber Cloud war noch nass und glitschig, was die beidseitige Erregung allerdings nur noch steigerte. Cloud ließ Vincent von ihm Besitz ergreifen, genoss die Wärme seiner blassen Haut und merkte, wie ihm langsam wieder wärmer wurde. Seine Atmung und sein Herzschlag wurden schneller, und auch Vincent war sichtlich erregt. Gierig fuhren seine Hände über Clouds Körper. Cloud stöhnte auf, als Vincents Hände zwischen seinen Schenkeln angekommen waren. Er merkte, dass Vincent es diesmal weniger erwarten konnte zur Sache zu kommen, doch genau das steigerte seine Lust auf den Mann noch mehr. Er bog sich nach vorn und wollte anfangen Vincent zu verwöhnen, doch der Schwarzhaarige packte ihn unsanft am Schopf und riss ihn wieder hoch. Mit schmerzverzerrtem Gesicht biss der Blonde die Zähne zusammen um nicht aufzuschreien. “Ich will dich endlich ficken, Cloud.” hauchte Vincent ihm ins Ohr. Ein Schauder durchfuhr den jungen Ex-Soldat. Er nickte schweigend. Was auch immer Vincent mit ihm tun wollte, er wollte es auch. Auch wenn er etwas Angst davor hatte was kommen würde, sehnte er sich auch danach, endlich den ultimativen Schritt zu machen. “Leg dich hin”, befahl Vincent mit ruhiger Stimme. Cloud gehorchte ihm, legte sich hin und harrte der Dinge. Vincent kramte eilig im Rucksack herum, holte einen kleinen Behälter hervor und sah kurz mit verheißungsvollem Blick zu ihm herüber. Dann warf er den Behälter zur Seite, bog sich über Cloud und ließ seine Finger zwischen dessen Beine gleiten. “Ganz locker.”, meinte er mit seinem so vertraut-ernsten Gesichtsausdruck, als er merkte, dass sein junges Opfer zusammenzuckte. “Das ist nur etwas, um das Ganze etwas geschmeidiger zu machen.” Nach seinem letzten Satz lag ein erwartungsvoller Blick in seinen Augen. Er ließ sich auf Cloud nieder und küsste ihn innig. Cloud war froh, dass er sich wenigstens noch die Zeit nahm ihn langsam darauf vorzubereiten, denn bei Vincents Kaliber stellte er sich das Ganze ohne langsame Annäherung sehr schmerzhaft vor. “Du fühlst dich gut an.” wisperte der Schwarzhaarige mit matter Stimme. Cloud merkte, dass auch Vincent aufgeregt war. Irgendwann entschied der Mann, dass genug getan war um den Blonden vorzubereiten. “Bist du sicher?” fragte Vincent zur Sicherheit, als er sich in Position gebracht hatte. “Ja”, erwiderte Cloud mit einem Nicken. Vincent lächelte. Cloud empfand es zuerst als unangenehm, aber als sein Körper plötzlich nachgab stöhnten beide voller Lust auf. Vincent ließ Cloud keine Zeit, sich zu erholen. Es war ein seltsames Gefühl, zuerst etwas irritierend, aber je länger es dauerte, desto mehr gefiel es Cloud. “Gott, Cloud”, keuchte Vincent benommen. Sein ganzer Körper schien zu glühen. Er bog sich kurz nach vorn um Cloud zu küssen, lächelte, und ließ den Blonden nicht aus den Augen. Jede Regung auf Clouds Gesicht erregte ihn weiter. Die Beiden verloren sich komplett in einander, sie verschmolzen zu einem stöhnenden, schwitzenden Häufchen Mensch. Es war wie ein Traum. Dass Vincent dem Jungen irgendwann anfing weh zu tun, drang offensichtlich gar nicht mehr zu ihm durch. Er schwitzte am ganzen Körper, doch er konnte nicht mehr aufhören, und Cloud bemerkte erst viel zu spät, dass irgendwas nicht stimmte. Aus Vincents Stöhnen wurde ein Grollen, und plötzlich wurde aus dem Traum ein Alptraum. Aus Händen wurden Klauen, die sich erbarmungslos in Clouds Haut bohrten. Riesige Flügel schossen in die Höhe und rissen das Zelt weg. Vincent war nicht mehr Vincent. Vincent war Chaos. Kapitel 18: Alptraum -------------------- Erst Clouds entsetztes, schmerzerfülltes Kreischen ließ Chaos aus seinem Zustand erwachen. Die verstörten Schreie des Jungen fuhren durch Mark und Bein. Chaos brauchte kurz, bis er realisierte was eben passiert war. Verdutzt sah er an sich herunter, sah, wie seine riesigen Krallen sich in Cloud Taille vergraben hatten. Frisches Blut sickerte auf den Boden des Zeltes. Unmittelbar danach erfüllte ein unverkennbarer Eisengeruch die Luft. Chaos riss mit entsetztem Laut die Augen auf. Unverzüglich zog er seine Klauen aus dem Körper des Jungen zurück, der noch einmal bitterlich aufschrie und sich vor Schmerzen unter ihm wand. Völlig überfordert starrte Chaos auf die blutgetränkten Krallen, die eben noch seine Finger gewesen waren. Dann sah er wieder zu Cloud, der wimmernd und fluchend die Hände auf seine Wunden drückte. Es war zuviel für Chaos. Eilig und schwer atmend zog er sich aus dem Blonden zurück, und während Cloud noch versuchte, die Fassung zu erringen, schwang er sich mit einigen Flügelschlägen in die Höhe. Was hatte er angerichtet?! Ein verzweifelter Schrei hallte über den Strand, doch es war diesmal nicht Cloud, der schrie, sondern Chaos. Er erschreckte sich vor sichselbst. Sein Schreien klang wie ein Brüllen. Das Brüllen eines Monsters. Er war ein Monster, und er hatte das Einzige, - den Einzigen - verletzt, der ihm auf diesen gottverdammten Planeten etwas bedeutete. Vor lauter Erschütterung, Verwirrung und Angst kam ihm in seiner Not nur ein einziger Gedanke: Weg. Weg von dem Blut, weg von der Situation. ALLES, bloß weg von hier. Und so tat Chaos in seiner Verzweiflung das, was sein Instinkt ihm sagte: Er nahm Reißaus und ließ den verletzten, wehklagenden Cloud allein am Strand zurück. Völlig perplex sah der Blonde dem davonfliegenden Ungetüm nach und realisierte erst dann, dass Chaos vorhatte ihn im Stich zu lassen. “Vincent!! Warte!!” brüllte er aus voller Brust hinterher, doch Chaos sah sich nicht einmal um. “VINCENT!!” Clouds Kehle tat weh, so sehr schrie er nach dem geflügelten Monster, das allmählig immer kleiner wurde und schließlich am Horizont verschwand. “Oh, verdammt..” Jammernd setzte Cloud sich auf und sah an sich herab. Der Zeltboden war das Einzige, was noch von ihrer Behausung übrig geblieben war. Alles klebte schon vor lauter Blut, und Cloud wusste genau dass er schleunigst Hilfe brauchte, denn die Verletzungen waren zu groß um sie auf die Schnelle selbst zu behandeln. Notdürftig bastelte er sich aus Vincents Hemd so was wie einen Verband, doch die Wunden waren so groß, dass es im Nu durchgeblutet war. So gut es ging zog Cloud sich an. Jetzt tat es ihm leid, dass er so viel getrunken hatte. Die Blutungen verschlimmerten sich durch die Menge an Alkohol in seinem Blut. Stöhnend vor Schmerzen raffte der junge Ex-Soldat sich auf und schaffte es irgendwie zu seinem Motorrad. Er biss die Zähne zusammen als er sich auf den Sattel hiefte. Mit blutigen, zitternden Fingern griff er nach dem Schlüssel, der noch im Zündschloss steckte. Er hoffte, dass er den Heimweg noch schaffen würde. Der Motor heulte auf, und Cloud ließ Rucksack und Zelt am Strand zurück und fuhr los. Immer wieder musste er die Geschwindigkeit drosseln weil sein Kreislauf anfing zu spinnen. Der Weg kam ihm plötzlich unendlich lang vor. Voller Wehmut erinnerte er sich an die Hinfahrt, bei der er sich noch geschworen hatte, diesen Moment so wie er war in Erinnerung zu behalten. Jetzt klammerte er sich an diesen Gedanken wie an einem rettenden Strohhalm. Er musste sich irgendwie wach halten, bis er die Highwind erreicht hatte. Er hätte sich ins Gesicht geschlagen, doch in seinem geschwächten Zustand traute er sich nicht, auch nur kurz eine Hand vom Steuer zu lassen. Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, tauchte die Highwind in seinem Sichtfeld auf. Er stieß einen erleichterten Seufzer aus. Er sprach innerlich zu sich selbst um auch das letzte Stück noch zu schaffen. Nicht mehr lange, es ist nicht mehr weit. Gleich hast du es geschafft, Cloud!! Er lächelte. Er war ein Kämpfer, war es immer gewesen. Das hatte ihm schon mehrmals das Leben gerettet. Doch nur wenige hundert Meter vor der Highwind gehorchte ihm sein Körper dann nicht mehr. Er merkte gerade noch, wie er seitwärts fiel, versuchte das Steuer herumzureißen, aber seine Arme waren wie gelähmt. Er merkte den Aufprall nicht mehr. Es wurde dunkel und still um ihn herum. Kapitel 19: Leere ----------------- Cloud sank hinfort, tief hinein in eine stille, dunkle Welt. Doch er spürte keine Angst. Es war warm und geborgen in dieser Welt. Die Erinnerungen kurz vor seinem Sturz und seine Sorgen über den Lauf der Dinge schrien irgendwo in weiter Ferne nach ihm, doch er schenkte ihnen keine Beachtung. Dort, wo sie auf ihn warteten, wollte er nicht mehr hin. Er trieb im Dunkeln voran, und eine Zeit lang gefiel es ihm in seinem neuen Zuhause. Die Stille tat ihm gut. Er merkte, dass alles Weltliche das ihn so bekümmert hatte hier unwichtig war. Hier war nur er, er ganz allein. Seine Seele. Nicht sein Körper, der war woanders. Er genoss es, sich um nichts kümmern zu müssen, aber irgendwann wurden die Stimmen in der Ferne, die nach ihm riefen, zusehends lauter. Eine unter ihnen kam ihm bekannt vor, doch am Anfang konnte er sie nicht einordnen. Er wusste, er kannte diese Stimme nur zu gut, irgendwo aus der Vergangenheit.. Und plötzlich schien sie genau zu merken, dass sie seine Aufmerksamkeit errungen hatte. Cloud.. Hast du mich etwa ganz vergessen? Erschrocken fuhr Cloud hoch und katapultierte sich in die reale Welt zurück. “Sephiroth!!” Schwer atmend beugte er sich nach vorn. Er wusste nicht, wie lange er weggetreten gewesen war, aber es kam ihm vor als seien es nur ein paar Sekunden gewesen. Er stöhnte leise auf. Sein Körper pochte vor Schmerzen. Schmerzen.. Stimmt ja, da war doch was.. Er hatte es schon fast vergessen in der Zeit in der er weg gewesen war. Ihm wurde schwindelig, und er musste sich wieder hinlegen. Er hatte all die Zeit seine Augen geschlossen gehalten, doch als er sie schließlich langsam öffnete, starrte er auf kalte weiße Deckenplatten. Ohne sich weiter umzusehen, dämmerte ihm wo er war, denn der Geruch war unverkennbar. Krankenhaus. Sein Bett stand am Fenster, und er sah dass es draußen dunkel war. Direkt neben seinem Bett an der Wand hing eine Uhr. 3:47.. Irritiert runzelte er die Stirn. Diese Uhrzeit.. Ihm kam es vor, als hätte er gerade ein Deja-vu. Irgendwas war merkwürdig. Bildete er es sich bloß ein, oder war er schon öfter um genau diese Uhrzeit aufgewacht? Etwas piepste schon die ganze Zeit, und ihm dämmerte allmählig, dass er der Grund für dieses Piepsen war. Kurz nachdem er diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, stürmte eine Frau in den Raum. Eine Krankenschwester, sichtlich verwundert, musterte ihn mit großen Augen. “Sie sind aufgewacht!!” brachte sie außer Atem hervor, während sie sich ihm näherte. “Scheint so.” erwiderte Cloud brummend, und er räusperte sich, denn seine Stimme klang heiser. “Für ihren Zustand wirken Sie ganz schön gelassen, junger Mann!” stellte sie fest, während sie seinen Puls fühlte und ihm danach mit einem brutal grellen Lämpchen in die Augen leuchtete. “Stabil wie eh und je..” stellte sie verblüfft fest. “Als wäre nie etwas passiert!” “Wieso, wie lange war ich weg?” wollte Cloud wissen. “Anderthalb Wochen.” erwiderte die Frau, und Cloud riss ungläubig die Augen auf. “Anderthalb Wochen?!” Die Frau nickte. “Sie haben Glück gehabt, dass nichts weiter passiert ist. Als Sie hierher kamen hat niemand mehr geglaubt, dass sie noch mal aufwachen.” Cloud schwieg benommen. Auch wenn es ihn nicht wunderte dass er im Krankenhaus gelandet war, war er überrascht darüber, dass er tatsächlich nur so knapp am Tod vorbeigehuscht war. Während er in seiner schützenden Welt in der Dunkelheit umhergeschwebt war, waren sage und schreibe anderthalb Wochen verstrichen, obwohl es ihm im Nachhinein vorkam, als hätte er nur ein paar Stunden die Augen zugemacht. Doch eine weitere Erkenntnis, die ihm in diesem Moment kam, ließ ihn erst recht erschaudern: Sephiroth.. Sephiroth hatte ihn zurückgeholt.. Er war sich hundertprozentig sicher. Diese tiefe, männliche Stimme hätte er unter Tausenden wiedererkannt. Er wusste nicht, ob es seine Einbildung gewesen war oder ob sein ehemaliger Vorgesetzter und Gegner wirklich zu ihm gesprochen hatte, aber einer Sache war er sich ziemlich sicher: Er mochte den silberhaarigen Mann an dem entscheidenden Tag am Krater besiegt haben.. Aber Sephiroth war nicht tot. So verrückt es auch war, Cloud spürte einfach dass Sephiroth noch immer präsent war. Vielleicht nicht körperlich.. Aber seine Seele geisterte noch immer in diesem Leben - auf diesem Planeten - herum, sei es auch nur in Clouds krankem Kopf. “Wie fühlen Sie sich?” fragte die Schwester freundlich und riss ihn damit aus seine Gedanken. Er wirkte offensichtlich etwas benommen, denn sie schien besorgt. “Ganz gut, denke ich.” erwiderte er zögernd. “Haben Sie Schmerzen?” “Ja, das schon..” “Ich werde Ihnen ein Schmerzmittel verabreichen. Es wird Sie ein bisschen müde machen, aber das ist vielleicht gar nicht so schlecht. Sie haben zwar genug geschlafen, aber nach diesem Schreck ist es sicher gut, wenn Sie sich nicht ganz so aufregen.” Cloud nickte schweigend, und die Dame fuhr fort: “Danach informiere ich den Arzt und Ihre Familie darüber, dass Sie aufgewacht sind.” erklärte die Frau freundlich. Sie machte eine Spritze fertig und verabreichte sie durch die bereits vorhandene Kanüle an Clouds linkem Arm. Er merkte schon nach kurzer Zeit, dass er schläfrig wurde. Es war eine angenehme Müdigkeit. Gerade soviel, dass es ihn beruhigte, aber nicht genug um ihn sofort einschlafen zu lassen. Kurz bevor sie das Zimmer verließ, drehte die Krankenschwester sich noch mal um. “Brauchen Sie sonst noch etwas?” wollte sie wissen. Cloud rieb sich grübelnd den Oberarm. “Es ist zwar mitten in der Nacht, aber.. ich habe tierischen Hunger..” stellte er fest, und die Schwester lächelte. “Ich werde sehen, was ich tun kann.” Sie verließ den Raum, und Cloud legte sich wieder hin. Was wohl aus Vincent geworden war? Und wie war er überhaupt hier ins Krankenhaus gekommen? Hatte Cid ihn gefunden? Er hatte es doch gar nicht mehr rechtzeitig zur Highwind geschafft.. Vielleicht hatte der Pilot ihn kommen sehen.. Cloud würde es nicht erfahren, ehe er nicht jemanden danach fragen konnte. Er seufzte tief. In seinem Kopf veranstaltete das Beruhigungsmittel ein Karussell, doch er war froh darüber, dass die Schwester ihm das Entspannen leicht gemacht hatte. Es dauerte nicht lange, bis er sich seiner Schläfrigkeit widerstandslos ergab. _________________________ Als er die Augen wieder aufschlug, war es hell draußen. Benommen rieb er sich die Augen und hörte ein mehrstimmiges Raunen durchs Zimmer gehen. Er zuckte erschrocken zusammen. Er war nicht allein? Als er zur Seite sah, entdeckte er, dass sämtliche seiner Freunde an seinem Bett saßen. Barett, Cid, Red, etwas weiter entfernt sogar Yuffie, und allen voran.. Tifa. Zu Anfang herrschte eine Stille, bei der man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Doch als Tifa sich irgendwann schluchzend aus ihrem Stuhl erhob und ans Bett stürzte, taten es ihr die anderen nach und nach gleich. Jeder von ihnen kam zu Cloud herüber, gab ihm eine Umarmung, einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter oder Ähnliches. Cloud lächelte. Er war tief berührt, dass sie alle gekommen waren um ihn zu sehen. Aber.. Wo war Vincent? Die Erkenntnis, dass der schwarzhaarige Mann fehlte, versetzte ihm einen gehörigen Stich ins Herz. Warum war er nicht da? Tifa wischte sich die Tränen weg und ergriff als Erste das Wort. “Wir sind so froh, dass du aufgewacht bist..” sprach sie mit zitternder Stimme. “Die Ärzte haben vergangene Woche noch gesagt, dass du womöglich nie mehr..” Sie beendete ihren Satz nicht, aber Cloud wusste, wie er enden sollte. “Das ist schon das zweite Mal innerhalb kürzester Zeit, dass du uns so einen Schrecken einjagst!” donnerte Barett gleich darauf in wütendem Ton, doch bei näherem Hinsehen meinte Cloud, dass sogar der Riese mit den Tränen kämpfte. “Es tut mir leid.” entschuldigte Cloud sich, mehr aus Höflichkeit heraus. “Es war nicht deine Schuld.” erwiderte Tifa hastig, “Du hast sehr viel Glück gehabt. Hätte Cid dich nicht gefunden nachdem dich das Monster angegriffen hat, wärst du vermutlich verblutet.” Cloud sah zu Cid, der seinen Blick schweigend erwiderte. Irgendwas in den Augen des Pilots sagte ihm, dass die Geschichte so nicht ganz stimmte. Er brannte darauf, zu wissen was genau passiert war, aber er musste warten, bis sie alleine waren, um ihn danach zu fragen. “Der Arzt kommt auch gleich.” verkündetet Tifa. “Sie haben noch nichts genaueres gesagt, aber da du stabil bist und die Wunden gut aussehen, musst du sicher nur noch eine Weile zur Beobachtung dableiben.” Nach dem letzten Satz überflog ein Lächeln ihr Gesicht. Er konnte ihren Blick nur schlecht deuten. Er wusste, dass das Lächeln zwar ehrlich gemeint war und dass sie sich wirklich darüber freute dass er noch lebte, aber er wusste auch genau, dass da noch etwas zwischen ihnen stand was nicht einfach so ignoriert werden konnte. Für’s Erste allerdings war das nebensächlich. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, darüber zu sprechen, und das wusste auch Tifa. Alle freuten sich über die Tatsache, dass Cloud wieder unter ihnen weilte. Die Freunde unterhielten sich angeregt, machten Witzchen und lachten viel, bis irgendwann die Tür zu Clouds Krankenzimmer aufgerissen wurde. Cloud erwischte sich für den Bruchteil einer Sekunde dabei dass er auf Vincent hoffte, doch statt des düsteren Mannes kam ein anderer Mann herein, den er noch gut in Erinnerung hatte. Er war der junge Arzt, der ihn schon bei seinem ersten “Unfall” betreut hatte. Mit ernstem Blick musterte er die Truppe an Freunden, und dann vor allem Cloud. “Herr Strife..” fing er mit mahnender Stimme an, “Wäre es vielleicht zuviel verlangt, dass Sie Ihre Freizeitaktivitäten insofern beschränken, dass Sie hier nicht immer den ganzen Krankenhausbetrieb aufhalten?” Verdutzte Stille herrschte im Raum, und nachdem der Mann kurze Zeit noch die ernste Miene beibehalten hatte, brach er schließlich in Gelächter aus. “Ich mache doch nur Spaß!” rief er aus, näherte sich Cloud und schüttelte mit freudigem Gesichtsausdruck seine Hand. “Schön, dass Sie wieder aufgewacht sind.” meinte er freundlich, gab dem Blonden noch einen Schulterklaps und fügte dann hinzu: “Es ist wirklich erstaunlich, wie viel Pech Sie haben, aber vor allem wie zäh Sie trotz allem sind. Sie scheinen wirklich irgendwo einen Schutzengel zu haben.” Cloud setzte ein Lächeln auf. “Ja, das ging mir auch schon durch den Kopf.” erwiderte er, aber niemand außer er selbst wusste, dass er dabei eher an einen silberhaarigen Todesengel dachte. Wäre Sephiroths Stimme nicht gewesen, wäre er dann überhaupt noch aufgewacht? “Sie haben es zu einem großen Teil Ihren Freunden zu verdanken, dass Sie so schnell wieder auf den Beinen sind.” erklärte der Arzt und nickte in Yuffies Richtung. “Hätten wir nicht diese hervorragende Heilungs-Materia bekommen, wäre der Genesungsprozess sicherlich wesentlich weniger schnell vorangegangen.” Verblüfft sah Cloud zu Yuffie herüber. “Du hast für mich deine Materia hergegeben?” fragte er in ungläubigem Ton. Der Teenager zuckte die Schultern, versuchte möglichst cool zu wirken, konnte sich aber ein Lächeln nicht verkneifen. “Ist doch Ehrensache.” meinte sie, während sie gegen die Wand lehnte. “Außerdem hätte eine Nervensäge wie du uns doch gefehlt.” Bevor Cloud ihr etwas schlagfertiges antworten konnte, fuhr der Arzt mit seiner Ansprache fort. “Wir werden Sie jetzt noch mal ordentlich auf den Kopf stellen und Ihre Werte überprüfen, aber dafür dass sie fast zwei Wochen im Koma lagen ist ihr Zustand wirklich überragend.” verkündete der Doktor beeindruckt. “Die Wundheilung verläuft wunderbar. Sie haben anscheinend einen ordentlichen Schlag auf den Kopf bekommen und wieder eine Gehirnerschütterung, aber durch die Ruhephase von zwei Wochen konnte sich Ihr Körper schon gut regenerieren. Wenn alles gut läuft, können wir Sie in etwa einer Woche wieder entlassen. Aber warten wir erstmal die Untersuchungen ab, in Ordnung?” “In Ordnung.” antwortete Cloud. Der Arzt drückte ihm die Hand, verabschiedete sich mit einem Nicken von Tifa und den Anderen und lief dann aus dem Zimmer. “Achso, ich sehe natürlich heute Abend noch mal nach Ihnen.” rief er noch, bevor er ganz weg war. Tifa und die Anderen leisteten Cloud noch Gesellschaft, bis eine Schwester ihm sein Mittagessen brachte und sie freundlich aufforderte, die Besuchszeiten zu beachten. Tifas Verabschiedung war ungewöhnlich kühl, und das entging auch den restlichen Freunden nicht. Als sie alle - bis auf Cid - das Zimmer verlassen hatten, ging der Pilot zur Tür um sie zu schließen. Tifa bemerkte dies zwar, kommentierte es aber nicht, und als die Tür zu war, lief Cid schweigend zu Cloud herüber. Sie musterten sich kurz, dann zeigte Cid auf das Tablett mit Clouds Mittagessen. “Iß was, Strife. Du bestehst ja bald nur noch aus Haut und Knochen.” Cloud nickte, griff zu seinem Teller und fing an zu essen. Nach dem ersten Happen sah er zu Cid herüber, der sich auf den Stuhl neben seinem Bett niedergelassen hatte. Er zog einen Flachmann aus der Tasche, nahm einen kräftigen Schluck und hielt sie dann mit fragendem Blick zu Cloud herüber. Zuerst wollte der Blonde anmerken, dass es ihm sicher nicht erlaubt wäre, Alkohol zu trinken, doch er verkniff sich die Worte und nahm stattdessen einige große Schlucke aus dem Behälter, bevor er ihn an Cid zurückgab. “So..” fing er dann an. “Klär mich auf.” Cid zog die Augenbrauen hoch. “Klär mich mal auf? Willst du mich verarschen, Junge?!” brachte er laut hervor. “Das sollte ICH doch verdammt noch mal zu dir sagen, Strife!” “Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie ich hierher gekommen bin.” erwiderte Cloud. “Na, ich habe deinen knochigen Arsch hierher geschleift!” donnerte Cid. “Du warst ja so gut wie blutleer, als Vincent - nein, Chaos - dich bei mir aufs Deck geschmissen hat.” Cloud erstarrte. “Chaos hat mich zu dir gebracht?” wiederholte er verwirrt. Cid nickte. “Ja klar! Aber der feine Herr Vincent hüllt sich ja in Schweigen seit dem Vorfall! Und erzähl mir bloß nicht, dass die Wunden wirklich von irgend einem Monster stammen, Bursche! Scheiße, das war doch kein Zufall, dass Valentine sich in Chaos verwandelt und du blutend wie ein Schnitzel bei mir an Deck landest!” Der Mann beugte sich nach vorn und warf Cloud einen ernsten Blick zu. “Ich weiß ja nicht was zwischen euch Beiden vorgefallen ist, aber Chaos kann dir ja nur selbst diese Verletzungen verpasst haben.. Hab ich recht?” Cloud schwieg benommen, also schlug Cid nur knurrend ein Bein übers Andere, verschränkte die Arme und wartete ab. “Wo ist er? Vincent, meine ich.” wollte Cloud wissen. Cid strafte ihn mit einem verärgerten Blick für das Ignorieren seiner Frage, doch er antwortete ihm trotzdem. “Er war eigentlich so oft es ging bei dir, im Krankenhaus. Aber als die Ärzte letzte Woche verkündeten dass du wohl für ungewisse Zeit im Koma liegen würdest, ist er spurlos verschwunden. Seitdem hat ihn kein Arsch mehr gesehen.” Während Cloud nur entsetzt die Augen weitete, zuckte Cid mit abfälliger Geste die Schultern. “Eigentlich dachte ich immer, Valentine wär ein feiner Kerl. Hätte nie gedacht, dass er zu so etwas fähig ist.” “Es war nicht seine Schuld.” brummte Cloud mit gedämpfter Stimme. “Er hat einfach nur die Kontrolle über sich verloren. Ich bin mir sicher, dass er das nicht wollte.” “Ich frage am Besten gar nicht nach, warum er so ausgetickt ist?” “Es war ein Unfall..” Cid seufzte irritiert. “Ja klasse, soweit war ich auch schon.” “Wir müssen ihn finden.” Cloud hätte sich am Liebsten die Kanülen aus dem Arm gerupft und wäre losgerannt um nach seinem Freund zu suchen.. nur hatte er nicht die geringste Ahnung wo er mit seiner Suche anfangen sollte.. “Und kannst du mir mal verraten, wie wir den finden sollen?!” schnaubte Cid ratlos. “Der Typ ist verdammt noch mal ein halber Vampir, der könnte doch überall sein!” Es leuchtete dem Ex-Soldat ein, dass es sinnlos war einfach so drauf loszuziehen und wahllos irgendwo zu suchen. Vielleicht würde die Nachricht von Clouds Erwachen Vincent irgendwie erreichen, und er würde zurück kommen.. “Bis du nicht wieder fit bist, gehst du nirgendwo hin.” befahl Cid mit erhobenem Zeigfinger. Dann zuckte er die Schultern. “Sicher taucht er von alleine wieder auf. Unkraut vergeht nicht.” Vorerst war damit alles gesagt, was zu sagen war. Cid kündigte an, am nächsten Tag wieder zu Besuch zu kommen. Aber nur für einen kurzen Moment, denn er hatte nach eigenen Angaben ja schließlich noch andere Dinge zu tun, als neben Cloud zu sitzen und Händchen zu halten. Mit diesen Worten und einem provozierenden Zwinkern ließ er Cloud dann schließlich in seinem Krankenzimmer allein. Schweigend starrte Cloud aus dem Fenster. Er fühlte sich so hilflos wie noch nie zuvor in seinem Leben. Verletzt.. sowohl im körperlichen als auch im seelischen Sinne. Er schluckte benommen und musste für den Hauch einer Sekunde gegen Tränen kämpfen. Es lief alles ganz anders als geplant.. Aber was hatte er eigentlich geplant? Er wusste es beim besten Willen selbst nicht, und mehr noch als die Aussprache mit Tifa oder das Rätsel um die Stimme Sephiroths beschäftigte ihn das Verschwinden der Person, die er sich jetzt am Meisten herbeisehnte. Eine Person, ohne die er sich - wie er schmerzhaft feststellen musste - plötzlich seltsam leer fühlte.. “Wo bist du nur, Vincent?” Kapitel 20: Zigarette --------------------- Da saß der Ex-Soldat nun also, ans Bett gefesselt, mit seinem fad schmeckenden Mittagessen und seinen wirren Gedanken alleingelassen. Auch wenn er wusste, dass Vincent durchaus in der Lage war auf sich aufzupassen, machte er sich gewisse Sorgen um den Verbleib des schwarzhaarigen Mannes. Cloud hatte Glück im Unglück gehabt, doch trotzdem kam ihm alles wie ein nicht endender Alptraum vor. Jedes Mal, wenn ihm etwas Gutes widerfuhr, jedes Mal, wenn er das Gefühl hatte, sich endlich fallen lassen zu können, gab es irgendwo einen Haken an der Sache und sein kurzzeitig erlangtes Glück stürzte ein wie ein Kartenhaus. So war es bisher doch bei allem gewesen. Jeder, der ihm etwas bedeutete, verletzte ihn irgendwann, egal ob gewollt oder ungewollt, seelisch oder körperlich. Aeris. Tifa. Sephiroth.. Und jetzt auch Vincent. Liebe, Freundschaft, Gefühle.. Sie waren ein zweischneidiges Schwert. So schön diese Gefühle auch waren, Cloud schaffte es nie sie zu genießen ohne dabei früher oder später verletzt zu werden. Kurzzeitig wünschte er sich einen Schalter her, um seine Empfindungen einfach auszuknipsen, doch er wusste, dass das nicht die Lösung war. Wie konnte die Situation am Strand nur so enden?! Dass Vince sich ausgerechnet während des Geschlechtsakts in Chaos verwandelte, war nicht nur unangenehm, sondern wie sich gezeigt hatte auch noch lebensgefährlich. Cloud wusste, dass der Ex-Turk sich in Chaos verwandelte wenn er wütend oder aufgebracht war, aber dass es auch passiert wenn er besonders erregt war, hätte der Blonde nicht im Geringsten erwartet. Dabei machte es ja sogar irgendwie Sinn, wenn er näher darüber nachdachte.. Die körperlichen Reaktionen im Zorn und bei Erregung waren - zumindest teilweise - sehr ähnlich. Erhöhter Puls, schnelle Atmung.. Und ein gewisser Kontrollverlust, wenn der Höhepunkt nahe war. Plötzlich empfand Cloud Mitleid für den Mann. Wie schrecklich musste er sich wohl fühlen, nach all dem was passiert war? Klar, Cloud war in erster Linie selbst der Leidtragende, zumindest körperlich.. Aber jetzt hatte sich Vincent endlich getraut sich ihm zu nähern, sich zu öffnen, und es ging so schrecklich schief. Er konnte sich gut vorstellen dass diese Enttäuschung den Mann bis aufs Tiefste erschüttert und abgeschreckt hatte. War er deswegen einfach gegangen, ohne zu sagen wohin? Cloud war nicht sauer auf Vincent.. Er war nur enttäuscht. Noch nicht mal so sehr über die Tatsache, dass Vincent ihn verletzt hatte, denn das hatte nach der Verwandlung zu Chaos doch gar nicht mehr in seiner Hand gelegen. Nein, Cloud war viel mehr enttäuscht, weil Vincent einfach abgehauen war, ohne eine Spur oder eine Nachricht zu hinterlassen.. Vermutlich schämte er sich.. Auch wenn Cloud sich irgendwie im Stich gelassen fühlte, konnte er Vincents Reaktion durchaus nachvollziehen. Er war doch selbst auch nicht anders. Jedes Mal, wenn es brenzlig wurde, lief er davon.. Plötzlich konnte er verstehen, wie es Tifa gehen musste, wenn er wie so oft ohne etwas zu sagen abgehauen war. Er hatte nie darüber nachgedacht, dass es so schmerzhaft sein konnte. Bis jetzt. Ihm wurde klar, dass er etwas ändern musste.. Er wollte nicht mehr davonlaufen, und er würde auch nicht zulassen, dass Vincent einfach davonlief. Er musste die Sache mit Tifa klären. Sachlich und erwachsen, so wie es sich gehörte, und so wie eine Frau wie Tifa es verdiente. Und er musste herausfinden, wo Vincent abgeblieben war. Wo auch immer er steckte, Cloud würde ihn finden und ihn zurückholen. Doch bis es soweit war, war er leider noch ans Bett gefesselt.. Cloud fand es schrecklich, einfach nur herumzuliegen und darauf zu warten, dass die Zeit verstrich. Und sie verstrich quälend langsam. Sein Essen hatte er kaum angerührt. Eine freundliche Schwester, die es später wegräumte, fragte warum er nicht gegessen hatte, und sie reagierte recht verdutzt als er ihr antwortete, es würde schmecken wie aufgeweichte Pappe. Er verbrachte den Rest des Tages damit, sich den Kopf zu zerbrechen. Als sein Arzt ihn irgendwann Abends noch mal besuchte um nach ihm zu sehen und Blut abzunehmen, wirkte Cloud blass und schwach. “Könnte ich noch mal ein Schlafmittel bekommen?” fragte er. Der Arzt musterte ihn mit hochgezogener Augenbraue. “Versuchen Sie es doch erstmal so.” riet er dem Blonden. “Bitte..” flehte Cloud und wunderte sich selbst über die Verzweiflung in seiner Stimme. Wieder erntete er nachdenkliche Blicke. Der junge Mediziner seufzte nachgebend. “Na gut. Ich komme gleich wieder.” Cloud war erleichtert. Zumindest würde er gleich schlafen können. Urplötzlich beschlich ihn eine unbeschreibliche Angst, dass seine Alpträume wiederkehren würden. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er seit einiger Zeit keine schlechten Träume mehr gehabt hatte. Nein, nicht seit einiger Zeit.. Seit.. Vincent. Doch Vincent war weg. “Wissen Sie, Cloud..” fing sein Arzt mit ruhiger Stimme an, als er die Nadel mit dem Schlafmittel in die Kanüle an Clouds Arm stach, “Ich weiß nicht, was Sie so sehr belastet, aber irgendwas lässt Sie nicht los. Ich merke so was.” Er drückte die Spritze leer und Cloud merkte, wie die Flüssigkeit eiskalt durch seine Venen kroch. Er stieß einen erleichterten Seufzer aus. “Sie sind körperlich eigentlich längst wieder in guter Verfassung.” fuhr der Arzt fort. “Aber ihr Kopf, der ist das Problem.” Als Cloud ihn nur mit fragenden Augen ansah, versuchte er zu lächeln. “Ich hatte den Eindruck, dass Sie gar nicht mehr aus dem Koma aufwachen wollten. Das klingt seltsam, ich weiß.. Ich kann es gar nicht erklären. Halten Sie mich für verrückt, aber ich habe den Eindruck, Sie sind nicht froh darüber, dass sie aufgewacht sind.” “Das bin ich auch nicht.” erwiderte Cloud, ohne mit der Wimper zu zucken. Der Rausch des Schlafmittels lockerte seine Zunge und es fiel ihm auf einmal so unglaublich leicht, zu reden. Also redete er. “Er ist weg.. Auch wenn er mich zurückgeholt hat, wird es trotzdem nie wieder wie früher. Und jetzt ist auch Vincent weg. Es gibt niemanden mehr, der mich hier hält.” Auch wenn er es zu verstecken versuchte war der Doktor sichtlich schockiert über die plötzliche Ehrlichkeit des Blonden. “Sie haben so viele Freunde, die sich darüber freuen, dass Sie wieder aufgewacht sind!” stammelte er fassungslos. “Sie sind für so viele Einwohner dieser Stadt ein Vorbild! Auch für mich. Wären Sie nicht gewesen, hätte es diese Welt nicht mehr gegeben, Cloud!” Cloud merkte, wie das Schlafmittel anfing zu wirken. Es fiel ihm schwer, seine Augenlider aufzuhalten, und seine Arme und Beine fühlten sich an als wären sie aus Blei. Bevor er sich der Müdigkeit hingab, presste er mit viel Mühe noch einen letzten, schlaftrunkenen Satz über die Lippen. “Was bringt mir das, wenn er nicht mehr hier ist?!” Schweigend sah der Arzt zu, wie Cloud einschlief. Als ein letzter tiefer Seufzer den Körper des Blonden endgültig entspannen ließ, bemerkte er, wie an dessen Wange eine einzelne, einsame Träne herunter lief. Er griff in die Tasche seines Kittels, zupfte ein Taschentuch hervor und tupfte vorsichtig über Clouds Gesicht. Der Junge regte sich nicht, denn die Menge an Schlafmittel die er bekommen hatte, reichte damit er bis morgen früh durchschlafen würde. Als der Mediziner sein Klemmbrett und die anderen Utensilien zusammengeräumt hatte und schon wieder auf dem Weg zum nächsten Patienten war, schüttelte er gedankenverloren den Kopf. Noch nie hatte er jemanden mit so starkem Herzen und gesundem Körper so schwermütig gesehen. Cloud Strife war stark wie ein Tiger und hatte schon mehr als einmal ein Mordsglück gehabt, und trotzdem schien seine Seele einfach keine Ruhe zu finden. Aus irgend einem Grund hatte er im Gegensatz zu allen Anderen seinen Lebensgeist seit der Zerstörung Meteors verloren. “Armer Kerl..” seufzte er mitleidsvoll. _________________________________________ Es dauerte eine Weile, bis Cloud zu sich kam. Sein Kopf dröhnte. Das Licht der Morgensonne das durch das Fenster kam schien ihm regelrecht in den Augen zu brennen und sein Mund war staubtrocken. Er räusperte sich, hiefte sich aus dem Kissen hoch und griff nach einer Wasserflasche, die ihm eine Schwester irgendwann neben sein Bett gestellt hatte. Es stand zwar ein Glas direkt daneben, aber er machte sich nicht die Mühe, sich etwas einzugießen. Schweigend schraubte er den Verschluss ab und trank direkt aus der Flasche. Als er seinen Durst gelöscht hatte, rülpste er laut und bemerkte erst dann ganz neue Kabel an seinem Körper. Verwirrt sah er an sich herab und runzelte die Stirn. Man hatte ihm gar nicht gesagt, dass während der Nacht weitere Untersuchungen gemacht werden sollten.. Es dauerte nicht lange, bis er Gesellschaft bekam. Wieder war es sein Arzt, doch Cloud sah sofort am Blick des Mannes, das etwas nicht stimmte. “Warum bin ich so verkabelt?” fragte er ohne Umschweife. “Sie sind nur zur Überwachung. Es gab letzte Nacht einen Vorfall.” “Einen Vorfall?” Der Doktor nickte. “Ja.. Irgendwann mitten in der Nacht schlugen die Überwachungsgeräte für ihren Puls Alarm. Ihr Herz hat fast zehn Sekunden lang ausgesetzt. Das passierte auch in der Nacht davor, kurz bevor sie aus dem Koma erwachten.. Aber da Sie danach wach waren, haben wir der Sache keine weitere Beachtung geschenkt. Jetzt allerdings.. ist das schon eher ein Grund zur Sorge.” Cloud schien die Nachricht recht entspannt wegzustecken. Er schwieg nachdenklich, bevor er antwortete: “Wissen Sie, wie viel Uhr es genau war, als das passierte?” Verdutzt sah der Arzt ihn an. Er hatte vieles an unterschiedlichen Reaktionen erwartet, allerdings nicht, dass man ihn nach der Uhrzeit des Vorfalls fragen würde. “Ehh, ja, natürlich..“ antwortete er irgendwann stotternd. “Das habe ich genau in den Unterlagen stehen.. Warten Sie..” Er fing an, in den Papieren auf seinem Klemmbrett zu blättern, doch Cloud redete weiter, noch bevor er das richtige Dokument gefunden hatte. “Lassen Sie mich raten. Es war um genau drei Uhr siebenundvierzig.” Der Mediziner hatte anscheinend das richtige Blatt aufgeschlagen, denn im nächsten Moment fiel ihm vor Entrüstung fast die Kinnlade herunter. “Das.. stimmt!!” brachte er völlig perplex hervor. “Woher wussten Sie das?” “Drei Uhr siebenundvierzig.. Das ist genau die Uhrzeit, an der ich fast jede Nacht aus meinen Alpträumen aufwache.” erklärte Cloud ruhig. “Das ist schon öfter passiert?!” “Eine Zeit lang jede Nacht. In letzter Zeit weniger, aber seit ich aufgewacht bin, ist es wieder da.” “Aber Sie haben gestern starke Beruhigungsmittel bekommen! Und Sie sind trotzdem aufgewacht?” Der Blonde dachte kurz nach. “Nein, nicht dass ich wüsste.” Es machte den Eindruck, als wäre der Arzt mit dieser Situation weitaus mehr überfordert als Cloud selbst. “Es sieht nicht so aus, als ob Sie irgendwelchen Schaden davongetragen hätten, aber trotzdem müssen wir das weiter beobachten. Sie haben ein gesundes Herz, daran liegt es mit Sicherheit nicht.” Cloud runzelte irritiert die Stirn. “Und was heißt das für mich? Wann kann ich hier raus?” wollte er wissen. Der Arzt schien verwundert über seine Frage. “Hier raus?!” wiederholte er fassunglos. “Ich erkläre Ihnen gerade, dass ihr Herz zweimal ausgesetzt hat, und sie fragen mich allen Erntes, wann wir sie entlassen?!” Gleichgültig zuckte der Blonde die Schultern. “Ja, schon.” Überrumpelt schnappte der Mann im weißen Kittel nach Luft. “Wir können Sie unmöglich entlassen, bis das nicht geklärt wurde!” brachte er hervor. Cloud grub die Stirn in die Hände und seufzte. “Na super..” ___________________________________ Als Cid wenige Stunden später kam, um nach seinem Freund zu sehen, wartete der Ex-Soldat schon auf ihn. Der Pilot war verwundert, ihn komplett angezogen und mit gepackten Sachen vorzufinden. Nicht, dass Cloud viel dabei gehabt hätte.. Es war erschreckend, wie blass der Junge geworden war. Cid hätte es nie im Leben zugegeben, aber Clouds Verfassung erschreckte ihn. “Gut, dass du kommst.” brummte der Blonde erleichtert. “Ich will raus hier. Und zwar so schnell wie möglich.” “Machst du Witze?!” rief Cid aus. “Seh ich aus, als ob ich scherzen würde?” Cid musterte Cloud mit hochzogener Augenbraue. “Nein. Du siehst eher aus wie einer, der komplett den Verstand verloren hat.” “Ich will hier weg, Cid.” erwiderte Cloud entschlossen. “Ist mir egal, was mein Arzt oder du oder sonst wer dazu sagt. Ich muss Vincent finden.” “Raffst du das nicht, Strife?!” platzte es laut aus Cid heraus. “Valentine ist abgehauen! Der will nicht wiedergefunden werden! Und du Idiot wirst dafür nicht dein scheiß Leben aufs Spiel setzen, hörst du?!” “Ja, du hast Recht!!” fuhr Cloud ihn an. “Es ist ein scheiß Leben!! Aber es ist MEIN scheiß Leben, und ich mache verdammt noch mal damit, was ich will!” Cid musterte den Blonden schweigend. Dann zückte er seine Kippenschachtel, zog eine Zigarette heraus und zündete sie an. Schließlich überflog ein Grinsen sein Gesicht. “Das nenne ich Kampfgeist, Junge! So kenne ich dich!!” Er schlug dem Blonden gegen die Schulter und drehte sich um. “Und jetzt komm, bevor diese aalglatten Kittelträger dich nachher wieder einfangen.” Cloud musste lächeln. Eilig schnappte er sich seine Sachen und folgte dem Mann mit der Fliegerbrille. Der Rauchmelder in Clouds Zimmer fing an zu piepsen und Sekunden später schaltete sich automatisch die Sprinkleranlage ein. Zischend erlosch Cids Zigarette. Verärgert sah der Mann nach oben, riss sich die Kippe aus dem Mund und schmiss sie auf den Boden. “Los, raus jetzt aus dem verdammten Laden.” knurrte er wütend. Als wenig später eine Schwester in das Zimmer eilte um zu nachzusehen was los war, fand sie ein völlig nasses, verlassenes Zimmer vor. Schockiert rief sie nach dem Mann vom Sicherheitsdienst und bemerkte dann erst die einsame Zigarette, die in einer kleinen Wasserpfütze mitten im Zimmer lag... Kapitel 21: Ende und Anfang --------------------------- Auch wenn er es nie zugegeben hätte, war Cloud froh, dass Cid ihnen für den Heimweg ein Taxi bestellte. Er merkte schon beim Verlassen des Krankenhauses, dass er durchaus noch Schmerzen hatte, da wo Chaos ihn verletzt hatte. Sie mussten nicht lange warten und saßen schon bald auf dem nicht all zu bequemen Rücksitz eines älteren Taximodells. Cloud klemmte schweigend seine Tasche an sich, während Cid dem Fahrer schilderte wo sie hin wollten. “Könnten wir vielleicht erst in meine Wohnung fahren?”, fragte er eilig, als er merkte, dass Cid ihn zur Highwind bringen wollte. Der Pilot sah sich zu ihm um. “Ich könnte ein paar frische Sachen gebrauchen.”, erklärte er, als Cid ihn nur mit fragendem Blick musterte. “Achso. Klar. Na gut, von mir aus”, brummte der Andere schulterzuckend. Cloud gab dem Fahrer seine Adresse und das Taxi setzte sich in Bewegung. Während der Fahrt sprachen Cid und er kein Wort miteinander, aber es war okay, denn Cloud hatte wirklich keine Lust auf Smalltalk. Cid ging es wohl ähnlich. Er hatte offenbar auch noch schlechte Laune, weil der Taxifahrer ihm laut schreiend verboten hatte, in seinem Wagen zu rauchen. “Warten Sie bitte hier, es dauert nicht lange”, teilte Cloud dem Mann mit, als sie vor seinem Appartement hielten. Er öffnete die Tür und kramte in seiner Tasche nach dem Schlüsselbund. Eilig schloss er auf und stieg die Treppen hoch. Es war schmerzhafter als er dachte, die Stufen hochzusteigen, und so wurden die anfänglich noch schnellen Schritte zusehends langsamer. Cloud biss die Zähne zusammen und ermahnte sich selbst. Es waren doch nur ein paar dämliche Stufen! Er hatte schon Schlimmeres weggesteckt. Oben angekommen hielt er trotzdem kurz an und legte schnaufend eine Hand an die schmerzende Stelle. Wenn der Sex mit Vince immer so enden würde, hatte er ein hartes Los vor sich. Er stutzte und wunderte sich über seine eigenen Gedanken, denn offensichtlich war er unterbewusst schon davon überzeugt, dass es noch ein zweites Mal passieren würde. Dazu müsste er den Schwarzhaarigen aber erst einmal auftreiben! Cloud riss sich aus seinen Träumereien los und sah zu seiner Wohnungstür. Es war seltsam, wieder hierher zu kommen, denn eigentlich war er hier ja nicht mehr Zuhause. Immerhin hatte Tifa ihn rausgeschmissen. Während er aufschloss, dachte an den Streit, der das alles verursacht hatte und betrat den Flur nur widerwillig. Zum Glück arbeitete Tifa um diese Zeit - er konnte also ein paar frische Sachen einpacken, ohne sich ihr entgegen stellen zu müssen. Er ging ins Bad und öffnete seine Tasche. Seine getragene Kleidung würde er mitnehmen, er wusste ja schließlich nicht, wann er wieder hier sein würde. Sicher konnte er sie auch bei Cid waschen, oder zur Not in einer Wäscherei in der Innenstadt. Er öffnete den Badschrank und schnappte sich alles, was er fürs Erste brauchen würde um es eine Weile bei Cid aushalten zu können. Zahnbürste, Deo, Rasierer… Kurz überlegte er, ob er noch Verbandszeug mitnehmen sollte, doch Cid würde sicherlich auch was dahaben. Plötzlich zuckte Cloud zusammen und sah mit verwirrtem Blick Richtung Tür. Hatte er nicht eben etwas gehört? Er schloss seine Tasche und lief schweigend aus dem Badezimmer. Zuerst glaubte er, er hätte sich bloß etwas eingebildet, doch als er im Wohnzimmer stand, hörte er ganz eindeutig, dass sich jemand im Schlafzimmer befand. Zuerst wollte er nach Tifa rufen, doch weil sie ja schließlich Streit hatten, verkniff er sich das lieber. Stattdessen lief er zu der spaltbreit geöffneten Schlafzimmertür und stieß sie auf. Was er sah, als er auf das buchenholzfarbene Zweipersonenbett blickte, ließ ihn zur Salzsäule erstarren. Für den Hauch einer Sekunde schossen so viele Gefühle in ihm hoch, dass er überwältigt nach Atem rang. Es war nicht Tifas Rücken, der ihm dort entgegenblitzte, sondern ein muskulöser, blasser Männerrücken. Ein kleiner Zopf aus feuerrotem Haar schlängelte sich zwischen den Schulterblättern herab. Cloud erkannte den Mann sofort, doch er war so schockiert, dass er erstmal einfach nur mit weit aufgerissenen Augen dastand. Es dauerte kurz, bis ihm dämmerte, was dort gerade eigentlich passierte. Er starrte auf den Mann in seinem Bett, der sich rhythmisch und kraftvoll vor- und zurückbewegte. Das leise Stöhnen, das kurz darauf erklang, ließ Cloud erschaudern. Er kannte dieses Stöhnen… Gänsehaut breitete sich auf seinen Armen und seinem Rücken aus. Wie angewurzelt musste er realisieren, dass gerade jemand seine Exfreundin nagelte… Nein, nicht jemand… Auch noch dieser scheiß Wichser von einem Turk - Reno! Die Stimmung in seinem Inneren schlug um. Wut. Hass. Unendliche Aggression. Cloud ballte die Fäuste, schloss für einen kurzen Moment seine Augen und zwang sich mit zusammengebissenen Zähnen, die aufbrodelnden Emotionen zu unterdrücken. Er hatte Erfolg damit - aber nur, bis er seine Augen wieder öffnete und den zuckenden Rücken dieses kleinen elendigen Pissers sehen musste. Er atmete tief durch die Nase ein, um dann mit vor Zorn zitternder Stimme auf sich aufmerksam zu machen. “Lasst euch nicht stören.” Ruckartig drehte Reno sich herum und machte damit auch den Blick auf Tifa frei, die splitterfasernackt unter ihm lag. Clouds Blick traf sie - eiskalt - wie eine Kugel. Er sah, wie sie zusammenzuckte und mit entsetzten Augen nach Fassung rang. Sie versuchte, etwas zu sagen, doch das Einzige was sie hervorbrachte war ein wirres Stottern. Auch Reno bekam es mit der Angst zu tun. Er sprang von Tifa herunter und riss die Bettdecke hoch, um ihre nackten Körper vor Cloud zu verbergen. Cloud sah in ihre erschütterten Gesichter. Sie schienen darauf zu warten, dass er etwas sagte, aber er schüttelte nur den Kopf und wandte die Augen ab. Schweigend drehte er sich um und schlug die Schlafzimmertür hinter sich zu. Er musste raus hier, bevor sein Zorn die überhand nahm. Denn wenn das passierte, würde er mit Sicherheit etwas sehr Dummes tun. Mit schnellen, forschen Schritten durchquerte er das Wohnzimmer und dachte gerade noch daran, sich sein Schwert zu krallen, das einsam und verlassen im Flur stand. Er riss die Wohnungstür mit einer solchen Wucht zu, dass man es im ganzen Treppenhaus hörte - und wahrscheinlich auch noch bis auf die Straße. Schwer atmend stieg Cloud die Treppen hinunter. Scheiß auf die Anziehsachen. Scheiß auf Tifa! Er hatte sie eh nie geliebt, und jetzt wusste er auch, wieso. Diese Schlampe. Ausgerechnet Reno! Er ballte die Fäuste. “Alles klar bei dir, Strife?”, wollte Cid verwundert wissen, als Cloud sich mit verbissenem Blick auf die Rückbank des Taxis fallen ließ. “Ging mir nie besser”, zischte der Blonde ihm mit verschränkten Armen zur Antwort. Cid musterte ihn argwöhnisch. Es war offensichtlich, dass es Cloud alles andere als gut ging, denn auch wenn er es zu verbergen versuchte, zitterte er am ganzen Körper. Ob es vor Entsetzen war oder vor Wut wusste er selbst nicht genau. Beides, wahrscheinlich… Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie sich das Taxi aus der Straße entfernte. Etwas versetzte ihm einen Stich, als er sah wie Tifa am Fenster stand und mit verzweifeltem Blick gegen die Scheibe schlug, sobald sie ihn im Taxi erkannte. Er wandte den Blick ab. Cid hatte von all dem nichts bemerkt und Cloud war froh darum, denn er war gerade völlig überfordert. Zu seiner Verwunderung stiegen Tränen in seine Augen, doch er bekämpfte sie wütend. Er würde nicht heulen, nicht wegen ihr! Schließlich hatte er jetzt die Bestätigung die er brauchte, um endgültig mit dieser Beziehung abzuschließen. Hatte er sich das nicht genau so gewünscht? Je länger sie fuhren und je weiter das Taxi sich von der Wohnung entfernte, desto mehr legte sich die erste Wut. In Clouds Kopf tobte ein Tornado aus Empfindungen, der völlig außer Kontrolle geraten war. Er hatte das Gefühl, wahnsinnig zu werden. Schweigend griff er sich an die Stirn und versuchte, dem schmerzenden, pochenden Gefühl der Verzweiflung Einhalt zu gebieten, das immer mehr von ihm Besitz ergriff. Erneut schloss er die Augen. Auch wenn es falsch war, wünschte er sich gerade wieder ins Koma zurück. Er wollte nicht mehr. Sein Geist war wie ein wackeliges Kartenhaus und mit jedem neuen Ereignis geriet sein Verstand mehr ins Wanken. War es schon zu spät, das Gleichgewicht wieder herzustellen? “Hey, mach nicht schlapp, Strife!”, erklang Cids Stimme. Cloud spürte einen Stoß am Oberkörper, der offensichtlich von der Faust des Piloten kam. “Ich will deinen Arsch nicht wieder ins Krankenhaus schleppen müssen!” “Ja, Papa” knurrte Cloud mürrisch, während er über die Stelle rieb an der Cid ihn soeben geboxt hatte. “Nenn mich gefälligst nicht Papa!” schnaubte der Ältere empört. “Ja, Opa.” Cid schien vor Empörung zu platzen. Cloud grinste nur, als er einen weiteren Hieb kassierte. Zum Glück waren sie an der Highwind angekommen. Cloud stieg aus dem Taxi und während Cid den Fahrer bezahlte, betrat er schweigend das Deck. “Du kannst in Vincents Zimmer pennen. Hättest du ja früher oder später sowieso getan”, grollte Cid amüsiert, als er aufgeholt hatte. “Wer von euch hat eigentlich seinen Arsch hingehalten?”, fragte er grinsend, “Oder habt ihr euch beim vögeln abgewechselt?” Cloud zog irritiert eine Augenbraue hoch. “Geht’s noch?“ “Ich mach doch nur Spaß, Strife! Hätt’ mich halt mal interessiert, wer von euch sich gern in den Arsch ficken lässt.” “Dir haben sie wohl ins Hirn geschissen, während ich weg war.” Cid grinste fröhlich weiter. “Jetzt reg dich mal ab, Junge! Ich will dich doch nur ein bisschen ärgern”, scherzte er, während er dem Blonden auf die Schulter schlug. “Klappt hervorragend”, brummte Cloud. Aber vermutlich war das wohl die Quittung dafür, dass er den Piloten als ‘Opa’ betitelt hatte. Cid schloss die Tür auf, die zum Inneren der Highwind führte. Er ging voraus und führte Cloud unter Deck. Als sie vor Vincents Zimmertür angekommen waren, fummelte Cid einen Schlüssel hervor, der auf einem Regalbrett direkt über der Tür lag. “Normalerweise gehe ich nicht in sein Zimmer. Ist mir zu gruselig da, mit dem Sarg”, erklärte er, während er aufsperrte. Sie betraten das Zimmer, und Cloud traute seinen Augen kaum. “DAS ist Vincents Zimmer?!” Ungläubig sah er sich um. Der Raum in dem sie standen war ganz anders als er sich Vincents Zimmer vorgestellt hatte. Es war so… gemütlich. Die Wände waren in tiefem bordeauxrot getaucht. Große, alte Bücherregale, randvoll mit Büchern, verliehen dem Raum eine wohlfühl-Atmosphäre. An den schmalen Fenstern hingen dunkle Vorhänge und eine große schwarze Couch stand in einer Ecke des Zimmers. Überall standen dicke Bienenwachskerzen herum. Ihr unverkennbarer Geruch hing im ganzen Zimmer. Hätten nicht hier und da Gegenstände gelegen die Vincent gehörten, hätte Cloud geglaubt, er sei im falschen Raum. “Traut man ihm gar nicht zu, hab ich recht?”, grinste Cid, der Clouds Reaktion wohl schon erwartet hatte. Dieser schüttelte nur schweigend den Kopf. “Er hat durchaus Geschmack”, fand der Pilot, als der Blonde weiter durch das Zimmer streifte. Sein Blick fiel auf eine Kommode aus dunklem Holz, auf der einige Fotorahmen standen. Er ging näher heran, um sich die Fotos genauer anzusehen. “Lucretia”, erklang es von weiter hinten, als er das Bild einer wunderschönen jungen Frau in die Hand nahm. “Ja, ich weiß.” Cloud stellte den Bilderrahmen zurück, denn sein Blick war auf ein anderes Foto gefallen. “Das kenne ich ja gar nicht”, meinte er überrascht, als Cid sich neben ihn stellte. Er deutete auf die Fotografie von sich und Vincent, die ziemlich mittig auf der Kommode stand. Das Foto war offensichtlich während ihrer Schicht geschossen worden und zeigte sie, wie sie meistens unterwegs waren wenn sie zusammen arbeiteten: Mit aufrechter Haltung und konzentriertem Blick. Vincent hatte wie immer sein Gesicht hinter seinem Umhang versteckt, doch Cloud bemerkte sofort, dass er auf dem Foto nicht etwa geradeaus sah, sondern zu seiner Linken, wo ein gedankenverlorener Cloud stand. “Weißt du das nicht mehr? Yuffie hat es damals von euch gemacht. Ich weiß noch wie er ihr tagelang die Ohren vollgejammert hat, damit sie ihm einen Abzug davon macht.” “Wirklich?” “Naja, du kennst ihn ja - er sagt nie sehr viel. Aber für seine Verhältnisse war er da wirklich nervig. Ihm scheint echt viel an dir zu liegen, Strife. Aber das muss ich dir ja nicht sagen.” Cloud brummte nur. Er sah sich die anderen Fotos an, die so ziemlich alle Mitglieder ihrer ehemaligen Kampftruppe zeigten. Ihm fiel aber auf, dass es nur von ihm mehr als ein Foto gab. Denn er hatte noch ein weiteres Bild von sich entdeckt. Er konnte sich sogar noch daran erinnern, wie es entstanden war. Barett hatte seinen Geburtstag gefeiert, und zur Feier des Tages alle zum essen eingeladen. Cloud hatte sich - unter Tifas Zwang - in einen Anzug geschmissen, was ihm so gar nicht gefallen hatte. In einem unbeobachteten Moment hatte Marlene ihn fotografiert, als er mit gelangweiltem Gesicht am Tisch gesessen und auf sein Essen gewartet hatte. Später hatte jeder von ihnen Abzüge von den Fotos dieses Abends bekommen, aber Cloud hatte sie sich nie angesehen. “Das hat er echt aufgehoben?” Er betrachtete das Bild. Wirklich glücklich sah er darauf nicht aus. Aber wenigstens - das musste er sich eingestehen - sah er im Anzug gut aus. “Und wo ist sein Sarg?”, fragte Cloud, nachdem er sich genug umgesehen hatte. “Na, der steht gleich -” Cid stockte mitten im Satz, denn dort wo er hinzeigen wollte, war nicht die Spur eines Sarges zu sehen. Verdutzt kratzte der blonde Mann sich am Kopf. “Eigentlich stand der immer hier…”, nuschelte er verwirrt. Cloud sah auf die leere Stelle im Raum, wo nur ein paar Wollmäuse daran erinnerten, dass der Sarg aus dem Keller in Nibelheim hier tatsächlich mal gestanden hatte. Dann erstarrte er ruckartig. “Cid, schmeiß die Motoren an”, befahl er mit verbissenem Blick, “Wir machen einen Ausflug.” “Was? Jetzt gleich? Wieso?” Cloud drehte sich zu ihm um. In seinen Augen flammte wilde Entschlossenheit. “Weil ich weiß, wo Vincent ist.” Kapitel 22: Das Letzte, was blieb --------------------------------- “Ich hoffe, du hast Recht mit deiner Vermutung, Strife…” Mit konzentrierter Miene stand Cid am Steuerrad der Highwind, die mit altbekannter Eleganz hoch über die Erde hinweg glitt. Mit der einen Hand lenkte er, während er sich mit der anderen die Flasche Schnaps krallte, die neben ihm stand. Er machte sich noch nicht mal mehr die Mühe, ein Glas zu füllen, sondern trank direkt aus der Flasche. Wie immer glühte eine Kippe in seinem Mundwinkel. “Das hoff ich auch”, erwiderte Cloud, aber er sprach dabei so leise, dass Cid ihn wohl kaum verstanden hatte. “Verdammt, was bin ich doch für’n guter Kerl. Reiß mir für meine Kumpels den Arsch auf. Ganz zu schweigen von der Zeit, Kohle und Energie, die mich das Ganze schon von Anfang an kostet”, brummte Cid vor sich hin. “Bah! Ist ja echt zum kotzen, wie scheißnett ich bin!” Er drehte sich zu Cloud um und hob drohend den Zeigefinger. “Wehe dir, wenn du das nicht zu schätzen weißt, Strife!” Der Blonde starrte nur ungläubig zurück und zuckte die Schultern. “Schon klar.” Cid schnaubte verärgert. “Jaja, von wegen!