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Schatten der Vergangenheit

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Sooo, hier ist das neue Kapitel ^.^
WARNUNG: Irgendwo in der Mitte beginnt der Lemon/Lime Teil, wer so was nicht mag Finger weg!!:D
Ich werd natürlich immer versuchen, möglichst schnell was neues hoch zu laden, aber meine Uploads sind immer sehr unregelmäßig und ich hab noch mehrere ausstehende Projekte...

Wen's interessiert: http://www.shaman-king.de/fanfics/index.php?action=list&by=author&s=154029
Hehe, Schleichwerbung :P (gaaaanz unauffällig...xD) Sind hauptsächlich zu Shaman King, nem etwas älteren Manga/Anime ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöle ^^
Tjoa, dann gibts mal wieder ein neues Kapitel von mir :)
Viel kann man dazu nicht wirklich sagen :D
Hab mich nun doch entschieden den Vergangenheits-Part etwas (sehr viel) kürzer zu gestalten und dann manchmal etwas davon als Flashback oder so einzubringen ^^

Nya, wie sagt man so schön?
FF, viel Vergnügen :) Komplett anzeigen

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Gute Reise

„Und pass gut auf Byakuran auf, solange wir weg sind.“ Die weißhaarige Frau umarmte den größeren der beiden Jungen kurz und nahm anschließend auch den anderen in den Arm. „Wie lange geht ihr denn?“ fragte dieser mit großen, blauvioletten Augen. „Zwei, drei Wochen. Vielleicht mehr.“ antwortete die Frau, seine Mutter. „Es geht leider nicht anders, die Arbeit.“ Byakurans älterer Bruder verdrehte die Augen. „Mal wieder.“ Dies entlockte dem Mann, der sich zunächst im Hintergrund gehalten hatte, ein leises Lachen. „Denk daran, dass ihr das Unternehmen mal übernehmen werdet, zusammen mit Sia.“

Besagte Sia war die Erbin der zweiten Familie, die das Unternehmen gegründet hatte. Und viel wichtiger noch; sie war Byakurans Verlobte, da sie genau wie er mit außergewöhnlichen Kräften geboren worden war. Die beiden waren sozusagen der „Schatz“ der Familie. Zurzeit befand sich Sia auf einer Auslandsreise mit ihrer Cousine. Ihre Eltern waren schon einige Tage vorher zur Konferenz gereist.

Somit würden in den nächsten Wochen nur der zehnjährige Byakuran und sein fünf Jahre älterer Bruder Calis in der Familienvilla leben, von den Angestellten einmal abgesehen. Die Mutter der beiden stieg nachdem sie sich verabschiedet hatte, in den schwarzen Wagen, ihr Mann folgte. „Machst du dir keine Sorgen?“ fragte er. „Immerhin, na ja, du kennst die beiden doch.“ Die Reaktion war ein amüsiertes Kichern. „Sie sind zwar deine Söhne, aber ich habe auch die Hoffnung, dass sie wenigstens etwas von meinem Verstand geerbt haben.“ Das Lachen der beiden Erwachsenen erfüllte den kompletten Wagen und nicht einmal der Fahrer konnte sich ein Grinsen verkneifen. Dafür, dass diese zwei einen internationalen Konzern leiteten, waren sie ziemlich offen und genau das machte sie auch so beliebt.

Das es allerdings ein gewagtes Spiel war, ihre Söhne alleine zu lassen, sollten sie noch erfahren.

Beginn

Byakuran sah dem Auto noch eine Weile hinterher, wie es den Weg durch den Garten der Villa hinunterfuhr. Obwohl, Park traf es vielleicht besser. Vom Wohngebäude bis zur Grundstücksgrenze waren es ja auch nur schlappe anderthalb Kilometer in alle Richtungen. Als der Wagen irgendwann aus der Sichtweite verschwand, breitete sich ein Grinsen über Calis' Gesicht aus. „Was für Volldeppen.“ lachte er leise. „Hast du was gesagt?“ Byakuran musterte seinen Älteren Bruder aufmerksam. Die beiden hätten als Zwillinge durchgehen können, wären da nicht der Altersunterschied und das violette Zeichen unter dem linken Auge des Jüngeren gewesen. Sie hatten die gleichen weißen, verwuschelten Haare, die gleichen blauvioletten Augen, die gleiche Gesichtsform. Calis war etwas kräftiger gebaut, was allerdings kaum auffiel, da jeder diesen Umstand darauf schieben würde, dass Byakuran kleiner war. Noch im Wachstum.

„Ähhh, nein...Ich hab nur laut gedacht.“ „Aha?“ Calis verdrehte die Augen. Sein kleiner Bruder stellte echt zu viele Fragen, seiner Meinung nach. „Ist nicht so wichtig.“ bestimmte er und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Lass uns reingehen.“ Er zog den kleineren einfach hinter sich her. Die Wiederworte ignorierend lief Calis durch die Flure des Anwesens, bis zu seinem Zimmer. „Und was soll ich hier?“ Byakurans Augenbrauen wanderten nach oben. „Einen Film gucken, oder so?“ Calis ahmte den Gesichtsausdruck des anderen nach. Dies entlockte dem Jüngeren doch noch ein Grinsen. „Du siehst so bescheuert-“ Er unterbrach sich, woraufhin wieder der andere lachte. „Schon scheiße wenn man sich so ähnlich sieht, was?“ Byakuran nickte. „Das reduziert die Anzahl der Beleidigungen enorm.“

„Also was ist jetzt mit dem Film?“ Der Ältere zog einige DVDs aus dem Regal. „Such du aus.“ Byakuran warf seinem Bruder einfach irgendeine DVD zu. „Zufallsprinzip? Na ja, kann ich mit leben.“ Nachdem Calis den Film gestartet hatte ('I am legend'), warf er sich neben seinem kleinen Bruder aufs Bett, wobei er diesen fast zerquetschte. „Pass doch auf.“ Der Zehnjährige las ein Buch, (hab keine Ahnung, wo er das so plötzlich her hat) das so dick und schwer war, dass man damit jemanden hätte erschlagen können.

„Warum liest du jetzt?!“ Calis starrte ihn fassungslos an. „Weil ich nicht vollkommen verblöden will.“ „Was ja auch sofort passiert, wenn man nicht die ganze Zeit irgendwelche Riesenwälzer liest.“ Sarkastisch legte Calis den Kopf schief. „Offensichtlich.“ konterte Byakuran und musterte seinen älteren Bruder vielsagend. Dieser verzog gespielt beleidigt sein Gesicht. „Nur weil du überdurchschnittlich intelligent bist?“ „Du bist nur unterdurchschnittlich, ich bin normal.“ Die beiden zankten noch eine Weile weiter auf diese Weise, bis ungefähr zu der Stelle, wo der Typ aus dem Film diese Frau zum ersten Mal traf.

