Herzquell von Wolkenwolf (Das Kompendium der Unglaublichkeiten) ================================================================================ Prolog: Eine kurze Einleitung ----------------------------- Das metaphorische Herz. Quell unserer Gefühle, Hort der Erinnerungen, Tiefen voller Geheimnisse. Man stelle sich diesen Ort wie ein Buch voller Abenteuer und Geschichten vor. Gebundene Gefühle, in Seiten eingeschlagene Emotionen. Was wäre, wenn man jederzeit Einsicht hätte in diese wunderbare Chronik des eigenen Lebens? Die Erinnerungen längst vergangener Tage wären plötzlich wieder so präsent, als hätte man sie vor nicht einmal einem Herzschlag erlebt. Ein einziger Tag könnte dabei unzählige Kapitel bedeuten, nur eine Empfindung dutzende Wörter und Zeilen. Oder besser noch: Was wäre, wenn wir – vielleicht mittels eines Zauberworts – Einblick in das metaphorische Herz eines anderen Menschen gewinnen könnten? Würden wir uns wie der Gast verhalten, der wir sind, in diesem Kompendium der Unglaublichkeiten? Oder griffen wir gierig nach den Gefühlen der anderen, um uns an ihren Bildern, ihren Geschichten zu ergötzen? Und was geschieht nach unserem Tod mit diesem Ding, das ich ehrfürchtig und nur in aller Stille als Herzquell zu bezeichnen wage? Eine Hand, geführt von einem starken Geist, vermag ihn vielleicht wahrhaftig zu binden – diesen Herzquell. Doch nur, wer nicht gierig ist, vermag auch zwischen seinen Zeilen zu lesen... Ich wünsche dem geneigten Leser viel Vergnügen! Kapitel 1: Liebeserklärungen ---------------------------- KLINGENTANZ Gleich wie zehnfache Messer und Klingen Schneiden Finger durch leeres Papier, Lassen Feder und Tinte besingen, Jene Schandmaid der Sieben: Die Gier. Bei der Gnade der Schlange der Meere, Bei dem Schöpfer von Eisen und Hut. Überlass mir, was ich stolz begehre Und zum Dank schenke ich dir mein Blut. Der Tod gibt mir flammendes Leben, Fremde Lungen gebieten den Hauch. Lass den Quell in der Brust mir erbeben, Weil ich deine Kraft zum Atmen brauch. Gleich wie zehnfache Herzen und Hände Treibt mich dein Glanz, deine Anmut voran, Spaltet all jene zwängenden Wände, Zieht mich in deinen magischen Bann. *** HERZBLUTSAUGER Ich fühle mich wie ein Vampir. In meiner Brust pulsiert nur Gier. Doch sehn ich mich nicht, mit Verlaub Nach deinem Blut, nur deiner Haut. Dein Hals lädt mich schon zärtlich ein. Doch will ich nicht dein Mörder sein. Ich lechze nicht nach rotem Saft. Gib mir nur deine Leidenschaft. Die Schultern wie aus Elfenbein, Was könnt das für ein Festmahl sein! Von deiner Liebe will ich trinken, In deinen Augen tief versinken. In deinen Fingern lodert Glut. Ich will dich ganz und bis aufs Blut. Verschreib mich dir mit aller Macht, Denn du bist, was mich glücklich macht. *** MEINE WELT Wie sollst du so wenig sein, Wenn du stets alles warst? Dir gebührt mein ganzer Stolz, Weil du stets alles gabst. Deine Schönheit ungebrochen, Selbst im Angesicht der Jahre. So stehen inmitten meiner Seele Keine Zweifel, keine Frage. Für dich verlier ich mich so gern. Kein einz’ger Schmerz ziert meine Brust. Oh, Du Erfüllung meines Lebens, Meine Sinfonie der Lust. Bewahrst all die Geschichten, Stumme Märchen, Fantasien, Weil ich’s allein nicht tragen kann, Weil sie nach dir, nach Liebe schrien. In einem unendlichen Meer, Aus Tinte, Seiten und Papier, Aus tausend Zaubern und Geschichten, Im Zenit, dort stehen wir. Und scheint der Horizont so weit, Der Morgen ist noch fern. Komm, nimm meine Hand, mein Schatz, Ich zeig’ dir alles gern. *** TANZENDE FLAMMEN IM WIND Du bist das Licht in meinem Herz, Trägst meine Worte himmelwärts. Du bist die Federflüssigkeit, Hältst frischen Mut für mich bereit. Du hältst die Ketten in der Hand, Führst unser beider Lebensband. Ich kann die Zweifel nicht mehr hören. Niemand soll die Schönheit stören. Wenn meine Seele Flammen schlägt, Bist du es, die die Winde trägt, Die meine Wut in Bahnen lenkt, Wo sie noch immer Leben schenkt. Mit stillen Wassern hinter Augen, Die fast den Verstand mir rauben, Führst du sachte meine Hände Weit hinter die Herzquellwände. *** ÜBER ALLEN WOLKEN Ich spüre Sonnenstrahlen Durch meinen Körper fließen, Spüre honigsüßes Glück Durch jede Blutbahn schießen. Ein unsagbarer Winterfrost Haust tief in meinen Wänden. Umarme mich und schaff in fort, Mit Funken in den Händen. Trotz aller Weite, die uns trennt, Lodert