“, dröhnte er, “Ich hoffe, dass du beim nächsten Fick an mich denkst. Das wär das Mindeste.” Der Mann lachte lauthals als er sah, wie Cloud angewidert sein Gesicht verzog. “Darauf kannst du lange warten.” Clouds Kopf dröhnte und seine Wunde machte ihm zu schaffen. Im Krankenhaus hatte er dauernd Schmerzmittel bekommen und er hatte unterschätzt, wie weh es im ‘nüchternen’ Zustand noch tun würde. Trotzdem bereitete ihm das gerade am allerwenigsten Sorgen. Er biss die Zähne zusammen und klopfte sich mit dem Handballen gegen die Stirn, fast so, als könne er damit die Bilder aus seinem Hirn verdrängen, die ihm immer wieder vor Augen kamen seit er Tifa mit diesem Wichser Reno erwischt hatte. Auch wenn er mit ihr eigentlich schon abgeschlossen hatte, fühlte er sich gekränkt. Noch nicht einmal so sehr, weil sie einen Anderen vögelte, denn wenn er ehrlich zu sich war, tat er schließlich genau dasselbe. Aber dass sie sich ausgerechnet von diesem Turk flachlegen ließ, machte ihm zu schaffen. Er dachte immer, Tifa wäre eine Frau mit Niveau, mit Prinzipien! Und jetzt ließ sie sich von ihrem ehemaligen Gegner vögeln… “Gib mal her.” Cloud war aufgestanden und streckte fordernd die Hand nach Cids Schnaps aus. Der Pilot schien zwar verwundert, reichte ihm die Flasche aber trotzdem. Nachdem Cloud einige kräftige Schlucke genommen hatte, gab er sie wieder zurück. “Tifa hat nen Anderen.” Eigentlich hatte Cloud beschlossen, es erstmal für sich zu behalten, doch er musste es sich von der Seele reden. Es war erleichternd, es auszusprechen. Cid blieb erstaunlich gelassen. “Wenn ich ehrlich bin, habe ich diese Vermutung schon länger”, gestand er, ohne Cloud dabei anzusehen. “Wie meinst du das?”, wollte der Blonde verdutzt von ihm wissen und trat ein paar Schritte näher, “Wusstest du etwa davon?” Cid schüttelte den Kopf. “Nein, das nicht. Aber sie hat sich manchmal schon etwas seltsam verhalten.” “Seltsam? Wieso?” “Naja”, fing der Mann mit der Fliegerbrille an und pustete Zigarettenqualm in die Luft, “Als damals die Sache am Krater war, habe ich sie doch angerufen als du im Krankenhaus warst. Um ihr bescheid zu sagen und so." "Ja, na und?" "Sie wirkte irgendwie sehr aufgebracht, also schon bevor ich ihr das mit dir gesagt habe. Als ich anrief, hielt sie mich wohl zuerst für jemand anderen. Sie brüllte in den Hörer, dass ich sie in Ruhe lassen solle, weil sie nichts von mir wolle.” Es entstand eine kurze Schweigepause. “Wenn sie tatsächlich nen neuen Stecher hat, dann macht das ja auch Sinn”, fand Cid. “Offensichtlich hat sie sich erstmal dagegen gewehrt.” “Aber jetzt haben wir Schluss gemacht… Sie ist verletzt und sucht Trost. Also hat sie nachgegeben”, ergänzte Cloud nachdenklich. So, wie Cid das erläuterte, machte es wirklich Sinn. “Lass mich raten, wer es ist”, meinte der Pilot, bevor er noch mal an seiner Kippe zog. Dann deutete er mit einer kreisenden Handbewegung auf seine Haare. “Dieser nervige rothaarige Turk mit dem unwiderstehlichen Charakter, nicht wahr?” Cloud runzelte die Stirn. “Woher wusstest du das?” “Ich hab sie ein paar Mal zusammen gesehen, als du noch im Koma lagst”, erklärte Cid, “Tifa hat dich öfter mal besucht. Manchmal hat er sie danach vor dem Krankenhaus abgeholt. Hatte damals zwar nicht den Eindruck, dass sie was am laufen hatten, aber wenn einer dafür in Frage kam, dann wohl der.” Während Cloud mit selbstvergessenem Blick vor sich hin starrte, redete Cid weiter. “Nimm’s mir nicht übel, aber irgendwo versteh ich’s auch. Ihr Zwei wart einfach nicht für einander gemacht, Strife. Und wenn du neuerdings auf Männer stehst, war der Sex mit ihr dann wohl auch nicht so der Hammer. Wann hast du es ihr zum letzten Mal so richtig besorgt, hm? Hast du sie überhaupt mal so richtig zum schreien gebracht?“ Er merkte, wie der Blonde ihn aus den Augenwinkeln anfunkelte, deshalb ahnte er, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte. Also redete er weiter. “Sie war unzufrieden. Und seien wir mal ehrlich, du bist nicht gerade Doktor Sommer wenn es darum geht über Probleme zu reden. Wenn dann plötzlich auch noch so ein charmanter Flachwichser daherkommt und ihr das Blaue vom Himmel labert, nagut, dann ist die Versuchung natürlich groß.” “Es ist mir auch ganz egal, was sie macht”, brummte Cloud grimmig. Cid lachte. “Du kannst mir vieles erzählen, Strife, aber das glaube ich dir nicht. Klar, ihr seid kein Paar mehr und du hast nen Hals auf sie, weil sie nen anderen knallt. Aber sie ist dir nicht egal.” “Denk doch, was du willst.” Cloud entfernte sich von ihm und setzte sich stumm in die hinterste Ecke des Raumes. Cid war zwar ein Raubein, aber er überraschte immer wieder aufs Neue. Er hatte durchaus Menschenkenntnis, und mehr Einfühlungsvermögen als man ihm ansah. “So, da sind wir, Romeo.” Cid setzte zur Landung an und Cloud sah durch das verdreckte Fenster schon das monströse Gebirge, das sich bedrohend vor ihnen ausstreckte. Als die Highwind sicher am Boden angekommen war, verließen die beiden Männer samt ihrer Waffen das Schiff. Ihr Ziel war das einzige Örtchen weit und breit, das am Fuß dieses Gebirges lag. Kurz vor dem Ortseingang blieben sie stehen. “Nibelheim”, seufzte Cid, während er sich eine Zigarette anzündete, “Wenn es nicht so eine kack Vergangenheit hätte, wäre es sicher ein nettes Dörfchen.” Er verzog die Mundwinkel und kratzte sich mit Zeige- und Mittelfinger über die stoppelige Wange, was ein kratzendes Geräusch ertönen ließ. Cloud zuckte die nur Schultern. Es war für ihn immer noch eine Überwindung, den Ort zu betreten, an dem sich damals so vieles ereignet hatte. “Gehen wir”, beschloss er. Egal, wie lange er noch hier stehen würden, es würde ihm ja alles nichts helfen. “Und du glaubst wirklich, dass er hier ist?”, fragte Cid argwöhnisch, während sie auf die riesige Residenz zuliefen, die noch immer das Herzstück des Örtchens war. “Ja.” Sie hielten vor dem verlassenen Grundstück an und blickten fast gleichzeitig an dem beeindruckenden Gebäude hoch. Die Shinra-Villa war noch so bedrohlich wie eh und je. Vermutlich hatte kein Mensch sie seit damals betreten. Sie war stark beschädigt, zerfallen und völlig überwuchert, denn wenn sich niemand auf das Gelände traute, wurde es logischerweise auch nicht in Stand gehalten. “Mann, hier sieht’s aus wie in nem Horrorfilm”, stellte Cid fest, während sie sich zum Eingang vorkämpften. “Ob es in dem Schuppen immer noch Monster gibt?” “Vermutlich”, erwiderte Cloud mit konzentrierter Miene, während er sich Zutritt zu der Eingangshalle verschaffte. Das fiel nicht schwer, denn die Tür stand schon ein Stück offen. Die Staubspuren am Boden verrieten, dass erst vor kurzem jemand hier gewesen war. Es kam Cloud wie gestern vor, als er damals den Tresor in der Villa geöffnet hatte, um dann wenig später den schlafenden Vincent in einem Sarg im Keller vorzufinden. Er schauderte benommen. “Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Valentine seinen Sarg das ganze Stück hierher getragen haben soll!”, rief Cid aus, als sie an der langen spiralförmigen Treppe angekommen waren, die in den Keller führte. “Nicht Vincent. Chaos”, warf Cloud ein und fischte sich mit genervtem Blick Spinnweben aus den Haaren. “Vincent hätte es vielleicht nicht geschafft, aber für Chaos ist es kein Problem.” “Aber warum sollte er das denn tun?” “Um zu schlafen.” “Schlafen kann man doch überall.” “Wenn man vor hat, wieder aufzuwachen vielleicht schon.” Cid schwieg überrumpelt, und während Cloud anfing, die Treppe hinunter zu steigen gebar er dem Piloten, stehen zu bleiben. “Ich möchte das alleine machen”, erklärte er knapp. Cid nickte. “Will mich auch gar nicht einmischen.” “Gut”, brummte der Ex-Soldat. Sicherheitshalber nahm er sein Schwert in die Hand und schritt dann die ersten Stufen hinunter. Cid sah ihm nach, zog abermals an seiner Zigarette und setzte seinen Speer auf dem Boden ab. “Wenn du mich brauchst, pfeif einfach. Ich warte hier.” Es kam Cloud vor, als würde sich die Treppe immer weiter in die Länge ziehen. Die alten Holzdielen, die die Trittfläche bildeten, waren gefährlich morsch. Er atmete auf, als er endlich die letzten Stufen hinter sich gelassen hatte. Da stand er nun, im dunklen, muffigen Keller der Shinra-Villa. Es brauchte eine Weile, bis sich seine Augen an die Lichtverhältnisse angepasst hatten. Cloud fröstelte unruhig. Es roch noch wie damals ganz unverkennbar nach Keller. Feuchte Erde, Schimmel, Rost und alte Bücher. Wenn Wahnsinn einen Geruch hätte, wäre dieser dafür wie geschaffen. Es machte Cloud nervös, wieder in der Nähe der Zimmer zu sein, in der sein ehemaliger Held damals schleichend seinen Verstand verloren hatte. Er schluckte, als er sich in Bewegung setzte um den langen tunnelähnlichen Flur zu durchqueren. Seine Kehle war wie zugeschnürt. Nur wenige Meter trennten ihn jetzt noch vom Labor, in dem der nicht enden wollende Alptraum damals losgegangen war. Wasser tropfte von Decke und Wänden herunter. In einer Ecke standen stark vermoste Fässer. Cloud zuckte erschrocken zusammen, als er aus Versehen eine dicke schwarze Kette streifte, die von der Decke hinunter hing. Mit verärgertem Schnauben schlug er sie zur Seite. Genau zu seiner Linken fand er die Tür vor, die in den Raum führte in dem er hoffte, Vincent zu finden. Doch vor ihm, noch etwas weiter weg, hinter der hölzernen Tür, schliefen neben tausender Bücher die Erinnerungen an einen Mann, der ihn einfach nicht loslassen wollte. Er hatte die Klinke die zur Grabkammer führte schon in der Hand, doch es kam ihm vor, als würde ihn eine unsichtbare Kraft dazu auffordern, stattdessen das Labor zu betreten. Unsicher sah er herüber. Auch wenn er sich unbehaglich fühlte, konnte er der Anziehung dieses Raumes nicht entgehen. Wie ferngesteuert lief er an seinem eigentlichen Ziel vorbei, direkt auf die Labortür zu. Er drückte die Klinke herunter, um die Tür zu öffnen. Auch wenn er es eigentlich besser wusste, fürchtete er für den Hauch einer Sekunde, dahinter den silberhaarigen Mann vorzufinden. Aber der Raum war leer. Ein mulmiges Gefühl machte sich in Clouds Bauch breit. Die Bücher, die Sephiroth während seiner Suche nach Antworten durchforstet hatte, lagen noch genau so, wie er sie damals abgelegt hatte. Eine dicke Schicht Staub hatte sich darüber gelegt. Cloud lief zögernd weiter ins Zimmer hinein, vorbei an den Forschungsgeräten und durch den schmalen Gang voller Bücher, der in das kleinere Nebenzimmer führte. Er konnte sich gar nicht satt sehen. Es war noch genau so, wie er es in Erinnerung hatte. Sein Blick fiel auf den großen Tisch, der in der Mitte des Raumes stand. Er umkreiste ihn, und es kam ihm vor, als würden die mächtigen Bücherregale ihn bei allem beobachten, was er tat. Als er seine Finger über das dunkle Holz fahren ließ, fiel ihm etwas auf, was ihn erstarren ließ. Direkt neben dem Tisch, auf dem altmodisch aussehenden Stuhl, glitzerte ihm etwas entgegen. Sein Herz fing an, schneller zu schlagen. Er stieß einen überraschten Laut aus und beugte sich weiter vor. Haare. Silberne, lange Haare. Cloud riss die Augen auf. Er streckte den Zeigefinger aus und pflückte eins der grazilen Silberfäden vom samtigen Stoff herunter. Wie ein Archäologe, der einen wertvollen Fund gemacht hat, betrachtete er das Haar. Was dort auf seiner Handfläche lag, war wohl das einzig Körperliche, was Sephiroth auf dieser Welt von sich hinterlassen hatte. Cloud haderte mit sich. Warum bedeutete ihm das so viel? Er war doch schließlich wegen etwas ganz Anderem hier… Zuerst wollte er das Haar einfach fallen lassen und gehen, aber aus irgend einem Grund brachte er es einfach nicht fertig. Er sah sich suchend um, nahm einen Ordner von einem Hocker herunter und riss eine Klarsichthülle heraus. Vorsichtig fummelte er das Haar hinein, und nach kurzem Zögern lief er zum Stuhl zurück und entfernte auch noch die anderen Haare, um sie mitzunehmen. Insgesamt ergaben sie schon fast eine kleine Strähne. Cloud warf einen prüfenden Blick auf seinen Fund, bevor er die Hülle faltete und sie hinter sein Oberteil, direkt an seinem Körper, verstaute. Dann eilte er schnellen Schrittes aus dem Raum. Als er die Holztür wieder schloss, schämte er sich fast. Wurde er komplett irre? Jetzt sammelte er schon die Haare eines Toten ein… Er verdrängte die Gedanken und fokussierte sich wieder auf das, weswegen er den weiten Weg hierher überhaupt gemacht hatte. Als er endlich wieder vor der Tür zur Grabkammer stand, überkamen ihn plötzlich Zweifel. Er hoffte inständig, dass ihn sein Bauchgefühl auch nicht getäuscht hatte. Nicht nur, dass er dann sicher ne ordentliche Standpauke von Cid erhalten würde, nein, er wäre bei seiner Suche auch wieder völlig auf einem Nullpunkt angelangt. Denn wenn Vince nicht hier war, wo sollte er dann sonst sein? Es gab nur einen Weg um herauszufinden ob er mit seiner Vermutung recht hatte oder nicht: Er musste die Tür öffnen. Hätte ihm zuvor jemals jemand gesagt, dass er irgendwann Schiss haben würde eine Tür aufzumachen, hätte er die Person vermutlich für verrückt gehalten. Aber jetzt waren seine Arme und Beine plötzlich schwer wie Blei und diese scheiß Tür kam ihm vor wie eine Burgmauer. Er knurrte genervt. Seit wann war er so ein Feigling geworden? Es war ja nicht so, als würde hinter der Tür ein Weapon auf ihn warten. Ganz im Gegenteil, wenn er Glück hatte, wartete Vincent dort auf ihn… Entschlossen presste er die Lippen zusammen. Dann öffnete er endlich die Tür. Kapitel 23: Schlaf schön ------------------------ Clouds Herz machte einen Satz, als er den schweren, dunklen Sarg sah, der wie damals in der lieblosen Katakombe ruhte. Er hatte Recht gehabt! “Vincent!” Auch wenn er den Namen nur sanft über seine Lippen hauchte, verschnellerte sich sein Herzschlag trotzdem merkbar. Diesmal zögerte Cloud nicht. Wie von einer Tarantel gestochen schoss er auf den Sarg zu und riss den Sargdeckel herunter. Er sah in rote, blinzelnde Augen. Vincent hob ächzend seinen Metallarm um das Licht abzublenden. Mit grimmigem Blick sah er aus den Sarg hinaus, um den Störenfried zu erkennen, der so mir-nichts-dir-nichts seinen Schlaf unterbrochen hatte. Eine unverwechselbare Silhouette zeichnete sich nicht weit von ihm entfernt im Halbdunkeln ab. Spitze, abstehende Haarsträhnen, ein monströses Schwert und grünblaue, leuchtende Mako-Augen, die ihn abwartend musterten. “Cloud?” Es dauerte einen Moment, bis sich Vincents Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten. Cloud nutzte die Zeit, um seine wild aufschreienden Glücksgefühle zu unterdrücken. Am Liebsten hätte er sich Hals über Kopf in den Sarg gestürzt, Vince die Klamotten vom Leib gerissen und ihn von oben bis unten abgeleckt. Aber er wollte dieser Schwäche nicht nachgeben. Immerhin war er zwar erleichtert, Vincent gefunden zu haben, aber auch sauer, weil der Ex-Turk so einfach abgehauen war, ohne auch nur die geringste Nachricht zu hinterlassen. Missmut und Freude lieferten sich ein Duell in Clouds Innerem, doch die positiven Gefühle hatten eindeutig die Überhand. “Cloud, du bist aufgewacht!”, stammelte Vincent nur fassungslos, während er seine Hand über Clouds Gesicht streifen ließ. Die Berührung ließ Cloud erschaudern, doch er blieb noch immer zögernd stehen. Ein überwältigtes Lächeln überflog Vincents Gesicht. “Oh Gott, Cloud!” Ohne weiter darüber nachzudenken gab der Ex-Turk seinen Emotionen nach und riss den Blonden an sich. “Du bist wieder aufgewacht”, wiederholte er leise. Seine Stimme zitterte und seine Finger krallten sich in die Haut an Clouds Rücken. Da war er wieder, dieser unvergleichliche Duft… Jede Gegenwehr war zwecklos - Vincent durchbrach die Mauern in seinem Inneren wie ein Panzer. Clouds Muskeln entspannten sich nach und nach. Er erwiderte die Umarmung seufzend und schmiegte seine Nase in die weichen, schwarzen Haare seines Gegenübers. Seine Lippen berührten die kühle Haut an Vincents Hals. Auch wenn der Ältere ihn so drückte, dass seine Verletzung zu schmerzen anfing, wollte er diesen Moment auf keinen Fall zerstören. “Ich dachte, du würdest nie wieder zu dir kommen” gestand Vincent mit reumütiger Stimme. "Wie lange hast du im Koma gelegen?", wollte er dann wissen. Offenbar hatte er kein Zeitempfinden mehr, weil er in seinem Sarg geschlafen hatte. "Fast zwei Wochen. Kurz nachdem du weggegangen bist, bin ich aufgewacht." "Woher wusstest du, dass ich hier bin?" Statt mit Worten antwortete Cloud ihm mit einem feurigen, langen Kuss. Während der Ex-Turk mit festem Griff sein Becken packte und ihn näher heran zog, suchten die Hände des Blonden Halt an seine breiten Schultern. Irgendwann jedoch riss Vincent seine schmalen Lippen weg. Er suchte Blickkontakt zu seinem unerwarteten Besucher. Doch anstatt ein freudiges Gesicht zu sehen, wie Cloud es eigentlich erwartet hatte, blickte er in Augen voller Schwermut und Leid. “Es ist schön, dass du lebst und es dir gut geht”, sprach Vincent in ernstem Ton, “Ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht, als dass du wieder aufwachst. Aber lass mich jetzt bitte wieder allein.” Der letzte Satz traf Cloud wie ein Hammerschlag. Entsetzt sog er Luft in seine Lungen. Er hatte die Szene des Wiedersehens oft in seinem Kopf durchgespielt und mit vielen unterschiedlichen Reaktionen gerechnet, aber sicher nicht mit dieser. Das konnte ja wohl nur ein schlechter Scherz sein… Oder? Wollte Vincent ihn nur veralbern? “Wie bitte?! Was sagst du denn da?” Vincent löste die Umarmung und schlug die Augen nieder. “Es ist meine Schuld, dass du fast gestorben wärst”, brummte er schuldbewusst, “Du warst schwer verletzt, und das nur, weil ich mich nicht unter Kontrolle hatte. Ich kann nicht zulassen, dass das noch mal passiert. Bitte gehe jetzt.” “Hast du noch alle Tassen im Schrank?!” platzte es aus Cloud heraus. Es war nicht zu überhören, dass Vincents Worte ihn sehr aufregten. “Ich gehe nicht ohne dich hier weg!” Vincent musterte ihn mit schmerzvollem Blick. “Das wirst du müssen, denn mein Entschluss steht fest. Ich kann nicht mit dir zusammen sein. Ich würde dir nur weh tun. Geh nach Hause. Tifa braucht dich mehr als ich.” Zitternd ballte Cloud die Fäuste. Der Zorn, den er vorhin gespürt hatte, bahnte sich jetzt wie tödliches Gift einen Weg durch seinen Körper. Sein Gesicht, sein Körper, seine ganze Haltung, alles war extrem angespannt. “Tifa vögelt schon längst einen Anderen”, zischte er ungehalten, “Die braucht mich kein Bisschen! Und was dich angeht…” Kopfschüttelnd versuchte Cloud, den aufkommenden Groll zu verdrängen, doch es fiel ihm schrecklich schwer. Warum in aller Welt wies Vincent ihn jetzt zurück?! “Ich weiß doch, dass es keine Absicht war!”, rief der Blonde mit bebender Stimme aus. Sein hübsches Gesicht war von Verzweiflung gezeichnet. “Es war ein Unfall! Es geht mir gut! Ich bin doch nur hier, weil ich -” Na komm schon, Cloud, bring den Satz zu Ende. Sag es schon. Wieso bist du hier? Stöhnend fasste der junge Mann sich an den Kopf. Sein Schädel fühlte sich plötzlich so merkwürdig schwer an. Ein lautes, kopfzerbrechendes Piepsen erklang in seinen Ohren. “Ich hätte dich töten können”, erwiderte Vincent mit bestürztem Gesicht. Er beugte sich zur Seite, um den Deckel seines Sarges hochzuheben. “Das mit Tifa tut mir leid, aber du wirst auch ohne sie glücklich werden”, sprach er langsam. Er legte sich hin und sah zu dem Blonden herüber. “Lass mich allein, Cloud. Bitte.” “Nein”, widersprach Cloud mit fester Stimme. Er versuchte, Vincent davon abzuhalten den Sarg wieder zu schließen, aber ehe er sich versah, hatte der Ex-Turk ihn nach hinten gestoßen und sich erneut in seiner Totenkiste eingeschlossen. Wutschäumend versuchte der Ex-Soldat, sie wieder zu öffnen, aber offenbar hatte Vincent sie irgendwie von Innen verriegelt, denn jeder Versuch den Deckel anzuheben war vergeblich. Als er das Gefühl hatte, sich bald die Fingernägel abzureißen, nahm Cloud sein Schwert zu Hilfe und versuchte, den Deckel mit der Klinge aufzuhebeln, aber auch das funktionierte nicht. Schließlich gab der Blonde auf - und die Wut übernahm die Kontrolle. Hemmungslos schreiend schleuderte er seine Waffe von sich. Sie schlug mit lautem, metallischem Geräusch gegen die steinerne Wand der Krypta und fiel dann klirrend zu Boden. “Du Jammerlappen! Du Feigling!”, kreischte Cloud mit feuerrotem Gesicht, “Ich bin derjenige, der dich abservieren sollte, und nicht umgekehrt! Wer sagt denn überhaupt, dass ich mit dir zusammen sein wollte?!” Voller Kraft trat er gegen den Sarg. Es war ihm völlig egal, ob er sich dabei sämtliche Zehen brechen würde oder nicht. “Von mir aus kannst du in deinem Sarg verrecken! Ich brauche dich nicht! Und ich brauche auch sonst niemanden! Du bedeutest mir rein gar nichts. Nichts, hörst du?!” Er trat erneut gegen das dunkle Holz des Sarges. Dann noch mal, und noch mal, immer und immer wieder. Schweiß brach auf seiner Stirn aus. Er verfiel in völlige Rage und hörte erst wieder auf zu wüten als er merkte, wie plötzlich etwas Warmes durch seine Kleidung sickerte. Verwirrt sah er an sich herab. Sein Oberteil tränkte sich in kräftiges Rot. Der Stoff glänzte schon vor Nässe. Seine Wunde… Schlagartig legte sich sein Zorn und er griff sich heftig atmend an die blutende Stelle. Das ganze Adrenalin, das noch durch seine Venen pulsierte, drängte die Schmerzen zum Glück in den Hintergrund. Eine beklemmende Stille erfüllte den halbdunklen Raum. Lediglich Clouds erschöpftes Schnaufen war zu hören. “Du liegst falsch, Vincent”, fing er mit schroffer Stimme an, während er nach Luft rang, “Tifa wird auch ohne mich glücklich. Sie hat viele Freunde, sie wird nie alleine sein. Aber ich… -” Mitten im Satz brach er ab und schüttelte den Kopf, denn es fiel ihm schwer, die Worte auszusprechen. Seine eben noch so maßlose Wut hatte sich in tiefe Verzweiflung verwandelt. “Ich werde nicht glücklich ohne dich.” Er hatte es gesagt. Auch wenn es kein filmreifes Geständnis war und ihn jedes Wort schreckliche Mühe gekostet hatte, war er erleichtert. Er blieb geräuschlos stehen und wartete auf eine Antwort… Doch es kam nichts. Aufgewühlt fasste Cloud sich an die Stirn. Vincent konnte ihn doch nicht einfach so ignorieren, nach all dem, was passiert war! Er musste doch etwas sagen! Ein Wort, ein Wimmern, ein Seufzen - irgendwas! Aber es blieb still. In Gedanken flehte Cloud weiter. Die Klarsichthülle unter seinem Oberteil klebte wie ein Pflaster auf seiner Haut. Ich bin alleine ohne dich. Du fehlst mir. Ich will, dass du zurück kommst. Es war zu früh für dich, um schon zu gehen. Ich weiß genau, dass du mich hörst. Komm zurück!! Dass Vincent ihm nicht antwortete, traf Cloud so schwer wie ein Pfeil direkt ins Herz. Bis aufs Tiefste gekränkt ließ er den Kopf hängen. So fühlte es sich also an, wenn man zurückgewiesen wurde. Der unbeschreibliche Schmerz und die Trauer ließen ihn glauben, dass sein Brustkorb bald entzwei reißen würde. Er gab auf. Er hob sein Schwert auf, verließ die Krypta und schloss die Tür hinter sich zu. Wie betäubt lief er durch den modrigen Gang und die hölzerne Treppe hoch. Bei jedem weiteren Schritt nach oben gab er sich der Hoffnung hin, dass Vincent ihm nacheilen würde. Aber diese Hoffnung sollte vergeblich sein. Clouds Sicht verschwamm, denn auch wenn er sich noch so dagegen wehrte, füllten sich seine Augen mit Tränen. Oben angekommen bemerkte er, dass Cid von zwei Monstern angegriffen wurde. Hastig trat er näher. Ghirofelgo... Cloud erinnerte sich noch gut an dieses Monster. Früher war es durchaus eine Herausforderung für ihn gewesen, aber mittlerweile konnte er es mit einem gezielten Schlag erledigen. Er zückte sofort sein Schwert, um seinem Freund zu Hilfe zu eilen. Der Kampf kam ihm wie gerufen. Schnell wie der Blitz schoss Cloud an Cid vorbei auf die beiden Monster zu. Als der Pilot ihn sah, rannte er ihm hinterher und die zwei Männer erledigten die Monster ohne viel Mühe. Cloud hob die Phönix-Feder auf, die eins der Gegner verloren hatte. “Die hätte ich schon auch noch allein geschafft”, meinte Cid mit einem Grinsen. Er hob seine Kippe auf, die während des Kampfes auf den Boden getaumelt war. Als er wieder hochfuhr und zu Cloud blickte, erschrak er fürchterlich. “Heilige Scheiße, Strife! Was ist denn mit dir passiert?!” Der Pilot eilte zu ihm herüber und betrachtete voller Sorge, wie stetig Blutstropfen zu Clouds Füßen fielen. “Die Wunde ist aufgerissen”, brummte Cloud nur gleichgültig. “Ach nein, wirklich?”, erwiderte Cid spottend, “Das seh ich selbst, du Genie! Kannst du nicht mal ganz kurz allein bleiben, ohne danach wie ein Mädchen zu bluten?” Er packte den Blonden an der Schulter und seufzte. “Los jetzt, wir gehen zurück. Ich flick dich wieder zusammen.” Wortlos ging Cloud voraus, hinaus aus dem Gebäude und hinaus aus Nibelheim. Sogar als sie die Highwind erreicht hatten und an Bord gingen, hatte Cloud noch einen winzigen Funken Hoffnung darin, dass Vincent vielleicht doch noch nachkommen würde. Cid wies Cloud an, sich hinzulegen und vernähte zunächst die Wunde neu. Zum Glück war der Schaden nicht so schlimm wie auf den ersten Blick vermutet. Natürlich wurde ordentlich betäubt - mit einer halben Flasche Schnaps. Cloud trank, Cid nähte. “Hast ihn wohl doch nicht gefunden, hmh?” brummte der Pilot, während er mit konzentriertem Blick die Nadel durch Clouds Haut führte. Der Blonde antwortete ihm nicht. Er lag auf dem Rücken, hatte die Hand über seine Augen gelegt und schwieg. Daumen und Mittelfinger ruhten links und rechts auf seinen Schläfen. In seinem Kopf drehte sich alles. Kein Wunder, er hatte schon seit Stunden nichts mehr gegessen und eben auch noch innerhalb von Minuten eine halbe Flasche hochprozentigen Schnaps in sich hinein geschüttet. “Er war da”, sprach er dann doch irgendwann in mattem Ton. Cid sah kurz herüber. Er schien überrascht. “Willst du mich verarschen, Junge?” Als Cloud erneut in verhängnisvolles Schweigen verfallen war, fragte Cid verwirrt: “Wieso bist du dann alleine wieder hoch gekommen?” Wieder dauerte es Minuten, bis Cloud eine Antwort zu Stande bekam. “Er wollte nicht mitkommen.” Jetzt verstummte sogar Cid. Selten hatte Clouds Stimme so trübselig und mutlos geklungen. Als er Clouds Wunde versorgt hatte, räumte der Pilot das Verbandszeug wieder weg und ließ den Jungen erstmal liegen. Er hielt es für das Beste, wieder nach Midgar zurück zu kehren. Cid rückte mit leisem Seufzer seine Fliegerbrille zurecht und startete die Motoren der Highwind. Langsam erhob sich das riesige Fluggefährt vom Boden. Aus den Augenwinkeln sah Cloud zum Fenster. Die Stadt Nibelheim war bald nur noch ein kleiner Fleck am Horizont. Er schloss die Augen. “Leb wohl, Vincent… Schlaf schön." Kapitel 24: Zu spät ------------------- “Komm, Strife, schwing den Arsch hoch. Wenn der Alk erst so richtig anfängt zu wirken, will ich dich nicht hier auf der Brücke haben.” Cid half seinem blonden Passagier auf die Beine und war dabei auch nur deshalb vorsichtig, weil er Cloud ja eben erst wieder zusammengeflickt hatte. Mittlerweile waren sie wieder außerhalb Midgars gelandet. Die Dunkelheit des Abends hatte sich bereits wie eine dichte Decke über den ganzen Kontinent gelegt. Cid hatte beschlossen, nach den heutigen Strapazen noch einen Absacker zu sich zu nehmen, aber zuvor wollte er erst noch Strife ins Zimmer schaffen. Das war - wie sich bald schon herausstellte - allerdings gar nicht so leicht. Cloud war schon gar nicht mehr ansprechbar und schwankte wie ein Schiff bei starkem Seegang. Irgendwann reichte es dem Piloten. “So, ich hab die Schnauze voll”, brummte er genervt, während er den Blonden kurzerhand über seine Schulter hob, “Gut, dass ich keine Kinder habe. Ich habe mit dir Grünschnabel schließlich schon genug Ärger am Hals.” In Vincents Zimmer angekommen legte er Cloud auf der großen schwarzen Couch ab. Wie ein nasser Sack lag der Junge vor ihm. Er regte sich kein bisschen mehr. Cid verschränkte mit abwertendem Blick die Arme. “Die Jugend von heute... Hält nichts mehr aus! Und sowas hat unseren Planeten gerettet. Tsah!” Er sah überrascht nach unten, als Cloud gequält aufstöhnte und anfing zu wimmern. “Se… Sephiroth…” Cid hob eine Augenbraue. Offensichtlich träumte der Junge. Er ging in die Knie. Auch wenn es ihm zunächst etwas widerstrebte, legte er seine Hand auf die Schulter des Jüngeren und redete auf ihn ein. “Keine Panik, Strife. Alles gut. Sephiroth ist längst besiegt.” Er konnte gerade noch rechtzeitig ausweichen, als Cloud nach seinen Worten plötzlich wie ein Besessener um sich schlug. “Nein! Nein!” Verdutzt erhob Cid sich wieder. Er wusste, dass sein Kampfgefährte mit der Vergangenheit noch nicht ganz im Reinen war, aber es tat sich der leise Verdacht bei ihm auf, dass er das Ganze wohl etwas unterschätzt hatte. “Ruh dich erstmal aus”, meinte der stoppelige Mann seufzend, auch wenn er ahnte, dass Cloud ihn gar nicht mehr hörte. Er lief zur Tür und schaltete das Licht aus. Dann verließ er den Raum. ************************************************************ “Hast du mich schon vergessen?” “Nein… Aber ich habe es versucht.” “Wieso?” “Weil du tot bist.” “Hahahah! Bin ich das wirklich?” “Zumindest… dein Körper.” “Mein Körper war nur eine Hülle. Da, wo ich jetzt bin, kann ich mehr Schaden anrichten als ich es jemals zuvor konnte.” “Und wo bist du?” “Einfach überall.” “Wie meinst du das, ‘einfach überall’?” “…Du hast mich enttäuscht, Cloud.” “Wieso?” “Du hast dich gegen mich gestellt.” “Ja… Aber das wollte ich nie. Du hast mir nur keine andere Wahl gelassen.” “Das stimmt nicht. Du hattest immer die Wahl.” “Jetzt nicht mehr... Jetzt ist alles vorbei.” “Glaubst du das wirklich?” “…” “Das ist doch erst der Anfang.” Schweißgebadet wachte Cloud auf. Er öffnete die Augen, aber er war völlig in Dunkelheit gehüllt. Alles drehte sich. Stöhnend versuchte er, aufzustehen. Wo war er? Es dauerte, bis seine Augen erste Konturen wahrnahmen und er sich orientieren konnte. Er taumelte an der Wand entlang und tastete dorthin, wo er einen Lichtschalter vermutete. Ächzend kniff er die Augen zusammen, als er ihn gefunden hatte und das grelle Licht den Raum erhellte. Sein Kopf fühlte sich an, als hätte Ifrit höchstpersönlich darauf gesessen. “Was für ein seltsamer Traum...” Cloud schauderte benommen. Diese vertraute Stimme, die im Traum zu ihm gesprochen hatte… Sie hatte ihm Angst gemacht. “Es war nicht real”, sprach er zu sich selbst, so als könne er sich dadurch beruhigen. Aber tief in seinem Inneren zweifelte er an seinen eigenen Worten. Sobald er die Augen einigermaßen offenhalten konnte, suchte er nach einer Uhr. In einem der Bücherschränke wurde er fündig. Er krallte sich die kleine Standuhr, die als Buchstütze zweckentfremdet worden war, und sah auf die Zeiger. Die Uhrzeit überraschte ihn nicht. Zehn vor vier… Abzüglich der Minuten, in denen er wie ein Huhn ohne Kopf durch das Zimmer getorkelt war, kam er wieder auf genau dieselbe Uhrzeit, an der er sonst aus seinen Alpträumen aufwachte. Er seufzte unglücklich. Ein bisschen unheimlich war es ihm ja schon. Wenigstens konnte er noch ein paar Stunden weiterschlafen, bevor der neue Tag anfing. Er ahnte, dass Barett ihn in seinem Zustand nie auf Patrouille schicken würde, also musste er wohl auch nicht rechtzeitig aufstehen. Cloud stellte die Uhr zurück ins Regal und trottete zur Couch. Wenigstens war sie bequem genug, um gemütlich darauf liegen zu können. Während er sich in Fötushaltung zwischen die Sofakissen legte, dachte er an Vincent, der jetzt vermutlich schon wieder schlief. Mutterseelenallein. In einem Sarg. Umgeben von Monstern und dicken Steinwänden. Vielleicht hatte Vincent Recht und es war wirklich besser so. Immerhin hatte Cloud nicht die geringste Ahnung, wie es in Zukunft mit ihnen weitergegangen wäre. Eine Beziehung mit Vincent? Ging das überhaupt? Und was würden ihre Freunde sagen? Wie würden sie reagieren, wenn sie wüssten, dass er… schwul war? Cloud zog die Beine enger an den Körper und biss sich auf die Unterlippe. War er schwul? Cid hatte vor Kurzem etwas erwähnt, was seine Gedanken ins Rollen gebracht hatte: Den Sex mit Tifa. Sex, bei dem er sich nie wohl gefühlt hatte. Bei dem er sie nie begehrt hatte, weil er einfach nicht wirklich geil davon wurde. Kein Wunder, dass er nie Lust hatte. Kein Wunder, dass sie ihn nicht die Bohne interessierte, obwohl alle anderen Männer scharf auf sie waren. Er hatte doch gesehen, wie sie alle gafften. Er hatte es nie verstanden. Jetzt verstand er es. Wieso in Teufelsnamen war ihm das noch nie in den Sinn gekommen?! Hatte er es verdrängt? Oder es einfach nur nicht bemerkt? Oder hatte es erst Vincent gebraucht, um diese Erkenntnis aus ihm heraus zu locken? “Klar… Versuch dir das ruhig einzureden”, stöhnte Cloud, während er sich an die Stirn griff. Sich beim wichsen andere Männer vorzustellen, schon sein Leben lang, war ja wohl kaum eindeutiger. Es war ihm in den Sinn gekommen, hin und wieder. Er hatte es geahnt. Er hatte es wohl nur nicht wahrhaben wollen. Er hatte es ignoriert, weil er genau wusste, was es zur Folge haben würde wenn so was in seinem Beruf ans Tageslicht kam. Mit aufgeregt schlagendem Herzen kauerte Cloud auf der Couch. Er hatte sich gerade etwas eingestanden, was vermutlich sein ganzes Leben ändern würde. Er fühlte sich plötzlich federleicht und irgendwie stolz. Und er wollte sich nicht mehr verstellen oder verstecken. Damit sollte ab jetzt Schluss sein. Er nahm es sich fest vor. Seine Euphorie verflog allerdings genau so schnell wie sie gekommen war, als er einsah, dass seine Erkenntnis leider reichlich spät kam… Zu spät. ____________________________________________________________________ Nur wenige Stunden später, am nächsten Morgen, machte Cid sich vor seiner Schicht auf, um nach seinem Freund zu sehen. Als er die Tür öffnete und herein sah, runzelte er verwundert die Stirn. Cloud war bereits wach, hatte geduscht und sich umgezogen, aber weil er keine Kleidung mehr hatte, hatte er notgedrungen in Vincents Kleiderschrank suchen müssen. Mitten im Raum stand ein etwas peinlich berührter blonder Mann im piekfeinen Anzug. “Guten Morgen, der werte Herr” grüßte Cid schmunzelnd. Cloud fing an zu grinsen, als der Mann sich auch noch mit übertriebener Gestik vor ihm verbeugte. “Vincents ehemaliges Turk-Outfit, hmh?” brummte der Pilot wenig später und lachte laut, als er bemerkte, dass der Anzug einiges zu groß für Cloud war. Sowohl die Ärmel als auch die Hosenbeine waren viel zu lang, und da Vincent breitere Schultern hatte als Cloud, saß der Anzug auch dort viel zu locker. Der Blonde quälte nur ein beschämtes Lächeln hervor, während Cid sich vor Lachen fast in die Hose machte. Als er sich endlich wieder unter Kontrolle hatte, winkte der Mann Cloud zu sich herüber. “Komm mit, ich leih dir was von mir.” Nachdem sie für Cloud ein paar passende Klamotten herausgesucht hatten, sah Cid erstmal nach der Wunde seines Freundes. Cloud hatte sie beim duschen bereits selbst gesäubert. Sie sah gut aus. “Wenn du dir nicht unbedingt jeden Abend soviel Stoff hinter die Binde kippst wie gestern, müsstest du im Nu wieder fit sein”, meinte der Pilot zuversichtlich. Dann sah er auf die Uhr und erschrak. “Ich muss los, Strife”, teilte er dem Blonden eilig mit, “Meine Schicht fängt an. Barett wird sicher schlecht drauf sein wenn ich zu spät komme. Dem stinkt es sowieso schon, dass er jetzt schon so lange auf dich und Valentine verzichten musste.” “Im Ernst?” “Na klar, denn dann muss der Fettsack ja schließlich selbst mit anpacken!” Lachend lief Cid davon. Cloud blieb alleine und mit knurrenden Magen zurück. Schnell merkte er, dass die Highwind wie eine reine Single-WG ausgestattet war, denn nachdem er ewig lang nach etwas Essbarem gesucht hatte, fand er lediglich haufenweise Alkohol, ein paar abgelaufene Tiefkühlpizzen und etwas, das anscheinend mal Gemüse gewesen war, jetzt aber roch und aussah wie die Exkremente eines Chocobos. Da er eh nichts Besseres zu tun hatte, bestellte Cloud sich ein Taxi und ließ sich in den nächsten Supermarkt fahren, wo er einen ganzen Einkaufswagen voller Lebensmittel füllte. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass Tifa diesmal nicht daheim war, holte er noch einen Teil seiner Kleidung und ein paar andere Kleinigkeiten aus ihrer alten Wohnung und ließ sich dann wieder zur Highwind chauffieren. Unterwegs fragte er sich fieberhaft, was eigentlich aus seinem Motorrad geworden war. Er hatte es vor lauter Aufregung vollkommen vergessen und hoffte, dass es durch den Unfall nicht all zu viel Schaden genommen hatte. Cid staunte nicht schlecht, als er am späten Nachmittag von der Patrouille nach Hause kam und ihm ein unwiderstehlicher Duft entgegenschlug. Eigentlich hatte er sich gesorgt und erwartet, dass Strife sich vor Kummer vollaufen lässt oder sich gleich vom höchsten Punkt der Highwind in den Tod stürzt. Zu seiner Erleichterung musste er jedoch feststellen, dass Cloud robuster war als es in letzter Zeit den Anschein machte. Er sah zwar genau, dass der Junge innerlich schwer zu knabbern hatte, aber er schien - zumindest gerade - stark zu sein und hatte sich Ablenkung gesucht. Während des Abendessens erzählte Cloud dem Piloten endlich, was damals am Strand tatsächlich vorgefallen war. Natürlich ließ er die pikanten Details aus, aber wenn er jetzt schon mit Cid zusammenwohnte und ihm so viel zu verdanken hatte, wollte er ihm die Wahrheit nicht mehr länger vorenthalten. Auch die Szene, die sich im Keller der Shinra-Villa abgespielt hatte, packte er auf den Tisch. Cid hörte sich alles an und blieb für seine Verhältnisse extrem zivilisiert. Wenn es wirklich darauf ankam, besaß er dann doch so viel Anstand und Respekt, keine blöden Sprüche rauszuhauen. “So'n kleines bisschen verstehen kann ich Valentine ja schon”, gestand der Pilot nachdenklich, als Cloud seine Geschichte beendet hatte. Es überraschte Cloud nicht wirklich, dass er das sagte. “Ja, bei seiner Vorgeschichte”, erwiderte er zögernd. Cid nickte. Er hatte wie immer eine Zigarette in der Hand. Das Abendessen war bereits beendet, aber die beiden Männer saßen trotzdem noch zusammen am Tisch. “Genau das meinte ich. Er hat schon mal jemanden verloren, den er liebte”, stimmte Cid ihm zu. Cloud schwieg gedankenverloren. Sollte das heißen, dass Cid glaubte, Vincent würde ihn lieben? “Es ist verständlich, dass er dich lieber schützt, statt dich zu verletzen. Und dafür muss er seiner Meinung nach die Beziehung opfern”, fuhr Cid fort, ohne den aufgewühlten Blick seines Freundes zu bemerken. “Das soll natürlich nicht heißen, dass ich den Mist gut find‘, den er grad baut”, ergänzte er dann grimmig, “Wie du schon gesagt hast: Es war ein Unfall. Bestimmt lässt sich so was irgendwie vermeiden, jetzt wo das Problem bekannt ist. Außerdem: Was bringt es denn, wenn er sich da unten in seinem Sarg verkriecht und du hier vor Kummer verreckst? Und nicht nur du bist unglücklich jetzt, er mit Sicherheit auch!” “Erzähl das nicht mir”, brummte Cloud in gewohntem gleichgültigem Ton. Kurz darauf schob er seinen Stuhl zurück und stand auf. “Ich gehe ins lieber Bett.” Der Blonde vermied jeden Augenkontakt, als er davonlief. Anscheinend war ihm das Gespräch auf den Magen geschlagen. Er wirkte sehr durcheinander. Kurz bevor der den Raum verließ, schnappte er sich eine Flasche Whiskey aus Cid’s beachtlicher Sammlung. Dann war Cloud weg und die Tür schlug mit lautem Knall hinter ihm zu. Cid hatte ihm die ganze Zeit über schweigend hinterher gesehen und seufzte, als die Tür ins Schloss fiel. Anscheinend hatte er sich doch getäuscht. Kapitel 25: C4 -------------- In den darauf folgenden Tagen fühlte Cid sich, als würde er mit einem Teenager zusammenwohnen. Mal fand er Cloud in guter Verfassung vor, mal in extrem schlechter, mal fand er ihn auch überhaupt nicht. Bei allem Verständnis für Clouds Situation - es ging ihm extrem auf die Nerven. Er war es nicht gewohnt, dass Cloud so emotional war - wobei “emotional” eigentlich das falsche Wort war. Auf Tränen konnte man bei Cloud vergeblich warten. Er trauerte auf eine andere Weise, dabei hätte Cid es ihm noch nicht mal krumm genommen, wenn er hätte heulen müssen. Er hatte schon so manchen gestandenen Mann wegen weniger schlimmen Dingen weinen sehen. Aber Cloud hatte eben seine ganz eigene Art, mit Kummer umzugehen. War der Ex-Soldat mal optimistischer, redete er ab und zu ein paar Sätze und ließ sich auch öfter mal blicken. Hatte er einen seiner schlechten Tage - die leider sehr viel häufiger vorkamen - saß er meistens nur wie Scheintot irgendwo herum und dezimierte Cids geliebten Alkoholvorrat. Er jammerte noch nicht mal. Er saß nur herum und starrte die Wand an. “Du musst mal wieder raus” beschloss Cid, als er Cloud an eben einem dieser schlechten Tage erwischt hatte. Der Blonde saß mit angezogenen Beinen auf den Boden, direkt am Fenster. Er lehnte den Kopf auf die Knie und starrte mit geistesabwesendem Blick aus dem Fenster. Cid seufzte und bückte sich, um die Flaschen aufzusammeln, die sich in den vergangenen Tagen in Clouds - oder besser gesagt Vincents - Zimmer angesammelt hatten. “Wo soll ich denn schon hin?”, erklang es nur in gleichgültigem Ton. Wenigstens antwortete er mal. “Ist mir total egal, Hauptsache du schaffst deinen Arsch mal wieder vor die Tür” erwiderte Cid garstig, “Bloß weil dir Mister Unwiderstehlich einen Korb gegeben hat, ist das Leben noch lange nicht vorbei.” Cloud antwortete ihm nicht, sondern sah nur mit müden Augen zu ihm herüber. Er sah noch schlimmer aus als in der Zeit direkt nach dem Unfall. Dicke Augenringe, ein schmales, abgezehrtes Gesicht und eine Blässe, bei der Valentine vermutlich neidisch geworden wäre. “Etwas essen wäre auch mal wieder nötig, Strife”, fuhr Cid grollend fort, “Wieviel wiegst du jetzt, fünfzig Kilo vielleicht? Sogar Yuffie hat bald mehr auf den Hüften als du.” “Ja, Papa.” “FANG NICHT WIEDER DAMIT AN!” Verärgert wollte Cid den Raum verlassen, doch er brachte es dann doch nicht übers Herz, den Jungen so zurück zu lassen. “In fünf Minuten will ich deinen knochigen Arsch am Küchentisch sitzen sehen, sonst zerre ich dich höchstpersönlich an den Haaren hin!”, rief er barsch, bevor er die Tür mit ohrenbetäubendem Knall hinter sich zuschmiss. “Wo wollen wir denn hin?”, fragte Cloud mehr oder weniger interessiert, als er nicht weit von Cid entfernt auf der Brücke der Highwind saß. Der Pilot hielt das Steuer in den Händen. Nachdem er Cloud gezwungen hatte, etwas zu frühstücken, hatte er ihn hierher geschleift und die Highwind in Bewegung gesetzt. “Lass dich überraschen”, brummte Cid nur, während er auf den Boden aschte. “Du brauchst mal ein bisschen frische Luft und Ablenkung.” Statt auf das Meer zuzusteuern, wie Cid es getan hatte als sie nach Nibelheim geflogen waren, dirigierte er die Highwind diesmal genau in die entgegengesetzte Richtung und steuerte das Gebirge an, das östlich von Midgar lag. Stetig gewann das Luftschiff an Höhe, um die spitzen Felswände überfliegen zu können. Cloud ahnte bereits, wo Cid ihn hinbringen wollte, denn hinter diesem Gebirge gab es eigentlich nur einen Ort, der als Reiseziel in Frage käme. Zum ersten Mal seit Tagen überflog ein zartes Lächeln seine Lippen. “Na, bist schon von allein dahinter gekommen wo's hingeht, nicht wahr?, fragte Cid amüsiert, als er die winzige Regung in Clouds Gesicht bemerkte. Es erleichterte ihn, dass sein Einfall Cloud offensichtlich aufheiterte. Als sie das Gebirge überwunden hatten, senkte Cid die Flughöhe wieder und schon bald tauchte eine unscheinbare kleine Farm am Horizont auf. Die Highwind setzte in sicherer Entfernung zum Bauernhof zur Landung an, und schon bald stand Cloud bis zu den Knien im hohen Weidegras. “Entspann dich mal ein bisschen. Ein Tag ohne Alk würde dir auch mal wieder ganz gut tun, sonst machst du mir noch Konkurrenz”, rief Cid ihm zu, als er wieder auf sein Flugzeug zurück lief. Mit verwundertem Blick drehte Cloud sich zu ihm um. “Du lässt mich hier allein?” Cid musterte ihn mit hochgezogener Augenbraue. “Klar! Willst du etwa, dass ich dableibe und dein Händchen halte?” Jetzt war es Cloud, der sein Gesicht verzog. “Hättest du wohl gern”, brummte er, während er sich wegdrehte und durch die Weide auf die Farm zustapfte. “Ich hol dich heutabend wieder hier ab!”, brüllte Cid ihm hinterher. Cloud hatte ihn zwar gehört, hielt es aber nicht für nötig, ihm zu antworten. Während die Highwind mit viel Lärm wieder abhob, sah Cloud, wie ein Junge mit Strohhut auf die Wiese gerannt kam. Er musste seine Kopfbedeckung festhalten, damit sie ihm nicht davonflog, als er dem Fluggefährt mit verdutztem Blick hinterher sah während es davonflog. Dann erst sah er Cloud und fing an zu winken. “Das ist ja lange her!”, fing er an, als der Blonde die Farm erreicht hatte und auf ihn zulief. “Stimmt. Ich war eine ganze Weile nicht mehr hier.” Cloud sah in das Chocobo-Gehege. Gleich mehrere der Vögel hatten ihn bemerkt und kamen jetzt neugierig an den Zaun gelaufen. “Sie erkennen dich trotzdem sofort wieder”, stellte der Junge fest. Cloud lief zu dem Holzzaun herüber und streichelte eins der Chocobos. Er fing an zu lächeln, als es genüsslich die Augen zukniff. “Habt ihr mich vermisst?”, fragte er sanft, während er seine Finger durch die goldenen Federn fahren ließ. Ein leises “Wark” kam als Antwort. Cloud hatte ein Händchen für die übergroßen Vögel. Er besaß durch fleißige Zucht schon mehrere goldene Chocobos. Weil er früher oft in der Gold Saucer an Rennen teilgenommen hatte, hatte er genug Gil auf der hohen Kante, um für den Rest seines Lebens sorgenfrei zu leben. Das hatte er nur diesen Tierchen zu verdanken. Umso mehr schämte er sich gerade, so lange nicht nach ihnen gesehen zu haben. Dabei war die Farm eigentlich nicht sehr weit weg. “Es geht ihnen prima, aber sie könnten sicher mal wieder einen Ausritt vertragen”, erzählte der Junge. Cloud drehte sich zu ihm um und schmunzelte. “Dann los, Billy. Holen wir meinen Sattel.” ____________________________________________________________________ Cid fluchte, als er auf eine lose Treppenstufe trat und sie mit lautem Knirschen abbrach. Er konnte sich gerade noch mit einem Sprung auf die nächste Stufe retten. Während er sich an die kalte Steinwand lehnte und das abgebrochene Holzstück den ganzen Weg nach unten taumeln sah, stieß er ein leises Zischen aus. “Verdammte Axt…” Laut fluchend und schimpfend setzte er seinen Weg nach unten fort. Neben seinem Speer hatte er diesmal noch einen unscheinbaren Rucksack dabei, den er sich auf den Rücken geschnallt hatte. Endlich war er angekommen. Er sah sich kopfkratzend um. Wo musste er hin? Er lief in den miefenden Keller hinein und entschied sich für die erste Tür die ihm vor Augen kam. Schweigend drückte er die Klinke herunter und spähte in den dahinterliegenden Raum. Hier musste er richtig sein. Mehrere Särge standen in dem finsteren Raum, doch nur einer davon war geschlossen und ohne Staub. Das musste er sein. Cid stellte seinen Speer kurz an die Wand, um sich den Rucksack abzunehmen. Er holte ein undefinierbares Paket heraus, klemmte es sich unter den Arm und lief zum Sarg hinüber. Ohne zu zögern, ballte er eine Hand zur Faust und schlug damit ein paar Mal voller Wucht gegen den Sargdeckel. “Hey, Valentine!”, schrie er laut, “Jetzt müsste ich deine Aufmerksamkeit haben, oder? Ich bin’s, Cid.” Zuerst tat sich rein gar nichts, aber nach ein paar Sekunden erklang eine dumpfe Stimme. “Lass mich in Ruhe, Cid.” “Nen Teufel werd’ ich tun!” Cid knallte das Paket auf den Sargdeckel. “Ich hab hier was für dich, Valentine”, sprach er mit lauter, agressionsgeladener Stimme. Als keine Antwort mehr kam, fuhr er fort: “Du warst ja bei den Turks, also müsste dir C4 doch ein Begriff sein, oder?” - Keine Antwort. “Plastiksprengstoff”, erklärte Cid, für den Fall, dass Valentine es doch nicht wissen würde, “Geiles Zeug. Gut formbar und wirklich sehr effektiv. Jedenfalls habe ich gerade genug auf deinen Sargdeckel gepackt, um die ganze Shinra-Villa in ein Häufchen Asche zu verwandeln, für den Fall, dass du nicht endlich deinen Arsch aus dieser Kiste bewegst und mit deinem Verflossenen redest.” Wieder herrschte Stille. Cid entschied, noch ein paar Mal die Faust gegen den Sarg zu schlagen. “Falls du glaubst, dass Strife jetzt ein neues Leben anfängt und so ein Scheiß, irrst du dich gewaltig!”, rief er wütend, “Denn er sitzt Tag und Nacht nur noch in der Highwind und säuft meinen Schnaps leer. MEINEN SCHNAPS! Sowohl vom Alk als auch von Cloud wird bald nichts mehr übrig sein! Also komm da jetzt raus, oder ich spreng dir deinen verdammten, egoistischen Vampirarsch weg!” Endlich kam eine Antwort, aber es war nicht unbedingt das, was der Pilot hören wollte: “Tu, was du nicht lassen kannst, Cid.” Zornig biss Cid die Zähne aufeinander - so kraftvoll, dass es knirschte. “Was zum Geier ist dein verficktes Problem?!”, schrie er ungehalten, “Ist es dir völlig egal, dass der Kleine da draußen verreckt? Ich dachte wirklich, dir liegt was an ihm!” “Ich habe ihn fast getötet!”, kam es in wütendem Ton zurück. “Das war ein verdammter Unfall! Aber das, was du jetzt machst, DAMIT tötest du ihn mit Sicherheit, Valentine. Und zwar langsam und qualvoll. War es das, was du wolltest?” Da Cid keine Luft mehr zum schreien hatte, musste er notgedrungen eine Pause machen. Er grub seufzend den Kopf in die Hände. Als er weiter redete, klang seine Stimme ungewohnt sanft. “Wenn dir Strife auch nur das Geringste bedeutet, dann verzeih’ dir endlich selbst und komm nach Hause. Er hat dir schon längst verziehen.” Wieder herrschte absolute Stille, doch gerade als Cid wieder aufgebracht losdonnern wollte, erklang Vincents Stimme doch noch. “Ich kann nicht.” “Jetzt sei nicht so ein Waschlappen!!” “Ich würde ihm bloß wieder weh tun… Ich bin ein Monster!” Cid stieß einen genervten Seufzer aus. “Mann, Valentine! Glaubst du ernsthaft, Strife hätte sich auf dich eingelassen, wenn ihm das etwas ausmachen würde? Wie oft hast du dich vor seinen Augen verwandelt?! Den juckt das doch nicht die Bohne!” “Das ist etwas anderes…” Mit vor Wut zitternden Fäusten lief Cid zum Sarg. “Mir reicht’s, Valentine.” Er drehte am Zeitzünder, der am Sprengstoffpaket befestigt war und griff nach seinem Speer. “Du lässt mir keine andere Wahl. Ich stelle den Zünder auf zehn Minuten. Wenn du auch nur ein bisschen Verstand in der Birne hast, bist du bis dahin abgehauen. Ich werde vor der Villa warten. Falls du hierbleibst, wird nicht mehr viel von dir übrig bleiben.” Nach diesen Worten verschwand er laut stampfend aus dem Zimmer. Er lief aus dem Keller, die maroden Treppenstufen hinauf und durch die große Eingangshalle zur Vordertür der Shinra-Villa hinaus. Draußen angekommen stellte er sich in sicherer Entfernung auf, kramte eine Packung Zigaretten hervor und zündete sich eine an. In aller Seelenruhe rauchte er sie zu Ende. Als er sie zu Boden fallen ließ und sie austrat, ertönte im selben Moment ein ohrenbetäubender Knall. Die Erde bebte, Fensterscheiben zersprangen und einige entsetzte Bewohner kamen auf die Straße hinaus gerannt um zu sehen was vor sich ging. Die Shinra-Villa bebte und fiel Stück für Stück in sich zusammen. Eine riesige Staubwolke breitete sich aus. Der Lärm legte sich und Cid sah sich eine Weile an, wie die Bürger Nibelheims wie eine aufgescheuchte Hühnerschar vor dem Grundstück standen und sich unterhielten. Als er genug gesehen hatte, kehrte er dem Örtchen den Rücken zu und lief zurück zur Highwind. Auf der Brücke angekommen startete er die Motoren. Er nahm sich eine neue Zigarette aus der Brusttasche und zündete sie an. Rot funkelnde Augen beobachteten ihn dabei. “Woher wusstest du, dass ich doch mitkomme?”, fragte eine tiefe Stimme. Cid zog kräftig an seiner Zigarette, ließ den grauen Qualm durch die Nase entweichen und zuckte die Schultern. “Wusste ich nicht.” Kapitel 26: Tausend Narben -------------------------- Die Dämmerung setzte bereits ein, als Cloud vom letzten Ausritt zurückkehrte. Er war fast den ganzen Tag nur auf dem Rücken seiner Chocobos unterwegs gewesen, hatte jedem einzelnen von ihnen viel Zeit gewidmet und sich inmitten der Natur sichtlich erholt. Mittags hatte er mit Billys Familie gegessen. Die Atmosphäre am Tisch hatte ihm gefallen - chaotisch, locker und irre gemütlich, so wie er sich ein echtes Familienessen eben vorstellte. Es erinnerte ihn an die Momente, an denen er mit Tifa, Barett, Cid und allen anderen unterwegs gewesen war. Die Zeiten, in denen sie Seite an Seite gekämpft hatten und durch die Welt gezogen waren, fehlten ihm manchmal sehr. Er schrak aus seinen Gedanken auf, als er Regentropfen auf seiner Haut spürte. Schweigend sah er in den Himmel, an dem sich dunkle Wolken auftaten. Sein Chocobo plusterte die Federn auf und er streichelte den weichen Kopf des Tieres. “Dir macht der Regen nichts aus, nicht wahr?”, fragte er lächelnd. Es wurde eh langsam Zeit, zur Farm zurückzukehren. Sicher würde Cid bald kommen. Während er sein Chocobo in entspanntem Tempo zurücklaufen ließ, bemerkte er etwas beunruhigt, wie sich von hinten ein dichter Nebel an ihn heranschlich. Es war der Nebel, der aus südlicher Richtung kam, vom Sumpf her. Es war nichts Ungewöhnliches, aber trotzdem fühlte Cloud sich unwohl. Er signalisierte seinem Reittier, etwas an Geschwindigkeit zuzulegen und freute sich, als er in weiter Ferne schon die Farm ausmachen konnte. Bis er dort angekommen war, regnete es bereits in Strömen. Er sah Billy, der unter dem Vordach des Bauernhauses stand und nach ihm Ausschau hielt. Eilig steuerte er den Jungen an. Als er ihn erreicht hatte, ließ er sich vom Rücken des Chocobos gleiten. Der Boden unter seinen Füßen war schon ganz matschig. Seine Schuhe sanken ein Stück hinein. “Das nenn ich mal einen Platzregen!” brachte Billy fast schreiend hervor, denn der Regen verursachte so einen Lärm