Flirt von Norrsken ================================================================================ One Shot -------- Es war keine Regelmäßigkeit, dass Rose sich auf eine Einladung ihrer Kommilitoninnen einließ und mit ihnen das Feengeister besuchte. Nicht, dass sie nicht gerne etwas mit ihnen unternahm, aber meist kamen die Einladungen zu den ungünstigsten Momenten – wie in den Prüfungszeiten. Auch dieses Mal hatten sie sich keinen besseren Zeitpunkt ausgesucht gehabt, denn Rose steckte mitten in der Anfertigung ihrer Abschlussarbeit und hatte nichts so recht die Muse einen drauf zu machen. Allerdings waren dieses Mal die Argumente von Jane und Clara schlagfertiger als sonst. Sie wollten ihre Freundin nicht bloß mit auf eine ihrer nächtlichen Touren nehmen, sondern es ging in erster Linie darum, den vierundzwanzigsten Geburtstag von Rose gebührend zu feiern – dass es schlussendlich doch nur ein Vorwand war, um sie einfach dazu zu bewegen, sie zu begleiten, war ein offenes Geheimnis. Trotzdem hatte Rose nicht gegenhalten können, denn immerhin hatten die Beiden sich redlich um sie bemüht. Und so war es gekommen, dass sich Rose, unter strengen Auflagen eines Dresscodes, mit Jane und Clara am Zum tropfenden Kessel traf und dort den Abend mit einem Krug Butterbier einläutete. Ihr Weg hatte sie von dort weiter durch die Winkelgasse zum Vergifteten Apfel geführt. Ein größeres Pub mit gemütlichen Nischen, die für angenehme Privatsphäre sorgten. Nicht, dass sich nicht trotzdem ab und an jemand Unbekanntes oder gar ein halbwegs bekanntes Gesicht aus der Uni zu ihnen verirrte, aber alles in allem blieben die drei Frauen meist unter sich und genossen die Damenrunde mit Feuerwhisky und Apfellikör. Hatte Rose anfänglich noch geglaubt, ihre beiden Kommilitoninnen würden bei ihrem Pensum bis Mitternacht sicherlich nicht durchhalten, musste sie diese Vermutung bald revidieren. Vermutlich liefen die Abende, an denen sie ohne Rose unterwegs gewesen waren, kaum anders ab und so waren sie inzwischen ordentlich Trinkfest. Rose selber konnte da schlecht mithalten, da das stärkste Getränk, das sie regelmäßig konsumierte, schwarzer Tee war. Entsprechend hielt sie sich etwas zurück, ließ sich aber mit Freuden zu dem ein oder anderen Glas Feuerwhisky überreden und auch von ihrem Kellner auf ein Gläschen Apfellikör einladen. Als sie das Feengeister, die Endstation des Abends, erreicht hatten, spürte Rose ihre Wangen schon kräftig glühen. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es nicht mehr lange bis Mitternacht dauerte – knapp eine Stunde, dann hatte sie Geburtstag und würde ihr vierundzwanzigstes Lebensjahr vollendet haben. Sie schloss ihre Augen, um sich für einen Moment die Zeit zu nehmen, sich zu sammeln. Ihr war warm vom Alkohol, doch schwindelig war ihr bisher nicht. Auch schien, nach ihrer Beurteilung, ihr Denken noch einwandfrei zu funktionieren. Sie hatte sich allgemein noch sehr gut im Griff, wie sie fand. Sie schlug die Augen wieder auf und sah durch ihre Wimpern hindurch das bunte Licht, welches das Lokal in einen angenehmen Goldton tauchte. Von der erhöhten Bar aus hatte man einen guten Blick über die Tanzfläche und die Sitzgruppen, welche die Wände säumten. Aus den Boxen tönte ein Lied, mit schnellem Rhythmus, welches Rose gar nichts sagte, und die Gäste zum Tanzen animierte. Auch Jane war mit einer Entschuldigung auf den Lippen vom Barhocker gerutscht und auf die Tanzfläche verschwunden. Nun schwang sie verboten sexy ihre Hüften zum Takt der Musik. »Was möchtest du trinken?«, drang die Stimme von Clara an ihr Ohr. Rose ließ ihren Blick von der Tanzfläche gleiten und wandte sich auf ihrem Hocker herum, sodass sie die Arme auf der Theke abstützen konnte. »Ein Goldlackwasser, bitte.« Ihre Stimme war nicht laut gewesen, doch sehr deutlich, sodass der Barkeeper, direkt an Claras Seite, die Bestellung vernommen hatte, ohne dass die Studentin sie für ihre Freundin wiederholen musste. Trotzdem verwickelte die blonde Frau den wirklich passabel aussehenden Mann hinter der Bar in ein Gespräch und auf Rose Lippen stahl sich ein amüsiertes Lächeln. Vermutlich hopste Jane auch nicht mehr allein über das Parkett und hatte sich einen ausgezeichneten Tänzer geangelt, der mehr versprach als Rhythmusgefühl. »Wird es nicht irgendwann langweilig, immer nur zuzusehen, wie alle anderen um einen herum die Trophäen abgreifen?«, fragte eine tiefe Stimme, vermutlich sehr dicht hinter ihr, und Rose hätte sich eigentlich nicht einmal umdrehen müssen, um zu wissen wer dort stand. Zu ihrer eigenen Verblüffung würde sie diese Stimme wohl ein Leben lang unter Tausenden wiedererkennen. »Womit hab ich mir die Ehre verdient?«, begann Rose und warf einen argwöhnischen Blick über die Schulter, »Malfoy.« Das Schnalzen seiner Zunge war trotz des kräftigen Basses, für sie nicht zu überhören gewesen. Aber vielleicht war es auch einfach die Tatsache, dass sie genau das von ihm erwartet hatte. »Keine sehr herzliche Begrüßung, wenn du mich fragst.« Er ließ sich ungebeten auf den Platz neben sie sinken und lehnte sich elegant an die Theke. »Gibt es einen Grund für Feindseligkeiten?« Die feinen Augenbrauen von Rose zogen sich in der Mitte zusammen, dass sich leichte Fältchen auf ihrer Stirn bildeten. »Es ist nicht selten der Fall, dass du Unheil magisch anziehst«, eröffnete sie ihm und entlockte ihm damit ein amüsiertes Schmunzeln. »Du solltest deine misstrauische Art aus Schulzeiten mal langsam ablegen«, riet er ihr und bewirkte damit gerade einmal, dass sich eine ihrer Augenbrauen skeptisch in die Höhe zog. »Ich für meinen Teil habe das skandalöse Schulleben hinter mir gelassen.« Daraufhin konnte Rose ein leichtes Zucken ihrer Mundwinkel nicht unterdrücken. Natürlich hatte er dies auch bemerkt. »Was willst du heute von mir?