Zerbrochene Welten von KathlynRiddle (Luna x Dudley) ================================================================================ Kapitel 1: Luna x Dudley ------------------------ Zerbrochene Welten Luna hat den Ligusterweg noch nie leiden können. Nicht damals, als sie Harry nach dem Krieg geholfen hat, endgültig hier auszuziehen, nicht, als sie in ihrem Job als Heilerin hier hergekommen ist, um Petunia Dursleys Leben zu retten und jetzt, wo ihn die Aura kompletter Trostlosigkeit umgab, kann Luna ihn noch ein bisschen weniger leiden. Und doch kehrt sie immer wieder hierher zurück, an den Ort, an dem sie den größten Fehler ihres Lebens begangen hat. Langsam schleicht sie in das große Wohnzimmer, ihre Arme fest um ihren schmalen Körper geschlungen und sieht sich in dem beinahe leerem Zimmer um. Mit diesem grausam leeren Blick, der Luna Angst gemacht hätte, wenn sie ihn nach dem Krieg nicht bei zu vielen Menschen hätte sehen müssen, steht er dort und starrt aus dem Fenster. "Dudley", flüstert sie, aber er reagiert nicht auf ihre Anwesenheit, bleibt einfach stehen und starrt hinaus in das weiße Nichts. Luna hasst es ihn so zu sehen. Langsam tritt sie näher, streckt ihre Hände aus und lässt sie dann doch unbeholfen wieder sinken. "Wie geht es dir?" Er hebt langsam den Kopf und sieht sie an und Luna zuckt doch zurück, als schmerzvolle, leere Augen auf die ihren treffen, und denkt, dass sie sich an diesen Anblick vielleicht doch nie gewöhnen kann, egal, wie oft sie ihn zu sehen bekommt. "Luna", murmelt er, und sie ist beinahe überrascht, dass er sie immer noch erkennt, trotz diesen leeren Augen, obwohl er sich ihr doch immer bewusst war - es sollte kein Wunder mehr für sie sein, und doch ist es das immer wieder. "Luna", wiederholt er, geht einen Schritt auf sie zu, streckt seine zitternden Arme nach ihr aus und schlingt sie um ihren schmalen Körper. "Du bist gekommen." "Das habe ich doch versprochen", flüstert sie, sieht über seine Schulter aus dem Fenster und wünscht sich, es wäre nicht immer wieder so ein großes Wunder für ihn. Aber sie weiß, dass es ihre Schuld ist, dass es ihm jetzt so schlecht geht - ihre Arbeit als Heilerin hat zu viel Zeit in Anspruch genommen; hat verhindert, dass Luna zu ihm kommen konnte. Und hat dafür gesorgt, dass Dudley sich in seinen düsteren Gedanken verstricken konnte, ohne, dass sie da war, um ihm da durch zu helfen. "Bleibst du hier?", fragt er und sie kann in seinen Augen sehen, dass er eine Abfuhr erwartet. Sie nickt in Zustimmung, wie sie es immer tut und in seinen Gesichtszügen spiegeln sich Dankbarkeit und Erleichterung und er lächelt schwach, wie er es immer tut. In gewisser Weise mag Luna diese Rutine, obwohl sie so grausam ist, dass sie weinen würde, wenn sie noch Tränen hätte - sie ist etwas Vertrautes, an das sie sich klammern kann, während die ganze Welt zusammenbricht. Aber Dudleys Welt ist auch zusammengebrochen, denkt sie und schiebt das Essen auf ihrem Teller hin und her, während Dudley ihr gegenüber nicht einmal so tut, als würde er etwas essen wollen, ohne das es irgendjemanden gekümmert hat. Sie hebt den Blick und will ihn bitten, etwas zu essen, weil er ihr so dünn erscheint, im Gegensatz zu den Kinderbildern, die sie von ihm gesehen hat - aber letztlich schweigt sie doch, weil sie ihn nicht an seine Mutter erinnern möchte und weiß, dass er nur wegen ihr nicht wieder anfangen wird, regelmäßig zu essen. Sie schiebt ihren Teller von sich und Dudley sieht auf.  "Gehen wir", wispert sie, als würde sie ihm ein großes Geheimnis anvertrauen und steht auf, ohne zu sehen, ob er ihr folgt. Sie weiß, dass er es tun wird. Er hat es immer getan. "Luna", flüstert eine heisere Stimme, als sie schon fast im zweiten Stockwerk ist und als sie zu sich umdreht, sieht sie Dudley am Fuße der Treppe stehen und sie mit intensivem Blick anstarren. "Du sieht aus, als wärst du vom Himmel gefallen." Luna lacht, weil sie sich genau an das erste Mal erinnert, dass sie Dudley gesehen hat - er hatte sie mit hochroten Wangen angesehen, als wäre sie das erste Mädchen, dass er je zu Gesicht bekommen hatte und genau diesen Satz gestammelt, wie ein nervöser, kleiner Schuljunge, der ein Gedicht vor der ganzen Klasse rezitieren muss. Sie erinnert sich auch noch gut an die ungläubigen Blicke ihrer Freunde, als sie später verkündet hatte, dass Dudley doch ein ganz süßer Junge wäre - damals hatte es Luna beinahe traurig gemacht, dass sie auch nach einem Krieg noch auf solche Dinge wie Äußerlichkeiten achteten, aber vielleicht gab es Dinge, die sich niemals ändern würden. "Direkt aus einer Wolke zu dir", antwortet sie ihm und streckt ihre Hand in seine Richtung aus. Dudley lächelt schwach, steigt langsam die Stufen zu ihr hinauf und umfasst ihre dargebotene Hand vorsichtig mit seinen beiden Händen. Plötzlich muss Luna an eine Hochzeit denken und für einen Moment ist sich sicher, dass Dudley sie jetzt die Treppen hinunterführen und mit ihr gemeinsam den langen Gang zum Traualter beschreiten wird; sie in einem wunderschönen, weißen Kleid mit Rüschen und blauem Schleier und Dudley im schwarzen Anzug mit blauer Krawatte. Sie werden aussehen, als würden sie aus dem Himmel kommen und nur kurz auf die Erde gereist sein, um zu heiraten; sie kann die neidischen Blicke schon beinahe auf sich ruhen spüren und - "Luna?", reißt Dudleys Stimme sie aus ihren Gedanken und sie findet sich unsanft in der Realität wieder, in dem leeren Haus von Petunia und Vernon Dursley, in einer zerbrochenen Welt, in der keiner mehr an den Himmel glaubt. "Bist du in Ordnung?" "Ja", flüsterte sie leise, nimmt rückwärts die letzte Treppenstufe und zieht Dudley hinter sich her, langsam in Richtung Schlafzimmer gehend. Vernon Dursley war während des Krieges gestorben, von einem Todesser umgebracht, als er meinte, genug von den Zauberern und ihrer Verrücktheit zu haben; als er meinte, dieser Lord Waldimort würde ihn, einen ehrenvollen und anständigen Bürger, mit Sicherheit in Ruhe lassen, wo er doch gar nichts mehr mit seinem Neffen zu tun hatte; als er meinte, alleine zurechtzukommen. Er ließ Frau und Kind hinter sich, als sie sich weigerten, mit ihm zu kommen - Petunia hatte den Ernst dieses Kriegs nach langen Gesprächen mit Hestia sehr wohl verstanden und sie würde ihr Leben und das ihres Sohnes nicht wegen eines verrückten Plans ihres Mannes riskieren. Sie tat gut an dieser Entscheidung - eine halbe Stunde nachdem Vernon sie verlassen hatte, wurde sein toter Körper von einem Mitglied des Phönixordens gefunden. An dem Tod seines Vaters trugen Todesser und die Uneinsichtigkeit dieses Mannes Schuld. Am dem Tod seiner Mutter trug ganz allein Luna Schuld. Sie war noch mitten in ihrer Ausbildung als Heilerin, als Harry ein Brief von Dudley erreichte, dass seine Mutter sehr krank geworden wäre und kein Muggelarzt wusste, was er für sie tun könnte - Luna hatte sich diesem Fall sofort annehmen wollen, hatte Harry gezwungen, ihr die Adresse zu verraten und zuversichtlich ihre Patientin besucht, sicher, dass Magie das tun könnte, was normale Muggeltechniken nicht schaffte. Petunia hatte einen Monat unter tapfer verborgenen Schmerzen gelebt, bevor sie gestorben war, ohne, dass Lunas Magie irgendein Ergebnis bei der Frau gezeigt hätte. Luna steht am Fenster und schaut nach draußen, wo der Schnee leise zu Boden rieselt und die Welt mit weißem Pulver bedeckt, während um sie herum absolute Ruhe herrscht. Eine warme Decke liegt um ihre Schultern und sie kuschelt sich darin ein, als wäre es einer ihrer heißgeliebten Hogwartsumhänge und kann doch nicht die Illusion von Magie herbeirufen, ohne, dass ihre Gedanken sofort wieder zu