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Dir en grey

von

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Thou shalt have no other Gods before me

Warnung:

Nachfolgende Inhalte spiegeln (vermutlich sehr sicher) NICHT die wahren Gedanken und Gefühle der auftauchenden Personen dar – alles (bis auf die Personen selbst) ist ein von mir entworfenes Fantasiebild und somit nicht mit der Realität zu vergleichen.

Außerdem spiegeln dargestellte Glaubensinhalte (manchmal) NICHT die Meinung der Autorin wieder – die Glaubensinhalte und -aussagen sind passend zur fiktiven Situation geschrieben und folgen keiner realen Grundlage.
 


 

~***~

»Ich darf dich wohl nicht lieben.

»Sagt wer?
 

Ich riss die Tür zum Zimmer auf, bereit Hangeng alles an den Kopf zu werfen, was mir während der Autofahrt eingefallen war. Aber ich wurde von einem halbleeren Raum begrüßt, der mich mit seiner Nacktheit aus zu lachen schien. Seine Sachen waren weg, das Bett war ordentlich gemacht – am irritierensten war die fast schon friedliche Stille die entstanden war, seitdem ich in den Dorm gerauscht bin. Verzweifelt trat ich zwei Schritte weiter in unser Zimmer hinein und blieb plötzlich kraftlos stehen.

Er war also wirklich weg. Gegangen. Einfach so. Und obwohl ich weiß, dass das nicht stimmte, war ich unglaublich wütend. Wütend und verletzt und ich wischte mit einer schnellen Bewegung sämtliche Bilder von meinem Nachtkästchen. Glas splitterte. Es interessierte mich nicht, auch nicht, dass ich auf die nun am Boden liegenden Erinnerungen trat und im nächsten Moment die Vorhänge von den Fenstern riss. Sie waren sowieso hässlich gewesen – Leeteuk hatte sie ausgesucht.

Genau dieser Leeteuk den ich jetzt im Türrahmen entdeckte und der mich mit seinen traurigen Augen dazu brachte zusammen zu sinken.

Ach Teukie... es waren doch nur Vorhänge gewesen, sei nicht traurig...
 

Die Nachricht hatte ich zu spät gelesen, hatte sie fast den ganzen Tag vollständig ignoriert, auch wenn mich der Bildschirm meines Handys ständig darüber informierte, dass ich eine neue Textnachricht empfangen hatte.

Ich war genervt gewesen. Mein heutiger Auftritt in einer Fernsehshow war zeitlich umgelegt worden, ich war eigentlich viel zu früh anwesend, dann konnte mich keiner vom Set darüber aufklären warum dies geschehen war und schlussendlich endete alles damit, dass alles vollkommen hektisch ablief, damit die Show heute noch abgedreht wird. Es erscheint im Nachhinein selbst für mich lächerlich, dass ich mich über mein Make-up aufgeregt habe – auch wenn es diese Frau wirklich absolut vermasselt hat. Und ich schämte mich über meine Worte in der Show. Und dass sich ein Kim Heechul seiner Worte schämt ist wirklich selten.

Wir bleiben für immer zusammen.

Wir sind ein Team.

Wir lieben euch.

Welches wir hatte ich denn da bitte beschrieben? Hätte ich die Nachricht vorher noch gelesen hätte ich höchsten sagen können: Wi bleiben für immer zusammen. Oder: Wi sind ein Team. Denn für mich bedeutet das Wörtchen „Wir“ dreizehn Personen, oder man kann jetzt durchaus schon von fünfzehn ausgehen – und wenn einer fehlt dann spreche ich da auch nicht mehr von einem wir.

Nach Drehschluss hatte ich jedoch die Nachricht geöffnet und hatte das Handy nach dem Lesen sofort gegen die nächste Wand geschleudert. Mir doch egal dass alle schauten und einige die Augen verdrehten – das war ich gewohnt. Aber ich war es nicht gewohnt dass mir so schlecht wird, das Brennen in den Augen kam überraschend und ich hechtete ohne Grußworte nach draußen – hin zu meinem Van der auf mich wartete. Der Fahrer sagte nichts, er fuhr einfach los und als er bemerkte, wie ich hinter ihm anfing leise zu Schluchzen, stellte er den Radio lauter.
 