Dann stand Calis auf. „Ich hol was zu trinken, willst du auch was?“ Die Augenbrauen des anderen wanderten nach oben. „Wag es ja nicht, dich zu besaufen.“

Der Ältere grinste und ging anschließend in einen Kühlraum im Keller. Dort lagerte der gesamte Alkoholvorrat der Familie. Calis hatte es im Moment nämlich dringend nötig, sich zu besaufen. Sonst würde er noch durchdrehen. Er hatte sich schon lange eingestanden, dass er nicht auf Mädchen stand und, was noch viel schlimmer war, die Gegenwart seines kleinen Bruders machte ihn total verrückt. Sicher, Byakuran war mega süß, aber na ja... In solchen Momenten konnte man ja eigentlich froh sein, dass der Kleine kein Mädchen war, so konnte Calis ihn nicht aus Versehen schwängern, was dann ja Inzucht wäre...oder so.

Der Weißhaarige schüttelte den Kopf, wie um Fliegen zu verscheuchen. An so etwas sollte er gar nicht erst denken, bevor das in die falsche Richtung führte. Immer noch aufgewühlt und mühsam beherrscht, damit er sich nicht an seinem kleinen Bruder vergriff, kippte er Alkohol in sich rein und zwar nicht zu knapp. Das dies zum Verlust seiner Beherrschung führen würde, hätte er sicherlich gewusst, wenn er denn mehr lesen würde...
 

Byakuran starrte weiter auf sein Buch. Sein älterer Bruder konnte schon etwas nervig sein. Scheinbar mied dieser jeglichen Kontakt mit Dingen, durch die er etwas lernen konnte und konnte es natürlich auch nicht nachvollziehen, wenn man es ihm nicht gleichtat. Wie auch? Den größten Teil seiner Gehirnzellen hatte Calis wegen seines übermäßigen Alkoholkonsum eingebüßt. Teilweise war er richtig durchgeknallt und Byakuran war sich dann nie sicher, ob sein Bruder ihn vielleicht für ein kleines Mädchen hielt. Bruder-Komplex.

Die Tür ging wieder auf und herein kam, beziehungsweise torkelte, ein ziemlich angetrunkener Calis. Die Augenbrauen des Jüngeren wanderten in die Höhe. „Ich hab doch gesagt, du sollst dich nicht be-“ Weiter kam er nicht, denn plötzlich landete ein schwerer Körper mit voller Wucht auf ihm. Als dieser sich nicht bewegte, versuchte Byakuran ihn wegzudrücken, aber Calis war einfach zu schwer. „Was soll das? Beweg dich!“ fauchte der Kleine. Der Andere kicherte leise und hörte sich eher an wie ein Tier. Okay, dass war jetzt doch einen Verrücktheits-Grad höher als sonst.

„Calis?“ Byakuran schlug so fest er konnte gegen seine Schultern, aber wieder reagierte Calis nicht so wie geplant. Dieser beugte sich zu seinem kleinem Bruder und leckte über seine Wange. Dieser erstarrte. „CALIS?“ Von diesem ging zwar ein starker Alkoholgeruch aus, aber so betrunken konnte er doch nicht sein, oder?

Die Zunge wanderte über die Wange bis zum Mund des Anderen. Dort leckte sie über die zusammengepressten Lippen und begann anschließend, die Mundhöhle des Jüngeren zu erforschen, welche sich kurz zu einem leisen Keuchen geöffnet hatte. Hungrig küsste Calis seinen kleinen Bruder immer weiter, war sich gar nicht mehr bewusst, was er da gerade tat. Byakurans Versuche, ihn von sich runter zuschieben, blieben erfolglos. Proteste wurden von den fremden Lippen komplett verschluckt. Egal was er auch tat, sein Bruder hörte nicht auf. Immer und immer wieder wurde er geküsst. Verzweifelt versuchte er, seinen Bruder zu treten, oder ihn zu schlagen.

Als Calis sich zurückzog, schnappte Byakuran erleichtert nach Luft. Keuchend versuchte er erneut, den Körper über ihm wegzuschieben. Als dieser sich auch jetzt nicht rührte, schaltete sein Gehirn auf Alarm um. Das von gerade war das eine, das könnte auch am Alkohol gerade gelegen haben. Doch wenn sein Bruder nun auch nicht aufhörte, dann... So viel Einfluss konnte Alkohol auf niemanden haben, oder zumindest nicht auf Calis, dieser vertrug nämlich eigentlich sehr viel. Hieß das also, dass Calis eigentlich auch nüchtern...

„Ah-“ Der Ältere hatte das Oberteil des anderen hochgeschoben und begann nun, an dessen Brustwarzen zu lecken und zu saugen. Tränen stiegen in Byakurans Augen. „Hör auf.“

Wie erwartet reagierte Calis nicht. Stattdessen wanderten seine Lippen immer weiter über den Körper, stoppten kurz am Hosenbund. Ruckartig wurde die Hose weggezogen, wobei ein Hosenbein riss. Dem Kleinen stockte der Atem. Calis würde doch nicht... Er würde. Wie ein Tier zerfetzte er die letzten Kleidungsstücke, die noch den Körper seines kleinen Bruders bedeckten, bis dieser schließlich komplett nackt dalag. Der schmale Brustkorb hob und senkte sich mit jedem mal schneller und unregelmäßiger.

Fasziniert strich der Ältere über die Konturen des so zerbrechlich wirkenden Körpers und liebkoste jede einzelne Stelle, bis Byakuran unkontrolliert zitterte. 'Von der Figur her könnte er genauso gut ein Mädchen sein.' schoss es Calis durch den Kopf. 'Ja, nichts von dem was ich hier mache, ist falsch.' Auf diese Weise bestätigte er sich noch mehrmals, immer wenn Zweifel hochkamen. 'Ich tue nichts falsches. Er gehört mir. Mir allein!' Der Gedanke, dass Byakuran vielleicht irgendein Mädchen küssen würde, mit ihr schlafen würde, war unerträglich. „Du gehörst mir.“ knurrte der Ältere. Wieder versenkte er seine Zunge im Hals des Jüngeren, küsste ihn, bis er würgte und verzweifelt nach Luft rang. Erst dann stand Calis auf. Byakuran versuchte sich aufzusetzen, doch sein Bruder hatte sich nur kurz seiner Kleidung entledigt und beugte sich sofort wieder über den Kleinen. Er verschlang diesen mit Blicken, dann nahm er ihn in den Arm und drückte ihn an sich, so fest, dass die Knochen knackten.