dein Feuer fest in mir, Stimmt für mich die Geigen an. Verbrennen könnt ich unter dir. Ich singe stark, ich singe laut Das Lied vom Schicksalsreigen. Die Mächte, die sanft in dir ruhen, Lassen den Drachen steigen. Leviathan fährt in den Wind Und niemand wird ihn halten. Damit ich dich erreichen kann, Wird er die Wolken spalten. *** HERBSTZEIT Der Morgen naht und Es wird schrecklich kalt. So müde wandle ich Auf trockenem Asphalt. Schritt für Schritt und Schon vergeht die Zeit. Die Sonne tanzt In einem blassen Kleid. Ich besinne mich auf noch so viele Wünsche. An erster Stelle steht ein Kuss von dir, Dass wir gemeinsam in die Kissen wandern, An uns geschmiegt, das Katzenohrentier. Draußen lauern Hellrote Gebilde. Ich stell den Korb mit Keksen schon bereit. Gemeinsam stimmen wir Die Geister milde. Jetzt kommt meine, Unsere schönste Zeit. Bald schon können wir in unsere Arme sinken, Doch vorher muss das bunte Blatt noch fallen. Dann bringt mich der Herr der Meere schon zurück. Aus dem Himmel höre ich die Harfen hallen. *** RABENMAID Frisst dich die Sehnsucht auf, mein Kind? So steig hinauf, stell dich dem Wind Und schon sprießen die Federn. Dein Mantel wird ein Schwingenkleid. Konzentrier dich, sei bereit Und folg dem Rabenschrei. Wir treffen uns beim Wüstenplan. Dort, wo uns niemand finden kann. Am Grab meiner Gesellen. Ich streife durch das Himmelszelt, Durch uns're unendliche Welt. Ein Fundament aus Liebe. Bei der Geburt war es bestimmt. Dass wir zusammen Eines sind. Ein Meisterwerk aus Zweien. So werden dich die Federn tragen. Musst nur mit den Flügeln schlagen, Mein stolzes Rabenweib. Uns bricht nichts auf dieser Welt, Weil uns ein Band zusammenhält, Noch stärker als die Zeit. Inspiriert durch „Krabat“ (Ottfried Preußler) *** TIEF & WEIT Tief am Boden der grundlosen Wasser Jenes Sees, der sein Ende nicht fand, Dort ruht unser beider Geheimnis, Welches die Herzen auf ewig verband. Tief im Innern des Königs der Berge, Wo das Feuer den Wahnsinn nicht schürt, Dort lodert der Quell meiner Liebe, Der mich alsbald zurück zu dir führt. Tief im Dickicht, im Herzen des Waldes, Der das Moos, wie ein Zelt sacht umspannt, Dort schläft leis’ das Grün jener Augen, Deren Seelgrund du schnell hast erkannt. Weit über den luftigen Höhen, Wo ein Wolf wild nach den Stürmen jagt, Dort werden wir einst uns dann finden, Weil dort niemand nach einem Sinn fragt. *** WIEDERKEHR Mit einer mächtigen Kraft, wie nur die Im Himmel dort sie noch besitzen, Kamst du in die brennenden Welten, Mir noch eine Zukunft zu schnitzen Du nahmst sanft meine Hände in deine, Gabst mir all meine Liebe zurück. Bald darauf fand die Tinte mich wieder Und mit der Gabe, da fand mich das Glück. Nun schaff ich uns dutzende Welten, Denn am Ende soll uns das Werk krönen. Wir sonnen uns in beiden Augen Können endlich der Leidenschaft frönen. Vergessen wir all diese Menschen, Denn sie halten nur unnötig auf. Lass uns diese Welten verlassen Und dem Schicksal gebühre sein Lauf. *** DIE LEIDENSCHAFT DES SCHWERTES Dein Hals ist so kalt, O mein Liebling. Lass dich baden, in blutrotem Saft! Nur wir zwei waren dort, als es anfing. Nimm noch etwas mehr von meiner Kraft! Ich erinnre mich noch an die Tänze, An den Kuss und das Spiel auf dem Feld. Deine Leidenschaft füllt mich zur Gänze, Wenn der Mond deine Schönheit erhellt. Wie du dort ruhst, inmitten der Hände. Deine Anmut, sie lässt mich erbeben. Verzeih mir, wenn ich’s jetzt beende. Es wird Zeit, sich erneut zu erheben. *** DIE GIER Wenn die Sonne dem blauschwarzen Mantel Der Nacht und des Mondes Schwert weicht. Wenn Gefühle, so heiß wie der Sommer, Eine Lust tief die Seele erreicht. Dann kribbelt die Haut und ein Beben Fasst den schweißnassen Körper wie Stahl Und das Echo schleicht, gleich einer Schlange, Vom Scheitel tief in des Schoßes Saal. Wenn die Augen wie Moos dich umschmeicheln, Du dich bettest in der Kissen Kleid. Wenn die Hände dein Feuer entzünden Und der Winter auf dein Antlitz schneit. Dann werden die Säfte sich einen. Zwei Herzen vereint in der Brust Und sie schlagen im Gleichtakt zusammen, Bis den Preis du bezahlen wohl musst. *** DIE BLAUE EWIGKEIT Die Weise, wie ich liebe, Die lernte ich von dir. Hab dich so oft getötet Und dennoch bist du hier. Du bist der rote Faden In meinem Lebenslauf, Nahmst hundertfache Leiden Und mehr für mich in Kauf. Du suchst nach