„Soll ich dich wieder loslassen Hyung?“

„Nein.“, murmelte ich erschöpft vom vielen Weinen und war dankbar dafür, dass Sungmins Arme sich wieder fest um meine Schultern legte. Es musste auf die Dauer eine ziemlich unangenehme Position sein, die er da eingenommen hatte um mich zu trösten. Seine Knie taten bestimmt weh, wie er da so vor mir kniete und mich, das Häufchen Elend, fest an sich drückte – und ich war ein schlechter Hyung, denn es interessierte mich nicht wirklich, ob er Schmerzen hatte. Im Moment konnte ich nur daran denken, dass ich Hangeng verpasst hatte und er in Zukunft kein Teil von Super Junior mehr sein würde.

„Hat er noch was gesagt?“, brachte ich nach einger Zeit über meine Lippen und schaffte es endlich mich dazu zu überwinden mich aus der Umarmung zu lösen, so gut sie auch tat, aber ich musste das wissen und ich musste Sungmin dabei in die Augen sehen – auch wenn diese ebenso etwas gerötet und verquollen waren und ich wusste, wie schwer es ihm fallen musste mich zu trösten. Immerhin hatte auch er unseren Hangeng als seinen Bruder betrachtet.

„Wir können uns jederzeit melden, es wird sich nichts daran ändern, dass wir für immer Freunde sind, Brüder und... und wenn es uns erlaubt wird, können wir uns auch immer sehen wenn wir wollen. Er wird warten. Und-“

Ich hörte schon gar nicht mehr zu, war viel zu sehr damit beschäftigt hektisch die Tränen von Sungmins Wangen zu streichen, die ihm nun dort hinunter kullerten. Ich war ein schlechter Hyung, nun hatte ich ihn auch noch zum Weinen gebracht.
 

Es gibt viele Gründe warum ich nicht an Gott glaube.

Oder nicht glauben will.

Ich diskutiere das auch nicht gerne aus, es ist einfach so. Auch Siwon kann daran nichts ändern, auch wenn er es wirklich von ganzem Herzen versucht. Er ist ein sehr guter Christ. Jemand, der an seinem Glauben festhält – sich aber auch nicht wegen modernen Einflüssen aus dem Sumpf von aneinander gereihten, geschwollenen Lobpreisungen ziehen lässt, die von verschiedenen Leute geschrieben worden, die man allesamt irgendwie als heilig ansehen müsste, weil sie damals wohl die einzigen waren, die sich bereit erklärt hatten den Quatsch auf hunderte von Seiten nieder zu schreiben. In einer Zeit wohlgemerkt, wo die Kunst des Schreibens noch nicht sehr ausgeprägt war und einfache Leute manchmal nicht einmal ihren Namen schreiben konnten. Oder aber die heiligen Leutchen haben ihre Geschichten auf Jahre hinweg durch mündliche Überlieferung weitergegeben, bis jemand anderes auf die Idee kam den Unsinn für sie nieder zuschreiben. Dann bin ich mir aber sicher, dass dabei einiges an Material verloren gegangen ist – unter anderem eine gewisse Logik. Aber von Logik kann man ja auch nicht gerade sprechen nicht?

Ich meine warum verbietet dieser Gott seinen „Kindern“ neben ihm keine anderen Götter zu sehen und anzubeten? Er sagt selbst er ist ein eifersüchtiger Gott und das ist eines der Dinge die mir einfach nicht begreiflich sind.

Yesung zum Beispiel ist eifersüchtig auf meine Katze gewesen – deswegen hat er sich seine langweiligen Schildkröten angeschafft, über die man fast täglich auf dem Weg zum Bad drüber fliegt, weil sie ja SO schnell weglaufen können!

Jedenfalls kann man doch nur auf etwas eifersüchtig sein, was da ist, was bestand hat und Wirklichkeit ausstrahlt. Nicht? Warum sollte dieser Gott also eifersüchtig sein, wenn er der Einzige ist? Wenn er eifersüchtig ist, dann ist er ja wohl da oben nicht ganz so allein wie er seinen kleinen Schäfchen weiß machen will.