«, fragte sie gerade heraus, schaffte es aber nicht ihren Gegenüber aus dem Konzept zu bringen. Natürlich nicht. Immerhin kannte Scorpius Malfoy sie und ihre Art schon lange. Ganze sieben Jahre hatte er sich intensiv damit auseinandersetzen dürfen - seine und ihre Grenzen austesten können. Die Antwort blieb er ihr vorläufig schuldig. Es war für ihn nichts dessen er sich schämte, weshalb er anders, als die meisten Männer, nicht einmal zu verstecken versuchte, wenn er die Dame vor sich eingehend musterte. Ihre Art war dieselbe, wie sie es immer war – so kannte er Rose Weasley. Doch wie sie sich präsentierte, das war etwas vollkommen Neues für ihn. So wie er es mitbekommen hatte, war Rose zu Schulzeiten jemand gewesen, der immer auf Hosen bestand. Dass sie überhaupt den Rock der Schuluniform akzeptiert hatte, war, im Nachhinein betrachtet, ein kleines Weltwunder. Ein Kleid hatte sie ausschließlich zu besonderen Anlässen getragen – wie ihren Abschluss. Damals hatte er seine Schulsprecherpartnerin schon sehr erstaunt, gar bewundernd, angesehen und nun kam es dem wieder sehr nahe. Die Farblosigkeit, des hübschen Stoffes, stimmte ihn etwas missmutig, denn die Weasley hatte es nicht nötig, sich wie eine Maus in Grau zu kleiden. Dass es jedoch nur im Nacken geschlossen war und somit ihren Rücken, über dem sich bloß die roten Locken legten, präsentierte, war etwas versöhnlich. »Hast du echt kein Schamgefühl?« Scorpius blinzelte einmal, um aus seinen Gedanken wieder in die Wirklichkeit zu finden und blickte direkt in die braunen Augen seiner Gegenüber, die ihn scharf ansah. »Wieso? Weil ich dich ansehe?«, fragte er mit einem Lachen in der Stimme. »Das wie ist hier entscheidend«, erklärte sie ihm mit Nachdruck und schürzte die Lippen. Ihre Worte entlockten ihm ein Lächeln. Nein, eigentlich war es ihre Mimik. Wie gut er diesen Gesichtsausdruck schon von ihr kannte, war erstaunlich. Scorpius hatte in der Vergangenheit wirklich zu genüge das Missfallen der Weasley auf sich gezogen. Aber er vermisste irgendwie noch das rümpfen ihrer Nase, was die Sommersprossen in ihrem Gesicht zum Tanzen brachte. »Wie sehe ich dich denn an?« Da war es! Rose zog die Nase kraus und kniff die Augen zusammen. Im warmen Licht des Lokals wirkte es, als würde das Haselnussbraun glühen und Funken sprühen. Offensichtlich war sie nicht gewillt, diese Frage zu beantworten und war dabei sich von ihm abzuwenden. Ihre Begleiterinnen waren allerdings weiterhin mit sich selbst beschäftigt, sodass ihr die Ausweichmöglichkeiten ausblieben. Nur ihr Glas Goldlackwasser hatte sie zur Hand und nippte mit Vorsicht daran Für den Augenblick behielt Scorpius den Blick starr auf ihren Rücken. Vermutlich wäre es das vernünftigste einfach abzuziehen, denn eindeutiger konnte eine Frau wohl kaum ihre Ablehnung demonstrieren. Allerdings war Rose schon immer die Einzige gewesen, die ihm, ganz egal was er tat, letztendlich die kalte Schulter zeigen konnte – und das kratzte doch etwas an seinem Ego. »Oh, Rose. Wen hast du denn da bei dir?«, erkundigte sich eine weibliche Stimme und sowohl Rose als auch Scorpius blickten zu Jane, die gerade von der Tanzfläche zurück kam. Mit offenkundiger Neugier, sah sie den Malfoy an. Rose betrachtete ihn nur aus dem Augenwinkel und als sie anfing auf ihre Unterlippe zu beißen, war sich Scorpius sicher, dass sie nicht wusste, als wen sie ihn vorstellen sollte. Also nahm er es ihr ab. Freundlich reichte er Jane die Hand und sprach mit einem Lächeln: »Scorpius Malfoy.« Verstehend nickte die junge Frau und sah die Beiden abwechselnd an. »Jane Cooper, freut mich.« Freundlich schüttelte sie seine Hand, und erst als er sich von ihr löste, wandte sie sich Rose wieder zu. Allerdings sagte sie nichts, sondern sah sie mit einem eindringlichen Blick an. Scorpius brauchte nichts von Legilimentik verstehen, um zu wissen, dass Jane ihrer Freundin Rose etwas zu sagen versuchte, wovor diese sich allerdings ganz offensichtlich verschloss. Er stützte seinen Kopf in die Handfläche, um sein Grinsen zu verbergen und blickte, so unschuldig, wie er konnte, an der Bar entlang. »Clara!«, sprach Jane energisch und die Dritte im Bunde wandte sich ihren Freundinnen zu. Viel zu besprechen gab es allerdings nicht, denn ohne ein Wort, rutschte Clara von Hocker und trat an die Seite von Jane. »Wir müssen für gleich noch was besorgen gehen, also schön hier bleiben, damit wir dich wieder finden und überraschen können.« In Rose’ Augen spiegelte sich ein Anflug von Panik. »Was? Ihr könnt doch jetzt nicht abhauen!« Sie war schon dabei von ihrem Platz aufzuspringen, doch hielt sie inne, als Clara beschwichtigend die Arme hob. »Du bist ja nicht alleine. Vertrau uns mal ein bisschen. Wir wollen dir heute schließlich mal etwas Gutes tun«, sprach Clara beruhigend und schaffte es damit zumindest die lautstarken Proteste zu unterbinden. »Du wirst das schon machen«, versprach sie mit einem vielsagenden Augenzwinkern, bevor sie sich mit Jane davon stahl. »Toll!«, schnaufte Rose, als die Beiden komplett außer Sicht waren. Stöhnend ließ sie den Kopf in die Hände sinken und starrte auf die Spiegelung der Theke. Scorpius wandte sich ihr wieder zu und betrachtete das Bild, das sie bot, mit gerunzelter Stirn. »Ist es für dich wirklich solch eine Katastrophe hier ein paar Minuten mit mir verbringen zu müssen, bis die Beiden wieder da sind?«, fragte er matt und malte sich schon einen Redeschwall der Weasley aus, in dem sie ihn mit äußerst kreativen Ausschmückungen als den größten Albtraum, der auf Erden wandelte, darstellen würde. Entgegen dieser Erwartung lachte Rose nur trocken auf und zog aus ihrer Handtasche ein Smartphone hervor, das sie flach auf der Theke ablegte. »Ich hätte dich nicht für so naiv gehalten«, gestand sie ihm und wandte den Blick von der kleinen Gerätschaft zu keinem Zeitpunkt ab. Scorpius hatte bloß eine vage Ahnung. Rose war innerlich am Kochen. Merlin wusste, was sie Jane und Clara antun würde, wenn sie ihr wieder unter die Augen traten. Dass Scorpius an ihrer Seite sich mit dem Vorwand der beiden offensichtlich abspeisen ließ, erstaunte sie. Normalweise war sie anderes von ihm gewohnt. Zu ihrer Schulzeit schien er jede List gewittert zu haben. »Also, was ist jetzt los?«, versuchte er es erneut und sie spürte seinen Blick auf sich ruhen. Wieso verschwand er denn nicht einfach? Wie aufs Stichwort traf die Kurznachricht auf ihrem Smartphone ein und poppte auf dem erleuchteten Display auf. Lass dich auf einen Flirt ein! Wie aus einem Reflex heraus verdrehte Rose die Augen. Tatsächlich war es etwas enttäuschend, hatte sie mit schlimmeren Anweisungen gerechnet. Trotzdem behielt ihr Körper eine gewisse Anspannung bei, denn auch wenn es bloß um einen albernen Flirt ging, ging es hier immerhin um einen Flirt mit Scorpius Malfoy. Dieser betrachtete sie immer noch geduldig und schien auf eine Antwort zu warten. »Die beiden scheinen zu glaube, sie tun mir einen Gefallen, wenn sie mich mit dir hier allein lassen«, erklärte Rose trocken und versuchte dabei eine Spur Abscheu in ihren Ton zu zaubern, »und zudem glauben sie wohl auch noch, dass ich ohne ihre Anweisungen aufgeschmissen wäre.