Back to who I really am von Fhin ================================================================================ Kapitel 7: Luxury ----------------- Takumi Als ich im Taxi saß, zog ich mein Handy aus der Tasche, um Misaki anzurufen. Sie müsste inzwischen Feierabend haben, war vielleicht noch auf dem Weg nach Hause. Ich wollte wissen, wie ihr Tag gewesen ist und wie es ihr ging. Wir hatten uns am Vormittag das letzte Mal gesehen und dennoch kam es mir vor, als seien schon Tage vergangen, ohne dass ich etwas von ihr gehört hatte. Ich suchte ihren Namen im Telefonspeicher und tippte auf die entsprechende Nummer. Sofort zeigte das Display mir an, dass eine Verbindung aufgebaut wurde. Ich hob das Handy an mein Ohr und lauschte dem gleichmäßigen Tuten, welches mir zeigte, dass Misakis Handy gerade klingeln musste. Nur wenige Sekunden später ertönte ihre Stimme, welche mir ein wohliges Gefühl in der Magengegend verschaffte. „Ja, hallo?“, meldete sie sich. „Hallo Misaki.“, antwortete ich. „Ich bin’s“ Vermutlich wusste sie das sowieso schon, da mein Name sicherlich auf dem Display angezeigt wurde. „Takumi.“, sagte sie knapp und klang dabei etwas atemlos. „Wie geht’s dir?“, fragte ich, froh ihre Stimme zu hören. „Gut… Ich bin grad auf dem Weg nach Hause.“ Ich zögerte kurz. Es war schon ziemlich dunkel draußen und ich machte mir Sorgen. Natürlich war sie diesen Weg schon tausende Male gegangen und bisher hatte sie es durchaus geschafft, immer heil nach Hause zu kommen. Aber dennoch… Wenn ihr etwas passieren würde, könnte ich es einfach nicht ertragen. „Sei vorsichtig, ja?“, sagte ich schließlich. „Man weiß nie, was für Gestalten man im Dunkeln begegnen könnte.“ Misaki lachte. „Mach dir keine Sorgen. Souta begleitet mich nach Hause.“ Ein Schlag in den Magen. Wieso begleitete dieser Typ, mit dem ich sie gestern schon gesehen hatte, sie nun nach der Arbeit nach Hause? Mein Hirn arbeitete, aber obwohl ich mir selbst immer wieder sagte, dass das nichts zu bedeuten hatte und sie nur Freunde waren, protestierte irgendetwas in mir gegen diese Vorstellung. „Takumi?“, fragte Misaki am anderen Ende der Leitung. Ich hatte komplett vergessen zu antworten. „Muss ich mir Sorgen machen?“, fragte ich sie schließlich stirnrunzelnd. „Nein.“, antwortete sie schnell. Zu schnell? Es machte mich wahnsinnig. Der Gedanke, dass Misaki etwas mit diesem Typen hatte, war vollkommen irrational. Sie liebte mich, das wusste ich. Ich kannte sie, sie war nicht so. Und dennoch… „Kann ich dich heute noch sehen?“, fragte ich sie und musste ziemlich verzweifelt geklungen haben, was mir überhaupt nicht passte. Warum machte diese Frau mich so schwach? „Ja…“, erwiderte sie. „Natürlich. Kommst du noch bei mir vorbei?“ „Wenn es dir recht ist, hole ich dich ab. Ich kann so in 20 Minuten da sein.“ Innerhalb weniger Sekunden hatte ich einen Plan gefasst. „In Ordnung. Bis gleich.“, bestätigte Misaki und wir verabschiedeten uns. Nachdem wir beide aufgelegt hatten, wählte ich direkt die nächste Nummer, um meinem soeben gefassten Plan auch in die Tat umsetzen zu können. Misaki An meinem Haus angekommen, verabschiedete ich mich schnell von Souta. Ich wusste nicht recht, wie ich mich verhalten sollte, ob ich ihn umarmen sollte oder es lieber bleiben lassen sollte. Am Ende wurde eine etwas ungelenke und eher halbherzige Umarmung daraus. Ich bedankte mich fürs Begleiten und sicherte ihm zu, dass wir uns am Montag in der Uni sehen würden. Ich hoffte, dass