Adventskalender 2013 von Rajani (by Rajani & Tamanna) ================================================================================ Kapitel 21: Das Ende aller Qualen --------------------------------- China, 21. Dezember Der Richter schlug aufgebracht mit der Faust auf sein Pult. „Wo zum Teufel ist Raymond Kon?!“, schrie er Kai an. „Einspruch! Hören Sie auf damit! Er bricht noch zusammen, wenn Sie so weitermachen!“ Yuuri war aufgesprungen und inzwischen auf dem Weg zu Kai. Sie half ihm zurück auf die Anklagebank, wo sich ermattet setzte. Fast im selben Moment kam ein Gerichtsdiener in den Saal gerannt. Er hatte ein Handy in der Hand japste aufgeregt nach Luft, als er am Richterpult ankam. Der Richter nahm ihm das Handy ab und hörte, was man ihm zu sagen hatte. Seine Augen weiteten sich. „Wir pausieren den Prozess! Raymon Kon wurde gefunden!“ Mariah, die in der ersten Reihe gesessen hatten, sprangen auf. Ray! Lee schaute zu Mariah und runzelte die Stirn. Was? Auch Kai sah auf und zum ersten Mal seit der ganzen Geschichte, nahm er wieder ein freudiges Gefühl war. Ray? Sie brachten ihn in seine Zelle zurück und Yuuri kam nur wenige Minuten nach ihm dort an. „Was ist mit Ray?“, fragte Kai. „Er lebt. Aber... es ist nicht sicher, ob er überleben wird. Es sieht nicht gut aus, aber du kannst zu ihm.“, sagte sie. Während der paar Tage, wo er ihr alles erzählt hatte, hatten sie sich geeinigt, das „Sie“ sein zu lassen. Kai schluckte schwer. „Wo... wo hat man ihn denn gefunden?“ „Im Wald. Nur wenige Kilometer von dem Haus entfernt, wo er gewohnt hat.“, antwortete sie. Kai riss entsetzt die Augen. „Dort in der Nähe habe ich selbst gesucht... Warum nur hab ich ihn nicht gefunden, dann wäre das alles vielleicht nicht passiert!“ „Möglich. Aber so war es nunmal nicht. Mach dir deswegen keine Vorwürfe. Ray hat sein Gefängnis übrigens aus eigener Kraft verlassen können. Irgendjemand hat ihn gefunden und dafür gesorgt, dass er ins Krankenhaus kommt. Und wir sollten uns schleunigst beeilen, da auch hinzukommen.“, meinte Yuuri und half Kai auf die Beine. Das Krankenhaus war zum Glück nicht allzu weit weg und gemeinsam kamen sie gerade auf der Intensivstation an. Sie mussten aber warten, denn mehr als zwei Personen durften nicht zu Ray und es waren gerade Mariah mit der kleinen Ling und Lee drin. Natürlich, Babys zählten noch nicht. Yuuri beobachtete die beiden genau. Diese Mariah weint, aber ihr Bruder... Ich dachte, er und Ray wären Freunde. So wie der Ray ansieht, sieht das aber nicht danach aus... Lee warf plötzlich einen beinahe hasserfüllten Blick zu Kai, als er ihn bemerkt hatte. Kai entging dieser Blick, doch Yuuri sah ihn. Da stimmt doch was nicht! Sogar Ray meidet Lees Blick. Erst jetzt schaut er zu Mariah, wo Lee zu uns sieht... Lee sagte jetzt etwas und er und Mariah verließen das Zimmer. Yuuri und Kai wurden in grüne Schutzkleidung gesteckt und durften dann zu Ray. Kai setzte sich sofort an seiner Seite auf das Bett und sah ihn verweint an. Ray mühte sich, ihn anzusehen, doch es fiel ihm sehr schwer. Yuuri beobachtete die beiden und kam endgültig zu dem Schluss, dass Kai definitiv unschuldig