« »Anweisungen?«, horchte Scorpius auf und ignorierte zu Rose‘ Ärger ihre Ablehnung weiterhin. »Haben sie dir gerade geschrieben, was du jetzt mit mir anstellen sollst?« Der Klang seiner Stimme ließ bei Rose sämtliche Alarmglocken schrillen. »Bild dir mal nicht zu viel ein! Sie sagen bloß, ich solle mich auf einen Flirt mit dir einlassen.« Dass sie selber mit weitaus mehr gerechnet hatte, musste sie ihm nicht auf die Nase binden. Ob es gut war, ihm überhaupt zu sagen, was Clara und Jane ihr geschrieben haben, darüber wollte sie gar nicht nachdenken. »Hm, das dürfte dir auch schon schwer genug fallen«, gab Scorpius zu bedenken und die Art und Weise, wie er es sagte, machte Rose stutzig. Scorpius hatte in der Vergangenheit oft genug versucht sie zu provozieren – und es viel zu oft geschafft. Diesmal fehlte jedoch dieser übliche Ton, den er anschlug, den sie von ihm gewohnt war und den sie erwartet hatte, gänzlich in seiner Stimme. Mit gerunzelter Stirn sah sie den jungen Mann neben sich an, als wäre er ein völlig Fremder für sie. Dies blieb für ihn natürlich nicht unbemerkt und er erwiderte den Blick mit einer gewissen Irritation. »Etwa nicht?«, hakte er nach und neigte den Kopf zur Seite. Er glaubte wahrhaftig, dass sie unfähig sei, zu flirten! Mit zusammengepresstem Kiefer ermahnte sich Rose zur Ruhe. Es würde überhaupt nichts bringen ihn harsch zurechtzuweisen und außerdem hatte sie keine Lust, dass später ihre Kommilitoninnen ihr in den Ohren lagen, wieso und weshalb sie so aus der Haut gefahren war. »Also verzeih, wenn ich deine verzerrte Wahrnehmung von mir etwas zurechtrücken muss, aber ich bin durchaus in der Lage zu flirten.« »Tatsächlich?«, fragte er ungläubig und wandte seine Haltung wieder dem Geschehen im Feengeister zu. Sein Blick schweifte umher, trotzdem wirkte es nicht so, als würde er etwas von seiner Umwelt wahrnehmen. Viel mehr schien es als würde er seine Gedanken ordnen. »Sehen wir mal«, begann er und ging sich flüchtig mit der Hand über den Mund. »Du warst vorhin nicht sehr überrascht, als Jane und Clara schnell Gesellschaft gefunden haben.« »Nein«, erwiderte Rose verkniffen. Was wollte er ihr damit mitteilen? »Also geh ich mal davon aus, das ist öfter so abgelaufen. Lieg ich richtig?« »Ja.« Ihre Augenbrauen zogen sich eng zusammen und ihre Augen waren starr auf Scorpius gerichtet. Er hatte es schon immer geschafft, ihre gesamte Aufmerksamkeit für sich einzunehmen. Er reizte ihre Neugier aus, was sie eigentlich nervte. Endlich sah er sie an, ihr direkt in die Augen und weder Hohn noch Spott blickten ihr entgegen, sondern ehrliches Interesse. »Wie oft hast du dabei mal wen abgegriffen?« Empört schnappte Rose nach Luft. Was für eine unverschämte Frage! Selbst wenn sie die Antwort nicht beschämen würde, da ihr bewusst war, dass er sie schon hatte, würde sie aus Trotz schweigen. Allerdings brachte es herzlich wenig, da er schließlich genau im Bilde war. »Natürlich wolltest du das auch nie«, lenkte er ein, doch nun hörte sie wieder einen gewissen Spott aus seiner Stimme. Natürlich machte er sich nun über sie lustig. »Aber so wie du hier sitzt, wird das auch nie was werden, wenn du es wollen würdest.« Ungläubig sah Rose zu dem Malfoy, die Arme hatte sie vor der Brust verschränkt. Wollte er darauf hinaus? »Willst du deine Weisheiten mit mir teilen?«, fragte sie höhnisch, um einmal ihn zu provozieren. Allerdings schien er sich darauf nicht einlassen zu wollen. Mit einem Lächeln lehnte er seinen Arm an die Theke und beugte sich weit zu ihr vor, als würde er ihr ein Geheimnis anvertrauen wollen. »Weasley«, begann er im brüderlichen Ton, »du kannst noch so hübsch aussehen, wenn dein Blick nur ins Leere geht, wird das nichts.« Verständnislos zogen sich ihre Augenbrauen zusammen und ihre Lippen wurden zu einer schmalen Linie. Was sollte ihr das sagen? Da begann er so große Töne zu spucken und am Ende kam so ein flacher Spruch dabei rum. »Ah«, machte sie gedehnt und war schon dabei wieder ihrem Goldlackwasser ihre ganze Aufmerksamkeit zu schenken. Sie sollte sich alsbald ein Neues bestellen, sonst würde sie die Zeit wohl nicht rumbekommen. Ihr Blick ging zum Barkeeper, doch statt dass er auf Rose reagierte, schien er an ihr vorbei zu sehen und eine andere Bestellung aufzunehmen. Mit einem Blick über die Schulter wurde ihr klar, dass es Scorpius war. »Siehst du, das kommt davon, wenn man nicht aufpasst.« Das Grinsen auf seinen Lippen wirkte amüsiert. Kurz huschten Rose‘ Augen noch einmal zum Barkeeper, der offensichtlich zwei Getränke für sie fertigmachte, dann ging ihr Blick kurz über ihr Smartphone und wieder zu ihrem Gegenüber. Scorpius ließ sich nicht abwimmeln, ihre Freundinnen hatten das Weite gesucht und selbst der Kellner schien sie nicht zu registrieren, während der Malfoy neben ihr war. Sie musste wirklich irgendwie falsche Signale aussenden, denn sonst wäre sie wohl kaum in dieser Situation gelandet. »Gut«, schloss sie ihre Gedankengänge ab und wandte sich ganz Scorpius zu. Sie überschlug ihre Beine und legte die Hände in den Schoß, um ihre abwehrende Haltung abzulegen. Das Lächeln auf ihren Lippen war noch etwas gestelzt. Ehrlich überrascht zogen sich seine geschwungenen Augenbrauen in die Höhe. Allerdings nur für einen kurzen Augenblick, dann hatte er sich auch schon wieder gefasst und erwiderte ihr Lächeln aufrichtig. Sie hatte sich offenbar ihre Gedanken gemacht und würde ihm mehr als nur ein halbes Ohr schenken. Der Barkeeper brachte ihnen zwei Gläser auf Scorpius‘ Rechnung. Rose griff nach dem neuen Glas und hielt es ihm entgegen zum Anstoßen und Scorpius kam der stummen Aufforderung mit Freude nach. Unsicher erwiderte sie sein Lächeln und nippte an ihrem Drink. Hatte sie ihn bis eben noch ihre volle Aufmerksamkeit geschenkt, ging ihr Blick nun wieder durch den Raum. Allerdings vermutete Scorpius dahinter eine ungewohnte Schüchternheit. »Wie steht es mit deiner Arbeit?«, erkundigte er sich beiläufig und so unerwartet, dass es Rose kurzweilig aus dem Konzept brachte. »Für die Uni, mein ich. Kommst du gut voran?