Virtuelle Liebe von _Yume_chan_ ================================================================================ Kapitel 13: 13. Kapitel ----------------------- Kapitel Dreizehn Ich muss wohl eingeschlafen sein, denn ich schrecke hoch und weiß zuerst nicht, wo ich bin, irgendwas hat im Haus geknallt. Es klang wie eine Türe. Meine Eltern! Schlagartig wird mir wieder klar, wo ich bin und was ich hier mache. Sie sind bestimmt wieder da! Schnell stehe ich auf und laufe in den Flur, doch von meinen Eltern keine Spur. Ich habe doch gerade die Tür gehört? Panisch laufe ich vom Flur in die Küche, doch auch hier ist niemand. Dann laufe ich zurück ins Wohnzimmer, sehe mich um, die Treppe hoch, vom Bad in mein Zimmer und dann öffne ich die geschlossene Tür des Schlafzimmers meiner Eltern, aber auch hier ist niemand. Noch mehr Panik steigt mir die Kehle hoch, warum sind meine Eltern nicht hier? Hektisch renne ich wieder die Treppen runter und entdecke den Auslöser des lauen Geräusches, denn es erklingt ein weiteres Mal. Draußen ist es inzwischen so windig, dass es das gekippte Fenster laut auf und zu wirft. Mehr nicht. Es war nur das Fenster, welches zu knallt. Keine Tür. Keine Tür, die meine Eltern aufgemacht haben um wieder zu kommen… Mein Mut sinkt und sehe auf die Uhranzeige, die auf dem DVD-Player leuchtet. 3:48 in der Nacht… wollten sie nicht spätestens um elf wieder da sein? Mein Körper fängt wieder zum Zittern an, vielleicht haben sie mich ja auf dem Handy angerufen! Wie von der Tarantel gestochen laufe ich los, auf der Suche nach meinem Handy. Zügig ist es gefunden, und ja, tatsächlich, es ist eine SMS darauf, schnell öffne ich diese: Hey Großer, das mit Papa und mir wird sich verzögern, leider kann ich dir nicht sagen, wie lange es dauern wird. Bussi, Mama Mehr nicht. Nichts! Sie sind wirklich weg! Sie sind einfach wieder gegangen. Haben mich hier alleine gelassen. Sie hat sich nicht mal entschuldigt! Oder geschrieben, dass sie sich melden wird! Das kann es nicht sein!! Nein!! Ich fass es nicht, sie sind wirklich wieder weg!! Eine extreme Wut steigt in mir auf. Wut auf meine Eltern, weil sie mich schon wieder verlassen haben und dann noch die Wut auf mich selbst, weil ich es schon wieder zugelassen habe. Ich habe schon wieder zugelassen, dass ich ihnen vertraue! Sie haben dieses Vertrauen wieder mal missbraucht und sind wieder weg! Meine Hände ballen sich zu Fäusten, ich weiß nicht wohin mit dieser Wut. Mit einem lauten Schrei und laufenden Tränen über mein Gesicht sinke ich zu Boden. „VERDAMMTE SCHEISSE!!“ Voller Wut schlage ich mehrmals gegen den Boden, das hilft nicht. Ein neues Bedürfnis steigt in mir hoch, als ich das wohlbekannte Verlangen nach Schmerzen verdränge. Alkohol. Ich betrinke mich einfach. Einfach nur betrinken, dann merke ich nichts mehr. Gut, dass ich diesen Rabeneltern Alkohol schenken wollte, dann hatte das wenigstens einen Sinn! Zielsicher laufe ich nach oben in mein Zimmer und reiße das Geschenkpapier von der Flasche Wein ab. Gut, dass dieser Wein einen Schraubverschluss hat, ich wüsste nicht, wo wir einen Korkenzieher hätten. Immer noch stumm weinend setze ich die jetzt offene Flasche an meinen Lippen an und nehme einen großen Schluck. Wie erwartet schmeckt es scheußlich, doch das hat jetzt nicht zu interessieren. Ich will mich einfach nur betäuben. Damit sollte es am besten gehen! Als ich zum Bett laufe stoße ich mit meinem Fuß gegen mein Schulzeug, welches ich im selben Atemzug aus dem Weg trete. „Scheiße!!