Adventskalender 2013 von Rajani (by Rajani & Tamanna) ================================================================================ Kapitel 11: Eines Tages im Winterwald ------------------------------------- Es war bald Weihnachten und wie jedes Jahr begannen die Ferien an der Duell Akademie deutlich früher als sonst wo, da es eine Weile dauerte, bis man ans Festland gelangte und einige der Schüler hatten zusätzlich noch einen langen Weg bis nach Hause. Die meisten Schüler hatten sich vor einigen Stunden bereits auf den Weg gemacht. Nur ein paar wenige Schüler und ein paar Lehrer blieben dort. Dieses Jahr waren es Jaden Yuki, Chazz Princeton, Zane und Syrus Truesdale, Dr. Lyman Banner, Dr. Vallion Crowler und der neue Leiter der Akademie Jean-Louis Bonaparte. Damit die wenigen Leute, die hier blieben nicht überall verstreut waren, zogen alle gemeinsam in die „Blue Obelisk“-Behausung – sehr zum Missfallen von Dr. Crowler. Jaden, Zane und Dr. Banner teilten sich ein Zimmer. Chazz wollte sein eigenes Zimmer haben. Syrus bekam ebenfalls sein eigenes, da Zane nicht gewillt war mit ihm ein Zimmer zu teilen. Dr. Crowler wollte sowieso sein eigenes Zimmer, denn mit Schülern in einem Zimmer zu wohnen, war ein absolutes No-Go. Und auch Bonaparte hatte sein eigenes Zimmer. Crowler hatte sehr schnell genug von der Stille und machte einen Rundgang auf der verschneiten Insel. Syrus nervte das ständige Gejammer von Chazz, dass Bonaparte dauernd an Dr. Banner herumkritisierte und Jaden und Zane sich auf Dauer auch nicht gerade grün wurden. Also verkrümelte sich auch Syrus hinaus auf die Insel. Während Bonaparte nun auch Jaden umherjagte („Hol den Tee!“) machte sich auch Chazz aus dem Staub. Im tief verschneiten Wald auf der Insel traf er dann Syrus wieder. Der aber versteckte sich vor ihm. „Syrus, was soll das?“, maulte Chazz und lief ihm nach, „Mir ist langweilig. Früher hab ich dann immer Verstecken gespielt! Na los, mach doch mit!“, sagte Syrus. „Das ist Kinderkram, Syrus!“ „Dann mach ich's dir halt leicht. Hier fang!“, sagte Syrus und warf Chazz einen Kinderspielzeug zu – einen Bogen und ein paar Pfeile. „Du kannst mich mal! Behalt den Müll!“, fauchte Chazz und warf das Spielzeug beiseite. „Such dir einen Bären, mit dem du spielen kannst!“, fügte er hinzu und ging weiter. Er merkte nicht, dass Syrus oben im Baum saß und vor sich hin feixte. Als Chazz direkt unter ihm war, ließ er einen braunen weichen Anzug fallen. „Hier, damit du nicht frierst!“, lachte er. Chazz behielt das Ding im Arm, knurrte wütend und ging einfach weiter. Er kam zu einem großen Stein. Darauf war etwas eingeritzt worden: „Um dein Glück zu finden, folge einem Federchen.“ „Was ist das denn...“, maulte er, nahm einen kleineren Stein und warf ihn unbedacht irgendwo hin. Noch in der Luft traf er etwas und Chazz hörte ein gurgelndes Piepen. Dann sah er einen Vogel herunterfallen und einige Federn trudelten sachte hinterher. „Na ganz toll...“ Der Wind wirbelte eine der kleinen Federn durch die Luft weiter und Chazz dachte nicht darüber nach sondern lief der Feder einfach nach. Der Wind blies in die Richtung der Akademie, flaute aber rasch wieder ab. Die Feder sank am Fluss immer tiefer und weil Chazz nur auf die Feder achtete, sah er nicht, wo er hinlief... Und prallte direkt mit Jaden zusammen. „Au!“, jammerte dieser, als er unsanft auf dem Boden gelandet war. „Jaaa... Au!“, fluchte Chazz, dem das gleiche passiert war. „Was machst du denn überhaupt hier?