« Knapp nickte sie auf die Frage mit einem ehrlichen Lächeln. Zwar hatte sie mit ein paar Teilen ihre Schwierigkeiten, aber wie er die Weasley kannte, brachten sie diese Hindernisse erst dazu auf Hochtouren zu arbeiten. Sie war nie eine schreckliche Streberin gewesen, aber wenn ihr etwas nicht auf Anhieb gelang, was sie unbedingt wollte, hatte sie sich stets verbissen dahinter geklemmt. Ein Charakterzug den Scorpius schon immer an ihr hoch geschätzt hatte. Die Beiden kamen von ihrem Studium auf Quidditch und die kommenden Spiele der Saison, tauschten sich aus und diskutierten über ihre Favoriten und analysierten neue Züge. Das Gespräch wurde zum Selbstläufer und Scorpius hatte nicht das Gefühl, dass Rose bemerkte, wie sie entspannter wurde und die Zeit völlig vergaß. Aus dem Augenwinkel warf er immer wieder einen flüchtigen Blick auf die Uhr, mit Bedacht darauf, dass sie es nicht merkte. Er wartete, ließ sie sogar ihren Monolog über Katelyn Marx, welche letztes Jahr von den Caerphilly Catapults unter Vertrag genommen wurde und seit dem einen Steilflug in ihrer Karriere machte, zu Ende führen, um dann endlich ihre Aufmerksamkeit auf die Zeit zu lenken. Es hatte eine simple Geste gereicht, um Rose dazu zu animieren sich einmal umzudrehen und schließlich einen Blick auf die Uhr zu werden. »Merlin, es ist schon 0:48 Uhr?«, stellte sie entsetzt fest. Ihr Kopf ruckte zurück, was ihre Locken zum Herumwirbeln und Springen brachte. Sie wollte zu einem weiteren Satz der Erkenntnis ansetzen, als Scorpius ihr dazwischen kam: »Geburtstag hast du erst in … sechs Minuten, wenn meine Quellen korrekt sind.« Verdutzt klappte Rose der Mund zu. Sie runzelte die Stirn und ihr Blick war zur Seite gerichtet, bevor sie ihn wieder anstarrte als habe er ihr gerade erklärt, Merlin persönlich zu sein. »Woher weißt du das?«, stellte sie nach kurzem Zögern die Frage, die ihr ins Gesicht geschrieben war. »Ich habe, wie gesagt, meine Quellen.« Elegant ließ Scorpius sich von seinem Hocker gleiten und richtete sein Jackett ordentlich, bevor er sich Rose wieder zuwandte. Diese sah ihn immer noch aus großen Augen an und schien auch nicht erahnen zu können, was er vorhatte. Er konnte es ihr kaum verübeln, handelte es sich um etwas, womit sie sich seltener auseinandersetzte. »Was hast du jetzt vor?« »Dich zu einem Tanz mit mir zu bewegen«, erklärte er und lächelte sie charmant an. Zuvorkommend hielt er ihr die Hand entgegen, um ihr von ihrem Platz zu helfen, um sie anschließend zur Tanzfläche zu geleiten. Rose rührte sich allerdings nicht. Viel steifer, als sie es im vorangegangenen Gespräch gewesen war, saß sie da und blickte ihn immer noch bloß an. »Tanzen?«, wiederholte sie trocken, als wollte sie überprüfen, sich nicht verhört zu haben. »Ja, tanzen«, bestätigte er ihr und blieb geduldig vor ihr stehen. »Du weißt, ich tanz nicht besonders gut«, kam es kleinlaut von Rose zurück. Ein Umstand, der sie immer dazu brachte, den Kopf beschämt zu senken. Ja, er wusste es. Er hatte diesen Satz schon häufiger von ihr und auch von ihren Verwandten gehört. Tanzen war nicht das, was man ein Talent von Rose Weasley nannte. »Ich weiß aber auch, dass du es zumindest kannst.« Leicht neigte der den Kopf, um ihren Blick zu begegnen. »Und das es einfach nur auf den richtigen Tanzpartner ankommt.« Überheblich grinste er ihr entgegen und erntete dafür ein Rümpfen ihrer Nase. Natürlich sprach er dabei von sich, aber das konnte er auch ohne Zweifel tun. Immerhin hatte Scorpius sich in ihrem siebten Schuljahr ab und an die Zeit genommen, mit ihr das Tanzen zu üben. Als Schulsprecher hatten sie beide auf ihrem Abschlussball die Pflicht gehabt den ersten Tanz zu eröffnen – und es war gut gegangen. Wie aufs Stichwort verklangen die letzten Töne des laufenden Liedes. »Komm, heute ist ein besonderer Anlass, ebenso wie unser Abschluss«, lockte Scorpius sie. Für später musste Rose dringend eine angemessene Erklärung finden, die sie dazu verleitet hatten, nach Scorpius‘ Hand zu greifen. Vielleicht hatte er irgendetwas in ihrem Drink untergemischt oder heimlich seinen Zauberstab gezogen, um sie mit einem Fluch zu manipulieren. Dass sie sich bloß an den einen Tanz mit ihm, zum Abschluss in Hogwarts, sehr lebhaft und gerne erinnerte, war als Grund nicht akzeptabel. Die Musik im Feengeister war nicht gerade klassisch und sehr zusammengewürfelt, sodass am Ende für jeden etwas dabei war. Innerlich betete Rose, dass nicht ausgerechnet zu ihrem Tanz irgendeine Ballade lief - ein bisschen Glück war mit ihr. Das Lied das anlief hatte sie vor Kurzem öfter im Radio gehört und hieß Merlin can't stop us. Es hatte einen schnellen Rhythmus, aber wie Rose feststellen durfte, was dies kein Hindernis für den Malfoy, sie über das Parkett zu führen. Es fiel ihr schwer, nicht über die Bewegungen und die Musik nachzudenken. Meist erklärte sie es sich damit, dass sie ein Kopfmensch war und sich immer über alles ihre Gedanken machte, aber es spielte sicher auch hinein, dass tanzen für sie keine Gewohnheit war. Hugo hatte immer viel Geduld mit ihr bewiesen, wenn sie einmal versuchten zu üben, aber er hatte sich viel zu leicht von Rose die Führung aus der Hand nehmen lassen, sodass es prinzipiell mit einem Unfall endete. Bei den Übungen mit Scorpius, die sie in ihrem Schulsprecherbüro über das siebte Jahr hatte, war es nie zu einem einzigen Unfall gekommen. Scorpius war ebenso geduldig wie ihr Bruder gewesen, doch um einiges Geschickter darin, sich nicht von ihr die Führung nehmen zu lassen. Ein Punkt, der sie damals ein bisschen gewurmt hatte, sich jedoch letztendlich als vorteilhaft erwiesen hatte. ›Was man nicht beherrscht, sollte man nicht mit Gewalt versuchen an sich zu bringen‹, hatte der Malfoy damals spöttisch zu ihr gemeint, als ihm aufgefallen war, dass sie die Führung an sich zu bringen wollte. Damals hielt sie ihn für einen Klugscheißer, der sich, wie immer, auf ihre Kosten amüsierte. Auch dieses Mal war Scorpius - auch wenn es kein steifer Standard war, den sie tanzten - unnachgiebig. Seine Hand ruhte auf ihrer Hüfte – kaum merklich und doch bestimmend, sodass sie sich fest in seinem Arm fühlte. Und Rose konnte nicht leugnen, dass sie dieses Gefühl beruhigte. »Wie war das noch mal gewesen«, begann Rose irgendwann in die behagliche Stille zwischen ihnen, »deine Cousine hatte dir das Tanzen beigebracht?« Mit zur Seite geneigtem Kopf sah sie zu ihm auf. Er schmunzelte, erwiderte ihren Blick nur kurz und ließ sie ein Damensolo machen. Es passte überraschend gut zur Musik. »Sie hat in mir das Interesse am Tanzen geweckt, ja«, korrigierte er, die Aussage seiner Tanzpartnerin. »Richtig beigebracht hat es mir meine Mutter.