war. Ihre Blicke zueinander waren von Liebe erfüllt. Ray sah von Kai nun zu ihr und wieder zurück. Da Ray nicht sprechen durfte und es auch noch gar nicht konnte, formte er mit den Lippen ein Wort. Kai schien es zunächst nicht zu verstehen und auch Yuuri musste genau hinsehen um es zu verstehen. Beiden schien jedoch im selben Moment das Gleiche in den Sinn zu kommen. Wir werden dem Fall eine Wendung geben! Kais Augen waren entsetzt, doch sofort mischte sich Wut darunter. Das kann nicht sein! Das darf nicht sein! Warum? Er und Yuuri verließen Ray wieder. Sie durften nicht zu lange bleiben, da dies Stress für ihn bedeutete. Der Prozess wurde nur wenige Stunden nach Rays Einlieferung in das Krankenhaus sofort wieder aufgenommen. Yuuri kämpfte wie eine Löwin um Kais Unschuld und lenkte den Verdacht nun auf jemand anderen, von dessen Unschuld sie überzeugt war. Noch während der Verhandlung wurde die Wohnung des neuen Tatverdächtigen total auf den Kopf gestellt. Und sie fanden tatsächlich Beweise für dessen Schuld. Es erfolgte noch im Gerichtssaal Kais Freilassung und die sofortige Festnahme des Täters. Der Prozess wurde wegen der erdrückenden Beweislage gleich weitergeführt, etwas ungewöhnliches, aber es war bald Weihnachten und keiner wollte sich über die Feiertage noch damit herumschlagen. Alle waren entsetzt, denn es war Lee gewesen, der Ray entführt hatte und nun, immer noch wütend, alle Einzelheiten preisgab. Wie er ihn auf dem Weg zum Flughafen abgefangen hatte. Wie er ihn in diese kleine Höhle gezerrt und dort gefesselt hatte, damit er nicht wegkonnte. Wie er ihn immer und immer wieder wütend verprügelt hatte, weil er seine Schwester sitzen lassen hatte für einen Mann! Und damit war es endgültig raus, denn bei diesen Worten, die er so hasserfüllt herauspresste, sah er unverwandt zu Kai. Der Richter sprach sein Urteil, wovon Kai nichts mehr mitbekam. Er konnte nicht verstehen, warum Lee so gehandelt hatte. Auch seine Freunde und Mariah konnten es nicht nachvollziehen. Yuuri sorgte dafür, dass Kai sofort nach dem Prozess wieder zu Ray durfte und sie begleitete ihn. Als sie bei Rays Zimmer ankamen, lag Ray ganz ruhig da. Sie durften zu ihm hinein, aber wieder nur in den grünen Schutzmänteln. Kai strich ihm sanft über die Wange und Ray öffnete müde die Augen. Ein Lächeln zeigte sich in seinem zerkratzten Gesicht. Und seit gefühlten Wochen tauchte auch auf Kais Gesicht ein Lächeln auf. Ray blinzelte mehrfach, dann verzog sich sein Gesicht etwas. Seine Hand drückte Kais ganz fest und dann hörte Kai nur noch ein langgezogenes Piepen. Yuuri reagierte sofort, rannte aus dem Zimmer und schrie nach einem Arzt. Doch Kai hörte ihre Stimme nicht. Wie in einem Schleier sah er sie nur draußen vor der Scheibe lauthals rufen. Mehrere Menschen in weißen Kitteln kamen herbeigerannt. Einer der Ärzte zog Kai von Ray weg und hatte Mühe dabei, ihre Hände zu trennen. Yuuri war sofort bei ihm und nahm Kai in den Arm. Er konnte seinen Blick nicht abwenden. Die Menschen um Ray herum rissen den dünnen Stoff auf dessen Haut auseinander, eine Schwester schob einen Defibrilator herbei. Der Arzt nahm ihr die beiden Elektroden ab, sie ließ auf beide Flächen noch gelige Flüssigkeit laufen – das alles in einer atemberaubender Geschwindigkeit. Der Arzt rieb beide Elektroden aneinander um das Gel zu verschmieren. „Alle weg!