„Du tust mir weh.“ Es war nur ein Wimmern, denn Byakuran wusste, dass er Calis nicht erreichen würde. Es nicht konnte. Calis war nun ein anderer. Nein, die Person, die ihn gerade fast zerdrückte, war nicht sein Bruder. Es war ein Monster. Ein perverses noch dazu.

Der Kleine biss sich auf die Lippe. So sehr die Umarmung auch schmerzte, so sehr er auch Angst hatte, so sehr er auch litt, er durfte es nicht. Er durfte nicht weinen. Nie durfte er eine Schwäche zeigen. Denn der Tag, an dem er eine Schwäche zeigen würde, wäre sein Ende. Denn er wusste nie, wem er vertrauen konnte, wer ihm schaden wollte und wer nicht. Wozu Vertrauen führte, sah er jetzt. Ja, er hatte seinem Bruder vertraut. Und jetzt?

Doch er würde nicht brechen. Er nicht. Nicht jetzt. Er hatte zehn Jahre voller Mordanschlägen und Entführungen überstanden, ohne geistigen Schaden zu nehmen. Er hatte brutale Folter überlebt, war nicht verrückt geworden, als er zu seinem Schutz tagelang eingesperrt worden war, hatte nie geweint, geschweige denn nach Hilfe geschrien, egal wie schlimm die Situation auch gewesen war. Er konnte stark sein. Er musste einfach.

Calis lockerte langsam seinen Griff und legte dann den Körper aufs Bett, so wie man sein Kind aufs Bett legte, wenn es schlafen sollte. Das Bett war ein Ort der Geborgenheit. Im Moment war es eine Folterkammer.

Rettung?

Leise seufzend schloss Byakuran die Augen. Calis hatte das Zimmer gerade verlassen, um was auch immer zu tun. Das bedeutete wenige Augenblicke Ruhe. Dann würde die Tortur wieder von vorne losgehen. Wie in den letzten Tagen auch.

Einige Wochen waren inzwischen vergangen. Calis hatte zwischendurch sogar Anzeichen von Verstand gezeigt, allerdings nur, indem er mit Byakuran geredet hatte, wobei die meisten Sätze mit „Du gehörst mir.“ endeten.

Der Körper des Kleinen machte nun nicht einmal mehr einfache Bewegungen mit, zu sehr beanspruchte Calis ihn, zerstörte seinen Körper nach und nach. Der Zehnjährige lag einfach den ganzen Tag im Bett, wartete darauf, dass sein Bruder seine Zeit mit ihm verbrachte und er danach erschöpft einschlafen konnte, wobei sein Schlaf ziemlich unruhig war. Albträume ließen ihn nachts schweißgebadet aufschrecken, Albträume, in denen er die Folter des Tages noch einmal durchleben musste. So gab Byakuran ein verstörendes Bild ab: Er war ziemlich abgemagert. Tiefe Augenringe ließen seine Haut unnatürlich blass wirken und verliehen ihm ein beinahe gespenstisches Aussehen. Blaue Flecken und kleiner Wunden übersäten seinen ganzen Körper. Jeder Sozialarbeiter hätte bei seinem Anblick aufgeschrien und alles daran gegeben, seine Eltern in den Knast zu bringen. Nur, dass seine Eltern nur in dem Sinne Schuld am Zustand des Kleinen trugen, indem sie ihn alleine gelassen hatten, zusammen mit diesem Psychopathen.

Dieser betrat gerade den Raum, in seinen Armen ein Stoffbündel, welcher sich als Kleidung entpuppte. Ohne ein Wort zog er Byakuran an, dem inzwischen die Stimmen aus der Eingangshalle auffielen. Waren seine Eltern wieder da? Wahrscheinlich. Würde ihnen auffallen, was geschehen war? Er konnte sich kaum bewegen und sah zum Davonrennen aus, so etwas konnte nicht unbemerkt bleiben. Doch was änderte das schon? Das würde ihn die Wochen der Qual und Demütigung nicht vergessen lassen. Nie wieder. Das einzig Positive war, dass dies nicht mehr länger andauern würde. Sobald seine Eltern den Grund für seinen Zustand herausfinden würden, würden sie... Ja, was würden sie machen? Calis ins Gefängnis zu stecken würde ein schlechtes Licht auf die Familie werfen und andere Optionen gab es kaum.

„Byakuran?“ Seine Mutter betrat den Raum. „Warum bist du denn nicht runtergekommen?“ Der Kleine sah nur apathisch an die Decke. Er hatte das Eintreten noch nicht einmal bemerkt. Vor seinem inneren Auge spielte sich in einer Endlosschleife die Folter der letzten Wochen ab. „Byakuran?“ Inzwischen war ihre Stimme um einiges besorgter. Das ihr Sohn so ruhig war, war nicht normal. Eigentlich müsste er sie umarmen, sie fragen wie die Konferenz war und erzählen, was Calis angestellt hatte.

Nun kam auch ihr Mann ins Zimmer. „Was ist los, Schatz?“ Dann fiel sein Blick auf die unbewegliche Gestalt auf dem Bett. „Byakuran?“ Keine Reaktion. Verzweifelt schüttelte seine Mutter den Kopf. „Er reagiert einfach nicht. Was sollen wir denn jetzt tun?“ Er kam näher und wedelte mit einer Hand vor Byakurans Gesicht. Dieser zeigte wieder keine Reaktion, auch nicht, als er sanft geschüttelt wurde.

„Er sieht schon irgendwie krank aus, oder?“

„Ja, so als ob er kaum geschlafen hat.“

„Ist das ein blauer Fleck?“ Die Frau deutete auf die Stelle an der Schulter ihres Sohnes, wo sein Oberteil verrutscht war.

„Ja und nicht nur einer.“ stellte der Angesprochene erschrocken fest. Er hatte Byakuran bis auf die Unterwäsche entkleidet und besah sich den geschundenen Körper.

„Was ist nur passiert?“ Entsetzt riss die dazugehörige Mutter ihre Augen auf. „Er sieht aus, als wäre er geprügelt worden. Kaname, denkst du...“

Kaname zog die Augenbrauen zusammen und nickte langsam. „Calis.“

„Deswegen ist er wohl sofort verschwunden, als ich zu Byakuran gegangen bin.“

„Und was sollen wir jetzt tun, Bel?“

Bel, beziehungsweise Isabel schwieg bedrückt. Ja, was nun? Natürlich musste Calis bestraft werden, aber alles, was angemessen wäre, würde zweifellos öffentliches Aufsehen erregen und damit dem Konzern schaden. Andererseits durften sie den Konzern auch nicht über das Wohlergehen der Familie stellen. Vor allem da jemand es geschafft hatte, Byakuran zu traumatisieren, der schon mehrere Entführungen (von Feinden des Konzerns) ohne bleibende Schäden überstanden hatte, und dann schaffte sein eigener Bruder es in wenigen Wochen, ihn derart zu zurichten? „Ich glaube, ich will gar nicht wissen, was er gemacht hat.“ murmelte Isabel.

