Antarctic Ocean von NakasaPENGU (...Der ungeschliffene Amethyst...) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Hinter sich schließt Akishio die Schiebetür und atmet tief durch.  Er ist nicht das erste Mal gewesen, dass er mit seinen Ratschlägen bei Naokuyan auf Granit stößt, im Gegenteil. Jedes Wort das Akishio in den Mund nimmt wird von Naokuyan dreimal umgedreht und dann mit doppelter Wucht zurückgeschleudert... "Und? Ist eure Hoheit zufrieden?" Akishio hebt den Kopf an und blickt zu seiner rechten. Langes weißes Haar zu einem Zopf zusammengenommen, stechende, violette Augen und ein gleichgültiger Blick - unverkennbar, Akinobu. "Ja, das ist er...", murmelte Akishio, sich dann langsam durch die Schulterlangen schwarzen Haare streichend. Er atmet tief ein und nimmt dann wieder Haltung ein, auch wenn er noch kurz vorher recht verzweifelt gewirkt hat. "Na bitte, das ist doch hervorragend, dann brauchst du ihm heute auch nicht mehr unter die Augen treten, ich löse dich ab.", grinst Akinobu schief und klopft ihm beiläufig auf die Schulter, "Ist ohnehin besser, Naokuyan neigt dazu schon in die Luft zu gehen, wenn man nur von dir redet." "Aufmunternde Worte aus deinem Mund, Akinobu.", murmelt Akishio, dem Weißhaarigen einen vorwurfsvollen Blick zuwerfend. Akinobu grinst daraufhin nur schief. "Ach Bruder, ich kann dich verstehen. Aber so ist das nun mal, man kann ja nicht jeden mögen, hm?", lacht Akinobu noch, als er dann langsam die Schiebetüre zu Naokuyans Schlafgemach öffnet, seinem Bruder noch einen letzten Blick zuwerfend, bevor er dann das Gemach betritt und die Türe hinter sich zuschiebt. Ein leiser Seufzer entweicht Akishio, bevor er sich in Bewegung setzt um Naokuyans Diwan sitzbereit zu machen. Als er den Empfangssaal erreicht hat hält er einen Moment inne, sieht sich um. Das einzige Möbelstück, welches sich in ihm befindet, ist er große, bettartige Diwan in der Mitte des Raumes und der kleine dazugehörige Beistelltisch. Die Wände sind auf Holz, typisch Japanisch, unterbrochen durch einige, große Schiebetüren, welche geöffnet einen wundervollen Ausblick in den japanischen Garten verschaffen. Einige Säulen ragen vom Holzboden hinauf bis unter die Decke, stützen das prunkvolle Dach des Thronsaals. Langsam schreitet Akishio auf dem blauen Teppich unter seinen Füßen auf den Diwan zu. Er steigt die zwei Stufen der Erhöhung hinauf und beginnt dann die Blau-violetten Kissen auszuklopfen, und sie auf dem Beistelltisch zu stapeln, um die warme, schwarze Samtdecke über der Sitzfläche des Diwans auszubreiten. Als dies passiert ist, positioniert er die Kissen wieder auf der Sitzfläche. Nur kurz schweift sein Blick ab, hinaus in den vereisten Garten der direkt an den Saal grenzt. "So wie Naokuyan es mag...", lächelt Akishio einen kurzen Moment zu sich selbst. Jeden Morgen ließ Akishio die Schiebetüren öffnen, damit Naokuyan direkten Blick auf die Kirschblüten hatte. Schweigend wendet sich Akishio wieder ab, steigt die Stufen hinunter, als er Yoko erblickt. Die Pinguindame watschelt langsam an Akishio vorbei, ihm grüßend zunickend, als die dann mit etwas Mühe das Silbertablett auf dem Beistelltisch stellt. Auf jenem befindet sich ein frischer Tee und etwas Gebäck, das übliche Frühstück Naokuyans. "Ist die 'Prinzessin' schon auf dem Weg hierher?", fragt Akishio ruhig, als er Yoko dabei betrachtet. Mit einem leichten Kopfnicken deutet die Zofe wohl Zustimmung an. Sie watschelt schließlich mit dem