ich mich ihm gegenüber bis dahin wieder normal verhalten konnte. Ich warf einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass mir noch knappe 15 Minuten blieben, bis Usui hier auftauchen würde. Ich beschloss, noch schnell unter die Dusche zu springen, da ich von der Arbeit noch leicht nach Essen roch. In Rekordzeit hatte ich geduscht, mein dezentes Makeup aufgefrischt und mich angezogen. Ein schlichter Rock und eine schlichte Bluse waren sicherlich angemessen. Ich wollte mich für ihn gerne ein bisschen chic machen, doch brachte ich es einfach nicht über mich, Aois ausgefallene Kleider zu tragen und meine selbst ausgesuchten Klamotten waren vielleicht etwas femininer als früher, aber dennoch immer noch eher schlicht. Nach einem prüfenden Blick in den Spiegel fand ich aber, dass ich trotzdem ganz gut aussah. Ich warf ein Blick auf mein Handy, um nach der Uhrzeit zu sehen, entdeckte aber, dass ich gleich zwei SMS von Usui bekommen hatte. Ich las die erste SMS. „Bring Wechselklamotten mit. Takumi“ Die zweite war nur wenige Sekunden später gekommen. „Schlafsachen brauchst du nicht, Unterwäsche auch nicht. ;-P“ Ich bemerkte, dass ich grad schon wieder knallrot wurde und wusste nicht, ob ich lachen oder wütend werden sollte. Schnell schrieb ich eine Antwort: „Perverses Alien!!!“ Nachdem ich die SMS abgeschickt hatte, sah ich auf die Uhr. Er müsste jeden Moment da sein. Ich griff schnell nach meiner Haarbürste und kaum hatte ich mir die Haare auf einer Seite mit einer Haarnadel leicht zurückgesteckt, klingelte es auch schon. Aufgeregt lief ich zur Tür und als ich sie geöffnet hatte, schaute ich in Usuis lächelndes Gesicht. Wie so oft schon machte sein Anblick mich sprachlos. Wie kann ein einziger Mensch nur so perfekt sein? Denn mal abgesehen von seinem guten Aussehen kannte ich schließlich auch seine charakterlichen Vorzüge. Ich bemerkte, wie ich schon wieder rot wurde. „Guten Abend, Misaki.“, begrüßte er mich mit einem sanften Lächeln und beugte sich zu mir herunter, um mir einen Kuss zu geben. Unfähig mich zu bewegen und mit sicherlich hochrotem Gesicht ließ ich ihn machen und wartete darauf, dass seine weichen Lippen meine endlich berührten. Kurz bevor er soweit war, stoppte er jedoch und sah mich mit seinen strahlend grünen Augen eindringlich an. Ich bekam Panik. Was war los? Warum küsste er mich nicht? Warum sah er mich so an? Mein Herz klopfte so schnell gegen meine Brust, dass es beinahe herauszuspringen drohte. Ich schaute ihn fragend an, doch seine Miene blieb unbewegt. Langsam wurde mir die Situation unangenehm. Ich musste irgendetwas tun! Ich fasste mir ein Herz und überwand die letzten Zentimeter, die unsere Lippen noch voneinander trennten, während ich meine Augen schloss. Kaum berührten sich unsere Lippen, schlang er seine Arme um meine Taille und zog mich näher an sich, so als hätte er nur auf diesen letzten Schritt von mir gewartet. Mir wurde klar, dass er das wahrscheinlich auch hatte. Doch viel mehr konnte ich nicht darüber nachdenken, schaltete sich mein Hirn grad völlig ab. Ich war ihm so nah und konnte seinen sauberen Usui-Geruch mehr als deutlich wahrnehmen. Ich spürte, wie seine Zunge sich langsam in meinen Mund vortastete und musste unwillkürlich ein Stöhnen unterdrücken, während sich ein Kribbeln ausgehend von meiner Magengegend in meinem ganzen Körper ausbreitete. Ich war kaum fähig zu atmen und mir wurde schwindelig, doch war es mir alles andere als unangenehm. Als er sich schließlich wieder von mir löste, ohne jedoch seine Hände von meiner Taille zu nehmen, musste ich nach Atem ringen. Er schaute mich lächelnd an und ich stellte fest, dass seine Augen leicht glasig und seine Wangen leicht gerötet waren. Wie musste ich dann wohl erst aussehen? Ich wollte es mir lieber gar nicht vorstellen. „Hallo Misaki.