auf dem Dach des Hauses, dass man sich kaum normal unterhalten konnte. “Ich bringe meinen Chocobo noch in den Stall und warte dann, bis die Highwind zurück kommt”, rief Cloud zurück. Bei jedem Wort das er sprach, schleuderte er kleine Regentropfen weg, die über seine Lippen liefen. Inzwischen war er durchweicht bis auf die Unterhose. “Ist gut”, erwiderte Billy, “Du kommst ja allein zurecht, oder? Ich gehe jetzt ins Wohnhaus.” “Natürlich.” Cloud verabschiedete sich von dem Jungen und drehte sich um, als er das unverwechselbare Motorengeräusch der Highwind bemerkte. Durch den Regen und den Nebel entdeckte er das Flugschiff aber erst, als es schon ganz nah war. Cloud griff nach den Zügeln des Chocobos und lief schon Richtung Stall, als die Highwind aufgesetzt hatte und er schemenhaft jemanden ausmachen konnte, der von Bord ging. Er hob die Hand um zu winken. “Bleib an Bord, es ist viel zu nass!” schrie er Cid aus voller Brust zu, “Ich bring nur noch den Chocobo in den Stall, dann komme ich!” Er legte einen Zahn zu und sprintete zum Stall, wo er seinem Reittier das Halfter abnahm. Dankbar schüttelte sich das Tier und schleuderte Cloud so ungewollt noch eine weitere Ladung Wasser ins Gesicht. “Na, wenigstens ist jetzt einer von uns trocken. Dafür stinkst du aber zum Himmel”, brummte er und rümpfte sich die Nase. Während er sich vorüber beugte um das Wasser so gut es ging aus seinen Haaren zu schütteln, hörte er, wie das Stalltor geöffnet wurde. “Ich hab dir doch gesagt, du sollst an Bord warten”, rief er vorwurfsvoll, als er Schritte hörte, “Es reicht doch, wenn einer von uns sich ne Lungenentzündung holt, und du wirst gerade ja wohl mehr gebraucht als ich.” Er lief in den Stall hinein und führte sein Chocobo mit sich. Billy hatte ihm Mimettgemüse besorgt, das er jetzt in den Futtertrog legte. Zufrieden sah er zu, wie der übergroße Vogel sich auf sein Essen stürzte und wunderte sich, warum Cid ihm nicht antwortete. Gerade als er sich umdrehen wollte um den Stall zu verlassen, packten ihn zwei starke Arme von hinten und umschlangen ihn auf Hüfthöhe. Ein erschreckter Laut entfuhr Clouds Mund, denn er merkte sofort, dass es nicht Cid sein konnte, der ihn da umarmte. Als er nach unten sah, erstarrte er. Golden glänzendes, nasses Metall schimmerte ihm entgegen. Clouds Atem stockte. Sein Blick wanderte wie betäubt über seine Schulter. Lange schwarze Haare streiften seine Nackenpartie. Zwei rote, sehnsuchtsvolle Augen erwiderten seinen Blick. Heißkalte Schauder durchfuhren Clouds Körper. “Vin…” Mehr brachte er nicht heraus. Es ging nicht. Er war so gelähmt, dass er noch nicht mal wusste, was er gerade fühlen sollte. Vincent... Vincent löste die Umarmung, drehte Cloud zu sich um und nahm sein Gesicht in beide Hände. Eine warme, zarte Hand auf der linken Wange, eine kalte, metallische auf der rechten Wange. Cloud zerfloss. Er hätte lachen, toben, heulen und schreien können, aber er tat nichts von all dem. Er stand einfach nur da und zitterte, am ganzen Körper. Und es lag nicht daran, dass ihm kalt war, denn seit er entdeckt hatte, dass Vincent bei ihm im Stall stand, war ihm kein bisschen kalt mehr. Er starrte in das vertraute Gesicht, das ihm in den letzten Tagen so gefehlt hatte wie nichts anderes auf der Welt. Vincent starrte zurück. Seine langen Haare hingen nass und glatt an ihm herunter und auch seine Kleidung triefte vom Regen. So standen sie eine ganze Weile, beide zitternd und aufgeregt und völlig überfordert von dem Gefühlschaos in ihrem Inneren. Es herrschte eine seltsame Distanz zwischen ihnen und keiner von Beiden traute sich, daran etwas zu ändern. Vincent legte den Kopf etwas schief. Er versuchte, Clouds Gesichtszüge zu deuten, aber er hatte einen derart mitgenommenen Blick noch nie bei dem Blonden gesehen. Dann, endlich, machte er den Mund auf, und durchbrach so die Stille: “Verzeih mir.” Kaum waren die Worte über seine Lippen, musste er Acht geben nicht nach hinten umzufallen, weil Cloud ihm mit solcher Wucht in die Arme sprang, dass es ihn fast mitriss. Ein erleichterter Seufzer entfuhr Vincents Mund. Er erwiderte die Umarmung. Clouds Hände suchten verzweifelt Halt und krallten sich in den Körper des Mannes. Vincent drückte ihn so fest, dass er glaubte, ihm würde bald die Luft ausgehen. Dann lösten sie die Umarmung und besiegelten ihr Wiedersehen mit einem Kuss, der leidenschaftlicher nicht sein könnte. Cloud ließ sich vor purer Hingabe im wahrsten Sinne des Wortes fallen. Vincent verlor das Gleichgewicht, taumelte nach hinten und riss den Jungen mit sich. Sie prallten gegen die hölzerne Stalltür, ohne ihren Kuss zu unterbrechen, und ließen sich auf den strohbedeckten Stallboden sinken. Vincent saß rücklings gegen die Stalltür, Cloud unmittelbar vor ihm. In Clouds Kopf tobte das reinste Freudenfest. Vincent war wieder da. Das, was er eigentlich schon ausgeschlossen hatte, war nun doch noch passiert. Vincent war zurück. Und Vincent wollte ihn. Vincent war nur seinetwegen hier. Cloud explodierte fast vor Glücksgefühlen. Ohne es zu wollen, flossen heiße Freudentränen über seine Wangen. Er schmiegte sein Gesicht gegen Vincents Brust. Die nassen schwarzen Haare kitzelten ihn. Vincents Hände, die sich über seinen ganzen Körper tasteten, lösten sofort eine Welle der Erregung in ihm aus. Auch wenn Ort und Zeitpunkt wirklich nicht sehr günstig waren, wollte er Vincent lieben, hier und jetzt, an Ort und Stelle. Wie eine Katze rieb er sich gegen den Körper des Älteren und brauchte nicht lange auf eine Reaktion zu warten. Vincent keuchte auf, als Cloud seine Hände zielsicher über die harte Beule zwischen seinen Beinen gleiten ließ. Um sich für das ungezogene Benehmen des Blonden zu rächen, ließ er seine Hand mit leichtem Grinsen hinter dessen Hosenbund gleiten und grub sich fest in dessen Pobacke. Cloud japste kurz auf, doch das Wimmern ging fast nahtlos in ein genießerisches Stöhnen über. Er beschloss, dass er seine nassen Sachen loswerden wollte. Zuerst allerdings zog er Vincent aus. Erst nur den Umhang, dann jedoch auch die restliche Oberbekleidung. Mit verklärtem Blick betrachtete er den halbnackten Mann, der dort vor ihm lag. Das blasse Gesicht mit dem halboffenen Mund, die nassen Haare, die sich verspielt seinen Brustkorb hinabschlängelten und die deutlich abgezeichnete Bauchmuskulatur, die sich durch die heftige Atmung in flottem Tempo anhob und senkte. Mit lustvollem Lächeln beugte Cloud sich über den Mann. Er küsste sich komplett von oben bis unten über die blasse Brust entlang, und für jeden gut platzierten Kuss belohnte Vincent ihn, indem er seine Hand fester in Clouds Hintern krallte. Bei Vincents Hosenstall angekommen, öffnete er mit bebenden Fingern die Knöpfe und legte dann das eindrucksvolle Glied frei. Mit den Fingern fuhr er über den Schaft und die weiche schwarze Schambehaarung. Er wurde in regelmäßigen Abständen mit unkontrolliertem Stöhnen belohnt, was ihn mehr und mehr anstachelte. Sorgsam nahm er Vincents Eichel in seinen Mund auf. Der Schwarzhaarige zuckte zusammen und stieß mit heiserer Stimme seinen Namen aus. Cloud stöhnte ebenfalls, denn der Ex-Turk hatte seinen Zeigefinger inzwischen direkt auf seinen Schließmuskel platziert. Bei jeder Bewegung, die er machte, bewegte Vincent seine Finger ein Stückchen weiter in Clouds Körper hinein, was dafür sorgte, dass beide Männer innerhalb von Minuten am Rand der Ekstase schwebten. Irgendwann konnte Cloud nicht mehr. Er wollte Vincents Glied nicht in seinem Mund spüren, sondern es da in Empfang nehmen, wo gerade noch die Finger des Mannes steckten. Er riss sich von dem Schwarzhaarigen los und streifte sich sein Oberteil ab. Vincent half ihm dabei, aber er erstarrte schlagartig, als sein Blick auf die Wunde an Clouds Taille fiel. Cloud wusste zuerst nicht, wieso der Ältere ihn so entsetzt musterte, doch als sein Blick an sich hinab streifte, verfiel auch er zunächst in unbehagliches Schweigen. “Jetzt bin ich wohl nicht mehr makellos”, sprach er irgendwann mit betrübtem Blick, “Es bleibt bestimmt eine Narbe zurück.” Vincent sah ihm voller Verwirrung in die Augen. “Ist das das Einzige, weswegen du dir Sorgen machst? Dass ich dich nicht mehr mag, weil du dort eine Narbe haben wirst?” Als er Clouds Gesicht berührte, wandte dieser geniert den Blick ab. Vincent merkte, dass er mit aller Macht versuchte, seine Empfindungen zu verbergen. “Irgendwie schon”, gestand der Blonde brummend. Ein verblüfftes Lächeln zierte Vincents Gesicht. “Und wenn du tausend Narben hättest, Cloud... Ich fände dich trotzdem noch genau so makellos wie vorher.” Clouds verhalten ließ Vincent innerlich vor Entzückung aufjauchzen. Statt ihm wegen der Verletzung Vorwürfe zu machen oder ihn zu verurteilen, weil er sich feige davongestohlen hatte, sorgte der Junge sich lediglich darum, für ihn vielleicht nicht mehr anziehend zu sein. Eine warme, überschäumende Woge der Zuneigung übermannte ihn. Der Schwarzhaarige beugte sich über seinen jungen Liebhaber und verschloss seine Lippen mit einem stürmischen Kuss. Cloud beantwortete ihn stöhnend. Als er im nächsten Moment spürte, wie sich Vincent an seiner Hose zu schaffen machte, war er froh, dass die Konfrontation mit der Verletzung nicht dazu geführt hatte, dass der finstere Mann sich zurückzog. Ganz im Gegenteil sogar. Als er Cloud ausgezogen hatte, beugte Vincent sich vor und streichelte vorsichtig über die Haut in der Nähe der Verletzung. Er küsste Clouds Halsbeuge, was den blonden Mann freudig aufseufzen ließ. Während Vincent sich mit Genuss an seinem Hals zu schaffen machte, streifte Cloud sich seine Hose ab und rutschte dann zu dem Älteren auf den Schoß. Er nahm Vincents harten Schwanz in die Hand und legte sein eigenes Glied dagegen. Als er anfing, sie mit sanften Stoßbewegungen aneinander zu reiben, krallte Vincent sich ächzend in seinen Rücken fest. Lusttropfen flossen aus den Spitzen beider Glieder und Cloud beschleunigte seine Stöße immer mehr. Er genoss es, wie er Vincent an die Spitze der Erregung trieb. Als Cloud ihre verschwitzten Körper kurz auseinander riss und Vincent losließ, ahnte dieser bereits, was kommen würde. “Cloud, ich weiß nicht - “ “Schhh. Sag nichts”, unterbrach der Jüngere ihn in sanftem Ton, während er sich auf die Knie setzte um seinen Unterkörper etwas anzuheben. Er griff nach Vincents harter Männlichkeit und brachte sich darüber in Position. Als er sich langsam darauf niederließ, merkte er, wie Vincent nervös aufstöhnte. Die Spitze seines Glieds übte einen unaussprechlichen Druck auf Clouds Schließmuskel aus, aber er war so erhitzt und feucht, dass es nicht lange dauerte, bis dieser erste Widerstand überwunden war. Ein lustvoller, etwas unterdrückter Schrei entfuhr Vincents Mund als er spürte wie er in den Körper des Anderen eindrang. Schwer atmend krallte er Cloud an sich, doch noch bevor er die Chance bekam sich zu erholen, fing der Blonde an, sich genüsslich raunend auf ihm zu bewegen. Mit stockender Atmung ließ Vincent es geschehen. Er griff in die kurzen Haare seines hübschen Spielzeugs und biss ihm schwelgerisch in die Haut zwischen Schulter und Nacken. Cloud wimmerte, aber es war ein sinnliches, aufforderndes Wimmern. Er beschleunigte seine Bewegungen, während Vincent seine gesunde Hand mit viel Druck um sein pulsierendes Glied gelegt hatte “Langsam”, keuchte der Ältere zitternd, als Cloud ihn immer schneller und härter in sich aufnahm. Er stand schon kurz davor, zu kommen, und er hatte Angst davor, was passieren würde, wenn er das zuließ. “Es wird nichts passieren”, hauchte Cloud zurück, “Ich vertraue dir.“ Er winselte, als Vincent ihm daraufhin sein Becken entgegen schob und ihn noch tiefer penetrierte als ohnehin schon. Der Schwarzhaarige hatte nach Clouds sanft gesäuselten Worten den innerlichen Kampf gegen seine Zweifel verloren und ging nun völlig in seiner Lust auf. Seine Metallhand ruhte auf Clouds Hüfte, während die andere sich fest um Clouds Schaft schloss und ihn mit festen Bewegungen unaufhörlich näher an den Orgasmus brachte. Die beiden Männer passten den Rhythmus ihrer Körper genau an einander an. Schwitzend und schnaufend stützte Cloud sich auf den Oberkörper seines Geliebten ab. Heiße, innige Küsse und zärtliche Berührungen gaben ihm ein ungewohntes Gefühl der Geborgenheit. Ihre Nasen berührten sich und als Cloud in die feurig roten Augen sah, konnte er sich nicht mehr zurückhalten. Laut schreiend klammerte er sich an Vincents Brustkorb fest, legte seine ganze Kraft in ein paar letzte, kraftvolle Hüftbewegungen und entleerte sich dann schwer atmend und zuckend auf Vincents Oberkörper. Diese letzten, mit geballter Kraft ausgeübten Stöße, Clouds ungehaltene Schreie und der Blick in seinen Augen ließen auch Vincent die Beherrschung verlieren. Er entfernte seine gesunde Hand von Clouds Glied, packte ihn an den Hüften und stieß noch ein letztes Mal tief in den Körper des Blonden hinein, um sich dann ebenfalls in einem unbeschreiblich intensiven Orgasmus zu verlieren. Zitternd ließ Cloud sich herabsinken. Er schmiegte seinen Kopf an die erhitzte Haut von Vincents Brustkorb und spürte, wie ihn zeitgleich zwei Arme liebevoll umschlangen. Seufzend schloss er die Augen und genoss die letzten Nachbeben seines Körpers. Vincent schien es ähnlich zu gehen. Vermutlich war er erleichtert, weil er sich diesmal nicht in Chaos verwandelt hatte. Cloud erhob sich um seinem Freund in die Augen zu sehen. Ihre Körper klebten aneinander, aber anders hätte er es gerade auch gar nicht gewollt. Vincent erwiderte seinen Blick. Er wirkte erschöpft, aber glücklich. Ein hauchzartes Lächeln überflog seine Lippen. Er hob eine Hand und fischte etwas Stroh aus Clouds Haaren, obwohl er selbst - dadurch, dass er unten lag - wesentlich schlimmer aussah. Cloud grinste. Er sah hinter sich, in den Stall. Sein Chocobo hatte sich in eine Ecke gelegt, den Kopf zwischen die Federn gesteckt und erwiderte seinen Blick eher unbeeindruckt. Er konnte nicht anders, als vergnügt zu glucksen. Als er sich wieder zu Vincent umdrehte, wurde er sanft näher gezogen und geküsst. Er hatte sich noch nie zuvor so glücklich gefühlt. Kapitel 27: Tausend Narben (zensiert) ------------------------------------- Die Dämmerung setzte bereits ein, als Cloud vom letzten Ausritt zurückkehrte. Er war fast den ganzen Tag nur auf dem Rücken seiner Chocobos unterwegs gewesen, hatte jedem einzelnen von ihnen viel Zeit gewidmet und sich inmitten der Natur sichtlich erholt. Mittags hatte er mit Billys Familie gegessen. Die Atmosphäre am Tisch hatte ihm gefallen - chaotisch, locker und irre gemütlich, so wie er sich ein echtes Familienessen eben vorstellte. Es erinnerte ihn an die Momente, an denen er mit Tifa, Barett, Cid und allen anderen unterwegs gewesen war. Die Zeiten, in denen sie Seite an Seite gekämpft hatten und durch die Welt gezogen waren, fehlten ihm manchmal sehr. Er schrak aus seinen Gedanken auf, als er Regentropfen auf seiner Haut spürte. Schweigend sah er in den Himmel, an dem sich dunkle Wolken auftaten. Sein Chocobo plusterte die Federn auf und er streichelte den weichen Kopf des Tieres. “Dir macht der Regen nichts aus, nicht wahr?”, fragte er lächelnd. Es wurde eh langsam Zeit, zur Farm zurückzukehren. Sicher würde Cid bald kommen. Während er sein Chocobo in entspanntem Tempo zurücklaufen ließ, bemerkte er etwas beunruhigt, wie sich von hinten ein dichter Nebel an ihn heranschlich. Es war der Nebel, der aus südlicher Richtung kam, vom Sumpf her. Es war nichts Ungewöhnliches, aber trotzdem fühlte Cloud sich unwohl. Er signalisierte seinem Reittier, etwas an Geschwindigkeit zuzulegen und freute sich, als er in weiter Ferne schon die Farm ausmachen konnte. Bis er dort angekommen war, regnete es bereits in Strömen. Er sah Billy, der unter dem Vordach des Bauernhauses stand und nach ihm Ausschau hielt. Eilig steuerte er den Jungen an. Als er ihn erreicht hatte, ließ er sich vom Rücken des Chocobos gleiten. Der Boden unter seinen Füßen war schon ganz matschig. Seine Schuhe sanken ein Stück hinein. “Das nenn ich mal einen Platzregen!” brachte Billy fast schreiend hervor, denn der Regen verursachte so einen Lärm auf dem Dach des Hauses, dass man sich kaum normal unterhalten konnte. “Ich bringe meinen Chocobo noch in den Stall und warte dann, bis die Highwind zurück kommt”, rief Cloud zurück. Bei jedem Wort das er sprach, schleuderte er kleine Regentropfen weg, die über seine Lippen liefen. Inzwischen war er durchweicht bis auf die Unterhose. “Ist gut”, erwiderte Billy, “Du kommst ja allein zurecht, oder? Ich gehe jetzt ins Wohnhaus.” “Natürlich.” Cloud verabschiedete sich von dem Jungen und drehte sich um, als er das unverwechselbare Motorengeräusch der Highwind bemerkte. Durch den Regen und den Nebel entdeckte er das Flugschiff aber erst, als es schon ganz nah war. Cloud griff nach den Zügeln des Chocobos und lief schon Richtung Stall, als die Highwind aufgesetzt hatte und er schemenhaft jemanden ausmachen konnte, der von Bord ging. Er hob die Hand um zu winken. “Bleib an Bord, es ist viel zu nass!” schrie er Cid aus voller Brust zu, “Ich bring nur noch den Chocobo in den Stall, dann komme ich!” Er legte einen Zahn zu und sprintete zum Stall, wo er seinem Reittier das Halfter abnahm. Dankbar schüttelte sich das Tier und schleuderte Cloud so ungewollt noch eine weitere Ladung Wasser ins Gesicht. “Na, wenigstens ist jetzt einer von uns trocken. Dafür stinkst du aber zum Himmel”, brummte er und rümpfte sich die Nase. Während er sich vorüber beugte um das Wasser so gut es ging aus seinen Haaren zu schütteln, hörte er, wie das Stalltor geöffnet wurde. “Ich hab dir doch gesagt, du sollst an Bord warten”, rief er vorwurfsvoll, als er Schritte hörte, “Es reicht doch, wenn einer von uns sich ne Lungenentzündung holt, und du wirst gerade ja wohl mehr gebraucht als ich.” Er lief in den Stall hinein und führte sein Chocobo mit sich. Billy hatte ihm Mimettgemüse besorgt, das er jetzt in den Futtertrog legte. Zufrieden sah er zu, wie der übergroße Vogel sich auf sein Essen stürzte und wunderte sich, warum Cid ihm nicht antwortete. Gerade als er sich umdrehen wollte um den Stall zu verlassen, packten ihn zwei starke Arme von hinten und umschlangen ihn auf Hüfthöhe. Ein erschreckter Laut entfuhr Clouds Mund, denn er merkte sofort, dass es nicht Cid sein konnte, der ihn da umarmte. Als er nach unten sah, erstarrte er. Golden glänzendes, nasses Metall schimmerte ihm entgegen. Clouds Atem stockte. Sein Blick wanderte wie betäubt über seine Schulter. Lange schwarze Haare streiften seine Nackenpartie. Zwei rote, sehnsuchtsvolle Augen erwiderten seinen Blick. Heißkalte Schauder durchfuhren Clouds Körper. “Vin…” Mehr brachte er nicht heraus. Es ging nicht. Er war so gelähmt, dass er noch nicht mal wusste, was er gerade fühlen sollte. Vincent... Vincent löste die Umarmung, drehte Cloud zu sich um und nahm sein Gesicht in beide Hände. Eine warme, zarte Hand auf der linken Wange, eine kalte, metallische auf der rechten Wange. Cloud zerfloss. Er hätte lachen, toben, heulen und schreien können, aber er tat nichts von all dem. Er stand einfach nur da und zitterte, am ganzen Körper. Und es lag nicht daran, dass ihm kalt war, denn seit er entdeckt hatte, dass Vincent bei ihm im Stall stand, war ihm kein bisschen kalt mehr. Er starrte in das vertraute Gesicht, das ihm in den letzten Tagen so gefehlt hatte wie nichts anderes auf der Welt. Vincent starrte zurück. Seine langen Haare hingen nass und glatt an ihm herunter und auch seine Kleidung triefte vom Regen. So standen sie eine ganze Weile, beide zitternd und aufgeregt und völlig überfordert von dem Gefühlschaos in ihrem Inneren. Es herrschte eine seltsame Distanz zwischen ihnen und keiner von Beiden traute sich, daran etwas zu ändern. Vincent legte den Kopf etwas schief. Er versuchte, Clouds Gesichtszüge zu deuten, aber er hatte einen derart mitgenommenen Blick noch nie bei dem Blonden gesehen. Dann, endlich, machte er den Mund auf, und durchbrach so die Stille: “Verzeih mir.” Kaum waren die Worte über seine Lippen, musste er Acht geben nicht nach hinten umzufallen, weil Cloud ihm mit solcher Wucht in die Arme sprang, dass es ihn fast mitriss. Ein erleichterter Seufzer entfuhr Vincents Mund. Er erwiderte die Umarmung. Clouds Hände suchten verzweifelt Halt und krallten sich in den Körper des Mannes. Vincent drückte ihn so fest, dass er glaubte, ihm würde bald die Luft ausgehen. Dann lösten sie die Umarmung und besiegelten ihr Wiedersehen mit einem Kuss, der leidenschaftlicher nicht sein könnte. Cloud ließ sich vor purer Hingabe im wahrsten Sinne des Wortes fallen. Vincent verlor das Gleichgewicht, taumelte nach hinten und riss den Jungen mit sich. Sie prallten gegen die hölzerne Stalltür, ohne ihren Kuss zu unterbrechen, und ließen sich auf den strohbedeckten Stallboden sinken. Vincent saß rücklings gegen die Stalltür, Cloud unmittelbar vor ihm. In Clouds Kopf tobte das reinste Freudenfest. Vincent war wieder da. Das, was er eigentlich schon ausgeschlossen hatte, war nun doch noch passiert. Vincent war zurück. Und Vincent wollte ihn. Vincent war nur seinetwegen hier. Cloud explodierte fast vor Glücksgefühlen. Ohne es zu wollen, flossen heiße Freudentränen über seine Wangen. Er schmiegte sein Gesicht gegen Vincents Brust. Die nassen schwarzen Haare kitzelten ihn. Vincents Hände, die sich über seinen ganzen Körper tasteten, lösten sofort eine Welle der Erregung in ihm aus. Auch wenn Ort und Zeitpunkt wirklich nicht sehr günstig waren, wollte er Vincent lieben, hier und jetzt, an Ort und Stelle. Wie eine Katze rieb er sich gegen den Körper des Älteren und brauchte nicht lange auf eine Reaktion zu warten. Vincent keuchte auf, als Cloud seine Hände zielsicher über seinen Körper gleiten ließ. Um sich für das ungezogene Benehmen des Blonden zu rächen, ließ er seine Hand mit leichtem Grinsen hinter dessen Hosenbund gleiten und grub sich fest in dessen Pobacke. Cloud japste kurz auf, doch das Wimmern ging fast nahtlos in ein genießerisches Stöhnen über. Er beschloss, dass er seine nassen Sachen loswerden wollte. Zuerst allerdings zog er Vincent aus. Erst nur den Umhang, dann jedoch auch die restliche Oberbekleidung. Mit verklärtem Blick betrachtete er den halbnackten Mann, der dort vor ihm lag. Das blasse Gesicht mit dem halboffenen Mund, die nassen Haare, die sich verspielt seinen Brustkorb hinabschlängelten und die deutlich abgezeichnete Bauchmuskulatur, die sich durch die heftige Atmung in flottem Tempo anhob und senkte. Mit lustvollem Lächeln beugte Cloud sich über den Mann. Er küsste sich komplett von oben bis unten über die blasse Brust entlang, und für jeden gut platzierten Kuss belohnte Vincent ihn, indem er seine Hand fester in Clouds Hintern krallte. Bei Vincents Hosenstall angekommen, wurde er in regelmäßigen Abständen mit unkontrolliertem Stöhnen belohnt, was ihn mehr und mehr anstachelte. Der Schwarzhaarige zuckte zusammen und stieß mit heiserer Stimme seinen Namen aus. Irgendwann konnte Cloud nicht mehr. Er riss sich von dem Schwarzhaarigen los und streifte sich sein Oberteil ab. Vincent half ihm dabei, aber er erstarrte schlagartig, als sein Blick auf die Wunde an Clouds Taille fiel. Cloud wusste zuerst nicht, wieso der Ältere ihn so entsetzt musterte, doch als sein Blick an sich hinab streifte, verfiel auch er zunächst in unbehagliches Schweigen. “Jetzt bin ich wohl nicht mehr makellos”, sprach er irgendwann mit betrübtem Blick, “Es bleibt bestimmt eine Narbe zurück.” Vincent sah ihm voller Verwirrung in die Augen. “Ist das das Einzige, weswegen du dir Sorgen machst? Dass ich dich nicht mehr mag, weil du dort eine Narbe haben wirst?” Als er Clouds Gesicht berührte, wandte dieser geniert den Blick ab. Vincent merkte, dass er mit aller Macht versuchte, seine Empfindungen zu verbergen. “Irgendwie schon”, gestand der Blonde brummend. Ein verblüfftes Lächeln zierte Vincents Gesicht. “Und wenn du tausend Narben hättest, Cloud... Ich fände dich trotzdem noch genau so makellos wie vorher.” Clouds verhalten ließ Vincent innerlich vor Entzückung aufjauchzen. Statt ihm wegen der Verletzung Vorwürfe zu machen oder ihn zu verurteilen, weil er sich feige davongestohlen hatte, sorgte der Junge sich lediglich darum, für ihn vielleicht nicht mehr anziehend zu sein. Eine warme, überschäumende Woge der Zuneigung übermannte ihn. Der Schwarzhaarige beugte sich über seinen jungen Liebhaber und verschloss seine Lippen mit einem stürmischen Kuss. Cloud beantwortete ihn stöhnend. Als er im nächsten Moment spürte, wie sich Vincent an seiner Hose zu schaffen machte, war er froh, dass die Konfrontation mit der Verletzung nicht dazu geführt hatte, dass der finstere Mann sich zurückzog. Ganz im Gegenteil sogar. Als er Cloud ausgezogen hatte, beugte Vincent sich vor und streichelte vorsichtig über die Haut in der Nähe der Verletzung. Er küsste Clouds Halsbeuge, was den blonden Mann freudig aufseufzen ließ. [...] Zitternd ließ Cloud sich herabsinken. Er schmiegte seinen Kopf an die erhitzte Haut von Vincents Brustkorb und spürte, wie ihn zeitgleich zwei Arme liebevoll umschlangen. Seufzend schloss er die Augen und genoss die letzten Nachbeben seines Körpers. Vincent schien es ähnlich zu gehen. Vermutlich war er erleichtert, weil er sich diesmal nicht in Chaos verwandelt hatte. Cloud erhob sich um seinem Freund in die Augen zu sehen. Ihre Körper klebten aneinander, aber anders hätte er es gerade auch gar nicht gewollt. Vincent erwiderte seinen Blick. Er wirkte erschöpft, aber glücklich. Ein hauchzartes Lächeln überflog seine Lippen. Er hob eine Hand und fischte etwas Stroh aus Clouds Haaren, obwohl er selbst - dadurch, dass er unten lag - wesentlich schlimmer aussah. Cloud grinste. Er sah hinter sich, in den Stall. Sein Chocobo hatte sich in eine Ecke gelegt, den Kopf zwischen die Federn gesteckt und erwiderte seinen Blick eher unbeeindruckt. Er konnte nicht anders, als vergnügt zu glucksen. Als er sich wieder zu Vincent umdrehte, wurde er sanft näher gezogen und geküsst. Er hatte sich noch nie zuvor so glücklich gefühlt. Kapitel 28: Das Monster in mir ------------------------------ Cid gähnte gelangweilt und streckte sich, dass es nur so knackte. Es war jetzt schon bestimmt eine halbe Stunde her, seit er Vincent von der Highwind gescheucht hatte um seinen Lover einzusammeln. Er konnte sich denken, dass die Wiedersehensfreude groß war, aber er wollte so langsam auch mal wieder nach Edge zurück. Nicht, weil er sich da besonders heimisch fühlte - obwohl der Ausblick auf die ramponierte Stadt bei Abenddämmerung durchaus ihren Charme hatte - sondern weil er noch so lange nüchtern bleiben musste, bis er den Heimflug überstanden hatte. “Nüchtern” war bei Cid ein sehr weit gefächerter Begriff. Richtig nüchtern war er selten, aber er brauchte eben auch einen gewissen Pegel, um so sanftmütig und geduldig zu bleiben, wie er halt eben war. Schweigend legte er die Füße hoch. Er lag auf einer Couch, die dort stand, wo früher mal der Laderaum gewesen war. Als er irgendwann keine Einsätze mehr fliegen musste, hatte Cid zwangsläufig die Idee gehabt, sich in der Highwind etwas wohnlicher einzurichten - für seine Begriffe zumindest. Dazu gehörte auch die überschaubare Küche und das Bad, das er in Eigenarbeit eingebaut hatte. Mittlerweile war er froh über seinen damaligen Einfall, denn jetzt wo nicht nur Vincent sondern auch noch Cloud hier eingezogen waren, brauchte es diese Räumlichkeiten durchaus. Er hätte es nie zugegeben, aber er wusste es zu schätzen, dass er nicht alleine lebte. Vincent und Cloud waren angenehme Zeitgenossen. Nicht so laut wie Barett. Mit dem hätte er es vermutlich keine Woche hier ausgehalten. Valentine hatte ihm schon öfter mal bei Reparaturen geholfen und jetzt da Cloud auch noch regelmäßig das Kochen übernommen hatte, hätte es kaum besser kommen können. Die Beiden machten gerade zwar etwas Arbeit mit ihrer ganzen Beziehungskiste, aber es war nicht auszudenken, wie viel Ärger es erst mit zwei Frauen gegeben hätte. Oder sogar schon mit nur einer Frau. Er seufzte, als er an Shera dachte. Wie es ihr wohl ging? Er hatte sie schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen, geschweige denn gesprochen. Auch wenn er sein Leben in der Männer-WG sehr zu würdigen wusste, führten ihm Cloud und Vincent - trotz des ganzen Ärgers, den sie miteinander hatten - vor Augen, dass sein Leben auch anders laufen könnte. So ne Beziehung war manchmal schon etwas Feines. Allein schon, weil man dann nicht mehr selbst Hand anlegen musste. Gerade als er überlegte, ob er Shera nicht mal wieder anrufen sollte, hörte er, wie Vincent und Cloud zurückkamen. Er hob neugierig den Kopf und sah zuerst Vincent, triefnass und mit einem ungewohnt ausgeglichenen Blick. Kurz darauf tauchte Cloud hinter ihm auf, ebenso völlig vom Regen durchnässt, aber mit hochroten Wangen und komplett zerstörter Frisur. Ein breites Grinsen überflog Cids Gesicht. “War’s so anstrengend, Cloud?”, rief er dem Blonden zu, der ihn nur mit fragendem Blick ansah. Cid deutete mit dem Zeigefinger auf seine Wangen, wobei sein Grinsen nur noch schelmischer wurde. “Du solltest mal in den Spiegel sehen.” Vincent drehte sich zu Cloud um und schmunzelte. Er hatte schon öfter bemerkt, dass der Blonde bei großer Anstrengung manchmal leuchtend rote Wangen bekam. Dass er auch beim Sex nicht davon verschont blieb, hatte etwas liebenswertes. Cloud schien das allerdings nicht so zu sehen, denn er murrte nur etwas Unverständliches und fuhr sich mit irritiertem Gesichtsausdruck durch die nassen, struppigen Haare. “Gut, dass ihr da seid. Dann können wir ja zurückfliegen”, meinte Cid und erhob sich ächzend und stöhnend von der Couch. Er sah sich noch mal zu den beiden Anderen um. “Wie wär’s, wenn wir zur Feier des Tages mal was zu futtern bestellen, sobald wir gelandet sind? Ich hab nen mords Kohldampf”, schlug er vor. Vincent zuckte die Schultern. “Soll mir recht sein.” Cloud fragte sich, ob es wohl schwer für Vincent war, Tage lang ohne Essen und Trinken auszukommen, während er in seinem Sarg lag. Anscheinend nicht. Er hatte schließlich ganze dreißig Jahre lang nichts gegessen, damals, als er in der Shinra-Villa geschlafen hatte. So manche Frau wäre für diese Fähigkeit sicher über Leichen gegangen. “Eure Begeisterung haut mich wie immer von den Socken”, spöttelte Cid in sarkastischem Ton. Dann machte er sich auf den Weg zur Brücke, um die Heimfahrt einzuleiten. Vincent und Cloud blieben allein zurück. “Ich brauch ‘ne Dusche”, brummte Cloud, während er an sich herab sah. Stroh, Matsch und sogar ein paar winzige Chocobo-Daunen klebten an Schuhen und Hosenbeinen. Allein schon die nasskalte Kleidung, die an seinem Körper klebte wie Kaugummi, war ein Grund, eine heiße Dusche zu nehmen. Vincent lächelte angetan. “Eine gute Idee”, stimmte er dem Jüngeren zu. Dass der düster wirkende Mann von seinem Vorschlag so hingerissen schien, konnte eigentlich nur einen einzigen Grund haben. Cloud konnte sich trotz der größten Gegenwehr ein Schmunzeln nicht verkneifen. “Was?!”, rief er schuldbewusst aus, “Ich will mich nur nicht erkälten!” Vincent gluckste erheitert. “Na sicher, Cloud.” “Ja!” “Klar doch.” “An was du gleich wieder denkst...” “Du doch auch.” “Ja, ist ja gut.” “Na also.” Kurz standen sich die Männer still gegenüber. Cloud immer noch mit glühend roten Wangen und leicht empörtem Blick, Vincent mit einem für seine Verhältnisse breitem Grinsen. “Du solltest vielleicht wirklich mitkommen”, nuschelte Cloud schließlich mit verschränkten Armen, während er krampfhaft darauf achtete, Vincent dabei nicht anzusehen. “Achja?”, ertönte es langgezogen und sanft. “Ja. Du stinkst nämlich erbärmlich.” Vincent riss überrascht die Augen auf. “Tue ich?” Er griff nach seinem Umhang und schnupperte daran - ein unsagbar schräger Anblick, der Cloud plötzlich laut aufprusten ließ. Er hatte ganz vergessen, dass er ja eigentlich gerade noch den Beleidigten spielte. Lachend lief er an dem verdutzt dreinschauenden Mann vorbei. “Du hast Tage lang in einer Gruft gelegen und eben Sex in einem Chocobo-Stall gehabt”, rief er, während er das Badezimmer ansteuerte, “Wundert dich das ernsthaft?” Vincent brummte einsichtig und folgte ihm. Cloud drehte die Dusche schon auf, verzog sich aber noch schnell ins Schlafzimmer um frische Anziehsachen zu holen. Vincent tat es ihm gleich. Als sie sich wenig später im Bad und hinter verschlossener Tür gegenüberstanden, nutzte Vincent die Gelegenheit, um sich sofort gierig einen Kuss zu stehlen. Cloud wurde das Gefühl nicht los, dass sich ihr Stelldichein vom Stall hier nun fortsetzen würde, was ihn zwar sehr erregte, aber ihm auch etwas Sorge bereitete. Die Art von Sex, die er mit Vincent hatte, war neu und ging nicht ganz spurlos an ihm vorbei. Sein Hintern wäre sicher froh über eine Pause gewesen, aber er befürchtete, dass Vincent ihm diese Pause nicht gönnen würde. Wortlos streifte der Dunkelhaarige Cloud die Klamotten vom Körper. Er raunte entzückt als er sah, dass Cloud bereits eine Erektion hatte und beugte sich vor, um für einen kurzen Moment triezend über die feuchte Eichel zu lecken. “Oh, ganz vergessen, du wolltest nur duschen, nicht wahr?” fragte er mit provozierendem Grinsen, als Cloud wollüstig schnaufend die Hände in seine Schultern krallte. Er fuhr wieder hoch und küsste den hellblonden Kämpfer einnehmend. Dann machte er seine Hose auf und legte sein eigenes Geschlecht frei. Er zwang Cloud in die Knie und während sich der Jüngere folgsam darum kümmerte, dass er hart wurde, öffnete er die Riemchen, die seinen Umhang zusammenhielten. Lustvoll stöhnend entledigte er sich seines Oberteils. Cloud hatte seine Finger um Vincents Schaft gelegt und stützte sich mit der anderen Hand an dessen Oberschenkel ab. Bemüht saugte und leckte er die Eichel und nahm sie dann komplett in seinem Mund auf. Es dauerte nicht lang, bis Vincents Glied mit forderndem Zucken steif wurde und das Stöhnen von oben hörbar lauter wurde. Der Mann stieß seine Männlichkeit begierig tiefer in Clouds Mund hinein. Er roch diesmal strenger, Cloud erkannte seinen eigenen Duft wieder, aber es hatte nichts Unangenehmes. Es machte ihn an, dass Vincent seinen Geruch an sich trug. Vincent riss Cloud ungeduldig von sich los und zog ihn auf die Beine. “Los, ab unter die Dusche”, befahl er und grinste lüstern. Cloud tat, was ihm gesagt wurde. Es versetzte ihm ein kribbelndes Gefühl der Erregung, wenn Vincent ihn diesen autoritären Tonfall hatte. Ein Schaudern durchfuhr seinen Körper, als er unter das herunterrieselnde Wasser stieg. Es war heiß und wohltuend und verschaffte ihm eine Gänsehaut. Er strich sich die nassen Haare nach hinten, rieb sich genüsslich übers Gesicht und machte dann Platz für Vincent, der ebenfalls schwelgerisch aufstöhnte, als das angenehm temperierte Wasser über seinen Körper floss. Lange genoss er diesen Moment allerdings nicht, denn es gab etwas anderes, das ihm noch weitaus mehr Freude bereitete. Er griff kurz nach dem Duschkopf, löste ihn aus dem Halter und brauste die Wand mit Wasser ab. Gerade als Cloud sich stirnrunzelnd fragte, was das sollte, wurde er grob im Nacken festgepackt und gegen genau die Wand gedrückt, die Vincent eben heiß abgeduscht hatte. Jetzt wusste er auch wieso. Statt der üblichen Kälte strahlten die Fliesen jetzt eine angenehme Wärme aus. Mit ungeduldigem Tippen an der Innenseite seiner Oberschenkel wurde Cloud dazu aufgefordert, die Beine etwas zu spreizen, was er wortlos tat. Kurz verschwand die Hand aus seinem Nacken und das unverwechselbare Geräusch einer sich öffnenden Duschgel-Flasche ertönte. Dann griff Vincent ihn erneut, diesmal direkt an den Haaren. Cloud zuckte zusammen, als er Vincents Finger zwischen seinen Pobacken spürte. Dass er sich erschreckte, kam aber auch nur deshalb, weil er merkte, dass der Schwarzhaarige nicht seine gesunde Hand dafür benutzte, sondern die andere. Er zischte leise, als er eine der Metallkrallen direkt vor seinem Eingang spürte. “Das wird geil”, raunte eine tiefe Stimme direkt neben seinem Ohr. So sicher war Cloud sich da momentan zwar noch nicht, aber auch wenn er nervös war, machte sich eine unglaubliche Neugier in ihm breit. Sein Schweigen erlaubte Vincent, fortzufahren. Ein Keuchen fuhr aus Clouds Lungen, als das glatte Metall in ihn eindrang. Vincent hatte seinen Finger mit Duschgel geschmiert. Das fließende Wasser hatte wie bei den Fliesen auch hier dafür gesorgt, dass es sich nicht kühl sondern angenehm warm anfühlte. Entgegen Clouds Erwartungen bereitete ihm Vincents Metallarm fast noch mehr Vergnügen als sein gesunder Arm, denn der unechte Finger hatte eine überaus stimulierende Form. Der einzige Nachteil dabei war, dass Vincent unmöglich noch einen zweiten Finger einführen konnte. Aber allein der Durchmesser des einzelnen Metallfingers reichte schon aus, um Clouds Öffnung sanft zu dehnen. Vincent ließ sich Zeit, was auch gut war, weil Cloud genau merkte wie beansprucht er bereits von ihrer ersten Runde im Stall war. Nach einiger Zeit verging das Brennen allerdings und es tat Cloud fast schon leid, als Vincent sich wieder aus ihm zurückzog. Aber dass Vincent von ihm abließ konnte eigentlich nur einen Grund haben, was Cloud schon jetzt voller Vorfreude aufstöhnen ließ. “Du kannst es gar nicht erwarten, hmh?”, fragte Vincent mit bebender Stimme. Es hatte ihn angemacht, wie hitzig Cloud auf die Penetration durch sein künstliches Gliedmaß reagiert hatte. Jetzt wollte er sich ihm voll und ganz annehmen und ihn sich einverleiben. Er träufelte Duschgel über sein unruhig pulsierendes Glied und drückte dann mit den Fingern die Pobacken seines willig keuchenden Spielzeugs auseinander. Er biss sich auf die Unterlippe als er in den Körper des Mannes eindrang. Auch wenn er eben schon in den Genuss gekommen war, dessen enge Öffnung zu spüren, fühlte es sich jetzt fast noch geiler an. Außerdem hatte er vorhin im Stall unten gelegen, was ihm ein Stück weit die Handlungsfähigkeit genommen hatte. Jetzt hatte er die Überhand und er liebte die Macht, die er gerade hatte. Zügellos verging er sich an dem jungen Mann, fickte ihn immer schneller und härter und zum Schluss mit voller Kraft. Er fühlte sich von purem Leben erfüllt. Die gewaltsamen Stöße des Dunkelhaarigen ließen Cloud unsanft gegen die geflieste Wand prallen, aber er nahm die Schmerzen billigend in Kauf. Dieses unvergleichlich berauschende Glücksgefühl, das durch seine Adern strömte, wäre ihm die schlimmsten Höllenqualen wert gewesen. Seine Hände hatten sich links und rechts neben seinem Kopf an die Fliesen gekrallt und er streckte den Rücken durch, um Vincent noch tiefer spüren zu können. Noch nie hatte er sich jemandem so willig und folgsam angeboten, aber sein Körper flehte förmlich danach, von Vincent erlöst zu werden. Vincent legte seine Hände über die von Cloud. Sie waren unwesentlich größer. Er merkte, dass er kurz davor stand, sich zu verlieren. Die lustvollen Schreie des Blonden ließen ihn immer unbeherrschter zustoßen. Cloud merkte, dass es nicht mehr lange dauern würde - sowohl bei ihm als auch bei Vincent - und es raubte ihm völlig den Verstand. Doch etwas änderte sich plötzlich. Vincent änderte sich. Cloud riss erschrocken die Augen auf, als er zur Seite sah und Vincents gesunden Arm beobachtete, die sich mehr und mehr verwandelte. Es kam ihm vor wie ein Deja-Vu. Nicht noch mal!!! Das Schnaufen hinter seinem Rücken änderte sich. Es hörte sich plötzlich tief und animalisch an. Und auch das Glied, das in ihn eindrang, änderte sich. Wimmernd heulte Cloud auf. “Vincent!” Dass Cloud so panisch seinen Namen rief, ließ Chaos erstarren. In seiner Erregung hatte er alles um sich herum vergessen. Als er jetzt voller Entsetzen seine ausgestreckten Arme sah, die Cloud immer noch an die Wand zwangen, stieß er ein lautes, bestürztes Geräusch aus. Seine Klauen hatten Clouds Hände teilweise durchbohrt. Blut sickerte von der Wand herab. Zitternd verharrte Chaos, wo er war, und auch Cloud regte sich kein bisschen. “Vincent”, hauchte er aufgewühlt, während er versuchte, sich nach Chaos umzuschauen, “Es ist okay. Es ist alles in Ordnung. Mir geht es gut.” Schwer atmend standen der blonde Mann und das Ungetüm in der Dusche, immer noch genau in der Position, in der sie sich eben noch hemmungslos geliebt hatten. Cloud zwang sich, ruhig zu bleiben, auch wenn sein Herz ihm gerade bis zum Hals schlug. Er musste weiter reden. Es schien zu helfen. Weiter reden! “Ganz ruhig, Vincent, hörst du? Es ist alles in Ordnung”, fuhr er mit zitternder Stimme fort. Das erschreckte Schnaufen hinter seinem Rücken wurde langsamer. Chaos entspannte sich allmählig. “So ist’s gut. Es ist alles gut. Du verstehst mich noch, nicht wahr?” Cloud stellte etwas beschämt fest, dass er seit ihrem Wiedersehen noch nicht mal annähernd so viel mit Vincent geredet hatte wie eben gerade. Der Blonde zögerte. Was sollte er bloß tun?! Chaos schien sich etwas beruhigt zu haben, aber trotzdem stand Cloud noch wortwörtlich wie angenagelt an der Wand. Er spürte das nun noch viel härtere Glied, das ihn ausfüllte. War er verrückt, oder fühlte es sich tatsächlich größer an? Plötzlich kam wie aus dem Nichts ein seltsames Gefühl in ihm hoch. Er kniff überrumpelt die Augen zusammen. Oh Gott, es machte ihn an… Warum machte ihn das gerade so geil?! “Mach weiter, Vincent”, hauchte er wie betäubt. Zunächst hatte er sich abgrundtief für seine eigenen Worte geschämt, doch als Chaos nur ein verwirrtes Knurren hervorbrachte, warf er sämtlichen Scham über Bord und fing an, sich seinem verwandelten Liebhaber entgegen zu bewegen. “Los, mach weiter”, stöhnte er flehend, beschleunigte seine Bewegungen und übte Druck auf das Geschlecht des riesigen Wesens aus, das vor kurzem noch Vincent gewesen war. Es dauerte, bis Chaos zu verstehen schien, dass Cloud es tatsächlich ernst meinte. Irgendwann jedoch fing er an, sich wieder zu regen und passte sich raunend Clouds Bewegungen an, um dann kurz darauf wieder die Führung zu übernehmen. Risse bildeten sich im Emaille der Wandfliesen, als Chaos seine Krallen hineinschlug und sich erbarmungslos an Cloud vergriff. Mit weit aufgerissenen Augen und lauten, fast schon panischen Schreien ließ Cloud ihn gewähren. Seine Hände schmerzten und sie bluteten noch stärker als vorher, aber es war ihm egal. Sein Herz raste so fürchterlich, dass ihm schwarz vor Augen wurde. Gerade als sich doch wieder eine gewisse Angst unter seine Lust mischte, ertönte ein langgezogenes, ersticktes Brüllen. Ein stechender, alles übertönender Schmerz durchschoss Clouds Schulter. Chaos hatte sich im wahrsten Sinne des Wortes in ihm festgebissen und entlud sich in ihm. Noch während er zuckend und stöhnend langsamer wurde, verwandelte er sich wieder zurück. Als Cloud das Gewicht eines Kopfes spürte, der sich auf seine rechte Schulter lehnte, merkte er, dass Vincent wieder da war. Schwer atmend zog sich der Schwarzhaarige aus Cloud zurück, drehte ihn um und drückte ihn mit gesenktem Blick an sich. “Cloud”, brachte er mit bebender Stimme hervor, doch mehr folgte darauf nicht. Eng umschlungen standen die beiden Männer in der noch immer plätschernden Dusche. Weißer Dampf stieg auf und entfloh in das Badezimmer, denn Chaos hatte mit seinen Flügeln den Duschvorhang samt Stange heruntergerissen. Die Spuren seiner Krallen prangten wie ein Mahnmal an der Duschwand. An den weißen Fliesen - und auch an Cloud - lief massenhaft Blut herunter. Nachdem einige Zeit ins Land gegangen war, traute Vincent sich endlich, Blickkontakt herzustellen. In seinen Augen spiegelte sich eine Mischung aus Reue, tiefem Schuldbewusstsein und Ergriffenheit. Er brachte es noch immer nicht zu Stande, irgendwas zu sagen, doch auch Cloud fand keine Worte für das, was eben passiert war. Er bereute nicht, was er getan hatte, aber es verwirrte ihn schon etwas. Und außerdem tat es verdammt weh. Irgendwann legte sich plötzlich ein Lächeln auf Vincents Gesicht. Es war ein erleichtertes Lächeln. Cloud erwiderte es schamhaft. Dann besiegelten sie ihr Schweigen mit einem langen, leidenschaftlichen Kuss. Kapitel 29: Das Monster in mir (zensiert) ----------------------------------------- Cid gähnte gelangweilt und streckte sich, dass es nur so knackte. Es war jetzt schon bestimmt eine halbe Stunde her, seit er Vincent von der Highwind gescheucht hatte um seinen Lover einzusammeln. Er konnte sich denken, dass die Wiedersehensfreude groß war, aber er wollte so langsam auch mal wieder nach Edge zurück. Nicht, weil er sich da besonders heimisch fühlte - obwohl der Ausblick auf die ramponierte Stadt bei Abenddämmerung durchaus ihren Charme hatte - sondern weil er noch so lange nüchtern bleiben musste, bis er den Heimflug überstanden hatte. “Nüchtern” war bei Cid ein sehr weit gefächerter Begriff. Richtig nüchtern war er selten, aber er brauchte eben auch einen gewissen Pegel, um so sanftmütig und geduldig zu bleiben, wie er halt eben war. Schweigend legte er die Füße hoch. Er lag auf einer Couch, die dort stand, wo früher mal der Laderaum gewesen war. Als er irgendwann keine Einsätze mehr fliegen musste, hatte Cid zwangsläufig die Idee gehabt, sich in der Highwind etwas wohnlicher einzurichten - für seine Begriffe zumindest. Dazu gehörte auch die überschaubare Küche und das Bad, das er in Eigenarbeit eingebaut hatte. Mittlerweile war er froh über seinen damaligen Einfall, denn jetzt wo nicht nur Vincent sondern auch noch Cloud hier eingezogen waren, brauchte es diese Räumlichkeiten durchaus. Er hätte es nie zugegeben, aber er wusste es zu schätzen, dass er nicht alleine lebte. Vincent und Cloud waren angenehme Zeitgenossen. Nicht so laut wie Barett. Mit dem hätte er es vermutlich keine Woche hier ausgehalten. Valentine hatte ihm schon öfter mal bei Reparaturen geholfen und jetzt da Cloud auch noch regelmäßig das Kochen übernommen hatte, hätte es kaum besser kommen können. Die Beiden machten gerade zwar etwas Arbeit mit ihrer ganzen Beziehungskiste, aber es war nicht auszudenken, wie viel Ärger es erst mit zwei Frauen gegeben hätte. Oder sogar schon mit nur einer Frau. Er seufzte, als er an Shera dachte. Wie es ihr wohl ging? Er hatte sie schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen, geschweige denn gesprochen. Auch wenn er sein Leben in der Männer-WG sehr zu würdigen wusste, führten ihm Cloud und Vincent - trotz des ganzen Ärgers, den sie miteinander hatten - vor Augen, dass sein Leben auch anders laufen könnte. So ne Beziehung war manchmal schon etwas Feines. Allein schon, weil man dann nicht mehr selbst Hand anlegen musste. Gerade als er überlegte, ob er Shera nicht mal wieder anrufen sollte, hörte er, wie Vincent und Cloud zurückkamen. Er hob neugierig den Kopf und sah zuerst Vincent, triefnass und mit einem ungewohnt ausgeglichenen Blick. Kurz darauf tauchte Cloud hinter ihm auf, ebenso völlig vom Regen durchnässt, aber mit hochroten Wangen und komplett zerstörter Frisur. Ein breites Grinsen überflog Cids Gesicht. “War’s so anstrengend, Cloud?”, rief er dem Blonden zu, der ihn nur mit fragendem Blick ansah. Cid deutete mit dem Zeigefinger auf seine Wangen, wobei sein Grinsen nur noch schelmischer wurde. “Du solltest mal in den Spiegel sehen.” Vincent drehte sich zu Cloud um und schmunzelte. Er hatte schon öfter bemerkt, dass der Blonde bei großer Anstrengung manchmal leuchtend rote Wangen bekam. Dass er auch beim Sex nicht davon verschont blieb, hatte etwas liebenswertes. Cloud schien das allerdings nicht so zu sehen, denn er murrte nur etwas Unverständliches und fuhr sich mit irritiertem Gesichtsausdruck durch die nassen, struppigen Haare. “Gut, dass ihr da seid. Dann können wir ja zurückfliegen”, meinte Cid und erhob sich ächzend und stöhnend von der Couch. Er sah sich noch mal zu den beiden Anderen um. “Wie wär’s, wenn wir zur Feier des Tages mal was zu futtern bestellen, sobald wir gelandet sind? Ich hab nen mords Kohldampf”, schlug er vor. Vincent zuckte die Schultern. “Soll mir recht sein.” Cloud fragte sich, ob es wohl schwer für Vincent war, Tage lang ohne Essen und Trinken auszukommen, während er in seinem Sarg lag. Anscheinend nicht. Er hatte schließlich ganze dreißig Jahre lang nichts gegessen, damals, als er in der Shinra-Villa geschlafen hatte. So manche Frau wäre für diese Fähigkeit sicher über Leichen gegangen. “Eure Begeisterung haut mich wie immer von den Socken”, spöttelte Cid in sarkastischem Ton. Dann machte er sich auf den Weg zur Brücke, um die Heimfahrt einzuleiten. Vincent und Cloud blieben allein zurück. “Ich brauch ‘ne Dusche”, brummte Cloud, während er an sich herab sah. Stroh, Matsch und sogar ein paar winzige Chocobo-Daunen klebten an Schuhen und Hosenbeinen. Allein schon die nasskalte Kleidung, die an seinem Körper klebte wie Kaugummi, war ein Grund, eine heiße Dusche zu nehmen. Vincent lächelte angetan. “Eine gute Idee”, stimmte er dem Jüngeren zu. Dass der düster wirkende Mann von seinem Vorschlag so hingerissen schien, konnte eigentlich nur einen einzigen Grund haben. Cloud konnte sich trotz der größten Gegenwehr ein Schmunzeln nicht verkneifen. “Was?!”, rief er schuldbewusst aus, “Ich will mich nur nicht erkälten!” Vincent gluckste erheitert. “Na sicher, Cloud.” “Ja!” “Klar doch.” “An was du gleich wieder denkst...” “Du doch auch.” “Ja, ist ja gut.” “Na also.” Kurz standen sich die Männer still gegenüber. Cloud immer noch mit glühend roten Wangen und leicht empörtem Blick, Vincent mit einem für seine Verhältnisse breitem Grinsen. “Du solltest vielleicht wirklich mitkommen”, nuschelte Cloud schließlich mit verschränkten Armen, während er krampfhaft darauf achtete, Vincent dabei nicht anzusehen. “Achja?”, ertönte es langgezogen und sanft. “Ja. Du stinkst nämlich erbärmlich.” Vincent riss überrascht die Augen auf. “Tue ich?” Er griff nach seinem Umhang und schnupperte daran - ein unsagbar schräger Anblick, der Cloud plötzlich laut aufprusten ließ. Er hatte ganz vergessen, dass er ja eigentlich gerade noch den Beleidigten spielte. Lachend lief er an dem verdutzt dreinschauenden Mann vorbei. “Du hast Tage lang in einer Gruft gelegen und eben Sex in einem Chocobo-Stall gehabt”, rief er, während er das Badezimmer ansteuerte, “Wundert dich das ernsthaft?” Vincent brummte einsichtig und folgte ihm. Cloud drehte die Dusche schon auf, verzog sich aber noch schnell ins Schlafzimmer um frische Anziehsachen zu holen. Vincent tat es ihm gleich. Als sie sich wenig später im Bad und hinter verschlossener Tür gegenüberstanden, nutzte Vincent die Gelegenheit, um sich sofort gierig einen Kuss zu stehlen. Cloud wurde das Gefühl nicht los, dass sich ihr Stelldichein vom Stall hier nun fortsetzen würde, was ihn zwar sehr erregte, aber ihm auch etwas Sorge bereitete. Die Art von Sex, die er mit Vincent hatte, war neu und ging nicht ganz spurlos an ihm vorbei. Sein Hintern wäre sicher froh über eine Pause gewesen, aber er befürchtete, dass Vincent ihm diese Pause nicht gönnen würde. Wortlos streifte der Dunkelhaarige Cloud die Klamotten vom Körper. Er raunte entzückt als er sah, dass sich bei Cloud bereits etwas tat. “Oh, ganz vergessen, du wolltest nur duschen, nicht wahr?” fragte er mit provozierendem Grinsen, als Cloud wollüstig schnaufend die Hände in seine Schultern krallte. Er küsste den hellblonden Kämpfer einnehmend. Dann machte er seine Hose auf. Er zwang Cloud in die Knie und öffnete währenddessen die Riemchen, die seinen Umhang zusammenhielten. Lustvoll stöhnend entledigte er sich seines Oberteils. [...] Er roch diesmal strenger, Cloud erkannte seinen eigenen Duft wieder, aber es hatte nichts Unangenehmes. Es machte ihn an, dass Vincent seinen Geruch an sich trug. Vincent riss Cloud ungeduldig von sich los und zog ihn auf die Beine. “Los, ab unter die Dusche”, befahl er und grinste lüstern. Cloud tat, was ihm gesagt wurde. Es versetzte ihm ein kribbelndes Gefühl der Erregung, wenn Vincent ihn diesen autoritären Tonfall hatte. Ein Schaudern durchfuhr seinen Körper, als er unter das herunterrieselnde Wasser stieg. Es war heiß und wohltuend und verschaffte ihm eine Gänsehaut. Er strich sich die nassen Haare nach hinten, rieb sich genüsslich übers Gesicht und machte dann Platz für Vincent, der ebenfalls schwelgerisch aufstöhnte, als das angenehm temperierte Wasser über seinen Körper floss. Lange genoss er diesen Moment allerdings nicht, denn es gab etwas anderes, das ihm noch weitaus mehr Freude bereitete. Er griff kurz nach dem Duschkopf, löste ihn aus dem Halter und brauste die Wand mit Wasser ab. Gerade als Cloud sich stirnrunzelnd fragte, was das sollte, wurde er grob im Nacken festgepackt und gegen genau die Wand gedrückt, die Vincent eben heiß abgeduscht hatte. Jetzt wusste er auch wieso. Statt der üblichen Kälte strahlten die Fliesen jetzt eine angenehme Wärme aus. Mit ungeduldigem Tippen an der Innenseite seiner Oberschenkel wurde Cloud dazu aufgefordert, die Beine etwas zu spreizen, was er wortlos tat. Kurz verschwand die Hand aus seinem Nacken und das unverwechselbare Geräusch einer sich öffnenden Duschgel-Flasche ertönte. Dann griff Vincent ihn erneut, diesmal direkt an den Haaren. Cloud zuckte zusammen, als er Vincents Finger spürte. Dass er sich erschreckte, kam aber auch nur deshalb, weil er merkte, dass der Schwarzhaarige nicht seine gesunde Hand benutzte, sondern die andere. Er zischte leise. “Das wird geil”, raunte eine tiefe Stimme direkt neben seinem Ohr. So sicher war Cloud sich da momentan zwar noch nicht, aber auch wenn er nervös war, machte sich eine unglaubliche Neugier in ihm breit. Sein Schweigen erlaubte Vincent, fortzufahren. Ein Keuchen fuhr aus Clouds Lungen. Vincent hatte seinen Finger mit Duschgel geschmiert. Das fließende Wasser hatte wie bei den Fliesen auch hier dafür gesorgt, dass es sich nicht kühl sondern angenehm warm anfühlte. Entgegen Clouds Erwartungen bereitete ihm Vincents Metallarm fast noch mehr Vergnügen als sein gesunder Arm, denn der unechte Finger hatte eine überaus stimulierende Form. Vincent ließ sich Zeit, was auch gut war, weil Cloud genau merkte wie beansprucht er bereits von ihrer ersten Runde im Stall war. “Du kannst es