“, fügte er hinzu, als er merkte, dass es Jaden war, mit dem er zusammengestoßen war. „Ach, Bonaparte war der glorreichen Meinung, die Wasserhähne funktionieren nicht, also hat er mich Wasser holen geschickt.“, meckerte Jaden. „Ach sieh an... Und das konnte nicht der große starke Zane machen?“ „Nein, der ist ja Bonapartes Liebling und darf sich nicht die Finger schmutzig machen.“, antwortete Jaden vor Sarkasmus triefend. „Na herrlich... Wie siehst du überhaupt aus?“ Jaden hockte vor ihm in irgendwelchen alten Klamotten, aber nicht in seiner Slifer-Uniform. „Danke für die Erinnerung... Monsieu Bonaparte war ja der Meinung, wenn ich schon rausgehe, dann nicht in den guten Klamotten. Bloß nicht!“, zickte Jaden. „Und Banner? Sagt der gar nichts dazu?“, fragte Chazz. „Was sollte er denn tun? Der stand nur daneben und setzte dauernd dazu an, irgendwas zu sagen, tat es aber nicht.“ „Du Armer...“, säuselte Chazz. „Hör auf, du Idiot!“, fluchte Jaden und stülpte Chazz wütend den Wassereimer über den Kopf und sah sauer zur Seite. So sah er Syrus nicht, der Chazz den Eimer wegnahm und ihm hastig eine fellige Bärenkopfmaske aufsetzte, während Chazz sich gerade das Wasser aus dem Gesicht schüttelte. Während Jaden immer noch gereizt grummelte, begann Chazz zu frieren. Ohne weiter auf seine Umgebung zu achten, zog er sich rasch den braunen Fellanzug über und sah dann zu Jaden. „Danke, Jaden! Wenn ich wegen dir krank werde, kannst du was erleben!“, fauchte er ihn an. Erst jetzt sah Jaden ihn wieder an... und musste so laut lachen, dass Chazz erst einmal guckte, warum überhaupt. Als er merkte, dass er ein komplettes Bärenkostüm trug, knurrte er wütend. „Daran bist nur du allein Schuld!“, brüllte er Jaden an und ließ ihn vor dem Fluss mit dem leeren Wassereimer sitzen. Jaden sah ihm betrübt nach. „Das war ich doch gar nicht...“ Chazz stampfte wütend durch den Wald. „...Blödes Kostüm... Aber was anderes bleibt mir nicht übrig, wenn ich nicht krank werden will.“, brabbelte er gereizt vor sich hin. Dann traf er Syrus endlich wieder. „DU!“ „Hey, Chazz.“, grüßte er ihn. „Du verfluchter kleiner...!“, knurrte Chazz wütend. „Hey, stop! Wie wär's mal, wenn du nicht dauernd so rummeckern würdest und mal anderen was Gutes tust? Uns anderen geht’s manchmal auch nicht besser als dir!“, sagte Syrus. „Im Übrigen... vielleicht wirst du ja so das olle Kostüm los.“, grinste er frech. „Das ist doch-! Na schön... wie du willst!“ Chazz ließ ihn erneut stehen und ging auf einem anderen Weg wieder Richtung Akademie. Nach einer Weile traf er auf Dorethie, die gerade eine Lieferung bekommen hatte und sie nun vom Hafen hinauf zur Akademie bugsierte. Dauernd fielen ihr ein paar Kisten herunter. Chazz wusste, wenn er ihr half, würde er von Syrus wenigstens etwas anständiges zum Anziehen bekommen und das ohne erst in die Akademie hinaufgehen zu müssen. Wie auch immer er das anstellte, Chazz war es gerade egal. „Lassen Sie mich Ihnen helfen, Dorethie.“, sagte er, wobei er leicht gelangweilt klang. „Oh Chazz, das ist lieb von dir.“, sagte sie. „Ja ja, kein Ding.“, meinte Chazz und hob die heruntergefallenen Kisten auf. Gemeinsam mit Dorethie brachte er die Kisten zur Akademie, wo sie einen ihrer Helfer fragte, ob er die Kisten reintragen könnte. Während dieser eine Kiste nach der anderen hinein schleppte, sah Chazz wie Dorethie ihr Taschentuch aus der Tasche fiel. Ohne weiter nachzudenken, hob er es auf und gab es ihr. „Oh, danke. Das hab ich gar nicht gemerkt.“, meinte sie und nahm es entgegen. „Gern geschehen.“ „Chaaaaazzzzzz!