Kaname verzog leicht angewidert den Mund. „Ich geh mal zu ihm.“ Was so viel hieß wie Er ist tot.

Seine Frau griff kurz nach seinem Handgelenk. „Bring ihn nicht gleich um.“

„Hatte ich nicht vor. Aber wir können ihn nicht ins Gefängnis bringen, oder ihn ins Umerziehungslager stecken.“

„Gut erkannt. Heißt das, du willst die Erziehungsmaßnahmen selbst...durchführen?“

„Nein, ich will ihm die Geschäftsleitung unserer Zweigstelle in Alaska übertragen.“

„Alaska? Nun ja, das kommt einem Gefängnis gleich.“ Und war eine der besten Optionen, die sie hatten. „Und die Psychiater dort sind die Besten, die für uns arbeiten.“ Dort waren sie auch am nötigsten, wegen Höhlenkoller und Ähnlichem.

Kaname nickte nur, stand dann auf und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer.

Isabel hingegen blieb noch eine Weile sitzen, nahm die Hand ihres Jüngsten, redete sanft auf ihn ein, in der Hoffnung, er würde reagieren, ihr ein Zeichen geben, dass er noch unter den Lebenden weilte. Doch es war vergebens. Sein Blick ging immer noch ins Leere, als wäre er in einer anderen Welt.

Calis war wohl nicht der Einzige, der eine psychiatrische Betreuung brauchte.

In der Gegenwart

Genervt schlug Byakuran die Augen auf, als er hörte, wie jemand sein Zimmer betrat. Es war Kikyo, der ihm knapp, er wusste, dass Byakuran es hasste, gestört zu werden, auch wenn dieser das oft nicht so deutlich zeigte, mitteilte, dass Yuni und Tsuna ihn erwarteten. Was die von ihm wollten? Nun, die Vongola arbeiteten zusammen mit den Giglionero an einer Kooperation mit einem ziemlich reichem Konzern, der von der Vorgehensweise her, teilweise Ähnlichkeit mit der Mafia hatte. Der Weißhaarige sollte bei den Verhandlungen helfen, da er sich durch seine Familie gut in der Finanzwelt auskannte und, was wohl der Hauptgrund war, durch seine Zeit als Millefiore-Boss ein Meister darin war, Leute zu täuschen, vor allem wenn es um Verträge ging. Das sein ganzes Leben eine Täuschung war, half außerdem dabei.

Beinahe alles, was Andere von ihm dachten, hatte Byakuran vorher einkalkuliert, hatte sein Verhalten, sein außen-Ich, genauestens geplant, nur, um ihnen allen immer einen Schritt voraus zu sein. Außer ihm selbst, seiner Familie und Kikyo, seiner rechten Hand, wusste niemand von seiner Vergangenheit. Das musste auch so bleiben. Nicht einmal Shoichi war eingeweiht und das, als sein bester Freund.

„Byakuran-sama?“ Die Stimme des Türkishaarigen riss ihn aus seinen Gedanken. „Ich komme ja schon.“ Leise seufzend erhob der Weißhaarige sich von seinem Bett und verließ das Zimmer und das Hotel, in dem er und seine Untergebenen sich zur Zeit aufhielten. Yuni hatte ihnen natürlich angeboten, bei ihr zu wohnen, doch nach dem Kampf der Repräsentanten brauchten alle erst mal Ruhe, auch die Giglionero und die zehnte Generation der Vongola, was Reborn anscheinend nicht ganz hatte einsehen wollen und sie deswegen schon wieder mit dieser Kooperations-Sache auf Trab hielt.

Nach einer kurzen Fahrt mit dem „hauseigenem“ Wagen der Millefiore kamen Besagte auf dem Anwesen der Giglionero an. Dort warteten Tsuna, Yamamoto, Gokudera, Yuni und Gamma auf die Beiden. Nur Byakuran und Kikyo würden sie begleiten, da der Rest der Millefiore (von ihrem Boss höchstselbst) als Störfaktoren bei ernsten Verhandlungen bezeichnet worden waren. Gut, Bluebell wäre sowieso zu jung um so etwas wirklich verstehen zu können und nur mitgekommen, weil sie bei Byakuran sein wollte. Zakuro hingegen wäre mitgekommen, um Bluebell zu nerven. Beim Rest konnte man sich nicht sicher sein, aber einen Grund um mitzukommen hätten sie alle gefunden. Also war die schonungslose Mitteilung eindeutig der beste Weg gewesen.

„Zu spät.“ knurrte Gamma. Er war offensichtlich nicht damit einverstanden, dass Byakuran und Kikyo mitkamen. Dabei hatten sie im Kampf gegen Bermuda ziemlich unmissverständlich gezeigt, auf wessen Seite sie standen. Sonst hätte Byakuran nicht mitgekämpft und dabei sein Leben riskiert. (Ein Herz hat er im Übrigen wieder implantiert bekommen, er war also nicht mehr auf Mammons Illusionen angewiesen.)

Abwehrend hob der Weißhaarige seine Hände. „Wir werden trotzdem noch pünktlich kommen.“ „Hoffen wir's.“ murmelte Reborn, der gerade auf Tsunas Kopf Platz nahm. Dieser hob kurz die Schultern und wandte sich dann an seinen Ex-Feind. „Weißt du überhaupt, mit welcher Familie wir kooperieren wollen?“ Der Angesprochene hob seinerseits die Schultern. „Ist mir ziemlich egal. Ich kenne die meisten Finanzleute und ich kann sie alle nicht leiden.“ Yuni kicherte daraufhin leise. „Lass sie das besser nicht wissen.“ Natürlich hatte Byakuran das auch nicht vor. Er zeigte niemanden allzu offensichtlich, wenn er jemanden nicht leiden konnte. Hassen lief daraus hinaus, dass er diese Person tot sehen wollte, das war aber was anderes, da dieser verhasste jemand dann sowieso nicht mehr lange lebte.

„Tja, wollen wir dann?“ Tsuna sah fragend in die Runde und erntete von allen Seiten ein Nicken. Wie nicht anders zu erwarten entbrannte anschließend ein „Kampf“ zwischen Gokudera, der neben seinem heißgeliebten Zehnten sitzen wollte und Gamma, der sich ohne nachzudenken auf den Platz neben Tsuna gesetzt hatte. So dauerte es zehn Minuten, bis alle saßen und die Limousine starten konnte.
 