leeren Tablett wieder gen Akishio, stellt sich vor ihn und fuchtelt mit ihren Flossen einige Male in der Luft herum. "Verstehe, danke dir.", nickt Akishio leicht auf den Deut der Dame hin. Jene nickt einmal, watschelt dann aus dem Zimmer. Tief atmet Akishio durch, als er das Geklapper von Naokuyans Absätzen auf dem Holzboden des Korridors wahrnimmt. Er stellt sich aufrecht vor die Stufen der Erhöhung und blickt erwartend zum Eingang des Saals zu dem Naokuyan bereits mit großen Schritten hereinstiefelt. Zielstrebig und direkt geht er auf seinen 'Thron' zu, Akishio gar nicht beachtend. Erst ein paar Meter hinter ihm betritt auch Akinobu den Saal, sich dann neben seinem Bruder positionierend. Kurz treffen sich Akishios und Naokuyans Blicke. Einen Atemzug hält Akishio den Blickkontakt... bevor er dann seinen Kopf senkt und ebenso den Blick. "Der Tee ist bereits hergerichtet worden, Prinzessin.", entgegnet Akishio schließlich Naokuyan und steigt die Stufen wieder herauf, gefolgt von seinem Bruder. "Das sehe ich selbst. Wie sieht es an der Küste aus?", fragt Naokuyan giftig, als er nach der Teetasse greift, einen Moment an dem Dampf schnuppernd, bevor er die Beine überschlägt und sich dann etwas zurücklehnt. "Alles ruhig, Prinzessin.", antwortet Akinobu und lächelt einen Moment. Schließlich knien sich die Zwillinge vor Naokuyan, verbeugen sich in dem Zuge. "Wenn wir etwas für euch tun können, 'Prinzessin'...", beginnt Akishio, als er prompt von Naokuyan unterbrochen wird. "Als ob -du- zu irgendetwas zu gebrauchen wärst..." Erneut atmet Akishio tief durch, so leise er kann, damit Naokuyan es nicht hört. Jener scheint seine Leibwache jedoch einen Moment zu betrachten, fast schon auf eine Reaktion wartend. Doch selbige bleibt aus. Dann wendet Naokuyan den Blick ab, stellt die Teetasse wieder zurück auf den kleinen Tisch und legt sich rücklings auf den Diwan, man könnte schon meinen, dass er sich leicht räkelt, als er dann mit einem fordernden Blick gen Akinobu sieht: "Du berichtest mir, wenn du etwas neues an der Küste entdeckst, sei es nur der kleinste Schwertwal. Ich will bescheid wissen über alles." "Natürlich, ich werde euch gänzlich aufklären, Prinzessin." "Und du, Akishio...", fährt Naokuyan fort, mustert den schwarzhaarigen Leibwächter einen Moment, "Sei deinem Bruder zur Abwechslung einmal zu Nutze." Akinobu schmunzelt nur kurz, als er dann ebenfalls zu Akishio sieht. Dieser senkt wie immer untertan den Kopf und nimmt den Befehl ohne zu murren entgegen. "Wehe euch, ihr kommt mir ohne ein Geschenk zurück.", murmelt Naokuyan, als er die Zwei wohl mit einer Handbewegung aus dem Saal scheuchen will, die beiden daraufhin keines Blickes mehr würdigend. Stumm und gehorsam entfernen sich die Brüder schließlich.   "Du hast es schon nicht leicht...", meint Akinobu, als er sich dann an die Felsklippe hockt. Er blickt in die Brandung. Es scheint noch immer alles ruhig zu sein, kein Einziger Orca ist in Sicht. "Hat er irgendetwas über mich gesagt, als du zu ihm gegangen bist?", fragt Akishio unsicher und kniet sich neben seinen Bruder. Aufmerksam blickt auch er sich um, auch wenn er geistig nicht ganz bei der Sache scheint. "Wenn ich bei ihm bin erwähnt er nicht einmal deinen Namen. Und wenn ich deinen Namen erwähne ignoriert er das gekonnt.", beantwortet Akinobu knapp die Frage des Schwarzhaarigen. Er schmälert seinen Blick leicht, als sich offenbar etwas im Wasser tut. Sicher ist er sich jedoch nicht, er