meiner Stärke, Doch hast du sie geboren. So oft hab ich mich selbst Vor Blindheit fast verloren. Der Krieger, der ich wurde, Er steht für dich bereit, Mit Leidenschaft und Liebe Für blaue Ewigkeit. Kapitel 2: Lichtblicke ---------------------- GROßE ERWARTUNGEN Du schlägst die Augen auf, Der Nebel lichtet sich. Du nimmst den Tag in Kauf, Mit jedem Herzensstich. Du ahnst, die Luft ist kalt, Doch Fürchten lohnt sich nicht. Betrittst du den Asphalt, Hebt sich das Dämmerlicht. Du trägst ein Kissenkleid, Dein Bann scheint fürchterlich. Ob es wohl heute schneit? Ja, heute sicherlich. *** VOM GOLDENEN REGEN Das Licht perlt in Tropfen hernieder, Wird ein Regen aus flüssigem Gold, Spendet Hoffung und Glück immer wieder, Sendet Funken uns, ganz ungewollt. Sammelt sich jenes Licht in den Gassen, Rinnt ein Meer bald zu jeglichem Strand. Mit dem bloßen Aug’ kaum zu erfassen, Färbt es leuchtend, am Ufer, den Sand. Wenn die Sonne am Horizont schwindet, Füllt das Licht auch den brennenden Ball, Treibt, von goldenen Strahlen verkündend, Wie die Nachricht von Hoffnung ins All. In den Schatten der Herzen der Städte Flackert leise ein Kerzenschein auf, Vertreibt selbst aller Dunkelheit Kälte, Treibt die Blicke zum Himmel hinauf. *** DIE MÄCHTE IN DIR In dein Sonnenlicht möchte ich tauchen, Wenn der Tag meiner Dämmerung weicht. Spar die Kräfte, wir werden sie brauchen, Wenn ein Zweifel die Hoffnung beschleicht. Glaube stets an die inneren Mächte, Die dein Wesen zum Ozean küren, Die der Feder den Frieden erbrächten, Würden sie sich nur trauen, zu führen. Dutzend Bände, geknüpft aus zwei Leben Trotzen jeglicher Angst und der Zeit. Eine Zukunft gilt es jetzt zu weben. Der Horizont scheint so herrlich und weit. *** DAMALS Ein Name wie ein Messer. Wir vergeudeten nur Zeit. Die Zukunft schien verloren Und der Weg war viel zu weit. So stand ich vor dem Morgen, Nichts als Scherben in der Hand, Während sich die Dreie beugten Vor der vierten, letzten Wand. Gegen unsterbliche Engel Zog ich trotzig in die Schlacht, Während du an damals dachtest, Still und heimlich in der Nacht. Doch zum Scheitern auserkoren, Fraß ich Tränen, Blut und Staub, Während Athanasie lachte, Schweigend, qualvoll, mit Verlaub. Eine abgesetzte Feder, Ein betäubtes Abendrot Säumten unsichtbare Pfade Und beschwörten mir den Tod. Heute will ich dankbar schweifen Zu den rettungslosen Stunden. Denn du kamst zu mir zurück Und jetzt verschließen wir die Wunden. *** IX Das milchige Weiß hinter nussbraunen Scheiben Hält das Köpfchen des Streichholzes still. Es labt sich leis’ lächelnd an seelischem Leiden, Weil’s die Angst jenen Herzens so will. Bald klingen der Federn kobaltblauer Spitzen, Wie die Nadeln auf gläserner Haut. Ein eiskalter Wind pfeift durch Spalten und Ritzen, Macht den Körper gefühllos und taub. Der Neunte wird heilen mit brüchigem Holz. Mit dem sanften Gesang seiner Schwingen Entfacht er das Feuer, erneuert die Kraft Unsrer’ rostrot gemarterten Klingen *** DIE FESTNACHT Es naht die Nacht, das Feuer brennt, Der Spielmann greift zur Flöte. Was uns von all den Sorgen trennt, Weilt bis zur Morgenröte. Den Wind erfüllt ein sanfter Duft Von Weihrauch und kupfernem Zimt. Wir überbrücken die bleierne Kluft, Wenn die Nacht ihren Reigen anstimmt. Der Leib wiegt in Ekstase sich, Im leichten betörenden Kleid. Was gestern noch der Sehnsucht glich, Versiegt heute im Rinnsal der Zeit. *** 7 TAGE Die Dämmerung wiegt ach so schwer. Greif zu, mit beiden Händen! Die Sonne sinkt hinab ins Meer. Sie will den Tag beenden. Aus diesem Winkel wirkt die Welt, Als rast sie wie ein Kreisel. Es ist egal, was steigt und fällt, Denn du bist ihre Geisel. Noch sieben Tage sind zu ziehen, Dann ist dein Werk vollendet. Sie wollen dich auf deinen Knien Und dass ihr Glanz dich blendet. Was immer du als Knecht auch tust, Verlier nicht deine Würde! Wenn du in deinem Innern ruhst, Schaffst du auch diese Hürde. *** STERNENBRAND Das Feuer einst zum Windmann sprach: Ich möchte was erleben! Doch meine Kräfte liegen brach, Wie soll ich mich erheben? Der Wind nahm’s Feuer bei der Hand „Entzünden wir die Sterne! Ich trage dich zum Himmelszelt Du leuchtest in die Ferne!