Da oben sitzen also eine Menge Götter und spielen Schach wer seine Armee als erster gegeneinander führen kann. Ich lasse mich dann aber sicher nicht von demjenigen rekrutieren, der mir verbietet alle neben ihm nicht mal mit einem Augenaufschlag zu würdigen. Und laut Siwon gibt es eine Menge Götter die ich fälschlicherweise anbete, denn wenn man das erste Gebot auf die Moderne bezieht ist selbst Schönheit eine Gottheit. Und Geld. Und natürlich auch andere Personen die man über alles bewundert.

Und liebt.
 

Ich werde diesem angeblichen Gott nie verzeihen, dass er alles daran setzt seinen Posten zu behalten.

Dann habe ich mich eben der Schönheit verschrieben und hatte eine Person über alle anderen gestellt. Ich hatte sie innerlich auf einen Berg aus Wolken gesetzt und hatte sie bewundert, mit all ihren Eigenheiten und Fehler, mit den lieblichen Versprechern und der warmen Stimme. Diesen Menschen hatte ich geliebt. Was also war falsch daran? Wie konnte dieser eifersüchtige, dämliche Gott mich nur bestrafen indem er mir genau diesen Menschen weg nahm?

Und nichts anderes war passiert.

Hangeng war fort. Zurück nach China. Der Herr dort oben hatte mich meiner Strafe zugeführt, weil ich sein Gebot nicht befolgt hatte und ich weiß es ist falsch, aber ich strafte Siwon eine ganze Weile mit Ignoration. Vermutlich hatte er mich heimlich in seinen Gebeten verpfiffen und zwar genau in diesem Moment wo dieser Gott tatsächlich mal zugehört hatte, denn mal ehrlich, wann tat er das schon?

Ich glaube viele Menschen beten jeden Tag – und ich glaube mehr als die Hälfte aller Wünsche oder Hilferufe gehen niemals in Erfüllung. Oder haben wir inzwischen Krebs geheilt oder den Hunger besiegt? Haben wir verhindert, dass unsere armen Kinder die auf der Straße leben ein Dach über den Kopf haben? Ist der kleine Goldhamster wieder aufgetaucht? Oder hat der Junge zum Geburtstag sein Spielzeugauto bekommen oder gar das erhoffte Zeugnis am Ende des Jahres? Wie kann man denn sagen, dass dieser Gott sich um seine Kinder kümmert, wenn alles wofür man ihn braucht einfach beiseite geschoben wird – ach wird schon nicht so wichtig sein, kümmert man sich lieber darum noch mehr Öl in den USA zu finden. Gott hat sicherlich viel damit zu tun neue Fundorte zu kreieren. Würde Siwon hören was ich denke würde er sicherlich sofort wieder das Beten anfangen – WIESO?

Was kann der da oben mir denn noch antun? Ich hab doch schon Hangeng verloren? Was will er noch machen? Super Junior trennen? Die Zeit zurückdrehen und Kyuhyun wegen dem Autounfall sterben lassen? Das damals war kein Wunder, sondern das war Kyuhyun und sein verdammter Sturkopf gewesen! Er hatte nicht sterben wollen und außerdem hat auch noch ein verdammt fähiger Arzt seine Finger im Spiel gehabt. Von wegen Wunder.

Können. Kraft. Wille. So kann man das nennen. Mit göttlicher Fügung hat das wenig zu tun. Außer natürlich Gott hat sich in diesem Fall an seine eigenen Regeln gehalten: „Du sollst nicht töten.“ - ach nein, warte - die gelten ja nicht für ihn richtig?
 

Andere Menschen hätten sich vielleicht in einer solchen Situation wirklich in den Glauben gestürzt. Ich nicht. Meine Sturheit siegte und so saß ich nun zwar da, vergoss bittere Tränen, während wir Shining Star sangen, aber ich hatte eine wichtige Erkenntnis gewonnen. Etwas das mir erlaubte nach einigen Wochen wieder zu lachen.

Gott mag vielleicht allmächtig sein und mir Hangeng aus meiner Nähe gerissen haben. Aber ich habe etwas, was Gott nicht hat. Und ich habe den Mut es zu benutzen.
 

Ich habe ein Handy.
 


 

~***~

Noch allgemeines zum Projekt:

Ich das hier mal für zwei Themen: Einmal für ein Disclaimer und einmal für die Erklärung meines Titels.