gar nicht erwarten, hmh?”, fragte er mit bebender Stimme. Jetzt wollte er sich ihm voll und ganz annehmen und ihn sich einverleiben. [...] Jetzt hatte er die Überhand und er liebte die Macht, die er gerade hatte. [...] Er fühlte sich von purem Leben erfüllt. Cloud prallte unsanft gegen die geflieste Wand, aber er nahm die Schmerzen billigend in Kauf. Dieses unvergleichlich berauschende Glücksgefühl, das durch seine Adern strömte, wäre ihm die schlimmsten Höllenqualen wert gewesen. Seine Hände hatten sich links und rechts neben seinem Kopf an die Fliesen gekrallt und er streckte den Rücken durch, um Vincent noch besser spüren zu können. Noch nie hatte er sich jemandem so angeboten, aber sein Körper flehte förmlich danach, von Vincent erlöst zu werden. Vincent legte seine Hände über die von Cloud. Sie waren unwesentlich größer. Er merkte, dass er kurz davor stand, sich zu verlieren. Die lustvollen Schreie des Blonden ließen ihn immer unbeherrschter werden. Cloud merkte, dass es nicht mehr lange dauern würde - sowohl bei ihm als auch bei Vincent - und es raubte ihm völlig den Verstand. Doch etwas änderte sich plötzlich. Vincent änderte sich. Cloud riss erschrocken die Augen auf, als er zur Seite sah und Vincents gesunden Arm beobachtete, die sich mehr und mehr verwandelte. Es kam ihm vor wie ein Deja-Vu. Nicht noch mal!!! Das Schnaufen hinter seinem Rücken änderte sich. Es hörte sich plötzlich tief und animalisch an. [..] Wimmernd heulte Cloud auf. “Vincent!” Dass Cloud so panisch seinen Namen rief, ließ Chaos erstarren. In seiner Erregung hatte er alles um sich herum vergessen. Als er jetzt voller Entsetzen seine ausgestreckten Arme sah, die Cloud immer noch an die Wand zwangen, stieß er ein lautes, bestürztes Geräusch aus. Seine Klauen hatten Clouds Hände teilweise durchbohrt. Blut sickerte von der Wand herab. Zitternd verharrte Chaos, wo er war, und auch Cloud regte sich kein bisschen. “Vincent”, hauchte er aufgewühlt, während er versuchte, sich nach Chaos umzuschauen, “Es ist okay. Es ist alles in Ordnung. Mir geht es gut.” Schwer atmend standen der blonde Mann und das Ungetüm in der Dusche, immer noch genau in der Position, in der sie sich eben noch hemmungslos geliebt hatten. Cloud zwang sich, ruhig zu bleiben, auch wenn sein Herz ihm gerade bis zum Hals schlug. Er musste weiter reden. Es schien zu helfen. Weiter reden! “Ganz ruhig, Vincent, hörst du? Es ist alles in Ordnung”, fuhr er mit zitternder Stimme fort. Das erschreckte Schnaufen hinter seinem Rücken wurde langsamer. Chaos entspannte sich allmählig. “So ist’s gut. Es ist alles gut. Du verstehst mich noch, nicht wahr?” Cloud stellte etwas beschämt fest, dass er seit ihrem Wiedersehen noch nicht mal annähernd so viel mit Vincent geredet hatte wie eben gerade. Der Blonde zögerte. Was sollte er bloß tun?! Chaos schien sich etwas beruhigt zu haben, aber trotzdem stand Cloud noch wortwörtlich wie angenagelt an der Wand. Plötzlich kam wie aus dem Nichts ein seltsames Gefühl in ihm hoch. Er kniff überrumpelt die Augen zusammen. Oh Gott, es machte ihn an… Warum machte ihn das gerade so geil?! “Mach weiter, Vincent”, hauchte er wie betäubt. Zunächst hatte er sich abgrundtief für seine eigenen Worte geschämt, doch als Chaos nur ein verwirrtes Knurren hervorbrachte, warf er sämtlichen Scham über Bord und fing an, sich seinem verwandelten Liebhaber entgegen zu bewegen. “Los, mach weiter”, stöhnte er flehend. [...] Es dauerte, bis Chaos zu verstehen schien, dass Cloud es tatsächlich ernst meinte. Irgendwann jedoch fing er an, sich wieder zu regen und passte sich raunend Clouds Bewegungen an, um dann kurz darauf wieder die Führung zu übernehmen. Risse bildeten sich im Emaille der Wandfliesen, als Chaos seine Krallen hineinschlug. Mit weit aufgerissenen Augen und lauten, fast schon panischen Schreien ließ Cloud ihn gewähren. Seine Hände schmerzten und sie bluteten noch stärker als vorher, aber es war ihm egal. Sein Herz raste so fürchterlich, dass ihm schwarz vor Augen wurde. Gerade als sich doch wieder eine gewisse Angst unter seine Lust mischte, ertönte ein langgezogenes, ersticktes Brüllen. Ein stechender, alles übertönender Schmerz durchschoss Clouds Schulter. Chaos hatte sich im wahrsten Sinne des Wortes in ihm festgebissen. Noch während er zuckend und stöhnend langsamer wurde, verwandelte er sich wieder zurück. Als Cloud das Gewicht eines Kopfes spürte, der sich auf seine rechte Schulter lehnte, merkte er, dass Vincent wieder da war. Schwer atmend zog sich der Schwarzhaarige aus Cloud zurück, drehte ihn um und drückte ihn mit gesenktem Blick an sich. “Cloud”, brachte er mit bebender Stimme hervor, doch mehr folgte darauf nicht. Eng umschlungen standen die beiden Männer in der noch immer plätschernden Dusche. Weißer Dampf stieg auf und entfloh in das Badezimmer, denn Chaos hatte mit seinen Flügeln den Duschvorhang samt Stange heruntergerissen. Die Spuren seiner Krallen prangten wie ein Mahnmal an der Duschwand. An den weißen Fliesen - und auch an Cloud - lief massenhaft Blut herunter. Nachdem einige Zeit ins Land gegangen war, traute Vincent sich endlich, Blickkontakt herzustellen. In seinen Augen spiegelte sich eine Mischung aus Reue, tiefem Schuldbewusstsein und Ergriffenheit. Er brachte es noch immer nicht zu Stande, irgendwas zu sagen, doch auch Cloud fand keine Worte für das, was eben passiert war. Er bereute nicht, was er getan hatte, aber es verwirrte ihn schon etwas. Und außerdem tat es verdammt weh. Irgendwann legte sich plötzlich ein Lächeln auf Vincents Gesicht. Es war ein erleichtertes Lächeln. Cloud erwiderte es schamhaft. Dann besiegelten sie ihr Schweigen mit einem langen, leidenschaftlichen Kuss. Kapitel 30: Das Blatt im Wind ----------------------------- Nachdem sie das Badezimmer verlassen hatten, versorgte Vincent pflichtbewusst die Wunden, die er seinem Geliebten während des so zügellosen Liebesaktes zugefügt hatte. Er wagte es kaum, dem Blonden dabei in die Augen zu sehen. Man spürte deutlich, dass es ihm mehr als unangenehm war. “Ist schon okay”, brummte Cloud irgendwann, als er einen Blick auf das zerknitterte Gesicht des Schwarzhaarigen erhaschen konnte. Vincent machte sich Vorwürfe - natürlich. “Wir wussten um das Risiko”, fuhr er in ruhigem Ton fort, “Und du hast mich nicht ernsthaft verletzt. Wenn das in Zukunft so bleibt, nehme ich das gerne in Kauf.” Vincent sah ihn nur an, antwortete ihm aber nicht. Cloud konnte förmlich dabei zusehen, wie es in seinem Kopf arbeitete. “Ich hätte aufhören sollen”, meinte der Ex-Turk schließlich beklommen. “Nein. Das wollte ich aber nicht”, erwiderte Cloud kopfschüttelnd. Auch wenn es ihm immer schwer fiel, über seine Gefühle zu reden, wusste er, dass es gerade ein notwendiges Übel war. Beruhigend fügte er hinzu: “Es war trotz allem schön. Ich würde es immer wieder so machen.” Es dauerte seine Zeit, aber schließlich legte sich ein Schmunzeln auf Vincents Gesicht. “Du stehst wohl drauf, wenn’s härter wird, was?” fragte er wispernd, woraufhin er den Blonden an sich riss und ihm spielerisch in die Halsbeuge biss. Cloud stimmte in das Grinsen mit ein. “Komm’ ja nicht auf dumme Gedanken”, erwiderte er warnend, “Ich lege keinen Wert darauf, weiter von Chaos demoliert oder vergewaltigt zu werden.” Dass Vincent die gebieterische Rolle übernahm, gefiel ihm zwar, aber er hoffte doch sehr, dass der Mann sich nicht all zu oft in Chaos verwandeln würde während sie sich liebten, denn die Wunden waren mehr als unangenehm. Ganz zu schweigen davon, wie sein Hintern sich jetzt anfühlte. Glücklicherweise waren die Verletzungen an Händen und Schultern nicht so gravierend, dass es einen Krankenhausbesuch erfordert hätte. Cloud wollte unter keinen Umständen wieder dorthin. Die Highwind hatte sich inzwischen in Bewegung gesetzt. Während Cloud sich im Schlafzimmer anzog - was aufgrund der neuen Verletzungen etwas länger dauerte - versuchte Vincent stillschweigend, die Unordnung im Badezimmer zu beseitigen. Cid würde sicher ausrasten, wenn er die kaputten Fliesen in der Dusche bemerken würde… Später am Abend, als die Highwind wieder direkt neben Edge vor Anker gegangen war, aßen die Männer gemeinsam zu Abend. Cid hatte eine Unmenge an Essen beim Lieferservice bestellt. Es gab ein wunderbares kleines Restaurant im Zentrum der Stadt, das die feinsten Spezialitäten Wutais zubereitete. Völlig ausgehungert stürzten sich die Drei auf ihre vollgepackten Teller. Es war der reinste Hochgenuss. Cid staunte nicht schlecht als er sah, dass Cloud sich irgendwann einen ordentlichen Nachschlag auf den Teller schaufelte. “Endlich isst du wieder wie ‘n echter Kerl, Strife!” stellte er zufrieden fest, “Aber ich kenn das! Nach dem Vögeln hab ich auch immer ‘nen mords Kohldampf!” Cloud blieben vor Überrumpelung die Nudeln im Halse stecken. Hustend und keuchend beugte er sich über den Tisch, während Cid sich vor Lachen kaum noch halten konnte. “Brauchst nicht gleich rot werden!”, rief er amüsiert aus, als er sah wie sich die Gesichtsfarbe des Blonden schlagartig änderte. “Das wird daran liegen, dass er gerade erstickt”, erwiderte Vincent völlig unbeeindruckt. Er erlöste seinen Freund mit ein paar kräftigen Rückenschlägen. “Was haste mit deinen Händen gemacht, Stife?” wollte Cid wissen, als Cloud sich endlich erholt hatte und sich wieder seinem vollen Teller widmete. “War ein Unfall.” “Schon wieder?” Cid hob eine Augenbraue. “Na egal. Ich will auch gar nicht wissen, was bei euch hinter verschlossenen Türen so alles abgeht. Ihr scheint ja echt auf den perversesten Scheiß abzufahren... Aber egal, jedem das Seine! Hauptsache, ich muss dich nicht wieder in die Notaufnahme karren.” Cloud verdrehte die Augen, während Vincent in aller Seelenruhe weiter aß. “Sag mal Cid, was ist eigentlich aus meinem Motorrad geworden?”, fragte Cloud interessiert, als sie das Essen mit einer Runde Pflaumenwein ausklingen ließen. Er hatte schon fast wieder vergessen, dass er es seit seinem Unfall nicht wieder gesehen hatte. Aber er konnte schon am gequälten Blick des Piloten ablesen, dass es seiner Maschine offensichtlich nicht sehr gut ergangen war. “Das hatte ich ganz vergessen, Strife”, seufzte er und senkte den Blick. Für seine Verhältnisse klang seine Stimme außergewöhnlich sanft. Ein schlechtes Zeichen. “Das Ding war reif für den Schrottplatz, als ich es gefunden habe. Hab’s zurück in deine Garage gestellt, aber es ist nicht mehr viel davon übrig.” Cloud stemmte missmutig den Kopf auf die Hände. “Ich hab’s mir schon gedacht…” Nach dem Essen zogen Vincent und Cloud sich ins Schlafzimmer zurück, denn Cid hatte den Ex-Turk für den morgigen Tag bereits wieder bei der Patrouille eingeplant. Sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte, drehte Vincent sich zu Cloud um. Der Blonde erkannte am Blick seines Freundes, dass ihn etwas beschäftigte. Seit der Unterhaltung mit Cid hatte Vincent seltsam unruhig gewirkt. “Ich weiß, dass dir dein Motorrad viel bedeutet hat, Cloud”, fing er an, während er dem Jüngeren an die Schultern fasste, “Es ist meine Schuld, dass es zerstört wurde. Ich weiß, dass es nur ein kleiner Trost ist, aber ich würde dir die Maschine gern ersetzen.” Verwundert sah Cloud zu dem Schwarzhaarigen herauf. “Deine Schuld? So ein Unsinn.” “Wenn ich dich nicht verletzt hätte, hättest du auch den Unfall nicht gehabt.” Cloud schüttelte ablehnend den Kopf. “Ich will nicht, dass du mir eine neue Maschine kaufst.” “Wieso nicht?” “Ich will es einfach nicht.” Auch wenn Vincents Angebot durchaus lieb gemeint war, wollte Cloud nicht, dass der blasse Mann ihm eine neue Maschine besorgte. Er hätte sich schlecht dabei gefühlt, ein so teures Geschenk anzunehmen. Außerdem glaubte er nicht, dass es ein Motorrad gab, das auch nur annähernd an sein Altes heranreichen würde. Alleine schon vom sentimentalen Wert her. “Dann lass mich zumindest wieder gut machen, dass du vorhin in der Dusche nicht zum Höhepunkt gekommen bist” hauchte eine tiefe Stimme ihm ins Ohr. Cloud schauderte. Er ließ sich ohne Gegenwehr zur Couch herüberdirigieren und stöhnte erwartungsvoll auf, als Vincent seine Hose öffnete. ______________________________________ “Cloud. Wach auf. Ich habe ein Geschenk für dich.” Schwer atmend riss Cloud die Augen auf und blickte an die dunkle Zimmerdecke. Sein Körper war schweißnass und sein Herz pochte voller Aufregung. Diese Stimme… Er sah sich um. Er lag auf der Couch, in Vincents Zimmer. Offensichtlich war er nach Vincents erfolgreicher Wiedergutmachung einfach eingeschlafen. Kein Wunder, der Ex-Turk hatte ihn fürchterlich hingehalten, ihn ständig bis kurz vor den Orgasmus gebracht und dann wieder auflaufen lassen. Irgendwann war er so heftig gekommen, dass er glaubte, dabei ohnmächtig zu werden. Vorsichtig drehte Cloud den Kopf zur Seite und sah neben sich, wo ein Büschel schwarzes Haar und zwei breite Schultern unter einer dünnen Decke hervorschauten. Es war eng, zu zweit auf der schmalen Couch, doch Cloud hatte die Nähe eines anderen Körpers noch nie so sehr genossen wie jetzt. Schweigend schmiegte er sich an den blassen Rücken und drückte einen Kuss auf die Stelle zwischen den Schulterblättern. Er war komplett nackt. Vincent auch. Es war unglaublich erregend, so nah bei ihm zu liegen. Körper gegen Körper. Haut an Haut. Gerade als Cloud anfing, seine erwachenden Lenden gegen Vincents Hintern zu reiben, bekam er das seltsame Gefühl, dass sie nicht alleine im Raum waren. Irritiert stoppte er seine Bewegungen. Ein leises Stöhnen forderte ihn auf, weiter zu machen, doch Cloud war wie zur Salzsäule erstarrt. Wie ein Reh im Wald, das einen Zweig hatte knacken hören, achtete er plötzlich auf jedes noch so kleine Geräusch. Da er mit dem Gesicht zur Wand lag, fühlte er sich plötzlich furchtbar unbehaglich. Da war jemand… noch jemand… hier im Raum. “Hast du mich etwa vergessen, Cloud?” Cloud hielt den Atem an. Ein Schauder durchzog seinen Körper von oben bis unten. Während sein Herz wie wild anfing zu schlagen, breitete sich Gänsehaut auf nahezu jedem Quadratzentimeter seiner Haut aus. Er kniff die Augen zusammen und schluckte. Es fühlte sich an, als hätte er eine Wagenladung Steine im Hals. “Es ist nicht real”, sprach er mit zitternder Stimme zu sich selbst, “Es ist nur ein Alptraum…” Er schlug die Augen wieder auf und kniff sich in den Arm, bis er den Schmerz deutlich fühlen konnte. “Realität… Traum… Wo ist schon der Unterschied?” sprach die Stimme hinter seinem Rücken. Sie klang noch deutlicher als zuvor. “Du kannst dich nicht gegen dein Schicksal wehren, Cloud. Du bist das Blatt, ich bin der Wind. Egal, wie weit du weg wehst und an was - oder wen - du dich klammerst, ich werde immer der Einzige bleiben, der Macht über dich hat.” Schwer atmend zwang Cloud sich, sich umzudrehen. Sein Herz schlug so laut, dass sein Kopf davon zu dröhnen schien. Clouds Augen suchten im Dunkeln nach etwas - nein, jemanden - den sie nicht finden wollten. Das Schlafzimmer schien jedoch leer. Erleichtert stieß Cloud die Luft aus, die er während der ganzen Zeit vor Anspannung gefangen gehalten hatte. Manchmal glaubte er wirklich, er würde verrückt werden... Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und schnappte nach seinem Handy, das im Regal direkt neben der Couch lag. Kurz musste er blinzeln, weil die Helligkeit des Bildschirms ihn blendete. 3:47 Cloud schluckte. Das konnte doch wirklich kein Zufall mehr sein… Was hatte das zu bedeuten? Er wollte sein Handy wieder weglegen, als er plötzlich aus den Augenwinkeln eine Bewegung im Raum wahrnahm. Eilig riss er den Kopf herum und keuchte voller Entsetzen auf, als er merkte, dass seine Fantasie ihm durchaus keinen Streich gespielt hatte. “Hallo, Cloud.” Diese Stimme… Diese bedrohliche, männliche Stimme… Das wenige Licht, das durch das Fenster fiel, gab den Blick auf unverwechselbare Konturen frei. Lange, silbrig schimmernde Haare… Ein tiefschwarzer Umhang. Zwei bedrohlich funkelnde, blaugrüne Mako-Augen. Verzweifelt kniff Cloud sich immer und immer wieder in den Arm, doch er wachte einfach nicht auf. “Hast du mir denn gar nichts zu sagen? Schließlich hast du es mir zu verdanken, dass du wieder hier bist.” Das leichte Knirschen von Leder erklang, als der silberhaarige Mann näher trat. Cloud lag noch immer wie angewurzelt auf der Couch. “Du weißt, wovon ich rede, nicht wahr? Ich habe dich wieder hierher gebracht, als du längst auf dem Weg in den Lebensstrom warst. Deine Zeit ist noch nicht gekommen, Cloud. Denn bevor du gehst, hast du noch einen Zweck zu erfüllen.” “Ei-einen Zweck? Was für einen Zweck?” “Ich habe ein Geschenk für dich, Cloud.” Schnell wie ein Schatten schoss der Mann auf Cloud zu. Noch bevor der Blonde sich wehren konnte, spürte er die Eiseskälte grober Finger, die sich um seinen Arm krallten. Ein beißender, unbeschreiblich intensiver Schmerz durchfuhr Cloud genau dort, wo Sephiroth ihn umfasste. Er wollte schreien, doch aus seinem Mund kam kein einziger Ton. Die stechend grellen Mako-Augen schienen sich bis ins Innerste seiner Seele zu bohren. Obwohl Cloud mit aller Macht versuchte, sich zu bewegen, sich loszureißen oder auch nur die Augen zu schließen - er war völlig gelähmt und hilflos. Er sah nur noch diese starren Augen und spürte den wahrscheinlich gewaltigsten Schmerz, den er jemals erlebt hatte. “Hör mir nun gut zu, Cloud. Als ich damals am Krater starb, verstand ich nicht, wieso ausgerechnet du es geschafft hast, mich zu besiegen. Doch jetzt verstehe ich es. Ich wurde dazu auserkoren, die Erlösung unserer Welt in Gang zu setzen. Dass ich starb - durch deine Hand - war alles Teil eines viel größeren Plans. Ein Plan, der meine kühnsten Vorstellungen übertraf. Ich habe durch meinen Tod meinen Teil zu diesem Plan beigetragen. Jetzt, Cloud, bist du an der Reihe. Denn auch du wurdest von Mutter auserwählt. Du bekommst ein wundervolles Geschenk von Ihr. Freust du dich? Jetzt bist du es, der dieser Welt die Erlösung bringen wird.” “NEIN!” Cloud schrie wie ein Besessener. Er schlug um sich, trat um sich, er kämpfte um sein Leben. Erst nach einer Ewigkeit bemerkte er die lauter werdende Stimme, die im Hintergrund auf ihn einredete. Sie klang beruhigend und tröstend. “Cloud, beruhige dich. Es ist alles gut.” Hände berührten ihn. Eine warme Hand, eine kalte Hand. Jemand küsste ihm die schweißnasse Stirn und drückte ihn behutsam. Clouds tobendes Herz verlangsamte sich. Seine Muskeln entspannten sich. “Ich bin bei dir”, hauchte eine vertraute Stimme. Sie klang so fürsorglich und besorgt, dass es ihn schaudern ließ. Diesmal war es jedoch ein wohliges Schaudern. “Es war nur ein Alptraum. Schlaf weiter.” Cloud schmiegte sich wie ein sich Halt suchendes Kind an seinen ahnungslosen Retter. Auch wenn sein Körper noch vor Verzweiflung bebte, fühlte er sich so furchtbar geborgen in diesen Armen. Er ahnte jedoch, dass das, was er gerade erlebt hatte, kein Traum gewesen war. Nein, er ahnte es nicht nur. Er war sich sicher. Sephiroths Geist hatte ihn heimgesucht. Und das hatte nichts Gutes zu bedeuten... Kapitel 31: Geständnis ---------------------- Es fiel Cloud schwer, nach diesem einschneidenden Erlebnis wieder in den Schlaf zu finden, doch Vincents Nähe hatte eine äußerst beruhigende Wirkung auf ihn. Der Schwarzhaarige hatte vielleicht kein außerordentliches Talent dafür, mit Worten umzugehen, aber eine Geheimwaffe, die besser wirkte als jedes Schlafmittel. Und Cloud kam jetzt in den Genuss, sie spüren zu dürfen. Überrascht raunte der Blonde auf, als er Vincents Fingerspitzen auf seiner Kopfhaut spürte. Mit langsamen, kreisenden Bewegungen fing der Ältere an, das geplagte Wesen in seinen Armen zu kraulen. Cloud glaubte, an Ort und Stelle zu vergehen. Völlig regungslos lag er da, ließ die ungewohnten Berührungen über sich ergehen und stieß nur so dann und wann ein genießerisches Stöhnen aus. Es hatte ihn noch nie jemand auf diese Weise berührt. Es waren keine Berührungen der sexuellen Art und doch wusste er schlagartig, dass er ab sofort süchtig danach war. Auch wenn er nicht verstand, warum, fühlte er sich plötzlich furchtbar schläfrig und kraftlos. Das hypnotisierende Kraulen, die kraftvolle Umarmung und der langsame, beruhigende Herzschlag des schweigsamen Mannes neben ihn, das alles ließ ihn eine Art der Geborgenheit spüren, die ihn zutiefst berührte, aber auch verwirrte. Er grub ganz heimlich seine Nase in die glatten, schwarzen Haare, die diesen unverwechselbaren Duft an sich trugen, den nur Vincent hatte. Warum entwickelte Cloud in Vincents Nähe bloß diese seltsamen Bedürfnisse? Bei Tifa hatte er so was nie gebraucht und hätte es auch nicht gewollt. Ihr gegenüber hatte er stark sein müssen. Sie hätte sich bestimmt nichts sehnlicher gewünscht, als dass er auch mal Schwäche zeigte, aber das hatte er sich nie erlaubt. Er war der Mann, sie die Frau. Sie schlief an seiner Brust ein, nicht er an ihrer. Bei Vincent war das anders. Bei Vincent war er schwach. Manchmal. Seufzend schloss Cloud seine müden Augenlider. Etwas Schlaf würde ihm gut tun. Er wollte vergessen. Er wollte doch einfach nur glücklich sein. Keine Alpträume mehr. Vielleicht war es doch nur ein böser Traum gewesen? Aber es war ihm so real vorgekommen… Er wehrte sich nicht, als der Schlaf mit gnadenlosen Klauen nach ihm griff und ihn fort riss. _____ Als es draußen langsam aber sicher wieder hell wurde, öffnete Cloud seine Augen. Es war noch früh. Neben ihm lag ein schlafendes Etwas - ein Berg aus rabenschwarzem, zerwühltem Haar, der leise atmete. Vincent lag auf dem Rücken und hatte seinen gesunden Arm ungefähr da liegen, wo normalerweise sein Gesicht sein musste, wenn es nicht gerade völlig im Gestrüpp seiner Haare vergraben gewesen wäre. Cloud drehte sich auf die Seite und beobachtete, wie sich der blasse Brustkorb seines Liebhabers bei jedem Atemzug hob und senkte. Dass Vincent noch schlief, gab ihm die Gelegenheit, sich die vielen Narben anzusehen, ohne dass der Schwarzhaarige es mitbekam. Er wusste, dass es Vincent unangenehm war, wenn er sie sich so genau ansah. Dabei machten Cloud die Narben überhaupt nichts aus. Ganz im Gegenteil, sie verliehen dem dunkelhaarigen Mann etwas mysteriöses und verruchtes. Er mochte das. Die Versuchung, mit den Fingern über Vincents linke Brustwarze zu fahren, die ihm so freizügig entgegenblitzte, wurde gerade enorm. Vorsichtig richtete Cloud sich auf, beugte sich über den verführerischen Oberkörper und leckte einmal im Kreis über den nahezu weißen Warzenhof. Als der schlafende Mann nicht im geringsten reagierte, tat er dasselbe bei der rechten Brustwarze. Ein leises Seufzen ertönte, aber mehr nicht. Enttäuscht verzog Cloud den Mund. Er wiederholte die ganze Aktion ein weiteres Mal, doch wieder wurde er nur mit kaum hörbarem Aufseufzen belohnt. Also beschloss er, zu härteren Maßnahmen zu greifen. Mit vorfreudigem Raunen fing er an, sich weiter nach unten vor zu arbeiten. Am Bauchnabel machte er kurz Halt. Er zog einen Kreis aus Küssen um die empfindliche Stelle und setzte dann seine Reise nach unten fort. Weiches Haar hieß ihn auf seinem Weg dorthin willkommen. Genießerisch ließ er seine Lippen darüber gleiten. Es reizte ihn, das sanfte Kribbeln der Schambehaarung zu spüren. Und es stimulierte ihn nicht nur am Mund, sondern auch an anderer Stelle. Erstmal bei Vincents Männlichkeit angekommen, hielt ihn nichts mehr zurück. Die Haut am Schaft, die gerade noch unschuldig-zart und weich war, wurde Opfer seiner gefühlvollen Zunge. Voller Hingabe liebkoste er das Objekt seiner Begierde. Er leckte über die deutlich hervorstehenden Adern, schob behutsam die Vorhaut zurück und küsste den Rand der Eichel. Zärtlich fuhr er mit den Fingernägeln über die empfindliche Innenseite von Vincents Oberschenkeln. Jetzt merkte er ganz genau, wie Vincent reagierte. Er erwachte mit lustvollem Stöhnen und schob fordernd sein Becken hoch, um voller Ungeduld anzudeuten, dass Cloud doch bitte fortfahren sollte. Zuerst hatte der Blonde vorgehabt, Vincent zu ärgern und ihn genau so hinzuhalten, wie der Schwarzhaarige es gestern Abend mit ihm gemacht hatte. Doch als sich das Resultat seiner eben verrichteten Mühen so eindrucksvoll vor seinem Gesicht erhob, konnte er dann doch nicht widerstehen. “Guten Morgen”, stöhnten farblose Lippen in genussvollem Ton von oben, während Cloud seinen Mund bereits für andere Dinge hergab als zum sprechen. Er spürte die Last einer Hand, die seinen Kopf weiter nach unten beförderte und das steife Glied noch tiefer in seinen Rachen hinein schob. Vincent krallte sich ächzend in die Haare des Mannes, der sich so ergeben bemühte, ihn zu befriedigen. Irgendwann jedoch schien dem Größeren seine passive Rolle nicht mehr zu reichen. Keuchend erhob er sich, so dass er sitzend auf die blonde Mähne herabblickte, die sich so selbstlos für ihn hergab. Gerade als er Cloud animieren wollte, von ihm abzulassen um dem Jüngeren auch etwas Gutes zu tun, fiel ihm etwas auf. “Was hast du denn mit deinem Arm gemacht?”, brummte er verdutzt. “Hmmh?”, stöhnte es nur in fragendem Ton von unten zurück. Cloud verstand im ersten Augenblick gar nicht, wie Vincent ausgerechnet in einem solchen Moment so merkwürdige Fragen stellte. Schließlich ließ er aber doch von ihm ab, weil der verwirrte Unterton in der Stimme des ehemaligen Turks ihn neugierig gemacht hatte. “Wieso, was ist mit meinem Arm?” Cloud richtete sich auf, wischte sich mit dem Handgelenk den Speichel von den Lippen und sah auf die Stelle, auf die Vincents ausgestreckter Finger deutete. Bestürzt riss der Blonde die Augen auf. An seinem linken Oberarm, etwas oberhalb der Armbeuge, prangte ein fast tiefschwarzer Handabdruck. Ein eiskalter Schauder durchfuhr ihn, als ihm klar wurde, wer diesen Abdruck dort hinterlassen haben musste. Sein Magen zog sich zusammen und für den Bruchteil einer Sekunde glaubte er, sich übergeben zu müssen. Vincent hatte die entsetzte Reaktion seines Freundes mit gewisser Verwunderung beobachtet. Er wusste genau so gut wie Cloud, dass dieser Abdruck unmöglich von ihm sein konnte. Auch durch bloßes Hinsehen konnte man sofort erkennen, dass es einen beachtlichen Größenunterschied gab. “Was hat das zu bedeuten?”, wollte der Schwarzhaarige wissen. Seine Frage klang nicht verärgert oder entsetzt. Er hatte denselben emotionslosen Tonfall wie immer, wenn er redete. Trotzdem konnte Cloud ihm im ersten Moment keine vernünftige Antwort auf diese Frage geben, ohne zu befürchten, dass Vincent ihn für komplett verrückt halten würde. Aufgewühlt fasste er sich an die Stelle, wo jetzt ganz deutlich der Beweis dafür zu sehen war, dass er nicht geträumt hatte. Er hatte nicht geträumt. Es war wirklich passiert. Sephiroth war wieder da. Auch wenn er vielleicht nicht leibhaftig im Schlafzimmer gestanden hatte, war er doch da gewesen und hatte es geschafft, im Hier und Jetzt eine Botschaft zu hinterlassen. Aber was hatte das zu bedeuten? Cloud versuchte verzweifelt, die Spur auf seiner Haut zu verdecken. “Ich dachte, es wäre alles nur ein Alptraum”, stammelte er kopfschüttelnd. Er konnte Vincent nicht in die Augen sehen. Allein die Tatsache, dass er die roten Augen des Mannes auf seinem Körper haften spürte, bereitete ihm großes Unbehagen. Jetzt hatte er wohl kaum eine andere Wahl, als von seinen rätselhaften Erlebnissen zu berichten. Ob Vincent ihm glauben würde, stand jedoch in den Sternen. Er glaubte es ja selbst kaum. “Was für ein Alptraum?”, wollte Vincent wissen. Geistesgegenwärtig griff er nach der Bettdecke, damit er seine Blöße bedecken und Cloud sich damit umhüllen konnte. Der blonde Kämpfer tat sich schwer damit, ihm eine Antwort zu geben. In solchen Situationen hätten beide Männer von etwas mehr Eloquenz durchaus profitiert. Aus irgend einem Grund hatte Cloud Angst, dass die noch so junge Beziehung Schaden davontragen könnte. Man gestand seinem Partner schließlich nicht alle Tage, dass man metaphysischen Kontakt zu einem totgeglaubten Geisteskranken hatte. “Ich habe Alpträume”, fing Cloud schließlich zögernd an, “Fast jede Nacht. Ich wache auf, jedes Mal um exakt dieselbe Uhrzeit. Und obwohl ich genau weiß, dass ich schon aufgewacht bin, höre ich diese Stimme, die zu mir spricht.” Auch wenn Cloud innerlich darauf hoffte, dass Vincent irgend eine Reaktion zeigen oder ihn etwas dazu fragen würde, blieb der Mann nur schweigend vor ihm sitzen und wartete ab. Der Blonde mit den Mako-Augen seufzte gequält. “Es ist immer dieselbe Stimme”, fuhr er fort, “Und bisher habe ich geglaubt, mein Unterbewusstsein würde mir nur einen Streich spielen, aber…” Der Knoten platzte und Cloud erzählte. Er erzählte und erzählte. Einfach alles. Jedes Detail, jede noch so kleine Einzelheit. Er gestand, dass es die Stimme gewesen war, die ihn wieder aus dem Koma hatte erwachen lassen und dass er schon damals wusste, dass Sephiroth hinter all dem steckte. Zu guter Letzt schilderte er den Alptraum der letzten Nacht. Vincent hörte sich alles an und schwieg bis zum Schluss. Keine Zwischenfragen, keinerlei Veränderung in den Gesichtszügen - nicht die geringste Regung tat sich in der ganzen Zeit. Als Cloud alles erzählt hatte, fühlte er sich irrsinnig erleichtert. Endlich hatte er jemandem erzählen können, was ihm schon so ewig auf der Seele brannte. Gleichzeitig empfand er allerdings eine gewisse Furcht davor, wie Vincent es aufnehmen würde. Doch sein rotäugiger Freund blieb erstaunlich gelassen. “Was du da erzählst, klingt mehr als beunruhigend”, gab er zu, nachdem er eine ganze Weile gedankenverloren auf die Stelle gestarrt hatte, wo Cloud den schwarzen Handabdruck versteckte. Vincent reagierte, wie Cloud es von ihm erwartet hatte: Gefasst, rational und kein bisschen affektiv. “Zeig es noch mal”, bat der Mann mit ruhiger Stimme. Cloud ließ die Decke etwas von seinen Schultern sinken, damit Vincent sich Sephiroths Hinterlassenschaft ansehen konnte. “Es ähnelt einem Hämatom”, brummte er mit konzentriertem Gesicht. “Tut es weh?” “Nur ein bisschen.” Vincent seufzte. Auch wenn Cloud seinen Ohren kaum traute - es war ein besorgtes Seufzen. “Was auch immer er im Schilde führt, es wird nichts Gutes bedeuten”, meinte der Schwarzhaarige ernst. “Du glaubst mir?”, fragte sein Gegenüber verwundert. “Warum sollte ich dir nicht glauben?”, kam die ebenso verwunderte Gegenfrage, “Ohne den Handabdruck hätte ich wahrscheinlich an deiner geistigen Gesundheit gezweifelt, aber immerhin trägst du den Beweis für deine Geschichte direkt am Körper.” Vincent sah auf die Uhr und stöhnte leicht. “Ich muss los.” Während er sich anzog, musterte er Cloud, der mit unglücklichem Gesichtsausdruck auf der Couch saß und tief in Gedanken versunken war. “Soll ich hierbleiben?”, fragte er etwas unschlüssig. Cloud schüttelte nur den Kopf. “Quatsch. Wieso denn? Es passiert nur in der Nacht.” “Wir sollten es im Auge behalten. Aber weitere Personen einzuweihen würde nur für unnötiges Durcheinander sorgen”, vermutete Vincent, als er seinen Umhang zuschnallte. “Wenn es wirklich Sephiroth ist, scheint er zumindest so geschwächt zu sein, dass er nur in deinem Schlaf Kontakt zu dir aufnehmen kann. Wir können vorerst nichts anderes unternehmen, als es weiter abzuwarten.” Er knöpfte seine Hose zu und überprüfte sein Aussehen durch einen kurzen Blick in den Spiegel. “Ich mache mir ein paar Gedanken. Wir unterhalten uns heute Abend. Ich muss das erstmal sacken lassen…“ Der Schwarzhaarige zog seine Schuhe an und kniete sich vor Cloud auf den Boden. Sein Blick hatte etwas ebenso Tröstendes wie Mitleidsvolles, als er meinte: “Du bist nicht allein, Cloud.” Das war wieder typisch Vincent. Viele Gedanken, wenige Worte. Wie konnte ein Mann, der so viel sinnierte bloß so wenig reden? In einer Situation wie dieser hätten ein paar beschwichtigende Zeilen sicher nicht geschadet. Als Cloud ihm nur mit deprimiertem Nicken antwortete, küsste Vincent ihn einnehmend und stand dann auf, um zu gehen. Es fiel ihm schwer, den Jüngeren nach einem so beängstigenden Geständnis einfach allein zu lassen, aber andererseits wäre niemandem damit geholfen, wenn er jetzt hier blieb. Ausserdem ahnte er, dass Cloud das auch gar nicht wollte. Cloud blieb allein zurück. Verwirrt, verunsichert und mit einem flauen Gefühl im Magen. Er nahm es Vincent nicht übel, dass er einfach zur Patrouille gegangen war. Immerhin gab es nichts, was er hier tun konnte und in der Stadt wurde jede helfende Hand gebraucht. Er ahnte allerdings nicht, dass sein Freund wesentlich besorgter um ihn war, als es den Anschein nahm. Kapitel 32: Geständnis (zensiert) --------------------------------- Es fiel Cloud schwer, nach diesem einschneidenden Erlebnis wieder in den Schlaf zu finden, doch Vincents Nähe hatte eine äußerst beruhigende Wirkung auf ihn. Der Schwarzhaarige hatte vielleicht kein außerordentliches Talent dafür, mit Worten umzugehen, aber eine Geheimwaffe, die besser wirkte als jedes Schlafmittel. Und Cloud kam jetzt in den Genuss, sie spüren zu dürfen. Überrascht raunte der Blonde auf, als er Vincents Fingerspitzen auf seiner Kopfhaut spürte. Mit langsamen, kreisenden Bewegungen fing der Ältere an, das geplagte Wesen in seinen Armen zu kraulen. Cloud glaubte, an Ort und Stelle zu vergehen. Völlig regungslos lag er da, ließ die ungewohnten Berührungen über sich ergehen und stieß nur so dann und wann ein genießerisches Stöhnen aus. Es hatte ihn noch nie jemand auf diese Weise berührt. Es waren keine Berührungen der sexuellen Art und doch wusste er schlagartig, dass er ab sofort süchtig danach war. Auch wenn er nicht verstand, warum, fühlte er sich plötzlich furchtbar schläfrig und kraftlos. Das hypnotisierende Kraulen, die kraftvolle Umarmung und der langsame, beruhigende Herzschlag des schweigsamen Mannes neben ihn, das alles ließ ihn eine Art der Geborgenheit spüren, die ihn zutiefst berührte, aber auch verwirrte. Er grub ganz heimlich seine Nase in die glatten, schwarzen Haare, die diesen unverwechselbaren Duft an sich trugen, den nur Vincent hatte. Warum entwickelte Cloud in Vincents Nähe bloß diese seltsamen Bedürfnisse? Bei Tifa hatte er so was nie gebraucht und hätte es auch nicht gewollt. Ihr gegenüber hatte er stark sein müssen. Sie hätte sich bestimmt nichts sehnlicher gewünscht, als dass er auch mal Schwäche zeigte, aber das hatte er sich nie erlaubt. Er war der Mann, sie die Frau. Sie schlief an seiner Brust ein, nicht er an ihrer. Bei Vincent war das anders. Bei Vincent war er schwach. Manchmal. Seufzend schloss Cloud seine müden Augenlider. Etwas Schlaf würde ihm gut tun. Er wollte vergessen. Er wollte doch einfach nur glücklich sein. Keine Alpträume mehr. Vielleicht war es doch nur ein böser Traum gewesen? Aber es war ihm so real vorgekommen… Er wehrte sich nicht, als der Schlaf mit gnadenlosen Klauen nach ihm griff und ihn fort riss. _____ Als es draußen langsam aber sicher wieder hell wurde, öffnete Cloud seine Augen. Es war noch früh. Neben ihm lag ein schlafendes Etwas - ein Berg aus rabenschwarzem, zerwühltem Haar, der leise atmete. Vincent lag auf dem Rücken und hatte seinen gesunden Arm ungefähr da liegen, wo normalerweise sein Gesicht sein musste, wenn es nicht gerade völlig im Gestrüpp seiner Haare vergraben gewesen wäre. Cloud drehte sich auf die Seite und beobachtete, wie sich der blasse Brustkorb seines Liebhabers bei jedem Atemzug hob und senkte. Dass Vincent noch schlief, gab ihm die Gelegenheit, sich die vielen Narben anzusehen, ohne dass der Schwarzhaarige es mitbekam. Er wusste, dass es Vincent unangenehm war, wenn er sie sich so genau ansah. Dabei machten Cloud die Narben überhaupt nichts aus. Ganz im Gegenteil, sie verliehen dem dunkelhaarigen Mann etwas mysteriöses und verruchtes. Er mochte das. Die Versuchung, mit den Fingern über Vincents linke Brustwarze zu fahren, die ihm so freizügig entgegenblitzte, wurde gerade enorm. Vorsichtig richtete Cloud sich auf, beugte sich über den verführerischen Oberkörper und leckte einmal im Kreis über den nahezu weißen Warzenhof. Als der schlafende Mann nicht im geringsten reagierte, tat er dasselbe bei der rechten Brustwarze. Ein leises Seufzen ertönte, aber mehr nicht. Enttäuscht verzog Cloud den Mund. Er wiederholte die ganze Aktion ein weiteres Mal, doch wieder wurde er nur mit kaum hörbarem Aufseufzen belohnt. Also beschloss er, zu härteren Maßnahmen zu greifen. Mit vorfreudigem Raunen fing er an, sich weiter nach unten vor zu arbeiten. Am Bauchnabel machte er kurz Halt. Er zog einen Kreis aus Küssen um die empfindliche Stelle und setzte dann seine Reise nach unten fort. Weiches Haar hieß ihn auf seinem Weg dorthin willkommen. Genießerisch ließ er seine Lippen darüber gleiten. [...] Jetzt merkte er ganz genau, wie Vincent reagierte. “Guten Morgen”, stöhnten farblose Lippen in genussvollem Ton von oben. [...] Irgendwann jedoch schien dem Größeren seine passive Rolle nicht mehr zu reichen. Keuchend erhob er sich, so dass er sitzend auf die blonde Mähne herabblickte, die sich so selbstlos für ihn hergab. Gerade als er Cloud animieren wollte, von ihm abzulassen um dem Jüngeren auch etwas Gutes zu tun, fiel ihm etwas auf. “Was hast du denn mit deinem Arm gemacht?”, brummte er verdutzt. “Hmmh?”, stöhnte es nur in fragendem Ton von unten zurück. Cloud verstand im ersten Augenblick gar nicht, wie Vincent ausgerechnet in einem solchen Moment so merkwürdige Fragen stellte. Schließlich ließ er aber doch von ihm ab, weil der verwirrte Unterton in der Stimme des ehemaligen Turks ihn neugierig gemacht hatte. “Wieso, was ist mit meinem Arm?” Cloud richtete sich auf, wischte sich mit dem Handgelenk den Speichel von den Lippen und sah auf die Stelle, auf die Vincents ausgestreckter Finger deutete. Bestürzt riss der Blonde die Augen auf. An seinem linken Oberarm, etwas oberhalb der Armbeuge, prangte ein fast tiefschwarzer Handabdruck. Ein eiskalter Schauder durchfuhr ihn, als ihm klar wurde, wer diesen Abdruck dort hinterlassen haben musste. Sein Magen zog sich zusammen und für den Bruchteil einer Sekunde glaubte er, sich übergeben zu müssen. Vincent hatte die entsetzte Reaktion seines Freundes mit gewisser Verwunderung beobachtet. Er wusste genau so gut wie Cloud, dass dieser Abdruck unmöglich von ihm sein konnte. Auch durch bloßes Hinsehen konnte man sofort erkennen, dass es einen beachtlichen Größenunterschied gab. “Was hat das zu bedeuten?”, wollte der Schwarzhaarige wissen. Seine Frage klang nicht verärgert oder entsetzt. Er hatte denselben emotionslosen Tonfall wie immer, wenn er redete. Trotzdem konnte Cloud ihm im ersten Moment keine vernünftige Antwort auf diese Frage geben, ohne zu befürchten, dass Vincent ihn für komplett verrückt halten würde. Aufgewühlt fasste er sich an die Stelle, wo jetzt ganz deutlich der Beweis dafür zu sehen war, dass er nicht geträumt hatte. Er hatte nicht geträumt. Es war wirklich passiert. Sephiroth war wieder da. Auch wenn er vielleicht nicht leibhaftig im Schlafzimmer gestanden hatte, war er doch da gewesen und hatte es geschafft, im Hier und Jetzt eine Botschaft zu hinterlassen. Aber was hatte das zu bedeuten? Cloud versuchte verzweifelt, die Spur auf seiner Haut zu verdecken. “Ich dachte, es wäre alles nur ein Alptraum”, stammelte er kopfschüttelnd. Er konnte Vincent nicht in die Augen sehen. Allein die Tatsache, dass er die roten Augen des Mannes auf seinem Körper haften spürte, bereitete ihm großes Unbehagen. Jetzt hatte er wohl kaum eine andere Wahl, als von seinen rätselhaften Erlebnissen zu berichten. Ob Vincent ihm glauben würde, stand jedoch in den Sternen. Er glaubte es ja selbst kaum. “Was für ein Alptraum?”, wollte Vincent wissen. Geistesgegenwärtig griff er nach der Bettdecke, damit er seine Blöße bedecken und Cloud sich damit umhüllen konnte. Der blonde Kämpfer tat sich schwer damit, ihm eine Antwort zu geben. In solchen Situationen hätten beide Männer von etwas mehr Eloquenz durchaus profitiert. Aus irgend einem Grund hatte Cloud Angst, dass die noch so junge Beziehung Schaden davontragen könnte. Man gestand seinem Partner schließlich nicht alle Tage, dass man metaphysischen Kontakt zu einem totgeglaubten Geisteskranken hatte. “Ich habe Alpträume”, fing Cloud schließlich zögernd an, “Fast jede Nacht. Ich wache auf, jedes Mal um exakt dieselbe Uhrzeit. Und obwohl ich genau weiß, dass ich schon aufgewacht bin, höre ich diese Stimme, die zu mir spricht.” Auch wenn Cloud innerlich darauf hoffte, dass Vincent irgend eine Reaktion zeigen oder ihn etwas dazu fragen würde, blieb der Mann nur schweigend vor ihm sitzen und wartete ab. Der Blonde mit den Mako-Augen seufzte gequält. “Es ist immer dieselbe Stimme”, fuhr er fort, “Und bisher habe ich geglaubt, mein Unterbewusstsein würde mir nur einen Streich spielen, aber…” Der Knoten platzte und Cloud erzählte. Er erzählte und erzählte. Einfach alles. Jedes Detail, jede noch so kleine Einzelheit. Er gestand, dass es die Stimme gewesen war, die ihn wieder aus dem Koma hatte erwachen lassen und dass er schon damals wusste, dass Sephiroth hinter all dem steckte. Zu guter Letzt schilderte er den Alptraum der letzten Nacht. Vincent hörte sich alles an und schwieg bis zum Schluss. Keine Zwischenfragen, keinerlei Veränderung in den Gesichtszügen - nicht die geringste Regung tat sich in der ganzen Zeit. Als Cloud alles erzählt hatte, fühlte er sich irrsinnig erleichtert. Endlich hatte er jemandem erzählen können, was ihm schon so ewig auf der Seele brannte. Gleichzeitig empfand er allerdings eine gewisse Furcht davor, wie Vincent es aufnehmen würde. Doch sein rotäugiger Freund blieb erstaunlich gelassen. “Was du da erzählst, klingt mehr als beunruhigend”, gab er zu, nachdem er eine ganze Weile gedankenverloren auf die Stelle gestarrt hatte, wo Cloud den schwarzen Handabdruck versteckte. Vincent reagierte, wie Cloud es von ihm erwartet hatte: Gefasst, rational und kein bisschen affektiv. “Zeig es noch mal”, bat der Mann mit ruhiger Stimme. Cloud ließ die Decke etwas von seinen Schultern sinken, damit Vincent sich Sephiroths Hinterlassenschaft ansehen konnte. “Es ähnelt einem Hämatom”, brummte er mit konzentriertem Gesicht. “Tut es weh?” “Nur ein bisschen.” Vincent seufzte. Auch wenn Cloud seinen Ohren kaum traute - es war ein besorgtes Seufzen. “Was auch immer er im Schilde führt, es wird nichts Gutes bedeuten”, meinte der Schwarzhaarige ernst. “Du glaubst mir?”, fragte sein Gegenüber verwundert. “Warum sollte ich dir nicht glauben?”, kam die ebenso verwunderte Gegenfrage, “Ohne den Handabdruck hätte ich wahrscheinlich an deiner geistigen Gesundheit gezweifelt, aber immerhin trägst du den Beweis für deine Geschichte direkt am Körper.” Vincent sah auf die Uhr und stöhnte leicht. “Ich muss los.” Während er sich anzog, musterte er Cloud, der mit unglücklichem Gesichtsausdruck auf der Couch saß und tief in Gedanken versunken war. “Soll ich hierbleiben?”, fragte er etwas unschlüssig. Cloud schüttelte nur den Kopf. “Quatsch. Wieso denn? Es passiert nur in der Nacht.” “Wir sollten es im Auge behalten. Aber weitere Personen einzuweihen würde nur für unnötiges Durcheinander sorgen”, vermutete Vincent, als er seinen Umhang zuschnallte. “Wenn es wirklich Sephiroth ist, scheint er zumindest so geschwächt zu sein, dass er nur in deinem Schlaf Kontakt zu dir aufnehmen kann. Wir können vorerst nichts anderes unternehmen, als es weiter abzuwarten.” Er knöpfte seine Hose zu und überprüfte sein Aussehen durch einen kurzen Blick in den Spiegel. “Ich mache mir ein paar Gedanken. Wir unterhalten uns heute Abend. Ich muss das erstmal sacken lassen…“ Der Schwarzhaarige zog seine Schuhe an und kniete sich vor Cloud auf den Boden. Sein Blick hatte etwas ebenso Tröstendes wie Mitleidsvolles, als er meinte: “Du bist nicht allein, Cloud.” Das war wieder typisch Vincent. Viele Gedanken, wenige Worte. Wie konnte ein Mann, der so viel sinnierte bloß so wenig reden? In einer Situation wie dieser hätten ein paar beschwichtigende Zeilen sicher nicht geschadet. Als Cloud ihm nur mit deprimiertem Nicken antwortete, küsste Vincent ihn einnehmend und stand dann auf, um zu gehen. Es fiel ihm schwer, den Jüngeren nach einem so beängstigenden Geständnis einfach allein zu lassen, aber andererseits wäre niemandem damit geholfen, wenn er jetzt hier blieb. Ausserdem ahnte er, dass Cloud das auch gar nicht wollte. Cloud blieb allein zurück. Verwirrt, verunsichert und mit einem flauen Gefühl im Magen. Er nahm es Vincent nicht übel, dass er einfach zur Patrouille gegangen war. Immerhin gab es nichts, was er hier tun konnte und in der Stadt wurde jede helfende Hand gebraucht. Er ahnte allerdings nicht, dass sein Freund wesentlich besorgter um ihn war, als es den Anschein nahm. Kapitel 33: Paradox ------------------- Cloud versuchte krampfhaft und nur mit mäßigem Erfolg, sich auf andere Gedanken zu bringen. Es gab nicht viel, was er an Bord der Highwind machen konnte, um sich die Zeit zu vertreiben - außer saufen vielleicht. Aber es war ja noch nicht einmal richtig hell und Cloud wusste bereits aus Erfahrung, dass ihm der Alkohol eigentlich nur noch mehr Trübsal brachte als er ohnehin schon erlitt. Irgendwann stand er auf und streckte sich stöhnend. Vielleicht würde er sich mal in Edge die Beine vertreten. Nachdem er den seltsamen Handabdruck auf seinem Arm unsagbar lange vor dem Spiegel studiert hatte, beschloss er, dass er so nicht unter Menschen gehen konnte. Es sah sonderbar aus und davon mal abgesehen starrte auch er selbst die ganze Zeit dorthin. Er machte sich frisch, zog sich an und beschloss, im Frachtraum nach irgend etwas Tragbarem zu schauen, um die unschönen Spuren zu verstecken. Er konnte sich daran erinnern, dass Cid irgendwo noch eine Kiste mit verschiedenen Rüstungsteilen stehen hatte, die sich früher im Lauf ihrer Reise angesammelt hatten. Es dauerte eine Weile, aber nach längerem Suchen fand er den Behälter wieder und wurde erstaunlich schnell fündig. Ein Schulterschutz mit langem schwarzen Stoffärmel. Vielleicht ein bisschen schlicht, so komplett ohne Verzierung, aber an sich perfekt geeignet. Er konnte sich an das schöne Stück gar nicht erinnern, aber zu seinem Glück passte es ihm auch noch genau. Als er zurück im Schlafzimmer war und sich erneut im Spiegel ansah, musste er sich eingestehen, dass er gar nicht mal übel aussah. Cloud hatte wenig Lust, sich ein Taxi zu rufen um nach Edge zu kommen, also ging er zu Fuß. Es waren geschätzte zwanzig Minuten Fußweg von der Highwind zur Stadt, aber er glaubte, dass ihm etwas Bewegung durchaus nicht schaden würde. Wenn Vincent und Cid schon meinten, er wäre noch nicht wieder fit genug um bei der Patrouille mit zu helfen, wollte er wenigstens sein Möglichstes dafür tun, dass sich das bald wieder änderte. Die Suche nach einem geeigneten Armschutz hatte ihn abgelenkt, doch als Cloud das Flugschiff verlassen hatte und der grauen, tristen Asphaltstraße folgte, die ihn nach Edge führen sollte, kehrten die Gedanken an Sephiroth wieder zurück. Er konnte sich noch an jedes einzelne Wort des Silberhaarigen erinnern und er fragte sich fieberhaft, was sein ehemaliger Gegner bloß im Schilde führte. „Jetzt bist du es, der dieser Welt die Erlösung bringen wird.” Dieser letzte Satz, gerade der machte ihn fertig. Er hallte noch immer wie ein hartnäckiges Echo durch Clouds Schädel. Was war mit diesem Geschenk gemeint, das Jenova angeblich für ihn hatte? Und warum sollte sie ausgerechnet ihn auserwählen, Sephiroths Arbeit fortzusetzen? Jenova-Zellen… Es war das Erste, was ihm durch den Kopf schoss und es schien eine recht anschauliche Erklärung dafür zu sein, warum gerade er jetzt der neue Erlöser sein sollte. Sephiroth war tot - zumindest körperlich - und auch Zack, der das Erbgut ebenfalls initiiert bekommen hatte, war nicht mehr am Leben. War er vielleicht der einzige ihm bekannte Überlebende, der noch Jenova-Zellen in seinem Körper trug? Es musste doch sicher noch mehr Versuchsobjekte wie ihn geben? Lag es tatsächlich daran? Oder war er auf dem Holzweg? Warum machte er sich diese Art von Gedanken überhaupt? Er hatte weder Interesse daran, der neue ‘Erlöser’ zu werden, noch zu erfahren, welche Art von Geschenk Jenova für ihn bereit hielt. Er seufzte geplagt. In Momenten wie diesen musste er oft an Zack denken. Der schwarzhaarige First Class Soldat war der Einzige, mit dem Cloud jemals ganz ungehemmt über jedes noch so schwierige Thema hatte reden können. Ob es an seinem offenen, lebensfrohen Charakter gelegen hatte oder einfach daran, dass die Chemie zwischen ihnen stimmte, Cloud hatte nach Zack nie wieder jemanden getroffen, bei dem es ihm so leicht viel, sich die Seele auszuschütten. “Du fehlst hier”, gestand Cloud mit gedämpfter Stimme. Er wusste nicht so genau, wieso er die Worte hörbar aussprach. Es war ja nicht so als würde ihn sein Freund irgendwie hören können. Aber der Gedanke, dass es vielleicht doch so sein könnte, war viel zu schön um es nicht wenigstens zu versuchen. “Es ist eben wirklich was dran an dem Spruch: Nur die Besten sterben jung.” Kurz hielt er inne und überlegte, warum Zack für ihn eigentlich nie mehr gewesen war als ‘nur’ sein bester Freund. Er hatte doch eigentlich alles, was einen Mann anziehend machte: Verstand, Stärke, Erfolg, gutes Aussehen, Humor… Trotzdem schüttelte Cloud mit gerümpfter Nase seinen Kopf. Auch wenn er sich damals noch nicht ganz im Klaren über seine sexuelle Ausrichtung gewesen war, wäre Zack mit Sicherheit niemand gewesen, der in sein Beuteschema gepasst hätte. “Ich stehe wohl auf Langhaarige”, stellte Cloud irgendwann brummend fest, nachdem er eine Zeit lang über seinen Männergeschmack sinniert hatte. Sofort kam ihm wieder Sephiroth in den Sinn. Auch wenn der Mann irgendwann wahnsinnig geworden war, Aeris getötet hatte und Cloud jetzt in gruseligen Träumen heimsuchte, war er trotzdem irgendwann mal ein Vorbild für den Blonden gewesen. Gott, und was für ein Vorbild… Sephiroth war der Grund für so manchen feuchten Traum gewesen. Wie oft hatte Cloud sich schon seit seiner Zeit als unbeholfener Teenager vorgestellt, mit ihm allein zu sein… Er hatte in seiner eigenen, imaginären Welt seine wildesten Fantasien mit dem düsteren Mann ausgelebt und dabei nahezu den Verstand verloren vor Erregung. Träumen tat er heutzutage zwar immer noch von seinem Kontrahenten, doch die Träume, die er jetzt hatte, waren leider weniger erfreulich. Dabei hätte er sicher jedes gottverdammte Geschenk der Welt von Jenova angenommen, wenn Sephiroth es mittels Beischlaf bei ihm versucht hätte. Auch wenn dieser Gedanke wirklich etwas geschmacklos war, konnte Cloud sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sephiroth war ein zweischneidiges Schwert. Sein Gegner und sein Abgott. Sein Alptraum und sein Traum. Abgrundtiefer Hass und heimliche Liebe. Sephiroth war das treibende Glied für seine gesamte berufliche Laufbahn gewesen und er war es auch, dem Cloud so ungefähr alles zuzuschreiben hatte, was in seinem Leben schief gelaufen war. Trotzdem. Auch wenn es ihn über alles beunruhigte, dass dieser gefährliche Wahnsinnige einen Weg gefunden hatte, in seinen Kopf einzudringen… tief in seinem Inneren gab es da noch etwas Anderes. Ein winzig kleines Fragment in Cloud empfand anders. Es war vielleicht nur eine einzige, hauchfeine Faser seines Körpers, doch sie war da. Eine kaum hörbare innerliche Stimme, die trotz seiner Furcht und seiner Sorgen ausgelassen darüber jubelte und jauchzte, dass Sephiroth ihn besucht hatte. Er ist wieder da! Waren es die Zellen Jenovas, die dort aus ihm sprachen? Oder war er es selbst, der sich heimlich über ein Lebenszeichen dieses künstlich erzeugten Menschen freute? Ächzend hielt Cloud sich den Kopf. Er wollte das nicht. Er wollte keine Freude dabei empfinden, wenn er über die Rückkehr dieses Mannes nachdachte. Was war nur los mit ihm? Es kam ihm vor, als hätte Sephiroth seinen Geist vergiftet. Mit schmerzerfülltem Gesicht biss er die Zähne zusammen, als ein eisiges Stechen durch seinen stoffbedeckten Arm fuhr. Er krempelte den langen Ärmel hoch und hielt erschrocken inne. Der schwarze Handabdruck, der noch vor einer halben Stunde seinen Arm verunstaltet hatte… war weg. Auch nach mehrmaligem Abtasten, drehen und drücken konnte er rein gar nichts mehr davon erkennen. Der Abdruck war wie vom Erdboden verschluckt. Verwirrt streifte Cloud den Ärmel wieder herunter. War das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Kapitel 34: Mitgefühl --------------------- Cloud hatte inzwischen den Stadtrand von Edge erreicht, doch er war so in Gedanken versunken, dass er erst zu sich kam, als er über etwas - oder besser gesagt, jemanden - stolperte und hart zu Boden fiel. Mit verbissenem Gesicht erhob er sich vom sandigen Asphalt und sah in die Richtung, in der die ungehobelte Person lag, die ihn so grob und ungalant aus seinen Tagträumen gerissen hatte. Gerade als er voller Ärger einen Spruch loslassen wollte, sah er, dass es nur ein Kind war, das dort - noch halb unter ihm - am Boden lag. Schon im nächsten Moment hob Clouds ahnungsloses Opfer hustend den Kopf von der Straße. Durch die ruckartigen Bewegungen rieselte der allgegenwärtige Straßenstaub aus der rotbraunen, dünnen Haarmähne. Als das Kind wenig später den Blick in Clouds Richtung wandte um mit erschrockenen, hellblauen Augen nachzusehen, mit wem es eigentlich zusammengestoßen war, erkannte Cloud ganz klar, dass es ein Junge war. Ein kleiner Junge. Höchstens neun oder zehn Jahre alt. “E-Entschuldigung!”, stammelte der Kleine entsetzt, noch bevor Cloud die Gelegenheit bekam, das Wort zu ergreifen. Eilig rappelte er sich auf und streckte seine Hand nach dem wesentlich größeren Mann aus, um ihm beim Aufstehen zu helfen. Cloud zögerte verdutzt, nahm die Hilfe dann aber an und ließ sich auf die Beine ziehen. “War nicht deine Schuld.”, brummte er, während er sich den Staub von der Kleidung klopfte. Der Junge tat es ihm gleich, was Cloud die Möglichkeit gab, sich den Kleinen genauer anzusehen. Seinen prüfenden Augen entging nicht, dass der Junge stark abgemagert war. Seine Kleidung war verdreckt und löchrig. Ein Slum-Kind? Womöglich sogar eine Waise? Der braunhaarige Junge sah an Cloud hoch. Obwohl er so verwahrlost daherkam, strahlten seine blauen Augen eine beispiellose Stärke und Entschlossenheit aus. Fasziniert musterte der Blonde den Knirps. “Wo sind deine Eltern?”, wollte er wissen, obgleich ihn die Antwort des Jungen nicht überraschte. “Sie sind tot, mein Herr.”, kam es mit gesenktem Kopf und leiser Stimme zurück. “Cloud.” Mit fragender Miene sah der Junge wieder zu ihm hinauf. “Ich bin Cloud.”, wiederholte Cloud regungslos. Dass man ihn mit ‘Mein Herr’ ansprach, passte ihm so gar nicht. Er fühlte sich dabei wie ein alter Sack. “Ich… bin Denzel.”, erwiderte der Kleine zögernd. “Wie alt bist du?” “Acht Jahre.” “Erst acht?” Denzel antwortete ihm lediglich mit einem Nicken. Es schien dem Jungen seltsam vorzukommen, dass Cloud ihm Fragen stellte. Aber auch wenn der makoäugige Mann sich sonst durch nichts so schnell aus der Fassung bringen ließ, ergriff ihn das Schicksal dieses Bengels plötzlich so sehr, als wäre es sein eigenes. “Hast du wenigstens ein Zuhause?” Als der Kleine nur zu Boden starrte und mit verschränkten Armen herumdruckste, ahnte Cloud schon, worauf die Antwort hinauslaufen würde. “Nicht so wirklich… Aber warum fragen Sie das alles?” “Du.” “Wie bitte?” “Du sollst ‘Du’ zu mir sagen.” “Achso, ja… Du. Ich meine, Cloud.”, stotterte der Zwerg etwas nervös. “Warum willst du das wissen?” Cloud zuckte belanglos die Schultern. “Interessiert mich eben.” Er erntete nur einen völlig verwirrten Gesichtsausdruck. “Du warst bei Soldat, oder?” wollte der Kleine wissen, nachdem sie sich eine Zeit lang nur gegenüber gestanden hatten, ohne ein Wort zu sagen. Cloud zog eine Augenbraue hoch. “Woher -”, fing er an, aber natürlich waren es seine Augen, die ihn verraten hatten. “Sozusagen.”, brummte er dann nur knapp. Cloud überlegte schon die ganze Zeit fieberhaft, was er jetzt machen sollte. Er konnte den Kleinen doch nicht einfach hier stehen lassen. Natürlich war ihm bewusst, dass Denzel bei weitem nicht die einzige Waise war, die Meteor und Sephiroth zu verschulden hatten. Leider gab es seit der Beinahe-Zerstörung der Welt sehr viele Kinder, die ohne Eltern und unter den erbärmlichsten Umständen aufwachsen mussten. Dieser Junge war bisher anscheinend auch allein zurecht gekommen - fragte sich allerdings, wie. Sehr gesund sah er jedenfalls nicht aus. Der blonde Mann beschloss mit einem Mal etwas außergewöhnlich Selbstloses. Er konnte schließlich hin und her überlegen, so viel er wollte, damit wäre Denzel auch nicht geholfen. “Wie wäre es, wenn wir dir mal ein paar neue Klamotten besorgen?”, schlug Cloud in schwunglosem Ton vor. Denzel antwortete ihm mit aufgewühltem Blick. “Was muss ich denn dafür tun?”, fragte er vorsichtig. Cloud war schockiert über diese einfache und doch so vielsagende Frage. Sie ließ so unendlich viele Interpretationen zu, dass er nicht mal im entfernten wissen wollte, was dieses Kind schon durchlebt haben musste. Er ahnte jedoch Böses, was sogar einem Mann wie ihm fast den Magen umdrehte. “Nichts, gar nichts!”, brachte er mit abwehrender Geste und entsetztem Blick hervor. Die Gefühlslage Denzels blauer Augen änderte sich schlagartig. Verwirrung wurde zu Misstrauen. “Nichts?” Cloud schlug sich ächzend die Hand vor die Stirn. Es stellte sich schwieriger heraus als gedacht, dem Knirps zu helfen. Da wollte er einmal jemandem helfen und es wurde ihm so schwer gemacht. “Gar nichts.”, wiederholte er geduldig, “Wenn ich dich schon umrenne, kann ich dir als Entschuldigung dafür doch etwas Gutes tun.” Gott, wie der Junge ihn ansah… Cloud kam sich gerade vor wie ein kranker Perverser, der versuchte, sich sein nächstes Opfer zu angeln. “Ich tue dir nichts.”, fügte er hinzu, als er die Zweifel sah, die das kleine Köpfchen zum rotieren brachten. Das wär’s ja noch. Schwul und dann auch noch pädophil, nein danke. “In Ordnung.”, entschied sich Denzel irgendwann überraschend. “Gut!”, platzte es freudig aus Cloud heraus. Er wunderte sich selbst über diese Reaktion, doch er war erleichtert, dass der Kleine ihm nicht schreiend davon gerannt war. Er ging in die Hocke, um auf Augenhöhe mit dem Jungen zu sein. “Okay, ich habe den ganzen Tag Zeit,” erklärte er in freundlichem Ton, “Also kannst du dir, während wir dir was zum Anziehen suchen, überlegen, was du noch machen möchtest. Egal was.” Auch wenn Denzel seine Bedenken noch immer nicht ganz über Bord geworfen hatte, fingen die Augen des Kindes nach Clouds Worten vorfreudig zu leuchten an. “Egal was?” “Ganz egal. Wir machen alles, worauf du Lust hast.” So kam es, dass Cloud sich an diesem Tag aus freien Stücken eines Waisen annahm. Das stellte sich allerdings als gar nicht so leicht heraus. Schon als sie das erste Bekleidungsgeschäft in Edge betraten, wurde Denzel mit abfälligem Blick beäugt. Das entging dem Jungen natürlich nicht. “Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist, Cloud”, jammerte er unglücklich. Er war schon wieder auf dem Weg nach draußen, als der blonde Mann ihn zurückholte. “Lass dich nicht so verunsichern.” Cloud schleifte den Kleinen zur nächsten Verkäuferin. “Der Junge braucht neue Kleidung.” erklärte er brummend. Die junge Frau quälte sich mühevoll ein Lächeln ins Gesicht. “Ja natürlich! Was hatten Sie sich denn vorgestellt?” “Ist mir völlig egal. Er darf aussuchen, was er will.” Mit abwertendem Schnaufen machte sich die Dame an die Arbeit. Zusammen mit Denzel durchkämmte sie die ganze Abteilung für Kinderkleidung. Nach anfänglicher Zurückhaltung wurde der Junge immer lockerer und wirkte zum Schluss hin regelrecht euphorisch. Cloud lehnte sich irgendwo an eine Wand und fragte sich, was zum Teufel er sich denn da bloß eingebrockt hatte. Jetzt war er schon freiwillig shoppen. So langsam hatte er das Gefühl, genau zu der Art Mann zu werden, wie Tifa ihn sich immer gewünscht hatte. “Fertig!” Des Wartens schon überdrüssig schielte Cloud zur Seite. “Wow!”, brachte er begeistert hervor, als er Denzel sah. “Sieht gleich ganz anders aus.” Der Kleine strahlte von einem Ohr bis zum Anderen. Wahrscheinlich hatte er schon lange nichts anderes mehr angehabt als die alten, kaputten Fetzen die er am Körper getragen hatte. “Suchen Sie noch ein paar andere Dinge aus”, befahl er der Verkäuferin. “Unterwäsche, Socken, Wechselsachen eben.” Ohne ihm zu antworten tat die brünette Frau, was er ihr aufgetragen hatte. “Und ein paar neue Turnschuhe!