Weitere zwanzig Minuten später erreichte der Wagen sein Ziel. Das Gebäude, vor dem er anhielt, war durchaus beeindruckend. Es bestand komplett aus Glas, welches allerdings von außen verspiegelt war und höchstwahrscheinlich auch schussfest. In der grellen Mittagssonne funkelte es wie ein Edelstein. Byakuran schätzte es auf ca. 30 Stockwerke. Doch irgendwie... „Irgendwie kommt mir das bekannt vor...“ murmelte er leise, sodass nur Kikyo ihn hören konnte. Woher konnte er auch nicht sagen, es war einfach dieses Design, das er kannte. „Es sieht aus wie das zukünftige Millefiore-Hauptquartier in Italien.“ beantwortete der Türkishaarige die unausgesprochene Frage.

„Wie das Millefiore-“ Der Weißhaarige unterbrach sich abrupt. Dieses Design hatte er selbst ausgesucht, da es das Gleiche war, das quasi das Markenzeichen seiner Familie war. „Das darf doch nicht wahr sein!“ stöhnte er. Kikyo hatte offenbar verstanden, warum sein Boss sich unterbrochen hatte. Der Rest der Gruppe starrte die Beiden verständnislos an. „Was ist denn?“ wollte Gokudera wissen. Yamamoto lachte. „Wahrscheinlich haben sie das Design wiedererkannt. Aber was ist so schlimm daran?“ Leicht verwirrt hob er die Augenbrauen.

Kikyo schüttelte nur den Kopf, da Reborn und Gamma bereits ungeduldig am Eingang standen. „Kommt ihr heute noch, oder muss ich euch Beine machen?“ rief Reborn genervt. Daraufhin lief die zehnte Generation samt Anhang rasch zu ihnen hin, Yuni und die beiden Millefiore folgten etwas gemächlicher. Byakuran wusste nun ohnehin, dass eine Verspätung nicht viel an der Ausgangssituation der Verhandlungen ändern würde, zu oft war er schon bei solchen dabei gewesen. Sein einziges Problem bei der ganzen Sache war, dass wahrscheinlich alle Familienmitglieder anwesend sein würden, denn eine so wichtige Kooperation, wie zum Beispiel mit der Mafia, dies entschied man nicht einfach über den Kopf der Erben hinweg. Folglich würde auch er dort sein. Zugegeben,der Weißhaarige fürchtete sich vor diesem Wiedersehen. Er wusste nicht, wie er auf denjenigen, der es beinahe geschafft hatte, ihn in den Wahnsinn zu treiben, reagieren würde, ob es ihm möglich sein würde, seine Maske beizubehalten.

Unwillkürlich spannte Byakuran jede Faser seines Körpers an, als er das gläserne Gebäude betrat. Den scharfen Augen der beiden Arcobalenos entging dies nicht. Während Yuni ihn aufrichtig besorgt musterte, schwieg Reborn nur, lediglich an der Art, wie er seine Augenbrauen für einen Moment gehoben hatte, konnte man überhaupt erkennen, dass er die Anspannung des Weißhaarigen bemerkt hatte. Diese beiden waren wirklich lästig. Es war unnatürlich schwer, etwas vor ihnen verborgen zu halten. Er konnte den größten Teil der Zeit, die er mit ihnen verbrachte, einfach nur darauf pokern, dass sie nicht allzu genau auf ihn achteten und sein Unbehagen in der Gegenwart anderer Menschen nicht bemerkten. Denn Unbehagen war eine Schwäche und Schwächen konnte er sich nicht leisten.

Kaum hatten sie die Türschwelle überquert, trat ein älterer Mann in Uniform auf die Gruppe zu. Byakuran hatte ihn in seiner Kindheit oft gesehen, da dieser als oberster Berater seiner Eltern ständig um sie herum war. „Folgen Sie mir bitte.“ Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und bewegte sich in Richtung der Aufzüge. Reborn folgte ihm sofort, die anderen kamen nach einigem Zögern nach. Nach einigen Minuten Weg quer durchs Gebäude erreichten sie die Tür, die zum Büro führte.

Der ältere Mann hielt ihnen mit einer leichten Verbeugung die Tür auf und meinte nur: „Noch sind nicht alle da.“ Bykuran, welcher als letzter den lichtdurchfluteten Raum betrat, nickte er noch knapp zu, dann fiel die Tür ins Schloss.

Aus einem der sechs Stühle, die anderen waren leer, erhob sich eine Gestalt, die ihm, obwohl er sie jahrelang nicht mehr gesehen hatte, so vertraut war, als ob sie ihn sein ganzes Leben lang begleitet hatte. Weißes, im Gegensatz zu seinem langes, Haar, blauviolette Augen.

Byakuran schluckte trocken. „Calis.“

Verhandlungen

Byakuran schluckte trocken. „Calis.“

Entgeistert starrte der Rest der Gruppe, mit Ausnahme von Kikyo, die Beiden an. „Ihr seht ja fast aus wie Zwillinge.“ stellte Tsuna verwundert fest. Calis gab ein amüsiertes Geräusch von sich. „Nur dass ich ein paar Jahre älter bin..“ Peinlich berührt kratzte Tsuna sich am Hinterkopf und lachte verlegen. Es war Reborn, der stattdessen vortrat. „Und du bist?“ Der Angesprochene deutete eine Verbeugung an. „Ich bin Calis, einer der drei Erben dieses Konzerns und Byakurans älterer Bruder.“ „Du hast einen Bruder?“ Gamma legte den Kopf leicht schief. „Aber man sieht die Verwandtschaft.“

Der Jüngere der beiden Brüder versuchte sich an einem Lächeln, scheiterte aber kläglich. Doch dies fiel, mal wieder, nur den beiden Arcobalenos auf. „Lange nicht gesehen.“ begrüßte Byakuran seinen Bruder. Er schaffte es zwar einigermaßen, seine Anspannung zu verbergen, konnte sich trotzdem nicht zu einem freundlichen Gesichtsausdruck durchringen. Dies fiel nach einiger Zeit auch Tsuna und seiner Eskorte auf. Kikyos warnender Blick hatte ihnen allerdings zu verstehen gegeben, dass eine Einmischung ihrerseits nicht erwünscht war.

„Ich wusste nicht, dass du zu den Vongola gehörst.“ Calis zog eine Augenbraue hoch. „Tu ich auch nicht. Ich helfe nur bei den Verhandlungen.“ Der Ältere setzte zu einer Erwiderung an, als die Tür auf ging und ein blondes Mädchen eintrat. Ihr genervter Gesichtsausdruck hellte sich auf, kaum dass sie Byakuran sah, verdunkelte sich allerdings mit einem Seitenblick auf Calis wieder. Also erklärte sie statt einer Begrüßung neutral: „Kaname und Kaito kommen gleich.“ Dann ließ sie sich in einen Sessel sinken. „Isabel und Helena nehmen also nicht an den Verhandlungen teil?“ wollte Calis wissen. Sia verneinte.