“, rief jemand von weit hinten. Chazz drehte sich um und erkannte Syrus, der ihm winkte. „Der kann was erleben!“, grummelte er und ging raschen Schrittes auf den kleinen Bruder von Zane zu. „Ich hab was für dich, Chazzylein!“, flötete er und wedelte mit einer schönen Jacke mit Fellkragen umher. „Gib her!“, japste Chazz und spürte wieder, dass ihm eigentlich kalt war. „Komm und hol's dir!“, grinste Syrus und flitzte davon. „Na warte, du kleiner...-“, knurrte Chazz und jagte ihm nach. Die Jagd führte Chazz bis zu dem Fluss, wo er Jaden getroffen hatte. Syrus war nicht mehr zu sehen, aber die warme Jacke lag dort. Schnell zog er das Kostüm aus, in dem Dorethie ihn, wie auch immer, erkannt hatte und schlüpfte in die warme Jacke. „Wo ist Jaden überhaupt...“, überlegte er dann, als er den Wassereimer sah. „Nein, ich habe kein Wasser mitgebracht!!!“, brüllte Jaden. „Du gehst jetzt sofort los und holst Wasser!“, forderte Bonaparte. „Das können Sie knicken! Ich geh ein Wasser holen! Die Wasserhähne funktionieren, gehen sie doch selber Wasser aus dem Fluss holen!“ „Jaden Yuki!!“ „Ja was denn!?“, fragte Jaden gereizt. Im selben Moment flog ihm ein schwerer Mantel ins Gesicht und Bonapartes höchst gereizter Blick gleich hinterher. „Wasser! Sofort!“, knurrte er. „Kann doch Zane machen, ich hab keinen Bock, ich war schon draußen!“, maulte Jaden. Bonaparte stand auf und schob Jaden unsanft hinaus. „Geh. Wasser. Holen. Sofort! Eher kommst du nicht wieder zurück!“, und mit einem „RUMS“ war die Tür vor Jadens Nase zu. Jaden war so geschockt, dass er nichts dazu sagen konnte. Stattdessen zog er den Mantel über und ging wieder hinaus. Am Fluss unten angekommen fand er zwar den Eimer wieder, war aber so frustiert, dass er ihn wütend in den nächstbesten Busch kickte. „Der fette Sack kann mich mal...“, maulte er und ging in den Wald hinein. Stunden später war er so müde, dass er sich einfach den Schal abnahm, ihn auf den Schnee legte und sich setzte. Wo genau auf der Insel er sich jetzt befand, wusste er schon gar nicht mehr. Nur ein paar Minuten, nachdem er sich gesetzt hatte, kam Kanzler Sheppard um den Baum herum. „Jaden? Du hier?“, fragte er überrascht. „Kanzler Sheppard?“, flüsterte Jaden zitternd. „Meine Güte, Jaden. Du frierst ja. Los steh auf. Du kommst besser mit mir mit.“, sagte Kanzler Sheppard in seinem blauen Mantel und einem eigenartigen eisigen Zepter in der Hand. „Kanzler Sheppard? Was ist das für ein Ding?“, fragte Jaden und deutete auf das Eiszepter. „Das? Ach, das ist eine hübsche kleine Spielerei. Pass mal auf.“, sagte er und deutete auf einen kleinen Spatz, den er ganz sachte mit der Zepterspitze berührte. Das kleine Vögelchen gefror sofort zu Eis. „Nein! Sie können doch nicht einfach den Vogel einfrieren!“, japste Jaden. „Keine Sorge.“, meinte Kanzler Sheppard und tippte den gefrorenen Vogel erneut an. Er taute sofort wieder auf und flog zwitschernd davon. „Was ist das?“, fragte Jaden irritiert. „Witzig, nicht wahr? Das ist eine Karte, die ich hier im Wald gefunden habe. Gerade jetzt im Winter, ist das ein tolles Spielzeug.“, sagte der alte Leiter der Akademie. Sie erreichten ein kleines Häuschen mit dicker Schneedecke darauf. Kanzler Sheppard öffnete die Tür und ließ Jaden hineingehen. Das Zepter stellte mitten ins Zimmer. „Ich muss nochmal los, mein Junge. Etwas Holz holen. Berühre das Zepter nicht, ja? Sonst gefrierst du sofort zu Eis.