« Als sich Rose in seinen Armen wiederfand, legte sie ihre Hände zurück auf seine Schultern. »Sicher hatte sie andere Vorstellungen davon, wie du dein Talent nutzt.« Wissend blickte sie ihn an und sah dieses unheilvolle Leuchten in den sturmgrauen Augen, dass für sie etwas slytherintypisches hatte. »Vermutlich, ja«, gestand er. Hätte Scorpius versucht seine jugendlichen Untaten zu verleugnen, hätte Rose ihn ohne Weiteres stehen lassen. »Allerdings hast du bisher nur von diesem Talent profitiert.« Sanft zog er sie näher an sich, sodass sie seinen betörenden Duft einatmete. »Und du hast gelernt mir Vertrauen entgegen zu bringen«, raunte er ihr ins Ohr. Unwillkürlich presste Rose ihre Lippen aufeinander. Wieso wusste sie selber nicht genau, doch seine Worte hatten ihr – vermutlich wie gewollt – eine Gänsehaut verschafft. Dem Impuls zu widersprechen oder die Worte herunterzuspielen, widerstand sie mit Mühe, denn es war die Wahrheit. »Du hast es seit dem nicht missbraucht«, entgegnete sie ihm stattdessen und lächelte. Die letzten Klänge des Liedes verstrichen und Scorpius löste sich mit bedacht von ihr. Mit einer Geste deutete er auf eine leere Sitzgruppe am Rand und führte sie an der Hand von der Tanzfläche. Aufatmend ließ sie sich auf die weichen Polster sinken, denn ihre Schritte waren ihr ungewohnt wackelig vorgekommen. »Darf ich dich noch auf einen Drink einladen?«, fragte Scorpius sie und lächelte charmant. Mit einer geübten Handbewegung strich Rose sich ihre roten Haare über die Schulter zurück und neigte den Kopf leicht. »Ich wäre empört, wenn du jetzt nicht gefragt hättest«, erwiderte sie keck, »ist wohl das Mindeste, wenn du mich um meine Geburtstagsgäste und Geschenke gebracht hast.« Das Grinsen, welches seine Lippen umspielte, wurde breiter. »Ich werde mein Bestes geben, dass du am Ende froh über den Verlauf des Abends bist.« Gelassen lehnte Scorpius sich zurück und legte einen Arm über die Lehne des Sofas. Mit einer flüchtigen Handbewegung gab er einer Kellnerin zu verstehen, dass sie ihnen bitte etwas bringen möchte und nur wenige Minuten später standen auf dem Tisch zu ihrer Sitzecke zwei Bloody Banshee. Rose betrachtete das geschwungene Glas mit dem tiefroten Inhalt. Es hatte wirklich etwas von Blut, aber der Geruch war viel aromatischer – nach Früchten und Alkohol. Ihr Blick ging zu ihrem Gegenüber und eine ihrer feinen Augenbrauen zog sich auffallend in die Höhe. Scorpius erwiderte den Blick unschuldig und hatte das Glas schon zum Anstoß bereit. »Schon mal probiert?«, erkundigte er sich. Als wolle er vorführen, dass nichts in den Getränken war, nippte er an seinem Glas. Dabei gingen ihre Gedanken ganz andere Wege. Du musstest der Kellnerin nicht einmal sagen, was du bestellen möchtest«, ließ Rose beiläufig fallen, aber ihn konnte sie nicht täuschen. Er bemerkte den Unterton, der in ihrer Stimme mitschwang. »Ich bin immer mal öfter hier«, erwiderte er knapp. Sein Blick war gleichgültig auf das Glas gerichtet, dass er leicht in seiner Hand wog. Erst als er weiter sprach, sah er wieder zu ihr: »Da hat man irgendwann seine Standartbestellungen.« Doch ihr Blick blieb skeptisch gar misstrauisch, als würde er hinter seinen Worten ein großes unerhörtes Geheimnis verstecken. Er konnte ein Rollen mit den Augen nicht verhindern. Was dachte sie wieder von ihm? »Mehr steckt da wirklich nicht hinter. Ich kenn die Kellner hier per du.« »Okay«, kam es zu seiner Überraschung ungewöhnlich versöhnlich von Rose. Auf ihren Lippen lag ein amüsiertes Lächeln, welches Scorpius an seinen Gedanken zweifeln ließ. Hatte sie ihn nur ein bisschen necken wollen und getriezt? Ohne etwas dagegen tun zu können, erwiderte er ihr Lächeln. Es war fast wie ein Zauber. Beiläufig strich er sich mit der Hand durch sein Gesicht, um seinen gelassenen Ausdruck zurückzugewinnen. Sie stießen an und aufmerksam beobachtete er, wie sie an ihrem Glas nippte. Ihr vorangegangener Blick auf den Inhalt hatte ihn zu der Annahme gebracht, dass es etwas Neues für sie war. Sein Blick blieb ihr nicht unbemerkt und Rose sah über den Rand ihres Glases zu ihm herüber. Als sie es absetzte, entblößte sie ihr Grinsen, welches ihm bisher verborgen war. »Sehr köstlich«, beantwortete sie die stumme Frage und leckte sich demonstrativ über die Lippen. Ein Zucken ging durch seine Mundwinkel. »Das freut mich«, erwiderte er und stützte sein Kinn mit seiner Hand. »Immer wieder eine schöne Abwechslung zu früher, dich einmal Alkohol trinken zu sehen.« Mit dieser Bemerkung entlockte er ihr ein Rollen mit den Augen. Sie lehnte sich zurück und ließ den Kopf in den Nacken fallen. Ihre Hände ruhten in ihrem Schoß. »Ich bin eigentlich immer noch sehr stolz darauf, dass ich damals so konsequent war.« Langsam neigte Rose den Kopf zu ihm, um Scorpius aus ihren braunen Augen heraus zu mustern. »Auch wenn du und Albus meinen, ich hätte etwas verpasst«, fügte sie mit einem Lächeln hinzu. Nachdenklich wog Scorpius den Kopf. »Gut, nennen wir es konsequent«, bemerkte er und erntete einen halbherzigen Schlag auf die Schulter, woraufhin er lachen musste. »Und verpasst hast du wohl nichts, was sich nicht nachholen ließe. Also keine Sorge. Halt dich nur an Al und mich.« Nun war es Rose, die herzlich lachte. »Natürlich, an wen auch sonst.« Sie überschlug die Beine und lehnte sich weiter zu ihm vor. Ihr Blick wirkte neugierig. »Womit darf ich heute denn noch so rechnen, wenn wir mit dem Flirten fertig sind?« Die Frage war mehr als gewagt und vermutlich wusste sie das auch genau. Trotzdem hatte Rose sie gestellt und Scorpius damit ein klein wenig zugespielt. »Hast du denn schon genug gelernt?«, fragte er scherzend und musterte sie auf die gewohnte Art und Weise. Die Art und Weise, die sie immer dazu brachte, die Nase zu kräuseln. Mit einer lässigen Handbewegung strich Rose sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr und ließ den Blick müde durch das Lokal schweifen. Schon früher hatte sie so begonnen Zeit zu schinden, wenn sie nicht sofort eine Antwort geben wollte – oder sie keine wusste. Ein wenig erschreckte es Scorpius, wie problemlos er die Mimik seiner Gegenüber lesen konnte. Allerdings war es, wie Albus sagte, ein Leichtes, da sie, was ihre Gefühle betraf, einem offenen Buch glich. Erfrischend und interessant zu gleich wie der Malfoy fand. Als sich Rose ihm wieder zuwandte, lächelte sie und reckte das Kinn, als wollte sie ihn herausfordern. »Ich weiß zumindest, dass ein Flirt ohne tiefergehende Absichten ungefähr so sinnvoll ist wie ein Fahrplan ohne Zug.