scheint noch etwas genauer zu beobachten. "Ich frage mich, was ich ihm getan habe, dass er mich so behandelt." "Wieso um alles in der Welt interessierst du dich so dafür, Kishi? Es kann dir völlig egal sein, was er von dir denkt, solange du einfach nur das tust, was er dir sagt, nicht mehr und nicht weniger.", brummt Akinobu schließlich, als er seinen Bruder ernst ansieht. Er scheint genauestens auf dessen Züge zu achten. Zögerlich erwidert Akishio den Blick, als er dann jedoch direkt wieder hinaus auf das Meer blickt. Er atmet tief durch, die salzige Luft scheint ihm in jenem Moment tatsächlich ein Stück weit gut zu tun, als er dann erst antwortet: "Ja, das stimmt, ich weiß auch nicht wieso mir das so viel ausmacht. Ich meine Naokuyan... ist nun mal so." "Zu dir, ja. Aber er kann auch lieb und sanft sein. Nur zeigt er das nicht jedem." Stille tritt zwischen den Beiden ein, als man das knirschen der Zähne Akishios hören kann. Schweigend lässt er seinen Blick starr geradeausgerichtet in der Ferne verharren. Keine Frage, genau das wollte er nicht hören und das das wusste Akinobu. Der Weißschopf erhebt sich langsam und öffnet seine Haare, nur um sie daraufhin wieder zu einem Zopf zusammen zu fassen. Er blickt zu Akishio, wartet einen Moment, bevor er sich abwendet. Ohne ein Wort zu verlieren macht er sich auf nach unten zur Bucht. Ebenso wortlos folgt Akishio ihm. Er starrt dabei gedankenverloren auf den Rücken seines Bruders. Es ist ein offenes Geheimnis am Hof, dass Akinobu bei Naokuyan gewisse Vorzüge genießt, dennoch ist es fraglich woher das kommt. "Was hältst du davon, wenn wir der Prinzessin dieses Mal ein ganz besonderes Geschenk machen?", fragt Akinobu schließlich, womit er seinen Bruder völlig unerwartet aus den Gedanken reißt. Im ersten Moment sieht dieser ihn nur völlig perplex an, als er dann realisiert, was er gerade gefragt wurde. Er legt den Kopf schief: "Und an was dachtest du?" "Was sagst du zu einer Trophäe?" "Oh nein, ich erlege keinen Orca! Beim besten Willen, aber das können wir zu zweit nicht schaffen!", entgegnet Akishio seinem Bruder, noch bevor dieser seine Idee weiter ausführen kann. "Bist du jetzt auch noch zu einem Feigling geworden?" Aus Akinobus Frage hin zieht Kishi die Brauen zusammen: "Das hat nichts mit Feigheit zu tun! Das ist einfach nur klarer Verstand, den ich hier offensichtlich als einziger aufbringe." "Verstand nennst du das? Dann frag' deinen Verstand mal was er dazu sagt, wenn du ohne etwas zu der Prinzessin zurück kehrst!" Ohne auch nur einen Moment auf die Reaktion Akishios zu warten begibt Akinobu sich ins Wasser. Er taucht prompt ab und verschwindet somit völlig aus Akishios Blickfeld, welcher mit einem verstörten Gesichtsausdruck zurückbleibt. Das seichte Wasser am Buchtstrand fließt beruhigend um Kishis Knöchel, während er noch einige Momente dort verharrt. Die Wolken ziehen sich langsam zu, nichts Ungewöhnliches, bald würde es wieder schneien, wie fast jeden Mittag. Mit einem Kopfschütteln scheint Akishio die Gedanken aus seinem Kopf zu vertreiben. Langsam und Schritt für Schritt geht er immer tiefer ins Wasser. Als es ihm bereits bis zur Hüfte steht wartet er einen Moment ab, atmet tief durch und legt seine Handflächen glatt auf die Wasseroberfläche. Angenehm kühl streichelte das Meer seine Hände, für einen Pinguin gibt es wohl nichts schöneres, als die zarten Berührungen der Strömung einfach zu genießen. Der salzige Geruch befreit in jenem