“ Kaum war das letzte Wort verhallt Da stoben sie empor Die Flamme schlägt, ein Funke knallt Der Wind verklingt im Ohr: Es war dein Wille ganz allein Du wolltest was erleben Du hast die Kraft, O Feuer mein Dich übers All zu heben. Für Debbie Kapitel 3: Donnergrollen ------------------------ NATURGEWALT Ein Feuersturm erfasst das Schweigen, Spielt auf unsichtbaren Geigen, Trägt mich hoch zum Himmelszelt Und setzt in Brand die ganze Welt! Das Meer bäumt sich wie brüllend auf Und setzt in Gang des Schicksals Lauf, Spült fort, was fest am Leben hängt Und nicht vom Feuer ward versengt! Die Winde kreischen um mich her, Sind wie ein unsichtbares Heer Aus tausend Klingen, weltenweit, Zerschneiden sie, was da noch schreit! Ein Beben flüstert, murmelt leis... Bedeckt das Land mit blauem Eis... Die Erde, für den Neubeginn... Gibt sich all meiner Sehnsucht hin... *** ATLAS Über meinem Haupt, Da ziehen Sterne. Mein Blick fährt tränenschwer Ins All auf, in die Ferne. Den Krieg endlich verloren, So trage ich die Schuld Auf meinen schmalen Schultern, In Sehnsucht eingelullt. Das Firmament wiegt schwer, Die bleiche Brust erbebt. Ein Wunsch in meinem Herz, Der sich ganz leis’ erhebt. Im Auge tanzt ein Sturm: „Sag, kannst du mich noch hören? Lass los die Weltenlast, Das Gleichgewicht zu stören!“ Die Strafe wurde einstmals Von Göttern auferlegt. Die alten Knochen morsch, Kein Muskel sich bewegt. Ich muss dich weiter tragen, Die Sünden zu vergelten. In meinen Händen liegt Das Schicksal aller Welten. *** SCHWARZE LEIDENSCHAFT Du wolltest mehr sein, als nur das, Was du dir selbst erschaffen hast. Ich gab dir Namen, Klinge, Macht. Die Folgen hast du nicht bedacht. Du liebst die schönen Melodien, Lässt sie durch deine Welten ziehen, Weil du sonst nur den Tod verschenkst, Das Unglück and’rer Leute lenkst. Du führst den Bogen ohne Stolz, Die nackte Haut an kaltem Holz. So gnadenlos, mit Leidenschaft Gibst du nur bittren Tönen Kraft. Du schneidest mit der blossen Hand Durch das Papier, meinen Verstand, Bist für die Menschheit nicht gedacht, Doch für die Ewigkeit gemacht. *** SCHWARZE LEIDENSCHAFT II Ich schenke dir mein Herz, Du nimmst es an und sperrst es fort. Denn um zu verstehen, braucht es mehr. Für dich ist es ein Wort... (Nur ein Wort...) Leidenschaft, die Leiden schafft, Wenn du den Bogen führst, Wenn du mich, im Tränenkranz, Hinter der Brust berührst. Es ist der Tod, der mir das Leben schenkte. Es ist das Leid, das du mir gibst, Das meine Pfade lenkte. Es ist der Traum der Ewigkeit, Den du noch immer hegst. Doch was braucht es dazu, mein Kind, Dass du dich losreißt, dich bewegst? Die schützenden Worte zerbrechen Im Widerhall all deiner Angst, Dem Echo , das leise erklingt, Wenn du meine Treue verlangst. Das Glück, das du geboren hast, Es stirbt, wenn du im Spiegel siehst, Dass du dich einzig selbst belügst, Zurück ins eigene Dunkel fliehst! Es ist der Tod, der mir das Leben schenkte. Es ist das Leid, das du mir gibst, Das meine Pfade lenkte. Es ist der Traum der Ewigkeit, Den du noch immer hegst. Doch was braucht es dazu, mein Kind, Dass du dich losreißt, dich bewegst? *** SCHATTEN Ich bin ein Schatten, ungesehen. Du könntest sogar auf mir stehen! Da ist kein Sein, war nie Substanz Und in der Nacht vergeh ich ganz. Mein Wort dringt nie bis an dein Ohr, Mein Flehen niemals zu dir vor. Das Echo neigt zum Suizid, Weil jedermann es übersieht. Das Leben nur aus Leid besteht Und still an mir vorübergeht. Ich bin ein Diener, ganz und gar Und nichts und niemand nimmt mich wahr. Und doch neigt man zum Überdrehen, Zum Kleinigkeiten-Übersehen. Erfreue dich am kleinen Glück! Komm, rette dir den Tag ein Stück! *** GEWITTER IM PARADIES Selbst die Wasser in Eden sind dunkel, Wenn ein Sturm über dem Garten kreist, Glühen Äpfel so zart wie Karfunkel', Bis ein Blitz die Idylle zerreisst. Wie ein Rudel aus Ängsten und Trauer Schleicht der Nebel durchs Buschwerk heran, Liegt, getarnt als Wolf, stets auf der Lauer, Bis er den Baum doch erreichen kann. Denn dort kauern, bedeckt nur von Regen, Mann und Frau, halten sich bei der Hand Und ihr Schöpfer, er schweigt ganz verwegen, Hat er doch das Gewitter entsandt. Wie sie ächzen und zittern und frieren! Gottes Krone der Schöpfung, so schwach! Schon dabei, den Verstand zu verlieren, Und so bricht schliesslich der Wolken Dach. *** FRÄULEIN WEHMUT Frau Wehmut geht ins Badehaus, Zieht langsam die Gewänder aus. Die Quelle scheint im Mondeslicht, Wie helles Silber, schön und schlicht. Von dichtem Unterholz umringt Des Fräuleins Stimme leis' erklingt, Wenn sie der Nacht