« Scorpius blinzelte die aufkommende Überraschung weg. Etwas der Art hatte er noch nie aus dem Mund der Weasley gehört und er konnte nicht leugnen, dass sie damit seinen Puls um einen Takt in die Höhe getrieben hatte. Das geübte Lächeln auf seinen Lippen blieb sicher, doch mit seinem Blick begann er, etwas zu suchen. Ein kleines Blitzen in den haselnussbraun Augen, welches ihm verriet, dass sie ihn in eine Falle lockte. Doch bei seiner Gegenüber fand er nichts dergleichen. Nur das herausfordernde Lächeln auf ihren roten Lippen. Ihre Haltung war gerade, ihm zugewandt und strahlte eine Ruhe aus, die nicht glauben ließ, dass sie zu wissen schien, was sie eben gesagt hatte. »Gut, um zu versichern, dass dies hier nicht nur ein Spiel sein soll, lass uns den Abend zu mir verlegen«, schlug er vor und ließ sich schon die Rechnung bringen. Rose blickte nicht minder überrascht, als er zuvor. »Zu dir?«, echote sie skeptisch. Unverwandt sah er sie an und legte die Stirn in Falten. Bevor er aber etwas sagen konnte, konkretisierte sie ihre Aussage: »Sagen deine Mitbewohner da nichts?« Ihr Blick wurde prüfend und sie versuchte, in seinem Gesicht zu lesen. Allerdings war Scorpius um einiges besser darin, sich nicht zu schnell zu verraten. »Wir haben nur ein striktes Verbot, was fremde Damen zum nächtlichen Besuch betrifft«, erklärte er sachlich und war dabei von seinem Platz aufzustehen. Beiläufig richtete er sein Jackett. »Und zu dieser Kategorie zähl ich dich eigentlich nicht.« Galant bot er ihr die Hand und half ihr auf die Beine. Mit einer beiläufigen Geste strich Rose den Rock ihres Kleides glatt und hielt dabei bewusst den Blick gesenkt. Sie spürte, dass ihre Wangen glühten, doch welchen genauen Hintergrund dies hatte, das war ihr nicht ganz klar – aber so genau wollte sie auch nicht darüber nachdenken. Sie ließ sich ihre Jacke von Scorpius geben und hakte sich in den von ihm angebotenen Arm unter. Scorpius führte sie galant aus dem Lokal auf die Straßen der Winkelgasse und spürte kurz darauf auch schon das altbekannte ziehen in der Magengegend. Beim nächsten Augenaufschlag fand sie sich in einem schmalen Flur wieder – vor ihr eine Zimmertür aus dunklem Holz. »Darf ich bitten?« Scorpius die Tür für sie und bot ihr an einzutreten. Selber blieb er im Flur stehen. »Ich geh nur eben was holen.« Mit einem Nicken sah Rose ihm nach, wie er den Gang hinunter ging. Nachdem er aus ihrem Sichtfeld verschwunden war, widmete sie ihre Aufmerksamkeit seinem Zimmer. Für ein WG-Zimmer war es recht geräumig, die gewählte Einrichtung war schlicht und elegant. Einzig etwas Unordnung fand sich auf seinem Schreibtisch, auf dem sich die Unterlagen für seine Ausbildung stapelten. Mit einem Lächeln ging ihr Blick über das Regal, welches unter der Last der Bücher, die darauf gestapelt lagen, ächzte. Am Rand stand ein magisches Radio und Rose konnte sich nicht nehmen lassen es einzuschalten. Die Stille machte sie konfus und so war es eine Wohltat die rauchigen Töne von Marian Blanchards Spell and Soul zu vernehmen. Ihr Blick ging weiter zum einladenden Bett und einen Augenblick war Rose versucht sich hinzusetzten, um ihre Beine auszuruhen. Zwar hatte sie in Scorpius Gesellschaft viel sitzen können, doch durch den langen Abend schmerzten ihre Füße schon eine geraume Weile. Trotzdem blieb sie lieber stehen, widmete sich dem langen Regal, das eine Wand säumte, und begutachtete den Inhalt. Neben weiteren Büchern fanden sich Fotoalmen, magische Gegenstände wie ein Taschenmesser, welches Rose noch aus Schulzeiten kannte, und Schallplatten. Amüsiert zog sie eine hervor und betrachtete das Cover der großen Scheibe. »Ah, du hast das Radio angemacht«, stellte Scorpius fest und machte sich so für Rose bemerkbar. In seinen Händen hielt er zwei Gläser gefüllt mit einer goldbronzenen Flüssigkeit. Mit einem Lächeln ging er auf Rose zu und sah über ihre Schulter, was sie in den Händen hielt. »Neal Mendell? Wusste gar nicht, dass du dich für seine Musik interessierst.« Immer noch die Schallplatte in der Hand wandte die ihren Kopf zu ihm herum mit einem Grinsen auf den Lippen. »Und ich finde es immer wieder unglaublich, dass du Schallplatten besitzt.« »Musik klingt einfach so viel besser auf Vinyl«, erklärte Scorpius wie selbstverständlich. Er reichte Rose ihr Glas und nahm ihr die Platte ab, um sie wieder an ihren Platz im Regal zu stellen. Aus dem Augenwinkel warf er einen Blick zum Radio, um dann seine Aufmerksamkeit wieder vollkommen seinem Gast zu widmen. Sie stießen mit ihren Gläsern an und Rose trank ohne Bedenken einen großen Schluck von dem, was ihr Gastgeber gebracht hatte. Es hatte einen herben Geschmack mit einer kräftigen fruchtigen Note. In ihrem Magen breitete sich eine angenehme Wärme aus. Das Lächeln auf ihren Lippen blieb. Als Scorpius sein Glas geleert hatte stellte er es an einen freien Platz im Regal. Sein Blick ruhte aufmerksam auf Rose, der dies nicht entging und daher neugierig zu ihm aufschaute. Einen Moment schien er mit sich zu ringen, nicht zu wissen, was er sagen soll, doch Rose nahm ihm die Entscheidung ab. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, reckte sie sich zu ihm hoch und küsste ihn, schmeckte den herben Geschmack des Alkohols wieder auf den Lippen. Ihre Hand glitt von seiner Schulter in den Nacken und sie spürte zwischen ihren Fingern das weiche Haar des Malfoys. Es dauerte nicht lange und Scorpius hatte fest den Arm um ihre Taille geschlungen. Er zog sie an sich und Rose spürte die Wärme, die sein Körper ausstrahlte. Seine Lippen formten sich zu einem Lächeln, als seine Hand tiefer ging und er sie von unten packte, um sie hochzuheben. Mit einem erschrockenen Laut unterbrach Rose den Kuss und schlang wie aus Reflex die Arme um seine Schultern. Mit großen Augen sah sie in sein Gesicht. Die sturmgrauen Augen leuchteten dunkel in dem wenigen Licht, das im Raum dämmerte, und bescherten ihr eine Gänsehaut. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Mit zwei großen Schritten war Scorpius durch den Raum getreten und an seinem Bett angelangt. Ohne Schwierigkeiten hatte er sie getragen, als wöge sie nichts. Behutsam ließ er sie in die Laken sinken und stützte sich über ihr ab. Das blonde Haar fiel ihm über die Stirn und kitzelte Rose, als er begann, ihre Wange und ihren Hals zu liebkosen. Sein Atem hinterließ ein Prickeln auf ihrer Haut. Der graue Stoff ihres Kleides floss seidig aus seinen Händen zu seinem Hemd auf dem Boden. Es war schön an ihr gewesen – hatte er ihr das überhaupt gesagt? Ihre Hand in seinem Haar, die in bestimmend zu sich führte, ließ Scorpius die Frage verwerfen. Sicher begannen seine Finger ihre weiche Haut zu erkunden und entlockten ihr immer wieder vereinzelte Seufzer, die ihm einen Schauer bescherten. Ihre vollen Lippen suchten die seinen. Nur zu gern kam er der stummen Bitte nach und entfachte so ein leidenschaftliches Gerangel um die Oberhand. Mit einem triumphierenden Grinsen quittierte er das kapitulierende Jauchzen seiner Geliebten und befreite sie von ihrem BH. Ihre Brust hob sich unregelmäßig unter ihrer flachen Atmung. Seine Hand strich flüchtig über ihre rosigen Knospen, ihre schlanken Seiten hinab zum letzten Stück Stoff, dass ihre Haut bedeckte, um sich auch diesem zu entledigen. Seine restlichen Kleider folgten prompt. Nur noch durch einen Schleier nahm er die melodischen Klänge des Radios wahr, das ungeachtet dessen, was geschah, weiter die verschiedensten Musikstücke, passend zur späten Stunde, spielte. Den Takt für seine ganz eigene Symphonie gab sein heftig klopfendes Herz vor. Ihr nackter Körper schmiegte sich an den seinen, als wären sie aus einem Guss. Immer wieder drang ihre Stimme atemlos an sein Ohr und verschaffte ihm Genugtuung. »Scorpius«, entwich es ihr heiser und sie vergrub angespannt ihre Finger in seinen Schultern. Er verlor sich, wie es ihm nur selten passierte. Alle Hemmungen fallen gelassen, bestürmte er ihre Lippen und nahm Rose ganz für sich ein. Atemlos lag sie unter Scorpius. Ihre Brust hob sich nur schwerlich unter dem Gewicht seiner Brust, aber das war okay. Die Wärme, die sein Körper ihr spendete, war wundervoll und das kräftige Pochen seines Herzens brachte ihres glatt durcheinander. Rose schloss die schweren Lieder und spürte immer noch das Nachbeben in ihrem Körper. Abwesend strich sie durch das zerzauste Haar ihres Geliebten und lächelte selig in sich hinein. Eine Regung ging durch seine Glieder und er zog sich von ihr zurück. Eine Gänsehaut überzog ihre freigelegte Haut und ließ Rose frösteln. Erschöpft ließ sich Scorpius neben ihr ins Bett fallen. Nur noch sein Arm lag um ihre Taille geschlungen. Sie wandte sich ihm zu und betrachtete die entspannten Gesichtszüge des jungen Mannes. Sanft strich sie mit der Hand über seine Wange und bemerkte mit Zufriedenheit, dass sie glühten. Er öffnete die Augen und quittierte ihr Lächeln mit einem bübischen Grinsen. Wieder waren ihre Augen dabei zuzufallen und mit dem angenehmen Gefühl seiner Gegenwart würde es nicht lange brauchen, dass sie in einen tiefen Schlaf gleiten würde. Das Signal für sie zu gehen. Mühevoll brachte Rose sich in die Senkrechte und strich sich durch ihr zerzaustes Haar, um es etwas in Ordnung zu bringen. Zwecklos. Schon dabei, die Beine über seinen Körper zu schwingen, um aufzustehen und ihre Sachen einzusammeln, durchkreuzte Scorpius ihren Plan. Zu faul um sich ebenfalls aufzurichten griff er bloß nach ihrem Arm und zog sie an sich. Ihr Atem stockte im Moment der Überraschung. Den Arm hatte er fest um ihre Schultern gelegt, um ihr unmissverständlich klar zu machen, dass er sie nicht gehen lassen würde. »Bleib hier«, murrte er leise, um sein Anliegen zu unterstreichen. Ihr Haar kitzelte ihn, als sie versuchte in sein Gesicht zu sehen. »Malfoy«, begann sie in dem belehrenden Ton, der ihn nur noch die Augen rollen ließ, »das ist der denkbar ungünstigste Zeitpunkt.« Damit lag sie wohl nicht so falsch. »Ach so?«, fragte er gleichgültig und ließ den Blick gelangweilt durch den Raum schweifen. Er wusste, dass sie das ärgerte und das wollte er, denn das war besser als ihr Recht zu geben. Verdient oder nicht – sie schlug in mit der Faust gegen die Brust. Kläglich, da sie in seinem Griff nicht genug Schwung bekam, um ihm ernsthaft wehtun zu können. Amüsiert grinste er und sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. Mit gerümpfter Nase nahm sie es hin und setzte noch einmal an. »Albus wird nachher in mein Zimmer reinschneien, um mir zum Geburtstag zu gratulieren. Was glaubst du wird er tun, wenn ich nicht in meinem Bett liege?« »Zuerst wird er dich versuchen anzurufen und dann kommt er mich wecken«, leierte er unbeeindruckt. »Genau! Und dann war das hier mit uns die längste Zeit ein Geheimnis.« Scorpius ließ den Kopf in die Kissen sinken und starrte zur Decke. Eigentlich hatte er nicht wirklich Lust das Thema jetzt zu diskutieren – aber es war an der Zeit. »Hab ich nichts gegen einzuwenden.« Die wenigen Worte verschlugen Rose die Sprache. Aus dem Augenwinkel sah er wie ihr Mund einige Male zuschnappte, nur um sich wieder zu öffnen, ohne etwas zu sagen. Es war nicht schwer zu erahnen, dass es in ihr arbeitete und sie versuchte sich eine Erklärung zu Recht zulegen. Kläglich. Kurz schloss der Malfoy die Augen, um sich einen Moment zu sammeln, bevor er sich mit einem mürrischen Stöhnen aufrichtete und an der Wand anlehnte. Ihr Blick war verwirrt auf ihn gerichtet und irgendwie war das ganz süß – sie schaute selten so unsicher. »Er soll es ruhig wissen. Das mit uns«, ergänzte er seine vorherigen Worte. Vielleicht sollte er aber eine Vorkehrung treffen, damit Albus zumindest der Anblick von seiner Cousine und seinem besten Freund gemeinsam im Bett erspart bleiben würde. Unglaube zeichnete sich in den braunen Augen der Weasley ab, was Scorpius ihr nicht verübeln konnte. Immerhin hielten sie dieses Katz-und-Maus-Spiel nun schon ein paar Jahre durch, auch wenn Rose sich nie so begeistert für das Geheimnis gezeigt hatte. Mit einem Lächeln im Mundwinkel strich er ihr die wüste Mähne aus dem Gesicht. »Versteh das jetzt nicht falsch. Ich hab wirklich einen herrlichen Spaß an unseren Spielchen, aber ab und an würde ich gerne darauf verzichten. Das ist mir heute Abend wieder bewusst geworden.