Back to who I really am von Fhin ================================================================================ Kapitel 3: Grocery bags ----------------------- Misaki Endlich waren die Vorlesungen für diesen Freitag vorbei. Ich schnappte mir meine Tasche und verließ schnell den Hörsaal, bevor irgendwer noch auf Idee kam, mich anzusprechen. Es kam des Öfteren vor, dass jemand mich um meine Hilfe bei irgendwelchen Hausarbeiten fragte. Meistens half ich dann auch, obwohl ich selbst all meine Zeit mit lernen und arbeiten verbrachte und so schon kaum Freizeit hatte. Doch in den letzten Tagen war zu viel los, als dass ich heute so etwas gebrauchen konnte. Ich wollte einfach nur nach Hause. Außerdem musste ich noch einkaufen. Als ich das Gebäude verlassen hatte, atmete ich einmal tief durch. Die frische Abendluft tat mir gut und vertrieb ein wenig meiner Müdigkeit. „Hey Misaki-san!“, hörte ich eine mir bekannte Stimme und drehte mich um. „Hallo Souta.“ Ich sah meinen Kommilitonen an, der mich eingeholt hatte, und nun neben mir lief. Er lächelte mich an. Wie so oft fiel ihm eine seiner schwarzen Haarsträhnen über die eisblauen Augen, die er schnell wieder wegstrich. „Hast du noch was vor?“, fragte er unschuldig. Innerlich seufzte ich. So ging das schon seit dem ersten Semester. Nicht, dass ich ihn nicht mochte. Er war einer der wenigen aus meinem Studium, mit denen ich mich gut verstand. „Ja, ich muss noch einkaufen gehen.“ antwortete ich ehrlich. „Soll ich dich begleiten?“ Bei ihm klang das tatsächlich unschuldig, nicht so pervers wie bei einem gewissen Alien-Stalker. „Nicht nötig.“, erwiderte ich. „Ach komm schon, Misaki.“, versuchte er es weiter. „Weis mich doch nicht immer ab.“ Dieses Mal seufzte ich wirklich. „Gibst du dann endlich Ruhe? Wenn ich dich heute mit einkaufen gehen lasse?“ Er grinste. „Versprechen kann ich es nicht, aber ich werd’s versuchen.“ Selbst jetzt klang er nicht so pervers wie Usui. Ich musste auch grinsen. „Na, schön.“, gab ich nach. „Du kannst mir helfen, die Tüten zu tragen.“ Takumi Der ganze Empfang war ein absolutes Desaster für mich. Ich hasste diese Veranstaltungen sowieso und Toras Ansage hat es nicht gerade besser gemacht. Ich beschloss, einfach zu gehen. Mich ging das Ganze sowieso nichts mehr an. Ich hatte schon längst beschlossen, meiner Familie in England den Rücken zuzukehren. Ohne noch mit irgendwem zu reden verließ ich die riesige Villa und rief mir ein Taxi. Auch Cedric sagte ich nichts. Er würde es sowieso bald bemerken. Kurz überlegte ich, wohin ich nun fahren sollte, bevor ich dem Fahrer Ayuzawas Adresse nannte. Ich sah auf die Uhr. Viertel vor acht. Ihre letzte Vorlesung sollte jetzt zu Ende sein. Dann würde sie sicherlich auch bald zu Hause sein. Und wenn sie noch nicht da war, würde ich einfach auf sie warten. Eine Viertelstunde später hielt der Wagen vor ihrem Haus. Ich bezahlte den Fahrer und stieg aus. Das Haus hatte sich wirklich nicht viel verändert, auch wenn man hier und da einige ausgebesserte Stellen erkennen konnte. Als ich vor der Tür stand, fragte ich mich, ob ihre Mutter wohl zu Hause war und wie sie reagieren würde, wenn sie mich sah. Ich hatte sie damals sehr nett gefunden und hatte immer das Gefühl, dass sie mich auch mochte, genauso wie Suzuna. Aber vielleicht nahmen sie es mir übel, dass ich Misaki so lang allein gelassen hatte, sie meinetwegen unglücklich gewesen ist. Ich atmete