ein Lied anstimmt, Ob sie ihr wohl die Sehnsucht nimmt. Das Wasser wärmt, die Luft ist kalt Und in der Brust der Kummer wallt, Wie tausend Federn und ein Stein. Doch schließlich nickt Frau Wehmut ein. Im Traum küsst sie des Todes Mund. Sie läuft ihm nach, die Füße wund. Als sie erwacht, erlischt die Nacht, Der Tag beginnt, die Sonne lacht... (sie aus) *** FRÄULEIN WEHMUT II Neulich, als Frau Wehmut ging Zur Dämmerung des Abends hin, Da wurde ihr mit Graus gewahr, Dass sie darin ihr Leben sah. Jeder Stern am Himmelszelt War für ein Lebensjahr bestellt. Das Myriaden Lichtermeer Verdross das Herz der Dame sehr. Ein Zwischenspiel von Mondenglanz Und Sonnenstrahl im Himmelstanz. Frau Wehmut starrt auf ihre Zehen, Um diesem Anblick zu entgehen. *** DEIN ENDE = MEIN BEGINN Wo ich gehe, da herrscht Schweigen. Wind ballt sich in meiner Hand, Spielt auf zauberhaften Geigen, Bringt mich noch um den Verstand. Der Zweck der Hand das Töten ist, Zu enden, was der Anfang war. Weil du des Kindes Siegel bist, Verlangt der Tod dich, ganz und gar. Endlich ruht die Feder still. Es gilt, das Schwert zu wecken. Denn weil ich dies beenden will, Wirst du für mich verrecken. Und ist das letzte Werk getan, So schweigen selbst die Geigen. Ich nehme jenen Weg sodann Und aus der Mordlust-Reigen... *** DER KUSS DES SCHWERTES Mein Blick fixiert das Himmelblau, Die Hand krümmt sich ums Heft. Doch keiner von uns weiß genau, Wer hier sein Leben lässt. Ein Stoß nach vorn, einer zurück Und Stahl donnert auf Stahl. Das Leben ist ein hartes Stück, Doch Ich hab keine Wahl. Mit dir gleicht alles einem Tanz. Die Angst wendet das Blatt. Will mich dir geben, voll und ganz, Doch du setzt mich Schachmatt. Still ward’s plötzlich auf dem Feld. Das Blut verlässt die Schneide. Dunkelheit benetzt die Welt, Wird Licht und ich verscheide. *** IN DEN ARMEN DER NACHT Wieso scheint jede Träne so eisig, Wenn du sie vor der Traumreise säst? Warum scheint jeder Schritt so vergebens? Weil du mit schweren Bleistiefeln gehst! Des Nachts halt ich dich eng umschlungen Und ich weiß, dass auch sie mich bewacht, Mit nichts als den Herzschlag-Gedanken In einer blauschwarz gemusterten Tracht. Nur als Wir ist der Weg zu beschreiten, Wenn Solana den Bergpfad bezwingt, Wenn Du mich verlässt, ich dir folge Und der Vogel den Morgen besingt. Viel zu leicht schwinden all jene Sinne Und ich kann dich nicht halten, nicht sehen, Wenn ich knie, vor dem Antlitz des Mondes, Ihn um noch ein paar Träume zu flehen. Vor der gläsernen Wand atmet leise Alles Leben im nachtschwarzen Kleid, Trocknet auch jene eisigen Tränen, Wenn mein Wunsch alle Sehnsucht befreit. *** WAHNSINN 1, 2, 3 Mal an die Schädeldecke Bringt’s mich langsam um die Ecke. Wahnvorstellung, Hirngespinst, Die du meinen Fall bestimmst. 4, 5, 6 volle Jahre vorwärts gehen, Sorglos aus Kinderaugen sehen. Die Zeit, gleich einem Wirbelsturm, Lässt sich herab zum letzten Sohn. 7, 8, 9 hassenswerte Neugeburten Stürzten in des Lebens Fluten Das Kind, das stolz den Tod umarmte, Den Tag mit Mondenglanz umrahmte. *** BRUDERHERZ Warst mir ein Bruder, ganz und gar, Wenngleich mein Blut nicht deines war. Ich wollte dich mit Stolz erfüllen, Mich mit deinem Glanz umhüllen. Zweifel jagen mich ums Jahr. Es war dein Lächeln immerdar, Welches mir die Kräfte gab, Zu nehmen auch den nächsten Tag. Ich hasse dich, mein Bruderherz Und liebe dich mit tiefem Schmerz. Du glaubtest stets, mich zu verstehen, Hast mich mit blindem Aug gesehen. Was gäb’ ich um ein letztes Wort. In meinem Herzen lebst du fort Als König, Guru, Gitarrist, Weil du mir wie ein Bruder bist... Für Lars *** LADY MAMMON Einzig deiner Gier verschrieben, Deinen Freuden, deinen Trieben, Gebarst du mich ins Weltenall, Bestimmtest meinen Niederfall. Mit Silbermünzen in den Augen Wirst du den Verstand mir rauben. Die Wahrheit kannst du nicht erblicken. Nur dich selbst ins Unglück schicken. An deinem Grab will ich nicht stehen. Seh’ deine Welt schon untergehen. Die Hoffnung unlängst aufgegeben, Will nach deinem Tod ich streben. Gekappt wird auch das letzte Band Von meinem Wort, durch meine Hand. Was bist du all der Kinder schändlich, Mütterlein, nun stirb mir endlich! *** REINKARNATION Lass mich nur sprechen, Oh Du meine Schönheit. Das Missen, Die Sehnsucht wiegt schwer. Selbst noch in dieser, meiner erdachten Welt Bleiben Arme Und Nächte so leer. Seit