“, erklärte er und ging wieder hinaus. Jaden nickte, noch bevor die Tür zu war und setzte sich dann auf das Sofa. Chazz lief noch immer durch den Wald. Nach einer Weile entdeckte er ein altes Haus, das recht klapprig aussah. Von drinnen hörte er Geräusche und eine Stimme. „Komm raus, wer immer du bist!“, forderte er. „Nein...“, hörte er eine weinerliche Stimme. „Wie bitte? Komm jetzt da raus!“ „Nein...“ Dieses Spielchen wiederholte sich mehrere Male, bis der Besitzer der Stimme endlich herauskam. Es war Dr. Crowler, wie Chazz stirnrunzelnd feststellte. „Chazz?! Was soll das, da drin war es wenigstens einigermaßen warm!“, maulte Dr. Crowler. „Ist mir egal. Ich suche Jaden, haben Sie ihn gesehen?“, fragte Chazz. „Jaden? Nein!“ Chazz seufzte. „Können Sie mir wenigstens helfen, dass ich ihn finde?“ Dr. Crowler überlegte einen Moment. „Aaaah! Warte hier drinnen ist noch so ein komischer Schlitten. Ich glaube, der lässt sich irgendwie steuern, aber frag mich nicht wie! Nimm den.“, sagte er, während er besagten Schlitten aus dem Haus holte. Es war ein Holzschlitten, aber er ein Bedienelement vorn angebaut, damit man nicht selbst steuern musste. Leider wusste Chazz nicht, wie man das Ding nun steuerte. Als er damit losging und sich beim nächstbesten Abhang draufsetzte und zu steuern versuchte, fuhr das Ding in jede andere Richtung, nur nicht die in der Chazz ihn steuern wollte. Dr. Crowler war wieder ins Häuschen gegangen. „Wenn ich nur wüsste, wie ich wieder zurückkomme... Wenn doch nur nicht alles so verschneit wäre!“, fluchte er leise vor sich hin. Das Fluchen weckte den Hund, der in der Hütte anscheinend wohnte. Dr. Crowler wusste ja, dass hin und wieder ein Hund bei der Küchenfee Dorethie nach Futter bettelte, aber ob das der hier war? Wie auch immer, er hatte ihn jedenfalls geweckt und der Hund sah ihn mürrisch an. „Scher dich davon! Du bringst mich auch nicht zur Akademie zurück! Geh doch Jaden suchen oder was auch immer du als Hund so machst!“, fluchte Dr. Crowler aufgebracht. Der Hund verließ knurrend das Haus und lief durch den Wald. Jaden war auf dem Sofa eingeschlafen. Als es an der Tür kratzte, wachte er wieder auf und öffnete sie. Dort stand ein Hund. Jaden hatte Angst vor großen Hunden und dieser war gefühlte fünf Meter groß! „Oh nein... Bitte tu mir nichts. Ich hab kein Leckerchen, tut mir Leid, aber Kanzler Sheppard hat bestimmt etwas. Der gibt es dir, wenn er zurück ist.“, stammelte er. Der schwarze Hund schaute Jaden mit schiefem Kopf an. „Oje oje... Was mach ich nur.“, jammerte Jaden und ging rückwärts. Der Hund folgte ihm und begann zu hecheln, der Schwanz wedelte. „Nein, nein... bleib weg!“ Jaden drehte sich hastig um und eh er es sich versah, berührte seine Hand das Eiszepter. Eisige Kälte breitete sich in ihm aus... Chazz trottete noch immer durch den Wald. Den Schlitten hatte er schon längst abgeschrieben. Während er durch den Schnee stapfte und es langsam dunkel wurde, hörte er ein leises Miauen hinter sich. Irritiert drehte er sich um und sah gerade noch so den Schwanz von Pharao. „Was machst du denn hier?“, fragte er und nahm den Kater auf den Arm. Der wehrte sich allerdings heftig miauend und sprang Chazz sofort wieder vom Arm herunter. Dann flitzte er erstaunlich flink durch den Schnee. Chazz runzelte erst die Stirn, doch dann folgte er dem getigerten Kater. Der führte ihn direkt bis zu einem Häuschen mit dicker Schneedecke, das deutlich intakter aussah, als das, was Dr. Crowler gefunden hatte. Die Tür stand offen und an der Seite lag ein riesiger schwarzer Hund. Chazz zuckte mit den Schultern und ging hinein. Das weiße, ja fast schon durchsichtige Zepter in der Mitte des Raumes fing seinen Blick sofort ein. Dann sah er sich weiter um und neben dem Zepter auf dem Sofa entdeckte er Jaden. Er war blau angelaufen und hatte etwas in den Haaren, dass weder Eis noch Schnee war – es war Rauhreif. „Jaden!