Moment Akishios Kopf von sämtlichen Gedanken, als er sich langsam nach vorn fallen lässt, abtaucht und sich ein paar Meter treiben lässt, bevor er mit seinen Armen das Wasser rechts und links neben sich verdrängt und somit einen Schwung nach vorn schwimmt. Als er langsam die Augen öffnet blickt er durch das klare Wasser auf den Meeresboden hinab. Immer wieder werden kleine Steinchen und Sand durch den Strom aufgewirbelt, die Algen scheinen wie durch einen stummen Wind stets in Bewegung und kleine Fische flitzen immer wieder hin und her, dicht bei einander gehalten. Schnell und elegant 'fliegt' Akishio förmlich durch das Wasser. Immer wieder verdrängt er das Wasser mit seinen Händen und braucht seine Beine nur gelegentlich um eine andere Richtung einzuschlagen. Einen solchen Moment muss man genießen, wenn man sich so leicht fühlt, schwerelos und völlig frei... Eben genau das tut Kishi jedes Mal wenn er das Meer betritt. Im Gegensatz zu Naokuyan liebt er die Wellen, das kalte Wasser, das Kribbeln des Salzes auf der Haut und jede noch so kleine Strömung, die ihm das Schwimmen erleichtert. Schließlich blickt Akishio sich im Wasser um. Er setzt seine Füße auf dem Meeresgrund ab, blinzelt einmal und verschafft sich einen Überblickt über das Umfeld. Nobu muss bereits einige Meilen geschwommen sein, obwohl das Wasser recht seicht ist kann Akishio ihn nirgendwo erblicken. Mit einem leichten Stoß seiner Fußgelenke gelangt Kishi beim losschwimmen erneut einen großen Schwung und gleitet schnell durch das Wasser. Immer wieder sieht er sich dabei um in der Hoffnung, Akinobu doch irgendwo zu erblicken. Seine Suche allerdings scheint vorerst erfolglos. Mit steilem Auftrieb düst er schließlich an die Wasseroberfläche und durchbricht jene, nur um ein paar Meter weiter wieder unter zu tauchen. Dies wiederholt er, immer und immer wieder, die Flugphasen nutzend, um die Wasseroberfläche nach seinem Bruder abzusuchen. Doch weit und breit scheint keine Spur von Nobu zu sein. Akishio taucht wieder ab und schwimmt einige Meilen an der Küste entlang. Wo auch immer sein Bruder derzeit ist, ein gutes Gefühl hat Kishi bei der ganzen Sache nicht. Und das sollte sich auch gleich bestätigen, als plötzlich ein starker Druck unter Wasser zu spüren ist, daraufhin eine ziemlich starke Eruption! Erschrocken weitet Kishi die Augen, schwimmt schneller und ein ganzes Stück näher am Boden um herabbröckelnden Felsbrocken der Küstenwand schneller ausweichen zu können. Langsam macht sich auch die Unsicherheit in seinem Bauch breit. Wo steckt Nobu? So weit schwimmt er doch normalerweise nicht von der Bucht weg, sind die ersten Gedanken, die Kishi nun schließlich durch den Kopf schwirren. Er schwimmt immer schneller, immer beunruhigter durch das aufgewühlte Wasser. Die Eruption schien nicht nachzulassen, im Gegenteil - das Beben schien immer heftiger zu werden und die Felsbrocken die wie Kometen in das Wasser einschlugen wurden immer größer. Nobu, wo steckst du?!   Entmutigt steigt Akishio aus dem Wasser und atmet tief durch. Er blickt auf das aufgewühlte Meer, auf das nun zu allem Überfluss auch noch ein Platzregen niederprasselt. Die Suche war ohne Erfolg, er hatte seinen Bruder auch nach einer Stunde nicht wieder gefunden und das Seebeben schien auch noch eine Weile anzudauern, solange konnte er nicht unter Wasser bleiben. Nachdem er den letzten Blick über das Meer hat schweifen lassen wendet er sich ab um den Rückweg anzutreten. Was auch immer mit Nobu ist, Kishi muss im Palast Meldung erbringen, dass die See unruhig wird. Akishio eilt durch den Regen zurück zum Palast. Immer wieder schwirren ihm die Gedanken durch den Kopf, was er wohl Naokuyan sagen soll, wie dieser wohl auf ihn reagiert und vor allem: Wo ist Nobu?!   "Meine Prinzessin, ich...", hechtete Akishio in den Thronsaal als er seine Hände auf den Knien aufstützt und auskeuchte. Als er sich von der Rennerei etwas beruhigt hatte blickte er auf und wollte das Wort erheben als ihn das Entsetzen traf. Akinobu war offenbar schon längst in den Palast zurückgekehrt und stand nun mit einem leichten Grinsen auf den Lippen neben Naokuyan, welcher sich bei Kishis Eintreffen prompt aufgesetzt hatte. Er blickte kalt und strengt zu Akishio hinab, verzog keinen Winkel seines Gesichts. "Wo zum Teufel warst du?!", brüllt Naokuyan los und erhebt sich. Er stiefelt zielstrebig auf Akishio los und greift ihn am Kragen, um ihn vor sich in Haltung zu ziehen. Argwöhnisch mustert 'die Prinzessin' ihre Leibwache und sieht ihm dann tief in die Augen, ernst und giftig zugleich. "E-er ist im Wasser verschwunden, ich habe ihn gesucht! Als es das Seebeben gab bin ich schließlich aus dem Wasser gekommen um Hilfe zu holen aber er..." "Er ist schon seit einer Stunde wieder hier im Palast und hat bereits alle Neuigkeiten überbracht! Wo hast du dich -eine Stunde- lang herumgetrieben, dass du dann auch noch... so erbärmlich aussiehst?!", keift Naokuyan ihn erneut an und zuppelt mit der rechten Hand an dem nassen Kragen seiner Leibwache. Seine Geste drückt offensichtlich Ekel aus, als er den Kragen sofort wieder loslässt und ihm den Rücken kehrt. Naokuyan weiß, dass man durch das Unterholz muss, um den Palast von der Küstenseite aus zu erreichen, daher ist es kein Wunder, dass Akishio voller Schmutz ist. Trotzdem verkneift er sich einen Kommentar, senkt nur stumm den Kopf und blickt auf den blauen Teppich unter seinen Füßen. Es hat sich schon eine kleine Pfütze unter ihm gebildet. "Geh' mir aus den Augen, Akishio. Ich will dich heute.. nicht einziges Mal mehr sehen, das ist ein Befehl!", zischt Naokuyan dem Schwarzhaarigen zu. Dann blickt er zu Nobu auf: "Du wirst heute den ganzen Tag an meiner Seite sein." Akishio blickt lediglich aus den Augenwinkeln zu seinem Bruder auf. Der Hass steht ihm zum ersten Mal tatsächlich ins Gesicht geschrieben und dennoch verlässt er den Thronsaal ohne ein Wort zu verlieren.   Stumm reißt sich Akishio im Umkleideraum des Onsens den Hakama vom Leib und tritt ihn lieblos mit seinem Fuß unter eine der Holzbänke an der Wand. Sein Katana legt er in die Halterung des Regals daneben, welches offenbar extra dafür vorgesehen ist. Er schiebt mit einem lauten Knall die Schiebetür zum Bad auf, sie hinter sich wieder zuwerfend, als er sich prompt mit beiden Händen durch die Haare fährt. So viele Gedanken schossen ihm vorhin durch den Kopf, die er am liebsten alle ausgesprochen hätte, doch glücklicherweise hat eine Willensstärke ihn davon abhalten können, seinem Bruder direkt an die Kehle zu springen. Nobu war abgehauen, -er- hatte Akishio stehen lassen, nicht anders herum. Doch dieses Verhalten von Akinobu war nichts Neues. Schon immer hatte er versucht Naokuyan gegenüber fehlerlos und perfekt zu sein, selbst wenn er seinen eigenen Bruder dafür ins offene Messer laufen lassen müsste. Langsam steigt Akishio in das große Badebecken und lässt sich auf einem der Kachelstufen nieder. Er