Tagen schon Spür ich die Kälte, Die nicht nur draußen, Auch tief in mir ruht. Selbst das Schattenkind Kann sie nicht lindern. Es fehlt mir so: Rauschendes Blut. Drum bitt ich dich Um jene Stärke, Denn ohne dich Bleib ich ewig verloren. Tu, was du tun kannst, Mein Liebling, Denn nur durch dich Werde ich neugeboren. *** PROMETHEUS Der rote Zorn in mir, Er reißt mich noch entzwei, Verschlingt rasch all die Liebe, Hoffnung kommt ihm nicht bei. Wie Prometheus leide ich, Hör ich den Adler schreien. Verfluchte Ketten bannen mich, Ich kann mich nicht befreien. Der Succubus befällt mich, Lässt mich die Augen schließen: "Den hämmernd’ Rausch in deinem Kopf, Du solltest ihn genießen!" Ach, hätte ich doch nur ein Schwert, Ich brächte euch zum Schweigen. Von Tag zu Tag zum Abendrot Tanz ich den Mordlust-Reigen. Kein einz’ger Tropfen für mich fällt. Ich kann dich nicht mehr finden. Die Reise lockt, ich möchte fort, In einem Buch verschwinden. *** AUF LICHTEM GRAS Der helle Tag reißt die Segel hernieder, Passt sie der Schwere des Felsenriffs an, Macht mich taub für die bleiernen Wellen. Ich schwimm' weiter, so weit ich nur kann! Viel zu schnell bricht die führende Nadel, Weist den Weg über das Pergament, Durch den tiefblauen Ozean dringend, Der stumm all meine Namen noch kennt. Der Horizont öffnet all seine Fronten Und der Wind bläst gemahlenen Stahl, Trägt ihn über die Schädel der Bäume, Und dann tief hinab der Erde Saal. *** AUS DEINER TRAURIGKEIT Die erste Träne fällt so leicht, Vertreibt der Silbersichel Pracht, Wenn sie, in rabenschwarzer Nacht, Dem Funkeln eines Sternes gleicht. Der erste Kuss erzwingt das Rot, Als wenn ein neuer Tag erwacht Und selbst die Sonne mit uns lacht Wenn ihr das Herz zu brechen droht Der erste Blick zerstört das Eis, Beschützt das Glück mit aller Macht Und schliesslich ist das Werk vollbracht, Weil niemand es zu töten weiss. *** DIE PRÜFUNG VON FEUER UND EIS Sag mir, weißt du mit Farben zu malen, Welche brennen und lodern, so heiss? Sag mir, kannst du die Feder auch führen, Wenn die Tinte so kalt ist wie Eis? Wieso fürchtest du selbst noch die Klingen, Die du eigens mit Staub hast bedeckt? Viel zu fern scheint mir ach jene Stunde, Da du einst diese Sehnsucht geweckt. Fürchten solltest du nicht jene Flammen, Auch nicht eiskalte Tinte und Staub. Deine Leidenschaft gilt es zu schüren, Die einst brannte wie trockenes Laub. Kapitel 4: Aus FlorAugen ------------------------ DER BIENENSOLDAT Bekannt als der summende Krieger Fahr ich mit meiner Klinge hernieder. Im bedrohlich gemusterten Kleid Steh ich für meine Herrin bereit. Beschützen ist mein Lebenssinn. Hoch lebe unsre Königin, Im honigsüßen Wachspalast, Der Tausende von uns umfasst. Wenn einst wieder Blumen sprießen, Aus der Erde Antlitz schießen, Kannst du uns dort tanzen sehen, Mit dem Wind zur Arbeit gehen? Das Schicksal trägt uns mit sich fort An manchen wundersamen Ort, Wo, hinter unsichtbarer Wand Wir sterben durch der Hünen Hand. *** DER MAULWURF Im tiefsten Erdreich eingegraben, Hörst’ mich hoch zur Sonne klagen. Finsternis trübt meine Augen, Lässt mich an das Licht noch glauben. Ein Grashalm sprießt auf meinem Dach, Gebiert sich selbst millionenfach, Umschließt mein kleines Dunkelreich, Wiegt tonnenschwer und ist doch weich. Manchmal fällt ein Strahl hinab, Trifft meinen Kopf im feuchten Grab, Sinkt fest hinter die dürre Brust, Verleiht mir neue Lebenslust. Die Nacht wird eines Tages weichen, Sonnenlicht mein Herz erreichen. Sich durch dichte Erde wühlen, Meine Stirn mit Wasser kühlen. Gebeine teilen sich mit mir Den Lebensraum, ein Jagdrevier. Alles Leben wird sich ziehen, Dorthin, wo ich versuch zu fliehen. *** DER BALZTANZ DER DRYADE Rings um uns das Unterholz, Die Lippen rissig, aber stolz, Hast du mich als Gemahl erwählt Und dich aus einem Baum geschält. Aus Espenlaub erwächst dein Haar, Die Haut scheint Rinde, ganz und gar, Und dort, in deinem zarten Schoss, Erblickt' ich feucht getränktes Moos. Du drückst mich auf die Erde nieder, Hebst deine Hüfte, senkst sie wieder. Dein Körper knackst, die Stimme halt, Wie's Blätterrascheln durch den Wald. Es folgt ein allerletzter Kuss. Aus deinem Schoss entspringt ein Fluss. Wie Milch und Wasser scheint er gar Und bringt ein Liebeszeugnis dar. Die Lust erhebt sich in die Kronen. Für den Wald soll es sich lohnen, Denn dort, wo sie ihr Ende fand, Alsbald