Stille Nacht, heilige Nacht von KathlynRiddle (Adventskalenderstory) ================================================================================ Kapitel 12: ... wo sich heut alle macht ... ------------------------------------------- 12. Dezember - Birthday (Geburtstag)  : birthday || wo sich heut alle macht : Tom konnte sich vorstellen, wie Harrys Geburtstage aussahen - wie jeder andere verdammte Tag auch. Oder vielleicht noch ein wenig liebloser. Als der am Morgen des zwölften Dezember den Salon betrat und die vielen Girlanden, Luftballons, Wimpelketten, Kerzen und das viele Konfetti im gesamten Raum verteilt sah, weiteten sich seine Augen vor Schock. Auf dem Tisch stapelten sich duzente Geschenke - große, kleine, in grünem Papier, in silbernem Papier.  Die mehrstöckige Torte, die das ganze Bild abrundete, stand in der Mitte der Geschenke, umrandet von Geburtstagkarten. Alles glitzerte. Tom drehte sich um, verließ den Raum und beschloss, bei den Hauselfen Frühstück zu bestellen; das wollte er weder sich noch Harry zumuten. "Tom?", fragte Harrys gedämpfte Stimme aus den Tiefen seiner Bettlacken und schwarzes, verwuscheltes Haar tauchte auf. "Bleib liegen", lächelte Tom. "Wir essen heute hier." Erleichtert sank Harry zurück, froh, noch nicht aufstehen zu müssen. "Warum?", fragte er trotzdem. "Weil ich das ganze Glitzerzeug im Salon nicht länger als ein paar Sekunden aushalte", sagte Tom trocken und setzte sich zu Harry auf das Bett. "Ich will nicht erblinden." Harry kicherte. "Es sieht grauenvoll aus, oder?" "Mmmh", stimmte Tom zu. "Ich frage mich, warum Lily so dekoriert - gefallen Kinder so viel Schrott auf einem Haufen?" "Ich hasse es", kicherte Harry fröhlich. "Aber Caroline mag es, glaube ich." "Grässlich", murmelte Tom und dann tauchte schon die Hauselfe mit ihrem Frühstück auf. "Wenn du Geburtstag hast, werde ich es mit Sicherheit besser hinkriegen als Lily - obwohl Lily Erfahrung haben sollte, und ich es das erste Mal tun werde ..." Harry setzte sich auf und schaute ihn mit großen Augen an. Tom drückte ihm seinen Teller mit Essen in die Hand und grinste. "A- an meinem Geburtstag?", flüsterte er stotternd und Tom gab ihm auch eine Gabel. "Ja", stimmte Tom zu. "Ich kenne kein anderes Kind, für das ich so ein Theater mitmachen würde." Harry starrte einfach weiter und bestätigte mit seinem fassungslosen Blick Toms Vermutung - Harry hatte noch nie wirklich seinen Geburtstag gefeiert. "Jetzt iss", verlangte Tom und deutete auf Harrys Teller. Beinahe mechanisch nahm das Kind die Gabel fester in die Hand und spießte ein Würstchen auf. "Danke", nuschelte er dann um die Gabel herum und Tom schüttelte lächelnd den Kopf. Sie konnten sich nicht ewig davor drücken in den Salon zu gehen; früher hatte Harry das auch versucht, aber Lily und James bestanden darauf, dass beim Geschenkeauspacken jeder anwesend war. Vielleicht, um Harry noch einmal zu zeigen, wie viel besser Caroline es hatte. Vielleicht auch einfach, weil es ihnen eine perfide Freude bereitete, Harry unglücklich zu wissen. Aber als ihr Lord Harry auf seinen Schoß hob, dämpfte das ihre Freunde erheblich; Harry konnte Lilys Hand zucken sehen und lehnte sich näher an Tom heran, der beschützend seine Arme um ihn geschlungen hatte. Auch Caroline sah weniger glücklich und strahlend aus, als in all den Jahren zuvor; sie warf ihm ständig wütende Blicke zu. Harry wusste, dass sie es hasste, dass sie Aufmerksamkeit des Lords beinahe nur auf ihm lag und er sie vollkommen ignorierte. Wie jedes Jahr zählte Harry zuerst einmal durch, wie viele Geschenke Caroline diesmal bekommen hatte. Letztes Jahr waren es fünfundzwanzig gewesen - und dieses Jahr zählte er achtundzwanzig.  