“, rief er hinterher. Er war nicht besonders freundlich zu ihr, aber immerhin gab er gerade ein kleines Vermögen für Kleidung aus - da musste er ja auch nicht freundlich sein. “Da hat dir dein Papa aber wirklich schöne Sachen gekauft”, schmeichelte die Kassiererin, als sie wenig später bezahlten. Cloud runzelte entsetzt die Stirn. “Seh ich aus wie sein Vater?”, knurrte er beleidigt. Er war doch erst Anfang zwanzig! Wie sollte er da denn bitte einen achtjährigen Sohn haben? Die junge Frau hinter dem Tresen wirkte ziemlich überrumpelt und lächelte unsicher. “Verzeihung, ich wollte ihnen nicht zu nahe treten.”, winselte sie peinlich berührt. Cloud schnappte sich die Einkaufstüte und verließ den Laden ohne weitere Worte. Denzel dackelte ihm zögernd nach und für einen kurzen Moment musste Cloud sich eingestehen, dass es tatsächlich aussah, als würde er mit seinem Sohn unterwegs sein. Er drehte sich zu dem Wuschelkopf um. “Eigentlich wär’s ja gut, wenn du dich mal irgendwo waschen könntest”, stellte er fest. Jetzt hatte der Junge zwar neue Anziehsachen, aber seine Haut und seine Haare waren noch so schmutzig wie zuvor. Zum Glück ließ ein Einfall zur Lösung des Problems nicht lange auf sich warten. “Komm mit.” Cloud lief voraus. Während Denzel ihm brav hinterher schlenderte, suchte der Blonde in seiner Tasche nach dem Schlüssel zu Tifas Wohnung. Da seine Ex-Freundin sehr wahrscheinlich auf der Arbeit war, konnte er dem Kleinen ja sicher erlauben, sich bei Tifa daheim mal ordentlich zu waschen. Bestimmt hätte sie kein Problem damit. Sie hatte ja sowieso ein Herz für alles, was kleiner sie selbst war. Mit leichtem Quietschen öffnete sich zu Eingangstür zu Tifas Wohnung. Cloud sah vorsichtig in den Flur, um sicher zu sein, dass seine frühere Lebensgefährtin auch wirklich nicht daheim war. Aber alles war still. Als er in den Flur hinein lief und die Einkaufstüten hinstellte, fielen ihm die Umzugskartons auf, die im Wohnzimmer über einander gestapelt standen. Tifa hatte also angefangen, sein restliches Zeug zusammen zu packen. Gut. Trotzdem runzelte er verwundert die Stirn. Dass er noch so viele Sachen bei ihr stehen hatte, war ihm gar nicht bewusst. Erst als er genauer hinsah, bemerkte er plötzlich, dass nicht nur seine Besitztümer fehlten. Der Flur und das Wohnzimmer waren seltsam leer. “Was zum…” Cloud lief ins Schlafzimmer, wo ihn ein ähnlich kahler Raum erwartete. Verwirrt fuhr er sich mit der Hand durch die blonde Mähne. “Ziehst du um?”, erklang die Stimme von Denzel in fragendem Ton aus dem Hausflur. “Scheint so.”, erwiderte Cloud brummend, während er zu dem Jungen zurücklief. Denzel hatte seine Schuhe bereits ausgezogen, sie ordentlich abgestellt und die Wohnungstür wieder geschlossen. Für einen kleinen Streuner hatte er eine gute Erziehung. Mit neugierigem Blick stand der Junge vor der Kommode im Eingangsbereich und sah sich die Fotos an, die noch immer dort standen. “Ist das deine Freundin?”, fragte er und deutete auf Tifa. Kurz überlegte Cloud, was er dem Zwerg auf diese Frage antworten sollte. “Eine gute Freundin, ja.” Cloud zeigte seinem Schützling, wo das Bad war und drehte ihm schon mal das Wasser auf. Er nahm die neuen Anziehsachen des Jungen und steckte sie in die Waschmaschine. So konnte die Maschine laufen, während der Kleine badete. Nachdem er sichergestellt hatte, dass es Denzel an nichts fehlte, ließ er den Jungen im Bad allein. Schweigend durchstreifte er die Wohnung und betrachtete die ordentlich eingepackten Umzugskisten. Was hatte Tifa vor? Wollte sie umziehen? Cloud seufzte. So langsam wurde es wohl Zeit, sich mal mit ihr zu unterhalten. Er musste feststellen, dass er in letzter Zeit kaum einen Gedanken an sie verschwendet hatte. Auch wenn er nicht mehr mit ihr zusammen war, sah er in ihr eine gute Freundin. Es tat ihm ein bisschen leid, wie die Dinge zwischen ihnen gelaufen waren. Seit der Zurückweisung von Vincent im Shinra-Keller konnte Cloud nachvollziehen, wie Tifa sich die ganze Zeit während ihrer Beziehung gefühlt haben musste. Dieses schreckliche Gefühl hatte er selbst zwar nur einige Tage durchstehen müssen, Tifa dafür aber schon eine ganze Weile länger. Seufzend zog er sein Handy aus der Hosentasche. Auch wenn er ihr sonst so gut wie nie Kurzmitteilungen sendete, wollte er die Sache mit Tifa endlich reinen Gewissens hinter sich bringen. Denn ganz überstanden war es doch erst, wenn sie mit einander gesprochen hatten. Er fing an zu tippen. “Bin grad in der Wohnung. Ziehst du um?” Gerade als er sein Telefon wieder zurückstecken wollte, kam schon eine Antwort zurück. “Ja!”, las er. Er hob irritiert eine Augenbraue. Und er dachte, es wären die Männer, die für ihre knappen Antworten bekannt waren. Doch schon wenige Sekunden später fuhr Tifa fort: “Geht es dir gut? Ich habe so lange nichts mehr von dir gehört… Wir sollten uns mal treffen. Es gibt viel zu reden.” “Wann?”, schrieb er zurück. “Heute Nachmittag? So um vier?” “Okay.” Es folgte eine ihm unbekannte Anschrift, die er aber irgendwo im Neubaugebiet von Edge einordnen konnte. “Was ist das?” wollte er wissen. “Meine neue Adresse. Komm bitte dorthin.” Cloud steckte sein Mobiltelefon wieder in seine Tasche zurück. Kaum war er mal ein paar Tage weg, hatte sich die Welt gleich Kopf gestellt. Oder war er es, der dem Lauf der Dinge hinterher hinkte? Gedankenversunken starrte er aus dem Wohnzimmerfenster auf die Straße und beobachtete die Menschen, die in eiligem Tempo ihrer Wege gingen. Ein zaghaftes Räuspern riss ihn irgendwann aus seinem fast meditativen Gemütszustand. “Ich bin fertig.”, erklärte Denzel etwas schüchtern. Er hatte sich in ein Handtuch gehüllt und stand im Rahmen der Badezimmertür. “Oh, deine Kleidung ist noch gar nicht trocken”, stellte Cloud etwas beschämt fest. Er lief an dem Jungen vorbei ins Bad und steckte die frisch gewaschenen Anziehsachen des Jungen in den Trockner. “Der braucht jetzt noch ne gute Stunde”, brummte er unglücklich. Unentschlossen musterte er Denzel, der ihm wie ein junger Hund mit treudoofem Blick gefolgt war und jetzt hinter ihm auf der Badematte stand. “Ich schau mal ob ich irgendwas finde, was du in der Zeit tragen kannst.” Cloud fand nach einigem Stöbern ein etwas zu klein geratenes Shirt und eine kurze Stoffhose, die schon seit einer gefühlten Ewigkeit ungetragen in einer Ecke seines Kleiderschranks gelegen hatten. “Es ist nicht unbedingt hübsch, aber es wird reichen”, meinte er, als er die Sachen zu Denzel herübergeworfen hatte. So langsam fand er es fast etwas unheimlich, wie der Zwerg ihm überall hin folgte. Denzel schlüpfte in die Anziehsachen. “Wir warten, bis deine Sachen trocken sind. Du kannst dir ja überlegen, was wir danach machen wollen.”, kündigte Cloud an. Der Kleine nickte eifrig. Kurz darauf war ein herzzerreißendes Magenknurren zu hören, das mit seiner Lautstärke sogar den laufenden Trockner übertönte, der im Badezimmer vor sich hin böllerte. Beschämt wandte Denzel die Augen ab. “Hast du Hunger?” Es war mehr eine Feststellung als eine Frage, aber trotzdem bejahte Clouds kleiner Gast sie verlegen. “Sag das doch gleich. Ich hätte dir doch schon längst was machen können.” Eigentlich war ja klar, dass ein Straßenkind wohl selten einen vollen Magen hatte, aber wie sollte ausgerechnet Cloud auch an so was denken? In der Küche bereitete er dem Kind mit dem, was so da war, ein Sandwich zu. Tifa hätte sicher nichts dagegen einzuwenden. Und wenn doch, war es ihr Problem. “Hau rein.” Kaum hatte Cloud den Teller abgestellt, war er auch schon leer. Er hatte - ausgenommen von Cid - noch nie jemanden mit einer solchen Geschwindigkeit essen sehen. “Noch eins?”, fragte er lachend, als Denzel einen erleichterten Seufzer ausstieß. Der junge nickte heftig, was feine Wassertröpfchen von seinen rotbraunen Haarspitzen taumeln ließ. Es war das reinste Vergnügen, den Waisen essen zu sehen. Sage und schreibe fünf Sandwiches verdrückte Denzel vor Clouds erstaunten Augen. Als der Junge endlich satt war, ertönte auch schon das nervtötende Piepsen des Trockners. “Deine Sachen sind trocken”, sprach Cloud lächelnd. Er wusste nicht, wieso, aber den Kleinen so voller Dankbarkeit essen zu sehen, hatte ihn glücklich gemacht. Das Strahlen in Denzels Augen, wenn er mit ihm redete, war seltsamerweise extrem wohltuend. Dieser Junge sog seine Aufmerksamkeit und Zuwendung in sich auf wie ein Schwamm. “Sie sind noch so schön warm”, schwärmte Denzel genießerisch, als er seine frischen Sachen angezogen hatte. Er schnupperte an seinem Ärmel und schauderte. “Es riecht so gut.” Wieder ging Cloud vor ihm in die Hocke. “So. Was machen wir jetzt?” Denzel überlegte. “Ich kann mir aussuchen, was ich will, richtig?” “Richtig.” “Dann weiß ich schon etwas.” Kapitel 35: Veränderung ----------------------- “Enten füttern? Ist das dein Ernst?” Verdutzt ließ Cloud sich auf eine verwitterte hölzerne Parkbank nieder und sah zu, wie Denzel ans Ufer des naheliegenden Sees rannte. Bevor sie in den Stadtpark geschlendert waren, hatte der Kleine bei einem kleinen Backwarenladen angehalten und um Brotreste gefragt. Die Bäckersfrau war außerordentlich spendabel gewesen, und Cloud vermutete, dass Denzel dort nicht zum ersten Mal gebettelt hatte. Er sah zu dem Jungen herüber, der am Rand des Sees im Schilf stand und aufgrund seiner geringen Größe nahezu komplett darin verschwand. Beharrlich riss er kleine Stücke von einem alten Brötchen ab, um sie dann ins trübe Wasser zu werfen, wo sich die abgemagerten Enten lautstark darum prügelten. “Es ist doch genug für alle da!”, rief der Wuschelkopf aufgebracht und versuchte verzweifelt, noch schneller für Nachschub zu sorgen, damit sich die Tiere nicht gegenseitig auffraßen. Cloud stand auf, ging zu dem Kleinen herüber und griff in die Tüte mit Brot, um ihm stillschweigend beim füttern zu helfen. Allmählich kehrte Ruhe beim Federvieh ein. “Eigentlich habe ich das Brot sonst immer selbst gegessen, auch wenn ich jedes Mal gesagt habe, dass es für die Enten ist.”, gestand Denzel schamhaft. “Das habe ich mir schon gedacht.”, erwiderte Cloud, ohne seinen Blick von der unruhig tanzenden Wasseroberfläche zu nehmen. “Aber heute bin ich zum ersten Mal seit langem wieder richtig satt”, fuhr der Kleine zufrieden fort, “Und deswegen sollen die Enten das Brot haben.” “Ne gute Idee.”, brummte der Größere nickend. Es kehrte Stille ein. Irgendwann setzte Cloud sich auf den Boden, weil er es leid war, sich neben Denzel die Beine in den Bauch zu stehen. Er saß jetzt wie der Junge mitten im meterhohen Schilf, was ihm irgendwie sogar gefiel. Es war geschützt, das sanfte Rascheln der Halme wirkte geheimnisvoll und er fühlte sich für den Bruchteil einer Sekunde selbst wieder wie ein Kind, das sich heimlich versteckte. Er beobachtete die Brotstückchen, die auf der Wasseroberfläche vorbei trieben und sich nach und nach mit Wasser voll saugten. Die Enten waren längst satt und fraßen nur noch ab und an etwas davon. “Ich habe mit meiner Mutter auch immer die Enten gefüttert, wenn wir altes Brot übrig hatten.” Denzel drehte die Papiertüte um und schüttete auch die letzten Krümel heraus. “Wolltest du deswegen hierher?” “Ja. Ich glaube schon. Sie fehlt mir, weißt du.” “Klar.” Cloud senkte den Kopf und betrachtete seine Stiefel. Eine fette Nacktschnecke bahnte sich ihren Weg über seine rechte Schuhsohle und hinterließ dabei eine glitzernde, nasse Schleimspur. Er tippte ihr mit dem Zeigefinger gegen die Fühler, was sie sofort erschrocken zusammenfahren ließ. “Ich treffe mich nachher noch mit einer Freundin.”, verkündete er, um das Thema zu wechseln, “Aber wenn du möchtest, nehme ich dich mit. Sie ist nett. Vielleicht kann sie dir eine Unterkunft organisieren, denn ich glaube, ich bekäme Ärger, wenn ich dich mit zu mir nach Hause nehme.” Cloud versuchte erst gar nicht, sich Vincents Gesicht vorzustellen, wenn er mit einem halbwüchsigen Knaben ankommen würde. Das fehlte ja gerade noch. “Ärger? Wieso?” Irgendwie hatte Cloud erwartet, dass Denzel ihn fragen würde, doch es dauerte eine Weile, bis er eine passende Antwort fand. “Sagen wir mal so: Meine Mitbewohner sind Kinder nicht gewohnt.” Und es war nicht nur das. Ein Achtjähriger gehörte wohl kaum an Bord eines Flugschiffs. Es wären dem Blonden sicher noch tausend weitere Gründe eingefallen, warum es nicht gut gehen würde, wenn er den Jungen bei sich aufnahm. Ganz zu schweigen von Cids Reaktion. Die Highwind war schließlich kein Waisenhaus, und Cloud hatte ganz sicher auch nicht vor, selbst eins aufzumachen - auch wenn er den Gedanken durchaus belustigend fand. _______ Später am Nachmittag traf Cloud samt seines Schützlings an der Adresse ein, die Tifa ihm per Textnachricht wenige Stunden zuvor übermittelt hatte. Zögernd zog er sein Handy aus der Tasche und sah noch mal nach, ob er sich vielleicht in der Hausnummer geirrt hatte, denn statt des erwarteten Wohnhauses tat sich vor ihren Augen nur ein leerstehendes Lokal auf. “Seltsam, die Hausnummer stimmt doch…” Irritiert wählte Cloud Tifas Nummer und wartete darauf, dass sie abheben würde. Zu seiner Verwunderung konnte er simultan zum Freizeichen auch Tifas Handy klingeln hören, und schon im nächsten Moment sah er durch eines der weit geöffneten Fenster, dass sich die brünette Frau tatsächlich im Lokal befand. Sie hatte ihn bereits entdeckt und lief zur Eingangstür, um ihm aufzusperren. Eilig beendete er seinen Anruf und trat an die gläserne Scheibe. Auch wenn Tifa und er sich nicht unbedingt mehr im Streit befanden, bekam Cloud ein mulmiges Gefühl. Sie wollte mit ihm reden, was bedeutete, dass ihm sehr wahrscheinlich etwas Unangenehmes bevorstand. Auch wenn er wusste, dass er dieser Konfrontation nicht ewig aus dem weg gehen konnte, hätte er am Liebsten Kehrt gemacht und Tifa einfach stehen lassen. Die Tür öffnete sich knarrend und er blickte in die tiefbraunen, riesigen Augen, die ihn schon sein halbes Leben lang begleitet hatten. Auch, wenn er gern etwas gesagt oder sie auch nur gegrüßt hätte, war seine Kehle wie zugeschnürt. Zum Glück schien es ihr ähnlich zu gehen, denn sie lächelte nur zurückhaltend und ließ ihn eintreten. Verdutzt sah sie zu, wie ihrem Ex-Freund ein kleiner Junge folgte, der sie schüchtern begrüßte. “Wen hast du denn da mitgebracht?”, fragte sie, während sie den Kleinen von Kopf bis Fuß musterte. “Das ist Denzel”, erwiderte Cloud, der zum Glück seine Sprache wiedergefunden hatte. Zumindest teilweise. Denn obwohl Tifa sicher gespannt auf eine ausführlichere Erkärung wartete, kratzte er sich nur überfordert den Hinterkopf. Die junge Frau ging in die Hocke und stellte sich dem Jungen vor. “Ich bin Tifa. Freut mich sehr.” Sie schüttelte Denzel die Hand. “Du bist das Mädchen, das auf den ganzen Fotos in Clouds Wohnung zu sehen ist”, stellte Denzel fest. “Ja, das stimmt”, entgegnete Tifa lächelnd. “Aber kommt doch erstmal rein. Bitte, fühlt euch wie Zuhause.“ Sie führte ihre Besucher in die Kneipe hinein. Cloud sah sich um. Das Lokal sah nicht unbedingt einladend aus. Es war mit dunklen Holzmöbeln ausgestattet und wirkte sehr trist. Die Einrichtung war zwar nagelneu, aber trotzdem fühlte Cloud sich nicht unbedingt wohl. Vielleicht lag es aber auch einfach an der Gesamtsituation. “Ich muss noch ein bisschen Arbeit reinstecken, aber in zwei Wochen werde ich hier eröffnen”, verkündete Tifa stolz. Cloud fuhr mit fragendem Gesicht herum. “Du machst wieder eine Bar auf?” “Ja”, bestätigte die Schönheit lächelnd, “Der siebte Himmel wird in neuem Glanz erstrahlen!” “Und was ist mit deinem Bürojob?” “Nichts mehr. Ich habe hingeschmissen.” Der Blonde hob beeindruckt die Augenbrauen. “Es hat sich ja viel getan bei dir”, stellte er fest. “Nicht nur bei mir. Aber kommt doch erstmal mit nach oben, ins Wohnhaus. Da können wir in Ruhe reden.” Tifa lief voraus und deutete ihren Gästen an, ihr zu folgen. Sie liefen am Bartresen vorbei und folgten einer schmalen Treppe, die sie ins erste Obergeschoss führte. Hier sah es schon wesentlich wohnlicher aus. Irgendwo aus einem der Zimmer erklang das Geplänkel eines Fernsehers. “Marlene!”, rief Tifa überraschend aus, “Wir haben Besuch!” Schnelle Schritte waren zu hören. Nackte Füße klatschten aufs helle Parkett. In nächsten Moment erschien Marlene im Flur und strahlte übers ganze Gesicht, als sie Cloud erblickte. “Cloud!” Sie hüpfte in seine Arme und drückte ihn begeistert, während Tifa dem ungleichen Paar lächelnd zusah. “Wer ist das?”, fragte das Mädchen neugierig, während sie auf Denzel deutete, der sich verlegen hinter dem blonden Kämpfer verschanzte. “Das ist Denzel”, erklärte Cloud, “Ich habe ihn heute Morgen in der Stadt umgerannt und seitdem ist er bei mir.” Bei Marlene hatte Cloud offensichtlich keine Kommunikationshemmungen. “Vielleicht kannst du dich ja ein bisschen um ihn kümmern, während ich mit Cloud rede”, schlug Tifa ihr vor. “Zeige ihm doch mal dein neues Zimmer!” Marlene nickte. Cloud setzte sie wieder auf dem Boden ab. Lächelnd streckte sie ihre Hand nach dem unbekannten Jungen aus. “Komm, ich zeige dir alles!” Denzel vergewisserte sich mit fragendem Blick bei Cloud, ob er mitgehen konnte, und als der Ältere zustimmend nickte, folgte er Marlene zögernd. “Ich bin verwirrt”, gestand Cloud kopfkratzend, als die zwei Kinder außer Sichtweite waren, “Warum wohnt Marlene bei dir?” “Das weißt du noch nicht?”, kam die erstaunte Gegenfrage. Er verneinte mit einem Kopfschütteln. “Komm erstmal mit”, ersuchte Tifa ihn freundlich. “Wir müssen ja nicht die ganze Zeit im Flur herumstehen, während wir uns unterhalten.” Tifa brachte ihn in die modern eingerichtete Küche, wo sie ihn anwies, am Esstisch Platz zu nehmen. Während sie Kaffee aufsetzte, fing sie an zu erklären: “Marlene wird in Zukunft bei mir wohnen. Barret hat sich dazu entschieden, die Suche nach alternativen Rohstoffen selbst in die Hand zu nehmen. Das bedeutet, dass er lange weg sein wird. Weil er Marlene unmöglich mitnehmen kann, kümmere ich mich in der Zeit um sie.” “Barret verlässt uns?” Irritiert hielt Cloud inne. Warum hatte niemand ihm etwas gesagt? “Der Entschluss ist erst vor Kurzem gefallen”, meinte Tifa, als sie Clouds überfordertes Gesicht sah. “Dass du noch nicht bescheid weißt, ist also nichts Verwunderliches. Ich weiß gar nicht, ob Barret schon irgend jemanden eingeweiht hat.” “Anscheinend nicht”, schlussfolgerte der Blonde. Zumindest ging er stark davon aus, dass Cid und Vincent ihm eine Nachricht dieser Tragweite nicht vorenthalten hätten. “Hast du Hunger?” Cloud nickte schweigend. Er hatte schon den ganzen Tag nichts mehr gegessen und inzwischen schrie sein Magen verärgert nach Sättigung. “Ich wollte gerade eine Pizza in den Ofen schieben. Wenn du magst, mache ich ein Paar mehr, und ihr könnt bei uns zu Abend essen.” Da der Hunger ihn übermannte, war dieses Angebot gerade mehr als verführerisch. Auch wenn Cloud sich in Tifas Nähe nicht wirklich wohl fühlte, hatte er den Eindruck, dass sie versöhnlich gestimmt war. “Gern.”, erwiderte er also brummend. Jetzt, da er schon hier war, wollte er die Sache mit Tifa auch ins Reine bringen. Wenige Minuten später, als der Backofen beharrlich vor sich her summte, schnappte die naturschöne Brünette sich einen Stuhl und setzte sich zu Cloud. “Jetzt musst du mir aber erstmal erklären, was es mit diesem Jungen auf sich hat”, drängte sie neugierig, während sie mit den Händen ihre Kaffeetasse umklammerte. Also erzählte Cloud. Es fiel ihm nicht schwer, ihr von Denzel zu berichten, denn er war längst froh, dass er die ernsteren Themen bisher umgehen konnte. Er ahnte allerdings, dass Tifa nur der Kinder zuliebe noch damit wartete, ihn auf die weniger schönen Vorfälle der letzten Zeit anzusprechen. “Der arme Kleine”, stöhnte Tifa bekümmert, als Cloud seine Geschichte beendet hatte. Seufzend fuhr sie sich durch die langen, glatten Haare. Sie wusste, dass Denzel unbedingt so bald wie möglich eine Unterkunft brauchte. Dass Cloud ihn nicht mit auf die Highwind nehmen konnte, sah sie ein. Das würde den armen Jungen vermutlich nur noch mehr traumatisieren. “Der Gedanke, dass es hunderten von Kindern so geht wie ihm, ist doch wirklich grauenvoll”, meinte sie mit gequältem Gesichtsausdruck. “Ich wünschte, ich könnte ihnen irgendwie helfen.” Eine bedrückende Stille fraß sich durch den Raum. Aus Marlenes Zimmer jedoch erklang das helle Gelächter zweier spielender Kinder. Tifa sah in die Richtung, aus der das erfreuliche Geräusch kam und wandte sich dann dem stillen blonden Mann an ihrem Esstisch zu. “Sie scheinen sich ja gut zu verstehen”, stellte sie vergnügt fest. Cloud nickte lächelnd. “Ich hatte ehrlich gesagt auch gehofft, dass du… Na ja, dass du dich vielleicht um ihn kümmern könntest.” Als er den entsetzten Blick der jungen Frau bemerkte, fügte er eilig hinzu: “Nur für eine Weile zumindest, bis ich etwas anderes für ihn gefunden habe.“ Tifa raufte sich verwirrt die Haare. “Ich dachte, du kommst hierher, damit wir mit einander reden!“ rief sie aus, “Und jetzt schleppst du mir einen wildfremden Jungen an und bittest mich einfach so, mich um ihn zu kümmern?!“ “Ich weiß“, brummte Cloud unbeholfen, “So hatte ich mir den Tag heute wirklich auch nicht vorgestellt.” Jetzt war es der Blonde, der seufzte. “Ich weiß, es ist ein riesengroßer Gefallen, um den ich dich da bitte, aber ich könnte mir niemanden vorstellen, bei dem er besser aufgehoben wäre wie bei dir. Barett muss das doch genau so gesehen haben, wenn er dir Marlene anvertraut hat. Du hast eben ein Händchen für Kinder.” Tifa riss verwundert die Augen auf. Auch wenn sie nichts sagte, sondern ihn nur mit offenem Mund anstarrte, ahnte er, dass sich in ihrem Inneren gerade ein heilloses Chaos abspielte. Cloud wusste, dass Tifa sich nichts sehnlicher gewünscht hätte als Mutter zu werden. Natürlich noch nicht jetzt, aber irgendwann. Sie hatte es nie ausgesprochen, aber er wusste es einfach. Sie kannten sich schließlich schon lange genug. Tifa war stark und selbstbewusst, aber tief in ihrem Inneren war sie eben doch nur wie ein ganz normales Mädchen, das auf die Rettung durch ihren Märchenprinzen wartete. Irgendwann wollte sie die Liebe ihres Lebens heiraten, sich irgendwo niederlassen und eine Familie gründen. Und er wusste auch, dass sie eigentlich ihn auserwählt hatte, um diesen Traum mit ihr zu verwirklichen. Er war der Märchenprinz. Aber dieses Märchen lief anders als erwartet. “Also gut”, erklang es plötzlich seltsam gefasst, “Versuchen wir es doch einfach.” Überrumpelt sah Cloud Tifa an. “Du würdest ihn wirklich bei dir aufnehmen?” Die junge Frau zuckte die Achseln. “Warum eigentlich nicht”, erwiderte sie erstaunlich gelassen. “Platz habe ich schließlich genug. Solange er keinen Ärger macht, können wir es ja versuchen. Auf Bewährung, sozusagen. Wenn es gut geht, darf er bleiben. Für Marlene wäre es sicher nett, einen Spielkameraden in ihrem Alter zu haben.” Cloud war fassungslos. Er wusste, dass er sich eben nicht verhört hatte, aber er konnte kaum glauben, was Tifa da gesagt hatte. Sie nahm Denzel wirklich bei sich auf? Unermessliche Erleichterung breitete sich wie eine warme, wohltuende Wolke in ihm aus. Egal, was noch zwischen ihm und der brünetten Schönheit stand - am Liebsten hätte er sie über den Tisch gezogen und herzhaft gedrückt. Er lächelte überwältigt. “Das hätte ich wirklich nicht erwartet”, gab er zu. Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: “Ich danke dir, Tifa.” Tifa erwiderte sein Lächeln. “Dafür sind Freunde schließlich da.” Freunde? Obwohl Cloud nicht daran zweifelte, dass Tifa ihn trotz der Geschehnisse noch als Freund sah, wunderte es ihn, diesen Satz aus ihrem Mund zu hören. Es klang seltsam, wenn sie ihn als Freund bezeichnete, denn vor nicht all zu langer Zeit hatte sie sich doch noch so verzweifelt an die Hoffnung geklammert, dass sie für ihn mehr als nur ein Freund war. “Eine klitzekleine Bedingung hätte ich allerdings noch”, meinte Tifa mit ernster Miene. “Die da wäre?” Die junge Frau verschränkte die Arme und warf ihm einen warnenden Blick zu. “Er darf hier wohnen, aber du kümmerst dich weiterhin um ihn! Du hast dich um ihn gesorgt und ihn hierher gebracht. Allem Anschein nach vertraut er dir. Wage es also ja nicht, ihn hier nur vorbei zu bringen und dich dann nie wieder blicken zu lassen!” Cloud runzelte irritiert die Stirn. “Natürlich nicht! Wofür hältst du mich denn?” Dass Tifa nach dieser Frage nur beharrlich schwieg und sich dann um die Pizza im Backofen kümmerte, war ihm eigentlich schon Antwort genug. Es war das erste Mal seit ihrem Wiedersehen heute, dass sie ihm gegenüber plötzlich verletzt und wütend wirkte. Aber sie hatte vermutlich auch allen Grund, enttäuscht von ihm zu sein. Das Abendessen war erlösend, denn so konnte sich die schlechte Stimmung erst gar nicht weiter entfalten. Während sie zu viert am Tisch saßen, eröffnete Tifa den beiden Kindern, dass Denzel bei ihr einziehen könne, wenn er wolle. Der Junge wirkte daraufhin so erleichtert und fröhlich, dass es für Cloud keinen Zweifel daran gab, dass er sich bei Tifa und Marlene wohl fühlen würde. Den bitterbösen Scherz von Tifa, dass sie mit Denzels Einzug wenigstens wieder einen Mann im Haus haben würde, überhörte er gekonnt. Der Abend brach an. Als Tifa mit den Kindern einen Schlafplatz für Denzel zurecht machte, klingelte Clouds Handy. Er griff in seine Hosentasche und sah auf das Display. Cid? Was wollte der denn von ihm? Kurzzeitig befürchtete Cloud schon, der blonde Pilot hätte die kaputte Wand im Badezimmer entdeckt und würde ihm jetzt die Leviten lesen, doch als er das Gespräch entgegen nahm, meldete sich unerwartet jemand anderes zu Wort. “Cloud. Alles in Ordnung?” “Vincent?” Nach anfänglicher Verwirrung wurde dem Blonden klar, dass es schon verdammt spät war. Vincent war vermutlich längst von der Patrouille zurück und hatte sich bestimmt gewundert, sein Zimmer und die Highwind völlig verlassen vorzufinden. “Es geht mir gut”, erwiderte er beruhigend, “Ich bin in Midgar, bei Tifa.” Die Stille, die nach seinen Worten herrschte, ließ ihn kurz glauben, die Verbindung sei unterbrochen worden, doch schließlich meldete sich Vincent dann doch noch. “Sehr vernünftig, dass du dich endlich mit ihr aussprichst. Das wurde ja auch langsam mal Zeit”, erklang es brummend vom anderen Ende der Leitung. “Ja…” “Dauert es noch? Ich könnte dich abholen, wenn du möchtest.” Täuschte Cloud sich, oder war das tatsächlich ein Anflug von Sorge in der tiefen Stimme seines Liebsten? “Tifa bringt gerade Marlene ins Bett, danach möchten wir uns dann unterhalten”, erklärte Cloud, “Wenn du möchtest, sage ich dir bescheid, sobald ich mich auf den Heimweg mache.” “Ja, mach das bitte.” “In Ordnung.” Wieder herrschte Stille. Mit Vincent zu telefonieren war eine Herausforderung, denn anders als die anderen aus Clouds Freundeskreis war er ebenso wortkarg wie der Blonde selbst. “Lass mich nicht zu lange warten”, bat Vincent ihn schließlich ungewohnt liebevoll. Auch wenn Cloud sich dagegen wehrte, legte sich ein breites Grinsen auf sein Gesicht. “Nein, werde ich nicht.” “Ich… Ähm… Ich freue mich auf später.” Auch wenn Vincent die Worte nur mit Mühe über seine Lippen bekam, waren sie durchaus ernst gemeint. Sollte das jetzt etwa ein typisches Pärchen-Telefonat werden? Cloud grinste noch breiter. “Ich mich auch.” “Gut, denn ich habe noch viel mit dir vor heute.” Diesmal war der Unterton in Vincents Stimme anders - und zwar so, dass es Cloud wohlig schaudern ließ. Denn es war klar, was der Schwarzhaarige gemeint hatte. “Hör auf”, brummte Cloud gequält, “Ich muss gleich noch ein ernstes Gespräch führen. Das geht ja schlecht, wenn ich ein riesiges Rohr in der Hose hab.” Ein langgezogenes Raunen erklang. Vincent so lustvoll stöhnen zu hören ließ Clouds Herz sofort höher schlagen. “Ich finde die Vorstellung wirklich animierend”, gestand der Ex-Turk schwelgerisch. “Hör auf so zu stöhnen! Nicht jetzt!” Es schien Vincent wirklich zu gefallen, Cloud zu ärgern, denn jetzt legte er erst richtig los: “Nicht? Stell dir doch mal vor, wie ich meine Hand in deine Hose gleiten lasse und deinen -” “Schluss jetzt!” Sie beendeten das Telefonat. Cloud steckte grinsend sein Mobiltelefon in die Hosentasche zurück. Im Haus war es ruhig geworden, also erhob er sich vom Tisch, um nach Tifa und den Kindern zu sehen. Tifa war allerdings schon längst nicht mehr bei den Kindern. Als Cloud sich umdrehte, stand er ihr Auge in Auge gegenüber. Kapitel 36: Schadensbegrenzung ------------------------------ Cloud wagte es nicht, auch nur einen Muskel zu rühren. Wie viel hatte Tifa von seinem Telefonat mit Vincent mitgehört? Eines war sicher: Ihr Blick verriet, dass sie zumindest das Ende des Gesprächs vernommen hatte, denn in ihrem Gesicht lieferten sich - wahrscheinlich zurecht - Entsetzen, Verwirrung und Wut einen bitteren Todeskampf. Ihr vollen Lippen bebten, sie hatte ihre Hände zu Fäusten geballt und Cloud fuhr vorahnungsvoll zusammen, denn alle Zeichen deuteten auf Sturm. Doch statt auf ihn loszugehen wie eine Furie, schien Tifa mit der Situation hoffnungslos überfordert zu sein. Ihre ockerfarbenen Augen tanzten voller Ratlosigkeit über sein Gesicht, so als würde sie versuchen, sich anhand seiner Mimik zu entscheiden, wie sie reagieren sollte. Während sie sich stumm gegenüber standen, ließ Cloud in seinem Inneren eilig das Revue passieren, was seine Ex-Freundin alles hätte mit anhören können. Er hoffte bloß, dass sie nicht alles aufgeschnappt hatte, was er zu Vincent gesagt hatte, denn dann hätte sie schließlich ebenfalls gehört, wem er mit ungewohnt lusterfüllter Stimme geantwortet hatte. Seltsamerweise machte es ihm noch nicht mal etwas aus, dass sie ihn erwischt hatte. Er machte sich lediglich Sorgen darüber, dass sie erfuhr, dass es sich bei seiner Liebschaft nicht um eine Frau, sondern um einen Mann handelte. Warum eigentlich? Als Tifa endlich ihre Lippen spaltete um zu sprechen, hätte Cloud in Erwartung ohrenbetäubender Lautstärke am Liebsten die Augen zusammengekniffen. Doch was dann kam, war sogar noch unheimlicher als ihr übliches wütendes Gezeter: “Marlene und Denzel wollten, dass du ihnen noch mal gute Nacht sagst.” Ihre Stimme klang monoton und schwunglos. Wie betäubt stand sie vor ihm und erwartete anscheinend wirklich eine Antwort auf ihren Satz. “Ich, ähh… Okay…” Er warf ihr einen argwöhnischen, verunsicherten Blick zu, bevor er sich möglichst ohne jeden Körperkontakt an sie vorbei manövrierte, um Marlenes Zimmer aufzusuchen. Natürlich spürte er genau, wie Tifas Augen sich in seinen Rücken bohrten, als er die kleine Küche verließ. Ein mulmiges Gefühl überkam ihn, denn ihre Reaktion war so furchtbar untypisch, dass es ihm Sorgen bereitete. Tifa durfte ruhig wissen, dass er jemand Neuen hatte. Auch, wenn es sie sicher verletzen würde, wäre es in gewisser Weise ein Triumph für ihn. Sie hatte ihm früher im Streit oft vorgeworfen, kalt und beziehungsuntauglich zu sein. Ihr das Gegenteil zu beweisen wäre ihm sicher eine wahre Freude. Nur, dass es sich bei demjenigen, der sein kühles Herz erweicht und seine Leidenschaft entfacht hatte, um Vincent handelte, sollte ihr doch bitte erstmal erspart bleiben. Er stutzte. Dachte er bei dieser Sache wirklich daran, Tifas Gefühle nicht zu verletzen, oder hatte er einfach Angst vor der Reaktion seiner Freunde auf die Tatsache, dass er einen Mann liebte? Seufzend betrat er das bereits abgedunkelte Kinderzimmer. Zwei Köpfe erhoben sich freudig aus den Kissen, als die Tür mit sanftem Knarren nachgab. Ein herzförmiges Nachtlicht warf sanftes, rosafarbenes Licht in den Raum. Marlene hatte ein Hochbett. Cloud erkannte ihre Silhouette oben, also vermutete er Denzel auf der Matratze, die unter dem Bett lag. “Hey, ihr Zwei.” Vorsichtig trat er näher heran und musste sich seinen Weg zwischen Kuscheltieren, Puppen, Spielzeugautos und Legosteinen bahnen. “Habt ihr gar nicht aufgeräumt?”, fragte er und zischte irritiert, als er auf einen Roboter trat, der sofort laute Geräusche von sich gab. Er hob ihn auf, schaltete ihn aus und stellte ihn auf eines der vor Spielsachen überquellenden Wandregale. Marlene hatte alles, was ein Kinderherz begehrte. Barret verwöhnte sie wie eine Prinzessin. Dass er jetzt weg ging, war sowohl für Vater als auch Tochter sicher schwer zu verdauen. “Tifa hat uns erlaubt, es erst morgen früh zu machen”, antwortete das Mädchen ihm freudig. Sie kniete schon am Rand ihres Bettes und streckte erwartungsvoll ihre Arme nach ihm aus. Cloud lächelte, lief zu ihr und ließ sich umarmen. Dass Marlene dabei seine Frisur zerstörte, nahm er gern in Kauf. Er zog sie aus ihrem Bett, umschlang sie zärtlich und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. “Schlaf schön”, wisperte er ihr zu. Er setzte sie zurück, deckte sie zu und beugte sich dann nach unten, wo Denzel bereits mit einem Gesichtsausdruck auf ihn wartete, der ihn an einen jungen Welpen denken ließ. “Hey Großer”, grüßte Cloud ihn brummend, “Alles klar? Gefällt es dir hier?” Denzel nickte zufrieden. Seine hellen Augen strahlten, so wie sie es heute schon oft getan hatten, wenn Cloud ihn ansprach. Der Blonde zögerte, bevor er ihm in einem Anflug väterlicher Zuneigung liebevoll über die Stirn streichelte. Zunächst wich Denzel zurück, doch als er erkannte, dass Cloud es gut mit ihm meinte, war er wie ein Kätzchen, das sich dankbar an die Hand schmiegte, die ihn gerettet hatte. Im nächsten Moment jedoch fuhr der Junge ächzend zusammen. Erschrocken zog Cloud seine Hand zurück. “Alles gut?”, fragte er mit ernsthafter Besorgnis. Denzel griff sich jammernd an die Stirn, genau dort, wo Cloud ihn eben noch berührt hatte. “Ja”, japste er unglücklich, “Irgendwas hat eben weh getan…” “Habe ich dich aus Versehen gekratzt?” “Ich weiß nicht…” Marlene war die Leiter ihres Bettes hinunter geklettert, drängte sich an Cloud vorbei und machte ein kleines Lämpchen an, das seitlich an das Holz des Bettpfostens befestigt war. Während sich die Augen des Blonden noch an die zusätzliche Lichtquelle gewöhnen mussten, streifte er vorsichtig die rotbraunen Locken an Denzels Stirn zur Seite. “Sieht aus wie ein blauer Fleck”, stellte er fest. Doch als er noch mal blinzelte, weil das Licht der Lampe so grell war, verschwand die dunkle Stelle langsam. “Ich seh nix”, teilte Marlene mit hüpfenden Schultern mit, während sie ihre Nase so nah Denzels Gesicht rückte, dass der Junge mit unsicherem Lächeln den Rückzug antrat. “Du hast recht”, gab Cloud stirnrunzelnd zu, “Meine Augen haben mir eben wohl nur einen Streich gespielt.” “Es tut auch schon nicht mehr weh”, beteuerte Denzel unruhig. Die ganze Aufmerksamkeit war ihm offensichtlich nicht geheuer. Cloud verstand die Körpersprache seines Schützlings, machte das Licht wieder aus und scheuchte Marlene nach oben. “Los jetzt, es ist höchste Zeit fürs Bett.” Nachdem er beide Kinder zugedeckt, ihnen mehrmals eine gute Nacht gewünscht und sich zahlreiche ihrer Versuche angehört hatte, ihn noch einen Moment länger im Zimmer zu behalten, verließ er den Raum und zog die Tür hinter sich zu. Augenblicklich schlug ihm die Realität wieder mit ganzer Härte ins Gesicht und er erinnerte ihn daran, dass Tifa auf ihn wartete. Für einen kurzen Moment verweilte er mit hängenden Schultern im gähnend leeren Flur. Er wartete darauf, irgend ein Lebenszeichen der brünetten Frau zu vernehmen, doch es blieb totenstill. Während er hoffte, dass sie vielleicht auf der Couch eingeschlafen war oder sich zumindest wieder gefasst hatte, lief er in die Küche. Doch Tifa war nirgends zu sehen. “Ich bin hier”, erklang ihre Stimme plötzlich aus einem anderen Raum. Es ließ Cloud innerlich erschaudern, wie schrecklich niedergeschlagen sie sich anhörte. Als er den Flur erneut durchquerte um in die Richtung zu laufen, aus der ihr Ruf ihm entgegen gekommen war, fühlte es sich an, als hätte er Blei in seinen Schuhen. Was auch immer jetzt auf ihn zukam, er wollte es möglichst schnell und schmerzlos beenden, damit sie sich hoffentlich auch weiterhin als Freunde gegenübertreten konnten. Denn auch, wenn er Tifas Gesellschaft als Geliebte nie gemocht hatte, schätzte er sie umso mehr als gute Freundin. Ihr das schonend beizubringen würde schwer werden. Auch wenn er sie mit Reno erwischt hatte, glaubte er kaum, dass sie für den rothaarigen Idioten dieselben Gefühle hegte wie für ihn. Wenn doch, hätte es ihn zwar nicht ernsthaft verletzt, aber zumindest in gewisser Weise sein Ego gekränkt. Er betrat das, was allem Anschein nach das Wohnzimmer war und entdeckte Tifa mit unglücklicher Miene auf der Couch. Seufzend nahm er seinen Mut zusammen. Es war ihm nie schwer gefallen, ihr seine Meinung zu sagen. Warum fühlte er sich jetzt also plötzlich, als wäre er kurz davor, ein Verbrechen zu begehen? Es half nichts, sich den Kopf zu zerbrechen. Er musste diese Sache aus der Welt schaffen. “Es tut mir leid, dass du das vorhin mit anhören musstest”, fing er an und merkte an Tifas Blick, dass es sie überraschte, wie offen er sie ansprach. Im nächsten Moment schüttelte sie den Kopf. “Du kannst nichts dafür”, erwiderte sie leise, “Ich hätte mich ruhig bemerkbar machen können. Aber…” Sie senkte schuldbewusst den Kopf. “Deine Stimme klang so anders, als du telefoniert hast, also wurde ich neugierig. Ich habe gelauscht… Also bin eigentlich ich diejenige, die sich entschuldigen sollte.” Cloud seufzte. Etwas in der Art hatte er bereits vermutet. Es sah Tifa ähnlich, ihn heimlich zu belauschen. Er wusste genau, dass sie gern in seinen Angelegenheiten herumschnüffelte. Es steckten keine bösen Absichten dahinter, da war er sich sicher. Tifa war einfach nur neugierig. “Was dagegen, wenn ich mich setze?” fragte er knurrend, während er auf den Platz neben die Brünette deutete. Sie verneinte kopfschüttelnd, was ihre glatten Haare dazu veranlasste, sich sanft hin und her zu wiegen. Cloud ließ sich in respektvollem Abstand neben sie nieder und wartete erstmal ab. Tifa hatte noch immer ihr Gesicht von ihm abgewandt, stützte ihre Ellbogen auf die Knie und schwieg. Es dauerte eine ganze Weile, bis ihr Gast es wagte, die Stille zu durchbrechen. “Du weißt, dass ich in solchen Dingen nicht gut bin”, beteuerte er mit leiser Stimme, “Du weißt schon. Reden. Gefühle zeigen und so was.” “Ach, wirklich?”, kam die Antwort in sarkastischem Ton, immer noch ohne dass Tifa ihn ansah. “Das hat sich für mich eben in der Küche aber nicht so angehört!” Erst jetzt drehte sie sich zu ihm um. Ihre rehbraunen Augen funkelten wüst. Er kannte diesen Blick nur zu gut, und es graute ihm davor. “Ich weiß nicht, wer das am Telefon war, aber offensichtlich scheinst du diese Art von Problemen bei ihr nicht zu haben!” Bei Ihr? Okay, Tifa hatte also nicht lange genug mitgehört, um zu wissen, dass Cloud gar nicht mit einer Frau telefoniert hatte. Das entspannte ihn merklich. “Hör zu, ich bin nicht hier, um mich mit dir zu streiten”, teilte er ihr betont ruhig mit, “Wir haben beide Fehler gemacht, und es tut mir leid, dass ich für dich nicht der Mann sein konnte, den du eigentlich verdient hast.” Ihm fiel auf, dass er sich jetzt schon zum zweiten Mal bei ihr entschuldigte. Dabei lag die Schuld für das Scheitern ihrer Beziehung seiner Meinung nach nicht ausschließlich bei ihm. Immerhin schien außergewöhnlich langes Statement Tifa aus der Fassung gebracht zu haben, denn sie hatte die Augen weit aufgerissen und musterte ihn verdattert. “Du weißt, dass du mir wichtig bist, Tifa, denn sonst würde ich mir das hier nicht antun”, fuhr er fort. Tifa wusste genau, was er meinte. Dass Cloud gerade so souverän in der Lage war, die passenden Worte zu finden, grenzte an ein linguistisches Wunder. Und dass er nicht schon beim ersten Anzeichen von Streit das Weite gesucht hatte, sah ihm auch gar nicht ähnlich. “Ich erkenne dich überhaupt nicht wieder, Cloud”, gestand Tifa stammelnd. “Was hat diese Frau, was ich nicht habe? Was hat sie mit dir gemacht, wodurch du so… so… anders bist?” Sie ließ ihm nicht mal die Gelegenheit zu antworten, sondern ließ alles heraus, was ihr auf der Seele lag. Und das war so einiges. Leider schaffte es Tifa, sich selbst mit ihren Fragen so sehr in Rage zu bringen, dass ihre anfängliche Zurückhaltung sich schon bald in Luft auflöste. “Wie lange geht das schon zwischen euch? Lief das etwa schon, als wir noch zusammen waren?” “Nein.” “Soll das jetzt etwa die Rache dafür sein, dass du mich mit Reno erwischt hast?” “Ich bitte dich, Tifa! Nein!” “Kenne ich sie etwa? Ist es jemand aus unserem Bekanntenkreis?” Dass Cloud plötzlich überrumpelt schwieg, kam für Tifa einem “Ja” gleich, was ihre Wut in schier unglaubliche Höhen katapultierte. “Ich kenne sie auch noch?!” Tifa sprang von der Couch hoch und lief haareraufend hin und her. Sie wirkte wie ein Zirkustiger in einem viel zu kleinen Käfig, und genau so knurrte sie auch. “Das mit Reno war doch nur, weil ich mich so einsam fühlte!”, rief sie verzweifelt, während Tränen in ihre Augen stiegen. “Du warst dauernd weg, hast mich wie Luft behandelt, ich war traurig und allein und… er gab mir alles, was mir in unserer Beziehung immer gefehlt hat! Aufmerksamkeit, Zuneigung, das Gefühl, begehrenswert und schön zu sein… Und SEX, Cloud! Verdammt noch mal, er gab mir SEX!” Ein zartes Stimmchen riss die beiden Erwachsenen abrupt mit ihrer Aufmerksamkeit zur geöffneten Wohnzimmertür. “Warum schreist du so, Tifa?” Tifa fuhr herum, ihr Gesicht kreidebleich vor Schreck, ihr Mund vor Entsetzen weit aufgeklafft. “Oh, Marlene…”, stöhnte sie betreten, “Habe ich dir etwa Angst gemacht?” “Ein bisschen”, gab das Mädchen zu, während es sich die müden Augen rieb. Kurze Zeit später erschien auch Denzel, der mit schüchternem Blick in den Raum spähte. Tifas Wut war wie weggeblasen. “Es tut mir so leid, ihr Zwei”, entschuldigte sie sich voller Scham, während sie auf die beiden Kinder zulief, um sie wieder in ihr Zimmer zu begleiten. Cloud stand ebenfalls auf und folgte den Dreien. Sein Körper war noch immer auf Streit eingestellt. Er spürte seinen Puls hämmern, seine Hände schwitzten und sein Mund fühlte sich seltsam trocken an. Er hörte, wie Tifa mit Engelszungen auf Marlene und Denzel einredete, was ihr schlechtes Gewissen nur noch mehr zum Ausdruck brachte. Und das wurde sofort hemmungslos ausgenutzt. Mit zerzausten Haaren kam seine Ex-Freundin wieder aus dem Schlafzimmer. Als sie ihn bemerkte, seufzte sie niedergeschlagen. “Sie möchten beide noch eine heiße Milch”, erklärte sie, bevor sie sich mit mutlosem Gang Richtung Küche bewegte. Cloud folgte ihr und lehnte sich in den Türrahmen. “Hör zu, vielleicht sollten wir das heute lieber sein lassen”, schlug er vor, während er ihr dabei zusah, wie sie mit zitternden Händen Milch in zwei bunte Plastikbecher goss. Er sah sie nur von hinten und bemerkte zu seiner Verwunderung, wie schrecklich lang ihre Haare geworden waren. Hatte er sie schon so lange nicht mehr angesehen, dass ihm dieses Detail jetzt erst auffiel? “Ja, wahrscheinlich hast du Recht”, erklang es resignierend. Sie streckte sich, um die Mikrowellentür zu öffnen und stellte die Becher hinein. Als sie den Start-Knopf betätigt hatte, drehte sie sich zu ihm um. “Ich muss das Ganze erstmal sacken lassen”, gestand sie mit tränengefüllten Augen. “Weißt du, ich habe trotz allem irgendwie die ganze Zeit über gedacht, dass es für uns Zwei noch Hoffnung gibt. Aber das ist wohl ein Irrtum gewesen, habe ich Recht?” Auch jetzt las er in ihren Augen, dass sie noch immer verzweifelt auf ein Wunder hoffte. Doch er wollte ihr keine Erwartungen machen, wo keine mehr waren. Er war es ihr schuldig, ehrlich zu sein. “Tut mir leid”, flüsterte er kaum hörbar, doch für Tifa reichten diese sanft dahingehauchten Worte, um endgültig in Tränen auszubrechen. Sie senkte den Kopf, grub die Hände in ihr Gesicht und ergab sich ihrer Trauer. Cloud sah ihr zunächst nur hilflos dabei zu, doch so sehr er auch versuchte, sein Gesicht zu wahren, Tifa war ihm zu wichtig, um sie einfach so mit ihrem Schmerz allein zu lassen. Sie war immer für ihn da gewesen, und er schuldete es ihr, trotz ihrer Differenzen auch für sie da zu sein. Nach kurzem Zögern trat er auf sie zu und nahm sie behutsam in den Arm. Tifa hob den Kopf und funkelte ihn vorwurfsvoll an, aber trotzdem ließ sie die Umarmung zu und schmiegte wenig später ihr tränenverschmiertes Gesicht an seine Brust. “Ich habe immer nur dich gewollt”, schluchzte sie unglücklich. Cloud nickte wissend. “Ja… Ich weiß.” “Wieso liebst du mich nicht? Was habe ich bloß falsch gemacht?” Sie erstickte einen herzzerreißenden Schmerzensschrei in dem weichen Stoff seines Oberteils. Tröstend legte er seine Hand auf ihre seidenweichen, schokoladenbraunen Haare. “Du hast überhaupt gar nichts falsch gemacht, Tifa.” Mit zartem Griff hob er ihr Kinn an, um ihr in die Augen zu sehen. Ihr Blick war so leer und gebrochen, dass es ihm einen kalten Schauder über den Rücken jagte. Plötzlich tat sie ihm einfach nur entsetzlich leid. So sehr sogar, dass er nur noch einen einzigen Ausweg sah, um ihrem Leiden endlich ein Ende zu bereiten. Er seufzte tief, senkte den Blick und schluckte hart. Vielleicht war es ein Fehler, aber irgendwann würde es sowieso ans Tageslicht kommen. Es ließ sich vielleicht hinauszögern, aber letztendlich war es unvermeidbar, also hatte es auch keinen Zweck, es vor den wichtigsten Menschen in seinem Leben zu verheimlichen. Er wollte die Angst vor seinem Outing nicht länger über Tifas Seelenheil stellen. “Ich bin schwul, Tifa.” Kapitel 37: Bist du immer noch sauer? ------------------------------------- Vincent stieg aus dem Auto, schlug die Tür hinter sich zu und sah in den sternenklaren Abendhimmel. Die Nächte wurden langsam frisch, aber er konnte sich nicht daran erinnern, dass Kälte ihm in den letzten Jahrzehnten jemals etwas ausgemacht hatte. Seit Hojo ihn beerdigt hatte, war sein Körper so gefühllos und taub, dass es ihn wunderte, wie die zarten Berührungen eines gewissen blonden Jungen ihn überhaupt so dermaßen in Ekstase versetzen konnten. Der Schwarzhaarige räusperte sich, fast als hätte er Angst, dass jemand seine Gedanken hätte hören können. Geduldig wartete er bei der Adresse, die Cloud ihm soeben am Telefon genannt hatte, als er ihn gebeten hatte, ihn bitte so schnell wie möglich abzuholen. Vincent musterte das Gebäude, dessen Fenster im Erdgeschoss finster waren, aber ab dem ersten Stock erahnen ließen, dass dort tatsächlich jemand wohnte. Während er seine Arme verschränkte und sich gegen den olivgrünen Jeep lehnte, den Barett ihm freundlicherweise ausgeliehen hatte, hoffte er, dass Cloud nicht all zu schlecht gelaunt sein würde. Er hatte heute schon den ganzen Tag außergewöhnlich viel Lust auf den Blonden gehabt und war deswegen auch äußerst enttäuscht gewesen, als er das Objekt seiner Begierde nach seinem Dienst nicht wie üblich zuhause vorgefunden hatte. Cloud hatte sich während ihres letzten Telefonats etwas verbissen angehört, und Vincent vermutete, dass das Gespräch mit Tifa nicht unbedingt zufriedenstellend ausgegangen war. Er kannte seinen Freund inzwischen gut genug, um an jeder noch so kleinen Veränderung in der Tonlage seiner Stimme zu erkennen, wie es ihm gerade ging. Darauf war er in gewissem Maße stolz, denn Cloud trotz seiner Verschlossenheit zu deuten war manchmal ein schwieriges Unterfangen - sogar für ihn. Gerade deswegen genoss er jeden Moment, in dem er es fertig brachte, den schweigsamen Mann aus sich heraus gehen zu sehen. Er genoss es nicht nur, er LIEBTE es. Cloud vor Lust schreien zu hören war Grund genug, warum er oft fast zeitgleich mit ihm zum Höhepunkt kam. Unwillkürlich schossen ihm Bilder durch den Kopf, die schon im nächsten Moment ein heftiges Ziehen in seiner Leistengegend verursachten. Unglücklich brummend zog der Schwarzhaarige seinen Reißverschluss zurecht. Dass er seine frühere Kleidung gegen Jeans und Hemd getauscht hatte, war manchmal doch unpraktisch. Was gäbe er nicht dafür, gerade wieder seinen Umhang zu tragen. So hätte er seine anbahnende Erektion wenigstens hinter blutrotem Stoff verstecken können. Plötzlich flog die Eingangstür des Gebäudes auf, vor dem er wartete, und im nächsten Augenblick trat Cloud hervor. Während der Ex-Soldat mit finsterer Miene auf das Auto zusteuerte, verzog Vincent vorahnungsvoll sein Gesicht. Er hatte sich also nicht verhört - Cloud war ganz eindeutig alles andere als entspannt. Ohne auch nur ein Wort zu verlieren lief der Blonde zur Beifahrerseite, riss die Tür auf und setzte sich ins Auto. Vincent seufzte unmerklich. Es wäre auch zuviel verlangt gewesen, wenn sie die Trennung völlig ohne Streit oder Groll über die Bühne gebracht hätten. Als er zu Cloud ins Auto steigen wollte, sah er noch mal zu dem Haus, aus dem dieser gerade so ungehalten geflohen war. Sein Blick fiel auf eins der lichtumrandeten Fenster im ersten Stock. Er hielt inne, als er Tifas Umrisse hinter dem sorgfältig geputzten Fensterglas entdeckte. Die Lichtverhältnisse erlaubten es ihm nicht, ihren Gesichtsausdruck zu erkennen, doch er ahnte, dass sie genau in seine Richtung sah. Nach kurzem Zögern nickte er ihr freundlich zu, doch schon im nächsten Moment war sie aus seinem Sichtfeld verschwunden. “War es so schlimm?”, fragte er, als er sich auf dem Autositz niedergelassen hatte. Cloud hatte den Kopf gesenkt, die Arme verschränkt und schwieg beharrlich. Er schien daran offensichtlich auch nichts ändern zu wollen, also zog Vincent seine Autotür zu und startete den Motor. Wahrscheinlich war es besser, jetzt erstmal nichts zu sagen. Während Vincent das Fahrzeug wendete, um dann den Heimweg anzusteuern, schien Cloud sich nach und nach wieder zu entspannen. Er senkte seine Arme, sah schuldbewusst zu seinem schwarzhaarigen Fahrer herüber und entschuldigte sich brummend. “Schon gut”, erwiderte Vincent, während der Hauch eines Lächelns seine Lippen überzog. “Es lief… kompliziert”, erklärte Cloud. Ein tiefer Seufzer verlieh seinem Frust Ausdruck. “War sie sehr wütend?” “Wütend ist gar kein Ausdruck.” Cloud verzog sein Gesicht. “Sie ist der festen Überzeugung, ich würde sie veralbern. Dabei wollte ich bloß, dass sie nicht mehr so niedergeschlagen ist.” Vincent hob verwundert eine Augenbraue. “Wieso, was hast du denn getan?” Cloud wich den fragenden Augen des ehemaligen Turks aus und nuschelte: “Ich hab ihr gesagt, dass ich schwul bin.” Fast hätte Vincent vor Schreck eine Vollbremsung hingelegt, aber er schaffte es doch noch, seine Überraschung im Keim zu ersticken. Während Cloud noch immer von ihm weggedreht saß, durchlief ein warmes Kribbeln den Körper des Älteren. Dass der blonde Kämpfer sich so schnell offenbart hatte, kam völlig unerwartet für ihn. Auch wenn ihn die Tatsache, dass Cloud sich selbst als homosexuell bezeichnete, zunächst verwunderte, hüllte es ihn schon Sekunden später in ein unbeschreiblich überwältigendes Glücksgefühl. Bisher hatte Vincent geglaubt, es bei Cloud mit einem Mann zu tun zu haben, der gerade seine Bisexualität für sich entdeckte. Dass der Jüngere sich jetzt plötzlich ausschließlich zum männlichen Geschlecht bekannte, räumte seine Sorgen, Tifa betreffend, in eine völlig andere Dimension. “Schwul?”, echote er sanft, und seine Stimme klang dabei freudiger als er eigentlich beabsichtigt hatte. “Klar”, brummte Cloud pikiert, das Gesicht immer noch Richtung Seitenspiegel gerichtet, “Oder wie würdest du das bezeichnen, was wir mit einander haben?” Irrtümlich verstand der Makoäugige den vergnügten Unterton in Vincents Stimme völlig falsch und glaubte, er würde sich über seine Äußerung lustig machen. Es traf ihn sehr, dass jetzt auch noch Vincent nicht mit dem üblichen Ernst an seine Gefühlsbekundung heran ging. “Ich weiß nicht”, erwiderte dieser inzwischen mit einem Lächeln. “Sag du es mir.” “Hör auf, mich zu ärgern!”, fuhr Cloud ihn an. Jetzt war sein Blick wieder auf den Mann zu seiner Linken gerichtet, allerdings nur, um ihm unmissverständlich klar zu machen, dass er nicht zu Scherzen auferlegt war. Vincent erwiderte seinen Blick mit gerunzelter Stirn, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrieren musste. “Ich will dich nicht ärgern”, beteuerte er, “Ich hätte nur nie geglaubt, diese Worte mal von dir zu hören.” Cloud wusste nicht, was er antworten sollte, also schnaubte er nur abwertend. Er hatte sich in seine ursprüngliche Sitzposition begeben und die Arme wieder fest in einander verhakt. Inzwischen hatten sie die schützenden Stadtmauern verlassen. Die Landschaft rundum Edge war schon bei Tag trostlos und tot, doch im Dunkeln wirkte sie plötzlich wie die Kulisse eines schlechten Horrorfilms. Verdorrte Bäume, verrostete Fahrzeuge und öde Felder zogen an Clouds Fenster vorbei. Plötzlich merkte er, dass das Auto langsamer wurde und sah verwundert zu Vincent herüber. “Warum halten wir?”, fragte er irritiert, als sie - etwas abseits der Straße - zum Stillstand gekommen waren. Vincent drehte den Schlüssel im Zündschloss um, wodurch der Motor seinen Dienst einstellte, und sah dann zu ihm herüber. “Weil ich etwas anderes mit dir vorhatte, als zu streiten.” Cloud sah im fahlen Schein der Innenbeleuchtung zu, wie Vincent sich abschnallte. Sekunden später musste er unerwartet zurückweichen, weil der Schwarzhaarige ohne Vorwarnung zu ihm auf den Beifahrersitz herüber stieg. Fast, als hätte er es schon von vornherein so geplant, betätigte er ohne lange suchen zu müssen den Rückstellschalter am Stuhl um sich Platz zu machen und setzte sich breitbeinig auf Clouds Schoß. Seine linke Hand fing geschickt die zwei Fäuste ab, die sich nach einander gegen die ungewollte Eroberung wehrten. Mit verschmitztem Lächeln umklammerte er beide Handgelenke und presste sie nach oben, so dass sie gegen die Kopfstütze lagen. Wie ein Wrestler, der seinen Gegner im Griff hält, saß der Ex-Turk auf seinem heftig strampelnden Opfer. “Geh runter von mir”, zischte Cloud giftig. Er war nicht in Stimmung für irgendwelche Spielchen und es machte ihn nur noch grimmiger, gegen seinen Willen vom gestrafften Gurt und Vincents Körper in den Autositz gezwungen zu werden. Statt ihm zu antworten packte Vincent mit seiner freien Hand in die blonde Mähne des Jungen, riss dessen Kopf zur Seite und fuhr mit seiner Zunge über die warme Haut am Hals seines wehrlosen Opfers. Sofort durchfuhr ein atemberaubender Schauder Clouds Körper von oben bis unten. Er sog zischend Luft in seine Lungen und biss im letzten Moment die Zähne zusammen, um nicht zu stöhnen. Er wusste, dass Vincent genau dieses Geräusch von ihm hören wollte, und er würde ihm diesen Gefallen auf keinen Fall tun. “Nicht sauer sein”, raunte eine tiefe Stimme so nah an seinem Ohr, dass seine Nackenhärchen sich augenblicklich aufrichteten. Cloud schluckte hart. “Lass mich”, fauchte er drohend. “Wirklich?