“, bellte er und drückte die Elektroden auf Rays Brust. Dieser bog sich nach oben durch und sackte dann zurück auf das Bett. Doch die Sinuskurve blieb ein langgezogener grüner Strich auf dem Monitor. „Nochmal! Alle weg!“ Der Mann wiederholte die Prozedur, doch wieder passierte nichts. Yuuri drückte fest Kais Schultern, denn sie spürte, dass er zu zittern anfing. „Nochmal! Alle weg!“, rief der Arzt und legte die Elektroden ein drittes Mal auf Rays Brust, die sich erneut hochbog und auf das Bett zurückfiel. Diesmal piepste es wieder im Monitor und die Sinuskurve bewegte sich. „Wir haben ihn! Stabilisieren!“ Eine der drei Schwestern zog eine Ampulle mit einer Flüssigkeit auf, die sie sofort in Rays Blutkreislauf spritzte. Dabei nannte sie auch den Namen des Medikaments, doch Kai hörte nicht mehr zu. Ray lebte, er war nicht tot. Das war jetzt für ihn das wichtigste. Und das Yuuri sanft und ermutigend über seinen Arm strich. Immer und immer wieder. Es beruhigte ihn, dass jemand da war, der ihm jetzt Halt gab. Eine der Schwestern bat sie jetzt, hinauszugehen und draußen zu warten. Sie schob sie hinaus und ging wieder zurück in Rays Zimmer. Sie gaben ihm noch weitere Medikamente, die ihn stabilisieren sollten, schrieben die Werte ab und gingen dann wieder. „Bitte kommen Sie erst morgen wieder. Er muss sich jetzt davon erholen.“, sagte die Schwester, die als Letzte herauskam. Yuuri legte eine Hand auf Kais Schulter. „Gehen wir. Deine Freunde warten sicher auch schon auf dich.“, sagte sie leise. „Ja aber...“, setzte Kai an. „Nein, es ist besser, wenn er jetzt Ruhe hat. Das war sicher heute schon zu viel für ihn. Wenn man bedenkt, was er alles durchgemacht hat. Wir wissen zwar von Lee, aber nicht von Ray selbst, was alles passiert ist. Er ist überhaupt noch nicht befragungsfähig. Gehen wir jetzt besser.“ Sie hatte Recht. Kai nickte und gemeinsam verließen sie das Krankenhaus. Yuuri brachte Kai zum Hotel, wo seine Freunde untergekommen waren und versprach, seine Sachen noch aus dem Gefängnis zu holen. Tyson war der Erste, den er sah, denn er fiel ihm sofort um den Hals als er Kai die Tür geöffnet hatte. „Oh mein Gott, da bist du ja! Du hast es geschafft!“, sagte er. „Ja...“, seufzte Kai und kam mit ihm ins ins Hotelzimmer. Die anderen saßen dort und man konnte sehen, wie angespannt sie noch waren. „Du hast es überstanden! Du bist jetzt frei!“, wiederholte Tyson. „Wie geht es Ray?“, fragte Max. Kai holte tief Luft und sofort verdüsterten sich die Gesichter seiner Freunde. „Nein... Sag jetzt nicht...“, begann Hilary. „Nein, nein... Er hatte einen Herzstillstand, aber es geht ihm wieder besser. Sie haben ihn zurückgeholt.“, erzählte er. Ein Seufzen wie aus einem Mund war zu hören. Erleichterung breitete sich in dem Zimmer aus. „Konntest du mit ihm reden?“, fragte Kenny. „Nein, er hat mich nur angesehen. Yuuri meint, er ist noch nicht vernehmungsfähig. Er soll sich jetzt erstmal erholen und dann gehe ich morgen wieder zu ihm.