Gallant Kisses von ArisuYuki ================================================================================ Kapitel 9: Talk --------------- »Ein Schäfchen-Schlafanzug?!« Akari bekämpfte mit aller Macht den Drang, irritiert die Stirn in Falten zu legen. Er hätte es wissen müssen. Viel mehr, dürfte er sich gar keine Hoffnungen auf irgendeine ernsthafte oder sinnvolle Aktion, seitens des Blonden machen. Das war nur verschwendete Gutgläubigkeit. Und der Arzt wusste, dass er davon nicht gerade viel zu verschenken hatte. Aber mal ehrlich; welcher erwachsene Mann zog denn einen pinken Schlafanzug mit fluffigen, kleinen Schäfchen drauf an? Dieser Kindskopf! Obwohl Akari zugeben musste, dass das ganze Teil an sich relativ „außergewöhnlich“ geschnitten war, für einen Pyjama im Männerformat. Er bestand aus einer Hose, die vielleicht ein bisschen kürzer war, als ein paar Boxershorts und einem Hemd, dass die Hosen fast verschluckte und dessen Kragen ebenfalls ein wenig zu weit geschnitten war. Oh. Akari hätte sich dafür ohrfeigen können, dass er so lange gebraucht hatte, um zu verstehen. Er konnte beobachten wie Yogis Gesichtsfarbe sich drastisch veränderte. Zuerst tiefrot, bis es langsam immer mehr zu einem Lila wurde. Der Arzt vermutete, dass der Andere vor Schreck vergessen hatte zu atmen... Yogi schnaubte verzweifelt, bevor er schnell den Kopf einzog, und sich erneut unter der Decke verkroch. Ein Winseln war zu vernehmen. Hatte Akari womöglich gestarrt?! Auch dafür würde er sich liebend gern ohrfeigen. Vor allem, konnte, oder wollte er immer noch nicht so ganz das große „Warum“ dahinter verstehen. Die Augenbraue des Arztes zuckte in einem gefährlichen Rhythmus, als er die Decke erneut, grob zurück zog und den Blonden anfuhr: »Ich habe doch gesagt, gib mir auch was von der Decke! Und komm unter dem Kissen hervor, dass sieht wirklich lächerlich aus!« Für einen kurzen Moment, lauschte Akari auf das Zimmer nebenan. Nichts. Tsukitachi wusste offenbar, was gut für ihn war, und was nicht. Es hätte Akari eindeutig ein wenig zu sehr auf die Palme gebracht, wäre jetzt ein Kommentar, seitens des Captain des Ersten Schiffes gefolgt. Jetzt wo er darüber nachdachte, es war merkwürdig still, dort drüben. Vielleicht hatten seine zwei Untergebenen ihn auch betäubt, damit er sie nicht ansprang wie ein läufiger Hund. Dies wäre zwar selbst für Tsukitachi ein wenig überzogen, aber man wusste ja nie. Akari tippte auf Jiki. Entweder sie hatten ihn betäubt, oder umgebracht. Dem Arzt war offen gesagt, beides recht. Yogi zögerte einen Moment lang bevor er das Gesicht verzog, und wieder unter dem Berg aus Bettwäsche – der aus zwei Kissen bestand – hervorkroch. In seinem Gesicht, standen die Tränen, die womöglich bald folgen würden, förmlich geschrieben. »Reiß dich zusammen...«, murrte Akari deswegen, nach einer Weile. Er wusste selbst, dass er oft sehr kaltherzig zu dem Blonden war. Aber das hatte immerhin diesen einen bestimmten Grund. Und wegen so einer Banalen Sache, wollte er ihn schließlich nicht zum Heulen bringen. »Ich habe mir das genauso wenig ausgesucht, wie du. Wir sind die Opfer eines gewissen, rothaarigen Geistesgestörten, der es sich zum Hobby gemacht zu haben scheint, anderen Leuten auf die Nerven zu gehen. Versuch einfach zu schlafen – morgen haben wir es hinter uns.