ein neuer Baum entstand... Kapitel 5: Hinter der Stirn --------------------------- VON MOONY & SOLANA Solana strahlt im Wolkenkleid, Wirft ihre Schatten weltenweit Und zwischen Laub in Farbenpracht, Dort hängt in Fetzen noch die Nacht. Das Haupt des Mondes silbrig scheint, Auch wenn er schwarze Tränen weint. Im Kobaltblau, da singt das Schwert, Weil sich das Licht ihm ganz verwehrt. *** WOLKENWOLF (Metaphoria-Version) Ich bin kein Mensch, ich bin kein Tier, Der Himmel ist mein Jagdrevier. Aus Sternenglanz besteht mein Fels Und Wolken sind mein ganzer Pelz. Hoch über Erden schleiche ich, Vergeh im Wind, verdichte mich. Ich ziehe flüsternd meine Bahn Und tobe wild wie ein Orkan. Der Horizont verfärbt sich grau, Wirft Dunkelheit ins Himmelblau. Mein Heulen klingt wie ein Taifun, Jetzt gibt es keine Zeit zu ruhn’. Zwischen Tag und Nacht zerrissen, Ganz und gar - und doch zerschlissen, Scheint mein Fell im Mondenglanz Und lodert in der Sonne Tanz. Ein fantasiertes Fabelwesen, Niemals bin ich mehr gewesen. Von den Göttern einst beschworen Und zum Wolkenwolf erkoren. *** WOLKENWOLF II Dem Floraauge entgeht nichts. Ich folg ihm schon seit Tagen, Weil dies allein mein Schicksal ist, Als Wolf den Sturm zu jagen. Die Nase in den Wind gegraben, Spür ich den Regen in der Luft. Am Horizont tanzt helles Licht! Vor mir ragt eine Wolkenkluft. Die Pfoten donnern wie ein Hagel, Ein Sprint, der einem Fluge gleicht. Ich lass euch hinter mir zurück. Wann habe ich mein Ziel erreicht? Noch viele Meilen sind zu gehen. Ich kann bereits das Tosen wittern. Plötzlich beginnt, gleich wie durch Feuer, Um mich herum die Luft zu zittern. Ein Wolfsgeheul schallt durch die Nacht. Der Vollmond spielt sein Klagelied, Ich schleich mich leis an dich heran. Du weißt gar nicht, wie dir geschieht. Ein Donnern übertönt das Knurren. Sag, hast du mich nicht kommen sehen? Und mit der Dämmerung seh' ich Den Sturm im Wind der Nacht vergehen. *** WOLKENWOLF III Tausend und einen Sturm gerissen, Jagte ich dich wie verbissen, Stürmte übers Himmelszelt, Dem Dach hoch über eurer Welt. Wenn das Sonnenlicht erstrahlt, Ein Morgenrot mit Flammen malt, Erscheint des Wolfes Wolkenkleid, Wie Schnee, im Vollmondlicht geweiht. Als Brüder wir sehr einsam sind, Weil nur der Stärkere gewinnt. Die Sturmesjagd ist eine Pflicht, Sie duldet den Verlierer nicht! Ein weisser Streif im weiten Blau. Wir kennen ihre Spur genau Und über uns halten sie Wacht, An jedem Tag, in jeder Nacht. *** DIE BESCHWÖRUNG DES AGNI Der siebte Kreis ward nun vollendet. Feuer, welches Leben spendet, Segne uns mit deinem Geist, Der uns den Weg der Liebe weist. Der letzte Atemzug verstreicht. Der Körper schwer, die Sinne leicht. Was übrig ist, vergeht in Flammen, Geht himmelwärts und zieht vondannen. In deinem Magen etwas brennt, Das Gutes stets vom Bösen trennt. Auf deinem Nabel ruht das Licht Des Herrn des Feuers Angesicht. *** DER FALTER Die Sepiaschwingen vom Feuer verbrannt, Klammerst du dich an kaltes Metall, Als wär‘ es der letzte Strohhalm deines Seins, Und schickst die Gedanken ins All. Die kreisrunden Flammen entsteigen dem Meer, Ein eisiger Wind zerrt an dir. Die Landschaft entgleitet in ein wirres Spiel. Nur das Glas allein trennt dich von mir. Plötzlich ein Ruck und du wirbelst davon Und die Welt, sie beginnt sich zu drehen! Von Himmel und Hölle verstehst du nicht viel, Doch mit einem Mal blieb die Zeit stehen. *** IM SCHLARAFFENLAND Auf karamellisiertem Pflaster- Stein fröne ich meinem Laster, Ziehe ein ins Knusperhaus Und lass die Marzipan-Sau raus. Komm, schmier mir Honig um den Bart, Denn dies ist meine Lebensart. Mit Zuckerperlenschmuck im Haar Werde ich meinem Glück gewahr. Die Zahnfee ist mein liebster Freund. Wenn sie des Nachts am Bett erscheint, geht sie mit prall gefüllten Taschen Und lässt mich fröhlich weiternaschen. In diesem Lande weht ein Wind Mit einem steten Hauch von Zimt. Die Frucht am Baume ist kandiert, Bevor sie ihren Reiz verliert. Ich hörte einst vom Pfefferkuchen- Mann, dass sie wohl nach ihm suchen. Sein Lächeln war so zauberhaft, Da fiel in mir die Willenskraft. *** DER EREMIT Ich schlucke Sand und fresse Staub. Ein Kleid, gemacht aus totem Laub, Bedeckt zur Not den dürren Leib Und das Gebirg’ ist mein Verbleib. Fernab von Sucht, von Gier und Hast Ist’s Menschenleben schnell verblasst. Was bleibt, sind Werte, chancenlos. Das