“ Ich lasse mich auf mein Bett fallen, darauf bedacht, den Wein nicht zu verschütten, dann trinke ich weiter. Immer und immer weiter, während immer mehr Tränen über meine Wangen laufen. Nach nur wenigen Minuten steigt mir eine seltsame Hitze in den Kopf und alles verschwimmt ein wenig. Das muss wohl der Alkohol sein… Doch je mehr ich trinke, desto heftiger kommen die Tränen. In der Hoffnung mit mehr Alkohol hört dieses Geheule auf spüle ich weiter dieses Gefühl mit Wein runter. Mir wird schwindelig, immer schlimmer und schlagartig wird es mir klar. Ich will jetzt sofort zu Axel, ist mir egal, ob es noch mitten in der Nacht ist und es ist mir auch egal ob er mir verzeihen kann oder nicht. Ich will einfach zu ihm. Will seine Nähe spüren! Mit einem Tatendrang stehe ich auf, schnappe mir meine Jacke und laufe die Treppen runter. Natürlich immer wieder an meinem Wein trinkend ziehe ich mir schließlich die Schuhe an und verlasse schnell das Haus. Direktes Ziel ist jetzt das Krankenhaus um Axel endlich wieder zu sehen. Ich schwanke leicht, der Alkohol steigt mir doch arg in den Kopf, doch das ist mir jetzt einfach egal. Trotzig wische ich mir mit dem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht und laufe schneller. Währenddessen mache ich die Flasche leer und werfe sie achtlos über eine Hecke. Wie weit ist es denn noch? Vor mir sehe ich zwei Lichter und ein lautes Geräusch. Ist das ein Auto? Scheinbar, es bleibt direkt vor mir mit leicht quietschenden Reifen stehen. „Roxas?“ Es ist Demyx, was will denn der hier? „Was?“, antworte ich, ich glaub meine Stimme ist auch nicht mehr ganz so fest, wie sie sein sollte. Der Wein haut schon echt heftig rein! „Wohin willst du? Es ist mitten in der Nacht!“ Seine Stimme klingt ärgerlich. Aber warum? „Warum bist du unterwegs?“, keife ich zurück. „Dich geht es überhaupt nichts an, wohin ich gehen will!“ Lall ich etwa? Meinem Gegenüber, der inzwischen aus seinem Auto ausgestiegen ist, ist das wohl auch aufgefallen, denn er sieht mich sehr irritiert an. „Hast du getrunken? Soll ich dich heimfahren?“ „Nee! Vergiss es, Zuhause war ich erst! Ich will zu Axel!“ Jetzt hab ich es doch ausgesprochen, na toll! „Na, wenn du zu Axel willst bist du nicht so ganz richtig. Warte, ich fahr dich hin, bevor du noch besoffen irgendwo im Eck liegen bleibst!“ Ich versuche mich zu wehren, als er mich packt und ins Auto steckt. Letztendlich lasse ich es auch zu, es ist wirklich bequemer so. Und es geht schneller und ich will ja schnell zu Axel! „Hast du geweint?“ Demyx versucht ein Gespräch anzufangen doch ich will einfach nicht darüber reden, warum sollte ich auch mit so jemanden reden? Obwohl er ja sehr gut mit Axel ist, vielleicht sollte ich ja doch mit ihm reden? Lieber nicht. „Fahr einfach zu!“ Mir fällt nicht mal auf, dass ich ungerecht zu Demyx bin, der dieses Gefühl auch deutlich auf seinem Gesicht widerspiegeln lässt. Doch das einzige, woran ich denken kann, ist und bleibt Axel. Und das ich zu ihm will, immer noch. Ich merke wie das Auto etwas schneller wird und ich halte mich am Sitz fest, verdammt ist mir schwindlig. Schon ein paar Minuten später hält er an und meint leise zu mir, dass wir am Krankenhaus angekommen sind. Ich springe aus dem Auto, stecke aber meinen Kopf noch mal rein und bedanke mich ehrlich bei meinem Fahrer. Dann renne ich in das riesige Gebäude, es ist schon sehr unwahrscheinlich, dass Axel noch auf der Intensiv Station liegt, deswegen führt mein erster Weg zur Rezeption um dort nach dem Zimmer zu fragen. Ich werde direkt abgewiesen. „Hast du schon mal auf die Uhr gesehen, junger Mann?! Um die Uhrzeit besucht man keine kranken Menschen mehr! Geh nach Hause und komm später wieder, ab 9 Uhr darfst du deinen Freund besuchen gehen!“ Verstört schüttel ich den Kopf, doch als sie mir noch androht, den Sicherheitsdienst zu holen, wenn ich das Krankenhaus nicht verlassen würde, verlasse ich es wirklich. Doch was mach ich jetzt? Ich habe nicht vor, wieder nach Hause zu gehen, ich will immer noch zu Axel! Ich wäre beinahe in Demyx gelaufen, doch der Größere reagiert einfach deutlich schneller als ich und geht einen Schritt zur Seite, hält mich aber im selben Zug noch fest. Sehr wahrscheinlich wäre ich sonst umgefallen, so richtig stabil bin ich nicht mehr auf den Beinen. Dafür geht es mir mental zumindest besser! Ich blicke dem Blonden ins Gesicht, lacht der mich etwa aus? „Willst du wissen, wie du zu ihm kommst?