lehnt sich etwas zurück. Tief ausatmend sinkt er in das heiße Wasser ein, den Blick nach oben gerichtet. Wieso ihn das so wütend macht kann er sich in diesem Moment nicht erklären und vor allem spukt ihm schließlich die Frage durch den Kopf: Wieso hasse ich Nobu dafür und nicht Naokuyan? Je mehr er über die ganze Sache nachdenkt, desto unsicherer wird er. Eigentlich kann Nobu doch nichts für das Verhalten von Naokuyan. Akishio dreht seinen Kopf etwas seitlich und streckt seinen Arm aus. Er versucht die Seife zu ergreifen, die etwas weiter von ihm weg steht. Er verrenkt sich fast, um sich nicht vom Fleck bewegen zu müssen, als plötzlich eine andere Hand die Seife ergreift und sie ihm in die Hand legt. "Etwas Bewegung schadet dir auch nicht, Bruderherz." Kishi setzt sich prompt auf und entreißt seinem Bruder die Seife, der sich offenbar lautlos und unbemerkt ins Bad geschlichen hatte. Mit einem leisen Lachen setzt dieser sich dicht neben Akishio in das Becken. "Warst du nicht heute für Naokuyan zuständig? Wieso gehst du dann nicht mit ihm baden?", zischt Akishio und beginnt dann sich einzuseifen. Er beginnt bei seiner gut trainierten Brust, weiter über die Arme und Schultern. "Du weißt doch selbst, dass die Prinzessin sich niemals vor anderen entkleidet. Oder hast du sie bisher einmal nackt, unfrisiert und ungeschminkt gesehen?", entgegnet Nobu seinem Bruder beiläufig während er ihm beim Waschen zusieht. Langsam schwimmt der Schaum zu ihm herüber. "Sag' mal, das hier ist aber nicht das Becken, in dem sich gewaschen wird." "Was interessiert dich das bitte? Du bist der einzige mit mir, der das Bad benutzt." Kurz verzieht Akinobu auf die Antwort hin das Gesicht. Er wartet ab bis Kishi die Seife beiseite gelegt hat, ehe er selbst nach jener greift um auch seinen Körper zu waschen. "Und was Naokuyan angeht; ich weiß, dass er sich nicht vor anderen so 'präsentiert', allerdings habt ihr beiden doch... ein ziemlich inniges Verhältnis." "Worauf willst du hinaus, Akishio..?" Nobu erhält auch nach einigen Augenblicken keine Antwort darauf. Er kann es sich wohl denken, als er dann nur leicht den Mund öffnet um zum reden anzusetzen, ihn dann aber wieder schließt, leicht schmunzelnd. Kishi schrubbt sich währenddessen mit einem Tuch seinen Unterkörper, angefangen bei den Knöcheln bis hin zu seinen Oberschenkeln. "Bist du eifersüchtig auf mich?", fragt Nobu schließlich leise und fast schon provokant. Er hat sich leicht zu Akishio herübergebeugt, seinen Blickkontakt suchend "So ein Schwachsinn. Was interessiert mich dieser ignorante, weibische ...?!", platzt es plötzlich aus Akishios Mund hervor, als er erschrocken über die eigenen Worte inne hält. -Das- war nun ungeschickt. "Achso? Das denkst du von Naokuyan?", fragt Nobu schließlich etwas überrascht, als er die Reaktion seines Bruders erneut genauestens beobachtet. Er hebt einen Mundwinkel und legt ihm sachte eine Hand auf die Schulter, leise hauchend: "Dann seid ihr ja schon zwei denen es gleich geht. Er kann dich ebenso wenig ausstehen. Dein Anblick macht ihn krank und der Klang deiner Stimme macht ihn wahnsinnig." Kishi zieht sie Brauen zusammen und blickt bei diesen Worten nur fassungslos auf die Lippen Nobus. Dieser lehnt sich dann wieder an den Beckenrand und öffnet seinen Zopf. Die langen, weißen Haare entfalten sich im Wasser fast schon wie ein Fächer. "Das hat er dir so gesagt...?", bringt Akishio schließlich nach einer langen Pause über die