Alte Freunde, Neue Feinde von Himmelslied ================================================================================ Kapitel 1: Aufopferung ---------------------- Die Prüfung der Aufopferung Aufoperfung bezeichnet eine durch persönlichen Verzicht mögliche Hingabe von etwas zugunsten des Allgemeinwohls. Der völligen Hingabe eines höheren Zwecks, ohne Rücksicht auf die eigene Person, auf das eigene Leben. In diesem Sinne soll deine Prüfung stehen, die lautet: Tritt ohne Wiederkehr, als Pfand des Waldes in die Dunkelheit! __________________________________________________________________________________ Immer schneller wurden ihre Schritte. Schneller und schneller eilte sie über die dunklen und bedrohlich wirkenden Ländereien des Schlosses. Sie war fest entschlossen. Zwar war es Ende Dezember, morgen war Silvester, aber sie fror kein bisschen. Ihr war warm. Ihr Atem ging in Stößen. Ihr Zauberstab, der noch immer nutzlos in Lilys Tasche lag, hatte auch nach mehrmaligem Versuchen kein einziges Leuchten zustande gebracht egal wie oft sie es probiert hatte, nicht mal Lumos hatte sie hervorbringen können. So war die Einzigen Lichter die ihre Umgebung erhellten die Fenster des Schlosses und die Sterne die am tintenschwarzen Nachthimmel über ihr glitzerten und funkelten. Weit von ihr entfernt leuchteten einige kleine Steine auf dem Boden. Der zerstörte Schutzstein Gryffindors. Lily fragte sich, ob es ihnen wohl gelingen würde diesen Stein wieder in Ordnung zu bringen. Sie seufzte leise auf und klammerte sich fester an den Henkel ihrer Tasche, den sie sich um die Schultern geschlungen hatte. Natürlich hatten sie im letzten halben Jahr viele Dinge erlebt, viel überstanden und Opfer gebracht, aber trotzdem hatte sie Angst. Angst davor sich dem Wald zu opfern. Angst davor, dass es ihre letzte Handlung sein würde und trotzdem war sie fest entschlossen, nicht umzukehren. Sie dachte an Severus und James und sogleich kochte Sorge in ihr hoch. Hoffentlich sprangen sich die beiden ungleichen Jungen nicht an die Gurgel, wenn sie alle feststellten, dass sie verschwunden war. Natürlich hatte sie keine andere Wahl gehabt als sich dem Wald als Pfand hinzugeben doch jetzt, wo sie vor dem Waldrand zum stehen kam, wurde ihr unwohl. Einen Moment, ein Blinzeln lang, blieb Lily vor dem Wald stehen. Tief sog sie die Luft des Waldes ein. Der nach Moschus roch, und die kalte Luft die in ihren Lungen brannte. Dann trat sie einen Schritt vor. Langsam und vorsichtig, sodass ihre Augen sich an die Dunkelheit des Waldes gewöhnen konnten. Um sie herum hörte sie knistern, die Blätter raschelten und die Bäume wiegten sich im Wind. Immer weiter und weiter lief Lily in den Wald hinein. Es konnten nicht mehr als 15 Minuten gewesen sein, die sie sich langsam in der Dunkelheit vor getastet hatte, da hörte sie hinter sich ein leises Grunzen. Blitzschnell fuhr sie herum, und konnte dabei nur schnell einer auf sie zu sausenden Waffe ausweichen, wurde dann aber von einer Hand gepackt, die in einem dicken Handschuh verpackt war. Ein leises quietschen entfuhr ihr und sie versuchte sich, von dem Starken Griff an ihrem Handgelenk, zu befreien. Mit ihrer anderen Hand packte Lily den Arm der sie hielt und zog ruckartig, doch sie konnte sich nicht befreien. Zu den grunzenden Geräuschen kam nun auch noch Knacken und Rascheln aus dem Unterholz und Lily zuckte zusammen. „Ahhhh frisches Fleisch.“, hörte sie eine raue und zischende Stimme hinter sich und plötzlich wurde auch ihr anderer Arm gepackt. Sie schrie auf. „Es schreit, das kleine Mädchen. Dabei riecht es so gut...frisches Blut...warmes Blut!