“ Chazz war sofort bei ihm. Er berührte ihn an der Wange. Jaden war eiskalt. „Nicht doch... Jaden! Mit wem soll ich mich denn jetzt duellieren, du warst die einzige wirklich harte Herausforderung für mich! Jaden!“, bettelte er, die Hand immer noch an dessen Wange. Natürlich kam keine Antwort. Jaden war wie eingefroren. Chazz sah hilfesuchend zu Pharao, der auf der Sofalehne hockte. Der kletterte ihm aber nur den Arm hoch und leckte ihm über die Wange. „Bääh! Pharao! Du spinnst doch!“ Nachdem Chazz den Kater zurück auf die Lehne geschoben hatte, betrachtete er Jaden. Obwohl so erfroren aussah, konnte Chazz ihn atmen hören und sehen, wenn auch sehr flach. Der feine Rauhreif in Jadens Haaren glitzerte. Chazz strich ihm über die Wange. „Jaden, bitte wach auf. Du erfrierst sonst noch.“, bat Chazz leise – er wusste nicht, was er noch tun sollte. „Oje... Ich hab ihm doch gesagt, er soll das Zepter nicht anfassen...“, sagte eine Stimme hinter Chazz. Erschrocken drehte er sich um und sah sich Kanzler Sheppard gegenüber stehen. „Sie? Sie sind noch hier? Ich dachte...“ „Ich weiß, ihr dachtet alle, ich hätte die Insel verlassen... Aber das konnte ich nicht. Nun ja, egal. Jaden hat das Zepter berührt... Dumm nur, dass es bei Menschen ganz anders wirkt als bei Pflanzen und Tieren...“, meinte er. „Wie? Wie es wirkt? Was tut es überhaupt?“, fragte Chazz. „Das Zepter lässt Dinge gefrieren. Bei Tieren und Pflanzen genügt es, wenn man sie nach dem Einfrieren wieder mit dem Zepter antippt. Aber bei Menschen...“ „Kanzler Sheppard! Was ist bei Menschen anders?! Sagen Sie schon!“, forderte Chazz ungeduldig. „Nur aufrichtige Liebe kann den Zauber brechen...“ Chazz glaubte nicht recht zu hören. Aufrichtige Liebe? Aber... Jaden und er waren doch beide Jungen... Und Alexis war nicht da... und... Was sollte er nur tun? Wieder kletterte Pharao an ihm hoch und leckte ihm über die Wange. „Chazz... Was überlegst du noch? Selbst Dr. Banners Katze weiß, was zu tun ist.“, grinste Kanzler Sheppard. „Wa-wa-was? ICH? Ja, aber...“ Kanzler Sheppard sah ihn wieder ernst an. „Chazz Princeton. Deine Blicke, wenn Jaden sich duelliert hat waren absolut nicht zu übersehen. Das war weder Bewunderung noch Verachtung. Das war Liebe, mein Junge.“ Chazz schluckte. Ich weiß... Aber... Das geht doch nicht... „Chazz, je länger du überlegst, desto weniger Zeit bleibt Jaden.“, sagte Kanzler Sheppard und seine Stimme klang nun noch ernster. Wieder musste Chazz schlucken. Er sah zu Jaden zurück. War der Rauhreif mehr geworden? Er musste etwas tun. Er musste es tun. Langsam beugte er sich zu Jaden hinunter. „Bitte wach wieder auf.“, flüsterte er und dann gab er ihm einen sanften Kuss auf die eiskalten Lippen. Als wäre nie etwas gewesen, war Jadens Hautfarbe wieder ganz normal. Langsam öffnete er die Augen und sah direkt in Chazz' dunkle Augen, der sein Gesicht immer noch ganz nahe an Jadens hatte. „Chazz...“, hauchte er unsicher. Chazz zog sich ruckartig zurück. Er war puterrot im Gesicht und wagte weder Jaden noch Kanzler Sheppard anzusehen. „Bedank dich später, lass uns zurückgehen!“, sagte er hastig. „Chazz hat Recht. Ihr solltet schnell zurück zur Akademie gehen. Es wird dunkel draußen. Ich bringe euch zum Hauptweg.