Lippen. Sein Bruder hält sie Augen entspannt geschlossen als er ihm antwortet: "Ja, natürlich. Im selben Atemzug als er dich zum Tabuthema erklärte." Die Tatsache, dass Naokuyan so über Akishio denkt, war im ersten Moment mehr als schockierend für ihn. Er hatte damit gerechnet, dass Naokuyan nicht gut auf ihn zu sprechen ist, dass er seine Missgunst ihm gegenüber allerdings so offen äußert... damit hätte er nicht gerechnet. "Und du hast nichts gesagt...", meint Akishio leise, ob es eine Frage oder eine Feststellung sein sollte schien Nobu nun nicht ganz klar. Er antwortete nicht darauf. "Kishi, ich bin glücklich mit meinem Leben. Vorher habe ich nichts zustande bekommen und jetzt wo ich der Prinzessin diene.. sehe ich wieder einen Sinn in meiner Existenz. Ich lebe nicht mehr nur um Nahrung zu suchen." Schweigend sieht Akishio seinen Bruder an, nachdem jener die Stimme wieder gesenkt hat. Nobu erhebt sich und greift nach dem eingeseiften Tuch, um nun auch seinen Körper gänzlich und gründlich zu waschen. Seine Existenz also... Immer wieder hallt dieser Satz durch Akishios Kopf. Er scheint einen Moment zu grübeln bevor er dann vorsichtig nachhakt: "Und was bedeutet dir... Naokuyan?" Mitten in seiner Bewegung hält Akinobu inne. Er senkt den Kopf einen Augenblick und schaut etwas nachdenklich auf die Wasserüberfläche des Badewassers. Kurz könnte man meinen ein verträumtes Lächeln auf seinen Lippen gesehen zu haben, ein fremder Anblick, sogar für Akishio. "Ich schätze ich... will ihm nah sein...", gibt Akinobu schließlich zu, "So nahe, wie... niemand ihm ist." Schwer muss Akishio schlucken. Er schiebt die Brauen etwas zusammen. Weshalb auch immer, genau das war die Antwort, die er nicht hören wollte. Langsam hebt er seine rechte Hand und fährt sich durch seine Schwarzen Haare. "Und? Erwidert Naokuyan das?" Wieder eine Frage vor deren Antwort sich Akishio im stillen fürchtet. Noch bevor er selbst die Frage zu Ende ausgesprochen hat, bereut er es bereits, sie überhaupt gestellt zu haben. "Er erwidert es auf.. seine Art..", folgt dann ruhig als Antwort, während Nobu schließlich das Waschen fortsetzt. So ganz zufrieden scheint er selbst in jenem Moment jedoch nicht zu sein. "Dann Glückwunsch.", meint Akishio in dem Moment knapp. Er steht auf und steigt aus dem Becken. Stumm greift er nach dem nächst besten Handtuch. Es klebt noch an manchen Stellen Schaum an seiner Haut, das scheint ihn jedoch in dem Moment nicht zu stören. Nobu weitet in dem Moment irritiert die Augen und schaut seinem Bruder nach. Diese Reaktion kam offenbar höchst unerwartet. Wortlos setzt sich Nobu zurück in das Becken und spült den Schaum von seiner gebräunten Haut. Keinen Moment lässt er seinen Bruder aus den Augen, während dieser sich noch immer mit dem Handtuch trocken reibt. Er macht keine Anstalten irgendwelche Emotionen preiszugeben, das hat Akinobu bereits erkannt und trotzdem versuchte er die Reaktion des Anderen zu deuten. "Da Naokuyan dich offenbar doch herzlich wenig interessiert frage ich mich, weshalb du dir dann solche Gedanken darum machst, wie er dich behandelt. Wieso stört es dich so, wenn dich dieser 'ignorante' und 'weibische' Mann dann nicht ausstehen kann?" "Es stört mich doch gar nicht! Seine Privatangelegenheiten interessieren mich keineswegs. Ich will lediglich mit dem selben Respekt behandelt werden, wie ich auch andere behandle. Und gerade als Herrscher sollte man ein Vorbild für sein Volk sein!" Akishio