« Für's Erste., fügte er in Gedanken hinzu. Yogi schluckte. Ihm wurde klar, das der Andere noch niemals so viel gesagt hatte, dass auch an ihn gerichtet war. Er sah Akari mit einer gewissen Hilflosigkeit im Blick an. Ihm stockte der Atem, als der Arzt mit einem Mal nach vorn griff, und ihn beim Hinterkopf packte. »Was war daran so schwer zu verstehen? Ich sagte; versuch zu schlafen.« Und mit diesen Worten, versetzte er Yogis Kopf einen gezielten Stoß, und beförderte ihn mit einem gedämpften Puff in sein Kopfkissen. Akari verzichtete darauf die Augen zu verdrehen, als Yogi ein erneutes Wimmern von sich gab, zog einen Teil der Decke auf seine Seite und drehte ihm den Rücken zu. Er würde jetzt sicher nicht, auf irgendwelche Dummen Ideen kommen. Ganz sicher nicht. Yogi lauschte in die Stille. Auf die gleichmäßigen Atemzüge, des Mannes, der neben ihm lag. Er hob leicht den Kopf. Auch wenn dem Blonden selbst klar war, wie ungeschickt er sich manchmal anstellte, Akari-sensei konnte ihn nicht so leicht täuschen. Yogi wusste, dass er nicht schlief. So etwas hatte er, unter anderem auch, während seiner Ausbildung lernen dürfen. Er fragte sich, ob er die Stille durchbrechen sollte. Die Fragen stellen sollte, die ihm auf der Zunge brannten. Auf der Anderen Seite, wollte er die Ruhe nicht kaputt machen. Ihm war sehr wohl bewusst, dass der Arzt wieder ungemütlich werden könnte, wenn Yogi es jetzt drauf ankommen ließ. Er atmete tief ein und aus. Manchmal musste man eben tun, was man tun musste. »Akari-sensei, warum bist du heute so komisch?« flüsterte der Blonde, sanft. Eine Pause folgte, die Yogi fast glauben machen ließ, dass der Andere wirklich bereits schlief. Dann ertönte ein verächtliches Schnauben. Erst wollte der Blonde sich zurück ziehen, bevor er es sich anders überlegt. Er durfte nicht immer so leicht aufgeben, weil Akari-sensei ihm Angst machen wollte. Ihn mit aller Macht abschrecken wollte, so schien es. Und genau das machte Yogi neugierig. Warum legte der Arzt es so unbedingt darauf an, bestimmte themenbezogene Fragen so schnell wie möglich im Keim zu ersticken? Bisher hatte der Blondschopf immer vermutet, Akari tat das, was er mit ihm tat, aus reinem Sadismus heraus. Langsam aber sicher begann er, diese Theorie in Frage zu stellen. »Ich bin heute also seltsam?!« Ein scharfer Unterton in der Stimme des Anderen. »Ja.« erwiderte Yogi. Seine Lippen waren trocken. Er nervös. Akari drehte sich halb zu Yogi um. In seinem Gesicht spiegelte sich eine gewaltige Menge Groll wieder. Doch dieser Ausdruck wich einem leicht überraschten, als er die Entschlossenheit in den violetten Iriden auffing. Die Angst flackerte zwar immer wieder auf, aber man konnte sehen, wie die Entschlossenheit hart um ihren Platz an der Spitze kämpfte und alles zurück drängte, was sich ihr in den Weg stellte. »Du irrst dich.« Damit hatte Akari eigentlich vor, das Thema vorerst abgearbeitet zu haben. Es folgte auch tatsächlich eine kurzer, zögerlicher Moment der Stille. »Ich irre mich nicht.