« Sie selber nahm es nicht wahr, aber Scorpius dafür umso mehr. Ihm waren die Blicke der Männer, die ihr nachsahen aufgefallen und es war inzwischen eine nennenswerte Menge. Zum einen erfüllte es den Malfoy mit Genugtuung zu wissen, dass diese Frau, der die Männer nachsahen, zu ihm gehörte, doch durch ihre Geheimniskrämerei, war dies etwas, dass er nicht offen zeigen konnte. Dass er deshalb schon öfter mit dem Gedanken gespielt hatte, ihre Beziehung offiziell zu machen und sie endlich vor allen sein Eigen nennen wollte, hatte er ihr bisher nie erzählt. Die Verwirrung blieb Rose ins Gesicht geschrieben und zwischen ihren Augenbrauen zeichneten sich tiefe Furchen ab. Natürlich fiel es ihr Schwer seinen plötzlichen Sinneswandel zu verstehen und auch der Zusammenhang zum Abend war für sie nicht ersichtlich. »Ich hatte heute nicht mal mit dir gerechnet.« Müde zog Scorpius die Schultern hoch. »Ich eigentlich auch nicht. Es war mehr Zufall, dass wir uns im Feengeister begegnet sind. Diesem Zufall bin ich aber sehr dankbar.« »Wieso?«, fragte sie überrascht und ehrlich neugierig. Ein trockenes Lachen entwich seiner Kehle. Natürlich fragte sie das, denn sie bemerkte es einfach nicht. »Weasley, der einzige Grund wieso mir nicht schon viel eher der Arsch auf Grundeis gegangen ist, ist deine reizende Naivität.« Noch bevor Rose ihrer Empörung Luft machen konnte, führte er weiter aus: »Deine Freundinnen haben sich ziemlich schnell was zum Spielen gesucht und hätte ich nur einen Moment später geschaltet hätte dich vielleicht auch schon wer anders angesprochen.« »Ich würde nie-« »Ich weiß. Trotzdem«, knurrte Scorpius missbilligend. Seine Hand glitt in ihren Nacken und zog Rose bestimmend zu ihm heran. Fordernd presste er seine Lippen auf ihre und raubte ihr die Luft zum Atmen. Nur widerwillig gab er sie wieder frei und sah sie verbissen an. »Wenn bekannt wäre, dass ich dein Freund bin, würde sich keiner wagen, dich auch nur anzüglich anzusehen.« Nun war es Rose, die lachte – ein ehrliches Lachen. »Bild dir das nur ein, Malfoy.« Mit einem Grinsen stupste sie seine Nase mit ihrer. »Du brauchst dir eigentlich echt nicht so ins Hemd machen. Die wenigen Male, die ich ausgegangen bin, hat mich in der Regel nie jemand angesprochen.« »Ja, da du – zum Glück – nichts vom Flirten verstehst.« Mit geschürzten Lippen reckte Rose das Kinn. »Ach, ich finde, ich hab das heute ganz gut gemacht.« Scorpius wog leicht den Kopf und besah sie kritisch. »Jaah, ging schon«, gab er ungern zu. »Aber was glaubst du, wieso dich so selten jemand angesprochen hat. Schon zu Hogwartszeiten.« Insgesamt fielen Rose eine Menge Gründe dafür ein – angefangen mit dem dämlichen Beschützerinstinkt einiger Verwandter. Und wie sie inzwischen wusste, war Scorpius damals auch nicht ganz unbeteiligt gewesen, ihr die Kerle vom Leib zu halten. Dass er jedoch auf etwas anderes anspielen wollte, war ihr bewusst und so zuckte sie nur ahnungslos mit den Schultern. »Dachte ich mir.« Ein süffisantes Grinsen lag auf den Lippen des Malfoys und Rose konnte nur schwer ein Rollen mit den Augen unterdrücken. Manchmal glaubte sie, es habe sich kaum etwas geändert, seit sie ihren Abschluss gemacht hatten. Immer noch legten sie beide die schlechte Angewohnheit an den Tag, den anderen auf verschiedenste Arten zu triezen – dabei waren sie immer schon sehr kreativ gewesen. Einen Teil machte auch ihr Geheimnis aus, das sie quasi dazu verpflichtete, sich so zu verhalten, wie sie es taten, bevor sie zusammen kamen. »Merk dir, Weasley: die Einladung zu einem Flirt wird mit den Augen geschrieben«, raunte Scorpius ihr ans Ohr und sie konnte sein innerliches Grinsen aus seiner Stimme heraushören. Ungeniert sah er ihr in die Augen und hielt ihrem trotzigen Blick ohne Schwierigkeiten stand. »Du nimmst die Menschen in deiner Umgebung kaum wahr. Da ist es kein Wunder, dass dich keiner anspricht – außer mir.« Vermutlich stimmte das. Ihr war es schon einige Male passiert, dass sie nicht einmal die Namen ihrer Sitznachbarn, in den Vorlesungen und Seminaren, kannte. Sich schon an die Gesichter zu erinnern, fiel ihr schwer. Sie war einfach zu oft in ihren Gedanken versunken, aber trotzdem hatte Scorpius sich immer bemerkbar machen können, egal wie weit sie gedanklich woanders war. »Vielleicht hab ich ja nur Augen für dich.« »Vielleicht, ja«, entgegnete er ihr mit einem zufriedenen Grinsen und sie erwiderte es versöhnlich. Sein Griff um ihre Schultern wurde wieder fester. Er verlagerte sein Gewicht und lehnte im nächsten Augenblick über ihr. Sein Haar streifte ihre Haut und löste in ihr das Verlangen aus, ihre Hand darin zu vergraben. »Bleibst du nun?«, fragte er und hauchte währenddessen feine Küsse auf ihr Schlüsselbein. Rose quittierte die Frage mit einem wohligen Seufzen und drückte ihre Lippen auf sein Haar. Die Antwort war für sie klar, denn sie hatte ihm mehrmals deutlich zu verstehen gegeben, sie sei bereit dafür, ihn ihren Eltern vorzustellen. Eine angenehme Wärme begann sich in ihrem Innern auszubreiten, kroch bis in ihre Wangen und sie wusste, ohne in den Spiegel zu schauen, dass sie feuerrot glühten. Das Klingeln ihres Smartphones ließ sie innehalten. »Geburtstagsgrüße?«, vermutete Scorpius, hatte jedoch kein Interesse daran es herauszufinden. Rose hatte eine andere Vermutung. »Clara oder Jane.« »Was wirst du ihnen Erzählen, wenn du sie das nächste Mal siehst?«, erkundigte er sich nun doch etwas interessierter. Ließ aber nicht von ihrem Hals ab und brachte sie weiter zum Aufseufzen. »Dass sie das nächste Mal nicht gleich abhauen müssen, wenn mein Freund sich zu uns gesellt.« Sie spürte sein Grinsen an ihrer Halsbeuge. Da kam ihr selber wieder eine Frage in den Sinn, die sie noch beantwortet haben wollte. »Wer war deine ›geheime Quelle‹, die dir verraten hat, wann ich genau geboren wurde?« Scorpius richtete sich auf und sah ihr stutzig ins Gesicht. Vermutlich konnte er nicht nachvollziehen, wie sie nun auf diese Frage kam. »Hugo. Wer auch sonst?«, antwortete er ihr knapp und lächelte belustigt. Rose schloss die Augen. Sie hätte es sich denken können. Ihr Bruder hatte schon immer ein gutes Verhältnis zu dem Malfoy gehabt. »Scorpius?« Wieder hielt er in seinem Tun inne und erwiderte ihren Blick mit einer gewissen Skepsis. Rose konnte es ihm nur schwer verübeln, schließlich hinderte sie ihn, ohne ersichtlichen Grund, daran, sie zu verwöhnen. »Ich liebe dich.« Die Worte waren mehr ein Hauchen, doch erreichten sie den jungen Mann klar und deutlich. Mit einem Lächeln beugte er sich zu ihr herunter und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss. »Das weiß ich doch, Liebste.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)