“, hauchte das Wesen nah an ihrem Ohr und dann wurde sie davon geschleppt. Sie wurde hinterher geschleift, ihre Arme fest im Griff der Wesen, die sie aufgegabelt hatten. Immer wieder wand und sträubte sich die rothaarige, junge Hexe, doch sie konnte sich nicht befreien. Mit einem Sprung überquerte die Horde, die aus mindestens zehn der Wesen bestehen musste, einen kleinen Fluss, und kam auf einer Lichtung an, die Lily bis weit nach hinten erahnen konnte. Am Ende der Lichtung brannte ein kleines Feuer, inmitten eines Weidendoms, oder den Anfängen eines solchen. Unsanft zogen die Kreaturen Lily und warfen sie an dem Feuer nieder. Neben dem Feuer sah, sie einen kleinen, rötlich leuchtenden Stein. Der letzte Stein! Um Lily herum, schlichen die Kreaturen. Sie hatten spitze Ohren, und trugen alle, bis auf die grunzende Gestalt, rote Mützen, die zum Teil bräunlich waren. Verschreckt zuckte sie zusammen, als eine der Gestalten sich zu ihr nieder bückte und versuchte eine ihrer Hände zu erhaschen. Doch Lily reagierte schnell und zog sie weg. Sie wusste was das für Kreaturen waren. Rotkappen. Irgendwann vor 2 Jahren hatten sie die mal in Verteidigung gegen die dunklen Künste behandelt und am Anfang des Schuljahres waren sie einer im Wald begegnet. Rotkappen färbten ihre Mützen in dem Blut ihrer Opfer. Vor ihr baute sich eine große schwarze Gestalt auf. Auch diese Kreatur hatte sie schon mal gesehen. Vor etwas mehr als zwei Monaten. Ein Ghoul. Ein leises Wimmern ging über Lilys, zu einem engen Strich gepressten, Lippen. „Los schwärmt aus!“, befahl die große schwarze Gestalt und hielt dann aber zwei der Geschöpfe auf. Es war als wusste er, dass jemand kommen würde um Lily zu befreien „Ihr bleibt hier und bewacht das Mädchen!“, grunzte der Ghoul erneut und bewegte sich auf eine der Öffnungen des Weidendoms zu. Der Ghoul starrte hinaus in die stockfinstere Nacht und nur zwei der Rotkappen blieben bei Lily zurück. Sie umrundeten Lily, kamen auf sie zu gestürmt und versuchten einen ihrer Arme in die Finger zu bekommen doch Lily gelang es immer wieder vor ihnen zu fliehen. Dann, Lily konnte nicht sagen ob es nur Minuten oder Stunden vergangen waren, hörte sie das entfernte Klirren von Metall auf Metall. Rufe und Geschrei drangen durch die Nachtluft an ihre Ohren. Ein Ton - der halb Seufzer, halb Wimmern war - entfuhr ihr. Die Rotkappen standen dicht bei ihr und Lily konnte sehen, wie sich der Ghoul von ihnen entfernte und im gleichen Augenblick, kamen die Rotkappen immer näher zu ihr, pirschten sich an sie heran. „Ein kleiner Tropfen kann nicht schaden! Der Meister sieht es nicht!“, und schon war eine der Rotkappen an ihr, griff Lily Hand mit eisernem Griff, zückte seinen Dolch mit dem er, wenn auch oberflächlich, ihren Finger aufschlitzte. Ein schmerzvolles Stöhnen ging über ihre Lippen, als die Rotkappen ihre Hüte von ihren Köpfen zogen und sie an ihren jetzt ziemlich blutenden Finger hielten. Langsam konnte Lily sehen, wie die bräunlichen Mützen wieder rot wurden und sie zwang sich in die Ferne zu starren. Zitternd versuchte die junge Hexe sich dem Griff der Kreaturen zu entreißen, doch als es ihr schlussendlich doch gelang, sprang die zweite Rotkappe wieder auf Lily zu und trotz ihrem Versuch sich von dem Wesen zu entfernen, gelang es dem in Schatten getauchten Wesen sich ihr Bein zu greifen und es, gleich dem Finger, zu schneiden. Das Schlachtgetümmel, welches immer näher und näher gerückt war, wurde übertönt von dem gellenden Schrei Lilys, den sie ausstieß, als der Dolch ihr Bein schnitt. Der Schnitt war länger und tiefer als der an ihrem Finger und sofort merkte Lily, wie ihr heiß wurde. In Lilys Kopf pochte es leise gegen ihre Schläfen und ein heftiger Schmerz durchzuckte ihren Körper. Nicht mehr allzu weit entfernt hörte sie einen lauten Schrei. „Lily!