« Entnervt schlug der Arzt die Augen auf und setzte sich aufrecht hin. Yogi beobachtete ihn so gelassen wie möglich. Der Mann mit dem pfirsichfarbenem Haar spielte mit dem Gedanken, Yogi wie so oft einzuschüchtern und sich dann schlafen zu legen, allerdings hatte er die Vermutung, dass es diesmal nicht ganz so gut funktionieren würde. Er würde ihm nur über seine eigene Leiche so viel erzählen, dass Yogi sich am Ende selbst zusammen reimen konnte, dass er ein Alter Ego hatte. Nicht auszudenken, was dann geschehen würde! Und zu allem Überfluss, bestand die Möglichkeit, dass es den Blondem im absoluten Worst-Case-Scenario töten würde. Also nein. Akari würde es ihm bestimmt nicht erzählen. Allerdings bräuchte er einen Anderen Grund, den er vorschieben könnte. Einen einigermaßen glaubhaften. Der Blonde war nicht zu blöd, auch wenn er manchmal so tat. »Warum bist du... über mich... hergefallen?!« Yogis Gesicht nahm eine neue Spur Tiefrot an. Akari hielt in seinen insgeheim fieberhaften Überlegungen inne. Das meinte Yogi? Nun, die Frage war besser, als die vorherige, aber trotzdem kein bisschen leichter zu beantworten. Wie sollte er das formulieren? „Ich wusste von diesen Gefühlen vorher selbst nichts, aber als du da so rumlagst, hat es mich gepackt“?! Unmöglich. Das wäre geradezu peinlich. »Denk noch mal, ganz genau nach, wie du da lagst. Dann reden wir weiter.« Akari gab auf. Vielleicht hatte sein Verstand nun entgültig schlapp gemacht. Er hatte das Bedürfnis zu fluchen, zu schimpfen, bis er wieder dazu in der Lage war, sich zu beruhigen. Er hielt sich lieber zurück. Akari war selbst nicht ganz so bewusst, warum er ausgerechnet in diesem Moment den Mund nicht halten konnte. Oder wollte. Wo war Tsukitachi eigentlich abgeblieben, wenn es ihm Recht war, dass dieses Gespräch über den Haufen geworfen wurde?! Der Arzt verdrehte kurz, unauffällig die rosanen Augen. Vermutlich lauschte er gerade und amüsierte sich prächtig. Yogi zögerte. Sollte das jetzt heißen, dass Akari-sensei, ihn... auf irgendeine Art und Weise mochte? Der Blondschopf schluckte. „Auf irgendeine Art und Weise“ war ein gutes Stichwort. Das was der Arzt empfand, waren möglicherweise alles Andere, als zärtliche Gefühle ihm gegenüber. »Es war heiß!« kreischte Yogi halb empört, halb verzweifelt, und schaffte es tatsächlich, den Anderen aus seinen Gedankengängen hochschrecken zu lassen. »Das glaub ich.« kam es gedämpft und in einem gelangweilten Tonfall, von der Anderen Seite der Wand. Diesmal war es allerdings Jikis Stimme. »Jiki! Hörst du dir immer noch diesen Ehekrach ähnlichen Müll an, den die da drüben sich zusammen spinnen?« Kiichi. Tsukitachi musste wirklich in irgendeiner Form, das Bewusstsein verloren haben... Es folgten ungefähr zwei Minuten, gemurmelter Diskussionsfetzen, in denen Akari sich völlig entnervt die Schläfen massierte. Wenn er jetzt schnell einen Ausweg, aus dieser Situation fand, oder sich gegebenenfalls einen schaffte, würde er es vielleicht hinbekommen, nicht komplett in Raserei zu verfallen und tatsächlich nach drüben stampfen, um jemandem den Mund zu stopfen... Es war verdammt noch mal spät, und dieses Gespräch wäre gar nicht erst zu Stande gekommen, hätten diese Drei es nicht in diese Richtung gelenkt! Es war ein Fehler, nur mit einem Schiff anzureisen. Er hätte es wissen müssen. Akari atmete tief ein und aus, bevor er Yogi mit einer flinken Bewegung am Handgelenk packte, und den Circus-Kämpfer, ohne Widerworte zu dulden, aus dem Zimmer zwang. Der Blonde gab einen leisen Aufschrei von sich, gefolgt von einem verunsicherten »A-Akari-sensei?!