“, erklang es langgezogen. “Bist du schwer von Begriff?!“ Es fing an, gierige Küsse zu hageln. Zunächst an der noch feuchten Stelle an seiner Halsbeuge, dann weiter abwärts über die kantigen Schlüsselbeinknochen, bis der Kragen seines Shirts den kleinen Streifzug viel zu früh schon bremste. Cloud versuchte mit aller Kraft, nicht schwach zu werden, doch er merkte mit jeder Sekunde, dass sich sein Zorn ohne jegliches Zutun in Luft auflöste. Vincent setzte jedes erdenkliche Mittel ein, um seinen Willen zu brechen. Sanfte Stöße gegen Clouds Lenden ließen das erwachen, was eigentlich unbeeindruckt bleiben sollte. Verräter. Finger krallten sich mit leichtem Druck in seine Kopfhaut. Vincent umschloss ihn wie eine Schlange ihre Beute, damit auch wirklich kein einziger Millimeter Luft mehr zwischen ihren Körpern verblieb. Ein hilfloses Keuchen entfuhr Clouds Lippen, was nur zu gern als Anlass genommen wurde, sie mit einem fordernden Kuss zu verschließen. Vincents Zunge verschaffte sich grob Zugang zu dem, was ihr gehörte. Schnaufend ließ Cloud es zu und spürte dabei, wie jede Faser seines Körpers anfing, sich nach mehr zu sehnen. Zwischen seinen Beinen wurde es merklich härter, und das entging auch seinem Gegenüber nicht. “Bist du immer noch sauer?”, keuchte es gedämpft, während die Nähe kurz unterbrochen wurde, um seinen Gurt zu lösen und das einengende Oberteil zu entfernen. Hände wanderten in kreisenden Bewegungen über seinen Körper, streiften kurz zaghaft die Wunde an seiner Bauchdecke um sich dann ausgedehnt seinem Brustkorb zu widmen. Cloud presste die Lippen zusammen und versuchte so, jeden Laut des Wohlgefallens zu verbergen, der ihm entwischen wollte. Vincent schien das jedoch nur noch mehr herauszufordern. Zwei glutrote Augen musterten ihr Ziel voller Inbrunst, ehe sie plötzlich nach unten abtauchten. Vincent saß jetzt im Fußraum des Wagens, lehnte mit den Armen auf Clouds Oberschenkeln und ließ seine Hände über die stattliche Beule gleiten, die sich vor ihm auftat. “Oh nein, das lässt du gefälligst bleiben!”, rief Cloud gereizt, doch sein Körper hatte schon längst keine Lust mehr, sich zu sträuben. Vincent streifte ihm Hose und Shorts herunter und sah zu, wie das Ergebnis seiner Mühen sich zuckend in die Höhe reckte. Ein zufriedenes Grinsen überflog sein Gesicht. Jetzt fing der Schwarzhaarige erst richtig an, zu spielen. “Bist du immer noch sauer?”, wiederholte er raunend, doch noch bevor Cloud Gelegenheit bekam, ihm zu antworten, raubte ihm der massierende Griff einer Hand den Atem. Als dann auch noch eine Zunge spielerisch ihren Weg über seine Eichel tanzte, war es um seine Gegenwehr komplett geschehen. “Oh Gott, Vincent…” Mit lautem Stöhnen signalisierte der Blonde, dass sein Widerstand endgültig gebrochen war, was eine Woge der Erregung durch seinen Körper schickte. Lusttropfen suchten sich ihren Weg in die Freiheit, wurden jedoch von unbarmherzigen Lippen gestoppt. Cloud hob keuchend sein Becken an und schob sich der warmen, feuchten Mundhöhle entgegen, die ihn gierig umschloss. Seine Finger krallten sich in das Polster des Autositzes, während seine Füße Halt auf der Kupplung und dem Armaturenbrett suchten. Vincent ließ ihn tief in sich hinein gleiten, übte bei jedem der sanften Stöße mit seiner Zunge Druck auf den prallen Schaft aus und hatte seine Hände zielsicher zwischen Clouds Pobacken wandern lassen. Seine Finger wurden erwartungsvoll in Empfang genommen. Zunächst nur ein Einzelner, doch bald darauf auch zwei und zum Schluß sogar drei. Inzwischen war der Ältere geübt darin, Clouds Lustpunkt zu suchen. Er fand ihn schnell, was ihm mit einem lustvollen Schrei quittiert wurde. In regelmäßigem Rhythmus fing er an, seine Hand zu bewegen, saugte währenddessen noch ein paar Mal voller Genuss an Clouds Männlichkeit, um dann von ihm abzulassen. Die Hand zwischen den perfekten Pobacken trieb ihr Spiel weiter, während die andere ausholte, um auch sein eigenes, schmerzvoll hartes Glied zu befreien. Als er es endlich geschafft hatte, sich von seiner Kleidung zu trennen, näherte er sich Cloud, der bereits sehnsüchtig sein Becken anhob. Er neigte sich über den Jungen, dessen Körper bereits vor Schweiß glänzte, ließ seine Zunge über die harten Brustwarzen fahren und küsste ihn dann einnehmend. “Und, bist du immer noch sauer?” Mit einem Lächeln zog er seine Hand aus Clouds Körper zurück, um keine Sekunde später sein hartes Glied mit nur einem einzigen, kraftvollen Stoß bis zum Anschlag in die heiße Öffnung zu versenken. Wimmernd krallte Cloud sich in den Körper über sich, und auch Vincent verlor kurzzeitig die Fassung. Schwer atmend lagen die beiden Männer auf einander, doch es dauerte nicht lange, bis ihre Lust sie dazu drängte, ihre Bewegungen fortzusetzen. In einem regelmäßigen, zunächst noch langsamen Takt fing Vincent an, in Cloud hinein zu stoßen. Zärtliche Küsse sollten andeuten, dass er es nicht eilig hatte, was sich jedoch änderte, als Cloud sich absichtlich anspannte und die Enge, die ihn umschloss, ins schier unerträgliche steigerte. “Hör auf, sonst ist es schnell vorbei”, warnte er keuchend, während er seine Bewegungen ganz ohne es zu wollen intensivierte. Cloud stöhnte nur gedehnt, denn er stand selbst kurz vor der endgültigen Erlösung, also war es ihm durchaus recht, wenn Vincent jetzt kam. Ein leidenschaftlicher Biss in die Halsbeuge signalisierte ihm, dass Vincent seine stumme Aufforderung verstanden hatte, und schon im nächsten Moment erbebte sein Körper unter den hemmungslosen Stößen seines blassen Liebhabers. Eine starke Hand legte sich um sein Glied, um ihn im selben Rhythmus zu pumpen, in dem auch Vincents Schwanz in seinen Körper eintauchte und wieder hinaus glitt. Es war überwältigend, es war atemberaubend, und als Cloud endlich Erlösung fand und sein warmes Sperma zuckend über seine eigene Bauchdecke verteilte, ließ dieser Anblick auch Vincent mit einem lauten, stockenden Schrei zum Höhepunkt kommen. Noch ein- zweimal ließ er sich von Clouds einengender Hitze umschließen, bevor er sich endgültig zurück zog und sich dann völlig erschöpft auf den Körper unter sich gleiten ließ. Fast gleichzeitig stöhnten sie ihre Lust hinaus, verstummten nach und nach, bis auch ihr Herzschlag wie im Einklang langsamer wurde und sie schließlich nur noch schweigend die Nähe des Anderen genossen. Finger fuhren zärtlich durch Clouds Haar, das nun endgültig seine Form verloren hatte. Es war egal. Alles war egal. Er war verschwitzt, klebrig und völlig kaputt, doch ihn erfüllte eine Befriedigung, die schöner kaum sein konnte. Am Liebsten wäre er einfach eingeschlafen, doch er wusste, dass das keine gute Idee war. Aber zumindest wollte er diesen Moment noch ein wenig länger genießen, bevor sie weiter fahren mussten. “Cloud?”, ertönte es brummend aus seinem Nacken. “Hmh?” Er drehte den Kopf zur Seite, um Blickkontakt aufzunehmen, und wurde von zwei zärtlichen Lippen in Empfang genommen. “Was denn?”, fragte er interessiert, als Vincent ihn nach ihrem Kuss nur schwelgerisch betrachtete. “Bist du immer noch sauer?” Kapitel 38: Bist du immer noch sauer? (zensiert) ------------------------------------------------ Vincent stieg aus dem Auto, schlug die Tür hinter sich zu und sah in den sternenklaren Abendhimmel. Die Nächte wurden langsam frisch, aber er konnte sich nicht daran erinnern, dass Kälte ihm in den letzten Jahrzehnten jemals etwas ausgemacht hatte. Seit Hojo ihn beerdigt hatte, war sein Körper so gefühllos und taub, dass es ihn wunderte, wie die zarten Berührungen eines gewissen blonden Jungen ihn überhaupt so dermaßen in Ekstase versetzen konnten. Der Schwarzhaarige räusperte sich, fast als hätte er Angst, dass jemand seine Gedanken hätte hören können. Geduldig wartete er bei der Adresse, die Cloud ihm soeben am Telefon genannt hatte, als er ihn gebeten hatte, ihn bitte so schnell wie möglich abzuholen. Vincent musterte das Gebäude, dessen Fenster im Erdgeschoss finster waren, aber ab dem ersten Stock erahnen ließen, dass dort tatsächlich jemand wohnte. Während er seine Arme verschränkte und sich gegen den olivgrünen Jeep lehnte, den Barett ihm freundlicherweise ausgeliehen hatte, hoffte er, dass Cloud nicht all zu schlecht gelaunt sein würde. Er hatte heute schon den ganzen Tag außergewöhnlich viel Lust auf den Blonden gehabt und war deswegen auch äußerst enttäuscht gewesen, als er das Objekt seiner Begierde nach seinem Dienst nicht wie üblich zuhause vorgefunden hatte. Cloud hatte sich während ihres letzten Telefonats etwas verbissen angehört, und Vincent vermutete, dass das Gespräch mit Tifa nicht unbedingt zufriedenstellend ausgegangen war. Er kannte seinen Freund inzwischen gut genug, um an jeder noch so kleinen Veränderung in der Tonlage seiner Stimme zu erkennen, wie es ihm gerade ging. Darauf war er in gewissem Maße stolz, denn Cloud trotz seiner Verschlossenheit zu deuten war manchmal ein schwieriges Unterfangen - sogar für ihn. Gerade deswegen genoss er jeden Moment, in dem er es fertig brachte, den schweigsamen Mann aus sich heraus gehen zu sehen. Er genoss es nicht nur, er LIEBTE es. Plötzlich flog die Eingangstür des Gebäudes auf, vor dem er wartete, und im nächsten Augenblick trat Cloud hervor. Während der Ex-Soldat mit finsterer Miene auf das Auto zusteuerte, verzog Vincent vorahnungsvoll sein Gesicht. Er hatte sich also nicht verhört - Cloud war ganz eindeutig alles andere als entspannt. Ohne auch nur ein Wort zu verlieren lief der Blonde zur Beifahrerseite, riss die Tür auf und setzte sich ins Auto. Vincent seufzte unmerklich. Es wäre auch zuviel verlangt gewesen, wenn sie die Trennung völlig ohne Streit oder Groll über die Bühne gebracht hätten. Als er zu Cloud ins Auto steigen wollte, sah er noch mal zu dem Haus, aus dem dieser gerade so ungehalten geflohen war. Sein Blick fiel auf eins der lichtumrandeten Fenster im ersten Stock. Er hielt inne, als er Tifas Umrisse hinter dem sorgfältig geputzten Fensterglas entdeckte. Die Lichtverhältnisse erlaubten es ihm nicht, ihren Gesichtsausdruck zu erkennen, doch er ahnte, dass sie genau in seine Richtung sah. Nach kurzem Zögern nickte er ihr freundlich zu, doch schon im nächsten Moment war sie aus seinem Sichtfeld verschwunden. “War es so schlimm?”, fragte er, als er sich auf dem Autositz niedergelassen hatte. Cloud hatte den Kopf gesenkt, die Arme verschränkt und schwieg beharrlich. Er schien daran offensichtlich auch nichts ändern zu wollen, also zog Vincent seine Autotür zu und startete den Motor. Wahrscheinlich war es besser, jetzt erstmal nichts zu sagen. Während Vincent das Fahrzeug wendete, um dann den Heimweg anzusteuern, schien Cloud sich nach und nach wieder zu entspannen. Er senkte seine Arme, sah schuldbewusst zu seinem schwarzhaarigen Fahrer herüber und entschuldigte sich brummend. “Schon gut”, erwiderte Vincent, während der Hauch eines Lächelns seine Lippen überzog. “Es lief… kompliziert”, erklärte Cloud. Ein tiefer Seufzer verlieh seinem Frust Ausdruck. “War sie sehr wütend?” “Wütend ist gar kein Ausdruck.” Cloud verzog sein Gesicht. “Sie ist der festen Überzeugung, ich würde sie veralbern. Dabei wollte ich bloß, dass sie nicht mehr so niedergeschlagen ist.” Vincent hob verwundert eine Augenbraue. “Wieso, was hast du denn getan?” Cloud wich den fragenden Augen des ehemaligen Turks aus und nuschelte: “Ich hab ihr gesagt, dass ich schwul bin.” Fast hätte Vincent vor Schreck eine Vollbremsung hingelegt, aber er schaffte es doch noch, seine Überraschung im Keim zu ersticken. Während Cloud noch immer von ihm weggedreht saß, durchlief ein warmes Kribbeln den Körper des Älteren. Dass der blonde Kämpfer sich so schnell offenbart hatte, kam völlig unerwartet für ihn. Auch wenn ihn die Tatsache, dass Cloud sich selbst als homosexuell bezeichnete, zunächst verwunderte, hüllte es ihn schon Sekunden später in ein unbeschreiblich überwältigendes Glücksgefühl. Bisher hatte Vincent geglaubt, es bei Cloud mit einem Mann zu tun zu haben, der gerade seine Bisexualität für sich entdeckte. Dass der Jüngere sich jetzt plötzlich ausschließlich zum männlichen Geschlecht bekannte, räumte seine Sorgen, Tifa betreffend, in eine völlig andere Dimension. “Schwul?”, echote er sanft, und seine Stimme klang dabei freudiger als er eigentlich beabsichtigt hatte. “Klar”, brummte Cloud pikiert, das Gesicht immer noch Richtung Seitenspiegel gerichtet, “Oder wie würdest du das bezeichnen, was wir mit einander haben?” Irrtümlich verstand der Makoäugige den vergnügten Unterton in Vincents Stimme völlig falsch und glaubte, er würde sich über seine Äußerung lustig machen. Es traf ihn sehr, dass jetzt auch noch Vincent nicht mit dem üblichen Ernst an seine Gefühlsbekundung heran ging. “Ich weiß nicht”, erwiderte dieser inzwischen mit einem Lächeln. “Sag du es mir.” “Hör auf, mich zu ärgern!”, fuhr Cloud ihn an. Jetzt war sein Blick wieder auf den Mann zu seiner Linken gerichtet, allerdings nur, um ihm unmissverständlich klar zu machen, dass er nicht zu Scherzen auferlegt war. Vincent erwiderte seinen Blick mit gerunzelter Stirn, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrieren musste. “Ich will dich nicht ärgern”, beteuerte er, “Ich hätte nur nie geglaubt, diese Worte mal von dir zu hören.” Cloud wusste nicht, was er antworten sollte, also schnaubte er nur abwertend. Er hatte sich in seine ursprüngliche Sitzposition begeben und die Arme wieder fest in einander verhakt. Inzwischen hatten sie die schützenden Stadtmauern verlassen. Die Landschaft rundum Edge war schon bei Tag trostlos und tot, doch im Dunkeln wirkte sie plötzlich wie die Kulisse eines schlechten Horrorfilms. Verdorrte Bäume, verrostete Fahrzeuge und öde Felder zogen an Clouds Fenster vorbei. Plötzlich merkte er, dass das Auto langsamer wurde und sah verwundert zu Vincent herüber. “Warum halten wir?”, fragte er irritiert, als sie - etwas abseits der Straße - zum Stillstand gekommen waren. Vincent drehte den Schlüssel im Zündschloss um, wodurch der Motor seinen Dienst einstellte, und sah dann zu ihm herüber. “Weil ich etwas anderes mit dir vorhatte, als zu streiten.” Cloud sah im fahlen Schein der Innenbeleuchtung zu, wie Vincent sich abschnallte. Sekunden später musste er unerwartet zurückweichen, weil der Schwarzhaarige ohne Vorwarnung zu ihm auf den Beifahrersitz herüber stieg. Fast, als hätte er es schon von vornherein so geplant, betätigte er ohne lange suchen zu müssen den Rückstellschalter am Stuhl um sich Platz zu machen und setzte sich breitbeinig auf Clouds Schoß. Seine linke Hand fing geschickt die zwei Fäuste ab, die sich nach einander gegen die ungewollte Eroberung wehrten. Mit verschmitztem Lächeln umklammerte er beide Handgelenke und presste sie nach oben, so dass sie gegen die Kopfstütze lagen. Wie ein Wrestler, der seinen Gegner im Griff hält, saß der Ex-Turk auf seinem heftig strampelnden Opfer. “Geh runter von mir”, zischte Cloud giftig. Er war nicht in Stimmung für irgendwelche Spielchen und es machte ihn nur noch grimmiger, gegen seinen Willen vom gestrafften Gurt und Vincents Körper in den Autositz gezwungen zu werden. Statt ihm zu antworten packte Vincent mit seiner freien Hand in die blonde Mähne des Jungen, riss dessen Kopf zur Seite und fuhr mit seiner Zunge über die warme Haut am Hals seines wehrlosen Opfers. Sofort durchfuhr ein atemberaubender Schauder Clouds Körper von oben bis unten. Er sog zischend Luft in seine Lungen und biss im letzten Moment die Zähne zusammen, um nicht zu stöhnen. Er wusste, dass Vincent genau dieses Geräusch von ihm hören wollte, und er würde ihm diesen Gefallen auf keinen Fall tun. “Nicht sauer sein”, raunte eine tiefe Stimme so nah an seinem Ohr, dass seine Nackenhärchen sich augenblicklich aufrichteten. Cloud schluckte hart. “Lass mich”, fauchte er drohend. “Wirklich?“, erklang es langgezogen. “Bist du schwer von Begriff?!“ Es fing an, gierige Küsse zu hageln. Zunächst an der noch feuchten Stelle an seiner Halsbeuge, dann weiter abwärts über die kantigen Schlüsselbeinknochen, bis der Kragen seines Shirts den kleinen Streifzug viel zu früh schon bremste. Cloud versuchte mit aller Kraft, nicht schwach zu werden, doch er merkte mit jeder Sekunde, dass sich sein Zorn ohne jegliches Zutun in Luft auflöste. Vincent setzte jedes erdenkliche Mittel ein, um seinen Willen zu brechen. Finger krallten sich mit leichtem Druck in seine Kopfhaut. Vincent umschloss ihn wie eine Schlange ihre Beute, damit auch wirklich kein einziger Millimeter Luft mehr zwischen ihren Körpern verblieb. Ein hilfloses Keuchen entfuhr Clouds Lippen, was nur zu gern als Anlass genommen wurde, sie mit einem fordernden Kuss zu verschließen. Vincents Zunge verschaffte sich grob Zugang zu dem, was ihr gehörte. Schnaufend ließ Cloud es zu und spürte dabei, wie jede Faser seines Körpers anfing, sich nach mehr zu sehnen. “Bist du immer noch sauer?”, keuchte es gedämpft, während die Nähe kurz unterbrochen wurde, um seinen Gurt zu lösen und das einengende Oberteil zu entfernen. Hände wanderten in kreisenden Bewegungen über seinen Körper, streiften kurz zaghaft die Wunde an seiner Bauchdecke um sich dann ausgedehnt seinem Brustkorb zu widmen. Cloud presste die Lippen zusammen und versuchte so, jeden Laut des Wohlgefallens zu verbergen, der ihm entwischen wollte. Vincent schien das jedoch nur noch mehr herauszufordern. Zwei glutrote Augen musterten ihr Ziel voller Inbrunst, ehe sie plötzlich nach unten abtauchten. “Oh nein, das lässt du gefälligst bleiben!”, rief Cloud gereizt, doch sein Körper hatte schon längst keine Lust mehr, sich zu sträuben. Vincent streifte ihm Hose und Shorts herunter. Ein zufriedenes Grinsen überflog sein Gesicht. Jetzt fing der Schwarzhaarige erst richtig an, zu spielen. “Bist du immer noch sauer?”, wiederholte er raunend, doch noch bevor Cloud Gelegenheit bekam, ihm zu antworten, raubte ihm der massierende Griff einer Hand den Atem. [...] Finger fuhren zärtlich durch Clouds Haar, das nun endgültig seine Form verloren hatte. Es war egal. Alles war egal. Er war verschwitzt, klebrig und völlig kaputt, doch ihn erfüllte eine Befriedigung, die schöner kaum sein konnte. Am Liebsten wäre er einfach eingeschlafen, doch er wusste, dass das keine gute Idee war. Aber zumindest wollte er diesen Moment noch ein wenig länger genießen, bevor sie weiter fahren mussten. “Cloud?”, ertönte es brummend aus seinem Nacken. “Hmh?” Er drehte den Kopf zur Seite, um Blickkontakt aufzunehmen, und wurde von zwei zärtlichen Lippen in Empfang genommen. “Was denn?”, fragte er interessiert, als Vincent ihn nach ihrem Kuss nur schwelgerisch betrachtete. “Bist du immer noch sauer?” Kapitel 39: Bettzeit -------------------- “Sie hat mich ausgelacht.” Cloud hob eine Augenbraue, so als würde er immer noch nicht fassen können, was sich erst kurze Zeit zuvor zwischen ihm und Tifa abgespielt hatte. “Ich hätte erwartet, dass sie mich anschreit, auf mich losgeht oder mich meinetwegen raus wirft, aber stattdessen sieht sie mich nur an und fängt an zu lachen.” Die Empörung in seiner Stimme, während er erzählte, war deutlich heraus zu hören, aber seine Wut hatte sich dank Vincent schon vor einigen Minuten komplett in Luft aufgelöst. Vincent brummte. Er schien über Clouds Worte nachzudenken, während er den Jeep über die geradlinige, ereignislose Strecke lenkte, die sie zur Highwind führen sollte. Das grelle Licht der Scheinwerfer, die den rissigen Asphalt erhellten, lockte zahlreiche Insekten an, die den Tod an der Frontseite des Autos fanden, bloß um vorher kurz im hellen Schein baden zu können. Die Dunkelheit umgab das Fahrzeug wie eine dicke, undurchlässige Decke. Nur, wenn man seinen Blick nach hinten über die Rücksitze schweifen ließ, erkannte man in einiger Entfernung noch das unnatürliche Leuchten einer Großstadt. “Gib ihr Zeit, es zu verarbeiten”, war Vincents einziger Rat. Cloud musterte den Mann am Steuer voller Argwohn. “Das hat sie auch gesagt, kurz bevor ich gegangen bin”, knurrte er unzufrieden. Vincent schwieg kurz, bevor er fortfuhr: “Warte ein paar Tage. Ich bin mir sicher, dass sie sich bei dir melden wird.” “Das glaube ich kaum.” “Hast du noch nie gehört, dass ein Mensch nach einer Trennung verschiedene Phasen durchläuft?” Verwirrt kratzte Cloud seine Schläfe. “Ja, doch…” “Es passiert oft, dass man es erstmal nicht wahrhaben will, wenn einem so etwas widerfährt”, sagte Vincent erklärend, “Das ist eine ganz natürliche Reaktion bei einer Trennung. Oder auch, wenn ein geliebter Mensch zu Tode kommt.” Cloud schwieg benommen, denn er ahnte nach dem letzten Satz, dass Vincent aus Erfahrung sprach. Unmittelbar kam in ihm die Frage auf, ob er diese Trauerphasen auch durchlebt hatte, nachdem… - Nein, er wollte jetzt nicht daran denken. “Du hast meine Frage gar nicht beantwortet”, lenkte er ab. Er erntete einen fragenden Gesichtsausdruck und war erleichtert, dass er offensichtlich erfolgreich das Thema gewechselt hatte. “Welche Frage?” “Die, die ich dir gestellt habe, als wir eben…” Er stockte mitten im Satz, um ihn dann noch mal neu zu formulieren. “Was ist das eigentlich, was wir mit einander haben?” Ein Schmunzeln legte sich auf die Lippen des dunkelhaarigen Mannes. “Ich habe sie dir doch beantwortet”, erwiderte er mit sanfter Stimme. “Nein, hast du nicht”, wehrte Cloud sich kopfschüttelnd, “Du hast den Spieß nur umgedreht und mir genau dieselbe Frage erwidert.” Vincents Blick wurde ernst und Cloud merkte, wie seine Hände das Steuer fester umklammerten. “Ich finde, das sollten wir nicht während einer Autofahrt besprechen, Cloud”, hörte der Blonde ihn mit angespannter Stimme antworten. Verunsichert über den plötzlichen Stimmungswechsel des Ex-Turks wandte Cloud den Blick ab. Auch wenn er etwas antworten wollte, um dem Moment die Spannung zu nehmen, fiel ihm beim besten Willen nichts ein. So kam es, dass die zwei Männer den Rest der Strecke völlig stumm zurücklegten. Cloud war verwirrt. Er erwartete von Vincent doch gar kein Liebesgeständnis oder etwas in der Art, er wollte nur… Ja, was wollte er? War es etwa zuviel verlangt, wissen zu wollen, ob sie wirklich den nächsten Schritt wagen und sich öffentlich als Paar zeigen sollten? War Vincent überhaupt bereit dazu? War er selbst das? Cloud warf aus den Augenwinkeln einen heimlichen Blick auf den finsteren Mann. Seine Gesichtszüge waren wieder weicher geworden, aber trotzdem wirkte er nicht sonderlich glücklich. Der Jeep kam zum Stillstand. Sie waren bei der Highwind angekommen. Bevor Vincent das Auto absperrte, nahm Cloud geistesgegenwärtig die besudelte Fußmatte des Beifahrerplatzes an sich, rollte sie zusammen und überzeugte sich davon, dass sie keine weiteren Spuren hinterlassen hatten. Zum Glück war das Polster des Sitzes nahezu unbefleckt geblieben. Der ehemalige ShinRa-Infanterist schmiss seufzend die Tür zu und begab sich dann an Bord der Highwind. Zu seiner Erleichterung gab es weit und breit keine Spur von Cid und Barret, also lief er in den Frachtraum, wo er das Beweisstück ihres Liebesaktes in der Werkstattspüle abspülte und erstmal unbemerkt in irgend eine verstaubte Kiste verschwinden ließ. Er würde sich später darum kümmern, dass es wieder in Barrets Jeep zurückgelangte. Vincent war ihm stillschweigend hinterher gelaufen, und als Cloud sich nach der Entsorgungsaktion zu ihm umdrehte, huschte ein Anflug des Erstaunens über das schmale Gesicht seines Verfolgers. “Das hatte ich ganz vergessen”, gestand er schamhaft und durchschnitt damit das Band des Schweigens, das sie sich selbst auferlegt hatten. Cloud schenkte ihm nur ein dünnes Lächeln, was den Mann dazu veranlasste, ihn mit ernstem Blick in seine Arme zu ziehen und fest an sich zu drücken - so fest, dass er die Luft in Clouds Lungen mit leisem Seufzer hinausbeförderte. “Du weißt, was du mir bedeutest”, brummte der Ältere über die Schulter seines Freundes hinweg, “Aber bitte, zwing mich nicht, es dir zu sagen. Noch nicht. Ich kann das einfach nicht.“ Cloud nickte nur überrumpelt. Er merkte genau, dass die eben gesprochenen Worte dem Schwarzhaarigen viel abverlangt hatten. Seltsamerweise verstand er genau, was Vincent meinte. Sie beide waren sich ihrer Gefühle für einander zwar sicher, doch das Wort “Liebe” in den Mund zu nehmen war ihnen zu diesem Zeitpunkt einfach nicht möglich. Es war einfach nicht ihre Art, sich solche Dinge zu gestehen. Vielleicht, irgendwann. Vielleicht - aber jetzt nicht. “Ich verlange gar nichts von dir”, versicherte Cloud ihm mit betont gefasster Stimme, als er endlich seine Sprache wiedergefunden hatte. Vincent hatte die Umarmung gelöst und stand ihm schweigend gegenüber. Natürlich. Was sollte er auch sonst tun. “Ich würde nur gern wissen, wie es weiter gehen soll”, fuhr er nur widerwillig fort, “Schließlich sollte die Highwind eigentlich nur eine Notlösung für mich sein - so lange, bis die Sache mit Tifa geklärt wurde. Aber ich schätze, das hat sich soeben geklärt, also…” Er hielt inne und wartete auf irgend eine Reaktion von Vincent, doch der Schwarzhaarige schien nicht vor zu haben, ihn aus der Situation zu erlösen. Cloud rieb sich mit unschlüssigem Blick die Oberarme. Täuschte er sich, oder spielte Vincent gerade wieder mit ihm? Wie auch immer, er musste konkreter werden. Aber er hasste es, wenn er das tun musste, zumindest dann, wenn es um seine Gefühle ging. Er fühlte sich wohl auf der Highwind. Er wollte bleiben. Bei Vincent. …Wegen Vincent. Aber sein Stolz hätte ihm nie erlaubt, das so offen auszusprechen. Also fuhr er mit der Hand durch seine blonden Haare, verschränkte die Arme und brummte so lässig wie möglich: “Soll ich mir jetzt lieber eine Wohnung suchen, oder was?” Vincents Gesichtszüge durchliefen plötzlich mehrere Stadien nacheinander. Zuerst riss er verwundert die Augen auf, dann runzelte er die Stirn, und schließlich überflog ein amüsiertes Grinsen seine dünnen Lippen. Cloud war zurecht verwirrt. Den sonst so ernsten Mann grinsen zu sehen war noch immer befremdlich für ihn, und in dieser Situation erst recht. Es verlieh dem hochgewachsenen Ex-Turk etwas Vampirartiges, und das wirkte eher furchteinflößend als beruhigend. “Komm mit”, befahl der Dunkelhaarige ihm seltsam vergnügt, “Ich möchte dir etwas zeigen.” Er drehte sich ohne weitere Worte um und lief voraus, während Cloud ihm mit aufgewühltem Blick folgte. Was zum Teufel war denn jetzt so wichtig, dass die Beantwortung seiner Frage warten musste? Offensichtlich schien es etwas sehr Dringliches zu sein, so eilig wie Vincent es hatte. Cloud starrte auf die lange, pechschwarze Mähne, die bei jedem Schritt, den Vincent machte, sanft mitfederte. Manchmal schien sie mit der Dunkelheit, die sie umgab, regelrecht zu verschmelzen. Der schlanke Mann warf einen verstohlenen Blick über seine Schulter, was seinen Verfolger nur noch gespannter darauf machte, was er sich so unbedingt ansehen sollte. Irgendwo in der Ferne erklang das ausgelassene Lachen zweier Männer. Stimmt, Vincent war mit Barrets Jeep gekommen, also hieß das, dass der unüberhörbare Hüne mal wieder zu Besuch war. Wie der aschblonde Pilot wohl auf die Nachricht reagieren würde, dass sein zwanghaft cholerischer Saufkumpane Edge bald für längere Zeit verlassen wollte? Cloud erwachte aus seinen Gedanken, als sie vor dem Schlafzimmer zum Stillstand kamen. Vincent öffnete die Tür und ließ ihm - wortkarg wie immer - den Vortritt. Als Cloud hinein gegangen war, ließ er die Tür lautlos ins Schloss gleiten und blickte den Kleineren erwartungsvoll an. “Beantwortet das deine Frage?”, wollte er wissen. Cloud erwiderte seinen Blick verwirrt. “Was meinst du?” Es dauerte eine Weile, bis dem Blonden auffiel, dass irgend etwas im Raum anders war. Erst jetzt sah er sich das Schlafzimmer genauer an und entdeckte, dass etwas fehlte. Nein, genau genommen fehlte gar nichts - es wurde etwas ersetzt. Als Cloud in die Ecke links neben der Zimmertür blickte, wusste er auch, was es war: Vincents Sarg war verschwunden. Dort, wo vorher die tiefschwarze Totenkiste gestanden hatte, stand jetzt plötzlich - “Ein Bett?” Irritiert fuhr Cloud herum. Sollte das ein schlechter Scherz sein? “Du bringst mich her, weil du mir ein Bett zeigen möchtest?” Vincent nickte. “So ist es.” Nur nach und nach drang zu Cloud durch, dass Vincent seinen Sarg nicht gegen ein normales Bett eingetauscht hatte, sondern gegen ein breites, gusseisernes Zweipersonenbett. Die riesigen Pappkartons, in denen die Einzelteile anscheinend verpackt gewesen waren, lagen noch in der Ecke. “Ich wollte es dir eigentlich sofort zeigen, aber du warst nicht da. Also habe ich es schon mal alleine aufgebaut“, erklärte der Größere zögernd. ”Ich wollte nicht, dass wir für den Rest unseres Lebens zusammen auf meiner Couch schlafen müssen, also habe ich es nach Dienstschluss gekauft.” Obwohl Vincent einen weitaus längeren Satz gesprochen hatte, hörte Cloud nur einen winzigen Teil davon heraus - ein paar beiläufige Wörtchen, die ihm für kurze Zeit den Atem raubten und seinen ganzen Körper mit Gänsehaut überzogen. “Für den Rest unseres Lebens?”, wiederholte er langsam. Vincent erstarrte abrupt, denn er hatte nicht wirklich auf seine Wortwahl geachtet und merkte erst jetzt, was er da überhaupt ausgesprochen hatte. Doch er fasste sich schnell. “Ja”, erwiderte er mit ernster Miene, während seine feuerroten Augen Cloud prüfend musterten, “Wenn du das willst.” “Willst du es denn?” Es entstand ein Moment des ehrfürchtigen Schweigens, der sich wie eine Ewigkeit in die Länge zog. Innerlich fuhr Cloud vor Anspannung zusammen wie ein zu Tode verurteilter Verbrecher, der mit rasendem Herzen auf die erlösenden Schüsse seines Hinrichtungskommandos wartete. “Ja”, erklang es schließlich sanft. Cloud schluckte ungläubig. “Ja?” “Ja.” Wie durch einen unvernehmbaren Startschuss dazu aufgefordert rannte er auf Vincent los, stürzte sich in seine Arme und küsste ihn so hemmungslos, dass der Schwarzhaarige es gerade noch schaffte, sich auf den Beinen zu halten. Auch wenn das Wort “Liebe” noch unaussprechbar war, war Vincents Bejahen trotzdem wie ein unverhofftes Eingeständnis. Dass Cloud darauf so ungestüm reagierte, ließ den Älteren überwältigt schaudern. Er erwiderte Clouds Umarmung, indem er seine Hände auf dessen Pobacken platzierte und ihn hochhob. “Lust, das Bett einzuweihen?”, keuchte der ehemalige Turk heiser, während er bereits herüber lief und sich samt seines Anhängsels auf die noch nackte Matratze sinken ließ. Er setzte Cloud ab, streifte ihm zum zweiten Mal an diesem Abend die Kleidung vom Leib und warf sie achtlos zu Boden. “Auf den Bauch”, befahl er mit lüsterner Stimme. Cloud gehorchte. Es dauerte ein Weilchen, bis Vincent sich auch seiner eigenen Klamotten entledigt hatte, aber schließlich beugte er sich splitterfasernackt über sein wartendes Opfer. Raunend ließ er sein bereits steifes Glied über Clouds Hintern streifen, genau über den herrlich warmen, verlockenden Spalt, der die beiden makellosen Backen von einander trennte. Er wurde mit bereitwilligem Stöhnen dafür entlohnt. Als Vincent seine Hände auf Clouds Hintern platzierte und ihn ungeduldig auseinander spreizte, wurde das Stöhnen des Blonden deutlich lauter. Schnell merkte der Dunkelhaarige, dass er dank ihres ersten Liebesaktes nicht mehr auf Hilfsmittel angewiesen war. Clouds Muskel war butterweich und gab sofort nach, als er seinen Daumen mit leichtem Druck dagegen legte und ihn in kreisenden Bewegungen massierte. Er brummte zufrieden. Es bereitete ihm ein heilloses Vergnügen, zuzusehen, wie Cloud sich ächzend und windend vor Lust in die Matratze krallte. Er beschloss, sein Spiel noch etwas weiter zu treiben. Ein überraschter Aufschrei entfuhr dem Mund seines Gespielen, als er seine Zunge zur Hilfe nahm und sie beschwingt über die prallen Hoden des Jüngeren fahren ließ. Allerdings meldete sich auch sein eigener Körper immer deutlicher. Er ließ von Clouds Hintern ab, beugte sich über ihn und küsste sich an seiner Wirbelsäule entlang nach oben. Als seine Nase die ersten hellblonden Strähnen an Clouds Haaransatz erreichte, verwandelten sich seine Küsse in zärtliche Bisse. Diesmal war Vincent ein geduldigerer Liebhaber. Nachdem er in Cloud eingedrungen war, bewegte er sich nur mit minimaler Geschwindigkeit. Es war ungewohnt, aber der Blonde lernte schnell, dass es auch unvermutete Vorteile hatte. Es kam ihm vor, als würde er alles viel intensiver wahrnehmen. Jede Erhebung, jede Ader, jeder Zentimeter von Vincents Glied war deutlich spürbar und schickte heißkalte Schauder durch seinen Körper. Clouds Stöhnen änderte sich. Es war nicht mehr unkontrolliert und kurzatmig, sondern gedehnt und schwelgerisch. Die kraftvolle Hand in seinem Nacken, die ihn bestimmend in die Matratze drückte, gab ihm ein Gefühl der Unterlegenheit. Cloud hatte sich mit seiner passiven Rolle mehr oder weniger arrangiert - wenn er sich wehrte, war es eigentlich nur noch, weil es manchmal irgendwie zu ihrer merkwürdigen Vorstellung eines Vorspiels gehörte. Die Last des leicht verschwitzten, glühend heißen Körpers, die auf ihm ruhte und das, was ihn ausfüllte, nur noch tiefer in ihn hinein beförderte, war mehr als angenehm. Cloud hätte noch ewig so liegen können, doch er ahnte nicht, dass Vincent anderes mit ihm vorhatte. Der schwarzhaarige Schütze legte sich komplett auf ihn, umschlang ihn an der Taille und drehte sich dann unerwartet um. Er riss seinen Liebsten mit sich, ohne sich dabei aus seinem Körper zurück zu ziehen, was dieser mit verdutztem Keuchen kommentierte. Jetzt lagen sie beide auf dem Rücken - Vincent unten, Cloud oben - und der Jüngere musste feststellen, dass nahezu jeder Liebesakt neue Überraschungen für ihn barg. Er war unerfahren, und das wurde ihm jedes Mal aufs Neue vor Augen geführt. Die Unsicherheit, die ihn noch bei ihren ersten Annäherungen begleitet hatte, war jedoch nahezu verschwunden. Cloud liebte dieses Gefühl, das seine Adern durchströmte, jedes Mal, wenn Vincent etwas Neues mit ihm anstellte. Dieses prickelnde, einzigartige Gefühl, in unbekannte Gefilde einzutauchen würde sicher nicht ewig anhalten. Aber so lange wie es ging, würde Cloud es gierig auskosten. “Beweg dich”, raunte es in sanftem Ton von unten. Cloud gehorchte nur zu gern und begann, sich - zunächst etwas unbeholfen - zu regen. Vincent half ihm, indem er seine Taille umfasste, um den Takt und die Richtung vorzugeben. Überwältigt hielt Cloud die Luft ein, um sie dann nach wenigen Sekunden stoßweise wieder aus seiner Lunge zu entlassen. Es fühlte sich sensationell an. Als sie ihren gemeinsamen Rhythmus gefunden hatten, entfernte Vincent eine Hand, um sie mit viel Druck um Clouds steifes Glied zu legen. Er fing an zu pumpen und passte seine Handbewegungen genau dem Tempo seiner Stöße an. Wimmernd vor Lust sah der Blonde ihm dabei zu. Zu beobachten, wie Vincent so hingebungsvoll seinen Schwanz massierte, machte ihn fast wahnsinnig. Zitternd schloss er die Augen, denn er merkte, dass er kurz vor seinem Höhepunkt stand. Doch plötzlich schoss ihm völlig unerwartet etwas durch den Kopf, dass ihn für den Hauch einer Sekunde komplett aus der Bahn warf. Nein, nicht etwas. Jemand. Eine dunkle Stimme schien voller Verlangen in sein Ohr zu hauchen. Doch sie gehörte nicht Vincent. Cloud schüttelte aufgewühlt den Kopf. Nein! Warum jetzt? Warum ausgerechnet jetzt?! Seine Gedanken waren zum Glück nicht lange abgelenkt, denn Vincents geschickte Bewegungen taten ihre Wirkung. Stöhnend streckte Cloud den Kopf nach hinten und spürte einen breiten Brustkorb unter sich. Er krallte seine Finger in den blassen Arm, der noch immer kraftvoll seine Taille umfasste. Die Stöße wurden schneller, fester, das beidseitige Stöhnen lauter. Es dauerte nicht lange, bis warme, weißliche Flüssigkeit Clouds Bauchmuskeln umschmeichelte. Vincent kam fast gleichzeitig. Ein Biss in die Schulter seines Freundes erstickte den hemmungslosen Schrei, der aus seiner Kehle drang. Während die Wogen ihrer Lust langsam abebbten, kühlten auch ihre Körper wieder herunter. Ein zufriedenes Schweigen stellte sich ein. Vincent glitt wie von selbst aus dem heißen Körper heraus, an dem er sich eben so maßlos verausgabt hatte. Er drehte Cloud um, so dass sie Bauch an Bauch lagen, und verschloss seine Lippen mit einem liebevollen Kuss. Dass ihre erschlafften Glieder sich berührten, ließ Cloud wohlig schaudern. Diese vertrauensvolle Intimität, die er mittlerweile so selbstverständlich mit Vincent teilte, hatte er zuvor noch nie erleben dürfen. Er zischte auf, als ein bohrender Schmerz seinen linken Oberarm durchzog. Mit gequältem Blick rollte er von Vincent herunter und griff an die dumpf pochende Stelle. “Was ist los?”, wollte der Schwarzhaarige neben ihn mit beunruhigter Stimme wissen. Er umfasste den Körper seines Freundes, so als würde die bloße Berührung dem Blonden Linderung verschaffen. “Mein Arm”, presste Cloud nur zwischen den Zähnen hervor, während er sich vor Schmerzen nur so krümmte. Hat es dir gefallen, Cloud? Du hast an mich gedacht, nicht wahr? So, wie du immer an mich denkst. “NEIN!” Vincent, der gerade mit etwas Mühe Clouds Hand entfernt hatte, um nach der betroffenen Stelle zu schauen, blickte verwundert auf. “Nein?” Cloud öffnete seine Augen. Plötzlich war der Schmerz wieder verschwunden, genau so schnell, wie auch die Stimme in seinem Kopf verstummt war. Er war völlig atemlos vor Anspannung. “Cloud, was ist mit dir?”, erklang Vincents Stimme erneut, diesmal noch eine Oktave besorgter. “Nichts”, hauchte der Blonde, während sich seine steinhart gewordenen Muskeln allmählich wieder lockerten. “Mein Arm hat nur weh getan, aber es hat schon wieder aufgehört.” Vincent beugte sich über ihn, um nachzusehen. “Das Hämatom ist verschwunden”, stellte er verblüfft fest, “Der Heilungsprozess ist erstaunlich schnell verlaufen. Vermutlich rühren die Schmerzen daher.” “Ja…”, seufzte der makoäugige Mann erschöpft. “Ja, vermutlich…” Ein Gefühl der Leere breitete sich in seiner Brust aus. Es war dieselbe, zermürbende Leere, die er immer spürte, seit… - Er schluckte hart. Warum um Gottes Willen hatte er plötzlich das Gefühl, dass das Loch in seiner Seele nur durch eine einzige Person geschlossen werden konnte? Weil du zu mir gehörst, Cloud. Weil du ein Teil von mir bist. So war es immer… und so wird es für immer sein... Kapitel 40: Bettzeit (zensiert) ------------------------------- “Sie hat mich ausgelacht.” Cloud hob eine Augenbraue, so als würde er immer noch nicht fassen können, was sich erst kurze Zeit zuvor zwischen ihm und Tifa abgespielt hatte. “Ich hätte erwartet, dass sie mich anschreit, auf mich losgeht oder mich meinetwegen raus wirft, aber stattdessen sieht sie mich nur an und fängt an zu lachen.” Die Empörung in seiner Stimme, während er erzählte, war deutlich heraus zu hören, aber seine Wut hatte sich dank Vincent schon vor einigen Minuten komplett in Luft aufgelöst. Vincent brummte. Er schien über Clouds Worte nachzudenken, während er den Jeep über die geradlinige, ereignislose Strecke lenkte, die sie zur Highwind führen sollte. Das grelle Licht der Scheinwerfer, die den rissigen Asphalt erhellten, lockte zahlreiche Insekten an, die den Tod an der Frontseite des Autos fanden, bloß um vorher kurz im hellen Schein baden zu können. Die Dunkelheit umgab das Fahrzeug wie eine dicke, undurchlässige Decke. Nur, wenn man seinen Blick nach hinten über die Rücksitze schweifen ließ, erkannte man in einiger Entfernung noch das unnatürliche Leuchten einer Großstadt. “Gib ihr Zeit, es zu verarbeiten”, war Vincents einziger Rat. Cloud musterte den Mann am Steuer voller Argwohn. “Das hat sie auch gesagt, kurz bevor ich gegangen bin”, knurrte er unzufrieden. Vincent schwieg kurz, bevor er fortfuhr: “Warte ein paar Tage. Ich bin mir sicher, dass sie sich bei dir melden wird.” “Das glaube ich kaum.” “Hast du noch nie gehört, dass ein Mensch nach einer Trennung verschiedene Phasen durchläuft?” Verwirrt kratzte Cloud seine Schläfe. “Ja, doch…” “Es passiert oft, dass man es erstmal nicht wahrhaben will, wenn einem so etwas widerfährt”, sagte Vincent erklärend, “Das ist eine ganz natürliche Reaktion bei einer Trennung. Oder auch, wenn ein geliebter Mensch zu Tode kommt.” Cloud schwieg benommen, denn er ahnte nach dem letzten Satz, dass Vincent aus Erfahrung sprach. Unmittelbar kam in ihm die Frage auf, ob er diese Trauerphasen auch durchlebt hatte, nachdem… - Nein, er wollte jetzt nicht daran denken. “Du hast meine Frage gar nicht beantwortet”, lenkte er ab. Er erntete einen fragenden Gesichtsausdruck und war erleichtert, dass er offensichtlich erfolgreich das Thema gewechselt hatte. “Welche Frage?” “Die, die ich dir gestellt habe, als wir eben…” Er stockte mitten im Satz, um ihn dann noch mal neu zu formulieren. “Was ist das eigentlich, was wir mit einander haben?” Ein Schmunzeln legte sich auf die Lippen des dunkelhaarigen Mannes. “Ich habe sie dir doch beantwortet”, erwiderte er mit sanfter Stimme. “Nein, hast du nicht”, wehrte Cloud sich kopfschüttelnd, “Du hast den Spieß nur umgedreht und mir genau dieselbe Frage erwidert.” Vincents Blick wurde ernst und Cloud merkte, wie seine Hände das Steuer fester umklammerten. “Ich finde, das sollten wir nicht während einer Autofahrt besprechen, Cloud”, hörte der Blonde ihn mit angespannter Stimme antworten. Verunsichert über den plötzlichen Stimmungswechsel des Ex-Turks wandte Cloud den Blick ab. Auch wenn er etwas antworten wollte, um dem Moment die Spannung zu nehmen, fiel ihm beim besten Willen nichts ein. So kam es, dass die zwei Männer den Rest der Strecke völlig stumm zurücklegten. Cloud war verwirrt. Er erwartete von Vincent doch gar kein Liebesgeständnis oder etwas in der Art, er wollte nur… Ja, was wollte er? War es etwa zuviel verlangt, wissen zu wollen, ob sie wirklich den nächsten Schritt wagen und sich öffentlich als Paar zeigen sollten? War Vincent überhaupt bereit dazu? War er selbst das? Cloud warf aus den Augenwinkeln einen heimlichen Blick auf den finsteren Mann. Seine Gesichtszüge waren wieder weicher geworden, aber trotzdem wirkte er nicht sonderlich glücklich. Der Jeep kam zum Stillstand. Sie waren bei der Highwind angekommen. Bevor Vincent das Auto absperrte, nahm Cloud geistesgegenwärtig die besudelte Fußmatte des Beifahrerplatzes an sich, rollte sie zusammen und überzeugte sich davon, dass sie keine weiteren Spuren hinterlassen hatten. Zum Glück war das Polster des Sitzes nahezu unbefleckt geblieben. Der ehemalige ShinRa-Infanterist schmiss seufzend die Tür zu und begab sich dann an Bord der Highwind. Zu seiner Erleichterung gab es weit und breit keine Spur von Cid und Barret, also lief er in den Frachtraum, wo er das Beweisstück ihres Liebesaktes in der Werkstattspüle abspülte und erstmal unbemerkt in irgend eine verstaubte Kiste verschwinden ließ. Er würde sich später darum kümmern, dass es wieder in Barrets Jeep zurückgelangte. Vincent war ihm stillschweigend hinterher gelaufen, und als Cloud sich nach der Entsorgungsaktion zu ihm umdrehte, huschte ein Anflug des Erstaunens über das schmale Gesicht seines Verfolgers. “Das hatte ich ganz vergessen”, gestand er schamhaft und durchschnitt damit das Band des Schweigens, das sie sich selbst auferlegt hatten. Cloud schenkte ihm nur ein dünnes Lächeln, was den Mann dazu veranlasste, ihn mit ernstem Blick in seine Arme zu ziehen und fest an sich zu drücken - so fest, dass er die Luft in Clouds Lungen mit leisem Seufzer hinausbeförderte. “Du weißt, was du mir bedeutest”, brummte der Ältere über die Schulter seines Freundes hinweg, “Aber bitte, zwing mich nicht, es dir zu sagen. Noch nicht. Ich kann das einfach nicht.