“ „Ich denke, es ist besser, wenn wir nicht alle mitkommen, oder?“, meinte Max. „Nein, besser nicht, das wird zu viel für ihn sein. Das war heute schon zu viel, sonst wäre das nicht passiert.“, sagte Kai und setzte sich endlich. „Und wie geht es dir?“, fragte Hiro, der sich jetzt erst zu Wort meldete. „Bescheiden um es mal so auszudrücken... Ich möchte sowas keinem wünschen, wenn er es nicht verdient hat...“, sagte Kai. Kai wollte Ray am nächsten Tag wieder besuchen. Doch vorher wollte er unbedingt zum Gefängnis. Er musste Lee fragen, warum genau er Ray das angetan hatte. Über seine Gründe hatte er sich in der Vernehmung nämlich nicht sehr genau geäußert, nur dass er wütend war, dass Ray seine Schwester für Kai sitzen lassen wollte. Kai konnte nicht glauben, dass das wirklich alles gewesen sein sollte. Doch als er vor Lees Zelle stand und ihn fragte, sagte dieser nichts, weshalb Kai wieder ging. Enttäuscht über so viel Verbohrtheit. Unten im Foyer traf er auf Mariah und die kleine Ling. Sie wollte ebenfalls zu Lee, ihrem Bruder. „Bringt nichts. Er redet nicht. Jedenfalls nicht mit mir.“, sagte Kai. Mariah senkte den Blick, doch noch bevor sie etwas sagen konnte, wurde sie unterbrochen. Lee kam laut brüllend die Gänge hinunter getobt, die Wachen hinter ihm. Sie erreichten ihn genau auf der Galerie über dem Foyer, wo er sich an das Geländer krallte. „Du verdammtes Arschloch! Wegen dir wollte Ray zurück und meine kleine Schwester mit Ling sitzen lassen! Ich hasse dich und ich wollte euch auseinander bringen!“, schrie er wutentbrannt zu Kai hinunter. „Aber warum dann Ray? Ihr wart Freunde und für Mariah hätte es so oder so nichts geändert!“, sagte Kai. „An dich kam ich ja nicht ran, also blieb mir nur Ray! Ich hätte viel lieber dich da unten gehabt! Ich hätte viel lieber dich umgebracht! Und von wegen Freunde! Ray war ab dem Moment kein Freund mehr für mich, als er Mariah sitzen gelassen hat! Als Ling geboren wurde, wer war denn da dabei?! Ray jedenfalls nicht! ICH war dabei! ICH war allein mit ihr und dem Baby! Die anderen waren ja auch nicht mehr da!“, wütete Lee. „Und du nennst dich Freund und Bruder?“ Lee verstummte und die Wärter brachten ihn mit Mühe in seine Zelle zurück. Kai wandte sich wieder Mariah zu, die mit Tränen in den Augen ihrem Bruder nachsah. „Und das alles wegen mir...“, schniefte sie. Kai lächelte sie an und tippte dann der kleinen Ling auf die Nase. Von dem kleinen Mädchen war ein belustigtes Glucksen zu hören. „Wie meinst du das, wegen dir?“, fragte Kai, nachdem er sich selbst erst einmal wieder beruhigt hatte. „Naja... Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll...“, begann Mariah. „Sag es einfach.“ „Nun ja... Ich fürchte, ich bin mir nicht sicher, wer der Vater von Ling ist. Ich hab bisher die ganze Zeit selbst gedacht, es sei Ray. Immerhin hat sie schwarze Haare und die Augen sehen aus, wie seine... Aber jetzt mal im Ernst. Meine Augen sehen fast genauso aus. Und während Ray hier war und wir... Also es gab da noch einen anderen.