“, sagte Kanzler Sheppard und ging hinaus. Chazz und Jaden folgten ihm zu einen großen Schlitten, auf dessen Bock sich der ältere Mann bereits gesetzt hatte. Er deutete hinter sich auf die Sitzbank mit den Decken. „Na los, springt rein.“ Chazz und Jaden sahen sich eine Sekunde lang an, dann stiegen sie hinein. Der Schlitten mit dem weißen Pferd vorne vor fuhr los. Chazz sah, dass Jaden fror und legte ihm eine Decke um. „Und du?“, fragte Jaden. „Ich friere nicht. Mach dir keine Sorgen.“, meinte Chazz etwas kühler als gewollt. „Das sagst du doch nur so.“, murmelte Jaden. Chazz sah ihn an. In seinen Haaren glitzerte immer noch etwas von dem Rauhreif. Er nahm eine Strähne zwischen zwei Finger und strich das weiche Eis herunter. Jaden schaute ihn an. „Danke, Chazz...“, flüsterte er. Chazz drehte Jadens Gesicht zu sich und sah ihn an. „Kanzler Sheppard hatte Recht... Wenn ich dich im Duell sah...“, begann er, konnte es aber nicht sagen. „Was?“ Chazz zog Jadens Gesicht noch näher an seines heran. „Ich liebe dich...“, flüsterte er. Kanzler Sheppard setzte die beiden direkt vor der Akademie ab. Als sie gemeinsam zu Jadens Zimmer kamen, stürmte gerade Bonaparte hinaus. Er fluchte laut, wo Jaden denn bliebe und staunte nicht schlecht, als er ihn mit Chazz vor der Tür sah. Jaden hatte noch die Decke aus dem Schlitten umgeschlungen. Bonaparte sah sie und staunte nicht schlecht. „Wo hast du die Decke her? Das ist ja Gold drin verwebt!“, plapperte er. „Was? … Äh... Die ist aus dem Wald...“, stammelte Jaden, völlig überrumpelt von dieser Begrüßung. „ZANE!“, brüllte Bonaparte. Ein genervter Zane erschien in der Tür. „Was denn?“ „Wärest du so freundlich, Wasser vom Fluss zu holen? Jaden hat es nicht geschafft...“, sagte er und drückte auch Zane einen Eimer in die Hand. „Wie bitte?“, fragte Zane verwirrt und sauer zugleich. „Geh. Wasser. Holen.“, forderte Bonaparte durch zusammengebissene Zähne. Wütend stapfte auch Zane davon. „Kommt rein, kommt rein.“, sagte Bonaparte freundlich und schob Jaden und Chazz in das Zimmer. Stunden später kam auch Zane wieder zurück. Allerdings brachte er keine mit Gold verwebte Decke zurück, sondern lediglich den von Bonaparte gewünschten Eimer voll Wasser. Endlich meldete sich Dr. Banner zu Wort. „Monsieu Bonaparte, ich glaube es reicht jetzt. Gehen Sie in ihr Zimmer zurück und lassen sie die Jungen in Ruhe. Ach und Zane... den Eimer kannst du zu Dorethie bringen und dann gehst du in dein eigenes Zimmer. Ich glaube, wir haben alle genug.“, sagte er und gab Bonaparte seinen Schlüssel und Zane einen, damit er in das Nebenzimmer gehen konnte. „Vielen Dank, Dr. Banner. Ich hab wirklich die Nase voll. Einen schönen Tag noch, Monsieu Bonaparte!“, sagte Zane und ging. Bonaparte knurrte verärgert, riss jedoch seinen Schlüssel an sich und verließ das Zimmer. „Ich glaube, ich gehe auch in ein eigenes Zimmer.“, sagte Dr. Banner und dann ging auch er – nicht ohne ein Grinsen. Jaden sah ihnen nach. „Jetzt gehen die alle...“, meinte er verwirrt. „Na und.“, sagte Chazz. „Chazz... ähm...“ „Sei still, du kleiner Eisblock.“, sagte Chazz lächelnd. „Eisblock? Hast du mich gerade Eisblock genannt?“ Chazz grinste breit. „Du warst immerhin eiskalt, als ich dich gefunden habe.“, sagte er und gab ihm einen Kuss. Jaden lief hochrot an. „Aber Chazz!“ „Du weißt schon, dass ich es war, der dich wieder auftauen ließ? Mit einem Kuss?“ Jadens Gesicht glühte regelrecht und Chazz konnte nicht anders als herzhaft lachen. Dann gab er ihm einen weiteren Kuss, aber diesmal leidenschaftlicher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)