Unter der Oberfläche von Greentinka ================================================================================ Kapitel 3: Seelenstriptease   ----------------------------- Seelenstriptease   Draco war aufgeregt. Harry hatte ihm schon öfter Dinge erzählt, die er erlebt hatte und wie er sich gefühlt hatte. Aber noch nie hatte er ihm gesagt, wie er sich jetzt fühlte und was diese Erlebnisse in ihm noch heute anrichteten. Es hatte lange gedauert bis sie zueinandergefunden hatten. Vermutlich war einer der ausschlaggebenden Gründe, weshalb sie sich zueinander hingezogen fühlten, die großen Rollen, die sie im Krieg gespielt hatten. Beide waren sie zu etwas gedrängt worden, was sie nicht gewollt hatten. Beide trugen sie eine schwere Bürde, beide waren sie mit Grausamkeit, Tod und Angst im ständigen Zwiegespräch gewesen. Sie hatten auf verschiedenen Seiten gekämpft. Jedoch nicht, weil SIE sich dafür entschieden hatten. Sie bekamen ihre Rollen aufgedrängt und mussten das erfüllen, was man von ihnen erwartete. Für Draco war das, damals einfach nur schrecklich. Er war noch ein Kind! Doch er durfte nie ein Kind sein. Sein Vater hatte ihm schon früh eingebläut, was es hieß ein Malfoy zu sein. Er hatte ihn gelehrt, dass er zu einer besonderen Art von Zauberern gehörte - zu der Elite, zu den reinblütigen Zauberern, die besser waren als andere Zauberer oder gar Muggel. Draco hatte schnell begreifen müssen, dass eine andere Meinung zu haben, bedeutete hart bestraft zu werden. Und es wurde noch schlimmer, als sein Vater ihm verkündete, dass er die große Ehre habe schon in jungen Jahren in die Reihen ihres Herrn einzutreten. Für den grauäugigen Jungen, der er damals war, war es alles andere als eine Ehre. Es war mehr eine Strafe. Dauernd war er bei diesem Abschaum. Gewalttätige Psychopathen nahmen nun seine Erziehung mit in die Hand und sein Vater ließ es geschehen. Er stand unter enormen Druck. Wie musste es da erst für den großen Harry Potter gewesen sein? Draco kannte nicht alle Details aus Harrys Vergangenheit. Er kannte natürlich die gängigsten Gerüchte und einen Teil hatte er von Harry selbst erfahren. Zum Beispiel, dass Harry eine direkte Verbindung zu Voldemort hatte und dass er noch vor dem Kampf gewusst hatte, dass er sterben würde. Doch nun ging es nicht um die Vergangenheit, sondern um das Hier und Jetzt. Und hier und jetzt wollte sich Harry ihm endlich anvertrauen. Sie hatten sich frisch gemacht und sich in ihr kleines gemütliches Wohnzimmer gesetzt. Da es noch recht früh war, hatte Draco in der Küche Frühstück geordert. Nun schwiegen sie sich jedoch an. Harry saß auf ihrer braunen Ledercouch, die Beine an die Brust gezogen und eine Tasse Tee in den Händen. Kalt war ihm sicher nicht, da Draco zur Auflockerung der Stimmung den Kamin entzündet hatte. Er selbst saß auf einem der drei Ledersessel schräg gegenüber seines Geliebten und trank Kaffee. Ihm wäre es lieber gewesen bei Harry auf der Couch zu sitzen, doch wollte er ihn nicht zu sehr bedrängen. Er lies ihm die Zeit, die er brauchte. Draco hatte sich Harry auch noch nie anvertraut, da er Angst hatte, bei Harry etwas auszulösen, was jenen noch tiefer in sein schwarzes Loch der Hoffnungslosigkeit stürzen könnte. Vielleicht konnte er es ja nach diesem Gespräch machen. Natürlich hatte er sich schon ausgetauscht. Mit seinen Freunden und dann und wann auch mit den Freunden seines Lieblings. Die ersten Male waren befremdlich gewesen, doch nach und nach hatten sie einen Draht zueinandergefunden. Das war allerdings nur ein kleiner Trost, denn in Wirklichkeit wollte er seinen Kummer mit seiner besseren Hälfte, seinem Wesensverwandten teilen. „Ich...es ist nicht so leicht....ich weiß nicht wo ich anfangen soll“, riss ihn die Stimme des Gryffindors aus seinen Gedanken. Er nickte. „Lass Dir  Zeit“, sagte er sanft. „Fang einfach mit dem an, was Dir am wichtigsten erscheint“ versuchte er dem anderen zu helfen. Harry nickte und nahm noch mal einen Schluck seines Tees.  