„Ihr nennt eure Eltern beim Vornamen?“ wunderte Tsuna sich. „Haben wir einen Grund, sie anders zu nennen?“ Sia zog die Augenbrauen zusammen. „Sie sind quasi unsere Vorgänger, mehr auch nicht.“

„Du redest immer so herzlos daher, Sia.“ beschwerte sich ein dunkelhaariger Mann, der in diesem Moment im Türrahmen auftauchte. Hinter ihm betrat nun ebenfalls ein anderer Mann den Raum, der dem vorderen sehr ähnelte. Lediglich die Augen und die Gesichtszüge unterschieden sich leicht. Auf die fragenden Blicke Reborns erklärten sie leichthin: „Wir sind um ein paar Ecken verwandt.“ Das schien für sie als Erklärung zu reichen.

Dann setzten die Beiden sich, Calis lächelte dem etwas nervös gewordenem Tsuna kurz zu und setzte sich anschließend auch.

Der Mann, der sich als Kaname vorstellte, legte verwundert den Kopf schief, als er Byakuran sah. „Ach, du lebst also auch noch?“ Der Angesprochene kräuselte nur leicht die Lippen. „Offensichtlich, aber das ist im Moment nicht von Bedeutung, nehme ich an? Wir sind schließlich hier, um zu verhandeln und nicht, um Familienerinnerungen auszutauschen.“ Calis grinste bei den Worten seines kleinen Bruders. Yuni kicherte leise, während Gamma Byakuran tadelnd ansah. Auch wenn Kaname sein Vater war, solche Unverschämtheiten konnten die Verhandlungen drastisch beeinflussen.

Seufzend griff Kaname sich an die Stirn. Bevor er sich aber darüber auslassen konnte, scheinbar bei der Erziehung seines Sohnes versagt zu haben, griff Kaito ein. „Wie kommen Sie also darauf, dass wir uns auf eine Allianz mit der Mafia einlassen würden, Reborn?“ Dieser lächelte wissend. „Nun, dieser Handel hätte für beide Seiten große Vorteile. Ihr Konzern könnte sein Einflussgebiet ausdehnen, die beiden Familien hingegen, die an diesem Abkommen teilhaben, würden in dem Sinne profitieren, indem sie sowohl auf finanzielle, als auch Unterstützung mit der herausragenden Technik ihres Konzerns hoffen könnten.“ „Außerdem könnten die Vongola und Giglionero sich erkenntlich zeigen,“ mischte Byakuran sich nun auch ein, „indem sie die Feinde dieses Konzerns innerhalb der Mafia beseitigen.“

Dieses Argument verfehlte seine beabsichtigte Wirkung nicht. Als Teil dieses Konzerns kannte Byakuran seine Schwachstellen und wusste natürlich, wie man seinen Vater und die Anderen überzeugte. „Und sie könnten einige nicht ganz legale Vorgehensweisen vertuschen.“ fügte er hinzu. Sia nickte. „Das wäre zugegebenermaßen ein entscheidender Punkt. Was genau, vom Teilhaben an neuen Erkenntnissen, bezüglich technischer Errungenschaften, würdet ihr also im Gegenzug erhalten?“

Gamma hob anerkennend die Augenbrauen und erklärte dann: „Nun, wenn der Konzern jemanden beseitigt sehen will, wäre der Teil dieser Kooperation, dass wir diesen Auftrag erhalten, mit Belohnung, versteht sich.“ „Wir sollten zusätzlich auch auf finanzielle Unterstützung hoffen können, für den Fall, dass wir in eine Lage geraten, die dieser Mittel bedarf.“ kam es von Yuni. „Und für den Fall, dass...Sagen wir mal, dass jemand eure Familie zerschlägt, würdet ihr dann Stillschweigen über dieses Abkommen bewahren?“ fragte Calis. „So, wie wir euch nicht an die Polizei ausliefern würden.“ Die Mafiosi nickten. „Versteht sich von selbst.“ sagte Gokudera bestimmt.

„Dann ist es also beschlossen?“ Kaito lächelte. „Was, so schnell schon?“ Tsuna sah sich unsicher um. Ein so wichtiger Beschluss konnte doch nicht einfach in weniger als einer Viertelstunde abhandeln. Die Zukunft dreier Familien hing immerhin davon ab, dass beide Seiten sich an den Pakt hielten, beziehungsweise die vierer, wenn man berücksichtige, dass der Konzern ursprünglich aus zwei Familien gegründet wurde. Deswegen war es auch keine Inzucht, wenn die Nachfolger der jetzigen Generation heirateten.

„Na ja, wir haben ähnliche Interessen, deswegen mussten wir uns nicht groß auf irgendetwas einigen.“ erklärte Kaname. „Hättet ihr Forderungen gestellt, die uns nicht gepasst hätten, wäre das ganz anders gelaufen und hätte vor allem länger gedauert.“ Reborn nickte zustimmend. „Zum Beispiel bei Friedensverhandlungen, die brauchen meistens mehrere Wochen um eine Einigung zu finden.“ „Oder am Ende stirbt jemand.“ ergänzte Gamma mit einem vielsagendem Seitenblick auf Byakuran. Für die Mafiosi war dies ganz klar eine Anspielung auf die gescheiterten Friedensverhandlungen zwischen den Millefiore und den Vongola, bei denen Tsuna gestorben war. Beziehungsweise gestorben wäre.

Sia gab ein amüsiertes Geräusch von sich. Gamma zog fragend eine Augenbraue hoch, doch sie schüttelte nur den Kopf und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Kaname, Kaito, Yuni und Tsuna, die unter der Aufsicht von Reborn einen Vertrag unterzeichneten. Es war verwunderlich, dass niemand innerhalb des Konzerns sich darüber wunderte, dass die Mafiosi auf ein Baby hörten und der eine Boss außerdem ein kleines Mädchen war, der andere noch ein Schüler. Das passte nicht zum typischen Bild, das man von einem Paten hatte. Scheinbar wussten sie viel mehr über die Mafia, als sie zugaben. Hatte Byakuran ihnen das alles erzählt? Andererseits war Byakuran wohl die letzten Jahre nicht bei seiner Familie gewesen, sonst wäre sein Vater nicht so überrascht gewesen, ihn zu sehen.