Das Disclaimer lautet natürlich wie folgt, dass Super Junior und weitere zu ihnen dazugehörenden Personen nicht mir gehören und ich nicht in ihre Gedanken und Gefühle hineinblicken kann. Außerdem wäre es lächerlich zu behaupten ich verdiene hiermit in irgendeiner Art und Weise Geld.

Und nun zum Titel. Nein wir bleiben im K-Pop-Bereich, wie man vielleicht festgestellt hat, ich werde in dieser Story nicht zum J-Rock-Bereich überwechseln und es wird sich auch nicht um die Band Dir en grey drehen. Ich habe den Titel aus drei Gründen genommen, wovon eine offensichtlich, die andere Spekulation und die übrige eine Selbstinterpretation ist. Offensichtlich ist, dass meine Titel immer das Wort „grey“ im Bestandteil haben. Spekulation ist, dass sich Dir en grey auf folgende Weise übersetzen lassen kann: „Dir in grau“ und man daraus „Für dich in grau“ bilden kann. Also diese Story ist für euch – sehr schön nicht?

Die Selbstinterpretation ist das interessante. Ich gehe davon aus „Dir en grey“ lässt sich übersetzen zu „Für dich in grau“ - was mit diesem gewählten Projekt meiner Ansicht nach perfekt zusammen passt, denn es dreht sich um die 10 Gebote aus der Bibel. Und worauf waren die Gebote als erstes geschrieben worden? Auf Stein. In meinen Augen ist Stein gleichzusetzen mit „grau“ also „Für dich in grau“ = „Für dich in Stein“. Die Zehn Gebote für euch eingemeiselt in Stein.

Thou shalt not take the name of the Lord thy God in vain

Warnung:

Steht im ersten Kapitel
 


 

~***~

„Ngh! Jaaa – so schnell Minnie?“

„I-ich – du bist einfach zu gut.“
 

Eigentlich dachte Sungmin immer er sei ein guter Mensch. Ein guter Christ.

Er war ein gutes Kind gewesen, hatte sich nie geprügelt – immer nur verprügeln lassen. Und dabei nicht einmal zurück zu schlagen zählte er wohlwissend seinem guten Charakter an, statt der kindlichen, fast schon mädchenhaften, Schwäche seines damaligen kleinen Körpers. Hörte sich zumindest etwas besser an.

Auch hatte er immer versucht die Wahrheit zu sagen, zumindest hatte er sich geschworen niemals zu lügen und getötet hatte er auch nicht – wenn man die fiesen, kleinen Stechmücken im Sommer mal weg ließ oder die eine oder andere Ameise, die dann wohl unter seinen Schuhsohlen zerquetscht worden war. Gestohlen oder etwas anderes großartiges hatte er auch noch nicht verbrochen – eigentlich konnte er leichten Herzens sein Leben leben – wäre da nicht seit einiger Zeit – seit einigen Jahren nun schon – immer wieder dieses schleichende, unangenehme Gefühl, das schlechte Gewissen. Und das alles hat damit begonnen, dass Super Junior zu einer offiziellen Gruppe ernannt worden war.

Schon am ersten Tag hatte es ihn eiskalt erwischt und ihm war das „Oh mein Gott“ wie automatisch über die Lippen gekommen. Ganz unschuldig, ganz fasziniert und vollkommen gefesselt. Das war das erste mal, wo Sungmin diese Sünde beging – und sicherlich auch das letzte mal. Dachte er sich. Aber irgendjemand schien wohl etwas gegen ihn zu haben. Denn später wurden dann die Zimmer neu eingeteilt und wenn er dachte vorher hatte er es schon schwer, dann war das jetzt sicherlich ein Spießrutenlauf. Es dauerte auch nicht lange bis das arme Super Junior Mitglied in die nächste Situation tapste.
 