Er tat es nicht um seinen Durst zu löschen, sondern weil er noch etwas Zeit schinden wollte. In seinem Kopf waren so viele Gedanken. Es war nicht nur die Frage wo er anfangen sollte, sondern mehr die Frage, was er erzählen konnte. Wie würde Draco auf die Dinge reagieren, die er ihm erzählen wollte? Würde er dann den Respekt vor Harry verlieren, weil er in ihm endlich das sah was er unvermeidlicher Weiße war? Würde er dann erkennen, dass er schwach war und aufhören ihn zu lieben? Der Grünäugige schüttelte innerlich den Kopf und schalt sich selbst für diesen Gedanken.  Draco war nicht so oberflächlich! Er liebte ihn, das wusste Harry. Er wusste im Grunde auch, dass der andere ihn nie für seine Ängste oder Schwächen verurteilen würde. Es war eine irrationale Angst die davon zeugte das ihm in seinem Leben oft unrecht angetan wurde. Es war nur so, das alle immer auf ihn gezählt hatten. Das Leben so vieler lag in seinen Händen und er durfte nicht schwach sein und sich fallen lassen, sonst wäre er vielleicht nicht so mutig gewesen, um sich Voldemort immer wieder in den Weg zu stellen. Er wollte Draco auch nicht an all die schlimmen Dinge in ihrer Vergangenheit erinnern oder ihm Schuldgefühle einreden. Er hatte große Angst, doch er hatte sich dafür entschieden diesen Schritt endlich zu tun und würde es jetzt auch durchziehen. Er war es dem anderen schuldig. Harry schluckte, nahm noch einen Schluck und fing dann an zu sprechen. Dabei war sein Blick starr auf die lodernden Flammen gerichtet. „Ich hatte keine schöne Kindheit“, erklärte er, wartete allerdings nicht auf eine Erwiderung, sondern fuhr unbeirrt fort. „Das lag nicht unbedingt daran, dass ich ohne meine leiblichen Eltern aufgewachsen war. Ich kann mich ja nicht wirklich an sie erinnern. Es lag vielmehr daran, dass meine Tante und mein Onkel, die mich aufgezogen hatten, mich hassten. Du musst wissen ich bin mit dem Gedanken aufgewachsen, anders zu sein. Ich verstand nie, was an mir anders war als an allen anderen, hatte ich doch wie alle anderen Augen, Nase, Mund, Arme, Beine und ein Herz. Und dennoch bläute man mir ein das ich Abschaum war, ein Freak! Das ich nicht das Recht hätte zu leben und besser mit meinen Eltern gestorben wäre.“ Seine Stimme zitterte merklich. Nicht einmal Ron und Hermine hatte er von seiner Kindheit bei den Dursleys erzählt. Jedenfalls nicht so ausführlich. Doch er hatte das Gefühl, das es wichtig war das Draco wusste, wo sein Leid angefangen hatte. Immer noch sah er seinen Liebsten nicht an, zu groß war die Angst in dessen Blick etwas zu sehen, was er nicht sehen wollte. Wie oft hatte er die Wahrheit gesagt und wurde dennoch als Lügner tituliert? „Ich....Du....Du hattest Hauselfen?! Nun ja, ich war mit Sicherheit für sie nicht mehr wert, als ein Hauself für Voldemort“, versuchte er es zu erklären so das der Slytherin ihn verstand. „Ich weiß nicht genau, wieso sie mich behalten haben, wo sie mich doch gar nicht haben wollten. Vielleicht war es ihre sadistische Ader und die