“, erzählte sie kleinlaut. Kai traute seinen Ohren nicht. Sie wusste nicht einmal, ob Ray wirklich der Vater dieses süßen kleinen Mädchens war? „Das sagst du jetzt erst?“ „Ich weiß, du bist jetzt sicher stinksauer oder?“ „Sollte ich eigentlich, ja...“ Sie sah zu ihm auf. „Aber?“, fragte sie vorsichtig. „Passiert ist passiert... Du kannst von Glück reden, dass Ray es überlebt hat. Er hatte gestern einen Herzstillstand!“, sagte Kai, doch seine Stimme klang kühl. Sie erschrak und legte die Hand vor den Mund. „Oh mein Gott... Hätte ich gewusst, was alles passieren würde...“, flüsterte sie und Tränen stiegen ihr in die Augen. „Hast du nicht gerade eben gesagt, du hast selbst die ganze Zeit gedacht, sie wäre Rays Tochter? Jetzt hör auf zu weinen. Was passiert ist, können wir jetzt nicht mehr ändern.“ „Wäre es mir doch nur früher wieder eingefallen!“, fluchte sie heulend. „Ist es aber nicht und jetzt hör endlich auf zu heulen.“, bat Kai. „Kannst du bitte Ling nehmen, ich brauch einen Moment für mich.“, schluchzte sie und schob Kai das kleine Mädchen in den Arm. Verdutzt sah er ihr nach, wie sie fluchtartig das Gefängnis verließ. Als das kleine Mädchen sie wegrennen sah, fing sie laut an zu schreien. Der Wachmann am Eingang sah Kai missbilligend an, sodass auch er hastig das Gebäude verließ. Draußen konnte er Mariah nirgends sehen. Ling hockte in seinem Arm und schrie wie wild. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite blinkte ihn ein Weihnachtsbaum an. Natürlich in drei Tagen war Weihnachten! Da Ling nicht aufhören wollte zu schreien, ging er mit ihr über die Straße und ließ sie sich die Lichter am Weihnachtsbaum anschauen. Nachdem sie sie wahrgenommen hatte, quiete sie freudig und langte nach den Kugeln. Während die Kleine sich wieder beruhigte, überlegte Kai, was er jetzt machte. Sollte er mit Ling zusammen zu Ray ins Krankenhaus gehen? Was anderes würde ihm wohl nicht übrig bleiben. Also kam er nach einiger Zeit mit Ling, die inzwischen eingeschlafen war, im Krankenhaus an. Er ging sofort zu Rays Zimmer, wo eine Schwester ihn aufhielt. „Einen Moment bitte. Er hat bereits Besuch.“, sagte sie freundlich. Kai sah durch das Fenster und erkannte erleichtert, dass Mariah dort saß. Sie sprach mit Ray, der gelegentlich nickte und seine Augen entsprechend ihrer Worte bewegte, sodass Kai nicht deuten konnte, worum es ging. Denn er sah Überraschung und Freude aber auch Trauer darin. Nach ein paar Minuten stand Mariah auf und verließ das Zimmer. Sie war froh, Kai und Ling zu sehen und nahm ihm das kleine Mädchen ab. „Danke Kai. Ich hoffe, du kannst auch noch zu ihm.“, sagte sie und verabschiedete sich dann. Kai schaute zur Schwester. Diese nickte und gab ihm einen der grünen Mäntel, in der hineinschlüpfte und ging dann leise zu Ray hinein. Er sah heute schon besser aus. Kai setzte sich zu ihm. „Hallo Ray.“ „Hallo...“, krächzte Ray. „Nicht sprechen.“, sagte Kai mit einem Lächeln. Ray nickte. „Geht es dir besser?“ Wieder nickte Ray. „Schön, das freut mich. Haben sie dir schon gesagt, wann du raus kannst?“ Ray schüttelte den Kopf. „Naja egal. Hauptsache, dir geht es wieder besser.“ Ray lächelte. Dann sah auf den Tisch neben sich und deutete darauf. „Soll ich etwas rausholen?