einmal tief durch und betätigte die Klingel. Im Haus war alles ruhig und niemand reagierte auf das Klingeln. Die Fenster waren auch dunkel. Vermutlich war niemand zu Hause. Ich starrte kurz auf die Tür, bevor ich mich wieder umdrehte und am Torpfosten platzierte. Ich würde einfach auf sie warten. Sie müsste ja bald nach Hause kommen. Es machte mir nichts aus, auf sie zu warten. Auf sie würde ich ewig warten. Ich musste lächeln, als ich mich daran erinnerte, wie ich einmal die ganze Nacht hier verbracht hatte. Es verging eine ganze Weile, in der ich auf sie wartete. Ich verschränkte die Arme hinter dem Kopf und starrte in den klaren Himmel. Ich bemerkte zwei Personen, die näher kamen und erkannte nach einer Weile, dass eine von ihnen Ayuzawa war. Aber wer war die andere Person? Ich runzelte die Stirn, als ich einen jungen Mann neben ihr erkannte. Beide trugen Einkaufstüten. Sie unterhielten sich, ich konnte sie aber nicht verstehen. Ich stieß mich von dem Pfeiler ab, an den ich mich bis eben gelehnt hatte und wartete, bis Ayuzawa und ihr Begleiter mich erreichen. Sie hatten mich noch gar nicht bemerkt. Ayuzawa sah ihn die ganze Zeit an, zwischendurch wanderte ihr Blick Richtung Boden. Endlich sah sie auf und entdeckte mich. Ihre Augen weiteten sich und ein Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus, nachdem der Ausdruck der Überraschung von ihrem hübschen Gesicht verschwunden war. Auch ihr Begleiter sah nun zu mir herüber. Seine Miene konnte ich jedoch nicht lesen. „Usui!“, rief Ayuzawa aus und blieb kurz vor mir stehen, auf einer Höhe mit dem schwarzhaarigen Kerl, den ich nicht kannte, und der ihre Einkaufstüten trug. Ich griff nach ihrem Handgelenk und zog sie in meine Arme. Sie stolperte leicht und ließ ihre Einkaufstüte fallen. Ich legte meine rechte Hand an ihre Wange und zog sie mit meiner linken näher an mich heran, bevor ich sie küsste. Es erinnerte mich an die Küsse, die wir vor meinem Verschwinden geteilt hatten. Zunächst war sie überrascht, bevor sie den Kuss jedoch erwiderte. Als wir den Kuss wieder lösten, hielt sie die Augen noch einen Moment geschlossen. Sie war rot geworden und sah unglaublich süß aus. Ich lächelte. Mein Blick fiel auf den Typ, der noch immer an derselben Stelle stand und zu uns sah. In seinem Blick lagen keinerlei Emotionen. Ich hatte zwar keine Ahnung, wer er war und was er mit Ayuzawa zu tun hatte, aber zumindest hatte ich schon mal klargestellt, dass Ayuzawa mir gehörte. Sie löste sich von mir und räusperte sich verlegen. „Ähm… Usui…“, sagte sie verlegen. „Das ist… Souta, mein Kommilitone. Souta – Usui.“ Ich reichte ihm die Hand, die er ergriff – stärker als nötig, wie mir auffiel. „Hallo.“, sagte dieser Souta. „Freut mich.“, antwortete ich, auch wenn das nicht unbedingt stimmte. Misaki Ich konnte die angespannte Stimmung zwischen Usui und Souta förmlich spüren. Innerlich schüttelte ich den Kopf. Warum führten Männer sich nur immer so auf? Ich war mir sicher, dass Usuis Kussangriff mitten aus dem Nichts auch nur dazu da gewesen war, um sein Revier zu markieren. Ich hatte dieses Gefühl schon damals gehabt, als Hinata plötzlich aufgetaucht war: Er strahlte irgendwie die Aura eines scharfen Hundes aus. Ich fühlte mich in dieser Situation ein wenig unwohl. Die beiden musterten sich. Fehlte nur, dass sie anfingen, sich gegenseitig den Hintern zu beschnüffeln. Es wurde Zeit, das zu beenden. Ich streckte Souta die Hand entgegen, damit er mir die Einkaufstüte geben konnte „Vielen Dank, dass du mir beim Tragen geholfen hast.