« Es kümmerte den Arzt nicht. Er setzte seinen Weg strikt weiter fort, bis sie vor der Tür standen, die sie zu einem kleinen Behandlungszimmer führte. Vermutlich befanden sie sich nun weit genug weg, um außer Hörweite zu sein. Der Arzt stieß stumm die Türen auf, und zog Yogi mit sich. Bevor er den Anderen zu sich herum wirbelte und einen Wimpernschlag später, gegen die Wand pinnte. Er vernahm einen völlig verunsicherten und verwirrten Laut, seitens Yogi. Irgendwie konnte Akari ihn verstehen. Er benahm sich vermutlich, für seine Verhältnisse, wirklich komisch. Zumindest von Yogis Standpunkt aus. Er konnte spüren, wie der Blonde an seiner Brust, zitterte. Wahrscheinlich war es keine Gute Idee, den Anderen, in einem dermaßen kurz geschnittenen Schlafanzug, hinaus in einen nicht beheizten Raum zu zerren. Der Arzt hasste es, das zugeben zu müssen, aber er hatte ja nicht mal selbst eine Ahnung, warum er diesem plötzlichen Impuls gefolgt war. Akari hatte einfach fliehen wollen. Mit Yogi zusammen. Und was viel wichtiger war, er wollte dem Blondschopf klar machen, dass eigentlich er derjenige war, der die ganze Sache ins Rollen gebracht hatte. Gut, im Grunde war es sein Alter Ego, aber da sie tief drinnen, ein und dieselbe Person waren, zog Akari da nirgendwo eine Grenze. Er starrte Yogi prüfend an. Fast so, als hätte der Blonde gerade eine Untersuchung. Es gefiel Yogi nicht. Ein Schauer nach dem Anderen jagte über seinen Rücken, während er bereits wieder spürte, wie er sich selbst gewohnheitsgemäß, unter dem wachsamen Blick des Arztes klein zu machen drohte – sich wegduckte. Er musste aussehen, als würde er erwarten, dass Akari-sensei ihn im nächsten Moment in Brand steckte... Und doch... war da dieses Schwindelgefühl in seinem Kopf, und sein wildrasendes Herz das sich erneut wieder zurück meldete. Und jetzt war er dem hilflos ausgeliefert... Da war niemand, der diesen Moment jetzt ruinieren konnte. Yogi fiepte überrascht, als Akaris Lippen, plötzlich auf seinen lagen. Er hatte gar nicht mehr bemerkt, dass der Andere näher gekommen war. Und dank eines erneuten Aussetzers, reagierte er auch erst spät, als eine Zunge sich ihren Weg in seinen Mund stahl. Yogi blinzelte, bevor ihm die Augen genießerisch zufielen. Vermutlich doch nicht so schlecht, dass wir von diesem Zimmer weg sind... Zögerlich und schüchtern, schob er eine Hand unter das halb offen stehende Hemd, des Arztes, während dieser, sie beide langsam und vorsichtig in Richtung, der Liege navigierte. Yogi entwich ein Seufzen, als sein Rücken Bekanntschaft mit dem Material, der Liege schloss. Er spürte bereits, wie eine erfahrene Hand hinunter glitt, bis...-« »Akari-sensei?« kam es sowohl unsicher, als auch fast unbemerkbar schockiert, von irgendwo neben ihnen. Sie beide hielten augenblicklich in der Bewegung inne. Akari brauchte nicht lange, um Azanas Kopf auszumachen, der rechts von ihnen, unter einem Schlafsack hervorlugte und sie peinlich berührt anstarrte. »Azana, was machst du hier?« »Tsukitachi-san erzählte mir, dass wenig Betten zur Verfügung stehen, also habe ich mich hier einquartiert... Und ich habe bis eben geschlafen.« Yogi ließ sich dumpf, auf die Liege fallen und vergrub das errötete Gesicht in den Händen. Vielleicht würden sie ihn ja vergessen, wenn er still liegen blieb, und Akari-sensei irgendwann von ihm herunter stieg... Bitte, hohl mich doch jemand, aus dieser Hölle raus! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)