“, begrüßte er mich erneut, noch bevor ich seine erste Begrüßung überhaupt anständig erwidert hatte. „Hallo… Takumi…“, antwortete ich endlich und ich war mir sicher, dass ich allein dadurch schon wieder rot geworden wäre, wenn ich nicht bereits wie eine Tomate ausgesehen hätte. Schließlich löste er sich doch noch vollständig von mir und drückte sich an mir vorbei ins Haus, bevor er mich erwartungsvoll ansah. „Bist du soweit?“, fragte er. „Ich… ich denke ja. Ich muss nur schnell noch meine Tasche von oben holen. Mit den Wechselklamotten…“, erklärte ich. Er grinste sein Perverso-Grinsen und ich konnte mir schon denken, was nun kommen würde. „Ich hoffe, du hast keine Unterwäsche eingepackt.“ Ich wusste es! Er machte eine kleine Pause und setzte eine gespielt nachdenkliche Miene auf, bevor er weitersprach. „Obwohl… so ein paar hübsche Dessous… da hätte ich nichts gegen einzuwenden.“ Sein Perverso-Grinsen wurde noch breiter und ich war mir sicher, dass er sich das gerade vorstellte. Innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde war ich wieder knallrot geworden. „Usui, du perverses Alien!!!“, schrie ich ihn an und versuchte ihn durch meine als Kaichou altbewährte Dämonenaura einzuschüchtern. Ein voller Misserfolg! Er lachte bloß. Hätte ich mir ja denken können, dass ihn das immer noch genauso kalt ließ wie damals. Ich kochte vor Wut. Plötzlich sah er mich jedoch mit ernstem Gesicht an. Ich konnte nicht anders, als meine Wut zu vergessen, da ich mich fragte, was nicht stimmte. „Nenn mich nicht so…“, sagte er ernst. Eh? Ich wusste gar nicht, was auf einmal los war. Ich hatte ihn von Anfang an „perverses Alien“ genannt. Ja, ich wusste, dass das nicht unbedingt nett war, aber er hatte es sich durch seine zahlreichen perversen Alien-Aktionen nun mal verdient! Störte es ihn so sehr? Tat ich ihm damit wohlmöglich sogar weh? Mir wurde bewusst, dass ich ihn schon einige Sekunden mit großen Augen anstarrte. „Usui, ich…“, setzte ich an, wurde jedoch direkt wieder unterbrochen. „Nenn mich nicht so.“, wiederholte er, dieses Mal sogar noch bestimmender. Jetzt verstand ich gar nichts mehr. Er musste mir meine Verwirrtheit angesehen haben, denn er fuhr fort, ohne dass ich etwas gesagt hätte. „Ich bin Takumi für dich… Nicht Usui.“, erklärte er. Langsam ging mir ein Licht auf. Er hatte gar nicht gemeint, dass ich ihn immer als „perverses Alien“ bezeichnete, sondern dass ich ihn bei seinem Familiennamen angesprochen hatte? Ja, es stimmte. Wir waren dazu übergegangen uns beim Vornamen zu nennen, aber manchmal brachen alte Gewohnheiten eben doch noch durch. „T-Takumi…“, brachte ich stockend heraus, noch immer etwas verwirrt von seiner plötzlichen Aufforderung, „ihn nicht so zu nennen“. Er lächelte wieder. „Gut so.“, lobte er mich und gab mir einen kleinen Kuss auf die Stirn. Noch immer starrte ich ihn etwas fassungslos an. „Holst du deine Tasche?“, fragte er mich nun und holte mich damit zurück in die Realität. „Äh… ja!