Es war spät gewesen als Sungmin erschöpft durch die Haustür getreten war. Sein Rucksack hing ihm von einer Schulter hinab und zog dabei die Jacke mit sich. Müde bis in die letzte Haarspitze hinein schaffte er es gerade noch so seine Schuhe von den Füßen zu streifen, ehe er sich den Gang entlang schleppte. Das Wohnzimmer war bereits dunkel, die Küche auch, aus den übrigen Zimmer konnte man keinen Ton mehr vernehmen, sah man von Ryeowooks leisem Schnarchen ab. Seine Füße trugen ihn gar nicht erst in Richtung des eigenen Zimmers. Er wusste nur zu gut, dass, wenn er erstmal sein Bett gesehen hatte, es nichts mehr gab, was ihn davon abhielt sich einfach fallen zu lassen und zu schlafen. Auch kein Schweiß, der ihm überall am Körper klebte. Und auch nicht das Brummen seines armen, leeren Magens. Somit tapste er an seiner Zimmertür vorbei, nicht darauf achtend, ob durch das dünne Holz noch das Klicken der Maus und das Schnauben von Kyuhyun beim Computerspielen drang. Würde er dann sowieso feststellen.

Seine Füße trugen ihn bis vor die Badezimmertür und ohne viel von der Umwelt mitzubekommen, drückten seine Finger schon die Klinke nach unten, zogen die Tür auf. Die Helligkeit die über ihn hereinbrach hatte er nicht erwartet. Dementsprechend schockiert kniff er die Augen zusammen und blieb einige Sekunden lang einfach nur stehen, bis er sich selbst davon überzeugen konnte nicht im Stehen einfach einzuschlafen. Doch vielleicht hätte er das besser getan, denn das erste was seine Augen erfassten, machte Sungmin auf einen Schlag munter. Er blinzelte. Und blinzelte. Seine Wangen wurden rot und er öffnete den Lippen, um ein tonloses „Oh mein Gott.“ zu hauchen.

Kyuhyun dagegen sah nur ungerührt zu seinem Hyung hinüber, hatte eine Augenbrauen hochgezogen und versuchte erst gar nicht seinen – ja doch sehr anschaulichen – Körper mit irgendwas greifbaren zu bedecken.

„Ja bitte Minnie?“, riss die Stimme des Maknea die lebendige Statue aus ihrer Starre und sofort hatte sich Sungmin beide Hände vors Gesicht geschlagen.

„Oh mein Gott! Oh – Kyuhyun es tut mir leid! I-ich hab nicht – ich – es tut mir leid.“

Allerdings machte er keine weiteren Bewegungen. Seine Wangen brannten, weil er immernoch das Bild von Kyuhyuns nacktem Körper vor sich hatte und es auch irgendwie nicht von seiner Netzhaut lösen konnte. Oh Gott. Nervös lachte er auf und zuckte zurück, als er an der Schulter berührt wurde.

„Hmm schon gut.“, meinte Kyuhyun und drückte Sungmin mit seiner Hand etwas zur Seite, damit er aus dem Bad gehen konnte, „Immerhin bist du nicht fünf Minuten früher gekommen, ich glaube zu zweit wäre es in der Dusche zwar angenehm gewesen, aber doch etwas eng – findest du nicht?“

Und damit verschwand die Hand von der Schulter und Kyuhyuns Schritte entfernten sich immer weiter, bis die Zimmertür hinter ihm geschlossen wurde.

Sungmin dagegen konnte sich immernoch nicht rühren. Sein Bauch kribbelte fürchterlich und sobald er sich sicher war, dass sich unter seinen Füßen kein großes Loch aufmachen würde, dass ihn einfach verschluckte und nie mehr zurückkehren ließ, schlug er panisch die Badezimmertür hinter sich zu und stolperte noch mit Klamotten in die Dusche hinein.

„Oh mein Gott.“
 

Natürlich hatte man sich am nächsten Tag über den Lärm in der Nacht beschwert. Allerdings war Sungmin erstaunt darüber, dass Kyuhyun sich keinen Spaß daraus machte, seinen kleinen, peinlichen Patzer zu erzählen – vielleicht noch etwas auszuschmücken. Stattdessen aß er nur seine Schüssel Reis, schaute nicht einmal auf, als Sungmin daher stotterte, dass er sich nur wegen irgendwas erschrocken und schließlich Panik bekommen hatte. Was nicht mal gelogen war. Leeteuk schüttelte nur den Kopf und Shindong schmiss einen Witz über einen Geist im Dorm in den Raum. Was Donghae dazu brachte Eunhyuk über Stunden hinweg zu fragen, ob es wirklich einen Geist hier gäbe. Und am Ende hatte Sungmin die Ehre mit Donghae ein kleines Geistervertreibungsritual durchzuführen.
 

Besser wurde die ganze Geschichte durch diese unkomplizierte Auflösung allerdings auch nicht.