Vielleicht hatte Byakuran aber auch die ganze Zeit mit Sia in Kontakt gestanden. Immerhin schien er zu ihr ein besseres Verhältnis zu haben, als zu seinem eigenem Bruder. Seufzend konzentrierte Gamma sich wieder auf seine Umgebung. Diese Familie war ihm irgendwie nicht ganz geheuer, schon allein, weil Byakuran dazu gehörte. Konnte man denen wirklich vertrauen? Sie hatten, seiner Meinung nach, viel zu viel Ähnlichkeit mit den Millefiore. Sogar das Gebäude, in dem sie sich im Moment befanden, sah exakt so aus, wie deren Hauptquartier. Es war diesem wohl nachempfunden, dennoch war diese Ähnlichkeit unheimlich und dann noch diese fast-Zwillinge.

„Das wär's dann.“ meinte Reborn und zwirbelte eine seiner Koteletten. Kaname nickte nur, während Kaito und Yuni Kontaktadressen austauschten. Calis unterdessen lächelte seinen jüngeren Bruder engelsgleich an. Dieser musterte den Älteren wie man eine Kakerlake in einer Küche ansah. Kikyo und Sia achteten angespannt auf jede Bewegung der Beiden, um im Falle eines Falles einzugreifen. Wer die Vergangenheit der Brüder kannte, konnte eigentlich nur die ganze Zeit mit einer Eskalation rechnen.

Dank Byakurans antrainierter Selbstbeherrschung war es zum Glück noch nie dazugekommen, allerdings hatten sie sich auch in den letzten Jahren nie länger als ein bis zwei Minuten in einem Raum befunden. Dieses beinahe schon dreiste Lächeln Calis' schrie ja gerade zu nach einer Faust im Gesicht. Kikyo und Sia würden diesem Wunsch wohl auch allzu gerne nachkommen, doch der Türkishaarige sah den Bruder seines Bosses so oder so nur selten und Sia auf öffentlichen Veranstaltungen, die ausnahmslos ihre Eltern beinhalteten. Diese waren nun mal nicht glücklich über den Hass, den sie einem der Erben entgegenbrachte, auch wenn sie ihn durchaus nachvollziehen konnten. Wenn die Öffentlichkeit von den Unstimmigkeiten innerhalb der zukünftigen Leitung des Konzerns Wind bekommen würde, könnte das dem Ansehen enorm schaden. Deswegen waren alle, selbst Byakuran, stillschweigend zu dem Entschluss gekommen, dass sie der Außenwelt nur die perfekte Familie zeigen würden. Nicht zu viel, sodass es nicht falsch aussah, aber immer noch genug, um alle zu überzeugen. In der Familie waren glücklicherweise alle mit einem außerordentlichem Schauspieltalent gesegnet.

Ein Klopfen, dann traten zwei Frauen ein. Die eine hatte langes, weißes Haar, die andere haselnussbraunes. Kaname neigte lächelnd den Kopf. „Isabel, Helena.“ Auch die anderen wandten ihre Aufmerksamkeit nun den beiden Frauen zu. Es war offensichtlich, wer die Mutter von Byakuran und Calis war. Die andere musste also Sias Mutter sein. „Wir wollten euch nur daran erinnern, dass ihr in einer Stunde erwartet werdet, bevor ihr das wieder mal über eurer Arbeit vergesst.“ erklärte die weißhaarige Frau, die sich anschließend als Isabel vorstellte. Sia stöhnte daraufhin leise, die Männer dagegen nickten. „Den Empfang hätten wir schon nicht vergessen.“ versuchte Kaname sich vor seiner Frau zu verteidigen, welche nur seufzend die Augen verdrehte. Helena lächelte spöttisch.

Vielleicht war es doch nicht so ungewöhnlich, dass die Familienmitglieder sich gegenseitig nicht mochten, überlegte Tsuna. Immerhin war Byakuran am Anfang auch nicht wirklich freundlich zu seinem Vater gewesen und auch Sia schien ihre Eltern nicht wirklich als solche zu sehen. Außerdem würde das Byakurans Gesichtsausdruck erklären, der von Minute zu Minute genervter und gefährlicher aussah und jetzt machten sich schließlich auch noch die Frauen über ihre Männer lustig. Das war doch nicht normal? Als der Braunhaarige seine Vermutungen flüsternd Gokudera mitteilte, verzog dieser leicht das Gesicht. „Ich würde deine Familie nicht als Maßstab für so etwas nehmen, Zehnter. Nicht alle Eltern verstehen sich so gut mit ihren Kindern.“

So gut, dass sie ihre Kinder bei einem Kampf k.o. schlugen, ohne sich auch nur im Entferntesten zurück zu halten, aber gut. Es stimmte immerhin, dass Nana Sawada eine sehr liebevolle Mutter war und Geschwister hatte Tsuna ja keine, deswegen konnte er auch nicht genau beurteilen, wie solche Beziehungen aussahen, obwohl es bei Gokudera und Bianchi durchaus ähnlich war wie bei Calis und Byakuran. Bianchi wollte sich um ihren kleinen Bruder kümmern, dieser musste dann meistens mit Bauchschmerzen auf die Krankenstation. Allerdings war Bianchi, der Giftskorpion, nun auch keine Durchschnittsperson.

Resigniert ließ Tsuna den Kopf hängen. Das zwischenmenschliche Verhältnis innerhalb dieser Familie widersprach komplett dem, was er als normal bezeichnen würde. „Tsuna?“ Ein Tritt traf ihn ins Gesicht. „Reborn!“ Verdutzt hielt er sich seine Wange. „Wofür war das denn?“ Das Baby hob kurz seine Augenbrauen, wandte sich dann aber ohne jegliche Erklärungen wieder Kaname und Kaito zu.

Entschuldigend beugte sich Yuni zu ihm und erklärte: „Kaname und Kaito haben uns angeboten, ebenfalls zu diesem Empfang mitzukommen.“ „Auf einem Empfang?“ Überrascht weiteten sich Tsunas Augen. Yuni nickte. „Es werden viele hochrangige Gäste zu Besuch sein.“ „Das wäre eine gute Gelegenheit für dich, dein öffentliches Auftreten zu üben.“ fügte Reborn mit einem kurzen Seitenblick auf den Braunhaarigen hinzu. „Keine Sorge, Zehnter! Ich werde dafür sorgen, dass du dich nicht blamierst.“ versicherte Gokudera. Das war eine ziemlich eindeutige Meinung zu seinen Fähigkeiten. Yamamoto hingegen lachte. „Das wird bestimmt lustig.“

Eine andere Wahl hatte Tsuna wohl nicht, also ergab er sich schließlich seufzend seinem Schicksal.
 