“, bedankte ich mich höflich bei ihm. Sein Blick wanderte von Usui zu mir und veränderte sich. Er lächelte nun wieder, wodurch seine blauen Augen strahlten. „Gern geschehen, Misaki-san.“, sagte er und reichte mir die Tüte. „Wir sehen uns dann Montag.“, verabschiedete ich mich und schenkte ihm auch noch ein Lächeln. „Ja, bis Montag.“, erwiderte er, drehte sich von uns weg und ging davon. Kurz sah ich ihm noch nach, bevor ich mich zu Usui drehte, der mittlerweile die Einkaufstüte aufgehoben hatte, die mir vorher heruntergefallen war. Ich musste schlucken. Wie kam es nur, dass er immer so überwältigend aussah? „Wie kommt’s, dass du hier bist?“, fragte ich neugierig. „Ich dachte, du bist auf dem Empfang bei den Igarashis.“ „Da war ich auch.“, antwortete er. „Aber ich hab’s dort einfach nicht mehr ausgehalten.“ Aha, dachte ich, deshalb der Anzug. Er hatte es irgendwie geschafft, sein Haar zu bändigen, welches nun nicht mehr in alle Richtungen abstand, sondern glatt nach unten und in seine Stirn fiel. Irgendwie konnte ich meinen Blick nicht von ihm abwenden. Er grinste. „Gefällt dir, was du siehst?“, fragte er. Da war schon wieder dieser perverse Unterton in seiner Stimme. Ertappt sah ich schnell weg und wurde rot. „Davon träumst du!“, sagte ich schnell, um ihn von diesem Gedanken abzulenken. Er lachte. „Du bist ja rot, Ayuzawa.“, stellte er fest, während er meinem Gesicht immer näher kam. Na toll, die Hitze stieg mir nur immer weiter in den Kopf. „Bin ich gar nicht!“, protestierte ich, was ihn nur umso mehr zu amüsieren schien. „So süß.“ Er entfernte sich wieder von mir und drehte sich nun zur Haustür. „Kommst du?“, fragte er und riss mich damit aus meiner Starre. „Äh ja…“ Ich kramte nach meinem Haustürschlüssel und schloss dann auf. Wir traten ein und brachten die Einkäufe in die Küche. Wir schwiegen, während wir die Tüten ausräumten. Er half mir dabei wie selbstverständlich. Als ich mich wieder zu ihm umdrehte, nachdem ich etwas in den Schrank geräumt hatte, hatte er grad eine Flasche meines Shampoos aus der Tüte gezogen. Er öffnete den Verschluss und roch daran. Ein Grinsen trat auf seinem Gesicht. Wie machte er das nur? Wie konnte er selbst in so einer simplen Situation so pervers aussehen? „Es riecht nach dir.“, schien er erklären zu wollen. „Da schweifen meine Gedanken nun mal ab.“ „Hör auf meine Gedanken zu lesen!“, fauchte ich, was ihn nur wieder zum Lachen brachte. „Alien.“, murmelte ich. „Wo sind eigentlich deine Mutter und deine Schwester?“, fragte er schließlich. „Meine Mutter muss heute mal wieder eine Doppelschicht arbeiten.“, erklärte ich und gab damit wieder, was ich auf dem Zettel gelesen hatte. „Und Suzuna ist bei Hinata.“ Er sah mich fragend an. Achja. Als er weggegangen war, war Hinata noch hinter mir her. „Sie sind schon seit ein paar Jahren zusammen.“, erklärte ich. Er sah wirklich überrascht aus. Naja, für seine Verhältnisse. „Das heißt, Sanshita-kun hängt dir nicht mehr am Rockzipfel?“, hakte er nach. Ich wusste nicht, ob ich es lustig oder schlimm finden sollte, dass er ihn immer noch einen Untergebenen nannte. „Er heißt Hinata Shintani und nicht Sanshita-kun!“, versuchte ich ihn zu belehren. „Und ja… er hängt mir nicht mehr am Rockzipfel.“ „Mh…“, machte er und schien kurz zu überlegen. „Dafür hast du dir wohl einen neuen Verehrer angelacht.