Glück ist klein, die Pein ist groß. Dort droben, über eurer Welt, So fern von Leid, Sehnsucht und Geld, Dort offenbart sich mir ein Reich, Wie dem der Himmelsgötter gleich. Ein Vogel sucht die Wolken ab, Bringt Leben hin zur Lagerstatt. Ich baue mir ein Blätterdach Und spiele mit den Winden Schach. Der Friede wächst mit jeder Stund. So tut sich mir das Leben kund. Und auch im Angesicht der Welt Ist er’s und bleibt, was mich noch hält. *** MIT FLAMMENDEN GEIGEN Der Geigenbogen fährt galant über Roßhaar, straff gespannt. Aus der Schnecke stieben leise Funken, ziehen ihre Kreise. Fährt das Feuer mir ins Herz, Dann webe ich, aus süßem Schmerz Und Kummer neue Welten, Um dein Spiel dir zu vergelten. So bitterschön die Melodie, Zwingt Frost und Kälte in die Knie, Schafft Platz für neue Lieder, Ringt ganze Gletscher nieder. *** WOLFSRUDEL Du bist kein Stern, der nur für mich vom Himmel fiel. Du bist kein Engel, keine Lösung, kein Ventil. Du bist die Ketten, die den Dreiköpfigen bannen, Die wie ein Wunder einen Wolkenwolf ersannen. Du bist das Blut im Rausch in jeder meiner Hand. Du bist der Flöte Klang, du raubst mir den Verstand. Du bist der Winkel tief im Heckenlabyrinth. Du bist die Wut in mir, die Stürme und der Wind. Wir sind fantastisch, wenn wir über Wolken jagen. Wir sind das Licht, der Blitz, des tiefen Donners Klagen. Wir sind der Schrei des Nebels, der Gezeiten Kind. Wir sind wie Wölfe, wenn wir eng beisammen sind. *** WOLFSRUDEL II Ich bin das Chlorophyll in jedem Birkenblatt. Ich bin die Sonnenglut, an Mondes Glanze statt. Ich bin das Tintenblau auf farblosem Papier. Ich bin in deiner Stirn und deiner Seele Gier. Mein Name gleicht dem Heulen in der Nacht. Mein Wesen liegt in deiner Stille Macht. Mein Ruf halt über weiße Wolken schwer. Mein Körper ist ein Sturm und niemals leer. Gemeinsam gleichen wir dem Birkenhain. Zusammen blendet uns der Sterne Schein. Vereint sind wir wie Verse tief im Fleisch, Im Himmel und auf Erden Wölfen gleich. *** DIE VERBOTENE FRUCHT Ich öffnete die Floraaugen. Zauberhaft war's um mich her. Ich stand in einem wilden Garten, Tief in einem Blumenmeer. Als ich noch benommen schaute, Wispert's leis' an meinem Ohr: Mein Knabe, schau' zum Hügel hin! Und durch die Glieder es mich fror. Über mir hing listig zischend Ein giftig grün gefärbtes Tier, Ein Drache ohne Schwingen fast Und von den Zähnen troff die Gier. Folge mir, ich tu dir nichts! Nur schau entlang dem Schuppenpfad, Denn droben auf dem Hügel steht, Verwurzelt fest, ein Schicksalsrad. Ich sah der Schlange blinzelnd nach Und staunend fasst' ich jenen Baum, Der dort auf diesem Hügel stand, Mit roten Äpfeln, wie ein Traum. Frohlockend stieg ich rasch hinauf, Betrachtete das Kronenwerk. Da stand der Riese sacht vor mir, So schweigsam, wie ein junger Berg. Ich wusste nicht, wie mir geschah, Als ich schon einen Apfel stahl. Die Schlange zischte über mir. War sie es wohl, die's mir befahl? Kaum ward der erste Biss getan, Ich stürzte in die Schwärze. Ich hört nur noch das Zischen, leis' Und dann erlosch die Kerze. *** LEVIATHAN Oh Leviathan, Du stolzer Gott der Meere. Fülle meinen Schädel, Bitte fülle diese Leere Mit tosenden Gedanken, Dem Zorn der Stürme gleich, Die du entfachst Bei jenem ersten Treffen, Wo ich nicht glauben wollte, Welch wilde Wut in meinem Herz Die Liebe mir beschwören sollte, Da webten wir den Zauber, Der mich noch immer bindet, An deine junge Seele Und niemals mehr verschwindet Nun ist schon so viel Zeit vergangen Noch immer hab ich das Verlangen. Du lässt mich nicht los. Sei bereit, wenn ich dich warne, Dann gibt es kein Entrinnen. Ich will zurück in deine Arme Mich nochmals zurück besinnen. Weder Glauben, noch die Kraft Konnten mich hier beschützen. Ich entkomm nicht deinem Schwert Und Flucht wird mir nichts nützen. *** WER BIN ICH? Denn schon jetzt, da bin ich es, der läuft, Der Gedanken zu Traumschlössern häuft. Ich bin der, der nur wartet, nicht eilt, Der die Zeit, einem Meer gleich, zerteilt. Schon mein Schweigen spricht Feuer und Bände, Tinte rinnt mir bis über die Hände. Wenn du dachtest, du hast mich erreicht, Bin ich fort eh der Augenblick weicht. An mein Ziel kannst du mich nicht begleiten, Denn es gilt über Wolken zu schreiten. Wo ich schlafe, dort wirst du verbleiben, Böse Mächte und Geister vertreiben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)