Er war jedes Jahr aufs neue überrascht, wie James und Lily es schaffen können, so viele Geschenke zu füllen und dabei einige riesengroß werden zu lassen. Langsam fing Caroline an, ihre Geschenke zu öffnen. In dem ersten Paket fanden sich stapelweise Bücher, die sich achtlos zur Seite legte, während Harry unauffällig versuchte, einen Blick auf die Titel zu erhaschen. "Irgendetwas mit >Wie verdreht man Jungs den Kopf< oder so", flüsterte Tom ihm zu und Harry runzelte die Stirn, sich fragend, ob Caroline so etwas wirklich nötig hatte. Sie sah beinahe aus, wie das perfekte Abbild ihrer Mutter; lange, rote Haare, zierliche Statur, feines Gesicht und smaragdgrüne Augen. Und soweit er wusste, waren die Jungen seiner Mutter haufenweise hinterhergerannt. Als sich in Carolines nächstem Geschenk ein starker Liebestrank fand, dachte Harry, dass er irgendetwas falsch verstanden haben musste. Ein neuer Besen, ein neuer Zauberstab, Ketten, Armbänder, Ohrringe, Nackellack, Kleidung, Roben, Bücher, Tränke, kleine, weiche Kuscheltiere - immer mehr stapelte sich auf dem Tisch, und als Caroline das letzte Geschenk ausgepackt hatte, hatte Harry schon lange den Überblick verloren. Kurz beobachtete Harry seine Schwester gespannt, aber auch dieses Jahr kam kein Wort des Dankes über ihre Lippen. Stattdessen nahm sie eine kleine Schokoladenkugel und steckte sie in ihrem Mund. Tom seufzte, legte seine Hände auf Harrys Taille und stellte ihn wieder auf die Füße. "Ich denke, wir können dann gehen, Harry." Lily nickte und Caroline erdolchte ihn wieder mit Blicken, weil die Aufmerksamkeit des Lords schon wieder nur auf ihn gerichtet war. Harry lächelte und nahm Toms Hand. "Furchtbares Mädchen", beschloss Tom und reichte Harry die Dose mit den gestern gebackenen Keksen. "Verwöhntes Gör." Harry nahm sich ein schokoladen Plätzchen mit viel Zuckerguss und Streusel. "Hast du gerade meine Schwester beleidigt?", fragte er und biss einmal davon ab. "Ganz genau", stimmte Tom zu und griff selbst nach einem. Harry sah strahlend zu ihm auf. "Das gefällt dir, nicht wahr?", fügte er hinzu. Harry nickte heftig und leckte sich die Krümel von den Fingern. "Sehr gut sogar." Tom hob Harry richtig auf das Bett hinauf, damit dieser sich gegen ihn lehnen konnte. Die Dose mit den Plätzchen stand zwischen ihnen. "Willst ein paar weitere nützliche Muggelsachen kennenlernen?", fragte er Harry nachdenklich und streichelte ihm die Haare aus der Stirn. "Klar", kaute Harry und klaubte die Decke über seinen Körper, weil es so langsam auch mit magischer Heizung kalt wurde. Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich eine große, schwarze Gerätschaft auf dem gegenüberliegenden Schrank auf mit blickenden Knöpfen und Schaltern. Harry legte leicht den Kopf schräg und starrte das Ding an. "Hast du schon einmal von einem Fernseher gehört?", fragte Tom und drückte auf ein längliches Gerät mit noch mehr Knöpfen, die alle mit komischen Zeichen und Zahlen bemalt waren. Harry schüttelte den Kopf und beobachtete überrascht, wie der schwarze Apparat erst zu flimmern begann, bevor er ein paar lustig aussehende Menschen zeigte. "Interessant", murmelte Harry und schaute zu, wie die kleinen Menschen über den Bildschirm rannten, und fragte sich, ob sie wohl versuchten, einen Weg aus dem Ding hinauszufinden. Tom lächelte und drückte auf einen der Knöpfe; sofort änderte sich das Bild und zeigte eine Frau, die an einem langen Tisch saß, mit ein paar Zettel in der Hand, hinter ihr eine große Karte. Sie redete und weil Harry keine anderen Menschen auf dem Flimmerding sehen konnte, fragte er sich, ob sie wohl Selbstgespräche führte. Wieder drückte Tom auf einen Knopf und diesmal tauchten ganz seltsame Dinger auf - Menschen, die irgendwie keine Menschen waren. Sie sahen ein wenig wie gemalt und ausgeschnitten aus; ihre Körper ganz platt und nur mit Strichen als Mensch zu identifizieren. "Das ist ja seltsam", sagte Harry zu schaute zu Tom hinauf. "Warum leben denn da Zeichnungen? Ich dachte, das kommt von den Muggeln?" "Das tut es auch", sagte Tom grinsend und legte das längliche Ding weg.  "Wie können Muggel Zeichnungen lebendig machen?", fragte Harry verwirrt. "Sie haben doch keine Magie!" "Sie leben nicht", erklärte Tom. "Das ist nur ein Film, nichts Echtes." Das verstand Harry auch nicht wirklich, aber er wandte sich wieder dem Flimmerding zu und schaute zu, wie ein paar der Zeichenmännchen schreiend im Kreis rannten und sinnlose Dinge brüllten. "Das gucken Muggelkinder", fügte Tom hinzu und Harry runzelte noch tiefer die Stirn, die seltsamen Nicht-Menschchen nach einem Sinn beobachtend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)