Nach einem Konzert verschwand Sungmin so schnell wie möglich in der Umkleide, alberte nicht mehr mit seinen Juniorbrüdern herum, sondern riss sich seine Bühnenkleider vom Leib und schlüpfte in seine normale Jeans und sein Shirt. Nur um als erstes im Van zu sitzen. Der Fanservice war diesmal wirklich zu weit gegangen, denn auch wenn das „Kyumin“-Couple nie wirklich viele tiefgehende Fanservicemomente hatte, so fühlte es sich für Sungmin immer mindestens zehnmal so intensiv an. Kyuhyun hatte ihn nur von hinten umarmt, ganz kurz, und schon war es für Sungmin vorbei gewesen. Er wusste ja nun wie der Körper, der sich gerade von hinten an ihm drückte, unter dem Stoff aussah und es brachte sein Blut ungemein zum brennen und wüten.

Oh mein Gott Kyuhyun.
 

Und als Sungmin sich schließlich mit offenen Mund und einem „Oh mein Gott“ dabei ertappte, wie er die Bilder von Kyuhyun für das neue Album betrachtete, hielt er es nicht mehr mit sich selbst aus. Das wurde nun eindeutig zuviel und zu oft und es gab nur einen Menschen von dem er wusste, dass er ihm weiterhelfen konnte.

Es war ein freier Nachmittag für sie und er entschied sich die Sachen nun endlich zu regeln. Für sein Gewissen. Und für seine Seele natürlich.

So öffnete er die Tür seines Zimmer, spähte in den Flur hinaus – es war noch taghell, die Member waren im ganzen Dorm verstreut und nachdem Sungmin aus dem Wohnzimmer den Fernseher plärren hörte, lagen jetzt die Chancen wohl ganz gut ungesehen in eines der Nachbarzimmer zu schleichen – wo Siwon übernachtet hatte, weil er zu müde gewesen war, um nach Hause zu fahren. Also huschte Sungmin vorwärts, an dem Eingang zum Wohnzimmer vorbei, wo gerade ein Chor verkündete „Fische sind Freunde! Kein Futter!“, und stürzte beinahe in das angezielte Zimmer hinein.

Der überraschte Blick von Siwon wurde erstmal gekonnt ignoriert, als der Raum nach anderen Personen abgescannt wurde und schließlich färbten sich Sungmins Wangen wieder einmal rot. War inzwischen wohl an der Tagesordnung, wenn es um dieses Thema ging.

„Sungmin? Alles in Ordnung?“, kam die besorgte Frage, woraufhin der Befragte erst nickte und dann doch den Kopf schüttelte – wusste er selbst ja nicht so recht. Jedenfalls schlürfte er zum Gästebett hinüber, ließ sich darauf nieder und drückte eines der Kopfkissen an sich, um seine nervösen Finger ruhig zu stellen.

„Ich dachte da du der einzige bist, der mich nicht darüber auslacht und von dem ich weiß, dass er mir bei dem Thema helfen kann, dachte ich, dass du vielleicht – vielleicht kurz Zeit für mich hast?“, brachte Sungmin noch ohne großes Stottern zusammen und sah dabei zu, wie Siwon die Stirn runzelte und schließlich seufzend den Kopf schüttelte.

„Tut mir leid, aber ich kann weder dir, noch sonst jemanden bei DIESER Sache helfen – denn auch wenn ihr es mir vielleicht nie glauben werdet, aber ich hatte nie etwas mit Kibum!“

Erstmal war Sungmin etwas sprachlos – dann räusperte er sich verlegen. Da hatte er sich ja offensichtlich sehr auffällig benommen, wenn sogar Siwon etwas von seinen komischen, abgedrehten Gefühlen ahnte – auch wenn er nicht wirklich hier war, um diese auszudiskutieren.

„Nein!“, wehrte er also ab und begann das Kissen zu kneten, „Meine Frage war eher etwas religiöses.“

Das entspannte Siwon nicht unbedingt.