legt sich das Handtuch um den Nacken als er wieder zu seinem Bruder sieht. Er verschränkt die Arme vor der Brust als er Nobu direkt in die Augen sieht. Lange starren die Zwei sich direkt in die Augen mit stechenden und kalten Blicken. Keine Miene rühren sie dabei, als Nobu schließlich den Blickkontakt abbricht und aus dem Becken steigt. Er meidet es daraufhin seinen Bruder anzusehen. "Akzeptier' ihn wie er ist, Kishi.", beginnt Akinobu murmelnd und greift ebenso nach einem frischen Handtuch von einer der Holzbänke im Baderaum, "Er duldet dich hier im Palast, dafür solltest du dankbar sein." "Dann soll er mich lieber rauswerfen, wenn diese Schikane der Preis dafür sein soll!" "Und dann? Willst du dann wieder ein wunderschönes Leben als Pinguin verbringen als wäre nichts gewesen?", hinterfragt Akinobu energisch und umfasst die Enden seines Handtuchs fest, als er jenes um seine Lenden schlingt um seine Blöße zu bedecken. Akishio stockt. Langsam läuft ihm ein kalter Schauer den Rücken hinunter als er sich dessen besinnt. Ohne Nayus Kristall würde er wieder zu einem Pinguin werden. Bedächtig über seine nächsten Worte senkt Akishio den Kopf. Er versucht seine Gedanken zu ordnen. "Dadurch, dass Naokuyan uns den Kristall seiner toten Schwester gegeben hat war es uns überhaupt erst möglich uns so zu entwickeln wie wir jetzt sind, Menschen, Akishio! Wir beide besitzen ein Fragment des Kristalls, du und ich. Wir sind aneinander gebunden." "Und trotzdem sind wir nichts Halbes und nichts Ganzes, das weißt du ebenso gut wie ich! Wir sind nicht wie Naokuyan! Er kann im kältesten Eiswasser baden ohne zu frieren. Er kann so tief tauchen wie er will, ohne dabei ohnmächtig zu werden und er kommt länger als 2 Monate ohne Essen aus und was ist mit uns? All diese Fähigkeiten, die für einen Pinguin überlebenswichtig sind haben wir verloren, weil keiner von uns einen ganzen Kristall besitzt." Fassungslos schüttelt Akinobu den Kopf. Langsam geht er auf seinen Bruder zu und bleibt kurz vor ihm stehen. Er sieht ihn direkt an, ihm dann zunuschelnd: "Dann gib mir doch einfach deine Hälfte, wenn du lieber wieder ein Pinguin sein willst. Dann bin ich vollkommen und du bist vollkommen, jeder auf die Art, wie er vollkommen sein will." Kishi wendet den Blick sofort seitlich ab, als sein Bruder direkt vor ihm steht, dieser jedoch legt direkt eine Hand an Akishios Kinn und dreht seinen Kopf wieder zu sich. "Geh' nicht so leichtfertig mit deinen Worten um. Denn auch du willst nicht auf das verzichten, was du nun als Mensch hast, nicht wahr?" Auch wenn Akishio es nicht zugeben will, er weiß, dass Nobu Recht hat. Er kann sich ein Leben ohne die Fähigkeit langfristig zu denken und zu fühlen seither nicht mehr vorstellen. Was ihn erwarten würde, wenn er in die Tierwelt zurückkehrt, das weiß er genau: Der bittere Kampf ums nackte Überleben, ohne die Hilfe seines Schwertes, ohne eine Rüstung. "Sei der Prinzessin dankbar für ihre Großherzigkeit. Sie hätte den Kristall niemals teilen müssen, sie hätte auch einfach nur einen von uns erwählen können." Mit diesen Worten verlässt Akinobu das Bad um sich in die Sauna zu setzen, hinter sich demonstrativ die Tür zuschiebend, Akishio wortlos deutlich machend, dass dieser ihm nicht folgen soll. Wie ein Ochs' vorm Berg steht Kishi nun noch im Bad. Er blickt einen Moment auf die geschlossene Tür, bevor er schweigend und bedrückt das Bad verlässt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)