“ Mein Gesichtsausdruck hellt sich auf, er weiß wohl, wie ich zu Axel komm. „Jep, genau das will ich von dir wissen!“ Mir ist nicht klar, dass ‚zu ihm kommen‘ dasselbe wie ‚reinschleichen‘ bedeutet, aber das ist mir in diesem Moment auch egal. Hauptsache ist doch, dass ich ihn jetzt sehen kann. „Aber sei leise!“ Ein paar Minuten später stehe ich auf einem Balkon mit vielen Türen, eine davon führt wohl in das Zimmer, in das ich möchte. Demyx bleibt vor einer stehen und schiebt leise die Glasschiebetüre auf und bedeutet mir, dass ich eintreten soll. „Sehr wahrscheinlich schläft er, doch vielleicht tut es euch beiden gut, wenn du die Nacht bei ihm bist. Sei nur leise, Axel ist immer sehr zickig, wenn man ihn weckt.“ Erfreut strahle ich ihn an, für jetzt ist er mein Retter, denn er hat mich ans Ziel gebracht, dann laufe ich an ihm vorbei. Ich versuche leise zu sein, doch meine Koordination ist nicht mehr die Beste und ich stoße mit dem Knie gegen einen Stuhl, der scheppernd durch den Raum rutscht. Ich höre Axel, wie er schlagartig hochschreckt. „Wer ist da?“ Sein Ton ist zischend, doch nachdem das Zimmer nicht komplett dunkel ist, erkennt mich der Rothaarige schnell. Überrascht zieht er die Luft ein. „Roxas? Was machst du hier?“ Ich gerate ins stottern, da ich mit so einer Frage nicht gerechnet habe. Ja womit habe ich eigentlich gerechnet? Eigentlich bin ich ziemlich planlos hier her gekommen. „Ich weiß nicht.“ Doch meine Beine tragen mich auf den Rothaarigen zu, ich kann nicht anhalten. Bis ich direkt vor dem Bett stehe, vollkommen ratlos, was ich jetzt machen soll. Was ich machen werde, ich habe die komplette Kontrolle über mich selbst verloren. Es scheint, als würde die Zeit still stehen. Axel, aufgerichtet im Bett sitzend und ich vor ihm stehend, wir reden die erste Zeit nicht miteinander, ich weiß auch nicht wie lange. Sein Gesicht ist nur ein kleines Stück von meinem entfernt. Zitternd hebe ich meine Hand und berühre ganz sanft seine Wange. Axel rührt sich nicht, nur seine Augen weiten sich vor Überraschung, als meine Finger weiter runter streichen, bis sie am Kinn angekommen sind und ich die Hand wieder langsam senke. Ich will noch näher hin… Getrieben von inneren Bedürfnissen stelle ich schon mal ein Knie auf dem Bett ab, signalisiere somit, dass ich mit hoch möchte. Axel versteht es auf Anhieb richtig, denn er hält mich an der Hüfte fest und zieht mich aufs Bett. Der ungläubige Ausdruck auf seinem Gesicht verschwindet nicht, der Grünäugige kann es wohl immer noch nicht glauben. Doch es fühlt sich einfach so richtig an und gegen dieses Gefühl kann ich mich nicht wehren. Ich fall ihm in die Arme und kuschel mich an ihn. Und nach ein paar Sekunden legt er auch den Arm um mich. Eine ungeahnte Wärme durchströmt mich. „Roxas…“ Er haucht meinen Namen nur und ein Kribbeln durchströmt mich. „Warum hast du Alkohol getrunken?“ Während er mich das fragt legen wir uns Arm in Arm hin und ich atme tief den Geruch von dem Größeren ein. Die Frage von ihm erinnert mich wieder daran, weswegen ich eigentlich getrunken habe. Ich suche nach den richtigen Worten und Axel streicht mir liebevoll über mein Haar. Dann sprudeln mir die Worte nur so raus, ich kann es nicht mehr halten und ich erzähle ihm alles. Wieder fange ich zum weinen an, weil es einfach so extrem für mich ist. Axel scheint mich zu verstehen, denn er fällt mir nicht ins Wort sondern versucht mich zu beruhigen. Sehr oft bleibt mir einfach die Luft weg, weil es so wahnsinnig weh tut, darüber zu reden. Das Thema wechselt auf meine Schuldgefühle, wegen seinem Unfall. „Ich bin einfach daran schuld, dass du hier bist!