„Ich kann dir auch nicht mit Sicherheit beantworten, ob Gott etwas gegen Homosexualität hat, tut mir leid Hyung, aber vielleicht solltest du eher beim Gottesdienst mal hinterher fragen – ich begleite dich auch gerne. Oder Kyuhyun kann mit-“

„Es geht nicht um Kyuhyun!“, rief Sungmin dazwischen, viel zu hektisch und versuchte durch tiefes Luft holen sich zu beruhigen, „Nicht direkt... ich wollte eigentlich nur wissen wie es – naja – mit dem zweiten Gebot in unserer Zeit so aussieht.“

„Das zweite Gebot?“, kam es misstrauisch von Siwon, der sich nicht ganz sicher war in welche Falle er gerade hinein lief, „Du meinst wirklich diesen Gesetzestext aus der Bibel? Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen?“

„Genau das.“

„Möchte ich wirklich wissen in welchem Zusammenhang du denkst das gebrochen zu haben?“

Sungmin spürte, wie sich die Wärme in seinen Wangen nur noch mehr sammelte, doch jetzt konnte er nicht mehr zurück.

„Denk nicht so von mir!“, kam es empört zurück, gefolgt von dem Kissen, dass Siwon lachend abwehrte.

„Schon gut! Schon gut! Ich erklärs dir einfach ist das in Ordnung? Dann musst du nichts weiter erzählen und ich muss mir kein Bild von irgendwas machen.“, schlug der Jüngere vor und überlegte kurz wo er anfangen sollte, „Das Gebot sagt dir, dass du nicht mit Gottes Namen verbunden fluchen oder lügen sollst, auch etwas unwahres zu beschwören ist verboten. Was aber viele immer wieder vergessen ist vorallem, dass du seinen Namen nicht unnötig und leichtfertig in den Mund nehmen sollstest. Ich glaube auch das ist das Problem nicht?“

Min nickte nur und senkte den Blick auf seine Hände hinab.

„Ich kann dir leider nicht sagen, dass es in Ordnung ist – aber vielleicht kannst du es ja irgendwie zum Besseren drehen? Sieh es nicht als gedankenlosen Satz an, denk dabei an Gott, sprich ihm Lob damit aus, häng ein aufrichtiges Danke dazu - auch wenn dieser Gedanke dann doch recht billig wirkt. Oder aber du stellst dich dem, was als Strafe auf deine Sünde folgt.“

„Gilt Geister exorzieren mit Donghae als Strafe?“
 

Schlussendlich konnte auch Siwon das schlechte Gewissen nicht von seinem Hyung nehmen, es haftete an ihm, es klebte ihm zwischen den Finger und in der Lunge – er wusste nicht so recht wie er der Situation Herr werden sollte. Seine Gefühle spielten in Kyuhyuns Nähe immer verrückt und auch wenn Sungmin versuchte dankbar für die vielen Chancen zu sein, die er mit diesem Menschen erleben dürfte, so fühlte er sich nicht wirklich befreit. Außerdem unternahm anscheinend auch Kyuhyun nichts gegen diese doch recht auffälligen Zwischenfälle und Momente. Fans in aller Welt sahen da etwas zwischen ihnen und doch passierte nichts.

Angeblich.

Denn als Sungmin das nächste mal mit Kyuhyun vor der Playstation saß und wieder einmal kläglich in Mario Kart verlor, beugte sich der Maknae fies grinsend etwas zu seinem Hyung hinüber, drückte ihm einen Kuss auf die Wange – worauf Sungmin irgendwie panisch begann die Knöpfe auf seinem Kontroller zu drücken, nur um gedankenverloren ein neues Spiel zu starten.

„Heißt das jetzt du willst wieder verlieren?“, grinste Kyu ihn an.

Oh Gott ja, wenn das heißt, dass er ihn wieder küsste war Sungmin alles recht. Er ging gerne auf Risiko. Er ertrug jede Strafe, jedes Unglück. Alles. Wenn er dafür weiterhin in seiner Nähe sein dürfte, wenn er dann weiterhin auf einen Kuss hoffen dürfte – ja dann konnte er alles ertragen. Und es war vielleicht kein Ausgleich, kein gutes Gegenangebot, doch er konnte Gott nicht genug dafür danken, dass er Kyuhyun begegnet ist, dass er ihn in seinem Leben hatte. Worte waren nicht gut genug dafür und somit blieb ihm einfach nur die Hoffnung, dass man da oben im Himmel schon verstehen würde, wie mächtig Liebe sein konnte.

Oh mein Gott...



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