“ Ich wusste, dass wir irgendwann noch über Souta reden würden, so wie er ihn angefunkelt hatte. „Was meinst du?“, fragte ich trotzdem. „Na, diesen Souta.“, antwortete er und sah mich aufmerksam an, wohl meine Reaktion abwartend. Ich grinste. „Bist du etwa eifersüchtig?“, hakte ich nach. Dieses Mal war ich diejenige, die ein wenig sticheln wollte. „Vielleicht.“, antwortete er jedoch ruhig. Er sah mich ernst an. Ihn zu ärgern klappte wohl einfach nicht. „Warum?“ Jemand wie Usui hatte wirklich keinen Grund auf irgendwen eifersüchtig zu sein, auch wenn Souta durchaus gutaussehend war. „Weil er so viel Zeit mit dir verbringen konnte, während ich weg war.“, antwortete er immer noch vollkommen ruhig. „Und er dich nach Hause begleiten durfte.“ Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte, wie ich mit seiner Ehrlichkeit umgehen sollte. Er bemerkte meine Sprachlosigkeit. „Magst du ihn?“, fragte er und ich konnte endlich wieder einen klaren Gedanken fassen. „Ja, ich mag ihn.“, antwortete ich ehrlich und sah den Schmerz in seinen Augen, bevor ich schnell fortfuhr. „Als Kommilitonen. Als einen Freund.“ Ich ging zu ihm herüber. Mir war es immer schon schwergefallen, Zuneigung zu zeigen, aber bei Usui musste sich das ändern. Den Entschluss hatte ich schon gefasst, als er vor fünf Jahren weggegangen war. Ich hatte mir fest vorgenommen, ihm meine Zuneigung offen zu zeigen, sobald er wieder da war. Also legte ich meine Hand an seine Wange, stellte mich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss. „Aber dich liebe ich, Usui Takumi.“, sagte ich und versuchte dabei, gefühlvoll zu klingen. Er sah mich lächelnd an und sein Blick wurde warm. „Ich liebe dich auch, Misaki.“, entgegnete er und mir war mehr als bewusst, dass er mich bei meinem Vornamen nannte. Irgendwie gefiel mir das. Ich gab ihm einen weiteren Kuss. „Takumi.“, sagte ich und genoss den Klang seines Namens, bevor ich meine Lippen wieder auf seine drückte. Er grinste in den Kuss hinein und zog mich dann fest in seine Arme. Er hielt mich eine Weile so und ich atmete seinen sauberen Geruch ein. „Sag mal, Misaki…“, begann er plötzlich und ich sah auf. „Da deine Mutter nicht da ist…“ Oh Gott, was kam jetzt? „…hattest DU da etwa vor zu kochen?“ Okay, damit hatte ich nicht gerechnet. Böse sah ich ihn an. „Was soll das denn heißen?“, zischte ich. „Naja, es wäre wirklich schade, wenn du draufgehen würdest. Wir haben uns doch grad erst wiedergefunden.“, erklärte er mit Unschuldsmiene, was mich umso mehr auf die Palme brachte. Ich stieß ihn von mir weg. „Usui, du Idiot!“, keifte ich. Er lachte. „Ganz ruhig, Misa-chan ~.“, flötete er und griff nach einer Pfanne und ein paar Lebensmitteln. „Ich koch dir was, ja?! Und du entspannst dich ein bisschen. Ich weiß, dass du meinetwegen in den letzten Nächten nicht viel geschlafen hast.“ Skeptisch sah ich ihn an. Ich war mir nicht sicher, ob ich böse werden sollte und ob das nur wieder eine seiner perversen Anspielungen war. Aber dann beschloss ich, es sein zu lassen. Eigentlich war es ja nett von ihm, dass er für mich kochen wollte. Und er konnte wirklich viel besser kochen als ich. Ja, ich freute mich sogar, mal wieder etwas von ihm essen zu dürfen. „Danke.“, sagte ich deshalb und erntete dafür sein typisches Lächeln, das mich immer wieder umhaute. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)