„Kyoko? Haru? Was macht ihr denn hier?“ Vollkommen überrumpelt war Tsuna beim Verlassen des Büros gegen die beiden wartenden Mädchen gelaufen. „Ich habe sie angerufen.“ kam es von Reborn. „Sie fänden diesen Empfang sicherlich auch ganz interessant.“ „Ich wollte schon immer mal an so etwas teilnehmen.“ Aufgeregt klatschte Haru in die Hände. „Natürlich nur wenn das in Ordnung ist, Tsuna-kun.“ Fragend lächelte Kyoko ihn an. Ein leichter Rotschimmer legte sich auf seine Wangen. „Kyoko-chan...“ Verächtlich schnaubte Reborn und meinte dann zu der Blondine: „Er freut sich sehr darüber, dass ihr gekommen seid.“

Haru und Kyoko tauschten einen erfreuten Blick, schnell verdüsterten sich ihre Blicke aber wieder. „Was sollen wir denn anziehen?“ Niedergeschlagen sah Kyoko auf den Boden. „Ich habe nichts, das sich für einen Empfang eignen würde.“ Sia, die inzwischen auch aus dem Büro gekommen war, musterte die beiden kurz. „Ihr müsstet doch ungefähr meine Größe haben, oder?“ Die anderen Mädchen nickten zögernd den Kopf. „Dann folgt mir.“ Sie ging zielstrebig zum Fahrstuhl, die anderen folgten in einigem Abstand.

Nachdem eine lange Nummer eingegeben worden war, bewegte der Lift sich. Erst zur Seite, dann nach unten. „Seit wann können Fahrstühle auch zur Seite fahren?“ Verwundert blickte Haru sich um, als ob sie innerhalb der Kabine irgendwelche Anhaltspunkte finden würde. „Das geht schneller, als ständig alle Flure ablaufen zu müssen.“ erklärte Sia. „Außerdem hat jeder quasi seinen eigenen Flur und da jeder den Code für den jeweiligen Flur manuell eingegeben hat, kann keiner ohne Erlaubnis in den Flur eines anderen gehen.“ Staunend nickte die Braunhaarige. An diese Möglichkeit hatte sie noch gar nicht gedacht. „Also wohnt ihr auch hier?“ fragte Kyoko ehrlich interessiert. „Meistens.“ nickte Sia. „Früher haben wir in einer Villa in Italien gewohnt, aber die benutzen wir jetzt nur noch für Urlaube und Ähnliches. Calis ist außerdem die meiste Zeit in Amerika und kommt nur noch selten hier her.“

Als der Fahrstuhl schließlich anhielt, sahen die beiden Gäste sich neugierig um. Ein weiter Flur mit vielleicht fünfzehn Türen lag vor ihnen. Die größte befand sich ganz am Ende des Ganges und war wohl auch ihr Ziel.

Dahinter befand sich ein riesiger Raum, voll mit Kleidung. „Wahnsinn.“ hauchte Kyoko überwältigt. Es hätte fast schon eine Boutique seien können. Weiter hinten befanden sich sogar Umkleidekabinen. Harus Augen leuchteten vor Begeisterung. „So viele schöne Kleider. Ich glaube, ich wüsste gar nicht, was ich da immer anziehen sollte.“ Sia, die sich inzwischen schon weiter zwischen den Kleiderständern hindurch bewegt hatte, zuckte nur die Achsen. „Es gibt ja für verschiedene Anlässe auch verschiedene Dress-Codes. Man findet eigentlich immer etwas, das einigermaßen passt.“ Sie griff nach einem Kleid, musterte es kurz nachdenklich und bedeutete Haru dann, herzukommen. „Das sähe glaub ich ganz gut an dir aus.“

Das Kleid war knielang, trägerlos und schlicht in einem schönen Sonnen-gelb gehalten. Um die Taille war ein dunkelbrauner Gürtel geschwungen, im Brustbereich bildete der dünne Stoff viele Falten, die den ansonsten fließenden Stoff gut zur Geltung brachten. Ohne eine Antwort abzuwarten, lief Sia in eine andere Reihe, kramte noch ein paar dunkelbraune Sandalen, ein Blümchen-Armband und eine Haarspange in Form einer Sonnenblume hervor. Dann schob sie die vollkommen perplexe Haru in eine Umkleidekabine und wandte sich anschließend der Suche nach einem Kleid für Kyoko zu.

Schnell wurde sie auch hier fündig. Für das zweite Mädchen suchte sie ein hellblaues, ebenfalls knielanges Kleid aus. Kurze Ärmel und der geschnürte Rücken ließen es gleichzeitig verspielt und raffiniert aussehen, ebenso wie der einfache Lederriemen, der um die Hüfte geknotet wurde. Im Allgemeinen würde es eher locker sitzen, doch dies würde die Niedlichkeit nur noch mehr unterstreichen. Dazu kamen ein paar Sandalen mit kleinem Absatz in der passenden Farbe und kleine Perlenohrstecker, ebenfalls hellblau.

Als Kyoko und Haru endlich aus den Kabinen kamen, hob Sia anerkennend die Augenbrauen. Binnen weniger Minuten hatte sie auch das Make-Up der beiden gerichtet und schickte sie wieder nach oben, aber erst, nachdem sie sich versichert hatte, dass alles richtig saß. Hier und da nahm sie letztlich noch ein paar Veränderungen vor, bis sie wirklich zufrieden war. Sie selbst würde sich bis zum Empfang zurückziehen und sich auch erst kurz vorher fertig machen, erklärte sie Kyoko, die sie gefragt hatte, ob sie nicht mitkommen wolle.
 

„Diese Kleider sind wirklich ein Traum.“ seufzte Haru.

Das fand auch Yuni. Diese trug ein niedliches, schneeweißes Kleid mit einem schwarzen Blazer darüber. Angeregt unterhielten die drei Mädchen sich über Kleidung, den Empfang, wer wohl alles kommen würde, ob den Jungs die Anzüge wohl stehen würden. „Also, ich kann mir Byakuran gar nicht in schwarz vorstellen.“ gab Yuni zu. „Bestimmt kommt er in etwas weißem.“

Haru setzte gerade zu einer Erwiderung an, als ein Geräusch die Mädchen aufschrecken ließ.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]


Nachwort zu diesem Kapitel:
Joa, ich denke mal schon bei der Stelle mit dem Alk konnte man sich denken, was als nächstes passiert :D
Soo, und da ich mir so schön viel Mühe gegeben hab *hust*nicht*hust* Byakuran in diese Situation zu kriegen, wird er da auch nicht mehr so schnell rauskommen :3 ;)
Hoffe, es gefällt euch ^^
Freu mich übrigens auch immer über Kritik :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Mya, ich konnte es mir einfach nicht nehmen lassen, da irgendetwas mit einem riesigen Kleiderlager einzubringen :D Wahrscheinlich weil ich sowas immer schon haben wollte... ._.
Die Verhandlungen sind dann doch etwas kurz geworden, aber ich hab nunmal keinen Plan wie sowas normalerweise abläuft, bin ja nicht in der Mafia.. :D Komplett anzeigen

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