Let's live von Rix (Eine OneShot-Sammlung zu Haikyuu-Pairs) ================================================================================ Kapitel 14: Sieben Mahlzeiten ----------------------------- XIV. Sieben Mahlzeiten “Sometimes good people make bad choices. It doesn’t mean they are bad people. It means they’re human.” — Arima Kishou Kunimi war bei Weitem kein Heiliger. Es mangelte ihn oftmals an Disziplin und Gutherzigkeit, ignorierte ab und zu wichtige Feiertage oder Gesetze und vermied das Beten im Gegensatz zu anderen Leuten, die er kannte. Somit eindeutig kein Heiliger und erst Recht nicht auf Gottes Liste seiner Lieblinge. Dennoch war er auch kein Sünder, den man nicht retten konnte. Zumindest hatte er es angenommen. Und dann war Kindaichi in sein Leben getreten. Es war nicht wirklich dessen Schuld gewesen, dass jede Chance auf Vergebung sich im Nichts auflöste. Trotzdem hätte er ihm die Todsünden nicht als schmackhaftes Sieben-Gänge-Menü servieren müssen, dem man nicht widerstehen konnte. Die erste Mahlzeit war Faulheit. Von Natur aus war Kunimi kein besonders motivierter oder energiegeladener Mensch. Viele Tätigkeiten kamen ihm zu mühsam oder unnötig vor, weswegen er seinem eigenem Energiesparplan verfolgte. Kein Problem soweit, womöglich ein klein wenig fragwürdig, aber kein Grund ihn in die ewige Verdammnis zu schicken. Aber Kindaichi brachte ihn dazu, bewusst faul zu sein. Groß von Natur lud sein Körper dazu ein, ihn als Kissen zu benutzen. Den Kopf in seinen Schoß zu legen und lange Nickerchen zu halten. Oder sich auf seinen starken Rücken wiederzufinden und nach Hause getragen zu werden. Kindaichi verleitete ihm dazu faul zu sein und er genoss jeden Augenblick davon. Völlerei folgte dicht auf den Fersen. Normalerweise war Kunimi nicht sonderlich gefräßig. Es gab sogar Tage, wo er sich dazu zwingen musste, mehr als nur ein jämmerliches Frühstück zu verzehren. Er hatte einfach nie Freude am Essen empfunden. Kaum hatte Kindaichi von dieser Macke Wind bekommen, hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, dafür zu sorgen, dass er anständig aß. Der Größere war kein guter Koch. Seine ersten Versuche waren katastrophal und ungenießbar. Da er aber ein Sturkopf war, hatte er es weiterhin versucht, bis es einigermaßen schmeckte. Leise musste Kunimi sich eingestehen, dass er sogar verbrannte Eierreste hinuntergeschluckt hätte, solange sie von Kindaichi kamen. Er aß nicht, er verschlang. Denn es war alles nur für ihn, ihn, ihn. Und damit servierte ihm Kindaichi die Habgier. Materieller Besitz maß selten einen hohen Wert in Kunimis Leben. Natürlich gab es Sachen, die er weder teilen wollte, noch jemanden Anderem geben, typischer Geiz. Aber Habgier war vorher unbekanntes Terrain gewesen. Er verwandelte sich in ein Elster, wenn es um Kindaichis Wertsachen ging. Behielt den Pullover, den er ihm einmal auslieh, weil es zu kalt draußen war. Behielt dessen Bleistift, den er ihm schenkte, weil sein eigener gebrochen war. Nahm noch so jede Kleinigkeit an sich, die er von Kindaichi kriegen konnte und hortete sie wie ein Drache seinen Goldschatz. Seins, seins, seins. Die nächste Mahlzeit war bisher am schwersten zu schlucken. Eifersucht war nah verwandt mit Neid, daher verwunderte es Kunimi nicht, dass er sie empfinden konnte. Nur hatte er nie damit gerechnet und nicht in dem Ausmaß. Natürlich bewunderte Kindaichi Oikawa und Iwaizumi für ihr Talent und für ihre Fähigkeiten, er tat es auch, dennoch hinterließ es ein bitteren Beigeschmack. Mit zunehmender Irritation und Frustration nahm er wahr, wie die Aufmerksamkeit auf den Älteren lag und nicht genügend bei ihm. Wie sie sich in jedes ihrer Gespräche einschlichen und keinen Platz für ihn ließen. An einem Nachmittag wurde es so schlimm, dass ihm der Kragen platze und er Dinge an Kindaichis Kopf warf, die er selbst im Nachhinein nicht fassen konnte. Es war das erste Mal gewesen, dass ihn Eifersucht so sehr auffraß – und ihn auch lange nicht losließ. Noch nicht einmal die Eifersucht verdaut, wurde ihm schon der Zorn aufgetischt. Wütend zu sein, war auslaugend und anstrengend, weswegen Kunimi selten in den Genuss davon kam. Wahrscheinlich lag es auch an seinem Wesen, aber stille Wasser waren bekanntlich tief. Es hatte Situationen gegeben, in denen er wütend geworden war. Personen, wie der selbsternannte Tyrann, die ihn wütend gemacht hatten. Aber niemand brachte ihn so zur Weißglut wie Kindaichi. Lockte alle negativen Emotionen aus ihm heraus, um sie in einen selbstzerstörerischen Akt zu benutzen. Es war beängstigend und gleichzeitig großartig. Nämlich es brachte seinen mit Adrenalin gefüllten Körper dazu, die Dinge zu tun, die sein ruhiger Kopf ihn verweigerte. Wie Kindaichi gegen einen Spind zu drücken, ihm am Kragen zu sich zu ziehen und ihn zu küssen. Wollust war eine Untertreibung dessen, was ihm Kindaichi zum Essen anbot. Sex war ein Thema gewesen, welches keinerlei Interesse bei Kunimi fand. Manchmal fragte er sich selbst, ob was mit ihm nicht stimmte, tat es aber mit einem Schulterzucken ab. Sogar wenn es so wäre, könnte er daran nichts ändern und er würde es einfach so hinnehmen. Daher trieb ihm sein Verlangen nach Kindaichi fast in den Wahnsinn. Er wollte ihn schmecken, ihn überall berühren, ihn unter sich als stöhnende Masse haben, ihn seinen Namen immer und immer wieder entlocken, ihn zu jeder Stunde des Tages mit Haut und Haar verschlingen. Kunimi wusste nicht, ob es Kindaichi genauso erging. Aber er hoffte es jedes Mal, wenn er ihn all die Fantasien ausleben ließ, die er über ihn hatte und er sich nicht dagegen wehrte. Sechs Mahlzeiten. Mahlzeiten, die ihm ins Verderben zogen und alle ausgehend von einem Menschen. Trotzdem fand Kunimi keine Reue in sich. Er würde jede einzelne Mahlzeit bis zu seinem Tod wiederholen und am Ende vor dem Gericht seine Schuld zugeben. Und wenn man ihn fragen würde, warum dem so war, würde er schwach lächeln und eine simple Antwort geben: „Weil er sie mir zubereitet und serviert hat.“ Die siebte Mahlzeit war seine Liebe zu Kindaichi. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)