“, schluchze ich. „Ich konnte mir einfach nicht anders helfen, als mir selbst weh zu tun, ich musste mich einfach dafür bestrafen! Ich konnte das nicht so hinnehmen, ich kann mir das einfach nicht verzeihen! Es tut mir so wahnsinnig leid!!“ Nun schiebt mich Axel ein klein wenig von ihm weg, damit er mir tief in die Augen sehen kann. „Roxas, nicht…“, flüstert er. „Du bist überhaupt nicht schuld daran, dass ich hier bin und das mit deinem Selbstverletzen… Roxas, Kleiner… auch das verzeihe ich dir!“ Er küsst mich auf die Stirn und ich verliere mich vollkommen in diesem Gefühl. Hier fühle ich mich so wahnsinnig verstanden und geborgen. Ich frage mich ernsthaft, warum ich mich so lange gegen dieses wundervolle Gefühl gewehrt habe. Mir fallen die Augen schwer zu und ein tiefer Schlaf umhüllt mich. Mein Kopf schmerzt höllisch und hier ist es viel zu warm. Was ist eigentlich passiert? Eine seltsame Übelkeit steigt mir bis in die Kehle. Ich spüre den Atem eines anderen in meinem Haar. Wo bin ich? Ganz langsam öffne ich die Augen, das helle Licht blendet mich, welches aus dem riesigen Fenster rein strahlt. Das kann auf keinen Fall mein Zimmer sein! Ich versuche mich zu bewegen, auch das schmerzt und klappt nicht so wirklich, da ein Arm über meinem Körper liegt. Das scheint auch der Grund für diese Höllenhitze zu sein. Oh mein Gott, was ist passiert?! Panisch drehe ich mich trotzdem um und blicke in das Gesicht eines vollkommen entspannten und schlafenden Axel. Ich schrecke leicht zurück. Warum bin ich bei Axel? Mir fehlt die komplette Erinnerung an gestern Abend, das letzte woran ich mich erinnern kann, ist die Weinflasche die ich geöffnet habe. Na ganz klasse! Schwerfällig öffnen sich die Augen des Anderen, verschlafen blickt er mich an. „Guten Morgen, Kleiner…“, murmelt er. Er scheint zu lächeln. „Kopfweh?“ Ich nicke ganz langsam und er bemerkt den verstörten Ausdruck in meinen Augen. „Kannst du dich überhaupt erinnern?“ Ein leichtes Kopfschütteln meinerseits. „Oh Mann, Roxas, du machst Sachen…“ Ich rutsche noch ein wenig von ihm weg und spüre die Bettkante in meinem Rücken, weiter geht’s nicht. „Verdammt, was mach ich hier?“, flüstere ich. „Ich wollte dich vergessen.“ „Du warst auf einmal hier und bist mir so mehr oder weniger in die Arme gelaufen. Du bist auch nachdem du dich ausgeheult hast, direkt eingeschlafen!“ Axel sieht ein wenig so aus, als wäre er verletzt, doch woher kommt das? Habe ich gestern irgendwas zu ihm gesagt? Dieser Gesichtsausdruck erzeugt ein ganz komisches Gefühl in mir, ich will erstmal aus diesem Bett raus! Ich dreh mich um und während dieser Bewegung schaffe ich es, mich außerhalb des Bettes hinzustellen. Ich schwanke immer noch ein wenig, ich habe wirklich viel getrunken gestern! Axel hebt schnell die Hand um mich am Handgelenk festzuhalten, doch ich bin schneller als er und er streift mich nur. „Ich dürfte gar nicht hier sein!“, stammel ich in völliger Verzweiflung. „Jetzt komm doch mal runter, Roxas, du hast mir einfach dein Herz ausgeschüttet. Aber du bist gezielt hier her gekommen… vielleicht reden wir einfach darüber?“ Axel sieht wirklich so aus, als wolle er mich nicht gehen lassen und als wäre das hier einfach das, was er immer wollte. Mich hier in seinem Zimmer. Nur das kann einfach nicht klappen! „Axel, das geht einfach nicht, ich muss nach Hause, meine Eltern…!“ Ja, genau, das war der Grund, warum ich getrunken habe. Die sind nämlich nicht mehr da. Scheiße. Tränen sammeln sich schon wieder in meinen Augen. „Roxas…!“ Mit weit aufgerissenen Augen drehe ich mich um und verlasse mit schnellen Schritten das Zimmer über die Balkontüre. Scheiße! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)