Freude daran, an mir alles auszulassen, was sie am liebsten an der Zaubererwelt ausgelassen hätten. Auf alle Fälle wurde mir als Kind erzählt, dass meine Eltern bei einem Autounfall umgekommen waren. Ich wusste nicht das es Zauberer gibt und schon gar nicht das ich einer war. Bis zu meinem elften Geburtstag wurde ich misshandelt. Als kleiner Junge habe ich die Schuld bei mir gesucht. Denn irgendwas musste ich doch gemacht haben, wenn mich meine Verwandten so hassten. Sie sperrten mich in einen Verschlag unter der Treppe. Damit wollten sie verhindern, dass mich andere Menschen zu Gesicht bekamen und ließen mich nur raus wenn ich irgendeine Arbeit erledigen musste.“ Seine Stimme zitterte immer noch und er brauchte immer wieder einen Moment um sich zu sammeln. Draco lies ihm die Zeit. „Ich hab einen Cousin, Dudley heißt er. Er wurde von seinen Eltern auf Händen getragen. Sie liebten ihn. Was ich damit sagen will ist, dass ich Liebe oder Freundschaft nicht wirklich kannte aber durchaus gesehen habe, wie so was sein konnte. Erst als ich nach Hogwarts kam, lernte ich, was es hieß Freunde zu haben. Ich wäre übrigens gerne Dein Freund gewesen. Aber du hast mich so an meinen Cousin erinnert, als Du so abwertend über Ron geredet hast, das ich lieber gleich von dir Abstand genommen habe..... Schade eigentlich.“ erklärte er und fing an mit der leeren Tasse zu spielen. „Nun ja und dann als ich in die Zaubererwelt kam war ich schon wieder anders als alle anderen. Der Held! Aber ich wollte doch nur normal sein. Doch mir wurde keine Wahl gelassen! Ich hatte nun so etwas wie eine Familie und die musste, wollte ich beschützen. Egal was es kostete. Zunächst, als ich erfuhr das Tom Riddle meine Eltern getötet hatte, wallte in mir der pure Hass auf. Doch mit der Zeit änderte sich das. Weißt Du, er tat mir einfach leid. Versteh mich nicht falsch, ich verabscheute seine Taten, aber er und ich waren uns gar nicht so unähnlich. Ich hätte auch zu so einem Monster werden können. Naja, und dann starben die Menschen, die ich liebte, um mich herum wie die Fliegen. Ich hätte etwas unternehmen müssen, aber ich konnte sie nicht schützen. Und ich war so selbstsüchtig. Jeder Held weiß, dass er keine Schwäche haben darf! Jeder Held weiß, dass es die größte Schwäche überhaupt ist, Menschen zu haben, die man liebt. Doch ich wollte nicht alleine sein, ich redete mir ein, dass ich sie beschützen könnte und konnte es nicht. Wegen MIR sind sie gestorben!“ Er erzählte immer hektischer und als er am Ende angekommen war, wurde seine Stimme brüchig und die Tränen rannen nur so über seine Wangen. Er fing an zu zittern und plötzlich konnte er es nicht mehr zurück halten. Er erbebte unter den stummen Schluchzer und hyperventilierte schon fast. „Und dann habe ich vor ihm gestanden. Ich habe meinen Zauberstab gegen ihn gerichtet und sein Schicksal besiegelt. Ich dachte, wenn er, der all die Menschen umgebracht hatte, die ich liebte, tot sei, wäre ich erleichtert. Doch es war nicht so. Ich hatte ihn getötet. Ein Mensch und sei er auch noch so kaputt gewesen, war durch meine Hand gestorben! Ich bin ein Mörder!