“, bestätigte ich und lief schnell die Treppe hinauf in mein Zimmer, holte die Tasche und war innerhalb kürzester Zeit wieder bei ihm. Bevor wir das Haus verließen, schrieb ich noch schnell eine Nachricht für meine Mutter. Kurz darauf saßen wir im Taxi. Ich hatte mich während der Fahrt schon gewundert, wo wir langfuhren, war der Weg zu Usuis Wohnung doch eigentlich ein anderer. Als wir schließlich jedoch vor einem riesigen Hotel hielten und dort auch ausstiegen, war ich gänzlich verwirrt. Staunend blickte ich auf die hohen weißen Säulen und den großen Springbrunnen in der durch die Glasfront offen erscheinende Eingangshalle. „Was machen wir hier?“, fragte ich Usui erstaunt, der, wie ich nun merkte, statt des beeindruckenden Hotels mich betrachtete und dabei zufrieden grinste. „Hmmm…“, schien er zu überlegen. „Was könnte ein junges Paar wohl in einem Hotel machen?“ Da war es wieder, dieses perverse Alien. Und meine Röte ließ natürlich auch nicht lange auf sich warten. „Ich mein’s ernst, Ta-ku-mi.“ Ich betonte seinen Vornamen extra, musste ich mir gerade doch Mühe geben, ihn nicht wieder Usui zu nennen. „Wieso sind wir nicht zu deiner Wohnung gefahren?“ Zu meinem großen Erstaunen wirkte er leicht verlegen. „Meine Wohnung ist nicht gut genug…“, gab er schließlich zu. „Jedenfalls nicht in dem Zustand, in dem sie sich gerade befindet.“ Ich dachte an die karge Einrichtung, die muffige Decke und die Staubablagerungen, die sich nach innerhalb von fünf Jahren doch gebildet hatten. Er war wohl immer noch nicht dazu gekommen, etwas daran zu ändern, und innerlich musste ich ihm zustimmen: Im jetzigen Zustand war seine Wohnung wirklich kein angenehmer Ort. „Deshalb übernachten wir heute im Hotel?“, hakte ich nach und spürte langsam die Aufregung in mir. Ich hatte in meinem ganzen Leben nur sehr selten mal in einem Hotel übernachtet und dieses Hotel übertraf bei weitem all die schäbigen kleinen Unterkünfte, in denen ich bisher untergekommen war. „Ganz genau.“, bestätigte Usui nun und ein zufriedenes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er meine Freude erkannte. Wie sich herausstellte, hatte er ein Doppelzimmer reserviert, welches sich im 3. Stock befand. Ein pompöser Aufzug inklusive Aufzugswärter brachte uns in das besagte Stockwerk und kurz darauf standen wir vor Zimmer 311, unserem Zimmer. Usui zog die Schlüsselkarte durch die dafür vorgesehene Vorrichtung und mit einem „klick“ öffnete sich das Schloss. Usui öffnete dir Tür und mit einer leichten Verneigung ließ er mir den Vortritt. Ich trat ein und staunte nicht schlecht, als ich die luxuriöse Einrichtung in diesem großen Zimmer sah. Ein großes Doppelbett stand in der Mitte des Raumes, ihm gegenüber eine kleine Kommode mit einem großen Fernseher. Es gab einen Schreibtisch, eine gemütliche Sitzecke mit zwei Sesseln und einem Beistelltisch, außerdem einen Kleiderschrank und einen Frisiertisch. Eine Tür führte in das helle und beinahe schon funkelnde Badezimmer mit einer luxuriösen Dusche, zwei Waschbecken, WC und BD. Das absolute Highlight an diesem Hotelzimmer war für mich jedoch der Balkon, der einen atemberaubenden Ausblick über die Lichter Tokios bot. Gerade stand ich an der Balkontür und genoss den Ausblick, als Usui von hinten an mich herantrat, seine Arme um meinen Bauch schlang und sein Kinn auf meiner Schulter ablegte. Ich spürte sein weiches Haar an meiner Wange. „Gefällt es dir?“, fragte er. „Und wie!“, antwortete ich ehrlich und vermutlich mit vor Aufregung glühenden Wangen. Diese Überraschung war ihm wirklich gelungen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)