“ Cloud nickte nur überrumpelt. Er merkte genau, dass die eben gesprochenen Worte dem Schwarzhaarigen viel abverlangt hatten. Seltsamerweise verstand er genau, was Vincent meinte. Sie beide waren sich ihrer Gefühle für einander zwar sicher, doch das Wort “Liebe” in den Mund zu nehmen war ihnen zu diesem Zeitpunkt einfach nicht möglich. Es war einfach nicht ihre Art, sich solche Dinge zu gestehen. Vielleicht, irgendwann. Vielleicht - aber jetzt nicht. “Ich verlange gar nichts von dir”, versicherte Cloud ihm mit betont gefasster Stimme, als er endlich seine Sprache wiedergefunden hatte. Vincent hatte die Umarmung gelöst und stand ihm schweigend gegenüber. Natürlich. Was sollte er auch sonst tun. “Ich würde nur gern wissen, wie es weiter gehen soll”, fuhr er nur widerwillig fort, “Schließlich sollte die Highwind eigentlich nur eine Notlösung für mich sein - so lange, bis die Sache mit Tifa geklärt wurde. Aber ich schätze, das hat sich soeben geklärt, also…” Er hielt inne und wartete auf irgend eine Reaktion von Vincent, doch der Schwarzhaarige schien nicht vor zu haben, ihn aus der Situation zu erlösen. Cloud rieb sich mit unschlüssigem Blick die Oberarme. Täuschte er sich, oder spielte Vincent gerade wieder mit ihm? Wie auch immer, er musste konkreter werden. Aber er hasste es, wenn er das tun musste, zumindest dann, wenn es um seine Gefühle ging. Er fühlte sich wohl auf der Highwind. Er wollte bleiben. Bei Vincent. …Wegen Vincent. Aber sein Stolz hätte ihm nie erlaubt, das so offen auszusprechen. Also fuhr er mit der Hand durch seine blonden Haare, verschränkte die Arme und brummte so lässig wie möglich: “Soll ich mir jetzt lieber eine Wohnung suchen, oder was?” Vincents Gesichtszüge durchliefen plötzlich mehrere Stadien nacheinander. Zuerst riss er verwundert die Augen auf, dann runzelte er die Stirn, und schließlich überflog ein amüsiertes Grinsen seine dünnen Lippen. Cloud war zurecht verwirrt. Den sonst so ernsten Mann grinsen zu sehen war noch immer befremdlich für ihn, und in dieser Situation erst recht. Es verlieh dem hochgewachsenen Ex-Turk etwas Vampirartiges, und das wirkte eher furchteinflößend als beruhigend. “Komm mit”, befahl der Dunkelhaarige ihm seltsam vergnügt, “Ich möchte dir etwas zeigen.” Er drehte sich ohne weitere Worte um und lief voraus, während Cloud ihm mit aufgewühltem Blick folgte. Was zum Teufel war denn jetzt so wichtig, dass die Beantwortung seiner Frage warten musste? Offensichtlich schien es etwas sehr Dringliches zu sein, so eilig wie Vincent es hatte. Cloud starrte auf die lange, pechschwarze Mähne, die bei jedem Schritt, den Vincent machte, sanft mitfederte. Manchmal schien sie mit der Dunkelheit, die sie umgab, regelrecht zu verschmelzen. Der schlanke Mann warf einen verstohlenen Blick über seine Schulter, was seinen Verfolger nur noch gespannter darauf machte, was er sich so unbedingt ansehen sollte. Irgendwo in der Ferne erklang das ausgelassene Lachen zweier Männer. Stimmt, Vincent war mit Barrets Jeep gekommen, also hieß das, dass der unüberhörbare Hüne mal wieder zu Besuch war. Wie der aschblonde Pilot wohl auf die Nachricht reagieren würde, dass sein zwanghaft cholerischer Saufkumpane Edge bald für längere Zeit verlassen wollte? Cloud erwachte aus seinen Gedanken, als sie vor dem Schlafzimmer zum Stillstand kamen. Vincent öffnete die Tür und ließ ihm - wortkarg wie immer - den Vortritt. Als Cloud hinein gegangen war, ließ er die Tür lautlos ins Schloss gleiten und blickte den Kleineren erwartungsvoll an. “Beantwortet das deine Frage?”, wollte er wissen. Cloud erwiderte seinen Blick verwirrt. “Was meinst du?” Es dauerte eine Weile, bis dem Blonden auffiel, dass irgend etwas im Raum anders war. Erst jetzt sah er sich das Schlafzimmer genauer an und entdeckte, dass etwas fehlte. Nein, genau genommen fehlte gar nichts - es wurde etwas ersetzt. Als Cloud in die Ecke links neben der Zimmertür blickte, wusste er auch, was es war: Vincents Sarg war verschwunden. Dort, wo vorher die tiefschwarze Totenkiste gestanden hatte, stand jetzt plötzlich - “Ein Bett?” Irritiert fuhr Cloud herum. Sollte das ein schlechter Scherz sein? “Du bringst mich her, weil du mir ein Bett zeigen möchtest?” Vincent nickte. “So ist es.” Nur nach und nach drang zu Cloud durch, dass Vincent seinen Sarg nicht gegen ein normales Bett eingetauscht hatte, sondern gegen ein breites, gusseisernes Zweipersonenbett. Die riesigen Pappkartons, in denen die Einzelteile anscheinend verpackt gewesen waren, lagen noch in der Ecke. “Ich wollte es dir eigentlich sofort zeigen, aber du warst nicht da. Also habe ich es schon mal alleine aufgebaut“, erklärte der Größere zögernd. ”Ich wollte nicht, dass wir für den Rest unseres Lebens zusammen auf meiner Couch schlafen müssen, also habe ich es nach Dienstschluss gekauft.” Obwohl Vincent einen weitaus längeren Satz gesprochen hatte, hörte Cloud nur einen winzigen Teil davon heraus - ein paar beiläufige Wörtchen, die ihm für kurze Zeit den Atem raubten und seinen ganzen Körper mit Gänsehaut überzogen. “Für den Rest unseres Lebens?”, wiederholte er langsam. Vincent erstarrte abrupt, denn er hatte nicht wirklich auf seine Wortwahl geachtet und merkte erst jetzt, was er da überhaupt ausgesprochen hatte. Doch er fasste sich schnell. “Ja”, erwiderte er mit ernster Miene, während seine feuerroten Augen Cloud prüfend musterten, “Wenn du das willst.” “Willst du es denn?” Es entstand ein Moment des ehrfürchtigen Schweigens, der sich wie eine Ewigkeit in die Länge zog. Innerlich fuhr Cloud vor Anspannung zusammen wie ein zu Tode verurteilter Verbrecher, der mit rasendem Herzen auf die erlösenden Schüsse seines Hinrichtungskommandos wartete. “Ja”, erklang es schließlich sanft. Cloud schluckte ungläubig. “Ja?” “Ja.” Wie durch einen unvernehmbaren Startschuss dazu aufgefordert rannte er auf Vincent los, stürzte sich in seine Arme und küsste ihn so hemmungslos, dass der Schwarzhaarige es gerade noch schaffte, sich auf den Beinen zu halten. Auch wenn das Wort “Liebe” noch unaussprechbar war, war Vincents Bejahen trotzdem wie ein unverhofftes Eingeständnis. Dass Cloud darauf so ungestüm reagierte, ließ den Älteren überwältigt schaudern. Er erwiderte Clouds Umarmung, indem er seine Hände auf dessen Pobacken platzierte und ihn hochhob. “Lust, das Bett einzuweihen?”, keuchte der ehemalige Turk heiser, während er bereits herüber lief und sich samt seines Anhängsels auf die noch nackte Matratze sinken ließ. Er setzte Cloud ab, streifte ihm zum zweiten Mal an diesem Abend die Kleidung vom Leib und warf sie achtlos zu Boden. “Auf den Bauch”, befahl er mit lüsterner Stimme. Cloud gehorchte. [...] Vincent beugte sich über ihn und küsste sich an seiner Wirbelsäule entlang nach oben. Als seine Nase die ersten hellblonden Strähnen an Clouds Haaransatz erreichte, verwandelten sich seine Küsse in zärtliche Bisse. Diesmal war Vincent ein geduldigerer Liebhaber. [...] Es war ungewohnt, aber der Blonde lernte schnell, dass es auch unvermutete Vorteile hatte. Es kam ihm vor, als würde er alles viel intensiver wahrnehmen. [...] Die kraftvolle Hand in seinem Nacken, die ihn bestimmend in die Matratze drückte, gab ihm ein Gefühl der Unterlegenheit. Cloud hatte sich mit seiner passiven Rolle mehr oder weniger arrangiert - wenn er sich wehrte, war es eigentlich nur noch, weil es manchmal irgendwie zu ihrer merkwürdigen Vorstellung eines Vorspiels gehörte. [...] Er war unerfahren, und das wurde ihm jedes Mal aufs Neue vor Augen geführt. Die Unsicherheit, die ihn noch bei ihren ersten Annäherungen begleitet hatte, war jedoch nahezu verschwunden. Cloud liebte dieses Gefühl, das seine Adern durchströmte, jedes Mal, wenn Vincent etwas Neues mit ihm anstellte. Dieses prickelnde, einzigartige Gefühl, in unbekannte Gefilde einzutauchen würde sicher nicht ewig anhalten. Aber so lange wie es ging, würde Cloud es gierig auskosten. [...] Doch plötzlich schoss ihm völlig unerwartet etwas durch den Kopf, dass ihn für den Hauch einer Sekunde komplett aus der Bahn warf. Nein, nicht etwas. Jemand. Eine dunkle Stimme schien voller Verlangen in sein Ohr zu hauchen. Doch sie gehörte nicht Vincent. Cloud schüttelte aufgewühlt den Kopf. Nein! Warum jetzt? Warum ausgerechnet jetzt?! Seine Gedanken waren zum Glück nicht lange abgelenkt, denn Vincents geschickte Bewegungen taten ihre Wirkung. Cloud streckte den Kopf nach hinten und spürte einen breiten Brustkorb unter sich. Er krallte seine Finger in den blassen Arm, der noch immer kraftvoll seine Taille umfasste. [...] Während die Wogen ihrer Lust langsam abebbten, kühlten auch ihre Körper wieder herunter. Ein zufriedenes Schweigen stellte sich ein. Vincent drehte Cloud um, so dass sie Bauch an Bauch lagen, und verschloss seine Lippen mit einem liebevollen Kuss. Cloud schauderte. Diese vertrauensvolle Intimität, die er mittlerweile so selbstverständlich mit Vincent teilte, hatte er zuvor noch nie erleben dürfen. Er zischte auf, als ein bohrender Schmerz seinen linken Oberarm durchzog. Mit gequältem Blick rollte er von Vincent herunter und griff an die dumpf pochende Stelle. “Was ist los?”, wollte der Schwarzhaarige neben ihn mit beunruhigter Stimme wissen. Er umfasste den Körper seines Freundes, so als würde die bloße Berührung dem Blonden Linderung verschaffen. “Mein Arm”, presste Cloud nur zwischen den Zähnen hervor, während er sich vor Schmerzen nur so krümmte. Hat es dir gefallen, Cloud? Du hast an mich gedacht, nicht wahr? So, wie du immer an mich denkst. “NEIN!” Vincent, der gerade mit etwas Mühe Clouds Hand entfernt hatte, um nach der betroffenen Stelle zu schauen, blickte verwundert auf. “Nein?” Cloud öffnete seine Augen. Plötzlich war der Schmerz wieder verschwunden, genau so schnell, wie auch die Stimme in seinem Kopf verstummt war. Er war völlig atemlos vor Anspannung. “Cloud, was ist mit dir?”, erklang Vincents Stimme erneut, diesmal noch eine Oktave besorgter. “Nichts”, hauchte der Blonde, während sich seine steinhart gewordenen Muskeln allmählich wieder lockerten. “Mein Arm hat nur weh getan, aber es hat schon wieder aufgehört.” Vincent beugte sich über ihn, um nachzusehen. “Das Hämatom ist verschwunden”, stellte er verblüfft fest, “Der Heilungsprozess ist erstaunlich schnell verlaufen. Vermutlich rühren die Schmerzen daher.” “Ja…”, seufzte der makoäugige Mann erschöpft. “Ja, vermutlich…” Ein Gefühl der Leere breitete sich in seiner Brust aus. Es war dieselbe, zermürbende Leere, die er immer spürte, seit… - Er schluckte hart. Warum um Gottes Willen hatte er plötzlich das Gefühl, dass das Loch in seiner Seele nur durch eine einzige Person geschlossen werden konnte? Weil du zu mir gehörst, Cloud. Weil du ein Teil von mir bist. So war es immer… und so wird es für immer sein. Kapitel 41: Roter Strand ------------------------ Raus aus meinem Kopf, raus aus meinem Leben. Ich häng an deinem Tropf, Dein Puls durch meine Venen. Dein Blick durchbohrt meine Seele, jede Berührung brennt auf meiner Haut. Lass mich los, siehst du nicht, ich sterbe stückchenweise. Irgendwo im Nirgendwo, weit vor den Toren zu deiner Welt. Lass los, noch lebe ich, noch atme ich - wenn auch leise. Lass mich los, zerschlag' den Bann der uns zusammen hält. Genug von falschem Schein, genug der langen Reden. Ich will alleine sein, nur raus aus deinem Knebel. Dein Wind zerreißt meine Segel, deine Nähe vergiftet den Geist. Lass mich los, siehst du nicht ich sterbe stückchenweise. Irgendwo im Nirgendwo, weit vor den Toren zu deiner Welt. Lass los, noch lebe ich, noch atme ich - wenn auch leise. Lass mich los, zerschlag den Bann der uns zusammen hält. (Daniel Wirtz - Lass mich los) _________ Eine kühle Brise streichelte über Clouds unbekleideten Körper und ließ ihn frösteln. Die herbstliche Kälte reichte nicht, um ihn aufzuwecken, doch das grelle Kreischen einer Möwe schaffte, was sie nicht geschafft hatte und riss den Blonden aus seinem Schlaf. Cloud setzte sich auf, fasste sich stöhnend an die Stirn und blinzelte, um seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Verwundert legte er die Stirn in Falten. Hatte da eben wirklich eine Möwe geschrien? Er erstarrte. Mit weit aufgerissenen Augen blickte er um sich und sah nichts außer Sand. Feinen, feuchten, goldfarbenenen Sand. Auf dem zweiten Blick erkannte er etwas weiter entfernt die schäumenden Wellen des Meeres. Ihr Rauschen füllte die Luft wie ein stetiges Seufzen. “Was zum Teufel…” Verwirrt sah Cloud an sich herab. Er war splitterfasernackt, genau so nackt, wie er eingeschlafen war. Zu seinen Füßen entdeckte er einen dunklen Stoff, der sich als ein zerfetztes Zelt entpuppte. Cloud erkannte es wieder. Es war das Zelt, in dem er damals mit Vincent gelegen hatte. Das Zelt, in dem Vincent zu Chaos wurde und ihn verletzt hatte. Mit zugeschnürter Kehle stellte er fest, dass die dunklen Flecken, die fast das ganze Gewebe bedeckten, seine eigenen, getrockneten Blutflecken waren. Er saß genau dort, wo er gelegen hatte, als Chaos ihn in zweifacher Weise durchbohrt hatte. Was machte er hier? Es musste ein Traum sein. Anders ging es nicht. Auch wenn er sich dabei unendlich blöd vorkam, tat er das, was wohl jeder in seiner Situation getan hätte: Er zwickte mit viel Kraft in die Haut an seinem Unterarm. Er spürte das Zwicken genau, aber trotzdem veränderte sich seine Umgebung nicht. Cloud sah mit aufgewühltem Blick den Strand entlang. Er beugte sich vor, grub seine linke Hand in den körnigen Sand und ließ ihn durch seine Finger rinnen. Alles wirkte so real… Aber das konnte doch gar nicht sein! Wenn er nicht träumte, wie war er dann hierher gekommen? Und das, zu seinem Leidwesen, auch noch völlig nackt? Er schreckte auf, als er glaubte, etwas gehört zu haben. Angespannt blieb er sitzen, rührte sich nicht und wartete ab. Es war der Wind. Irgend etwas war anders an ihm. Zuerst konnte Cloud es nicht definieren, was es war, doch als er angestrengt hinhörte, glaubte er, jemanden reden zu hören. Der Meereswind… sprach zu ihm? Ein zartes Flüstern drang an seine Ohren, aber dennoch war weit und breit niemand zu sehen. Der Wind trug die Worte in seine Richtung, aber sie waren zu leise, um sie zu verstehen. Sie wiederholten sich, immer und immer wieder. Ein eiskalter Schauder durchlief Cloud von oben bis unten, aber es lag nicht etwa daran, dass ihm kalt war. Er gruselte sich nicht schnell, aber was hier gerade passierte, war mehr als unheimlich. Die Stimme, die zu ihm sprach, wurde allmählich lauter. Irgendwann konnte Cloud einige Wortfetzen aufschnappen. … gehörst … mir … … gehörst … zu mir … … Du … gehörst … zu mir! Wie zu Stein erstarrt blieb Cloud sitzen, denn er kannte diese Stimme. Sekunden, nach dem ihm diese Tatsache bewusst geworden war, wurde sie plötzlich ohrenbetäubend laut. Und sie erklang genau hinter ihm. "Du gehörst zu mir, Cloud." Erschrocken fuhr Cloud herum, wich sofort eilig nach hinten aus und rappelte sich auf. “Sephiroth”, hörte er sich selbst zischen. Es musste ein Traum sein. Ein schrecklicher, schauerlicher Alptraum. Lange, silbrige Haare reflektierten das fahle Mondlicht. Ein glatter Umhang streifte über den Sand, dicht gefolgt von der messerscharfen Spitze einer schmalen, langen Klinge. Masamune. Die Schwertspitze zog eine feine Spur hinter sich her, während sich der riesige Mann mit langsamen Schritten näherte. “Wirklich gut gemacht, Cloud…” Ein Angst einflößendes Grinsen überflog die schmalen Lippen, die sich kurz darauf erneut öffneten, um fort zu fahren: “Wer hätte jemals gedacht, dass die unscheinbare Marionette ihre Fäden selbst ziehen könnte? Aber trotz all dem, Cloud, bist du machtlos gegen den Puppenspieler.” “Was willst du von mir?!”, schrie Cloud ungehalten, ohne auf die Worte des finsteren Mannes einzugehen. Sephiroth warf den Kopf in den Nacken und lachte. “Ich will dir danken, Cloud. Du hast deinen Zweck erfüllt. Nein, mehr als das. Du hast unsere Erwartungen übertroffen. Es wird noch etwas dauern, aber bald schon werden wir wieder vereint sein. Nicht nur wir - all unsere Brüder und Schwestern! Und das haben wir nur dir zu verdanken.” “Was soll das bedeuten?” Jetzt war es Sephiroth, der die Frage des Blonden ignorierte. Er lachte erneut, bevor er seine Klinge hochnahm und sie vor Clouds entsetzten Augen an seinem eigenen Unterarm ansetzte. Noch bevor der Jüngere reagieren konnte, drang die messerscharfe Schneide tief in die blasse Haut des Mannes ein und gab rote Flüssigkeit frei. Die Wunde war riesig. Das Blut spritzte nur so heraus. Wieder lachte Sephiroth. Es war das selbe, irrsinnige Lachen wie früher. Das Lachen, das irgendwann vor langer Zeit normal gewesen war, bevor der Aufenthalt im Archiv es so verändert hatte. Bevor Sephiroth sich verändert hatte. Ein Lachen, das sich in Clouds Hirn gebrannt hatte wie ein Laser. “Du gehörst zu mir, Cloud. Du und ich, wir sind eins. Durch unsere Venen fließt das Erbe Jenovas”, sprach der Silberhaarige mit selbstsicherer Stimme. “Früher oder später werde ich dich mir einverleiben. Wir werden mächtiger sein, als wir es uns jemals erträumt haben.” “Nein!” “Wehr dich nicht dagegen. Ich spüre, dass du es tief in deinem Herzen auch willst. Ein Teil von dir sehnt sich nach mir.” “Nein! Das ist eine Lüge!” “Verschließe deine Augen vor der Wahrheit, so lange du möchtest. Ohne mich bist du verloren, und du wirst erst deine Ruhe finden, wenn unsere Herzen für immer im Einklang schlagen.” Sephiroth kam immer näher und zog eine breite, rote Spur hinter sich her. Aus seinem aufgeschlitzten Arm schoss noch immer Blut, und es wurde immer mehr. Es war zuviel, um real zu sein. Viel zu viel. Plötzlich schien es regelrecht auf den Mann herunter zu regnen. Es kam von überall. Bei Sephiroth hatten immer nur drei Farben dominiert: Silber, schwarz und zartes porzellanweiß. Jetzt war er nur noch rot. Seine Haare, seine Rüstung, seine Haut… Einfach alles. Nur seine Augen stachen noch hervor, seine unheimlichen, hellen… hypnotisierenden Augen. Auch wenn Cloud zurückweichen wollte, konnte er nicht. Er war wie angewurzelt. Nackt und hilflos musste er mit ansehen, wie sein früheres Idol blutgetränkt in seine Richtung lief. Unter dem glänzenden Rot, das ihn umhüllte, zeichneten sich sehnige Muskeln ab. “Lass mich in Ruhe! Hau ab! Du bist TOT!”, brüllte Cloud fast hysterisch, doch er wusste, dass er den Mann nicht davon abhalten konnte, sich ihm zu nähern. Er war nur noch wenige Zentimeter entfernt und der Blonde wusste sich nicht anders zu helfen, als ihn aus voller Brust anzuschreien. Er kreischte, bis seine Lungen unter dem wahnsinnigen Druck resignierten. Dann war Sephiroth da. Direkt vor ihm. Das allgegenwärtige Grinsen in seinem Gesicht wurde immer breiter. Das Rot, das ihn durchtränkte, rieselte überall herunter. Nicht mal mehr seine Zähne waren weiß. Keuchend vor Erschöpfung schloss Cloud seine Augen. Auch wenn ihm die Kraft fehlte, weiter zu schreien, wusste er, dass er nur irgendwie wieder aufwachen musste. Und das schnell. Also atmete er tief durch, bevor er sich ins eigene Gewissen redete: Es ist nur ein Traum. Nur ein Traum. Wach auf, Cloud! Mach die Augen auf und wach verdammt noch mal auf! “Es ist zwecklos”, hauchte eine Stimme direkt neben seinem Ohr. Hände erfassten ihn plötzlich und rissen ihn grob an einen wesentlich größeren Körper. Lippen stahlen sich gierig auf die Seinen. Cloud wehrte sich dagegen, presste den Mund so fest zu, wie er nur konnte, doch eine forsche Hand ergriff seinen Unterkiefer, drückte mit Daumen und Zeigefinger in die Kuhle zwischen seinen Wangen und zwang ihm gewaltsam, den Mund aufzumachen. Im nächsten Moment füllte nicht nur eine raue Zunge, sondern auch ein ekelhafter Blutgeschmack seinen Mund. Starr vor Entsetzen merkte Cloud, wie die andere Hand des Mannes seinen Körper erforschte. Er wand sich panisch hin und her, gewann etwas mehr Kontrolle über seinen Körper zurück und nutzte sie, um mit voller Kraft in alle Richtungen zu schlagen. “Cloud! Cloud!” Seine Fäuste trafen etwas Weiches, doch es fühlte sich nicht menschlich an. Er öffnete irritiert die Augen und fand sich in völliger Dunkelheit vor. “Cloud!” Eine Stimme direkt neben ihm rief entsetzt seinen Namen. Erst jetzt bemerkte er, dass er nicht mehr stand, sondern lag. Er lag… in einem Bett. Eine Hand streifte beruhigend über sein Gesicht, eine andere, metallische, hielt ihn an der Schulter. “Wieder ein Alptraum?” Vincent zog Cloud an sich, schmiegte sein Gesicht an die samtig weiche Haut seiner Halsbeuge und küsste sie sanft. “Du hast plötzlich angefangen zu schreien”, teilte der Schwarzhaarige ihm mit. “Es hat sich angehört, als würde es um dein Leben gehen.“ Cloud fasste sich stöhnend an die Stirn. “Tut mir leid…” “Macht nichts”, erklang es brummend, “Für deine Träume kannst du nichts. Ich weiß genau, wie es ist, wenn einen Erlebnisse aus der Vergangenheit bis in den Schlaf verfolgen.” Nach einer kurzen Schweigepause fügte er hinzu: “Du hast seinen Namen gerufen.” Cloud schluckte unbehaglich. “Ich weiß.” “Also war es wieder einer dieser Träume, von denen du erzählt hast?” “Ja…” Wieder eine Pause. “Möchtest du darüber reden?” “Nein… Nein. Ist schon gut.” Cloud setzte sich auf, beugte sich über die Bettkante und suchte im Dunkeln nach seiner Unterhose. “Ich muss mal ins Bad.” Er ließ Vincent im Bett zurück und tastete sich seinen Weg aus dem Zimmer. Seufzend durchquerte er den engen Flur, öffnete die Tür des Badezimmers und setzte sich auf die Toilette, um zu pinkeln. Er bewegte seine Zunge im Mund hin und her. Wenn er es nicht besser wüsste, hätte er fast geglaubt, noch immer ganz schwach Sephiroths Blut schmecken zu können. Ächzend schlug er die Hände über dem Kopf zusammen. Er hätte nie erwartet, dass der ehemalige First Class SOLDAT ihn sogar nach seinem Tod nicht loslassen würde. Sei es auch nur in seinen Träumen. Für einen kurzen Moment hatte er tatsächlich geglaubt, am Strand zu stehen. Es war beängstigend, wie real das Ganze gewirkt hatte. Die Toilettenspülung rauschte wie gewohnt vor sich hin, als er sie betätigte. Mit kraftlosen Schritten lief Cloud zum Waschbecken und fummelte den Hahn auf. Er wunderte sich über die ungewöhnlich dunkle Wasserfärbung, als er sich die Hände säuberte. Seine Augenbraue hob sich, als er in den Spiegel sah. Im Halbdunkeln sah sein Gesicht wirklich komisch aus. Für einen Moment glaubte er, dunkle Flecken auf seiner Haut zu sehen. Beunruhigt tastete er nach dem Lichtschalter, legte ihn um und ließ seinen Blick wieder zum Spiegel schweifen. Ihm gefror das Blut in den Adern. Er riss die Augen auf. Sein Spiegelbild starrte voll blanker Furcht zurück. Sämtliche Härchen an seinem Körper richteten sich auf. An seinem vor Entsetzen geöffneten Mund klebte dunkelrotes Blut. Und nicht nur dort. Es klebte überall. Einfach überall! An seinen Haaren, an seinem Hals, auf seiner Schulter und am ganzen Rest seines Körpers. Ein großer, deutlicher Handabdruck zierte seinen Unterkiefer. Cloud schrie stumm auf. Zuerst wich er zurück und wollte zu Vincent flüchten, doch aus irgend einem Grund überlegte er es sich in letzter Sekunde anders. Zitternd trat er wieder ans Waschbecken und drehte erneut den Wasserhahn auf. Wie besessen fing er an, die Blutspuren von seiner Haut zu kratzen. Er kratzte so fest, dass es ihm weh tat, und er wimmerte dabei wie ein verirrtes Kind. “Es ist nur ein Traum. Es ist nur Einbildung”, predigte er leise vor sich hin, und gerade als nicht mehr viel fehlte, bis er endgültig die mentale Kontrolle verlor, waren die Blutspuren plötzlich wieder verschwunden. Weg. Genau so schnell, wie sie gekommen waren, waren sie auch wieder fort. Es war eine Frage von Sekunden gewesen, aber sie hatten gereicht, um Clouds Herzschlag in schwindelerregende Höhe zu katapultieren. Schwer schnaufend stütze er sich am kalten Emaille des Waschbeckens ab. Er fing ernsthaft an, an seinem Verstand zu zweifeln. Erneut sah er in den Spiegel, wo ein Paar ermattete Mako-Augen auf ihn zurückblickten. Er war so müde… so unendlich müde… Schweigend hielt er seine Hände unter das strömende Wasser und beugte sich vor, um die kalte Flüssigkeit in seinem Gesicht zu verteilen. Es half ihm, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Seufzend trocknete er sich ab. Sein Kreislauf beruhigte sich allmählich wieder. Schließlich verließ er das Bad. Er lief ins Schlafzimmer und holte sich die Bettdecke, die noch auf Vincents Couch lag. Nur beifällig warf er einen Blick auf den Wecker und wunderte sich schon gar nicht mehr, als er sah, dass es gleich vier Uhr war. Als er sich zurück ins Bett legte, suchte er eilig Vincents Nähe. Es beruhigte ihn, den Körper des Mannes im Rücken zu haben, auch wenn der Schwarzhaarige inzwischen längst eingeschlafen war. Cloud zog behutsam die Decke über sie beide, um ihn nicht zu wecken. Er wollte auch schlafen, aber es graute ihm davor, auch nur die Augen zuzumachen. Die Alpträume nahmen allmählich Überhand. Die Grenze zwischen Traum und Realität schien zu verwischen und Cloud wusste nicht, ob tatsächlich Sephiroth dahinter steckte, oder ob er sich das alles nur einbildete. Waren es womöglich Spatfolgen seiner Mako-Vergiftung? Aber wenn es so sein sollte, warum tauchten sie dann ausgerechnet jetzt auf? Er fühlte sich machtlos, ratlos, verwirrt und irgendwie… benutzt. Traum oder nicht, Sephiroth hatte ihn geküsst. Trotz der Abscheu und der Wut, die er empfunden hatte, hatte sich auch eine altbekannte Erregung unter seine Gefühle gemischt. Diese extrem kontroversen Empfindungen verstörten ihn zutiefst. Er schämte sich dafür, nach einem Erlebnis wie diesem tatsächlich Wollust zu entwickeln. Plötzlich fühlte er sich wie der abartigste Mensch der Welt. Obwohl Vincents entspannte Atmung regelrecht einschläfernd war, machte Cloud in dieser Nacht kein Auge mehr zu. Stattdessen lag er wach und starrte an die kahle Zimmerdecke. Kapitel 42: Das schwarze Biest ------------------------------ Es war still im Raum. Endlich… Vincent seufzte zufrieden, griff nach seinem Weinglas und nippte daran. Er stellte es auf den dunklen Holzcouchtisch zurück, fuhr mit schlanken Fingern durch dünnes, seidig schwarzes Haar und blätterte dann selbstvergessen die Seite seines Buches um, die er soeben zu Ende gelesen hatte. Es war Wochenende, er hatte seine letzte Schicht für heute hinter sich gebracht und zelebrierte den Gedanken, dass er die nächsten zwei Tage frei haben würde. In letzter Zeit hatten sich viele junge Kämpfer freiwillig gemeldet, um die Bürgerwehr zu unterstützen. Der Bau der Stadtmauern ging gut voran, was zur Folge hatte, dass immer weniger Monster in die Altstadt oder Edge eindrangen. Es ging voran, und das stimmte ihn ungewöhnlich heiter. Auch, dass es Cloud allmählich besser ging, erleichterte ihn. Seit dem letzten Alptraum war jetzt schon mehr als eine Woche vergangen. Man merkte dem Blonden an, dass er sich nach und nach etwas entspannte. Vincent hatte genau gemerkt, dass der junge Schwertkämpfer unter Stress stand. Die ganzen Ereignisse der letzten Zeit hatten ihm seelisch schwer zugesetzt, auch wenn er das vermutlich nie eingeräumt hätte. Aber solche Dinge musste Cloud auch nicht aussprechen. Vincent schien sie fast instinktiv zu spüren. Zum Glück hatte der Schwarzhaarige Recht behalten, was Tifa anging. Cloud hatte sie einen Tag nach ihrer Auseinandersetzung angerufen, um sich nach Denzel zu erkundigen, was die junge Brünette genutzt hatte, um sich bei ihm zu entschuldigen. Seitdem war ihr Verhältnis wieder entspannter, auch wenn Vincent ahnte, dass noch viel Redebedarf bestand - zumindest von Tifas Seite. Cloud wollte am Sonntag bei ihr vorbei fahren, um sich noch mal mit ihr zusammen zu setzen und etwas Zeit mit Denzel zu verbringen, denn wenn man Tifa glauben konnte, fragte der Junge in einer Tour nach seinem selbstlosen Retter. Es war Vincent nicht entgangen, dass dieses Interesse auf Gegenseitigkeit beruhte. Aus irgend einem Grund schien sich sein Freund für den Jungen verantwortlich zu fühlen. Cloud hatte ihm erst am Morgen nach dem Alptraum von Denzel erzählt. Wie sie sich kennen gelernt hatten, den Tag zusammen verbrachten und der Kleine dann schließlich bei Tifa Unterschlupf fand. Vincent hatte es mit einer gewissen Verblüffung zur Kenntnis genommen, allerdings ohne groß darauf einzugehen. Es war klar, dass auch ihn das Schicksal des Waisen nicht kalt ließ, aber Cloud hatte Recht: Einen Achtjährigen auf die Highwind mitzunehmen, wäre nicht gut gegangen. Cid hätte ihnen vermutlich die Hölle heiß gemacht. Außerdem hatte auch der Ex-Turk selbst nicht wirklich Lust darauf, Cloud mit irgend jemandem teilen zu müssen - sei es auch nur mit einem Kind. Tatsächlich merkte er immer deutlicher, dass er ganz schön eifersüchtig werden konnte. Es waren Gefühle, die ihn verwirrten. Schließlich war es eine kleine Ewigkeit her, seit ihn Emotionen dieser Art heimgesucht hatten. Nicht umsonst war er froh, dass das Thema Sephiroth unlängst vom Tisch war. Vincent hatte schon von Anfang an das Gefühl gehabt, dass irgend etwas nicht mit Cloud stimmte. Sein seltsames Verhältnis zum Nordkrater, seine ständigen Alpträume und dann noch das Rätsel um dieses mysteriöse Hämatom, dass an ein- und demselben Tag aufgetaucht und wieder verschwunden war… Es bereitete ihm Unbehagen. Aber das hatte er Cloud natürlich nicht gesagt. Er war insgeheim froh, dass Cloud seine Mimik noch nicht so deuten konnte wie er die des Blonden. Er wusste genau, dass sowohl Clouds Psyche als auch sein Körper nach wie vor mit den Langzeitschäden der Mako-Überdosis zu kämpfen hatten. Wenn er ehrlich war, glaubte er kaum, dass sich sein Zustand jemals wieder völlig normalisieren würde. Dass Cloud noch lebte, grenzte ja eigentlich schon an ein Wunder. Vincent hoffte nur, dass der ehemalige Infanterist stark genug sein würde, um dieser Belastung auch zukünftig standhalten zu können. Er war sich nicht sicher, ob Sephiroth tatsächlich erneut plante, den Planeten zu zerstören. Es war nicht so, dass er Cloud keinen Glauben schenken wollte, aber sein Verstand sagte ihm, dass der General nun mal tot war. Dass Cloud zumindest mental noch immer mit dem Mann zu kämpfen hatte, war jedoch eine Tatsache, die sich nicht leugnen ließ. Und genau das bereitete ihm Kopfschmerzen. Die Tür wurde aufgerissen. Vincent blickte von seinem Buch auf. “Und?”, fragte er interessiert. Cloud lief ins Zimmer und schaubte erschöpft. Cid hatte schon vor einiger Zeit die kaputten Fliesen in der Dusche entdeckt und den Blonden vor Wut fast über Bord geworfen. Zum Glück hatte Cloud ihn damit beschwichtigen können, dass er ihm beim Verlegen der neuen Fliesen helfen und die Kosten dafür übernehmen würde. Und genau das hatten sie in den letzten zwei Stunden in die Tat umgesetzt. Gemeinsam hatten sie in der Stadt neue Fliesen gekauft, die kaputten mit etwas Mühe entfernt und sie dann ersetzt. “Sieht wieder aus wie neu”, berichtete der Blonde brummend. Es war laut zugegangen im Badezimmer, während sie gearbeitet hatten. Nicht so sehr wegen der Arbeit an sich, denn das abtragen der zerstörten Fliesen war schnell erledigt und auch den Baumixer, mit dem sie den Fliesenkleber angerührt hatten, hatten sie nur kurz gebraucht. Vielmehr war es die Art, wie sie arbeiteten, die so geräuschvoll von Statten gegangen war. Cid hatte die Anweisungen gegeben und während Cloud sie anfänglich noch schweigend ausgeführt hatte, war die friedliche Stimmung schon Minuten später gekippt und die üblichen Gehässigkeiten hatten lautstark die Runde gemacht. Es überraschte Vincent nicht. Wenn man das Wort “laut” im Wörterbuch nachschlagen würde, fände man dort mit Sicherheit ein Foto von Cid. Ähnlich verhielt sich das bestimmt mit den Begriffen “ungehobelt” und “versoffen”. Cloud ließ sich neben Vincent auf die Couch fallen. Der Ältere hatte sich wieder seinem Buch zugewandt und saß im Schneidersitz neben ihm. Wenn Vincent las, war er so vertieft, dass man die Sister Ray neben ihm abfeuern könnte, ohne dass er auch nur das Geringste davon mitbekam. Cloud kam gut damit zurecht, dass sein ohnehin schweigsamer Partner manchmal Stunden lang so geistesabwesend war. Er wunderte sich nur darüber, wie ein Buch so dermaßen fesselnd für den Dunkelhaarigen sein konnte. Vor allem las Vincent oft noch nicht mal Romane, sondern richtig langweiligen Kram. Wissenschaftslektüre, Sachbücher oder sogar Betriebsanleitungen. Sie stapelten sich haufenweise auf dem Couchtisch. Cloud neigte den Kopf, um einige Titel auf den Buchrücken überfliegen zu können. “Die spannende Welt der Genetik-Experimente: Dein Replik und Du” “Wo ist meine zweite Socke? - Ein Krimi für Ordnungsfanatiker” “Mama, meine Haare leuchten! - Die lustigsten Mako-Unfälle in der Geschichte ShinRas” Leicht verwirrt legte der Blonde die Stirn in Falten. Vincent hatte wirklich eine eigenartige Auffassung von Freizeitunterhaltung. Sein Blick streifte hinüber zum Bücherregal. Er behielt es eigentlich ständig im Auge, denn er hatte dort etwas versteckt, was Vincent besser nicht finden sollte. Zugegeben, sein Versteck war nicht gerade einfallsreich, aber die Chance, dass Vincent ausgerechnet das Buch erwischen würde, in das er seinen merkwürdigen Schatz versteckt hielt, war nur sehr gering. “Darf ich dich etwas fragen, Vince?”, fragte Cloud irgendwann, behielt jedoch den verträumten Blick in Richtung Bücherregal bei. “Hmh?”, erklang es in fragendem Ton. Auch Vincent machte sich nicht die Mühe, Blickkontakt herzustellen, denn dazu war er zu sehr in seinem Buch versunken. “Wie hast du es geschafft, damit fertig zu werden?” Cloud sah nun zu dem Schwarzhaarigen herüber, der seinerseits den Kopf gehoben hatte und ihn mit schmerzvollem Blick musterte. Er ahnte anscheinend, was kommen würde. “Wie hast du es geschafft, die Trauer zu bewältigen, als du wusstest, dass sie… na ja… für immer weg sein wird?” Es dauerte lange, bis er eine Antwort bekam. “Ich weiß es nicht”, erklang es schließlich sanft. Vincent klappte sein Buch zu und legte es beiseite. “Ich schätze, ich habe es einfach akzeptiert. Ich weiß, dass ich nichts mehr daran ändern kann. Es ist Vergangenheit.” Er machte eine kurze Pause, bevor er hinzufügte: “Außerdem habe ich jetzt dich, nicht wahr? Warum sollte ich dann länger der Vergangenheit nachtrauern?” Cloud lächelte dünn. Irgend etwas an der Art, wie er lächelte, ließ Vincent mit vorahnungsvoll die Stirn runzeln. “Wieso fragst du mich das?” “Weiß nicht. Nur so.” Der Ältere stieß einen leisen Seufzer aus. Er rückte näher an Cloud heran und zog ihn in seine Arme. Dann sagte er etwas, was Cloud vor Schreck erstarren ließ. “Es ist nichts falsch daran, um ihn zu trauern, Cloud”, sprach er brummend, “Immerhin war er lange Zeit ein Held. Er war dein Vorbild. Wir können nichts daran ändern, dass wir über den Tod bestimmter Menschen trauern, ganz egal, wie viel Schmerz sie uns auch bereitet haben.” Cloud schwieg benommen. Dass Vincent ihn durchschaut hatte, ließ ihn innerlich erschaudern. Voller Unwohlsein schlug er die Augen nieder. Er konnte Vincent noch nicht einmal ansehen. Er schämte sich. Am Liebsten hätte er geantwortet, dass er keineswegs trauerte, dass er nur rein zufällig gefragt hatte, weil es ihn eben interessierte. Aber er wusste, dass Vincent ihm nicht glauben würde. Und es entsprach schließlich auch nicht der Wahrheit. Zumindest schien Vincent ihn in gewisser Weise zu verstehen, und das beruhigte ihn. Aber warum trauerte er? Warum ausgerechnet um ihn? Wieso überragte dieses zerstörende Gefühl alle anderen Empfindungen, sogar den Schmerz über den Verlust von Zack und Aerith? ______________________________ “Haben wir alles?” “Ja, glaub schon.” Cloud packte die Einkäufe aufs Kassenband und schnappte sich eine Papiertüte, die er mit dazu legte. Cid hatte seine zwei Mitbewohner zum Einkaufen gescheucht, denn seit sie zu Dritt auf der Highwind wohnten, verbrauchten sie wesentlich mehr Lebensmittel. Er hatte ihnen sein Auto zur Verfügung gestellt - eine uralte Kiste, die er eigentlich nur benutzte, um den Weg von seinem Luftschiff nach Edge nicht zu Fuß zurücklegen müssen. Die Highwind musste einen gewissen Sicherheitsabstand zu den Stadtmauern einhalten, was vielleicht auch besser war. Cloud hätte dem Piloten durchaus zugetraut, dass er das Ding sonst aus Bequemlichkeit irgendwo mitten in der Stadt geparkt hätte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ihr lautstarker Zeitgenosse sich jemals freiwillig von seinem Fluggefährt trennen würde. Schweigend packte Vincent ihre Einkäufe ein, während Cloud bezahlte. Gerade als sie den Supermarkt verlassen wollten, kam ihnen ein Mann entgegen. Cloud stöhnte unvernehmbar auf. Von allen Menschen auf diesem verdammten Planeten musste ihm ausgerechnet dieser begegnen! Er war nicht unbemerkt geblieben. Ein breites Grinsen auf dem Gesicht seines rothaarigen Gegenübers bestätigte diese Tatsache. Reno hielt an und musterte ihn mit überlegenem Blick. Allein die Körpersprache des jungen Turks ließ Cloud vor Zorn die Zähne zusammenbeißen. “Na, wenn das nicht Cloud Strife ist”, erklang es in vergnügtem Ton, “Musst deine Einkäufe jetzt wohl alleine machen, was?” Darum bemüht, seine Wut zu zügeln und den dämlich grinsenden Vollidioten zu ignorieren, setzte Cloud seinen Weg fort, dicht gefolgt von Vincent, der ihn mit Argusaugen beobachtete. Reno hingegen schien es ganz und gar nicht zu passen, einfach stehen gelassen zu werden. Und vorlaut wie er war konnte der Turk es nicht lassen, dem Blonden noch etwas nachzurufen, was ihn abrupt anhalten ließ. “Sie stöhnt echt geil, wenn sie kommt. Aber so was hast du wohl nie von ihr gehört, was?” Cloud hielt die Luft an und kniff die Augen zusammen. Er versuchte mit aller Anstrengung, sich zu beherrschen, doch er schaffte es nicht. “Kannst du mal halten?” Er schob Vincent die Einkaufstüte in die Arme und drehte sich um. “Cloud, lass ihn doch”, brummte der Schwarzhaarige in dem kläglichen Versuch, seinen aufgebrachten Freund zu beruhigen. “Er will dich nur provozieren.” “Das kann er gerne haben.” Während Cloud mit forschen Schritten zurück lief, direkt auf den hämisch lachenden Rothaarigen zu, blieb Vincent stehen und beschloss, sich vorerst nicht einzumischen. Als Reno sah, dass seine Worte den ehemaligen Infanteristen zur Rückkehr bewegt hatten, verbreiterte sich sein Grinsen. “Sag bloß, das hat dich jetzt gekränkt?” fragte er in provokantem Ton. Cloud blieb nur wenige Zentimeter vor dem schlanken Mann stehen, warf ihm einen wutentbrannten Blick zu und zischte: “Was Tifa macht, ist ihre Sache. Das geht mich nichts mehr an. Aber wenn du ihr jemals weh tust, breche ich dir sämtliche Knochen im Leib, hast du verstanden?” Reno hielt sich mit gespielter Furcht die Hände vor sein Gesicht. “Uh, jetzt habe ich aber Angst!”, rief er aus, beugte sich vor und lachte dann. “Unser kleiner Sephiroth-Verschnitt droht mir Prügel an!” Cloud hatte die Faust schon gehoben, als ihn plötzlich jemand am Handgelenk packte und ihn in letzter Sekunde davon abhielt, Reno tatsächlich zu schlagen. “Das reicht jetzt”, brummte Vincent von hinten, “Du willst dich doch nicht wirklich auf sein Niveau herablassen, oder?” Der vormalige Turk wurde mit einem wütenden Blick für sein Einschreiten gestraft, doch schon Sekunden darauf schienen seine Worte Wirkung zu zeigen und Clouds zum Angriff gehobener Arm senkte sich wieder. “Wie ich sehe hast du schon jemanden gefunden, der jetzt den Babysitter spielt”, kommentierte Reno mit verschränkten Armen. “Hab ja schon immer geahnt, dass du eigentlich lieber Männer fickst.” “Halte dich zurück, Kiribani”, warnte Vincent nun mit tiefer Stimme. “Ich mag kein Turk mehr sein, aber ein einziger Anruf würde reichen, und du bist deinen lächerlichen Posten los.” “Das glaubst du ja wohl selbst nicht, Valentine”, grollte der Rothaarige seinerseits. “Willst du es wirklich darauf anlegen? Ich kenne manche deiner Vorgesetzten wesentlich besser und länger als du. Es wäre mir eine Freude, sie um einen kleinen Gefallen zu bitten, der alten Zeiten wegen.” Reno legte irritiert die Stirn in Falten und verzog seinen Mund, sagte aber nichts weiter. Vincents Drohung klang durchaus glaubhaft. Und der düstere Mann sah nicht so aus, als wäre er zu Scherzen aufgelegt. “Ich meine es ernst”, fauchte Cloud seinem Widersacher zu, als Vincent ihm gebar, dass sie weitergehen sollten. “Wenn ich merke, dass du sie bloß verarscht hast, bist du dran.” “Ach, so wie du sie verarscht hast meinst du?” Fast hätte Cloud ein zweites Mal versucht, auf den Mann loszugehen, doch Vincent hielt ihn noch immer fest und konnte ihn davon abhalten. “Lass es sein”, riet der ehemalige Turk ihm kopfschüttelnd, “Das ist es nicht wert.” “Er fragt doch förmlich danach!”, schnaubte Cloud wüst. “Ja. Genau deswegen solltest du gar nicht erst darauf eingehen.” Sie entfernten sich von Reno, der keine Anstalten mehr machte, ihnen folgen zu wollen. Cloud befreite sich aus Vincents Griff, denn auch wenn er einsah, dass der Dunkelhaarige Recht hatte, wollte er nicht festgehalten werden wie ein kleines Kind. Er war aber noch so von seiner Wut geblendet, dass er nicht bemerkte, wie ihm ein Fußgänger entgegen kam. Schon im nächsten Moment stieß er hart mit jemandem zusammen, wurde zu Boden gerissen und landete direkt auf der Person, die er soeben umgerempelt hatte. Während er sich noch darüber ärgerte, dass er schon wieder in jemanden hineingerannt war, erklang plötzlich ein unverwechselbares Klicken: Das Einrasten eines Abzugs. Verdutzt sah Cloud herab und blickte geradewegs in den stählernen Lauf eines Revolvers. “Du hast genau drei Sekunden, um von mir herunter zu kommen, Blondie, oder ich verteile den Inhalt deines hübschen Schädels direkt hier auf dem Gehweg”, raunte eine tiefe Stimme in bedrohlichem Ton. Während Cloud sich überrumpelt aufrichtete, hörte er Vincent plötzlich auf den Fremden einreden. “Ich würde es begrüßen, wenn du deinen Revolver nicht auf meine Freunde richten würdest, Chi.” Verwundert sah Cloud erst zu Vincent und dann zu dem unbekannten Mann, der sich nun ebenfalls aufrichtete. Er war groß, muskulös gebaut und trug eine schwarze Uniform, die Cloud allerdings keiner Firma oder Institution zuordnen konnte. Oberhalb seines Kragens bedeckten Tätowierungen seinen Hals und auch an den Händen war er tätowiert. Es ließ sich nur erahnen, wie der Rest seines Körpers unterhalb des dunklen Anzugs erst aussehen musste. Seine Haare waren genau so schwarz und lang wie die von Vincent - eigentlich sogar länger - nur hatte der Unbekannte die linke Hälfte seines Schädels millimeterkurz rasiert. Zahlreiche Piercings schmückten sein Gesicht. Cloud kam nicht umher zu bemerkten, dass er trotz des ganzen neumodischen Körperschmucks wirklich attraktiv war. “Vincent!”, rief der schwarzhaarige Fremde voller Begeisterung aus, steckte seinen Revolver weg und klopfte sich den Schmutz von der Kleidung. “Sorry, wusste ja nicht, dass das ein Kumpel von dir ist.” Jetzt wandte sich der Mann, der offenbar auf den Namen Chi hörte, Cloud zu. “Nimm’s mir nicht übel”, entschuldigte er sich lächelnd, “Ich dachte, du wärst auf Ärger aus.” “Keineswegs”, brummte Cloud, während er die ausgestreckte Hand des Mannes ergriff, um sie zu schütteln. Er hatte einen wirklich kräftigen Händedruck. “Ich bin Chi”, stellte der junge Mann sich fröhlich vor. “Und du bist dann wohl Cloud, hab ich Recht?” “Äh, ja… Der bin ich.” Cloud war verwirrt. Wer war dieser Typ? Woher kannte er Vincent und wieso wusste er seinen Namen? Hilfesuchend sah er zu Vincent, der seinen Blick zu deuten wusste und anfing zu erklären. “Chi ist die letzten Wochen als Ersatz für dich eingesprungen. Kurz nachdem du ausgefallen bist, ist er zu uns gestoßen. Er hat mit mir zusammen die Patrouillen gemacht und ist uns eine große Hilfe.” Chi grinste verstohlen. “Wird mir fehlen, mit ihm zusammen zu arbeiten, wenn du dann wieder da bist. Auch wenn er ja nicht unbedingt der Gesprächigste ist”, scherzte der gutaussehende Mann vergnügt. Cloud fiel die unverwechselbare Augenfarbe seiner Kampfvertretung auf. “Mako-Augen”, stellte er verblüfft fest. Chi nickte. Allem Anschein nach schien er sehr stolz auf diese Tatsache zu sein. “Jup, ich war im selben Verein wie ihr. Ist aber schon ne ganze Weile her”, erwiderte er. Als sich plötzlich ein weiterer Mann näherte, drehte Chi sich um und winkte ihn heran. “Kennt ihr euch schon?”, fragte er Cloud. Dieser musterte den Neuankömmling, der neben Chi angehalten hatte. Er war relativ klein und hatte ein sehr schmales, weibliches Gesicht. Auf seinem Rücken waren zwei lange Klingen befestigt. Auch er hatte die typisch blaugrünen Mako-Augen und seine Haut war furchtbar blass, fast schon durchsichtig. Das Auffälligste an ihm waren jedoch seine langen Haare, die zu einem glatten Zopf gebunden waren. Sie hatten genau dieselbe blaugrüne Färbung wie seine Augen. Mako-farbig... “Nein”, erwiderte Cloud eilig, als ihm klar wurde, dass er den Fremden schon ganz schön lange anstarrte. “Blitz”, sprach der Mann nur knapp, um sich vorzustellen. Seine Stimme klang so sanft, dass es einem Flüstern glich. Cloud machte Anstalten, auch ihm die Hand zu schütteln, doch Blitz ignorierte die Geste und blieb starr wie eine Salzsäule neben Chi stehen. Irritiert zog Cloud seine ausgestreckte Hand zurück. “Blitz ist etwas schüchtern”, erklärte Chi augenzwinkernd, “Aber er hat mich auf euch aufmerksam gemacht. Dank ihm kann ich auf ganz legale Weise meine überschüssigen Aggressionen an den Monstern in der Stadt auslassen. Sehr praktisch.” “Aha”, kommentierte Cloud mit argwöhnischem Blick. Er wusste nicht so genau, was er von den beiden Männern halten sollte. Vor allem Blitz war ihm irgendwie unheimlich. Offenbar schien Chi das zu spüren. “So, aber wir müssen dann mal wieder los”, erklärte er mit einem Lächeln, “Mein Bruder fragt sich bestimmt schon, wo ich so lange bleibe.” Die zwei Paradiesvögel verabschiedeten sich. Während sie davon liefen, sahen sowohl Cloud als auch Vincent ihnen schweigend nach. Als Cloud sah, dass Chi zu einem Motorrad lief, änderte sich sein skeptischer Blick allerdings schlagartig. “Hey, wartet mal!” Er setzte sich in Bewegung und ließ einen verwirrt dreinschauenden Vincent zurück. Chi hatte sich umgedreht und musterte ihn mit fragendem Blick. “Was gibt’s?”, wollte er wissen, als Cloud aufgeholt hatte. “Dein Motorrad”, fing der Blonde an, während er die Maschine des Mannes voller Ehrfurcht betrachtete, “Wo hast du es her? Es ist… wunderschön.” “Fenrir?” Chi sah auf das monströse, glänzende Motorrad und grinste dann triumphierend. “Nett, nicht wahr? Ein richtiges Biest! Mein Bruder hat sie mir geschenkt. Sie ist ne Sonderanfertigung, ein echtes Unikat. Ich muss noch ein paar Veränderungen machen lassen, aber dann ist sie perfekt.” “Fenrir…” Völlig fasziniert betrachtete Cloud die dunkle Maschine. Er hatte noch nie etwas derart Schönes gesehen. Sie war die perfekte Symbiose aus Kraft und Eleganz - ein rabenschwarzes, Ehrfurcht einflößendes Monster. Er wusste nicht, warum, aber sein Herz schlug sofort höher, wenn er dieses Gefährt ansah. “Sie hat sicher ordentlich PS”, mutmaßte er. Chi lachte amüsiert. “Oh ja, mehr als genug!” Der Schwarzhaarige machte eine kurze Pause, bevor er fragte: “Interessiert sie dich? Du scheinst ja richtig begeistert zu sein.” “Und ob”, gab Cloud zu, während er zärtlich seine Hand über den dunklen Lack gleiten ließ. Chi beobachtete den blonden Mann und legte nachdenklich die Stirn in Falten. “Eigentlich wollte ich sie nicht verkaufen”, brummte er, “Aber du scheinst ihr ja regelrecht verfallen zu sein.” Ein süffisantes Lächeln huschte über seine Lippen. “Ich bin ja kein Unhold. Wahrer Liebe soll man nicht im Weg stehen. Wenn der Preis stimmt, könnte ich mich vielleicht umstimmen lassen.” “Ich würde jeden Preis zahlen”, platzte es aus Cloud heraus. Er sah zu Vincent herüber, der noch immer weiter entfernt stand und in abwartender Pose verharrte. Offensichtlich legte er keinen Wert darauf, dem Gespräch weiter beizuwohnen. “Vorsicht, Cloud”, warnte Chi raunend und beugte sich zu ihm vor, “Denn ein solches Angebot kann Folgen für dich haben. An Geld liegt mir nichts, das habe ich wie Sand am Meer. Wenn du die Maschine haben willst, wirst du etwas anderes dafür opfern müssen.” Cloud hob unbeholfen die Schultern. “Und das wäre?” Chi zückte seine Geldbörse, kramte ein Visitenkärtchen heraus und drückte es dem Blonden in die Finger. “Überlege dir etwas”, erwiderte er schmunzelnd, “Wenn du mir ein unwiderstehliches Angebot machen kannst, könnte ich mich durchaus überzeugen lassen.” “Und was schwebt dir da vor?” Jetzt war es Chi, der mit den Achseln zuckte. “Überrasch mich.” Er stieg auf das Motorrad, zwinkerte dem Blonden ein letztes Mal zu und drehte dann den Zündschlüssel um. Als der Motor aufheulte, verbreitete sich schlagartig Gänsehaut über Clouds Körper. Er bemerkte zuerst gar nicht, dass Blitz näher an ihn herangetreten war. Erst, als Chi nach dem Mann mit den Mako-farbenen Haaren rief, sah Cloud, wie nah dieser plötzlich stand. Und obwohl Blitz gerufen wurde, sah er nicht etwa zu Chi, sondern zu Cloud. Sein Blick war seltsam. Unheimlich. Völlig starr und emotionslos. “Er spricht sehr viel von dir”, erklang es fast flüsternd. Cloud schluckte. Etwas Unerklärliches im Blick des jungen Mannes ließ ihn schlagartig ahnen, von wem die Rede war. “Er? ...Wer?”, fragte er trotzdem. Ein hauchzartes Lächeln umspielte Blitz’ Lippen. Es war ein wissendes, fast herablassendes Lächeln, das das Blut in Clouds Adern gefrieren ließ. “Unser Bruder. Wer sonst.” Dann drehte der geheimnisvolle Mann sich plötzlich um und lief zu Chi, der schon ungeduldig auf ihn wartete. Während Cloud zusah, wie Blitz wortlos auf das Motorrad stieg und die beiden Männer in Begleitung eines ohrenbetäubenden Lärms davon fuhren, legte er besorgt die Stirn in Falten. Er senkte den Blick und sah auf die Visitenkarte. Warum kam es ihm plötzlich vor, als hätte er sich auf etwas wirklich Unheilvolles eingelassen? . Kapitel 43: Zwischen Argwohn und Vertrauen ------------------------------------------ “Lass dich lieber nicht auf diese Typen ein.” “Wieso nicht?” Cloud betrachtete die Visitenkarte, die man ihm vor wenigen Stunden in die Hand gedrückt hatte. “Weil ich ihnen nicht über den Weg traue”, begründete Vincent brummend. “Sie mögen auf unserer Seite kämpfen, aber ich traue ihnen trotzdem nicht.“ Es war schon spät. Die Dunkelheit der Nacht umgab die Highwind wie ein dichter, undurchdringlicher Schleier, aber da keiner der zwei Männer morgen irgendwelche Verpflichtungen hatte, saßen sie zu später Stunde noch zusammen auf dem Sofa. Vincent mit einem Glas Wein, Cloud mit einer seltsam anmutenden Visitenkarte. “Sie sind schon etwas merkwürdig”, gab Cloud zu, “Aber hast du das Motorrad gesehen?” Noch während er diese Frage aussprach, fingen seine Augen an zu leuchten wie die eines Kindes in der Golden Saucer. Vincent konnte sich ein zartes Lächeln nicht verkneifen. “Ja, habe ich. Es ist eine schöne Maschine”, gestand er. “Aber mir ist nicht ganz wohl dabei, wie du Chi‘s Vorstellungen beschrieben hast, was die Bezahlung angeht.” “Du tust ja gerade so, als würde ich meine Seele dem Teufel verschreiben.” “Vielleicht. Wer weiß das schon.” Cloud musste schmunzeln, was Vincent mit innerlicher Freude zur Kenntnis nahm. “Wenn du nicht willst, dass ich ihn anrufe, dann lasse ich es.” “Wirklich?” Überraschst hob der Ältere die Augenbrauen. Er hätte nicht erwartet, dass Cloud so schnell klein bei geben würde. Der Blonde zuckte mit belangloser Miene die Schultern. “Klar. So wichtig ist es mir auch wieder nicht.” “Er hatte meiner Meinung nach einfach etwas zu viel Interesse an dir”, fand Vincent. Die Unzufriedenheit, die sich unter seine Worte mischte, war nicht zu überhören. Cloud sah verwundert zur Seite. “Glaubst du wirklich?” Während er eben noch gelangweilt in den Sofakissen gelegen hatte, richtete er sich jetzt plötzlich auf. Vincent strafte seine viel zu offensichtliche Neugierde mit verbittertem Blick. “Es ist ja nicht so, als wären mir seine Blicke entgangen”, knurrte er, “Und du hast auch nicht gerade gewirkt, als wäre er uninteressant für dich.” Cloud wäre vor Erstaunen fast die Kinnlade herunter geklappt. “Ich glaub’s ja nicht”, brachte er fassungslos hervor, “Bist du etwa eifersüchtig?” Völlig perplex sah der junge Mann zu, wie Vincent sich abwendete und mit mürrischem Gesicht sein Weinglas auffüllte. Er antwortete nicht auf die eben gestellte Frage, was die wahrscheinlich aussagekräftigste Bejahung war, die Cloud von ihm bekommen konnte. Auch wenn es überraschend kam und es durchaus nicht wünschenswert war, dass man ihn jetzt ignorierte, fand der Blonde die Eifersucht seines Freundes mehr als schmeichelhaft. “Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich mich für ihn interessiere, oder?”, fragte er ungläubig. Keine Antwort. “Komm schon, Vince, das ist doch lächerlich.” Keine Antwort. “Du warst doch derjenige, der Wochen lang Seite an Seite mit ihm gekämpft und trotzdem nicht ein einziges Mal seinen Namen erwähnt hat!”, protestierte Cloud schließlich aufgebracht. Er fühlte sich plötzlich wie ein streitsüchtiger Teenager, denn er wusste ganz genau, dass er mit diesen Worten eine Reaktion heraufbeschwören würde. Und er sollte Recht bekommen: Jetzt war es Vincent, dem plötzlich vor Verwunderung das Gesicht entgleiste. “Ich habe es einfach nicht für erwähnenswert gehalten, das ist alles”, rechtfertigte der Rotäugige sich spürbar pikiert. “Er ist bloß irgend ein dahergelaufener SOLDAT, dem die Mako-Behandlung das Hirn zerfressen hat. Schau dir seinen Freund an, diesen Blitz… Er ist doch wohl der lebende Beweis dafür, was ShinRa seinen Mitarbeitern angetan hat.” “Er sieht unheimlich aus”, stimmte Cloud seinem dunkelhaarigen Gegenüber zu. Insgeheim war er einfach nur froh, dass Vincent wieder den Mund aufgemacht hatte, auch wenn er ihn dafür hatte ärgern müssen. “Er sieht nicht nur so aus, er ist unheimlich”, erwiderte Vincent ernst. Er beugte sich mit bedeutungsschwangerem Blick zu Cloud vor, was dem Gespräch plötzlich etwas irrsinnig Geheimnisvolles verlieh. Mit tiefer Stimme lüftete Vincent den Grund für sein seltsames Verhalten: “Blitz spritzt sich Mako. Direkt in die Venen.” “Was?!” Ein intensiver Schauder fuhr eiskalt an Clouds Wirbelsäule herab. Er hatte sich nicht verhört, und doch konnte er kaum fassen, was Vincent ihm gerade erzählt hatte. Das, was ihn fast umgebracht hatte, spritzte dieser Mann sich in den Blutkreislauf? Freiwillig? “Er ist abhängig”, fuhr Vincent fort, “Süchtig nach Mako.” “Süchtig?” wiederholte Cloud geschockt. “Er spritzt sich jeden Tag eine Mischung aus Mako und einigen anderen Aufputschmitteln. Chi hat es mir erzählt.” “Wieso macht er sowas?” “Wahrscheinlich aus dem selben Grund, wieso auch ShinRa Mako einsetzte: Er hofft, dass es ihn stärker macht. Aber du siehst ja, was stattdessen aus ihm geworden ist. Er ist wie eine wandelnde Leiche. Er kann kaum noch sprechen, wirkt völlig verstört und wird mehr und mehr zu einem…” “Monster?”, vervollständigte Cloud in fragendem Ton. Vincent nickte. “Ja, anders kann man es kaum sagen. Bald wird er genau so sein wie die Gestalten, die Hojo einst erschaffen hat. Falls sein Körper nicht vorher schon resigniert.” Die Falte, die sich während Vincents Antwort zwischen Clouds Augenbrauen gebildet hatte und dort beharrlich die Stellung hielt, ließ den Schwarzhaarigen unmittelbar erkennen, dass sich sein Freund wie so oft grüblerischen Gedanken widmete. “Kann man ihm nicht irgendwie helfen?” Vincent schüttelte mutlos den Kopf. “Er will es so, Cloud”, antwortete er eindringlich, “Er macht es doch aus freien Stücken. Beim letzten Mal, als er sich zuviel von dem Zeug gespritzt hatte, war er Tage lang komatös. Chi erzählte mir, er hätte ihn völlig nackt in seinem Appartement vorgefunden, zusammengekauert wie ein Embryo. Aber statt aus seinen Fehlern zu lernen, macht er einfach so weiter wie bisher.” “Und wenn man ihn zwingt, aufzuhören?” Vincent hob mit nachdenklichem Blick die Schultern. “Ich weiß nicht, was dann passieren würde. Offenbar ist sein Körper so an die täglichen Dosen gewöhnt, dass er wahrscheinlich eine Entziehungskur bräuchte. Ich wüsste allerdings niemanden, den man in einem solchen Fall zu Rate ziehen könnte. Mir war bis vor kurzem noch nicht einmal bewusst, dass es so was wie Mako-Süchtige gibt.” Cloud hüllte sich in betretenes Schweigen, was Vincent dazu veranlasste, das Gespräch als beendet anzusehen. Er trank seinen Wein aus und erhob sich von der Couch. “Ich bin noch kurz im Bad”, sprach er, als er an dem jungen Mann mit der Zackenfrisur vorbei lief. Cloud nickte nur. Er sah zu, wie sich die Mähne aus pechschwarzem Haar zur Tür hinaus bewegte und richtete seinen Blick dann auf das mächtige Bücherregal gegenüber. Einen Moment lang sog er mit viel Kraft Luft in seine Lungen, so als würde er Mut für irgend etwas sammeln. Dann atmete er aus, stand auf und lief zielgerichtet auf ein bestimmtes Buch zu. Mit zitternder Hand fasste er es an, krallte seinen Zeigefinger hinter den etwas ausgefransten Rand des Buchrückens und zog den Wälzer aus seiner hölzernen Ruhestätte. Mit eiligem Blick zur Tür versicherte er sich noch mal, wirklich alleine im Raum zu sein. “Sag mir… Was ist dir am Wichtigsten in deinem Leben, Cloud?