“ sagte er mit tonloser Stimme und versuchte sich verzweifelt die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. Draco hatte seinem Freund schweigend zugehört. Des Öfteren musste er einen bissigen Kommentar bezüglich dieser Muggel unterdrücken. Er war gleichzeitig so sauer und so glücklich wie nie zuvor. Es war seltsam, aber die Tatsache, dass sein Geliebter sich ihm nun so öffnete, sich selbst so verletzbar machte, machte Draco glücklich. Das was er jedoch hörte versetzte ihn regelrecht in Rage und Erstaunen. Er hatte angenommen, dass Harry die schönste Kindheit gehabt hatte. Doch das was dieser ihm erzählte, hatte gar nichts mehr mit seiner Vorstellung zu tun. In seinem Kopf tauchten Bilder des anderen auf, wie verletzt er gewirkt hatte wenn er, Draco Malfoy, ihn mal wieder verbal angegriffen hatte. Ihm wurde übel. Harry hatte so sehr gelitten! Dass Harry sich für all das die Schuld zusprach war nichts Neues für den Slytherin. Doch es hörte sich schrecklich an. Wie konnte sein Partner nur so denken? Als sein kleiner Held zu weinen begann, konnte er nicht mehr an sich halten, sprang auf und eilte zu ihm hinüber. Noch nie hatte Harry in seiner Gegenwart geweint. Er umschlang den zitternden Körper, streichelte sanft durch das schwarze Haar und flüsterte ihm beruhigende Worte zu. Es dauerte lange bis die Tränen des anderen versiegten und Draco hatte mittlerweile selbst welche in den Augenwinkeln. Irgendwann saßen sie schweigend in einer festen Umarmung auf dem Sofa. Draco wollte nichts sagen, um Harry nicht wieder aufzuwühlen und jener schien nicht im Stande zu sein etwas zu sagen. Draco wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, bis Harry zwischen sich und ihm Platz schaffte und ihn mit seinen grünen Iriden anschaute. Draco wurde es noch schwerer ums Herz, als er nun anfing zu sprechen. „Ich hatte keine Ahnung. Schatz, es tut mir so leid!“, sagte er etwas tonlos und wartete eine Reaktion ab. Harry lächelte sanft. „Das muss es nicht. Du bist hier und hältst mich, liebst mich! Meine Vergangenheit ist vielleicht nicht so schön gewesen, aber die Gegenwart und auch die Zukunft scheint dafür so viel besser zu werden. Manchmal muss man für Frieden eben kämpfen und mit Dir habe ich meinen Frieden gefunden!“, erklärte er. Nun liefen Draco doch die Tränen über die Wange. Er fühlte in einem Moment so viel das er gar nicht wusste was er sagen sollte. Deshalb zog er seinen Freund einfach an sich und als sich ihre Lippen trafen war es wie eine Explosion. Es fühlte sich so richtig an. Harry erwiderte sofort denn Kuss. Zunächst küssten sie sich noch sanft doch, mit jeder weiteren Sekunde, in der ihre Lippen aufeinander trafen, wurde es leidenschaftlicher. Draco hob den anderen auf seinen Schoß und presste ihn an sich. Er teilte fordernd die Lippen seines Gegenübers und stieß mit seiner Zunge vor. Er stupste die andere Zunge an und umschmeichelte sie, biss leicht in die Lippen und leckte entschuldigend darüber.  Harry stöhnte in den Kuss. Draco seufzte. Sie gaben sich gegenseitig das, was ihnen beiden fehlte. Sie ergänzten sich, verschmolzen und wurden zu einer Einheit. Sie waren dem Himmel so nah wie nie zuvor. Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis Harry sich ein Stück zurück bog um nach Luft zu schnappen. Sie sahen sich beide tief in die Augen und was sie sahen war Liebe, Vertrauen und Verlangen. „Ich will Dich, Harry! Jetzt sofort!“ sagte Draco mit rauer Stimme und Harry erwiderte verführerisch „Dann nimm mich!“. So das war es mal wieder, ich hoffe ich habe die Gefühle von beiden gut rüber bekommen und ihr seid nicht zu enttäuscht darüber das sich Harry nun doch ziemlich schnell geöffnet hat. Aber mir schien es als richtig, da die zwei ja doch schon eine ganze Weile zusammen sind. Würde mich über Kommentare sehr freuen :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)