“ Das Mädchen schrak zusammen. Diese Stimme war ihr wohl bekannt. Das war James. Mehrere weitere der Rotkappen kamen jetzt zurück um sich für den Moment auszuruhen und tunkten ihre Mützen in das Blut ihres Beines und schlichen um das Feuer herum. In diesem Moment kehrte auch der Ghoul zurück. Mit gezücktem Schwert kam er ihr entgegen gestampft und hielt die Klinge unmittelbar vor ihr Gesicht. Ein weiteres leises Wimmern entfuhr Lily, doch dann brach das Eis. „Hilfe!“, schrie sie so laut, dass ihre Kehle brannte. In ihrem Sichtfeld tauchte ein Dolch einer anderen Rotkappe auf. „Lily!“, brüllte da wieder die Stimme von James. Jetzt konnte die Rothaarige sehen, wie mehrere Gestalten, vielleicht zwei dutzend auf sie und den Weidendom zustürmten. Allen voran eine Gestalt, deren strubbeliges Haar, angeleuchtet von dem Schein des kleinen Feuers, deutlich hervorstach. Die Rotkappen, die zuvor noch ihre Mützen in Lilys Blut getaucht hatten, stürmten los. Auf die Schar der Schüler zu. Und dann hörte Lily einen Schrei. Einen Schmerzensschrei. Ein laut hallender Schrei der gleichen Stimme, die zuvor ihren Namen gerufen hatte. Die Gestalt, die vor allen auf sie zugerannt war, ging zu Boden. Ihre Augen brannten, als Lily sah, wie die Rotkappen sich langsam auf die jetzt am Boden liegende Gestalt stürzten. „Nein! James!“, brüllte sie. „Nein!“, war alles was sie hervorbringen konnte. Es verging eine Weile, in der ihre Mitschüler immer wieder versuchten auf sie in ihrem Gefängnis zuzukommen, doch sie wurden wieder und wieder von den Rotkappen und ihrem Anführer, dem Ghoul, zurückgedrängt. Immer wieder wurden Anweisungen gebrüllt, die Lily nicht verstand, Schüler wurde niedergestreckt, und immer wieder schrie Lily vor Angst um ihre Freunde und Mitschüler auf. Erst, als sie sah, wie sich jemand neben James kniete und ihn zu versorgen schien, beruhigte sie sich ein wenig. Die Schar Schüler zog sich ein wenig zurück und nur eine Gestalt blieb reglos am Boden liegen. Lily konnte nicht erkennen wer es war, doch scheinbar war es der Plan ihrer Mitschüler, die Rotkappen zu einer bereits am Boden liegenden Person zu locken. Langsam und drohend schlichen die Rotkappen auf die, sich am Boden hin und her wälzende, Gestalt zu. Sie waren abgelenkt. Genau in diesem Moment stürmte jemand, Lily erkannte schwarze strubbelige Haare und eine Brille als erstes, auf sie zu, ergriff ihre Hand und half ihr auf. „Los Lily, steh auf! Bist du verletzt?“, der besorgte Blick James' musterte sie eingehend, während Lily sich, langsam aufrichtete, und versuchte nicht zu viel Gewicht auf ihr verletztes Bein zu legen. „Lauf!“ Humpelnd, und sich immer wieder vergewissernd, dass James hinter ihr war drehte Lily sich um. Sie stoppte erst, als sie in vollkommene Dunkelheit gehüllt war. Kurz hinter ihr kam James an, den rot schimmernden Stein fest in seiner Hand. Alle anderen gingen vorsichtig auf die noch immer am Boden liegende Gestalt zu und auch James ging wieder auf das Licht des Feuers zu. „Nein nicht!“, keuchte Lily außer Atem, doch da war es schon zu spät. „Bleib hier!“, flehte sie James erneut an, doch er schien sie nicht zu hören, ganz auf den Körper fixiert, der von Rotkappen umzingelt war. Die anderen Mitschüler jedoch, waren schneller als James und taten nun ihr Bestes an vorderster Front um ihren Mitschüler zu befreien. Panisch blieb Lily hin und her gerissen, was sie jetzt tun sollte, stehen, als sie ein weiteres bekanntes Gesicht neben sich auftauchen sah. Alya. „Lily bist du verletzt? Ich hab' Diptamessenz“, erkundigte sich die zarte Stimme der Ravenclaw. „Ja...