“ Mit einer Behutsamkeit als würde sein Leben davon abhängen öffnete er das Buch. Die Seiten fielen automatisch so, dass sie die zusammengefaltete Klarsichthülle preisgaben, die sich schon seit Tagen zwischen ihnen versteckte. Cloud hielt ehrfürchtig den Atem an, schluckte und streckte seinen Zeigefinger aus, um die feinen, silbrigen Fäden zu berühren, die ihm unter dem durchsichtigen Plastik entgegen schimmerten. Sephiroth… Wie konnte es bloß sein, dass er die Anwesendheit dieses Mannes so stark zu spüren schien, obwohl er doch längst tot war? Warum war er bloß so von ihm besessen? Fast hätte Cloud vor purer Faszination vergessen, wieder auszuatmen. Das erinnerte ihn auch daran, dass er wahrscheinlich nur wenig Zeit hatte, bis Vincent zurückkam. Er klappte das Buch wieder zu, ließ die gefangene Atemluft schnaubend entweichen und beeilte sich, zurück zur Couch zu kommen. Vincent schien sich jedoch Zeit zu lassen. Erst geschätzte zwanzig Minuten später hörte man, wie die Badtür sich öffnete. Kurz darauf erschien der ehemalige Turk im Schlafzimmer. Anscheinend hatte er geduscht, denn seine Haare lagen nass und schwer über seine breiten Schultern. Er war nahezu unbekleidet. Nur ein schmales, weißes Handtuch umhüllte seine schlanken Hüften. Ein paar einsame Wassertropfen schmiegten sich wie kleine Perlen an seine blasse Haut. Cloud setzte sich auf und ließ seine Augen mit sichtlichem Wohlwollen über Vincents Körper gleiten, was dem Schwarzhaarigen ein verführerisches Lächeln entlockte. Es war unübersehbar, dass sich das Handtuch sich an einer bestimmten Stelle deutlich wölbte, was in Clouds Innerem ein intensives Prickeln auslöste. Vincent lief zur Couch, warf seine Haare zurück und löste dann das Handtuch, das im nächsten Moment geräuschlos zu Boden fiel. Völlig nackt blieb er vor Cloud stehen. Sein erregtes Glied befand sich direkt auf Augenhöhe des Blonden, der mit überrumpeltem Blick seine Lippen befeuchtete. Schon im nächsten Moment fasste Vincents Hand zielsicher in seine blonde Mähne und zog ihn näher. “Oh ja”, erklang es flüsternd von oben, als Cloud zunächst zaghaft die Spitze der prallen Eichel mit der Zunge streifte. Vincent kam ihm entgegen, schob sein Glied fordernd in die Öffnung zwischen seine Lippen und stöhnte genießerisch auf, als der Jüngere folgsam anfing, sich seinem Schaft entlang zu saugen. Cloud hatte dazu gelernt. Er war von Anfang an ein Naturtalent gewesen, doch mittlerweile besaß er ein Können, das höchste Ekstase versprach. Während er am Anfang noch nach Luft gerungen und gewürgt hatte, wenn Vincent mit seiner ganzen Länge in ihn eindrang, war er jetzt nahezu routiniert. Obwohl es durchaus seinen Reiz gehabt hatte, Cloud zu quälen, war es auch äußerst anregend, selbst in die Rolle des “Opfers” zu schlüpfen. Denn der Blonde konnte ihn meisterlich gut hinhalten, und das schien ihm obendrein auch noch einen Heidenspaß zu machen. “Cloud, bitte”, raunte der Ex-Turk in flehendem Ton, als der junge Kämpfer sich mit einer Engelsgeduld an seiner Eichel entlang knabberte. Er bekam einen vielsagenden Augenaufschlag als Antwort. Es war einfach wundervoll, Cloud auf Knien am Boden hocken zu sehen. Es hatte etwas demutsvolles, was dem Schwarzhaarigen höchste Genugtuung verschaffte. Noch erregender war es, wenn Cloud - wie jetzt - auch noch zu ihm hochsah, während er sich an seiner Männlichkeit zu schaffen machte. Stöhnend krallte der Ältere seine Finger in die kurzen Haare, schob seine Hüfte nach vorn und zwang seinen Liebsten, ihn vollständig in sich aufzunehmen. Mit rhythmischen Bewegungen fing er an, sein Verlangen nach Befriedigung zu stillen. Cloud, der seine Zunge mit zufriedenem Stöhnen gegen den harten Schaft drückte, schloss die Augen und überließ sich Vincents Rhythmus. Für einen kurzen Moment stellte er sich vor, wie es wohl wäre, wenn Sephiroth sich ihn so vorknöpfen würde. Auch wenn er diesen Gedanken zunächst verdrängte, dauerte es nicht lange bis er sich eingestehen musste, dass ihm diese Vorstellung gefiel. Nach und nach ließ er die Bilder zu, die sich vor seinem inneren Auge abzuspielen begannen, und schon bald schmolz er dahin als er fantasierte, dass es der silberhaarige First Class SOLDAT war, der seine Mundhöhle gerade so kraftvoll in Besitz nahm. Das tiefe, lustvolle Keuchen, das er von oben vernahm und das sich mehr und mehr steigerte, stachelte ihn so sehr an, dass er seine Hose öffnete und sein eigenes Glied freilegte, das sich schon schmerzhaft hart anfühlte. Während die Stöße in seine Mundhöhle immer fester und schneller wurden, fing Cloud an, sich selbst synchron zu diesem Tempo zu massieren. Es war nur eine Frage der Zeit, bis das Gefühl der Macht gepaart mit der alles überherrschenden Erregung auf ein gefährliches Niveau heran stieg. Vincent musste sich beherrschen, um die Kontrolle über diese berauschende Mischung aus Emotionen zu behalten, denn die beiden Männer wussten genau, was geschah, wenn es das nicht tat. Er sah nach unten und stöhnte hilflos auf, als er bemerkte, dass auch Cloud sich entblößt hatte. Gefährlich, viel zu gefährlich. In seinem Inneren brodelte es. Etwas Dunkles lauerte ungeduldig darauf, von ihm Besitz zu ergreifen. “Wa-warte…”, stammelte er atemlos, als er das Gefühl hatte, sich nicht mehr länger beherrschen zu können. Cloud stoppte sofort, ließ von ihm ab und sah mit fragendem Blick nach oben. Er ahnte sicher, was mit Vincent los war. Schweigend erhob er sich und musste sich auf Zehenspitzen stellen, um die Lippen des blassen Mannes zu erreichen. Vincent erwiderte seinen Kuss zärtlich, schlang seine Arme um den Kleineren und beschloss, dass es an der Zeit war, etwas Neues zu probieren. Liebevoll schleifte er den Blonden zum Bett, legte sich rücklings hin und schenkte ihm einen auffordernden Blick. “Zieh dich aus”, hauchte er sanft. Cloud tat, was ihm gesagt wurde, und als er völlig nackt war, musterte er Vincent mit liebenswerter Hingabe. Der Schwarzhaarige nahm seine Hand und zog ihn auf sich. Es war nicht ungewöhnlich, dass der Blonde oben lag, denn so wurde Vincent in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt und verwandelte sich nicht so schnell. Es hatte sich mit der Zeit herausgestellt, dass passive Stellungen die Verwandlung hemmten, während aktive sie begünstigen. Vincent umfasste Clouds Glied, massierte es kraftvoll und entlockte dem Jungen ein überwältigtes Stöhnen. Kaum hatte er sich etwas erholt, spürte er, wie Vincent seine pralle Erektion plötzlich zwischen seine blassen Schenkel führte und Clouds Eichel herausfordernd über seinen Schließmuskel rieb. Erneut konnte der Jüngere sich ein überraschtes Stöhnen nicht verkneifen. “Was hast du vor?”, hörte er sich selbst in unsicherem Ton fragen. Vincents rubinrote Augen suchten Blickkontakt, sie schimmerten vorfreudig und strahlten eine unbändige Leidenschaft aus. “Willst du mich?”, erklang es in tiefem Ton. Vincents Stimme war heiser und lustverzerrt, und als Cloud begriff, was der Schwarzhaarige meinte, war er zunächst sprachlos. Vincent war immer Top gewesen, Cloud Bottom. Dass der Ältere jetzt plötzlich einen Wechsel vorhatte, kam völlig unerwartet. Trotzdem erfüllte der Gedanke daran, in Vincents Körper einzudringen, Cloud mit einem Kribbeln von solcher Intensität, dass er augenblicklich erschauderte. Als er bemerkte, wie der Mann ihn noch immer abwartend mit den Augen fixierte, nickte er eilig. “Sag es”, raunte Vincent, während er sein Becken hob, um Druck auf Clouds Männlichkeit auszuüben. “Ich will dich”, antwortete der Jüngere ihm mit stockender Atmung. “Nur zu”, forderte man ihn auf, und weil Cloud sich nicht mehr anders zu helfen wusste, gehorchte er stumm und verlagerte sein Gewicht so, dass er den Muskelring allmählich mit seiner Härte spreizte. Vincents Eingang war angenehm weich, fast so, als hätte er sich bereits heimlich auf den Liebesakt vorbereitet. Plötzlich wurde Cloud klar, warum sein Freund so lange im Badezimmer gewesen war. Nahezu mühelos ließ er die Spitze seines Glieds mit angenehmem Tempo in den bleichen Mann hinein gleiten. Auch wenn Cloud erst minimal in ihn eingedrungen war, schien ihn das Gefühl, das Vincents Körper ihm bot, völlig zu überwältigen. Mit weit aufgerissenen Augen und bebendem Mund stützte der Jüngere sich an Vincents vernarbtem Brustkorb ab und krallte sich in die kreideweiße Haut. “Ist schon okay, lass dir Zeit”, wisperte der Unterlegene ihm geduldig zu. Wieder einmal war deutlich zu erkennen, wer von den Beiden mehr Erfahrung hatte. In Cloud kam der Verdacht auf, dass Vincent nicht zum ersten Mal einen Mann in sich aufnahm, doch die daraus entstehenden Fragen, die diesbezüglich Besitz von ihm ergreifen wollten, verdrängte er eilig. Zu schön war dieser Moment - zu sehr fesselte ihn die Erregung. Schwer atmend beschloss Cloud, fortzufahren. Er hatte das Gefühl, jeden Moment zu explodieren, doch er wollte mehr. Er wollte Vincent spüren und komplett in diesen blassen, heißen Körper eintauchen. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte er es endlich geschafft, sich völlig in der engen Öffnung zu versenken. Es fühlte sich so unglaublich gut an, dass er plötzlich nur zu gut verstehen konnte, warum Vincent bei diesem sensationellen Gefühl die Fassung verlor und sich verwandelte. Es war ganz anders, als es sich bei einer Frau anfühlte. Enger, fester - einfach sensationell... “Beweg dich”, befahl der Dunkelhaarige ihm flüsternd. Cloud schluckte und tat, was ihm aufgetragen wurde. Stöhnend schloss er die Augen. Er konnte kaum noch an sich halten. Jede noch so kleine Regung ließ ein gewaltiges Feuerwerk durch seine Lendengegend ziehen. Er war so in seiner Lust gefangen, dass sein ganzer Körper bebte und er sich in Vincent festkrallen musste, um nicht über ihm zusammen zu brechen. Als der Ältere auch noch anfing, vor Clouds Augen sein eigenes Glied zu reiben, verlor der junge Blonde endgültig den Verstand. Während er immer wieder den Namen des Mannes stöhnte, in den er hineinstieß, steuerte sein Körper die ultimative Befreiung an. Ein lauter, langgezogener Schrei kündigte Clouds Orgasmus an, und als er sich mit einer Hand von Vincent losriss um sich wimmernd an den Kopf zu fassen, trafen seine letzten, kraftvollen Stöße genau auf Vincents empfindlichsten Punkt. Das sorgte dafür, dass auch der Ältere sein Ziel erreichte. Seine Hand pumpte weiter, er schloss die Augen und verteilte keuchend seinen Erguss über seine angespannte Bauchdecke. Als die Lustschreie der beiden Männer verstummten waren, ließ Cloud sich heftig atmend auf den Körper unter sich sinken. Vincent empfing ihn mit zärtlichen Küssen, legte seine Arme um ihn und seufzte erschöpft. Er schmiegte sein Kinn in die blonden Haare seines Freundes, atmete ihren Duft ein und brummte zufrieden. Clouds Herz raste noch immer. Seine Gedanken waren genau so rastlos wie sein Puls, denn das eben Geschehene hatte ihn mental völlig vereinnahmt. Er ahnte, dass Vincents Angebot nur aus einer Laune heraus entstanden war und nicht bedeutete, dass diese Art, sich zu lieben, zur Gewohnheit werden sollte. Das war auch okay so, denn er mochte es, dass Vincent üblicherweise derjenige war, der den Ton angab. Trotzdem wusste er, dass der stille Schwarzhaarige ihm eben einen riesigen Vertrauensbeweis erbracht hatte. Es war etwas, was ihm für immer in Erinnerung bleiben würde. Allmählich fielen Clouds Augen zu. Es war schon sehr spät. Die Erschöpfung übermannte ihn wie eine übermächtige Welle und trug ihn davon. Sein Körper entspannte sich nach und nach, sein Herzschlag beruhigte sich und Vincents allgegenwärtige Nähe erledigte den Rest. Wäre er nicht so schrecklich müde gewesen, hätte er mit Sicherheit noch die finstere Stimme gehört, die irgendwo in den Tiefen seines Geistes über ihn lachte. „Was ist dir am Wichtigsten in deinem Leben, Cloud? …Gib mir die Freude, es dir zu nehmen.“ Kapitel 44: Zwischen Argwohn und Vertrauen (zensiert) ----------------------------------------------------- “Lass dich lieber nicht auf diese Typen ein.” “Wieso nicht?” Cloud betrachtete die Visitenkarte, die man ihm vor wenigen Stunden in die Hand gedrückt hatte. “Weil ich ihnen nicht über den Weg traue”, begründete Vincent brummend. “Sie mögen auf unserer Seite kämpfen, aber ich traue ihnen trotzdem nicht.“ Es war schon spät. Die Dunkelheit der Nacht umgab die Highwind wie ein dichter, undurchdringlicher Schleier, aber da keiner der zwei Männer morgen irgendwelche Verpflichtungen hatte, saßen sie zu später Stunde noch zusammen auf dem Sofa. Vincent mit einem Glas Wein, Cloud mit einer seltsam anmutenden Visitenkarte. “Sie sind schon etwas merkwürdig”, gab Cloud zu, “Aber hast du das Motorrad gesehen?” Noch während er diese Frage aussprach, fingen seine Augen an zu leuchten wie die eines Kindes in der Golden Saucer. Vincent konnte sich ein zartes Lächeln nicht verkneifen. “Ja, habe ich. Es ist eine schöne Maschine”, gestand er. “Aber mir ist nicht ganz wohl dabei, wie du Chi‘s Vorstellungen beschrieben hast, was die Bezahlung angeht.” “Du tust ja gerade so, als würde ich meine Seele dem Teufel verschreiben.” “Vielleicht. Wer weiß das schon.” Cloud musste schmunzeln, was Vincent mit innerlicher Freude zur Kenntnis nahm. “Wenn du nicht willst, dass ich ihn anrufe, dann lasse ich es.” “Wirklich?” Überraschst hob der Ältere die Augenbrauen. Er hätte nicht erwartet, dass Cloud so schnell klein bei geben würde. Der Blonde zuckte mit belangloser Miene die Schultern. “Klar. So wichtig ist es mir auch wieder nicht.” “Er hatte meiner Meinung nach einfach etwas zu viel Interesse an dir”, fand Vincent. Die Unzufriedenheit, die sich unter seine Worte mischte, war nicht zu überhören. Cloud sah verwundert zur Seite. “Glaubst du wirklich?” Während er eben noch gelangweilt in den Sofakissen gelegen hatte, richtete er sich jetzt plötzlich auf. Vincent strafte seine viel zu offensichtliche Neugierde mit verbittertem Blick. “Es ist ja nicht so, als wären mir seine Blicke entgangen”, knurrte er, “Und du hast auch nicht gerade gewirkt, als wäre er uninteressant für dich.” Cloud wäre vor Erstaunen fast die Kinnlade herunter geklappt. “Ich glaub’s ja nicht”, brachte er fassungslos hervor, “Bist du etwa eifersüchtig?” Völlig perplex sah der junge Mann zu, wie Vincent sich abwendete und mit mürrischem Gesicht sein Weinglas auffüllte. Er antwortete nicht auf die eben gestellte Frage, was die wahrscheinlich aussagekräftigste Bejahung war, die Cloud von ihm bekommen konnte. Auch wenn es überraschend kam und es durchaus nicht wünschenswert war, dass man ihn jetzt ignorierte, fand der Blonde die Eifersucht seines Freundes mehr als schmeichelhaft. “Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich mich für ihn interessiere, oder?”, fragte er ungläubig. Keine Antwort. “Komm schon, Vince, das ist doch lächerlich.” Keine Antwort. “Du warst doch derjenige, der Wochen lang Seite an Seite mit ihm gekämpft und trotzdem nicht ein einziges Mal seinen Namen erwähnt hat!”, protestierte Cloud schließlich aufgebracht. Er fühlte sich plötzlich wie ein streitsüchtiger Teenager, denn er wusste ganz genau, dass er mit diesen Worten eine Reaktion heraufbeschwören würde. Und er sollte Recht bekommen: Jetzt war es Vincent, dem plötzlich vor Verwunderung das Gesicht entgleiste. “Ich habe es einfach nicht für erwähnenswert gehalten, das ist alles”, rechtfertigte der Rotäugige sich spürbar pikiert. “Er ist bloß irgend ein dahergelaufener SOLDAT, dem die Mako-Behandlung das Hirn zerfressen hat. Schau dir seinen Freund an, diesen Blitz… Er ist doch wohl der lebende Beweis dafür, was ShinRa seinen Mitarbeitern angetan hat.” “Er sieht unheimlich aus”, stimmte Cloud seinem dunkelhaarigen Gegenüber zu. Insgeheim war er einfach nur froh, dass Vincent wieder den Mund aufgemacht hatte, auch wenn er ihn dafür hatte ärgern müssen. “Er sieht nicht nur so aus, er ist unheimlich”, erwiderte Vincent ernst. Er beugte sich mit bedeutungsschwangerem Blick zu Cloud vor, was dem Gespräch plötzlich etwas irrsinnig Geheimnisvolles verlieh. Mit tiefer Stimme lüftete Vincent den Grund für sein seltsames Verhalten: “Blitz spritzt sich Mako. Direkt in die Venen.” “Was?!” Ein intensiver Schauder fuhr eiskalt an Clouds Wirbelsäule herab. Er hatte sich nicht verhört, und doch konnte er kaum fassen, was Vincent ihm gerade erzählt hatte. Das, was ihn fast umgebracht hatte, spritzte dieser Mann sich in den Blutkreislauf? Freiwillig? “Er ist abhängig”, fuhr Vincent fort, “Süchtig nach Mako.” “Süchtig?” wiederholte Cloud geschockt. “Er spritzt sich jeden Tag eine Mischung aus Mako und einigen anderen Aufputschmitteln. Chi hat es mir erzählt.” “Wieso macht er sowas?” “Wahrscheinlich aus dem selben Grund, wieso auch ShinRa Mako einsetzte: Er hofft, dass es ihn stärker macht. Aber du siehst ja, was stattdessen aus ihm geworden ist. Er ist wie eine wandelnde Leiche. Er kann kaum noch sprechen, wirkt völlig verstört und wird mehr und mehr zu einem…” “Monster?”, vervollständigte Cloud in fragendem Ton. Vincent nickte. “Ja, anders kann man es kaum sagen. Bald wird er genau so sein wie die Gestalten, die Hojo einst erschaffen hat. Falls sein Körper nicht vorher schon resigniert.” Die Falte, die sich während Vincents Antwort zwischen Clouds Augenbrauen gebildet hatte und dort beharrlich die Stellung hielt, ließ den Schwarzhaarigen unmittelbar erkennen, dass sich sein Freund wie so oft grüblerischen Gedanken widmete. “Kann man ihm nicht irgendwie helfen?” Vincent schüttelte mutlos den Kopf. “Er will es so, Cloud”, antwortete er eindringlich, “Er macht es doch aus freien Stücken. Beim letzten Mal, als er sich zuviel von dem Zeug gespritzt hatte, war er Tage lang komatös. Chi erzählte mir, er hätte ihn völlig nackt in seinem Appartement vorgefunden, zusammengekauert wie ein Embryo. Aber statt aus seinen Fehlern zu lernen, macht er einfach so weiter wie bisher.” “Und wenn man ihn zwingt, aufzuhören?” Vincent hob mit nachdenklichem Blick die Schultern. “Ich weiß nicht, was dann passieren würde. Offenbar ist sein Körper so an die täglichen Dosen gewöhnt, dass er wahrscheinlich eine Entziehungskur bräuchte. Ich wüsste allerdings niemanden, den man in einem solchen Fall zu Rate ziehen könnte. Mir war bis vor kurzem noch nicht einmal bewusst, dass es so was wie Mako-Süchtige gibt.” Cloud hüllte sich in betretenes Schweigen, was Vincent dazu veranlasste, das Gespräch als beendet anzusehen. Er trank seinen Wein aus und erhob sich von der Couch. “Ich bin noch kurz im Bad”, sprach er, als er an dem jungen Mann mit der Zackenfrisur vorbei lief. Cloud nickte nur. Er sah zu, wie sich die Mähne aus pechschwarzem Haar zur Tür hinaus bewegte und richtete seinen Blick dann auf das mächtige Bücherregal gegenüber. Einen Moment lang sog er mit viel Kraft Luft in seine Lungen, so als würde er Mut für irgend etwas sammeln. Dann atmete er aus, stand auf und lief zielgerichtet auf ein bestimmtes Buch zu. Mit zitternder Hand fasste er es an, krallte seinen Zeigefinger hinter den etwas ausgefransten Rand des Buchrückens und zog den Wälzer aus seiner hölzernen Ruhestätte. Mit eiligem Blick zur Tür versicherte er sich noch mal, wirklich alleine im Raum zu sein. “Sag mir… Was ist dir am Wichtigsten in deinem Leben, Cloud?“ Mit einer Behutsamkeit als würde sein Leben davon abhängen öffnete er das Buch. Die Seiten fielen automatisch so, dass sie die zusammengefaltete Klarsichthülle preisgaben, die sich schon seit Tagen zwischen ihnen versteckte. Cloud hielt ehrfürchtig den Atem an, schluckte und streckte seinen Zeigefinger aus, um die feinen, silbrigen Fäden zu berühren, die ihm unter dem durchsichtigen Plastik entgegen schimmerten. Sephiroth… Wie konnte es bloß sein, dass er die Anwesendheit dieses Mannes so stark zu spüren schien, obwohl er doch längst tot war? Warum war er bloß so von ihm besessen? Fast hätte Cloud vor purer Faszination vergessen, wieder auszuatmen. Das erinnerte ihn auch daran, dass er wahrscheinlich nur wenig Zeit hatte, bis Vincent zurückkam. Er klappte das Buch wieder zu, ließ die gefangene Atemluft schnaubend entweichen und beeilte sich, zurück zur Couch zu kommen. Vincent schien sich jedoch Zeit zu lassen. Erst geschätzte zwanzig Minuten später hörte man, wie die Badtür sich öffnete. Kurz darauf erschien der ehemalige Turk im Schlafzimmer. Anscheinend hatte er geduscht, denn seine Haare lagen nass und schwer über seine breiten Schultern. Er war nahezu unbekleidet. Nur ein schmales, weißes Handtuch umhüllte seine schlanken Hüften. Ein paar einsame Wassertropfen schmiegten sich wie kleine Perlen an seine blasse Haut. Cloud setzte sich auf und ließ seine Augen mit sichtlichem Wohlwollen über Vincents Körper gleiten, was dem Schwarzhaarigen ein verführerisches Lächeln entlockte. Es war unübersehbar, dass sich das Handtuch sich an einer bestimmten Stelle deutlich wölbte, was in Clouds Innerem ein intensives Prickeln auslöste. Vincent lief zur Couch, warf seine Haare zurück und löste dann das Handtuch, das im nächsten Moment geräuschlos zu Boden fiel. Völlig nackt blieb er vor Cloud stehen. [...] Cloud hatte dazu gelernt. Er war von Anfang an ein Naturtalent gewesen, doch mittlerweile besaß er ein Können, das höchste Ekstase versprach. Obwohl es durchaus seinen Reiz gehabt hatte, Cloud zu quälen, war es auch äußerst anregend, selbst in die Rolle des “Opfers” zu schlüpfen. Denn der Blonde konnte ihn meisterlich gut hinhalten, und das schien ihm obendrein auch noch einen Heidenspaß zu machen. [...] Für einen kurzen Moment stellte Cloud sich vor, wie es wohl wäre, wenn Sephiroth sich ihn so vorknöpfen würde. Auch wenn er diesen Gedanken zunächst verdrängte, dauerte es nicht lange bis er sich eingestehen musste, dass ihm diese Vorstellung gefiel. Nach und nach ließ er die Bilder zu, die sich vor seinem inneren Auge abzuspielen begannen, und schon bald schmolz er dahin als er fantasierte, dass es der silberhaarige First Class SOLDAT war, der mit ihm im Raum stand. [...] Es war nur eine Frage der Zeit, bis das Gefühl der Macht gepaart mit der alles überherrschenden Erregung auf ein gefährliches Niveau heran stieg. Vincent musste sich beherrschen, um die Kontrolle über diese berauschende Mischung aus Emotionen zu behalten, denn die beiden Männer wussten genau, was geschah, wenn es das nicht tat. Gefährlich, viel zu gefährlich. In seinem Inneren brodelte es. Etwas Dunkles lauerte ungeduldig darauf, von ihm Besitz zu ergreifen. “Wa-warte…”, stammelte er atemlos, als er das Gefühl hatte, sich nicht mehr länger beherrschen zu können. Cloud stoppte sofort, ließ von ihm ab und sah mit fragendem Blick nach oben. Er ahnte sicher, was mit Vincent los war. Schweigend erhob er sich und musste sich auf Zehenspitzen stellen, um die Lippen des blassen Mannes zu erreichen. Vincent erwiderte seinen Kuss zärtlich, schlang seine Arme um den Kleineren und beschloss, dass es an der Zeit war, etwas Neues zu probieren. Liebevoll schleifte er den Blonden zum Bett, legte sich rücklings hin und schenkte ihm einen auffordernden Blick. “Zieh dich aus”, hauchte er sanft. Cloud tat, was ihm gesagt wurde, und als er fertig war, musterte er Vincent mit liebenswerter Hingabe. Der Schwarzhaarige nahm seine Hand und zog ihn auf sich. Es war nicht ungewöhnlich, dass der Blonde oben lag, denn so wurde Vincent in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt und verwandelte sich nicht so schnell. Es hatte sich mit der Zeit herausgestellt, dass passive Stellungen die Verwandlung hemmten, während aktive sie begünstigen. “Was hast du vor?”, hörte Cloud sich selbst in unsicherem Ton fragen. Vincents rubinrote Augen suchten Blickkontakt, sie schimmerten vorfreudig und strahlten eine unbändige Leidenschaft aus. “Willst du mich?”, erklang es in tiefem Ton. Vincents Stimme war heiser und lustverzerrt, und als Cloud begriff, was der Schwarzhaarige meinte, war er zunächst sprachlos. [...] Als die beiden Männer verstummt waren, ließ Cloud sich heftig atmend auf den Körper unter sich sinken. Vincent empfing ihn mit zärtlichen Küssen, legte seine Arme um ihn und seufzte erschöpft. Er schmiegte sein Kinn in die blonden Haare seines Freundes, atmete ihren Duft ein und brummte zufrieden. Clouds Herz raste noch immer. Seine Gedanken waren genau so rastlos wie sein Puls, denn das eben Geschehene hatte ihn mental völlig vereinnahmt. Er ahnte, dass Vincents Angebot nur aus einer Laune heraus entstanden war und nicht bedeutete, dass diese Art, sich zu lieben, zur Gewohnheit werden sollte. Das war auch okay so, denn er mochte es, dass Vincent üblicherweise derjenige war, der den Ton angab. Trotzdem wusste er, dass der stille Schwarzhaarige ihm eben einen riesigen Vertrauensbeweis erbracht hatte. Es war etwas, was ihm für immer in Erinnerung bleiben würde. Allmählich fielen Clouds Augen zu. Es war schon sehr spät. Die Erschöpfung übermannte ihn wie eine übermächtige Welle und trug ihn davon. Sein Körper entspannte sich nach und nach, sein Herzschlag beruhigte sich und Vincents allgegenwärtige Nähe erledigte den Rest. Wäre er nicht so schrecklich müde gewesen, hätte er mit Sicherheit noch die finstere Stimme gehört, die irgendwo in den Tiefen seines Geistes über ihn lachte. „Was ist dir am Wichtigsten in deinem Leben, Cloud? …Gib mir die Freude, es dir zu nehmen.“ Kapitel 45: Infiziert --------------------- Cloud blinzelte gegen die grelle Mittagssonne. Es kam ihm vor, als würde sie mit purer Absicht in seinen Augen brennen, was ihm anlässlich seiner Situation noch nicht mal unpassend vorkam. Er hatte Chi angerufen. Obwohl er von Anfang an kein Geheimnis daraus gemacht hatte, war Vincent alles andere als begeistert über seinen Entschluss. Eigentlich hatte Cloud schließlich versprochen, sich gar nicht erst auf den tätowierten Mann einzulassen. Aber die Versuchung war einfach zu groß gewesen. Fenrir übertraf seine Erwartungen in jeder Hinsicht. Noch nie hatte Cloud sich im Sattel eines Motorrads so dermaßen gut gefühlt. Sein Herz hatte Freudensprünge gemacht, als Chi ihm ganz unverbindlich angeboten hatte, eine Probefahrt mit der Maschine zu machen. Jetzt saß er auf dem Rücken dieses beeindruckenden Gefährtes, bretterte über die kahle Asphaltstraße außerhalb von Edge und fühlte sich frei wie ein Vogel. Sein Körper vibrierte im Takt des kraftvollen Motors und die wahnsinnige Geschwindigkeit presste ihm fast sämtliche Luft aus den Lungen. Sogar das Schlucken fiel ihm schwer, denn sein Herz schlug ihm vor lauter Adrenalin bis zum Hals. Ein Schwall purer Euphorie überkam ihn, als er die Umgebung um sich herum irgendwann nur noch verschwommenen erkennen konnte. Sein begeisterter Jubel wurde sofort gierig vom Fahrtwind verschlungen. Es gab nichts, was mit dieser Art von Rausch vergleichbar war. Es war atemberaubend. Als sich Clouds Körper dank seines Fahrstils bald eiskalt und schmerzhaft anfühlte, drosselte er die Geschwindigkeit, kehrte um und fuhr wieder in die Stadt. Er trat den Rückweg nur widerwillig an, und nach der Höllenfahrt fühlte sich sein Körper plötzlich irrsinnig schwer an. Statt zurück zur Villa zu fahren, in der Chi mit seinem jüngeren Bruder wohnte, zog es ihn aus unerklärlichen Gründen in die Altstadt Midgars. Im Schritttempo fuhr Cloud durch die vollgemüllten Straßen. Kaum vorstellbar, dass man hier tatsächlich schon einen Großteil der Zerstörung weggeräumt hatte. Es sah noch immer aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Gut, in diesem Fall keine Bombe, sondern ein überdimensionierter Meteor. Clouds Herz schlug unmerklich höher, als er die einsame Spitze des linken Kirchturms von Sektor 5 erblickte. Er drehte das Steuer Fenrirs herum und fuhr auf das hohe Gebäude zu. Immer noch umgaben die Überreste der Platte das Gotteshaus, auch wenn sie rundherum bereits zum größten Teil eingestürzt war. Riesige Metallrohre und rostige Eisenstangen stapelten sich meterhoch am Wegesrand. Man fühlte sich wie in der Kulisse eines schlechten Science-Fiction-Films. Vergeblich hatten die Einwohner versucht, dem Chaos irgendwie Einhalt zu gebieten, doch die ellenlange Auflistung der zu bewältigenden Aufgaben zwang die Menschen, Prioritäten zu setzen. Das verwahrlosten Überbleibsel Midgars waren da wohl ein eher unwichtiger Punkt auf der to-do-Liste. Direkt vor der Kirche hielt Cloud an, stellte den Motor ab und stieg von Fenrir herunter. Er blickte an der grauen, dreckigen Fassade hoch und schüttelte sich. Es tat ihm leid, wie zerstört das Gebäude war. Aerith hatte es hier doch so geliebt… Der rechte Glockenturm war nahezu komplett zerstört, viele der schönen Buntglasfenster waren zersplittert oder fehlten ganz. Aber trotz der Zerstörung, die Meteor hier hinterlassen hatte, strahlte dieser Ort nach wie vor noch etwas Beruhigendes aus. Cloud trat an die hölzerne Eingangstür. Für einen kurzen Moment gab er sich der Illusion hin, wie es wäre, wenn Aerith auf der anderen Seite der Tür auf ihn warten würde. Er stellte sich vor, wie sie auf Knien zwischen ihren Blumen saß und ihn anlächelte. Die Blumen waren da. Aerith nicht. Langsam lief Cloud über den staubigen Kirchenboden. Er war schon lange nicht mehr hier gewesen. Links und rechts von ihm reihten sich die schmucklosen Holzbänke auf, die vergeblich darauf warteten, ihren Zweck zu erfüllen. Cloud bezweifelte jedoch, dass sich jemals wieder ein Kirchgänger auf sie niederlassen würde. Der Gedanke machte ihn traurig, und das obwohl er alles andere als gläubig war. Er erreichte das Blumenfeld, das sich wie ein heller Teppich im hinteren Teil des Gebäudes ausbreitete. Es wirkte nahezu unverändert. Geradezu so, als wäre es nur wenige Minuten her, seit er durch das Dach der Kirche gestürzt war. Wieder wartete Cloud darauf, die Stimme der Frau zu hören, von der er so sehr hoffte, dass sie ihm einen Rat mit auf den Weg geben konnte. Er ging auf die Knie, schloss die Augen und seufzte tief. Um ihn herum war es totenstill. Ein leichter Luftzug wirbelte über den Boden und ließ die Blätter der zahlreichen Blumen sanft an einander rascheln. Plötzlich hatte Cloud das seltsame Gefühl, Rücken an Rücken mit jemandem zu sitzen. Etwas Warmes, Zartes, schmiegte sich an seine Schultern. Ein kaum hörbares Seufzen in der Luft machte Clouds hoffnungsvolle Vermutung zur Gewissheit. Er wusste, wie solche Begegnungen abliefen, deshalb wagte er es erst gar nicht, seine Augen aufzumachen und sich umzusehen. “Du warst aber lange nicht mehr da”, flüsterte es leise. “Ich weiß...” “Wieso denn das traurige Gesicht?” “Ich glaube, Sephiroth ist zurück.” “Nicht ganz”, erwiderte die wispernde Stimme, “Aber er versucht es mit aller Macht.” Cloud schwieg benommen. Sein Gefühl hatte ihn also nicht getäuscht. Er wusste, dass die Zeit drängte, denn die Momente, in denen er diese Gespräche führen konnte, waren immer nur von kurzer Dauer. Er musste sich gut überlegen, welche Fragen er stellen sollte. “Was soll ich tun?”, fragte er, und schämte sich fast für die Banalität dieser Frage. Die Blütenblätter zu seinen Füßen raschelten, so als würden sie sich wispernd beratschlagen. “Du warst schwach”, erklang es sanft. Die Stimme beherbergte eine tiefe Trauer. “Er hat dich infiziert. Es hat bereits angefangen, aber es ist noch nicht zu spät.” “Mich infiziert? Womit?” “Lass ihn nicht näher an dich heran, Cloud. Er braucht einen Körper, um wiedergeboren zu werden. Gebe ihm nicht noch mehr Macht über dich. Es wird dich zerstören.” “Wie meinst du das? Und womit soll er mich infiziert haben?” Cloud wartete ab, bekam jedoch keine Antwort mehr. Er schlug die Augen auf und erhob sich. Ratlos ließ er seinen Blick durch die verlassene Kirche schleifen. “Womit infiziert?!” rief er schließlich aus voller Brust. Aber man schien ihm kein Gehör mehr zu schenken. Besorgt runzelte er die Stirn. Gerade als er die Kirche wieder verlassen wollte, durchzog plötzlich ein beißender Schmerz seinen linken Oberarm. Als er seinen Ärmel hochkrempelte und nach der Stelle sah, an dem das Stechen seinen Ursprung hatte, riss er entsetzt die Augen auf. Der Handabdruck auf seinem Arm war wieder da. Oder nein, es war kein Handabdruck mehr, sondern vielmehr ein riesiger dunkler Fleck. Cloud schrie entsetzt auf als er sah, dass tröpfchenweise schwarze Flüssigkeit aus seine Poren sickerte. Infiziert… Plötzlich überkam ihn eine Angst, die kaum in Worte zu fassen war. Sein Puls schnellte in ungeahnte Höhen. Taumelnd fiel er zu Boden, denn die Erkenntnis, die ihn traf, raubte ihm Zeitweise jedwede Kraft zu stehen. Sephiroth hatte ihn infiziert! Das Geschenk, das er erwähnt hatte, das Geschenk Jenovas - es war eine Krankheit? Was war dieses Zeug, dass da aus seinem Arm quoll? Bilder schossen durch Clouds Kopf. Willkürliche Bilder, aber alle zeigten sie nur einen Mann: Sephiroth. Cloud war völlig machtlos dagegen. Sogar, wenn er die Augen schloss, sah er den Silberhaarigen vor sich. Die Augen des Mannes schienen Cloud ständig anzusehen. Sie drangen ins Tiefste seiner Seele ein. Clouds Magen zog sich plötzlich so fest zusammen, dass sein Körper sich nicht anders zu helfen wusste als den Inhalt des Organs rückwärts wieder zurück zu schicken. Er konnte sich gerade rechtzeitig auf die Seite beugen. Schon im nächsten Moment kam sein Frühstück als halbverdaute Suppe aus seinen Mund geschossen. Würgend und hustend stützte er sich am Boden ab. Erst als nichts mehr kam außer Galle, kam sein Magen allmählich wieder zur Ruhe. Ächzend setzte er sich wieder auf. Ein ekelhaft bitterer Geschmack füllte seinen Mund. Er sah zur Seite, wo sein Mageninhalt sich zärtlich an die hellen Blumen schmiegte. “Tschuldigung”, brummte er mit verzerrtem Gesicht Richtung Decke. Aber Aerith ließ sich noch nicht einmal durch voll gereiherte Blumen dazu bringen, sich weiter mit ihm zu unterhalten. Hätte sie noch gelebt, hätte sie ihn mit Sicherheit einen Kopf kürzer gemacht. Cloud stand auf. Er war etwas wackelig auf den Beinen, aber er musste sofort raus hier. Jetzt war er sich also endlich sicher, dass er sich Sephiroth nicht einbildete. Schlimmer noch, er schien dank des silberhaarigen Mannes nun auch noch etwas mit sich herum zu tragen, das womöglich eine Gefahr für ihn und andere sein konnte. Er hatte nur keine Ahnung, was er jetzt tun sollte. Vincent. Als allererstes würde er Vincent einweihen. Aber da der ehemalige Turk dummerweise kein Handy oder PHS besaß, konnte Cloud ihn nicht anrufen. Verwirrt tastete er seine Hosentaschen ab. Ihm fiel auf, dass er sein eigenes Handy draußen bei Fenrir gelassen haben musste. Eilig lief er zur schweren Eingangstür der Kirche. Bevor er ging, warf einen letzten Blick zurück und hauchte ein “Bis bald” in den Raum. Dann kehrte er der Blumenwiese den Rücken. Draußen angekommen runzelte Cloud verwundert die Stirn. War das ein Kind, das da völlig regungslos in der Nähe Fenrirs am Boden lag? Als er näher heran ging, machte sein Herz einen Satz. “Denzel!“ Cloud eilte herbei, hob den Oberkörper des bewusstlosen Jungen an und starrte entsetzt auf die zähe schwarze Masse, die das Gesicht des Kleinen bedeckte. Es war genau dasselbe Zeug, das eben aus seinem Arm gelaufen war, und plötzlich wusste Cloud, dass er Denzel damit infiziert hatte. Er erinnerte sich noch ganz genau daran, wie er ihn an dem Tag an dem er ihn gefunden hatte, an genau der selben Stelle berührt hatte, aus der jetzt diese seltsame Flüssigkeit sickerte. “Denzel? Denzel!” Cloud schüttelte den Kleinen vorsichtig, bekam jedoch keine Reaktion. “Verdammt!” Wütend und hilflos biss der Blonde die Zähne zusammen. Er senkte den Kopf, drückte den Jungen an seine Brust und musste sich Mühe geben, nicht vor Verzweiflung zu schreien. “Es ist alles meine Schuld. Hätte ich mich von Anfang an dagegen gewehrt, dann…” Er beendete seinen Satz nicht. Stattdessen griff er nach seinem Handy, das zwischen Denzel und Fenrir am Boden lag. Er wunderte sich, als er auf das Display sah. Offenbar hatte der Junge kurz vor seiner Ohnmacht versucht, Tifa anzurufen. Zögernd drückte Cloud die Wahlwiederholung. Er musste Denzel von hier wegbringen. Es dauerte zum Glück nur wenige Sekunden, bis Tifa abhob. “Cloud?”, erklang ihre aufgebrachte Stimme am anderen Ende der Leitung, “Geht es dir gut? Was war los eben?” “Denzel ist zusammengebrochen”, berichtete Cloud ihr geradeheraus, “Er braucht einen Arzt.” “Oh Gott”, japste es erschrocken, “Was ist passiert? Wo seid ihr?” “Keine Zeit, es zu erklären”, erwiderte er eilig, “Wir sind bei der Kirche in Sektor 5, aber ich bin mit dem Motorrad da und Denzel ist bewusstlos.” “Okay”, verstand Tifa, “Hilfe ist unterwegs.” _________________ “Sie nennen es 'Geostigma'. Man hat der Krankheit schon einen Namen gegeben, bevor sie überhaupt richtig erforscht wurde. Wir wissen nicht, was es ist, aber es breitet sich rasend schnell aus. Viele Kinder und Teenager sind davon betroffen, doch so schlimm wie bei Denzel habe ich es bisher nur selten erlebt. Wir haben gar keine Möglichkeit, so viele Patienten im Krankenhaus unter zu bringen. Alles ist hoffnungslos überfüllt, deswegen hat man Sie auch gebeten, zuhause zu bleiben. Jeder verfügbare Experte wurde hinzugezogen, aber bisher tappen wir im Dunkeln. Wir wissen weder, was es ist, noch, wie es sich überträgt, aber es ist allem Anschein nach hoch ansteckend. Wir haben es hier mit einer richtigen Epidemie zu tun.” Der Mann im weißen Kittel seufzte. “Er ist noch bewusstlos, aber es geht ihm soweit gut. Wahrscheinlich wacht er bald wieder auf. Beobachten Sie ihn und melden Sie sich bitte, sobald sein Zustand sich verschlimmern sollte. Lassen Sie die Kleine außerdem nicht zu nah an ihn heran. Eine reine Vorsichtsmaßnahme - sie könnte sich womöglich auch anstecken. Mehr kann ich im Moment leider nicht für Sie tun.” Der Arzt, der sie aufgesucht hatte, wirkte erschöpft und völlig ratlos. Es hatte lange gedauert, bis der Mann vom Notdienst endlich im Siebten Himmel aufgetaucht war. Jetzt war auch klar wieso. Tifa dankte ihm trotzdem. Kurz bevor er seinen Koffer zur Hand nahm und die Räumlichkeiten verließ, sah er die junge Brünette noch ein letztes Mal mit niedergeschlagener Miene an. “Es tut mir sehr leid”, beteuerte er voller Mitleid. Dann verschwand er und ließ Tifa, Cloud und Marlene zurück. “Ich hoffe, Denzel wird bald wieder gesund”, wimmerte Marlene. Sie schien den Tränen nahe, und auch Tifa sah furchtbar mitgenommen aus. Cloud wollte Marlenes Kopf berühren um sie zu trösten, doch in letzter Sekunde schreckte er zurück. Wenn er die Ursache für das alles war, dann durfte er nichts riskieren. “Es wird bestimmt alles wieder gut, Süße”, tröstete Tifa das Mädchen. Ihren Worten folgte ein leises Schniefen. Cloud kannte es noch von vor nicht all zu langer Zeit. Die Brünette versuchte mit allen Mitteln, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie sich Sorgen machte, aber an der Art, wie sie ihre Stirn rieb, erkannte er, dass sie sehr aufgebracht war. “Er klagte schon seit Tagen über starke Kopfschmerzen”, seufzte sie mit gequälten Blick, “Hätte ich gewusst, dass er ernsthaft krank ist, dann wäre ich schon viel früher mit ihm zum Arzt gegangen, aber ich hatte so viel um die Ohren, dass ich -” “Es ist nicht deine Schuld, Tifa”, unterbrach Cloud sie, bevor sie endgültig ihre Selbstbeherrschung verlor. “Ich werde versuchen, der Sache auf den Grund zu gehen, okay? Mach dir keine Sorgen.” Tifa nickte und blinzelte gegen ihre Tränen. Offenbar war ihr Denzel in der kurzen Zeit schon sehr ans Herz gewachsen. Auch wenn es Cloud beruhigte, dass die junge Frau sich um sein Findelkind kümmerte, war seine Stimmung sehr gedrückt. “Ich werde morgen wiederkommen, um nach ihm zu sehen”, kündigte er an, “Dann können wir uns noch mal in Ruhe unterhalten. Jetzt muss ich erstmal zu Vincent.” Als der Name des ehemaligen Turks fiel, horchte Tifa auf. Ein kaum merkliches Zucken ihrer Mundwinkel ließ Cloud stutzen. Ob sie etwas ahnte? “In Ordnung”, erwiderte die junge Frau nach einer kurzen Schweigepause. Kurz bevor Cloud den siebten Himmel verließ, klingelte plötzlich sein Handy. Er sah auf das Display und erkannte die Nummer. Eilig nahm er das Gespräch an. “Ja, Chi?” “Nein,” erklang es brummend vom anderen Ende der Leitung, “Ich bin’s, Vincent.” Verwundert runzelte Cloud die Stirn. “Vincent? Was machst du mit Chis Handy?” “Ich bin gerade bei ihm, oder besser gesagt… Wir sind bei Blitz.” “Wieso das?” Es blieb still. “Vincent?” “Er hat sich das Leben genommen.” “Was?!” “Er hat sich umgebracht. Chi hat ihn vor etwa einer Stunde gefunden und mich alarmiert. Wir sind in seiner Wohnung. Ein paar meiner ehemaligen Kollegen sind auch hier.” Turks? Was wollten die Turks denn bei Blitz? Und warum um Himmelswillen dieser plötzliche Selbstmord? Völlig überrumpelt riss Cloud die Augen auf. Sein entgeisterter Blick ließ Tifa besorgt die Hände zusammenfalten. “Ist alles in Ordnung?”, fragte sie vorsichtig. Cloud nickte nur stumm. “Bist du bei Tifa?”, erklang Vincents Stimme. “Ja.” “Okay, dann bleib, wo du bist. Ich hole dich ab.” Vincent machte eine kurze Pause, bevor er mit ernster Stimme hinzufügte: “Irgend etwas geht hier nicht mit rechten Dingen zu, Cloud.” Kapitel 46: Jede Nacht um kurz vor vier --------------------------------------- Wie zur Statue erstarrt saß Cloud in der überschaubaren Küche der Highwind, hielt seine Hände um ein Glas Wasser geklammert und schaute stumm ins Leere. Er saß jetzt schon mehrere Minuten völlig regungslos da. Seinem Blick nach zu urteilen schien er sich in bedrückende Gedanken verirrt zu haben. Vincent saß ihm gegenüber, aber auch er sagte kein Wort. Sie hatten sich soeben gegenseitig auf dem Laufenden gebracht, was die Geschehnisse der letzten Stunden anging und sowohl Clouds Geschichte als auch die des finsteren Turks wirkten, als seien sie einem wirren Fantasy-Film entnommen. Gleichwohl wussten beide Männer, dass keiner von Beiden gelogen hatte. Dafür besaßen sie bei weitem nicht ausreichend Fantasie. Dazu kam noch, dass sie aus dem, was ihnen widerfahren war, auch nicht im Geringsten einen Vorteil gezogen hatten. Ganz im Gegenteil. Blitz hatte sich umgebracht. Vincent hatte es mit eigenen Augen gesehen - nicht die Tat an sich, aber das grausige, verstörende Bild, das der blauhaarige Mann in seinen letzten Momenten für die Nachwelt geschaffen hatte. Mit größter Mühe hatte der ehemalige Turk versucht, Cloud seine Eindrücke zu umschreiben, aber seine mehr als mangelhafte Darstellungskraft hatte noch nicht mal ansatzweise an diese Szenerie herangereicht, die sich schmerzhaft wie ein glühendes Eisen in seinen Verstand gebrannt hatte. Es war noch nicht mal so sehr die Leiche gewesen, die ihn erschreckt hatte, denn auch wenn Blitz sich die Unterarme mit einer erschreckenden Sorgfalt und Tiefe aufgeschnitten hatte, wirkte er seltsam friedvoll. Sein nackter, blutbefleckter Körper hatte etwas Abartiges an sich gehabt, denn trotz seines unschönen Todes hatte der junge Mann ein Lächeln auf den Lippen getragen. Jedes Zeichen von Leben in den weit geöffneten, makofarbenen Augen war längst erloschen. Sie lagen tief in ihren Höhlen und stierten unbeweglich an die blutbespritzte Wand. Dennoch machte es den Eindruck, als hätte Blitz kurz vor seinem Tod größte Erfüllung erlebt. „Es war nicht die Schnittverletzung, an der er gestorben ist“, hatte Tseng hinter dem Schutz einer dünnen Atemmaske vermutet, während er mit starrer Miene und äußerster Vorsicht eine rot befleckte Spritze vom Fußboden aufgehoben hatte. Die Luft war schwer und stickig. Sie roch allgegenwärtig nach Eisen und Erbrochenem. Gepaart mit der grässlichen Umgebung entstand eine Mischung, die zwei der weniger erfahrenen Turks fluchtartig wieder aus dem Raum stürzen ließ. Man hatte ihr entsetztes Würgen aus dem Flur gehört, und für einen kurzen Moment hatte Vincent sich gedankenverloren an seine eigene Zeit bei den Turks zurückerinnert. Es war Tseng, der ihn mit sachlicher, unberührter Stimme wieder in die Realität zurückgeholt hatte. „Letztendlich sind es die Drogen, die ihn vergiftet und ihm den Verstand geraubt haben. Der Cocktail, den er sich jeden Tag spritzte, hätte einen normalen Menschen sofort getötet.“ „Ihr kennt ihn also?“, hatte Vincent wissen wollen. „Er ist eine von Hojos unzähligen Hinterlassenschaften“, war es ihm zur Antwort gekommen, „Eine Jenova-Replik, eine fast identische Kopie des Originals. Genau genommen ist Blitz noch nicht einmal männlich. Und das war auch der Grund, warum Hojo ihn als gescheitertes Experiment betrachtet hat. Er wollte Soldaten erschaffen - Männer. Keine Frauen.“ Mit verwirrtem Blick hatte Vincent sich selbst davon überzeugt, dass Tseng die Wahrheit sprach, und entsetzt festgestellt, dass der schwarzhaarige Anzugträger Recht hatte. Blitz war eine Frau. Oder zumindest war er etwas, was ein weibliches Geschlechtsorgan besaß, denn mal abgesehen davon fehlten ihm alle weiteren Merkmale, die ihn als Frau identifiziert hätten. Tseng trug hauchfeine, durchsichtige Handschuhe, um den Tatort zu untersuchen, denn Blitz hatte sein Blut an sämtliche Wände verteilt. Aber das war nicht der Hauptgrund für diese Vorkehrungen, denn außer Blut hatte noch etwas anderes, Unbekanntes am Körper des Toten geklebt. „Siehst du das?“, hatte Elena ihren Vorgesetzten aufmerksam gemacht, während sie mit ernstem Blick auf die schwarzen Stellen gezeigt hatte, die sich seitlich am Rücken des leblosen Körpers entlang zogen. „Hmh“, war das Einzige, was der Mann ihr entgegnet hatte. Er hatte die mysteriösen Flecken längst bemerkt, doch Vincent ahnte, dass seine Anwesendheit den Turk davon abgehalten hatte, seiner jungen blonden Mitarbeiterin zu antworten. Vincent hatte den Raum daraufhin nur zu gern verlassen, um nach Chi zu sehen, der im Raum nebenan betreut wurde, weil er nach dem Anblick des widerwärtigen Schauplatzes fast zusammengebrochen war. Unmittelbar kam in Vincent die Frage auf, ob der schwarzhaarige Ex-Soldat gewusst hatte, dass es sich bei seinem Freund um eine Frau handelte. Wie viel hatte er überhaupt von Blitz gewusst? Immerhin schienen sie sich nahe gestanden zu haben. Vincent schrak aus seinen viel zu frischen Erinnerungen auf. Er sah zu Cloud, der mit niedergeschlagenem Blick auf den Küchentisch lehnte. Auch er hatte berichtet, was ihm in der Kirche in Sektor 5 widerfahren war, und auch wenn Vincent den Worten des Blonden zunächst kaum glauben konnte, gab es einen stillen Zeugen, der die ganze Erzählung bestätigte: Der bedrohliche schwarze Fleck auf Clouds Oberarm. „Hör zu, es gibt da noch etwas, was du wissen solltest“, brummte der Schwarzhaarige in ernstem Ton und lenkte damit die Aufmerksamkeit der hellen Mako-Augen auf sich. Clouds Blick wurde fragend. „Was denn?“ Auch wenn Vincent selten unruhig war, hatte er diesmal das Gefühl, dass das, was er sagen wollte, den Blonden sehr aus der Fassung bringen würde. Es gab nämlich etwas, was er noch nicht erzählt hatte. Etwas, was sogar einen kühlen Mann wie ihn nervös machte, weil er es sich einfach nicht erklären konnte. „Blitz hat Nachrichten an den Wänden hinterlassen, kurz bevor er starb“, sprach er langsam. Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, aber nichtsdestotrotz hatte er das Gefühl, dass Cloud seine Nervosität spürte. „Er hat Wörter und Sätze geschrieben“, fuhr er fort, „Mit seinem eigenen Blut. Für die Turks mögen sie nicht viel Sinn ergeben haben, aber…“ Mitten im Satz brach er plötzlich ab. Cloud musterte ihn irritiert. Er war neugierig, denn er konnte sich nur zu gut an das erinnern, was Blitz ihm erst einen Tag zuvor gesagt hatte. Dass Vincent sich jetzt auch noch so geheimnisvoll verhielt, machte ihn erst recht unruhig. „Aber?“, drängte er in fragendem Ton. Vincent seufzte. „Aber es gab da ein paar Auffälligkeiten.“ Er griff sich mit schmerzvollem Blick an die Stirn. Gerade als Cloud ihn wieder drängen wollte, redete er doch noch weiter: „Manche der Sätze, die er geschrieben hatte, wirkten im Grunde genommen nur wie die Worte eines Irren, aber… nun ja, in deinem Fall… ergeben sie irgendwie Sinn. So seltsam das auch klingt.“ „In meinem Fall?“, echote der Blonde ungläubig. Er verstand nicht, was Vincent meinte, aber er hoffte sehr, dass der Ältere ihn bald aufklären würde. „Es machte den Eindruck, als hätte er dieselben Träume gehabt wie du. Als hätte er Ähnliches erlebt wie du. Er hatte den Namen ‚Sephiroth‘ gleich mehrmals aufgeschrieben, genau wie die Uhrzeit, zu der du immer Alpträume hast.“ „Die Uhrzeit?“ Cloud riss verwirrt die Augen auf. „Ja“, erwiderte Vincent mit ernstem Blick, „Drei Uhr siebenundvierzig, nicht wahr? Er hatte genau diese Zahl an die Wand geschrieben. Tseng erzählte mir, dass Blitz ursprünglich so hieß.“ „Wie hieß?“ „3-47. Es war die Nummer, die er nach seiner Erschaffung von Hojo bekam. Aber noch seltsamer als diese Nummer war der Satz, den Blitz direkt daneben an die Mauer geschrieben hatte.“ „Was für ein Satz?“ Vincent sog mit bedeutungsvoller Ehrfurcht die Luft ein, stieß sie seufzend wieder aus und antwortete dann: “Der Satz lautete: Jede Nacht um kurz vor vier spricht der Erlöser unserer Welt zu mir.” Cloud erstarrte. “Was?!“ “Du hast schon richtig gehört.“ Clouds Herz sank ins Bodenlose. Seine Hände fingen an zu zittern. Jede Nacht um kurz vor vier spricht der Erlöser unserer Welt zu mir. Der Satz hallte durch Clouds Kopf wie ein Echo durch eine unüberwindbare Schlucht. Der Raum um ihn herum schien sich plötzlich wie wild zu drehen und sein Herz schlug so fürchterlich schnell, dass ihm ganz mulmig zumute wurde. Vincent beobachtete ihn mit einer gewissen Besorgnis. “Geht es dir gut?” “J-ja…” Cloud fasste sich an die Stirn. In seinem Kopf erklang ein schriller, piepsender Ton, der gar nicht mehr aufzuhören schien. Er wurde lauter, immer lauter. So laut, dass es schmerzte. Ächzend biss der Blonde die Zähne zusammen und griff sich mit beiden Händen an die Stirn. Was hatte das zu bedeuten? “Cloud?” Vincent fasste ihm an die Schulter. Die zaghafte Berührung verlieh dem Blonden ein Stück seiner Selbstbeherrschung zurück. Der hohe Ton, der ihn gequält hatte, verschwand wieder. “Meine Alpträume fanden ausnahmslos zur selben Uhrzeit statt.” Er raufte sich verwirrt die Haare. “Das kann doch kaum Zufall sein.” “Cloud, Blitz war ein Experiment. Ein Jenova-Abkömmling. Er war Mako-abhängig”, erwiderte Vincent ruhig und mit eindringlicher Stimme. „Dieser Mann war völlig verrückt. Er hatte Wahnvorstellungen.” “Die habe ich doch auch!”, fuhr Cloud den Älteren plötzlich voller Verzweiflung an. Vincents Blick verfinsterte sich. “So ein Unsinn”, sprach er kopfschüttelnd. Wie erwartet reagierte Cloud heftig auf die jüngsten Enthüllungen, was anlässlich der merkwürdigen Situation ja auch kein Wunder war. “Mir macht es doch auch Angst”, versuchte er den Blonden zu beruhigen, “Du hast schon Recht, das Ganze ist zu ungewöhnlich, um ein Zufall zu sein. Aber bedenke, dass auch du Jenova-Zellen in deinem Körper trägst. Wahrscheinlich habt ihr nur aus diesem Grund diese Alpträume gehabt.” Als Cloud ihm nicht antwortete sondern nur schweigend den Blick senkte, stand er auf, lief um den Tisch herum und kniete vor dem Blonden nieder. Wortlos drückte er den Kämpfer an sich. “Du lässt es zu sehr an dich heran”, brummte er, während seine Hände tröstend an Clouds Rücken auf und ab glitten. “Versuche, die Träume auszublenden und halte dich an die Fakten.” “Aber was ist mit dem Geostigma?”, warf sein Gegenüber überfordert ein, “Es ist doch schließlich der Beweis dafür, dass ich mir das alles nicht nur einbilde!” “Ich sage ja auch nicht, dass du dir etwas einbildest”, entgegnete Vincent ihm kopfschüttelnd. “Wir müssen der Sache auf jeden Fall auf den Grund gehen, denn wenn Sephiroth tatsächlich planen sollte, diese Welt erneut heimzusuchen, müssen wir das um jeden Preis verhindern.” Vincent stand auf, ließ seine gesunde Hand über Cloud Gesicht gleiten und hauchte dem Blonden einen Kuss auf die Stirn. “Wir müssen Nachforschungen anstellen. Was Sephiroth betrifft, aber vor allem was das Geostigma angeht. Tseng zwar angedeutet, dass er sich bereits darum kümmert, aber wir sollten trotzdem auf eigene Faust ermitteln. Wir können uns nicht auf andere verlassen. Aber damit wir uns auf diese Sache konzentrieren können, musst du einen kühlen Kopf behalten, Cloud.“ Vincents Stimme klang ernst, aber nichtsdestotrotz sanft und ermutigend. Cloud sah zu ihm auf. Selten hatte seinem Blick eine so große Verzweiflung inne gewohnt. Trotzdem zwang er sich, die Fassung zu bewahren, straffte seine Gesichtszüge und nickte. “In Ordnung.” Die zwei Männer gingen früh ins Bett. Sie sprachen nur wenig. Eine merkwürdige Anspannung lag in der Luft, und auch wenn sie sich nach Kräften bemühten, sich ihre Unsicherheit nicht anmerken zu lassen, spürten sie beide, dass etwas nicht in Ordnung war. Etwas Unbekanntes bedrohte sie - sie und alle anderen Bewohner Edges. Eine Krankheit, die sich mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit ausbreitete. Eine altbekannte Macht, die mit finsteren Krallen nach ihnen griff. Cloud und Vincent lagen eng zusammen, und doch waren sie mit ihren Gedanken und Zweifeln für sich allein. Es herrschte eine Zerwürfnis, die tiefe Furchen in Clouds Selbstvertrauen grub. Er hatte Angst. Angst vor dieser Epidemie, die er selbst durch seine krankhafte Besessenheit in seinen Körper gelassen hatte. Angst vor Sephiroth, der so fern war und doch so erschreckend nah. Angst vor der plötzlich so unbekannten Zukunft, von der er sich in einem winzigen Augenblick unglaublicher Naivität irgendwann man erhofft hatte, dass sie glücklich sein könnte. Und aus irgend einem seltsamen Grund hatte er plötzlich Angst, Vincent zu verlieren. Diese Angst war mit einem Mal so allgegenwärtig, dass der Blonde sich nicht anders zu helfen wusste, als sich in den blassen Körper zu krallen, den er mehr als alles andere brauchte, um nicht völlig verrückt zu werden. Auch wenn Vincent es nicht gewohnt war, Trost zu spenden, tat er seine Sache gut. Als würde er die Furcht des Jüngeren spüren, schlug er die Arme um ihn und fing an, ihn zu streicheln. Cloud ließ die zarten Berührungen ihre Wirkung tun, gab sich dem wohltuenden Gefühl von Vincents Nähe hin und schloss die Augen. Auch wenn seine Gedanken mit seinem Puls um die Wette rasten, tat es gut, die Nähe des schwarzhaarigen Mannes zu spüren. Er schmiegte seinen Kopf an den warmen Brustkorb, konzentrierte sich auf den fremden, langsamen Herzschlag und ließ sich von der gleichmäßigen Atmung wiegen. Es dauerte seine Zeit, doch schließlich schaffte er es, sich etwas zu entspannen, die finsteren Gedanken zu verdrängen und die Müdigkeit zuzulassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)