“, fragte Kai und Ray nickte. Er stand auf und zog die Schublade des Tischchens auf. Dort lag ein Block und ein Stift. „Ach du willst es mir aufschreiben? Geht das schon?“, fragte Kai und nahm beides heraus. Ray nickte wieder und hob langsam eine Hand. Kai gab ihm beides und Ray begann zu schreiben. “Wie geht es dir?“ Kai las es und lächelte. „Mir geht es wieder gut. Das chinesische Gefängnis ist nicht gerade ein Spaziergang.“ “Ich kann es mir vorstellen. Was Lee getan hat, war auch kein Spaziergang.“ Kai seufzte. „Lass uns nicht davon reden. Noch nicht.“ “Aber ich muss...“ „Nicht heute... Okay? Ich glaube nicht, dass das gut für dich wäre. Wir reden darüber, wenn du hier raus bist.“ “Nagut. Vielleicht hast du Recht. „Worüber hat Mariah gerade mit dir gesprochen?“, fragte Kai um endlich das Thema zu wechseln. “Über Ling.“ „Und? Sie hat mir ja vorhin kurz etwas gesagt...“ “Hat sie? Was hat sie gesagt? Was weißt du?“ Ray sah ihn mit einem Blick an, den Kai nicht zuordnen konnte. Hatte er etwa Angst vor etwas? „Eigentlich hat sie gar nichts weiter gesagt, ich bin erst selbst drauf gekommen, dass Ling deine Tochter sein könnte. Eine andere Möglichkeit fiel mir nicht ein. Aber vorhin...“ Ray hörte ihm zu. “Und vorhin? „Vorhin sagte sie mir, sie wüsste gar nicht mehr so genau, ob du wirklich Lings Vater bist.“, sagte Kai. Ray schloss seufzend die Augen. Dann wandte er sich wieder dem Block zu. “Ja, das hat sie mir auch gesagt. Vielleicht bin ich ja wirklich nicht ihr Vater.“ „Das bleibt zu überprüfen. Jetzt mach dir darüber keinen Kopf.“, sagte Kai liebevoll und strich ihm sanft über den Arm. “Sie sagte, sie hat nochmal genau darüber nachgedacht und ich kann es wohl doch nicht sein.“ „Hat sie das? Vorhin sagte sie mir nur, sie braucht Zeit für sich, hat mir Ling in den Arm gedrückt und ist dann weggerannt.“ Ray schmunzelte. Dann hat sie in der Zeit nachgedacht. „Ja das hat sie wohl.“ “Was würdest du sagen, wenn Ling bei uns leben würde? Kai glaubte, nicht recht zu sehen. Ling? Bei ihnen leben? „Wie kommst du darauf?“, fragte er verdutzt. “Mariah sagte mir vorhin, sie weiß nicht, ob sie Ling behalten möchte. Sie hat das Gefühl, keine gute Mutter zu sein, aber sie will die Kleine auch nicht einfach so abgeben.“ „Also auf mich hat sie einen guten Eindruck gemacht, was das angeht... Wie kommt sie nur auf sowas?“ “Naja. So ist Mariah halt. Aber wenn sie das macht, warum sollten wir sie nicht nehmen? Dann ist Ling wenigstens nicht für immer weg von ihr.“ „Ja, da hast du allerdings Recht. Nun gut, ich denke, sie wird sich das überlegen. Wir werden sehen.“ Ray nickte. Dann kam die Schwester ins Zimmer. „Entschuldigen Sie bitte, aber es ist jetzt besser, wenn Sie wieder gehen. Er sollte sich noch nicht so sehr anstrengen.“, sagte sie und bat damit Kai hinaus. Kai versprach, gleich hinaus zu kommen und wandte sich wieder Ray zu. Aus dem Augenwinkel beobachtete er, wie die Schwester wieder ging. Dann beugte er sich zu ihm herunter. „Ich liebe dich. Egal, was auch immer in letzter Zeit war.“, flüsterte er und gab Ray einen liebevollen Kuss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)