Petunia abschweifen. Luna weiß, tief in ihrem Innersten, dass die Frau zu krank gewesen war; das keine Magie der Welt ihr hätte helfen können, und das es nicht ihre Schuld war, dass sie nun tot auf einem Friedhof lag - aber die Zweifel überrollten sie oft, wenn sie hier in diesem Haus war, zwei Zimmer von Petunias Sterbebett entfernt. Luna hat Petunia in den kurzen Wochen vor ihrem Tod lieb gewonnen; hat in ihr eine Frau gesehen, ganz anders, als sie es aus Harrys Erzählungen vermutet hätte. Vielleicht hatte der Krieg auch sie verändert, ihre Zeit bei Dädalus und Hestia, die Gespräche, die sie mit den beiden und auch mit anderen Ordensmitgliedern geführt hatte - Gespräche, die mit Sicherheit auch in die Richtung ihrer kleinen Schwester gegangen waren. Und als sie auch Dudley näher kennengelernt, und, ja, auch irgendwann lieben gelernt hatte, war es nur noch schwerer geworden, Petunias Tod zu akzeptieren. Manchmal versteht Luna nicht, warum Dudley ihr nie Vorwürfe macht, weil er nun ganz alleine ist und keine Familie mehr hat; warum er sie immer noch manchmal in den Arm nimmt und küsst, ihr Liebe schenkt, obwohl sie seine Mutter hat sterben lassen. Luna dreht sich um und krabbelt vorsichtig in das Bett zurück, in dem auch Dudley liegt, vorsichtig, um ihn nicht zu wecken. Als Luna am nächsten Morgen erwacht, ist sie allein. Verwirrt dreht sie sich auf den Rücken, starrt kurz an die weiße Decke, bevor sie sich aufsetzt. Normalerweise ist sie immer vor Dudley wach, um ihn zu wecken oder das Frühstück, dass dann doch keiner essen würde, vorzubereiten. Luna fröstelt, als ihre bloßen Füße den kalten Parkettboden berühren, und hätte sich am liebsten sofort wieder unter der Bettdecke versteckt, um noch ein wenig zu schlafen und die wohlige Wärme zu genießen. Ihre aufkeimende Sorge um Dudley überwog und brachte Luna dazu, doch aufzustehen, die Kälte an ihren Füßen zu ignorieren und langsam zur Tür und die Treppe nach unten zu schleichen. "Dudley?", ruft sie und steckt kurz ihren Kopf in das Wohnzimmer, lässt ihren Blick durch das trostlose Zimmer schweifen, bevor sie die Tür wieder schließt. "Wo bist du?" Als sie in die Küche kommt, stehen Blumen auf dem Tisch; wilde Blumen, wie sie am Wegesrand und verfallenen Gärten wuchsen. Langsam tritt Luna näher und bemerkt den kleinen Zettel, der neben der Vase auf dem Tisch liegt. Leicht die Stirn runzelnd nimmt sie die Nachricht in die Hand, dreht sie in ihrer Hand und wirft einen Blick über die Schulter, um zu sehen, ob Dudley inzwischen wieder aufgetaucht ist. Als sie immer noch nichts von ihm sehen oder hören kann, faltet sie den Zettel in der Mitte auf. Liebste Luna, Wie ich dich kenne, bist du wahrscheinlich schon auf, bevor ich wieder zurück bin, um uns endlich mal wieder frische Brötchen zu besorgen. Und du wirst dir schon wieder Sorgen um mich machen, also - ich bin gleich wieder da und mit mir ist alles in Ordnung. Mach dir keine Sorgen. Wir sehen uns gleich. Ich liebe dich. Dudley PS: Die Blumen habe ich in unserem Hintergarten gefunden, als ich heute Morgen den Müll mit herausgebracht habe; ich dachte, sie könnten dir gefallen. Langsam ließ Luna sich auf den Stuhl am Küchentisch fallen und zieht ihre Füße unter ihren Po, um sie ein wenig zu wärmen.  Ein klitzekleiner Teil von ihr fragt sich, was wohl passiert ist, dass ausgerechnet Dudley frische Brötchen kaufen geht, wo er doch sonst kaum essen möchte, aber sie schiebt den Gedanken beiseite. Stattdessen legt Luna glücklich lächelnd ihren Kopf auf ihre verschränkten Arme und betrachtet die verschiedenen Farbtöne der wilden Blumen, die bestimmt bald Schlickschlüpfe anlocken werden. Aber das macht nichts. Luna würde Dudley vor ihnen beschützen können, so, wie Dudley Luna beschützte. Jeder auf seine Weise. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)