“, kam die leise, geächzte Antwort mit rauer Stimme. Sofort beugte sich Alya vor und nahm das Bein in Augenschein, dass die Rotkappen verletzt hatten. Mit einer geübt wirkenden Handbewegung nahm sie ein Fläschchen zur Hand und träufelte die Essenz auf ihr Bein, dessen Wunden sich qualmend und für Diptam typisch schlossen. Lily stöhnte leise auf, war aber erleichtert, als sie merkte wie der Schmerz langsam abschwächte. Schmerzverzerrt aber mit sorgenvoller Miene sah sie Alya an. Sie wirkte abgekämpft, erschöpft, aber sie schien unverletzt. Ein sanftes, wenn auch müdes Lächeln trat auf ihr Gesicht. Bald, es konnte keine Minute verstrichen sein, kehrte James zu ihr zurück. Gerade als es besonders brenzlig bei den Anderen schien, die noch immer damit beschäftigt waren, wie Lily jetzt wusste, Regulus Black zu befreien, wollte sie vorlaufen, den anderen Helfen, sich irgendwie in dieser Sache einbringen, doch James packte sie an der Hand und hielt sie zurück. „Nein Lily. Bleib hier.“, eine ungekannte Strenge lag in seiner Stimme. Fest hielt er ihre Hand, ließ sie nicht los, und drückte sie sacht als wolle er ihr Mut machen. Ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer. Die restliche Gruppe hatte es schließlich geschafft Regulus auf die Beine zu ziehen, da rief jemand: „Rückzug! Los! Zurück zum Schloss!“ Alle gehorchten. Jemand kam auf sie zu gerannt. Remus. Als er Lily erkannte nahm er sie in den Arm, drückte sie fest. „Lily...“, murmelte er mit so viel Erleichterung und Zuneigung in der Stimme, dass es Lily die Kehle zuschnürte. Seine Stimme klang krank vor Sorge. Auch ihre restlichen Mitschüler schlossen zu Remus, James und Lily auf. Jemand reichte ihr ein Schild. Den einzigen Schild den sie hatten und langsam setzte sich die Prozession fort, weg von dem Lager der Rotkappen, zurück zum Schloss. Lily war erleichtert. Das Schild wurde wieder nach vorne gereicht, und Severus, der auch mehr als erleichtert zu sein schien reichte ihr einen Dolch. Lily lief in der Mitte. Ihre kalte Hand fest um den Griff des Dolches geschlungen, neben James und Remus über den kalten Waldboden. Hinter und vor ihnen sicherten ihre Mitschüler sie vor möglichen weiteren Angriffen ab. Lily, die mit dem Abklingen des Schmerzes langsam schneller gehen konnte, sah zu Remus. Schweigend lief er neben ihr her. „Er hat dir heute Nacht das Leben gerettet. Ich finde du solltest mit ihm zum Ball gehen.“, sagte er nach einer Weile als die Lichter des Schlosses schon in Sichtweite waren. Nachdenklich starrte Lily einen Moment lang in den Himmel. Sollte sie? Natürlich hatte James ihr das Leben gerettet. Sie seufzte leise. Vielleicht sollte sie es sich wirklich nochmal überlegen, stellte sie fest. Hinter Remus und ihr ertönte ein leises Stöhnen. James wankte einige Schritte hinter ihnen. Sofort waren Lily und Remus an seiner Seite, hoben seine Arme über ihre Schultern und stützten ihn. „Du solltest in den Krankenflügel.“, murmelte sie mit tiefer Besorgnis in der Stimme. Überall an James sah sie Blut. Blut von ihm oder seinen Feinden? Sie liefen weiterhin schweigend den Weg, den die Anderen wohl zuvor bestritten hatten vorwärts. Heim zum Schloss, als ein Knacken am Rande ihres Weges sie zum Aufhorchen brachte. Und wieder wurden sie Angegriffen. Sie bildeten Reihen. Die verletzten Schüler zogen sich zurück, gestützt von Freunden oder Mitschülern, während James sich von Remus und Lily losmachte um sofort wieder in Erster Reihe zu kämpfen. Fassungslos, und vollkommen unschlüssig, was sie tun sollte, blieb Lily in zweiter Reihe stehen, und sah zu, wie ihre Freunde sich immer weiter in Richtung der Sicherheit des Schlosses drängen ließen. Schließlich, es waren sicher noch zehn oder mehr Minuten im Kampfgetümmel vergangen, stießen die Rotkappen an einer unsichtbaren Barriere ab. „Die Barriere! Sie kommen nicht durch den Schutz des Schlosses! Rennt zum Schloss, los!“ Und mit diesen Worten, rannten sie alle, so schnell sie ihre Beine trugen den Hügel hinauf, zu den großen Eichentüren des Schlosses in die Sicherheit der Schule. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)